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Höhere Mathematik

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89. Ableitungsbegriff und Ableitungsregeln 455<br />

und dieser Ausdruck geht für h → 0 gegen Null. An einer<br />

beliebigen Stelle x ∈ R erhalten wir aufgrund des Additionstheorems<br />

für die Sinusfunktion<br />

sin(x+h) − sin(x)<br />

=<br />

h<br />

sin x cos h +cosxsin h − sin x<br />

h<br />

cos h − 1 sin h<br />

=sinx · +cosx · → sin x · 0+cosx · 1<br />

h<br />

h<br />

für h → 0, für die Kosinusfunktion dagegen<br />

cos(x+h) − cos(x)<br />

=<br />

h<br />

cos x cos h − sin x sin h − cos x<br />

h<br />

cos h − 1 sin h<br />

=cosx · − sin x · → cos x · 0 − sin x · 1<br />

h<br />

h<br />

für h → 0. Die Aussagen sin ′ (x) =cos(x) und cos ′ (x) =<br />

− sin(x) an einer beliebigen Stelle x lassen sich also mit<br />

Hilfe der Additionstheoreme auf die entsprechenden AussagenanderStellex<br />

=0zurückführen. �<br />

(89.10) Beispiel: Exponentialfunktion. Wir behaupten,<br />

daß die Exponentialfunktion ihre eigene Ableitung<br />

ist, daß also exp ′ = exp gilt. Zum Nachweis beweisen<br />

wir zunächst, daß die Ableitung exp ′ (0) an der Stelle 0<br />

existiert und den Wert 1 hat. Für alle h ∈ R und alle<br />

n ∈ N gilt<br />

(1 + h/n) n − 1<br />

h<br />

Wegen<br />

� �<br />

n<br />

k<br />

· 1 1<br />

=<br />

nk k!<br />

= 1<br />

h<br />

n�<br />

k=1<br />

· n−k+1<br />

n<br />

� �� �<br />

≤ 1<br />

� � k<br />

n h<br />

=1+<br />

k nk · n−k+2<br />

n<br />

� �� �<br />

≤ 1<br />

erhalten wir für |h| ≤1also<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(1 + h/n)<br />

�<br />

n �<br />

− 1 �<br />

− 1�<br />

h � ≤<br />

n�<br />

k=2<br />

≤<br />

n� 1<br />

k!<br />

k=2<br />

|h|k−1 ∞� 1<br />

≤ ( ) ·|h| .<br />

k!<br />

k=2<br />

n�<br />

k=2<br />

� � k−1<br />

n h<br />

k nk .<br />

··· n−k+k<br />

≤<br />

� ��<br />

n<br />

�<br />

≤ 1<br />

1<br />

k!<br />

� � k−1<br />

n |h|<br />

k nk (Die Bedingung |h| ≤1 wurde nur in der letzten Ungleichung<br />

benutzt.) Mit n →∞folgt hieraus zunächst<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

exp(h) − 1 � ∞�<br />

�<br />

− 1�<br />

1<br />

h � ≤ ( ) ·|h|,<br />

k!<br />

k=2<br />

� �<br />

und mit h → 0 folgt dann limh→0 exp(h) − 1 /h =1.An<br />

einer beliebigen Stelle x ∈ R gilt aufgrund der Funktionalgleichung<br />

der Exponentialfunktion dann<br />

exp ′ exp(x + h) − exp(x)<br />

(x) = lim<br />

h→0<br />

= exp(x) · lim<br />

h→0<br />

h<br />

exp(h) − 1<br />

h<br />

;<br />

die Aussage exp ′ (x) =exp(x) an einer beliebigen Stelle x<br />

läßt sich also mit Hilfe der Funktionalgleichung der Exponentialfunktion<br />

auf die entsprechende Aussage an der<br />

Stelle x =0zurückführen. �<br />

(89.11) Gegenbeispiel: Betragsfunktion. Die Betragsfunktion<br />

f(x) :=|x| ist nicht differentiierbar an der<br />

Stelle x0 := 0, denn es gilt<br />

f(x) − f(x0)<br />

x − x0<br />

= |x|−|0|<br />

x − 0<br />

= |x|<br />

x =<br />

Verlag Harri Deutsch – Karlheinz Spindler: <strong>Höhere</strong> <strong>Mathematik</strong> – Ein Begleiter durch das Studium – (978-3-8171-1872-4)<br />

� 1, falls x>0,<br />

−1, falls x

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