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Seelsorgeeinheit „Unteres Rottal“

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Kirchweih auf dem Bauernhof um 1950<br />

und früher: Zur Kirchweih sollte das Einbringen<br />

der Kartoffeln und der Rüben<br />

abgeschlossen sein. Auch endeten mit<br />

der Kirchweih auf dem Land die Schulferien,<br />

denn die Kinder wurden auf dem<br />

Bauernhof zum Einbringen der Ernte<br />

und zum Hüten gebraucht. In den meisten<br />

bäuerlichen Anwesen wurde das<br />

Großvieh im Herbst auf die Weide getrieben.<br />

Diese Kuhherden hatten dann<br />

die größeren Kinder gehütet. War auf<br />

dem Bauernhof kein Kind, dann wurde<br />

aus dem Dorf, oder aus dem Nachbardorf<br />

ein Hirtenbub engagiert. So waren<br />

auf einem Wiesengewand mehrere<br />

Vieherden beieinander. Nun galt es die<br />

einzelnen Herden auseinander zu halten.<br />

Viel Ärger gab es dann zu Hause<br />

wenn sich eine oder mehrere Kühe von<br />

der Herde entfernt hatten und auf einem<br />

Frisch Klee-Acker (Weischklee) oder<br />

gar in einem Rübenfeld sich ihr Futter<br />

suchten und sich dort „voll“ fraßen. Es<br />

kam auch vor, dass zwei Kühe mit einander<br />

zankten (boxten) und dabei sich<br />

eine Kuh ein Horn brach.<br />

Befand sich beim Wiesengewand ein<br />

Wald, so hatten die Hirtenbuben während<br />

der<br />

Hütezeit ein<br />

Kirchweihfeuerhergerichtet.<br />

Sie<br />

sammelten<br />

vom angrenzenden<br />

Wald<br />

Holz und<br />

Reisig und<br />

schichteten<br />

es auf zu<br />

einem Funkenfeuer.<br />

Bei<br />

Kirchenmaus<br />

kalten Tagen wurde ein kleines Feuer<br />

angezündet und wenn vorhanden rohe<br />

Kartoffel an eine Rute gesteckt und gebraten,<br />

die verbrennte Schale entfernt<br />

und die Kartoffel gegessen.<br />

Der Kirchweih-Samstag war natürlich<br />

der Haupttag der Hütenzeit, denn Punkt<br />

15.00 Uhr wurde das Kirchweihfeuer<br />

angezündet. Hierzu läuteten in allen<br />

Dörfern punkt 15.00 Uhr die Kirchenglocken.<br />

Voller Stolz und das Gesicht<br />

angeschwärzt vom Feuer kamen die<br />

Hütebuben mit den Kuhherden ins Dorf<br />

zurück. Wenn man noch Kuhglocken<br />

hatte wurden diese am Kirchweihsamstag<br />

den Kühen angelegt.<br />

Endlich war es Kirchweih. Nach einem<br />

kräftigen Vesper und dem Lohn für das<br />

Hüten endete die Hüteperiode für ein<br />

Jahr. Nun galt es bei den Schülern den<br />

Schulranzen herzurichten, zu schauen<br />

ob die Tafel noch ganz ist, denn am<br />

Montag darauf ging es wieder zur Schule.<br />

Doch für die Bühler Kinder kam in<br />

der folgenden Woche noch ein Festtag.<br />

Das Wendelinusfest war und ist heute<br />

noch am 20. Oktober. Für uns Kinder<br />

waren der Kirchgang und der Marktstand<br />

am Kirchplatz sehr wichtig. Wir<br />

hatten fürs Hüten ein bisschen „ Kohle“<br />

bekommen und konnten diese zum<br />

Wundertüten und Waffelbruch kaufen<br />

gut gebrauchen.<br />

Das Kirchweihfest war ein wichtiges<br />

Datum auf dem Land. Und wenn es mal<br />

im Hof nicht so richtig geklappt hatte so<br />

konnte man oft hören: „wenns no amol<br />

Kirweih wär“<br />

Karl Thanner

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