05.08.2013 Aufrufe

Hilfestellung zur?Bratwurst? Aufgabe

Hilfestellung zur?Bratwurst? Aufgabe

Hilfestellung zur?Bratwurst? Aufgabe

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Hilfestellung</strong> <strong>zur</strong> ” <strong>Bratwurst</strong>“ <strong>Aufgabe</strong><br />

1 Einführung<br />

Stefan Große<br />

Lehrstuhl für Mikroökonomie insb. Ind. Ök.<br />

6. Dezember 2005<br />

Die ” <strong>Bratwurst</strong>“ <strong>Aufgabe</strong> ist intuitiv nicht so einfach zu erfassen. In der Übung im WS<br />

2004/05 hatten zumindest einige Studenten Probleme damit. Um die <strong>Aufgabe</strong> anschauli-<br />

cher zu machen habe hier neben der Lösung der <strong>Aufgabe</strong> ein Beispiel angegeben um den<br />

Effekt besser zu verdeutlichen. Dieses Beispiel habe ich mit einer allgemeinen Herleitung<br />

begonnen um auch diese nochmals zu verdeutlichen. In diese allgemeine Lösung können<br />

dann Werte eingesetzt werden. Für das Beispiel wurde zusätzlich eine Nutzenfunktion<br />

und ein Budget angenommen, die es ermöglichen sollen, die Argumente der Übung durch<br />

konkrete Zahlen zu veranschaulichen und zudem z.B. mittels Excel Grafiken darzustellen.<br />

2 <strong>Aufgabe</strong><br />

Student S aus E sei ein nutzenmaximierendes Individuum aus der Mikroökonomie mit<br />

den dort unterstellten typischen Präferenzen. Er kauft neben anderen Gütern 10 Thü-<br />

ringer Bratwürste pro Monat, wenn der Preis je Wurst ¤ 4,00 beträgt. Jetzt steigt aber<br />

der Preis auf ¤ 5,00, alle anderen Preise bleiben gleich. Gleichzeitig steigt auch sein<br />

Einkommen um ¤ 10,00 pro Monat. Steigt der Nutzen von S, bleibt er gleich oder sinkt<br />

er? (Graphisch zu lösen. Starten Sie mit den zwei passenden Tangentiallösungen...)<br />

2.1 Lösung<br />

Der neue Nutzen ist mindestens genau so groß wie der alte. Wenn das erhöhte Ein-<br />

kommen vollständig für Bratwürste eingesetzt würde, könnte der Preisanstieg vollstän-<br />

1


dig kompensiert werden. Andererseits kann das erhöhte Einkommen ja auch für andere<br />

Güter ausgegeben werden. Bei verändertem relativen Preis habe ich dadurch sogar einen<br />

höheren Nutzen. Wahrscheinlich werden also weniger Bratwürste und mehr andere Güter<br />

auf einem höheren Nutzenniveau konsumiert.<br />

Abbildung 1: Graphische Lösung der <strong>Bratwurst</strong>aufgabe<br />

Vielleicht wird es ein wenig plausibler wenn ich die Änderung der Ursprungssituation<br />

in zwei Phasen teile:<br />

1. Preiserhöhung der Bratwürste<br />

2. Budgeterhöhung<br />

Durch die Preiserhöhung der Bratwürste wird die Budgetgeraden entgegengesetzt des<br />

Uhrzeigersinnes gedreht. Ich kann mir jetzt, wenn ich alles Geld in Bratwürste stecke<br />

weniger Bratwürste leisten. Daher berührt die Budgetgerade die y Achse in einem tieferen<br />

Punkt. Der Berührungspunkt mit der x-Achse ändert sich nicht, da ja der Preis der<br />

anderen Güter gleich bleibt.<br />

Erhöht sich nunmehr das Budget, verschiebt sich die Budgetgerade parallel vom Ur-<br />

sprung weg. Der Student kann sich nun sowohl mehr Bratwürste als auch mehr andere<br />

Güter leisten.<br />

Da die Budgeterhöhung in der <strong>Aufgabe</strong> den theoretischen Verlust durch die Preiser-<br />

höhung kompensiert, schneidet die neue Budgetgerade (orange) die alte (grün) im alten<br />

2


Optimum. Der Student ist also theoretisch in der Lage das selbe Konsumgüterbündel zu<br />

konsumieren.<br />

Dies wird er aber nicht tun. Warum? Wir sehen die neue Budgetgeraden schneidet<br />

die alte Nutzenkurve. Das liegt am veränderten Anstieg respektive Preisverhältnis. Der<br />

Student könnte seinen Nutzen steigern, indem er sich vom alten Optimum auf der Bud-<br />

getgeraden nach rechts bewegt.<br />

Dies heißt nun wiederum aber auch, daß er weniger Bratwürste als im alten Optimum<br />

konsumieren wird. Man darf nicht vergessen: er setzt sein neues Budget natürlich auch<br />

dazu ein, mehr andere Güter zu konsumieren.<br />

3 Das Beispiel<br />

Zusätzlich zu der <strong>Aufgabe</strong> oben (<strong>Bratwurst</strong>preis sei ¤ 4, wobei 10 Würste pro Monat<br />

konsumiert werden, nun erhöhe sich der Preis auf ¤ 5 und das Budget um ¤ 10) kommt<br />

nun hinzu: Es sei ein Budget von ¤ 400 gegeben und die anderen Güter haben einen<br />

durchschnittlichen Preis von ¤ 5. Die Nutzenfunktion sei U(x; y) = x 0,1 y 0,9 wobei x die<br />

Bratwürste und y die anderen Güter bezeichnen soll. Mögliche Fragestellungen:<br />

• Wo sind die optimalen Güterbündel zu Beginn, nach Preiserhöhung, sowie nach<br />

Preiserhöhung und Budgeterhöhung?<br />

• Wie hoch sind die Nutzenniveaus in diesen drei Fällen?<br />

• Wie kann ich die Budgetgeraden und die Nutzenkurven (Iso-Nutzenlinien: Nutzen-<br />

niveau ist gleich auf der ganzen Linie) graphisch darstellen? (Gleichungen herlei-<br />

ten?)<br />

3.1 Allgemeine Lösung<br />

Statt von der Funktion direkt auszugehen soll nun erst einmal eine allgemeinere Lösung<br />

hergeleitet werden. Daher werden die Potenzen vorerst durch a und b ersetzt. Also leiten<br />

wir zuerst die Lösung für eine Nutzenfunktion U(x; y) = x a y b und für ein Budget m =<br />

pxx + pyy her:<br />

U(x; y) = x a y b<br />

MUx = ax a−1 y b<br />

3


MUy = bx a y b−1<br />

MRS = − MUx<br />

= −<br />

MUy<br />

axa−1yb bxa x<br />

= −a<br />

yb−1 b<br />

a<br />

xa 1 y<br />

x<br />

b<br />

yb =<br />

y<br />

1<br />

− a y<br />

b x<br />

MRS = MRT<br />

− a y<br />

b x<br />

=<br />

→<br />

−px<br />

py<br />

x = a<br />

m =<br />

=<br />

py<br />

y<br />

b px<br />

pxx + pyy<br />

a py<br />

px y + pyy =<br />

b px<br />

a<br />

b pyy + pyy<br />

→ y = b m<br />

a + b<br />

MRS = MRT<br />

− a y<br />

b x<br />

= −px<br />

py<br />

→ y = b px<br />

x<br />

a py<br />

m = pxx + pyy<br />

=<br />

b px<br />

pxx + py x = pxx +<br />

a py<br />

b<br />

a pxx<br />

→ x = a m<br />

a + b<br />

3.2 Einsetzen<br />

py<br />

px<br />

Nun können die Werte aus dem Beispiel in die allgemeine Lösung eingesetzt werden.<br />

1. Anfang: x = a<br />

m 0,1 400 = a+b px 1 4<br />

xayb = x0,1y0,9 = 100,1720,9 = 59, 1<br />

2. nach Preiserhöhung: x = a<br />

= 10 und y = b<br />

m 0,1 400 = a+b px 1 5<br />

U(x; y) = xayb = x0,1y0,9 = 80,1720,9 = 57, 8<br />

m<br />

a+b py<br />

0,9 400 = 1 5<br />

= 8 und y = b<br />

3. nach Preiserhöhung und Budgeterhöhung: x = a<br />

b m<br />

a+b py<br />

m<br />

a+b py<br />

= 72 sowie U(x; y) =<br />

0,9 400 = 1 5<br />

= 72 sowie<br />

m 0,1 410 = a+b px 1 5<br />

0,9 410 = 1 5 = 73, 8 sowie U(x; y) = xayb = x0,1y0,9 = 8, 20,173, 80,9 = 59, 24<br />

= 8, 2 und y =<br />

Wir sehen: wir befinden uns am Ende tatsächlich auf einem höheren Nutzenniveau. Die<br />

Budgeterhöhung schlägt sich auch in der Konsumtion anderer Güter nieder,<br />

wird nicht nur in Bratwürste umgesetzt.<br />

4


3.3 Zeichnen<br />

Wie kann ich dies nun graphisch umsetzen? Bzw. wie setze ich die Beispielzahlen gra-<br />

phisch um? Für die Budgetgeraden sollte es klar und bis dato hinreichend geübt sein.<br />

Um Verwirrungen zu vermeiden lösen wir uns von der Notation der allgemeinen Lösung<br />

und kehren <strong>zur</strong>ück zu: w sei die Zahl der Würste und g die anderer Güter. Die Preise<br />

sind entsprechend gezeichnet.<br />

Die mit w bezeichneten Bratwürste sind nun auf der y-Achse verzeichnet, die mit<br />

g bezeichneten anderen Güter werden auf der x-Achse abgetragen, das heißt also es<br />

wird zum einen die Budgetrestriktion nach w (also der y-Achse) aufgelöst: m = pww +<br />

pgg →= −pgg + m<br />

pw<br />

womit w = −5g + 400<br />

4<br />

= −5g + 100 die Gleichung zum zeichnen<br />

der ursprünglichen Budgetgeraden ist. Für die anderen Budgetgeraden müssen lediglich<br />

noch die Werte ausgetauscht werden.<br />

Die Vorgehensweise für Nutzenfunktionen, also die Iso-Nutzenlinien ist ähnlich. Hier-<br />

bei muß lediglich beachtet werden, daß die Iso-Nutzenlinie für das optimale Güterbündel<br />

gesucht wird. Wir erhielten für den Ausgangszustand einen Nutzen in der Höhe von 59,1.<br />

Auf der Iso-Nutzenlinie ist der Nutzen überall konstant, also 59,1. In die Nutzenfunktion<br />

U(w; g) eingesetzt heißt das: 59, 1 = w0,1g0,9 . Diese Gleichnung muß nun nach x aufgelöst<br />

<br />

59,1<br />

werden. Ich erhalte: w = g0,9 10 = 59, 110 · g−9 . Damit kann ich nun die Iso-Nutzenlinie<br />

der Ausgangssituation einzeichnen. Für die anderen Szenarien sind die entsprechenden<br />

Werte zu nutzen.<br />

Tabelle 1: Übersicht zum Zeichnen. Die Bratwürste (w) sind auf der y Achse abgezeichnet,<br />

daher ist alles nach w umgestellt.<br />

alt w = − 5<br />

4g + 100 w =<br />

nach Preisänderung w = − 5<br />

5g + 80 w =<br />

nach Budgetänderung w = − 5<br />

5g + 82 w =<br />

Optima<br />

Budgetgeraden Nutzenkurven<br />

10 59,1<br />

w(Bratw.) g(andere G.)<br />

g 0,9<br />

10 57,8<br />

g 0,9<br />

59,24<br />

g 0,9<br />

10<br />

= 59, 1 10 · g −9 10 72<br />

= 57, 8 10 · g −9 8 72<br />

= 59, 24 10 · g −9 8,2 73,8<br />

Diese Gleichungen können nun benutzt werden um die Graphiken für das Beispiel z.B.<br />

mittels Excel, Matlab (oder die freie alternative Octave) oder das kostenlose gnuplot<br />

(www.gnuplot.info) zu zeichnen.<br />

Das Excel file wird <strong>zur</strong> Verfügung gestellt. Der Matlab Code könnte so aussehen:<br />

clear<br />

5


g=70:0.01:76;<br />

Ualt=59.1^10*g.^(-9);<br />

Unachp=57.8^10*g.^(-9);<br />

Uneu=59.24^10*g.^(-9);<br />

BGalt=-5/4*g+100;<br />

BGnachp=-5/5*g+80;<br />

BGneu=-5/5*g+82;<br />

plot (g,Ualt,g,Unachp,g,Uneu,g,BGalt,g,BGnachp,g,BGneu)<br />

axis([70 76 6 12])<br />

h = legend(’U_{alt}’,’U_{nachp}’,’U_{neu}’, ’BG_{alt}’,...<br />

... ’BG_{nachp}’, ’BG_{neu}’ ,6);<br />

h=ylabel(’Bratwürste’);<br />

h=xtitle(’andere Güter’);<br />

h=text(72,10,’ \leftarrow altes Opt..’,’HorizontalAlignment’,’left’)<br />

h=text(72,8,’ \leftarrow Opt. nach Preisänd.’,’HorizontalAlignment’,’left’)<br />

h=text(73.8,8.2,’Opt. nach Preisänd. und Budgetänd.\rightarrow’,...<br />

...’HorizontalAlignment’,’right’)<br />

h=title(’ \textbf{<strong>Bratwurst</strong> <strong>Aufgabe</strong>}’);<br />

set(h,’Interpreter’,’latex’);<br />

Hier wird nur der Ausschnitt zwischen 70 und 76, resp. 6 bis 12 betrachtet. Für das<br />

” Gesamtbild“ muß das Intervall bei g und bei axis entsprechend angepaßt werden.<br />

6


Abbildung 2: Matlab Output (Ausschnitt)<br />

7


Mit gnuplot in einer etwas einfacheren Variante (** bedeutet Potenz):<br />

set xrange[70:76]<br />

set yrange[6:12]<br />

set title "<strong>Bratwurst</strong>aufgabe"<br />

set xtitle "andere Gueter"<br />

set ytitle "Bratwuerste"<br />

plot 59.1**10*x**(-9), 57.8**10*x**(-9), 59.24**10*x**(-9), ...<br />

... -1.25*x+100, -x+80, -x+82<br />

Mit diesem Ergebnis:<br />

Abbildung 3: Gnuplot Output (Ausschnitt)<br />

8

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!