Heft 2/2011 - beim LCH
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Archivbild: Tommy Furrer<br />
BILDUNG SCHWEIZ 2 I <strong>2011</strong> .............................................................<br />
Kanton Zürich öffnet den Giftschrank<br />
Zur Bekämpfung des «Lehrermangels» plant die Bildungsdirektion des Kantons<br />
Zürich, nebst Quereinsteiger-Ausbildung und Öffnung der Stufengrenzen im «Ausnahmefall»,<br />
Personen ohne pädagogische Ausbildung unterrichten zu lassen.<br />
Mitte Dezember erhielten die<br />
Schulen des Kantons Zürich ei-<br />
nen Brief von ihrer Bildungsdi-<br />
rektion: «Der Lehrermangel ist<br />
eine grosse Herausforderung,<br />
zu dessen Überwindung sich<br />
alle Kräfte im Schulfeld enga-<br />
gieren müssen», schrieb Mar-<br />
tin Wendelspiess, Chef des<br />
Volksschulamtes. Beigefügt<br />
war eine Auflistung von Mass-<br />
nahmen im Hinblick auf das<br />
Schuljahr <strong>2011</strong>/12.<br />
Dazu gehört neben dem Ein-<br />
satz von Studierenden im letz-<br />
ten PH-Jahr und dem erleich-<br />
terten Wechsel zwischen den<br />
Stufen auch die Empfehlung an<br />
die Schulgemeinden, Querein-<br />
steigende als Lehrpersonen<br />
einzustellen.<br />
Für Letztere hat die PH Zürich<br />
den Bildungsgang «Fast Track»<br />
geschaffen: Voraussichtlich 76<br />
Studierende, die bereits einen<br />
Abschluss in «schulnahen» Stu-<br />
diengängen mitbringen, durch-<br />
laufen von März bis im Sommer<br />
eine Intensivausbildung an der<br />
PH. Dann folgt der Einsatz auf<br />
der Primarstufe in Teilzeit mit<br />
einem weiteren berufsbeglei-<br />
tenden Studienjahr. Auch der<br />
<strong>LCH</strong> lobt dieses Vorgehen – im<br />
Gegensatz zu jenem der Nord-<br />
westschweizer Kantone, wo<br />
Quereinsteigende schon nach<br />
einer Einführungswoche vor<br />
Schulklassen gestellt werden.<br />
Schuleinsatz ohne Ausbildung<br />
Doch dann öffnet Zürich aus<br />
Sicht der Lehrerorganisationen<br />
geradezu den Giftschrank. Im<br />
Schreiben der Bildungsdirek-<br />
tion heisst es: «Das Volksschul-<br />
amt behandelt Anfragen von<br />
Ausnahmeregelungen bei der<br />
Besetzung von offenen Stellen<br />
grosszügig, sofern die Perso-<br />
nen bereit und geeignet sind,<br />
die Quereinsteigerausbildung<br />
zum nächst möglichen Zeit-<br />
punkt aufzunehmen.»<br />
Bedeutet dies, dass Personen<br />
zum Unterrichten zugelassen<br />
werden, die keinerlei pädago-<br />
gische Ausbildung besitzen?<br />
«Theoretisch ist das nicht aus-<br />
zuschliessen», antwortet Amts-<br />
chef Martin Wendelspiess et-<br />
was gewunden auf die Frage<br />
von BILDUNG SCHWEIZ. Doch<br />
die Quereinsteigerausbildung<br />
spreche «erfahrene Berufsleute<br />
an, die sich einen Wechsel ins<br />
Schulfeld vorstellen können».<br />
Meist verfügten diese Personen<br />
auch über Erfahrung mit Kin-<br />
dern und Jugendlichen.<br />
Das Volksschulamt kläre ab, ob<br />
die betreffenden Personen «die<br />
grundlegenden Aufnahmebe-<br />
dingungen für die Quereinstei-<br />
gerausbildung erfüllen», sagt<br />
Wendelspiess, und man gehe<br />
grundsätzlich davon aus, dass<br />
eine solche Lehrperson mit<br />
dem nächsten Studiengang<br />
ihre Ausbildung anpacke.<br />
Aber: «Aus Erfahrung weiss<br />
man, dass es dazu Ausnahmen<br />
geben wird, bei denen aus per-<br />
sönlichen Gründen, zum Bei-<br />
spiel Finanzen, der Start um<br />
ein Jahr verschoben werden<br />
muss. Es ist nicht die Idee, hier<br />
ein Providurium vorzusehen.»<br />
Im Übrigen gelte die Bestim-<br />
mung wirklich nur für Notfälle,<br />
wo Stellen regulär nicht besetzt<br />
werden können. Wendelspiess<br />
rechnet mit 20 bis 50 Ausnah-<br />
mebewilligungen dieser Art –<br />
bei insgesamt rund 11 000 an-<br />
gestellten Lehrpersonen im<br />
Kanton.<br />
Für den Zürcher Lehrerinnen-<br />
und Lehrerverband ZLV jedoch<br />
ist auch das zuviel. Präsidentin<br />
Lilo Lätzsch: «Der ZLV ist dezi-<br />
diert der Meinung, ohne päda-<br />
gogische Ausbildung unter-<br />
richtet man nicht.»<br />
Sprung ins kalte<br />
Wasser:<br />
Quereinsteigende<br />
können auch ohne<br />
pädagogische Ausbildung<br />
als Lehrpersonen<br />
angestellt<br />
werden.<br />
Heinz Weber<br />
Was, wann, wo<br />
6<br />
Frauen vernetzen sich<br />
Nach einem Jahr Pause steht<br />
am 5. März <strong>2011</strong> die 13. Frau-<br />
enVernetzungsWerkstatt an<br />
der Universität St.Gallen be-<br />
vor. Das verjüngte Leitungs-<br />
team senkt die Tagungsgebühr<br />
und lässt den Werkstattcharak-<br />
ter der Anfangsjahre wieder<br />
aufleben. Der Kongress dreht<br />
sich um Frauenbilder: aktu-<br />
elle, überholte und (wieder)<br />
moderne, sowie um Rollennor-<br />
men, geprägt durch Beruf, Po-<br />
litik, Familie, Gesellschaft und<br />
Religion.<br />
Weitere Informationen: www.<br />
frauenvernetzungswerkstatt.ch<br />
oder Telefon 071 242 10 20<br />
Leitlinien für Lernräume<br />
Das Bildungszentrum WWF hat<br />
zusammen mit Experten Leitli-<br />
nien ausgearbeitet für die Ge-<br />
staltung von Lernräumen für<br />
eine Bildung für Nachhaltige<br />
Entwicklung (BNE). Die In-<br />
novationstagung «Nachhaltige<br />
Schulen» bringt pädagogische,<br />
gestalterische und bauliche As-<br />
pekte der BNE zusammen und<br />
entwickelt in verschiedenen<br />
Workshops Ideen und Projekte<br />
für die Zukunft. Die Tagung<br />
«Nachhaltige Schulen – Lern-<br />
räume für die Zukunft» findet<br />
am 25. März <strong>2011</strong> in Bern statt<br />
(Anmeldefrist 14.3.<strong>2011</strong>). In-<br />
formationen und Anmeldung:<br />
www.wwf.ch/bildungszentrum<br />
oder <strong>beim</strong> Bildungszentrum<br />
WWF, Telefon 031312 1261<br />
Gefährdungen erkennen<br />
«Früherkennung und Frühin-<br />
tervention bei gefährdeten<br />
Kindern und Jugendlichen» ist<br />
das Thema einer Tagung vom<br />
16. Juni <strong>2011</strong> im Stadttheater<br />
Olten. Aktuelle fachliche, aber<br />
auch ethisch-gesellschaftliche<br />
Fragestellungen werden ver-<br />
tieft und diskutiert. Die Tagung<br />
ist multidisziplinär ausgerich-<br />
tet und führt Fachpersonen<br />
verschiedener Arbeitsfelder<br />
zusammen. Informationen:<br />
www.fachverbandsucht.ch<br />
oder www.radix.ch