Sternstunden 1: Schöpfung und Sündenfall - FeG Bingen
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Predigt: <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> 1, <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, Ingo Scharwächter, <strong>FeG</strong> <strong>Bingen</strong>, Seite 1<br />
<strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> 1: <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong><br />
<strong>FeG</strong> <strong>Bingen</strong>, 17. August 2008, Ingo Scharwächter<br />
1. <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> der Menschheit<br />
„<strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> der Menschheit“, so lautet der Titel eines berühmten Buches von Stefan Zweig,<br />
das ich letztens schon einmal hier erwähnt habe. Stefan Zweig beschreibt darin Momente von historischer<br />
Bedeutung: Die Eroberung von Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, durch die Osmanen,<br />
die Niederlage Napoleons bei Waterloo im Jahre 1814, das erste Wort über den atlantischen Ozean,<br />
das 1858 per Telegrafenkabel gesendet wurde, die Fahrt Lenins in einem versiegelten Zug von seinem<br />
Exil in der Schweiz durch Deutschland über Schweden bis nach Russland, wo er die Oktoberrevolution<br />
auslöste. Ereignisse, die das Gesicht der Welt nachhaltig verändert haben. Es gibt noch<br />
mehr historischer Momente. Luthers Thesenanschlag 1517, der zum Auslöser der Reformation wurde,<br />
die Unabhängigkeitserklärung der USA am 4. Juli 1776, der Mauerfall 1989. Die Welt wäre eine<br />
andere, wenn diese Ereignisse nicht statt gef<strong>und</strong>en hätten.<br />
Auch in der Geschichte Gottes mit den Menschen gab es solche <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong>. Momente, die alles<br />
verändert haben. Gott hat ja nicht einfach ein Lehrbuch vom Himmel fallen lassen, in dem sein<br />
Wesen <strong>und</strong> sein Wille in 24 Kapiteln übersichtlich dargestellt wird. Sondern Gott hat Geschichte gemacht.<br />
Mit lebendigen Menschen. Mit Menschen, die sich auf ihn eingelassen <strong>und</strong> sich ihm anvertraut<br />
haben. Und mit Menschen, die ihm ungehorsam waren. In dieser lebendigen Geschichte Gottes<br />
mit den Menschen gab es auch <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong>, die alles verändert haben, die die gesamte weitere Geschichte<br />
mit geprägt haben. Von solchen historischen Momenten in der Geschichte Gottes mit den<br />
Menschen will ich erzählen in einer wie es aussieht 12teiligen Predigtreihe. Und ich will auch jeweils<br />
die Auswirkungen beleuchten, die diese <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> hatten <strong>und</strong> auf die roten Linien quer<br />
durch die Bibel aufmerksam machen.<br />
2. Gespräch im Himmel<br />
Heute beginnen wir mit zwei weltbewegenden Gesprächen – einem Gespräch im Himmel <strong>und</strong> einem<br />
Gespräch auf der Erde. - Es war eine arbeitsreiche Woche gewesen, arbeitsreich, aber unglaublich<br />
schöpferisch. Alles hatte er in dieser Woche bewältigt, einfach alles. Licht <strong>und</strong> Finsternis, Land<br />
<strong>und</strong> Meer, Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne, Fische <strong>und</strong> Vögel, Insekten <strong>und</strong> Säugetiere. Alles hatte Gott<br />
geschaffen, einfach durch sein Wort, aus dem Nichts. Gott sprach <strong>und</strong> es geschah, er gebot <strong>und</strong> es<br />
stand da. Und es war gelungen, es war gut geworden, wirklich gut.<br />
Nun aber kam noch etwas Besonderes. Gott sprach nicht einfach ein schöpferisches Wort <strong>und</strong> es<br />
geschah also. Gott, der Vater hielt an dieser Stelle noch einmal kurz inne, bereitete sich vor auf das,<br />
was kommen sollte <strong>und</strong> besprach sich kurz mit dem Sohn <strong>und</strong> dem Geist, ein welthistorisches Gespräch<br />
im Himmel: „Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen<br />
über die Fische im Meer <strong>und</strong> über die Vögel unter dem Himmel <strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über alle<br />
Tiefe des Feldes <strong>und</strong> über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“<br />
Das also hatte Gott noch vor. Er sollte geschaffen werden: Der Mensch. Bestimmt zum Bild Gottes<br />
auf Erden, bestimmt über die Erde weise zu regieren, bestimmt zum Lob der Herrlichkeit Gottes,<br />
ja, sogar bestimmt, Kind Gottes zu werden. Der Mensch, Krone der <strong>Schöpfung</strong>; der Mensch, durch<br />
den die <strong>Schöpfung</strong> erst komplett <strong>und</strong> damit nicht nur gut, sondern sehr gut werden würde. Der Himmel<br />
<strong>und</strong> alle Engel müssen den Atem angehalten an diesem Tag, als er ihn schuf, den Menschen:<br />
„Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn, <strong>und</strong> schuf ihn<br />
als Mann <strong>und</strong> Frau. Und Gott segnete sie <strong>und</strong> sprach zu ihnen: Seid fruchtbar <strong>und</strong> mehret euch <strong>und</strong><br />
füllet die Erde <strong>und</strong> macht sie euch untertan <strong>und</strong> herrschet über die Fische im Meer <strong>und</strong> über die Vögel<br />
im Himmel <strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über alles Getier, das auf Erden kriecht.“<br />
3. „zum Bilde Gottes schuf er sie“<br />
Wahrhaftig: Eine Sternst<strong>und</strong>e der Geschichte Gottes mit den Menschen, eine Sternst<strong>und</strong>e, in der<br />
Gott das tat, was er sich schon vor Gr<strong>und</strong>legung der Welt vorgenommen hatte. „Denn in ihm [Christus]<br />
hat er (Gott) uns erwählt, ehe der Welt Gr<strong>und</strong> gelegt war, dass wir heilig <strong>und</strong> untadelig vor ihm<br />
sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Chris-
Predigt: <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> 1, <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, Ingo Scharwächter, <strong>FeG</strong> <strong>Bingen</strong>, Seite 2<br />
tus.“, so steht es in Epheser 1,4.5.<br />
Das ist das erste Vorzeichen, unter dem unser Leben, jedes menschliche Leben in dieser Welt<br />
steht: W<strong>und</strong>erbar geschaffen von Gott <strong>und</strong> das nicht nur als Geschöpf wie jedes andere auch, sondern<br />
als Ebenbild Gottes, als Ebenbild des allmächtigen Schöpfers. Was heißt das konkret?<br />
a. Geschaffen mit besonderer Würde<br />
Zunächst einmal liegt darin: Weil wir zu Gottes Ebenbild geschaffen wurden, darum haben wir<br />
als Menschen eine besondere Würde. Ja, wir sind etwas Besonderes, <strong>und</strong> auch wenn das Bild vom<br />
Menschen als der Krone der <strong>Schöpfung</strong> heute etwas in Verruf geraten ist, so hält es doch eine wichtige<br />
Wahrheit fest.<br />
Vermittelt wird uns heute ja oft etwas anderes. Heutzutage muss man sich ja fast schämen, ein<br />
Mensch zu sein. Paul Donders, niederländischer Buchautor <strong>und</strong> letztes Jahr auf der Pastorentagung<br />
auf Langeoog der Hauptredner, meinte dazu: Wir sind ja lauter Schweinebacken. Eigentlich wäre<br />
die Welt viel besser dran ohne uns, den Eindruck bekommt man mehr <strong>und</strong> mehr. Was wäre die Welt<br />
doch schön <strong>und</strong> gut ohne uns, da würde nichts aus dem ökologischen Gleichgewicht geraten, da<br />
gäbe es kein Ozonloch <strong>und</strong> keinen Treibhauseffekt. Wir sind der Krebs dieser Welt. Man muss sich<br />
einfach schämen, Mensch zu sein; es wäre wesentlich besser, als Affe oder Nacktmull geboren zu<br />
sein. So jedenfalls zu einem guten Teil die Sicht, die wir heute vermittelt bekommen.<br />
Aber das sieht Gott ganz anders. Natürlich haben Menschen teils aus Gier, teils aus dem schlichten<br />
Kampf ums Überleben, teils aus Unwissenheit die <strong>Schöpfung</strong> heftig in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Aber von Gott her sind wir trotzdem mit besonderer Würde ausgestattet. Wir sind geschaffen zum<br />
Bilde Gottes. Das ist kein Tier, keine Pflanze, ja nicht mal von den Engeln wird das gesagt. Die sind<br />
nur dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst für uns, die wir das Heil erben sollen, so steht's in<br />
Hebräer 1,14. Bei allem, was auch noch vom <strong>Sündenfall</strong> über den Menschen zu sagen ist, das<br />
bleibt: Wir sind als Menschen mit einer besonderen Würde ausgestattet. Wir brauchen uns nicht zu<br />
schämen, Menschen zu sein, sondern können glücklich sein über dieses unglaubliche Vorrecht. Wir<br />
sind zum Bilde Gottes geschaffen!<br />
b. Geschaffen als verantwortliches Wesen<br />
Aber wie äußert sich diese besondere Würde des Menschen denn nun? Worin wird sie sichtbar,<br />
diese Gottebenbildlichkeit des Menschen? Man könnte es so sagen: Sie wird sichtbar in unserer<br />
Verantwortlichkeit. Darin steckt ja das Wort „Antwort“. Gott kann mit uns reden <strong>und</strong> wir können<br />
ihm antworten. So weit wir wissen, sind wir da die einzigen. Die Rose <strong>und</strong> ein der Regenwurm können<br />
nicht mit Gott reden, wir schon. Und wenn Gott uns seinen Willen k<strong>und</strong>tut, dann können wir<br />
dazu „Ja“ oder „Nein“ sagen, auch in dem Sinn sind wir verantwortlich. Wir sind ein echtes Gegenüber<br />
zu Gott, das eben nicht nur mit Instinkten ausgestattet ist, sondern das Entscheidungen treffen<br />
kann. Wir können auf Gott hören oder ihn ignorieren. Wir können ihm gehorsam sein oder ungehorsam.<br />
Eine kleine Nebenbemerkung dazu. Es hat sich unter Christen eingebürgert, vom sog. „Freien<br />
Willen“ des Menschen zu sprechen. Warum gibt es das Böse in der Welt? Weil der Mensch eben<br />
keine Marionette ist, sondern einen freien Willen hat, sagt man.<br />
Das ist eigentlich nicht ganz präzise, das so zu sagen. Dass das mit dem freien Willen nicht gar<br />
so weit her ist, das kann jeder gut nachvollziehen, der schon mal an einer Diät gescheitert ist oder<br />
die Übungen für den Rücken nicht gemacht hat, die er sich ganz fest vorgenommen hat. Oder der<br />
wie Paulus in Römer 7 gemerkt hat, dass er das Gute, das er eigentlich will, doch nicht tut. So frei<br />
ist unser freier Wille nun wirklich nicht. Und erst recht Gott gegenüber haben wir keinen freien Willen<br />
in dem Sinn, dass wir uns für Gott entscheiden können, wann immer wir wollen. Aber eines<br />
können wir: Wir können Gott antworten, wenn er ans anspricht. Wir können Ja zu ihm sagen – oder<br />
unbegreiflicher Weise eben auch nein. Gott zwingt uns nicht. Wir sind eben nicht nur vom genetischen<br />
Programm <strong>und</strong> vom Instinkt gesteuerte Geschöpfe wie alle anderen, sondern wir können Gott<br />
antworten, wenn er spricht, wir sind Gott gegenüber verantwortlich. Das ist ein wesentlicher Teil<br />
der Bedeutung dessen, wenn wir sagen: Wir sind Ebenbilder Gottes.<br />
c. Geschaffen, die Welt im Sinne Gottes zu gestalten<br />
Noch ein drittes, was hier deutlich wird an dem, was Gott hier sagt: Zum Bilde Gottes geschaffen
Predigt: <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> 1, <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, Ingo Scharwächter, <strong>FeG</strong> <strong>Bingen</strong>, Seite 3<br />
zu sein, das heißt auch: Wir sind geschaffen, um die Welt in Gottes Sinn zu regieren <strong>und</strong> zu gestalten.<br />
Er soll, wie es in 1. Mose 1,26 heißt, herrschen über die Fische im Meer <strong>und</strong> über die Vögel unter<br />
dem Himmel <strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über alle Tiefe des Feldes <strong>und</strong> über alles Gewürm, das auf<br />
Erden kriecht. Herrschen hat in unseren Ohren leicht einen negativen Klang, einen Klang von Unterdrückung<br />
<strong>und</strong> Ausbeutung. Aber darum geht es hier natürlich nicht. Nein, der Mensch soll die<br />
Welt regieren im Sinne Gottes, als sein Repräsentant. Vermutlich ist das auch der ursprünglichste<br />
Sinn dessen, wenn hier vom Ebenbild Gottes die Rede ist. In alter Zeit ließen die Könige solche<br />
Ebenbilder an verschiedenen Stellen ihres Herrschaftsgebietes aufstellen, die ihre Macht repräsentieren<br />
sollten.<br />
Wir Menschen sind Ebenbilder Gottes. Wir sind geschaffen, um seine Herrschaft zu repräsentieren<br />
<strong>und</strong> nach seinem Willen die Welt zu regieren <strong>und</strong> zu gestalten. - Das steht schon auch im Gegensatz<br />
zu einer bestimmten Naturromantik, die davon ausgeht: Am besten würden wir Menschen<br />
die Natur ganz in Ruhe lassen <strong>und</strong> ihr ihren Lauf lassen. Urwüchsige Natur, völlig unbeeinflusst<br />
vom Menschen, das ist eigentlich das beste.<br />
Von der Bibel her kann ich nur sagen: Stimmt so nicht. Wir Menschen sollen uns die Erde untertan<br />
machen – natürlich nicht rücksichtslos ausbeuten <strong>und</strong> dabei zerstören. Aber es ist durchaus Gottes<br />
Auftrag, dass wir die Welt regieren <strong>und</strong> gestalten. Es ist durchaus in Gottes Sinn, dass wir<br />
Weinberge <strong>und</strong> Obstgärten anlegen, Blumen züchten <strong>und</strong> Haustiere halten, Kathedralen bauen <strong>und</strong><br />
elektrischen Strom nutzbar machen. Natürlich ist alles in dieser Welt auch vom <strong>Sündenfall</strong> mit geprägt,<br />
<strong>und</strong> alles, was wir tun, ist davon mit beeinflusst. Aber wir sollen uns die Erde untertan machen,<br />
sollen ihre Möglichkeiten erforschen <strong>und</strong> nutzen, sollen sie gut regieren <strong>und</strong> gestalten. Das<br />
gehört zum Auftrag des Menschen als Ebenbilder Gottes.<br />
4. Gespräch auf Erden<br />
Das ist das eine Vorzeichen, unter dem unser Leben steht: Das Vorzeichen, dass wir zum Ebenbild<br />
Gottes erschaffen sind. Aber es gibt das zweite Vorzeichen, das negative Vorzeichen, unter dem<br />
unser Leben steht. Das Vorzeichen des <strong>Sündenfall</strong>s. Auch das beginnt mit einem Gespräch, dem<br />
verhängnisvollsten Gespräch, das jemals auf Erden geführt wurde.<br />
1. Mose 3: „Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der HERR gemacht<br />
hatte, <strong>und</strong> sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen<br />
Bäumen im Garten?“ Hör nicht hin, Eva, ignorier sie am besten einfach, die Schlange! Du brauchst<br />
ihr nicht zu antworten.<br />
„Da sprach die Frau zu der Schlange: Wir essen von den Früchten der Bäume im Garten; 3 aber<br />
von den Früchten des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt: Esset nicht davon, rühret sie auch<br />
nicht an, dass ihr nicht sterbet!“ Gut gemacht, Eva, recht so! Und nun dreh dich um <strong>und</strong> geh einf-<br />
Birnen pflücken!<br />
„Da sprach die Schlange zur Frau: Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sndern Gott weiß:<br />
an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, <strong>und</strong> ihr werdet sein wie Gott <strong>und</strong> wissen,<br />
was gut <strong>und</strong> böse ist.“ Eva, hör nicht drauf . Das stimmt nicht, was die Schlange sagt, jedenfalls<br />
so nicht. Wart bis heute Abend <strong>und</strong> besprich's mit Gott selbst. Frag ihn, was er dazu sagt. Du wirst<br />
sehen: Es ist nicht so, wie die Schlange das darstellt. Nein, tu's nicht, guck nicht hin ...<br />
.„Und die Frau sah, dass von dem Baum gut zu essen wäre <strong>und</strong> dass er eine Lust für die Augen<br />
wäre <strong>und</strong> verlockend, weil er klug machte. Und sie nahm von der Frucht ...“ Adam, tu was! Fall ihr<br />
in den Arm oder was auch immer! Adam sei ein Mann <strong>und</strong> halt sie davon ab!<br />
„Und sie nahm von der Frucht <strong>und</strong> aß <strong>und</strong> gab ihrem Mann, der bei ihr war, auch davon <strong>und</strong> er<br />
aß.“<br />
5. Der <strong>Sündenfall</strong> <strong>und</strong> die Folgen<br />
Das war er also, der verhängnisvollste Tag der Menschheitsgeschichte, der Tag, an dem die Sünde<br />
in die Welt kam. Danach war alles anders. Schon hier in der Geschichte vom <strong>Sündenfall</strong> wird das<br />
deutlich. Die Sünde lässt die Beziehung zu Gott zerbrechen: Adam <strong>und</strong> Eva bekommen Angst vor<br />
Gott, verstecken sich vor ihm <strong>und</strong> leben fortan nicht mehr in einer unmittelbaren Beziehung zu<br />
Gott. Die Sünde lässt die Beziehung zueinander zerbrechen: Adam versucht die Schuld auf Eva abzuschieben<br />
<strong>und</strong> sagt: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum <strong>und</strong> ich aß.“ Das
Predigt: <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> 1, <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, Ingo Scharwächter, <strong>FeG</strong> <strong>Bingen</strong>, Seite 4<br />
Miteinander von Mann <strong>und</strong> Frau wird fortan massiv gestört sein: „Dein Verlangen soll nach deinem<br />
Mann sein, aber er soll dein Herr sein.“ (V.16) Und die Sünde lässt auch die Beziehung zur Natur<br />
zerbrechen, der Garten Eden ist Vergangenheit, fortan gilt: „Verflucht sei der Acker um deinetwillen!<br />
Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang. Dornen <strong>und</strong> Disteln soll er dir tragen,<br />
<strong>und</strong> du sollst das Kraut auf dem Felde essen. (V. 17.18)“ Und auch der Tod hält Einzug in die<br />
Welt, Gott sagt: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde<br />
werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde <strong>und</strong> sollst zu Erde werden.“<br />
Ja, seit dem <strong>Sündenfall</strong> ist alles anders. Seitdem steht unser ganzes Leben, alles, was wir sind<br />
<strong>und</strong> tun, unter diesem doppelten Vorzeichen: W<strong>und</strong>erbar gemacht – aber von Sünde gezeichnet. Als<br />
Ebenbilder Gottes geschaffen – aber wir haben die Herrlichkeit verloren, die Gott uns zugedacht<br />
hatte, wie es in Römer 3,23 heißt.<br />
Beides kennzeichnet unser Leben von Geburt an bis zu dem Tag, an dem wir in die Ewigkeit abberufen<br />
werden. Beides kennzeichnet alles, was uns ausmacht: Unser Denken <strong>und</strong> Fühlen, unsere<br />
Beziehung zu uns selbst <strong>und</strong> zu anderen, unsere Arbeit <strong>und</strong> unsere Freizeit. Alles steht unter diesem<br />
doppelten Vorzeichen von <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, von Ebenbild Gottes <strong>und</strong> Sündersein. Beides<br />
gilt in vollem Umfang. Noch der größte Heilige ist <strong>und</strong> bleibt ein Sünder, so lange er lebt. Aber<br />
auch das andere gilt: Noch der verkommenste Verbrecher ist <strong>und</strong> bleibt ein Ebenbild Gottes, so lange<br />
er lebt. <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> <strong>Sündenfall</strong>, das doppelte Vorzeichen unseres Lebens.<br />
6. Die Verheißung<br />
Noch ein letzter, kurzer Hinweis. Der Tag des <strong>Sündenfall</strong>es, das war der verhängnisvollste Tag<br />
der Weltgeschichte. Und doch ist auch dieser Tag von Gott her gesehen ein <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong>-Tag. Denn<br />
schon an diesem Tag macht Gott den Menschen deutlich: Ich lasse euch nicht fallen. Ich wende<br />
euch nicht den Rücken zu, meine Geschichte mit euch geht weiter.<br />
Es ist nur eine dunkle Andeutung, die wir hier als Verheißung finden. Aber im Rückblick wird<br />
deutlich: Gott hat damals schon, am Tag des <strong>Sündenfall</strong>es voraus geblickt auf Karfreitag <strong>und</strong> Ostern,<br />
auf die Erlösung der Menschheit durch Jesus. Zur Schlange sagt Gott: „Und ich will Feindschaft<br />
setzen zwischen dir <strong>und</strong> der Frau <strong>und</strong> zwischen deinem Nachkommen <strong>und</strong> ihrem<br />
Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, <strong>und</strong> du wirst ihn in die Ferse stechen.“ Schon seit alter<br />
Zeit haben Christen hierin den ersten biblischen Hinweis auf Jesus gesehen; einen Hinweis auf<br />
den Teufel, der Jesus in die Ferse gebissen hat am Kreuz – <strong>und</strong> einen Hinweis auf Jesus, der mit seinem<br />
Tod am Kreuz dem Teufel, dieser alten Schlange, den Kopf zertreten hat. Man nennt das das<br />
„Protoevangelium“. Dass ist das erstaunlichste an diesem Tag des <strong>Sündenfall</strong>es: Gott macht nicht<br />
Schluss. Gottes Geschichte mit uns Menschen geht weiter. Es folgen noch viele <strong>Sternst<strong>und</strong>en</strong> in der<br />
Geschichte Gottes mit uns Menschen. Und am Ende wird Gott alle Folgen des <strong>Sündenfall</strong>es überwinden<br />
<strong>und</strong> wir werden ganz <strong>und</strong> gar dem Bild Gottes, dem Bild Christi entsprechen. In Römer<br />
8,29 sagt Paulus: „Denn die er (Gott) ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie<br />
gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“<br />
Das ist unsere Aussicht. Und wenn das volle Wirklichkeit wird, dann wird das die größte Sternst<strong>und</strong>e<br />
unseres Lebens sein. Amen. 2715