Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V. - Weltladen Karlsruhe
Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V. - Weltladen Karlsruhe
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Juni 2005<br />
Erwin Ruf, 1.Vorsitzender der „Jugend für Solidarität/Solidaritätsjugend <strong>Karlsruhe</strong>“<br />
Der Jugend gehört die Zukunft !<br />
Immer wieder taucht sein Name im Zusammenhang nationaler<br />
und internationaler Projektaktivitäten auf. Wer ist dieser Mann,<br />
für den Begriffe wie Solidarität und Toleranz nicht nur „fromme“<br />
Worte sind? Von Anfang an galt sein Engagement der „Solidaritätsjugend<br />
Deutschlands“. Austauschprogramme mit Jugendlichen<br />
auf der ganzen <strong>Welt</strong> prägen seine Aktivitäten bis<br />
heute. Durch die Unterstützung der <strong>Aktion</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Dritte</strong><br />
<strong>Welt</strong> e.V. und der „Soli -Jugend“ <strong>Karlsruhe</strong> gelang es Erwin Ruf<br />
außerdem, zwei Projekte zur Resozialisierung Jugendlicher in<br />
Recife/Brasilien und Rabat/Marokko ins Leben zu rufen.<br />
D.P.: Wie fing damals alles an? Wie<br />
bist du auf die „Solidaritätsjugend<br />
Deutschland“aufmerksam geworden?<br />
E.R.: Ich war schon lange in der „Soli -<br />
Jugend“, bevor ich eigentlich „darauf<br />
aufmerksam“ wurde. Das muss ich erklären:<br />
Die Soli -Jugend ist die Jugendorganisation<br />
des Rad- und Kraftfahrerbundes<br />
„Solidarität“ Deutschland. Als<br />
ehemalige Arbeiter-Sport-Organisation<br />
1933 verboten und dann kurz nach<br />
Kriegsende wieder gegründet, folgte ich<br />
als 12-Jähriger den Spuren meines<br />
Vaters (aktiv vor 1933 und nach<br />
1945). Ich begann in der Soli-Jugend<br />
als „Kunstradfahrer“. Natürlich nahm<br />
ich auch an den außersportlichen Aktivitäten,<br />
wie z.B. Freizeiten, Zeltlager<br />
etc. teil.<br />
D.P.: Was waren und sind deine Motive,<br />
dass du dich „ausgerechnet“ für Jugendliche<br />
einsetzt ?<br />
E.R.: Nach einer kurzen Auszeit in den<br />
fünfziger Jahren bis Anfang der sechziger,<br />
bedingt durch meine Familiengründung,<br />
engagierte ich mich ab 1962<br />
zunächst als Jugendleiter im <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
Soli-Verein und vertrat die Soli-Jugend<br />
im Stadtjugendausschuss. Zu den Höhepunkten<br />
gehörten damals unsere<br />
Sommer-Zeltlager im Murgtal.<br />
D.P.: Welche administrativen Aufgaben<br />
hast du in den zurückliegenden Jahren<br />
übernommen ?<br />
E.R.: Da gab es vielfältige „administrative<br />
Aufgaben“. So wurde ich Mitte<br />
der 60-er Jahre „Bezirksjugendleiter“<br />
und kurz darauf auch „Landesjugendleiter“<br />
mit der Vertretung beim Bezirksjugendring<br />
Baden. Außerdem beantragte<br />
ich für die Soli-Jugend Nordbadens<br />
die Anerkennung beim Landeswohlfahrtsverbandes<br />
als Träger der freien<br />
Jugendhilfe. In diesen Jahren begannen<br />
wir neben Freizeitaktivitäten verstärkt<br />
mit Bildungsarbeit. Erste internationale<br />
Jugendbegegnungen fanden<br />
statt. 1968 erfolgte meine Wahl in die<br />
Bundesjugendleitung und ehe ich mich<br />
versah, 1973 zum 1. Vorsitzenden.<br />
Durch die Fülle neuer Aufgaben musste<br />
ich alle bisherigen Funktionen auf<br />
örtlicher, Bezirks- und Landesebene<br />
niederlegen.<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Welt</strong> e. V.<br />
1<br />
D.P.: Kannst du dich noch an deine erste<br />
große „Herausforderung“ innerhalb<br />
der Solidaritätsjugend erinnern ?<br />
E.R.: Die Arbeit auf Bundesebene würde<br />
ich als die „große Herausforderung“<br />
bezeichnen. Es gab keinen hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter in der Bundesgeschäftsstelle.<br />
Die gesamte Arbeit<br />
bewältigten „Ehrenamtliche“. Das bedeutete<br />
für mich in den folgenden 12<br />
Jahren private Dinge und familiäre Interessen<br />
zurückzustellen. Trotz zweiwöchiger<br />
Dienstbefreiungen benötigte<br />
ich alljährlich zusätzlich ca. 3 Wochen<br />
Erwin Ruf an seinem siebzigsten Geburtstag.<br />
Für ihn ist ein Leben ohne Jugendarbeit<br />
nicht vorstellbar.<br />
meines Jahresurlaubs für die Jugendarbeit<br />
auf Bundesebene. Im internati-<br />
weltladen
onalen Austausch ging es mit riesigen<br />
Schritten voran. Neben bereits bestehender<br />
Beziehungen zu Frankreich,<br />
Belgien, Niederlande, Schweiz, Tschechoslowakei,<br />
Dänemark etc., knüpften<br />
wir neue Kontakte mit Marokko, Tunesien,<br />
Ägypten, Japan und dem Sudan.<br />
Wir führten etliche Jugendbegegnungen<br />
durch. Zu dem absoluten Höhepunkt<br />
jener Zeit zähle ich unsere Teilnahme<br />
an den XI. <strong>Welt</strong>festspielen der Jugend<br />
in Kuba 1978. Konferenzen, organisiert<br />
vom „Deutschen Bundesjugendring“<br />
(DBJR), führten mich nach Mittelamerika,<br />
China und in die damalige<br />
Sowjetunion. Es steht außer Zweifel,<br />
dass diese Zeit mich für den „Rest“<br />
meines Lebens geprägt hat.<br />
D.P.: Wie sind deine Erfahrungen im<br />
Umgang mit den politisch Verantwortlichen<br />
? Kannst du sie kurz charakterisieren?<br />
Hat sich da im Zuge knapper<br />
werdender Kassen nicht auch einiges<br />
geändert?<br />
E.R.: Da hat sich in den letzten 10 bis<br />
20 Jahren wesentliches geändert. Ich<br />
beginne mit den bilateralen Fachausschüssen<br />
für den Jugendaustausch: Die<br />
Bundesministerin Frau Bergmann (Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend) löste sie ersatzlos<br />
auf. Seitdem gibt es keine Vorbereitungs-<br />
und Auswertungskonferenzen<br />
der Träger von Austauschmaßnahmen<br />
(z.B. deutsch-tunesisch, deutsch-marokkanisch).<br />
Zudem kürzte man die<br />
Fördermittel für Austauschprogramme<br />
( z.B. in Nordafrika) radikal. Vor über<br />
20 Jahren, egal unter welchem Kanzler,<br />
konnte man nach meinen Erfahrungen<br />
„auf Augenhöhe“ mit den Sachbearbeiter/innen<br />
des Ministeriums verhandeln.<br />
Diese Zeiten sind dahin. Interventionen<br />
beim Bundesvorstand einer<br />
Regierungspartei oder die Unterstützung<br />
durch verschiedene Bundestagsabgeordnete<br />
blieben ohne nennenswerten<br />
Erfolg.<br />
D.P.: Neben zahlreichen bundesweiten<br />
Aktivitäten konntest du auch in deinem<br />
unmittelbaren Wohnumfeld in <strong>Karlsruhe</strong><br />
Akzente setzen. Mit welchen Organisationen<br />
arbeitest du hier zusammen?<br />
E.R.: Nach meinem Ausscheiden aus<br />
der Bundesjugendleitung engagierte ich<br />
mich verstärkt für die Jugendarbeit in<br />
<strong>Karlsruhe</strong>. Wir organisierten Jugendbegegnungen<br />
mit Tunesien, Marokko,<br />
Ägypten, Frankreich und der Türkei. Im<br />
Jahre 1990 fuhren wir mit einer Jugend-<br />
2<br />
gruppe nach Krasnodar und 1991 kam<br />
eine Jugendgruppe von dort zu uns<br />
nach <strong>Karlsruhe</strong>. Grundsätzlich sind wir<br />
offen für Kooperationen mit anderen<br />
Jugendorganisationen. In der Praxis<br />
stehen wir schon deshalb z.B. der<br />
Naturfreundejugend oder den Falken<br />
nahe. Für unsere Projektarbeit ist die<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Welt</strong> e.V.<br />
<strong>Karlsruhe</strong> der ideale Partner.<br />
D.P.: Seit wann bist du „Vorsitzender<br />
der Soli-Jugend <strong>Karlsruhe</strong>“?<br />
E.R.: In <strong>Karlsruhe</strong> bestehen zwei Soli-<br />
Vereine. Einer ist die „Jugend für Solidarität“,<br />
deren Vorsitzender ich seit<br />
1989 bin, der zweite ist der „RMSC<br />
<strong>Karlsruhe</strong>“. Gemeinsam bilden beide<br />
die „Solidaritätsjugend <strong>Karlsruhe</strong>“, die<br />
als solche Mitglied im Stadtjugendausschuss<br />
<strong>Karlsruhe</strong> ist. Die „Solidaritätsjugend<br />
<strong>Karlsruhe</strong>“ hat keinen Vorstand,<br />
sondern nur eine „Zentralstelle“ (Adresse),<br />
die sich derzeit bei mir befindet.<br />
D.P.: Kannst du schildern, wie es zu<br />
dem Projekt „Sozialarbeit mit Straßenkindern<br />
in Recife/Brasilien“ kam ?<br />
E.R.: Ende 1991 ging mir der Gedanke<br />
durch den Kopf, dass unsere Jugendbegegnungen<br />
zwar zur Völkerverständigung<br />
und zur Begegnung mit<br />
anderen Kulturen beitragen, aber nach<br />
ca. 2 Wochen Dauer, bis auf wenige<br />
Kontakte, zu Ende ist. Mir kam die<br />
Idee, mit der Soli -Jugend <strong>Karlsruhe</strong> ein<br />
„dauerhaftes Projekt“ anzugehen, das<br />
sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen<br />
im auswärtigen Partnerland<br />
langfristig helfen sollte. So führte mich<br />
mein Weg direkt zum <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Welt</strong>laden.<br />
Meine Ansprechpartnerin war<br />
damals Gerlinde Bauer. Die APDW hatte<br />
Kontakt zu Rafael Indlekofer, einem<br />
<strong>Karlsruhe</strong>r, der in Recife mit und für<br />
Straßenkinder arbeitete. Wir nahmen<br />
sofort Kontakt auf. Das Projekt „Hilfe<br />
für Straßenkinder in Recife“ reifte<br />
schnell. Wir halfen zunächst unserem<br />
Partner „Grupo Ruas e Praças“ (GRP)<br />
finanziell. Dann entwickelten wir gemeinsam<br />
das Projekt „Capim de Cheiro“,<br />
das den Kauf von einigen Hektar Land<br />
und den Bau von mehreren Häusern<br />
vorsah. Mit Unterstützung der APDW<br />
stellten wir einen Antrag beim BMZ, der<br />
1992 positiv beschieden wurde.<br />
D.P.: Warst du selber mal vor Ort ?<br />
E.R.: Beim ersten Workcamp im Jahre<br />
1993 in Brasilien war ich dabei. In der<br />
Folge kaufte GRP den Sitio „Capim de<br />
Cheiro“ mit ca. 5 Hektar Land, auf dem<br />
wir im Juli 1993 tatkräftig mit dem Bau<br />
des ersten Gebäudes begannen. Ein<br />
Jahr später konnten wir bei unserem<br />
erneuten Aufenthalt bereits in den ersten<br />
fertig gestellten Häusern schlafen.<br />
Dann überließ ich die Teilnahme den<br />
Jüngeren.<br />
D.P.: Gab es ausreichend Jugendliche,<br />
die sich für diese Form der Projektarbeit<br />
begeisterten ?<br />
E.R.: Nach anfänglich etwas „dünnerer“<br />
Personaldecke, fand sich in den letzten<br />
Jahren eine engagierte Gruppe von<br />
ca. 26 überwiegend jungen Leuten zusammen.<br />
Sie sind immer zur Stelle,<br />
wenn es gilt, Info-Stände zu betreuen,<br />
an Projekttagen in Schulen teilzunehmen<br />
oder die wichtigen Kontakte zu<br />
unserem brasilianischen Partner aufrecht<br />
zu erhalten und weiterzuentwickeln.<br />
D.P.: Anfang Zweitausend kam ein weiteres<br />
Projekt „Zentrum für Mädchen in<br />
gefährdeter Situation“ in Rabat/Marokko<br />
hinzu.<br />
E.R.: Im Sommer 1998 starb unser<br />
Mitarbeiter Hansjörg Pinhard während<br />
einer Jugendbegegnung in Marokko.<br />
Seine Familienangehörigen baten anstelle<br />
von Kränzen o.ä. um eine Spende<br />
für ein soziales Projekt dort. Wir<br />
berieten die Möglichkeiten und entschieden<br />
uns in Absprache mit unserem<br />
langjährigen Partner „Association<br />
Marocaine pour l’Éducation de la Jeunesse“<br />
(AMEJ) für ein „Zentrum für<br />
Mädchen in gefährdeter Situation“ in<br />
Rabat. Mit Hilfe des BMZ und der<br />
APDW kauften wir im April 2002 ein<br />
geeignetes Haus, das im Juni des selben<br />
Jahres eingeweiht wurde.<br />
D.P.: Kannst du ein erstes Resümee<br />
über die Arbeit in diesem Projekt ziehen<br />
?<br />
E.R.: Die Ausbildung der Mädchen im<br />
Zentrum läuft gut. Unsere <strong>Karlsruhe</strong>r<br />
AG Marokko ist dank einiger Mitarbeiter/innen<br />
der APDW und des <strong>Welt</strong>ladens<br />
in den letzten Wochen stärker<br />
geworden.<br />
D.P.: Ständig arbeitest du mit jungen<br />
Menschen zusammen. Bleibt man da<br />
selbst jung ?<br />
E.R.: Ich hoffe es. Einige Freunde haben<br />
mir das bestätigt.<br />
Doris Presler
Wir waren dabei!<br />
Stadt <strong>Karlsruhe</strong> feiert 10 Jahre Agenda 21<br />
Anlässlich dieses wichtigen Jubiläums fand am 25. April 2005<br />
in den Räumen des <strong>Karlsruhe</strong>r Rathaus ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm<br />
statt. Eingeladen waren nicht nur Aktive<br />
und Interessierte des Karlsuher-Agenda-21 Prozesses und<br />
Vertreter der Partnerstädte <strong>Karlsruhe</strong>s sondern auch der <strong>Welt</strong>laden<br />
<strong>Karlsruhe</strong>!<br />
Die Gruppe Öffentlichkeitsarbeit des<br />
<strong>Welt</strong>ladens eröffnete die ganztägige<br />
Veranstaltung mit der Ausrichtung eines<br />
fairen Frühstücks. Schnittchen mit<br />
fairen Brotaufstrichen, fairer Tee oder<br />
Kaffee und natürlich jede Menge faire<br />
Säfte sorgten für den richtigen Einstand.<br />
Übrigens eine prima Sache. Mit<br />
vertretbarem Aufwand lassen sich<br />
aus etwa 25 großen Baguettes ausreichend<br />
„kalte Platten“ für über 100<br />
Personen bereiten.<br />
Die anschließenden Reden von Bürgermeister<br />
und Städtevertretern, Umweltstaatssekretär<br />
und der Leiterin<br />
von der LfU machten deutlich, dass<br />
noch viel zu tun ist für Agenda-21 Aktive<br />
(s. dazu Artikel in der Stadt-<br />
Dass ich nach dem Abitur für ein Jahr<br />
ins Ausland wollte, war mir schon länger<br />
klar. Meinen Horizont erweitern,<br />
eine andere Kultur kennen lernen, eine<br />
weitere Sprache. Das ganze sollte kein<br />
Urlaub werden, sondern ein<br />
Freiwilligendienst, bei dem ich meine<br />
Fähigkeiten einsetzen kann, um anderen<br />
Menschen in welcher Form auch<br />
immer zu helfen. Dass es Nicaragua<br />
geworden ist, war mehr oder weniger<br />
Zufall. Seit August 2004 lebe und arbeite<br />
ich nun in der „Autonomen Region<br />
Nordatlantik“ (RAAN) im Rahmen<br />
des „Internationalen Friedensdienstes“<br />
der Evangelischen Landeskirche<br />
in Baden. Ich bin der erste Freiwillige,<br />
der hier diesen Dienst leistet.<br />
zeitung vom 29.April „<strong>Karlsruhe</strong> macht<br />
den Anfang“)!<br />
Praktisch wurde es am Nachmittag, als<br />
die Teilnehmer in 4 verschiedenen Workshops<br />
konkrete Aspekte der Agenda-<br />
21-Arbeit nach einführenden Kurzvorträgen<br />
diskutieren konnten. Es gab<br />
Workshops zum Thema Konzepte und<br />
Akteure im Kommunalen Klimaschutz,<br />
Schulen und Bildung für eine nachhaltige<br />
Entwicklung (in diesem Workshop<br />
waren wir durch Inge-borg Pujiula vertreten,<br />
die für <strong>Welt</strong>laden/APDW für die<br />
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit tätig<br />
ist), Bürgerengagement für Nachhaltigkeit:<br />
Lokale Agenda 21 aus Sicht<br />
ihrer Akteure (hier war ein weiteres Mit-<br />
Sebastian Erb berichtet aus Nicaragua<br />
Nach dem Abitur ein Jahr „internationaler<br />
Friedensdienst“<br />
Nicaragua, das Land der sandinistischen Revolution und das<br />
Land, in dem der Kaffee wächst. Diese Assoziation kommt nicht<br />
nur denjenigen, die sich mit der „<strong>Dritte</strong> <strong>Welt</strong>“- Problematik<br />
beschäftigen, sofort in den Sinn. Doch der dünn besiedelte<br />
Ostteil des mittelamerikanischen Staates hat mit diesen Vorstellungen<br />
nicht viel gemein. Nachfolgend ein Bericht von Sebastian<br />
Erb aus der Hafenstadt Bilwi/Puerto Cabezas.<br />
Das Land ist flach. Flüsse<br />
und Lagunen prägen das<br />
Bild. Doch nicht nur geographisch<br />
unterscheidet<br />
sich das Gebiet (rund 50<br />
Prozent der Fläche Nicaraguas,<br />
aber nur 10 Prozent<br />
der Bevölkerung) von der<br />
Pa-zifikregion. Politisch gesehen<br />
handelt es sich um<br />
zwei autonome Regionen,<br />
die sich bislang allerdings<br />
nur in sehr engen Schranken<br />
selbst verwalten dürfen.<br />
Diese Ausnahmestellung<br />
im zentralistischen Nicaragua<br />
wurde dem Ostteil<br />
1987 zur Zeit der sandi-<br />
3<br />
glied unserer Öffentlichkeitsgruppe und<br />
des Vorstands aktiv, Gerd Ölsner) und<br />
schließ-lich Nachhaltigkeit in der kommunalen<br />
Beschaffungspraxis.<br />
Insgesamt war die Teilnahme an dem<br />
Agenda-Jubiläum für uns eine sehr positive<br />
Gelegenheit ganz viele Facetten<br />
der Arbeit von APDW/<strong>Welt</strong>laden mal<br />
direkt im Rathaus vorzustellen. Zudem<br />
erhielten wir die Möglichkeit, auch während<br />
der gesamten Veranstaltung mit<br />
einen großen Info- und Verkaufstisch<br />
direkt im Foyer präsent zu sein. Im<br />
Nachklapp zur Veranstaltung waren wir<br />
dann sogar im regionalen Fernsehen zu<br />
sehen und konnten für unsere Zusammenarbeit<br />
mit Schulen werben...<br />
Die Protokolle zu den Workshops gibt<br />
es übrigens nach Pfingsten per mail-<br />
Anfrage bei den Organisatoren der Veranstaltung<br />
oder im Internet<br />
agenda-buero-@lfukalfu.bwl.de<br />
www.lfuka.lfa.baden-wuerttemberg.de<br />
Ingeborg Pujiula<br />
nistischen Regierung zuerkannt. Das<br />
ganze nach Jahren blutiger Auseinandersetzungen,<br />
bei denen viele Miskito<br />
auf Seiten der Contras kämpften. Denn<br />
historisch und kulturell gibt es hier einen<br />
ganz anderen Hintergrund. Die Spanier<br />
kolonialisierten das Gebiet nie,<br />
stattdessen stand es unter dem Einfluss<br />
der Engländer. Die Miskito und<br />
andere ethnischen Gruppen konnten<br />
Sebastian Erb im Einsatz für den „internationalen<br />
Freidensdienst“
ihre eigene Kultur, vor allem ihre Sprache<br />
bewahren. In der Stadt allerdings<br />
sind die meisten Menschen mehrsprachig,<br />
so dass Spanisch ausreicht, das<br />
ich auch erstmal richtig lernen musste.<br />
In der Atlantikregion dominiert die<br />
protestantische Iglesia Morava (Herrnhuter<br />
Brüdergemeinde), bei der mein<br />
Dienst angesiedelt ist.<br />
Mentalitätsunterschiede<br />
Eines ist mir nach all den Monaten, die<br />
ich nun schon hier bin, klar: man gewöhnt<br />
sich an vieles. Marode Infrastruktur<br />
(Transport, Strom, Wasser), einfachere<br />
Wohnverhältnisse, anderes Klima<br />
(heiß, viel Regen). Die globalisierte<br />
<strong>Welt</strong> wartet aber auch mit der einen<br />
oder anderen Überraschung auf. Handys<br />
und Fernsehen zum Beispiel gehören<br />
zum Alltag, Coca-Cola sowieso. Das<br />
Internet gewinnt stetig an Bedeutung.<br />
Was mir da ein bisschen schwieriger<br />
fiel und fällt, ist eine ganz andere<br />
Lebensmentalität. Alles läuft langsamer<br />
ab, gelassener, unbestimmter, planloser.<br />
Auch wenn meine Arbeit von diesem<br />
Phänomen nicht verschont bleibt,<br />
habe ich natürlich etwas zu tun. Ich<br />
muss allerdings eher darauf bestehen,<br />
dass ich etwas machen will und mir<br />
meine Arbeit selbst zusammensuchen.<br />
Meine Hauptbeschäftigung ist Unterricht<br />
geben. Sowohl an einer weiterführenden<br />
Schule als auch in Form von<br />
separaten Kursen. Das erachte ich als<br />
sehr sinnvoll, denn die Schwächen des<br />
Bildungssystems sind offensichtlich.<br />
Manch ein Kursteilnehmer hat jahrelang<br />
Englischunterricht an der Schule oder<br />
sogar noch an der Universität genossen<br />
und kann trotzdem so gut wie<br />
nichts. Schade ist, dass viele sehr unregelmäßig<br />
am Kurs teilnehmen und die<br />
Arbeitsmoral teils stark zu wünschen<br />
übrig lässt. Aber es gibt auch kleine<br />
Erfolgsmeldungen, die mich motivieren<br />
weiterzumachen.<br />
Wichtige Begegnungen<br />
Ein wichtiger Aspekt des Friedensdienstes<br />
ist die Völkerverständigung.<br />
Es gibt Begegnungen mit vielen Menschen,<br />
die teilweise kaum zuvor einen<br />
Ausländer zu Gesicht bekommen haben.<br />
So kann ich erzählen, Fragen beantworten<br />
und stellen und auch so<br />
manches Vorurteil aus der <strong>Welt</strong> räumen.<br />
Denn die bekannte Fernsehwirklichkeit<br />
kann ganz schön von dem<br />
abweichen, was ich als Realität be-<br />
4<br />
zeichnen würde. Die meisten Menschen<br />
sind freundlich und offen. Es wird als<br />
uneingeschränkt positiv empfunden,<br />
dass jemand von der anderen Seite des<br />
Ozeans kommt, um eine Region und ihre<br />
Menschen kennen zu lernen und zu<br />
helfen.<br />
Mehr Informationen über meinen Aufenthalt<br />
gibt es im Internet:<br />
www.bilwi.de Berichte und Bilder von<br />
Sebastian Erb aus Nicaragua, Links zum<br />
Thema<br />
Sebastian Erb<br />
Neues aus dem<br />
<strong>Welt</strong>laden <strong>Karlsruhe</strong><br />
Erfolgreicher 1.Mai<br />
Das Wetter war bombastisch, der<br />
Stadtgarten gut besucht, der Info- und<br />
Verkaufsstand der APDW mit Ehrenamtlichen<br />
bestens besetzt.Kuchenspenden<br />
verzeichneten wir in diesem<br />
Jahr mehr als sonst. Nichts blieb übrig.<br />
Über den Kaffee und Kuchenverkauf<br />
konnten 340 Euro eingenommen werden<br />
- deutlich mehr als letztes Jahr.<br />
Fazit: eine erfolgreiche Veranstaltung!<br />
Dank allen Helfern und Spendern. D.P.<br />
Einweihung des<br />
Stehcafés<br />
Nach langen Überlegungen ist es endlich<br />
so weit. Der <strong>Welt</strong>laden <strong>Karlsruhe</strong><br />
weiht am 11.Juni 2005 um 11.00 Uhr<br />
sein neues Stehcafé ein. Mit dabei sind<br />
der 1. Vorsitzende der APDW Dr. Klaus<br />
Kern, der in einer Ansprache die Bedeutung<br />
dieses wichtigen Schrittes<br />
würdigt, außerdem die KAMA-<strong>Welt</strong>ladengruppe,<br />
die in einer Analyse schon<br />
vor Monaten die Einrichtung eines Stehcafes<br />
unter geschäftlichen Gesichtspunkten<br />
„forderte“ und die Vertreter<br />
der Presse. Musik und natürlich die<br />
Verkostung mit diversen Kaffees und<br />
Tees sorgen für Wohlbefinden. Wir<br />
würden uns freuen, wenn Freunde und<br />
Förderer der APDW sich an diesem<br />
Tage Zeit nehmen, um mit uns gemeinsam<br />
das neue Stehcafé feierlich seiner<br />
Bestimmung zu übergeben.<br />
Termin!<br />
Veranstaltungsabend zur „Fußball-<br />
weltmeisterschaft 2006“<br />
Wann: 14. Juni 2005 um 19.30 Uhr<br />
Wo: Clubhaus des 1.SV Mörsch<br />
Thema: Faire Produkte und Klimaschutz<br />
im Sportverein<br />
„Mir Mohammedi Stiftung“<br />
gegründet!<br />
Als aktives Mitglied des Ausländerbeirates<br />
in <strong>Karlsruhe</strong> setzte sich Mir<br />
Mohammedi bis zu seinem plötzlichen<br />
Tode am 13.Dez. 2003 unermüdlich für<br />
Demokratie und gegen Rassismus ein.<br />
Für ihn galt die Würde des Menschen<br />
als „unantastbar“. Nun findet sein Lebenswerk<br />
mit der Einrichtung dieser<br />
Stiftung am 10.Mai 2005 eine gebührende<br />
Fortführung.<br />
Impressum<br />
Redaktion: Doris Presler<br />
Layout: Doris Presler<br />
Beiträge: Sebastian Erb, Doris Presler,<br />
IngeborgPujiula<br />
<strong>Aktion</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>Dritte</strong> <strong>Welt</strong> e. V.<br />
Mitgliedsbeitrag: 26,-<br />
Paare 35,-/ ermäßigt 16,-<br />
Jahresabo Rundbrief 13,-<br />
Vereinskonto:<br />
(Spenden, Abo u. Mitgliedsbeiträge)<br />
Sparkasse <strong>Karlsruhe</strong><br />
BLZ: 660 501 01<br />
Konto Nr.: 9 118 159<br />
weltladen,Kronenstraße 21,<br />
76 133 <strong>Karlsruhe</strong><br />
Tel./Fax: 0721/ 32 050<br />
e-Mail: weltladen-ka@web.de<br />
Hompepage: http://www.apdw.de<br />
Redaktionsschluß: 23.07.2005<br />
Öffnungszeiten der weltläden:<br />
Bruchsal - Luisenstr. 6<br />
Di 15.00 - 18.00 Uhr<br />
Do 15.00 - 18.00 Uhr<br />
Fr 15.00 - 18.00 Uhr<br />
Mi/Sa 10.00 -11.30 Wochenmarkt<br />
<strong>Karlsruhe</strong> - Kronenstr. 21<br />
Mo 9.00 - 20.00 Uhr<br />
Di - Fr 10.00 - 18.30 Uhr<br />
Sa 10.00 - 14.00 Uhr<br />
Rastatt - Murgstr. 3<br />
Di 9.30 - 12.30 Uhr<br />
Mi 16.30 - 18.30 Uhr<br />
Do 9.30 - 12.30 Uhr