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Wer Menschen führen will, muss sich selber führen können! Wer ...

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8<br />

Im Gespräch mit Niklaus Brantschen<br />

<strong>Wer</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>führen</strong> <strong>will</strong>, <strong>muss</strong> <strong>sich</strong> <strong>selber</strong> <strong>führen</strong> <strong>können</strong>!<br />

In diesem Monatsgespräch und den beiden folgenden Ausgaben unterhalten wir<br />

uns mit Pater Niklaus Brantschen, der weit über die Schweizergrenzen hinaus als<br />

inspirierender spiritueller Lehrer und Buchautor bekannt ist.<br />

Herr P. Brantschen, Sie sind<br />

jetzt in einer Lebensphase, die<br />

als Ruhestand bezeichnet<br />

wird. Haben Sie – wie viele<br />

andere <strong>Menschen</strong> auch – so<br />

etwas wie einen «Pensionierungsschock»<br />

erlebt?<br />

Nun, ich habe gewisse «Entzugserscheinungen»<br />

erlebt. Ich<br />

brauchte eine Weile, um einen<br />

anderen Rhythmus und einen<br />

neuen Lebensstil zu finden. Aber<br />

von Schock kann man nicht sprechen.<br />

In welchem Sinn hat <strong>sich</strong> Ihr Lebensstil<br />

verändert?<br />

Wenn man jahrzehntelang einen<br />

Mitarbeiterstab geführt hat und<br />

dann plötzlich nur noch <strong>sich</strong> <strong>selber</strong><br />

<strong>führen</strong> <strong>muss</strong> und <strong>sich</strong> beim<br />

einen oder anderen Projekt engagiert,<br />

ist dies schon eine veränderte<br />

Situation.<br />

«Sich <strong>selber</strong> <strong>führen</strong>», die Lebensführung<br />

selbst in die Hand<br />

nehmen – ein interessanter Gedanke.<br />

Ja, aber dieser darf einen nicht<br />

erst dann beschäftigen, nachdem<br />

man den Arbeitsprozess verlassen<br />

hat. Jeder Mensch, der andere<br />

<strong>Menschen</strong> führt, <strong>muss</strong> unbedingt<br />

in der Lage sein, auch <strong>sich</strong><br />

selbst zu <strong>führen</strong>. Es kommt nicht<br />

von ungefähr, dass einer meiner<br />

Lieblings-Vortragsthemen immer<br />

noch heisst «Von der Kunst,<br />

vita sana sonnseitig leben 10/2007<br />

Pater Niklaus Brantschen<br />

<strong>sich</strong> selbst und andere zu <strong>führen</strong>».<br />

Und der Ruhestand?<br />

Heute habe ich mehr Zeit als früher,<br />

mich auf schwerpunktmässiges<br />

Arbeiten einzulassen. Es hat<br />

<strong>sich</strong> buchstäblich ein gewisser<br />

Spielraum aufgetan – ein Raum,<br />

in dem ich mich spielerisch im<br />

Sinne einer gewissen Freiheit<br />

entfalten kann. Das frühere Eingebundensein<br />

ins tägliche Geschäft<br />

bot diese «Narrenfreiheit»<br />

nicht.<br />

Sie sind autorisierter Zen-Meister.<br />

Ist es möglich, in wenigen<br />

Worten zu erklären, was Zen<br />

bedeutet und was die Essenz<br />

dieser Kultur ist?<br />

Zunächst gilt es die Unterscheidung<br />

zwischen Zen und Zazen zu<br />

beachten. Zen meint eine Grundhaltung;<br />

Zazen die Übung, die zu<br />

dieser Haltung führt. Das japanische<br />

Wort Za ist mit «sitzen» zu<br />

übersetzen, unter Zazen versteht<br />

man eine Sitzmeditation. Man<br />

sitzt dabei möglichst mit verschränkten<br />

Beinen auf einem<br />

Schemel oder Kissen und tut<br />

nichts, strebt nichts an. Ich formuliere<br />

diese Übung gerne so:<br />

Sitzen Sie in einer radikalen Offenheit<br />

einfach da, tun Sie nichts<br />

– aber dies mit ganzem Herzen.<br />

Zur Person<br />

Pater Niklaus Brantschen, 1937<br />

geboren, ist Jesuit, Priester und<br />

autorisierter Zen-Meister. Er<br />

hat das Lasalle-Haus in Bad<br />

Schönbrunn gegründet und<br />

während vieler Jahre geleitet,<br />

und bis 2002 war er auch Leiter<br />

des Lasalle-Instituts für Zen-<br />

Ethik-Leadership. In seinem<br />

neuesten Buch «Das Viele und<br />

das Eine» (Kösel) steht Brantschen<br />

für eine weltoffene Spiritualität<br />

ein. Er spricht im<br />

Buch unter anderem auch von<br />

seinem Beheimatetsein in zwei<br />

Welten, vom Wesen des Dialogs,<br />

von der Bedeutung der<br />

Zeit – und ebenso von Fasten<br />

als einem Königsweg der Heilmethoden.

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