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Sternstunden 6: Der Landtag in Sichem - FeG Bingen

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Predigt <strong>Sternstunden</strong> 6, Seite 1<br />

<strong>Sternstunden</strong> 6: <strong>Der</strong> <strong>Landtag</strong> <strong>in</strong> <strong>Sichem</strong><br />

<strong>FeG</strong> B<strong>in</strong>gen, 10.5.2009, IS<br />

1. Zwischen S<strong>in</strong>ai und <strong>Sichem</strong><br />

<strong>Sternstunden</strong> – es ist schon e<strong>in</strong> halbes Jahr her, dass ich die Predigtreihe unter diesem Titel „<strong>Sternstunden</strong>”<br />

unterbrochen habe. Zur Er<strong>in</strong>nerung: Ich habe <strong>in</strong> dieser Predigtreihe zentrale Texte des AT betrachtet,<br />

<strong>in</strong> denen etwas Wichtiges und Neues <strong>in</strong> der Geschichte Gottes mit den Menschen geschieht. Fünf <strong>Sternstunden</strong><br />

habe ich schon betrachtet – es g<strong>in</strong>g dabei um Schöpfung und Sündenfall, um Noah und den Bund<br />

Gottes mit ihm, um den Turmbau zu Babel und die Berufung Abrahams, den Auszug aus Ägypten und die<br />

E<strong>in</strong>setzung des Passahmahls und zuletzt um die Gesetzgebung und den Bundesschluss zwischen Gott und<br />

se<strong>in</strong>em Volk am Berg S<strong>in</strong>ai.<br />

Heute geht es also weiter, und zwar geht es um Josua und den sog. „<strong>Landtag</strong> zu <strong>Sichem</strong>”. <strong>Der</strong> ist sicher<br />

nicht so sehr bekannt, aber gleich mehr dazu. Doch zunächst e<strong>in</strong> kurzer Überblick über das, was zwischen<br />

dem Bundesschluss am Berg S<strong>in</strong>ai und diesem <strong>Landtag</strong> zu <strong>Sichem</strong> geschah.<br />

Fast e<strong>in</strong> Jahr lang lagert das ganze Volk Israel am Berg S<strong>in</strong>ai. Dort erhält es das Gesetz Gottes und die<br />

Stiftshütte mit der Bundeslade wird gebaut – die Stiftshütte ist e<strong>in</strong> mobiler Tempel, der genau nach Gottes<br />

Anweisung gebaut wird; und <strong>in</strong> ihrem <strong>in</strong>nersten Bereich, im Allerheiligsten steht die Bundelade, e<strong>in</strong>e<br />

reich verzierte Holztruhe, <strong>in</strong> der die Ste<strong>in</strong>tafeln mit den 10 Geboten liegen.<br />

Nach fast e<strong>in</strong>em Jahr bricht das Volk auf <strong>in</strong> Richtung des Landes Kanaan. 12 Kundschafter werden<br />

ausgesandt, um das Land auszuspionieren. Sie kommen zurück und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits begeistert von der<br />

Fruchtbarkeit – andererseits aber auch verzagt, weil sie nicht glauben, im Kampf gegen die E<strong>in</strong>wohner<br />

des Landes bestehen zu können. Kl<strong>in</strong>gt verrückt, der Auszug aus Ägypten mit all se<strong>in</strong>en Wundern und<br />

dem Durchzug durchs Rote Meer, <strong>in</strong> dem dann die Armee des Pharao versank – all das war ja noch nicht<br />

lange her. Gott hatte die Weltmacht Ägypten <strong>in</strong> die Knie gezwungen, da sollte e<strong>in</strong> Kampf gegen die Völker<br />

des Landes Kanaan doch ke<strong>in</strong> Problem se<strong>in</strong>. Aber 10 der 12 Kundschafter stecken das Volk mit ihrer<br />

Mutlosigkeit an – nur Josua und Kaleb stellen sich dagegen, aber sie können die breite Mehrheit des Volkes<br />

Israel nicht überzeugen.<br />

Über dieses Misstrauen ist Gott sehr zornig, und er beschließt, dass das Volk Israel noch 40 Jahre <strong>in</strong><br />

der Wüste bleiben soll. 40 Jahre müssen sie <strong>in</strong> der Wüste umherziehen, so lange, bis alle erwachsenen<br />

Männer gestorben s<strong>in</strong>d, die Gott nicht vertraut hatten; nur Josua und Kaleb werden noch <strong>in</strong>s gelobte Land<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gelangen.<br />

Als 40 Jahre vergangen s<strong>in</strong>d, da endlich ist es so weit, das Volk kann <strong>in</strong>s Land Kanaan h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> ziehen.<br />

Mose selbst darf auch nicht mehr mit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kommen, er sieht das verheißene Land nur vom Berg Nebo<br />

aus und stirbt dort. Se<strong>in</strong> Nachfolger als Führer des Volkes Israel wird Josua.<br />

Bevor das Volk <strong>in</strong>s Land Kanaan h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ziehen kann, muss es den Fluss Jordan überqueren, zur Regenzeit<br />

e<strong>in</strong> schwieriges Unterfangen. Aber dann tut Gott dort noch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> ähnliches Wunder wie beim<br />

Auszug aus Ägypten: Wie er das Rote Meer geteilt hat, so teilt Gott nun den Fluss Jordan, das Volk kann<br />

trockenen Fußes h<strong>in</strong>durch ziehen.<br />

Dann beg<strong>in</strong>nt die E<strong>in</strong>nahme des Landes Kanaan. Jericho wird besiegt, das ist die Geschichte, bei dem<br />

das Volk Israel erst jeden Tag e<strong>in</strong>mal schweigend um die Stadt herum zieht, am siebten Tag sogar sieben<br />

Mal. Und dann blasen alle die Posaunen und stimmen e<strong>in</strong> Kriegsgeschrei an – und die Mauern stürzen<br />

e<strong>in</strong>. Und dann wird im Laufe von zwei Feldzügen das ganze Land Kanaan e<strong>in</strong>genommen; e<strong>in</strong>zelne Städte<br />

wie Jerusalem (das erst über 300 Jahre später durch David e<strong>in</strong>genommen wird) bleiben zwar noch erha<strong>in</strong><br />

der Hand der kanaanitischen Bevölkerung, aber das Volk Israel gew<strong>in</strong>nt die Oberhoheit über das Land<br />

Kanaan, das damit zum Land Israel wird.<br />

Als Josua sehr alt geworden ist und weiß, dass er bald sterben muss, da ruft er noch e<strong>in</strong>mal alle Verantwortungsträger<br />

des Volkes zusammen <strong>in</strong> die Stadt <strong>Sichem</strong>, dort f<strong>in</strong>det der sog. „<strong>Landtag</strong> zu <strong>Sichem</strong> statt.<br />

Davon lesen wir im Buch Josua, Kap. 23.24.


Predigt <strong>Sternstunden</strong> 6, Seite 2<br />

2. <strong>Der</strong> fragwürdige Bann<br />

1 Und nach langer Zeit, als der HERR Israel Ruhe gegeben hatte vor allen se<strong>in</strong>en Fe<strong>in</strong>den r<strong>in</strong>gsumher<br />

und Josua nun alt und hochbetagt war, 2 berief er ganz Israel, se<strong>in</strong>e Ältesten, Häupter, Richter und<br />

Amtleute und sprach zu ihnen: Ich b<strong>in</strong> alt und hochbetagt, 3 und ihr habt alles gesehen, was der HERR,<br />

euer Gott, getan hat an allen diesen Völkern vor euch her; denn der HERR, euer Gott, hat selber für euch<br />

gestritten. 4 Seht, ich hab euch diese Völker, die noch übrig waren, durchs Los zugeteilt, e<strong>in</strong>em jeden<br />

Stamm se<strong>in</strong> Erbteil, alle Völker, die ich ausgerottet habe vom Jordan an bis zum großen Meer, wo die<br />

Sonne untergeht. 5 Und der HERR, euer Gott, wird sie vor euch ausstoßen und vor euch vertreiben, und<br />

ihr werdet ihr Land e<strong>in</strong>nehmen, wie euch der HERR, euer Gott, zugesagt hat. 6 So haltet nun ganz fest<br />

daran, dass ihr alles tut, was geschrieben steht im Gesetzbuch des Mose, und nicht davon weicht, weder<br />

zur Rechten noch zur L<strong>in</strong>ken, 7 damit ihr euch nicht mengt unter diese Völker, die noch übrig s<strong>in</strong>d bei<br />

euch, und nicht anruft und schwört bei dem Namen ihrer Götter noch ihnen dient noch sie anbetet,<br />

8 sondern dem HERRN, eurem Gott, anhangt, wie ihr bis auf diesen Tag getan habt. 9 <strong>Der</strong> HERR hat vor<br />

euch große und mächtige Völker vertrieben, und niemand hat euch widerstanden bis auf diesen Tag.<br />

10 E<strong>in</strong>er von euch jagt tausend; denn der HERR, euer Gott, streitet für euch, wie er euch zugesagt hat.<br />

11 Darum achtet ernstlich darauf um euer selbst willen, dass ihr den HERRN, euren Gott, lieb habt.<br />

12 Denn wenn ihr euch abwendet und diesen Völkern, die noch übrig s<strong>in</strong>d, anhangt und euch mit ihnen<br />

verheiratet, dass ihr zu ihnen e<strong>in</strong>geht und sie zu euch, 13 so wisst, dass der HERR, euer Gott, nicht mehr<br />

alle diese Völker vor euch vertreiben wird, sondern sie werden euch zum Fallstrick und Netz werden und<br />

zur Geißel für euren Rücken und zum Stachel <strong>in</strong> euren Augen, bis ihr ausgerottet seid aus dem guten<br />

Land, das euch der HERR, euer Gott, gegeben hat. (Josua 23,1-13<br />

Josua blickt zurück auf die E<strong>in</strong>nahme des Landes Israel. Für ihn e<strong>in</strong> Wunder Gottes – für uns erst e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong> Problem. Gott rottet Völker aus! Er lässt den Bann an den kanaanitischen Völkern vollstrecken.<br />

D.h. ke<strong>in</strong>er soll leben bleiben, ke<strong>in</strong> Mann, ke<strong>in</strong>e Frau, ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d. Selbst das Vieh muss sterben. Bei vielen<br />

dieser Völker ist das schon geschehen, als dieser <strong>Landtag</strong> stattf<strong>in</strong>det, bei anderen soll es noch geschehen.<br />

So sagt es Gott.<br />

Was hier geschildert wird, gehört zu den schwierigsten Texten der ganzen Bibel. Ist das wirklich derselbe<br />

Gott, den wir von Jesus her kennen? Ist das derselbe Gott, <strong>in</strong> dessen Auftrag Jesus sagt: „Liebt eure<br />

Fe<strong>in</strong>de, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch verfluchen, bittet für die, die euch beleidigen.”<br />

(Lk 6,27f)? Ist es derselbe Gott, von dem wir wissen: „So sehr hat Gott die Welt geliebt …” (Joh 3,16)?<br />

Ich muss schon ganz ehrlich sagen: Ich f<strong>in</strong>de das auch nicht e<strong>in</strong>fach. Für mich bleiben da auch manche<br />

Fragen offen. Aber wir dürfen solche schwierigen Stellen der Bibel auch nicht ausblenden oder gar als<br />

Gottes Wort streichen. Wir müssen wahrnehmen: Auch das ist Gott. Auch das gehört zu Gottes Geschichte<br />

mit uns Menschen. Wir können uns nicht die Seiten Gottes aussuchen, die wir gerade schön f<strong>in</strong>den und<br />

alles andere ausblenden. Wir können Gott ke<strong>in</strong>e Vorschriften darüber machen, was er zu tun und zu lassen<br />

hat. Gott ist Gott, und wir können nur demütig wahrnehmen, wie er ist. Und hier im Buch Josua und auch<br />

an vielen anderen Stellen des AT ist er e<strong>in</strong> Gott, der se<strong>in</strong>em Volk befiehlt, ganze Städte und Völker zu vernichten,<br />

so schwer es uns auch fällt, das zu akzeptieren.<br />

Was hat Gott dazu veranlasst, so zu handeln? Den wesentlichen Grund lesen wir <strong>in</strong> 5. Mose 9,4.5. Dort<br />

steht: „Wenn nun der HERR, de<strong>in</strong> Gott, sie ausgestoßen hat vor dir her, so sprich nicht <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Herzen:<br />

<strong>Der</strong> HERR hat mich here<strong>in</strong>geführt, dies Land e<strong>in</strong>zunehmen, um me<strong>in</strong>er Gerechtigkeit willen –, da doch<br />

der HERR diese Völker vertreibt vor dir her um ihres gottlosen Treibens willen. Denn du kommst nicht<br />

here<strong>in</strong>, ihr Land e<strong>in</strong>zunehmen, um de<strong>in</strong>er Gerechtigkeit und de<strong>in</strong>es aufrichtigen Herzens willen, sondern<br />

der HERR, de<strong>in</strong> Gott, vertreibt diese Völker um ihres gottlosen Treibens willen”. - Wor<strong>in</strong> bestand dieses<br />

gottlose Treiben, das Gottes Gericht heraufbeschwörte? Manche Gelehrte s<strong>in</strong>d der Ansicht, dass die Religion<br />

der Kanaaniter die perverseste Religion gewesen ist, die es <strong>in</strong> der Geschichte der Menschheit je gegeben<br />

hat. Dort gehörte Prostitution zum Gottesdienst, den Göttern wurden Menschenopfer und dabei vor<br />

allem K<strong>in</strong>der geopfert. Gott hatte diesem Treiben lange zugesehen und war noch nicht e<strong>in</strong>geschritten.<br />

Aber nun war das Maß endgültig voll (vgl. 1. Mose 15,16).<br />

Und Gott hat diese Vernichtung auch darum befohlen, damit die Israeliten nicht von diesem gottlosen<br />

Treiben angesteckt wurden. Gott wusste: Wenn diese Kultur bestehen bleibt, dann wird das zur ständigen<br />

Versuchung zu grauenhaftem Götzendienst für me<strong>in</strong> Volk werden. Und so ist es dann ja auch gekommen.


Predigt <strong>Sternstunden</strong> 6, Seite 3<br />

Die Geschichte Israels wurde <strong>in</strong> der Folge zu e<strong>in</strong>em ständigen Pendeln zwischen Götzendienst und der<br />

Rückkehr zum wahren Gott – denn entgegen dem Befehl Gottes hat das Volk Israel diese gottlose Kultur<br />

nicht ganz vernichtet, und das wurde ihm zur Falle.<br />

Was sagt man nun vom NT her dazu? Zwei D<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d wichtig. Das erste: Das alles ist im NT nicht<br />

mehr Gottes Art zu handeln. Es gibt ke<strong>in</strong>en Krieg mehr im Auftrag Gottes. Ob es die Kreuzzüge waren,<br />

ob der 30jährige Krieg, bei dem auf evangelischer wie katholischer Seite der Schlachtruf lautete: „Gott<br />

mit uns“ oder all die anderen Kriege, die angeblich im Namen Gottes geführt wurden, immer kann man<br />

nur sagen: Hier wurde der Name Gottes missbraucht, auf's Schändlichste missbraucht. An den Folgen dieses<br />

Missbrauchs leidet Christenheit bis heute; denn diese Kriege im Namen Gottes haben die Glaubwürdigkeit<br />

der Christenheit empf<strong>in</strong>dlich getroffen. - So weit, so klar: Es gibt ke<strong>in</strong>en Krieg mehr im Namen<br />

Gottes!<br />

Aber noch etwas anderes muss man vom NT her dazu sagen: Das Thema „Gericht“ ist damit trotzdem<br />

nicht abgeschlossen. Gott hat nur beschlossen, erst am Ende der Zeiten Gericht zu halten. Dann wird er<br />

das Böse endgültig besiegen. Und diejenigen, die sich Gott nicht unterordnen wollen, die an ihrer Bosheit<br />

und Gottlosigkeit festhalten wollen, die wird das treffen, was die Offenbarung den „zweiten Tod“ nennt.<br />

Und das ist <strong>in</strong> der Tat furchtbarer als das, was wir hier im Buch Josua und an anderen Stellen im AT lesen.<br />

Die Bibel sagt auch sehr deutlich, dass Gott ke<strong>in</strong> Gefallen am Tod des Gottlosen hat, sondern will, dass<br />

der Gottlose umkehrt und lebt (Hesekiel 18,23). Aber wer nicht umkehren will, den wird Gott richten und<br />

<strong>in</strong> die Hölle verbannen. Wir Menschen s<strong>in</strong>d Gott Rechenschaft schuldig über unser Leben. Und wer nicht<br />

zu Gott umkehrt, der wird im Jüngsten Gericht Schlimmeres erleben als die Menschen im Land Kanaan<br />

damals. Auch das gehört zur biblischen Wahrheit.<br />

3. Die erfüllte Verheißung<br />

Zurück zum <strong>Landtag</strong> <strong>in</strong> <strong>Sichem</strong>. Josua hat noch e<strong>in</strong>mal er<strong>in</strong>nert an das, was Gott für se<strong>in</strong> Volk getan<br />

hatte. Und dann macht er e<strong>in</strong>e Aussage, die diesen Moment tatsächlich zu e<strong>in</strong>er Sternstunde werden lässt.<br />

Josua sagt, Kap 23,14: „Siehe, ich gehe heute dah<strong>in</strong> wie alle Welt; und ihr sollt wissen von ganzem Herzen<br />

und von ganzer Seele, dass nichts dah<strong>in</strong>gefallen ist von allen den guten Worten, die der Herr, euer<br />

Gott euch verkündigt hat. Es ist alles gekommen und nichts dah<strong>in</strong> gefallen.”<br />

Seit der Zeit Abrahams, seit rund 700 Jahren hatten die Israeliten mit e<strong>in</strong>er Verheißung gelebt. Gott<br />

hatte schon Abraham im Blick auf das Land Kanaan versprochen: „All das Land, das du siehst, will ich<br />

dir und de<strong>in</strong>en Nachkommen geben für alle Zeit.” (1. Mose 13,15) Isaak hatte diese Verheißung gehört:<br />

„Dir und de<strong>in</strong>en Nachkommen will ich alle diese Länder geben und will me<strong>in</strong>en Eid wahr machen, die<br />

ich de<strong>in</strong>em Vater Abraham geschworen habe.” (1. Mose 26,3) Auch Isaaks Sohn Jakob hört es: „Das<br />

Land, das ich Abraham und Isaak gegeben habe, will ich dir geben und will's de<strong>in</strong>em Geschlecht nach dir<br />

geben.” (1. Mose 35,12). Und schließlich, als die Familie Abrahams zu e<strong>in</strong>em Volk geworden ist und <strong>in</strong><br />

Ägypten versklavt wird, da ersche<strong>in</strong>t Gott dem Mose und sagt ihm: „Ich will euch aus dem Elend Ägyptens<br />

führen <strong>in</strong> das Land der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hewister und Jebusiter, <strong>in</strong> das Land,<br />

dar<strong>in</strong> Milch und Honig fließt.” (2. Mose 3,17). Und 40 Jahre später, nach dem Auszug aus Ägypten und<br />

der Wüstenwanderung, da wiederholt Mose es noch e<strong>in</strong>mal: „Dich wird der HERR, de<strong>in</strong> Gott, <strong>in</strong>s Land<br />

br<strong>in</strong>gen, <strong>in</strong> das du kommen wirst, es e<strong>in</strong>zunehmen, und er wird ausrotten viele Völker vor dir her, die Hetiter,<br />

Girgaschiter, Amoriter, Kanaaniter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter, sieben Völker, die größer und<br />

stärker s<strong>in</strong>d als du.” (5. Mose 7,1).<br />

700 Jahre lebte diese Familie, lebte dieses Volk mit e<strong>in</strong>er Verheißung. Immer und immer wieder waren<br />

sie zum Glauben, zum Vertrauen auf den Gott herausgefordert, der ihnen diese Verheißung gegeben hatte.<br />

Nun endlich war die Verheißung e<strong>in</strong>gelöst. Gott hatte se<strong>in</strong> Wort gehalten. Nun endlich kann Josua sagen:<br />

„Nichts ist dah<strong>in</strong> gefallen von all den guten Worten, die der Herr, euer Gott euch verkündigt hat. Es ist<br />

alles gekommen und nichts dah<strong>in</strong> gefallen.”<br />

Gott hält se<strong>in</strong> Wort. Immer und unbed<strong>in</strong>gt. Ich kann das ja nicht von mir behaupten. Letztens wollte<br />

Anna unbed<strong>in</strong>gt, dass ich ihr e<strong>in</strong>en Sessel vom Dachboden herunter holen sollte. Ich glaube, ich habe es<br />

ihr fünf Mal versprochen: Heute mache ich das, ganz bestimmt. Und dann habe ich es doch wieder vergessen.<br />

Oder es kam etwas Ungeplantes dazwischen. Mittlerweile ist der Sessel endlich <strong>in</strong> ihrem Zimmer.<br />

Immerh<strong>in</strong>. Aber so s<strong>in</strong>d wir Menschen: Wenn wir etwas versprechen, dann wird nicht immer etwas daraus.<br />

Das ist bei Gott anders. Er hält, was er verspricht. Zugegeben: Manchmal dauert es bei Gott länger, als


Predigt <strong>Sternstunden</strong> 6, Seite 4<br />

wir gedacht hätten. 700 Jahre von der ersten Verheißung bis zur Erfüllung, das ist schon e<strong>in</strong>e lange Zeit.<br />

Trotzdem: Gott hält Wort. Wenn Gott etwas verspricht, dann hält er es auch. Ganz gewiss.<br />

Und das ist absolut typisch Gott. Das ist e<strong>in</strong> roter Faden, der sich durch die ganze Bibel h<strong>in</strong>durch zieht:<br />

<strong>Der</strong> rote Faden von Verheißung und Erfüllung. Gott verheißt Abraham und Sara e<strong>in</strong>en Sohn – und sie bekommen<br />

e<strong>in</strong>en Sohn, noch <strong>in</strong> hohem Alter. Gott verheißt der k<strong>in</strong>derlosen Hanna e<strong>in</strong>en Sohn – und sie bekommt<br />

e<strong>in</strong>en Sohn, Samuel, den großen Richter und Propheten Israels. Gott verheißt dem kle<strong>in</strong>en<br />

Hirtenjungen David den Königsthron – und er wird der König Israels. Gott verheißt e<strong>in</strong>em alten Mann namens<br />

Simeon, er werde nicht sterben, bevor er den Messias gesehen hätte – und er darf noch Jesus auf<br />

dem Arm halten. Und vor allem: Gott verheißt, dass Jesus für uns Menschen sterben und nach drei Tagen<br />

auferstehen würde – und genau das geschieht; Jesus stirbt am Kreuz für die Schuld der Welt und wird am<br />

dritten Tage auferweckt. Gott hält se<strong>in</strong> Wort. Was er verheißt, das tut er auch.<br />

Auch wir leben noch mit unerfüllten Verheißungen Gottes. Es gibt vieles, was noch aussteht. Jesus ist<br />

noch nicht wieder gekommen. Das Böse ist noch nicht besiegt. Die Tränen <strong>in</strong> unseren Augen s<strong>in</strong>d noch<br />

nicht abgewischt. <strong>Der</strong> Tod hat se<strong>in</strong>e Macht noch nicht verloren. Die neue Welt Gottes ist noch nicht da.<br />

Aber e<strong>in</strong>es Tages wird Gott auch diese Verheißungen e<strong>in</strong>lösen. Und am Ende, <strong>in</strong> der Ewigkeit, dann werden<br />

auch wir voll Staunen sagen: „Nichts ist dah<strong>in</strong>gefallen von all den guten Worten, die der Herr, unser<br />

Gott uns verkündigt hat. Es ist alles gekommen und nichts dah<strong>in</strong> gefallen.” Gott hält se<strong>in</strong> Wort. Ganz gewiss.<br />

4. <strong>Der</strong> wiederholte Bund<br />

Zum Schluss se<strong>in</strong>er langen Rede ruft Josua die Führer des Volkes Israel noch e<strong>in</strong>mal zur Entscheidung<br />

auf, mit Worten, die es <strong>in</strong> sich haben – die aber auch erst e<strong>in</strong>mal merkwürdig kl<strong>in</strong>gen können.<br />

14 So fürchtet nun den HERRN und dient ihm treulich und rechtschaffen und lasst fahren die Götter,<br />

denen eure Väter gedient haben jenseits des Euphratstroms und <strong>in</strong> Ägypten, und dient dem HERRN.<br />

15 Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so wählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den<br />

Göttern, denen eure Väter gedient haben jenseits des Stroms, oder den Göttern der Amoriter, <strong>in</strong> deren<br />

Land ihr wohnt. Ich aber und me<strong>in</strong> Haus wollen dem HERRN dienen. (Josua 24,13-14)<br />

Wie? Moment mal: „Lasst fahren die Götter, denen auch Väter gedient haben“? „Wählt heute, wem ihr<br />

dienen wollt?“ Warum sollen sich die Israeliten jetzt entscheiden? Warum sollen sie jetzt wählen, wem sie<br />

dienen wollen? Er hat ihnen doch gerade vorgerechnet, was Gott alles getan hat. Sie haben es doch selbst<br />

mit erlebt. Glaubt Josua ernsthaft, dass jetzt noch irgend jemand ausschert? Glaubt er ernsthaft, dass irgend<br />

jemand jetzt aufsteht und sagt: „Ich glaube an Baal und Aschera, die Götter der Kanaaniter.” Was<br />

soll diese Wahl, diese Entscheidung, vor die Josua die Israeliten stellt? Es ist doch schon alles entschieden!<br />

Sie glauben doch an Gott!<br />

Ja, das tun sie wirklich. Seit der Anbetung des goldenen Kalbes s<strong>in</strong>d viele Jahre vergangen, und seitdem<br />

wird uns nicht berichtet, dass die Israeliten fremde Götter angebetet hätten. Aber das hier ist e<strong>in</strong>e<br />

Umbruchszeit. Josua weiß, dass er bald sterben wird, und damit bricht e<strong>in</strong>e neue Zeit für das Volk Israel<br />

an. Und Josua weiß: An dieser Stelle ist es wichtig, dass sich das Volk neu für Gott entscheidet.<br />

Die meisten, die heute morgen hier sitzen, haben sich bewusst für e<strong>in</strong> Leben im Glauben an Jesus entschieden.<br />

Manche schon vor langer Zeit, vor 40, 50, 60 Jahren; manche auch erst vor kurzer Zeit. Die<br />

meisten heute morgen würden von sich sagen: Ja, ich glaube an Gott. Ja, ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d Gottes. Ja, ich<br />

folge Jesus nach.<br />

Aber manchmal im Leben ist es wichtig, diese Entscheidung für Jesus zu erneuern. Manchmal im Leben<br />

ist es wichtig, das bewusst noch e<strong>in</strong>mal auszusprechen: „Du, Jesus, bist me<strong>in</strong> Retter und me<strong>in</strong> Herr.<br />

Me<strong>in</strong> Leben gehört nicht mehr mir selbst. Mit allem, was ich b<strong>in</strong> und habe, ordne ich mich dir, Gott unter.<br />

Ich aber und me<strong>in</strong> Haus, wir wollen dir, dem Herrn dienen.“<br />

Besonders s<strong>in</strong>d das Zeiten des Umbruchs, <strong>in</strong> denen es nötig ist, die eigene Entscheidung für den Glauben<br />

zu wiederholen. Hier ist es wie gesagt der Umbruch, als Josua se<strong>in</strong>em Tod entgegenblickt. Auch <strong>in</strong><br />

unserem Leben s<strong>in</strong>d es meistens diese Umbrüche im Leben, wo das neu wichtig ist, sich für Gott zu entscheiden:<br />

Mit 14, 15 Jahren, als Jugendlicher, wenn man sich von se<strong>in</strong>en Eltern abnabelt und neu gucken<br />

muss: Was ist eigentlich me<strong>in</strong> Glaube. Als Junger Erwachsener, wenn es ernst wird mit Partnerschaft, Familie<br />

und Karriere. Oder an Punkten, wo Leid und Enttäuschung tiefe Kerben <strong>in</strong>s Leben schlägt und man<br />

Gott nicht mehr versteht. Es mag e<strong>in</strong>ige Punkte geben, an denen auch wir neu vor die Entscheidung gestellt<br />

s<strong>in</strong>d: „Wählt heute, wem ihr dienen wollt!“


Predigt <strong>Sternstunden</strong> 6, Seite 5<br />

Wie stehst du heute zu de<strong>in</strong>er Entscheidung für Jesus? Stehst du von ganzem Herzen dah<strong>in</strong>ter? Kannst<br />

du heute von ganzem Herzen sagen: „Jesus, du bist me<strong>in</strong> Herr und me<strong>in</strong> Gott. Dir gehört me<strong>in</strong> ganzes Leben.“<br />

- Vielleicht ist es für Sie, ist es für dich heute dran, noch e<strong>in</strong>mal neu zu sagen: Ich aber und me<strong>in</strong><br />

Haus, wir wollen dem Herrn dienen.<br />

Wir werden gleich e<strong>in</strong>e Zeit der Stille haben, <strong>in</strong> der wir das Gehörte noch e<strong>in</strong>mal nachwirken lassen<br />

können. Und dann werden wir mite<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong> Lied s<strong>in</strong>gen: Ich b<strong>in</strong> entschieden zu folgen Jesus. Das kann<br />

e<strong>in</strong>e, das kann de<strong>in</strong>e Antwort se<strong>in</strong>. Wählt heute, wem ihr dienen wollt – ich aber und me<strong>in</strong> Haus, wir wollen<br />

dem Herrn dienen.

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