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Trillerpfeife Kreuzberger - LG Kreuzberg

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Seite 10 <strong><strong>Kreuzberg</strong>er</strong> <strong>Trillerpfeife</strong> September 2009<br />

Nr. 134<br />

Gedanken zum Pfiff<br />

Der unfehlbare Schiedsrichter - eine Utopie?<br />

Zwei Berliner haben es<br />

geschafft - den Aufstieg in<br />

die 1. und 2. Bundesliga.<br />

Wobei der des jungen Schiedsrichters<br />

Daniel Siebert nach sensationellem<br />

Durchmarsch von der Berlin-Liga<br />

über Ober- und Regionalliga schon<br />

Seltenheitswert hat. Hoffentlich können<br />

er und Felix Zwayer, der mir persönlich<br />

im Juniorenländerspiel Deutschland<br />

gegen Frankreich mit einer fehlerfreien<br />

Leistung überzeugt hat, in den oberen<br />

Ligen weiter Furore machen. Denn in den<br />

Bundesligen erkennt man, wie schwierig<br />

es ist, sich mit guten Spielleitungen<br />

einen Namen zu machen.<br />

Die Spitzenschiedsrichter müssen<br />

sich Woche für Woche bewähren, um<br />

die Kritiker in den Medien zufrieden zu<br />

stellen. Selbst so gute Leute wie Fandel<br />

und Meyer, haben es schwer und auch<br />

unser international amtierender Manuel<br />

Gräfe, findet nicht immer Zustimmung<br />

mit seinen Entscheidungen. Nicht nur<br />

bei den Vereinen, sondern auch der<br />

neutrale Beobachter am Bildschirm<br />

und im Stadion ist verwundert, was<br />

da so teilweise gepfiffen wird. Vor<br />

allen Dingen bei Situationen im<br />

Strafraum und bei Abseitsstellungen<br />

gehen die Meinungen der Kritiker<br />

weit auseinander. Die Handhabung<br />

der persönlichen Strafen ist besonders<br />

prekär. Die Experten wundern sich, wie<br />

die Schiedsrichter Situationen auslegen,<br />

die am Bildschirm eigentlich eindeutig<br />

sind und auch zu eindeutigen Handlungen<br />

führen müssten. Da fragt man sich:<br />

Gibt es eigentlich den unfehlbaren<br />

Schiedsrichter, der alles richtig macht?<br />

Eine erforderliche Tatsache<br />

bzw. Voraussetzung für einen<br />

guten Schiedsrichter ist: die<br />

unbedingte Regelfestigkeit, ein überdurchschnittliches<br />

Laufvermögen,<br />

ein gutes Erkennen von Foulspiel und<br />

die Förderung des Spielgedankens<br />

durch sinnvolle Vorteilsauslegungen.<br />

Abgesehen von der Beurteilung von<br />

Abseitssituationen, in denen der Schiri<br />

auf das Mitwirken der Assistenten<br />

angewiesen ist, muss er unparteiisch<br />

und schnellstmöglich die richtige<br />

Entscheidung treffen. Doch das ist<br />

schwieriger als man denkt<br />

An Regelkenntnis fehlt es nicht.<br />

In der Bundeliga hat es kein Spiel<br />

gegeben, in dem ein offensichtlicher<br />

Regelverstoß vorgekommen ist. Auch<br />

was das Laufvermögen betrifft, gibt es<br />

bei den Männern in schwarz nichts zu<br />

beanstanden. Auch beim Erkennen von<br />

Foulspiel, liegt die Quote hoch. Vorteil<br />

oder nicht, da gehen die Meinungen<br />

schon auseinander. Schwalbe oder Foul<br />

im Strafraum, hier wird erheblich<br />

diskutiert und die Vergabe der Karten<br />

bringen nur die Fans auf die Palme. Die<br />

letzten beiden Entscheidungsfindungen<br />

stehen im Mittelpunkt aller Kritiken im<br />

Bundesligageschehen. Ganz selten geht<br />

es um Tor oder Nicht-Tor, wenn der Ball<br />

im Gewühl oder nach Torwartparaden<br />

die Linie tuschiert. Auch was das<br />

unabsichtliche Handspiel betrifft, gibt<br />

es Diskussionen. Doch an der Vergabe<br />

von Karten, die unmittelbar oder im<br />

Nachhinein zu Feldverweisen führen,<br />

scheiden sich die Geister. Nicht nur<br />

der Vergleich einiger Entscheidungen<br />

in mehreren Spielen, sondern auch<br />

in einem Spiel, führt zu Debatten in<br />

den Medien. Da bekommt der eine<br />

Spieler für ein brutales Foul nur<br />

gelb, der nächste rot und ein anderer<br />

nur eine Ermahnung. Gäbe es keine<br />

Fernsehaufzeichnung, würden die<br />

mitunter falschen Entscheidungen gar<br />

nicht zu dieser Erkenntnis führen. Aber<br />

die Bilder beweisen dann doch nicht<br />

immer 100%ig, dass der Schiedsrichter<br />

falsch lag.<br />

Warum gibt es nicht den Unfehlbaren<br />

bei den Unparteiischen? Ist die<br />

Forderung nicht utopisch? Ich meine<br />

„ja“, weil die Entscheidungsfindung von<br />

Faktoren abhängt, die der Schiri nicht<br />

beeinflussen kann. Es sind ungünstige<br />

Stellungen, die es nicht ermöglichen die<br />

Situation richtig zu sehen. Da verdecken<br />

Spieler die Aktion und manchmal geht<br />

der Blick auch gerade zum Assistenten<br />

und vermindert die Wahrnehmung. Bei<br />

Handspiel ist die Frage, ob der Ball<br />

zur Hand geht oder umgekehrt, in<br />

Sekunden zu entscheiden. Hier ist viel<br />

Erfahrung gefragt, eindeutig oftmals<br />

sogar mit Zeitlupeneinstellung im<br />

Bild nicht erkennbar. Auch die<br />

Auslegung von Unsportlichkeiten und<br />

groben Foulspielen innerhalb eines<br />

ganzen Spieles erfordern nicht nur<br />

Fingerspitzengefühl, sondern auch<br />

eine klare Linie.<br />

Eine gestandene Persönlichkeit wird<br />

sich nicht scheuen einen Prominenten<br />

vom Platz zu stellen während der frisch<br />

Aufgestiegene schon „Muffensausen“<br />

bekommt, wenn ein Nationalspieler<br />

unfein zur Sache geht. Der eine<br />

Schiedsrichter hört die Meckerei, der<br />

andere überhört sie. Es wird immer<br />

Entscheidungen geben, die nicht von<br />

allen Beteiligten als richtig empfunden<br />

werden. Auch unter Schiedsrichtern<br />

wird es Diskussionen zu einigen Aktionen<br />

geben, denn nicht alle lassen sich<br />

eindeutig werten. Da sind viele Beispiele<br />

zu nennen. Gehen zwei Spieler zum<br />

Ball und treffen diesen nicht, sondern<br />

treffen die Beine. Springt ein Spieler<br />

hoch und drückt den „buckelden“ nach<br />

unten. Zwei Spieler stoßen mit den<br />

Köpfen zusammen während der Ball<br />

hinüber fliegt. Verteidiger und Stürmer<br />

drücken sich gegenseitig beim Lauf<br />

mit den Händen weg. Während der<br />

Verteidiger den Stürmer von hinten<br />

stößt, rammt dieser den Ellenbogen<br />

dem Gegner in die Rippen.<br />

Natürlich soll der Spielleiter<br />

sehen welches Foul vom wem zuerst<br />

erfolgt, ist aber bei dem Tempo<br />

des Bundesligaspiels kaum exakt<br />

wahrzunehmen. Die Schnelligkeit, mit<br />

der die Schiedsrichter entscheiden<br />

müssen, bringt einfach auch Fehler zu<br />

Tage. So wird es in Zukunft, trotz aller<br />

Bemühungen unfehlbare Unparteiische<br />

zu qualifizieren, immer Probleme<br />

geben<br />

Alle Bundesligareferees versuchen<br />

immer ihr Bestes zu geben. Sie sind<br />

erfahren und werden ständig geschult.<br />

Sie analysieren ihre Spiele anhand von<br />

Videoaufzeichnungen und trotzdem,<br />

wird es den Fehlerfreien nicht geben! Auf<br />

die Gesamtheit aller Spiele allerdings,<br />

werden wir das kaum erleben. Das<br />

wäre genauso ungewöhnlich, wie einen<br />

Stürmer, der immer trifft. Und was<br />

hätten unsere Medien als Ersatz für die<br />

Fehlerdiskussionen?<br />

Freuen wir uns auf die guten<br />

Leistungen unserer Schiedsrichter,<br />

auch wenn sie einmal mit ihrem Pfiff<br />

nicht unseren Geschmack treffen!<br />

Kurt Gollub

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