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<strong>Ein</strong>ige Zeit nach meiner Ent<strong>de</strong>ckung in <strong>de</strong>r Abstellkammer<br />
hatte ich darauf gedrungen, noch einmal in das<br />
ehemalige Dienstmädchenzimmer hinaufzugehen, und<br />
dieses Mal konnte mich meine Mutter nicht davon abhalten,<br />
<strong>de</strong>n kleinen Hund mitzunehmen. Noch am selben<br />
Abend setzte ich ihn auf mein Bett.<br />
Wenn ich mit meinem Bru<strong>de</strong>r Streit hatte, flüchtete<br />
ich mich zu meinem neuen Freund, Sim. Wie war ich<br />
eigentlich auf seinen Namen gekommen? War es <strong>de</strong>r<br />
staubige Geruch <strong>de</strong>s Plüschs? Lag es am Schweigen meiner<br />
Mutter, an <strong>de</strong>r Traurigkeit meines Vaters? Sim, Sim!<br />
Ich ging mit meinem Hund in <strong>de</strong>r Wohnung spazieren<br />
und weigerte mich, die Verwirrung meiner Eltern zur<br />
Kenntnis zu nehmen, wenn ich ihn beim Namen rief.<br />
Je älter ich wur<strong>de</strong>, um so gespannter wur<strong>de</strong> das Verhältnis<br />
zu meinem Bru<strong>de</strong>r. Ich erfand Streitigkeiten zwischen<br />
uns, ich lehnte mich gegen seine Autorität auf.<br />
Ich wollte ihn zum Nachgeben bewegen, aber ich ging<br />
selten als Sieger aus unseren Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen hervor.<br />
Im Laufe <strong>de</strong>r Jahre hatte er sich verän<strong>de</strong>rt. Aus <strong>de</strong>m Beschützer<br />
war ein spçttischer, manchmal verächtlicher<br />
Tyrann gewor<strong>de</strong>n. Dennoch erzählte ich ihm weiter<br />
von meinen ¾ngsten, meinen Nie<strong>de</strong>rlagen, während ich<br />
mich vom Rhythmus seiner Atemzüge in <strong>de</strong>n Schlaf<br />
wiegen ließ. Er hçrte sich meine <strong>Geheimnis</strong>se wortlos<br />
an, aber sein Blick ließ mich zu einem Nichts schrump-<br />
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