<strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2008</strong> Einblick „Wie funktioniert Sustainability-Management, Herr Grube?“ <strong>Nachhaltigkeit</strong> verankern und moderieren: Rüdiger Grube, im <strong>Daimler</strong>-Vorstand für Konzernentwicklung verantwortlich, über das neu etablierte „Sustainability Board“.
——— 360 GRAD: Herr Grube, mit dem „Sustainability Board“ hat <strong>Daimler</strong> ein neues Gremium auf Topmanagementebene für das <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagement etabliert. Sie sind Vorsitzender des neuen Gremiums. Hat <strong>Daimler</strong> hier erst jetzt den Handlungsbedarf erkannt? Rüdiger Grube: Nein, absolut nicht. Nachhaltiges Handeln und Wirtschaften ist seit jeher ein wesentlicher Bestandteil unserer Unternehmensstrategie. Wir haben fest verankerte Unternehmenswerte und zudem unser „Leitbild <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong>“. Ein weiteres Beispiel sind die Umwelt-Leitlinien, die wir bereits im Jahr 1990 im Vorstand verabschiedet haben. Zudem haben wir im Unternehmen Funktionen, mit denen die drei Dimensionen der <strong>Nachhaltigkeit</strong> – Ökonomie, Ökologie und gesellschaftliche Verantwortung – bereits sehr erfolgreich gesteuert werden. Ich will hier beispielhaft den Konzernumweltschutz nennen, der mit einer Topmanagementposition des Umweltbevollmächtigten versehen ist und im Bereich Research & Development verankert ist: Seit 1990 trägt diese Zentralfunktion wesentlich dazu bei, dass Umweltschutzmaßnahmen am Produkt, in der Produktion oder im Vertrieb, also über den gesamten Lebenszyklus hinweg, sehr erfolgreich umgesetzt werden. ——— Das klingt doch bereits nach einem funktionierenden Managementsystem bei <strong>Daimler</strong>, warum dann ein weiteres Gremium? <strong>Nachhaltigkeit</strong> bedarf des Gesamtblicks und geht weit über unsere Aktivitäten im Umweltschutz hinaus. Wir müssen als Automobilhersteller nicht nur ökologische, sondern auch gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Herausforderungen im Blick haben. Community-Projekte, soziales Engagement, Verkehrssicherheit, unsere Zuliefererbeziehungen und auch das verantwortliche Handeln gegenüber unseren Nachbarn an unseren Standorten sind wichtige und ernst zu nehmende <strong>Nachhaltigkeit</strong>saspekte. Erfolgreiches Sustainability-Management ist am Ende der erfolgreiche Dreiklang der drei Dimensionen. Auch wenn es zwischen den Dimen- sionen nicht immer ohne Zielkonflikte zugehen kann, voneinander losgelöst können wir sie nicht betrachten … ——— … und das neue Topmanagementgremium wird sich mit diesem Dreiklang der <strong>Nachhaltigkeit</strong> befassen? Nicht nur das! In Zukunft werden wir unsere vielfältigen Aktivitäten rund um das Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> noch enger aufeinander abstimmen. Zunächst bündeln wir unsere Kräfte und verstärken dadurch den Topmanagementansatz für dieses Thema. Im Jahr 2005 haben wir mit der „Task Force Sustainability“ ein Querschnittsteam gebildet, das sich zunächst auf die Verbesserung unseres Sustainability-Reportings konzentriert hat. Wir erarbeiten seither jährlich einen integrierten <strong>Nachhaltigkeit</strong>sbericht entsprechend international anerkannten Reporting-Guidelines. Da die Qualität unserer Berichte aber vor allem von unserer unternehmerischen Substanz abhängt, haben wir uns zunehmend mit der Performance in Schlüsselgebieten der <strong>Nachhaltigkeit</strong> befasst. Das neue „Sustainability Board“ integriert nun systematisch die relevanten operativen Disziplinen in unserem Sustainability-Management-Ansatz. ——— Und die wären …? In den letzten drei Jahren haben wir neue Managementfunktionen geschaffen, wie etwa unser Global Diversity Management, das vom Vorstand Personal und Arbeit Günter Fleig verantwortet wird, oder unsere Compliance-Organisation, die wir seit 2006 kontinuierlich ausgebaut haben. Sie ist beim Vorstandsvorsitzenden organisatorisch verankert. Im Schwerpunkt Effizienz – Einblick Rüdiger Grube „Sustainability Board“ wollen wir diese Funktionen noch enger aufeinander abstimmen und auf themenübergreifenden Handlungsbedarf noch besser reagieren. Dabei war es uns besonders wichtig, dass das neue Gremium direkt an den Vorstandsvorsitzenden Dieter Zetsche berichtet. „ In Zukunft werden wir unsere vielfältigen Aktivitäten rund um das Thema <strong>Nachhaltigkeit</strong> noch enger aufeinander abstimmen.“ Rüdiger Grube ——— Und wie genau wird die Arbeit des Sustainability Boards aussehen? Nun, zunächst haben wir die Themenbereiche definiert, wo wir im Sinne des <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements wesentlichen Handlungs- bzw. Koordinationsbedarf sehen. Zu diesen Themen haben wir anspruchsvolle Ziele und Maßnahmen bestimmt. Das neue Gremium übernimmt die Koordination und Erfolgskontrolle dieser Maßnahmen und stimmt diese aufeinander ab. Die Umsetzung erfolgt in den dafür verantwortlichen Ressorts und Geschäftsbereichen. Dort haben wir die entsprechenden Experten und Expertisen. Es gilt, vorhandene Strukturen und Verantwortlichkeiten noch besser zu nutzen. ——— Woran werden Sie den Erfolg Ihres SustainabilityManagements messen? Ein Gradmesser eines erfolgreichen <strong>Nachhaltigkeit</strong>smanagements sind natürlich die anerkannten Sustainability- Ratings. Ein gutes Abschneiden ist für uns ein Beleg, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die richtigen Schritte eingeleitet haben – und dass dies die externen Experten auch so bewerten. Deshalb freut es uns, dass wir 2007 im dritten Jahr in Folge im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) gelistet sind. Dennoch sehe ich auch hier Verbesserungspotenzial. ——— Und was sind konkrete Herausforderungen im SustainabilityManagement von <strong>Daimler</strong>? Unser Anspruch muss sein, dass wir nicht nur in den Ratings, sondern vor allem bei unseren vielfältigen Dialoggruppen – also bei Kunden, Mitarbeitern, Aktio- nären, Politikern und Behördenvertretern, bei NGOs und Journa- listen und natürlich bei unseren direkten Nachbarn für unser unternehmerischens Handeln Zustimmung erfahren – und dies gilt weltweit an unseren Standorten. Hier sehe ich noch Handlungsbedarf von unserer Seite. Dies soll zum Beispiel durch eine In- tensivierung und Neuausrichtung unseres Stakeholder-Dialogs verbessert werden. Mir ist dabei wichtig, dass wir nicht nur unseren Dialoggruppen erzählen, was wir bereits gut machen, sondern dass wir vor allem miteinander diskutieren, wo wir noch etwas besser machen können. \