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Rundbrief März 2008 - Weltladen Karlsruhe

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<strong>März</strong> <strong>März</strong> <strong>März</strong> <strong>2008</strong> <strong>2008</strong> <strong>2008</strong><br />

Beate Paul verlässt den <strong>Weltladen</strong><br />

„Die Arbeit ist kein Spaziergang“<br />

Seit September 2002 arbeitete Beate Paul als hauptamtliche Mitarbeiterin gemeinsam mit<br />

Manuela Wölfle im <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong>. Dabei lagen ihr der kaufmännische Bereich (ausgebildete<br />

Bürokauffrau im Zweitberuf) in Verbindung mit dem fairen Handel besonders am Herzen.<br />

Nunmehr wird sie diesen Arbeitsplatz auf eigenen Wunsch zum 30. <strong>März</strong> <strong>2008</strong> verlassen. Viel<br />

ist in den vergangenen Jahren geschehen. Turbulente Zeiten, vor allem, was die inneren Strukturen<br />

der Weltläden insgesamt angeht. Unermütlich, oftmals bis an die Grenzen des Zumutbaren,<br />

engagierte sich Beate Paul in vielen Bereichen. In einem Gespräch mit Doris Presler zieht<br />

sie Bilanz.<br />

D.P.: Kaum zu glauben, dass schon<br />

über fünfeinhalb Jahre vorüber sind, als<br />

du damals gemeinsam mit Manuela<br />

Wölfle im <strong>Weltladen</strong> angefangen hast.<br />

Kannst du dich noch an die ersten<br />

Wochen erinnern?<br />

B.P.: Ja, natürlich kann ich mich daran<br />

erinnern. Mir war klar, dass die Aufgaben<br />

im <strong>Weltladen</strong> kein Spaziergang sein<br />

würden, sondern sehr viel von mir abverlangten.<br />

Dennoch, ich machte mich<br />

mit Freude an die Arbeit.<br />

D.P.: Wo gab es damals den größten<br />

Handlungsbedarf?<br />

B.P.: Eines war schnell sichtbar: Bei<br />

einer so stattlichen Anzahl ehrenamtlicher<br />

MitarbeiterInnen und den vielen<br />

unterschiedlichen Arbeitsbereichen,<br />

musste der ganze Betrieb klar strukturiert<br />

werden. Arbeitsabläufe sollten<br />

für die Mitarbeiter nachlesbar und<br />

nachvollziehbar sein, da wir Hauptamtlichen<br />

nicht durchgehend anwesend<br />

sein konnten.<br />

Problem: Fluktuation<br />

Trotzdem gelang dies nur teilweise, da<br />

eine starke Fluktuation an Mitarbeitern<br />

und an hauptamtlich Verantwortlichen<br />

vorhanden war. Bewährtes beizubehalten<br />

und Bereiche zu ändern, um sie<br />

Beate Paul, die den <strong>Weltladen</strong> <strong>Karlsruhe</strong> als eine von zwei<br />

hauptamtlichen Mitarbeiterinnen fünfeinhalb Jahre leitete.<br />

einerseits zu optimieren und andererseits<br />

klar voneinander zu trennen –<br />

erfordert Zeit und Erfahrung. Ebenso<br />

kostete es Zeit und Kraft, um MitarbeiterInnen<br />

von einigen nötigen Veränderungen<br />

zu überzeugen. Dies gelang nur<br />

Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V.<br />

1<br />

teilweise. Durch den<br />

Weggang einiger ehrenamtlichen<br />

Kolleg-<br />

Innen und leider auch<br />

Todesfällen, gab es<br />

immer wieder neue<br />

Dinge zu regeln oder<br />

zu koordinieren. Was<br />

am dringlichsten war,<br />

das habe ich dann<br />

auch gemacht.<br />

D.P.: Die Strukturen<br />

des <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong>s<br />

sind schon<br />

sehr speziell. Du<br />

wünschtest dir damals<br />

die Buchführung<br />

samt den Finanzen -<br />

deinem Aufgabenschwerpunkt-<br />

mit<br />

dem fairen Handel unter<br />

einen Hut zu bringen.<br />

Wie denkst du<br />

heute darüber?<br />

B.P.: Ich weiß zwar<br />

nicht, woher Du das hast – aber so<br />

stimmt das nicht ganz. Ich dachte jedenfalls,<br />

dass ich viel mehr Zeit für die<br />

„Arbeit am Schreibtisch“ zur Verfügung<br />

hätte, ohne ständig mit anderen Belangen<br />

aus der Konzentration gerissen zu<br />

werden.<br />

weltladen


Der Alltag zeigte mir dann, dass ich<br />

einige Arbeiten besser auf andere Tageszeiten<br />

legen sollte: Am Morgen vor<br />

der Ladenöffnung zum Beispiel, oder am<br />

Abend. Nicht umsonst unterscheidet<br />

man zwischen Bürokauffrau und Einzelhandel<br />

zum Beispiel. Eine weitere<br />

Schwierigkeit kam dann dazu, dass ich<br />

durch die Arbeitszeitenregelung<br />

Dienstzeiten „abdeckte“, die mitten im<br />

Tagesablauf begannen – ein ruhiges<br />

Arbeiten somit sehr schwierig wurde.<br />

Gesamtüberblick notwendig!<br />

Einiges an Arbeit verlegte ich aus diesem<br />

Grunde nach Hause. Zusätzlich<br />

übernahm ich vermehrt Ladendienste,<br />

immer in der Hoffnung, das Eine oder<br />

Andere noch erledigen zu können. Für<br />

mich war es wichtig, annähernd einen<br />

Gesamtüberblick zu erhalten und dies<br />

erfordert viel Präsenz.<br />

Außerdem nahm ich die Aufforderung<br />

aus meinem damaligen Einstellungsgespräch<br />

sehr ernst: Den Laden zu führen<br />

(natürlich nicht alleine), als wäre<br />

es mein eigener. Dies galt es dann aber<br />

teilweise zu revidieren – da die Strukturen<br />

etwas anders sind.<br />

D.P.: Sicherlich muss man im Rückblick<br />

kritisch anmerken, dass die „mäßige“<br />

Bezahlung durch die APDW in keinem<br />

Verhältnis zu dem steht, was an Arbeit<br />

durch den Alltag anfällt. Wie sollte man<br />

dieses eklatante Missverhältnis zukünftig<br />

ändern?<br />

B.P.: Nun, leider kann man noch nicht<br />

erwarten, dass die Entlohnung dem<br />

konventionellen Handel gleichgestellt<br />

ist. Dies trifft jedoch nicht auf alle<br />

Weltläden zu. Professionelleres Arbeiten<br />

bringt auf jeden Fall bessere Jahresergebnisse,<br />

die auch eine bessere Bezahlung<br />

ermöglichen. Die Frage ist nur,<br />

wie viel Zeit für dieses Arbeiten aufgewendet<br />

werden kann, vor allem, wenn<br />

nach Lieferanten gesucht werden muss,<br />

die attraktive Artikel und faire Hintergründe<br />

vorweisen können.<br />

Klare Entscheidungsstrukturen<br />

Einen weiteren Aspekt sehe ich darin,<br />

wie viel Befugnisse einem zugesprochen<br />

werden und wie die Entscheidungsstrukturen<br />

sind.<br />

Für manche Entscheidungen sind die<br />

Prozesswege im <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong><br />

zu lang oder man musste erst noch<br />

Überzeugungsarbeit leisten. Das wie-<br />

2<br />

derum erfordert sehr viel Durchhaltevermögen.<br />

Dies ist ein Punkt, der unbedingt<br />

nach Veränderung ruft.<br />

D.P.: In welchen Aufgabenfeldern konntest<br />

du mit deinen Kompetenzen Veränderungen<br />

herbeiführen?<br />

B.P.: Na ja, gar nicht so viel wie ich<br />

gerne getan hätte. Gelungen ist mir und<br />

den MitarbeiterInnen, die Arbeitsabläufe<br />

etwas klarer zu strukturieren. Bis<br />

dies jedoch bei allen Ehrenamtlichen<br />

ankam, verging Zeit. Es ist ja so, dass<br />

manche(r) ihren Dienst z.B. einmal im<br />

Monat Samstagvormittag leistet. Sich<br />

dann so viele Einzelheiten und Abläufe<br />

zu merken, ist doch recht schwierig.<br />

Regelmäßigere Treffen mit Verpflichtungscharakter<br />

würden dem Abhilfe<br />

schaffen. Die Mischung aus ehrenamtlicher<br />

und hauptamtlicher Zusammenarbeit<br />

ist nicht ganz unproblematisch.<br />

Es erfordert zusätzlich viel Flexibilität<br />

der Hauptamtlichen auf spontane<br />

Dienstausfälle zu reagieren und einzuspringen<br />

.Die Größe des Ladens und<br />

der damit verbundene Verwaltungsaufwand<br />

in vielerlei Hinsicht, machten es<br />

notwendig, hauptamtliche Mitarbeiter-<br />

Innen zu engagieren<br />

Aber um noch einmal auf Deine ursprüngliche<br />

Frage einzugehen:<br />

Es sind eher viele „Kleinigkeiten“, die<br />

ich angehen konnte. Da ich eben weiß,<br />

wie die Buchungswege in der Regel verlaufen,<br />

konnte ich klar entscheiden, wie<br />

manche Dinge gehandhabt oder belegt<br />

werden müssen, damit sie das Steuerbüro<br />

richtig verbucht.<br />

Mädchen für alles<br />

Außerdem weihten wir in meiner<br />

„Amtszeit“ das Stehcafè ein, gestalteten<br />

den Laden etwas effektiver um und<br />

veränderten die Schaufenstergestaltung<br />

so, dass sie einen Blick in<br />

den <strong>Weltladen</strong> frei gibt. Der <strong>Weltladen</strong>alltag<br />

erforderte es, dass ich mich in<br />

Bereichen einsetzte, an die ich zunächst<br />

nicht gedacht hatte. Zeitweise<br />

durfte ich „Elektriker spielen“ oder Maschinen<br />

wieder in Gang setzen, damit<br />

der Ladenbetrieb weitergehen konnte.<br />

Ich habe mich sogar an den Bau eines<br />

Regals gewagt. Zuletzt sah ich Handlungsbedarf,<br />

etwas mehr auf die Koordination<br />

der Verantwortlichen für die<br />

Schaufensterdekoration zu achten.<br />

D.P.: Die Zukunft des <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong>s<br />

wird sich im Jahre <strong>2008</strong> ent-<br />

scheiden. Auf welchen Aspekten sollte<br />

ein besonderer Fokus liegen?<br />

B.P.: Auf jeden Fall sich ganz intensiv<br />

mit Verkaufszahlen und Analysen zu<br />

befassen, als Grundlage für alle Entscheidungen.<br />

Klare Entscheidungsbefugnisse<br />

schaffen, damit Erkanntes<br />

schnell umgesetzt werden kann.<br />

Durch den Einkauf bei sehr unterschiedlichen<br />

Fair Trade Importeuren ein<br />

gutes Sortiment zusammen zu stellen,<br />

das zeitgemäß ist. Schließlich profitieren<br />

die ProduzentInnen nur dann von<br />

unserem Verkauf, wenn wir selbst auf<br />

Dauer überleben und Artikel führen, die<br />

Kunden gerne kaufen. Dies ist gleichzeitig<br />

ein Signal für die Projektpartnerausschüsse,<br />

ihre Produzenten vor Ort<br />

gut zu beraten und die europäischen<br />

Trends rechtzeitig aufzugreifen, die sich<br />

dann in attraktiven und guten Produkten<br />

widerspiegeln ohne dabei die Bedürfnisse<br />

der Menschen aus den Augen<br />

zu verlieren.<br />

Überzeugende Produkte professionell<br />

verkaufen!<br />

Ich finde es sehr wichtig, alle Mitarbeiter<br />

zu schulen; damit meine ich „Was<br />

und wie verkaufe ich im <strong>Weltladen</strong>?“<br />

Das ist sowohl für die Mitarbeiter als<br />

auch für die Kunden gleichermaßen von<br />

Bedeutung.<br />

Das Ladenlokal benötigt unbedingt eine<br />

Rundum -Erneuerung. Wir konnten bisher<br />

nur aus dem Vorhandenen kleine<br />

Verbesserungen machen. Aber zwischenzeitlich<br />

gibt es ja sogar Arbeitsgruppen,<br />

die sich mit wichtigen Themen<br />

(Laden- und Sortimentsgestaltung,<br />

Werbung) beschäftigen. Ich hoffe sehr,<br />

dass diese Ergebnisse gebündelt und<br />

schnell umgesetzt werden können.<br />

Dabei ist es wichtig, „ein“ klares Ziel<br />

zu verfolgen: Überzeugende Produkte<br />

professionell verkaufen!<br />

Weiterhin begleitend und gleichwertig<br />

dazu über die Informations- und Bildungsarbeit<br />

des Vereins die entwicklungspolitischen<br />

Hintergründe zu erarbeiten<br />

und weiterzutragen an die Mitarbeiter,<br />

Kunden, Jung und Alt...<br />

Wohler wäre mir allerdings beim Verkauf<br />

fair gehandelter Produkte, wenn<br />

wir eine optimalere Lösung für umweltfreundlichere<br />

Transporte finden könnten.<br />

D.P.: Unterm Strich: Was hat dir die<br />

Arbeit mit dem Verein APDW und dem<br />

<strong>Weltladen</strong> an Erfahrungen gebracht?


B.P.: Oh, sehr viel! Ich bin so dankbar<br />

für die Zeit im <strong>Weltladen</strong>. Sicherlich<br />

ist es nicht immer leicht gewesen. Die<br />

Erfahrungen im Zusammenarbeiten in<br />

unterschiedlichen „Teams“ sind sehr<br />

wertvoll und haben mich bereichert.<br />

Ich kann für mich heute klarer unterscheiden,<br />

was ich möchte und was<br />

nicht mehr...<br />

Einblicke - Ausblicke<br />

Streifzug durch andere Weltläden<br />

Es hat mich gelehrt, wie der „Handel“<br />

ganz praktisch abläuft, mit all seinen<br />

Hürden, die es zu nehmen gilt.Ich lernte<br />

viel über entwicklungspolitische Zusammenhänge,<br />

wie sinnvoll es ist, dass<br />

sich z.B. Kooperativen in den Entwicklungsländern<br />

bilden usw..... Ich weiß gar<br />

nicht, wo ich da anfangen und wo ich<br />

aufhören soll...Ich kann nur sagen: Es<br />

lohnt, sich mit all diesen Themen<br />

Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Workshops um<br />

die Zukunft des <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong>s, besuchte eine Abordnung<br />

aus <strong>Karlsruhe</strong> fünf Weltläden in Heidelberg (2), Durmersheim,<br />

Ettlingen und Backnang. Überall freundlich empfangen,<br />

waren die Ausflüge in die regionalen Läden ein Wochenendvergnügen,<br />

die abendliche Tour nach Backnang auf jeden Fall ein<br />

Gewinn für alle Beteiligten.<br />

Im Blickpunkt standen für uns:<br />

Das Warensortiment und die Lieferanten,<br />

die Einrichtung der Läden und<br />

die Präsentation der Waren, die Frage<br />

„Was geht gut und was bleibt<br />

liegen?“,die Personalstruktur und die<br />

Umsatzentwicklung.<br />

Um es gleich vorweg zu nehmen: Kein<br />

<strong>Weltladen</strong> gleicht in allem dem anderen.<br />

Jeder hat seine spezifische Lage,<br />

sein bestimmtes Publikum, seine<br />

Schwerpunkte im Warenangebot.<br />

Ladengestaltung<br />

Alle Läden machen einen offenen, geräumigen<br />

Eindruck. Die Blicktiefe in<br />

weiter entfernte Ladenabteilungen vermittelt<br />

auch in den flächenmäßig vergleichbaren<br />

Läden ein Raumgefühl und<br />

eine gewisse Großzügigkeit. Holzregale<br />

dominieren zwar, aber in<br />

Ettlingen z.B. mitunter kombiniert mit<br />

Glasböden. In Backnang herrschen im<br />

1. Stock (Textilien) die Glasregale vor.<br />

Oft wurden ganz einfache Systemregale<br />

verwendet. Lediglich der <strong>Weltladen</strong><br />

in der Heidelberger Altstadt erscheint<br />

etwas drückend, was vor allem<br />

dem dunklen Klinkerboden und<br />

der niedrigen Deckenhöhe geschuldet<br />

ist. Weiße Wände und weiße Decken<br />

in allen Läden sorgen für Luftigkeit und<br />

Farbkontraste.<br />

Warensortiment<br />

Schokolade geht bestens. Klangschalen<br />

verkaufen sich immer. Gut ausge-<br />

wählte Ledertaschen auch. Schmuck in<br />

Durmersheim nur im untersten Preissegment,<br />

in Ettlingen darf’s schon etwas<br />

teurer sein, im Una Tierra-Laden in<br />

HD-Neuenheim geht nur Modeschmuck,<br />

in Backnang denkt man beim Schmuckkauf<br />

– durchaus auch im höheren Preissegment<br />

- zuerst an den <strong>Weltladen</strong>.<br />

Kunsthandwerk unterliegt raschen<br />

Modeschwankungen. Saftpacktaschen<br />

waren lange der Renner. Filz erlebte nur<br />

einen kurzen Boom, der gerade zu Ende<br />

geht. Das immer wieder Neue oder neu<br />

Präsentierte ist entscheidend für die<br />

bleibende Attraktivität des Geschäfts.<br />

3<br />

auseinander zu setzen, weil Du und ich<br />

ein Teil des Ganzen sind.<br />

Ich hoffe und wünsche dem neuen<br />

„Team“, dass sie sich gut einarbeiten<br />

und die neu gewonnenen Erkenntnisse<br />

rasch und zielstrebig umsetzen.<br />

D.P.: Beate, ich danke für für das Gespräch<br />

und wünsche dir alles Gute für<br />

deine nahe Zukunft.<br />

Weniger ist mehr<br />

Die Beschränkung auf bestimmte<br />

Produktlinien und Schwerpunkte ist<br />

vielleicht in Backnang am konsequentesten<br />

umgesetzt. Dort wird mittlerweile<br />

fast die Hälfte des Umsatzes mit<br />

hochwertiger Alpaka-Mode und Bekleidung<br />

aus Ökobaumwolle erzielt. Gläser<br />

wurden verkauft, Keramik auf zwei ausgesuchte<br />

Service, die dafür langfristig<br />

vorgehalten werden, beschränkt. Auch<br />

Kinderspielzeug und Schulbedarf sind<br />

nicht mehr im Sortiment. Dass keine<br />

Bücher mehr geführt werden, ist wohl<br />

kein Modell für <strong>Karlsruhe</strong>, wo im Zeitalter<br />

von Thalia das spezielle Bücherangebot<br />

des <strong>Weltladen</strong>s interessanter<br />

wird.<br />

Warenpräsentation<br />

Tee- und Kaffeepackungen nicht stapeln,<br />

sondern präsentieren, akkurat<br />

ausgerichtet, eher ein Päckchen weniger<br />

im Regal als so viel, wie hinpasst<br />

(vorbildlich: Una Tierra, Heidelberg).<br />

Besonders gut gehende, trendige Ar-<br />

Blick in den Heidelberger <strong>Weltladen</strong>, der in der Altstadt beheimatet ist.


Blick in die Verkaufsräume des <strong>Weltladen</strong>s Backnang<br />

tikel, wie Schokolade von Zotter, nicht<br />

nur im Regal, sondern im Aufsteller auf<br />

dem Tresen oder als Blickfang mit eigenem<br />

Tisch. Jeder Laden scheint seine<br />

Spezialisten für Deko zu haben.<br />

Wenn dazu der richtige Blick für die<br />

Raumgestaltung kommt, ist der Laden<br />

für die Kundschaft gerüstet.<br />

Wirtschaftliches Handeln<br />

Als Geschäftsbetrieb muss ein <strong>Weltladen</strong><br />

wirtschaftlich geführt werden.<br />

Ladenhüter blockieren wertvollen<br />

Regalplatz für gut gehende Produkte.<br />

In Backnang gibt es für sie kein Pardon.<br />

Lieber verschenken als zum halben<br />

Preis anbieten, was ohnehin niemand<br />

kaufen will. Der momentane Verlust<br />

wird dann rasch aufgewogen durch<br />

den vermehrten Umsatz. Der<br />

Überraschungseffekt für Kunden spielt<br />

eine große Rolle.<br />

Personal<br />

Die meisten Weltläden beschäftigen<br />

hauptamtliche Kräfte, die von einer Vielzahl<br />

von Ehrenamtlichen unterstützt<br />

werden, in Backnang und in Heidelberg<br />

gibt es sogar Azubis. Eine Aus- und<br />

Fortbildung der Ehrenamtlichen gehört<br />

In Backnang, wie in Durmersheim, zum<br />

Pflichtprogramm. Wer im <strong>Weltladen</strong><br />

arbeiten will, muss alle anfallenden Tätigkeiten<br />

im Verkauf und an der Kasse<br />

beherrschen und der Kundschaft sachkundig<br />

Auskunft geben können. Das<br />

darf der Kunde im Fachgeschäft des<br />

Fairen Handels auch erwarten.<br />

4<br />

Fazit<br />

Jeder der besuchten Weltläden weist<br />

seine eigene Geschichte auf. Der<br />

Heidelberger Altstadtladen existiert<br />

beispielsweise genauso so lange wie<br />

der <strong>Karlsruhe</strong>r <strong>Weltladen</strong>. Vor 10 Jahren<br />

zog er in die Fußgängerzone um.<br />

80% der dort Engagierten sind Studenten.<br />

Die Weltläden Una Tierra in<br />

Heidelberg- Neuenheim und Ettlingen<br />

wurden erst vor 2½ Jahren gegründet,<br />

der Durmersheimer Laden besteht seit<br />

10 Jahren.<br />

Den <strong>Weltladen</strong> Backnang gibt es bereits<br />

seit 28 Jahren. Er beweist ganz<br />

aktuell, dass Weltläden auch in einer<br />

Kleinstadt sehr erfolgreich sein können.<br />

Nach zweimaligem Umzug ist der Laden<br />

heute über zwei Stockwerke in der<br />

besten Lage zu finden.<br />

Unser Streifzug durch die Weltläden<br />

hat uns viele Anregungen gegeben. Nun<br />

gilt es, das umzusetzen, was wir gut<br />

finden, aber auch unser eigenes Profil<br />

zu definieren, das uns in <strong>Karlsruhe</strong> zu<br />

dem <strong>Weltladen</strong> macht.<br />

Klaus Kern<br />

Der <strong>Weltladen</strong> muss sich<br />

jeden Monat neu erfinden..<br />

Auf gute Resonanz stieß der Workshop<br />

der Aktion Partnerschaft Dritte Welt<br />

e.V. <strong>Karlsruhe</strong> am Samstag, den 16.<br />

Februar <strong>2008</strong>. Veranstaltungsort war<br />

das Menschenrechtszentrum an der<br />

Durlacher Allee. Unter der Leitung und<br />

Moderation von Margarete Kern und<br />

Dankwart von Loeper versuchten alle<br />

Beteiligten eine Standortbestimmung<br />

in Sachen <strong>Weltladen</strong>, um mögliche<br />

Wege und Perspektiven für die nahe<br />

Zukunft zu entwickeln.<br />

Bei dieser Gelegenheit stellte der 1.<br />

Vorsitzende der APDW Klaus Kern die<br />

beiden zukünftigen neuen Mitarbeiterinnen<br />

Vera-Hutt Helbig und Andrea<br />

Kanzler den Anwesenden vor.<br />

Der vierstündige Worshop sollte so<br />

etwas wie eine Initialzündung in Gang<br />

setzen, um mit neuen Ideen den <strong>Weltladen</strong><br />

zu „liften“ und zu entkruschteln.<br />

Arbeitsgruppen wurden gebildet, die<br />

ihre Ergebnisse in zwei Monaten vorlegen<br />

sollen. D.P.<br />

Impressum<br />

Redaktion: Doris Presler<br />

Layout: Doris Presler<br />

Beiträge: Klaus Kern, Doris Presler<br />

Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V.<br />

Mitgliedsbeitrag: • 26,-<br />

Paare • 35,-/ ermäßigt • 16,-<br />

Jahresabo <strong>Rundbrief</strong> • 13,-<br />

Vereinskonto:<br />

(Spenden, Abo u. Mitgliedsbeiträge)<br />

Sparkasse <strong>Karlsruhe</strong><br />

BLZ: 660 501 01<br />

Konto Nr.: 9 118 159<br />

weltladen, Kronenstraße 21,<br />

76 133 <strong>Karlsruhe</strong><br />

Tel.: 0721/ 32 050<br />

Fax: 0721/ 3528183<br />

e-Mail: weltladen-ka@web.de<br />

Hompepage: http://www.apdw.de<br />

Redaktionsschluss: 28.04.<strong>2008</strong><br />

Öffnungzeiten der weltläden<br />

Bruchsal - Kübelmarkt 6<br />

Di, Do, Fr 9.00 - 13.00 Uhr<br />

14.30 - 18.00 Uhr<br />

Mi und Sa 9.00 - 13.00 Uhr<br />

<strong>Karlsruhe</strong> - Kronenstr. 21<br />

Mo 9.00 - 20.00 Uhr<br />

Di - Fr 10.00 - 18.30 Uhr<br />

Sa 10.00 - 16.00 Uhr<br />

Rastatt - Murgstr. 3<br />

Di 9.30 - 12.30 Uhr<br />

Mi 15.30 - 17.00 Uhr<br />

Do 9.30 - 12.30 Uhr<br />

Sa 9.30 - 12.30 Uhr

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