Telearbeit - lehrer
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VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />
<strong>Telearbeit</strong><br />
© Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael<br />
Fachgeographische Übung<br />
bei MMag. Peter Atzmanstorfer<br />
2004<br />
Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael
VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />
1.Definitionen von <strong>Telearbeit</strong><br />
2. Zeitliche Dimension<br />
3. Räumliche Dimension<br />
Fachinformation<br />
Inhaltsverzeichnis:<br />
4. <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />
4.1 Stand der <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />
4.2. ÖTA – Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereiningung<br />
5. Vor- und Nachteile von <strong>Telearbeit</strong><br />
5.1 Für den Unternehmer<br />
5.2. Für den Arbeitnehmer<br />
6. Beurteilung von <strong>Telearbeit</strong> (Spectra-Umfrage)<br />
7. Die verkehrliche Wirkung von <strong>Telearbeit</strong><br />
7.1. Substitutionsthese<br />
7.2. Induktionsthese<br />
7.3. Kontraktionsthese<br />
8. Standortfaktoren und neue Medien<br />
8.1. Einleitung<br />
9. Widersprüchlichkeit der globalen Wirtschaft hinsichtlich der<br />
Geographie der Wirtschaftsstandorte<br />
10. Standortfaktoren - früher und heute<br />
11. Face-to-face Kontakte<br />
12. <strong>Telearbeit</strong> in Salzburg<br />
1. Definitionen von <strong>Telearbeit</strong><br />
<strong>Telearbeit</strong><br />
Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael<br />
<strong>Telearbeit</strong><br />
Eine eindeutige Definition des Begriffs <strong>Telearbeit</strong> hat sich bis heute in der Literatur (noch) nicht<br />
durchgesetzt. Es besteht jedoch eine Definitionsvielfalt. Aus des Definitionen können im wesentlichen<br />
drei Merkmale herausgehoben werden, die <strong>Telearbeit</strong> definieren:<br />
• <strong>Telearbeit</strong> erfolgt in räumlicher Trennung von der betrieblichen Arbeitsstätte.<br />
• Ein Telarbeitsplatz ist mit der betrieblichen Arbeitsstätte mittels I&K-Technologien verbunden,<br />
um die Kommunikation im Arbeitsalltag zu gewährleisten sowie Aufträge und<br />
Arbeitsergebnisse zu transportieren.
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• An mindestens einem Tag je Arbeitswoche wird die berufliche Tätigkeit in räumlicher<br />
Trennung von der betrieblichen Arbeitsstätte ausgeführt.<br />
Die Tätigkeitsfelder eines <strong>Telearbeit</strong>ers betreffen vor allem Sekretariatsaufgaben,<br />
Übersetzungsdienste, Datenerfassung und Datenverarbeitung bzw. Programmierungstätigkeiten<br />
sowie Sachbearbeitung.<br />
Die Europäische Kommission hat in ihrem Status Report on European Telework folgende Definition<br />
verwendet:<br />
"The use of computers and telecommunications to change the accepted geography of work"<br />
Formen der <strong>Telearbeit</strong><br />
Man kann <strong>Telearbeit</strong> sowohl in der zeitlichen als auch in der räumlichen Dimension unterscheiden.<br />
2. Zeitliche Dimension:<br />
• Permanente <strong>Telearbeit</strong>: Der <strong>Telearbeit</strong>er verbringt nahezu seine gesamte Arbeitszeit<br />
außerhalb der betrieblichen Arbeitsstätte. Nur zu Konferenzen und/oder Teambesprechungen<br />
begibt sich der <strong>Telearbeit</strong>er zu Betriebsstätte. In HUHN, SCHRÖDER (1998) wird der Begriff<br />
"permanent" durch " isoliert" ersetzt.<br />
• Alternierende <strong>Telearbeit</strong>: Sie stellt eine Mischform aus der Tätigkeit am <strong>Telearbeit</strong>splatz und<br />
der an einem betrieblichen Arbeitsplatz dar. Der <strong>Telearbeit</strong>er wechselt also tageweise<br />
zwischen den beiden Arbeitsorten.<br />
Eine Studie (2000) auf europäischer Ebene ergab, dass sich nur 7 % der häuslichen Telarbeiter als<br />
permanente <strong>Telearbeit</strong>er bezeichnen lassen. (EMPIRICA, 2000).<br />
Die Gründe für den sehr geringen Anteil an permanenter <strong>Telearbeit</strong> liegen in den erwarteten<br />
Nachteilen: soziale Isolation<br />
Auflösung der Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen<br />
Entfremdung aus der betrieblichen Organisation<br />
3. Räumliche Dimension:<br />
Hier werden vier Formen unterschieden.<br />
• Häusliche <strong>Telearbeit</strong>: Darunter versteht man <strong>Telearbeit</strong> vom heimischen Arbeitsplatz aus. Die<br />
Privatwohnung wird sozusagen zum Arbeitsplatz. Permanent ausgeführte <strong>Telearbeit</strong> vom<br />
heimischen Arbeitsplatz aus wird häufig als "Teleheimarbeit" bezeichnet.<br />
• <strong>Telearbeit</strong> in Telezentren/Telehäusern: Solche Zentren bieten mit modernsten<br />
Telekommunikationseinrichtungen ausgestattete Büroeinheiten, die von den <strong>Telearbeit</strong>ern<br />
über einen bestimmten Zeitraum in Anspruch genommen werden können.<br />
• <strong>Telearbeit</strong> in Sattelitenbüros: Satellitenbüros sind Außen- oder Zweigstellen eines<br />
Unternehmens, in die Organisationseinheiten ausgelagert wurden, und in denen die Arbeiten<br />
mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnologien abgewickelt werden. Die<br />
Mitarbeiter sind über Computernetzwerke mit dem Hauptunternehmen verbunden.<br />
• <strong>Telearbeit</strong> in Nachbarschaftsbüros: In Nachbarschaftsbüros werden von mehreren<br />
Trägerorganisationen dezentrale Arbeitsplätze in gemeinsamen Räumlichkeiten eingerichtet.<br />
Nachbarschaftszentren enthalten zusätzlich soziale und kulturelle Einrichtungen v.a. zur<br />
Förderung sozialer Kontakte.<br />
• Mobile Telarbeit (Mobile Telework): Darunter versteht man ortsunabhängiges Arbeiten an<br />
einem mobilen Arbeitsplatz. Oft werden portable I&K Techniken dafür eingesetzt. Beispiele für<br />
typische Tätigungsfelder der mobilen <strong>Telearbeit</strong> sind Kundenservice, Beratung und Vertreib.<br />
• On-site Telework: Darunter fällt das <strong>Telearbeit</strong>en am Standort eines Kunden, Lieferanten oder<br />
ganz einfach am Standort des Wertschöpfungspartners. Beispiele hierfür sind<br />
Beratertätigkeiten oder Software- und Systemspezialisten.<br />
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4.<strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />
4.1 Stand der <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />
Einer Erhebung des Österreichischen Statistischen Zentralamtes (Microzensus 1997) zufolge<br />
arbeiteten 1997, je nach Definition, zwischen 21.800 und 51.600, das sind zwischen 0,6% und 1,4%<br />
der erwerbstätigen Österreicher, zumindest gelegentlich als <strong>Telearbeit</strong>er. Der Anteil der<br />
Teleheimarbeiter in Österreich ist jedoch in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. Das zeigt eine im<br />
November des Vorjahres durchgeführte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes<br />
"Spectra". Das Arbeitsmarktservice bemerkte auch, dass <strong>Telearbeit</strong> weiter zunehmen wird. In den<br />
nächsten Jahren wird eine weitere Steigerung auf insgesamt 15 Prozent erwartet. Derzeit sind es<br />
noch wenige Unternehmen, die Pilotprojekte, meist mit ihren eigenen, langjährigen Mitarbeitern,<br />
betreiben. Die modernen Informations - und Kommunikationstechnologien (IKT) in dieser Form sind<br />
noch wenig genutzt. Solche Unternehmen die <strong>Telearbeit</strong> betreiben sind:<br />
Alcatel Telework Center, Hewlett Packard Ges.m.b.H., IBM Österreich, Kapsch AG, Siemens<br />
Österreich, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Wüstenrot Versicherung, Microsoft Austria. Diese<br />
Unternehmen sind alle, mit Ausnahme von Wüstenrot (Standort in Salzburg, Alpenstraße), in Wien<br />
angesiedelt.<br />
Eine Reihe von Telezentren und Telehäusern in ganz Österreich bieten die für <strong>Telearbeit</strong> notwendige<br />
Infrastruktur an, sie sind diesbezüglich aber wenig ausgelastet. Die meisten Telehäuser bieten daher<br />
auch EDV-Dienstleistungen, Schulungen und dgl. an. Beispiele für Telezentren und Telehäuser in<br />
Österreich sind:<br />
Bruck an der Leitha, DCI-Telehaus St. Georgen, <strong>Telearbeit</strong>- und Seminarzentrum Hagenberg,<br />
<strong>Telearbeit</strong>szentrum Landeck, Telezentrum Ötztal, Telezentrum NOW Hermagor, etc.<br />
Die schleppende Verbreitung von <strong>Telearbeit</strong> in Österreich ist sicherlich zu einem Teil in der<br />
österreichischen Unternehmenskultur zu suchen, in der herkömmlicher, auf Anwesenheit und<br />
Zeitkontrolle fokussierter Führungsstil praktiziert wird. <strong>Telearbeit</strong> hingegen fordert ergebnis- und<br />
zielorientierten Führungsstil.<br />
4.2. ÖTA – Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereiningung<br />
Am 16. Juni 1998 wurde in Österreich die "Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereinigung" gegründet. Mit der<br />
ÖTA soll ein Forum entstehen, in dem die spezifischen Interessen von <strong>Telearbeit</strong>erinnen und<br />
<strong>Telearbeit</strong>ern artikuliert, diese Interessen nach außen vertreten und die Nutzung der modernen<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien im Rahmen von <strong>Telearbeit</strong>, Telelernen, Telehandel<br />
und Telekooperation gefördert werden. Mitglieder der ÖTA können Einzelpersonen, Unternehmen und<br />
Institutionen sein.<br />
5. Vor- und Nachteile von <strong>Telearbeit</strong><br />
5.1 Für den Unternehmer<br />
Durch das Einsparen der Unternehmensräumlichkeiten, da keine oder weniger Büros benötigt<br />
werden, spart sich das Unternehmen Kosten. Auch durch Telehandel, dem regional übergreifenden<br />
Handel mit Hilfe elektronischer Netzwerke, kann das Unternehmen Kosten sparen. <strong>Telearbeit</strong><br />
ermöglicht den Unternehmen eine verbesserte Kundenbetreuung; mit dem Laptop kann direkt vor Ort<br />
beim Kunden gearbeitet werden. Eine bessere Erhaltung der Mitarbeiter lässt sich dadurch erklären,<br />
dass bei einem Wohnungswechsel nicht auf Grund von zu großer Entfernung zum Unternehmen der<br />
Arbeitsplatz aufgegeben werden muss. Diese Vorteile und vor allem die hohe Flexibilität bei<br />
<strong>Telearbeit</strong> führen zu einer Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Für das Unternehmen entstehen durch das Einführen von <strong>Telearbeit</strong> auch neue Risken und<br />
Probleme. Durch die organisatorischen Umstellungen in der Verwaltung können Widerstände oder<br />
Komplikationen auftreten. Die Leistung der Mitarbeiter ist nicht immer überprüfbar und die Motivation<br />
der Mitarbeiter bzw. das Gemeinschaftsgefühl kann durch die Isolierung gemindert werden. Wichtig ist<br />
besonders für Unternehmen mit <strong>Telearbeit</strong> auch die Datensicherung.<br />
5.2. Für den Arbeitnehmer<br />
Auch der Arbeitnehmer spart sich Kosten und Zeit, durch das Wegfallen des Arbeitsweges. Durch die<br />
somit erhöhte Freizeit wird eine bessere Arbeitszufriedenheit erreicht. Für <strong>Telearbeit</strong>er lässt sich Beruf<br />
und Familie besser vereinbaren und auch Menschen mit Behinderung haben bessere Chancen für<br />
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einen angemessenen Arbeitsplatz. <strong>Telearbeit</strong> kann auch viele Probleme mit sich bringen. Der<br />
Arbeitsplatz zu Hause kann auch als negativ erlebt werden, wenn nicht genügend Platz für ein<br />
eigenes Büro in der Wohnung vorhanden ist. Die soziale Isolation ist das größte Problem, mit dem<br />
<strong>Telearbeit</strong>er zu kämpfen haben. Oft haben <strong>Telearbeit</strong>er auch geringe Karrierechancen und sind von<br />
den Gewerkschaften nur sehr schwach vertreten.<br />
6. Beurteilung von <strong>Telearbeit</strong> (Spectra-Umfrage)<br />
Die Spectra-Umfrage vom November 03 beweist das gute Image von <strong>Telearbeit</strong>. 62 Prozent der<br />
Befragten beurteilten <strong>Telearbeit</strong> als "gute Sache", 26 Prozent waren gegenteiliger Meinung und 12<br />
Prozent unentschieden. Als Gründe für das positive Image werden die Vorteile der "Teleheimarbeit"<br />
genannt, die überall dort besonders zum Tragen kommen, wo Beschäftigte in ihrer Mobilität<br />
eingeschränkt sind. Es wurde als sehr positiv gesehen, dass durch <strong>Telearbeit</strong> beispielsweise<br />
behinderte Menschen oder Bewohner ländlicher Regionen leichter in das Erwerbsleben integriert<br />
werden. Auch die Erleichterung für Wiedereinsteigerinnen und Kindergeldbezieherinnen, wieder<br />
Erwerbsarbeit nachzugehen wurde als sehr positiv gesehen.<br />
7. Die verkehrliche Wirkung von <strong>Telearbeit</strong><br />
Der außerhäusliche Aktionsraum eines Menschen wird unter anderem anhand der Verkehrswege<br />
beschrieben, die er täglich zurücklegt. Die Auswirkungen von häuslicher <strong>Telearbeit</strong> auf den Verkehr<br />
beruhen auf drei Thesen:<br />
7.1. Substitutionsthese<br />
Diese These geht davon aus, dass physische Wege durch den Einsatz von I&K-Technologien (zB.<br />
Internet, E-Mail) ersetzt bzw. wegfallen werden. Es wird der Berufsweg ersetzt und somit die<br />
Verkehrsleistung auf beruflichen Wegen reduziert.<br />
Studien aus den USA und den Niederlanden zeigen eine Gesamtreduzierung der Wegeanzahl pro<br />
Tag von 3,99 auf 1,94 an <strong>Telearbeit</strong>stagen, was in etwas einer Halbierung der Wegeanzahl entspricht.<br />
Die Substitutionsthese lässt sich also bestätigen.<br />
7.2. Induktionsthese<br />
Die Induktionsthese geht davon aus, dass Telekommunikation die Erhöhung des Aktivitätsniveaus<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft fördert und damit auch zu einer Zunahme des physischen Verkehrs<br />
führt. In bisherigen Forschungen konnte die Induktionsthese bisher noch nicht bestätigt werden. Wie<br />
schon oben erwähnt, ergaben Studien aus den Niederlanden und den USA eine Verringerung der<br />
Wegedistanz.<br />
7.3. Kontraktionsthese<br />
Die Kontraktionsthese besagt, dass <strong>Telearbeit</strong>er ihr aktionsräumliches Verhalten viel stärker auf ihren<br />
Wohnort konzentrieren und beispielsweise für Einkäufe, soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten,<br />
räumlich nähere Ziele wählen.<br />
Studien aus den USA haben diese These bestätigt. Die befragten <strong>Telearbeit</strong>er suchen für Einkauf<br />
oder sonstige Ver- und Besorgungen Ziele in der näheren Umgebung auf. Dies ist auch an jenen<br />
Tagen der Fall, wenn auf Grund der alternierenden <strong>Telearbeit</strong>sform der Weg zur Arbeitsstätte anfällt.<br />
Häusliche <strong>Telearbeit</strong> hat also sehrwohl Auswirkungen auf den Verkehr und somit auch auf den<br />
Aktionsraum eines Menschen.<br />
8. Standortfaktoren und neue Medien<br />
8.1. Einleitung<br />
Die schnelle Weiterentwicklung in der Telekommunikation und die vielen bisher unerwarteten<br />
Möglichkeiten, die uns dadurch zur Verfügung stehen, verleiten uns manchmal, diese neuen Medien<br />
etwas zu überschätzen. Die neue Hoffnung auf die Ansiedlung von Unternehmen in etwas peripherer<br />
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gelegenen Regionen besteht in der Veränderung der Raum und Zeit Relation. From Marketplace to<br />
Cyberspace - solche Aussagen lassen vermuten, dass sich das Raum- Zeit- Gefüge des<br />
Wirtschaftsgeschehens immer mehr auflöst und reale Standorte scheinbar bedeutungslos werden.<br />
Die Ökonomie der Standorte wird scheinbar von der Ökonomie der Kommunikation und<br />
Aufmerksamkeit abgelöst.<br />
Der Bedeutungswandel von Entfernungen läßt in machen Köpfen so gar das Bild einer<br />
"Antigeographie" entstehen.<br />
Spielt die geographische Lage bei der Standortsuche überhaupt noch eine Rolle, gibt es neue<br />
Standortfaktoren und ist die Hoffnung der periphereren Regionen auf neue<br />
Unternehmensansiedlungen berechtigt? Auf diese Fragen wird im folgenden Text eingegangen.<br />
9. Widersprüchlichkeit der globalen Wirtschaft hinsichtlich der Geographie der<br />
Wirtschaftsstandorte<br />
Tatsache ist, dass die Unternehmen durch den Einsatz neuer Medien nicht mehr an geographische<br />
gebundene Standortfaktoren "gefesselt" sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Standortfaktoren<br />
bedeutungslos werden. Es ist sogar die gegenteilige Auffassung relativ schlüssig. Kotkin behauptet<br />
sogar, dass die größere Freiheit bei der Wahl von Standorten für Unternehmen die Wichtigkeit der<br />
Qualität der Standortfaktoren unterstreicht (Vgl.: Kotkin (2000))<br />
Auch Porter schreibt über die Verfügbarkeit von schnellen Transport- und Kommunikationssystemen<br />
und der doch relativ großen Wichtigkeit der Standorte für die Wettbewerbsfähigkeit (Vgl. Porter<br />
(1998). Durch die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren ist allerdings zu erkennen, dass<br />
traditionelle Standortfaktoren immer mehr in den Hintergrund geraten, weil sie sich leicht in dem<br />
globalen Mark beschaffen lassen (Wie zum Beispiel Ressourcen und Kapital). Heutzutage sind es<br />
andere Faktoren, die allerdings doch an einen Ort gebunden sind und Wettbewerbsvorteile<br />
versprechen.<br />
Dazu zählen unter anderem:<br />
• Konzentration von hoch qualifizierten und spezialisierten Fachkräften;<br />
• Verfügbarkeit von Informationen und Wissen;<br />
• Unterstützende Institutionen;<br />
• Wettbewerbssituation;<br />
• Verwandte Unternehmen und unterstützende Branchen;<br />
• Anspruchsvolle Nachfragebedingungen und Konsumenten;<br />
Die räumliche und institutionelle Nähe ist eine Voraussetzung für bessere Informationstransfer und<br />
spezielle Geschäftsbeziehungen, effiziente Anreize und andere Vorteile für die Produktion und<br />
Innovationskraft von Unternehmen.<br />
10. Standortfaktoren - früher und heute<br />
Alte Standortfaktoren wie natürliche Rohstoffe und Infrastruktur haben mittlerweile an ökonomischer<br />
Bedeutung verloren (oder sie werden als selbstverständliche vorausgesetzt). Sie entstammt einer<br />
Zeit, in der die Ökonomie überwiegend von industrieller Produktion geprägt war und Transportkosten<br />
im Mittelpunkt der Analyse standen. Kennzeichen der traditionellen Standortlehre ist auch ihre<br />
Rationalität. Besonders in Branchen wie der Telekommunikation, Computerindustrie, Medien- und<br />
Unterhaltungsindustrie spielen diese sogenannten alten Standortfaktoren keine große Rolle.<br />
Entscheidend für diese neuen Unternehmen sind die Ressource Information sowie die Fähigkeit, das<br />
erforderliche Humankapital zu verknüpfen. Kulturelle und sozial konstruierte Standortfaktoren treten in<br />
den Vordergrund.<br />
Dies bestätigt auch die Theorie der innovativen Milieus, die von einer französischen Forschergruppe<br />
entwickelt wurde. Die dazu gemachten Untersuchungen versuchen die Entstehung und<br />
Wirkungsweise dynamischer Regionen zu erklären und herauszufinden, unter welchen regionalen<br />
Bedingungen Innovationen begünstigt werden. Diese Theorie stellt vor allem die Rolle politischer<br />
Akteure, eine die Wirtschaft fördernde Atmosphäre, die sozioökonomische Entwicklung einer Region<br />
und die Bedeutung des Humankapitals in den Vordergrund. Als wesentliche Akteure eines innovativen<br />
Milieus werden die beteiligten Unternehmen, öffentliche Institutionen, Bildungseinrichtungen,<br />
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Industrie- und Handelskammer, Wirtschaftsförderungsgesellschaften und risikokapitalgebende<br />
Finanzierungsgeber gesehen.<br />
Folgende weitere Faktoren begünstigen die Entwicklung innovativer Unternehmer:<br />
• Komplementäres Wissen und breites Kompetenzspektrum;<br />
• Direkter Kontakt und persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren;<br />
• Wettbewerbssituation gekennzeichnet durch ökonomische Instabilität, rasche<br />
Nachfrageänderungen und schnelle technologische Neuerungen:<br />
• Vertrauen zwischen den Akteuren;<br />
• Existenz von wichtigen Schlüsselinstitutionen und Schlüsselpersonen;<br />
Ein attraktiver Standort entsteht erst durch das Zusammenwirken einzelner Dimensionen.<br />
Dabei spielen Standortfaktoren außerhalb des Arbeitslebens eine immer größere Bedeutung. Dazu<br />
zählen kulturelle Angebote, Schulen, Theater und Konzerte sowie naturnahe Einrichtungen für<br />
freizeitorientiertes Handeln.<br />
Die Bedeutung natürlicher Standortfaktoren verlagert sich also vom Arbeitsbereich in den<br />
Freizeitbereich. Vor allem der Faktor "Lebensqualität" ist bedeutend um qualifizierte Fachkräfte<br />
anzulocken.<br />
11. Face-to-face Kontakte<br />
Die räumlich Nähe der agierenden Akteuren spielt, aufgrund der sogenannten Face-to-face Kontakte<br />
trotz der neuen Technologien eine nicht unbedeutende Rolle. Diese Tatsache soll nun noch einmal<br />
verdeutlicht werden.<br />
Grund für die notwendigen persönlichen Kontakte sind unter anderem die verschiedenen zeitlichen<br />
Arbeitsrhythmen der Unternehmen. Während die ausgelagerten Industrien und Dienstleistungen<br />
standardisiert und reguliert arbeiten, benötigen höherwertige Kontroll- und Steuerungssysteme um<br />
sofort auf Markt und Projektänderungen reagieren zu können, engen und schnellen Kontakt zu<br />
Partnern und "Zulieferern", schnelle taktische Kooperation. Somit ist nicht nur "Zeit Geld" sondern<br />
auch Raum bzw. Distanz Geld. Bei Besprechungen, in denen bedeutende Entscheidung getroffen<br />
werden sollen, wird auf die physische Präsenz der Teilnehmer nur ungern verzichtet. Der persönliche<br />
Kontakt kann nicht durch modere Kommunikationsmittel zu ersetzten und wird auch von den<br />
Managern und Entscheidungsträgern meist ausdrücklich gewünscht. Dies erklärt auch, warum sich<br />
sogenannte Telekonferenzen nicht richtig durchgesetzt haben.<br />
12. <strong>Telearbeit</strong> in Salzburg:<br />
Wo gibt es Techno- Z in Salzburg?<br />
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An folgenden Standorten gibt es Techno- Z in Salzburg:<br />
Salzburg (Stadt/ Itzling)<br />
Pfarrwerfen<br />
Bischofshofen<br />
Mariapfarr<br />
Uttendorf<br />
Zell am See<br />
Saalfelden<br />
Hinsichtlich der räumlichen Dimension haben wir vier verschiedene Formen angeführt. Bei den<br />
Techno- Zentren handelt es sich um sogenannte Telezentren/ Telehäuser, die über modernste<br />
Telekommunikationseinrichtungen verfügen. Diese Einrichtungen können gegen einen monatlichen<br />
Mietpreis von den <strong>Telearbeit</strong>ern genutzt werden.<br />
Welche Telekommunikationseinrichtungen bieten die Techno- Z ?<br />
Büroausstattungen<br />
Strukturelle Verkabelung für Telefon- und Internetzugang<br />
Anschaltung ADSL, ISDN und KTV/ I-NET verfügbar<br />
PVC-Boden<br />
Teilweise Außen- bzw. Innenjalousien<br />
Seminarraumausstattungen:<br />
• Videokonferenzsystem<br />
• Videobeamer<br />
• Overhead<br />
• Fernsehgerät und Videorekorder<br />
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Wer nutzt die Einrichtungen?<br />
Das Techno-Z bietet technologieorientierten Jungunternehmern & Unternehmensgründern eine ideale<br />
Umgebung, in der sie ihre kreativen Ideen erfolgreich realisieren können: mit professioneller<br />
Beratung, Förderungen, Kooperationen, Know-how-Transfer, Workshops, Netzwerktechnologien und<br />
Schulungen.<br />
Einige Firmen:<br />
• Mobilkom Austria AG & Co KG Vertriebsleitung<br />
• Hardware Service Haider<br />
• Salzburg AG für Energie Verkehr und Telekommunikation<br />
• Tele.ring Telekom Service GmbH<br />
• ÖBB Telekom Service GmbH profinet services<br />
Wie werden die Zentren finanziert?<br />
Mietpreise für die Techno- Z- Einrichtungen in Salzburg:<br />
Saalfelden Mariapfarr Salzburg<br />
Büroräume 5,60- 5,70 € pro m² 5,1 € pro m² 9,1-10,0 € pro m²<br />
Parkplätze 0- 3,7 € pro Platz je Platz 28,5 - 64,5 € pro Platz<br />
Betriebskosten 0,5- 1,5 € pro m² 1,5 € pro m² 2,6- 2,3 € pro m²<br />
Heizkosten 0,8 € pro m² 0,8 € pro m² 0,0 € pro m²<br />
alle Preise sind exkl. MWSt.<br />
Wenn Unternehmer in einem Techno- Z operieren wollen, müssen sie Mieten an das Techno- Z<br />
entrichten. Die Tabelle oben beweist, dass Standorte noch immer eine wichtige Rolle spielen. So sind<br />
in Salzburg (Stadt) die Mietpreise erheblich höher als beispielsweise in Mariapfarr oder Saalfelden.<br />
Schwerpunkte der Techno- Z Sbg. /Mariapfarr/ Saalfelden<br />
In Salzburg:<br />
Multi Media<br />
Aus- und Weiterbildung (Fachhochschule, Universität)<br />
Forschung und Entwicklung (Universität, Salzburg Research)<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
Computertechnik<br />
In Saalfelden<br />
Präzisionswerkzeugbau<br />
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Werbung & Grafik<br />
Fernuniversität<br />
Studien- und Managementcenter<br />
In Mariapfarr:<br />
Holzwirtschaft: Lungauer Holztechnikum<br />
Informationswirtschaft: Elektronikproduktion, Datentechnik- und Elektronik-<br />
Kompetenzzentrum<br />
Dienstleister aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
Akzeptanz im ländlichen Raum:<br />
Projekt im Lungau:<br />
Titel: Hiatz gemma´s a!<br />
Teinehmerzahl: 28 Bäuerinnen<br />
Thema: MS Windows / Office Paket und dessen Nutzung in der Landwirtschaft<br />
Kommentare der Bäuerinnen:<br />
Meine Meinung ist, dass es auf jeden Fall ein Gewinn ist, sich weiterzubilden. Das Leben wird<br />
interessanter, man bleibt geistig fit, und wenn man das Erlernte richtig anwendet, trägt das Wissen<br />
ganz entscheidend zur Erhaltung des Arbeitsplatzes "Bauernhof" bei.<br />
Die Anforderungen an Bauern und Bäuerinnen werden immer mehr und vielfältiger, sei es durch<br />
Selbstvermarktung, Vermietung oder Nebenerwerb. Das erfordert lebenslanges Lernen, um immer am<br />
Ball zu bleiben und beste Qualität anbieten zu können. Außerdem bringt so ein Weiterbildungskurs<br />
immer wieder nette Kontakte und willkommenen Erfahrungsaustausch und nicht zuletzt wieder mehr<br />
Freude bei der täglichen Arbeit, wenn man auch über den eigenen Gartenzaun schaut.<br />
Ein sehr wichtiger Nebeneffekt der Ausbildung ist die Persönlichkeitsstärkung, die ich wahrgenommen<br />
habe. Manche Frauen sind viel selbstbewusster geworden - sagen es auch.<br />
Diese Kommentare erlauben den Schluss, dass die ländliche Bevölkerung den modernen<br />
Technologien positiv gesinnt sind, sofern sie richtig an die Frau gebracht werden. Die Erkenntnis,<br />
dass man sich IKT zu seinem eigenen Nutzen machen kann, ruft positives Interesse hervor.<br />
Auch wenn wir keine quantitativen Aussagen über die Akzeptanz geben können (noch keine<br />
Erkenntnisse), zeigen die angeführten Kommentare, dass es möglich ist, <strong>Telearbeit</strong> auch im<br />
ländlichen Raum zu forcieren.<br />
Fernlehrgang Saalfelden:<br />
Bei den Schwerpunkten der einzelnen Techno- Z in Salzburg haben wir bei Saalfelden den<br />
Schwerpunkt „Fernlehrgang“ angeführt. Wir wollen kurz skizzieren, wie dieser Fernlehrgang<br />
funktioniert.<br />
Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael
VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />
Das Pinzgauer Lernzentrum und die Fernuniversität Hagen, sind eine Kooperation eingegangen. Das<br />
Studium soll Menschen eine sogenannte „zweite Chance“ geben und es ihnen ermöglichen, einen<br />
Universitätsabschluss zu erhalten. Dies geschieht mit sogenannten Selbstlern- und Online-<br />
Fernkursen. Die Kosten für die Studierenden betragen pro Semester ca. 190 €. Für ein<br />
durchschnittliches Studium benötigt man ein Budget zwischen 1500 und 2250€. Die Arbeitsaufträge<br />
erhält man schriftlich (via- Internet), sie sind auch auf gleichem Wege, bearbeitet abzugeben.<br />
Schriftliche Prüfungen können in Wien absolviert werden, genau so wie mündliche (via-<br />
Videokonferenz).<br />
Die angebotenen Studien-Fächer sind:<br />
• Mathematik<br />
• Informatik<br />
• Erziehungswissenschaften<br />
• Sozial- und Geisteswissenschaften<br />
Derzeit studieren 60.000 Studenten an der Fernuniversität Hagen.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
www.telearbeit.at (28.04.2004)<br />
www.web-media.at/123074.htm (28.04.2004)<br />
www.techno-z.at(25.04.2004)<br />
http://www.eb.salzburg.at/fszsaalf.htm (28.04.2004)<br />
http://www.fernuni-hagen.de/<br />
Gebauer, Iris (2002). Die Auswirkungen häuslicher <strong>Telearbeit</strong> auf das Verkehrsverhalten und<br />
Aktionsräume - Eine Sekundäranalyse als explorative Studie. Stuttgart (Diskussionsbeiträge 12,<br />
Institut für Geographie, Universität Stuttgart).<br />
Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael