Trillerpfeife Kreuzberger - LG Kreuzberg
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<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong><br />
Ausgabe 134<br />
September 2009<br />
<strong>Trillerpfeife</strong><br />
Herausgegeben von der Lehrgemeinschaft <strong>Kreuzberg</strong> für Fußball-Schiedsrichter in Berlin<br />
Y<br />
Tschüss, Berlin!<br />
Charakter eines Spiels<br />
Location-Check<br />
Gedanken zum Pfiff<br />
www.lg-kreuzberg.de
Seite 2 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />
Nr. 134<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Zahlen, Daten, Infos 2 Location Check 9<br />
Vorwort 3<br />
Tschüss, Berlin! 4-5<br />
Charakter 6-7<br />
JLK-Lehrgang 8<br />
Die <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong><br />
erscheint zu jedem<br />
Lehrabend der <strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong>.<br />
Sie wird kostenlos an<br />
alle Mitglieder verteilt, die<br />
ihren Jahresbeitrag bezahlt<br />
haben.<br />
Herausgeber der <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong><br />
<strong>Trillerpfeife</strong> ist die Leitung<br />
der Lehrgemeinschaft<br />
Berlin <strong>Kreuzberg</strong>.<br />
Gedanken zum Pfiff 10<br />
Regelfragen 11<br />
Werbung + Impression 12<br />
Leitung der <strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong><br />
Leiter der <strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong>:<br />
Stefan Paffrath<br />
BSC Rehberge<br />
Ahrweiler Straße 22<br />
14197 Berlin<br />
Tel.: (0179) 232 51 00<br />
stefan.paffrath@web.de<br />
Stellv. Leiter:<br />
Helmut Husmann<br />
1.FC Schöneberg<br />
Winterfeldstraße 16<br />
10781 Berlin<br />
Tel.: (0171) 342 27 54<br />
helmuthusmann@aol.com<br />
Alle Schiedsrichter unserer<br />
Lehrgemeinschaft sind herzlich<br />
zum wöchentlichen Hallentraining<br />
eingeladen!<br />
Ort: Carl-von-Ossietzky-<br />
Schule, Halle Nord<br />
Blücherstraße<br />
Zeit: Montags, 18.50 Uhr<br />
Trainingsgruppe<br />
Impressum<br />
Stellv. Leiter und Leiter<br />
der Jugendgruppe:<br />
Marcel Richter<br />
SC Union Südost<br />
Grimmstraße 5<br />
10967 Berlin<br />
Tel.: (0178) 329 16 33<br />
sr_marcel.richter@web.de<br />
Stellv. Leiter:<br />
Ben Gotthardt<br />
TSV Oranke<br />
Fürstenwalder Str. 24<br />
10243 Berlin<br />
Tel.: (0160) 951 85 898<br />
beninberlin@aol.com<br />
Trainingsgruppenleiter:<br />
Marcel Richter<br />
Tel.: (0178) 329 16 33<br />
Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben die Meinung<br />
des Verfassers wider.<br />
Redaktion: Helmut Husmann<br />
Layout: Dominik Höch<br />
Druck: DVS Breuer<br />
Rechte:<br />
creativecommons.org/<br />
licenses/by-nc-sa/2.0/de<br />
Die nächsten Lehrabende in <strong>Kreuzberg</strong><br />
Dienstag, 27. Oktober<br />
18 Uhr Jungschiedsrichter<br />
19 Uhr Hauptgruppe<br />
Dienstag, 24. November<br />
18 Uhr Jungschiedsrichter<br />
19 Uhr Hauptgruppe<br />
- Andreas Richter<br />
von 01.10. - 20.10.09<br />
Vertretung: D. Waegert<br />
- Wolfgang Schlicht<br />
von 09.10 - 18.10.09<br />
Vertretung: P. Mideraczyk<br />
- Das 35. Regely-Turnier<br />
findet in dieser Saison am<br />
16.01.2010 in der Lilly-<br />
Hennoch-Sporthalle statt.<br />
Der anschließende Ball im<br />
Abacus-Tierpark-Hotel<br />
Ansetzer im Urlaub<br />
- Sportplatz Lohmühleninseln<br />
/ 12453 Berlin<br />
- Erreichbar durch U-Bahn<br />
(U1, Schlesisches Tor und<br />
ca. 10 min Fußweg) oder<br />
Bus 147 und 265<br />
Geburtstage <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> Schiedsrichter<br />
Seit dem letzten Lehrabend<br />
hatten Geburtstag:<br />
07.09. Philipp Gensch<br />
16.09. Danny Lindemann<br />
08.09. Andreas Winter<br />
09.09. Tayfun Sönmez<br />
22.09. Ekin-Can Erol<br />
27.09. Konstantin Schroeter<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Termine<br />
Bis zum nächsten Lehrabend<br />
haben Geburtstag:<br />
09.10. Steffen Mehnert<br />
10.10. Sahin Cihangir<br />
20.10. Bruno Belli<br />
19.10. Severin Fischer<br />
23.10. Joachim Döring<br />
23.10. Rene Knopf<br />
24.10. Stefan Paffrath
Nr. 134<br />
Manchmal lohnt<br />
es sich, auch<br />
mal über den<br />
Tellerrand zu schauen.<br />
Beim Tennis ist in<br />
der letzten Woche<br />
ein Spiel durch eine<br />
Schiedsrichterbeleidigung<br />
entschieden worden, wie vielleicht nicht alle in der<br />
Presse gelesen haben. Was war passiert? Im Halbfinale der<br />
US-Open lag Serena Williams im entscheidenden Spiel des<br />
Matches bei eigenem Aufschlag 15:30 zurück. Beim zweiten<br />
Aufschlag entschied eine der Linienrichterinnen auf Fußfehler,<br />
damit stand es 15:40, zwei Matchbälle für die Gegnerin<br />
Kim Clijsters aus Belgien. Doch wegen der Entscheidung<br />
beschimpfte Serena Williams die Linienrichterin. Und da<br />
sie bereits verwarnt war (sie hatte das Stahlrohr ihres<br />
Schlägers malträtiert), erhielt sie einen Strafpunkt und<br />
hatte damit das Match verloren. Nebenbei allerdings sei<br />
angemerkt, dass die Schiedsrichterin die Entscheidung<br />
nicht allein traf, sondern erst nach Rücksprache mit zwei<br />
weiteren, noch wichtigeren Supervisoren.<br />
In jeder anderen Spielsituation wäre es allerdings nur<br />
ein einzelner Punkt gewesen. Nur durch diese Konstellation<br />
hat es eine derartige Bedeutung erlangt, dass die Siegerin<br />
enttäuscht auf dem Feld stand, weil sie eigentlich lieber<br />
„richtig“ gewonnen hätte. Beim Fußball ist die Bestrafung<br />
da sicher schärfer. Wenn der Schiedsrichter die Regeln<br />
konsequent anwendet, ist ein Spieler, der jemanden<br />
beschimpft, schnell vom Feld, und das ganz ohne<br />
Supervisor.<br />
Wie streng man bei der Regelauslegung sein muss,<br />
war auch eine Frage beim vergangenen Lehrabend, die<br />
direkt aus der Praxis kam. An einem der letzten Spieltage<br />
der Berlin-Liga bittet ein Trainer den Schiedsrichter um<br />
Folgendes: Er möchte, dass alle 10 Auswechselspieler auf<br />
der Bank sitzen und sich warm machen dürfen, obwohl ja<br />
auf dem Spielbericht gar nicht so viele eingetragen werden<br />
können und ein Teil von ihnen also überhaupt nicht spielen<br />
darf. Er möchte aber, dass keiner der Spieler davon erfährt,<br />
ob er auf dem Spielbericht steht oder nicht, damit niemand<br />
enttäuscht ist. Was für den einen eine nette, beinahe<br />
rührende Geste, ist für den Schiedsrichter ein kleiner<br />
Konflikt... Ich bin gespannt, was der Lehrwart zu dieser<br />
Frage sagt, wir warten noch auf eine Antwort auf diese und<br />
weitere Fragen, deren Antworten es dann wohl erst in der<br />
nächsten Ausgabe zu lesen geben wird.<br />
Etwas Erfreuliches gibt es noch zu berichten: Die<br />
Lehrgemeinschaft <strong>Kreuzberg</strong> freut sich, dass mit Ekin<br />
Can Erol ein weiterer <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> den Sprung in den JLK<br />
geschafft hat und wir damit nunmehr vier Schiedsrichter<br />
aus diesem Bereich in unserer Lehrgemeinschaft betreuen.<br />
Bei Ekin freut es mich persönlich besonders, weil er<br />
<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009 Seite 3<br />
Heute mal...<br />
..Tennis<br />
bewiesen hat, dass Wille und intensives Training auch<br />
belohnt werden.<br />
In dieser Ausgabe findet Ihr neben vielem Gewohnten<br />
einen Artikel unseres ehemaligen Mitglieds Boris Meister.<br />
Es freut mich sehr, dass er nach seinem Verbandswechsel<br />
seine Herkunft nicht vergessen hat und uns seine Sicht<br />
der letzten Monate geschrieben hat. Zudem betreut er<br />
weiter die <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> Internetseite, sodass er uns doch<br />
noch auf gewisse Weise verbunden bleibt. Dafür ebenso ein<br />
herzliches Dankeschön wie für die gemeinsame Zeit in der<br />
Leitung der Lehrgemeinschaft <strong>Kreuzberg</strong>.<br />
Noch eine brandneue Information: Kürzlich hat unsere<br />
Lehrgemeinschaft die Einladung zum 35. Ewald-Regely-<br />
Turnier erhalten. Es wird am 16. Januar stattfinden, und<br />
zwar an den selben Orten wie im letzten Jahr, der Lilly-<br />
Hennoch-Sporthalle und dem Abacus Tierpark Hotel. Weitere<br />
Informationen werden folgen. Nach dem Motto: „Spiel mit<br />
Respekt – zeig‘ was in dir steckt“ werden Einzelkämpfer zu<br />
Teamplayern, und todesmutige Torhüter stehen zwischen<br />
den Alu-Pfosten ihren Mann... Nun gut, wollen wir nicht<br />
gleich wieder übertreiben. Denn das wichtigste ist das<br />
jährliche Treffen von Sportlern, die sonst überwiegend<br />
alleine unterwegs sind. Es trifft jung auf alt, Kreisliga- auf<br />
Bundesliga-Schiedsrichter. Das ist einer der Reize dieser<br />
schönen Veranstaltung, die für jeden Schiedsrichter ein<br />
Pflichttermin ist. Auf jeden Fall freuen wir uns dabei zu<br />
sein und wünschen der ausrichtenden Lehrgemeinschaft<br />
Marzahn eine erfolgreiche Organisation.<br />
Foto (von BM) auf Seite 1: Auf dem Bild zu sehen<br />
ist Boris Meister, der den Berliner Fußball-Verband<br />
verlassen hat und nun in Brandenburg amtiert.
Seite 4 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />
Nr. 134<br />
Jetzt also doch Brandenburg.<br />
F u ß b a l l - L a n d e s v e r b a n d<br />
Brandenburg. Schiedsrichter-<br />
Kreis Oberhavel. Nach 8 Spielzeiten<br />
als Schiedsrichter in Berlin, habe ich<br />
mit Beginn dieser Saison der Berliner<br />
Schiedsrichterfamilie „Adé“ gesagt<br />
und pfeife künftig dort, wo ich lebe.<br />
Es war keine einfache Entscheidung,<br />
verdanke ich dem Berliner<br />
Schiedsrichterwesen doch sehr viel<br />
an privater Freude und jede Menge<br />
Spaß – lässt man liebe Menschen,<br />
gute Kumpels und einzigartige Typen<br />
zurück. Und wir wissen ja alle, wie<br />
das nach einer Trennung so läuft:<br />
„klar sehen wir uns“, „wir bleiben in<br />
Verbindung“, usw. …<br />
An dieser Stelle möchte ich nun kurz<br />
zurück blicken, und vielleicht können<br />
meine Erfahrungen und Erlebnisse<br />
den einen oder anderen Schiri, insb.<br />
Jungschiedsrichter und lebensälteren<br />
Referee, motivieren, lange dabei zu<br />
bleiben und sich über den Platz hinaus<br />
zu engagieren.<br />
2001 Start in der Kreisliga E.<br />
Achthöchste Spielklasse Berlins. Bis zur<br />
A-Klasse folgten lehrreiche Jahre und<br />
einzigartige Spiele. Spielabbruch, weil<br />
die 0:7 hinten liegende Mannschaft das<br />
Feld verlässt: der Schiri war Schuld!<br />
Angedrohte Schläge in der Schiri-<br />
Kabine im Beisein von Frau und Kind.<br />
Nicht angetretene Teams in Hohen<br />
Neuendorf bei Berlin. Am 03.11.2002 in<br />
Treptow die erste Beobachtung durch<br />
den gestrengen <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>LG</strong>-Leiter<br />
Walter Schröder. Bei strömendem<br />
Regen auf einem Schlackeplatz<br />
konnte ich die Basis für einen<br />
persönlich erfolgreichen Werdegang<br />
als Schiedsrichter in Berlin legen.<br />
Bis zur Bezirksliga ging es nun stetig<br />
„nach oben“ und dort angekommen,<br />
hatte ich mehr als in den Jahren zuvor<br />
das Gefühl, als Unparteiischer auch<br />
für den Fußballverband ein wichtiger<br />
Bestandteil des Spiels zu sein. An<br />
dieser Stelle sei wiederholt dem<br />
Engagement von Walter zu danken,<br />
sich um die Schiris der unteren<br />
Spielklassen zu kümmern – auch dort<br />
amtieren Talente, die es zu fördern<br />
Tschüss, Berlin!<br />
Auf Wiedersehen in <strong>Kreuzberg</strong><br />
gilt. Eine schwierige logistische<br />
Aufgabe, abhängig vom Engagement<br />
Einzelner in den Lehrgemeinschaften.<br />
Ich weiß.<br />
Für drei Spielzeiten wurde die<br />
Bezirksliga nun meine sportliche<br />
Heimat. Ich war mit dem erreichten<br />
durchaus zufrieden, in der Bezirksliga<br />
wird schon recht ordentlich Ball<br />
gespielt und hin und wieder war man im<br />
Gespann unterwegs. Ich bezeichne die<br />
Bezirksliga immer als „Schwellenliga“:<br />
Die einen Vereine kämpfen um<br />
den Aufstieg und das Prestige der<br />
Landesebene mit der Aussicht auf<br />
mehr, die anderen kämpfen gegen das<br />
Versinken in der Bedeutungslosigkeit<br />
der Kreisliga. Von daher, gab es hier<br />
immer interessante Konstellationen<br />
und Spiele. Mein persönliches<br />
Fazit: Jeder Referee in Berlin sollte<br />
zumindest diese Liga anstreben. Hier<br />
fängt es an richtig Spaß zu machen, da<br />
auch das Umfeld sich ändert und wie<br />
erwähnt die Wahrnehmung im Kreis<br />
der Schiedsrichter eine andere wird.<br />
Aber natürlich ist man dann<br />
dicht dran an der Landesliga …<br />
Und man ärgert sich, wenn die<br />
Aufstiegsentscheidung zu Gunsten des<br />
Schiedsrichterkameraden ausfällt …<br />
Das ist legitim wie ich denke, doch<br />
sollte man, bevor man zum verbalen<br />
Rundumschlag deswegen ausholt, ein<br />
oder zwei Nächte darüber schlafen.<br />
Schieben wir hier also den Themenblock<br />
Schiedsrichterfunktionäre<br />
einschließlich Beobachtungswesen<br />
ein. Nun kann man sagen „Der hat’s<br />
doch in die Landesliga gebracht – der<br />
kann doch nicht mitreden!“. Dem<br />
kann ich getrost entgegnen: In acht<br />
Jahren könnte man auch durchaus<br />
weiter als bis zur Landesliga kommen<br />
– und meine negativen Erfahrungen<br />
habe ich auch gemacht, wie wir alle.<br />
Das Negative möchte ich nur<br />
kurz abhandeln, aber auch nicht<br />
vergessen: In Grenzfällen der Auf-<br />
und Abstiegsentscheidungen hätte<br />
ich mir gern etwas mehr Transparenz<br />
und ggf. das persönliche Gespräch<br />
gewünscht – dies sage ich auch aus<br />
Sicht eines Mitarbeiters in der <strong>LG</strong>-<br />
Leitung. Und dem Beobachter steht es<br />
zu, einen Schiedsrichter schlecht zu<br />
benoten, wenn er ihm das (versucht)<br />
plausibel macht, und sich die in der<br />
Kabine gesprochenen Worte dann<br />
auch so im Beo-Bogen wieder finden.<br />
Wirklich erschrocken und menschlich<br />
enttäuscht war ich in diesen Jahren<br />
auch nur ein Mal, als ich und ein<br />
weiterer SRA ungerecht, diffamierend<br />
und einseitig zu Gunsten des<br />
Schiedsrichters durch den Beobachter<br />
abgekanzelt wurden. Hier kann ich<br />
nun unkompliziert den Bogen zum<br />
Positiven spannen: Hatte ich mich nach<br />
Erhalt dieser Beobachtung mächtig<br />
beschwert, erhielt ich umgehend<br />
Rücklauf von Hans-Eberhard Bracklow<br />
und meinem Ansetzer Alex Molzahn.<br />
Die Sache wurde sachlich besprochen<br />
und zufriedenstellend aufgelöst. Aber<br />
auch hier müssen sich alle Beteiligten<br />
an die Spielregeln des Umgangs halten!<br />
Will sagen: Man wird bei berechtigten<br />
Anliegen, konstruktiv vorgebracht,<br />
nicht im Regen stehen gelassen!<br />
Unsere Beobachter. Meine erste<br />
offizielle Beobachtung setzte ich<br />
in Blankenburg hypernervös in den<br />
Sand. Ludger Trettin nahm sich die<br />
Zeit, das Spiel und meine Leistung<br />
intensiv zu besprechen. Damals<br />
habe ich viel gelernt, und künftig<br />
bin ich in jedes Beobachtergespräch<br />
mit der Einstellung gegangen, dass<br />
man aus jeder (!) Auswertung auch<br />
positive Ansätze für die künftigen<br />
Spielleitungen ziehen kann – ggf.<br />
muss man alles erst einmal sacken<br />
lassen und dann sich selbst und die<br />
Beobachterauswertung reflektieren.<br />
Ich bin damit gut gefahren. Ausnahmen<br />
bestätigen auch hier die Regel! Hier<br />
also geht der Dank an HEB und sein<br />
Team, die sich die Mühe machen uns<br />
auf unserem Werdegang zu begleiten<br />
und dabei keinen einfachen Job haben<br />
– an den Beobachterzahlen lässt sich<br />
ablesen: Wer will das schon machen?<br />
Ohne Beobachter geht es aber nicht.<br />
Dem Hörensagen nach soll das<br />
DFBnet den Ansetzern alles einfacher<br />
machen. Glaub ich nicht! Eine halbe<br />
Saison als Schiedsrichteransetzer im<br />
Jugendbereich lassen mich die Arbeit<br />
unserer Ansetzer, in egal welcher<br />
Liga, mit Respekt betrachten. Urlaub<br />
hier, Krankheit dort, Omas Geburtstag<br />
immer wieder plötzlich von einem Tag<br />
auf den anderen. Bei dem Verein will<br />
ich nicht mehr pfeifen, an dem Tag
Nr. 134<br />
spiele ich selbst, ich hab doch eine<br />
SMS mit der Absage geschickt. Immer<br />
wieder sind die gleichen Problemchen<br />
zu bearbeiten, den Wünschen von<br />
Schiri und ggf. Verein nachzukommen.<br />
Gebetsmühlenartig wird vor jeder<br />
Saison an die Verantwortung und<br />
Kooperation aller Schiris appelliert.<br />
Macht es den Ansetzern nicht so<br />
schwer! Wer Schiedsrichter sein will,<br />
kümmert sich selbst und zeitgerecht<br />
um seine Terminplanung und bezieht<br />
den Ansetzer rechtzeitig mit ein. Er<br />
wird es Euch danken!<br />
Ich selbst bin folglich mit meinen<br />
Ansetzern, sieben in acht Jahren,<br />
prima ausgekommen – und das<br />
Beobachtungswesen macht einen<br />
guten Job. Natürlich auch bei mir <br />
Und so durfte ich zur Saison 2008/2009<br />
in die Landesliga aufsteigen. Besseres<br />
Niveau und immer zu Dritt auf dem<br />
Platz! Super!<br />
Die i-Tüpfelchen waren in dieser<br />
Zeit zudem die sportlichen Highlights,<br />
die dem zuverlässigen Schiedsrichter,<br />
egal in welcher Spielklasse,<br />
angetragen werden. Finalrunden<br />
im Hallenturnier, Vorbereitungs-<br />
/Testspiele mit höherklassigen<br />
Mannschaften, entscheidende<br />
Pokalspiele, Jugend trainiert für<br />
Olympia, lukrative Turniere wie der<br />
Coca-Cola-Ticket-Kick zur WM 2006.<br />
Hier kann man die Schiedsrichter<br />
Berlins in oft großer Zahl, entspannter<br />
als im Punktspielbetrieb, treffen und<br />
kennenlernen. Diese Events habe<br />
ich immer sehr genossen – nur zum<br />
Treppchenaufbauer im Pokalfinale<br />
habe ich es leider nicht gebracht.<br />
Aber dafür war ich wohl schon zu alt<br />
– oder nicht TV-hübsch genug…<br />
Schon nach einem Spiel für den<br />
Freizeitverband VFF wurde ich 2001<br />
von Reinhard Bokop für den BFV<br />
„schanghait“ – direkt zur <strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong><br />
unter die gestrenge Obhut von Walter<br />
Schröder. Ein Glücksfall! Die von Walter<br />
und Carsten Voss intensiv betriebene<br />
Regelkunde, das Ambiente der<br />
Lehrveranstaltung, die Infozeitschrift<br />
„<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong>“ und die<br />
menschliche Zusammensetzung in<br />
<strong>Kreuzberg</strong> haben mir auf Anhieb<br />
gefallen. Das Ableisten von fünf <strong>LG</strong>-<br />
Besuchen war kein Problem. Auch<br />
nicht, als der Staffelstab der <strong>LG</strong>-<br />
Leitung an die jüngere Generation<br />
um Stefan Paffrath überging – und ich<br />
selbst als absoluter Rookie und Nobody<br />
<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009 Seite 5<br />
im Schiedsrichterwesen 2004 in die <strong>LG</strong>-<br />
Leitung gewählt wurde. Mein Part war<br />
in der ganzen Zeit die administrative<br />
Verwaltung der <strong>LG</strong>-Mitglieder und<br />
der Kasse, nur aushilfsweise war ich<br />
an der Gestaltung des Lehrabends<br />
beteiligt. Das habe ich stets den Profis<br />
Stefan und Dominik Höch überlassen.<br />
Ich erinnere mich gern an die Treffen<br />
in Stefans Wohnung zur Vorbereitung<br />
der Lehrabende, an die umfangreiche<br />
aber schlussendlich erfolgreiche<br />
Vorbereitung der Regely-Turniere und<br />
Feiern zurück. Unvergessen bleiben<br />
natürlich auch die drei gespielten<br />
Regely-Turniere – insbesondere der<br />
Turniersieg 2005 gegen Reinickendorf!<br />
Foto: StPa<br />
Das Gesicht der <strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong><br />
wandelt sich derzeit. Viele alte<br />
Recken beenden ihre Laufbahn, junge<br />
Leistungsträger, geprägt und gefördert<br />
durch die Arbeit der <strong>LG</strong>, verlassen<br />
uns aus unterschiedlichsten Gründen<br />
oder beenden ihr Hobby, bevor es<br />
richtig angefangen hat. Die Mischung<br />
der <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> Schiris war und ist<br />
nicht einfach; eine Ausgewogenheit<br />
zwischen Lehranspruch und geselligem<br />
Zusammensein am Lehrabend zu<br />
finden ist nicht leicht. Die jungen<br />
Anfänger wollen intensive Betreuung,<br />
die Älteren nicht in den Kreisligen<br />
versauern, die Leistungsschiris wollen<br />
adäquat gefördert werden. Hier wird<br />
von den <strong>LG</strong>-Leitern Engagement über<br />
den Lehrabend hinaus gefordert. Hut<br />
ab vor Stefan, der auch während<br />
seiner Zeit in Hamburg nicht von der<br />
<strong>LG</strong>-Arbeit lassen konnte. Und schön,<br />
dass sich immer wieder Mitstreiter<br />
finden, die ihn bei dieser Arbeit<br />
unterstützen!<br />
Ich selbst werde als Betreuer der<br />
Homepage weiter für die <strong>LG</strong> aktiv<br />
sein. Erste Erfahrungen bei den<br />
Treffen der SR im Kreis OHV zeigen<br />
mir, dass ich mit meinen Erfahrungen<br />
aus <strong>Kreuzberg</strong> dort – zu gegebener<br />
Zeit – sicher unterstützend eingreifen<br />
könnte …<br />
Ich hoffe und wünsche mir, dass die<br />
<strong>LG</strong> <strong>Kreuzberg</strong> immer eine besondere<br />
<strong>LG</strong> bleiben und eine lange Zukunft<br />
haben wird! Ich selbst war und bin<br />
immer gern dort!<br />
Ich glaube, nunmehr habe ich alles<br />
beleuchtet, was mich in 8 Spielzeiten<br />
als Schiedsrichter in Berlin begleitet<br />
und geprägt hat. Ich kann mich<br />
eigentlich nur beglückwünschen,<br />
mir zum Hobby die Schiedsrichterei<br />
erwählt zu haben. Alles darum herum<br />
ist beeinflusst durch das Engagement<br />
vieler Menschen, die kennengelernt<br />
zu haben ein großes Glück war!<br />
Ich wünsche allen Schiedsrichtern<br />
in Berlin viel Freude an ihrem Hobby<br />
– und Durchhaltevermögen, wenn es<br />
mal „nicht so läuft“. Es lohnt zudem,<br />
sich über den Platz hinaus für das<br />
Schiedsrichterwesen zu engagieren<br />
– nicht unbedingt um einige Ligen<br />
höher zu kommen, wohl aber um<br />
interessante Menschen zu treffen, um<br />
seine Zeit sinnvoll auszugestalten zum<br />
Wohle des Fußballsports.<br />
ch könnte namentlich viele, viele<br />
Schiedsrichterkameraden aufzählen,<br />
bei denen ich mich bedanken möchte.<br />
Aber eigentlich möchte ich Euch allen<br />
„DANKE!“ sagen für eine schöne Zeit!<br />
Auf Wiedersehen in <strong>Kreuzberg</strong>!<br />
Boris Meister
Seite 6 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />
Nr. 134<br />
Der Charakter des Spiels<br />
Hilfestellungen zum Erkennen des Spielcharakters<br />
Bei der Recherche zu diesem<br />
Thema haben wir Verfasser<br />
der Lehrbriefe mal wieder<br />
„gegoogelt“ und „yahoot“. Außerdem<br />
blätterten wir etliche Seiten der<br />
zurückliegenden Schiedsrichter-<br />
Zeitungen und einiger Fachliteratur<br />
durch. Uns wurden zum Thema „Der<br />
Charakter eines Fußballspiels“ rund<br />
400 000 Texte angeboten. Die Palette<br />
reichte von den „Endspielen mit<br />
Derbycharakter“, der „Fußballschule<br />
mit integrativem Charakter“, dem<br />
„Erzieherischen Charakter des<br />
Fußballes“ bis zu der<br />
Aussage mehrerer<br />
Trainer: „Die<br />
Mannschaft hat den<br />
Charaktertest nicht<br />
bestanden“.<br />
Seinen Ursprung<br />
fand dieser Begriff<br />
übrigens bereits zu<br />
den Gründerzeiten<br />
des Fußballspiels.<br />
Es heißt dort „…<br />
dass moderne Pädagogen<br />
anfingen,<br />
den erzieherischen<br />
Charakter des Fußballspiels<br />
(wieder)<br />
zu entdecken.“<br />
Dabei wurde dieser<br />
„positive Charakter“<br />
dem Rugbyspiel<br />
gegenüber gestellt.<br />
Der Begriff „Fair Play“ besaß noch<br />
einen anderen Stellenwert als heute.<br />
Die fairsten Mannschaften wurden nicht<br />
besonders herausgestellt, und einen<br />
Fair Play-Cup hatte der Fußball nicht<br />
nötig. Die Mannschaften verhielten<br />
sich sportlich fair entsprechend der<br />
Ideologie des Spiels und hielten sich<br />
zunächst auch ohne Schiedsrichter an<br />
die noch einfachen Spielregeln.<br />
Heute haben wir Schiedsrichter<br />
in hohem Maße die Verantwortung<br />
dafür, dass die Fußballspiele in einer<br />
solchen fairen Spielweise verlaufen.<br />
Es ist eine unserer wesentlichen<br />
Aufgaben, von der ersten Minute an<br />
dafür zu sorgen, dass die von uns<br />
geleiteten Spiele einen Charakter<br />
bekommen, der den Begriff „sportlich<br />
fair“ verdient. Die Eckpunkte dafür<br />
werden in der Mehrzahl der Spiele<br />
in den ersten 15 Minuten einer jeden<br />
Halbzeit gesetzt. In dieser Zeit hat<br />
der Unparteiische dem Spiel seinen<br />
Stempel aufzudrücken. Doch auch<br />
in der Zeit danach, bis zum Abpfiff,<br />
muss der Schiedsrichter jederzeit<br />
konzentriert und wachsam sein, denn<br />
oft genug kann ein Spiel durch ein<br />
einzelnes Ereignis auf dem Spielfeld<br />
oder durch einen Einfluss von Außen<br />
seinen Charakter radikal verändern.<br />
Der Charakter eines Fußballspiels<br />
besitzt während und nach dem<br />
Spiel für die beteiligten Gruppen<br />
einen hohen Stellenwert und regt<br />
zu unterschiedlichsten Diskussionen<br />
an. Zunächst sind hiervon natürlich<br />
die unmittelbar am Spiel Beteiligten<br />
betroffen. Die Spieler und das<br />
Schiedsrichtergespann werden aus<br />
einer ansprechend verlaufenen<br />
Begegnung mit einem Spielcharakter<br />
im Sinne des Fair Play sicher mit<br />
einer eher positiven Betrachtung<br />
herausgehen. Konnte der Schiedsrichter<br />
mehrfach sinnvoll Vorteil<br />
und den verzögerten Pfiff einsetzen,<br />
reichte in einigen wenigen kritischen<br />
Situationen die Ermahnung, gab es<br />
mehrfach gelungene Ballpassagen<br />
ohne Foulspiel, so hatten alle Freude<br />
am Spiel. Waren die 90 Minuten<br />
jedoch voller Aggressionen und großer<br />
Verbissenheit, mit einer Vielzahl<br />
Persönlicher Strafen, so werden<br />
alle Aktiven letztlich unzufrieden<br />
bleiben, und nur das Siegerteam<br />
wird aus seinem Erfolg eine gewisse<br />
Genugtuung schöpfen. Darüber hinaus<br />
werden auch die Offiziellen der<br />
Mannschaften, die Zuschauer und die<br />
Ordnungskräfte ein mehr gewalttätig<br />
abgelaufenes Spiel mit einer Vielzahl<br />
von Regelübertretungen in schlechter<br />
Erinnerung behalten.<br />
In den Hinweisen für die DFB-<br />
Schiedsrichter-Coaches spricht der<br />
DFB mehrfach im Wortlaut und im<br />
übertragenen Sinn den<br />
Spielcharakter an. Es heißt<br />
dort bei der Frage nach<br />
dem Schwierigkeitsgrad für<br />
die Spielbeobachtung u.a.<br />
„Der Schiedsrichter wird<br />
normal gefordert. Beide<br />
Teams spielen bis zum<br />
Spielende weitgehend<br />
anständig und fair…<br />
Nach bestimmten<br />
Vorkommnissen / Entscheidungen<br />
spielen die<br />
Mannschaften plötzlich<br />
aggressiver… Ständige<br />
K o n f l i k t s i t u a t i o n e n<br />
auf dem Spielfeld. Der<br />
Schiedsrichter wird<br />
nach unpopulären Entscheidungen<br />
von den<br />
Spielern lautstark attackiert<br />
und umringt.“<br />
Hierzu schreibt Wilfried Heitmann<br />
Foto: dpa<br />
im „Handbuch für Schiedsrichter“<br />
unter der Überschrift „Steuerung des<br />
Spiels durch persönliche Strafen“:<br />
„Ein erfahrener Schiedsrichter<br />
weiß, dass sich ein Spielcharakter<br />
schlagartig verändern kann: Ein<br />
unvermuteter Torerfolg, eine<br />
umstrittene Entscheidung, ein vom<br />
Schiedsrichter nicht erkanntes Foul<br />
mit Verletzungsfolge… bedingen<br />
in der Regel, in manchen Spielen<br />
sogar mehrfach, ein verändertes<br />
Spielerverhalten. Darauf muss<br />
der Schiedsrichter flexibel<br />
reagieren.“ Anschließend weist er
Nr. 134<br />
auf Steuerungsmöglichkeiten hin, mit<br />
denen der Unparteiische dieses Spiel<br />
dann wieder in den Griff bekommen<br />
kann.<br />
Welches sind nun die Einflüsse, die<br />
den Charakter eines Spiels im Vorfeld<br />
und im Ablauf positiv oder negativ<br />
beeinflussen können und die ein<br />
Schiedsrichter in seine Vorbereitungen<br />
auf ein solches Spiel unbedingt<br />
einbeziehen muss?<br />
Unabhängig von der<br />
Tatsache, dass jeder<br />
Schiedsrichter auch in<br />
einem vermeintlich normal<br />
zu leitenden Spiel jederzeit<br />
damit rechnen muss, dass<br />
diese eher großzügig zu<br />
leitende Begegnung mitunter<br />
von einer Sekunde zur<br />
anderen ihren Spielcharakter<br />
ändern kann, beeinflussen<br />
folgende Faktoren ein Spiel<br />
positiv und lassen es zu,<br />
dass der Schiedsrichter nicht<br />
jeden Zweikampf durch<br />
einen Pfiff unterbricht:<br />
1. Freundschaftsspiel<br />
2. gute äußere Rahmenbedingungen<br />
(ansprechende Platzverhältnisse,<br />
schönes Wetter)<br />
3. sportlich faires Verhalten der<br />
Fans, der Eltern der Spieler<br />
4. Verantwortungsbewusste Funktionäre<br />
(Trainer, Betreuer)<br />
5. faires Verhalten der Spieler<br />
untereinander<br />
6. Spiel auf hohem technischen<br />
Niveau<br />
7. schnelle, deutliche Führung einer<br />
technisch überlegenen Mannschaft<br />
8. Spiele um die „goldene Ananas“<br />
Negative Einflüsse<br />
1. Ortsderby mit möglichen<br />
Rivalitäten von Vereinen und Spielern<br />
2. Negative Vorkommnisse im<br />
Hinspiel<br />
3. ungünstige äußere Rahmenbedingungen<br />
(hart gefrorener Platz,<br />
schlechtes Wetter)<br />
4. aggressives Verhalten der<br />
Trainerbänke, der Fans, der Eltern<br />
der Spieler gegenüber Gegner und<br />
Schiedsrichter<br />
5. Spiel um die Meisterschaft bzw.<br />
gegen den Abstieg<br />
6. korrekte, jedoch umstrittene<br />
Entscheidungen (z.B. Strafstoß, wegen<br />
Abseits nicht gegebenes Tor)<br />
7. Pärchenbildungen bei Abwehr-<br />
<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009 Seite 7<br />
und Angriffssituationen<br />
8. ein knappes Ergebnis in der<br />
Schlussphase eines Spiels mit Auswirkungen<br />
auf die Tabellensituation.<br />
In Abhängigkeit von den Einflüssen,<br />
die auf den Spielcharakter einwirken<br />
können, muss sich jeder Schiedsrichter<br />
fragen: „Woran kann ich erkennen,<br />
dass sich der Spielcharakter der von<br />
mir geleiteten Begegnung positiv oder<br />
negativ darstellt oder ändert?“<br />
Nachstehende Symptome sind im<br />
gegensätzlichen Bezug zueinander<br />
u.a. als solche Signale zu sehen:<br />
1. Die Spieler lassen den Ball laufen,<br />
es gibt nur wenig kampfbetonte<br />
Zweikämpfe oder<br />
2. die Zweikämpfe werden hart<br />
und verbissen geführt und nehmen an<br />
Aggressivität zu.<br />
3. Nach Verstößen gegen Regel<br />
12 entfernt sich der fehlbare Spieler<br />
kommentarlos sofort vom Ort des<br />
Geschehens oder<br />
4. es kommt nach Spielstrafen zu<br />
Ansammlungen von protestierenden<br />
Spielern des verursachenden Spielers<br />
(Rudelbildung).<br />
5. Nach Verletzungen entschuldigt<br />
sich der verursachende Spieler, bedauert<br />
sein Zweikampfverhalten oder<br />
6. es kommt zu Verletzungen,<br />
wobei der verursachende Spieler<br />
diese bagatellisiert, auf Simulation<br />
verweist.<br />
7. Entscheidungen des SR<br />
werden ohne oder nur mit wenigen<br />
Kommentaren akzeptiert oder<br />
8. Entscheidungen des SR werden<br />
ständig lautstark, aggressiv infrage<br />
gestellt.<br />
9. Die Zuschauer und Trainerbänke<br />
bleiben weitestgehend ruhig oder<br />
10. von den Zuschauern und<br />
Foto: dpa<br />
Trainerbänken kommt zunehmend<br />
lautstarke, aggressive Kritik am<br />
Schiedsrichter.<br />
Bei der Frage nach den Möglichkeiten,<br />
die einem Schiedsrichter<br />
gegeben sind, um präventiv gegen<br />
mögliche Eskalationen einzugreifen<br />
bzw. um entstehende Gewaltpotentiale<br />
zu unterbinden, bieten sich folgende<br />
Alternativen:<br />
1. Eher kleinliche Spielleitung zu<br />
Beginn beider Halbzeiten<br />
2. hohe Laufleistung, um in<br />
kritischen Situationen sofort am<br />
Ort des Geschehens zu sein<br />
3. klare, eindeutige<br />
Körpersprache<br />
4. keine langen Diskussionen<br />
(die primäre Sprache des<br />
Schiedsrichters ist der Pfiff)<br />
5. sicheres und souveränes<br />
Auftreten bei Verletzungen mit<br />
Verständnis für den verletzten<br />
Spieler<br />
6. Erkennen der<br />
Spielercharaktere (ansprechen<br />
der Spieler, die in ihrer Mannschaft<br />
Führungsfunktionen inne haben)<br />
7. Vorteil nur in begrenztem Umfang<br />
einsetzen und nur in der gegnerischen<br />
Hälfte und in deren Strafraumnähe<br />
gewähren<br />
8. Eingreifen bei aggressivem<br />
Verhalten vor den Toren bei Eckstößen<br />
und Freistößen<br />
9. gezielter Einsatz von<br />
Ermahnungen mit der notwendigen<br />
Außenwirkung<br />
10. gezielter Einsatz von<br />
Persönlichen Strafen mit der<br />
notwendigen Außenwirkung<br />
Ziel eines jeden Schiedsrichters<br />
muss es sein, seine Spiele ohne<br />
besondere Probleme über die Zeit zu<br />
bringen. So wie jeder von uns seinen<br />
Alltag möglichst konfliktfrei bewältigen<br />
möchte, so kann auch unsere Tätigkeit<br />
als Unparteiischer nur Freude bereiten,<br />
wenn wir in unseren Entscheidungen,<br />
mehr aber noch in unserer Person<br />
von allen am Spiel Beteiligten<br />
akzeptiert werden. Dies ist jedoch<br />
nur möglich, wenn die Schiedsrichter<br />
gelernt haben, positiven Einfluss<br />
auf den Spielcharakter zu nehmen.<br />
Carsten Voss &<br />
Günter Thielking
Seite 8 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />
Nr. 134<br />
Zur neuen Saison gibt es immer<br />
wieder Veränderungen: Mannschaften<br />
steigen auf und ab,<br />
Regeln werden verändert, und – für<br />
die Schiedsrichter wichtig – durch den<br />
JLK-Sichtungslehrgang kommen neue<br />
Nachwuchstalente hinzu.<br />
Deshalb gibt es den mittlerweile<br />
üblichen JLK-Lehrgang zum Saisonstart,<br />
dieses Jahr vom 11. bis 13.September<br />
im LLZ in Wannsee. Zunächst starteten<br />
wir mit der Vorstellungsrunde und der<br />
Gruppenarbeit; hier ging es diesmal<br />
vor allem um Regelfragen, wobei<br />
wir entweder Video-Szenen und<br />
Entscheidungen von Schiedsrichtern<br />
auswerteten oder anhand eines<br />
Regelspiels unser Wissen vertiefen<br />
konnten.<br />
Am Abend gab es dann die sportliche<br />
Einheit; Jens May stellte uns hierbei<br />
vor einen abwechslungsreichen und<br />
anstrengenden Parcour, bei dem wir<br />
mal mit, mal ohne Ball gegen die<br />
Zeit oder unsere eigene Erschöpfung<br />
kämpften. Der Abend wurde mit<br />
einem Fußballspiel auf etwas andere<br />
Art abgeschlossen.<br />
Die großen Prüfungen standen<br />
erst am Samstag Morgen auf dem<br />
Programm; zunächst der Regeltest,<br />
dann folgten die konditionellen<br />
Prüfungen. Erfreulicherweise fielen der<br />
Cooper-Test und die anschließenden<br />
Original<br />
Der Saisonstart<br />
JLK im LLZ<br />
Sprintergebnisse sehr positiv aus, so<br />
dass alle Teilnehmer keine Probleme<br />
mit den erforderlichen Werten hatten.<br />
Mancher Schiedsrichter schaffte es bis<br />
zu fast dreieinhalb Kilometern in 12<br />
Minuten. Die Regeltests fielen leider<br />
nicht ganz so aus wie gewünscht;<br />
3 JLKĺer schafften nicht die Norm<br />
von mindestens 20 Punkten, die<br />
zum Verbleib nötig sind. Den drei<br />
Schiedsrichtern wünschen wir für ihre<br />
weitere Laufbahn alles Gute!<br />
Nach diesen Leistungsüberprüfungen<br />
und dem Mittagessen<br />
stand eine Spielbeobachtung auf<br />
dem Programm; zusammen mit<br />
Jens Heinrich, der u.a. im Team<br />
Leistungskader arbeitet, schauten wir<br />
uns das Spiel Hertha 03 Zehlendorf<br />
gegen Erzgebirge Aue in der A-Jugend<br />
Regionalliga an. Vor dem Spiel zeigte<br />
er uns, worauf wir besonders achten<br />
sollten und was die Schwerpunkte<br />
bei der Beobachtung sind. In 5<br />
Gruppen beobachteten wir das SR-<br />
Team. Jede Gruppe hatte einen<br />
eigenen Schwerpunkt, auf den sie<br />
besonders achten sollte, zum Beispiel<br />
„Laufwege und Stellungsspiel“ oder<br />
„Zusammenarbeit Schiedsrichter-<br />
Schiedsrichter-Assistenten“.<br />
Insgesamt leitete das Gespann<br />
das Spiel zur Zufriedenheit von Jens<br />
und uns JLKĺern. Alle Punkte, die<br />
nach Ansicht der vielen Beobachter<br />
gut oder nicht so gut gelöst wurden,<br />
konnten in der Analyse danach<br />
besprochen und ausgewertet werden.<br />
Für diese Beobachtungsanalyse und<br />
die interessanten Hinweise, die Jens<br />
Heinrich uns gegeben hat, möchte<br />
ich mich nochmal im Namen des JLKś<br />
herzlich bedanken!<br />
Der Abend endete mit einer<br />
Verabschiedung der ehemaligen JLKĺer,<br />
die jetzt im Herrenbereich amtieren.<br />
Beim mittlerweile traditionellen<br />
Grillen hatten wir nochmal die<br />
Gelegenheit, uns über viele Dinge<br />
auszutauschen.<br />
Am nächsten Morgen werteten<br />
wir die Gruppenarbeiten aus und<br />
absolvierten noch eine Sporteinheit.<br />
Diesmal ging es vor allem um die<br />
Bereiche Sprint/Ausdauer, wo noch<br />
einmal durch mehrere verschiedene<br />
Übungen unsere Fitness überprüft<br />
und gestärkt wurde. Als letztes gab es<br />
noch die Einteilung der Coaches und<br />
Einstufungen für die neue Saison.<br />
Insgesamt war es ein Lehrgang<br />
mit vielen interessanten Eindrücken,<br />
die wir sammeln konnten und uns<br />
im nächsten Jahr auch sicher sehr<br />
hilfreich sein werden! An dieser Stelle<br />
sei den Leitern Jens May, Uwe Specht<br />
und Ralf Böhm nochmal herzlich<br />
gedankt!<br />
Wer findet die 8 Fehler in der Kopie?<br />
Constantin Sträter
Nr. 134<br />
Jeder Sportplatz in Berlin ist für<br />
sich genommen einzigartig.<br />
Gerade als Schiedsrichter<br />
bzw. Spieler kommt man in Berlin<br />
„viel rum“. Da sammelt man doch<br />
so einiges an Erfahrungen was die<br />
Sportanlagenqualität betrifft. Manche<br />
Anlagen fallen bereits auseinander,<br />
manchen wurden gerade erst inbetrieb<br />
genommen und andere frisch saniert.<br />
Das eine oder andere hat man<br />
schon selbst gesehen oder man hat<br />
zumindest von anderen gehört, wie es<br />
auf so manchen Plätzen ausschaut.<br />
Sicherlich gibt es Sportanlagen,<br />
die man weder gesehen noch von<br />
anderen gehört hat. So bleibt doch<br />
der eine oder andere erschrocken vor<br />
den Toren des Platzes stehen, wenn<br />
gerade die letzte Halterung<br />
einer Bariere aufgibt und<br />
krachend auf den Boden<br />
knallt... Natürlich gibt es<br />
auch Anlagen, die durch ihre<br />
hervorragende Pflege zum<br />
Bleiben einladen.<br />
Angelehnt an die Serie<br />
des Kabinen-Checks, startet<br />
mit dieser Ausgabe unser<br />
Location-Check, der von Zeit<br />
zu Zeit in der <strong>Trillerpfeife</strong><br />
zu finden sein wird. Wir<br />
fangen mit einem Sportplatz<br />
in Berlin <strong>Kreuzberg</strong> an, dem<br />
Heimatbezirk unserer <strong>LG</strong>.<br />
Daniel Kluge war unterwegs<br />
gewesen und hat für uns seine<br />
Eindrücke in einem kurzen Bericht<br />
zusammengefasst.<br />
Lage: Mitten in <strong>Kreuzberg</strong>, direkt an<br />
einer 4-spurigen Hauptverkehrsstraße<br />
Verkehrsanbindung: Bushaltestelle<br />
direkt vor der Tür (248‘er),<br />
U-Bahnhof Südstern bzw.<br />
Gneisenaustraße (U7) in ca. 300 m<br />
Heimverein(e): BFC/Eintracht Südring<br />
Allgemeines: An der Kreuzung<br />
Gneisenaustraße / Baerwaldstraße<br />
in <strong>Kreuzberg</strong> wurde in den<br />
<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009 Seite 9<br />
Location-Check<br />
Sportplatz Gneisenaustraße<br />
vergangenen Monaten viel gebaut.<br />
Der Kunstrasenplatz wurde vollständig<br />
entfernt und durch einen modernen<br />
Kunstrasen ersetzt. Auch sind<br />
die eher kuriosen schwarz-weiss<br />
gestreiften Tore verschwunden,<br />
stattdessen stehen jetzt einfarbige<br />
Aluminiumtore auf dem Platz.<br />
Die Gebäude: Im Erdgeschoss<br />
befindet sich das Büro des Platzwartes<br />
(mit dem Ortsschild „Regierungsbezirk<br />
Wolfgang“), in dem der nicht unbedingt<br />
immer gut gelaunte Platzwart residiert.<br />
In der Regel ist der Mann aber sehr gut<br />
informiert, hat einen Umschlag mit<br />
den Spielspesen und eine vorbereitete<br />
Quittung griffbereit. Des weiteren sind<br />
zwei Kabinen für die Mannschaften<br />
ebenerdig untergebracht.<br />
Über eine Außentreppe gelangt<br />
man in den ersten Stock. Dort finden<br />
sich die Toiletten, zwei weitere<br />
Mannschaftskabinen und zwei<br />
Schiedsrichterkabinen. Beide SR-<br />
Kabinen sind sehr hell, geräumig und<br />
mit einem eigenen Sanitärbereich<br />
ausgestattet.<br />
Hinter dem Kabinentrakt ist eine<br />
Turnhalle, wo u.a. die Bundesliga-<br />
Badminton-Teams des BFC/Eintracht<br />
Südrings ihren Sport ausüben.<br />
Neben dem Hauptgebäude,<br />
gegenüber dem Platzwartbüro, gibt es<br />
schließlich eine kleine Holzhütte, in<br />
der Getränke, ggf. Grillgut und kleine<br />
Snacks verkauft werden.<br />
Foto: google-map<br />
Der gesamte Gebäudekomplex<br />
ist erst seit zwei oder drei Jahren<br />
fertiggestellt und dementsprechend<br />
sauber und funktionstüchtig. Wer<br />
vor fünf oder sechs Jahren mal auf<br />
dem Platz war, wird sich bestimmt<br />
noch an das Provisorium in mehreren<br />
Baucontainern erinnern können - und<br />
diese Erinnerungen dürften nicht<br />
unbedingt positiv sein!<br />
Der Sportplatz: Natürlich<br />
ist der Platz, der gerade einige<br />
Wochen eröffnet ist, in einem<br />
großartigen Zustand. Der Kunstrasen<br />
(wie bereits erwähnt, ein sehr<br />
moderner Kunstrasen, langhalmig<br />
mit Granulatunterlage) zeigt keine<br />
Nähte, und die Tornetze sind (noch)<br />
vollkommen intakt. Leider hält das<br />
Flutlicht mit diesem Standard nicht<br />
mit: es erinnert immer noch an eine<br />
Beleuchtung durch Taschenlampen...<br />
Das Umfeld: Die Zuschauerplätze<br />
sind durch eine Barriere vom Spielfeld<br />
getrennt. Die wenigen<br />
Zuschauer sind recht<br />
diszipliniert und bleiben<br />
meist freiwillig hinter der<br />
Absperrung, spätestens nach<br />
einer Aufforderung durch<br />
den Schiedsrichter, hält das<br />
Publikum sich dann an diese<br />
Regelung.<br />
Sonstiges: Direkt neben<br />
der Sportanlage befindet<br />
sich das Clubheim. Nach<br />
den Heimspielen gibt sich<br />
der Gastgeber gesellig und<br />
lädt den Unparteiischen gern<br />
noch auf ein Getränk und<br />
ein Gespräch ein, unabhängig vom<br />
Spielausgang!<br />
Fazit: Seit der Sanierung ist<br />
der Sportplatz absolut positiv zu<br />
bewerten.<br />
Für die nicht immer leichte<br />
Parkplatzsituation, kann man dem<br />
Verein nun wirklich keinen Vorwurf<br />
machen... Der Club scheint sich aber<br />
wirklich Mühe zu geben, damit sich<br />
seine Gäste, ganz gleich ob Zuschauer,<br />
Gastmannschaft oder Schiedsrichter,<br />
wohl fühlen können!<br />
Daniel Kluge &<br />
Helmut Husmann
Seite 10 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />
Nr. 134<br />
Gedanken zum Pfiff<br />
Der unfehlbare Schiedsrichter - eine Utopie?<br />
Zwei Berliner haben es<br />
geschafft - den Aufstieg in<br />
die 1. und 2. Bundesliga.<br />
Wobei der des jungen Schiedsrichters<br />
Daniel Siebert nach sensationellem<br />
Durchmarsch von der Berlin-Liga<br />
über Ober- und Regionalliga schon<br />
Seltenheitswert hat. Hoffentlich können<br />
er und Felix Zwayer, der mir persönlich<br />
im Juniorenländerspiel Deutschland<br />
gegen Frankreich mit einer fehlerfreien<br />
Leistung überzeugt hat, in den oberen<br />
Ligen weiter Furore machen. Denn in den<br />
Bundesligen erkennt man, wie schwierig<br />
es ist, sich mit guten Spielleitungen<br />
einen Namen zu machen.<br />
Die Spitzenschiedsrichter müssen<br />
sich Woche für Woche bewähren, um<br />
die Kritiker in den Medien zufrieden zu<br />
stellen. Selbst so gute Leute wie Fandel<br />
und Meyer, haben es schwer und auch<br />
unser international amtierender Manuel<br />
Gräfe, findet nicht immer Zustimmung<br />
mit seinen Entscheidungen. Nicht nur<br />
bei den Vereinen, sondern auch der<br />
neutrale Beobachter am Bildschirm<br />
und im Stadion ist verwundert, was<br />
da so teilweise gepfiffen wird. Vor<br />
allen Dingen bei Situationen im<br />
Strafraum und bei Abseitsstellungen<br />
gehen die Meinungen der Kritiker<br />
weit auseinander. Die Handhabung<br />
der persönlichen Strafen ist besonders<br />
prekär. Die Experten wundern sich, wie<br />
die Schiedsrichter Situationen auslegen,<br />
die am Bildschirm eigentlich eindeutig<br />
sind und auch zu eindeutigen Handlungen<br />
führen müssten. Da fragt man sich:<br />
Gibt es eigentlich den unfehlbaren<br />
Schiedsrichter, der alles richtig macht?<br />
Eine erforderliche Tatsache<br />
bzw. Voraussetzung für einen<br />
guten Schiedsrichter ist: die<br />
unbedingte Regelfestigkeit, ein überdurchschnittliches<br />
Laufvermögen,<br />
ein gutes Erkennen von Foulspiel und<br />
die Förderung des Spielgedankens<br />
durch sinnvolle Vorteilsauslegungen.<br />
Abgesehen von der Beurteilung von<br />
Abseitssituationen, in denen der Schiri<br />
auf das Mitwirken der Assistenten<br />
angewiesen ist, muss er unparteiisch<br />
und schnellstmöglich die richtige<br />
Entscheidung treffen. Doch das ist<br />
schwieriger als man denkt<br />
An Regelkenntnis fehlt es nicht.<br />
In der Bundeliga hat es kein Spiel<br />
gegeben, in dem ein offensichtlicher<br />
Regelverstoß vorgekommen ist. Auch<br />
was das Laufvermögen betrifft, gibt es<br />
bei den Männern in schwarz nichts zu<br />
beanstanden. Auch beim Erkennen von<br />
Foulspiel, liegt die Quote hoch. Vorteil<br />
oder nicht, da gehen die Meinungen<br />
schon auseinander. Schwalbe oder Foul<br />
im Strafraum, hier wird erheblich<br />
diskutiert und die Vergabe der Karten<br />
bringen nur die Fans auf die Palme. Die<br />
letzten beiden Entscheidungsfindungen<br />
stehen im Mittelpunkt aller Kritiken im<br />
Bundesligageschehen. Ganz selten geht<br />
es um Tor oder Nicht-Tor, wenn der Ball<br />
im Gewühl oder nach Torwartparaden<br />
die Linie tuschiert. Auch was das<br />
unabsichtliche Handspiel betrifft, gibt<br />
es Diskussionen. Doch an der Vergabe<br />
von Karten, die unmittelbar oder im<br />
Nachhinein zu Feldverweisen führen,<br />
scheiden sich die Geister. Nicht nur<br />
der Vergleich einiger Entscheidungen<br />
in mehreren Spielen, sondern auch<br />
in einem Spiel, führt zu Debatten in<br />
den Medien. Da bekommt der eine<br />
Spieler für ein brutales Foul nur<br />
gelb, der nächste rot und ein anderer<br />
nur eine Ermahnung. Gäbe es keine<br />
Fernsehaufzeichnung, würden die<br />
mitunter falschen Entscheidungen gar<br />
nicht zu dieser Erkenntnis führen. Aber<br />
die Bilder beweisen dann doch nicht<br />
immer 100%ig, dass der Schiedsrichter<br />
falsch lag.<br />
Warum gibt es nicht den Unfehlbaren<br />
bei den Unparteiischen? Ist die<br />
Forderung nicht utopisch? Ich meine<br />
„ja“, weil die Entscheidungsfindung von<br />
Faktoren abhängt, die der Schiri nicht<br />
beeinflussen kann. Es sind ungünstige<br />
Stellungen, die es nicht ermöglichen die<br />
Situation richtig zu sehen. Da verdecken<br />
Spieler die Aktion und manchmal geht<br />
der Blick auch gerade zum Assistenten<br />
und vermindert die Wahrnehmung. Bei<br />
Handspiel ist die Frage, ob der Ball<br />
zur Hand geht oder umgekehrt, in<br />
Sekunden zu entscheiden. Hier ist viel<br />
Erfahrung gefragt, eindeutig oftmals<br />
sogar mit Zeitlupeneinstellung im<br />
Bild nicht erkennbar. Auch die<br />
Auslegung von Unsportlichkeiten und<br />
groben Foulspielen innerhalb eines<br />
ganzen Spieles erfordern nicht nur<br />
Fingerspitzengefühl, sondern auch<br />
eine klare Linie.<br />
Eine gestandene Persönlichkeit wird<br />
sich nicht scheuen einen Prominenten<br />
vom Platz zu stellen während der frisch<br />
Aufgestiegene schon „Muffensausen“<br />
bekommt, wenn ein Nationalspieler<br />
unfein zur Sache geht. Der eine<br />
Schiedsrichter hört die Meckerei, der<br />
andere überhört sie. Es wird immer<br />
Entscheidungen geben, die nicht von<br />
allen Beteiligten als richtig empfunden<br />
werden. Auch unter Schiedsrichtern<br />
wird es Diskussionen zu einigen Aktionen<br />
geben, denn nicht alle lassen sich<br />
eindeutig werten. Da sind viele Beispiele<br />
zu nennen. Gehen zwei Spieler zum<br />
Ball und treffen diesen nicht, sondern<br />
treffen die Beine. Springt ein Spieler<br />
hoch und drückt den „buckelden“ nach<br />
unten. Zwei Spieler stoßen mit den<br />
Köpfen zusammen während der Ball<br />
hinüber fliegt. Verteidiger und Stürmer<br />
drücken sich gegenseitig beim Lauf<br />
mit den Händen weg. Während der<br />
Verteidiger den Stürmer von hinten<br />
stößt, rammt dieser den Ellenbogen<br />
dem Gegner in die Rippen.<br />
Natürlich soll der Spielleiter<br />
sehen welches Foul vom wem zuerst<br />
erfolgt, ist aber bei dem Tempo<br />
des Bundesligaspiels kaum exakt<br />
wahrzunehmen. Die Schnelligkeit, mit<br />
der die Schiedsrichter entscheiden<br />
müssen, bringt einfach auch Fehler zu<br />
Tage. So wird es in Zukunft, trotz aller<br />
Bemühungen unfehlbare Unparteiische<br />
zu qualifizieren, immer Probleme<br />
geben<br />
Alle Bundesligareferees versuchen<br />
immer ihr Bestes zu geben. Sie sind<br />
erfahren und werden ständig geschult.<br />
Sie analysieren ihre Spiele anhand von<br />
Videoaufzeichnungen und trotzdem,<br />
wird es den Fehlerfreien nicht geben! Auf<br />
die Gesamtheit aller Spiele allerdings,<br />
werden wir das kaum erleben. Das<br />
wäre genauso ungewöhnlich, wie einen<br />
Stürmer, der immer trifft. Und was<br />
hätten unsere Medien als Ersatz für die<br />
Fehlerdiskussionen?<br />
Freuen wir uns auf die guten<br />
Leistungen unserer Schiedsrichter,<br />
auch wenn sie einmal mit ihrem Pfiff<br />
nicht unseren Geschmack treffen!<br />
Kurt Gollub
Nr. 134<br />
<strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009 Seite 11<br />
BFV-Regelfragen<br />
Aus dem Lehrbrief September 2009<br />
Frage 1: Der SR setzt das zuvor<br />
unterbrochene Spiel mit einem SR-<br />
Ball fort. Von Mannschaft A steht<br />
ein Spieler bereit. Von Mannschaft B<br />
wollen aber 3 Spieler um den SR-Ball<br />
mittun. Entscheidung?<br />
Das Regelwerk schreibt keine<br />
Höchstzahl an Spielern vor, die um<br />
einen SR-Ball kämpfen. Schiedsrichter.<br />
Aus diesem Grund muss der dies<br />
zulassen.<br />
Frage 2: Nach einem Torerfolg<br />
klettert der Torschütze auf einen<br />
Zaun, um sich von seinen Fans feiern<br />
zu lassen. Sofort danach klettern drei<br />
weitere Spieler auf den Zaun, um<br />
dies ihrem Mitspieler gleichzutun.<br />
Entscheidung?<br />
Es wird nur der erste Spieler<br />
verwarnt.<br />
Frage 3: Ein Spieler gerät bei<br />
einem Zweikampf außerhalb des<br />
Spielfeldes. Da er seinen Gegenspieler<br />
nicht mehr erreichen kann, nimmt<br />
er einen Ersatzball und wirft diesen<br />
seinem auf dem Spielfeld befindlichen<br />
Gegenspieler heftig gegen den Kopf.<br />
Entscheidung?<br />
Der Spieler wird mit der Roten<br />
Karte auf Dauer des Feldes gleichzeitig<br />
aufgefordert, die verwiesen. Er muss<br />
den Innenraum verlassen. Das Spiel<br />
wird mit einem direkten Freistoß<br />
an dem Ort ausgeführt, wo der<br />
Gegenspieler getroffen wurde.<br />
Frage 4: Mannschaft A möchte<br />
auswechseln. Der auszuwechselnde<br />
Spieler hat das Spielfeld bereits<br />
verlassen. Der „neue“ Spieler betritt<br />
das Spielfeld mit Zustimmung des<br />
SR, um sich anzumelden. Jetzt<br />
möchte der Trainer plötzlich, dass<br />
der „alte“ Spieler doch weiterspielt.<br />
Entscheidung?<br />
Wenn der auszuwechselnde<br />
Spieler das Spielfeld verlassen hat<br />
und der einzuwechselnde Spieler<br />
das Spielfeld mit Zustimmung des SR<br />
betreten hat, ist die Auswechslung<br />
vollzogen. Sie kann daher nicht<br />
rückgängig gemacht werden.<br />
Frage 5: Beim Strafstoß täuscht der<br />
Schütze unsportlich der Torwart wehrt<br />
den Ball zur Ecke ab. Was nun?<br />
Der Schütze muss zwingend<br />
verwarnt werden. Das Spiel wird mit<br />
einem indirekten Freistoß auf der<br />
Strafstoßmarke für die verteidigende<br />
Mannschaft fortgesetzt.<br />
Frage 6: Der SR erkennt während<br />
des laufenden Spiels, dass der Torwart<br />
im eigenen Torraum Markierungen mit<br />
dem Fuß auf dem Spielfeld anbringt.<br />
Wie entscheidet der SR?<br />
Der Schiedsrichter lässt das Spiel<br />
zunächst weiterlaufen. In der nächsten<br />
Spielruhe wird der Torwart verwarnt<br />
und gleichzeitig aufgefordert, die<br />
Markierungen wieder zu entfernen.<br />
Frage 7: Nach einem Torerfolg<br />
zieht der Schütze vor lauter Freude<br />
das Trikot aus. Darunter trägt er<br />
nochmals das gleiche Trikot in der<br />
gleichen Farbe und der gleichen<br />
Rückennummer. Entscheidung?<br />
Auch wenn der Spieler das gleiche<br />
Trikot nochmals trägt, ist er für dieses<br />
Vergehen zwingend zu verwarnen.<br />
Das Spiel wird mit dem Anstoß<br />
fortgesetzt.<br />
Frage 8: Während des laufenden<br />
Spieles sieht der SR, wie sich ein<br />
Spieler und sein Gegenspieler auf<br />
dem Spielfeld prügeln. Er konnte<br />
nicht erkennen, wer mit der Prügelei<br />
begonnen hat. Entscheidung?<br />
Beide Spieler werden auf Dauer<br />
des Feldes verwiesen. Da der SR<br />
nicht erkennen konnte, wer mit der<br />
Prügelei angefangen hat, ist das Spiel<br />
mit einem SR-Ball am Ort, wo sich<br />
er Ball bei der Spiel-unterbrechung<br />
befand, fortzusetzen.<br />
Frage 9: Wo muss ein<br />
auszuwechselnder Spieler das Spielfeld<br />
verlassen?<br />
Der Spieler darf das Spielfeld<br />
überall verlassen. Der SR muss<br />
lediglich darauf achten, dass dadurch<br />
keine Spielverzögerung stattfindet.<br />
Frage 10: Mannschaft A will<br />
auswechseln. Der einzuwechselnde<br />
Spieler steht bereit. Der Trainer ruft<br />
die Nr. 10 vom Feld, der sich aber<br />
hartnäckig weigert, das Spielfeld zu<br />
verlassen. Entscheidung?<br />
Nach einer kurzen Frist<br />
wird das Spiel fortgesetzt.<br />
Hans-Jörg Schmid<br />
(Landeslehrwart)<br />
Auflösung des Fehlerbildes Tpf. 132
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