Gemeindebrief 91 - Kirchengemeinden Thalfang-Morbach
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Nachgedacht<br />
Bad Salzungen,<br />
29.07.2009<br />
M i l i t ä r p f a r r e r<br />
Schmidt betreute<br />
vier Monate als<br />
Seelsorger die in<br />
Kunduz stationiertenBundeswehrsoldaten<br />
Die Monate in Afghanistan haben Wolfram<br />
Schmidt gezeichnet. Als Militärseelsorger<br />
hat der Pfarrer aus Eisenach<br />
von März bis Juli in Kunduz die<br />
dort stationierten Bundeswehrsoldaten<br />
betreut. Noch immer ist er tief beeindruckt<br />
von den Erlebnissen. Die Anspannung<br />
war jeden Tag zu spüren,<br />
wenn die Soldaten Patrouille fuhren<br />
oder das Lager von Raketenbeschuss<br />
bedroht war, erzählt der 43-Jährige<br />
jetzt nach seiner Rückkehr.<br />
"Es tat gut, in dem Feldlager wie in<br />
einer Familie aufgehoben zu sein."<br />
Denn der Seelsorger hat mit den Soldaten,<br />
Unteroffizieren und Offizieren<br />
nicht nur Sinn- und Glaubensfragen<br />
besprochen. Mehrere Trauergottesdienste<br />
musste er leiten, vier gestorbene<br />
Soldaten aussegnen und die Särge<br />
bis nach Usbekistan in Richtung Heimat<br />
begleiten. Unter den Getöteten<br />
waren auch drei Soldaten aus Bad Salzungen.<br />
Dort ist Schmidt als Militärseelsorger<br />
stationiert. Eine der<br />
schlimmsten Erfahrungen für die Überlebenden<br />
im Camp sei gewesen, dass<br />
ihre Macht endlich ist.<br />
"Dennoch habe ich versucht, die Balance<br />
zwischen Trauer und Freude<br />
herzustellen. So haben wir gegrillt und<br />
10<br />
Pfarrer in Afghanistan:<br />
„Gott hat Konjunktur“<br />
Kinoabende gemacht, um bei alten<br />
Schwarzweißfilmen wie Don Camillo<br />
befreit zu lachen", erzählt er. In der<br />
"Gottesburg" des Feldlagers, einem<br />
Container mit schützendem Steinwall,<br />
hat der Seelsorger einen Raum der<br />
Stille mit einer kleinen Bibliothek betreut.<br />
Eine wohlüberlegte Mischung:<br />
Von der Suche nach Zerstreuung in<br />
Kriminalgeschichten oder Fantasy-<br />
Romanen fanden manche Soldaten<br />
zur Einkehr mit Bibel und Kerzen. "In<br />
Deutschland würden die jungen Menschen<br />
niemals auf diese Weise in den<br />
Gottesdienst oder zu einem Priester<br />
gehen."<br />
Zwei Soldaten ließen sich sogar taufen.<br />
Und auch die anderen knapp<br />
1.000 jungen Männer leben nach Einschätzung<br />
von Schmidt ihren Glauben<br />
intensiver. "Einer zog sich beispielsweise<br />
nach jeder Patrouille in den<br />
Raum der Stille zurück. Denn die Sol-