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Ich - habe die Wahl - Veranstaltungskalender für Körper Geist und ...

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Foto © Dmitry Pichugin - Fotolia.com<br />

Der Traum von<br />

einer Landschaft<br />

Von Klausbernd Vollmar<br />

<strong>Ich</strong> gehe einen Weg, den ich in meiner Jugend oft ging.<br />

Damals war er ein Pfad mit Gras <strong>und</strong> Moos, der großartige<br />

Blicke über eine unberührte Seenlandschaft umgeben<br />

vom Wald bot. Heute ist der Weg asphaltiert. Überall<br />

sehe ich Häuser. Als ich das bemerke, möchte ich kehrt<br />

machen, aber ich entschließe mich weiter zu gehen.<br />

In unseren Träumen <strong>und</strong> Fantasien tritt das in den<br />

Vordergr<strong>und</strong>, was in der Außenwelt zu verschwinden<br />

droht. Wie wir Landschaft im Äußeren erleben, gibt<br />

unser inneres Bild von der idealtypischen Landschaft<br />

wieder, das oft von romantischen Vorstellungen geprägt<br />

ist. Es ist <strong>die</strong> Sehnsucht nach natürlichem Leben,<br />

<strong>die</strong> Henry Thoreau 1854 in seiner Hütte in den<br />

Wäldern in „Walden“ beschrieb.<br />

Ob in Traum oder Realität, stets erfahren wir <strong>die</strong><br />

Landschaft unserem inneren Bild entsprechend, da unser<br />

Auge keineswegs unschuldig, sondern von unseren Vorstellungen<br />

geprägt sieht. Der Prozess der Entfremdung<br />

von der Natur <strong>und</strong> zugleich der alltägliche Druck der<br />

Anpassung an unsere moderne Gesellschaft produziert<br />

als ausgleichendes Gegenbild solche Träume. Dabei<br />

ist häufig festzustellen, dass <strong>die</strong>se Träume von einem<br />

archetypischen Setting geprägt sind, das uns an <strong>die</strong><br />

chinesische Landschaftsmalerei des Zen-Buddhismus<br />

erinnert: Der im Wald gelegene See ist obligatorisch,<br />

da er eine Ruhe ausstrahlt, <strong>die</strong> in unserem Zeitalter der<br />

Beschleunigung zum Luxusgut geworden ist.<br />

Der Wald verkörpert das Unbewusste im Traumland,<br />

der See unsere Gefühlswelt mit ihrer unergründbaren<br />

Tiefe. In früheren Zeiten, sagt <strong>die</strong>ser Traum, war der<br />

Blick auf <strong>die</strong> Gefühlswelt natürlich gegeben. Heute<br />

dagegen wird er von der Kultur geprägt, <strong>die</strong> mit der<br />

Besiedlung <strong>die</strong> Natur verdrängt. Auch der asphaltierte<br />

Weg weist in <strong>die</strong>se Richtung: Gras <strong>und</strong> Moos wird zur<br />

Unbequemlichkeit, <strong>die</strong> <strong>für</strong> schnelleres Voranschreiten<br />

auf der geglätteten Oberfläche geopfert wird. Der<br />

KGS Traumkolumne<br />

Anklang an <strong>die</strong> biblische Metapher vom breiten Weg<br />

<strong>und</strong> steinigem Pfad drängt sich auf. Damit wird auf<br />

unseren Lebensweg verwiesen, der vom Träumer als<br />

von bequemer Oberflächlichkeit geprägt empf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> abgelehnt wird. Er möchte umkehren, aber <strong>die</strong><br />

gesellschaftliche Tendenz der Domestizierung der<br />

äußeren wie der inneren Natur ist nicht rückgängig zu<br />

machen. So geht er weiter.<br />

Das Thema <strong>die</strong>ses Traums ist das verlorene Para<strong>die</strong>s<br />

<strong>und</strong> der Verlust der Naivität. Kulturprozess <strong>und</strong> das<br />

Älterwerden sind unweigerlich mit <strong>die</strong>sen Verlusten<br />

verb<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> jedoch erträglich bleiben, wenn das<br />

innere Bild der Natur bewahrt wird.<br />

Klausbernd Vollmar, Diplompsychologe <strong>und</strong> Gründer von<br />

TraumOnline, wird auch weiterhin in der KGS Berlin auf Träume<br />

eingehen, <strong>die</strong> ihm durch unsere Leser zugekommen sind. Wünschen<br />

Sie Hinweise zum Verständnis Ihrer Träume, schicken Sie<br />

<strong>die</strong>se an mail@kbvollmar.de, Stichwort: Traumkolumne<br />

Klausbernd Vollmar, praktische Enneagramm-Arbeit zum Erfassen<br />

der Persönlichkeit <strong>und</strong> zum Verstehen sozialer Interaktionen<br />

<strong>und</strong> Prozesse, Vortrag, Dharma Buchhandlung, Akazienstr.<br />

17, 10823 Berlin, Tel. 784 5080, www.dharmma-buchladen.de;<br />

Traumworkshop vom 27.-29.11. 09 in Berlin; weitere Information<br />

über praxis@ener-chi-meed.de oder 030 84318080 <strong>und</strong><br />

unter www.kbvollmar.de <strong>und</strong> www.traumonline.eu<br />

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KGSBerlin 11/2009 35

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