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SA-Ökosystem Alm - Lehrer

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VU Projektunterricht SS 2003 / SS 2005<br />

<strong>Ökosystem</strong> <strong>Alm</strong><br />

© Christoph Eder, Sabine Brandstätter<br />

Fachdidaktische Übung<br />

bei MMag. Peter Atzmanstorfer<br />

2003 / 2004


VU Projektunterricht SS 2003 / SS 2005<br />

Projektunterricht Sameralm – Bedeutung der <strong>Alm</strong>wirtschaft<br />

<strong>Ökosystem</strong> <strong>Alm</strong><br />

Inhalt:<br />

1. Geplanter Ablauf<br />

• Praxis- und problemorientiert mit den Schülerinnen arbeiten<br />

• genauer Ablauf erst nach Besichtigung der Sameralm planbar<br />

• Schäden zeigen, evtl. Bodenprofil, usw.<br />

2. Thematischer Input<br />

• Ökologische Einflüsse in der Geschichte der <strong>Alm</strong>wirtschaft<br />

• Aktueller Stand<br />

• Zukunftsperspektiven – Wie wird sich der „Standort“ <strong>Alm</strong> in Zukunft<br />

• entwickeln?<br />

1. Geplanter Ablauf vor Ort:<br />

Die Schülerinnen sollen die Möglichkeit haben, selbst die verschiedenen<br />

Parameter des <strong>Ökosystem</strong>s <strong>Alm</strong> zu erkennen. Sie sollen die Möglichkeit<br />

bekommen, die verschiedenen Landschaftsstrukturen und Nutzungsformen zu<br />

beobachten und zu analysieren. (Was ist wo und warum?)<br />

Diese Einheit genau festzulegen ist noch schwierig, da wir nicht wissen wie die<br />

aktuelle Situation auf der <strong>Alm</strong> ist und wie viel Zeit wir mit den Schülerinnen<br />

haben.<br />

2. Thematischer Input:<br />

Ökologische Einflüsse in der Geschichte der <strong>Alm</strong>wirtschaft:<br />

Seit Anfang des letzten Jahrhunderts erfolgte eine intensive Nutzung der <strong>Alm</strong>en.<br />

Diese Nutzung nahm jedoch gegen Ende der 60er und in den 70er Jahren ab.<br />

Durch die relativ geringe Ertragsfähigkeit, verbunden mit hohem Arbeitsaufwand,<br />

schien der <strong>Alm</strong>wirtschaft das Ende bevorzustehen – sie passte nicht zum<br />

damaligen Fortschrittsdenken.<br />

Es war jedoch auch schon damals bekannt, dass die <strong>Alm</strong> auch eine enorme<br />

außerlandwirtschaftliche Bedeutung hat. Aus diesem Grund beschloss man die<br />

Unterstützung der erschwerten Arbeits- und Bewirtschaftungsbedingungen durch<br />

die öffentliche Hand, um diesen Rückgang zu stoppen. In manchen Fällen gab<br />

es wieder eine Aufwärtsentwicklung. Der Stellen wert der <strong>Alm</strong>wirtschaft hat in der<br />

Bevölkerung wieder zugenommen. Die <strong>Alm</strong>bewirtschaftung ist jedoch durch den<br />

allgemeinen Rückgang der Viehhaltung gefährdet und kann dadurch in manchen<br />

Bereichen nicht mehr flächendeckend erhalten werden.<br />

Um das <strong>Ökosystem</strong> <strong>Alm</strong> aufrecht zu erhalten, benötigt es ein reiches<br />

Futterangebot, Tierbesatz und eine Weideführung. Würde man die Beweidung<br />

einstellen, hätte das fatale Folgen auf das <strong>Ökosystem</strong>. Es würde zu einer<br />

allmählichen Sukzession in Richtung der natürlichen Vegetation kommen. Es<br />

würden z.B. Gras- und Seggenbestände entstehen, welche im Winter für den<br />

Schnee als Rutschbahn fungieren würden. Auch die Biodiversität, die<br />

Strukturvielfalt dieser Landschaften würde dadruch verloren gehen. Aus diesem<br />

Grund sollte man versuchen die <strong>Alm</strong>en auch weiterhin zu erhalten und dem<br />

ganzen eine „landschaftslpflegende“ Rolle zukommen lassen, damit die<br />

Artenvielfalt und die Ästhetik dieser Landschaft erhalten bleibt.<br />

Aktueller Stand


VU Projektunterricht SS 2003 / SS 2005<br />

Zur Bodenmorphologie:<br />

Kleinstrukturen der Bodenmorphologie haben aufgrund der Abholzung einen<br />

Einfluss auf die Vegetation. Im offenen Weideland kommt es durch Mulden- oder<br />

Hanglagen zu „klimatischen“ Unterschieden für die Flora. Dabei spielen<br />

Temperaturunterschiede, Lichteinfall und auch die Windverhältnisse eine große<br />

Rolle und durch diese Faktoren steigt die Biodiversität. Weiters spielen auch die<br />

unterschiedlichen Nährstoffverhältnisse und die verschiedenen<br />

Nutzungseinflüsse eine Rolle. Es ergibt sich daraus ein Wechsel in der<br />

Landschaft – Weiden, Sträucher, Baumgruppen. So entstehen verschiedene<br />

Biotope (= Lebensräume) und es kommt zu einer Erhöhung der ARtenvielfalt.<br />

Verschiedene Einflussfaktoren auf das <strong>Ökosystem</strong> <strong>Alm</strong>:<br />

Viehtritt:<br />

• Die Beweidung der <strong>Alm</strong>en beeinträchtigt die Böden und den Wasserabfluss der mit Vieh<br />

beweideten Flächen. Durch kontinuierlichen Betritt wird der Boden verdichtet und die<br />

Aufnahmekapazität des Bodens für Niederschläge (Regen, Schnee, Schmelzwasser)<br />

verringert.<br />

• Das Porenvolumen des Bodens wird durch den Auflagedruck der Hufe an diesen Stellen<br />

vermindert und durch die Verdichtung werden die Porenzerstört oder verstopft. Als Folge<br />

davon sinkt die Wasseraufnahmefähigkeit und die Belüftung des Bodens, was zu einer<br />

schnelleren Austrocknung und geringeren Sauerstoffversorgung der Wurzeln führt. Im<br />

weiteren Verlauf geht das Wurzel- und Pflanzenwachstum zurück. Bei anhaltender<br />

Überweidung können Pflanzenarten absterben, die, was ihre Bodenbedeckung betrifft, durch<br />

minderwertigere Arten ersetzt werden.<br />

• Durch den Tritt der Weidetiere kann es auch passieren, dass Pflanzen aus dem Boden<br />

gedrückt oder umgetreten werden. Es kann dadurch zum Absterben der Pflanze kommen.<br />

• Wird die schützende Pflanzendecke des Bodens degradiert, setzen Erosionsvorgänge ein,<br />

dadurch werden auch noch wichtige Pflanzennährstoffe ausgewaschen.<br />

• Um diese Erosionsvorgänge zu vermeiden, muss also die Pflanzendecke intakt erhalten<br />

werden. Sie beeinflusst durch ihre mechanischen Schutzfunktion auch Evapotranspiration und<br />

als Wasserkonsument das Abflussgeschehen.<br />

• Sichtbar wird das ganze in Form von Viehgangeln, Buckelwiesen und Terrassierungen in den<br />

Hängen. Dies kann man meist sehr früh sehr gut erkennen.<br />

• Buckelwiesenbildung: Es kommt zur Entstehung kleiner Erdbuckel, wenn die schweren Tiere<br />

über den feuchten oder wassergesättigten Boden wandern.<br />

• Terrassierungen (Viehgangeln): Sie entstehen durch das ständig quer zum Hang hin- und<br />

herwandernden Vieh. Es ist aufgrund der Verdichtung auf den Trittpfaden fast keine<br />

Vegeation mehr vorhanden. Bei fortgesetzter Benutzung der Trittpfade werden diese bei der<br />

Schneeschmelze im Frühjahr zu Sammelrinnen für das Wasser. In Folge dessen setzt eine<br />

beschleunigte Bodenerosion ein<br />

Beweidung und Verbiss:<br />

In vielen Teilen der Alpen fallen die überdurchschnittlich hohen Jahresniederschläge oft in Form<br />

sommerlicher Platz- und Dauerregen. Die Vegetation wirkt dabei wie eine Schutzschicht für den<br />

Boden. Die oberirdischen Pflanzenteile absorbieren einen Teil der Energie der Regentropfen, des<br />

fließenden Wassers und des Windes, so dass weniger davon auf den Boden trifft. Das Wurzelsystem<br />

trägt zur mechanischen Bodenfestigkeit bei.<br />

Zu früher und zu starker Verbiss führt folglich zum Eingehen und Vertrocknen der<br />

Pflanzen und gefährdet die standortgemäße Wiederbegrünung. Die Ursachen hierfür liegen in zu<br />

frühem <strong>Alm</strong>auftrieb und zu hohen Weideviehzahlen.<br />

Besatz:<br />

Seit Erlass eines Großteils der Weiderechte Mitte des 19. Jahrhunderts ist das<br />

Lebendgewicht der Rinder deutlich gestiegen. Eine adulte Kuh wird zur damaligen Zeit mit 300 kg<br />

angegeben. Heutige ausgewachsene Kühe wiegen 600 bis 700 kg, was zu einem erhöhten<br />

Nahrungsbedarf führt. Viele Landwirte haben dieser Tatsache damit Rechnung getragen, dass sie<br />

Waldflächen zugunsten neuer Weideflächen reduziert haben. Dadurch hat sich die Waldgrenze in


VU Projektunterricht SS 2003 / SS 2005<br />

vielen Bereichen um bis zu 300 Meter nach unten verlagert. Außerdem werden Kälber oft nicht den<br />

zulässigen Auftriebsquoten zugerechnet. Da diese jedoch während ihres Wachstums eine nicht zu<br />

vernachlässigende Pflanzenmenge fressen, erhöht sich die Gefahr zu starker Beweidung. Wenn der<br />

Viehbestand zu groß ist, kommt es zu Engpässen in der Nahrungsversorgung – das Weidevieh weicht<br />

daher auf holzige Pflanzen,<br />

insbesonders Zweige von Büschen und Bäumen aus, was auf längere Sicht zu einem verfrühten Tod<br />

der Bäume führen kann. Aber auch ein Unterbesatz an Weidvieh kann Probleme aufwerfen. Rinder<br />

und Schafe fressen bei einem zu großen Weideangebot systematisch nur die besten Futterpflanzen<br />

ab, sodass sich nur wenige robuste Arten durchsetzen. Eine wenig artenreiche und schüttere<br />

Vegetationsdecke ist die Folge.<br />

Zukunftsperspektiven – Wie sieht die Zukunft der <strong>Alm</strong>en aus?<br />

Aufgelassene <strong>Alm</strong>en:<br />

Unter dem Auflassen von <strong>Alm</strong>en versteht man die Einstellung der Beweidung –<br />

weitgehende Auswirkungen auf den Naturhaushalt sind die Folge. Auf vielen Weideflächen kommt es<br />

nach der Auflassung zu Vernässungen, wenn die seit Generationen offengehaltenen<br />

Entwässerungsgräben nicht mehr gepflegt werden und verfallen. Der steigende Wassergehalt in den<br />

Böden kann den hydrostatischen und hydrodynamischen Druck auf den Hang und damit die Gefahr<br />

von Rutschungen erhöhen. Bei einer nicht mehr genutzten <strong>Alm</strong> entfällt die Kontrolle des <strong>Alm</strong>personals<br />

auf Schwachstellen in der Vegetationsdecke. Als Folge können sich durch die vorherige Nutzung<br />

entstandene Erosionsherde ausbreiten, da eine notwendige<br />

Sanierung des Bodens nicht stattfindet. Nach Einstellung der Nutzung wachsen die vorhandenen<br />

Gräser lang auf, sterben im Herbst ab und legen sich hangabwärts flach auf den Boden. Sie bieten<br />

damit ideale Gleitbahnen für den Winterschnee. An steilen Hängen verklebt der Schnee mit dem<br />

langgewachsenen Altgras, Stauden und<br />

aufkommenden Gehölzen und kann als Gleitschnee die Vegetationsdecke aufreißen. Diese offenen<br />

Bodenstellen verfügen nicht mehr über die der Erosion entgegenwirkende geschlossene<br />

Pflanzendecke. Die aufgezeigten ökologischen Probleme Erosion und Bodenbelastung sind das<br />

Resultat eines Zusammenspiels von <strong>Alm</strong>wirtschaft und Wintertourismus. Festzustellen ist, dass<br />

Wintersport und <strong>Alm</strong>wirtschaft in jedem Fall eine zusätzliche Belastung des <strong>Ökosystem</strong>s darstellen.<br />

Die aufgezeigten Lösungsvorschläge sind in keinster Weise Lösungen im eigentlichen Sinn, sondern<br />

stellen nur Maßnahmen dar, die die entstehenden Beeinträchtigungen auf Natur und Umwelt mildern,<br />

jedoch niemals ausschalten können. Diese Beeinträchtigungen können bis zur irreversiblen<br />

Schädigung<br />

führen, falls die momentane Nutzung weitergeführt bzw. verstärkt wird. Allerdings soll auch angemerkt<br />

werden, dass die Bergregionen mittlerweile eine traditionelle, vom Menschen geschaffene<br />

Kulturlandschaft darstellen, die u. A. auch für den Tourismus relevant sind. Dieses künstlich<br />

geschaffene <strong>Ökosystem</strong> wird mittels genau angepasster Bewirtschaftungsformen aufrechterhalten. Mit<br />

eventuellen Veränderungen würde diese traditionelle Kulturlandschaft weitgehend<br />

zusammenbrechen. Egal, ob die Nutzung fortgesetzt oder aufgegeben wird – es wird zu Problemen<br />

kommen, die bewältigt werden müssen. Eine Agrarpolitik mit Einbezug von ökonomischen, kulturellen<br />

und umweltschutztechnischen Aspekten ist deshalb<br />

notwendig.

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