Nachtzug - Theater St. Gallen
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6<br />
Ordnung und Chaos<br />
Ein Tanzstück für begabte und unbegabte<br />
Mathematiker<br />
Codex<br />
Tanzstück von Marco Santi<br />
In Zusammenarbeit mit den Partner-<br />
institutionen in der Lokremise<br />
Einführungsmatinee<br />
Sonntag, 15. Januar 2012, 11.00 Lokremise<br />
Premiere<br />
Donnerstag, 19. Januar 2012, 20.00 Uhr,<br />
Lokremise<br />
Besetzung<br />
Choreografie — Marco Santi<br />
Musik — Roderik Vanderstraeten<br />
Bühne — Katrin Hieronimus<br />
Kostüme — Katharina Beth<br />
Video — Kristian Breitenbach<br />
Tanzkompagnie des <strong>Theater</strong>s <strong>St</strong>.<strong>Gallen</strong><br />
Weitere Vorstellungen<br />
Sonntag, 22. Januar 2012, 17.00 Uhr<br />
Dienstag, 24. Januar 2012, 20.00 Uhr<br />
Mittwoch, 25. Januar 2012, 20.00 Uhr<br />
Freitag, 27. Januar 2012, 20.00 Uhr<br />
Sonntag, 29. Januar 2012, 20.00 Uhr<br />
Montag, 30. Januar 2012, 20.00 Uhr<br />
Mittwoch, 1. Februar 2012, 20.00 Uhr<br />
Samstag, 4. Februar 2012, 20.00 Uhr<br />
(zum letzten Mal)<br />
Mit freundlicher Unterstützung von<br />
Hedy Kreier<br />
Codex beschäftigt sich mit dem goldenen<br />
Schnitt, den unendlichen Zahlenreihen<br />
und dem berühmten, das Chaos auslösenden<br />
Schmetterlingsflügelschlag. Grosse<br />
Themen verlangen grosse Räume, weshalb<br />
der Choreograf Marco Santi das Tanzstück<br />
nicht nur im <strong>Theater</strong>saal, sondern auch in<br />
Museum, Kinok und Lokal spielen lässt zu<br />
elektronischer Livemusik von Roderik<br />
Vanderstraeten. Im Gespräch mit dem<br />
Dramaturgen Serge Honegger berichtet<br />
Marco Santi von seiner Entdeckungsreise<br />
in die Zahlenwelt.<br />
Wie bist Du darauf gekommen, über ein<br />
mathematisches Thema ein Tanzstück zu<br />
kreieren? Dieser Bereich ist doch vielen,<br />
die mit der Zahlenwelt so ihre liebe Mühe<br />
hatten oder haben, nicht ganz geheuer . . .<br />
Ich habe 1997 in <strong>St</strong>uttgart eine Ausstellung<br />
gesehen mit dem Titel Die Magie der Zahlen.<br />
Dort habe ich realisiert, wie vielseitig und<br />
faszinierend das Thema in der Kunst umgesetzt<br />
wird. In der Mathematik gibt es viele<br />
Bereiche, die das Gegenteil von abstrakten<br />
Formeln und abgehobenen Theorien darstellen.<br />
Welche Rolle spielen denn Codes und Zahlenreihen<br />
im Tanz?<br />
Eine grosse! Drehungen, Spiralformen und<br />
das Zählen von Takten und Schritten sind<br />
omnipräsent. Man darf nicht vergessen, dass<br />
die ganze Erdbewegung auf einem einzigen<br />
Drehen aufbaut. Die Welt kreist um die Sonne,<br />
die wiederum Teil einer noch grösseren<br />
Drehung des Universums ist. Natürlich kommen<br />
Abweichungen vor, die ganz besonders<br />
spannend sind. Aber im Prinzip bildet dieses<br />
genau austarierte Gefüge ein Lebensprinzip<br />
ab, das sich in Zahlen beschreiben lässt.<br />
Tatsuo Miyajima hat es auf eine wunderbare<br />
Weise in seiner Installation im Ausstellungsraum<br />
des Kunstmuseums umgesetzt.<br />
Wie würdest Du Dein ganz persönliches<br />
Verhältnis zur Mathematik beschreiben?<br />
Für mich strahlt die Mathematik zwar eine<br />
gewisse Kälte aus. Aber was mich fasziniert,<br />
sind die Muster, die die Zahlen beschreiben.<br />
Ein Beispiel: Wenn wir im Tanz eine Form<br />
entwickeln, die auf 2 oder 3 oder 8 Zählzeiten<br />
aufbaut, ergibt sich automatisch ein bestimmter<br />
Rhythmus, eine <strong>St</strong>ruktur. Diese<br />
lässt sich entziffern, durchbrechen oder<br />
kombinieren. Vom Einfachen kommt man<br />
unweigerlich zu ganz komplexen Formen bis<br />
an den Rand des Chaotischen, wofür es vielleicht<br />
gar keine Formel mehr gibt . . .<br />
Du hast in einer der letzten Proben gesagt,<br />
dass der Mensch unweigerlich Muster erschaffe.<br />
Wie hast Du das gemeint?<br />
Um unser Leben zu organisieren, kreieren<br />
wir unweigerlich verschiedene Ordnungen.<br />
Das fängt bei der Mülltrennung an, geht in<br />
der Besteckschublade weiter und hört auch<br />
noch nicht beim Tanzen auf. Ohne Muster<br />
wären wir verloren. Auch unser eigener<br />
Name ist schliesslich ein Muster, ein Code. Er<br />
lässt sich als Nummer abbilden, indem man<br />
jedem Buchstaben eine Zahl zuordnet und<br />
diese addiert. Im <strong>St</strong>ück setzen sich alle Tänzerinnen<br />
und Tänzer mit ihrer eigenen Ziffer<br />
auseinander. Sie übersetzen sie in Bewegung<br />
und interpretieren sie mit dem Körper.<br />
Enthüllen die Zahlen etwas Wahres über<br />
uns, das sonst verborgen bliebe?<br />
Ob wir wirklich von einem bestimmten Code<br />
beeinflusst werden, weiss ich nicht. Vieles<br />
sieht nach Zufall aus, aber wenn man bedenkt,<br />
dass jedes Chaos seine verborgene<br />
Ordnung hat, dann könnten die Zahlen und<br />
Formeln doch mehr Wahrheit beinhalten, als<br />
wir gemeinhin denken. Das Schwierige ist es,<br />
den richtigen Code zu entziffern.<br />
Wie lautet Dein Code?<br />
Sieben! – Zufällig ist die Sieben auch gleich<br />
meine Lieblingszahl, vielleicht ist da aber<br />
auch ein mathematisches Gesetz im Spiel . . .<br />
—<br />
Bild: Probensituation im<br />
Museumsraum der Lokremise