Freizeitarena vor den Toren Zürichs - marina.ch - das nautische ...
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TexT und FoTos: cornelia geiger<br />
der Blick vom fris<strong>ch</strong> renovierten grand Hotel dolder,<br />
ho<strong>ch</strong> am Züri<strong>ch</strong>berg gelegen, könnte ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>öner<br />
sein: <strong>das</strong> grossmünster der Kantonshauptstadt zur<br />
re<strong>ch</strong>ten, der see zur linken. und dazwis<strong>ch</strong>en, hinter<br />
<strong>den</strong> Bäumen verborgen, liegt der renommierte Zür<strong>ch</strong>er<br />
Ya<strong>ch</strong>tclub. die exponierte lage des dolders hat einen<br />
ents<strong>ch</strong>ei<strong>den</strong><strong>den</strong> Vorteil: Von hier hat man jederzeit im<br />
Blick, woher der Wind weht.<br />
um es glei<strong>ch</strong> <strong>vor</strong>weg zu nehmen: der <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee ist<br />
segleris<strong>ch</strong> kein Paradies. der see, der zwis<strong>ch</strong>en der<br />
albiskette und dem Pfannenstil eingebettet ist, liegt<br />
im Berei<strong>ch</strong> der gemässigten Klimazone. Prägend für<br />
<strong>das</strong> Klima sind die Winde aus westli<strong>ch</strong>er ri<strong>ch</strong>tung,<br />
die oft nieders<strong>ch</strong>läge bringen. in <strong>den</strong> sommermonaten<br />
ist es meist s<strong>ch</strong>wa<strong>ch</strong>windig. der Föhn ist der beständigste<br />
Wind und die kühle Bise trägt <strong>den</strong> segler in<br />
einem s<strong>ch</strong>lag von Freienba<strong>ch</strong> bis na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong>. dort<br />
empfängt ihn der Hös<strong>ch</strong>gässler, der ums grossmünster<br />
pfeift. Bei ri<strong>ch</strong>terswil kennt man <strong>den</strong> Bä<strong>ch</strong>ler, der<br />
erst abends aufzieht und si<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> sonnenuntergang<br />
wieder verabs<strong>ch</strong>iedet. und <strong>vor</strong> rapperswil weht der<br />
rosenwind, eine thermis<strong>ch</strong>e Brise. <strong>das</strong> Zür<strong>ch</strong>er revier<br />
hat aber au<strong>ch</strong> seine stürmis<strong>ch</strong>e seite, wie si<strong>ch</strong> 1999<br />
zeigte: Jahrhundertsturm «lothar», der mit über 240<br />
stun<strong>den</strong>kilomentern über <strong>den</strong> see fegte und alles, was<br />
ni<strong>ch</strong>t niet- und nagelfest war, zu Kleinholz ma<strong>ch</strong>te.<br />
<strong>das</strong>s der see trotz <strong>den</strong> Windkapriolen rege befahren<br />
wird, zeigen die Zahlen: im Kanton Züri<strong>ch</strong> sind fast<br />
12 000 Boote immatrikuliert, davon sind alleine 4500<br />
segelboote eingetragen. auf dieser «Pfütze» muss<br />
man also do<strong>ch</strong> segeln können!<br />
Anfänge des S<strong>ch</strong>iffsverkehrs<br />
do<strong>ch</strong> lassen wir aeolus fürs erste einen guten Mann<br />
sein und wen<strong>den</strong> uns der ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te zu. <strong>den</strong>n der see<br />
und seine umgebung haben viel Historis<strong>ch</strong>es und<br />
Kurioses zu erzählen. die anfänge des s<strong>ch</strong>iffsverkehrs<br />
dürften bis zur ersten na<strong>ch</strong>weisbaren Besiedlung seiner<br />
ufer auf <strong>das</strong> Jahr 4000 <strong>vor</strong> <strong>ch</strong>ristus zurückrei<strong>ch</strong>en.<br />
ar<strong>ch</strong>äologis<strong>ch</strong>e Funde – man fand Pfahlbauten bei<br />
Horgen – zeugen davon. Historis<strong>ch</strong> gesi<strong>ch</strong>ert ist die<br />
erri<strong>ch</strong>tung eines römis<strong>ch</strong>en Zollpunkts beim Vicus<br />
Turicum um 15 v. <strong>ch</strong>r. (siedlung der römis<strong>ch</strong>en antike<br />
am heutigen standort der stadt Züri<strong>ch</strong>). dieser Zollpunkt<br />
si<strong>ch</strong>erte auf der Wasserstrasse <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee –<br />
Walensee <strong>den</strong> Handelsverkehr zwis<strong>ch</strong>en dem heutigen<br />
Belgien, deuts<strong>ch</strong>land und dem sü<strong>den</strong>. neben dem<br />
Transitverkehr entwickelte si<strong>ch</strong> zunehmend au<strong>ch</strong> der<br />
Pilgerverkehr. Zudem wurde der see von lokalen Händlern<br />
auf dem Weg zum Markt na<strong>ch</strong> Züri<strong>ch</strong> und darüber<br />
hinaus über die limmat in <strong>den</strong> rhein benutzt. die<br />
touristis<strong>ch</strong>e ers<strong>ch</strong>liessung des <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ees begann erst<br />
um 1830. der rors<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>er Franz carl caspar und der<br />
s<strong>ch</strong>affhauser Johann Jakob lämmli führten die<br />
dampfs<strong>ch</strong>ifffahrt auf dem <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee ein. die<br />
«Minerva», die am 19. Juli 1835 ihren dienst aufnahm,<br />
bildete damit <strong>den</strong> Beginn der heutigen <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee<br />
s<strong>ch</strong>ifffahrtsgesells<strong>ch</strong>aft, deren Flotte auf dem see und<br />
auf der dur<strong>ch</strong> die stadt Züri<strong>ch</strong> führen<strong>den</strong> limmat <strong>den</strong><br />
Personenverkehr garantiert.<br />
Nautis<strong>ch</strong>es Klingenkreuzen<br />
ende des 19. Jahrhunderts wurde <strong>das</strong> Wettsegeln<br />
zur gefragten Freizeitbes<strong>ch</strong>äftigung besser situierter<br />
bürgerli<strong>ch</strong>er Kreise. der 1902 gegründete Zür<strong>ch</strong>er<br />
Ya<strong>ch</strong>tclub übernahm diesbezügli<strong>ch</strong> eine Vorreiterrolle:<br />
gräbt man in dessen Jahrbü<strong>ch</strong>ern, findet man<br />
informations- und Bildmaterial, <strong>das</strong> einen unterhaltsamen<br />
rückblick bietet. die <strong>ch</strong>ronisten bes<strong>ch</strong>ränkten<br />
si<strong>ch</strong> dabei eher auf die minutiöse Beri<strong>ch</strong>terstattung<br />
über gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e anlässe oder die Kleider<strong>vor</strong>s<strong>ch</strong>riften.<br />
oder sie beklagten si<strong>ch</strong> darüber, <strong>das</strong>s<br />
ni<strong>ch</strong>t gesells<strong>ch</strong>aftsfähige damen öfters zur abendli<strong>ch</strong>en<br />
stunde auf dem Floss ihr unwesen trieben…<br />
Über einzelne regatten verloren sie nur wenige<br />
Worte: drei Zeilen, die rangliste, fertig. Während<br />
22 Jahren blieb der ZYc, der si<strong>ch</strong> als der gehobene<br />
Ya<strong>ch</strong>tclub mit hehren sitten und hohen Zielen<br />
bezei<strong>ch</strong>nete, au<strong>ch</strong> der einzige Klub am Zür<strong>ch</strong>er ufer.<br />
erst 1924 wurde der Ya<strong>ch</strong>tclub rapperswil auf<br />
anraten der Zür<strong>ch</strong>er gegründet. Zwis<strong>ch</strong>en <strong>den</strong><br />
befreundeten Klubs entspann bald so etwas wie<br />
nautis<strong>ch</strong>es Klingenkreuzen. es lässt vermuten, <strong>das</strong>s<br />
aus jenen distanzwettfahrten au<strong>ch</strong> die idee der Tag-<br />
und na<strong>ch</strong>tregatta entstand, die seit 1949 je<strong>den</strong><br />
Mittsommer ausgetragen wird.<br />
au<strong>ch</strong> wenn immer wieder mal über <strong>den</strong> Wind gelästert<br />
wird, Fakt ist, <strong>das</strong>s jährli<strong>ch</strong> über 2500 sportli<strong>ch</strong><br />
ambitionierte segler und lei<strong>ch</strong>twindmatrosen eine<br />
der über 50 <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>eeregatten bestreiten. Zur beliebtesten<br />
regattaserie zählt der ruf langstreckencup,<br />
die Jahresmeisters<strong>ch</strong>aft am see, wel<strong>ch</strong>er neun<br />
regatten umfasst. diesem cup ist es au<strong>ch</strong> zu verdanken,<br />
<strong>das</strong>s am see munter auf- und umgerüstet wurde.<br />
Bis <strong>vor</strong> wenigen Jahren dominierten dicks<strong>ch</strong>iffe wie<br />
die outsider oder die lüs<strong>ch</strong>er express die Zür<strong>ch</strong>er<br />
szene. seit kurzem heizen jedo<strong>ch</strong> wesentli<strong>ch</strong> kleinere<br />
Highte<strong>ch</strong> racer <strong>den</strong> gladiatoren gehörig ein: die<br />
onyx-Klasse, die aus der Taufe gehoben wurde um<br />
die regattaszene zu beleben, sowie die esse 850 aus<br />
dem Hause s<strong>ch</strong>u<strong>ch</strong>ter in stäfa. so man<strong>ch</strong>er segler ist<br />
auf diese einheitsklassen umgestiegen, damit ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr nur <strong>das</strong> Material über sieg und niederlage ents<strong>ch</strong>eidet,<br />
sondern segleris<strong>ch</strong>es Können. apropos Wettsegeln:<br />
die rekordzeit von 2:48:13 stun<strong>den</strong>, die<br />
roman Timm 1998 an der über 56 km langen Tag-<br />
und na<strong>ch</strong>tregatta erzielte, ist no<strong>ch</strong> gültig.<br />
Gold oder Pfnüsel<br />
<strong>das</strong> re<strong>ch</strong>te ufer wird aufgrund seiner sonnigen lage und<br />
der solventen Bevölkerungss<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>t als goldküste<br />
bezei<strong>ch</strong>net, während <strong>das</strong> linke ufer lei<strong>ch</strong>t abwertend<br />
«Pfnüselküste» genannt wird – in anspielung darauf,<br />
<strong>das</strong>s auf dieser seite mehr gewerbe und industrie angesiedelt<br />
ist. der <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee hat aber ni<strong>ch</strong>t nur ein Wohlfühl-Klima<br />
zu bieten, sondern au<strong>ch</strong> Prominenz: Tina<br />
Turner hat si<strong>ch</strong> hier niedergelassen wie <strong>vor</strong>übergehend<br />
au<strong>ch</strong> Patricia Kaas. oder <strong>ch</strong>ristoph Blo<strong>ch</strong>er. Kurzum<br />
jene, die für eine Wohnung mit seeanstoss gut und gern<br />
ein paar Millionen aufwen<strong>den</strong> können und wollen. der<br />
see rühmt si<strong>ch</strong> aber ni<strong>ch</strong>t nur seiner anwohner, sondern<br />
au<strong>ch</strong> seiner laus<strong>ch</strong>igen Plätze wegen. laus<strong>ch</strong>ig? na ja.<br />
Überfüllt wäre wohl eher der treffende ausdruck. des<br />
nautikers lieblingsplatz ist die Bä<strong>ch</strong>au, jener versteckte<br />
Hafen, der zwis<strong>ch</strong>en Pfäffikon und ri<strong>ch</strong>terswil liegt und<br />
zum Zür<strong>ch</strong>er Ya<strong>ch</strong>tclub gehört und der an Wo<strong>ch</strong>enen<strong>den</strong><br />
rege benutzt wird. Von dort aus ist es nur ein Katzensprung<br />
bis zu <strong>den</strong> unter naturs<strong>ch</strong>utz stehen<strong>den</strong> inseln<br />
lützelau und ufenau. diese inseln waren im Mittelalter<br />
Egal, ob vom Ufer oder vom<br />
Wasser aus: Der <strong>Züri<strong>ch</strong>s</strong>ee bietet<br />
faszinierende Aussi<strong>ch</strong>ten.<br />
86 lakeside <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong> märz 09 märz 09 <strong>marina</strong>.<strong>ch</strong><br />
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