Höhere Mathematik
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98. Optimierung auf Mannigfaltigkeiten 545<br />
an der Stelle (p, λ0). Ist(p, q, s) der Index von A, soist<br />
(p + m, q + m, s) der Index von H. � Siehe (58.17) zum<br />
Begriff des Index. �<br />
(c) Hat H genau d + m positive Eigenwerte, so ist p<br />
ein lokales Maximum von f |M .HatH genau d + m negative<br />
Eigenwerte, so ist p ein lokales Minimum von f |M .<br />
Hat H mehr als m positive und mehr als m negative Eigenwerte,<br />
so ist p ein Sattelpunkt von f |M .<br />
Beweis. (a) Genau dann ist (p, λ0) ein kritischer<br />
Punkt von L, wennsowohl(∇λL)(x, λ) =g(x) alsauch<br />
(∇xL)(x, λ) = (∇f)(x) +〈λ, (∇g)(x)〉 = (∇f)(x) +<br />
� m<br />
i=1 λi(∇gi)(x) an dieser Stelle verschwindet, was nach<br />
dem Satz von Lagrange genau dann der Fall ist, wenn p<br />
ein kritischer Punkt von f |M ist.<br />
(b) Nach (97.18) können wir in einer Umgebung von p<br />
lokale Koordinaten (y1,...,yn) sowählen, daß y1,...,yd<br />
lokale Koordinaten auf M und yd+1,...,yd+m = yn gerade<br />
die Werte der Funktionen gi sind; in diesen lokalen<br />
Koordinaten lautet die Nebenbedingung dann einfach<br />
yd+1 = ··· = yn = 0, und die Lagrangefunktion nimmt<br />
die Form L(y, λ) = f(y) +λ1yd+1 + ··· + λmyd+m an.<br />
In den neuen Koordinaten nimmt die Hessesche Matrix<br />
von L (die nach (98.12) kongruent zur Hessematrix in den<br />
ursprünglichen Koordinaten ist) dann die Form<br />
H =<br />
⎡<br />
A<br />
⎣ B<br />
B 0<br />
T C<br />
⎤<br />
1 ⎦<br />
0 1 0<br />
an, wobei A = (∂2f/∂yi∂yj) d i,j=1 die Hessesche Matrix<br />
von f |M ist, wobei B die Matrix der partiellen Ableitungen<br />
∂2f/∂yi∂yk mit 1 ≤ i ≤ d und d +1 ≤ k ≤ n<br />
bezeichnet und wobei C =(∂2f/∂yi∂yj) n i,j=d+1 ist. Mit<br />
⎡<br />
⎤<br />
1 0 0<br />
T := ⎣ 0 1 0 ⎦ und S :=<br />
C 1<br />
1 ⎡ √ ⎤<br />
2·1 0 0<br />
√ ⎣ 0 1 1⎦<br />
2 0 −1 1<br />
−B T − 1<br />
2<br />
sowie P := TS gilt dann<br />
P T<br />
⎡<br />
A<br />
⎣ B<br />
B 0<br />
T C<br />
⎤<br />
1 ⎦ P = S<br />
0 1 0<br />
T<br />
⎡<br />
A<br />
⎣ 0<br />
0<br />
0<br />
⎤ ⎡<br />
0 A<br />
1 ⎦ S = ⎣ 0<br />
0<br />
−1<br />
⎤<br />
0<br />
0 ⎦ ;<br />
0 1 0 0 0 1<br />
also hat H genau m mehr positive bzw. negative Eigenwerte<br />
als A, während der Eigenwert 0 in A und in H mit<br />
gleicher Vielfachheit auftritt.<br />
(c) Ist d + m die Anzahl der positiven (negativen) Eigenwerte<br />
von H, soistnach(b)geraded die Anzahl der<br />
positiven (negativen) Eigenwerte von A; d.h., A ist positiv<br />
(negativ) definit. Hat H mehr als m positive und mehr<br />
als m negative Eigenwerte, so hat A nach (b) mindestens<br />
einen positiven und mindestens einen negativen Eigenwert<br />
und ist damit indefinit. Die Behauptungen folgen dann sofort<br />
aus (95.4).<br />
(98.14) Beispiel. Welches sind die lokalen Maxima<br />
und Minima der Funktion f(x, y, z) :=x 3 + y 3 + z 3 unter<br />
der Nebenbedingung (1/x)+(1/y)+(1/z) =1?<br />
Lösung. Wir setzen g(x, y, z) := (1/x) +(1/y) +<br />
(1/z)−1 und bezeichnen mit M die Nullstellenmenge von<br />
g; die Lagrangefunktion ist dann gegeben durch<br />
L(x, y, z, λ) = x 3 + y 3 + z 3 � �<br />
1 1 1<br />
+ λ + + − 1 .<br />
x y z<br />
Nullsetzen des Gradienten<br />
⎡<br />
3x<br />
(∇L)(x, y, z, λ) =<br />
⎢<br />
⎣<br />
2 − λ/x2 3y2 − λ/y2 3z2 − λ/z2 ⎤<br />
(1/x)+(1/y)+(1/z) − 1<br />
⎥<br />
⎦<br />
führt auf die Gleichungen 3x4 = 3y4 = 3z4 = λ und<br />
(1/x)+(1/y)+(1/z) =1mitdenLösungen x = y = z =3,<br />
λ = 243 und x = y = −z =1,λ = 3 sowie den beiden<br />
Lösungen, die aus der letzteren durch Vertauschung der<br />
Rollen von x und z bzw. y und z hervorgehen. Die Funktion<br />
f hat also auf der Nullstellenmenge von g die vier kritischen<br />
Punkte (3, 3, 3), (1, 1, −1), (1, −1, 1) und (−1, 1, 1).<br />
Um den Charakter dieser kritischen Punkte festzustellen,<br />
betrachten wir die Hessesche Matrix (Hess L)(x, y, z, λ),<br />
die gegeben ist durch<br />
⎡<br />
6x +2λ/x3 0 0 −1/x2 ⎤<br />
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⎢<br />
⎣<br />
0 6y +2λ/y3 0 −1/y2 0 0 6z +2λ/z3 −1/z2 −1/x2 −1/y2 −1/z2 ⎥<br />
⎦ .<br />
0<br />
Nun hat<br />
⎡<br />
36 0 0<br />
⎤<br />
−1/9<br />
(Hess L)(3, 3, 3, 243) =<br />
⎢<br />
⎣<br />
0<br />
0<br />
36<br />
0<br />
0<br />
36<br />
−1/9 ⎥<br />
⎦<br />
−1/9<br />
−1/9 −1/9 −1/9 0<br />
das charakteristische Polynom p(λ) =(λ−36) 2 (λ 2 −36λ−<br />
1/27) und damit die Eigenwerte λ1,2 = 36 und λ3,4 =<br />
18± � 18 2 +1/27, also drei positive Eigenwerte und einen<br />
negativen Eigenwert und damit die Signatur 2. Nach Satz<br />
(98.13) hat also auch die Hesseform von f |M die Signatur<br />
2, ist also positiv definit; an der Stelle (3, 3, 3) liegt daher<br />
ein lokales Minimum von f |M vor. Dagegen hat<br />
(Hess L)(1, 1, −1, 3) =<br />
⎡<br />
⎢<br />
⎣<br />
12 0 0<br />
⎤<br />
−1<br />
0<br />
0<br />
12<br />
0<br />
0<br />
−12<br />
−1 ⎥<br />
⎦<br />
−1<br />
−1 −1 −1 0<br />
das charakteristische Polynom p(λ) =(λ − 12) q(λ) mit<br />
q(λ) :=λ 3 − 147λ − 12 und damit den Eigenwert 12 sowie<br />
jeweils einen Eigenwert in jedem der Intervalle (−∞, −1),<br />
(−1, 0) und (0, ∞) (weildortq jeweils einen Vorzeichenwechsel<br />
hat). Also hat (Hess L)(1, 1, −1, 3) zwei positive<br />
und zwei negative Eigenwerte; nach (98.13) hat dann die<br />
Hesseform von f |M einen positiven und einen negativen<br />
Eigenwert. An der Stelle (1, 1, −1) liegt also ein Sattelpunkt<br />
von f |M vor. Gleiches gilt für (1, −1, 1) und<br />
(−1, 1, 1). �