Grundlagenwissen zum Überspannungsschutz - Phoenix Contact
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In der Praxis haben sich zwei Schritte bei der Planung und Installation<br />
von <strong>Überspannungsschutz</strong> als vorteilhaft erwiesen:<br />
1. Auswahl der Ableiter entsprechend der Spannungsfestigkeit der elektrischen<br />
und elektronischen Anlagen.<br />
2. Festlegung des richtigen Installationsortes durch Einteilung des<br />
gesamten schutzbedürftigen Volumens in <strong>Überspannungsschutz</strong>zonen.<br />
5.2 Auswahl der Ableiter<br />
Für Stromversorgungsanlagen sind Werte für die Stehstoßspannungsfestigkeit<br />
der Isolation in der DIN VDE 0110 angegeben (Tabelle, Abb. 5.2-1).<br />
Für Nennspannungen in Stufen bis 1000 V erfolgt eine Einteilung in die<br />
Überspannungskategorien I bis IV. Jeder Überspannungskategorie ist<br />
entsprechend der Nennspannung eine Isolationsfestigkeit zugeordnet.<br />
Als Nennspannung wird hier die Spannung zwischen Außenleiter und<br />
Erde zugrunde gelegt. Für 230/400 V-Drehstromnetze bedeutet dies,<br />
dass die Leiter-Erde-Spannung in Höhe von 300 V für die Zuordnung der<br />
Bemessungs-Stoßspannung heranzuziehen ist. Interessant ist es dann<br />
festzustellen, dass Endgeräte in der Stromversorgung noch eine Spannungsfestigkeit<br />
von 1500 V aufweisen müssen. Bei der Erarbeitung eines<br />
<strong>Überspannungsschutz</strong>konzeptes ist es deshalb völlig ausreichend, sich<br />
unter Berücksichtigung eines Respektabstandes zu diesen 1500 V an<br />
einer Restspannung von ca. 1000 V am Eingang des Gerätes zu orientieren.<br />
Hierin liegt auch der Grund, warum ein sogenannter „Feinschutz“,<br />
der Überspannungen auf Werte von etwa 2 x UN begrenzt, in der<br />
230/400 V-Stromversorgung nicht erforderlich ist.<br />
Zwischen dem Endgerät und der Unterverteilung ist nach<br />
DIN VDE 0110 eine Spannungsfestigkeit von 2500 V gefordert. Mit der<br />
Installation eines <strong>Überspannungsschutz</strong>gerätes in der Unterverteilung<br />
als zweite Schutzstufe wird diese Forderung eingehalten. Abb. 5.2-2<br />
zeigt einen Ableiter, der den gegebenen Platzverhältnissen und Installationsbedingungen<br />
in der Verteilung in jeder Hinsicht entspricht.<br />
Zur Ableitung der hohen Ströme, die beispielsweise aus einer Blitzeinwirkung<br />
resultieren könnten, werden in der Hauptverteilung oder der<br />
Gebäudeeinspeisung Blitzstromableiter installiert. In diesem Bereich<br />
wird auch der Blitzstromausgleich durchgeführt.<br />
Spannungen<br />
Leiter - Erde<br />
in V<br />
12 PHOENIX CONTACT<br />
Bemessung-Stoßspannung in V (1,2/50)<br />
Überspannungsklassen nach DIN VDE<br />
I II III IV<br />
50 330 500 800 1500<br />
100 500 800 1500 2500<br />
150 800 1500 2500 4000<br />
300 1500 2500 4000 6000<br />
600 2500 4000 6000 8000<br />
1000 4000 6000 8000 12000<br />
Abb. 5.2-1:<br />
Stehstoßspannungsfestigkeit nach DIN VDE 0110<br />
Abb. 5.2-2:<br />
VALVETRAB VAL-CP<br />
Entsprechend DIN VDE 0110 darf zwischen Haupt- und Unterverteilung<br />
nur noch eine Restspannung von 4000 V vorhanden sein. Der Ableiter<br />
ist entsprechend dafür und im Hinblick auf die zu erwartenden<br />
Ableitströme auszuwählen.<br />
L1<br />
L2<br />
L3<br />
PEN<br />
Typ 1<br />
Blitzstromableiter<br />
kW/h<br />
Z<br />
PAS<br />
Hauptverteilung 6 kV<br />
Stehstoßspannungsfestigkeit<br />
der Isolation<br />
Typ 2<br />
Überspannungsableiter<br />
Unterverteilung 4 kV<br />
Abb. 5.2-3:<br />
Isolationskoordination nach DIN VDE 0110/Teil1<br />
2,5 kV<br />
Typ 3<br />
Geräteschutz<br />
Endgerät 1,5 kV<br />
In der Abb. 5.2-3 sind die Spannungsfestigkeiten nach DIN VDE 0110<br />
von der Gebäudeeinspeisung bis <strong>zum</strong> Endgerät und der Einbauort der<br />
zu installierenden Ableiter dargestellt.<br />
Für Datenverarbeitungs- und Datenübertragungseinrichtungen sowie<br />
für MSR-Anlagen ist eine ähnliche Tabelle nicht in den Vorschriften vorhanden.<br />
Bei der Auswahl der Ableiter für den <strong>Überspannungsschutz</strong> von<br />
MSR-Anlagen muss man sich deshalb an Herstellerangaben bezüglich<br />
der Spannungsfestigkeiten halten. Seit Inkrafttreten des Europäischen<br />
EMV-Gesetzes im Jahr 1996 (und nachfolgenden Ergänzungen und<br />
Änderungen) lassen sich diese Werte relativ einfach ermitteln, da die<br />
Hersteller von elektronischen Geräten dazu verpflichtet sind, minimale<br />
Spannungsfestigkeiten nach IEC 61000-4-5 einzuhalten.<br />
Aber nicht nur die Spannungsfestigkeiten sind bei MSR-Anlagen für<br />
die Auswahl der Ableiter interessant. Ganz entscheidend für die spätere<br />
Installation sind die physikalischen Anschlussbedingungen (Steckverbindungen,<br />
Klemmen), die Montagemöglichkeiten (montierbar auf