19.07.2013 Aufrufe

Telearbeit - lehrer

Telearbeit - lehrer

Telearbeit - lehrer

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

<strong>Telearbeit</strong><br />

© Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael<br />

Fachgeographische Übung<br />

bei MMag. Peter Atzmanstorfer<br />

2004<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

1.Definitionen von <strong>Telearbeit</strong><br />

2. Zeitliche Dimension<br />

3. Räumliche Dimension<br />

Fachinformation<br />

Inhaltsverzeichnis:<br />

4. <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />

4.1 Stand der <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />

4.2. ÖTA – Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereiningung<br />

5. Vor- und Nachteile von <strong>Telearbeit</strong><br />

5.1 Für den Unternehmer<br />

5.2. Für den Arbeitnehmer<br />

6. Beurteilung von <strong>Telearbeit</strong> (Spectra-Umfrage)<br />

7. Die verkehrliche Wirkung von <strong>Telearbeit</strong><br />

7.1. Substitutionsthese<br />

7.2. Induktionsthese<br />

7.3. Kontraktionsthese<br />

8. Standortfaktoren und neue Medien<br />

8.1. Einleitung<br />

9. Widersprüchlichkeit der globalen Wirtschaft hinsichtlich der<br />

Geographie der Wirtschaftsstandorte<br />

10. Standortfaktoren - früher und heute<br />

11. Face-to-face Kontakte<br />

12. <strong>Telearbeit</strong> in Salzburg<br />

1. Definitionen von <strong>Telearbeit</strong><br />

<strong>Telearbeit</strong><br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael<br />

<strong>Telearbeit</strong><br />

Eine eindeutige Definition des Begriffs <strong>Telearbeit</strong> hat sich bis heute in der Literatur (noch) nicht<br />

durchgesetzt. Es besteht jedoch eine Definitionsvielfalt. Aus des Definitionen können im wesentlichen<br />

drei Merkmale herausgehoben werden, die <strong>Telearbeit</strong> definieren:<br />

• <strong>Telearbeit</strong> erfolgt in räumlicher Trennung von der betrieblichen Arbeitsstätte.<br />

• Ein Telarbeitsplatz ist mit der betrieblichen Arbeitsstätte mittels I&K-Technologien verbunden,<br />

um die Kommunikation im Arbeitsalltag zu gewährleisten sowie Aufträge und<br />

Arbeitsergebnisse zu transportieren.


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

• An mindestens einem Tag je Arbeitswoche wird die berufliche Tätigkeit in räumlicher<br />

Trennung von der betrieblichen Arbeitsstätte ausgeführt.<br />

Die Tätigkeitsfelder eines <strong>Telearbeit</strong>ers betreffen vor allem Sekretariatsaufgaben,<br />

Übersetzungsdienste, Datenerfassung und Datenverarbeitung bzw. Programmierungstätigkeiten<br />

sowie Sachbearbeitung.<br />

Die Europäische Kommission hat in ihrem Status Report on European Telework folgende Definition<br />

verwendet:<br />

"The use of computers and telecommunications to change the accepted geography of work"<br />

Formen der <strong>Telearbeit</strong><br />

Man kann <strong>Telearbeit</strong> sowohl in der zeitlichen als auch in der räumlichen Dimension unterscheiden.<br />

2. Zeitliche Dimension:<br />

• Permanente <strong>Telearbeit</strong>: Der <strong>Telearbeit</strong>er verbringt nahezu seine gesamte Arbeitszeit<br />

außerhalb der betrieblichen Arbeitsstätte. Nur zu Konferenzen und/oder Teambesprechungen<br />

begibt sich der <strong>Telearbeit</strong>er zu Betriebsstätte. In HUHN, SCHRÖDER (1998) wird der Begriff<br />

"permanent" durch " isoliert" ersetzt.<br />

• Alternierende <strong>Telearbeit</strong>: Sie stellt eine Mischform aus der Tätigkeit am <strong>Telearbeit</strong>splatz und<br />

der an einem betrieblichen Arbeitsplatz dar. Der <strong>Telearbeit</strong>er wechselt also tageweise<br />

zwischen den beiden Arbeitsorten.<br />

Eine Studie (2000) auf europäischer Ebene ergab, dass sich nur 7 % der häuslichen Telarbeiter als<br />

permanente <strong>Telearbeit</strong>er bezeichnen lassen. (EMPIRICA, 2000).<br />

Die Gründe für den sehr geringen Anteil an permanenter <strong>Telearbeit</strong> liegen in den erwarteten<br />

Nachteilen: soziale Isolation<br />

Auflösung der Bindung der Beschäftigten an das Unternehmen<br />

Entfremdung aus der betrieblichen Organisation<br />

3. Räumliche Dimension:<br />

Hier werden vier Formen unterschieden.<br />

• Häusliche <strong>Telearbeit</strong>: Darunter versteht man <strong>Telearbeit</strong> vom heimischen Arbeitsplatz aus. Die<br />

Privatwohnung wird sozusagen zum Arbeitsplatz. Permanent ausgeführte <strong>Telearbeit</strong> vom<br />

heimischen Arbeitsplatz aus wird häufig als "Teleheimarbeit" bezeichnet.<br />

• <strong>Telearbeit</strong> in Telezentren/Telehäusern: Solche Zentren bieten mit modernsten<br />

Telekommunikationseinrichtungen ausgestattete Büroeinheiten, die von den <strong>Telearbeit</strong>ern<br />

über einen bestimmten Zeitraum in Anspruch genommen werden können.<br />

• <strong>Telearbeit</strong> in Sattelitenbüros: Satellitenbüros sind Außen- oder Zweigstellen eines<br />

Unternehmens, in die Organisationseinheiten ausgelagert wurden, und in denen die Arbeiten<br />

mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnologien abgewickelt werden. Die<br />

Mitarbeiter sind über Computernetzwerke mit dem Hauptunternehmen verbunden.<br />

• <strong>Telearbeit</strong> in Nachbarschaftsbüros: In Nachbarschaftsbüros werden von mehreren<br />

Trägerorganisationen dezentrale Arbeitsplätze in gemeinsamen Räumlichkeiten eingerichtet.<br />

Nachbarschaftszentren enthalten zusätzlich soziale und kulturelle Einrichtungen v.a. zur<br />

Förderung sozialer Kontakte.<br />

• Mobile Telarbeit (Mobile Telework): Darunter versteht man ortsunabhängiges Arbeiten an<br />

einem mobilen Arbeitsplatz. Oft werden portable I&K Techniken dafür eingesetzt. Beispiele für<br />

typische Tätigungsfelder der mobilen <strong>Telearbeit</strong> sind Kundenservice, Beratung und Vertreib.<br />

• On-site Telework: Darunter fällt das <strong>Telearbeit</strong>en am Standort eines Kunden, Lieferanten oder<br />

ganz einfach am Standort des Wertschöpfungspartners. Beispiele hierfür sind<br />

Beratertätigkeiten oder Software- und Systemspezialisten.<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

4.<strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />

4.1 Stand der <strong>Telearbeit</strong> in Österreich<br />

Einer Erhebung des Österreichischen Statistischen Zentralamtes (Microzensus 1997) zufolge<br />

arbeiteten 1997, je nach Definition, zwischen 21.800 und 51.600, das sind zwischen 0,6% und 1,4%<br />

der erwerbstätigen Österreicher, zumindest gelegentlich als <strong>Telearbeit</strong>er. Der Anteil der<br />

Teleheimarbeiter in Österreich ist jedoch in den letzten fünf Jahren stark gestiegen. Das zeigt eine im<br />

November des Vorjahres durchgeführte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes<br />

"Spectra". Das Arbeitsmarktservice bemerkte auch, dass <strong>Telearbeit</strong> weiter zunehmen wird. In den<br />

nächsten Jahren wird eine weitere Steigerung auf insgesamt 15 Prozent erwartet. Derzeit sind es<br />

noch wenige Unternehmen, die Pilotprojekte, meist mit ihren eigenen, langjährigen Mitarbeitern,<br />

betreiben. Die modernen Informations - und Kommunikationstechnologien (IKT) in dieser Form sind<br />

noch wenig genutzt. Solche Unternehmen die <strong>Telearbeit</strong> betreiben sind:<br />

Alcatel Telework Center, Hewlett Packard Ges.m.b.H., IBM Österreich, Kapsch AG, Siemens<br />

Österreich, Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien, Wüstenrot Versicherung, Microsoft Austria. Diese<br />

Unternehmen sind alle, mit Ausnahme von Wüstenrot (Standort in Salzburg, Alpenstraße), in Wien<br />

angesiedelt.<br />

Eine Reihe von Telezentren und Telehäusern in ganz Österreich bieten die für <strong>Telearbeit</strong> notwendige<br />

Infrastruktur an, sie sind diesbezüglich aber wenig ausgelastet. Die meisten Telehäuser bieten daher<br />

auch EDV-Dienstleistungen, Schulungen und dgl. an. Beispiele für Telezentren und Telehäuser in<br />

Österreich sind:<br />

Bruck an der Leitha, DCI-Telehaus St. Georgen, <strong>Telearbeit</strong>- und Seminarzentrum Hagenberg,<br />

<strong>Telearbeit</strong>szentrum Landeck, Telezentrum Ötztal, Telezentrum NOW Hermagor, etc.<br />

Die schleppende Verbreitung von <strong>Telearbeit</strong> in Österreich ist sicherlich zu einem Teil in der<br />

österreichischen Unternehmenskultur zu suchen, in der herkömmlicher, auf Anwesenheit und<br />

Zeitkontrolle fokussierter Führungsstil praktiziert wird. <strong>Telearbeit</strong> hingegen fordert ergebnis- und<br />

zielorientierten Führungsstil.<br />

4.2. ÖTA – Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereiningung<br />

Am 16. Juni 1998 wurde in Österreich die "Österreichische <strong>Telearbeit</strong>svereinigung" gegründet. Mit der<br />

ÖTA soll ein Forum entstehen, in dem die spezifischen Interessen von <strong>Telearbeit</strong>erinnen und<br />

<strong>Telearbeit</strong>ern artikuliert, diese Interessen nach außen vertreten und die Nutzung der modernen<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien im Rahmen von <strong>Telearbeit</strong>, Telelernen, Telehandel<br />

und Telekooperation gefördert werden. Mitglieder der ÖTA können Einzelpersonen, Unternehmen und<br />

Institutionen sein.<br />

5. Vor- und Nachteile von <strong>Telearbeit</strong><br />

5.1 Für den Unternehmer<br />

Durch das Einsparen der Unternehmensräumlichkeiten, da keine oder weniger Büros benötigt<br />

werden, spart sich das Unternehmen Kosten. Auch durch Telehandel, dem regional übergreifenden<br />

Handel mit Hilfe elektronischer Netzwerke, kann das Unternehmen Kosten sparen. <strong>Telearbeit</strong><br />

ermöglicht den Unternehmen eine verbesserte Kundenbetreuung; mit dem Laptop kann direkt vor Ort<br />

beim Kunden gearbeitet werden. Eine bessere Erhaltung der Mitarbeiter lässt sich dadurch erklären,<br />

dass bei einem Wohnungswechsel nicht auf Grund von zu großer Entfernung zum Unternehmen der<br />

Arbeitsplatz aufgegeben werden muss. Diese Vorteile und vor allem die hohe Flexibilität bei<br />

<strong>Telearbeit</strong> führen zu einer Erhaltung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Für das Unternehmen entstehen durch das Einführen von <strong>Telearbeit</strong> auch neue Risken und<br />

Probleme. Durch die organisatorischen Umstellungen in der Verwaltung können Widerstände oder<br />

Komplikationen auftreten. Die Leistung der Mitarbeiter ist nicht immer überprüfbar und die Motivation<br />

der Mitarbeiter bzw. das Gemeinschaftsgefühl kann durch die Isolierung gemindert werden. Wichtig ist<br />

besonders für Unternehmen mit <strong>Telearbeit</strong> auch die Datensicherung.<br />

5.2. Für den Arbeitnehmer<br />

Auch der Arbeitnehmer spart sich Kosten und Zeit, durch das Wegfallen des Arbeitsweges. Durch die<br />

somit erhöhte Freizeit wird eine bessere Arbeitszufriedenheit erreicht. Für <strong>Telearbeit</strong>er lässt sich Beruf<br />

und Familie besser vereinbaren und auch Menschen mit Behinderung haben bessere Chancen für<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

einen angemessenen Arbeitsplatz. <strong>Telearbeit</strong> kann auch viele Probleme mit sich bringen. Der<br />

Arbeitsplatz zu Hause kann auch als negativ erlebt werden, wenn nicht genügend Platz für ein<br />

eigenes Büro in der Wohnung vorhanden ist. Die soziale Isolation ist das größte Problem, mit dem<br />

<strong>Telearbeit</strong>er zu kämpfen haben. Oft haben <strong>Telearbeit</strong>er auch geringe Karrierechancen und sind von<br />

den Gewerkschaften nur sehr schwach vertreten.<br />

6. Beurteilung von <strong>Telearbeit</strong> (Spectra-Umfrage)<br />

Die Spectra-Umfrage vom November 03 beweist das gute Image von <strong>Telearbeit</strong>. 62 Prozent der<br />

Befragten beurteilten <strong>Telearbeit</strong> als "gute Sache", 26 Prozent waren gegenteiliger Meinung und 12<br />

Prozent unentschieden. Als Gründe für das positive Image werden die Vorteile der "Teleheimarbeit"<br />

genannt, die überall dort besonders zum Tragen kommen, wo Beschäftigte in ihrer Mobilität<br />

eingeschränkt sind. Es wurde als sehr positiv gesehen, dass durch <strong>Telearbeit</strong> beispielsweise<br />

behinderte Menschen oder Bewohner ländlicher Regionen leichter in das Erwerbsleben integriert<br />

werden. Auch die Erleichterung für Wiedereinsteigerinnen und Kindergeldbezieherinnen, wieder<br />

Erwerbsarbeit nachzugehen wurde als sehr positiv gesehen.<br />

7. Die verkehrliche Wirkung von <strong>Telearbeit</strong><br />

Der außerhäusliche Aktionsraum eines Menschen wird unter anderem anhand der Verkehrswege<br />

beschrieben, die er täglich zurücklegt. Die Auswirkungen von häuslicher <strong>Telearbeit</strong> auf den Verkehr<br />

beruhen auf drei Thesen:<br />

7.1. Substitutionsthese<br />

Diese These geht davon aus, dass physische Wege durch den Einsatz von I&K-Technologien (zB.<br />

Internet, E-Mail) ersetzt bzw. wegfallen werden. Es wird der Berufsweg ersetzt und somit die<br />

Verkehrsleistung auf beruflichen Wegen reduziert.<br />

Studien aus den USA und den Niederlanden zeigen eine Gesamtreduzierung der Wegeanzahl pro<br />

Tag von 3,99 auf 1,94 an <strong>Telearbeit</strong>stagen, was in etwas einer Halbierung der Wegeanzahl entspricht.<br />

Die Substitutionsthese lässt sich also bestätigen.<br />

7.2. Induktionsthese<br />

Die Induktionsthese geht davon aus, dass Telekommunikation die Erhöhung des Aktivitätsniveaus<br />

von Wirtschaft und Gesellschaft fördert und damit auch zu einer Zunahme des physischen Verkehrs<br />

führt. In bisherigen Forschungen konnte die Induktionsthese bisher noch nicht bestätigt werden. Wie<br />

schon oben erwähnt, ergaben Studien aus den Niederlanden und den USA eine Verringerung der<br />

Wegedistanz.<br />

7.3. Kontraktionsthese<br />

Die Kontraktionsthese besagt, dass <strong>Telearbeit</strong>er ihr aktionsräumliches Verhalten viel stärker auf ihren<br />

Wohnort konzentrieren und beispielsweise für Einkäufe, soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten,<br />

räumlich nähere Ziele wählen.<br />

Studien aus den USA haben diese These bestätigt. Die befragten <strong>Telearbeit</strong>er suchen für Einkauf<br />

oder sonstige Ver- und Besorgungen Ziele in der näheren Umgebung auf. Dies ist auch an jenen<br />

Tagen der Fall, wenn auf Grund der alternierenden <strong>Telearbeit</strong>sform der Weg zur Arbeitsstätte anfällt.<br />

Häusliche <strong>Telearbeit</strong> hat also sehrwohl Auswirkungen auf den Verkehr und somit auch auf den<br />

Aktionsraum eines Menschen.<br />

8. Standortfaktoren und neue Medien<br />

8.1. Einleitung<br />

Die schnelle Weiterentwicklung in der Telekommunikation und die vielen bisher unerwarteten<br />

Möglichkeiten, die uns dadurch zur Verfügung stehen, verleiten uns manchmal, diese neuen Medien<br />

etwas zu überschätzen. Die neue Hoffnung auf die Ansiedlung von Unternehmen in etwas peripherer<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

gelegenen Regionen besteht in der Veränderung der Raum und Zeit Relation. From Marketplace to<br />

Cyberspace - solche Aussagen lassen vermuten, dass sich das Raum- Zeit- Gefüge des<br />

Wirtschaftsgeschehens immer mehr auflöst und reale Standorte scheinbar bedeutungslos werden.<br />

Die Ökonomie der Standorte wird scheinbar von der Ökonomie der Kommunikation und<br />

Aufmerksamkeit abgelöst.<br />

Der Bedeutungswandel von Entfernungen läßt in machen Köpfen so gar das Bild einer<br />

"Antigeographie" entstehen.<br />

Spielt die geographische Lage bei der Standortsuche überhaupt noch eine Rolle, gibt es neue<br />

Standortfaktoren und ist die Hoffnung der periphereren Regionen auf neue<br />

Unternehmensansiedlungen berechtigt? Auf diese Fragen wird im folgenden Text eingegangen.<br />

9. Widersprüchlichkeit der globalen Wirtschaft hinsichtlich der Geographie der<br />

Wirtschaftsstandorte<br />

Tatsache ist, dass die Unternehmen durch den Einsatz neuer Medien nicht mehr an geographische<br />

gebundene Standortfaktoren "gefesselt" sind. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Standortfaktoren<br />

bedeutungslos werden. Es ist sogar die gegenteilige Auffassung relativ schlüssig. Kotkin behauptet<br />

sogar, dass die größere Freiheit bei der Wahl von Standorten für Unternehmen die Wichtigkeit der<br />

Qualität der Standortfaktoren unterstreicht (Vgl.: Kotkin (2000))<br />

Auch Porter schreibt über die Verfügbarkeit von schnellen Transport- und Kommunikationssystemen<br />

und der doch relativ großen Wichtigkeit der Standorte für die Wettbewerbsfähigkeit (Vgl. Porter<br />

(1998). Durch die wirtschaftliche Entwicklung in den letzten Jahren ist allerdings zu erkennen, dass<br />

traditionelle Standortfaktoren immer mehr in den Hintergrund geraten, weil sie sich leicht in dem<br />

globalen Mark beschaffen lassen (Wie zum Beispiel Ressourcen und Kapital). Heutzutage sind es<br />

andere Faktoren, die allerdings doch an einen Ort gebunden sind und Wettbewerbsvorteile<br />

versprechen.<br />

Dazu zählen unter anderem:<br />

• Konzentration von hoch qualifizierten und spezialisierten Fachkräften;<br />

• Verfügbarkeit von Informationen und Wissen;<br />

• Unterstützende Institutionen;<br />

• Wettbewerbssituation;<br />

• Verwandte Unternehmen und unterstützende Branchen;<br />

• Anspruchsvolle Nachfragebedingungen und Konsumenten;<br />

Die räumliche und institutionelle Nähe ist eine Voraussetzung für bessere Informationstransfer und<br />

spezielle Geschäftsbeziehungen, effiziente Anreize und andere Vorteile für die Produktion und<br />

Innovationskraft von Unternehmen.<br />

10. Standortfaktoren - früher und heute<br />

Alte Standortfaktoren wie natürliche Rohstoffe und Infrastruktur haben mittlerweile an ökonomischer<br />

Bedeutung verloren (oder sie werden als selbstverständliche vorausgesetzt). Sie entstammt einer<br />

Zeit, in der die Ökonomie überwiegend von industrieller Produktion geprägt war und Transportkosten<br />

im Mittelpunkt der Analyse standen. Kennzeichen der traditionellen Standortlehre ist auch ihre<br />

Rationalität. Besonders in Branchen wie der Telekommunikation, Computerindustrie, Medien- und<br />

Unterhaltungsindustrie spielen diese sogenannten alten Standortfaktoren keine große Rolle.<br />

Entscheidend für diese neuen Unternehmen sind die Ressource Information sowie die Fähigkeit, das<br />

erforderliche Humankapital zu verknüpfen. Kulturelle und sozial konstruierte Standortfaktoren treten in<br />

den Vordergrund.<br />

Dies bestätigt auch die Theorie der innovativen Milieus, die von einer französischen Forschergruppe<br />

entwickelt wurde. Die dazu gemachten Untersuchungen versuchen die Entstehung und<br />

Wirkungsweise dynamischer Regionen zu erklären und herauszufinden, unter welchen regionalen<br />

Bedingungen Innovationen begünstigt werden. Diese Theorie stellt vor allem die Rolle politischer<br />

Akteure, eine die Wirtschaft fördernde Atmosphäre, die sozioökonomische Entwicklung einer Region<br />

und die Bedeutung des Humankapitals in den Vordergrund. Als wesentliche Akteure eines innovativen<br />

Milieus werden die beteiligten Unternehmen, öffentliche Institutionen, Bildungseinrichtungen,<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

Industrie- und Handelskammer, Wirtschaftsförderungsgesellschaften und risikokapitalgebende<br />

Finanzierungsgeber gesehen.<br />

Folgende weitere Faktoren begünstigen die Entwicklung innovativer Unternehmer:<br />

• Komplementäres Wissen und breites Kompetenzspektrum;<br />

• Direkter Kontakt und persönliche Beziehungen zwischen den Akteuren;<br />

• Wettbewerbssituation gekennzeichnet durch ökonomische Instabilität, rasche<br />

Nachfrageänderungen und schnelle technologische Neuerungen:<br />

• Vertrauen zwischen den Akteuren;<br />

• Existenz von wichtigen Schlüsselinstitutionen und Schlüsselpersonen;<br />

Ein attraktiver Standort entsteht erst durch das Zusammenwirken einzelner Dimensionen.<br />

Dabei spielen Standortfaktoren außerhalb des Arbeitslebens eine immer größere Bedeutung. Dazu<br />

zählen kulturelle Angebote, Schulen, Theater und Konzerte sowie naturnahe Einrichtungen für<br />

freizeitorientiertes Handeln.<br />

Die Bedeutung natürlicher Standortfaktoren verlagert sich also vom Arbeitsbereich in den<br />

Freizeitbereich. Vor allem der Faktor "Lebensqualität" ist bedeutend um qualifizierte Fachkräfte<br />

anzulocken.<br />

11. Face-to-face Kontakte<br />

Die räumlich Nähe der agierenden Akteuren spielt, aufgrund der sogenannten Face-to-face Kontakte<br />

trotz der neuen Technologien eine nicht unbedeutende Rolle. Diese Tatsache soll nun noch einmal<br />

verdeutlicht werden.<br />

Grund für die notwendigen persönlichen Kontakte sind unter anderem die verschiedenen zeitlichen<br />

Arbeitsrhythmen der Unternehmen. Während die ausgelagerten Industrien und Dienstleistungen<br />

standardisiert und reguliert arbeiten, benötigen höherwertige Kontroll- und Steuerungssysteme um<br />

sofort auf Markt und Projektänderungen reagieren zu können, engen und schnellen Kontakt zu<br />

Partnern und "Zulieferern", schnelle taktische Kooperation. Somit ist nicht nur "Zeit Geld" sondern<br />

auch Raum bzw. Distanz Geld. Bei Besprechungen, in denen bedeutende Entscheidung getroffen<br />

werden sollen, wird auf die physische Präsenz der Teilnehmer nur ungern verzichtet. Der persönliche<br />

Kontakt kann nicht durch modere Kommunikationsmittel zu ersetzten und wird auch von den<br />

Managern und Entscheidungsträgern meist ausdrücklich gewünscht. Dies erklärt auch, warum sich<br />

sogenannte Telekonferenzen nicht richtig durchgesetzt haben.<br />

12. <strong>Telearbeit</strong> in Salzburg:<br />

Wo gibt es Techno- Z in Salzburg?<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

An folgenden Standorten gibt es Techno- Z in Salzburg:<br />

Salzburg (Stadt/ Itzling)<br />

Pfarrwerfen<br />

Bischofshofen<br />

Mariapfarr<br />

Uttendorf<br />

Zell am See<br />

Saalfelden<br />

Hinsichtlich der räumlichen Dimension haben wir vier verschiedene Formen angeführt. Bei den<br />

Techno- Zentren handelt es sich um sogenannte Telezentren/ Telehäuser, die über modernste<br />

Telekommunikationseinrichtungen verfügen. Diese Einrichtungen können gegen einen monatlichen<br />

Mietpreis von den <strong>Telearbeit</strong>ern genutzt werden.<br />

Welche Telekommunikationseinrichtungen bieten die Techno- Z ?<br />

Büroausstattungen<br />

Strukturelle Verkabelung für Telefon- und Internetzugang<br />

Anschaltung ADSL, ISDN und KTV/ I-NET verfügbar<br />

PVC-Boden<br />

Teilweise Außen- bzw. Innenjalousien<br />

Seminarraumausstattungen:<br />

• Videokonferenzsystem<br />

• Videobeamer<br />

• Overhead<br />

• Fernsehgerät und Videorekorder<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

Wer nutzt die Einrichtungen?<br />

Das Techno-Z bietet technologieorientierten Jungunternehmern & Unternehmensgründern eine ideale<br />

Umgebung, in der sie ihre kreativen Ideen erfolgreich realisieren können: mit professioneller<br />

Beratung, Förderungen, Kooperationen, Know-how-Transfer, Workshops, Netzwerktechnologien und<br />

Schulungen.<br />

Einige Firmen:<br />

• Mobilkom Austria AG & Co KG Vertriebsleitung<br />

• Hardware Service Haider<br />

• Salzburg AG für Energie Verkehr und Telekommunikation<br />

• Tele.ring Telekom Service GmbH<br />

• ÖBB Telekom Service GmbH profinet services<br />

Wie werden die Zentren finanziert?<br />

Mietpreise für die Techno- Z- Einrichtungen in Salzburg:<br />

Saalfelden Mariapfarr Salzburg<br />

Büroräume 5,60- 5,70 € pro m² 5,1 € pro m² 9,1-10,0 € pro m²<br />

Parkplätze 0- 3,7 € pro Platz je Platz 28,5 - 64,5 € pro Platz<br />

Betriebskosten 0,5- 1,5 € pro m² 1,5 € pro m² 2,6- 2,3 € pro m²<br />

Heizkosten 0,8 € pro m² 0,8 € pro m² 0,0 € pro m²<br />

alle Preise sind exkl. MWSt.<br />

Wenn Unternehmer in einem Techno- Z operieren wollen, müssen sie Mieten an das Techno- Z<br />

entrichten. Die Tabelle oben beweist, dass Standorte noch immer eine wichtige Rolle spielen. So sind<br />

in Salzburg (Stadt) die Mietpreise erheblich höher als beispielsweise in Mariapfarr oder Saalfelden.<br />

Schwerpunkte der Techno- Z Sbg. /Mariapfarr/ Saalfelden<br />

In Salzburg:<br />

Multi Media<br />

Aus- und Weiterbildung (Fachhochschule, Universität)<br />

Forschung und Entwicklung (Universität, Salzburg Research)<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

Computertechnik<br />

In Saalfelden<br />

Präzisionswerkzeugbau<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

Werbung & Grafik<br />

Fernuniversität<br />

Studien- und Managementcenter<br />

In Mariapfarr:<br />

Holzwirtschaft: Lungauer Holztechnikum<br />

Informationswirtschaft: Elektronikproduktion, Datentechnik- und Elektronik-<br />

Kompetenzzentrum<br />

Dienstleister aus dem Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

Akzeptanz im ländlichen Raum:<br />

Projekt im Lungau:<br />

Titel: Hiatz gemma´s a!<br />

Teinehmerzahl: 28 Bäuerinnen<br />

Thema: MS Windows / Office Paket und dessen Nutzung in der Landwirtschaft<br />

Kommentare der Bäuerinnen:<br />

Meine Meinung ist, dass es auf jeden Fall ein Gewinn ist, sich weiterzubilden. Das Leben wird<br />

interessanter, man bleibt geistig fit, und wenn man das Erlernte richtig anwendet, trägt das Wissen<br />

ganz entscheidend zur Erhaltung des Arbeitsplatzes "Bauernhof" bei.<br />

Die Anforderungen an Bauern und Bäuerinnen werden immer mehr und vielfältiger, sei es durch<br />

Selbstvermarktung, Vermietung oder Nebenerwerb. Das erfordert lebenslanges Lernen, um immer am<br />

Ball zu bleiben und beste Qualität anbieten zu können. Außerdem bringt so ein Weiterbildungskurs<br />

immer wieder nette Kontakte und willkommenen Erfahrungsaustausch und nicht zuletzt wieder mehr<br />

Freude bei der täglichen Arbeit, wenn man auch über den eigenen Gartenzaun schaut.<br />

Ein sehr wichtiger Nebeneffekt der Ausbildung ist die Persönlichkeitsstärkung, die ich wahrgenommen<br />

habe. Manche Frauen sind viel selbstbewusster geworden - sagen es auch.<br />

Diese Kommentare erlauben den Schluss, dass die ländliche Bevölkerung den modernen<br />

Technologien positiv gesinnt sind, sofern sie richtig an die Frau gebracht werden. Die Erkenntnis,<br />

dass man sich IKT zu seinem eigenen Nutzen machen kann, ruft positives Interesse hervor.<br />

Auch wenn wir keine quantitativen Aussagen über die Akzeptanz geben können (noch keine<br />

Erkenntnisse), zeigen die angeführten Kommentare, dass es möglich ist, <strong>Telearbeit</strong> auch im<br />

ländlichen Raum zu forcieren.<br />

Fernlehrgang Saalfelden:<br />

Bei den Schwerpunkten der einzelnen Techno- Z in Salzburg haben wir bei Saalfelden den<br />

Schwerpunkt „Fernlehrgang“ angeführt. Wir wollen kurz skizzieren, wie dieser Fernlehrgang<br />

funktioniert.<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael


VU Digitale Kommunikation in Raum – Gesellschaft - Wirtschaft SS 2004<br />

Das Pinzgauer Lernzentrum und die Fernuniversität Hagen, sind eine Kooperation eingegangen. Das<br />

Studium soll Menschen eine sogenannte „zweite Chance“ geben und es ihnen ermöglichen, einen<br />

Universitätsabschluss zu erhalten. Dies geschieht mit sogenannten Selbstlern- und Online-<br />

Fernkursen. Die Kosten für die Studierenden betragen pro Semester ca. 190 €. Für ein<br />

durchschnittliches Studium benötigt man ein Budget zwischen 1500 und 2250€. Die Arbeitsaufträge<br />

erhält man schriftlich (via- Internet), sie sind auch auf gleichem Wege, bearbeitet abzugeben.<br />

Schriftliche Prüfungen können in Wien absolviert werden, genau so wie mündliche (via-<br />

Videokonferenz).<br />

Die angebotenen Studien-Fächer sind:<br />

• Mathematik<br />

• Informatik<br />

• Erziehungswissenschaften<br />

• Sozial- und Geisteswissenschaften<br />

Derzeit studieren 60.000 Studenten an der Fernuniversität Hagen.<br />

Literaturverzeichnis:<br />

www.telearbeit.at (28.04.2004)<br />

www.web-media.at/123074.htm (28.04.2004)<br />

www.techno-z.at(25.04.2004)<br />

http://www.eb.salzburg.at/fszsaalf.htm (28.04.2004)<br />

http://www.fernuni-hagen.de/<br />

Gebauer, Iris (2002). Die Auswirkungen häuslicher <strong>Telearbeit</strong> auf das Verkehrsverhalten und<br />

Aktionsräume - Eine Sekundäranalyse als explorative Studie. Stuttgart (Diskussionsbeiträge 12,<br />

Institut für Geographie, Universität Stuttgart).<br />

Kogler Eva - Mitterbauer Johanna - Bayer Michael

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!