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Jahresthemen 2012 - Veranstaltungskalender für Körper Geist und ...

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28<br />

Mitgefühl<br />

Die tiefe Kraft<br />

der Heilung<br />

Von Falk-Björn Kuhfuhs<br />

Mitgefühl ist eine w<strong>und</strong>ersame Kraft. Sie ist in unserer<br />

christlichen, abendländischen Welt ganz sanft, fast unbemerkt<br />

eingekehrt. In den deutschen Übersetzungen<br />

der buddhistischen Literatur in den 30er <strong>und</strong> später in<br />

den 50er Jahren wurde sie im christlichen Kontext als<br />

Mitleid übersetzt.<br />

So wie bei allen spirituellen kulturellen Importen<br />

wurde auch das Mitgefühl erst mal so verstanden, wie<br />

es unsere Kultur gewohnt war zu verstehen. Es wurde<br />

als eine asiatische Form des Leiden Christi aufgefasst.<br />

Dabei geht es um etwas ganz anderes.<br />

Die Basis von Mitgefühl ist Herzenswärme<br />

<strong>und</strong> innerer Reichtum<br />

Mitgefühl ist, technisch gesehen, eins der Hauptmittel<br />

zur Überwindung von Leiden. Genauso wie der<br />

gesamte Buddhismus, wenn wir ihn in seiner essenziellen<br />

Form betrachten, vor allem eins ist: Ein klarer<br />

<strong>und</strong> scharf gezeichneter Weg, aus unseren Leiden <strong>und</strong><br />

Verstrickungen auszusteigen. Wir könnten ihn auch als<br />

höchst menschliche Form eines Befreiungspragmatismus<br />

bezeichnen.<br />

Mitgefühl ist, spirituell gesehen, etwas ganz anderes,<br />

als sich in die W<strong>und</strong>e Christi zu legen. Es basierte vor<br />

allen darauf, dass es dir gut geht. Dass dir sogar sehr,<br />

sehr gut geht <strong>und</strong> dass du aus diesem Reichtum deines<br />

Herzens handelst. Es basiert darauf, dass du fest in<br />

der Liebe bist <strong>und</strong> aus dieser Haltung der Welt auf ihr<br />

Leiden antwortest.<br />

Hört sich schön an, wirst du jetzt sagen, aber wie<br />

kommt ich in diesen Zustand. Ich würde sagen, du<br />

bekommst Ihn von jemand anderem angeboten, wie<br />

eine gute, warme Tasse Tee, die dir ein Fre<strong>und</strong> gekocht<br />

hat. Ich habe viele Tassen Tee von meinem Lehrer gebraucht,<br />

bis ich gelernt habe, ihn selbst zuzubereiten.<br />

Wie sich das Mitgefühl vom Meditationskissen<br />

in meine Praxis schlich<br />

Bis vor ungefähr 4 Jahren waren lange buddhistische<br />

Meditationsretreats <strong>und</strong> meine Arbeit zwei getrennte<br />

Dinge in meinen Leben. In meiner Praxis benutzte ich<br />

meine therapeutischen Fähigkeiten sicher <strong>und</strong> gekonnt.<br />

In meiner Freizeit studierte ich Buddhismus <strong>und</strong> übte<br />

mich in tiefer Meditationspraxis des Vipassana Stils, in<br />

spiritueller Begleitung des Mönchs Bhante Sujiva.<br />

Damals war meine therapeutische Überzeugung<br />

davon geprägt, dass je schwerer ein Fall ist, ich um so<br />

mehr tun muss, um meinen Klienten helfen zu können.<br />

Die Gleichung, die ich gelernt hatte war: Je schwieriger<br />

der Fall, um so kreativer, aufrüttelnder oder sanfter oder<br />

schlauer musste ich sein. Aber dann kamen Mitgefühl<br />

<strong>und</strong> Achtsamkeit auf leisen Sohlen in meine Praxis<br />

geschlichen <strong>und</strong> zwangen mich dazu, meinen ganzen<br />

Arbeitsstil zu reformieren.<br />

Ich sage: Zwang – denn ich kenne keinen Therapeuten,<br />

<strong>und</strong> damit meine ich vor allen mich selbst, der auch<br />

nur das kleinste Stück seines tollen, therapeutischen<br />

Egos freiwillig wieder hergeben würde. Aber manchmal<br />

zwingt eine Krise nicht nur unsere Patienten in eine<br />

Situation, in der sie wirklich etwas lernen müssen,<br />

sondern auch uns als Therapeuten.<br />

In meinen Fall geschah dieser Prozess über eine<br />

Klientin, die mit einem großen Glauben an mich ausgestattet<br />

war <strong>und</strong> unter extremen Angstzuständen litt.<br />

Wenn du so etwas mal ganz nah an dich heran gelassen<br />

hast, weißt du, wie schlimm Angst sein kann.<br />

KGSBerlin 01/<strong>2012</strong><br />

Foto: © Sven Weber - Fotolia.com

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