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Tiefer und
auch besser
FAHRWERKSTUNING Nicht jeder, der sich
ein Gewindefahrwerk einbauen lässt,
ist nur auf bessere Optik aus.
CHRISTOPH SCHMUTZ
Wer sich das
Fahrwerk seines
Schlittens
aufmöbeln
lässt, wird
schnell als Tuning-Freak
verschrien, der jeden verdienten
Franken in sein Auto steckt. Besonders
dann, wenn es ums Tieferlegen
geht. Zwei Einschätzungen, die falscher
nicht sein könnten. Denn: Wer ein besonderes
Augenmerk auf das Fahrwerk
legt – wir sprechen in der Folge ausschliesslich
vom Umbau von Fahrwerken
(Schwingungsdämpfer und Federn) –,
beweist auch Sicherheitsdenken.
Schliesslich fährt sich ein Auto nur so gut
– oder eben sicher –, wie es die Abstimmung
des Fahrwerks und letztlich natürlich
auch die Qualität der Pneus erlauben.
Ein weiterer Trugschluss ist der, dass
Fahrwerkstuning ein kleines Vermögen
kostet. Also weg mit den Vorurteilen!
ARGUMENTE Peter Banz ist Geschäftsführer
der KW automotive (Schweiz) AG,
eines führenden deutschen Herstellers von
innovativen Fahrwerkssystemen für den
Aftersales-Markt. Besonders bekannt ist
KW für Gewindefahrwerke für die unterschiedlichsten
Anwendungen. Gewindefahrwerke
zeichnen sich dadurch aus, dass
sich damit ein Auto stufenlos tiefer legen
lässt. Je nach Fahrzeug sind 30 bis 80mm
möglich. Bis 40 mm ist eine Tieferlegung
ohne Gutachten des Dynamic Test Center
(DTC) machbar, wenn eine Konformitätserklärung
des Teileherstellers vorliegt
(wie bei KW). Melde- und prüfpflichtig
sind Abänderungen des Fahrwerks
aber in jedem Fall.
Die Erfahrung von Peter Banz lässt
die Käufer von Gewindefahrwerken in
drei Gruppen einteilen: «Da sind einmal
jene, die immer das technisch beste wollen
und sich dies auch leisten, wenn es erhältlich
ist. Eine weitere Käufergruppe,
die die Optik des Wagens und dessen
Fahrdynamik auf der Strasse verbessern
wollen. Die dritte Gruppe bilden jene
Käufer die ihr Auto hin und wieder auf
der Rennstrecke fahren oder professionellen
Motorsport betreiben.»
Ausserdem erklärt Banz, dass Fahrwerkstuning
durchaus auch ins Spiel
kommen kann, wenn die Originaldämpfer
des Wagens gewechselt werden müssten.
«Das kann sogar billiger kommen, als
wenn Originalersatzteile des Autoher-
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stellers verbaut werden», erklärt er. Ein
paar Zahlen: Je nach Auto ist laut Banz
ein KW-Gewindefahrwerk ab 1100 bis
1400 Franken zu haben (nur Materialkosten).
Mit Komponenten aus der kostengünstigeren
Weitec-Linie von KW
gehts noch schlanker: «Für einen Corsa A
gibts z. B. ein komplettes Gewindefahrwerk
aus dem Weitec-Sortiment bereits
ab 864 Franken», verrät er. Im Besonderen
unterscheiden sich die Weitec-Komponenten
von der KW-Line darin, dass
beim Bau der Dämpfer nicht Edelstahl
sonder verzinkter Stahl verwendet wird.
DER EINBAU Nicht inbegriffen in den
genannten Preisen sind die Einbaukosten.
KW Schweiz arbeitet mit Partnerbetrieben
zusammen, die den Einbau ihrer
Produkte vornehmen. Diese werden direkt
im KW Werk regelmässig geschult.
Ein solcher Einbaupartner ist das Tuning-Center
Autex AG in Steffisburg bei
Thun. Geschäftsleiter Thomas Bellin
nennt 3 bis 5 Stunden Einbauzeit für Gewindefahrwerke
ohne hydraulische Höhenverstellung
und etwa einen Tag für
das KW HLS (Hydraulic Lift System, siehe
weiter hinten im Text). In diesen Zeiten
inbegriffen ist auch das perfekte Set-up
des neuen Fahrwerks, was unter anderem
auch korrekte Einstellung der Fahrwerksgeometrie
beinhaltet. Solches lässt
erahnen, dass der Einbau nicht in die
Hände von Autobastlern gehört, obwohl
Thomas Bellin die Einbauanleitungen
von KW und die Beratung in den höchsten
Tönen lobt. Aber Abänderungen des
Fahrwerks sind in ihrer Komplexität
nicht zu unterschätzen. «Neben der Einstellung
der Lenkgeometrie (Spur, Sturz,
Nachlauf usw.) des erneuerten Fahrwerkes
kommt oft auch eine Neujustierung
der ABS-Sensoren und allenfalls der Xenon-Lichtanlage
hinzu. Alles andere
kann keine zufriedenstellende Resultate
bieten», warnt der Steffisburger Garagist.
UND ÜBRIGENS: Dem kann Peter Banz
nur beipflichten. Sei mal ein Kunde nach
dem Einbau unzufrieden, stelle sich eigentlich
fast immer heraus, dass das Setup
nicht oder schlecht gemacht worden
ist. Ein Grund mehr, den Einbau beim geschulten
Einbaupartner zu machen. Und
etwas anderes liegt Banz auch am Herzen:
«Häufig wird in Tuningtests die Härte
von Gewinde- und Sportfahrwerken
FORTSETZUNG AUF SEITE 20
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Nr. 8 | 24. Februar 2010
automobilrevue
RATGEBER
4
1, 2 Audi A5 Coupé und
Golf VI GTI, tiefergelegt
mit KW-Gewindefahrwerken.
3 Blick auf ein hydraulisch
verstellbares KW-
HLS-Federbein, verbaut
an der Vorderachse eines
Audi A5 Coupé.
4 Komponenten für Vorder-
und Hinterachse einesKW-Gewindefahrwerkes
Variante 1.
5 KW-Schweiz-Geschäftsführer
Peter Banz
hat gute Argumente gegen
Vorurteile.
Fotos: KW, AR

RATGEBER
FORTSETZUNG VON SEITE 19
als ein Minuspunkt veranschlagt. Dies
aber völlig zu Unrecht, denn mit dem
Einbau solcher Fahrwerke will man ja gerade
eine Straffung erreichen.» So betrachtet,
sei in den Augen des Autohalters
nicht der Komfort gemindert, sondern
die Fahrdynamik gesteigert worden,
also ein Pluspunkt. «Oft unterschlagen
wird bei solchen Beurteilungen
zudem, dass ein tiefer gelegtes Auto verbesserte
Fahrdynamik besitzt und sich so
sicherer fahren lässt», betont Banz.
DAS PROGRAMM Das Sortiment von
KW deckt Automodelle ab, die zum Teil
30-jährig und älter sind. Die Verkäufe für
Kunden mit Golf I und II beispielsweise
liegen immer noch in den Top Ten.
Darüber hinaus bietet das KW Lösungen
für alle Bedürfnisse. Das beginnt
bei Gewindefahrwerken der Varianten 1,
2 und 3, wo zum Teil bereits stufenlose
und individuelle Einstellung von Zugund
Druckstufendämpfung machbar
sind. Produkte aus den Linien KW clubsport
und KW competition sind für rennmässige
Einsätze, Letztere gar für den
professionellen Motorsport vorgesehen.
Wer einen Kompromiss aus Fahrkomfort
und Fahrdynamik anstrebt, greift am
besten zum KW street comfort. Und
schliesslich bietet KW unter der Bezeichnung
KW HLS auch Fahrwerkssysteme
an, mit denen sich die Bodenfreiheit des
Autos hydraulisch verändern lässt (Hydraulic
Lift System). Auch während der
Fahrt. Diese Höherlegung geschieht auf
Kopfdruck durch den Fahrer und wird ab
80km/h automatisch wieder abgesenkt.
www.kwautomotive.ch
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Nr. 8 | 24. Februar 2010
automobilrevue
20
1,2 KW ist auch
gross im Renngeschäft.Sowohl
im Clubsport
etwa in
der Mini ChallengeSwitzerland
(oben) oder
in der Tourenwagenweltmeisterschaft
WTCC als Partner
von PrivatundWerksteams
(Bild
Mitte).
3 KW-Schweiz-
Geschäftsführer
Peter Banz (l.)
und Garagist
Thomas Bellin
sind ein eingespieltes
Team,
wenns um den
Einbau von KW-
Fahrwerken
geht.
Fotos: Menzipics, AR
3 Kids, 1 Problem?
KINDERSITZE Nicht in jedem Auto können
hinten drei Kinder problemlos mitfahren
AUSNAHMEN Was, wenn
eine Familie drei Kinder hat,
aber das Auto hinten nur zwei
Dreipunktgurt-Systeme?
Muss ein Kind zwangsweise
vorne mitfahren? Nicht
wenns hinten in der Mitte einen
Beckengurt hat, wie das
etwa bei den Golf Variant bis
Baujahr 2002 der Fall ist (ab
Baujahr 2003 müssen alle
Sitzplätze in Neuwagen mit
Dreipunktgurten ausgestattet
sein). Es gibt Kindersitze, die
sich mit Beckengurt sichern
lassen. Im TCS-Kindersitztest
2008 wurden zwei bewertet:
der Graco Logico S HP (0 bis 13
kg, «sehr empfehlenswert»)
und der aufblasbare Eitel Luf-
tikid (9 bis 25 kg, «nicht empfehlenswert).
Sind die Kinder
etwas älter, sieht das Schweizer
Gesetz eine Ausnahmeregelung
für Sitzplätze mit Beckengurt
vor: Kinder müssen
in so einem Fall nur bis 7 Jahren
in einem Kindersitz mitfahren.
Ältere Kinder dürfen
dann auch bloss mit dem Beckengurt
gesichert werden.
Ansonsten sieht unser Gesetz
ab dem 1. April 2010 vor, dass
Kinder entweder bis zu einem
Alter von 12 oder bis zu einer
Körpergrösse von 150 cm in
einer Kinderrückhaltevorrichtung
mitgeführt werden
müssen. CS
www.kindersitze.tcs.ch
Können auch nur mit Beckengurt gesichert werden:
Eitel Luftikid (l.) und Graco Logico S HP. Fotos: TCS, zvg