Mario Nantscheff - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
Mario Nantscheff - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
Mario Nantscheff - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
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MATERIALIEN 2<br />
freIWIllIGe GeWInnen<br />
MIt sYsteM
BELA III MATERIALIEN 2<br />
Bürgerschaftliches Engagement in Pflegeeinrichtungen<br />
schafft mehr Lebensqualität für Bewohnerinnen<br />
und Bewohner. Es ermöglicht Teilhabe und gemeinsames<br />
Erleben. Es baut Brücken zwischen Generationen.<br />
Und es sorgt für die Verwurzelung der<br />
Pflegeeinrichtung vor Ort, in der Kommune. Bürgerschaftliches<br />
Engagement ist ein Qualitätsfaktor<br />
in der Pflege.<br />
Das Projekt BELA III hat einen Qualitätsverbund in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> aufgebaut, um bürgerschaftliches<br />
Engagement systematisch zu fördern. Ein<br />
Netzwerk von bis zu 100 stationären Einrichtungen<br />
und 42 Trägern schafft den Rahmen, um Anliegen<br />
der Freiwilligenarbeit gemeinsam voran zu bringen.<br />
Die vorliegenden Materialien stellen Konzepte, Ergebnisse<br />
und Themenbeiträge aus der Fortbildungs-,<br />
Netzwerk- und Projektarbeit der Aufbauphase<br />
2008–2010 vor.<br />
BELA III Materialienband 2<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
<strong>Der</strong> BELA-Trägergemeinschaft gehören an:<br />
Das Ministerium für Arbeit und<br />
Sozialordnung, Familie und Senioren,<br />
<strong>Der</strong> Städtetag <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
<strong>Der</strong> Landkreistag <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
<strong>Der</strong> Gemeindetag <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
BELA III wird in der Aufbauphase bis 2010<br />
zu zwei Dritteln von der Otto-und-Edith-<br />
Mühlschlegel-Stiftung in der Robert-Bosch-Stiftung<br />
gefördert. Die Einrichtungen beteiligen sich mit einem<br />
Mitgliedsbeitrag von 10 Euro pro Heimplatz.<br />
Weiterführende Informationen finden Sie unter<br />
www.bela3.de<br />
MARIO NANTSCHEFF<br />
FREIWILLIGE GEWINNEN<br />
MIT SYSTEM<br />
NEUES<br />
BÜRGERSCHAFTLICHES<br />
ENGAGEMENT ..<br />
FÜR DIE STATIONARE<br />
ALTENHILFE
INHALTSVERZEICHNIS<br />
Zur Einführung<br />
Sing, Roland: <strong>Der</strong> BELA III-Qualitätsverbund –<br />
ein Beitrag zu einem würdigen Leben für Menschen in Pflegeeinrichtungen.<br />
Ein Vorwort des <strong>Landesseniorenrat</strong>es 5<br />
Steiner, Iren: <strong>Der</strong> BELA III-Qualitätsverbund –<br />
Synergien durch Netzwerkarbeit. Ein Vorwort der Projektkoordination 7<br />
<strong>Nantscheff</strong>, <strong>Mario</strong>: Braucht es eine Handreichung fürs Hand-Reichen? 9<br />
1. Kontakte akquirieren, Interessenten gewinnen, Mitmacher selektieren 11<br />
2. Sinnvolle Fragen und Recherchen vorab 14<br />
3. Erfolgsvoraussetzungen 15<br />
4. Zielgruppenanalyse und Potenzialklärung 20<br />
5. Niedrigschwellige Kontaktereignisse: Einflugschneisen bieten 22<br />
6. Anziehungskraft verstärken: Profilbildung und Positionierung 25<br />
7. Die freiwilligen-freundliche Einrichtung 28<br />
8. Werkzeug zur systematisierten Kontaktgewinnung: Die ARMS-Pyramide 29<br />
9. Flyer & Co: Medieneinsatz wirtschaftlich sinnvoll machen 37<br />
Anhang 40<br />
BÜRGERENGAGEMENT<br />
FÜR LEBENSQUALITÄT IM ALTER<br />
(BELA):<br />
DER BELAIII-QUALITÄTSVERBUND<br />
– EIN BEITRAG ZU EINEM<br />
WÜRDIGEN LEBEN<br />
FÜR MENSCHEN IN PFLEGE-<br />
EINRICHTUNGEN<br />
Das Alter selbstbestimmt und somit autonom zu<br />
gestalten, steht als oberstes Ziel in der individuellen<br />
Lebensplanung älterer Menschen. Ängste und<br />
Befürchtungen gelten dem Verlust der Eigenständigkeit,<br />
der möglichen Abhängigkeit, und der dadurch<br />
verursachten Fremdbestimmung.<br />
Alte, pflegebedürftige Menschen erwarten, dass<br />
sie auch im Heim ein möglichst selbstbestimmtes<br />
Leben führen können, – ein Leben, das der Menschenwürde<br />
entspricht. Die stationäre Pflege muss<br />
eine echte Alternative sein, in der, wenn auch eingeschränkt,<br />
autonomes und damit würdiges Leben<br />
garantiert ist. Ältere Menschen möchten darauf<br />
vertrauen können, dass sich das Heim nach ihrer<br />
Lebenssituation richten kann und nicht, dass<br />
die Lebenssituation im Heim sich einem bestimmten<br />
Maß, einer bestimmten Zeiteinheit und einer<br />
bestimmten Qualität anpassen muss.<br />
Menschenwürde und Menschlichkeit verwirklicht<br />
sich in den konkreten Lebenssituationen. Die Individualität<br />
– trotz Pflegebedürftigkeit – verwirklicht<br />
sich u.a. beim Waschen, Essen, Trinken, Schlafen<br />
und Kontakt haben. Notwendig dafür sind Menschen,<br />
die dabei unterstützen können und wollen.<br />
Es geht um ein würdiges Leben und Sterben im<br />
Heim. Um eine Wohnmöglichkeit mit privatem<br />
Charakter. Um Beziehungen und Kontakte nach<br />
Außen, um eine Pflege, die sich nach der Lebenssituation<br />
der Heimbewohner richten kann und um<br />
die Hoffnung, dass das ernst genommen wird,<br />
was jedem Einzelnen wichtig ist. Und es geht um<br />
die große Erwartung, dass es Menschen gibt, die<br />
ausreichend Zeit haben. Das gilt sowohl für die<br />
professionellen Hilfeleistungen als auch für die ehrenamtlichen<br />
Hilfestrukturen.<br />
In Würde alt werden heißt für Menschen, die in<br />
Pflegeheimen leben, dass sie in das Gemeinwesen<br />
eingebunden bleiben müssen. Ein Pflegeheim muss<br />
offen sein für das Leben der Gemeinde, muss Zugangsmöglichkeiten<br />
bereitstellen für die Bürgerschaft.<br />
Das Leben der Bewohnerinnen und Bewohner<br />
in Pflegeheimen gewinnt durch das Engagement<br />
von Bürgerinnen und Bürgern an Qualität.<br />
Das Alter selbstbestimmt und autonom zu gestalten,<br />
bedeutet für viele ältere und noch leistungsfähige<br />
Menschen, dass sie sich für das Gemeinwesen<br />
engagieren. Nach der Berufs- oder Familienphase<br />
suchen sie nach Betätigungsfeldern, um<br />
ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
weiter einbringen zu können. Ältere Menschen<br />
unterstützen in vielfältiger Weise die Bewohnerinnen<br />
und Bewohner von Pflegeheimen und fördern<br />
damit die Lebensqualität im Heim mit. Dieses Engagement<br />
ist für viele nicht allein ein Geben, sondern<br />
ein Gewinn.<br />
Die Seniorenräte in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> mit ihrer<br />
Gliederung in Orts-, Stadt- und Kreisseniorenräte<br />
sowie auf Landesebene dem <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
(LSR) sind bestens geeignet, Bürgerinnen und Bürger<br />
entsprechend anzuregen und sie zu motivieren,<br />
sich vor Ort jeweils ganz konkret einzubringen.<br />
Diese dezentralen Strukturen in unserem<br />
Land sind ein hohes und wertvolles Gut, um im<br />
wohlverstandenen Sinne Bürgergesellschaft zu organisieren<br />
bzw. zu sein.<br />
Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass<br />
die Trägergemeinschaft für das Projekt BELA III aus<br />
dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, den<br />
4 5<br />
VORWORTE
Kommunalen Landesverbänden und aus dem <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> besteht.<br />
Gerne hat der <strong>Landesseniorenrat</strong> die formalen<br />
Aufgaben übernommen, die sich aus der Projektträgerschaft<br />
ergeben. Dies fiel umso leichter, als<br />
mit der Otto-und-Edith-Mühlschlegel-Stiftung in<br />
der Robert-Bosch-Stiftung ein finanzieller Projektförderer<br />
zur Seite steht, der verlässlich und in der<br />
Sache sehr engagiert ist.<br />
Für den LSR stehen im Zusammenhang mit BELA III<br />
drei Themen zentral im Vordergrund. Erstens<br />
möchten wir ein Solidaritätsnetzwerk der Generationen<br />
fördern,damit sich Bürgerinnen und Bürger<br />
in Pflegeheimen mit einbringen – auf ehrenamtlicher<br />
Basis. Damit können wir erreichen, dass<br />
Pflegeheime für ihr kommunales Umfeld mehr als<br />
bisher geöffnet werden. Des Weiteren sollen mehr<br />
Initiativen, mehr Vertrauen und eine größere Dialogbereitschaft<br />
unter Angehörigen, Mitarbeitern<br />
und den Ehrenamtlichen einschließlich der Bewohner<br />
entstehen.<br />
Zum Zweiten liegt uns an einer umfassenden Qualitätssicherung<br />
in den Pflegeheimen. Durch die Organisation<br />
eines landesweiten Verbundsystems<br />
können hier Erfahrungsaustausch und Fortschritte<br />
besser erzielt werden, als wenn jeder Einrichtungsträger<br />
auf sich allein gestellt handelt. Mit<br />
den neuen Vorschriften des Pflegeversicherungsgesetzes<br />
zur Durchführung und Veröffentlichung<br />
von Qualitätsprüfungen kommt diesem Aspekt<br />
noch ein weitaus höherer Stellenwert zu als bisher.<br />
Wir wollen auch mit Hilfe von BELA III einen Beitrag<br />
zur Versachlichung leisten, wenn künftig Pflegeheime<br />
nach einem Schulnotensystem bewertet<br />
werden. Jedenfalls wollen wir vom LSR nicht, dass<br />
unqualifizierte und falsche Schlussfolgerungen<br />
aus einem solchen Bewertungssystem für das einzelne<br />
Haus gezogen werden. <strong>Der</strong> BELA III-Verbund<br />
kann dabei hilfreich sein.<br />
Zum Dritten liegt uns daran, in der Öffentlichkeit<br />
das Image eines notwendigen Pflegeheimaufent-<br />
halts deutlich zu verbessern. Es ist ja richtig, dass<br />
die meisten Menschen gerne zu Hause in ihren eigenen<br />
vier Wänden auch bei Pflegebedürftigkeit<br />
versorgt werden möchten. Trotzdem müssen wir<br />
der Tatsache ins Auge sehen, dass es ohne stationäre<br />
Versorgungseinrichtungen in vielen Fällen<br />
eben nicht gehen wird. BELA III soll dazu beitragen,<br />
dass ältere Menschen und ihre Angehörigen<br />
akzeptieren können, dass das Heim als Wohnstätte<br />
nicht nur eine Notlösung ist, der mit schlechtem<br />
Gewissen zugestimmt wird, sondern eine richtige<br />
Entscheidung für den Einzelfall tatsächlich ist.<br />
Wir sind alle aufgerufen, zu möglichst viel Lebensqualität<br />
beizutragen.<br />
Alte und pflegebedürftige Menschen dürfen erwarten,<br />
dass sie auch im Heim ein möglichst<br />
selbstbestimmtes Leben führen dürfen. Kurz gesagt:<br />
Ein Leben, das der Menschenwürde entspricht.<br />
Roland Sing<br />
Vorsitzender des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
DER BELA III-QUALITÄTSVERBUND<br />
– SYNERGIEN DURCH NETZWERK-<br />
ARBEIT<br />
VORWORT DER PROJEKT-<br />
KOORDINATION<br />
In den kommenden Jahren werden Bürgerengagement<br />
und Freiwilligenarbeit in folge der demografischen<br />
Entwicklung vor allem im Bereich der Altenhilfe<br />
und Pflege an Bedeutung gewinnen.<br />
Doch schon jetzt ist die Versorgungslandschaft am<br />
Ende des Lebens in Bewegung geraten. Stationäre<br />
Einrichtungen sind keine ruhigen Inseln mehr,<br />
sie sind vielmehr von diesen gesellschaftlichen<br />
Veränderungen betroffen und gezwungen, ihrerseits<br />
Antworten zu entwickeln. Von renommierten<br />
Instituten wie dem Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
wird ein Kurswechsel gefordert hin zu mehr<br />
Partizipation und kleinräumigen und kleingliedrigen<br />
Netzen, die Menschen ermutigen und unterstützen<br />
in eigener Versorgung und Generationensolidarität.<br />
DAS NETZWERK:<br />
VIELE ZU BETEILIGTEN MACHEN<br />
In <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> gelten Netzwerke seit langem<br />
als tragfähige Infrastruktur für bürgerschaftliches<br />
Engagement. <strong>Der</strong> BELAIII-Qualitätsverbund<br />
geht hier neue trägerübergreifende Wege in der<br />
stationären Altenhilfe.<br />
Netzwerke haben viel zu bieten. Sie schaffen Synergie<br />
für vier Prozesse:<br />
a) wenn Menschen oder Organisationen Ressour-<br />
cen tauschen wollen,<br />
b) für den Aufbau neuer Partnerschaften<br />
c) für partizipative Lernprozesse<br />
d) für neues Denken und Meinungsbildung.<br />
Durch Fortbildung, Erfahrungsaustausch und eine<br />
starke öffentliche Stimme stärkt, entlastet und<br />
wertet BELA III Beteiligte in ihrem Engagement auf.<br />
ES GEHT UM 3 SCHWERPUNKTE:<br />
• Netzwerken für Lebensqualität: Information<br />
und Orientierung zum Aufbau neuer Partnerschaften<br />
und Impulse zur Öffnung von Einrichtungen.<br />
• Kompetenz für Lebensqualität: Kompetenzförderung<br />
bei Fachkräften und Freiwilligen durch<br />
Training und Eigenerfahrung.<br />
• Lebensqualität im Dialog: Förderung von Verständigung<br />
und Zusammenarbeit zwischen Fachkräften<br />
und Freiwilligen durch Dialog und gemeinsame<br />
Aktivität.<br />
Das Netzwerk umfasst zur Zeit 12 unterschiedlich<br />
entwickelte Regionalgruppen mit regionalen Koordinatorinnen<br />
und Koordinatoren. Engagierte Mitgliedseinrichtungen<br />
und einige Landkreise fungieren<br />
als Knotenpunkte. Ein zentrales Projektbüro<br />
koordiniert die Aktivitäten. Ein wichtiges Anliegen<br />
ist dabei auch die Einbindung von Partnern vor Ort,<br />
von Vertreterinnen und Vertretern der Kommunen,<br />
Seniorenräten, Kirchengemeinden, Schulen und Vereinen<br />
bis hin zu Betrieben.<br />
Wie jedes Netzwerk lebt BELA III vom Engagement<br />
und vom regen Austausch seiner Mitglieder. Und<br />
wie in jedem funktionierenden Netzwerk ist die<br />
Teilnahme freiwillig. Umso wichtiger sind gemeinsame<br />
Grundsätze und Arbeitsprinzipien. Dazu gehören<br />
die Kooperation und der Austausch über<br />
Regionen- und Trägergrenzen hinweg, die Orientierung<br />
an verbindlichen Qualitätsstandards, die<br />
Offenheit gegenüber neuen Formen der Zusammenarbeit<br />
von Haupt- und Ehrenamtlichen und<br />
das Bekenntnis zu Qualifizierung und Weiterbildung.<br />
Für Mitglieder liegt der wichtigste Nutzen im<br />
trägerübergreifenden Austausch und den Kontakten,<br />
die dadurch entstehen. BELA III gibt Anregungen<br />
zu den Themen „Förderung von Bürgerengagement“<br />
und „Öffnung“ in Form von<br />
Bildungsangeboten, selbstbestimmten Arbeits-<br />
6 7<br />
NETZWERKARBEIT
8<br />
gruppen und Konferenzen. Das Netzwerk schafft<br />
den Rahmen, um neue Betreuungskonzepte mit<br />
Freiwilligen und Angehörigen zu entwickeln und<br />
zu erproben.<br />
Diesem Anliegen dienen auch die BELA III-Materialien.<br />
Sie greifen die wichtigsten aktuellen Lernthemen<br />
im Bereich Bürgerengagement aus dem<br />
Netzwerk auf und dokumentieren die wirksamsten<br />
Lernprofile der Aufbauphase. Folgende Materialienbände<br />
sind geplant:<br />
BELA III Materialien Band 1<br />
Grundlagentexte aus der Aufbauphase<br />
2008/2009<br />
BELA III Materialien Band 2<br />
Lernprofil: Freiwillige gewinnen mit System<br />
BELA III Materialien Band 3<br />
Lernprofil: Demenzbegleitung<br />
BELA III Materialien Band 4<br />
Lernprofil: Alltagsgestaltung<br />
BELA III Materialien Band 5<br />
Gute Praxis aus dem BELA III-Netzwerk<br />
Mit BELA III geht vieles leichter, wenn es um Bürgerengagement<br />
geht. Pflegeeinrichtungen haben<br />
Freiwilligen etwas zu bieten. Sie zählen auf Wissenstransfer<br />
und Kooperation in zentralen Fragen<br />
der Freiwilligenarbeit – von der Konzeptentwicklung<br />
bis hin zur Qualifizierung. Ihnen gelingen<br />
Schritt für Schritt neue Partnerschaften und sie beteiligen<br />
sich gemeinsam am gesellschaftlichen Dialog.<br />
Nach der Aufbauphase bis Ende 2010 soll die Verantwortung<br />
in die Hand der Träger übergehen.<br />
<strong>Der</strong> landesweit angelegte Qualitätsverbund soll in<br />
starken Regionen operieren. <strong>Der</strong> Pflegewissenschaftler<br />
Prof. Dr. Hermann Brandenburg, der auch<br />
mit einem Text in diesem ersten Band vertreten ist,<br />
hatte bei der BELA III-Auftaktveranstaltung am 15.<br />
Juni 2009 in Fellbach die Bedeutung folgendermaßen<br />
umrissen:<br />
„BELA verändert vieles. <strong>Der</strong> wichtigste Punkt ist aus<br />
meiner Sicht, dass BELA einen wichtigen Beitrag<br />
zum Pflege-Mix darstellt. Die Pflege der Zukunft<br />
(aber auch schon der Gegenwart) kann nur im Zusammenwirken<br />
von Professionellen und bürgerschaftlich<br />
Engagierten gelingen. Allein schafft das<br />
keine Gruppe. Und das wäre auch nicht gut oder<br />
erstrebenswert, denn die Perspektiven müssen und<br />
sollen sich ergänzen. Das Leben ist vielfältig und<br />
BELA ist es auch. Insofern leistet BELA einen Beitrag<br />
zum Wandel der Pflegekultur in Deutschland.<br />
Einfach ist das nicht, aber eine Alternative dazu<br />
gibt es aus meiner Sicht nicht.“<br />
Iren Steiner, Dipl. Psychologin<br />
Fachliche Koordinatorin der BELA-Projekte<br />
BRAUCHT ES DAS:<br />
EINE HANDREICHUNG FÜRS<br />
HAND-REICHEN?<br />
Diese Handreichung ist als Verfahrensanleitung<br />
für Verantwortliche in stationären Pflegeeinrichtungen<br />
gedacht, die mit der Gewinnung von Freiwilligen<br />
beauftragt sind.<br />
Sie erfahren hier, wie sie Schritt für Schritt eine Systematik<br />
zur Gewinnung von Freiwilligen aufbauen,<br />
auf was sich dabei zu achten lohnt, welche<br />
Verfahren sich in jüngster Zeit bewährt haben und<br />
welche Hilfsmittel sich auf möglichst wirtschaftliche<br />
Weise für Ihre Vorhaben eignen.<br />
Wenn Ihre Einrichtung bisher für diejenigen Aufgaben<br />
im Haus, für die Sie sinnvoller- oder nötigerweise<br />
Freiwillige einsetzen, über ausreichend<br />
Kandidaten und Mitwirkende verfügte, dann freuen<br />
Sie sich über diesen Zustand und genießen Sie<br />
ihn noch eine Weile. Dennoch geht auch in ländlichen<br />
Einrichtungen das Zeitalter zu Ende, indem<br />
es in der Nachbarschaft als selbstverständlich galt,<br />
sich in örtlichen Pflegeeinrichtung solidarisch, sozial<br />
oder karitativ zu engagieren. Dafür scheinen<br />
vor allem zwei Gründe verantwortlich: Zum einen<br />
wächst auch in ländlichen Gebieten die Konkurrenz<br />
an Institutionen und Anbietern, die um das<br />
Engagement und um die Zeit potentiell Freiwilliger<br />
konkurrieren. Auf Appelle an Solidarität und Mitverantwortung<br />
reagieren die einen bemüht, andere<br />
zunehmend verärgert. Zum anderen kommt<br />
ausgerechnet derzeit ein Megatrend zurück, den<br />
die Sozialforschung überwunden glaubte: das<br />
„Cocooning“, also der Rückzug in die behaglich<br />
gestalteten eigenen vier Wände, der Sicherheit,<br />
Unbehelligtheit und Frieden verspricht: in den<br />
90ern um den Preis höherer Einsamkeit erzielt,<br />
heute scheinbar verlustarm und komfortabel, an-<br />
gereichert mit TV-Promidinners und Kontakten<br />
über SMS/Telefon/E-Mail, Skype und Community-<br />
Chatting per Internet.<br />
Wer im Einzugsgebiet der eigenen Einrichtung einen<br />
neuen, jüngeren Typ von Freiwilligen gewinnen<br />
will, stößt auf Mitbewerber und polarisierende<br />
Trends.<br />
So viele engagierte Bürger wie heute gab es vielleicht<br />
noch nie in der Geschichte des menschlichen<br />
Zusammenlebens in Gemeinschaften. Und doch<br />
ringen wir zunehmend mit Vereinen, Stiftungen, Initiativen,<br />
Feuerwehren, Besuchsdiensten, Tierhelfern,<br />
Selbsthilfegruppen und vielen anderen um die<br />
wertvollen Minuten im Leben unserer potentiellen<br />
Zielpersonen. Ihre Zeit könnte Bewohnern zu mehr<br />
Lebensqualität und Mitarbeitern zu Entlastung verhelfen.<br />
So kompakt und plausibel die hier empfohlenen<br />
Vorgehensweisen und die vorgestellten Materialien<br />
auf Sie als Leser auch wirken mögen, so sehr<br />
verlangen Kontakt und Zusammenarbeit mit Freiwilligen<br />
in Zukunft wahrscheinlich einen Wandel<br />
im Denken. Hinter dieser Handreichung stehen die<br />
Erkenntnis und die Haltung, dass sich Altenhilfeeinrichtungen<br />
vom herkömmlichen Denken lösen<br />
müssen. Es lässt sich in der folgenden Redewendung<br />
verdeutlichen: "…Wenn wir nur genug von<br />
den richtigen Freiwilligen für die Zusatzaufgaben<br />
X., Y oder Z in unserer Einrichtung hätten, dann<br />
gäbe es mehr Lebensqualität für unsere Bewohner!“<br />
So haben sich manche die schnelle Lösung<br />
vorgestellt. Doch angesichts der gesellschaftlichen,<br />
speziell der soziodemographischen und<br />
psychodemographischen Entwicklungen in Stadt<br />
und Land werden Kontakte zu potentiellen Freiwilligen<br />
immer kostbarer. Sie sind eigentlich zu<br />
wertvoll, um sie allein dafür zu gewinnen und<br />
einzusetzen, wofür wir sie im Moment gut gebrauchen<br />
könnten. Ganz sicher werden sich unter<br />
denjenigen, die in Zukunft systematisch gewonnen<br />
werden, auch diejenigen finden, die gerne<br />
1 EINE HANDREICHUNG FÜRS<br />
HANDREICHEN?<br />
9
10<br />
mit Bewohnern einen Spaziergang unternehmen,<br />
vorlesen, ein Gespräch führen oder die ganz einfach<br />
nur ein paar Stunden für andere Menschen<br />
da sein möchten. Doch wenn wir anfangen, Freiwillige<br />
mit System zu gewinnen, werden wir auch<br />
Menschen begegnen, die mit ihren ganz eigenen<br />
Potenzialen und Talenten an vielen Stellen in unserer<br />
Einrichtung Mitwirkende und Mitgestalter sein<br />
können und wollen – an Stellen und mit Talenten,<br />
an die wir im Moment vielleicht noch gar nicht<br />
denken. Dazu müssen wir auch bereit sein, sonst<br />
verprellen wir wertvolle Kontakte und Beziehungen.<br />
Freiwillige haben mehr anzubieten als helfende<br />
Hände im üblichen Tageslauf einer Einrichtung.<br />
Viele unserer künftigen Kontaktpersonen könnten<br />
als Unterstützer, als Förderer und Spender, als Berater,<br />
als kreative Eventchefs und Animateure, als<br />
Organisations-Crack, als Entwicklungsbegleiter<br />
wirken. Eine Bastelgruppe dagegen wird diese<br />
Menschen nicht anziehen. Oder sie haben Talente<br />
als Botschafterinnen im Dienst unserer Einrichtung,<br />
als Empfangschefinnen an unserem Tresen<br />
im Foyer oder als Brücke zu neuen Kunden oder<br />
Freiwilligen. Auch in dieser Hinsicht können Freiwillige<br />
dazu beitragen, die Zukunft der Einrichtungen<br />
zu sichern.<br />
Das moderne Marketing bietet heute Verfahren,<br />
die sich eignen, wenn Sie Freiwillige für spezifische<br />
Aufgaben gewinnen oder Kontakte zu Nachbarn<br />
und Mitbürgern mit unterschiedlichsten,<br />
nützlichen Fertigkeiten herstellen wollen. Mit ihrer<br />
Hilfe gewinnen wir aus dem Potenzial der örtlichen<br />
Freiwilligen „affine“ Kontakte, machen aus<br />
diesen Kontakten interessierte Besucher, entwikkeln<br />
diese Interessenten zu Freiwilligen und Mitwirkenden<br />
und begleiten sie wertschätzend und<br />
unterstützend. So werden eines Tages aus überzeugten<br />
Freiwilligen aktive Botschafter in Gemeinde<br />
oder Stadtteil. Wer so vorgeht, gewinnt<br />
Freiwillige für seine Aufgaben in der Einrichtung<br />
meist leichter, kräftesparender und systematischer<br />
und erspart beiden Seiten Fehlbesetzungen. So<br />
kommen überraschende Begegnungen und Beziehungen<br />
mit Menschen von außerhalb zustande,<br />
die unsere Arbeit voranbringen.<br />
Die Inhalte dieser Handreichung wurden getestet<br />
und überprüft im Zeitraum Mai bis Dezember<br />
2009 während eines Weiterbildungszyklus im Auftrag<br />
des baden-württembergischen BELA III-Netzwerks<br />
zu Bürgerengagement für Lebensqualität<br />
im Alter. In acht halb- bis ganztägigen Veranstaltungen<br />
mit Einrichtungsleitungen, Verantwortlichen<br />
für Öffentlichkeitsarbeit, Freiwilligen, Heimfürsprechern,<br />
Angehörigen von Bewohnern, Sozialdienstmitarbeitern<br />
und Beauftragten für<br />
Freiwilligengewinnung und -begleitung zwischen<br />
Mannheim und Bad Saulgau, zwischen Göppingen<br />
und Freiburg wurden die Inhalte auf Relevanz<br />
erörtert, die Checklisten und Arbeitshilfen auf<br />
Praxistauglichkeit geprüft.<br />
<strong>Mario</strong> <strong>Nantscheff</strong> Im Februar 2010<br />
Anmerkung: Im Dienst der verbesserten und erleichterten<br />
Lesbarkeit wird stellvertretend für die<br />
Nennung der Angehörigen beider Geschlechter in<br />
dieser Handreichung stellvertretend die männliche<br />
Form gewählt. Gemeint sind dabei immer die Angehörigen<br />
beider Geschlechter, sofern im betreffenden<br />
Textabschnitt nicht ausdrücklich auf ein<br />
spezifisches Geschlecht hingewiesen wird.<br />
1. KONTAKTE AKQUIRIEREN,<br />
INTERESSENTEN GEWINNEN,<br />
MITMACHER SELEKTIEREN<br />
In diesem Kapitel erfahren Sie, warum eine Beziehungsaufnahme<br />
mit neuen Zielgruppen für Freiwilligen-Engagement<br />
zunehmend unverzichtbar<br />
für Einrichtungen stationärer Altenhilfe werden<br />
wird. Sie werden die Denkweise von Marketiers<br />
bei der Gewinnung von Zielgruppen kennenlernen,<br />
und Sie können testen, ob Ihre Einrichtung<br />
überhaupt neue Freiwilligen-Gruppen gewinnen<br />
will.<br />
WERBEN, REKRUTIEREN,<br />
AKQUIRIEREN: KLINGT DIE<br />
FREIWILLIGEN-GEWINNUNG<br />
SO NICHT EIN WENIG<br />
EHRENRÜHRIG?<br />
Für bestimmte Tätigkeiten wünscht sich praktisch<br />
jede Einrichtung Freiwillige an allen Tagen. Spazieren<br />
gehen, vorlesen, Essen reichen – die meisten<br />
Einrichtungsleiter tun sich leicht zu beschreiben,<br />
für welche konkreten Aufgaben sie Freiwillige gut<br />
gebrauchen könnten. Ebenso rasch scheint klar,<br />
wie Bewohner davon profitieren. Schwieriger fällt<br />
es manchen Führungskräften in der stationären<br />
Altenpflege, potentielle Freiwillige als ganzheitliche<br />
Persönlichkeiten zu sehen – mit eigenen Zielen,<br />
Motiven und Interessen, und vielleicht mit<br />
dem Wunsch, sich auf die eigene, ganz persönliche<br />
Weise in einen Einrichtungsalltag mit anderen<br />
Menschen einzubringen. Man befürchtet höheren<br />
Anleitungs- und Steuerungsaufwand, keimende<br />
Unzufriedenheit bei Freiwilligen, Konflikte mit<br />
Mitarbeitern, ständiges Korrigieren- oder Bremsen-müssen<br />
und anderes mehr.<br />
KENNEN SIE JEMANDEN,<br />
DER KEIN NÜTZLICHES TALENT<br />
BESITZT?<br />
Gelegentlich registrieren Pflegeprofis enttäuscht,<br />
dass interessierte Freiwillige einer Instrumentalisierung<br />
durch genau definierte Hilfstätigkeiten recht<br />
kritisch gegenüberstehen und sich hierfür schwieriger<br />
gewinnen lassen. Einrichtungen beginnen<br />
erst, eine „Kultur des offenen Hauses“ zu pflegen.<br />
<strong>Der</strong>en Haltung gegenüber neuen Freiwilligen<br />
klingt ungefähr so: „…eigentlich hat jeder Mitbürger<br />
da draußen mindestens ein nützliches Talent,<br />
und gemeinsam finden und nutzen wir Ihres“.<br />
Angesichts der Veränderungen in einer Gesellschaft<br />
des langen Lebens bietet eine solche<br />
win-win-Einstellung potentiellen Freiwilligen attraktive<br />
Gründe, in einer Altenpflegeeinrichtung<br />
mitzuwirken.<br />
FREIWILLIGE BETEILIGEN SICH<br />
ALS PERSONEN, NICHT ALLEIN<br />
ALS FUNKTIONSBAUSTEINE<br />
IM HEIMABLAUF<br />
Wer diesen Grundsatz beherzigt, muss neben den<br />
eigenen Motiven für Freiwilligen-Arbeit vor allem<br />
die Motive möglicher künftiger Freiwilliger wahrund<br />
ernstnehmen. Als Erfolgsfaktor zählt für eine<br />
moderne Altenhilfeeinrichtung neben der Kundenorientierung<br />
auch die Freiwilligenorientierung.<br />
Da mag es einen Einrichtungsleiter schaudern, der<br />
„sein“ Haus proper und schlank führen will. Wer<br />
aber weiß, dass mehr Lebensqualität durch attraktive<br />
Aktivitäten, durch den hohen Stellenwert von<br />
Mundpropaganda durchaus zum Faktor der Zukunftssicherung<br />
des Heims werden kann, horcht<br />
auf, wittert Chancen und schaut sich strategisches<br />
Freiwilligenmarketing einmal genauer an.<br />
1 KONTAKTE<br />
11
„MAL ANGENOMMEN“:<br />
EINLADUNG<br />
ZUM PERSPEKTIVENWECHSEL apple<br />
Strategien zur Gewinnung von Freiwilligen, die<br />
auf Erfahrungen aus dem Dienstleistungs- und<br />
Personalmarketing basieren, gehen also anders<br />
vor als Verfahren, die Unterstützer suchen für festgelegte<br />
und dringliche Alltags-Funktionen.<br />
Beim marketingbasierten Verfahren werden:<br />
> Mitmachangebote breit kommuniziert:<br />
„Bürger mit Gartenerfahrung geben Tipps für<br />
den neuen Sinnesgarten“; die Leser/Hörer werden<br />
zuerst zum Antworten und nicht sofort zum<br />
Mitmachen eingeladen;<br />
> unter den Antwortenden werden durch Kontaktangebote<br />
Kontaktwillige gefunden: „<strong>Der</strong><br />
neue Sinnesgarten: Einladung zum Baustellenfrühstück“;<br />
> aus kontaktwilligen Einrichtungsbesuchern<br />
werden Interessenten selektiert:<br />
A. für definierte Unterstützungsfunktionen:<br />
Feste „Freiwilligen-Jobs“ wie<br />
„Ehrenamtlicher Landschaftspfleger“<br />
B. für Einsatzfelder von Talenten,<br />
die Freiwillige mitbringen: „Schön dass<br />
es Ihnen bei uns gefällt. Was tun Sie<br />
gerne und gut?“<br />
> aus Interessenten werden durch Beteiligung<br />
Mitwirkende:<br />
„Für welches Fachgebiet bei unserer Sinnesgartenpflege<br />
im Garten interessieren Sie sich und<br />
wofür möchten Sie sich immer mal wieder hier<br />
engagieren: Pflanzen, Wege, Geländer, Bänke,<br />
Baumschnitt? “<br />
> aus Freiwilligen, die konstant mitwirken, zufrieden<br />
sind und sich am richtigen Platz fühlen,<br />
werden im Lauf der Zeit Empfehler, Botschafter,<br />
Akquisiteure: „Ich kann Ihnen einen Tipp geben,<br />
wenn Sie sich auch engagieren wollen!“<br />
FREIWILLIGEN-GEWINNUNG<br />
IST BEZIEHUNGSMANAGEMENT<br />
Es geht darum, Beziehungen anzubahnen – und<br />
zwar breit. Im Verlauf zeigt sich dann, ob es sich<br />
bei den Interessenten um Menschen handelt, die<br />
bereit sind definierte Aufgaben zu übernehmen.<br />
Vielleicht verweisen uns aber die Motive des Interessierten<br />
darauf, außerhalb oder innerhalb der<br />
Einrichtung nach neuen Betätigungsmöglichkeiten<br />
für die Talente und Fertigkeiten zu suchen. So<br />
können viele gewinnen: die Einrichtung, die Lebensqualität<br />
der Bewohner und die Mitarbeiter,<br />
die Entlastung erfahren.<br />
Erfahrene Freiwilligen-Akquisiteure bestätigen:<br />
Diese Such-Aufgabe gab es auch bislang schon<br />
häufig. Freiwillige, die bisher aus Bürgerschaft und<br />
Gemeinde gewonnen wurden für Gespräche oder<br />
Spaziergänge, erwiesen sich gelegentlich als genau<br />
dafür wenig geeignet. Dann mussten sie mit<br />
viel Diplomatie umgeleitet werden. Im besten Fall<br />
fand sich eine besser zu ihnen passende Tätigkeit<br />
im Haus. Im schlechtesten Fall waren weitere Reibungspunkte<br />
zu vermeiden. Es galt zu verhindern,<br />
dass ein unzufriedener, enttäuschter oder gar abgelehnter<br />
Freiwilliger negative Nachrichten verbreitete.<br />
HAND AUFS HERZ:<br />
WIEVIEL FREIWILLIGEN-<br />
ENGAGEMENT DARF’S<br />
DENN SEIN?<br />
Wer sich für eine Strategie entscheidet, die breit<br />
akquiriert und ergebnisoffen vorgeht, gewinnt<br />
mehr als nur die Besetzung ehrenamtlicher Unterstützungs-Funktionen.<br />
Allerdings riskiert er, dass<br />
Freiwillige in bewährte und beliebte Tagesabläufe,<br />
Gewohnheiten, ungeschriebene Gesetze und<br />
Hierarchien der Einrichtung aktiv eingreifen. Neue<br />
Angebotsideen und Aktivitäten können entstehen,<br />
neue Beschäftigungsformen, neue Beziehungen,<br />
veränderte Abläufe. Nur wer hierfür prinzi-<br />
piell offen ist, profitiert in vollem Umfang vom<br />
systematischen Akquisitionsverfahren, wie es in<br />
dieser Handreichung beschrieben wird.<br />
Keine Sorge: Alle anderen lernen eine ganze<br />
Sammlung an erprobten und praxisgerechten<br />
Techniken, Anstößen und Arbeitshilfen für ihre<br />
Freiwilligen-Werbeaktionen kennen.<br />
MERKE:<br />
„Unzufriedene oder enttäuschte Freiwilligen-<br />
Anwärter sind eine Gefahr für den Ruf und<br />
damit für die Zukunft einer Einrichtung“.<br />
12 13
2 SINNVOLLE FRAGEN VORAB<br />
14<br />
2. SINNVOLLE FRAGEN VORAB<br />
UND RECHERCHEN<br />
ZUR STRATEGIE<br />
Hier geht es um einige hilfreiche Leitfragen, die<br />
Einrichtungsverantwortliche für die Gewinnung<br />
von Freiwilligen vor einem Planungsprozess nutzen<br />
können, damit niemand vergessen wird und<br />
die Talente der möglichen Ansprechgruppen aufgegriffen<br />
werden.<br />
ÜBER BESTEHENDES<br />
FREIWILLIGEN-ENGAGEMENT<br />
AKTIV BERICHTEN?<br />
Einrichtungsleiter zögern manchmal, ihre Freiwilligen-Aktivitäten<br />
im Einzugsgebiet zu kommunizieren.<br />
„Ihr habt ja schon so viele, ihr braucht ja niemanden<br />
mehr, stimmt’s?“ heißt die befürchtete<br />
Frage, die durch aktive Öffentlichkeitsarbeit zum<br />
Thema Freiwilligen-Engagement provoziert werde.<br />
Das Schlüsselwort hier heißt ‚brauchen’. Systematische<br />
Freiwilligengewinnung als Marketingstrategie<br />
löst sich generell vom Begriff des „Brauchens“<br />
oder „Gebraucht Werdens“ als bestimmende<br />
oder gar einzige Argumentation, sich zu engagieren.<br />
Die hier vorgestellte Strategie macht Angebote,<br />
die von möglichst vielen Interessierten begutachtet<br />
und von einigen wenigen gerne angenommen<br />
werden sollen. In verschiedenen Regionen<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>s haben die BELA-Weiterbildungsveranstaltungen<br />
des Jahres 2009 gezeigt,<br />
dass die Anzahl derjenigen Bürger, die sich im<br />
Pflegeheim deshalb engagieren, weil die Einrichtung<br />
jemanden „braucht“, stagniert, abnimmt<br />
oder aber immer schwieriger zu gewinnen ist.<br />
LEITFRAGEN,<br />
DIE BEIM PLANEN HELFEN<br />
Aus diesem Grunde macht marketing-basierte<br />
Freiwilligen Gewinnung den potentiellen Zielpersonen<br />
im Einzugsgebiet konkrete oder offene Angebote<br />
und wirbt nur bei ganz bestimmten Zielgruppen<br />
mit dem Motiv, gebraucht zu werden.<br />
Die Verantwortlichen der Einrichtung und ihr Planungskreis<br />
stellen sich zunächst einige Leitfragen:<br />
• Was können bestimmte Freiwillige für die<br />
Lebensqualität unserer Bewohner/Klienten tun?<br />
• Was können bestimmte Freiwillige für den<br />
Bestand unserer Einrichtung tun?<br />
• Woher und wie erfahren wir, was mögliche<br />
Mitmach-Interessenten unseres Einzugsgebiets<br />
wirklich suchen?<br />
• Wie können wir künftigen Freiwilligen bieten,<br />
was sie wirklich suchen?<br />
MANCHE LOKALEN KULTUR-<br />
GRENZEN SCHEINEN UNDURCH-<br />
DRINGLICH<br />
Die Verantwortlichen haben bei der Planung der<br />
Ansprache ihrer Zielgruppen spezifische Mentalitäten<br />
im Einzugsgebiet zu berücksichtigen – manchmal<br />
sogar scharf gezogene Kulturgrenzen zwischen<br />
Stadtteilen – oder auch die Vorerfahrungen<br />
und inneren Bilder, die die Bürgerschaft mit der<br />
Einrichtung bisher verbindet. Erst dann legt der<br />
Einrichtungsverantwortliche, der Sozialdienst, der<br />
Akquisiteur das Erfolg versprechende Einzugsgebiet<br />
fest.<br />
MERKE:<br />
„An wen haben wir beim Nachdenken über<br />
mögliche Freiwillige für unsere Einrichtung<br />
bisher eigentlich noch gar nicht gedacht?“<br />
3. ERFOLGSVORAUSSETZUNG:<br />
EINDEUTIGKEIT BEI DER ZIEL-<br />
GRUPPENBESTIMMUNG<br />
In diesem Abschnitt erfahren Sie, wie Sie am besten<br />
vorgehen bei der Bestimmung derjenigen<br />
Gruppen in Stadtteil oder Region, die Sie für Ihre<br />
Einrichtung als Freiwillige gewinnen wollen. Dabei<br />
werden Sie noch einmal den Unterschied erkennen,<br />
der zwischen den „Funktionen“ besteht, die<br />
Sie in Ihrer Einrichtung gerne besetzen möchten,<br />
und den Menschen draußen, die ganz eigene Motive<br />
und Gründe haben können für ein Engagement<br />
bei Ihnen.<br />
WER WOHNT ÜBERHAUPT IN DER<br />
UMGEBUNG – UND WER<br />
INTERESSIERT SICH FÜR UNS?<br />
Strategische Freiwilligengewinnung fußt auf<br />
fokussierten Mitmach-Angeboten an Bewohner<br />
im unmittelbaren Einzugsgebiet. Doch welche<br />
Mitmachinteressen gibt es im Stadtteil, im Dorf,<br />
im Umland, in der Kleinstadt, die erfolgreich angesprochen<br />
werden können?<br />
Ein Blick auf die Leitfragen hilft bei der Bestimmung.<br />
(vgl. Abschnitt 2)<br />
Hier sind bereits Antwortskizzen entstanden. Sie<br />
illustrieren, wer einerseits in der Einrichtung durch<br />
Übernahme konkreter Funktionen für mehr Lebensqualität<br />
sorgen könnte, und welche Art von<br />
Menschen mit welchen Motiven und Talenten andererseits<br />
das Leben in der Einrichtung auf irgendeine<br />
Weise bewegen, bereichern, beleben könnte.<br />
Diese Antworten werden nun zu Zielgruppen verdichtet.<br />
TEILEN HEISST DAS ZAUBERWORT<br />
Zielgruppen bestehen aus Personen, die ähnliche<br />
Motive und Grundorientierungen teilen : z.B. aus<br />
Personen, die vielleicht einer ähnlichen Altersgruppe<br />
und demselben Geschlecht angehören;<br />
aus Personen, die möglicherweise nach der Verwirklichung<br />
ähnlicher Interessen suchen; oder aus<br />
Personen, die Wertvorstellungen, religiöse Überzeugungen<br />
oder soziale Orientierungen miteinan- 3<br />
Thomas G. (47) Rechtsanwalt<br />
Hobbies: Amerika, Reisefotografie, Fitness<br />
Kann: Sprachen, Rechtsberatung, Dias zeigen<br />
Macht gern: Samstags brunchen, Internet-Blogs<br />
Kennt: Alle Honoratioren am Ort, 60 neue<br />
Mandanten jährlich, seit kurzem wieder<br />
28 ehem. Schulkameraden (Internet)<br />
Mitglied: In 6 Vereinen<br />
(ADAC bis Zigarrenfreunde e.V.)<br />
Britta S. (59) Bankangestellte<br />
Hobbies: Städtereisen, Museen, Tennis, Kegeln<br />
Kann: Mit Zahlen umgehen, Menschen beraten<br />
Macht gern: Nordic Walking, Leute<br />
kennenlernen<br />
Kennt: Rund 300 Schalterkunden persönlich;<br />
60% der Unternehmer am Ort;<br />
die Höhen u. Tiefen des Lebens;<br />
kein „Geht nicht“<br />
Mitglied: Sportverein, Kulturgemeinschaft<br />
ERFOLGSVORAUSSETZUNG<br />
15
Ernst P. (69) Ehem. Steuerberater<br />
Hobbies: Geschichte, Stadtführungen,<br />
Publikum<br />
Kann: Kontakte knüpfen, Menschen gewinnen<br />
Macht gern: Erfahrung weitergeben, Vorträge<br />
Kennt: „Alle Behörden-Mitarbeiter, die noch im<br />
Amt sind oder es je waren!“; 90 Ex-Mandanten;<br />
15 derzeitige Freizeitmandanten; 25 Touristengruppen<br />
p.a.<br />
Mitglied: Heimatverein, Volkshochschule,<br />
Bund d. Selbständigen<br />
Britta S. (59) Bankangestellte<br />
Hobbies: Familie, Rad, technische Reparaturen<br />
Kann: Kontakte knüpfen, Emotionen beherrschen<br />
Macht gern: Jazzfrühschoppen, Pilates, Fahren<br />
Kennt: 60 Fahrschüler ab 17J., 5 Fahrschüler<br />
über 65J., jede Strasse im Ort, 1001 Kniffe<br />
für sicheres Bewegen im Straßenverkehr,<br />
Erste-Hilfe-Training<br />
Mitglied: Frauenstammtisch, Elternbeirat (Realschule)<br />
Ina H. (55) Einzelhandelskauffrau<br />
(in Erwerbsunfähigkeit)<br />
Hobbies: Gesundheit, Garten, Radio,<br />
Terrier „Bobo“<br />
Kann: Mit anderen sprechen, durchhalten,<br />
zuhören<br />
Macht gern: Schreiben (Prosa, unveröff.),<br />
Sudoku<br />
Kennt: 99 Rezepte aus Dinkelmehl und<br />
Grünkern; zu wenig Menschen für gemeinsame<br />
Interessen und Aktionen;<br />
22 Ablehnungstexte von Buchverlagen<br />
Mitglied: Noch nirgends<br />
Die Sinus-Milieus<br />
Die Darstellung der Sinus-Milieus® ist nützlich, um eine<br />
Vorstellung zu entwickeln, welche Freiwilligen<br />
überhaupt in unserem Einzugsgebiet leben. Zwar zeigen<br />
Forschungsergebnisse des Instituts Sociovision für<br />
Deutschland nur einen statistischen Querschnitt an.<br />
Durch ortsansässige Kolleginnen im Führungskreis,<br />
durch Heimfürsprecher oder durch lokal verankerte<br />
Mitarbeiter lassen sich die örtlichen Abweichungen<br />
vom statistischen Mittel ganz pragmatisch und praxisorientiert<br />
erkennen und benennen. Durch diese<br />
differenzierte Sicht auf das eigene Einzugsgebiet<br />
entsteht Klarheit über das tatsächliche Potenzial derjenigen<br />
Menschen, die sich für Einladungen zu verschiedenen<br />
Mitmach-Angeboten der Einrichtung<br />
überhaupt interessieren können und werden.<br />
16 17
WER WOHNT EIGENTLICH BEI<br />
UNS AM ORT?<br />
Jede Einrichtung hat ganz spezielle Charakteristika<br />
der Menschen, die in ihrem Umfeld wohnen.<br />
Einiges über diese Menschen weiß man, weil die<br />
Angehörigen ihre Senioren "von hier" in der Einrichtung<br />
unterbringen und hier zu Gast sind.<br />
Auch Mitarbeiter und Veranstaltungsgäste sind<br />
gute Quellen, um mehr zu erfahren über Schichten<br />
und Berufe, Herkünfte und Hobbies, Traditionen<br />
und Vorlieben. Die Marktforschung spricht<br />
von "Sozialer Lage" und von "Grundorientierungen".<br />
Und die im Stadtteil oder am Ort gut zu<br />
kennen, ist ein klarer Vorteil bei der Gewinnung<br />
von Freiwilligen. Um sich einen Überblick über generell<br />
vorhandene Motive bei unseren Mitbürgern<br />
zu verschaffen, hilft die jährlich erneuerte Sinus<br />
Milieustudie.<br />
KEIN EINZUGSGEBIET<br />
IST WIE DAS ANDERE<br />
Zahlreiche Leitungskräfte glauben, in den Sinus-<br />
Milieus® „ der Traditionsverwurzelten“ und der<br />
„Konservativen“ ihre möglichen Freiwilligen von<br />
heute und morgen zu entdecken. Auch die „Bürgerliche<br />
Mitte“ wird als klassischer Pool für Freiwilligengewinnung<br />
gesehen. Allerdings schrumpft<br />
die „Bürgerliche Mitte“ derzeit zahlenmäßig ausgesprochen<br />
rasch, und „Traditionsverwurzelte“<br />
beziehungsweise „Konservative“ sind heute<br />
wegen fester Bindung und aus biologischen Altersgründen<br />
keine sichere Fundgrube mehr für intensives<br />
Freiwilligen-Engagement.<br />
STECKEN IN TEENIES AUSSER<br />
IPOD-HÖRERN AUCH NOCH<br />
POTENZIALE FÜRS EHRENAMT ?<br />
Einige BELA III-Mitglieder berichten, dass sie mit<br />
Erfolg Personen ganz unterschiedlicher Altersgruppen<br />
aus verschiedenen Milieus gewinnen:<br />
• aus dem Milieu der „Postmateriellen“: Sie be-<br />
schäftigen sich mit Themen wie Gesundheit, Ernährung,<br />
Sinnfindung;<br />
• aus dem Milieu der „Experimentalisten“: Sie<br />
interessieren sich für Angebote zu Kunst und Kultur,<br />
Museums-Besuche und Kunstaktionen mit Demenzerkrankten,<br />
Fotoprojekte, thematische Fachberatung<br />
von Angehörigen;<br />
• aus dem Milieu der „Hedonisten“: z.B. Schüler-<br />
und Jugendgruppen, die unter den Bewohnern<br />
der Einrichtung eine stabile Form des Familienersatzes<br />
suchen und finden können und die<br />
die Chance im Heim nutzen, sozial ‚nachzureifen’.<br />
Es hilft, die richtigen Argumente zu kommunizieren,<br />
wenn man weiß, mit welcher gesellschaftlichen<br />
Nachbarschaft wir Kontakt aufnehmen<br />
wollen. Wir können uns dann an den Grundorientierungen<br />
unserer Zielgruppen orientieren und<br />
nicht an den Botschaften, die wir selber gerne hören.<br />
SCHON DAUMENSCHÄTZUNGEN<br />
SIND AUSGESPROCHEN<br />
AUSSAGEFÄHIG<br />
In einer solchen Analyse lassen sich die tatsächlich<br />
erreichbaren, wirtschaftlich ansprechbaren Zielgruppen<br />
im Einzugsgebiet realistischer abschätzen.<br />
Wer zum Beispiel weiß, dass die angepeilten<br />
Zielgruppe Z1.1. nur zu circa 20 % im Einzugsgebiet<br />
wohnt, und dass hiervon nur ein Viertel zur<br />
gesuchten Altersgruppe und dem umworbenen<br />
Geschlecht zählt, kommt ins Rechnen mit spitzem<br />
Stift. Wer dann noch schätzen kann, dass von den<br />
Verbleibenden die Hälfte bereits zwei oder mehr<br />
Vereinen, Clubs oder Initiativen angehört, der realisiert<br />
rasch und unmissverständlich, dass er ein<br />
echtes Zielgruppenpotenzial von z.B. maximal 500<br />
Personen ansprechen kann. Es wird ebenso rasch<br />
klar, über welche Medienkanäle diese 500 Personen<br />
möglichst wirtschaftlich zu erreichen sind.<br />
Anzeigen in der örtlichen Tagespresse z.B. hätten<br />
einen zu hohen Streuverlust und wären sicher<br />
nicht das Mittel der Wahl. Bei einer einprozentigen<br />
Akquisequote für Interessenten oder Veranstaltungs-Besucher<br />
bleiben in Wirklichkeit nur<br />
fünf Personen.<br />
<strong>Der</strong> Akquisitor muss also innerhalb seiner Gemeinde<br />
mit 20.000 Einwohnern zwingend weitere Zielgruppen<br />
ins Auge fassen, um seinen Gewinnungsaufwand<br />
begrenzt zu halten.<br />
WIR ENTWERFEN EIN BILD VON<br />
EINER ZIELGRUPPE<br />
Je genauer die Freiwilligen-Marketiers der Einrichtung<br />
ihre Zielpersonen beschreiben, desto größer<br />
wird die Chance, deren Motive zu treffen und sie<br />
in Form von attraktiven und interessanten Botschaften<br />
zu erreichen. Dann fällt es einfacher zu<br />
klären, wie das Kennenlern- und Mitmach-Angebot<br />
an die Zielpersonen heißt.<br />
18 19
4 ZIELGRUPPENANALYSE<br />
4. ZIELGRUPPENANALYSE<br />
PRAKTISCH<br />
Beschreibung der Zielgruppe früher:<br />
„HANDWERKER IM RUHESTAND“<br />
Beschreibung der Zielgruppe im marketing-basierten<br />
Verfahren:<br />
„ALFRED UND HEIDI“<br />
• Beruf, Geschlecht: „junge“ Ruheständler beiderlei<br />
Geschlechts („Silver Ager“)<br />
• Altersgruppe: 60 bis 75 Jahre alt/Geburtsjahrgänge<br />
1935-50; Beispielfotos zweier Zielgruppenvertreter<br />
aus dem Internet hängen an der Wand<br />
• Biografisches: ehemalige Handwerker, einst<br />
angestellt oder selbständig<br />
• Berufsfelderfahrung: vorzugsweise Berufserfahrung<br />
als Schreiner, Gärtner, Maler, Metallbauer,<br />
Fotograf/-laborant<br />
• Wohnort: in den Ortsteilen X, Y und Z lebend,<br />
auch noch im Umkreis von 20 Autominuten<br />
• Typus: moderat kommunikationsfreudig<br />
• Hobbies: Werkeln, Erhaltung der Bausubstanz<br />
der eigenen Immobilie, Natur und frische Luft,<br />
Reisen, (Senioren)sport, TV<br />
• Bevorzugen als Kommunikationswege:<br />
Persönlich, Telefon, Brief oder Karte.<br />
• Lesen/hören: Den Regionalteil der Innungszeitschrift,<br />
die Senioren kostenlos bekommen,<br />
Gemeindeblatt, Seniorenratgeber und Kundenjournal<br />
aus der Apotheke, örtliche Tagespresse<br />
• Kontakt- oder Mitmach-Motive:<br />
zeitbegrenztes Vorzeigen/Einbringen-können der<br />
eigenen beruflichen Kompetenz, „noch ein wenig<br />
Umgang mit den lange Jahre ausgeübten beruflichen<br />
Fertigkeiten, Materialien und Werkzeugen<br />
pflegen“, sich selbst beweisen, dass man's noch<br />
kann, nützlich sein, stundenweise von zu Hause<br />
wegkommen, Kontakt, Publikum, Gutes tun<br />
•<br />
Mögliche Rollen in der Einrichtung: Werkoder<br />
Foto-Gruppe mit teilmobilen Bewohnern,<br />
Unterstützung bei Umbauten, Renovierungen und<br />
Modernisierungen, Facility Manager ehrenhalber,<br />
Landschafts- und Gartenbau<br />
SCHARFE ZIELGRUPPEN-<br />
BESCHREIBUNG HILFT GLEICH<br />
MEHRFACH<br />
Ganz praktisch machen Freiwilligen-Marketiers die<br />
Erfahrung, dass sie mit einer genauer definierten<br />
Zielgruppenbeschreibung den Werbetext in ihren<br />
Anzeigen, Aushängen und Prospekten passender<br />
auf die Zielgruppe zuschneiden können. Es fällt<br />
leichter, mit diesem Perspektivenwechsel Motive<br />
und Wünsche der Zielgruppe gut und treffend zu<br />
verstehen und die richtigen Kanäle exakter zu planen.<br />
Die fiktive Namensgebung der Zielpersonen<br />
(„Alfred“, „Heidi“), gewählt je nach Geburtsjahrgängen<br />
und Schichten, empfiehlt sich, weil ab diesem<br />
Zeitpunkt nicht mehr über die Zielgruppe gesprochen<br />
werden kann, ohne dass Alfred und Heidi<br />
quasi mit am Tisch sitzen.<br />
MEHRERE ZIELGRUPPEN,<br />
MEHRERE MOTIVBÜNDEL,<br />
MEHRERE BOTSCHAFTEN,<br />
MEHRERE WERBEMITTEL<br />
Auf diese Weise entsteht in der Strategiegruppe<br />
ein Zielgruppenportfolio aus unterschiedlichen<br />
Personengruppen mit unterschiedlichen Motiven<br />
und Ansprachewegen.<br />
Die roten Pfeile dieser Arbeitshilfe zur Zielgruppenanalyse<br />
sollen verdeutlichen, dass unsere Ansprache-<br />
und Gewinnungsstrategie den Teil der<br />
Kommunikation umfasst, der die Zielpersonen erreicht.<br />
Sie sollte aber auch den Rücklauf der Kommunikation,<br />
also den Antwortweg bereits vordenken<br />
und Wünsche und Gewohnheiten der Zielgruppe<br />
aufnehmen. So ist es zum Beispiel<br />
entscheidend für den Erfolg, welche Kontaktwege<br />
die Zielgruppenanalyse ergeben hat: Antworten z.<br />
B. Alfred und Heidi gerne per E-Mail auf unsere<br />
Mitmachangebote? Andernfalls braucht es eher<br />
eine Antwortkarte, einen Getränkegutschein, ei-<br />
nen Kuchenscheck, eine groß gedruckte Telefonnummer<br />
und eine attraktive Kennenlernveranstaltung<br />
mit Erlebnischarakter.<br />
MERKE:<br />
„Wer zielgerichtet Freiwillige gewinnen will,<br />
akzeptiert, dass es sich bei jedem einzelnen<br />
Zielgruppenmitglied um Menschen handelt<br />
mit ganz eigenen Interessen, Wünschen und<br />
Motiven – und nur wer diese Motive kennt<br />
und aufgreifen kann, wird sich beim Freiwilligen-Marketing<br />
gegen den Mitbewerb durchsetzen<br />
können“.<br />
20 21
5 KONTAKTEREIGNISSE<br />
5. NIEDRIGSCHWELLIGE<br />
KONTAKTEREIGNISSE:<br />
VON DER BEDEUTUNG DER<br />
EINFLUGSCHNEISE<br />
Um das Denken in Zielgruppen-Motiven geht es<br />
im folgenden Abschnitt. Und darum, wie wir es<br />
schaffen, bei der ersten Begegnung nicht gleich<br />
an die künftigen Essenshelfer, Rollstuhlschieber<br />
und Vorleser zu denken, die man sich in der Einrichtung<br />
wünscht. Dieser Verzicht zu Beginn einer<br />
Beziehung scheint eine Erfolgsvoraussetzung dafür<br />
zu sein, wenn man Kontakte zur Zielgruppe<br />
aufbauen will, von denen am Schluss auch wirklich<br />
„die Richtigen“ bleiben.<br />
IHRE KONTAKTPERSONEN BLEI-<br />
BEN STETS ENTSCHEIDER ÜBER<br />
DAS EIGENE HANDELN<br />
Wenn wir auf der Basis von Marketingkonzepten<br />
Freiwillige gewinnen, wählen wir Angebote, die<br />
bestimmte Motive der Zielgruppe aufgreifen. Dazu<br />
gehört die Beachtung von bekannten Marketingregeln,<br />
wie z.B. dem Gesetz des „Low Involvement“:<br />
keine sofortige Bindung fordern, sondern<br />
Einladungen aussprechen, Mitmach-, Lern- und<br />
Erlebnistreffen bieten anstatt Appelle zu setzen,<br />
Lust auf mehr machen anstatt Engagement und<br />
Mitverantwortung einfordern.<br />
Zunächst sind Einladungen an die Zielpersonen also<br />
thematische Kennenlern-Ereignisse; aus den<br />
Reagierenden gewinnen wir Interessenten; aus<br />
diesem Kreis der tatsächlich Interessierten selektieren<br />
wir Mitwirkende. Presseartikel, die Texte der<br />
Flyer, die Art wo und wie wir sie auslegen, die<br />
Aushänge und Plakate, die sich in Beratungsstellen<br />
oder in Heimaufzügen finden, machen also zunächst<br />
Lust auf Kontakt und bieten Interessantes.<br />
Interessant bedeutet in diesem Zusammenhang<br />
„aufgeladene“ Begegnungs-Angebote, die die<br />
Interessen und Motive unserer Zielpersonen berücksichtigen<br />
– das ist das Prinzip der ‚niedrigschwelligen<br />
Einflugschneise’.<br />
WIR GEWINNEN NIEMALS ALLE<br />
MITGLIEDER EINER ZIELGRUPPE –<br />
DEM HIMMEL SEI DANK<br />
In keinem Fall werden alle Zielgruppenmitglieder<br />
an uns herantreten, und das ist ein Segen.<br />
Die möglichen affinen Kontakte (Kontakte, die zu<br />
uns passen) in unserem Einzugsgebiet sind zunächst<br />
aus dem Zielgruppenpotenzial herauszulösen<br />
und sichtbar zu machen. Erst dann können<br />
praktische Vorschläge wie Einführungskurse für<br />
Hospizbegleiter, mehrteilige Cello-Konzertreihen,<br />
regelmäßige Geschichtenmatineen oder Nachmittagsspaziergänge<br />
greifen. Wer glaubt, durch eine<br />
Veranstaltung bereits eine Einflugschneise für sichere<br />
Freiwillige zu schaffen und damit über die<br />
Besucher verfügen zu können, verprellt mutwillig<br />
und ohne Not engagierte Menschen.<br />
ANGEBOTE MACHEN HEISST,<br />
MÖGLICHKEITEN BIETEN – UND<br />
NICHT ENGAGEMENT FORDERN<br />
Wer solche Möglichkeiten bietet, hat Gelegenheit,<br />
Themen mit Ereignissen zu verbinden, gelassen<br />
Interessierte kennen zu lernen, aber auch diejenigen<br />
ziehen zu lassen, die sich nicht sofort engagieren<br />
wollen. Denn sie bleiben uns erhalten, z.B.<br />
im sympathisch vorgezeigten, gut begleiteten Gästebuch<br />
der Veranstaltung.<br />
WELCHE „ZIELGRUPPEN-<br />
MAGNETEN“ GEWINNEN WELCHE<br />
BESUCHER UND GÄSTE?<br />
> Beispiel Musikinteressierte/Musizierende:<br />
Öffentlicher Samstags-Jazzbrunch (z.B. mit der<br />
Jugendmusikschule)<br />
> Beispiel Streicheltierbesitzer: Hundeprämierung<br />
(mit Clubvorsitzender in der Jury)<br />
> Beispiel Frühstückshelfer: Gratis-Gemeindefrühstück<br />
„live“ im Garten<br />
> Beispiel Hospizgruppenmitglieder:<br />
Moderierte Themenmatinee-Reihe „Leben und<br />
Sinn-gebung“, „Wie wollen wir sterben?“<br />
oder „Lebensende: Sterben in der Literatur der<br />
Gegenwart“<br />
> Beispiel Zeitungsleser: Politischer Sonntagmorgen,<br />
z.B. mit einem (ehem.?) Redakteur<br />
> Beispiel Alltagsbegleiter: „Seitenwechsel“-<br />
Schnuppernachmittag<br />
> Beispiel Vorleser und Autoren: Literaturcafé<br />
(mit Hobby- / Profischriftstellern)<br />
> Beispiel Naturliebhaber: Baumschnittkurs<br />
auf dem Einrichtungsgelände<br />
MENSCHEN ZU GÄSTEN, INHALTE<br />
ZU GESPRÄCHSTHEMEN MACHEN<br />
Wenn die gewählte Einflugschneise, also unser<br />
Kennenlern-Themenereignis, tatsächlich zu den<br />
Motiven unserer Zielgruppe gepasst hat, dann<br />
treffen wir bei diesen Gelegenheiten auch die passenden<br />
Interessierten an. Zum Gratis-Sommer-<br />
frühstück im Garten morgens um sieben kommen<br />
wahrscheinlich nur künftige Frühstückshelfer, für<br />
die es selbstverständlich ist, lange vor sieben Uhr<br />
auf den Beinen zu sein. Wer das nicht schafft,<br />
kommt auch dann nicht zum Gartenfrühstück,<br />
wenn es gratis ist und man dort nette Leute trifft<br />
- und das ist gut so. Wer sich zu früher Stunde einfindet,<br />
dem kann man das Mitmachangebot<br />
‚Frühstückshelfer für einen Bewohner unserer Einrichtung’<br />
präsentieren. Danach macht ein persönliches<br />
Gesprächsangebot Sinn und dann kann<br />
man gelassen abwarten, wer von den Frühstücksgästen<br />
später Gesprächsbereitschaft zeigt.<br />
Wer während eines Kennenlern-Ereignisses in ihre<br />
Einrichtung hineinschnuppert, der hat seine<br />
Hemmschwelle überwunden oder hat keine. Und<br />
er teilt ihnen damit seine generelle "Affinität" mit.<br />
Diese wertvollen, qualifizierten Kontakte gilt es<br />
nun unaufdringlich auszuwerten.<br />
KONTAKTE NICHT NUR<br />
GENERIEREN,<br />
SONDERN AUSWERTEN<br />
"Stehen Sie eigentlich schon in unserem Gästebuch?"<br />
ist als freundliche Frage für den Besucher<br />
eines Jazzfrühschoppens keine Aufdringlichkeit,<br />
sondern ein Zeichen der Wertschätzung. Wir gewinnen<br />
so Adressen, denen wir mit einem freundlichen<br />
Schreiben für die Teilnahme am Jazzfrühschoppen<br />
danken können. Zugleich kündigen wir<br />
an, den Kontakt gerne über weitere ähnliche Themenereignisse<br />
auf dem Laufenden zu halten. So<br />
können wir die Betreffenden immer wieder einmal<br />
zu anderen Ereignissen einladen, wenn sie das<br />
Mitmachangebot, sich in irgendeiner Weise selbst<br />
musikalisch in den Einrichtungsalltag einzubringen,<br />
nicht annehmen wollen.<br />
Diese Kontakte nennt der Marketier C-Kontakte<br />
(niedrige Affinität = „kühl“). Als B-Kontakt (mittlere<br />
Affinität = „warm“) gibt sich zu erkennen,<br />
22 23
24<br />
wer bei der vierminütigen, kurzweiligen und informativen<br />
Präsentation der musikalischen Möglichkeiten<br />
für engagierte Freiwillige im Haus sein generelles<br />
Interesse bekundet hat, sich aber für ein<br />
Projekt noch nicht entscheiden mochte. A-Kontakte<br />
(hohe Affinität = „heiß“) sind diejenigen, die<br />
nach der Kurzpräsentation verbunden mit der<br />
Einladung zum vertiefenden Gespräch auf den<br />
Präsentierenden (Sozialdienstmitarbeiter, Einrichtungsleiter,<br />
Heimfürsprecher) zugehen und nach<br />
näheren Informationen fragen.<br />
KONTAKTE NACH AFFINITÄT<br />
QUALIFIZIEREN<br />
Mit Hilfe dieses schrittweisen Vorgehens und der<br />
passenden Einflugschneise ist nun eine Kontaktselektion<br />
gelungen, die unter Marketiers „Lead<br />
Tracking“ heißt. Natürlich kümmern wir uns besonders<br />
intensiv, sofort und persönlich um die A-<br />
Kontakte. Die B-Kontakte halten wir mit regelmäßigen<br />
Reaktionssaufforderungen wach, bis sie<br />
eines Tages reagieren und zum A-Kontakt werden.<br />
C-Kontakte halten wir lose, unaufdringlich und<br />
preisgünstig auf dem Laufenden über die Aktivitäten<br />
der Einrichtung, und versenden Einladungen<br />
zu anderen Veranstaltungen wie z.B. zum<br />
Advents- und Sommerfest („…gerne auch mit einem<br />
Gast Ihrer Wahl!“). Sie erhalten die aktuelle<br />
Einrichtungszeitung und werden regelmäßig eingeladen,<br />
uns ihre Interessen und Wünsche mitzuteilen.<br />
Reagiert ein C-Kontakt, wird er zum B-Kontakt.<br />
Nach 18 – 30 Monaten entfernen wir von<br />
den C-Kontakten diejenigen aus der Kontaktsammlung,<br />
die nicht reagiert haben.<br />
Wer sich entscheidet, pro Jahr zum Beispiel zwei<br />
interessante Zielgruppen derart strategisch anzugehen,<br />
wird maximal ein bis zwei Kennenlernen-<br />
Ereignisse durchführen müssen. Denn die ohnehin<br />
im Jahresplan vorgesehenen Events eignen sich<br />
ausgesprochen gut, um bestimmte Zielgruppen<br />
von Freiwilligen anzusprechen. Das ist am einfachsten<br />
möglich über Themenschwerpunkte wie Musik,<br />
Spaziergänge, Gymnastik, Tiere, Literatur. Dieses<br />
Vorhaben muss dann aber bewusst in die Veranstaltungsplanung<br />
aufgenommen werden .<br />
WENIGER IST MEHR<br />
Kontaktpflege mit Interessierten, die noch nicht<br />
mitwirken, geschieht durch Serienbriefe mit persönlicher<br />
Ansprache, Heimzeitung, erneuter Veranstaltungs-Einladung,<br />
preisgünstigem Matern-<br />
Flyer (siehe Kap. 8). Dieser Prozess der Kontaktbearbeitung<br />
ist heute als Funktion bei zahlreichen<br />
Verwaltungs-Softwarepaketen im Pflegesektor als<br />
„Kontaktmodul“ oder „CRM-Modul“ verfügbar.<br />
In vielen Fällen reicht ein Lead Tracking-Programm<br />
zum Taschengeldpreis, eine CRM-Shareware oder<br />
gängige Office-Programme wie MS Outlook, MS<br />
Excel oder Access.<br />
MERKE:<br />
„Nicht um Freiwillige ‚baggern’. Sondern viele<br />
Kontakte ansprechen und dann Schritt für<br />
Schritt diejenigen ausfindig machen, die<br />
wirklich können und wollen“.<br />
6. ANZIEHUNGSKRAFT<br />
VERSTÄRKEN: PROFILBILDUNG<br />
UND POSITIONIERUNG<br />
Was Institutionen mit erfolgreicher Werbung auszeichnet,<br />
ist ein scharfes Einrichtungs- oder Trägerprofil.<br />
Eine „markante“ Positionierung zum<br />
Thema Freiwillige im Mitbewerberumfeld anderer<br />
Einrichtungen, Vereine und Organisationen erhöht<br />
die Anziehungskraft und die Wiedererkennung.<br />
Wie man ein scharfes Einrichtungsprofil gestaltet,<br />
erfahren Sie im folgenden Kapitel.<br />
MITBEWERB IST ALLGEGENWÄR-<br />
TIG. DOCH SIE SIND ANDERS –<br />
ODER ETWA NICHT?<br />
Sie sind nirgends allein, wenn Sie um Freiwillige<br />
werben. Das gilt besonders für die Altenhilfe.<br />
Wenn Sie ein unverwechselbares Einrichtungsprofil<br />
zeigen, werden Freiwillige verstärkt auf Sie aufmerksam<br />
werden. Denn genau das hilft Ihren Zielgruppen<br />
und Ihren freiwillig Mitwirkenden…<br />
> wahrzunehmen, wen Sie suchen<br />
> zu erkennen, dass Sie die richtige Einrichtung<br />
für ein Engagement sind<br />
> Zutrauen zu entwickeln zu Ihrer Kompetenz<br />
> Vertrauen in Ihre Qualität zu fassen<br />
> räumliche Distanz und weitere Wege zu<br />
überwinden<br />
> Ihre Hilfestellungen, Entscheidungen, Regeln,<br />
Vorgaben zu akzeptieren<br />
> sich der Einrichtung verbunden zu fühlen<br />
> positive Eindrücke weiter zu erzählen<br />
JE SPITZER DER SCHUH, DESTO<br />
OFFENER DIE TÜR<br />
Ein unverwechselbares Einrichtungsprofil ist Ergebnis<br />
einer bestimmten Marketingmethode: <strong>Der</strong><br />
„Positionierung“.<br />
Wenn Sie den folgenden Satz mühelos, plausibel<br />
und für Außenstehende verständlich ergänzen<br />
können, dann haben Sie bereits Ihr unverwechselbares<br />
Einrichtungsprofil: „Unter allen stationären<br />
Altenhilfeeinrichtungen im Einzugsgebiet, die Mitbürgern<br />
freiwillige Einsatz- und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bieten, ist unsere Einrichtung diejenige,<br />
die…..“.<br />
DIE POSITIONIERER<br />
Das Vorgehen mit dem Werkzeug der Positionierung<br />
gelingt folgendermaßen: Bilden Sie für 2 x 2<br />
Stunden eine Projektgruppe, z.B. aus Heimfürsprecher,<br />
Einrichtungsleiter, Sozialdienstmitarbeiter,<br />
Pflegemitarbeiter, einem Praktikanten, einem<br />
Hauswirtschafts- oder Haustechnikmitarbeiter und<br />
einem Mitarbeiter des Freiwilligen Sozialen Jahres<br />
oder einem Zivildienstleistenden.<br />
DIE MARKTRECHERCHE<br />
Besorgen Sie sich als erstes die Werbemittel anderer<br />
Altenhilfe-Einrichtungen, die Freiwillige suchen<br />
wie z.B. Heimen, Diensten und Initiativen aus<br />
dem Ort/Stadtteil und aus der näheren Umgebung.<br />
Hängen Sie die Flyer, Plakate, Internetausdrucke,<br />
Aushänge, Pressebeiträge etc. Ihrer Mitbewerber<br />
und Ihre eigenen Materialien zur Freiwilligengewinnung<br />
zu Beginn des ersten Treffens gut<br />
sichtbar an eine Pinwand. Untersuchen Sie dann<br />
in zwei Kleingruppen die Werbeaussagen für Freiwillige<br />
bei je der Hälfte der Mitbewerber: Welche<br />
Versprechen werden den künftigen Mitwirkenden<br />
gemacht, welche Angebote? Welche Motive werden<br />
angesprochen? Finden sich kurze Kernaussagen<br />
(Slogans), die sich immer wiederholen?<br />
DAS CHARAKTERISIEREN<br />
Lassen Sie die Kleingruppen die gefundenen Aussagen<br />
in je einem Wort auf je eine Karte schreiben.<br />
Es kommen Begriffe auf wie „Gutes tun“,<br />
„Ideen verwirklichen“, „Nächstenliebe“, „Ge-<br />
6 ANZIEHUNGSKRAFT ..<br />
VERSTARKEN<br />
25
ÄDo it bestÅ:<br />
Spezialisten bieten<br />
Expertenqualifikation<br />
braucht werden“, „Spazierengehen“, „Beim Essen<br />
helfen“, „Freie Zeiteinteilung“, usw. Kommen<br />
sie in der Projektgruppe zusammen und pinnen<br />
Sie diese Einwortkarten an die Pinnwand. Pinnen<br />
Sie gleichlautende Karten übereinander.<br />
DAS CLUSTERN<br />
Überlegen Sie gemeinsam: Welche ähnlichen Aussagen<br />
lassen sich unter einer gemeinsamen Überschrift<br />
fassen? Welche Angebote, Botschaften,<br />
Motivaussagen sprechen über ähnliche Aspekte<br />
des Themas? Welche sprechen dagegen über völlig<br />
andere Dinge? Bilden Sie Überschriften und<br />
ordnen Sie die Karten darunter zu. Jetzt haben<br />
sich einige Aussagegruppen mit Überschrift gebildet.<br />
Die ideale Zahl von Überschriften ist vier, aber<br />
auch fünf oder sechs Aussagegruppen hindern Sie<br />
nicht am Weiterarbeiten.<br />
DAS POSITIONIERUNGSKREUZ<br />
In der Einrichtung Bürgerheim in der Beispielgemeinde<br />
Bürgerstadt hat die Arbeit der Projektgruppe<br />
folgende Cluster ergeben:<br />
ÄDo your own thingÅ:<br />
Ihre Motive und Talente<br />
im Vordergrund!<br />
W<br />
Z<br />
V<br />
Wir?<br />
Y<br />
ÄDo and know why:Å:<br />
Gutes tun im Dienst einer<br />
weltanschaulichen Idee!<br />
X<br />
ÄDo whateverÅ:<br />
Besondere Vielfalt an<br />
Mitmachangeboten!<br />
Die Bürgerstädter Projektgruppe hat nun die inhaltlich<br />
möglichst weit auseinander liegenden<br />
Cluster an die entgegengesetzten Enden eines<br />
Achsenkreuzes geschrieben („Spezialisten mit wenigen<br />
Angeboten aber mit Tiefgang und Zertifikaten“<br />
v/s „Breite Angebotspalette für alle möglichen<br />
Mitmacher“). Danach haben sie die Mitbewerber<br />
nach deren eigenen Aussagen und<br />
Werbebotschaften in dieses Achsenkreuz einge“ortet“,<br />
also ‚positioniert’. Erst danach haben<br />
sie die eigene Einrichtung gut sichtbar in besonderer<br />
Farbe dorthin gesetzt, wo sie ihren Aussagen<br />
an Freiwillige nach derzeit positioniert ist. Was<br />
entstanden ist, zeigt ein grobes Abbild, mit welchen<br />
Profilbotschaften zur Freiwilligen-Gewinnung<br />
die Einrichtung an die Bürgerstädter herantritt.<br />
POSITIONIERUNG<br />
UND IHRE FOLGEN<br />
Jetzt kann man sehen: Die Argumentation des<br />
Bürgerheims und die der Mitbewerbereinrichtungen<br />
X und V ähneln sich stark. Es ist fraglich, ob<br />
der potentiell Freiwillige die Aussagen der verschiedenen<br />
Einrichtungen überhaupt unterscheiden<br />
kann. Ob er sich dem Bürgerheim zuwendet<br />
oder einer der beiden anderen Einrichtungen,<br />
dürfte in vielen Fällen mehr oder weniger zufällig<br />
sein, abhängig von Faktoren wie örtliche Nähe,<br />
Bekanntschaft, passender Zeitpunkt. Einen zwingenden,<br />
„alleinstellenden“ Grund, sich an das<br />
Bürgerheim zu wenden, hat ein Mitbürger nicht<br />
oder kann ihn zumindest nicht rasch erkennen.<br />
Das Bürgerheim bietet kein Alleinstellungsmerkmal<br />
im Profil für Zielgruppen künftiger Freiwilliger,<br />
sondern befindet sich in einem kommunikativen<br />
„Haifischbecken“ und kann verwechselt werden.<br />
Es entsteht kaum mehr Anziehungskraft als bei<br />
anderen. Mitbewerber W dagegen kann mit einer<br />
echten Alleinstellung punkten: Er bietet profunde<br />
Kurse zu verschiedenen Themen an. Er vertritt die<br />
Position, dass durch eine fachkundige Vorbereitung<br />
und Begleitung ein Gewinn für Bewohner,<br />
Freiwillige und Einrichtung entsteht. W wirbt mit<br />
seinen Qualifikationen und Zertifikaten und<br />
spricht damit genau diejenigen Zielpersonen an,<br />
die es ernst meinen und die an ein längeres Engagement<br />
denken. Er verzichtet in seiner Werbung<br />
für Mitmachangebote im Haus W auf die Ziehharmonikavormittage<br />
und auf die Bastelgruppen –<br />
das heißt nicht, dass er solche Angebote nicht<br />
ebenfalls macht. Aber seine aktive Werbung um<br />
Freiwillige macht er mit einer anderen, markanteren<br />
„Nase“.<br />
IM ZENTRUM: DIE VÖLLIG<br />
AUSTAUSCHBARE NULL-NASE<br />
Eine Positionierung im Zentrum ist zum Scheitern<br />
verurteilt, denn wer von allen Aussagen ein wenig<br />
vertreten möchte, wird bei seinen Zielgruppen<br />
überhaupt nicht wiedererkannt.<br />
GEWINNUNG VON FREIWILLIGEN<br />
IM MITBEWERBERFELD IST DIE<br />
KUNST, SICH ZU ENTSCHEIDEN<br />
Das Bürgerheim muss sich entscheiden: Entweder<br />
man sucht für seine Werbestrategie eine andere<br />
Position im Fadenkreuz, so dass man sein Profil<br />
markanter kommunizieren kann - zum Beispiel<br />
unterhalb des Hauses W, in gebührendem Abstand<br />
zu Mitbewerber Z. Diese „Position“ könnte<br />
dann künftig in etwa heißen:<br />
„Unter allen Altenhilfeanbietern im Raum Bürgerstadt<br />
ist das Bürgerheim diejenige Einrichtung, die<br />
im Rahmen eines erprobten, fachlich abgesicherten<br />
Konzepts („Do and know why“) engagierten<br />
Mitbürgern Kompetenzen und Qualifikationen<br />
vermittelt. So gelingt, was Freiwillige tun wollen<br />
mit größtmöglicher Sicherheit („Do it best“) und<br />
sorgt für Zufriedenheit.“<br />
Oder aber das Bürgerheim ist so kreativ wie mutig<br />
und entscheidet sich für eine ganz neue Positionierung<br />
für ihre künftigen Freiwilligen, die im Einzugsgebiet<br />
kein anderer zeigt und die sich deutlich<br />
von den Angebotsaussagen anderer Mitbewerber<br />
unterscheidet.<br />
PROFIL ENTWICKELN, EVENTUELL<br />
MIT PROFI-HILFE<br />
In der zweiten Projektsitzung wird diese Strategieentscheidung<br />
diskutiert. Das Ergebnis wird zunächst<br />
in einem internen Positionierungssatz für<br />
die Freiwilligenarbeit niedergelegt: „Unter allen<br />
Altenhilfeanbietern im Einzugsgebiet, die Mitbürgern<br />
freiwillige Einsatz- und Entfaltungsmöglichkeiten<br />
bieten, ist unsere Einrichtung diejenige,<br />
die…..“.<br />
Wenn die Projektgruppenmitglieder einen mutigen<br />
Tag haben, dann erfinden sie dazu einen Slogan<br />
aus 3-5 Worten, den sich jeder leicht merken<br />
kann. Er findet sich auf allen Medien an Freiwillige<br />
wieder – bis ihn die Bürgerstädter kennen. Ein<br />
Werbetexter aus Ihrem Ort kann Sie dabei unterstützen.<br />
Wenn Sie Ihren internen Positionierungssatz<br />
und das Positionierungskreuz vorlegen, kann<br />
er eine Sammlung aus 3-8 Slogan-Textvarianten<br />
erarbeiten, unter denen dann Sie ihren Favoriten<br />
auswählen können.<br />
MERKE:<br />
„Persönlichkeiten, nicht Grundsätze bewegen<br />
das Zeitalter“ sagte Oscar Wilde. Wer<br />
ein markantes Einrichtungsprofil nach draußen<br />
kommunizieren kann, hat seine Anziehungskraft<br />
auf freiwillige Unterstützer spürbar<br />
erhöht.<br />
26 27
7 DIE FREIWILLIGEN-<br />
FREUNDLICHE EINRICHTUNG<br />
28<br />
7. DIE „FREIWILLIGEN-<br />
FREUNDLICHE EINRICHTUNG“<br />
Wäre es nicht schade, wenn Sie in Ihrer Einrichtung<br />
mit diesem Verfahren Freiwillige gewinnen,<br />
dann aber feststellen müssen, dass diese sich nach<br />
kurzer Zeit zurückziehen? Sie haben Energie, Zeit<br />
und Geld verloren. Und eine negative Mundpropaganda<br />
wäre wahrscheinlich ebenso die Folge.<br />
Im folgenden Kapitel lernen Sie ein Instrumentarium<br />
kennen. Sie können damit herausfinden, ob<br />
Ihre Einrichtung über Voraussetzungen verfügt,<br />
damit Freiwillige gerne kommen, gerne bleiben<br />
und Positives weitererzählen.<br />
IST IHRE EINRICHTUNG BEREIT<br />
FÜR DEN KONTAKT MIT<br />
SELBSTBEWUSSTEN,<br />
ENGAGIERTEN FREIWILLIGEN?<br />
„….(Krrrkcs-rauschrrrrrraschel)…Hier ist das<br />
XXXXX-Seniorenzentrum. Sie rufen außerhalb<br />
unserer Verwaltungszeiten an. Nur in dringenden<br />
Fällen wählen Sie bitte die Durchwahl -210.<br />
Bitte keine Nachrichten aufs Band sprechen!!<br />
….(Krrrkcs-Klack.)“<br />
Diese Anrufbeantworter-Ansage ist nicht erfunden,<br />
sondern wurde genau so im Jahr 2009 gehört<br />
und aufgezeichnet. Stellen Sie sich vor, Sie hätten<br />
in strategische Freiwilligengewinnung investiert<br />
und es würden sich tatsächlich Menschen melden,<br />
die Näheres über die Engagementmöglichkeiten in<br />
Ihrer Einrichtung wissen wollen. Diese Menschen<br />
treffen dann auf diese Botschaft auf Band. Bitte<br />
schätzen Sie: Wie viele dieser Informationssuchenden<br />
rufen wohl am nächsten Tag noch einmal an?<br />
Wie Mitarbeiter aus Verwaltung, Pflege- und Hauswirtschaft<br />
möglichen Freiwilligen im Haus begegnen,<br />
zeigt, wie ernst man Bürgerengagement tatsächlich<br />
nimmt. Kennt und schätzt die Verwaltungsmitarbeiterin<br />
die Freiwilligen, die ins Haus<br />
kommen? Werden die freiwilligen Alltagsgestalter<br />
aufmerksam und freundlich begrüßt und behandelt?<br />
Gibt es im Haus einen Verantwortlichen, der<br />
sich wirksame Arbeit mit Freiwilligen zur ureigensten<br />
Sache gemacht hat und dafür auch beauftragt<br />
ist? Diese Fragen muss sich eine Einrichtung stellen,<br />
die in die strategische Freiwilligengewinnung eintreten<br />
möchte.<br />
SELBST-CHECK<br />
Ist Ihre Einrichtung bereit<br />
für bürgerschaftliches Engagement?<br />
4 Punkte: Alles selbstverständlich<br />
3 Punkte: nicht konsequent<br />
2 Punkte: Nur ganz gelegentlich<br />
1 Punkt: Ist bei uns nicht der Fall<br />
0 Punkte: Wollen wir nicht, machen wir nicht<br />
Freiwilligen-Infobasis:<br />
> Freiwilligen-Pozential des Ortes bekannt?<br />
> Zielgruppenanalyse aktuell?<br />
> Freiwilligen-Adressen parat?<br />
Angebotsqualität:<br />
> Sind Ihre Mitmachmöglichkeiten<br />
an Freiwilligenwünschen ausgerichtet?<br />
Freiwilligen-Wertschätzung:<br />
> Abläufe und Strukturen Freiwilligenfreundlich?<br />
> Engagement durch<br />
Leitung bejaht und gefördert?<br />
> Positive Einstellung der Fachkräfte?<br />
> Fester „Pate“/Ansprechpartner vorhanden?<br />
Kontaktqualität:<br />
> Gekonnter Umgang mit<br />
Bestands-Freiwilligen?<br />
> Ausreichend Aufmerksamkeit und Flexibilität?<br />
> Geschult auf Gewinnung von Freiwilligen?<br />
KEINEN ENGAGIERTEN<br />
VERPRELLEN<br />
Auf jeden Fall wäre es schade, wenn ein neuer<br />
Freiwilliger bei Ihnen auf eine Einrichtung träfe,<br />
die sich noch nicht ausreichend darauf ausgerichtet<br />
hat. Die Folge wäre ein frustrierter Mitbürger,<br />
der sich vor allem über eins im Klaren sein dürfte:<br />
„Wenn ich mich überhaupt noch einmal engagiere,<br />
dann auf keinen Fall in der Altenhilfe“.<br />
8. WERKZEUG ZUR SYSTEMATI-<br />
SIERTEN KONTAKTGEWINNUNG:<br />
DIE ARMS-PYRAMIDE<br />
Im Folgenden geht es um den Werkzeugkoffer<br />
des Freiwilligen-Marketiers. Zuoberst liegt ein<br />
Werkzeug, das „Nutzen“ heißt. Es handelt sich<br />
beim Denken in Nutzen um den Schlüssel, der im<br />
Türschloss zum Freiwilligen ein, zweimal zu drehen<br />
ist – mit Gefühl, aber beherzt. Erst dann kann<br />
systematische Akquisition mit Aussicht auf Erfolg<br />
starten.<br />
DRAUFSCHREIBEN, WAS<br />
DRINSTECKT?<br />
Während einer Bahnreise griff ich bei einem Umsteigeaufenthalt<br />
in der Bahnhofsbuchhandlung<br />
nach diesem Prospekt. Wofür der Verlag damit<br />
wirbt, ist für Kenner schon auf dem Titel sofort zu<br />
sehen: Für Krimis. Warum steht dann nicht „Krimis“<br />
auf dem Titel, oder gar „Bücher?“ Sollte man<br />
beim Werben um Aufmerksamkeit nicht außen<br />
draufschreiben, was innen drin steckt?<br />
Wer Zielgruppen nach ihren Motiven fragt, erhält<br />
immer eine wichtige Antwort. Reisende und Leser<br />
antworten: Praktisch niemand wünscht sich Bücher.<br />
Was sich Krimi-Leser wünschen sind spannende<br />
Lesestunden. Also schreibt Werbung am<br />
besten nicht vorne drauf, was drin ist, sondern<br />
das, was die Zielgruppe davon hat, wenn sie auf<br />
das Angebot eingeht. Nicht „Krimis“, sondern<br />
„Spannung“.<br />
Was der Leser von Krimis hat, ist also Spannung.<br />
Dieses entscheidende Verhältnis zwischen<br />
A. einem puren, manchmal drögen, manchmal erklärungsbedürftigen,<br />
selten von sich aus attraktiven<br />
Angebot und<br />
B. dem, was man davon hat, heißt „Nutzen“.<br />
<strong>Der</strong> Nutzen eines Krimis für den Leser ist z.B.<br />
Spannung.<br />
8 KONTAKTGEWINNUNG<br />
29
<strong>Der</strong> Nutzen eines 60-Grad-Waschmittels für den<br />
Käufer ist z.B. saubere Wäsche.<br />
<strong>Der</strong> Nutzen einer Bohrmaschine für den Heimwerker<br />
ist z.B. ein Loch in der Wand.<br />
<strong>Der</strong> Nutzen eines freiwilligen Engagements in Ihrer<br />
Einrichtung für einen Mitbürger ist z.B…..Sie<br />
sind dran.<br />
DER KÖDER MUSS<br />
DEM FISCH SCHMECKEN,<br />
NICHT DEM ANGLER<br />
Wer seine Mitmachangebote an Freiwillige nicht<br />
in Nutzen übersetzt, darf sich über mangelnde<br />
Nachfrage nicht wundern. Ungefähr seit den Zeiten<br />
Friedrich Schillers leben wir unter dem Diktat<br />
des Nutzens. Wir fragen angesichts eines Angebots<br />
nicht mehr nach dem Phänomen selbst<br />
(„Was ist es?“) sondern nach dessen Nutzen. Unwillkürlich<br />
und sofort drängt sich den meisten die<br />
Frage auf: „Was habe ich davon?“ Deshalb steigt<br />
Zielgruppenkommunikation mit dem Nutzen ein.<br />
Danach baut sie sich wie eine Pyramide auf, die<br />
den Weg eines potentiellen Freiwilligen vom heimischen<br />
Sofa zum regelmäßigen Engagement bei<br />
Ihnen beschreibt und die – als Werkzeug konsequent<br />
angewandt – Ihre Zielpersonen so Schritt<br />
für Schritt zur Einrichtung, zur Begegnung, zum<br />
Testen, zum Mitmachen führt.<br />
BEWÄHRTES WERKZEUG:<br />
DIE AKQUISEPYRAMIDE<br />
Diese Pyramide (ich nenne sie seit vielen Jahren<br />
‚ARMS-Pyramide’, was für „Advertising and Response<br />
Marketing System“ steht) zeigt die Stationen<br />
des Weges, die ein möglicher Freiwilliger auf<br />
dem Weg zu Ihnen gehen will. Sie ist zu Beginn<br />
des Weges breit. Hier stehen viele Zielgruppenmitglieder,<br />
deren Namen wir nicht kennen. Deshalb<br />
können wir sie nicht persönlich anschreiben<br />
und ihnen einen persönlichen Nutzen anbieten.<br />
Stattdessen müssen wir dafür sorgen, dass sie<br />
selbst sich als Zielgruppenmitglieder, vielleicht sogar<br />
als affine Kontakte ‚outen’. Sie tun das, wenn<br />
sie nach einer ersten Nutzenanregung mehr<br />
Kenntnis erfragen („Was genau kann/muss/darf<br />
ich in Ihrer Einrichtung erleben?“).<br />
MIT DEM NUTZEN AUF SICH<br />
AUFMERKSAM MACHEN,<br />
ABER AUCH CHANCEN BIETEN<br />
ZU REAGIEREN<br />
Zielgruppenmitglieder lesen z.B. einen Artikel im<br />
örtlichen Wochenblatt über Ihr neues Freiwilligen–<br />
Mitmachangebot. Manche gehen dann testweise<br />
auf Ihre Sonderwebsite, die Sie im Artikel genannt<br />
haben. Oder Zielgruppenmitglieder finden im Rathaus<br />
Ihren (Nutzen-) Flyer („Spielen Sie ein Instrument,<br />
aber keiner hört Ihnen zu?“). Wer kein Instrument<br />
spielt, greift nicht zum Flyer. Wer ihn<br />
aber ergreift und ein erstes aufkeimendes Interesse<br />
spürt, kann jetzt unter der groß gedruckten Telefonnummer<br />
anrufen, um mehr zu erfahren.<br />
BLOSS KEINE ANGST VOR<br />
ABGEWANDERTEN ZIELPERSONEN<br />
Das tun natürlich einzelne Zielgruppenmitglieder.<br />
Denn nur wenige von ihnen sind echte Freiwilligen-Kandidaten,<br />
die wirklich wollen - und die Sie<br />
auch wirklich wollen. Auf jeder Stufe der Pyramide<br />
verlieren wir soeben Angesprochene und bereits<br />
wieder Abgewanderte, und das ist gut so.<br />
Denn wir tragen niemanden zum Jagen, sondern<br />
bieten lieber einer größeren Zahl an Zielgruppenmitgliedern<br />
einen klaren Nutzen. Am Ende bleiben<br />
vorwiegend jene Kandidaten, die das auch wirklich<br />
gewollt haben. Deshalb ist es in Ordnung,<br />
dass die Pyramide von Stufe zu Stufe dünner wird,<br />
also von Stufe zu Stufe ‚Kandidaten’ wegfallen.<br />
DREH- UND ANGELPUNKT:<br />
DER NUTZEN FÜR DIE ZIELPERSON<br />
Wer auf dem Weg bleibt, der bewegt sich aus eigenem<br />
Interesse zur nächsten Stufe der Pyramide.<br />
Er will mehr wissen, und wir machen ihm das Vorankommen<br />
ganz leicht. Das tun wir auf den untersten<br />
beiden Stufen, indem wir seinen Blick anziehen,<br />
sein Interesse wecken, seine inneren Motive<br />
berühren, die ersten Fragen beantworten und<br />
ihn dann zum Reagieren auffordern (Zum Telefon<br />
greifen, Antwortkarte wegschicken, Coupon einlösen,<br />
zur unverbindlichen Infoveranstaltung kommen,<br />
E-Mail schreiben, sich im Internet mehr Detailinfos<br />
verschaffen, usw.).<br />
MOMENT: GEHT’S NICHT ETWAS<br />
EINFACHER?<br />
Warum machen sich Einrichtungen mit diesem<br />
Verfahren die Gewinnung von Freiwilligen so<br />
kompliziert? Warum wird nicht einfach ein Plakat<br />
ins Rathaus gehängt mit einem Aufruf: „Wer wäre<br />
so nett, einmal wöchentlich mit einem unserer<br />
Bewohner spazieren zu gehen“? Und dann wartet<br />
man auf die Anrufe der Freiwilligen...<br />
Nach Erfahrungen „sturmerprobter“ Einrichtungsleiter<br />
gibt es wahrscheinlich nur noch eine Zielgruppe,<br />
die auf dem Weg von der Plakat-Auffor-<br />
derung („Spazierengehen!“) bis zum Antreten mit<br />
festem Schuhwerk nicht Schritt für Schritt abgeholt<br />
werden muss; die keine Fragen stellt, wenig<br />
Risiken wittert, kaum Ausflüchte sucht. Es sind<br />
diejenigen, die aus religiösen oder sozialethischen<br />
Gründen verinnerlicht haben, dass man reagiert,<br />
wenn man um etwas gebeten wird, was dem Allgemeinwohl<br />
dient.<br />
Um diese Zielgruppe ringen viele: Kirchengemeinden,<br />
Klinikbesuchsdienste, Multiple-Sklerosestiftungen,<br />
Runde Tische, Agendagruppen, Elternorganisationen,<br />
Landfrauen, Parteien etc. Wir befinden<br />
uns im Haifischbecken der Mitbewerber, aus<br />
dem die meisten Einrichtungen erst noch herausfinden<br />
müssen. Es gilt, jenseits dieses am härtesten<br />
umworbenen Freiwilligen-Pools für die stationäre<br />
Altenhilfe erfolgreich gute, engagierte, bereite<br />
und kompetente Mitmacher zu gewinnen. Die<br />
ARMS-Pyramide bietet dafür nützliche Anregungen.<br />
NUTZENARGUMENTE FÜR<br />
FREIWILLIGE : VON ERFAHRENEN<br />
KOLLEGEN VORBEREITET<br />
In den BELA III-Workshops 2009 zum Freiwilligenmarketing<br />
haben die Teilnehmer Nutzen gesammelt<br />
:<br />
30 31
Welche Nutzen haben<br />
Bewohner, Gäste, Besucher, Angehörige<br />
durch Freiwillige in der Einrichtung?<br />
Welche Nutzen haben<br />
Freiwillige durch ihr Mitmachen<br />
in der Einrichtung?<br />
Welche Nutzen haben Gemeindevertreter,<br />
Behörden, Politik, Medien dadurch, dass in<br />
unserer Einrichtung Freiwillige aktiv sind,<br />
denen man ‚live’ begegnen kann?<br />
> Beschäftigt sein<br />
> Die Möglichkeiten der Einrichtung für sich > Sich beteiligen und die eigene Bekanntheit<br />
> Abwechslung (Alltag „bunt“ erleben),<br />
nutzen (Mahlzeiten, Räume, Café,…)<br />
sichern können<br />
Vielseitigkeit<br />
> Sich selbst Sinn stiften<br />
> Das eigene Profil schärfen, Bühne/Podium<br />
> Unterhaltung, schöne Stunden<br />
> Ein zuviel an verfügbarer Zeit sinnvoll ein- für Auftritte erhalten<br />
> Neue, ungewohnte Menschen kennenlernen<br />
setzen, beschäftigt sein, Zeit vergeht schneller > Verbesserte Kontakte zu Menschen,<br />
O Nutzen für die Kollegen: „Was haben meine > Geistig fit und agil bleiben, Anregung<br />
> Urlaub von Zuhause<br />
Wählern, Vereinen, Kultur, Gewerbe…<br />
Kolleginnen und Kollegen davon, wenn sie<br />
erfahren<br />
> Eigene Hobbies einbringen, weitergeben, > Neue Stadteilangebote entdecken,<br />
zuvorkommend und wertschätzend mit Freiwilli- > Neue Aktivität entdecken / erleben, neue<br />
vermitteln, weiterempfehlen<br />
kreieren, empfehlen,…<br />
gen umgehen?“<br />
Erfahrungen machen<br />
> Eigene Sachkenntnisse/Kompetenzen weiter > „Attraktive Gemeinde“ belegen können,<br />
> Zuwendung erfahren, Geborgenheit erleben<br />
geben können und Feedback bekommen<br />
Angebotsvielfalt deutlich machen,<br />
O Nutzen für die Freiwilligen: „Was haben > Das Pflegeheim attraktiver finden können<br />
> Von lebenserfahrenen Menschen lernen, > Ihr Interesse öffentlich wahrnehmbar bekun-<br />
unsere Zielpersonen davon, wenn sie sich bei uns > Neue Impulse, Neues hören, Kontakte<br />
am Erfahrungsschatz teilhaben<br />
den, Bürgernähe bekunden<br />
engagieren?“<br />
nach „Draußen“<br />
> Lust am sozialen Geben befriedigen<br />
> Eigenes Image aufbauen und pflegen<br />
> Teilnahme am Geschehen auch außerhalb<br />
> Gern gelebte Rollen einnehmen können > Einblick in bisher unbekannte Wählerschich-<br />
O Nutzen für die Organe im Umfeld der<br />
der Einrichtung/am öffentlichen Leben<br />
(„Grillmeister“), als solches gefragt sein<br />
ten und deren Bedürfnisse bekommen<br />
Einrichtung (Heimfürsprecher, Politiker, Behörden, > Informationen und Neuigkeiten aus der<br />
> Positive Resonanz in der Öffentlichkeit > Besuche machen, Auszeichnungen öffentlich<br />
Medienvertreter).<br />
Gemeinde<br />
erfahren („Tut Gutes“)<br />
verleihen<br />
> Mehr Angebote werden möglich<br />
> Gutes Gefühl haben („Ich tue Gutes“<br />
> Eine weitere Einrichtung kennenlernen<br />
> Anregungen zum Rückblick auf’s eigene<br />
oder „Ich werde gebraucht“), Glück erleben > Neuen Menschen und anderen Funktionsträ<br />
Leben<br />
> Persönliche Wertschätzung durch die<br />
gern begegnen<br />
> Kulturelle Teilhabe (Singen, Musik,<br />
verschiedenen Ansprechpartner im Ehrenamt > Begegnungen initiieren können (Schule –<br />
Vorlesen, etc)<br />
> Anerkennung und Bestätigung erhalten<br />
Pflege / Kultur – Pflege / …)<br />
> Empfinden, noch wichtig zu sein und<br />
> Strukturierung der eigenen Woche<br />
> Soziales Engagement wahrnehmen und<br />
dazuzugehören, höheres Selbstbewusstsein<br />
> Die angebotenen Fortbildungen nutzen<br />
reflektieren<br />
> Sinnliche Wahrnehmungen wie<br />
und von ihnen profitieren<br />
> Sich Aktivisten in Hilfenetzen nähern<br />
z.B. Grillgeruch im Haus<br />
> Mit jemandem reden können,<br />
> Abwechslungsreiche Berichterstattung si-<br />
> Bedürfnisse verwirklichen können, Erlebnisse<br />
der ebenfalls Zeit hat (sich austauschen)<br />
chern, attraktive Bilder bekommen<br />
haben (z.B. Männergruppe, Tierbesuche, …)<br />
> Andere Menschen, das Team, Gruppen, > „Keimzellen“ für Mehrgenerationenvorhaben<br />
> Lebendigkeit spüren: Junge Generation<br />
Kreise kennenlernen<br />
entdecken und stärken<br />
erleben (z.B. durch Schüleranwesenheit)<br />
> Mal „was anderes“ tun, Abwechslung > Räumlichkeiten der Einrichtung nutzen kön-<br />
> Mehr an Möglichkeiten zum Ausgang /<br />
erleben<br />
nen (Saal, Catering, …)<br />
Einkaufen / Spazierengehen…<br />
> Sich erleben im „ganz dabei Sein“,<br />
> Möglichkeiten der Einrichtung als Werbeträ-<br />
> Empfindungen haben, Lebensqualität<br />
Selbsterfahrung<br />
ger ausloten (zusätzliche Werbe-Zielgruppe<br />
erfahren, Lebensfreude erleben<br />
> Seine Stärken zeigen können<br />
‚Ehrenamtliche’)<br />
> Mut fassen, Motivation gewinnen<br />
> Neues, persönliches Lernfeld entdecken > Ausbau sozialer Netze beobachten oder för-<br />
> Verbesserte/erleichterte Eingewöhnung<br />
dern<br />
ins neue Lebensumfeld „Einrichtung“<br />
> Informelle Kontakte zur Beantwortung von<br />
> „Sonntag“ am Wochentag haben<br />
Fachfragen gewinnen<br />
> Terminziel / fester Ereigniszeitpunkt gibt<br />
> Wertschätzung erhalten und weitergeben<br />
Orientierung und Strukturierung<br />
> Presseauftritte mit Kontakt auch zu gesellschaftlich<br />
nicht im Interessemittelpunkt<br />
stehenden Gruppen<br />
> Weniger Probleme in den Einrichtungen –<br />
weniger Aufwand, Kosten, Widerstände<br />
> Lebendiges Gemeinwesen erleben, stärken,<br />
verwerten („Lebenswert“)<br />
> Eigene Vorsorge ins Auge fassen, privaten<br />
Erkundungsinteressen nachgehen<br />
32<br />
> Kontakt zu „fremder“ Lebenswelt<br />
33
UND SO KÖNNTE ES SICH<br />
ZUTRAGEN ...EINE KLEINE<br />
GESCHICHTE AUS DEM HAUSHALT<br />
VON HEIDI UND ALFRED<br />
(vgl. KAPITEL 3)<br />
<strong>Der</strong> Nutzen für Heidi und Alfred lässt sich umschreiben<br />
mit dem Motto „Runden Sie Ihr Lebenswerk<br />
ab…“:<br />
Langjährige Erfahrung mit Gartenbau anderen<br />
mitteilen, weiterhin die geliebten Geräte nutzen,<br />
die Gerüche riechen, ohne dabei die Verantwortung<br />
für einen eigenen Garten übernehmen zu<br />
müssen – und dabei auch noch Gutes tun.<br />
Die Nutzenanregung geschieht bei Alfred über<br />
einen Presseartikel auf der Seniorenseite der regionalen<br />
Innungs-Mitgliederzeitung und bei Heidi im<br />
Gemeindeblatt.<br />
Heidi aber hat genug vom Gärtnern, will keine tiefere<br />
Kenntnis. Sie meint, ihr vierjähriger Bobtail<br />
namens Ringo verschaffe ihr genug frische Luft<br />
und Bewegung. Sie kickt sich damit kurzerhand<br />
selbst aus der ARMS-Pyramide.<br />
Kenntnis: Alfred dagegen fragt telefonisch in der<br />
Einrichtung nach näheren Infos, will mehr wissen,<br />
holt sich Kenntnis zum Vorhaben „Mitbürger gestalten<br />
Erlebnislandschaft: Unser neuer Sinnesgarten“.<br />
Die Mitmachmöglichkeiten, die man ihm<br />
nennt, reichen von Beratung im Trockenen bis<br />
Baumpflanzung bei jedem Wetter. Sie klingen<br />
interessant und nicht allzu belastend. Er wird zum<br />
Fassanstich mit Handwerkern eingeladen. Die<br />
Planskizze soll vorgestellt werden. Und Alfred wird<br />
gebeten, am Nachmittag seine Erfahrung dazu<br />
einzubringen, damit das Vorhaben auch gelingen<br />
kann. Er hat am Telefon einen sympathischen Eindruck<br />
von der Stimme des Sozialdienstmitarbeiters,<br />
freut sich, dass seine Kompetenz gefragt ist<br />
und beschließt, unverbindlich hinzugehen: eine<br />
Einflugschneise ist gelungen.<br />
Vertrauen, Sympathie: Beim Ortstermin fasst Alfred<br />
Vertrauen zur Sache. Beim Handwerker-Fassanstich<br />
sind noch andere da. Die Planskizze wird<br />
begutachtet. Alfred kann auch zwei, drei Tipps<br />
geben zu Himmelsrichtung, Sonnenstand und geeigneten<br />
Sträuchersorten. Die unterschiedlichen<br />
Bodenmaterialien geben ihm zu denken und er<br />
überlegt engagiert mit. Die Stimmung ist gut. Unter<br />
Handwerkern ist man schnell beim Du. <strong>Der</strong><br />
Mitarbeiter des Sozialdienstes zeigt das Gästebuch<br />
und verabredet während dem Imbiss ein<br />
späteres Einzelgespräch. Alfred stimmt einer Beteiligung<br />
zu, hört sich die verschiedenen Mitmachmöglichkeiten<br />
an („Planungsgruppe“, „Pflanzgruppe“,<br />
„Wegegruppe“, „Geländerbau“,…),<br />
gibt bekannt, sich die Sache ernsthaft zu überlegen<br />
und trägt sich ins Gästebuch ein.<br />
Selektion. Nach zwei Tagen erreicht ihn ein persönlicher<br />
Brief („Lieber Alfred…“). Er informiert<br />
über die Termine der verschiedenen Gruppen.<br />
Man dankt Alfred herzlich für seine Teilnahme am<br />
Informationsnachmittag mit Fassanstich. <strong>Der</strong> Mitarbeiter<br />
vom Sozialdienst lädt ihn persönlich ein,<br />
sich eine Gruppe auszusuchen und zum ersten<br />
Treff zu kommen. Alfred findet diejenigen Handwerker<br />
mit Vornamen benannt, die sich bereits<br />
entschieden haben. Falls er Fragen wegen Material<br />
oder Fahrgelegenheit habe, steht eine Telefonnummer<br />
groß unten im Brief eingedruckt. Alfred<br />
ist beeindruckt, dass der nette Herr sich so genau<br />
an ihn erinnert und registriert, wie man sich um<br />
ihn bemüht. Er überlegt, zu welcher Gruppe, zu<br />
welchen „Kollegen“ er am liebsten gehen würde<br />
und ob er noch das richtige Werkzeug für diese<br />
Aufgabe im Keller stehen hat. Auf jeden Fall beschließt<br />
er, am ersten Treffen teilzunehmen. Er<br />
nimmt sich vor, auf seine Bandscheibe Rücksicht<br />
zu nehmen und auch mit den anderen darüber zu<br />
sprechen.<br />
Alfred überzeugt sich selbst während des ersten<br />
Aktivtreffs. Schön findet er, dass auch jüngere<br />
dabei sind, die noch keine 60 auf dem Buckel<br />
haben, ebenso aber gestandene Leute wie er, die<br />
um die 75 sind. Er bereut seine Anwesenheit<br />
nicht, und auch seine alte Jacke passt noch. Alle<br />
wissen was zu tun ist, und vergessen auch die<br />
Pausen nicht. Beim ersten Spatenstich wird ein Foto<br />
geschossen, das die Handwerker aus den vier<br />
Gruppen zeigt.<br />
Kontrakt. Alfred wird gefragt, ob er wiederkommen<br />
wird. Er nickt und erhält eine gerahmte Mitmacher-Urkunde.<br />
In seinen Augen ist das zwar<br />
nicht notwendig, aber eine freundliche Geste<br />
auch für ihn. Besonders schön findet er, dass das<br />
Foto vom Spatenstich aufgeklebt ist. Zuhause<br />
stellt er den Bilderrahmen mit der Urkunde erst<br />
mal auf den Fernseher. Er ist neugierig, ob er bemerkt<br />
wird.<br />
Bindung und Empfehlung. Am Ende des nächsten<br />
Treffs fragt der Sozialdienstmitarbeiter, wer<br />
zufrieden sei, wer etwas vermisse, was man anders<br />
oder besser machen könne. Die Rückmeldungen<br />
sind durchweg gut. Dann kommen weitere<br />
geplante Projekte im Haus zur Sprache: Frühauf-<br />
steher-Treffen, Musikmatinée, Männerstammtisch,<br />
Presseclub, Hundeprämierung mit Jury.<br />
„Kennen Sie jemanden, der da Spaß dran hätte?“<br />
fragt der Verantwortliche vom Sozialdienst.<br />
“Dann geben Sie Ihren Bekannten doch gleich<br />
heute Nachmittag noch einen guten Tipp!“<br />
Für Interessierte gibt es Informationsblätter.<br />
Später ruft Alfred dann Heidi an. Schon allein<br />
wegen Ringo, dem Bobtail, und der Hundeprämierung.<br />
Als Akquisitionskonzept hatte der Mitarbeiter<br />
vom Sozialdienst zuvor in ein paar Minuten aufskizziert,<br />
was Sie oben in der Grafik sehen. Damit<br />
auch Sie es einfacher haben, für Ihre Freiwilligengewinnung<br />
einfache und schlüssige Konzeptskizzen<br />
zu entwerfen, finden Sie auf der nächsten<br />
Seite ein Leerarbeitsblatt, das Sie einfach immer<br />
wieder kopieren und dann zum Überlegen, Bearbeiten<br />
und Ausfüllen benutzen können.<br />
34 35
36<br />
MERKE:<br />
<strong>Der</strong> Nutzen eines Mitmachangebots für die<br />
jeweilige Zielgruppe ist der Schlüssel, damit<br />
man Kontakte zur Zielgruppe überhaupt erst<br />
anregen kann, weil der vorgestellte Nutzen<br />
deren Motive anspricht. Im Umgang mit Nutzenbotschaften<br />
gilt: „<strong>Der</strong> Köder muss dem<br />
Fisch schmecken, nicht dem Angler“.<br />
9. FLYER & CO:<br />
MEDIENEINSATZ WIRTSCHAFTLICH<br />
SINNVOLL MACHEN<br />
Im letzten Kapitel erhalten Sie noch ein paar nützliche<br />
Praxistipps, wie Sie teure von günstigen,<br />
wirksame von unwirksamen, simple von aufwendigen<br />
Wegen und Mitteln für Kontakte zu möglichen<br />
Freiwilligen voneinander unterscheiden<br />
können.<br />
KANN MAN SICH<br />
SYSTEMATISCHE FREIWILLIGEN-<br />
GEWINNUNG ÜBERHAUPT<br />
LEISTEN?<br />
Vielleicht ist Ihnen aufgefallen: Anstatt um „Spaziergänger“,<br />
„Essensreicher“ und „Vorleser“ zu<br />
ringen, kümmert sich systematische Freiwilligengewinnung<br />
wie hier beschrieben um Zielgruppen.<br />
Im Mittelpunkt stehen nicht unbesetzte Funktionen<br />
in Wohngruppen, sondern Interessierte und<br />
deren Motive.<br />
Unter den Menschen, die Sie auf herkömmliche<br />
„funktionsorientierte“ Weise gewinnen, finden<br />
sich immer wieder welche, die in den Gruppen<br />
oder Aufgabenfeldern, die sie in die Einrichtung<br />
führten, nicht wirklich die Erfüllung ihrer Motive<br />
fanden.<br />
Natürlich verzichten wir weder auf die Zielgruppen<br />
mit traditionellem Sozialengagement, noch<br />
auf die Besetzung exakt definierter Funktionen im<br />
Haus durch Freiwillige. Aber wir ringen nicht mehr<br />
kräftezehrend gegen andere Mitbewerber mit Appellen<br />
um soziales Engagement, sondern nutzen<br />
andere Wege.<br />
z.B. EMPFEHLUNGSMARKETING:<br />
Regen Sie neue Mitglieder von Freiwilligengruppen<br />
an, Bekannte anzusprechen, auch für genau<br />
definierte Aufgaben. Systematische Zielgruppen-<br />
akquisition sorgt übrigens innerhalb kurzer Zeit<br />
für eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Anziehungskraft<br />
auf Nachbarn und Mitmenschen. Diese<br />
finden schon deshalb leichter zu Ihnen, „weil<br />
Sie doch all diese vielen tollen Sachen machen,<br />
über die man liest und über die die Leute reden“.<br />
Lassen Sie nicht nach, bei Angehörigen ehemaliger<br />
Bewohner, bei Freunden des Hauses, bei Festbesuchern<br />
immer wieder auch auf diese Funktionen<br />
zu verweisen. Ihr entscheidender Unterschied:<br />
Sie tun das mit Nutzen-Argumenten anstatt mit<br />
Appellen. Bewährt und praktisch: Manche Freiwillige<br />
lassen sich später als Förderer, Botschafter<br />
oder Spender Ihrer Einrichtung gewinnen.<br />
Dennoch: Systematische Gewinnung braucht<br />
Werbung für den Nutzen von Mitmachangeboten,<br />
und Werbung gilt gemeinhin als teuer. Deshalb<br />
hier einige Ideen zur Kostensenkung aus den<br />
Seminaren 2009 des BELA III-Netzwerks.<br />
> NUTZENFLYER ZIELGERICHTET<br />
UND GÜNSTIG STREUEN:<br />
Bitten Sie Apotheker Ihres Vertrauens, den Flyer<br />
zum Nutzen eines freiwilligen Engagements in Ihrer<br />
Einrichtung in den Seniorenratgeber oder in<br />
die Apotheken-Umschau einlegen zu dürfen. Ein<br />
Schüler erledigt das an einem Nachmittag für ein<br />
paar Euro, hinten im Lager an der Nachlegepalette<br />
des Apothekers.<br />
Wenn Sie dem lokalen Physiotherapeuten neben<br />
gut aufgemachten DIN lang-Flyern noch einen<br />
formschönen transparenten Acrylaufsteller mit anbieten<br />
(ca. 5 Euro), dann ist er sehr viel eher bereit,<br />
die Zielgruppe „rüstige Rentner und frühverrentete<br />
Arbeitnehmer“ auf die Freiwilligenwerbung<br />
auf dem Empfangstresen oder im Wartezimmer<br />
aufmerksam zu machen. Heilpraktiker, Arztpraxishelferinnen,<br />
Ergotherapeuten, Einzelhandelsfachgeschäfte<br />
mit Bedarf für rüstige Senioren, Reformhäuser<br />
oder Sanitätsfachhändler sehen das meist<br />
ähnlich.<br />
9 FLYER & Co<br />
37
MATERN-TECHNIK:<br />
Wer immer wieder glaubwürdige Werbeimpulse<br />
mit neuen Nutzen und neuen Themen an neue<br />
Zielgruppen senden will, muss mit Qualität überzeugen.<br />
Knallgelbe Copyshop-Flugblattoptik ist<br />
kontraproduktiv: Was nach nichts aussieht, kann<br />
es auch nicht wert sein, dass engagierte Menschen<br />
sich ernsthaft die Frage stellen, ob sie dabei<br />
sein möchten. Dafür gibt es die Matern-Technik:<br />
Sie drucken einen Jahresbedarf an vierfarbigen,<br />
gutgestalteten Flyern – vielleicht mit zwei unterschiedlichen<br />
Fotovarianten – mit dem Einrichtungslogo,<br />
aber ohne Text farbig und hochwertig.<br />
Wo später Text stehen wird, bleibt die Vorlage<br />
weiß. Die nun beidseitig professionell aussehenden,<br />
mit Bildern oder Farbflächen versehenen,<br />
aber inhaltsleeren „Matern“ (von lat. „Mutter“)<br />
lassen Sie als Wickelfalz zu DIN lang Sechsseitern<br />
vorfalzen (nicht falzen lassen!) und lagern Sie plano<br />
(also flach und ungefalzt) bei Ihrem S/w-Laserdrucker.<br />
In Ihrem PC legen Sie sich eine Worddokumentvorlage<br />
an (.dot), in die Sie genau an den<br />
weißen Stellen Ihrer Vorlage Text erstellen werden<br />
– bei jeder Aussendung einen anderen, wenn Sie<br />
mögen. Diese Vorlage speichern Sie mit den<br />
Schrifttypen und Schriftgrößen ab, die das Handbuch<br />
zum Erscheinungsbild Ihres Heims vorgibt.<br />
Ab jetzt können Sie bei jeder neuen Flyeraussendung,<br />
z.B. zur Einlage in den „Seniorenratgeber“<br />
oder zur Auslage in Kirchen, Gaststätten, REWE-<br />
Markt oder amtlicher Beratungsstelle so viele<br />
Flyer-Matern in Ihren s/w-Laserdrucker einlegen,<br />
wie Sie zur Aussendung brauchen. Jeder Flyer<br />
sieht ab jetzt professionell „wie aus der Druckerei“<br />
und „wie vom Designer gemacht“ aus. Erst<br />
jetzt werden sie gefalzt, was durch das Vorfalzen<br />
leicht fällt und auch durch ungeübte Hände stets<br />
sauber und gerade ausfällt.<br />
> MITARBEITER ALS BOTSCHAF TER:<br />
Informieren Sie die Mitarbeiterschaft stets als erste<br />
über geplante Freiwilligen-Werbeaktionen. Sie erhöhen<br />
damit die Akzeptanz im Haus und gewinnen<br />
gleichzeitig einige Mitarbeiter als Botschafter,<br />
die vielleicht im privaten Sport-Verein Menschen<br />
kennen, die gerne in der Einrichtung mitwirken.<br />
Die Anregung erst hat sie auf die Idee gebracht.<br />
Manche Mitarbeiter finden nichts dabei, im Fitnessclub<br />
oder im Teelädchen für Acrylaufsteller<br />
der Einrichtung zu sorgen oder sie auch einmal<br />
nachzufüllen, wenn sie leer sind.<br />
> ANZEIGEN:<br />
Die teuerste Anzeigenwerbung besitzt den höchsten<br />
Streuverlust. In der Tagespresse z.B. sind Anzeigen<br />
kostspielig und dennoch nicht immer nutzerbezogen<br />
zu platzieren. Orientieren Sie sich<br />
stattdessen zielgruppenorientiert an Schülerzeitschriften,<br />
Einkaufsblättchen, Gemeindezeitungen,<br />
Kundenmagazinen, Kirchennewsletter und die<br />
Blätter, die viele Handel- und Gewerbevereine an<br />
ihre Kunden verteilen.<br />
> PR-ARTIKEL:<br />
Wochenblätter suchen manchmal händeringend<br />
nach redaktionellen Inhalten, weil sie durch die<br />
Übermacht der Werbung schon bald nicht mehr<br />
wie Zeitungen wirken, sondern nur noch wie Anzeigensammlungen.<br />
Ein guter Kontakt zu den Machern<br />
und ein kompakter sachlicher Schreibstil eröffnen<br />
Ihnen den Zugang. Diese Printmedien werden<br />
von vielen Menschen mit Zeit von vorn bis<br />
hinten gelesen.<br />
> PR-TEXTE:<br />
Gute Texte kosten Geld. Schlechte Texte verprellen<br />
Zielpersonen, anstatt sie zu gewinnen. In vielen<br />
Tageszeitungen texten heute freie Redakteure für<br />
ein geringes Zeilenhonorar. Viele dieser gut ausgebildeten<br />
Fachleute für Öffentlichkeitsarbeit und In-<br />
formation sind auf der Suche nach einem Zusatzeinkommen.<br />
Auf diese Weise ist es möglich, künftig<br />
Texte zu bekommen, die Redaktionen gerne<br />
ins Blatt nehmen, weil sie professionell geschrieben<br />
sind. Zudem eignen sie sich als Textquelle für<br />
Flyer, Briefe, Aushänge und Kleinanzeigen.<br />
> AUSWERTUNG<br />
DES WERBEERFOLGS:<br />
Wenn Sie die Antwortkarten in Flyern, Wertschecks<br />
für Kaffee und Kuchen, Presseartikel und<br />
Anzeigen codieren, wissen Sie schon nach kurzer<br />
Zeit, welcher Werbeweg sich lohnt. Presseartikel<br />
codiert man mit einer eigens eingerichteten e-<br />
Mailadresse für weitere Informationen. Diese<br />
Adressen werden lediglich für einen kurzen Zeitraum<br />
eingerichtet. Wer sich dann unter hundecasting@buergerheim.de<br />
bei Ihnen meldet, muss<br />
aufgrund des Artikels im Bürgerstädter Boten auf<br />
das Mitmachangebot aufmerksam geworden sein.<br />
Denn nur dort war diese temporäre e-Mailadresse<br />
zu lesen. Kuchenwertschecks lassen sich dagegen<br />
mit einem unauffälligen Stempel versehen. Gäste,<br />
die Wertschecks mit einem kleinen gestempelten<br />
„A1“ einlösen, lassen sich den Kuchen schmekken,<br />
weil sie über die Flyer-Auslagestelle „Apotheke<br />
Asamstraße“ zu Ihnen gefunden haben.<br />
MERKE:<br />
Testen Sie die Wirkung der Werbemittel, indem<br />
Sie sie codieren. Nur so können Sie die<br />
Strategie zur Herstellung neuer Freiwilligenkontakte<br />
von Mal zu Mal verbessern und sie<br />
im Laufe der Zeit immer preisgünstiger und<br />
wirksamer gestalten.<br />
Zum Schluss:<br />
NACH DER HANDREICHUNG<br />
IST VOR DEM SPIEL<br />
Ein Bild von einer Einrichtung<br />
Wenn Sie nur Bausteine, Tipps oder Anregungen<br />
aus dieser Handreichung für sich nutzen möchten,<br />
haben Sie schon gewonnen.<br />
Es kann sein, dass Sie noch zurückschrecken vor systematischem<br />
Freiwilligenmarketing, die Folgen für<br />
die Einrichtungskultur fürchten oder der Aufwand<br />
zu Beginn Sie abhält.<br />
Vielleicht sind in Ihrem Kopf aber auch Bilder einer<br />
Einrichtung entstanden, in der Nachbarn, Jugendliche<br />
mit umgeschnallten Skateboards, Cellospieler,<br />
Freizeit-Clowns, Topfgärtner, Dresseure von Papageien,<br />
Maler, Katzenbesitzer, Zeitungsvorleser<br />
aus- und eingehen – einfach viele Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger mit eigensinnigen Talenten und<br />
Motiven. Sie werfen den Bewohnern ein freundliches<br />
Wort zu oder setzen sich für einen Moment<br />
zu ihnen, bevor sie zur Demenz-Malgruppe im Keller<br />
verschwinden. In Düsseldorf können mobile Senioren<br />
eine Ausbildung absolvieren, die sie dazu<br />
befähigt, mit einem ‚Kulturkoffer’ voller Geschichten,<br />
Lieder, Bilder, Gerüche, dezenten Musikinstrumenten<br />
und vielen Geheimnissen durch die Zimmer<br />
von bettlägerigen Bewohnern zu ziehen, bei<br />
denen sie erwünscht sind.<br />
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie dieses Bild<br />
noch eine ganze Weile in und mit sich tragen. Und<br />
jetzt geht’s los. Viel Erfolg!<br />
LESETIPP<br />
Handbuch für die Feiwilligenarbeit von<br />
und mit älteren Menschen.<br />
Schumacher, J. und Stiehr, K. (BaS,<br />
Bonn und ISIS (Hg),<br />
Frankfurt). Stuttgart-Marburg-Erfurt-Wiehl,<br />
2002. ISBN 3-927219-79-7<br />
38 39
40<br />
Zum Autor dieser Handreichung<br />
<strong>Mario</strong> <strong>Nantscheff</strong> (Jahrgang 1957), Marketing-<br />
und Medienberater, Trainer, Fachautor,<br />
Weiterbildner und erfolgreicher Unternehmer,<br />
begleitet Institutionen und Firmen seit rund 20<br />
Jahren bei der Entwicklung ihrer Marketing- und<br />
Werbekampagnen, bei der Steigerung ihres Absatzes<br />
und bei der wirksamen Unternehmenskommunikation<br />
mit unterschiedlichsten Zielgruppen.<br />
Nach marketingfachlicher Ausbildung sowie Studium<br />
und Berufspraxis in der Erwachsenenbildung<br />
startete der einstige Sozialpädagoge und Altenpflege-Dozent<br />
seine Marketing-Karriere in den<br />
Achtzigern bei einer der deutschen Top 40-Werbeagenturen<br />
im Business to Business-Marketing.<br />
Nach mehrjähriger Tätigkeit dort als Senior-Kundenberater<br />
und als Mitglied im Management Board<br />
der Agentur gründete er 1990 sein eigenes<br />
Marketing-Beratungsunternehmen. Hier verwirklichte<br />
er ein rundes Jahrzehnt lang praktische Instrumente<br />
und Kampagnen für Industriefirmen,<br />
Soziale Träger, Behörden und Handelsunternehmen.<br />
Seit 1999 hat sich <strong>Mario</strong> <strong>Nantscheff</strong> mit Sitz im<br />
Dreiländereck zwischen Deutschland, Schweiz<br />
und Frankreich auf die Schulung und Beratung europäischer<br />
Unternehmen und Organisationen mit<br />
den Schwerpunkten Marketing, Werbung, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Kundenorientierung<br />
konzentriert. Eine ganze Liste (Referenzen siehe<br />
www.managerbildung.eu) namhafter Unternehmen<br />
und Institutionen nutzt sein KnowHow zur<br />
nachhaltigen Erfolgsoptimierung. Für die deutschsprachige<br />
Pflegebranche entwickelt <strong>Nantscheff</strong><br />
seit 2006 sein Produkt „marketcare“, das Kompetenzsystem<br />
für wirksames Pflegemarketing, das<br />
2010 als Fachbuch für Führungskräfte und Öffentlichkeitsarbeiter<br />
in der Altenhilfe erscheint. <strong>Nantscheff</strong>s<br />
Credo: „Nur zufriedene, loyale Kunden,<br />
Geschäftspartner und Freiwillige sichern nachhaltigen<br />
Erfolg. Deshalb muss die intelligente und<br />
partnerschaftliche Beziehungsarbeit zum jeweiligen<br />
Dialogpartner im Mittelpunkt aller Planungen,<br />
Steuerungssysteme und Entwicklungsanstrengungen<br />
stehen“.<br />
Als französischer Partner in einer EU Grundtvig-<br />
Partnerschaft im Auftrag der Generaldirektion für<br />
Bildung und Kultur der Europäischen Gemeinschaft<br />
tauscht sich <strong>Nantscheff</strong> regelmäßig fachlich<br />
mit Weiterbildungs- und Marketingexperten aus<br />
Luxemburg, Deutschland und Dänemark aus.<br />
<strong>Nantscheff</strong> ist verheiratet, Vater zweier Söhne und<br />
lebt in Bertrimoutier (Frankreich). Detailinformationen,<br />
Fallbeispiele, Fortbildungs- und Veranstaltungsthemen<br />
sowie weitere Buchtipps finden sich<br />
unter www.managerbildung.eu.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
Realisierung: Iren Steiner, fachliche Koordination<br />
BELA III, Bissingen<br />
Gestaltung: Wiesinger/Höllwarth, Freiburg<br />
Druck: Schwarz auf Weiss, Freiburg<br />
© <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, 2010<br />
Bildnachweise:<br />
> Bilder auf den Seiten 15 und 16:<br />
www.fotolia.com<br />
> Abb. SINUS Milieus, S. 17: Mit freundlicher<br />
Genehmigung von Sinus Sociovision GmbH,<br />
Heidelberg.<br />
> Abb. Prospekttitel „Spannung“, S. 29:<br />
Mit freundlicher Genehmigung von<br />
dtv Deutscher Taschenbuchverlag, München