HIV/AIDS ist wieder ein Thema auf der politischen Tagesordnung
HIV/AIDS ist wieder ein Thema auf der politischen Tagesordnung
HIV/AIDS ist wieder ein Thema auf der politischen Tagesordnung
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MdB Jens Spahn besucht DAIG<br />
<strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> <strong>ist</strong> <strong>wie<strong>der</strong></strong> <strong>ein</strong> <strong>Thema</strong> <strong>auf</strong> <strong>der</strong> <strong>politischen</strong> <strong>Tagesordnung</strong>! Dafür steht auch<br />
MdB Jens Spahn (CDU), Mitglied des Ausschusses für Gesundheit und soziale<br />
Sicherung, <strong>der</strong> die DAIG besuchte, um sich über die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
<strong>HIV</strong>-Therapie und Prävention zu informieren. Für die Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> DAIG befragten<br />
wir ihn im Anschluss zu s<strong>ein</strong>er Sicht <strong>der</strong> Dinge.<br />
Herr Spahn, <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> in Deutschland – wo sehen Sie die aktuellen Herausfor<strong>der</strong>ungen?<br />
Es wachsen mit m<strong>ein</strong>er Generation naturgemäß viele junge Menschen <strong>auf</strong>, die die Diskussionen<br />
um <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> in den achtziger Jahren und auch die harten Schrecken dieser Zeit nie<br />
mitgemacht haben, und denen Werbung für Pharmaprodukte aber auch Aufklärungskampagnen<br />
immer mehr den Eindruck vermitteln, <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> sei weitestgehend im Griff und händelbar.<br />
Sicher, es <strong>ist</strong> viel erreicht worden für die Situation Infizierter, aber <strong>AIDS</strong> <strong>ist</strong> immer noch <strong>ein</strong>e<br />
schmerz- und todbringende Krankheit. Steigende Infektionszahlen, insbeson<strong>der</strong>e unter jungen<br />
Schwulen in den Großstädten, bestärken mich in dieser Wahrnehmung. Wir müssen hier mit <strong>der</strong><br />
Aufklärung ganz neu ansetzen.<br />
Wo können Medizin und Politik in Zukunft noch besser zusammen arbeiten?<br />
Nun, Voraussetzung je<strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>ist</strong> gegenseitiges Verständnis. Medizin und<br />
medizinische Forschung und eben Politik haben jeweils ganz unterschiedliche Aufgaben,<br />
Rahmenbedingungen und auch Zielsetzungen. Diese erst mal zu kommunizieren, um dann zu<br />
schauen, wo es Berührungspunkte gibt, halte ich für viel zu wenig beachtet. Danach kann man<br />
sich über konkrete - auch finanzielle - Unterstützung und gegenseitige Inputs viel besser<br />
aus<strong>ein</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />
Welche Rolle sehen Sie für die Wissenschaft?<br />
Natürlich spielt bei <strong>der</strong> <strong>Thema</strong>tik <strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> die Wissenschaft <strong>ein</strong>e entscheidende Rolle. Als<br />
Politik brauchen wir die eben erwähnten Inputs aus <strong>der</strong> Wissenschaft in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen: bei <strong>der</strong> Grundlagenforschung, bei <strong>der</strong> medizinisch-pharmakologischen Forschung, bei<br />
<strong>der</strong> Erhebung von Stat<strong>ist</strong>iken und Verläufen o<strong>der</strong> in ganz an<strong>der</strong>en Zusammenhängen, etwa <strong>der</strong><br />
Erhebung <strong>der</strong> Auswirkung <strong>der</strong> Verbreitung des Virus <strong>auf</strong> Wirtschaft und Gesundheitssystem, um<br />
dann jeweils den nötigen Rahmen und/o<strong>der</strong> die nötigen Ressourcen stellen zu können.
Osteuropa sieht im Augenblick dramatische Anstiegsraten bei <strong>HIV</strong>-Neuinfektionen. Wie sollte Deutschland<br />
dar<strong>auf</strong> reagieren?<br />
Die Zahl <strong>der</strong> Infektionen <strong>ist</strong> in den me<strong>ist</strong>en Län<strong>der</strong>n Mittel- und Osteuropas in den letzten<br />
Jahren dramatisch gestiegen und erreicht stellenweise in den Prävalenzen Werte wie im südlichen<br />
Afrika in den Anfangsjahren. An<strong>der</strong>s als Afrika sind diese Län<strong>der</strong> allerdings unsere direkten<br />
Nachbarn, die Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>ist</strong> daher nicht „nur“ <strong>ein</strong>e humanitäre, son<strong>der</strong>n <strong>ein</strong>e zutiefst<br />
innen- und gesundheitspolitische, denken Sie etwa an Migration und offene Grenzen, aber auch<br />
an Prostitution und vieles mehr. Zuerst <strong>ein</strong>mal sollte sich in <strong>der</strong> Bundesregierung überhaupt mal<br />
<strong>ein</strong> Ressorts fe<strong>der</strong>führend dieser Entwicklung annehmen, um dann gem<strong>ein</strong>sam mit <strong>der</strong> EU <strong>ein</strong>e<br />
Aufklärungs- und Gesundheitsinfrastruktur <strong>auf</strong>zubauen zu helfen, die <strong>der</strong> Ausbreitung von<br />
<strong>HIV</strong>/<strong>AIDS</strong> in diesen Län<strong>der</strong>n Einhalt gebietet. Unsere Erfahrungen mit den <strong>AIDS</strong>-Hilfen etwa<br />
können da hilfreich s<strong>ein</strong>. Eines <strong>ist</strong> sicher: wir dürfen diese Entwicklung direkt vor unserer<br />
Haustür nicht ignorieren, sie wird uns schneller <strong>ein</strong>holen, als uns lieb s<strong>ein</strong> kann.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
Die Fragen stellte Viviane Brunne.