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Engpass bei nuklearmedizinischen Untersuchungen 2010 verhindern

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PRESSEMITTEILUNG<br />

EANM: <strong>Engpass</strong> <strong>bei</strong> <strong>nuklearmedizinischen</strong> <strong>Untersuchungen</strong> <strong>2010</strong><br />

<strong>verhindern</strong><br />

Bündel an Maßnahmen geplant – Politik ist in der Pflicht<br />

(Wien, 4. März <strong>2010</strong>) Der im August 2008 in Europa aufgetretene <strong>Engpass</strong> <strong>bei</strong> der<br />

Versorgung mit schwach radioaktiven Isotopen, der zum Ausfall teils dringend<br />

notwendiger nuklearmedizinischer Anwendungen geführt hat, darf sich <strong>2010</strong> nicht<br />

wiederholen, fordert die European Association of Nuclear Medicine (EANM).<br />

Dazu ist es neben einer effektiven Abstimmung der Wartungsar<strong>bei</strong>ten in den zur Verfügung<br />

stehenden Reaktoren erforderlich, Pläne für Reaktorneubauten oder Umbauten bestehender<br />

Forschungsreaktoren zu forcieren. Zudem wird es nötig sein, vermehrt andere, bisher nicht<br />

so häufig verwendete Radiopharmaka einzusetzen. „Ziel ist es, dass europaweit kein Patient<br />

auf eine nuklearmedizinische Untersuchung oder Behandlung verzichten muss“, erklärte<br />

EANM-Präsident Prof. Wolfram Knapp aus Deutschland.<br />

Mit Isotopen Krebsmetastasen sichtbar machen<br />

In erster Linie betrifft der Versorgungsengpass das Isotop Molybdän-99, aus dem<br />

Technetium-99m gewonnen wird. Nuklearmediziner verwenden Technetium <strong>bei</strong> vier von fünf<br />

Anwendungen mit Radioisotopen. Sie koppeln es an Pharmazeutika, die meist per Spritze<br />

injiziert werden und selektiv den Weg in bestimmte Organe des Körpers finden. Zerfällt das<br />

Technetium dort, zeichnet eine spezielle Kamera die Strahlung auf – das so entstandene<br />

Bild nennt sich Szintigramm. Damit lassen sich zum Beispiel Krebsmetastasen aufspüren<br />

oder durchblutete Bereiche eines beschädigten Herzmuskels sichtbar machen, der mit einem<br />

Bypass versehen werden kann. Täglich finden weltweit rund 70.000 <strong>Untersuchungen</strong> dieser<br />

Art statt.<br />

Technetium kann aufgrund seiner geringen Halbwertzeit von sechs Stunden nicht auf Vorrat<br />

in Kliniken und Praxen gelagert werden. Daher ist ein Generator erforderlich, um aus<br />

Molybdän Technetium zu gewinnen. Da auch Molybdän innerhalb von 67 Stunden zerfällt, ist<br />

es notwendig, ärztliche Einrichtungen wöchentlich mit einem neuen Generator zu beliefern.<br />

Nur fünf Reaktoren weltweit<br />

Für mehr als 90 Prozent der Molybdän-99-Produktion stehen weltweit nur fünf Reaktoren zur<br />

Verfügung, und zwar in Chalk River (Kanada), Petten (Niederlande), Mol (Belgien), Saclay<br />

(Frankreich) und Pelindaba (Südafrika). Eine längerfristige Reaktorabschaltung in Chalk<br />

River führte 2007 zu Versorgungsengpässen in Nordamerika; im Sommer 2008 kam es auch<br />

in Europa zu einem Mangel, da alle drei europäischen Reaktoren zeitgleich außer Betrieb<br />

waren. Seit Mai 2009 ist der Reaktor in Chalk River für Reparaturen stillgelegt. In den<br />

nächsten fünf bis zehn Jahren drohe eine chronische Unterversorgung, weil <strong>bei</strong> den über 40<br />

Jahre alten Hauptreaktoren weitere Ausfallzeiten befürchtet werden, so EANM-Präsident<br />

Knapp. Wege aus der Krise wurden in intensiven Diskussionen unter anderem mit der


Association of Imaging Producers & Equipment Suppliers (AIPES), dem EU Health Security<br />

Committee (HSC) und der Nuclear Energy Agency der OECD gesucht.<br />

Neue Reaktorkapazitäten schaffen<br />

Die EANM schlägt nach Absprache mit den anderen beteiligten Einrichtungen folgende<br />

Schritte vor, die zur Linderung bzw. Lösung der Problematik <strong>bei</strong>tragen:<br />

- Wartungs- und Reparaturar<strong>bei</strong>ten der fünf Reaktoren sollten in hohem Maße<br />

aufeinander abgestimmt werden. Am 19. Februar <strong>2010</strong> ging etwa der leistungs-<br />

stärkste europäische Reaktor, der High Flux Reactor (HFR) in den Niederlanden, für<br />

sechs Monate vom Netz. Daher wurde eine geplante Wartung in Frankreich auf Juni<br />

<strong>2010</strong> verschoben.<br />

- Neue Reaktorkapazitäten müssen geschaffen werden, um langfristig eine Versorgung<br />

mit Isotopen zu gewährleisten. Ein geplanter neuer Forschungsreaktor namens<br />

PALLAS sollte 2016 in den Niederlanden den HFR ersetzen. In Deutschland will die<br />

Technische Universität München in ihrem Forschungsreaktor in Garching künftig<br />

Molybdän-99 herstellen; mit der nötigen Umrüstung könnte im Oktober <strong>2010</strong><br />

begonnen werden.<br />

- Andere Radionuklide sollten größere Bedeutung in Diagnose und Therapie erlangen.<br />

Erkrankungen der Schilddrüse können mit I-123 (Jodid) untersucht werden, solche<br />

des Herzmuskels mit TI-201 (Thallium). Diese Alternativen sind aber strahlen-<br />

hygienisch ungünstig und mit höheren Kosten verbunden. Erkrankungen des<br />

Skelettsystems können mit der F-18-Fluor-PET (Positronen-Emissions-Tomographie)<br />

untersucht werden. PET-<strong>Untersuchungen</strong> sollten stärker in die Versorgung<br />

einbezogen werden, weil eine beträchtliche Zahl von Zyklotronen für die Produktion<br />

von PET-Isotopen zur Verfügung steht und die Qualität der Knochen-PET<br />

hervorragend ist. PET-Isotope können die auf Technetium-99m basierende<br />

Szintigrafie jedoch nicht vollständig ersetzen.<br />

Nuklearmedizinische <strong>Untersuchungen</strong> gewährleisten<br />

Mit diesen Maßnahmen könne das vorrangige Ziel, die Versorgung aller Patienten mit<br />

benötigten <strong>nuklearmedizinischen</strong> <strong>Untersuchungen</strong> zu gewährleisten, eingehalten werden, so<br />

Prof. Knapp. Der EANM-Präsident erinnerte im Namen der europäischen Nuklearmediziner<br />

daran, dass dies in erster Linie eine staatliche europäische Aufgabe sei. Prof. Knapp: „Diese<br />

muss unabhängig von der Wirtschaftlichkeit der Isotopproduktion von den zuständigen<br />

Organisationen erfüllt werden.“<br />

Pressekontakt<br />

impressum health & science communication<br />

Robin Jeganathan<br />

Adenauerallee 10, 20097 Hamburg<br />

E-Mail: jeganathan@impressum.de<br />

Tel.: 040 – 31 78 64 10, Fax: 040 – 31 78 64 64

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