22.07.2013 Aufrufe

Magazin zur Nachhaltigkeit 2008 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

Magazin zur Nachhaltigkeit 2008 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

Magazin zur Nachhaltigkeit 2008 - Daimler Nachhaltigkeitsbericht ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Daimler</strong><br />

<strong>Magazin</strong><br />

EFFIZIENZ<br />

Nachhaltige Mobilität<br />

Mehr Effizienz, weniger<br />

Emissionen: Die <strong>Daimler</strong>-<br />

„Road to the Future“<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht <strong>2008</strong><br />

BlueTEC BlueEFFICIENCY BlueTEC HYBRID<br />

BlueHYBRID<br />

F-CELL<br />

Diversity-Management<br />

Vielfalt als Chance<br />

und als Leitlinie für die<br />

Unternehmenskultur<br />

Hybrid-Kompetenz<br />

Umweltfreundliche<br />

Antriebstechnologien<br />

für Nutzfahrzeuge


Der ergänzende Bericht „360 GRAD –<br />

Fakten <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>“ bietet<br />

faktenorientierte Informationen zum<br />

Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> und vervollständigt<br />

den vorliegenden Bericht. Er orientiert sich<br />

an den Richtlinien der Global Reporting<br />

Initiative (GRI) und erscheint zeitgleich mit<br />

dem Bericht „360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>“.<br />

Mehrwert durch enge Verzahnung:<br />

„360 GRAD“-Print- und -Onlineausgabe mit vertiefenden Informationen<br />

360 GRAD Print/360 GRAD Online. Jedes Medium hat seine besonderen Vorteile: Wir wollen<br />

die Möglichkeiten von Print- und Onlinemedien in ihrer ganzen Breite nutzen und Ihnen, verehrte<br />

Leserinnen und Leser, dadurch einen Mehrwert bieten. Der Bericht „360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ erscheint im Jahr <strong>2008</strong> erstmals als Printausgabe und zusätzlich als Onlinebericht<br />

mit zahlreichen Zusatzinformationen im Internet. Der ergänzende Bericht „360 GRAD – Fakten <strong>zur</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>“ erscheint darüber hinaus als interaktiver Onlinebericht und bietet vielfältige Informations-<br />

und Recherchemöglichkeiten <strong>zur</strong> <strong>Daimler</strong>-<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbilanz <strong>2008</strong>.<br />

360 GRAD <strong>Magazin</strong> Online. Unter der Internetadresse: www.daimler.com/nachhaltigkeit gelangen<br />

Sie direkt <strong>zur</strong> Onlineausgabe von „360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>“. Sie finden<br />

dort neben den Inhalten der Printausgabe eine Vielzahl von Onlineergänzungen sowie Links zu<br />

speziell aufbereiteten Medieninhalten wie Videos, Animationen und attraktiven Fotoshows.<br />

http://www.daimler.com/nachhaltigkeit


<strong>Daimler</strong><br />

<strong>Magazin</strong>


<strong>Daimler</strong> 360 GRAD–<strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Lächeln bewirkt mehr als ein Stirnrunzeln.<br />

Motivation genug, sich darum zu kümmern, dass<br />

Menschen weltweit Grund zum Lächeln haben.<br />

——— Was soziales Engagement alles bewegen<br />

kann, erfahren Sie auf Seite 78.<br />

smileEin<br />

080508_M_Essay_GER.indd 16-17 27.05.<strong>2008</strong> 10:29:47 Uhr<br />

[12]<br />

[20]<br />

[34]<br />

[46]


Orientierung<br />

Orientierung<br />

360 GRAD-Schwerpunktthema: „Effizienz“. Knapper werdende Ressourcen fordern entschiedenes<br />

Handeln für mehr Effizienz. Verzicht ist hierbei nicht immer die Antwort: Der kürzeste<br />

Weg ist nicht immer der schnellste. Aber welcher Weg ist der effizientere? Dies ist eine Frage,<br />

die zunächst einmal der Abgrenzung zwischen den Begriffen „Effektivität“ und „Effizienz“ bedarf.<br />

Wenn wir „das Richtige“ tun (Effektivität), dann erst lohnt es sich zu fragen, ob wir es auch „richtig“<br />

tun (Effizienz). Das 360 GRAD-Schwerpunktthema stellt effiziente Gegenwartslösungen und<br />

Zukunftsstrategien für Automobile und Nutzfahrzeuge vor. Siehe Seite [12]<br />

„Road to the Future“: Nachhaltige Mobilität konkret. Mit der „Road to the Future“ hat<br />

Mercedes-Benz auf der IAA in Frankfurt 2007 eindrucksvoll gezeigt, wie nachhaltige Mobilität<br />

aussehen kann: Mit dem innovativen Abgasreinigungssystem BLUETEC, dem smart ed (electric<br />

drive), den ersten eingeführten BlueEFFICIENCY-Modellen, der Eco-Start-Stopp-Funktion in der<br />

A- und B-Klasse, mit BLUETEC-HYBRID-Modellen und dem Brennstoffzellenfahrzeug B-Klasse<br />

F-CELL, das im Jahr 2010 in Kleinserie geht, stehen Innovationen für eine nachhaltige Mobilität der<br />

Zukunft bereit. Herbert Kohler, Umweltbevollmächtigter bei <strong>Daimler</strong>, nimmt uns mit auf einen<br />

Spaziergang entlang der „Road to the Future“. Siehe Seite [20]<br />

Hybrid-Kompetenz: Effizienter Flüsterriese aus Japan. Beeindruckend leise fährt der Aero<br />

Star Eco Hybrid von Mitsubishi Fuso an. Die Kraft dafür spendet eine große Lithiumionenbatterie.<br />

Der serielle Hybridantrieb unterstreicht eindrucksvoll die Qualitäten dieser Antriebstechnologie<br />

gerade beim Einsatz in urbanen Zentren. Der Journalist Roland Wengenmayr und die Fotografin<br />

Sandy Volz besuchten die Ingenieure der Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation in Japan.<br />

Sie begegneten dem neuen Aero Star Eco Hybrid auf der Teststrecke und im Alltagseinsatz. Sie<br />

folgten dem leisen Summen der Hybridmotoren durch Tokio und waren vom sanften Charme<br />

dieses umweltfreundlichen „Flüsterriesen“ fasziniert. Siehe Seite [34]<br />

Expertensicht: Plädoyer für entschiedene Effizienz. Im tief verschneiten New Hampshire,<br />

USA, empfing Systemanalytiker Dennis L. Meadows in seinem Landhaus Autor Steffan Heuer und<br />

Fotograf Sascha Pfläging. Im holzofenbeheizten Wohnzimmer erläuterte der Experte und Bestsellerautor<br />

(„Die Grenzen des Wachstums“) den Zusammenhang zwischen Effizienz, Ressourcenknappheit<br />

und nachhaltiger Entwicklung: ein außergewöhnliches Gespräch über die Folgen exzessiven<br />

Wachstums, über mehr Effizienz durch Innovation und <strong>Nachhaltigkeit</strong>. Siehe Seite [46]


MUT<br />

nur<br />

[12]<br />

[46]<br />

27.05.<strong>2008</strong> 10:29:33 Uhr<br />

[20]<br />

[50]<br />

[72] [78]<br />

[34]<br />

[66]<br />

[86]


Navigation<br />

Schwerpunkt Effizienz<br />

[8]<br />

Einblick „Wie funktioniert Sustainability-<br />

Management?“<br />

Rüdiger Grube im Gespräch mit 360 GRAD.<br />

[12]<br />

Essay: Effizienz<br />

Keine langen Worte! – Zwei mal vier Beispiele, wie einfach Effizienz erreicht werden kann.<br />

[20]<br />

Road to the Future<br />

Nachhaltige Mobilität, mehr Effizienz – die aktuellen und die kommenden Pkw-Modelle von<br />

Mercedes-Benz und smart im Überblick.<br />

[32]<br />

Einblick „Innovationen für eine nachhaltige<br />

Mobilität in der Zukunft.“<br />

Thomas Weber im Gespräch mit 360 GRAD.<br />

[34]<br />

Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

Wirkungsvolle Nutzfahrzeug-Initiative: Unter dem Motto „Shaping Future Transportation“<br />

präsentiert <strong>Daimler</strong> effiziente und umweltfreundliche Fahrzeugkonzepte.<br />

[44]<br />

smart driving<br />

smart fortwo ed – der flotte Elektro-Stadtflitzer im Praxistest in der britischen Hauptstadt.<br />

[46]<br />

Expertensicht Dennis L. Meadows<br />

Ein Gespräch über <strong>Nachhaltigkeit</strong>, Effizienz und die Grenzen des Wachstums.<br />

[50]<br />

Energiesparer am Werk<br />

Erfreuliche Bilanz: Mehr Energieeffizienz in den deutschen Mercedes-Benz-Werken.<br />

[66]<br />

Planziel Ergonomie: Prävention in der Produktion<br />

Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz beginnt in der Planungsphase, beispielsweise in der<br />

Montage der Großserie der Mercedes-Benz C- und E-Klasse.<br />

Navigation<br />

[4]<br />

Orientierung<br />

Vier wegweisende 360 GRAD-Beiträge kurz<br />

vorgestellt.<br />

[10]<br />

Koordinaten eines Weltbürgers<br />

Weltweite Aktivitäten von <strong>Daimler</strong> im<br />

360 GRAD-Rundumblick.<br />

[54]<br />

Panorama Umwelt<br />

Nachrichten: Beispielhafte Innovationen<br />

und Pioniergeist für mehr Umweltschutz.<br />

[56]<br />

Das größte gemeinsame Vielfache<br />

Chancen und Möglichkeiten von Diversity-<br />

Management in Unternehmen.<br />

[72]<br />

MobileKids!<br />

Die <strong>Daimler</strong>-Verkehrssicherheitsinitiative<br />

macht Schule – weltweit.<br />

[78]<br />

Anknüpfungspunkte Berlin, Detroit,<br />

Madrid, Lausanne und Stuttgart<br />

Fünf Projektbeispiele zeigen, dass gesellschaftliches<br />

Engagement sinnvoll ist.<br />

[84]<br />

Panorama Soziales<br />

Nachrichten: Das <strong>Daimler</strong>-Engagement für<br />

Kunst, Kultur, Sport und Gesellschaft.<br />

[86]<br />

10+<br />

Das innovative Mercedes-Benz-Werk in<br />

Tuscaloosa (Alabama, USA) startete 1997<br />

mit der Produktion und setzt seither Standards<br />

nicht nur im Umweltschutzbereich.<br />

[98]<br />

Impressum/Kontakt<br />

7


<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Einblick „Wie funktioniert<br />

Sustainability-Management,<br />

Herr Grube?“<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong> verankern und moderieren: Rüdiger Grube, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand<br />

für Konzernentwicklung verantwortlich, über das neu etablierte „Sustainability Board“.


——— 360 GRAD: Herr Grube, mit dem „Sustainability Board“<br />

hat <strong>Daimler</strong> ein neues Gremium auf Topmanagementebene<br />

für das <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement etabliert. Sie sind Vorsitzender<br />

des neuen Gremiums. Hat <strong>Daimler</strong> hier erst jetzt den<br />

Handlungsbedarf erkannt? Rüdiger Grube: Nein, absolut nicht.<br />

Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften ist seit jeher ein wesentlicher<br />

Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir haben fest<br />

verankerte Unternehmenswerte und zudem unser „Leitbild <strong>zur</strong><br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>“. Ein weiteres Beispiel sind die Umwelt-Leitlinien, die<br />

wir bereits im Jahr 1990 im Vorstand verabschiedet haben. Zudem<br />

haben wir im Unternehmen Funktionen, mit denen die drei Dimensionen<br />

der <strong>Nachhaltigkeit</strong> – Ökonomie, Ökologie und gesellschaftliche<br />

Verantwortung – bereits sehr erfolgreich gesteuert werden.<br />

Ich will hier beispielhaft den Konzernumweltschutz nennen, der mit<br />

einer Topmanagementposition des Umweltbevollmächtigten versehen<br />

ist und im Bereich Research & Development verankert ist: Seit<br />

1990 trägt diese Zentralfunktion wesentlich dazu bei, dass Umweltschutzmaßnahmen<br />

am Produkt, in der Produktion oder im Vertrieb,<br />

also über den gesamten Lebenszyklus hinweg, sehr erfolgreich<br />

umgesetzt werden.<br />

——— Das klingt doch bereits nach einem funktionierenden<br />

Managementsystem bei <strong>Daimler</strong>, warum dann ein weiteres<br />

Gremium? <strong>Nachhaltigkeit</strong> bedarf des Gesamtblicks und geht weit<br />

über unsere Aktivitäten im Umweltschutz hinaus. Wir müssen als<br />

Automobilhersteller nicht nur ökologische, sondern auch gesellschaftliche,<br />

soziale und wirtschaftliche Herausforderungen im Blick<br />

haben. Community-Projekte, soziales Engagement, Verkehrssicherheit,<br />

unsere Zuliefererbeziehungen und auch das verantwortliche<br />

Handeln gegenüber unseren Nachbarn an unseren Standorten sind<br />

wichtige und ernst zu nehmende <strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte. Erfolgreiches<br />

Sustainability-Management ist am Ende der erfolgreiche<br />

Dreiklang der drei Dimensionen. Auch wenn es zwischen den Dimen-<br />

sionen nicht immer ohne Zielkonflikte zugehen kann, voneinander<br />

losgelöst können wir sie nicht betrachten …<br />

——— … und das neue Topmanagementgremium wird sich mit<br />

diesem Dreiklang der <strong>Nachhaltigkeit</strong> befassen? Nicht nur das!<br />

In Zukunft werden wir unsere vielfältigen Aktivitäten rund um das<br />

Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> noch enger aufeinander abstimmen. Zunächst<br />

bündeln wir unsere Kräfte und verstärken dadurch den Topmanagementansatz<br />

für dieses Thema. Im Jahr 2005 haben wir mit<br />

der „Task Force Sustainability“ ein Querschnittsteam gebildet, das<br />

sich zunächst auf die Verbesserung unseres Sustainability-Reportings<br />

konzentriert hat. Wir erarbeiten seither jährlich einen integrierten<br />

<strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht entsprechend international anerkannten<br />

Reporting-Guidelines. Da die Qualität unserer Berichte<br />

aber vor allem von unserer unternehmerischen Substanz abhängt,<br />

haben wir uns zunehmend mit der Performance in Schlüsselgebieten<br />

der <strong>Nachhaltigkeit</strong> befasst. Das neue „Sustainability Board“ integriert<br />

nun systematisch die relevanten operativen Disziplinen in<br />

unserem Sustainability-Management-Ansatz.<br />

——— Und die wären …? In den letzten drei Jahren haben wir<br />

neue Managementfunktionen geschaffen, wie etwa unser Global<br />

Diversity Management, das vom Vorstand Personal und Arbeit<br />

Günter Fleig verantwortet wird, oder unsere Compliance-Organisation,<br />

die wir seit 2006 kontinuierlich ausgebaut haben. Sie<br />

ist beim Vorstandsvorsitzenden organisatorisch verankert. Im<br />

Schwerpunkt Effizienz – Einblick Rüdiger Grube<br />

„Sustainability Board“ wollen wir diese Funktionen noch enger aufeinander<br />

abstimmen und auf themenübergreifenden Handlungsbedarf<br />

noch besser reagieren. Dabei war es uns besonders wichtig,<br />

dass das neue Gremium direkt an den Vorstandsvorsitzenden<br />

Dieter Zetsche berichtet.<br />

„ In Zukunft werden wir unsere vielfältigen<br />

Aktivitäten rund um das<br />

Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> noch enger<br />

aufeinander abstimmen.“ Rüdiger Grube<br />

——— Und wie genau wird die Arbeit des Sustainability Boards<br />

aussehen? Nun, zunächst haben wir die Themenbereiche definiert,<br />

wo wir im Sinne des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements wesentlichen<br />

Handlungs- bzw. Koordinationsbedarf sehen. Zu diesen Themen haben<br />

wir anspruchsvolle Ziele und Maßnahmen bestimmt. Das neue<br />

Gremium übernimmt die Koordination und Erfolgskontrolle dieser<br />

Maßnahmen und stimmt diese aufeinander ab. Die Umsetzung erfolgt<br />

in den dafür verantwortlichen Ressorts und Geschäftsbereichen.<br />

Dort haben wir die entsprechenden Experten und Expertisen.<br />

Es gilt, vorhandene Strukturen und Verantwortlichkeiten<br />

noch besser zu nutzen.<br />

——— Woran werden Sie den Erfolg Ihres Sustainability­Managements<br />

messen? Ein Gradmesser eines erfolgreichen <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements<br />

sind natürlich die anerkannten Sustainability-<br />

Ratings. Ein gutes Abschneiden ist für uns ein Beleg, dass wir auf<br />

dem richtigen Weg sind und die richtigen Schritte eingeleitet haben –<br />

und dass dies die externen Experten auch so bewerten. Deshalb<br />

freut es uns, dass wir 2007 im dritten Jahr in Folge im Dow Jones<br />

Sustainability Index (DJSI) gelistet sind. Dennoch sehe ich auch<br />

hier Verbesserungspotenzial.<br />

——— Und was sind konkrete Herausforderungen im Sustainability­Management<br />

von <strong>Daimler</strong>? Unser Anspruch muss sein,<br />

dass wir nicht nur in den Ratings, sondern vor allem bei unseren<br />

vielfältigen Dialoggruppen – also bei Kunden, Mitarbeitern, Aktio-<br />

nären, Politikern und Behördenvertretern, bei NGOs und Journa-<br />

listen und natürlich bei unseren direkten Nachbarn für unser unternehmerischens<br />

Handeln Zustimmung erfahren – und dies gilt<br />

weltweit an unseren Standorten. Hier sehe ich noch Handlungsbedarf<br />

von unserer Seite. Dies soll zum Beispiel durch eine In-<br />

tensivierung und Neuausrichtung unseres Stakeholder-Dialogs verbessert<br />

werden. Mir ist dabei wichtig, dass wir nicht nur unseren<br />

Dialoggruppen erzählen, was wir bereits gut machen, sondern<br />

dass wir vor allem miteinander diskutieren, wo wir noch etwas<br />

besser machen können. \


10<br />

daimler 360 Grad – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Koordinaten eines<br />

Weltweite Aktivitäten im 360 GRAD-Rundumblick: vom Bau des neuen Sprinter-Werks in<br />

Fuzhou (China) bis <strong>zur</strong> Welttourneestation der <strong>Daimler</strong> Kunst Sammlung „from bauhaus to<br />

(now!)“ in São Paulo.<br />

deTroiT 42°n/83°w ——— neue schwere Motor-<br />

plattform für nutzfahrzeuge. Die neue schwere<br />

Motorenfamilie „Heavy Duty Engine Platform“ (HDEP)<br />

der Marke „Detroit Diesel“ wurde Ende 2007 für<br />

den nordamerikanischen Markt vorgestellt. Sie wird<br />

zunächst Freightliner-Trucks in drei Motorisierungs-<br />

varianten antreiben, später soll der Einsatz in den<br />

Schwerlastfahrzeugen von Mercedes-Benz und<br />

Mitsubishi Fuso folgen.<br />

new york 41°n/74°w ——— „Green Car of the<br />

year 2007“: e 320 BlueTeC. Im Wettbewerb<br />

„World Green Car 2007“ setzte sich der Mercedes-<br />

Benz E 320 BlueTEC gegenüber 14 Konkurrenten<br />

durch. Der E 320 BlueTEC zählt zu den saubersten<br />

und sparsamsten Fahrzeugen seiner Klasse.<br />

new york 41°n/74°w ——— daimler-aktie im<br />

dJsi world. Die Aktie der <strong>Daimler</strong> AG ist zum drit-<br />

ten Mal in Folge in den Dow Jones Sustainability<br />

Index (DJSI World) aufgenommen worden.<br />

sÃo paulo 23°s/46°w ——— kunst auf welt-<br />

tournee. Die Wanderausstellung „from bauhaus<br />

to (now!)“ der <strong>Daimler</strong> Kunst Sammlung gastierte<br />

von August bis Oktober 2007 in der brasilianischen<br />

Nationalgalerie MASP. Präsentiert wurden rund<br />

100 Gemälde, Installationen, Skulpturen, Fotografien<br />

und Videoarbeiten aus der Periode der 1920er-Jahre<br />

bis <strong>zur</strong> Gegenwart.<br />

sÃo paulo 23°s/46°w ——— stadtbusse fahren im<br />

praxistest mit Biodiesel. Mercedes-Benz do Brasil<br />

hat seine gesamte Motorenpalette auf Biodiesel-Verträg-<br />

lichkeit hin getestet. Dazu wurden Mercedes-Benz-<br />

Stadtbusse auf einer Gesamtfahrstrecke von 420.000 km<br />

mit „B5“ (5 % Biodiesel-Anteil) betankt.


Weltbürgers<br />

easT london 33°s/28°e ——— HiV/aids-prävention in südafrika.<br />

Mercedes-Benz South Africa hat sein erfolgreiches HIV/AIDS-Arbeitsplatz-<br />

programm für eigene Mitarbeiter und deren Familien in Südafrika auf kleine<br />

und mittlere Zulieferbetriebe in der Region Buffalo City ausgeweitet. Nach<br />

einer Pilotphase von eineinhalb Jahren wurde das sogenannte Siyakhana-<br />

Projekt bis Ende 2007 vollständig in 17 Unternehmen etabliert und erreicht<br />

nun rund 6.700 Arbeiter und Angestellte dieser Firmen sowie deren Familien-<br />

angehörige (insgesamt etwa 26.000 Menschen). Weitere 50 Betriebe werden<br />

<strong>2008</strong>/2009 in das Projekt integriert.<br />

paris 49°n/2°e ——— „environment Grand prize“ für<br />

diesoTTo-Motorenkonzept. Der von Mercedes-Benz<br />

entwickelte DIESOTTO-Motor erhielt 2007 den „Environ-<br />

ment Grand Prize“. Diese Auszeichnung würdigt besondere<br />

technologische Leistungen in den Bereichen Umwelt und<br />

Sicherheit sowie deren Integration ins Automobildesign.<br />

sTuTTGarT 49°n/9°e ——— erster praxiseinsatz<br />

von Hybrid-lkw in europa. Deutsche Post World<br />

Net testet den Einsatz von Hybrid-Lkw im operativen<br />

Geschäft in Großbritannien und in Deutschland. Ab<br />

Anfang <strong>2008</strong> sind zunächst ein Mercedes-Benz Atego<br />

BlueTec Hybrid und ein Mitsubishi Fuso Canter Eco<br />

Hybrid im Einsatz, um ihr Effizienzpotenzial mit einem<br />

bis zu 20 Prozent geringeren Kraftstoffverbrauch unter<br />

Beweis zu stellen. Weitere Fahrzeuge folgen.<br />

Koordinaten eines Weltbürgers 11<br />

sTuTTGarT 49°n/9°e ——— neue position: Chief<br />

Compliance officer. <strong>Daimler</strong> hat einen weiteren<br />

Schritt unternommen, die Selbstkontrolle im Hinblick<br />

auf ethisch einwandfreie Unternehmensführung<br />

nachhaltig zu stärken, und richtet die neu geschaffene<br />

und aufgewertete Position eines „Chief Compliance<br />

Officer“ auf der Ebene des Senior Vice President direkt<br />

unterhalb der Vorstandsebene ein.<br />

FuzHou 26°n/119°e ——— neues sprinter-werk in<br />

Fuzhou. Nach der Grundsteinlegung im Oktober 2007<br />

läuft nun der Countdown für das neue Transporter-Werk<br />

der Fujian <strong>Daimler</strong> Automotive Ltd. in Fuzhou in der süd-<br />

chinesischen Provinz Fujian. Ab dem Jahr 2009 sollen<br />

hier Mercedes-Benz-Transporter für China und andere<br />

asiatische Märkte produziert werden.<br />

neu-delHi 28°n/77°e ——— Joint Venture von<br />

daimler Trucks und Hero Group. Die Gründung des<br />

Joint Ventures „<strong>Daimler</strong> Hero Motors Corporation Ltd.“<br />

zwischen <strong>Daimler</strong> Trucks und der indischen Hero<br />

Group wurde im zweiten Quartal <strong>2008</strong> abgeschlossen.


12 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

einfach<br />

Effizienz. Stärkere Motoren, die zugleich sparsamer und sauberer sind, Innovationen, die Autos<br />

noch sicherer machen, Produktionsprozesse, die Mensch, Natur und Umwelt nachhaltig schonen:<br />

Je produktiver wir denken, je wirkungsvoller wir arbeiten, desto näher kommen wir dem Ziel nach-<br />

haltiger Mobilität. Das „360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“ berichtet von Erreichtem und<br />

ist dennoch auch ein Aufruf, weiter effizient zu denken und zu handeln. Wie einfach dies sein kann,<br />

zeigen die nächsten Beispiele.<br />

Text Roy Bien


machen<br />

Schwerpunkt Effizienz<br />

13<br />

Ehrgeizige Pläne und Ziele erfordern<br />

entschlossenes Handeln –<br />

und exzellente Ideen. ——— Die<br />

„Road to the Future“ ab Seite 20.


14<br />

Geduld, Zuversicht und Selbstvertrauen. Werte,<br />

die sich steigern lassen: durch gegenseitigen<br />

Respekt. ——— Diversity-Management und seine<br />

Bedeutung ab Seite 56.<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>


Schwerpunkt Effizienz<br />

MUT<br />

nur<br />

15


16 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

sm


Schwerpunkt Effizienz<br />

ile<br />

Ein Lächeln bewirkt mehr als ein Stirnrunzeln.<br />

Motivation genug, sich darum zu kümmern, dass<br />

Menschen weltweit Grund zum Lächeln haben.<br />

——— Was soziales Engagement alles bewegen<br />

kann, erfahren Sie ab Seite 78.<br />

17


18 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Konzentration auf das Wesentliche, z. B. die Gesundheit der<br />

Mitarbeiter! ——— Gesundheitsmanagement bei <strong>Daimler</strong> auf<br />

den Punkt gebracht, ab Seite 66.


Schwerpunkt Effizienz<br />

19


20<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Road to<br />

[2007] BLUETEC<br />

Der sauberste Diesel der Welt<br />

[<strong>2008</strong>] BlueEFFICIENCY<br />

Effizienz und Technologie<br />

[2010] BLUETEC HYBRID<br />

Innovative Diesel-Hybride<br />

[ab 2010] B-Klasse F-CELL<br />

Serienreifer Brennstoffzellen-Antrieb<br />

„Der Weg in die Zukunft ist keine<br />

schnurgerade Straße: Je weiter<br />

der Blick nach vorn wandert, desto<br />

öfter gabelt sich der technisch<br />

denkbare Weg.“<br />

Herbert Kohler, Leiter Fahrzeugaufbau und Antrieb, Konzernforschung und<br />

Vorentwicklung, Umweltbevollmächtigter, führt durch die „Road to the Future“.<br />

Forschungsfahrzeug „F 700“ – der Zukunft ganz nah.<br />

DIESOTTO-Motor 1,8-Liter-Benziner<br />

Hybridmodul Elektromaschine<br />

Leistung [kW/PS] 175/238<br />

Hybridmodul Leistung [kW/PS] 15/20<br />

Verbrauch [l/100 km] 5,3<br />

CO 2 [g/km] 127<br />

Status Forschungsfahrzeug


the Future<br />

stuttGARt 49°N/9°E ———<br />

„Die Zukunft soll man nicht voraussehen wollen, sondern<br />

möglich machen“, meinte einmal der französische Schriftsteller<br />

Antoine de Saint-Exupéry. Herbert Kohler, Forschungsleiter und<br />

Umweltbeauftragter der <strong>Daimler</strong> AG, würde den zweiten Teil der<br />

Aussage sicherlich sofort unterschreiben: Es ist sein Beruf, die<br />

Zukunft möglich zu machen. Allerdings muss er sie auch voraussehen<br />

und vorausplanen. Die Entwicklungszeit eines neuen Autos<br />

dauert etwa vier Jahre, dann wird es etwa sieben bis acht Jahre<br />

gebaut, danach wird es 10 bis 15 Jahre in Gebrauch sein. „Wer<br />

heute über die technische Auslegung einer kommenden Fahrzeug-<br />

Generation entscheidet“, sagt Kohler, „der muss eine Vorstel-<br />

lung davon haben, in welchem Umfeld diese sich in<br />

15 Jahren oder 20 Jahren bewegen wird.“<br />

Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future 21<br />

Kein anderer Automobilhersteller hat so viele Testkilometer mit Brennstoffzellen-<br />

fahrzeugen <strong>zur</strong>ückgelegt; trotzdem erhöht <strong>Daimler</strong> sein Innovationstempo.<br />

Warum? Und wie geradlinig verläuft der Weg <strong>zur</strong> emissionsfreien Mobilität?<br />

Ein gedanklicher Spaziergang entlang der „Road to the Future“.<br />

text Dirk Maxeiner Fotografie Barbara von Woellwarth Illustration Michael Scholz<br />

Kohler ist ein bis in den tiefen<br />

Kern optimistischer Mensch. Er glaubt an die Unerschöpflichkeit<br />

der menschlichen Ressource „Einfallsreichtum“ – und deshalb<br />

ist ihm auch nicht bange um das, was kommen wird: „Die<br />

Ideen werden uns nicht ausgehen, da bin ich ganz sicher.“ Mobilität<br />

und Energieversorgung sind eng miteinander verzahnt und<br />

werden sich nach Kohlers Überzeugung evolutionär und stetig in<br />

Richtung weniger Emissionen und <strong>Nachhaltigkeit</strong> weiterentwickeln.<br />

„Niemand zieht den Stecker heraus und sagt, es muss alles ab sofort<br />

komplett anders sein.“ Am liebsten wäre allen Beteiligten natürlich<br />

eine schnurgerade Straße in die Zukunft. Doch die Realität<br />

stellt sich anders dar: Je weiter der Blick in die Zukunft wandert,<br />

desto öfter gabelt sich der technisch denkbare Weg. „Am liebsten<br />

würde man sich natürlich möglichst früh auf einen Lösungsweg<br />

konzentrieren“, sagt Kohler, „in der Praxis muss man sich aber jeweils<br />

mehrere Optionen offenhalten.“ >


22 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„Road to the Future“:<br />

mehr Effizienz, Hybridantriebe, F-CELL.<br />

So wäre es beispielsweise äußerst sachdienlich,<br />

heute schon zu wissen, wie leistungsfähig Batterien in Bezug<br />

auf Speicherkapazitäten und Ladezeit in 20 Jahren sein werden,<br />

oder zu überblicken, ob bis dahin eine konkurrenzfähige Versorgung<br />

mit Wasserstoff als Kraftstoff für die Brennstoffzelle möglich<br />

sein wird. Bedauerlicherweise lässt sich beides aktuell nur schwer<br />

vorhersagen. „Für uns geht es daher um eine intelligente Verknüpfung<br />

der verschiedenen Zukunftsmodule“, erklärt der Forschungsleiter.<br />

Man muss sich das wie einen Baukasten vorstellen,<br />

dessen Gerüst aus einer intelligent geregelten Hybridtechnik besteht.<br />

Das Onlinelexikon Wikipedia sagt dazu: „Die vorangestellte<br />

Bezeichnung ‚Hybrid-‘ betont ein aus unterschiedlichen Arten<br />

oder Prozessen zusammengesetztes Ganzes. Die Besonderheit<br />

liegt darin, dass die zusammengebrachten Elemente für sich<br />

schon Lösungen darstellen, die neu kombinierten Teile können<br />

aber völlig neue, durchaus erwünschte Eigenschaften haben.“<br />

Beim Auto ist die derzeit am häufigsten eingesetzte Form von<br />

Hybridantrieben eine Kombination von Verbrennungs- und Elektromotor.<br />

Wie groß die Rolle des einen oder anderen sein kann,<br />

[<strong>2008</strong>] BlueEFFICIENCY<br />

Effizienz und Technologie<br />

„Wir betrachten das Fahrzeug als<br />

Gesamtsystem: Wir analysieren<br />

Komponenten, Systeme und Phänomene.“<br />

Raimund siegert beschäftigt sich damit, das „Gesamtsystem Fahrzeug“<br />

in Bezug auf seine Ressourceneffizienz zu analysieren. Die komplexe Aufgabe<br />

wird mit modernster Simulationstechnik betrieben, da sich die einzelnen<br />

Fahrzeugkomponenten und Aggregate in vielfältiger Weise gegenseitig<br />

beeinflussen und aufeinander rückwirken. Im Idealfall steht am Ende ein<br />

„Downsizing“, also ein Fahrzeug mit weniger Hubraum bei gleicher Leistung<br />

und gleichem Komfort.<br />

hängt nicht zuletzt davon ab, wie schnell leistungsfähige Batterien<br />

<strong>zur</strong> Verfügung stehen. In welchem Umfang der Verbrennungsmotor<br />

dann im Lauf der Zeit durch eine Brennstoffzelle eine wirkliche<br />

Alternative erhält, hängt wiederum von den Fortschritten bei<br />

dieser Technik und der Entwicklung einer flächendeckenden Wasserstoff-Infrastruktur<br />

ab. Künftige Ansprüche an die Leistungen von<br />

Mercedes-Benz-Fahrzeugen werden sicherlich nicht geringer als<br />

heute sein, so viel steht für die Ingenieure fest. Wie vielfältig die<br />

denkbaren Kombinationen sind, deuten die Modelle ja bereits an,<br />

die schon jetzt auf der „Road to the Future“ unterwegs sein werden.<br />

BlueEFFICIENCY – mehr Effizienz durch Innovation und<br />

technologie. „Wir müssen das Fahrzeug als Gesamtsystem betrachten“,<br />

erklärt Raimund Siegert, bei Mercedes-Benz Cars für<br />

die „Full Vehicle Energy Managment Simulation Analysis“ zuständig.<br />

Hinter der etwas sperrigen englischen Tätigkeitsbeschreibung<br />

versteckt sich so etwas wie ein Netzwerk von Fahndern, die in allen<br />

Konstruktionsbereichen sitzen und ein Fahrzeug auf der Suche<br />

nach möglichem Verbesserungspotenzial regelrecht auf den Kopf<br />

stellen. Kein noch so kleines Bauteil ist vor den Spürnasen sicher.<br />

Moderne Simulationstechniken verraten, wo sich im Motor noch<br />

unnötige Reibungswiderstände aufbauen, mit welchen Tricks der >


Bausteine BlueEFFICIENCY<br />

Benzinmotor mit<br />

kleinerem Hubraum<br />

Kühlermaske mit<br />

teilabdeckung<br />

stirnwandisolierung mit unter-<br />

schiedlicher Materialstärke<br />

Gewichtsoptimierte<br />

Verbundglasfrontscheibe<br />

sechsgang-schaltgetriebe mit<br />

Overdrive-Charakteristik<br />

Abgedichtete trennfugen<br />

an den scheinwerfern<br />

Energiesparende steuerung<br />

der Pumpe der servolenkung<br />

Neu entwickelte Reifen mit Gewebe<br />

aus hochfestem stahl und 17 Prozent<br />

geringerem Rollwiderstand<br />

C 180 KOMPREssOR BlueEFFICIENCY<br />

Neu entwickelte Anzeige des Momentan-<br />

verbrauchs im Kombiinstrument<br />

und gleichzeitige schaltempfehlung<br />

Getriebe M6<br />

Leistung [kW] 115<br />

Verbrauch [l/100 km] 6,5<br />

CO 2 [g/km] 155<br />

CO 2 -Reduktion –12 %<br />

Erhältlich ab <strong>2008</strong><br />

Aerodynamisch gestaltete<br />

Außenspiegelgehäuse<br />

tiefergelegte Karosserie<br />

Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future<br />

Hinterachsgetriebe mit reibungs-<br />

armen Lagern und Ausgleichsrädern<br />

Geschmiedete<br />

Leichtbaufelgen<br />

Längere Hinterachsübersetzung<br />

Vollständige, glattflächige<br />

unterbodenverkleidung<br />

C 200 CDI BlueEFFICIENCY<br />

Getriebe M6<br />

Leistung [kW] 100<br />

Verbrauch [l/100 km] 5,1<br />

CO 2 [g/km] 133<br />

CO 2 -Reduktion –11 %<br />

Erhältlich ab <strong>2008</strong><br />

23


24 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

[<strong>2008</strong>] BlueEFFICIENCY<br />

Effizienz und Technologie<br />

B 170 NGt BlueEFFICIENCY<br />

NGt (Natural-Gas-technology)<br />

Bivalenter Erdgasantrieb (Benzin/Erdgas)<br />

1 Fünf Erdgastanks, unterflurig verbaut:<br />

Füllmenge ca. 16 kg (ca. 100 l)<br />

2 Steuergerät: Umschaltung Gas/Benzin<br />

3 Tankanzeige Gas/Benzin und<br />

Reiserechner Gas/Benzin<br />

4 Motor mit Druckregler, Abschaltventil<br />

und Einblasdüsen<br />

5 Kraftstofftank: Füllmenge ca. 54 Liter<br />

Rollwiderstand eines Reifens gesenkt werden oder wo Dämmmaterial<br />

eingespart werden kann, weil es an der betreffenden<br />

Stelle keine Wirkung hat. „Wir analysieren Komponenten, Systeme<br />

und Phänomene“ beschreibt Siegert die ganzheitliche Herangehensweise<br />

des „Energiemanagements“. Die Ergebnisse lassen<br />

sich heute bereits in den „BlueEFFICIENCY“-Modellen überprüfen.<br />

Dank eines ganzen Pakets von Optimierungsmaßnahmen konnte<br />

beim ohnehin schon sparsamen Mercedes-Benz C 180 KOMPRESSOR<br />

der Kraftstoffverbrauch noch einmal um 0,9 Liter gesenkt werden.<br />

Voraussetzung dafür ist, so Raimund Siegert, „ein permanentes<br />

Infragestellen“. Und oft sind es gerade die scheinbar naiven Fragen,<br />

die zu neuen Lösungen führen. Das lässt sich am Beispiel<br />

Servolenkung veranschaulichen: Sobald das Auto angelassen wird,<br />

lieferte die hydraulische Pumpe, die den Fahrer beim Lenken un-<br />

terstützt, stets den maximal erforderlichen Druck. So hat man es<br />

bisher immer gemacht. Aber warum eigentlich? Man braucht die<br />

zusätzliche Kraft doch nur, wenn der Fahrer auch tatsächlich lenkt.<br />

In der restlichen Zeit ist die Druckerzeugung reine Energiever-<br />

schwendung. Deshalb regelt jetzt ein zusätzliches Ventil den Druck<br />

entsprechend dem tatsächlichen Leistungsbedarf der Lenkung.<br />

Ergebnis: minus 0,14 Liter pro 100 Kilometer. Der Fahrer merkt<br />

3<br />

4<br />

2<br />

1<br />

von dem neuen System nur an der Zapfsäule etwas, irgendwelche<br />

Komfort- oder Sicherheitseinbußen entstehen nicht. „Sparen<br />

ohne Verzicht“ heißt die Maxime des Energiemanagements.<br />

Doch damit nicht genug. Eine einzelne Verbesserung zieht in der<br />

Praxis oft eine ganze Kaskade von weiteren Optimierungen nach<br />

sich. „Mit Verlusten ist es wie mit Geräuschquellen“, berichtet<br />

Raimund Siegert aus seiner Erfahrung, „wenn Sie eine abgestellt<br />

haben, hören Sie plötzlich zwei andere, die Ihnen dann laut vor-<br />

kommen.“ Wird die Lenkungspumpe erst einmal geregelt, dann<br />

stellt sich in der Folge alsbald die Frage: Warum verfahren wir<br />

mit der Kraftstoffpumpe nicht genauso? – Das alles klingt relativ<br />

einfach, ist aber ziemlich kompliziert: Ein Eingriff an einer Stelle<br />

in ein komplexes System – und nichts anderes ist ein modernes<br />

Automobil – hat an anderen Stellen oft unbeabsichtigte Neben-<br />

wirkungen. Man muss sich das wie eine große Schüssel Spa-<br />

ghetti vorstellen: Wer an einem Ende zieht, wundert sich oft, wo<br />

sich das andere Ende bewegt. So muss etwa Regelungstechnik<br />

stets zuverlässig mit Strom versorgt werden. Ein Mehr davon<br />

stellt höhere Anforderungen an das Bordnetz und an die Batterie.<br />

Die Kapazitäten müssen auch für den seltenen Fall ausreichen,<br />

dass alle Systeme gleichzeitig die maximale Regelungsleistung ><br />

5<br />

1


Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future<br />

B 170 NGt BlueEFFICIENCY<br />

Getriebe M5<br />

Leistung [kW] 85<br />

Verbrauch [kg Erdgas/100 km] 4,9<br />

CO 2 [g/km] 135<br />

CO 2 -Reduktion –17 %<br />

Erhältlich ab <strong>2008</strong><br />

25


26 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

anfordern. Und die<br />

Preisfrage lautet: Wie lange hält ein solcher<br />

Zustand an? Auskunft dazu gibt eine umfangreiche Datenbank,<br />

in denen alltägliche Fahrten aufgezeichnet sind. Ergibt die<br />

Auswertung beispielsweise, dass ein solcher „Lastfall“ auch in<br />

seltenen Situationen nicht länger als eine Minute angedauert hat,<br />

lässt sich das neue System entsprechend auslegen. „Die Ergebnisse<br />

werden dann in der Entwicklung berücksichtigt“, sagt<br />

Raimund Siegert.<br />

„Wir befassen uns intensiv mit dem Nutzungsprofil unserer<br />

Kunden“, erzählt er, „nur so können wir sicherstellen, dass Opti-<br />

mierungen in der Praxis auch relevant sind.“ So bringt die Ab-<br />

senkung des Luftwiderstandes der C-Klasse beim gesetzlichen<br />

A 150 BlueEFFICIENCY<br />

Getriebe M5<br />

Leistung [kW] 70<br />

Verbrauch [l/100 km] 5,8<br />

CO [g/km] 2 139<br />

CO -Reduktion 2 –6 %<br />

Erhältlich ab <strong>2008</strong><br />

Prüfzyklus nur<br />

einen auf den ersten Blick bescheidenen<br />

Beitrag von 0,07 Liter Kraftstoffeinsparung. Das liegt daran, dass<br />

beim Norm-Test eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur<br />

33 Stundenkilometern zugrunde gelegt wird. „Wir wissen aber,<br />

dass unsere Kunden im Jahresmittel im Schnitt mit etwas über<br />

50 Stundenkilometern unterwegs sind“, erläutert Siegert, „und<br />

unter solchen realen Bedingungen beträgt der Verbrauchsvorteil<br />

des Aerodynamikpakets schon 0,15 Liter.“<br />

A 150 BlueEFFICIENCY: sparen mit start-stopp-Automatik.<br />

Doch man kann auch im Stillstand sparen. Dahinter steckt >


s 320 CDI BlueEFFICIENCY<br />

Getriebe A7<br />

Leistung [kW] 173<br />

Verbrauch [l/100 km] 7,6<br />

CO 2 [g/km] 200<br />

CO 2 -Reduktion –9 %<br />

Erhältlich ab <strong>2008</strong><br />

[<strong>2008</strong>] BlueEFFICIENCY<br />

Effizienz und Technologie<br />

„Das beste Optimierungssystem<br />

nutzt nichts, wenn es die Kunden<br />

nicht akzeptieren. Deshalb bieten<br />

wir eine Lösung an, die wirklich<br />

Mercedes-Benz-Maßstäbe setzt.“<br />

Andreas Francina ist Projektleiter für die A- und B-Klasse. Er betreut mit<br />

seinem Team beide Mercedes-Benz-Modellreihen seit dem Serienanlauf. Das<br />

reicht von der Qualitäts- bis <strong>zur</strong> Kostenkontrolle und von der Modellpflege bis<br />

<strong>zur</strong> Anpassung der Fahrzeuge an spezifische Märkte in aller Welt.<br />

Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future<br />

27


28 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

E 300 BluetEC HYBRID<br />

Getriebe A7<br />

Leistung [kW] 165<br />

Verbrauch [l/100 km] 5,1<br />

CO 2 [g/km] 134<br />

CO 2 -Reduktion –31 %<br />

Erhältlich ab<br />

die Eco-Start-Stopp-Funktion, die in den volumenstarken Benzinmodellen<br />

der A- und B-Klasse angeboten wird. Verbrennt das<br />

Fahrzeug im Leerlauf unnötig Treibstoff, etwa an einer Ampel oder<br />

im Stau, so wird der Motor bereits beim Ausrollen automatisch<br />

abgeschaltet. Soll es weitergehen, wirft das System den Motor<br />

wieder an – schneller und sanfter, als das der Fahrer mit einem<br />

herkömmlichen Anlasser je bewerkstelligen könnte. Andreas<br />

Francina, Projektleiter für die Mercedes-Benz A- und B-Klasse,<br />

lobt die unauffällige Geschmeidigkeit des Systems: „Man gewöhnt<br />

sich ganz schnell daran und will es nicht mehr missen.“<br />

Seine intuitive Funktionalität wäre nicht ohne die Erkenntnisse aus<br />

der Kundendatenbank denkbar, die auf alle möglichen und unmöglichen<br />

Betriebssituationen hin abgeklopft wurde. „Das beste<br />

System nützt ja nichts, wenn die Käufer es nicht akzeptieren“,<br />

erläutert Francina, „und deshalb bieten wir eine Lösung an, die<br />

wirklich Mercedes-Benz-Maßstäbe setzt.“ Damit verbunden ist<br />

die Überzeugung: Das automatische Motorausschalten könnte<br />

[2010] BLUETEC HYBRID<br />

Innovative Diesel-Hybride<br />

bald so selbstverständlich sein wie das Lichtlöschen beim Verlassen<br />

der Wohnung.<br />

B-Klasse 170 NGt BlueEFFICIENCY: Erdgas-Alternative mit<br />

großer Reichweite. Der Mensch stützt sein Handeln auf Erfahrungswerte<br />

und ist nur mit guten Argumenten von Alternativen zu überzeugen.<br />

Die Mercedes-Benz B-Klasse emittiert im Erdgasbetrieb<br />

nur noch 135 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer, ein Argument von<br />

hoher umweltpolitischer Relevanz, auf das seine Schöpfer gleichwohl<br />

nicht allein vertrauen wollten. Sie entschieden sich daher für<br />

einen „bivalenten“ Erdgasantrieb. Ist gerade mal keine Erdgastankstelle<br />

in der Nähe, dann fährt der Kompakt-Mercedes-Benz einfach<br />

mit herkömmlichem Kraftstoff weiter. „Kombiniert ergibt das eine<br />

Reichweite von rund 1.000 Kilometern“, freut sich Andreas Francina.<br />

Der Fahrer kann dank dieser Technik Erdgas nachtanken, wenn<br />

es gerade gut passt – und dank dem in vielen Ländern günstigen<br />

Preis bis <strong>zur</strong> Hälfte der Betriebskosten sparen.


s 400 BluetEC HYBRID<br />

Getriebe A7<br />

Leistung [kW] 195<br />

Verbrauch [l/100 km] 5,8<br />

CO 2 [g/km] 154<br />

CO 2 -Reduktion –38 %<br />

Erhältlich ab 2010<br />

BLuEtEC HYBRID: Komfort und Luxus kombiniert mit niedri-<br />

gen Verbrauchswerten. Verlockende Perspektiven verspricht<br />

auch die Kombination supersauberer Dieselmotoren mit einem<br />

batteriegespeisten Elektromotor, wie sie ab dem Jahr 2009 für<br />

die BlueTEC-HYBRID-Modelle E 300 und S 400 vorgesehen ist.<br />

Das Hybridkonzept erlaubt zusätzlich die Rekuperation, also die<br />

Energierückgewinnung. Je nach Fahrzustand, also beispielswei-<br />

se beim Ausrollen oder Bremsen, fungiert der Elektromotor dann<br />

als Generator und lädt die Hochvolt-Lithiumionenbatterie auf, die<br />

als Energiespeicher für den elektrischen Motor bereitsteht. Dabei<br />

werden bis zu zehn Prozent Energie recycelt. Die beiden ausgewachsenen<br />

Mercedes-Benz-Luxuslimousinen gelangen so in<br />

einen Verbrauchsbereich, der bislang Kleinwagen vorbehalten war. ><br />

BLuEtEC HYBRID<br />

Technik Generator und Batterie<br />

Der scheibenförmige Elektromotor [1] dient als<br />

Co-Antriebsmodul und wandelt Bremsenergie<br />

in Ladestrom (12-Volt-Bordnetz) um.<br />

Das BLUETEC-Katalysatorsystem [2] sorgt für<br />

niedrigste NO x - und Feinstaubemissionen.<br />

1 E-Motor bzw. Elektromaschine<br />

(Generator)<br />

2 BLUETEC-Abgasbehandlungssystem<br />

(Dieselmotor)<br />

Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future<br />

1<br />

2<br />

29


30 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

F-CELL<br />

[ab 2010] B-Klasse F-CELL<br />

Serienreifer Brennstoffzellen-Antrieb<br />

Emissionsfreier Brennstoffzellenantrieb<br />

1 Elektromotor (100 kW)<br />

2 Brennstoffzellenmodul<br />

3 Wasserstofftanks<br />

4 Hochvolt-Batterie<br />

5 Wasserdampf<br />

B-Klasse F-CELL: Der erste Brennstoffzellenantrieb für die<br />

serie. Noch einen Schritt weiter wird das erste Serienauto mit dem<br />

lautlosen und emissionsfreien Brennstoffzellenantrieb gehen, das<br />

im Sommer 2010 als Kleinserie auf den Markt kommen soll. Die mit<br />

Wasserstoff betriebene Brennstoffzelle der „B-Klasse F-CELL“ lie-<br />

fert dabei den Strom für einen Elektromotor. Und der bringt eine<br />

Spitzenleistung von 100 kW bzw. 136 PS mit einem maximalen<br />

Drehmoment von 320 Nm. „Es macht richtig Spaß, Brennstoffzelle<br />

zu fahren“, erzählt Forschungsleiter Herbert Kohler, „das ist eine<br />

sehr sportliche Sache, weil die volle Durchzugskraft beim Elek-<br />

tromotor praktisch aus dem Stand <strong>zur</strong> Verfügung steht.“ Dennoch<br />

verbraucht der emissionsfreie Brennstoffzellenantrieb des kom-<br />

pakten Familienwagens nur eine Wasserstoffmenge, die energe-<br />

5<br />

4<br />

3<br />

B-Klasse F-CELL<br />

Leistung [kW] 100<br />

Verbrauch [l/100 km] 1 2,9<br />

CO 2 [g/km] 0<br />

Kleinserie ab 2010<br />

1 Diesel-Äquivalent<br />

tisch umgerechnet 2,9 Liter Dieselkraftstoff je 100 km entspricht.<br />

Bei Testfahrten am Polarkreis konnten die Brennstoffzellen der<br />

neuen Generation auch ihre Kaltstartfähigkeit unter Beweis stel-<br />

len – zuvor ein wunder Punkt der Technik.<br />

Bei der Beschreibung des Wegs in die Zukunft spricht Herbert<br />

Kohler gerne von einem „organisierten Suchprozess“. Die bis-<br />

herigen Ergebnisse dieses Prozesses sprechen für eine hohe<br />

Vielfalt der Lösungen. Ähnlich wie bei der Biodiversität, dem<br />

Erfolgsgeheimnis der Natur, wird es auch auf dem Feld der<br />

Technik ganz unterschiedliche Lösungen für unterschiedliche<br />

Aufgaben geben. Es werden vielfältige Nischen zu besetzen sein,<br />

beispielsweise urbane Räume, die ein wachsender Markt für<br />

2<br />

1


Zeitpunkte<br />

Auszug zukunftsweisender Modelle von Mercedes-Benz und smart<br />

1 kg Erdgas/100 km<br />

2 Diesel-Äquivalent<br />

ein reines Elektrofahrzeug mit einem Radius von 50 bis 150 Kilometern<br />

sein könnten. „London ist hier ein gutes Beispiel: Das<br />

Verkehrsgeschehen und die City-Maut bieten die Chance, einen<br />

Praxistest mit 100 smart ed unter Alltagsbedingungen zu reali-<br />

sieren“, erläutert Kohler und er fügt hinzu: „Wir müssen lernen,<br />

veränderte Rahmenbedingungen eben auch als Chance für neue<br />

Geschäftsfelder zu sehen.“ Und die könnten sogar über die klas-<br />

sische Fahrzeugherstellung hinausgehen. „Vielleicht verläuft die<br />

Grenze zwischen Energieversorgern, Infrastruktur-Betreibern und<br />

Autoherstellern eines Tages sehr fließend“, meint er abschließend<br />

mit Blick auf die „Straße in die Zukunft“, „da sind der Fantasie fast<br />

keine Grenzen gesetzt.“ \<br />

Erscheinungsjahr<br />

kW/PS<br />

Nm<br />

l/100 km<br />

g CO 2 /km<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

ZOOm<br />

[1] Interview mit Herbert Kohler, Leiter Fahrzeugaufbau und Antrieb,<br />

Konzernforschung und Vorentwicklung, umweltbevollmächtigter<br />

[2] Interview mit Raimund siegert, Projektleiter „Full Vehicle Management<br />

simulation Analysis“, zum thema „BlueEFFICIENCY“<br />

[3] Interaktiver „Well to Wheel“-Rechner <strong>zur</strong> Betrachtung der Energieeffizienz<br />

von Pkw-Antrieben<br />

[4] Die Modelle von Mercedes-Benz und smart auf der „Road to the Future“<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

Schwerpunkt Effizienz – Road to the Future<br />

Woher soll die Energie kommen?<br />

Für Verbrennungsmotoren – ob nun als Hy-<br />

brid oder nicht – wird Flüssigkraftstoff auf<br />

absehbare Zeit die größte Rolle spielen. Es<br />

entsteht ein Mix aus erdölbasierten Kraft-<br />

stoffen und solchen aus Biomasse. Das Ziel<br />

der deutschen Bundesregierung von 20 Prozent<br />

Biokraftstoffen bis 2020 scheint mit<br />

den in Entwicklung befindlichen Biokraftstoffen<br />

der zweiten Generation realistisch.<br />

Diese konkurrieren nicht mit der Lebensmittelproduktion.<br />

Für die Umwandlung in<br />

Kraftstoff wird ein Wirkungsgrad von 50 Pro-<br />

zent prognostiziert. Langfristig ist aus Sicht<br />

von <strong>Daimler</strong> die Brennstoffzellentechnologie<br />

die vielversprechendste Antriebsform.<br />

Der benötigte Wasserstoff kann aus den<br />

unterschiedlichsten Quellen gewonnen<br />

werden, also beispielsweise auch aus Biomasse<br />

oder regenerativ erzeugtem Strom.<br />

In der gesamten Energiebilanz von der<br />

Quelle zum Rad (Well to Wheel, kurz WTW)<br />

schneidet die Brennstoffzelle hinsichtlich<br />

des Wirkungsgrades etwas besser als ein<br />

hybridisierter Verbrennungsmotor ab. Ist<br />

der Kraftstoff jeweils fossil basiert (Erdgas<br />

<strong>zur</strong> Wasserstoffherstellung), so beträgt<br />

der Vorteil gegenüber einem Benziner oder<br />

Diesel mindestens 10 bis 15 Prozent. Ist<br />

jeweils Biomasse die Energiequelle, ist der<br />

Wirkungsgrad der Brennstoffzelle in der<br />

WTW-Bilanz etwa doppelt so hoch wie der<br />

des Verbrennungsmotors.<br />

31


32 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Einblick „Welche Innovationen<br />

brauchen wir für nachhaltige<br />

Mobilität, Herr Weber?“<br />

Klimaschutz, Ressourceneffizienz, der wachsende Trend <strong>zur</strong> individuellen Mobilität: Das wird in Zukunft<br />

nur mit nachhaltiger Mobilität zu leisten sein. Innovationen für <strong>Nachhaltigkeit</strong> werden hier eine<br />

Schlüsselrolle spielen. Thomas Weber, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand verantwortlich für Konzernforschung<br />

und Mercedes-Benz Cars Entwicklung, gibt einen Ausblick in die Zukunft nachhaltiger Mobilität.


——— 360 GRAD: Herr Weber, im Jahr 2050 soll sich – laut Ex-<br />

pertenschätzungen – die Zahl der Automobile weltweit verdreifacht<br />

haben. Sieht <strong>Daimler</strong> dies als Chance? Thomas Weber:<br />

Wir begreifen dies als Chance für unser Unternehmen und für un-<br />

sere Mitarbeiter und sehen uns in der Verantwortung, Mobilität<br />

nachhaltig auszugestalten. Wir haben das Automobil erfunden und<br />

wollen mit Leidenschaft auch seine Zukunft gestalten – die Rolle<br />

des „Pioniers“ für saubere, effiziente und sichere Automobile nehmen<br />

wir ausdrücklich an. Im Jahr 2007 haben wir beispielsweise<br />

unsere Aufwendungen für den Umweltschutz um über zehn Prozent<br />

auf 1,85 Mrd. Euro gesteigert. Ich denke, das ist ein klares Signal.<br />

——— Und wie wollen Sie nachhaltige Mobilität in Zukunft gestal-<br />

ten? Durch intelligente technologische Innovationen, die dem Kunden<br />

einen deutlichen Mehrwert bieten! Wir haben eindrucksvoll mit<br />

der „Road to the Future“ skizziert, was im Pkw-Bereich alles mög-<br />

lich sein wird. Von modernsten Verbrennungsmotoren bis hin zu<br />

Hybrid-Lösungen und dem emissionsfreien Brennstoffzellen- und<br />

Elektroantrieb werden wir in den kommenden Modellzyklen wegweisende<br />

Innovationen anbieten. Im Nutzfahrzeugbereich haben<br />

wir mit unserer Initiative „Shaping Future Transportation“ gezeigt,<br />

dass wir bereits heute Weltmarktführer bei umweltfreundlichen<br />

Antrieben sind. Das alles kommt nicht von ungefähr, hierin stecken<br />

viele Jahre harter Arbeit unserer Ingenieure, die sich nun auszahlt,<br />

vor allem für unsere Kunden.<br />

——— Was können Innovationen wirklich für nachhaltige Mobilität<br />

leisten? Eine ganze Menge! Nehmen Sie das Beispiel unserer<br />

BLUETEC-Technologie. Sie macht den ohnehin sehr effizienten Diesel<br />

so sauber wie den Benziner. Seit der Einführung von BLUETEC<br />

bei Mercedes-Benz-Nutzfahrzeugen wurden mehr als 150.000<br />

BLUETEC-Trucks und Busse in Europa verkauft. Diese innovative<br />

Technologie haben wir im Oktober 2006, entsprechend adaptiert<br />

und im Pkw-Bereich zunächst in den USA, dann in Europa im E 300<br />

BlueTEC eingeführt. <strong>2008</strong> bringen wir zudem die weltweit ersten<br />

Diesel-SUVs mit Bin-5- und ULEV-Zertifizierung für alle 50 US-<br />

Staaten auf die Straße. Diese Fahrzeuge haben bereits heute das<br />

Potenzial, die zukünftige Euro-6-Abgasnorm zu erfüllen!<br />

——— Und beim Thema Effizienz? Wir waren die Ersten, die mit<br />

der Benzindirekteinspritzung der zweiten Generation – im<br />

CLS 350 CGI – bewiesen haben, dass wir mit Innovationen erhebliche<br />

zusätzliche Effizienzgewinne erzielen können, rund zehn<br />

Prozent! Und mit unserem innovativen DIESOTTO-Antrieb haben<br />

wir zudem einen Ausblick in die Zukunft des Ottomotors gegeben.<br />

Mit unseren BlueEFFICIENCY-Modellen haben wir darüber hinaus<br />

ein umfangreiches und intelligentes Effizienz-Maßnahmen-Paket<br />

geschnürt. Unsere Ingenieure haben sich jedes Teil und jede Komponente<br />

im Fahrzeug und im Antriebsstrang vorgenommen, um<br />

den Energieverbrauch im Fahrzeug in der Summe zu senken. Das<br />

Ergebnis ist eine deutliche Verbrauchsreduktion von bis zu<br />

12 Prozent – bei unverändert hohem Komfort und Mercedes-Benztypischer<br />

Sicherheit.<br />

——— Andere Hersteller propagieren Hybrid-Lösungen als Ant-<br />

wort auf mehr Effizienz und Umweltfreundlichkeit …? Ganz so<br />

einfach ist es leider nicht. Aufgrund der vielfältigen Kundenanfor-<br />

derungen gibt es nicht „die eine“ Technologie für nachhaltige Mobilität,<br />

deshalb wird es auch in Zukunft einen Antriebsmix auf unseren<br />

Schwerpunkt Effizienz – Einblick Thomas Weber<br />

Straßen geben. Die Hybrid-Technologie hat ihre Vorteile vor allem<br />

im innerstädtischen Stop-and-go-Betrieb und ist deshalb integra-<br />

ler Bestandteil unserer Antriebsstrategie. Wir setzen dabei auf ein<br />

modulares Baukastensystem, dennoch gilt hier: Ein Fahrzeug mit<br />

Hybrid-System ist nur so gut wie der moderne Verbrennungsmotor,<br />

der es antreibt. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Optimierung<br />

der Verbrennungsmotoren ist daher ein fester Bestandteil<br />

unserer Strategie. Das emissionsfreie Fahren mit Brennstoffzellen-<br />

und Batteriefahrzeugen bietet zukünftig sehr große Potenziale,<br />

besonders für urbane Anwendungsfelder. Hier ist allerdings das<br />

Thema Infrastruktur – also Wasserstoff-Tankstellen und Ladestationen<br />

für Batteriefahrzeuge – noch zu lösen.<br />

——— Und bei den Nutzfahrzeugen? Bei Hybrid-Antrieben ist<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks Weltmarktführer mit über 1.500 Orion-Bussen auf<br />

den Straßen und weiteren 1.100 Bestellungen in Nordamerika. Mit<br />

dem Canter Eco Hybrid und dem Aero Star Eco Hybrid haben wir auch<br />

in Japan erfolgreiche Hybrid-Fahrzeuge im Markt. Zudem wurden<br />

1.500 erdgasbetriebene Lkw und Busse an Kunden ausgeliefert. Und<br />

36 mit Brennstoffzellen- und Elektromotor betriebene Citaro-Busse<br />

haben in über zwei Millionen Testkilometern ihre Alltagstauglichkeit<br />

bewiesen. Effizienz, Sicherheit und Umweltverträglichkeit sind<br />

bei unseren Nutzfahrzeugen bereits heute Realität!<br />

„ Wir haben das Automobil<br />

erfunden und wollen mit Leidenschaft<br />

auch seine Zukunft<br />

gestalten.“ Thomas Weber<br />

——— Für dieses umfangreiche Engagement benötigen Sie allerhand<br />

Know-how, um Innovationen voranzutreiben. Was sind<br />

hier Ihre strategischen Eckpfeiler? Wer „Pionier“ bei sauberen<br />

und sicheren Automobilen sein will, braucht eine solide Forschungs-<br />

und Entwicklungsstrategie, die Kompetenzen intelligent bündelt und<br />

mit Lieferanten, der Wissenschaft und in weiteren Kooperationen<br />

eng zusammenarbeitet. Wie erfolgreich solche Kooperationen sein<br />

können, haben wir u. a. bei der Lithiumionenbatterietechnik bewiesen:<br />

Als weltweit erstem Hersteller ist es uns gelungen, diese Technologie<br />

auf die hohen Anforderungen im Automobilbereich abzustimmen.<br />

Durch 25 Patente haben wir unsere Innovationsleistung abgesichert<br />

und werden sie nächstes Jahr erstmals im S 400 BlueHYBRID<br />

und danach in der nächsten Generation des smart ed auf den<br />

Markt bringen! Unsere Beteiligung an der Erprobung und Erforschung<br />

von Biokraftstoffen der zweiten Generation im Rahmen des<br />

CHOREN-Projekts unterstreicht diese strategische Ausrichtung,<br />

und durch unsere Mehrheitsbeteiligung an der Automotive Fuel<br />

Cell Corporation (AFCC) sind wir in puncto Brennstoffzellenstacks<br />

hervorragend für die Zukunft gerüstet. \<br />

33


34<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Nächster Halt: Fuso<br />

Aero Star Eco Hybrid<br />

Effiziente und umweltfreundliche Nutzfahrzeuge: <strong>Daimler</strong> Trucks ist Weltmarktführer bei<br />

Hybridantrieben. Mit der Initiative „Shaping Future Transportation“ verfolgt <strong>Daimler</strong> bei<br />

Trucks und Bussen ein klares Ziel – Umweltverträglichkeit und Kosteneffizienz müssen im<br />

Transportsektor vereinbar sein. Der Mitsubishi Fuso „Aero Star Eco Hybrid“ setzt hierbei<br />

in Japan Standards im Alltagstest.<br />

text Roland Wengenmayr Fotografie Sandy Volz<br />

tokio 33°N/140°E ——— „Omori, Omooori,“ ruft die singende<br />

Computerfrauenstimme die gleichnamige U-Bahn-Station aus,<br />

dann ertönt deren glockenspielartige Erkennungsmelodie. Wer in<br />

Tokio öffentliche Verkehrsmittel benutzt, erfährt sinnlich die Freu-<br />

de der Japaner an elektronischen Spielereien – und ihr Organisa-<br />

tionstalent. Erstaunlich reibungslos funktioniert der Schienen-<br />

und Straßenverkehr in dieser Megacity, selbst die Taxifahrer wir-<br />

ken entspannt. Dabei transportieren Autos, Busse und Lkw tagtäglich<br />

enorm viele Menschen und Waren durch die Straßen des<br />

Ballungsgebietes, in dem fast 35 Millionen Menschen leben. Je-<br />

des Prozent Sprit, das hier der Straßenverkehr weniger konsumiert,<br />

ist ein spürbarer Gewinn für das globale Klima.<br />

„Bis zu 30 Prozent Diesel kann dieser<br />

Hybridbus einsparen.“<br />

Yuta Susuki, R & D - Projektleiter Hybridantriebe, Mitsubishi Fuso Truck &<br />

Bus Corporation<br />

Ein effizienter Hybridbus für urbane Zentren. „Bis zu 30 Pro-<br />

zent Diesel kann dieser Hybridbus einsparen“, erklärt der Inge-<br />

nieur Yuta Susuki stolz: „Das hängt von seinem Fahrprofil beim<br />

Busunternehmen ab.“ Nagelneu und glänzend steht vor uns ein<br />

Aero Star Eco Hybrid auf dem Fahrprüfstand. Er ist das neueste<br />

Modell der Mitsubishi Fuso Truck & Bus Corporation, dem japa-<br />

nischen Hybridpionier bei Nutzfahrzeugen und Mitglied im globa-<br />

len Netzwerk von <strong>Daimler</strong> Trucks. Wir befinden uns auf dem Testgelände<br />

von Mitsubishi Fuso in Kitsuregawa, nördlich von Tokio.<br />

Während der Testfahrer den Bus startet, der auf dem Rollenstand<br />

fixiert ist, erläutert Susuki-San, wie „Herr Susuki“ auf Japanisch<br />

heißt, die Technik. Der Mitsubishi Fuso Aero Star Eco Hybrid fährt<br />

mit einem seriellen Hybridantrieb. Dabei hat der Dieselmotor<br />

keinen direkten Kontakt mit der Antriebsachse, sondern treibt<br />

allein einen elektrischen Generator an. Dieser lädt eine große<br />

Batterie und versorgt zwei kräftige elektrische Fahrmotoren mit<br />

zusammen 158 kW (215 PS) Leistung.<br />

„Der Bus fährt wie eine Tram“, erklärt Susuki. Dabei betont er la-<br />

chend das süddeutsche Wort für Straßenbahn, das er auf seinen<br />

Dienstreisen nach Stuttgart aufgeschnappt haben muss. „Anstelle<br />

eines großen Dieselmotors mit über 8 Litern Hubraum konnten<br />

wir in den neuen Hybridbus einen viel kleineren und leichteren Motor<br />

mit nur 4,9 Litern einbauen.“ Der Dieselmotor darf schrumpfen, weil<br />

er von der Last des Anfahrens befreit ist. Dafür eignen sich die Elektromotoren<br />

auch viel besser, denn im Gegensatz zu einem Verbrennungsmotor<br />

bringen sie schon aus dem Stand heraus gleich ihre<br />

volle Antriebskraft auf die Räder. Der kleinvolumige Dieselmotor<br />

darf dagegen immer in der optimalen Drehzahl laufen, was seinen<br />

Durst nochmals senkt. Als Leichtgewicht gleicht er zudem einen<br />

guten Teil des Mehrgewichts wieder aus, welches die zusätzlichen<br />

Komponenten des Hybridantriebs verursachen.<br />

Inzwischen ist der Bus auf dem Prüfstand zum Leben erwacht. Nun<br />

rollt er im beeindruckend leisen Elektromodus an. Der Strom<br />

kommt aus der großen Lithiumionenbatterie. Erst die Leistungsfähigkeit<br />

dieser modernen Akkus, deren winzige Verwandten in<br />

Digitalkameras oder Handys stecken, macht die Kombination aus<br />

Verbrennungsmotor und elektrischem Antrieb konkurrenzfähig.<br />

Beim Aero Star Eco Hybrid steckt die große Batterie unter >


[Fluggäste an tokios Flughafen<br />

Haneda warten auf den Shuttlebus.]<br />

[Auftritt eines Stars: Leise rollt der<br />

Fuso Aero Star Eco Hybrid heran.]<br />

Schwerpunkt Effizienz – Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

35


36 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

CHECKPOINT<br />

a b/c<br />

Stand und rein elektrisches Fahren. Die Batterie<br />

[a] treibt die elektrischen Fahrmotoren [e] und die<br />

Nebenaggregate an. Der Inverter [c] macht aus<br />

dem Gleichstrom der Batterie Wechselstrom für<br />

die Elektromotoren [e].<br />

a<br />

a b/c<br />

e<br />

e<br />

e<br />

b/c<br />

Fahrt mit Laden der Batterie. Der Dieselmotor [d]<br />

springt an und versorgt über den Generator [b] die<br />

Fahrmotoren [e] mit Wechselstrom. Gleichzeitig lädt er<br />

die Batterie [a] über den Inverter [c] mit Gleichstrom.<br />

Bremsen mit Energierückgewinnung. Das Brem-<br />

sen übernehmen im Normalfall allein die Elektromo-<br />

toren [e]. Sie erzeugen umgekehrt als Generatoren<br />

(Dynamos) aus der Bewegungsenergie, die sonst<br />

beim Bremsen verloren ginge, elektrischen Wech-<br />

selstrom. Der Inverter [c] macht daraus Gleichstrom<br />

und lädt die Batterie [a]. Mit der gespeicherten Be-<br />

wegungsenergie kann der Bus nun wieder anfahren.<br />

d<br />

d<br />

d<br />

[a] Lithiumionenbatterie<br />

(Gleichstrom)<br />

[b] Der elektrische Generator erzeugt<br />

den Wechselstrom zum Fahren und<br />

[c] Der inverter wandelt Wechselstrom<br />

für die Zusatzaggregate.<br />

in Gleichstrom um und umgekehrt.<br />

[e] elektrische Fahrmotoren<br />

(Wechselstrom)<br />

[d] Dieselmotor


einer markanten Hutze auf dem Busdach, woran Insider sofort die<br />

Hybridversion erkennen können.<br />

klare Vorteile: Serieller Hybridantrieb für Stadtbusse. „Da<br />

diese Batterie sehr teuer ist, wollen unsere Kunden sie während<br />

der gesamten Lebensdauer des Busses nicht austauschen müssen“,<br />

sagt Susuki. Entwicklungsziel war, dass sie 10 Jahre Alltagsbetrieb<br />

und gut eine halbe Million Kilometer verkraften muss. Ent-<br />

sprechend viel Ideenreichtum mussten die Ingenieure in die Umsetzung<br />

eines möglichst schonenden Lade- und Entladevorgangs<br />

stecken. Immerhin passiert das zigmal am Tag, bei jedem Anfah-<br />

ren – und Bremsen!<br />

„ Beim Aero Star Eco Hybrid übernehmen<br />

die Elektromotoren das normale<br />

Bremsen sogar komplett.“<br />

Yuta Susuki, R & D - Projektleiter Hybridantriebe, Mitsubishi Fuso Truck &<br />

Bus Corporation<br />

Im Bremsen steckt die eigentliche Musik des „Hybrid-Samba“: Hier<br />

kann der Bus nämlich einen Teil der Energie <strong>zur</strong>ückgewinnen, die<br />

er zuvor ins Fahren investiert hatte. Bei konventionellen Antrieben<br />

vernichten die Bremsen diese Energie sonst zu völlig unnützer<br />

Wärme. Gerade bei einem typischen Stadtlinienbus mit seinen<br />

vielen Stopps kann die Rückgewinnung von Bewegungsenergie<br />

den Dieselkonsum deutlich senken. Dabei funktionieren die Elek-<br />

tromotoren umgekehrt als Generatoren, also große Dynamos.<br />

Beim Bremsen verwandeln sie einen Teil der Bewegungsenergie<br />

<strong>zur</strong>ück in elektrische Energie und laden damit die Batterie. Diese<br />

Energie steht für das nächste Anfahren wieder <strong>zur</strong> Verfügung.<br />

„Beim Aero Star Eco Hybrid übernehmen die Elektromotoren das<br />

normale Bremsen sogar komplett“, betont Susuki.<br />

Der Testfahrer führt nun vor, wie in Japan der offizielle Verbrauchszyklus<br />

für Nutzfahrzeuge gemessen wird. Über den Bildschirm vor<br />

dem Lenkrad wandert eine Kurve, die ihm vorgibt, wann er Gas<br />

geben, gleichmäßig fahren oder bremsen soll. Ein serieller Hybridantrieb<br />

verliert nämlich seinen Vorteil, sobald er schneller und<br />

gleichmäßiger fahren soll. Dann schlägt der zusätzliche Verlust<br />

negativ zu Buche, den die Erzeugung elektrischer Energie aus<br />

dem Diesel mit sich bringt. Für Fahrprofile mit weniger Stopps<br />

eignet sich der parallele Hybridantrieb besser, der generell in<br />

den heutigen Hybrid-Pkw oder etwa im Mitsubishi Fuso Canter<br />

Eco Hybrid eingesetzt wird. Bei ihm treibt auch der Verbrennungs-<br />

motor in Arbeitsteilung mit dem E-Motor die Räder an. Deshalb<br />

Schwerpunkt Effizienz – Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

setzt <strong>Daimler</strong> Trucks bei den meisten Vollhybrid-Nutzfahrzeugen<br />

den Parallelantrieb ein. Der serielle Hybrid bleibt den Stadtlinienbussen<br />

vorbehalten, weil er hier am effizientesten ist.<br />

Flughafen-Shuttle: Der Aero Star Eco Hybrid im Einsatz. Seit<br />

Kurzem ist der Mitsubishi Fuso Aero Star Eco Hybrid als Shuttlebus<br />

an Tokios Inlandsflughafen Haneda zwischen den Terminals im<br />

Einsatz. Gerade rollt er leise heran, was Atsushi Oide mit sichtlichem<br />

Stolz beobachtet. Er ist bei Keihin Kyuko Bus Co. Ltd. als<br />

Manager für den Betrieb der Busse verantwortlich. Dazu zählt auch<br />

das rollende Aushängeschild für ökologischen Personentransport.<br />

Gerade dieses Image sei seiner Firma sehr wichtig, betont Oide.<br />

Mit rund 1.000 Bussen zählt sie zu den großen privaten Busbetreibern<br />

Japans. „Viele Fahrgäste bemerken das sanfte und leise Anfahren<br />

und äußern sich lobend bei den Busfahrern“, sagt er. „Wrumm,<br />

wrumm“, verdeutlicht Busfahrer Hideto Yanagisawa das von Schalt-<br />

rucken durchsetzte Anfahren eines konventionellen Busses, um<br />

dann das sanfte Angleiten des Hybridbusses in Geräusch und<br />

Geste zu choreografieren. Das muss die japanische Dolmetsche-<br />

rin kaum übersetzen. Oide-San erklärt, dass die Fahrer das öko-<br />

logisch bewusste Fahren des Hybridbusses speziell trainieren.<br />

Immerhin legen sie im Shuttle-Betrieb täglich rund 300 Kilometer<br />

<strong>zur</strong>ück und transportieren dabei etwa 1.000 Fahrgäste.<br />

Wirtschaftlicher Betrieb und strengere Emissionsgrenzwerte.<br />

„Das Öko-Image ist schön, aber bei Nutzfahrzeugen entscheiden<br />

Kunden ganz klar danach, ob sich der Betrieb rechnet“, erklärt Eike<br />

Böhm: „Auch bei den Hybridantrieben ist das unsere Planungsgrundlage.“<br />

Der deutsche Ingenieur ist Vizepräsident für Produktentwicklung<br />

und Vorstandsmitglied der Mitsubishi Fuso Truck &<br />

Bus Corporation. Wir befinden uns im Hauptsitz in der Industriestadt<br />

Kawasaki, die an Tokios Südwesten grenzt. Böhm macht in<br />

seiner freundlich-nüchternen Art unmissverständlich klar, dass<br />

die Zukunft von alternativen Antrieben bei Bussen und Lkw von<br />

knallharter wirtschaftlicher Kalkulation bestimmt wird. Doch beim<br />

Spritverbrauch deckt sich dieses Interesse nahtlos mit dem Ziel<br />

des Klimaschutzes. Allerdings muss die Politik auch Anreize lie-<br />

fern, denn noch sind die technisch aufwendigen Hybridantriebe<br />

in Nutzfahrzeugen deutlich teurer als konventionelle Antriebe.<br />

„Der Fuso Aero Star kostet in der Hybridversion 42 Millionen Yen<br />

(ca. 260.000 Euro), mit konventionellem Antrieb dagegen nur<br />

28 Millionen Yen (ca. 175.000 Euro)“, erläutert Böhm. In Japan<br />

übernimmt der Staat die Hälfte der Preisdifferenz und fördert so<br />

gezielt die umweltfreundliche Hybridtechnik. Die andere Hälfte<br />

erbringt der sparsamere Spritverbrauch im Lauf der Fahrzeug-<br />

lebensdauer. Sollte der Preis für Erdöl weiter so explodieren wie in<br />

den vergangenen Jahren, dann könnte sich der Kauf eines Hybrid-<br />

Nutzfahrzeuges sogar noch schneller rechnen. >><br />

37


38 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

[ Fahrgäste loben, wie leise und ruckfrei der<br />

Mitsubishi Fuso Aero Star Eco Hybrid fährt. ]


RuNdHERaus<br />

Fünf Fragen an ...<br />

Eike Böhm ist Vizepräsident für Produktentwicklung<br />

der Mitsubishi Fuso Truck & Bus<br />

Corporation. In dieser Position leitet er die<br />

gesamte Forschungs- und Entwicklungsarbeit<br />

des japanischen Unternehmens,<br />

darunter die Hybridentwicklung, der eine<br />

Schlüsselrolle zukommt.<br />

——— Wie sehen Sie die Zukunftschancen<br />

für Hybridbusse wie den Aero Star Eco<br />

Hybrid? In großen und modernen Städten<br />

wie Tokio oder New York entstehen die ersten<br />

Märkte. Ich würde aber generell keine<br />

Region der Welt als potenziellen Zukunftsmarkt<br />

ausschließen.<br />

——— Helfen schärfere Emissionsgesetze,<br />

die Hybridtechnik bei Nutzfahrzeugen<br />

durchzusetzen? Die Herausforderung,<br />

CO2-Emissionen zu reduzieren, existiert. In<br />

diesem Zusammenhang wächst natürlich<br />

die Bedeutung von Technologien <strong>zur</strong> Verbrauchsreduktion,<br />

wie der Hybridantrieb,<br />

und auch die Kundennachfrage verändert<br />

sich. Dann wollen wir natürlich auch serienreife<br />

Hybridlösungen anbieten.<br />

——— Wie sehen Sie die Entwicklungsperspektiven<br />

des Hybridmarkts?<br />

Mitsubishi Fuso hat bisher rund 300 Hybridfahrzeuge<br />

verkauft, hauptsächlich leichte<br />

Lkw, aber auch Stadtbusse. Das hört sich<br />

vielleicht nicht gerade nach hohen Verkaufszahlen<br />

an, aber der Hybridmarkt hat sich<br />

bis jetzt nur langsam entwickelt. Wenn der<br />

Ölpreis allerdings weiter so steigt wie in den<br />

letzten paar Jahren, könnte der Hybridmarkt<br />

schneller expandieren.<br />

Schwerpunkt Effizienz – Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

39<br />

——— Hybridautos haben ein besonders<br />

positives Umweltimage. Hilft das bei<br />

Nutzfahrzeugen? Für manche Unternehmen<br />

bedeuten Hybridfahrzeuge tatsächlich<br />

einen Imagegewinn, vor allem dann, wenn<br />

ihre Fahrzeuge stark von der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werden, wie beispielswei-<br />

se bei Bus- oder Lieferunternehmen. Aber<br />

grundsätzlich ist der gegenwärtige Hybrid-<br />

Hype für uns keine Basis für den langfristigen<br />

Verkauf. Bei Nutzfahrzeugen beruht ein<br />

nachhaltiges Geschäft auch darauf, dass<br />

sich das Fahrzeug im Betrieb für den Kunden<br />

ökonomisch rechnet. Hinzu kommt al-<br />

lerdings bei manchen Ländern die Wirkung<br />

von gesetzlichen Emissionsvorschriften.<br />

——— Warum hat sich <strong>Daimler</strong> trucks<br />

dafür entschieden, das weltweite Ent-<br />

wicklungszentrum für Hybridantriebe<br />

bei Mitsubishi Fuso anzusiedeln? Hier<br />

gibt es sehr kompetente Ingenieure, denn<br />

Hybridantriebe haben hier eine lange Vor-<br />

geschichte. Fuso hat früher sogar einen<br />

Hybridbus gebaut, der seine Bremsenergie<br />

auf hydraulische Weise <strong>zur</strong>ückgewinnen<br />

konnte. Außerdem gibt es hier viele kompetente<br />

Zulieferer.


40 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

ZEITPuNKTE<br />

Mitsubishi Fuso<br />

1973 erster elektrischer Stadtbus<br />

(mit Batterie)<br />

1994 hydraulisches System <strong>zur</strong><br />

Rückgewinnung von Bremsenergie<br />

2000 Citybus mit Erdgasantrieb<br />

(CNG Non Step Bus)<br />

2004 Der Aero Nonstep HEV ist die<br />

erste Generation dieselelektrischer<br />

Hybridbusse von Mitsubishi Fuso.<br />

2007 Der neue Aero Star Eco Hybrid<br />

bildet die zweite Generation<br />

dieselelektrischer Hybridbusse von<br />

Mitsubishi Fuso.<br />

[Auf dem testgelände von Mitsubishi Fuso muss der Hybridantrieb<br />

des Aero Star auch auf Bergstrecken seine Zuverlässigkeit beweisen.]


„Auch Emissionsregelungen sind wichtig“, sagt Böhm. Er erwartet<br />

vor allem in den Metropolen der Welt einen wachsenden Markt<br />

für die Hybridtechnik in Nutzfahrzeugen. In New York ist sie längst<br />

Realität. Hier ist ein Großteil der 1.500 Hybridbusse im Dienst,<br />

die <strong>Daimler</strong>s amerikanische Tochtergesellschaft Orion seit 2002<br />

in Nordamerika auf die Straße gebracht hat. Das ist ein äußerst<br />

ermutigender Erfolg. Erfahrungen in New York zeigen zudem, dass<br />

der Hybridantrieb dem Kunden noch weitere handfeste wirtschaftliche<br />

Vorteile bieten kann: Das ruckfreie Anfahren reduziert<br />

die Abnutzung im Vergleich zum herkömmlichen Dieselantrieb, und<br />

die Bremsen halten doppelt so lange.<br />

„ Die langjährige Erfahrung von<br />

Mitsubishi Fuso war der Grund, das<br />

Hybrid-Entwicklungszentrum hier<br />

in Japan anzusiedeln“<br />

Eike Böhm, Vizepräsident für Produktentwicklung, Mitsubishi Fuso<br />

Truck & Bus Corporation<br />

<strong>Daimler</strong> trucks: Marktführerschaft bei Hybrid-Nutzfahrzeugen.<br />

<strong>Daimler</strong> Trucks führt mit seinen japanischen und nordame-<br />

rikanischen Töchtern weltweit im noch jungen Markt der Hybrid-<br />

Nutzfahrzeuge. Innerhalb von <strong>Daimler</strong> Trucks bildet Böhms Team<br />

bei Mitsubishi Fuso das Zentrum für die Entwicklung der Hybridantriebe.<br />

„Rund 20 Ingenieure konzentrieren sich auf die Entwicklung<br />

der Hybridantriebe“, schmunzelt Böhm. Mit allen zuarbeitenden<br />

Kollegen sind etwa 100 Ingenieure involviert. „Die langjährige<br />

Erfahrung von Mitsubishi Fuso war der Grund, das Hybrid-Entwicklungszentrum<br />

hier in Japan anzusiedeln“, erklärt Böhm, „zumal es<br />

viele lokale Zulieferer für Komponenten gibt.“ Vor allem in der elektronischen<br />

Steuerung des Zusammenspiels der Hybridkomponenten<br />

steckt das entscheidende Know-how der Fuso-Ingenieure. Der Hybridbus<br />

zum Beispiel soll sich beim Fahren möglichst so „anfühlen“<br />

wie ein herkömmlicher Bus – oder noch besser. Schließlich hat<br />

in Japan die Meinung der Busfahrer großes Gewicht in ihren Unternehmen,<br />

wie der Besuch am Flughafen Haneda bewies.<br />

Der serielle Hybridantrieb bietet <strong>Daimler</strong> Trucks zudem eine lang-<br />

fristige Perspektive, denn „bei ihm können wir sehr einfach den<br />

Dieselgenerator durch Brennstoffzellen ersetzen, die dann den<br />

Strom liefern“, erklärt Böhm. <strong>Daimler</strong> Trucks testete in den vergangenen<br />

Jahren bereits 36 Mercedes-Benz-Citaro-Busse mit Brennstoffzellen,<br />

die Wasserstoff als Treibstoff benötigen. Sie mussten<br />

sich in zehn Städten der Welt im harten Alltag bewähren. Tatsächlich<br />

taten sie im winterkalten Peking und Reykjavik ebenso zuverlässig<br />

Dienst wie in der Sommerhitze von Madrid oder Perth. Parallel<br />

dazu wurde die Wasserstoff-Infrastruktur getestet, um für die Zukunft<br />

die wirtschaftlichste Weise der Wasserstoff-Bereitstellung<br />

zu finden. An den Hybridbussen können die Ingenieure von <strong>Daimler</strong><br />

alle sonstigen Komponenten des elektrischen Antriebs und der<br />

Zusatzaggregate weiter optimieren. Mercedes-Benz erprobt gerade<br />

mit dem Citaro G BlueTec Hybrid einen großen, dreiachsigen Gelenkbus.<br />

Mit seiner mächtigen Lithiumionenbatterie und seinen<br />

vier starken Radnabenmotoren (zusammen 320 kW/435 PS Leistung)<br />

kann er eine typische Innenstadtlinie <strong>zur</strong> Hälfte rein elektrisch<br />

fahren. Das vermeidet im Stadtkern Lärm und Emissionen.<br />

Schwerpunkt Effizienz – Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

Nutzfahrzeuge mit parallelem Hybridantrieb von <strong>Daimler</strong> sind eben-<br />

so bereits im Einsatz. In Japan wird der Canter Eco Hybrid beispiels-<br />

weise seit Juli 2006 bei Mitsubishi Fuso produziert. Kürzlich begann<br />

ein breit angelegter Flottenversuch in Europa, wo der Verteiler-<br />

Lkw Mercedes-Benz Atego Bluetec Hybrid mit 7,5 und 12 Tonnen<br />

Gesamtgewicht sowie der Mitsubishi Fuso Canter Eco Hybrid an<br />

das weltweit führende Logistikunternehmen Deutsche Post World<br />

Net übergeben wurden. Erstere setzt die Deutsche Post im<br />

nationalen Briefgeschäft ein. Letztere werden von DHL-Express in<br />

Großbritannien im Alltagsgeschäft erprobt. Bis zu 20 Prozent Sprit<br />

sollen die Fahrzeuge dabei jeweils einsparen.<br />

Der Hybridantrieb ist eine Säule der Strategie „Shaping Future<br />

Transportation“, mit der <strong>Daimler</strong> Trucks umweltfreundliche Technologien<br />

bei Nutzfahrzeugen etablieren will. Eine andere Säule<br />

sind Biokraftstoffe und neue, synthetische Kraftstoffe, deren Her-<br />

stellung eine günstigere CO2-Bilanz verspricht. Erdgas, das bei<br />

Verbrennung deutlich weniger CO2 als Diesel freisetzt, zählt ebenfalls<br />

dazu. Aber auch der gute alte Dieselmotor wird im Rahmen<br />

dieser Strategie fit für die Zukunft gemacht. Schließlich wird er<br />

noch lange dominieren. Die heutigen Mercedes-Benz-BLUETEC-<br />

Dieselmotoren, die <strong>Daimler</strong> Trucks weltweit einsetzt, sind modernste<br />

Hightechaggregate. Im Vergleich <strong>zur</strong> Motorengeneration<br />

von 1990 emittieren sie über 90 Prozent weniger Feinstaubparti-<br />

kel und Stickoxide. Gemessen an ihrer Transportleistung sind Lkw<br />

mit BLUETEC-Antrieb echte Ein-Liter-Fahrzeuge. Davon müssen<br />

umweltbewusste Autofahrer noch eine Weile träumen. „Shaping<br />

Future Transportation“ umfasst viele intelligente Lösungen, die<br />

Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit miteinander verbinden. \<br />

[360 GRAD oNLiNE]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] interview mit Yuta Susuki, R & D-Projektleiter Hybridantriebe<br />

bei Fuso Mitsubishi in Japan<br />

[2] Die Nutzfahrzeug-initiative „Shaping Future transportation“ –<br />

die Fahrzeuge im Überblick<br />

[3] kraftstoff-Alternativen für Nutzfahrzeuge<br />

[4] „Making of …“ zum Artikel mit Bildergalerie<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

41


42 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

ZOOM<br />

Nachhaltiger transport für die Zukunft<br />

Hybridantriebe für Nutzfahrzeuge. Der<br />

Hybridantrieb hat bei Nutzfahrzeugen eine<br />

große Zukunft, weil die Batterien immer<br />

leistungsfähiger werden. <strong>Daimler</strong> Trucks<br />

führt in dieser Technologie weltweit, sie<br />

ist eine wichtige Säule der Antriebsstra-<br />

tegie. Je nach Einsatz verbrauchen Hybrid-<br />

fahrzeuge bis 30 Prozent weniger Treib-<br />

stoff. Entsprechend sinkt ihr CO 2-Ausstoß.<br />

<strong>Daimler</strong> setzt bei Lkw auf die Technik des<br />

Parallel-Hybrids, bei dem der Diesel- und<br />

der Elektromotor zusammen für Vortrieb<br />

sorgen. Stadtbusse haben dagegen einen<br />

seriellen Hybridantrieb, bei dem die Elektromotoren<br />

allein für Fahrt sorgen. Der Dieselmotor<br />

treibt nur noch einen Generator an,<br />

der den Fahrstrom erzeugt. Hybridbusse<br />

von Mitsubishi Fuso und Mercedes-Benz besitzen<br />

elektrifizierte Nebenaggregate. Damit<br />

können sie kurze bis mittlere Strecken rein<br />

elektrisch und damit emissionsfrei fahren.<br />

Die Busse von Mitsubishi Fuso sind bereits<br />

erfolgreich im Einsatz, in noch größeren<br />

Stückzahlen sind nur die Orion-Hybridbusse<br />

in Nordamerika unterwegs. Der neue<br />

Mercedes-Benz Citaro G BlueTec Hybrid<br />

besitzt vier Radnabenmotoren. Da sein<br />

Dieselmotor durch Brennstoffzellen ersetzt<br />

werden kann, eröffnet er den Weg zum<br />

zukünftigen Null-Emissions-Bus.<br />

Brennstoffzellenfahrzeuge. In der<br />

Antriebsstrategie ist die Hybridtechnik ein<br />

Zwischenschritt auf dem Weg zum Null-<br />

Emissions-Fahrzeug. Der nächste konse-<br />

quente Schritt ist der Ersatz des Dieselmotors<br />

durch eine Brennstoffzelle. Diese<br />

erzeugt durch die „kalte Verbrennung“ von<br />

Wasserstoff mit Sauerstoff Strom für die<br />

Elektromotoren und emittiert dabei reines<br />

Wasser. Diese Technologie ist effizienter als<br />

ein mit Wasserstoff betriebener Verbrennungsmotor,<br />

an dem andere Hersteller for-<br />

schen. Im weltweit größten Praxistest ha-<br />

ben 30 Brennstoffzellen-Citaro-Busse ihre<br />

Alltagstauglichkeit bewiesen: Sie funktionierten<br />

in Amsterdam oder Peking ebenso<br />

zuverlässig wie in der Winterkälte Reykja-<br />

viks oder in der Sommerhitze Madrids. Die-<br />

se Busse besitzen wie Hybridfahrzeuge eine<br />

große Batterie, um beim Bremsen elektrische<br />

Energie <strong>zur</strong>ückzugewinnen. Die Test-<br />

flotte legte in 125.000 Betriebsstunden<br />

zwei Millionen Kilometer <strong>zur</strong>ück und erwies<br />

sich dabei als sehr zuverlässig. Allerdings<br />

ist der Weg bis <strong>zur</strong> breiten Markteinführung<br />

noch weit: Die Lebensdauer der Brennstoffzellen<br />

muss noch wachsen, zudem fehlt bis-<br />

lang eine Wasserstoff-Infrastruktur.<br />

Umweltfreundliche Dieselmotoren mit<br />

BLUEtEC. Die heutigen BLUETEC-Motoren<br />

von <strong>Daimler</strong> Trucks sind aufwendige Hightechaggregate.<br />

Im Vergleich <strong>zur</strong> Motoren-<br />

Generation von 1990 emittieren sie über<br />

90 Prozent weniger Feinstaubpartikel und<br />

Stickoxide. Zudem spart ein BLUETEC-Lkw<br />

im Fernverkehr jährlich 2.000 Liter Kraft-<br />

stoff ein. Er setzt damit fünf Tonnen weniger<br />

CO 2 frei. Seit ihrer Markteinführung im<br />

Jahr 2005 wuchs ihre europäische Flotte<br />

auf über 150.000 an, Tendenz steigend. Die<br />

konsequente Weiterentwicklung einer<br />

sparsamen und umweltfreundlichen Die-<br />

seltechnologie bleibt daher eine wichtige<br />

Säule der Antriebsstrategie.<br />

Alternative kraftstoffe<br />

Fossile Energieträger sind endlich. Sie er-<br />

höhen bei ihrer Verbrennung den CO 2-Gehalt<br />

der Atmosphäre und tragen so zum<br />

Treibhauseffekt bei. Deshalb forschen<br />

<strong>Daimler</strong>-Ingenieure an alternativen Kraftstoffen.<br />

Eine Möglichkeit ist dabei Biodiesel<br />

(FAME, Fatty Acid Methyl Ester, Fettsäure-<br />

Methylester), mit dem Lkw in Europa bereits<br />

seit 10 Jahren fahren können. Ein hohes<br />

Zukunftspotenzial versprechen sich die<br />

<strong>Daimler</strong>-Experten von BTL-Kraftstoffen (Biomass-to-Liquid,<br />

„Biomasse zu Flüssigkeit“).<br />

Diese synthetischen Kraftstoffe aus Holz-<br />

abfällen oder Stroh zeigen eine überzeugende<br />

Umweltbilanz: Sie sind weitgehend<br />

CO 2-neutral, ihre Verbrennung erzeugt bis<br />

zu 50 Prozent weniger Feinstaubpartikel<br />

und ist frei von Schwefel und gesundheitsschädlichen<br />

Aromaten. <strong>Daimler</strong> testet nun<br />

die zweite Generation der BTL-Kraftstoffe<br />

(NExBTL) in der Praxis, in Kooperation mit<br />

dem Mineralölkonzern OMV und Großkunden,<br />

die Busse und Lkw betreiben. Für die<br />

Qualität von synthetischen Kraftstoffen<br />

müssen allerdings noch gesetzliche Standards<br />

geschaffen werden. Nur dann können<br />

die Motoren optimal darauf abgestimmt<br />

werden.<br />

uMKREIs<br />

shaping Future Transportation<br />

New York, San Francisco [USA] und toronto [kanada]<br />

• 1.500 Orion-VII-Hybridbusse<br />

• Weitere 1.100 Bestellungen liegen vor.<br />

Portland, oregon [USA]<br />

• Die ersten Freightliner<br />

„Business Class M2 Hybrid“ sind<br />

im Versuchsbetrieb – in den<br />

nächsten drei Jahren Serienferti–<br />

gung von 1.500 Fahrzeugen.<br />

• Seit 2004 wurden bereits über<br />

160 Hybridfahrzeuge in Betrieb<br />

genommen. Hinzu kommen mehr<br />

als 1.000 Erdgasfahrzeuge, die<br />

seit dem Jahr 2000 ausgeliefert<br />

wurden.<br />

• 200 Hybridfahrzeuge und 300<br />

Erdgasfahrzeuge werden auf der<br />

Basis von FCCC-MT45-Walkin-Lieferfahrzeugen<br />

und MT55-<br />

Fahrwerken ab 2009 an UPS<br />

ausgeliefert.<br />

High Point, North Carolina [USA]<br />

• Hybrid-Schulbus „Saf-T-Liner C2-H“ im Testbetrieb.<br />

• Zukünftig: serielle Hybridausführungen.


Reykjavik [IS]<br />

Porto [P]<br />

London [GB]<br />

London [Großbritannien]<br />

• Fuso „Canter Eco Hybrid“<br />

im Alltagstest.<br />

Luxemburg [L]<br />

Madrid [E]<br />

Europa<br />

Flottentest Brennstoffzellebusse:<br />

• Insgesamt 36 Mercedes-Benz-Stadtbusse „Citaro“ mit Brennstoff-<br />

zellenantrieb sind weltweit im Einsatz, davon 30 Fahrzeuge in<br />

Europa, drei in China, drei in Australien. Bis heute wurden über<br />

zwei Millionen Kilometer mit den emissionsfreien Stadtbussen<br />

<strong>zur</strong>ückgelegt.<br />

Stockholm [S]<br />

Hamburg [D]<br />

Amsterdam [NL]<br />

Barcelona [E]<br />

Stuttgart [D]<br />

Stuttgart [Deutschland]<br />

Schwerpunkt Effizienz – Nächster Halt: Fuso Aero Star Eco Hybrid<br />

• In Europa 150.000 Mercedes-Benz-Lkw<br />

(Actros, Atego, …) mit der innovativen<br />

BLUETEC-Technologie, die bereits heute<br />

die Euro-IV- bzw. Euro-V-Abgasnorm erfüllt.<br />

• Testfahrzeug Mercedes-Benz „Atego BlueTec<br />

Hybrid“ in der Kundenerprobung mit dem<br />

Logistikunternehmen DHL.<br />

• Über 900 erdgasbetriebene Mercedes-Benz-<br />

Stadtbusse „Citaro CNG“ sind im täglichen<br />

Einsatz in Europa.<br />

• Mercedes-Benz „Citaro G BlueTec Hybrid“ in<br />

Kundenerprobung (Start: <strong>2008</strong>).<br />

• 600 Mercedes-Benz-Lkw „Econic NGT“ in<br />

Kundenhand in Europa.<br />

• Seit Herbst 2006 sind alle Mercedes-Benz-<br />

und Setra-Busse serienmäßig mit der inno-<br />

vativen BLUETEC-Technologie ausgestattet.<br />

Peking [China]<br />

Sydney [Australien]<br />

• Flottentest Brennstoffzellenbusse:<br />

Drei Mercedes-Benz-Stadtbusse<br />

„Citaro“ mit Brennstoffzellenantrieb<br />

sind in Australien im Einsatz.<br />

43<br />

• Flottentest Brennstoffzellenbusse:<br />

Drei Mercedes-Benz-Stadtbusse<br />

„Citaro“ mit Brennstoffzellenantrieb<br />

sind in Peking im Einsatz.<br />

tokio [ Japan]<br />

• Fuso „Canter Eco Hybrid“:<br />

Seit 2006 wurden bereits<br />

300 Fahrzeuge verkauft.<br />

• Fuso „Aero Star Eco<br />

Hybrid“: Der erste in Serie<br />

gefertigte Hybridbus in<br />

Asien ist in Tokio im Einsatz.<br />

Singapur [Republik Singapur]<br />

• BLUETEC in Asien: Als erstes Unternehmen<br />

in Südostasien setzt Singapore<br />

Mass Rapid Transit (SMRT) Mercedes-<br />

Benz-Stadtbusse mit BLUETEC 5 im<br />

öffentlichen Personennahverkehr ein.<br />

Es liegen bereits 66 weitere Bestellungen<br />

für diese umweltfreundlichen Stadtbusse<br />

vor.


44 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

smart driving<br />

Sauberer und effizienter Stadtflitzer: Hundert smart fortwo ed mit „Electric Drive“<br />

stellen bei einem Kleinflotten-Praxistest in der britischen Hauptstadt die besonderen<br />

Vorzüge des emissionsfreien Fahrens unter Beweis. Jetzt schickt auch die<br />

Metropolitan Police vier Jahre lang den smart ed auf Streife durch die City.<br />

Text Norbert Fasching Fotografie Mikael Eliasson


lonDon 51°n/1°W ——— Äußerlich unterscheidet sich der smart<br />

ed der Metropolitan Police in London nicht von den konventionellen<br />

smart-fortwo-Varianten mit Diesel- oder Benzinmotor, wobei die Polizeiausrüstung<br />

und die Folienbeschriftung der „Met“ natürlich schon<br />

einen Unterschied machen. Aber abgesehen davon weisen nur das<br />

Kürzel „ed“ beim Namen, die Steckdose unter dem Tankdeckel<br />

oder der fehlende Auspuff am Heck auf den „Electric Drive“ hin.<br />

Das Herzstück des Wagens besteht aus einem 30 kW/41 PS starken<br />

Permanentmagnet-Elektromotor, der gleich vom Start weg sein<br />

maximales Drehmoment von 140 Nm auf die angetriebenen Räder<br />

bringt und den City-Flitzer mit einem Tritt aufs „Gaspedal“ in nur<br />

5,7 Sekunden von 0 auf 60 km/h beschleunigt. Eine Zebra-Batterie<br />

(Na-Ni-Chlorid-Akku) mit einer Kapazität von 15,5 kWh bei<br />

einer Spannung von 300 Volt sorgt für die nötige Elektropower.<br />

Die Ladezeit an jedem normalen 230-Volt-Stromanschluss beträgt<br />

gerade einmal dreieinhalb Stunden für die gängigste Aufladung von<br />

20 Prozent auf 80 Prozent. Mit voll geladener Batterie verfügt der<br />

E-smart über eine maximale Reichweite von bis zu 115 Kilometern<br />

(72 Meilen).<br />

Schwerpunkt Effizienz – smart driving 45<br />

Unter Öko-Gesichtspunkten ist der smart ed momentan konkurrenzlos,<br />

denn sowohl in Sachen Geräuschentwicklung als auch<br />

im Hinblick auf den direkten Ausstoß von Abgasen sind die Werte<br />

vorbildlich. Wenn der Ladestrom dann noch vorwiegend aus regenerativen<br />

Energiequellen wie Windkraft oder Biomasse stammt,<br />

ist der smart mit „Electric Drive“ eine echte „grüne“ Mobilitätsalternative<br />

mit hoher Energieeffizienz. Dies liegt zum einen am hohen<br />

Wirkungsgrad des Elektromotors, zum anderen am „Rekuperationsmodus“,<br />

durch den die Bremsenergie wie im Dynamo zum<br />

Wiederaufladen des Batteriepacks genutzt wird. Für regelmäßige<br />

Fahrten in die City of London – mitten hinein in die „C-Zone“ also –<br />

lohnt sich der leise und emissonsfreie Elektroflitzer allein schon<br />

deshalb, weil man damit die Tagesmaut von rund 10 Euro an<br />

365 Tagen im Jahr garantiert sparen kann. Elektrofahrzeuge sind<br />

grundsätzlich von der Congestion Charge befreit, die wochentags<br />

(montags bis freitags) jeweils von 7.00 bis 18.00 Uhr für den motorisierten<br />

Individualverkehr in Central London erhoben wird. \


46 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Expertensicht<br />

Dennis L. Meadows<br />

Plädoyer für entschiedene Effizienz: 36 Jahre nach Erscheinen der auf Computersimu-<br />

lationen basierenden Studie „Die Grenzen des Wachstums“ zieht der amerikanische<br />

Systemtheoretiker Dennis L. Meadows eine nüchtern-zynische Bilanz: „Der zunehmende<br />

Ressourcenverbrauch hat den Handlungsspielraum für eine nachhaltige Entwicklung<br />

kleiner werden lassen.“<br />

Text Steffan Heuer Fotografie Sascha Pfläging


Schwerpunkt Effizienz – Expertensicht Dennis L. Meadows<br />

ZOOm<br />

[Im Dialog in privater Atmosphäre: Dennis L. Meadows im Gespräch mit 360 GRAD-<br />

Autor Steffan Heuer in seinem Landhaus in Durham, New Hampshire, USA.]<br />

47<br />

Dennis L. Meadows (Jahrgang 1942) ist einer<br />

der bekanntesten Warner vor den katastrophalen<br />

Folgen unbegrenzten Wachstums.<br />

Der Professor für Management, Ingenieurwesen<br />

und Sozialwissenschaften promo-<br />

vierte am Massachusetts Institute of Tech-<br />

nology (MIT), wo er lange Jahre Systemdynamik<br />

lehrte. Sein Fachgebiet ist die Mo-<br />

dellierung komplexer Kreisläufe und das<br />

Verhalten von simulierten Welten unter Be-<br />

lastung. Zu seinen Veröffentlichungen zählt<br />

der Öko-Bestseller „Die Grenzen des Wachstums“<br />

(1972).


48 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

DURHAM 36°N/79°W ——— 360 GRAD: Prof. Meadows, Sie<br />

sorgten 1972 für weltweites Aufsehen, als Sie „Die Grenzen<br />

des Wachstums“ im Auftrag des Club of Rome veröffentlich-<br />

ten. Seitdem sind zwei Updates mit demselben pessimisti-<br />

schen Fazit erschienen: Die Menschheit lebt weit über ihre<br />

Verhältnisse und die Anzeichen der drohenden Krise scheinen<br />

sich verstärkt zu haben? Dennis L. Meadows: Es gibt einen<br />

entscheidenden Unterschied: Im Jahr 1972 bewegte sich die<br />

Menschheit noch unterhalb der Tragfähigkeit des Planeten – also<br />

die Vereinbarkeit von Ressourcenverfügbarkeit und der nachhal-<br />

tigen Ressourcennutzung durch die Bevölkerung. Heute liegen<br />

wir deutlich drüber. Und da es seitdem keine durchschlagenden<br />

Änderungen gegeben hat, sehen wir langsam erste Konsequenzen<br />

im Alltag. Unsere Untätigkeit engt unseren Handlungsspielraum<br />

immer weiter ein.<br />

——— Einer der Begriffe, den Sie in die <strong>Nachhaltigkeit</strong>sdis-<br />

kussion eingeführt haben, ist „Overshoot.“ Können Sie uns<br />

erklären, was damit gemeint ist? „Overshoot“ beschreibt über-<br />

mäßiges Wachstum und die verzögerte Reaktion darauf. Ein Autofahrer<br />

etwa sieht ein Stoppschild, aber es vergeht kostbare Zeit,<br />

bis er anfängt zu bremsen. Man reagiert zwar, wird aber am Ende<br />

über die Haltelinie hinausschießen. Diese Theorie lässt sich auf<br />

alle möglichen Szenarien anwenden – von der Hypothekenkrise in<br />

den USA bis hin zum Kollaps eines Ökosystems.<br />

„Wir können dieses Problem nicht<br />

mehr eliminieren, wir können nur<br />

noch versuchen, die Folgen abzumildern.“<br />

Dennis L. Meadows<br />

——— Um international etwas zu bewegen, müssen Verträge<br />

ausgehandelt werden, in denen reiche Länder ärmere Länder<br />

um Verzicht bitten. Kann ein solcher Austausch zwischen<br />

Erster und Dritter Welt funktionieren? Ich halte die Vorstellung<br />

für utopisch, dass die reichen Länder für den Rest des Planeten<br />

etwas opfern würden. Das haben sie seit 500 Jahren nicht getan.<br />

Die Debatte um den CO 2-Ausstoß verdeutlicht, wie absurd das<br />

Ganze ist. Wenn wir sagen, jeder Staat reduziert seine Emissionen<br />

um 10 Prozent, dann ist das für Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

bedeutend ungerechter als für ein reiches Land. Das Kyoto-Abkommen<br />

behandelt arm und reich gleich, und das ist ein schwerwiegender<br />

Fehler. Eine Quotierung pro Land wäre hier bedeutend<br />

sinnvoller.<br />

——— Wie soll die Staatengemeinschaft Kompromisse zum<br />

Klimawandel und zum schonenden Umgang mit Ressourcen<br />

aushandeln? Kyoto war ein guter und wichtiger Ausgangspunkt.<br />

Solche Verträge sind nicht beim ersten Mal perfekt. Um die wei-<br />

tere Ausdehnung des Ozonlochs in den Griff zu bekommen, waren<br />

vier oder fünf internationale Verträge nötig. Wenn man sich nur<br />

<strong>zur</strong>ücklehnt und sagt, dieser Vertrag ist problematisch und deswegen<br />

unterschreibe ich ihn nicht, wird man sich nie einig. Die<br />

traurige Wahrheit ist, dass sich unser Klima auf Jahrhunderte<br />

hinaus verschlimmern wird – selbst wenn wir den CO 2-Ausstoß<br />

auf vorindustrielle Werte <strong>zur</strong>ückfahren würden. Wir können die-<br />

ses Problem nicht mehr eliminieren, wir können nur noch versuchen,<br />

die Folgen abzumildern.<br />

——— Kann mehr Effizienz beim Energieverbrauch trotzdem<br />

etwas bewirken? Die „Energy Watch Group“ in Deutschland hat<br />

festgestellt, dass der Höhepunkt der Ölproduktion – „Peak Oil“ –<br />

momentan passiert und dass der Abstieg unerwartet steil ver-<br />

laufen wird. Bis zum Jahr 2030 wird weltweit nur noch etwa halb<br />

so viel Öl verfügbar sein wie heute. Das heißt, die Chancen stehen<br />

schlecht, dass erneuerbare Energiequellen und gestiegene<br />

Effizienz die Lücke so schnell schließen können. Weil Energie ein<br />

zentraler Pfeiler unseres modernen Lebensstandards ist, wird<br />

jener sich dramatisch verändern!<br />

——— Was raten Sie Entscheidungsträgern, um sich auf die-<br />

sen radikalen Wandel einzustellen? Wenn ich in einem Land<br />

das Sagen hätte, würde ich mich auf den Transportsektor konzentrieren.<br />

Das ist einer der Haupt-Ölkonsumenten, und zugleich<br />

ist dort die Substitution von Öl durch andere Energieträger am<br />

schwierigsten. Man könnte sehr wohl an der Technikschraube dre-<br />

hen: Der Transportsektor ist von zentraler Bedeutung für den Ar-<br />

beitsmarkt und somit für das Bruttosozialprodukt eines Landes.<br />

Eine vernünftige Lösung wäre eine weitreichende Elektrifizierung,<br />

also E-Züge und der Einsatz von Elektrofahrzeugen sowie die re-<br />

gionale, alternative Stromerzeugung, wie etwa durch Wind- und<br />

Solaranlagen.<br />

——— Wer die Schlussfolgerungen aus „Grenzen des Wachstums“<br />

ernst nimmt, denkt unweigerlich an Konsumverzicht<br />

oder einen stagnierenden Lebensstandard. Das ist weitaus<br />

weniger attraktiv als die Verheißung unbegrenzten Wachstums.<br />

Die meisten Menschen haben keine Ahnung, was Wachstum<br />

als abstraktes Konzept bedeutet. Sie wollen konkrete Dinge:<br />

ein größeres Haus, ein besseres Auto, mehr Einkommen. Bislang<br />

geht die Öffentlichkeit davon aus, dass anhaltendes Wachstum<br />

mehr materielle Güter für jeden Einzelnen bringen wird. Das wird<br />

sich aber drastisch ändern.<br />

——— Hat die Menschheit bereits den „Point of no Return“<br />

erreicht, sodass es in Zukunft nur noch bergab gehen wird –<br />

oder können wir noch gegensteuern? Diese Metapher stammt<br />

aus der Luftfahrt. Wenn ein Flugzeug den „Point of no Return“ er-<br />

reicht, hat es nicht mehr genug Treibstoff, um zum Ausgangs-<br />

punkt <strong>zur</strong>ückzukehren, sondern kann nur noch anderswo landen.<br />

In diesem Sinne haben wir immer mit einem „Point of no Return“<br />

gelebt, denn wir konnten nie ohne Weiteres zum vorherigen Le-<br />

bensstandard <strong>zur</strong>ückkehren. Wir hatten in der Vergangenheit<br />

allerdings bedeutend attraktivere Optionen und einen größeren<br />

Handlungsspielraum.<br />

——— Wie kann man die Menschen für die Vorstellung gewinnen,<br />

dem Wachstumsglauben abzuschwören? Unsere Spezies<br />

entwickelte sich in einer Zeit, als man sich jeden Tag ums Überleben<br />

kümmern musste und nicht 40 oder 50 Jahre vorausplanen


konnte. Unser Nervensystem hat sich über ein paar hunderttausend<br />

Jahre hinweg daran angepasst, sodass ich bezweifle, dass<br />

Menschen mit den modernen Problemen „pro-aktiv“ umgehen<br />

können. Einige Dinge bewegen sich indessen. Die Sorge um die<br />

Umweltzerstörung in der eigenen Gemeinde ist ein wichtiger Fak-<br />

tor, der die Leute antreibt. Einer der größten Anreize, auf örtlicher<br />

Ebene zu handeln, werden die steigenden Ölpreise sein.<br />

——— Gibt es Lichtblicke – also neue Technologien oder ein-<br />

zelne Länder, in deren Politik und Maßnahmen Sie positive<br />

Signale erkennen? Die gibt es in der Tat; etwa die Entscheidung<br />

der spanischen Regierung, zukünftig mehr Mittel in das Eisenbahnnetz<br />

als in den Straßenbau zu investieren. Die große Frage<br />

ist nur, ob diese Vorbilder eine nachhaltige Wirkung haben. Wir<br />

benötigen nicht unbedingt weitere Technologien, um unsere Probleme<br />

anzupacken. Es würde durchaus ausreichen, die beste jetzt<br />

verfügbare Technologie möglichst flächendeckend einzusetzen.<br />

——— Könnten technische Innovationen – etwa erhöhte Energie-<br />

und Ressourceneffizienz, sparsame Motoren oder ein<br />

erhöhter Recycling-Anteil – Lösungswege sein? Verbesser-<br />

te Technologie wird hilfreich sein, aber man muss sich zugleich<br />

im Klaren sein, dass sie das grundsätzliche Problem nicht lösen<br />

kann! Egal welche Modelle man durchrechnet: Es ist absolut un-<br />

möglich, die Effizienz so zu steigern und neue Technologien so<br />

rasch einzuführen, dass damit der Einbruch bei fossilen Treibstoffen<br />

noch aufzufangen wäre. Und ich spreche hier nicht nur von<br />

Erdöl, sondern ebenfalls von Erdgas und Kohle.<br />

——— Scheitert nicht jedes Engagement an den anspruchsvollen<br />

Erwartungen des Marktes? Nein, es hängt vielmehr<br />

davon ab, wie man die Frage stellt. Diese Frage hat eine psycho-<br />

logische und eine finanzielle Dimension, dazu muss ich etwas<br />

ausholen: Ein guter Freund von mir managt einen grünen Investmentfonds<br />

mit 350 Millionen US-Dollar im Portfolio. Sein explizi-<br />

tes Ziel besteht darin, eine Gesellschaft mit null CO 2-Ausstoß zu<br />

finanzieren. Also habe ich ihn gefragt, welche Rendite seine Geld-<br />

geber erwarten. Die Antwort lautete – „20 Prozent“. Das kann<br />

man vergessen. <strong>Nachhaltigkeit</strong> wirft keine zweistelligen Erträge<br />

ab, dafür aber langfristige.<br />

——— Bis vor Kurzem waren Begriffe wie „<strong>Nachhaltigkeit</strong>“<br />

oder „ökologischer Fußabdruck“ nur für Eingeweihte von In-<br />

teresse. Warum? Viele Spitzenentscheider haben ein starkes<br />

Interesse daran, die gegenwärtige Situation aufrechtzuerhalten;<br />

sie bewahrt den Status quo: Globalisierung und Freihandel. Man-<br />

che Fachleute propagieren die Idee, dass wir den Klimawandel<br />

als wirtschaftliches Problem mithilfe von diskontiertem „Cashflow“<br />

Schwerpunkt Effizienz – Expertensicht Dennis L. Meadows<br />

„<strong>Nachhaltigkeit</strong> wirft keine zweistelligen Erträge<br />

ab, dafür aber langfristige.“ Dennis L. Meadows<br />

behandeln sollten. Das hat aber nur einen Sinn, wenn ich morgen<br />

die Lösung zu einem Problem kaufen kann, unter dem ich heute<br />

leide, und dann zwei Optionen habe, etwa: „Soll ich mein Auto<br />

jetzt reparieren oder mir gleich ein neues kaufen?“ – Was sind die<br />

Kosten bzw. die Vorteile zu warten? Bei der Zerstörung der Umwelt<br />

kann man aber so nicht rechnen: Denn wie will ich mich aus<br />

der gestiegenen Temperatur der Erdatmosphäre freikaufen oder<br />

wie hoch setze ich den Wert einer heute aussterbenden Tier- oder<br />

Pflanzenart an?<br />

——— Was kann ein Unternehmen wie <strong>Daimler</strong> tun? Meiner Mei-<br />

nung nach liegt die Hauptaufgabe für <strong>Daimler</strong> darin, sich auf einen<br />

langfristigen Unternehmenserfolg und nicht auf das Erzielen<br />

kurzfristiger Gewinne zu konzentrieren. In der Vergangenheit war<br />

es bei modernen Unternehmen so: Erst wurden Profitziele abgesteckt,<br />

dann die Technologien dazu entwickelt, um diese Ziele<br />

zu erreichen. Das funktioniert in Zukunft nur noch umgekehrt. Erst<br />

kommt die Technologie und daraus leitet sich der Ertrag ab. Unternehmen<br />

wie <strong>Daimler</strong> können sehr wohl an der Technikschraube<br />

drehen und sich rechtzeitig Gedanken machen, wie das Transportwesen<br />

der Zukunft aussehen wird. \<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] Vita und Bibliographie Dennis L. Meadows<br />

[2] „Making of …“ zum Interview in New Hampshire, USA<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

49


50 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Energiesparer am<br />

Seit drei Jahren durchkämmen <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiter systematisch die Fabrikationshallen an den<br />

deutschen Werkstandorten. Unermüdlich suchen sie nach Möglichkeiten, den Energieverbrauch<br />

zu drosseln. Die Erfolge sind beachtlich: Mehrere hundert Millionen Kilowattstunden Strom oder<br />

Heizenergie wurden inzwischen eingespart und dadurch einige tausend Tonnen CO 2 vermieden.<br />

Und von Tag zu Tag kommen weitere Effizienzerfolge hinzu.<br />

Text Kilian Kirchgeßner<br />

unTeRTüRkheim 49°n/9°e ——— „Das<br />

ist eine Arbeit mit Spaßfaktor“, sagt Thomas<br />

Hübner, „mit der man nie fertig wird.“ Er ist für das<br />

Optimierungsprojekt „Energieeffizienz“ im Werk Untertürkheim verantwortlich und Nachfolger<br />

von Ulrich Funk, der hier am Standort das erste Energieeffizienz-Team aufgebaut und geleitet hatte. Schon die<br />

schiere Größe des Werkareals stellt für sein Projektteam und ihn eine Herausforderung dar: Die Werkshallen<br />

messen insgesamt zwei Millionen Quadratmeter und die Maschinen brauchen zusammengenommen so viel<br />

Strom wie eine Stadt mit 600.000 Einwohnern. Bislang zumindest – denn die Aufgabe von Hübner und<br />

seinem Team ist es, den Bedarf deutlich zu drosseln. Angefangen haben sie mit einfachen Schritten,<br />

mit dem flächendeckenden Maschinenabschalten am Wochenende etwa und einer gezielten Steuerung<br />

der Heizungsanlagen. Eine Photovoltaikanlage sorgt zusätzlich für eine Verbesserung<br />

der Energiebilanz – zwei weitere Anlagen werden im Jahr <strong>2008</strong> noch hinzukommen. „Sobald<br />

eine Halle umgebaut wird, bauen die Experten energieeffiziente Lüftungsanlagen<br />

ein, die sparsamer mit der Energie umgehen“, sagt Hübner. Mit seinem Team hat<br />

er in den <strong>zur</strong>ückliegenden beiden Jahren schon mehr als 181 Millionen Kilowattstunden<br />

Energie eingespart – und beinahe täglich hat das Team neue<br />

Ideen, wie sich der Energieverbrauch noch weiter senken lässt.<br />

181.900.000 kilowattstunden (kWh)<br />

Bezogen auf das Referenzjahr 2005 wurden im Werk untertürkheim bis-<br />

lang 51,7 mio. kWh Strom und 130,2 mio. kWh heizenergie eingespart.


Werk<br />

unTeRTüRkheim 49°n/9°e ——— Wie ein Detektivspiel hat alles<br />

angefangen. Sonntag ist es, über Stuttgart liegt die entspannte<br />

Ruhe des Wochenendes. Für Ulrich Funk und seine kleine Truppe<br />

ist es der richtige Moment, mit ihrer Mission zu beginnen — im<br />

Mercedes-Benz-Werk im Stuttgarter Ortsteil Untertürkheim sind sie<br />

den ganzen Tag über auf der Suche nach Energieeinsparpotenzial.<br />

Bewehrt mit Block und Bleistift beginnen sie ihren Rundgang durch<br />

die menschenleeren Fabrikationsanlagen. „Wir haben eine ganze<br />

Menge Sparmöglichkeiten gefunden“, sagt Ulrich Funk: „Offene<br />

Fenster, brennende Lichter, laufende Maschinen — an vielen Stellen<br />

waren es solche Kleinigkeiten, die uns gleich ins Auge gefallen sind.“<br />

Der sonntägliche Rundgang durch die Fabrikhallen war der Anfang<br />

einer groß angelegten Energiespar-Kampagne. Monatelang nahm<br />

Ulrich Funk als Leiter des Projekts Energieoptimierung zusammen<br />

mit seinem Team den gesamten Standort unter die Lupe. Mehr als<br />

zwei Millionen Quadratmeter messen die Gebäude dort, pro Jahr<br />

laufen hier Hunderttausende an Motoren, Achsen und Getrieben<br />

vom Band. „Schon in den ersten Wochen haben wir es geschafft,<br />

den Energieverbrauch am Wochenende um mehr als ein Viertel<br />

zu reduzieren“, sagt Ulrich Funk. Und Thomas Hübner, sein Nachfolger<br />

im Werk Untertürkheim, versichert, dass gerade wegen<br />

der bereits erzielten Erfolge auch weiterhin große Anstrengungen<br />

unternommen werden, um die Energieeffizienz am Standort immer<br />

noch ein Stück weiter zu verbessern.<br />

Die deutschen <strong>Daimler</strong>-Standorte sind zu Vorreitern in Sachen<br />

Umweltschutz geworden: Schon lange, bevor das Thema Energiesparen<br />

in die Schlagzeilen geraten ist, haben die Mitarbeiter<br />

mit ausgeklügelten Konzepten tonnenweise CO 2-Emissionen eingespart.<br />

Die Kombination aus technischen Innovationen und dem<br />

Engagement vieler Mitarbeiter — das ist das Geheimrezept hinter<br />

dem Erfolg. Unterm Strich haben die Werke auf diese Art schon<br />

jetzt mehrere hundert Millionen Kilowattstunden Energie gespart,<br />

während der Betrieb überall ungehindert weiterlaufen konnte. „Und<br />

noch“, sagt Horst Uhl, „sind wir erst am Anfang unserer Initiative.<br />

Wir haben noch ganz viele neue Ideen!“<br />

Horst Uhl ist beim <strong>Daimler</strong>-Tochterunternehmen EvoBus in Ulm<br />

für das zuständig, was er selbst ganz nüchtern als „energetische<br />

Modernisierung“ bezeichnet. Kein Projekt auf höchster Ebene ist<br />

das, sondern eine Initiative der Mitarbeiter. „Die Kollegen sehen<br />

in ihrem Umfeld jeden Tag, wo sich Energie sparen lässt“, sagt<br />

Uhl. Mit Notizen am Schwarzen Brett und Tausenden von Flugblättern<br />

hat er die Mitarbeiter zu einem Ideenwettbewerb aufgerufen —<br />

ein durchschlagender Erfolg. „Alle waren richtig stolz drauf, dass<br />

wir so viel bewegen können“, sagt Uhl. Lauter kleine Schritte ha-<br />

ben seine Kollegen vorgeschlagen — und die ergeben in der Sum-<br />

me ein mächtiges Sparpotenzial. An den riesigen Halleneingängen<br />

bei EvoBus etwa, die fast fünf Meter hoch sind, hat Uhl konsequent<br />

bei jeder Neuanschaffung herkömmliche Tore durch moderne<br />

Schnelllauftore ersetzen lassen, die in vier Sekunden offen sind<br />

Schwerpunkt Effizienz – Energiesparer am Werk<br />

und sich genauso schnell wieder schließen. Dadurch bleibt die<br />

kalte Luft draußen, im Winter spart allein das eine Menge Heiz-<br />

energie.<br />

In den Mercedes-Benz-Werken Bremen und Rastatt sind es neue<br />

Systeme in der Lackiererei, die am meisten <strong>zur</strong> guten Energie-<br />

bilanz beitragen: Die heiße Luft, die für die verschiedenen Trockengänge<br />

nötig ist, landet in einem Wärmetauscher und kann<br />

so noch sinnvoll genutzt werden. Solche spürbaren Erfolge be-<br />

deuten hinter den Kulissen eine Menge Arbeit.<br />

Harald Weinert, der Projektmanager für Energieoptimierung am<br />

Mercedes Technology Center (MTC) Sindelfingen, untersuchte<br />

mit seiner Mannschaft über mehrere Monate den Stromverbrauch<br />

im MTC. Mehr als 250 Messgeräte hatte er überall im Gebäude<br />

angeschlossen, die Daten wertete er akribisch aus — und fügte<br />

so wie in einem Puzzle ein detailliertes Bild zusammen, wo sich<br />

Energie einsparen lässt. „Mir war am Anfang völlig unklar, welche<br />

Geräte wann wie viel Strom verbrauchen“, sagt er heute. Umso<br />

präziser konnte er die Energiebilanz nach seiner genauen Analyse<br />

verbessern — von der abgeschalteten Nachtbeleuchtung bis hin<br />

<strong>zur</strong> perfekt gesteuerten Klimaanlage.<br />

So viel Eifer beim Energiesparen färbt auch auf das Privatleben<br />

ab. „Meine Familie macht inzwischen Witze darüber, wie ich zu<br />

Hause darauf achte, dass die Fenster geschlossen und Heizkörper<br />

vernünftig eingestellt sind oder dass Geräte im Stand-by-Betrieb<br />

sowie nicht benötigte Lampen einfach ausgeschaltet werden“,<br />

sagt Ulrich Funk, der Energiedetektiv aus dem Untertürkheimer<br />

Mercedes-Benz-Werk. Neulich, erzählt er, hat er seine Kinder<br />

dabei erwischt, wie sie abends auf der Lauer lagen, um sich im<br />

Scherz gegenseitig zu warnen: „Da haben sie laut durchs ganze<br />

Haus gerufen: ‚Macht das Licht aus, der Papa kommt heim!‘ —<br />

Dass Energiesparen für mich <strong>zur</strong> richtiggehenden Leidenschaft<br />

wird“, sagt Ulrich Funk, „hätte ich vor meinem Projekt bei <strong>Daimler</strong><br />

nie geglaubt.“ \<br />

[360 GRAD online]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] Der „<strong>Daimler</strong> environmental leadership Award 2007“<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

51


52 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

ulm 48°n/10°e ——— Horst Uhl ist zufrieden<br />

mit der Arbeit seines Teams: „In den Fabrikhallen<br />

bei uns“, sagt der Leiter Werksinfrastruktur, „hat man sogar<br />

auch im Winter das Gefühl, als scheine die Sonne.“ An den Stand-<br />

orten der EvoBus GmbH in Neu-Ulm und Mannheim sind an der Decke<br />

hoch über den Köpfen der Mitarbeiter neuerdings Heizkörper in Form von<br />

Deckenstrahlplatten montiert, die ihre Wärme nach unten abstrahlen. Gespeist<br />

werden sie mit der Abwärme aus Druckluftkompressoren. Vorher wirbelten acht mäch-<br />

tige Lüftungsanlagen mit großem Energieaufwand warme Luft in die Werkshalle, wo es deshalb<br />

den ganzen Tag nicht übermäßig warm, dafür aber zugig war. „E+“ heißt das Projekt,<br />

das in vielen Bereichen jede Menge Energie einspart. Allein die technische<br />

Verbesserung an der Belüftung hat den Verbrauch von Heizenergie um 23<br />

Prozent gesenkt – das spart pro Jahr mehr als 2.000 Tonnen CO 2 ein.<br />

14.200.000 kWh<br />

energetische optimierungen durch das Projekt „e+“ im evoBus-<br />

montagewerk neu-ulm führten zu einer Absenkung des heizener-<br />

giebedarfs um 14,2 mio. kWh.<br />

SinDelfinGen 48°n/9°e ———<br />

Zwei Stufen hat der Energiesparplan<br />

von Harald Weinert, der für das<br />

Projekt „Energieoptimierung im MTC“ am<br />

Standort Sindelfingen zuständig ist: „Zuerst<br />

haben wir Stellen gesucht, wo wir ohne großen<br />

Aufwand den Stromverbrauch senken können“, sagt<br />

Weinert. Er wurde fündig – bei der Fassadenbeleuchtung<br />

etwa, die das Gebäude in gleißendes Licht taucht, oder bei der<br />

Klimaanlage, die nicht ideal eingestellt war. „Als Nächstes haben<br />

wir uns dann die Bereiche vorgeknöpft, wo das Einsparpotenzial nicht<br />

gleich zu erkennen ist“, sagt Weinert. Mit sensiblen Messgeräten hat er den<br />

Energiefluss im Mercedes Technology Center über Monate hinweg analysiert –<br />

und konnte dann durch eine clevere Steuerung der Maschinen den Stromverbrauch<br />

drosseln. 21,8 Prozent elektrische Energie und sogar 39,3 Prozent<br />

Wärmeenergie ließen sich so von 2004 bis 2007 einsparen.<br />

49.100.000 kWh<br />

Das Projekt „energieoptimierung im mTC“ erzielte bislang Reduktionen beim<br />

Stromverbrauch um 17,7 mio. kWh und bei der heizenergie um 31,4 mio. kWh.


Schwerpunkt Effizienz – Energiesparer am Werk<br />

RASTATT 49°n/8°e ——— Die Liste auf dem Schreibtisch von Ralf Clemens ist seitenlang: 250 Stichwörter hat er darauf<br />

notiert, jedes steht für eine Energiesparmaßnahme im Werk Rastatt. „Uns war von vornherein klar, dass wir flächendeckend<br />

an das Thema herangehen müssen“, sagt der Leiter Technischer Werkservice Energieversorgung. Zu-<br />

sammen mit zwölf Kollegen hat er das ganze Werk nach Einsparpotenzialen durchsucht – und fand sie auch<br />

dort, wo sie niemand erwartet hätte. Von einer präziseren Temperaturregelung über eine neue Lüftungs-<br />

anlage bis hin <strong>zur</strong> Wärmerückgewinnung in der Lackieranlage reichen die einzelnen Schritte. Das Er-<br />

gebnis kann sich sehen lassen: Um 12,5 Millionen Kilowattstunden Strom und 16 Millionen Kilowattstunden<br />

Erdgas sank der Verbrauch allein im Jahr 2007.<br />

28.500.000 kWh<br />

Die „effizienz-offensive“ am Standort Rastatt mit über 200 einzelmaßnahmen führte<br />

bisher <strong>zur</strong> einsparung von 28,5 mio. kWh an Strom und heizenergie.<br />

BRemen 53°n/8°e ——— Auf den ersten Blick sind nur mächtige Rohre von der Anlage<br />

zu sehen, die der ganze Stolz von Andreas Schmidt ist. Er arbeitet in der Planungsabteilung<br />

der Lackiererei im Werk Bremen und kennt sämtliche Details der neuen<br />

Technik, die der Wärmerückgewinnung dient. „In den Bereichen unserer Lackiererstraße,<br />

wo die Lackschichten eingebrannt werden, ist es etwa 200<br />

Grad heiß“, erklärt er, „und während die Abwärme früher nur teilweise<br />

genutzt wurde, wird sie jetzt mit einer komplexen Wärmetauschanlage<br />

eingefangen.“ Über ein durchdachtes System heizt die Abluft<br />

die Tauchbecken und Zwischentrockner der Lackiererei<br />

auf. Die Einsparungen sind gewaltig: Ist das Werk voll aus-<br />

gelastet, spart die innovative Technik pro Jahr 24 Millio-<br />

nen Kilowattstunden Wärmeenergie ein – das entspricht<br />

dem Verbrauch von 1.200 Einfamilienhäusern.<br />

24.000 .000 kWh<br />

Durch inbetriebnahme von effizienten Wärmerückge-<br />

winnungsanlagen können im Werk Bremen pro Jahr bis<br />

zu 24 mio. kWh an heizenergie eingespart werden.<br />

53


54 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Pan rama Umwelt<br />

Durchbruch<br />

bei Batterietechnik<br />

StuttGARt 49°N/9°E ——— <strong>Daimler</strong> hat<br />

den entscheidenden Meilenstein in der<br />

Batterietechnologie erreicht. Als weltweit<br />

erstem Hersteller ist es dem Stuttgarter<br />

Unternehmen gelungen, die bislang überwiegend<br />

in der Consumer-Elektronik eingesetzte<br />

Lithiumionenbatterietechnik auf die<br />

hohen Anforderungen im Automobilbereich<br />

abzustimmen. Der neue Energiespeicher<br />

wird ab 2009 im S 400 BlueTEC HYBRID in<br />

der Serie zum Einsatz kommen. Insgesamt<br />

hält <strong>Daimler</strong> 25 Patente, die den Durchbruch<br />

bei dieser wichtigen Technologie<br />

ermöglicht haben. Thomas Weber, Mitglied<br />

des <strong>Daimler</strong>-Vorstands, verantwortlich für<br />

Konzernforschung und Entwicklung bei<br />

Mercedes-Benz Cars erklärt: „Damit haben<br />

wir eine Schlüsseltechnologie in der Hand,<br />

die erfolgsbestimmend für die Zukunft der<br />

Automobilindustrie ist. Das ist ein Verdienst<br />

unserer intensiven Forschung, die wir seit<br />

1992 auf diesem Gebiet betreiben.“ \<br />

„Blauer Engel“ für Citaro-Stadtbus<br />

StuttGARt 49°N/9°E ——— Seit November 2007 dürfen Mercedes-Benz-Citaro-Stadtbusse<br />

mit BLUETEC 5 das Gütesiegel „Blauer Engel“ tragen. Zu den technischen Voraussetzungen<br />

für die Verleihung des Umweltzeichens durch den RAL e. V. und das Umweltbundesamt zählt<br />

die Erfüllung der folgenden Kriterien: Motorabgaswerte nach Euro-5-Norm, die Einstufung<br />

als „Enhanced Environmentally friendly Vehicle“ (EEV), niedrige Geräuschemissionen innen<br />

und außen, die Verwendung von ozonschichtfreundlichen Stoffen und von Kältemitteln mit<br />

möglichst geringem Treibhauspotenzial sowie die Verwendung schwermetallfreier Lacke<br />

mit weniger als 130 g/m 2 Lösemittel. Dies ist bei Mercedes-Benz-Bussen mit einfarbiger<br />

Lackierung sichergestellt, die zusätzlich mit Folien gestaltet werden können. Der „Blaue<br />

Engel“ ist ein Zertifikat für besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen.<br />

Es wurde 1977 von der deutschen Umweltministerkonferenz ins Leben gerufen und soll<br />

umweltfreundliche Entwicklungen fördern sowie Alternativen zu herkömmlichen Produkten,<br />

die die Umwelt belasten, aufzeigen. \<br />

150.000 Lkw mit<br />

BLUETEC „on the road“<br />

WöRth 49°N/8°E ——— Seit der Marktein-<br />

führung des innovativen Abgasreinigungs<br />

systems BLUETEC sind mittlerweile über<br />

150.000 Mercedes-Benz Lkw mit BLUETEC-<br />

Ausstattung in Kundenhand übergeben<br />

worden. Nach Meinung von Hubertus Troska,<br />

Geschäftsleiter Mercedes-Benz Lkw Europa/<br />

Lateinamerika, erweist sich die Entschei-<br />

dung für die BLUETEC-Technologie immer<br />

mehr als „effizientes Kraftstoffsparpro-<br />

gramm“, was gerade in Zeiten sich verteu-<br />

ernder Kraftstoffe und angesichts der<br />

aktuellen Klimawandel-Diskussion deutlich<br />

an Bedeutung gewinnt. Denn BLUETEC ver-<br />

bindet in einmaliger Weise Ökonomie mit<br />

Ökologie: Mercedes-Benz-Lkw mit BLUETEC<br />

zeichnen sich durch um etwa 80 Prozent<br />

niedrigere Partikelemissionen und bis zu<br />

60 Prozent weniger NO x im Abgas aus.<br />

Außerdem verbrauchen Nutzfahrzeuge mit<br />

BLUETEC im Durchschnitt 2 bis 5 Prozent<br />

weniger Kraftstoff, was bei einer<br />

durchschnittlichen Laufleistung von<br />

150.000 km im Fernverkehr etwa 1.500 bis<br />

2.000 Liter Diesel pro Jahr entspricht. \


C-Klasse: „Design for Environment“<br />

MÜNChEN 48°N/11°E ——— Das neue T-Modell der C-Klasse wurde ebenso wie die<br />

C-Klasse-Limousine mit dem Umweltzertifikat des TÜV Süd ausgezeichnet. Es bestätigt,<br />

dass beide Fahrzeugversionen gemäß den Anforderungen der ISO-Norm 14 062 umweltgerecht<br />

entwickelt wurden. Dem Zertifikat liegt eine vollständige Ökobilanz des neuen<br />

T-Modells zugrunde. Der durch die ISO-Norm 14 062 definierte Leitgedanke „Design for<br />

Environment“ ist seit zwölf Jahren in den Entwicklungsprozess von Mercedes-Benz-Pkw<br />

verankert. Nach der im Jahr 2005 vorgestellten S-Klasse (2005) und der Limousine der<br />

C-Klasse (2007) ist das neue T-Modell der C-Klasse das dritte Serienmodell, dessen Entwicklungsprozess<br />

unter Umweltgesichtspunkten gemäß ISO-Norm überprüft und bestätigt<br />

wurde. \<br />

<strong>Daimler</strong> führt AFCC<br />

VANCOuVER 49°N/123°W ——— <strong>Daimler</strong> ist mit einem Anteil von 50,1 Prozent Mehrheitseigner<br />

der neu gegründeten „Automotive Fuel Cell Cooperation“ (AFCC) für Brennstoffzellenanwendungen<br />

im Automobilbereich. Mit der Neugründung soll die weltweit führende<br />

Rolle auf diesem Gebiet gemeinsam mit der Ford Motor Company und Ballard Power<br />

Systems weiter ausgebaut werden. Mit zahlreichen Patenten sowie rund 150 hoch spezialisierten<br />

Mitarbeitern ist das neue Unternehmen Technologieführer im Bereich Brennstoffzellen-Stacks<br />

für Automobile. Als „Think Tank“ für die erfolgreiche Weiterentwicklung<br />

der fahrzeugspezifischen Brennstoffzellentechnologie wird AFCC eng mit den Forschungs-<br />

und Entwicklungsabteilungen der beteiligten Autohersteller zusammenarbeiten. „Wir bei<br />

<strong>Daimler</strong> haben die Schlüsseltechnologien für eine nachhaltige Mobilität identifiziert und<br />

investieren gezielt in den Ausbau von Kompetenzen in diesen Bereichen“, erklärt Dr. Thomas<br />

Weber, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand für Konzernforschung sowie Entwicklung Mercedes-Benz<br />

Cars verantwortlich. „Die Mehrheitsbeteiligung an der Automotive Fuel Cell Cooperation<br />

ist ein weiterer konsequenter Schritt in diese Richtung.“ \<br />

Panorama Umwelt<br />

Jatropha: Biodiesel-<br />

Kooperation<br />

55<br />

StuttGARt 49°N/9°E ——— Die Archer<br />

Daniels Midland Company (ADM), die Bayer<br />

CropScience AG und <strong>Daimler</strong> haben die<br />

gemeinsame Erforschung der Einsatzmöglichkeiten<br />

von Jatropha (Jatropha cur-<br />

cas L.) in der Biodieselindustrie vereinbart.<br />

Die drei Kooperationspartner sehen in der<br />

tropischen Pflanze aus der Familie der<br />

Wolfsmilchgewächse einen vielverspre-<br />

chenden Rohstoff <strong>zur</strong> Erzeugung von Biodiesel.<br />

Die Jatropha-Pflanze wächst auch<br />

auf Böden, die für den Nahrungsmittelanbau<br />

nicht geeignet sind. Aus der Jatropha-<br />

Nuss hergestellter Biodiesel weist ähnliche<br />

Eigenschaften auf wie Treibstoff aus Ölsaaten.<br />

Er zeichnet sich außerdem durch<br />

eine positive CO 2-Bilanz aus und kann so<br />

einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.<br />

Herbert Kohler, Umweltbevollmächtigter im<br />

<strong>Daimler</strong>-Vorstand und verantwortlich für<br />

Fahrzeugentwicklung und Antriebstechnologie:<br />

„Unsere Forschungsaktivitäten der<br />

letzten Jahre haben beispielsweise nachgewiesen,<br />

dass Jatropha-Biodiesel mit nahezu<br />

gleicher Qualität hergestellt werden kann<br />

wie Biodiesel aus Raps. Jetzt ist es an der<br />

Zeit, das wirtschaftliche Potenzial zu bewerten.“<br />

\


56<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>


stuttGARt 49°N/9°E ——— Es gibt so ein paar Zahlen, die treiben<br />

ihn um: 30 Prozent der deutschen Angestellten sind unzu-<br />

frieden. 30 Prozent der Zeit beschäftigen sie sich gedanklich mit<br />

sich selbst. Das hat er im Managerseminar gehört. Dann saß<br />

Ralph Lambright in einem Workshop für <strong>Daimler</strong>-Führungskräfte.<br />

Es ging um Diversity, die Vielfalt der Menschen und den Umgang<br />

damit. Ein Kurs für Führungspersonal, aber ihm war klar: „Das ge-<br />

hört runter auf Produktionsebene.“<br />

„Diversity erlebe ich jeden Tag“, sagt der Leiter einer Abteilung<br />

der Montage Großserie, der für 1.100 Mitarbeiter zuständig ist.<br />

Jeder fünfte Kollege kommt aus dem Ausland. Die Zahl der über<br />

Fünfzigjährigen steigt, die Zahl der Mitarbeiter mit gesundheit-<br />

lichen Einschränkungen auch. Und die Frauen – immerhin 14 Prozent<br />

der Belegschaft – müssen sich in der von Männern dominierten<br />

Produktionswelt behaupten.<br />

„Wir wollen die besten Autos der Welt bauen, da brauchen wir<br />

auch die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Welt!“, be-<br />

tont Ralph Lambright. Als die Bänder in der Umbauphase von<br />

der aktuellen auf die neue E-Klasse stillstanden, setzte er sich mit<br />

verschiedenen Kollegen zusammen: Frauen, Männer, Deutsche,<br />

Italiener, Türken, junge und alte, fitte und gesundheitlich angeschlagene.<br />

„Wie gehen wir miteinander um?“, fragte er in die Runde, und sie<br />

hatten viele Beispiele, gute wie schlechte: Da ist der Monteur,<br />

der Epilepsie hat – und auf den immer einer mit achtet. Der junge<br />

Mann, der gerade einen Herzinfarkt überstanden hat und jetzt<br />

je nach seiner momentanen Belastbarkeit eingesetzt wird. Der Mus-<br />

lim, der am Ramadan Gelegenheit zum Beten bekommt. Da sind<br />

aber auch die Mitarbeiter, die glauben, Teilzeit sei nur eine „halbe<br />

Sache“.<br />

Das größte gemeinsame Vielfache 57<br />

Das größte gemeinsame<br />

Vielfache<br />

Moral, Mut, Macht, Alter, Charakter, Humor – jeder Mensch<br />

hat sein ganz persönliches Profil. Das <strong>Daimler</strong>-Diversity-Management nutzt die Potenziale<br />

und Möglichkeiten, die aus der Vielfalt der Belegschaft resultieren. Bis 2010 will <strong>Daimler</strong> zu<br />

den angesehensten Unternehmen in dieser Managementdisziplin gehören.<br />

text Kirsten Wörnle Illustration Ioannis Karanasios<br />

Vielleicht muss man wie Ralph Lambright als Sohn eines schwarzen<br />

Amerikaners und einer Deutschen auf die Welt gekommen<br />

sein, um zu wissen, wie einseitig die Umwelt bisweilen tickt. „Da-<br />

bei ist Diversity ein Fakt“, sagt er, der als junger Mann die Vorurteile<br />

mit Sport wettmachte. „Unternehmen können entweder ver-<br />

suchen, alle auf eine Linie zu trimmen, oder sie managen die Vielfalt<br />

zu ihren Gunsten.“<br />

Anmerkungen zu Diversity<br />

[1] Diversity ist mehr als ein Frauenthema. Diversity heißt, die Vielfalt der<br />

Menschen zu respektieren und unternehmerisch zu nutzen. Es geht weit über<br />

das Thema „Mann oder Frau“ hinaus.<br />

<strong>Daimler</strong> sieht in der Vielfalt seiner<br />

Belegschaft ein wichtiges Potenzial. Diversity ist seit 2005 Chef-<br />

sache: „Für uns zählt ein effektives Diversity-Management zu den<br />

wichtigsten Aufgaben – und zwar nicht, weil es politisch korrekt<br />

wäre, sondern weil es sozial und geschäftlich sinnvoll, ja notwendig<br />

ist“, sagt Dieter Zetsche. Bis spätestens 2010 will der Automobilkonzern<br />

in puncto Diversity zu den angesehensten Unternehmen<br />

gehören. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland unter-<br />

zeichnete <strong>Daimler</strong> die sogenannte „Charta der Vielfalt“ – eine<br />

deutschlandweite Initiative – und verpflichtete sich damit zu<br />

einer Kultur des Respekts und der Wertschätzung eines jeden<br />

Einzelnen.<br />

„Unsere Zukunft hängt stark davon ab, wie es gelingt, Talente zu<br />

rekrutieren, zu entwickeln und zu fördern“, erklärt Günther Fleig,<br />

<strong>Daimler</strong>-Personalvorstand und Arbeitsdirektor. „Schon in wenigen<br />

Jahren sieht Europa vergleichsweise alt aus.“ Bis 2015 wird das<br />

Durchschnittsalter der Deutschen auf 44 Jahre klettern, in Frankreich<br />

wird es bei 40 liegen, in Irland bei 36 und in Indien bei >


58<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

gerade mal 30 Jahren. Die Suche nach qualifiziertem Personal wird<br />

dadurch schwerer, zumal die deutsche Bevölkerung schrumpft.<br />

„Deutschland kann es sich nicht leisten, Frauen nach der Kinderphase<br />

in Sackgassen zu führen oder die Generation 50 plus aufs<br />

Abstellgleis zu schieben“, betont Fleig.<br />

Ein Konzern, der auf der ganzen Welt die unterschiedlichsten Zielgruppen<br />

hat, ist stärker, wenn beispielsweise die Entwicklungs-<br />

und Vertriebsmannschaften keine Clübchen Gleichgesinnter sind –<br />

auch das ist eine Erkenntnis von Diversity. Gemischte Teams, in<br />

denen die Vielfalt der Meinungen genutzt wird, um bessere Ent-<br />

scheidungen zu treffen, sind kreativer und innovativer. Die Mitar-<br />

beiter solcher Teams kennen die vielfältigen Bedürfnisse der Ver-<br />

braucher besser.<br />

„Die Zusammensetzung unserer Be-<br />

legschaft spiegelt die Kundenstruktur nicht wider“, räumt Ursula<br />

Schwarzenbart, die Leiterin des Global Diversity Office (GDO), ein.<br />

Nach neuen Erkenntnissen sind drei von vier Frauen an den Kaufentscheidungen<br />

für ein Fahrzeug beteiligt. Schon bald wird jeder<br />

zweite Fahrzeughalter eine Frau sein. Bei den leitenden Führungs-<br />

positionen des <strong>Daimler</strong>-Konzerns sind weltweit jedoch nur knappe<br />

8 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt.<br />

Mit Sari Baldauf hat der Konzern nun erstmals eine Aufsichtsrätin.<br />

Dennoch: <strong>Daimler</strong> will deutlich mehr weibliche Toptalente. Im Rahmen<br />

eines konsequenten Diversity-Managements setzt der Auto-<br />

hersteller zunächst den Schwerpunkt auf Frauen in Führungsposi-<br />

tionen. Die <strong>Daimler</strong>-Manager sind angehalten, den Frauenanteil<br />

in ihren Bereichen zu erhöhen. Besetzungsprozesse werden trans-<br />

parenter gemacht. Abteilungsleiterinnen und Teamleiterinnen bekommen<br />

auf Wunsch einen Mentor. „Das ist eine der effektivsten<br />

Maßnahmen, um Frauen sichtbar zu machen und Netzwerke zu<br />

erweitern“, sagt Ursula Schwarzenbart.<br />

[2] Diversity setzt keine Quoten. Diversity versteht sich nicht als Quoten-<br />

politik, sondern als aktives Management von Vielfalt. Messbare Vorgaben kön-<br />

nen ein Instrument sein, um Vielfalt zu implementieren und zum Beispiel den<br />

Frauenanteil auf Führungsetagen zu erhöhen. Bei <strong>Daimler</strong> gilt weiter das<br />

Leistungsprinzip. Das Unternehmen geht davon aus, dass mit weniger als<br />

acht Prozent Frauen auf leitenden Positionen weltweit das Leistungsprinzip<br />

jedoch nicht umgesetzt ist.<br />

Untertürkheim, ein Büro<br />

in der <strong>Daimler</strong>-Zentrale: Eine 37-jährige Abteilungsleiterin und ihr<br />

Mentor sitzen in der Mittagspause zusammen. Sie hat eine Liste<br />

mit den Fragen mitgebracht, die sie ihm stellen will: Wie viel delegiert<br />

er? Wie trifft er Entscheidungen? Was ist Chefsache, wo holt<br />

er die Meinung seines Teams ein? Hat er bewusst Karriereplanung<br />

betrieben?<br />

„Mein Mentor geht wirklich auf meine Fragen ein, er gibt mir keine<br />

oberflächlichen politischen Antworten, sondern konkrete Beispie-<br />

le, wie er es macht“, sagt die junge IT-Expertin. Ein Jahr lang trifft<br />

sie sich im Rahmen des TANDEM-Mentoring-Programms mit einer<br />

Führungskraft, die hierarchisch höhergestellt ist. Hier tauscht sie<br />

fachliches und persönliches Erfahrungswissen aus, knüpft Kontak-<br />

te, bildet Netzwerke. „Ich fühle mich in vielen Entscheidungen ein-<br />

fach gestärkt“, berichtet die IT-Expertin. Die Gespräche sind bis-<br />

weilen so anregend, dass ihr Mentor sagt: „Jetzt geben Sie mir mal<br />

einen Tipp!“<br />

Es können auch unterschiedliche Kommunikationsstile sein, die<br />

die Karriere eines Toptalents im Sande verlaufen lassen, wie die<br />

Kronberger Diversity-Expertin Kirsten Hein berichtet: „Da sind<br />

zwei High Potentials, ein Mann und eine Frau – der Mann bekommt<br />

vom Chef ein echtes Feedback; die Frau nicht, weil der Vorgesetzte >


Zoom<br />

Diversity bei <strong>Daimler</strong><br />

In dem im Jahr 2006 in Kraft getretenen All-<br />

gemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG)<br />

werden besonders die personenbezogenen<br />

Diversity-Dimensionen betrachtet:<br />

Rasse und ethnische Herkunft, Geschlecht,<br />

Religion und Weltanschauung, Behin-<br />

derung, Alter sowie sexuelle Identität.<br />

<strong>Daimler</strong> hat den Blick von Anfang an bewusst<br />

erweitert und beispielhaft für das um-<br />

fassende Verständnis von Diversity für sich<br />

„42 Dimensionen“ aufgeführt. Die Zahl 42<br />

ist hierbei sozusagen „willkürlich“ und je-<br />

derzeit erweiterbar.<br />

CHECKPoINT<br />

GDO & Diversity/Ziele und Aufgaben<br />

Das GDO ist ein Katalysator (als Steuerung<br />

und Begleitung) für eine nachhaltige Kultur<br />

der Spitzenleistung. Wir nutzen die vorhandene<br />

Vielfalt und unterstützen die Steigerung<br />

von Diversity.<br />

Mit Diversity-Management-Werkzeugen<br />

tragen wir dazu bei,<br />

1. die besten Talente für das Unternehmen<br />

zu gewinnen und zu entwickeln,<br />

2. das Arbeitsklima und die Zufriedenheit<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

zu verbessern,<br />

3. die Entwicklung eines heterogenen<br />

Führungsteams voranzutreiben.<br />

Damit unterstützen wir die Zukunftsfähigkeit<br />

von <strong>Daimler</strong> auf dem globalen Markt als<br />

Premium-Automobilhersteller und attraktiver<br />

Arbeitgeber.<br />

Das größte gemeinsame Vielfache 59


60<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Angst hat, dass er sie verletzen könnte.“ Ein klassischer Fall, sagt<br />

Kirsten Hein, die bereits ein paar hundert <strong>Daimler</strong>-Führungskräfte<br />

zum Thema „Diversity“ geschult hat (siehe auch Interview „Vier<br />

Fragen an …“ auf Seite 65).<br />

[3] Diversity ist kein „weiches“ thema. <strong>Daimler</strong> versteht Diversity als<br />

„Business-Thema“ wie Qualitätsmanagement oder Sicherheitskultur. Es wird<br />

strategisch umgesetzt. Der mit Vorstandsmitgliedern, Topmanagerinnen und<br />

-managern besetzte Global Diversity Council entscheidet über die Ausrichtung<br />

und Umsetzung von Diversity-Maßnahmen.<br />

Neben unterschiedlichen Kommunikationsstilen gibt es weitere ty-<br />

pische „Karrierebremsen“, welche der <strong>Daimler</strong>-Konzern abbauen<br />

will: etwa die fehlende Kinderbetreuung oder die mangelnde Akzeptanz<br />

der Doppelrolle als Elternteil und Führungskraft. „Wir können<br />

es uns nicht leisten, Mitarbeiter und deren Knowhow zu verlieren,<br />

weil sie eine Familie gründen“, sagt Günther Fleig, Arbeitsdirektor<br />

bei <strong>Daimler</strong>.<br />

Sindelfingen, ein ehemaliges<br />

Bauernhaus mit großer Obstbaumwiese: Hier befindet sich die<br />

<strong>Daimler</strong>-Kinderkrippe „sternchen“. Die Räume sind freundlich und<br />

hell, die Böden aus Parkett. Shania, Frederik und Oskar wuseln<br />

um den Frühstückstisch. „Could you set the table please?“, hatte<br />

die Erzieherin die Anderthalb- bis Zweijährigen aufgefordert. Ein<br />

Kind nach dem anderen nimmt einen Porzellanteller in die Hand<br />

und stellt ihn auf den Tisch. Oskar balanciert belegte Käsebröt-<br />

chen herbei und Shania bringt frische Tomatenstückchen in einem<br />

Schüsselchen. Zufrieden setzen sich alle und „vespern“ ihr Frühstück.<br />

Die Kinderkrippe liegt einen Steinwurf vom Werk Sindelfingen<br />

entfernt. „Das ist für mich eine große Entlastung“, sagt Stefanie<br />

Schmitz, Teamleiterin beim zentralen Qualitätsmanagement,<br />

deren zweijähriger Sohn die Krippe besucht. „Ich weiß, dass ich im<br />

Notfall schnell hier bin und dass mein Sohn gut aufgehoben ist.“<br />

In mehreren Städten hat <strong>Daimler</strong> bereits „sternchen“ eröffnet, um<br />

den Beschäftigten die bestmögliche Unterstützung zu bieten, Familie<br />

und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Weitere Standorte<br />

sollen bis Ende <strong>2008</strong> folgen. Ergänzend dazu sollen mit Unterstützung<br />

des Konzerns in bereits bestehenden Kindergärten spezielle<br />

Ganztagsangebote für unter Dreijährige zusätzlich angeboten<br />

werden.<br />

Mit Öffnungszeiten zwischen 7.30 und 18 Uhr und fast ganzjähriger<br />

Verfügbarkeit bieten die <strong>Daimler</strong>-Kinderkrippen berufsgerechte<br />

Bedingungen, wie sie bei kommunalen Trägern bislang noch selten<br />

zu finden sind. Das Bildungskonzept entspricht dem neuesten wissenschaftlichen<br />

Stand. Beispiel Sindelfingen: Zwei Erzieherinnen<br />

sprechen ausschließlich Englisch, „Ms Eberle“ und „Ms Hall“. Es<br />

gibt einen Raum zum Toben und einen für Kunst, außerdem Ecken<br />

für Technik und Buddelplätze im Garten.<br />

[4] Diversity ist mehr als die umsetzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes<br />

(AGG). Seit August 2006 darf in Deutschland laut AGG niemand<br />

wegen seines Alters, seines Geschlechts, seiner ethnischen Herkunft, seiner Religion<br />

oder Weltanschauung, seiner sexuellen Identität oder wegen einer Behinderung<br />

benachteiligt werden. Das Diversity-Management soll diesen Kriterien<br />

gerecht werden. <strong>Daimler</strong> hat das Verständnis von Vielfalt noch breiter als im<br />

AGG geregelt ausgelegt und weitaus mehr Merkmale von Diversity definiert,<br />

durch welche die Vielfalt individuell zum Ausdruck kommt.<br />

Die <strong>Daimler</strong>-Kinderkrippen sind ein wich-<br />

tiger Baustein, der mit dazu beiträgt, qualifiziertes Personal im<br />

Unternehmen zu halten. Einen weiteren Baustein stellt das breite<br />

Angebot unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle dar, die den >


ECKDATEN<br />

533<br />

Von 533 Vorstandssitzen in den 100 umsatzstärksten<br />

deutschen Unternehmen<br />

wird nur einer von einer Frau eingenommen.<br />

(Deutsches Institut für Wirtschaftsfor-<br />

schung, 2007)<br />

7 Mrd.<br />

Aufgrund von 70.000 nicht besetzten<br />

Ingenieurarbeitsplätzen in Deutschland und<br />

den daraus resultierenden Folgewirkungen<br />

entsteht pro Jahr ein volkswirtschaftlicher<br />

Schaden von etwa 7 Mrd. Euro. (VDI, <strong>2008</strong>)<br />

75 %<br />

75 % Frauen sind an der Kaufentscheidung<br />

für ein neues Auto beteiligt. (Roland Berger,<br />

„Frauen als Zielgruppe für die Autoindustrie“,<br />

2003)<br />

50 %<br />

Zukünftig wird jede 2. Frau ein Auto fahren,<br />

der Anteil wird von aktuell 30 % auf 50 %<br />

ansteigen. Der Motorisierungsgrad der Männer<br />

stagniert. (Shell-Studie, 2004)<br />

14.500<br />

In den Ingenieurwissenschaften sind<br />

ca. 14.500 weniger Studenten eingeschrie-<br />

ben als noch vor 10 Jahren, das entspricht<br />

einem Minus von 32 %. (Statistisches Bun-<br />

desamt, 2005/Zahlen für Deutschland)<br />

Das größte gemeinsame Vielfache 61<br />

42<br />

42 Dimensionen stehen für die Vielfalt von<br />

Diversity innerhalb der <strong>Daimler</strong>-Mitarbeiterschaft.<br />

14 %<br />

Die Anzahl von Professorinnen nimmt zu:<br />

14 % der deutschen Lehrstühle sind inzwischen<br />

mit Frauen besetzt, die Zahl hat sich<br />

innerhalb der letzten 10 Jahre verdoppelt.<br />

(Statistisches Bundesamt, 2005)


62<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>


individuellen Lebenskonzepten besser entsprechen. Sie reichen<br />

von der reduzierten Tagesarbeitszeit, der Telearbeit oder dem Jobsharing<br />

bis hin <strong>zur</strong> Arbeit auf Abruf oder der Auszeit. Denn auch<br />

dies ist klar: Immer mehr Menschen machen ihre persönliche<br />

Karriererechnung, ob der Ausgleich zwischen Privatleben und Beruf<br />

noch stimmt. Väter wollen nicht nur ihren Job, sondern auch<br />

ihr Kind erleben. Mütter und Väter könnten ohne Teilzeitangebote<br />

oftmals gar nicht erst arbeiten. Da heißt es, Gewohntes zu hinterfragen,<br />

etwa die ausgeprägte Anwesenheitskultur in deutschen<br />

Unternehmen.<br />

„Es gibt Phasen, in denen die Familie eine gewisse Priorität hat,<br />

daher starte ich jetzt erst mal in Teilzeit“, sagt Astrid Oellerer, eine<br />

leitende <strong>Daimler</strong>-Führungskraft. Nach der Geburt ihres zweiten<br />

Kindes war sie 8 Monate lang in Elternzeit, dann saß sie wieder<br />

am Schreibtisch. „Für mich stellte sich nie die Frage nach einem<br />

Entweder-oder. Ich wollte immer beides: arbeiten und Familie“,<br />

erklärt die Leiterin des Projektes „High Performance Culture im<br />

Produktionsbereich“ bei Mercedes-Benz Cars. „Bei <strong>Daimler</strong> habe<br />

ich alle Chancen, dies auch zu realisieren.“ Heute steuert sie ihr<br />

Projekt mit einem Teilzeitposten und mit Telearbeit. Mit dem Laptop<br />

kommt sie auch von zu Hause ins Firmennetzwerk. Dort kann<br />

sie abends besonders gut konzeptionell arbeiten. „<strong>Daimler</strong> hat<br />

sich sehr engagiert, um flexibles Arbeiten für Männer und Frauen<br />

zu ermöglichen. Man muss zwischen Anwesenheit und Erreichbarkeit<br />

unterscheiden“, sagt Astrid Oellerer. Erreichbar sei sie immer<br />

über Handy oder via E-Mail.<br />

[5] Diversity ist mehr als ein Modethema. Diversity wird den globalen Wett-<br />

bewerb permanent begleiten. Qualifizierte Arbeitskräfte werden im 21. Jahr-<br />

hundert zu einer knappen Ressource, Toptalente werden Diversity-Kriterien<br />

bei ihrer Jobwahl zunehmend mitberücksichtigen.<br />

Auch Uwe Schmidt gewinnt dem heimischen Arbeitsplatz viel<br />

ab. Seit 2000 hat der Prüfer aus der Konzernrevision ein Home-<br />

Das größte gemeinsame Vielfache 63<br />

office. 85 Prozent seiner Zeit ist er auf Reisen, fliegt nach Berlin,<br />

München, Hamburg, nach London, Brüssel und Paris. Zwischen<br />

zwei Prüfungen vor Ort legt er Bürozeiten im Homeoffice ein. „Ich<br />

spare viel Fahrzeit dadurch. Und ich kann zu Hause besonders ru-<br />

hig und effizient arbeiten. Wann ich die Aufgaben erledige, kann ich<br />

selbst entscheiden“, berichtet Uwe Schmidt. – „Ein weiterer Ge-<br />

winn dabei: Meine Lebensqualität nimmt zu und ich habe mehr Zeit<br />

für meine Frau und meine Tochter.“<br />

[6] Diversity muss vom Vorstand „vorgelebt“ werden. Ein „Committment“<br />

an der Spitze ist absolut wichtig, um das Diversity-Management erfolgreich<br />

umzusetzen. Da es aber letztlich auch um einen wertschätzenden Umgang un-<br />

tereinander geht, hängt die erfolgreiche Umsetzung von Diversity von jedem<br />

einzelnen Mitarbeiter ab.<br />

„Für High Potentials und gute<br />

Mitarbeiter zählen flexible Arbeitszeitmodelle zu den wichtigsten<br />

Merkmalen eines attraktiven Arbeitgebers“, sagt Ursula Schwarzenbart<br />

vom Global Diversity Office. „Wird flexibles Arbeiten ermög-<br />

licht, sinkt der Krankenstand, und die Motivation der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, die flexibel arbeiten, steigt. Wir erhalten das<br />

Know-how und gleichzeitig kann sich das Unternehmen besser an<br />

unterschiedliche Auftragslagen und andere Zeitzonen anpassen.<br />

Die Effizienz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die flexibel ar-<br />

beiten, wird positiv bewertet.“<br />

Dass Vielfalt eine Tatsache ist und der Umgang damit über den<br />

Erfolg entscheidet – davon hat Ralph Lambright inzwischen schon<br />

an die 180 Mitarbeiter überzeugt. Mehr als ein Dutzend Workshops<br />

hat er für seine Kollegen angeboten. Schubladendenken und<br />

die Wege daraus – das ist ein heißes Thema. Im Gruppenraum hän-<br />

gen jetzt Spielregeln für faires Verhalten am Arbeitsplatz. Für den<br />

Chef aus der Montage Großserie hat sich der Aufwand gelohnt.<br />

„Wenn 1.100 Mitarbeiter hinter einem stehen, ist das wirkungsvoller<br />

als jedes ‚du musst‘!“ \


64<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong>


RUNDHERAUS<br />

Vier Fragen an …<br />

Kirsten Hein, Geschäftführerin von CONTRAS<br />

und Diversity-Trainerin der Workshops für<br />

<strong>Daimler</strong>-Führungskräfte. Die Kronberger Per-<br />

sonalexpertin wuchs in Peru als Tochter<br />

einer amerikanischen Mutter und eines in-<br />

donesisch-baltischen Vaters auf und arbeitete<br />

bislang in acht verschiedenen Ländern.<br />

——— Wieso kommt es in unternehmen<br />

zu Vorbehalten gegen Diversity? Weil Diversity<br />

zu oft nicht ganzheitlich eingeführt<br />

wird, die falschen Fragen gestellt werden<br />

und man dann nur zusätzliche Barrieren kre-<br />

iert. Wenn das Ganze in die Ecke „Frauenprogramm“<br />

oder „Schwulen- und Lesbenförderung“<br />

kippt, eine einzelne Gruppe her-<br />

ausgestellt und ihr somit ein nicht transparenter<br />

Sonderstatus verschaffen wird, wird<br />

es kontraproduktiv. Wenn Frauenförderung<br />

dazu führt, dass der beste Bewerber weg-<br />

geschickt wird, weil er ein Maann ist, dann<br />

ist klar, dass sich Menschen mit Diversity<br />

schwertun. Wenn ein Unternehmen aber<br />

Diversity so versteht, dass es sich und sei-<br />

ne Führungs- und Personalkräfte fragt: „Wa-<br />

rum sagen von zwölf Topkandidatinnen elf<br />

ab?“, dann ist es auf dem richtigen Weg. Die<br />

Frage für ein technisch orientiertes Unternehmen<br />

wie <strong>Daimler</strong> lautet: Wieso sind wir<br />

als Unternehmen nicht attraktiv für Frauen,<br />

während viele unserer Mitbewerber damit<br />

weniger Probleme haben?<br />

——— selbst wenn weiterhin das Leistungsprinzip<br />

gilt, tun sich Menschen mit<br />

Diversity schwer. Dabei ist doch gegen<br />

die Wertschätzung von Vielfalt nichts ein-<br />

zuwenden, oder? Wertschätzung und damit<br />

aktives Diversity-Management sind eine<br />

ziemlich persönliche Angelegenheit. Es geht<br />

schnell an die eigenen Moralvorstellungen<br />

und Werte, und die üben ihren Einfluss<br />

meistens auf der unbewussten Ebene aus.<br />

Nehmen wir an, eine Führungskraft hat ein<br />

latentes Problem mit Schwulen. Nun gibt<br />

es einen Kundentermin, und der zuständige<br />

Experte aus dem Team ist schwul. Sein Vor-<br />

gesetzter fürchtet, dass auch der Kunde<br />

damit ein Problem haben könnte, und nimmt<br />

deshalb den Termin selbst wahr. Wer oder<br />

was im Unternehmen würde diese Führungskraft<br />

dazu bringen, das zu hinterfragen?<br />

Den Kunden nicht als unbewusstes Alibi zu<br />

nutzen, sondern sich aktiv mit seiner inne-<br />

ren Haltung und seinen Befürchtungen aus-<br />

einanderzusetzen? Ein konsequentes Diversity-Management<br />

strebt genau das an.<br />

——— Was wäre die Lösung? Die Führungskraft<br />

wird durch Diversity-Prozesse und<br />

eine entsprechende Unternehmenskultur<br />

dabei unterstützt, Selbstreflektion als Teil<br />

der Führungsaufgabe und der Verantwortung<br />

im täglichen Ablauf zu verankern. Das<br />

wiederum erzeugt einen transparenten Füh-<br />

rungsstil. Der Vorgesetzte aus dem Fallbei-<br />

[360 GRAD ONLINE]<br />

Das größte gemeinsame Vielfache 65<br />

spiel müsste sich zum Beispiel fragen: Wie-<br />

so genau kann Kollege X als Experte nicht<br />

zum Kundentermin gehen? Ein gut geführtes,<br />

nicht manipulatives und keinesfalls anklagendes<br />

Gespräch hierzu würde die Selbstreflektion<br />

und Selbsterkenntnis fördern und<br />

damit auch mehr Mut in der Führungskultur<br />

erzeugen.<br />

——— Was ändert sich bestenfalls durch<br />

ein konsequentes Diversity-Management?<br />

Diversity-Management ist nicht der<br />

Schlüssel zu allem, es ist ein Aspekt von<br />

Führung. Nachgewiesenermaßen aber sin-<br />

ken die Krankenstände, die Unternehmen<br />

machen effektivere, größere Geschäfte<br />

und sind für Mitarbeiter, Bewerber und für<br />

Märkte bzw. Kunden in jeder Hinsicht at-<br />

traktiver.<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] Die 42 Dimensionen von „Diversity“<br />

[2] Diversity-Programme bei <strong>Daimler</strong><br />

[3] Interview mit ursula schwarzenbart, Leiterin Global Diversity<br />

Office, zum thema „Vielfalt als selbstverständlichkeit“<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]


66 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Planziel<br />

Ergonomie:<br />

Prävention<br />

in der<br />

Produktion<br />

Im Bereich „Health & Safety“ von <strong>Daimler</strong> zählt die ergonomische Optimierung von Arbeits-<br />

plätzen in der Produktion zu den Kernaufgaben. Der Prozess der präventiven Ergonomischen<br />

Arbeitssystem-Bewertung in den Werken setzt bereits in der frühen Planungsphase einer<br />

neuen Fahrzeug-Generation ein.<br />

Text Stefan Scheytt


Schwerpunkt Effizienz – Planziel Ergonomie: Prävention in der Produktion<br />

67


68 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

CHECKPOINT<br />

Ergonomische Arbeitssystem-Beurteilung<br />

(EAB)<br />

Ergibt die Analyse anhand der sechs Leitfragen<br />

zu den verschiedenen Körperhaltungen<br />

(vgl. Seite 71) ein zu großes ergono-<br />

misches Risiko, kann ein Arbeitsvorgang<br />

durch das sogenannte EAB-Verfahren (Er-<br />

gonomische Arbeitssystem-Beurteilung)<br />

detaillierter untersucht werden. Auf diese<br />

Weise entsteht eine „Ergonomie-Land-<br />

karte“, welche die ergonomischen Risiken<br />

von vielen tausend Arbeitsvorgängen in<br />

den Ampelfarben „Rot“, „Gelb“ und „Grün“<br />

abbildet.<br />

sinDElfinGEn 49°n/9°E ——— Der Mann ist nicht zu beneiden.<br />

Wieder und wieder muss er seinen Oberkörper tief in die Karosserie<br />

beugen, wo er mit ausgestreckten Armen an einer schwer<br />

zugänglichen und kaum einsehbaren Stelle eine Schraube fixie-<br />

ren soll. Wäre der Mann aus Fleisch und Blut, würde ihm jeder<br />

abnehmen, dass ihm oft der Rücken und die Handgelenke schmer-<br />

zen. Doch der Montagewerker ist nur eine virtuelle Figur auf dem<br />

Bildschirm, eine Art „elektronischer Dummy“ – garantiert schmerz-<br />

unempfindlich und doch empfindsam: Wann immer seine Bewegun-<br />

gen zuvor programmierte Belastungswerte überschreiten, leuchten<br />

sein Rücken, sein Nacken, seine Handgelenke oder Schultern<br />

knallrot auf. Und das bedeutet, dass an dieser simulierten Arbeitsstation<br />

dringender Handlungsbedarf besteht.<br />

in der „digitalen fabrik“. Im Mercedes-Benz-Werk Sindelfingen<br />

ist der elektronische Dummy in der sogenannten „digitalen Fa-<br />

brik“ nur eines von mehreren Instrumenten, um ergonomische Ri-<br />

siken der Mitarbeiter, vor allem jener in der Montage, frühzeitig<br />

zu erkennen und zu beseitigen. Schon Jahre bevor ein neues Mo-<br />

dell vom Band rollt, können die planenden Ingenieure die spätere<br />

Produktion am Bildschirm in einer Computersimulation Schritt für<br />

Schritt untersuchen. Sie stoßen dabei auch auf Arbeitsvorgän-<br />

ge, die den Werkern aus ergonomischen Gründen später besser<br />

erspart bleiben. „Wir verfolgen einen stark präventiven Ansatz<br />

und warten nicht, bis ein Attest vom Orthopäden ein gravieren-<br />

des Gesundheitsproblem offenbart“, sagt Dr. Ralf Franke, Leiter<br />

des Bereichs Health & Safety (H&S) bei <strong>Daimler</strong>.<br />

Unter dem Dach und unter der Regie von H&S sind sämtliche<br />

Funktionen des Gesundheitsmanagements im Unternehmen<br />

zusammengefasst. Das Angebot reicht von der medizinischen<br />

Versorgung bis <strong>zur</strong> Sozialberatung und von der betrieblichen<br />

Gesundheitsförderung bis zum Arbeitsschutz. Immer wichtiger<br />

wird das Thema Ergonomie, also die möglichst belastungsar-<br />

me Gestaltung der Arbeitsprozesse. „Dabei arbeiten wir intensiv<br />

Kriterien:<br />

– Körperhaltung<br />

– Handhaben von Lasten (Umsetzen/Halten bzw. Ziehen/Schieben)<br />

– Aktionskräfte<br />

– sonstige Ausführungsbedingungen (z. B. eingeschränkter Bewegungsraum)<br />

Beurteilungsergebnis als Ampelschema.<br />

Prozess in Ordnung<br />

Prozess nicht optimal<br />

Prozess nicht in Ordnung<br />

Bandbereich nicht belegt/nicht vorhanden<br />

mit Entwicklern und Planern zusammen, um schon in der Konzeptionsphase<br />

eines Fahrzeugs ergonomische Aspekte zu berücksich-<br />

tigen“, sagt Franke. Allein 2007 wurden mehr als 500 Arbeitsplätze<br />

mit den dort anfallenden Arbeitsschritten ergonomisch unter die<br />

Lupe genommen.<br />

„Ergonomische Arbeitssystem-Beurteilung“. Dafür gibt es nicht<br />

nur den elektronischen Dummy <strong>zur</strong> Simulation ergonomisch be-<br />

denklicher Bewegungen. Ein anderes Instrument ist das systema-<br />

tische Screening von Arbeitsvorgängen anhand sechs ergonomischer<br />

Schlüsselfragen sowie – bei Bedarf – eine tiefergehende<br />

Analyse mithilfe des „EAB-Verfahrens (Ergonomische Arbeits-<br />

system-Beurteilung)“. Dabei wird detailliert erfasst, ob ein Mitar-<br />

beiter steht, kniet, sitzt oder hockt, welche Lasten er trägt, ob er<br />

statische oder dynamische Körperhaltungen einnimmt, wie stark<br />

er sich beugen oder drehen muss, ob er Überkopfarbeit verrich-<br />

tet, welche Kräfte er ausübt. Auf diese Weise entsteht eine „Ergo-<br />

nomie-Landkarte“, und zwar für jeden einzelnen der vielen tau-<br />

send Arbeitsvorgänge, die notwendig sind, um ein Fahrzeug zu<br />

montieren.<br />

Ob ein Werker eine Mantelrohrmanschette befestigt oder eine<br />

Türdichtung einpasst, ob er eine Anhängerkupplung aus einer<br />

Kiste hebt oder eine Verkleidung anschraubt: Für jeden Handgriff<br />

gibt die Ergonomie-Landkarte durch eine eingängige Ampelop-<br />

tik in den Farben Grün, Gelb und Rot Auskunft darüber, welche<br />

körperliche Belastung dem Werker abverlangt wird. „Rot bedeu-<br />

tet nicht, dass der Arbeitsgang nicht ausgeführt werden kann,<br />

aber es besteht abhängig von der Dauer ein gesundheitliches Ri-<br />

siko. Es muss unser Ziel sein, möglichst alle ‚roten‘ Stellen zu be-<br />

seitigen“, sagt Dr. Manfred Beck, Werksarzt in Sindelfingen und<br />

Koordinator Ergonomie bei Health & Safety.<br />

„AviX“. Ein weiteres Instrument <strong>zur</strong> frühzeitigen Reduzierung<br />

nicht ergonomischer Arbeitsprozesse setzen Roland Haas und >


Schwerpunkt Effizienz – Planziel Ergonomie: Prävention in der Produktion<br />

69


70 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

RUNDHERAUS<br />

fünf fragen an …<br />

Armin Willy, Leiter Montage Großserie der<br />

Mercedes-Benz C- und E-Klasse im Werk<br />

Sindelfingen.<br />

——— Herr Willy, die ergonomische Bewertung<br />

von Arbeitsschritten macht<br />

den Mitarbeitern das Arbeiten an der<br />

Produktionslinie leichter. Wie konnten<br />

die Arbeitsprozesse in Teilbereichen<br />

der Produktion an die ergonomischen<br />

Bedürfnisse noch besser angepasst<br />

werden? Uns in der Montage Großserie<br />

der Mercedes-Benz C- und E-Klasse ist es<br />

wichtig, die Arbeitsprozesse ergonomisch<br />

zu gestalten. Dies haben wir mit dem Einsatz<br />

von Mitfahrbändern, Schwebesitzen<br />

und der Änderung von Montageabläufen<br />

erreicht. Jeder Arbeitsgang wird auf den<br />

Bewegungsablauf hin untersucht. Drehen,<br />

Bücken, unnötige Bewegungen werden da-<br />

durch – so gut es geht – vermieden.<br />

——— Wie haben ihre Mitarbeiter auf<br />

diesen Veränderungsprozess reagiert?<br />

Konnten sie sich dabei aktiv einbringen?<br />

Die Umsetzung von Ergonomiemaßnahmen<br />

wird bei den Mitarbeitern sehr<br />

positiv aufgenommen. Der Veränderungsprozess<br />

wurde von den Teams von Anfang<br />

bis Ende begleitet und aktiv mitgestaltet.<br />

In Zusammenarbeit mit den Experten aus<br />

der Produktionsplanung und dem Health &<br />

Safety Management wurden die Ideen und<br />

Erfahrungen aufgenommen und anhand<br />

von „Ergonomie-Checklisten“ bewertet. In<br />

der Produktion werden seit dem Anlauf<br />

der neuen Mercedes-Benz C-Klasse alle Ar-<br />

beitsstationen im Rahmen einer „Ergonomie-Landkarte“<br />

überprüft und ungünstige<br />

Prozesse z. B. mit Videoanalyse (AviX) be-<br />

arbeitet.<br />

——— Wie umfangreich waren die Veränderungsprozesse<br />

bei der Anpassung<br />

der Arbeitsprozesse, dies ist ja sicher<br />

auch ein Kostenthema für sie? Einen<br />

sehr umfangreichen Veränderungsprozess<br />

haben wir zum Beispiel mit dem Umbau<br />

der Fahrwerkslinie in der C- und E-Klasse-<br />

Montage durchgeführt. Hier wurden die Ar-<br />

beitsprozesse vollständig neu organisiert:<br />

Für den Anlauf der Neutypen wurden die<br />

ergonomisch ungünstigen Hochbänder<br />

durch moderne und ergonomische C-Ge-<br />

hänge umgestellt. Das Fahrzeug, das sich<br />

in der Montage befindet, wird jetzt je nach<br />

Arbeitsstation in die optimale Höhe ver-<br />

stellt und bietet dem Mitarbeiter eine opti-<br />

male Montageposition. Dies ist natürlich<br />

ein Kostenfaktor, der sich aber durch effi-<br />

zientere und ergonomischere Arbeitsprozesse<br />

wieder amortisiert.<br />

——— Also ein idealfall, Mitarbeiter ar-<br />

beiten ergonomisch richtig, und die<br />

wirtschaftliche Effizienz stimmt? Die<br />

Gesundheit der Mitarbeiter steht für uns<br />

klar im Vordergrund. Wir sind davon über-<br />

zeugt, dass jede ergonomische Verbesserung<br />

sich wirtschaftlich für das Unternehmen<br />

auszahlt, z. B. durch Reduzierung von<br />

belastenden Bewegungen und Qualitätssteigerung<br />

durch ergonomische Montagevorgänge.<br />

Und es gilt ja auch, sich gesellschaftlichen<br />

Veränderungen anzupassen:<br />

Das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in<br />

der Montage steigt, wir alle arbeiten länger<br />

bis <strong>zur</strong> Erreichung des Rentenalters. Deshalb<br />

stellen wir uns im Produktionsprozess<br />

optimal auf die zukünftige Situation ein.<br />

——— Wie verstehen sie ihre Rolle in Zu-<br />

kunft beim Thema Ergonomie in der Pro-<br />

duktion? In enger Zusammenarbeit mit<br />

Produktionsplanung, dem Health & Safety<br />

Management sowie den Kollegen aus der<br />

Entwicklung müssen Ergonomiethemen<br />

schon in der frühen Phase der Neutyp-Pla-<br />

nung verstärkt eingebracht werden. Ziel<br />

sollten standardisierte ergonomische Pro-<br />

zesse für bestimmte Arbeitsumfänge sein.<br />

Des Weiteren muss der Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Montagen bzw. Wer-<br />

ken in Richtung Ergonomie ausgeweitet<br />

und vertieft werden, um noch mehr Synergieeffekte<br />

zu erzielen.<br />

CHECKPOINT<br />

Gesund und fit<br />

„Unser Produkt ist Gesundheit“ – das sagt<br />

Dr. Ralf Franke, der Leiter des Bereichs<br />

Health & Safety (H&S), in welchem nach<br />

einer Neustrukturierung Mitte 2006 sämtliche<br />

Funktionen des Gesundheitsmana-<br />

gements bei <strong>Daimler</strong> zusammengefasst<br />

sind. Der Bereich H&S konzentiert sich auf<br />

sechs Handlungsschwerpunkte: Arbeits-<br />

medizin, Arbeitsschutz, Anwesenheitsver-<br />

besserung, betriebliche Gesundheitsförderung,<br />

Sozialberatung und Ergonomie. Der<br />

gemeinsame Nenner dieser sechs Teilbe-<br />

reiche ist das erklärte Ziel, die Gesundheit<br />

und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu<br />

erhalten und nach Möglichkeit noch zu stärken.<br />

Dafür gibt es nicht nur gute Empfehlungen<br />

für die Beschäftigten, sondern viele<br />

konkrete Angebote.<br />

Beispiel: Im vergangenen Jahr setzte<br />

<strong>Daimler</strong> mit dem generellen Rauchverbot<br />

in allen Gebäuden ein deutliches Signal<br />

für den Nichtraucherschutz – und flankierte<br />

diese Maßnahme mit Angeboten des Werksärztlichen<br />

Dienstes zu Rauchentwöhnungskursen<br />

an allen Standorten. Als innovatives<br />

Konzept gilt das „Integrationsmanagement“<br />

von H&S: Weil das Durchschnittsalter der<br />

<strong>Daimler</strong>-Belegschaft steigt (wie das der Gesellschaft<br />

insgesamt) und weil gleichzeitig<br />

der Renteneintritt immer später stattfindet<br />

und der Fachkräftemangel zunimmt, wird<br />

es immer wichtiger, die individuellen Fähigkeiten<br />

und Eigenschaften von Mitarbeitern<br />

– auch solchen mit gesundheitlichen<br />

Problemen – mit den Arbeitsplatzprofilen<br />

abzugleichen. „Damit leisten wir einen<br />

wichtigen Beitrag <strong>zur</strong> Sicherung der Wett-<br />

bewerbsfähigkeit von <strong>Daimler</strong>“, sagt Be-<br />

reichsleiter Franke. Auch extern wird das<br />

Engagement von H&S gewürdigt: In einer<br />

Studie des „Handelsblatts“ belegte das<br />

<strong>Daimler</strong>-Gesundheitsmanagement den<br />

ersten Platz, der BKK-Bundesverband und<br />

die Europäische Kommission würdigten<br />

das vorbildliche Gesundheitsmanagement<br />

bei <strong>Daimler</strong> mit dem „Unternehmenspreis<br />

Gesundheit 2007“.


CHECKPOINT<br />

Körperhaltungen<br />

System <strong>zur</strong> Analyse von Körperhaltungen<br />

(SAK)<br />

In einem vorgeschalteten Analyseschritt<br />

<strong>zur</strong> ergonomischen Risikoabschätzung,<br />

dem Screening-Verfahren ESC, wird ein<br />

Arbeitsvorgang anhand von sechs Leit-<br />

fragen beurteilt:<br />

1. ungünstige statische Körperhaltung,<br />

2. Umsetzen bzw. Halten von Lasten,<br />

3. Tragen bzw. Ziehen oder Schieben von<br />

Lasten,<br />

4. kraftbetonte manuelle Tätigkeiten,<br />

5. repetitive, hochfrequente Tätigkeiten,<br />

6. zusätzliche ungünstige Ausführungs-<br />

bedingungen.<br />

stehen<br />

sitzen<br />

Hocken<br />

Karsten Richter ein, beide sogenannte „Verbesserungsmanager“<br />

in Sindelfingen. Das Instrument heißt „AviX“, sein wichtigster<br />

Bestandteil sind Videoclips. Meist in der Vorserienphase, wenn<br />

die Montage noch an Prototypen geprobt wird, filmen Haas und<br />

Richter einzelne Arbeitsvorgänge und analysieren die Szenen in<br />

Verbesserungsworkshops mit den Werkern. „Die Kollegen ma-<br />

chen sehr gute Vorschläge und fühlen sich dadurch eingebun-<br />

den“, meint der gelernte Industriemeister Roland Haas, der selbst<br />

7 Jahre am Band stand. Die Lösung des Ergonomieproblems kann<br />

dann darin bestehen, ein neues Hilfswerkzeug bei der Montage<br />

zu verwenden, den Werker auf einen „Schwebesitz“ zu setzen, ein<br />

Podest ans Band zu bauen oder ein Mitfahrband, auf dem sich<br />

der Arbeiter stehend mit dem Fahrzeug fortbewegt; ergonomische<br />

Entlastung kann auch daraus resultieren, dass die einzubauenden<br />

Teile nicht mehr in tiefen Kisten ans Band geliefert werden, sondern<br />

in Regalen, aus denen man die Teile in Hüfthöhe entnimmt; auch<br />

eigens entwickelte, ergonomisch günstigere Teile können die Be-<br />

lastung mindern.<br />

Ein zweiter, manchmal sogar ein dritter Videoclip desselben Ar-<br />

beitsschritts liefern dann oft erstaunliche Verbesserungen im Vor-<br />

her-nachher-Vergleich, die sich etwa so lesen: „Vorher: 25 mal<br />

strecken, 9 mal beugen, 5 mal drehen, 52 Schritte. Nachher: 6 mal<br />

strecken, 3 mal beugen, 2 mal drehen, 22 Schritte.“ „Manche<br />

Arbeitsprozesse sind dann immer noch rot, aber dann gilt eben,<br />

die Werte so lange herunterzuknabbern, bis wir im gelben oder so-<br />

gar im grünen Bereich sind“, sagt Verbesserungsmanager Karsten<br />

Richter.<br />

Physiotraining. Gleichzeitig gibt es aber auch das Angebot an die<br />

Mitarbeiter, sich selbst in Sachen Ergonomie zu qualifizieren. Da-<br />

für stehen eigens entwickelte Montagewürfel <strong>zur</strong> Verfügung, an<br />

denen die Werker das belastungsarme Schrauben und Klipsen<br />

und Fügen in 16 verschiedenen Varianten trainieren können. Für<br />

Mitarbeiter, deren Körper bereits warnende Signale ausgesendet<br />

normal<br />

gebeugt<br />

Schwerpunkt Effizienz – Planziel Ergonomie: Prävention in der Produktion<br />

stark gebeugt<br />

Überkopfarbeit<br />

normal gebeugt<br />

Überkopfarbeit<br />

normal<br />

Überkopfarbeit<br />

hat, kommen beispielsweise in Sindelfingen auch Physiotherapeuten<br />

des Werksärztlichen Dienstes ans Band, begutachten mit den<br />

Werkern ihre Arbeitssituation und beraten, mit welchen Maßnahmen<br />

sie am Arbeitsplatz und privat gegensteuern können. „Mitar-<br />

beiter empfinden es durchaus als Wertschätzung, dass wir ihnen<br />

diese Hilfe anbieten. Vor dem Hintergrund einer älter werdenden<br />

Belegschaft ist so ein Angebot aber auch im Interesse des Unternehmens“,<br />

befindet Günter Häfele, Abteilungsleiter in der Montage<br />

in Sindelfingen.<br />

Tatsächlich zahlt es sich für das Unternehmen – und damit letzt-<br />

lich für den Kunden – aus, wenn die Montage ergonomisch im „grünen<br />

Bereich“ stattfindet. „Belastende und schwierige Handgriffe<br />

sind meistens nicht sehr effizient und können sogar die Qualität<br />

der Arbeit beeinträchtigen“, erklärt Ralf Franke, Leiter des Bereichs<br />

Health & Safety bei <strong>Daimler</strong>, „ergonomisch gute Arbeitsplät-<br />

ze haben deshalb in aller Regel auch eine höhere Wertschöpfung.<br />

Das ist eine klassische Win-win-Situation für Mitarbeiter und Ar-<br />

beitgeber.“ \<br />

[360 GRAD OnlinE]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] <strong>Daimler</strong> „Health & safety“-Report 2007<br />

[2] Eckdaten „Health & safety“<br />

[3] interview mit Dr. Ralf franke, leiter „Health & safety“<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

Knien<br />

Rückenlage<br />

normal<br />

gebeugt<br />

Überkopfarbeit<br />

normal<br />

71


72 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„Cool war auch das Drängelspiel. Beim Einsteigen in den<br />

Bus mach ich das aber nicht, klar.“


MobileKids!<br />

MobileKids!<br />

Die <strong>Daimler</strong>-Verkehrssicherheitsinitiative „MobileKids“ kommt bei Kindern<br />

an und macht Schule – weltweit.<br />

Text Sabine Weissinger Fotografie Barbara von Woellwarth<br />

KARlsRuhe 49°N/8°e ——— Es ist still in der lichten<br />

Schulturnhalle. Die Technik steht: Leinwand, Boxen, das<br />

Podest mit den beiden Spielkonsolen. Ein großer Junge<br />

in Jeans und T-Shirt verteilt eine Ladung Shirts auf zwei<br />

dicken Trampolinmatten – rote Shirts auf die eine Seite,<br />

orangefarbene auf die andere. Hinten im Geräteraum<br />

schlüpfen zwei Schauspieler in ihre Gummi-Overalls<br />

und unter außerirdisch sympathische Riesenköpfe. In<br />

einer Viertelstunde werden fast hundert Kinder die Halle<br />

stürmen. Sie werden sich in zwei Teams um ihre leibhaftigen<br />

Maskottchen scharen und miteinander wettkämpfen.<br />

Dann endlich ist es so weit: Heute steht bei den Drittund<br />

Viertklässlern einer Grundschule in Baden-Württemberg<br />

die „MobileKids-Tour“ auf dem Stundenplan.<br />

Ganz ähnliche und ganz andere Touren sind derweil anderswo<br />

unterwegs. Ob Indien, Italien oder Israel, ob<br />

Roadshows in Thailand, Malaysia, Singapur oder Projekte<br />

in China und Russland – die bis dato erste weltweite<br />

Kinderverkehrsinitiative beschreitet neue Wege<br />

in der Verkehrserziehung: spielerisch, spannend, nah<br />

am Alltag. MobileKids soll Spaß machen; dann behalten<br />

die Kinder das, was sie wie nebenbei lernen und erfahren,<br />

besser in Erinnerung. Zielgruppe sind die Acht- bis<br />

Zwölfjährigen – die Altersgruppe, in der das Unfallrisiko<br />

besonders stark ansteigt. Im Spiel lernen sie, Situationen<br />

im Straßenverkehr besser einzuschätzen. Das ist<br />

die Idee, die hinter der Initiative steht: junge Verkehrsteilnehmer<br />

für die Risiken des Straßenverkehrs zu sensibilisieren.<br />

Kompetenz für eine gute sache. Verkehrssicherheit<br />

gehört zu den Kernkompetenzen von <strong>Daimler</strong>. Kinder<br />

gehören zu den schwächsten Verkehrsteilnehmern,<br />

sie sind unerfahren und deshalb besonders gefährdet.<br />

<strong>Daimler</strong> setzt sich bereits seit Jahrzehnten für mehr<br />

Kinderverkehrssicherheit ein, der Konzern will auch in<br />

diesem Bereich seiner gesellschaftlichen Verantwortung<br />

gerecht werden. Das Projekt „MobileKids“ wurde<br />

zusammen mit Verkehrssicherheitsexperten und<br />

Medienpädagogen entwickelt und startete im Jahr 2001.<br />

Die globale Initiative will weniger konkrete, von Land zu<br />

Land unterschiedliche Verkehrsregeln schulen, sondern<br />

zu mehr Rücksicht und Umsicht motivieren und<br />

weltweit gültige, stets kindgerechte Wahrnehmungsund<br />

Verhaltensmuster trainieren: das Rüstzeug also,<br />

um sich sicherer im Straßenverkehr zu bewegen und<br />

Gefahren rechtzeitig zu erkennen.<br />

73<br />

Viele nationale Organisationen des Konzerns haben<br />

sich der Initiative bereits angeschlossen und sie an die<br />

Gegebenheiten vor Ort angepasst, natürlich immer<br />

und überall ohne Werbung und ohne Product-Placement.<br />

Stefan Bernhart aus dem Bereich Corporate Sponsorship<br />

bei <strong>Daimler</strong>, erklärt das Projekt „MobileKids“ als<br />

Business Case: „<strong>Daimler</strong> steht nicht nur für Innovationen<br />

im Bereich der aktiven und passiven Sicherheit,<br />

sondern wir übernehmen auch Verantwortung für die<br />

Sicherheit der jungen Verkehrsteilnehmer. Wir konzentrieren<br />

uns dabei besonders auf Kinder zwischen acht<br />

und zwölf Jahren. In diesem Alter sind Kinder schon<br />

sehr mobil und nehmen mit ihren Fahrrädern, Boards<br />

und Skates aktiv am Straßenverkehr teil, gleichzeitig<br />

sind sie aber noch unerfahren und deshalb besonders<br />

gefährdet. Daher stehen sie im Mittelpunkt unserer<br />

Initiative.“<br />

MobileKids Deutschland. Bei allen Länderinitiativen<br />

dient das Internetportal des Projekts „MobileKids“ >>


74 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„So wie das Mädchen im Film rase auch ich manchmal mit<br />

dem Rad den Gehweg runter. Ein bisschen mehr nach<br />

rechts und links und vorausschauen, das will ich ab jetzt<br />

echt machen.“


„TiM hat eine Narbe auf dem Kopf, die sieht aus<br />

wie ein Wurm. Iiih … ab jetzt fahr ich nur noch mit<br />

Sturzhelm Rad!“<br />

MobileKids!<br />

75


76 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

als Basis: mit Infos für Kinder, Eltern und Lehrer in<br />

sechs verschiedenen Sprachen. Hinzu kommt die Onlinestadt<br />

„Mokitown“ – die erste weltweite, auf Kinder<br />

zugeschnittene Plattform zum Thema Sicherheit im<br />

Straßenverkehr.<br />

In Deutschland gehören außerdem die „Nimbols“<br />

dazu: eine 3-D-animierte TV-Serie mit einem Onlinespiel,<br />

bei dem die witzig-turbulenten Helden des<br />

Planeten Traffix Erfahrungen rund um Mobilität und<br />

Sicherheit sammeln, aber auch Umweltschutz, Lärm<br />

oder Energie zum Thema machen, und natürlich die<br />

MobilKids-Tour mit TiM. Unterstützt von den Kultusministerien<br />

in Bayern und Baden-Württemberg, hat<br />

sie seit 2006 knapp 100 Schulen besucht und fast<br />

10.000 Schüler begeistert. Dabei gibt’s zunächst<br />

didaktisch aufbereiteten Lernstoff in der Klasse, danach<br />

folgt Action pur: TiM kommt mit interaktivem<br />

Film-Quiz in Gameshow-Manier, mit Musik, Bewegung<br />

und mit Spielen, welche die Kinder aktiv einbinden und<br />

die Themen der Lernmaterialien begreifbar machen.<br />

„Die MobileKids-Tour ist eine ideale Ergänzung zu<br />

unserer Kampagne im Fernsehen und im Internet. Die<br />

Kinder können in der Schule das vertiefen, was sie<br />

bereits bei den Nimbols und in Mokitown über Verkehrssicherheit<br />

gelernt haben“, hebt Stefan Bernhart<br />

die Bedeutung der MobileKids-Tour hervor.<br />

MobileKids wird auch von unabhängigen Studien<br />

begleitet; 2007 durch die Uni Koblenz-Landau. Ihr<br />

Fazit: Die Gefahrenerkennung hat sich unter den Kids<br />

deutlich verbessert. \<br />

[360 GRAD oNliNe]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] MobileKids-Aktivitäten: indien und italien<br />

[2] Weitere Websites:<br />

[www.mobilekids.de]<br />

[www.mokitown.de]<br />

[www.nimbols.de]<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]<br />

rundheraus<br />

Drei Fragen an …<br />

Jörg-Tim Wilhelm, Tour-Entertainer TiM,<br />

deutscher Musiker und Schauspieler, bekannt<br />

als Moderator von „Pumuckl-TV“.<br />

——— TiM, auf der aktuellen MobileKids-<br />

Tour hast du engen Kontakt zu den<br />

Kindern. Worauf fahren die besonders<br />

ab? Auf die Musik – mitsingen, klatschen,<br />

hüpfen, miteinander Spaß haben. Zusammen<br />

mit den Spielen ist das auch ein toller Zugang<br />

zu Kindern mit Migrationshintergrund.<br />

——— und wie bringst du ihre Augen zum<br />

leuchten? (TiM lacht.) Na, da ist unser<br />

Film-Quiz: weckt den Kampfgeist, das Wir-<br />

Gefühl im Team. Dazu die zwei Nimbols: die<br />

intelligente Neema und der tollpatschige<br />

Urp. Die beiden lebenden, mitspielenden<br />

Mannschaftssymbole, die jedes der Kinder<br />

auf dem T-Shirt trägt – das begeistert! Die<br />

Shirts können sie anschließend mit nach<br />

Hause nehmen, als Andenken an die Tour.<br />

——— Welches erlebnis hat dich am<br />

stärksten beeindruckt? Die Offenheit der<br />

Kinder ist für mich immer neu beeindruckend.<br />

Lustig sind manche Briefe, die ich<br />

nach einer Etappe erhalte, eine Einladung<br />

zum Eisessen etwa. Ein Kind schrieb:<br />

„Meine Lehrerin mag dich – aber das bleibt<br />

unser Geheimnis, ja?“ Das zeigt mir, dass<br />

mich die Kinder akzeptieren.


„Beim Film-Quiz hat unser Team gewonnen,weil bei uns ein<br />

paar dabei waren, die das schon richtig gut draufhaben –<br />

die haben das sofort gemerkt, wenn’s unübersichtlich wurde<br />

oder gefährlich!“<br />

MobileKids!<br />

77


78<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Anknüpfungspunkte Berlin, Detroit,<br />

Madrid, Lausanne und Stuttgart –<br />

fünf Projektsteckbriefe<br />

Verantwortung als „Weltbürger“ – <strong>Daimler</strong> begreift sein Engagement für soziale Projekte, Kunst, Kultur<br />

und Sport als Chance und als besondere Verpflichtung, um seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht<br />

zu werden – weltweit.<br />

Text Norbert Fasching Fotografie Rafael Krötz


„Am<br />

wichTiGsTen<br />

isT miR Dieses<br />

lAnGFRisTiGe<br />

enGAGemenT:<br />

mAn meRkT DAss<br />

sich Die leuTe<br />

bei DAimleR<br />

FinAnciAl<br />

seRvices<br />

RichTiG miT Dem<br />

konzepT unD Den<br />

menschen hieR beschAFTiGen<br />

unD DAs<br />

FinDe ich GuT.“<br />

Anknüpfungspunkte Fünf Beispiele für soziale Verantwortung<br />

[martin kesting, leiter des Jugendzentrums „naunyn Ritze“, berlin-kreuzberg]<br />

Außenbereich zahlreiche Büsche, mehrere Bänke wurden neu gestrichen und aufgestellt,<br />

außerdem ein Basketballfeld frisch angelegt sowie eine Technikwerkstatt im Werkzeugschuppen<br />

eingerichtet und komplett ausgestattet. Die Materialkosten für die Renovierung<br />

übernahm <strong>Daimler</strong> Financial Services, die Arbeitsleistung wurde ehrenamtlich von den<br />

Mitarbeitern erbracht. Seit 2007 unterstützt <strong>Daimler</strong> Financial Services als Partner außerdem<br />

die im Jugendzentrum „Naunyn Ritze“ untergebrachte „StreetUniverCity Berlin“<br />

(S.U.B.) – ein besonderes Weiterbildungsangebot für Jugendliche auf der Suche nach dem<br />

Einstieg ins Berufsleben. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

79<br />

beRlin 53°n/13°e ——— streetunivercity. 21. Juni 2007/„Day of Caring“. Zusammen mit<br />

zahlreichen Jugendlichen renovierten rund 150 Mitarbeiter aus der Zentrale von <strong>Daimler</strong><br />

Financial Services in Berlin im Rahmen eines ehrenamtlichen Arbeitseinsatzes die Räumlichkeiten<br />

des in einem ehemaligen Schulgebäude untergebrachten Jugendzentrums „Naunyn<br />

Ritze“ im Stadtbezirk Kreuzberg. Die Bilanz am Abend kann sich sehen lassen: Mehrere<br />

Eimer mit weißer und orange abgetönter Dispersionsfarbe wurden an Wänden und Decken<br />

verstrichen, Treppengeländer wurden aufgefrischt, in den Räumen wurden Teppichböden<br />

verlegt und neue Möbel bzw. Sportgeräte aufgestellt. Im Computerraum wurden die gespendeten<br />

Gebraucht-PCs angeschlossen. Zusätzlich pflanzte das „Hinterhof-Team“ im


80<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„wiR<br />

unTeRsTuTzen<br />

Dieses<br />

pRoJekT TATkRAFTiG<br />

weil wiR sehen DAss<br />

TAGein TAGAus hART<br />

DAFuR GeARbeiTeT wiRD Den<br />

hunGeR DeR beDuRFTiGen in DeR<br />

sTADTReGion DeTRoiT<br />

zu sTillen.“<br />

[klaus entenmann, <strong>Daimler</strong> Financial services Americas]<br />

der Armutsgrenze. Von der unsicheren Versorgung mit Mahlzeiten sind besonders Kinder<br />

betroffen. <strong>Daimler</strong> Financial Services Americas unterstützt „Forgotten Harvest“ in einer<br />

langjährigen Partnerschaft finanziell und durch Sachspenden. Mitarbeiter sammelten<br />

2007 mehr als zwei Tonnen Lebensmittel in einer „Lebensmittelkampagne“, die zusammen<br />

mit drei neuen Freightliner-Transportern an die Non-Profit-Organisation übergeben<br />

wurden. Die Finanzdienstleistungstochter hat ihren Hauptsitz in der Metroregion Detroit.<br />

www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

DeTRoiT 42°n/83°w ——— Forgotten harvest. Grundnahrungsmittel wie Milch, Mehl,<br />

Eier – aber auch Fertiggerichte, Obst und Gemüse oder ein Teller warme Suppe, der an<br />

einer der 135 <strong>zur</strong> Aktion „Forgotten Harvest“ gehörenden Essensausgabestellen serviert<br />

wird, helfen manchem Bewohner, in der stark vom Strukturwandel getroffenen Stadt<br />

zu überleben. In den letzten fünf Jahren nahm allein in der Metropole am Michigansee<br />

die Zahl der Menschen, die von US-Statistikbehörden als „arm“ eingestuft werden, um<br />

21 Prozent zu – aktuell leben 13 Prozent der Gesamtbevölkerung von Detroit unterhalb


„DuRch<br />

wechselnDe<br />

AussTellunGen unD<br />

zusATzAnGeboTe<br />

pFleGen wiR Den<br />

AusTAusch miT<br />

Dem kulTuRellen<br />

umFelD.“<br />

Anknüpfungspunkte Fünf Beispiele für soziale Verantwortung<br />

[Renate wiehager, <strong>Daimler</strong> kunst sammlung]<br />

81<br />

zu einem einzigartigen Überblick der zeitgenössischen minimalistischen Kunst zusammengeführt<br />

und Anfang <strong>2008</strong> in der „Fundación Juan March“ in Madrid der interessierten Öffentlichkeit<br />

präsentiert. Der Katalogtitel zeigt das Werk „19 schwarze Punkte auf Weiß“ von<br />

Gerhard von Graevenitz. Die Ausstellung ist eine weitere Station der im Jahr 2003 begonnenen<br />

Welttournee der <strong>Daimler</strong> Kunst Sammlung, bei der jeweils eine repräsentative<br />

Auswahl von thematisch aufeinander abgestimmten Werken in renommierten Museen<br />

weltweit gezeigt wird. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

mADRiD 40°n/42°w ——— <strong>Daimler</strong> kunst sammlung. „MAXImin – Maximum Minimization<br />

in Contemporary Art“: Diese aus der Zusammenarbeit zwischen der „Fundación Juan<br />

March“ in Madrid und der <strong>Daimler</strong> Kunst Sammlung entstandene Ausstellung spannt den<br />

Bogen von den Lehrern der frühen Abstraktion und Vertretern der Stuttgarter Avantgarde<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts – Adolf Hölzel, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und<br />

Max Bill – bis hin zu zeitgenössischen Künstlern wie Ugo Rondinone, Gerwald Rockenschaub<br />

und Simone Westerwinter. Über hundert Exponate von 82 Künstlern wurden hier


82<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„olympic<br />

soliDARiTy<br />

beDeuTeT FuR<br />

uns spoRTFoRDe-<br />

RunG FuR kinDeR<br />

unD JuGenDliche<br />

unD humAniTARe<br />

hilFe GleicheRmAssen.“<br />

[Gerd-udo hauser, politik und Außenbeziehungen, <strong>Daimler</strong>]<br />

Komitees (NOKs) in ärmeren Ländern durch die Bereitstellung von Minibussen gehören zahlreiche<br />

Hilfsprojekte in Entwicklungsländern zum Umfang des Engagements. Dazu zählen der<br />

Aufbau von Sport- und Ausbildungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche oder die Schaffung<br />

von „High Performance Training Center“ (HTPC), die als sogenannte „OlympAfrica“-/<br />

„OlympAsia“-/„OlympOceania“-Zentren von Spitzensportlern <strong>zur</strong> optimalen Vorbereitung auf<br />

internationale Wettkämpfe genutzt werden. www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

lAusAnne 46°n/6°e ——— olympic solidarity. Bis 2012 hat <strong>Daimler</strong> die Fortsetzung<br />

der langfristigen Zusammenarbeit mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC)<br />

vertraglich festgeschrieben, welche seit nunmehr 17 Jahren besteht. Zu den Kernpunkten<br />

der Kooperation, etwa im Rahmen des Entwicklungshilfeprogramms „Olympic Solidarity“<br />

des IOC, zählt für beide Partner das Engagement für den Sport, das Eintreten für einen<br />

fairen Wettbewerb, für Leistungsbereitschaft, Freundschaft und die Stärkung des interkulturellen<br />

Dialogs. Neben der logistischen Unterstützung der Nationalen Olympischen


„Auch wenn<br />

kein hAhn<br />

nAch miR kRAhT –<br />

GoTT weiss DAss<br />

ich DA bin.<br />

DAs GenuGT miR.“<br />

Anknüpfungspunkte Fünf Beispiele für soziale Verantwortung<br />

[bechermotto, vesperkirche stuttgart]<br />

25 <strong>Daimler</strong>-Azubis die Vesperkirche Stuttgart im Februar <strong>2008</strong> vier Wochen lang im Rahmen<br />

eines Sozialprojekts. Die ehrenamtlichen Helfer versorgen die bis zu 1.000 Gäste pro<br />

Tag mit Getränken und Vesper, es gibt ein warmes Mittagessen und später ein Lunchpaket<br />

zum Mitnehmen. Für die Auszubildenden war die Erkenntnis, dass Armut, Obdachlosigkeit<br />

und Hunger auch in Deutschland <strong>zur</strong> Realität gehören, ein wichtiges Ergebnis dieser Projektwochen.<br />

www.daimler.com/nachhaltigkeit<br />

83<br />

sTuTTGART 49°n/9°e ——— vesperkirche. Sie ist zu einer festen Einrichtung geworden<br />

und die Tasse mit dem Motto ist ihr Symbol. Die Aktion „Vesperkirche“ in der Stuttgarter<br />

Leonhardskirche wurde auf Initiative von Diakoniepfarrer Martin Friz 1995 zum ersten Mal<br />

durchgeführt. Neun Wochen lang von Januar bis März steht die Kirche in der Stadtmitte<br />

nun an sieben Tagen in der Woche von 9 Uhr bis <strong>zur</strong> Schlussandacht um 16.15 Uhr als<br />

„Vesperkirche“ all denen offen, die hilfsbedürftig oder in Not sind, die Hunger haben oder<br />

die einfach eine warme Herberge für den Tag suchen. Aufgeteilt in Gruppen unterstützten


84<br />

<strong>Daimler</strong> 360 grAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Lehrstellenangebot<br />

auf Vorjahresniveau<br />

STuTTgArT 49°N/9°E ——— <strong>Daimler</strong> will<br />

mit dem Start des Ausbildungsjahrs <strong>2008</strong><br />

im kommenden September das Angebot an<br />

Ausbildungsplätzen weiter über den eigenen<br />

Bedarf hinaus auf einem hohen Niveau<br />

halten und dabei die Dynamik des Ausbildungsmarkts<br />

stärker berücksichtigen. Beim<br />

Lehrstellenangebot werden Veränderungen<br />

des Lehrstellenmarkts in Deutschland vorausschauend<br />

in die Planung miteinbezogen.<br />

Das bedeutet, dass der mittel- und langfristige<br />

Bedarf an Ausbildungsplätzen und die<br />

zukünftigen Beschäftigungsperspektiven für<br />

junge Mitarbeiter stärker in die strategische<br />

Planung des Angebots eingehen werden und<br />

ebenso die zu erwartenden Schulabgängerzahlen<br />

sowie die Altersstruktur der Belegschaft.<br />

Der langfristige Bedarf der einzelnen<br />

Standorte, an denen Lehrstellen angeboten<br />

werden, wird künftig stärker berücksichtigt.<br />

<strong>Daimler</strong>-Personalvorstand und Arbeitsdirektor<br />

Günther Fleig: „Die Situation auf den<br />

Arbeitsmärkten einerseits und die demografische<br />

Entwicklung andererseits verlangen<br />

stärker als bisher eine vorausschauende<br />

Mitarbeiterpolitik.“ Im September <strong>2008</strong> wird<br />

das Unternehmen über 1.600 Ausbildungsplätze<br />

in den deutschen Werken und in der<br />

Untertürkheimer Konzernzentrale anbieten.<br />

Damit wird das zum Ausbildungsbeginn<br />

2006 erhöhte Niveau des Lehrstellenangebots<br />

beibehalten. \<br />

Siyakhana-Projekt: Kampf gegen Aids<br />

BuffAlo CITy 33°S/28°E ——— Mercedes-Benz South Africa hat das im eigenen Unternehmen<br />

erfolgreich umgesetzte HIV/AIDS-Arbeitsplatzprogramm in einem ersten Schritt<br />

auf kleine und mittlere Zulieferbetriebe in der Region Buffalo City ausgeweitet. Dadurch<br />

werden rund 6.700 Arbeiter und Angestellte dieser Firmen mit Familienangehörigen (insgesamt<br />

etwa 26.000 Menschen) erreicht. Weitere 50 Betriebe sollen <strong>2008</strong>/2009 folgen. Das<br />

Siyakhana-Projekt ist ein Public-Private-Partnership-Projekt mit dem Ziel, die HIV-Prävalenz<br />

in den beteiligten Unternehmen zu senken und die Lebenssituation der Beschäftigten<br />

zu verbessern. Es ist ein Kampf gegen HIV/AIDS über die Werkstore hinaus und in die Gesellschaft<br />

hinein, welcher die wirtschaftliche Stabilität der gesamten Region nachhaltig fördert<br />

und so gleichzeitig die Produktion im Mercedes-Benz-Werk East London absichert. \<br />

„School of Joy“ und<br />

Kfz-Lehrwerkstatt<br />

BEIT SAHour 32°N/35°E ——— Die „School<br />

of Joy“ ist eine private Schule in Palästi-<br />

na, die rund 60 Kinder und Jugendliche mit<br />

Lernschwäche oder mit seelischen Stö-<br />

rungen betreut. Einige der Schüler sind<br />

Waisen, manche stammen aus ärmsten so-<br />

zialen Verhältnissen. Der Schulbetrieb wird<br />

hauptsächlich durch Spenden finanziert.<br />

<strong>Daimler</strong> hatte 2007 zusammen mit dem<br />

Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ einen<br />

Mercedes-Benz Vito an die Schule übergeben,<br />

der als Schulbus eingesetzt wird.<br />

<strong>Daimler</strong> engagiert sich zudem in einem<br />

weiteren Projekt für die Jugendlichen in<br />

Beit Sahour: Gemeinsam mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) wurde eine Lehrwerkstatt<br />

mit dem Schwerpunkt „Kfz-Berufe“ aufgebaut,<br />

wo in einer Kooperation mit dem<br />

Mercedes-Benz-Generalvertreter sowie ein-<br />

heimischen Autowerkstätten seit Ende 2007<br />

fünfzehn junge Leute mit moderner Fahrzeugtechnik<br />

vertraut gemacht werden. \


Mondialogo<br />

Engineering Award<br />

mumBAI 19°N/73°E ——— Bei einer feierlichen<br />

Preisverleihung im Dezember 2007<br />

in der indischen Metropole wurden die<br />

„Mondialogo Engineering Awards 2007“ für<br />

nachhaltige technische Verbesserungen in<br />

Entwicklungsländern an die zehn besten<br />

Projektteams aus 15 Ländern verliehen. Der<br />

Preis ist mit insgesamt 300.000 Euro do-<br />

tiert. 6 Monate lang hatten die Teams über<br />

Kontinente hinweg an gemeinsamen Lösungsvorschlägen<br />

gearbeitet, insgesamt hat-<br />

ten sich 3.200 Studenten aus 89 Ländern<br />

beteiligt. Bei der Preisverleihung zeigte<br />

sich Bharat Balasubramanian, Leiter Elektrik/Elektronik,<br />

IT und Prozesse, Konzernforschung<br />

und Vorentwicklung bei <strong>Daimler</strong><br />

und Jury-Mitglied für den Mondialogo Engineering<br />

Award, sowohl von der Kreativität<br />

also auch vom sozialen Engagement der<br />

Studenten beeindruckt. „Ich freue mich zu<br />

sehen, dass vielversprechende junge Nachwuchsingenieure<br />

nicht nur für die eigene Karriere<br />

arbeiten, sondern sich auch mit Ideen,<br />

ihrem Fachwissen und vor allem einem<br />

großen sozialen Gewissen für die Herausforderungen<br />

der Zukunft stark machen und<br />

die Probleme in den armen Regionen dieser<br />

Welt tatkräftig anpacken.“ \<br />

Panorama Soziales<br />

Pan rama Soziales<br />

Automotive-Trainingscenter in Malawi<br />

BlANTyrE 16°S/35°E ——— Im Juni 2007 wurde das „Blantyre Mechatronics Training<br />

Center“ <strong>zur</strong> Berufsausbildung von Kfz-Mechatronikern in Kooperation mit der Deutschen<br />

Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) als Public-Private-Partnership-Projekt<br />

eröffnet. Es ist eines der ersten Ausbildungszentren in Afrika, das Fachkräfte für die<br />

Wartung und Instandhaltung von Fahrzeugen nach europäischem Vorbild ausbildet. Der<br />

Standort Blantyre wird als Aus- und Weiterbildungszentrum für die Generalvertretungen der<br />

Länder Malawi, Angola, Mosambik, Sambia und Simbabwe dienen, wobei die Rahmenbedingungen<br />

in diesen Ländern nahezu identisch sind: Qualifizierte Servicekräfte für die<br />

Kraftfahrzeug-Instandsetzung sind rar; die Ausbildung von Fachkräften ist daher auch für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Ländern ausschlaggebend. Um die Wartung und<br />

Instandsetzung von Fahrzeugen in Afrika sicherzustellen und um das Ausbildungsniveau zu<br />

verbessern, soll langfristig ein Netzwerk von Trainingscentern in Afrika aufgebaut werden. \<br />

<strong>Daimler</strong> unterstützt 3. GMF-Forum Brüssel<br />

BrüSSEl 50°N/4°E ——— Das vom amerikanischen German Marshall Fund (GMF) organi-<br />

sierte und hochrangig besetzte jährliche Forum dient in erster Linie dem europäisch-amerikanischen<br />

Meinungsaustausch auf Entscheiderebene. Die Unterstützung des German Marshall<br />

Fund durch <strong>Daimler</strong> unterstreicht die Bemühungen des Unternehmens, einen Beitrag zu gu-<br />

ten transatlantischen Beziehungen zu leisten. <strong>Daimler</strong> unterstützt diese Initiative seit dem<br />

Start im Jahr 2006. Die Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik, Medien und Wissenschaft diskutieren<br />

aktuelle politische Themen mit dem Fokus auf wirtschafts- und sicherheitspolitischen<br />

Aspekten, wie die Entwicklung der Beziehungen zwischen der EU und Russland, die Lage<br />

auf dem Balkan oder die geplante Osterweiterung der NATO. Auch der Friedensprozess im<br />

Nahen Osten, im Irak und in Afghanistan waren bereits mehrfach auf der Agenda vertreten. \<br />

85


[1]<br />

0+<br />

Vor elf Jahren gab es große Vorbehalte gegen den neuen US-Standort von<br />

Mercedes-Benz in Tuscaloosa, Alabama. Das Werk gilt heute als effizienter und<br />

innovativer Produktionsstandort, in dem die Mercedes-Benz GL-, ML- und<br />

R-Klasse vom Band laufen. Zudem setzt das Werk Standards innerhalb der<br />

<strong>Daimler</strong>-Produktionsstandorte – nicht zuletzt beim Umweltschutz.<br />

Text Stefan Scheytt Fotografie Sandy Volz<br />

[Das US-Werk von Mercedes-Benz liegt eingebettet zwischen<br />

Wäldern am Highway von Birmingham nach Tuscaloosa.]


[2]<br />

[Mercedes-Benz Athletic Club]


[Mittagsschlaf im Betriebs-<br />

kindergarten „Shining Stars“.]<br />

[Im Mercedes-Benz Institute üben<br />

Lehrlinge das Schweißen.]<br />

[3]<br />

[5]<br />

[Viele Montageteile kommen von<br />

Zulieferern aus der nahen Umgebung.]<br />

[In den schilfumwachsenen Regenwasserauffangbecken<br />

sind Biber heimisch geworden.]<br />

[4]<br />

[6]


[7]<br />

[Computergesteuert verschweißen<br />

Roboter eine Karosserie.]


[8]<br />

[Qualitätskontrolle in der Lackiererei.]


[9]<br />

[Letzte Inspektionen, bevor die Modelle<br />

der GL-Klasse die Fabrik verlassen.]<br />

[Recycling hat höchste Priorität im<br />

US-Werk von Mercedes-Benz.]<br />

[Auf dem Werksparkplatz stehen die Fahrzeuge<br />

<strong>zur</strong> Auslieferung per Bahn bereit.]<br />

[10]<br />

[11]


92<br />

ZEITPUNKTE<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

10+<br />

fällt die Entscheidung, das erste Pkw-Werk außerhalb<br />

Deutschlands in Tuscaloosa, Alabama (USA), zu<br />

errichten.<br />

ist Spatenstich in dem kleinen Ort Vance, wenige Meilen<br />

von Tuscaloosa entfernt. Wenige Monate später<br />

bewerben sich 60.000 Menschen auf die ersten Stellen.<br />

werden die ersten Produktionsmitarbeiter zum Trai-<br />

ning ins Mercedes-Benz-Werk nach Sindelfingen,<br />

Deutschland, geschickt. Mit der Fabrikwerkstatt wird<br />

der erste Teil des Werks in Betrieb genommen.<br />

Dort werden Prototypen in Handarbeit hergestellt.<br />

wird eine erste Studie der ML-Klasse auf der<br />

North American International Auto Show vorgestellt,<br />

in Tuscaloosa laufen Produktionstests.<br />

rollt im Februar die erste ML-Klasse vom Band.<br />

Wenige Monate später eröffnet das Mercedes-Benz<br />

Visitor Center.<br />

fällt die Entscheidung für eine 80-Millionen-US-Dollar-<br />

Investition. Sie soll die Produktionskapazität von<br />

60.000 auf 80.000 Fahrzeuge pro Jahr erhöhen.<br />

übernimmt Bill Taylor die Leitung des Werks als CEO<br />

von Mercedes-Benz U.S. International (MBUSI).<br />

kündigt <strong>Daimler</strong> an, 600 Millionen US-Dollar in die<br />

Erweiterung des Werks zu investieren. Im selben<br />

Jahr erhält das Werk die Zertifizierung nach dem inter-<br />

nationalen Umweltstandard ISO 14 001.<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

<strong>2008</strong><br />

rollt das 250.000ste Modell der ML-Klasse vom Band.<br />

gibt <strong>Daimler</strong> bekannt, dass die Mercedes-Benz<br />

R-Klasse in Tuscaloosa gebaut werden wird.<br />

verlässt die 500.000ste Mercedes-Benz ML-Klasse<br />

das Werk in Alabama.<br />

beginnt die Produktion der zweiten Generation<br />

der ML-Klasse.<br />

ist die Erweiterung der Fabrik abgeschlossen,<br />

das erste R-Klasse-Modell läuft vom Band.<br />

ist Produktionsstart der Mercedes-Benz GL-Klasse.<br />

feiert das Werk sein zehnjähriges Bestehen. Im November<br />

verlässt das 1.000.000ste Fahrzeug das Werk.<br />

wird die SUV-Familie mit der neuen umweltfreundlichen<br />

Dieseltechnologie BLUETEC ausgerüstet.


TUSCALooSA 33°N/87°W ——— Ein neuer Tag: Vier Mitarbeiter<br />

gehen ans Werk. Es ist halb sechs Uhr morgens, als Bill Taylor die<br />

Start-Taste seines Laufbands drückt. Für einen sportiven Automanager<br />

wie Taylor gibt es keinen besseren Ort für den Work-out als<br />

diesen: Während der drahtige Mann seinen Puls stetig nach oben<br />

treibt, kann er durch die riesigen Scheiben des „Mercedes-Benz<br />

Athletic Club“ verfolgen, wie auch die Fabrik jenseits der Scheiben<br />

für die erste Schicht auf Touren kommt.<br />

Etwa <strong>zur</strong> selben Zeit und nur eine Etage tiefer übergibt Jill Phillippo<br />

ihre Tochter London Kaylee einer Erzieherin im Betriebskin-<br />

dergarten „Shining Stars“. London ist erst 15 Monate alt, noch be-<br />

greift sie nicht, dass ihre Mutter in einer der weißen Fabrikhal-<br />

len, die man vom Spielplatz aus sieht, Autos lackiert. Jill Phillippo<br />

aber gibt die Nähe zu ihrer Jüngsten ein beruhigendes Gefühl.<br />

Auch Marquetta Griffin ist längst auf den Beinen. Am anderen<br />

Ende des weitläufigen Geländes, im Mercedes-Benz Institute,<br />

beugt sich die 19-Jährige über ein Relais. „Ich liebe Elektronik“,<br />

sagt Marquetta. Mit dieser Hingabe hat sie es unter 300 jungen<br />

Leuten, die sich für dieses Programm beworben hatten, in die<br />

16-köpfige Lehrlingsklasse geschafft. Und eines Tages, daran<br />

glaubt sie fest, wird sie auch Instandhaltungstechnikerin in der<br />

Autofabrik sein, die sie während ihrer Frühstückspausen im<br />

Blick hat.<br />

Bei seinem allmorgendlichen Prüfrundgang beobachtet Umweltingenieur<br />

Scott Baggett im hinteren Teil des Werksgeländes einen<br />

Biberbau. In den letzten 11 Jahren hat Baggett die scheuen Tiere<br />

nur zwei Mal gesehen. Aber er weiß genau, wie wertvoll ihre Präsenz<br />

ist. „Die Biber sind ein Indikator für die hervorragende Wasserqualität<br />

in unseren Auffangbecken, in denen das Regenwasser<br />

des gesamten Areals gesammelt wird. Das dient als Maßstab da-<br />

für, wie effektiv unsere Kontrollsysteme funktionieren – nirgend-<br />

wo gibt es Verunreinigungen oder Leckagen.“ Vier Menschen<br />

mit vier besonderen Perspektiven auf eine besondere Automobilfabrik,<br />

die im US-Bundesstaat Alabama Standards gesetzt<br />

hat – wirtschaftliche, umweltrelevante und soziale Standards.<br />

11 Jahre – eine erfreuliche Bilanz. Die Fabrik an der Autobahnausfahrt<br />

„Mercedes Drive“ war 1997 nicht nur das erste Pkw-<br />

Werk außerhalb Deutschlands, in das seither mehr als 1 Mrd. US-<br />

Dollar investiert wurden. „Die Ansiedlung hat der Wirtschaft des<br />

Bundesstaats einen Schub gegeben, den man kaum überschätzen<br />

kann“, sagt Alabamas Gouverneur Bob Riley. „Denn zum ersten<br />

Mal erhielten wir als ländlich geprägter Bundesstaat die Chance<br />

zu beweisen, dass wir im Wettbewerb um ein international re-<br />

nommiertes Hightech-Unternehmen konkurrenzfähig sind.“ Wie<br />

stark der Schub durch Mercedes-Benz tatsächlich ist, hat 2007<br />

eine Studie ermittelt: Danach stehen Mercedes-Benz und jene<br />

Zulieferer, die dem Autobauer in den amerikanischen Süden folg-<br />

ten, heute für 40.000 direkte und indirekte Jobs mit einer Wertschöpfung<br />

von jährlich 7 Mrd. US-Dollar und einer Lohnsumme<br />

von 1,2 Mrd. US-Dollar pro Jahr; zusammen repräsentieren diese<br />

Unternehmen mehr als 4 Prozent des Bruttosozialprodukts von<br />

Alabama, dessen größter Exporteur <strong>Daimler</strong> ist.<br />

Auch aus der Innenperspektive stellt sich die Geschichte des jungen<br />

Standorts als ein beispielloser Kraftakt dar: Noch nie hat ein<br />

10+ Tuscaloosa<br />

<strong>Daimler</strong>-Werk innerhalb so kurzer Zeit die Produktion drei neuer<br />

Modelle aufgenommen – Ende 2004 die zweite Generation der<br />

ML-Klasse, 2005 die R-Klasse sowie Anfang 2006 die GL-Baureihe.<br />

Die Zahl der Mitarbeiter stieg seit 1997 von 1.500 auf heute<br />

rund 4.000, die Produktionskapazität von 160.000 Fahrzeugen<br />

pro Jahr ist fast dreimal so hoch wie zu Beginn, als für Tuscaloosa<br />

eine Jahresproduktion von 60.000 Sport Utility Vehicles (SUV)<br />

geplant war. In den letzten zwei Jahren produzierte das Werk mit<br />

weit über 170.000 Fahrzeugen stets über seiner Produktionska-<br />

pazität. „Wir haben eine gewaltige Wegstrecke <strong>zur</strong>ückgelegt“, ur-<br />

teilt Bill Taylor, der sportive Werkleiter, der täglich mehrere Meilen<br />

zu Fuß in den Hallen unterwegs ist: „1997 war dies ein Standort<br />

ohne jede Erfahrung im Automobilbau – und nur 11 Jahre später<br />

produzieren wir drei Baureihen, die in die gesamte Welt expor-<br />

tiert werden.“ Und das nach dem derzeit modernsten Fabrika-<br />

tionskonzept: Die Teile der Zulieferer werden nicht nur „just<br />

in time“, sondern „just in sequence“ ans Band geliefert, also<br />

genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie von den Mitarbeitern und<br />

den mehr als 800 Robotern für die Montage benötigt werden.<br />

„ Mercedes-Benz hat dabei als vorbild-<br />

licher Corporate Citizen Verantwortung<br />

für die Gesellschaft übernommen: Beim<br />

Umweltschutz leistet das Unternehmen<br />

mehr als das, was gefordert ist.“<br />

Bob Riley, Gouverneur von Alabama (USA)<br />

Das Werk und mit ihm die Region und der Bundesstaat sind<br />

enorm gewachsen – aber keineswegs gegen die Umwelt. „Im<br />

Gegenteil“, sagt Gouverneur Bob Riley, „Alabamas reichliche<br />

Ressourcen waren schon immer attraktiv für neue Industrien,<br />

aber angesichts der Erfolge von Mercedes-Benz und anderen<br />

Unternehmen – aus den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Elektronik<br />

sowie biomedizinische Forschung und Technik – haben wir<br />

uns auch stets auf den Schutz der Umwelt und den Erhalt der<br />

Lebensqualität unserer Bürger konzentriert. Mercedes-Benz hat<br />

dabei als vorbildlicher Corporate Citizen Verantwortung für die<br />

Gesellschaft übernommen: Beim Umweltschutz leistet das Un-<br />

ternehmen mehr als das, was gefordert ist.“<br />

„State of the Art“ beim Umweltschutz. Verständlich also, dass<br />

sich Umweltingenieur Scott Baggett ärgert, wenn ihm dennoch<br />

immer wieder das alte Vorurteil begegnet, Alabama und überhaupt<br />

die Südstaaten lebten in Umweltfragen hinterm Mond. „Die Menschen,<br />

die hier wohnen und die Natur lieben, verfolgen unser Tun<br />

genauso wie unsere Stakeholder, unsere Aktionäre und Kunden“,<br />

sagt Baggett. „Sie würden es nie akzeptieren, wenn wir die Luft<br />

verpesteten oder das Wasser verschmutzten.“<br />

Baggett steht auf dem Off-Road-Parcours für die Geländewagen<br />

hinter der Fabrik, mittendrin liegt eines der schilfumwachsenen<br />

Regenwasserauffangbecken. Er zeigt auf den Biberbau, dann auf<br />

einen Abfluss, der jenseits des Werkzauns in einen Bach mündet.<br />

„Umweltschützer und Regulierungsbehörden haben dort beste<br />

Wasserqualität und Artenvielfalt gefunden“, erzählt der Biologe. >><br />

93


94<br />

[1] [2]<br />

[6] [7] [8]<br />

[6] David olive<br />

0+<br />

Menschen in Tuscaloosa<br />

Teamleiter Personalabteilung, Teamkoordination. „Ich<br />

hatte mich damals nur meiner Mutter zuliebe bei Mercedes<br />

beworben, ich selbst hatte mir keine Chancen ausgerech-<br />

net. Als Testfahrer fing ich an, jetzt bin ich Assistant Mana-<br />

ger in der Personalabteilung. Die Firma hat mein Leben<br />

und das meiner Familie verändert. Wenn neben mir an der<br />

Ampel ein Mercedes hält, macht mich das stolz.“<br />

[1] Stefanie Abrams<br />

Mitarbeiterin in der Montage. „Früher habe ich als Kran-<br />

führerin drei Schichten gearbeitet mit 16-Stunden-Tagen.<br />

Als Alleinerziehende eines kleinen Kindes war das eine<br />

große Belastung für mich. Hier sind die Bezahlung und die<br />

Sozialleistungen viel besser, mit geregelter Arbeitszeit<br />

und freien Wochenenden. Für mich und meinen Sohn ist<br />

die Arbeit hier ein Segen.“<br />

[7] Thomas Harthun<br />

Teamleiter Serienplanung. „Ich bin seit 1995 hier und da-<br />

mit der standortälteste Deutsche. Das Werk ist inzwischen<br />

ein etablierter Standort. Aber vor 11 Jahren war es ein Werk,<br />

durch das der Pioniergeist wehte – deshalb ist hier immer<br />

noch viel Platz für Neues. Das hilft uns jetzt bei den Vorbe-<br />

reitungen für die Montage der neuen Dieseltechnologie<br />

BLUETEC.“<br />

[2] Bill Taylor<br />

President & CEo. „Manche meinen, nach 10 Jahren sei der<br />

Reiz der ersten Jahre verflogen. Meine Aufgabe als Manager<br />

hier ist es, den Geist des Anfangs wachzuhalten, auch<br />

wenn ich nicht von Anfang an in dieser Position dabei war:<br />

Täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich müssen wir uns er-<br />

neuern. Es ist wie im normalen Leben oder wie in einer Ehe.“<br />

[8] LeArthur Armstead<br />

Mitarbeiter in der Karosseriemontage. „Seit 3 Jahren mon-<br />

tiere ich Türen, Kühlerhauben und Hecktüren. Früher hatte<br />

ich nur Nebenjobs, jetzt kann ich richtig für meine Familie<br />

sorgen. Für die Stelle habe ich das College unterbrochen,<br />

ich studierte Business Management in Tuscaloosa. Irgend-<br />

wann will ich das Studium abschließen und mich dann um<br />

eine Stelle im Management bewerben.“


[3] [4] [5]<br />

[9] [10] [11]<br />

[3] Jeff Burbank<br />

Teamleiter Personal und Verwaltung. „Ich war zuvor bei<br />

einer Firma, wo sie eine Leitungsebene komplett gestrichen<br />

haben, viele Mitarbeiter verloren ihren Job mit einer Vor-<br />

warnzeit von wenigen Tagen oder sogar nur Stunden. Bei<br />

Mercedes-Benz würde so etwas nie passieren, hier wird<br />

jeder Einzelne respektiert. Dafür bin ich mit meiner Familie<br />

sogar aus Tennessee hergezogen.“<br />

[9] Cathy Williams<br />

Teamleiterin Fahrzeuglackierung. „Meine Familie wohnt<br />

4 Stunden entfernt im Süden Alabamas. Aber ich nehme<br />

diese Fahrt am Wochenende gerne in Kauf. Nirgendwo be-<br />

komme ich einen besseren Stundenlohn und bessere So-<br />

zialleistungen. Ich habe enorm viel gelernt hier in Tusca-<br />

loosa und zwei Mal war ich schon <strong>zur</strong> Weiterbildung in<br />

Sindelfingen.“<br />

[4] Emmanuel „Manny“ Cruz<br />

Mitarbeiter in der Montage. „Ich musste 9 Jahre warten<br />

und mich drei Mal bewerben, bis ich Anfang 2004 hier<br />

eingestellt wurde. Im Moment arbeite ich als Elektronik-<br />

Tester in der Montage. Ich hoffe, dass ich bald die zwei-<br />

jährige Weiterbildung machen kann, die für das technische<br />

Instandhaltungsteam qualifiziert. Das wäre mein Traum.“<br />

[10] Rick Whitmore<br />

Chef des Verladebahnhofs auf dem Werksgelände.<br />

„Ich komme aus dem klassischen Speditionsgeschäft und<br />

bin seit 8 Jahren dabei. In dieser Zeit haben wir eine un-<br />

glaubliche Entwicklung gemacht. Wir beliefern von hier aus<br />

fast die ganze Welt. Auf Strecken über 1.000 Meilen ist<br />

der Bahntransport nicht nur umweltschonend, sondern auch<br />

noch kostengünstiger.“<br />

[5] Peggy Page<br />

Teamleiterin Finance & Controlling. „Die Situation damals<br />

1997 war einmalig in der Autoindustrie: In einer neuen Fa-<br />

brik produzierten wir mit einer neuen Mannschaft ein neu<br />

entwickeltes Auto. Bis heute ist das Werk ein spannender<br />

Arbeitsplatz für mich. Ständig suchen wir nach Möglichkei-<br />

ten, die Effizienz zu verbessern. So minimieren wir den<br />

Ressourceneinsatz.“<br />

[11] David Moore<br />

Mitarbeiter im Zentrallager. „Central Stores ist wie ein<br />

großer Supermarkt für das Werk: Außer den Bauteilen<br />

für die Autoproduktion selbst gibt es bei uns alles – vom<br />

Plastikhandschuh bis <strong>zur</strong> Druckerkartusche und zum<br />

Gabelstapler. Wenn Fremde am Schriftzug auf meinem<br />

Hemd erkennen, wo ich arbeite, werde ich oft auf das<br />

Werk angesprochen.“


96<br />

<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

„Durch unsere Expansion und fortschrittliche Technologie produzieren<br />

wir heute mehr als doppelt so viele Autos, aber im neuen<br />

Werk fällt nur halb so viel Abwasser an.“ Der Klärschlamm wird<br />

nicht auf die Deponie gekippt, sondern komplett recycelt. „Das<br />

kostet zwar wesentlich mehr als die Deponielösung, dennoch tun<br />

wir es“, sagt Baggett stolz. Erst 2006 hat die Fabrik für ihre Ab-<br />

wasseraufbereitung und andere Maßnahmen eine Auszeichnung<br />

der Alabama Water Environment Association erhalten.<br />

„Noch nie haben wir irgendwelche Umweltgrenzwerte überschritten.<br />

Oft unterbieten wir sie sogar gewaltig“, meint Baggett. So liegt<br />

das Werk mit seinen Lösemittelemissionen 71 Prozent unter dem<br />

zulässigen Grenzwert für flüchtige organische Verbindungen<br />

(VOCs, volatile organic compounds). In der Montage gehen 98 Prozent<br />

der Verpackungen zwecks Mehrfachverwendung <strong>zur</strong>ück an die<br />

Lieferanten. „Unser Betriebskindergarten und das Fitness-Studio<br />

werden im Winter mit „Fernwärme“ aus dem Werk versorgt und<br />

im Sommer mit kühler Luft, welche ohne zusätzlichen Energieaufwand<br />

über Wärmetauscher aus dem Kondenswasser der Produktionshallenlüfter<br />

gewonnen und anschließend in das Belüftungssystem<br />

des Gebäudes eingespeist wird. Die Dachbegrünung sorgt<br />

für eine zusätzliche Isolation,“ erklärt Scott Baggett und gerade<br />

hat er zwei Komposter in Empfang genommen, jeder so groß wie<br />

ein kleiner Gartenteich, in denen der Biomüll aus der Werkskantine<br />

in Humus <strong>zur</strong>ückverwandelt werden wird. „Auch das rentiert sich,<br />

wenn überhaupt, erst in vielen Jahren. Und trotzdem tun wir’s.“<br />

„ In unseren Umweltstandards und<br />

unserer technischen Ausrüstung unterscheiden<br />

wir uns in nichts von Pro-<br />

duktionsstandorten in Deutschland.<br />

Wir sind hier State of the Art und müssen<br />

keinen Vergleich scheuen.“<br />

Scott Baggett, Umweltingenieur, Mercedes-Benz-Werk Tuscaloosa<br />

Ob Wasserverbrauch oder Sondermüll, ob Stromkosten, Erdgaskonsum<br />

oder Recycling-Quote – Monat für Monat werden ein Dutzend<br />

umweltrelevante Parameter erhoben und an den jährlich höheren<br />

Zielen gemessen. „In unseren Umweltstandards und unserer tech-<br />

nischen Ausrüstung unterscheiden wir uns in nichts von Produktionsstandorten<br />

in Deutschland. Wir sind hier State of the Art und<br />

müssen keinen Vergleich scheuen“, meint Scott Baggett. Inzwischen<br />

steht der Umweltingenieur neben einem Boiler von der Grö-<br />

ße zweier Doppelgaragen, der die Lackiererei mit heißem Wasser<br />

versorgt. Baggett klopft gegen den metallenen Mantel: „Bei MBUSI<br />

werden alle Boiler mit Erdgas befeuert. Bei den Stickoxid-Emis-<br />

sionen (NO x) erfüllen oder unterschreiten sie die strengsten Grenzwerte,<br />

– die aus Kalifornien.“<br />

Von dort kommen auch die strengsten Grenzwerte für Fahrzeuge,<br />

und auch sie werden von Mercedes-Benz erfüllt. Die neue Technologie<br />

heißt BLUETEC und ist die umweltfreundlichste Diesellösung<br />

weltweit. Die von Mercedes-Benz entwickelte BLUETEC-Technolo-<br />

gie umfasst eine ganze Reihe aufeinander abgestimmter Maßnahmen<br />

für eine effiziente Abgasnachbehandlung, darunter ein SCR-<br />

Katalysator, ein Oxidationskatalysator und ein Partikelfilter. Die bei<br />

den neuen Modellen GL 320 BlueTEC, ML 320 BlueTEC und R 320<br />

BlueTEC eingesetzte BLUETEC-Version verwendet den Zusatz<br />

AdBlue, eine unschädliche wässrige Harnstofflösung, die in den<br />

Abgasstrom eingespritzt und durch die Wärme im Abgasrohr zu<br />

Ammoniak umgewandelt wird. Im nachgeschalteten SCR-Kataly-<br />

sator reduziert der Ammoniak dann die Stickoxide zu unschädli-<br />

chem Stickstoff und zu Wasser.<br />

Dank dieser innovativen Technik werden alle relevanten Schadstoffe<br />

wie Kohlenmonoxid, Stickoxide und Rußteilchen drastisch<br />

vermindert, bei einem gleichzeitigen Verbrauchsvorteil von bis<br />

zu 40 Prozent gegenüber Ottomotoren in vergleichbaren Fahrzeugen.<br />

Ab Herbst <strong>2008</strong> bietet Mercedes-Benz seinen Kunden in den<br />

USA die gesamte SUV-Flotte mit der BLUETEC-Technologie an.<br />

Schon heute ist fast jedes zweite in Tuscaloosa gebaute Fahrzeug<br />

ein Diesel, kein anderer Hersteller in den USA baut so viele Selbstzünder.<br />

Strengere Umweltgesetze, technologische Innovationen<br />

(BLUETEC) und steigende Spritpreise verhelfen dem lange verpönten<br />

Diesel jetzt zu einem sauberen Comeback, die Presse spricht<br />

schon von einer „Diesel-Euphorie“ der Amerikaner. „Viele Kunden<br />

sind bereit für diese umweltfreundlichere Art des Autofahrens“,<br />

sagt der Werkleiter Bill Taylor, „also werden wir sie ihnen auch <strong>zur</strong><br />

Verfügung stellen.“ \<br />

[360 GRAD oNLINE]<br />

Als Zusatzinformationen zu diesem Beitrag finden Sie<br />

im Internet folgende Elemente:<br />

[1] Artikel „Mercedes-Benz macht Schule“<br />

[2] Artikel „Autos fahren Bahn“<br />

[3] Artikel „Teamwork in Uniform“<br />

[4] Die Mercedes-Benz-BLUETEC Fahrzeuge in den USA<br />

[5] <strong>Daimler</strong>-Aktivitäten in Nordamerika<br />

[www.daimler.com/nachhaltigkeit]


10+<br />

ECKDATEN<br />

1.000.000<br />

Insgesamt haben bis heute mehr als eine<br />

Million Fahrzeuge das Werk verlassen.<br />

350.000<br />

Das Werksgelände ist heute rund<br />

350.000 Quadratmeter groß.<br />

800<br />

Mehr als 800 Roboter sind im Werk im<br />

Einsatz und verschweißen Bauteile an<br />

mehr als 5.000 verschiedenen Stellen<br />

jedes Fahrzeugs.<br />

3<br />

6<br />

9<br />

60<br />

Mehr als 60 Auszeichnungen erhielt die<br />

erste Generation der ML-Klasse, die zwischen<br />

1997 und 2004 gebaut wurde.<br />

50 %<br />

Etwa die Hälfte der jährlich produzierten<br />

Fahrzeuge ist mit einem Dieselmotor<br />

ausgerüstet.<br />

30<br />

Rund 30 von 120 Zulieferern des Werks<br />

in Tuscaloosa haben heute Standorte in<br />

Alabama.<br />

230.000<br />

Seit 1997 waren mehr als 230.000 Besucher<br />

im Mercedes-Benz Visitor Center.<br />

3<br />

10+ Tuscaloosa<br />

1 Mrd.<br />

97<br />

Seit 1997 hat <strong>Daimler</strong> mehr als eine Milliarde<br />

US-Dollar in den Standort Tuscaloosa<br />

investiert.<br />

1 2<br />

4<br />

2<br />

Durch „Just-in-time-Produktion“ werden<br />

in der Montage nur Teile für eine Produktionszeit<br />

von 2 Stunden vorgehalten, im<br />

Karosseriebau für drei Stunden.<br />

7 8<br />

10<br />

4 %<br />

Das US-Werk von Mercedes-Benz repräsentiert<br />

zusammen mit den Zulieferern aus<br />

der Region mehr als 4 Prozent des Bruttosozialprodukts<br />

von Alabama.<br />

In Tuscaloosa werden die drei Baureihen<br />

ML-Klasse, R-Klasse und GL-Klasse gebaut<br />

und in die ganze Welt exportiert.<br />

5<br />

11


98 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong><br />

Impressum/KontaKt<br />

Herausgeber<br />

<strong>Daimler</strong> AG<br />

70546 Stuttgart, Deutschland<br />

Gesamtkoordination<br />

Ulrike Becker<br />

Dr. Udo Hartmann<br />

Dr. Norbert Otten<br />

Objektkoordination<br />

Dr. Wolfram Heger<br />

Matthias Steybe<br />

Redaktion und Gestaltung<br />

design hoch drei GmbH & Co. KG<br />

Repro<br />

Dr. Cantz’sche Druckerei GmbH & Co. KG<br />

Druck<br />

Bechtle Verlag & Druck<br />

Ansprechpartner<br />

Mirjam Bendak<br />

Fax +49-(0) 71117 79093092<br />

E-Mail: sustainability@daimler.com<br />

Vertriebs- und Bestellservice<br />

Uwe Haspel<br />

Fax +49-(0) 71117 790-59185<br />

E-Mail: uwe.haspel@daimler.com<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit<br />

schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

und mit dem Bild- und Textverweis<br />

„<strong>Daimler</strong> AG“.<br />

© <strong>2008</strong> <strong>Daimler</strong> AG<br />

ISSN 1865-6188


Effizienz. Verhältnis zwischen „Output“ (Leistung/Produkt) und „Input“<br />

(verbrauchte Ressourcen/Energie) unter Berücksichtigung des notwendigen<br />

Aufwands.<br />

<strong>Daimler</strong> AG<br />

Stuttgart, Deutschland<br />

www.daimler.com

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!