Ottersheim/RP (PDF-Datei) - Unser Dorf hat Zukunft
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Bericht<br />
für den<br />
Bundesentscheid 2013<br />
im<br />
Wettbewerb „<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> <strong>Zukunft</strong>“
Allgemeines<br />
(auch liebevoll das „Bärendorf“ genannt) wurde urkundlich erstmals 768<br />
erwähnt und stellt eine typische rheinland-pfälzische Wohngemeinde dar.<br />
<strong>Ottersheim</strong> liegt im Landkreis Germersheim und gehört als selbständige<br />
Gemeinde der Verbandsgemeinde Bellheim an. Die Ortsgemeinde ist in einen<br />
attraktiven Landschaftsraum eingebettet und bietet eine gute Wohnqualität. Aufgrund seiner<br />
geographischen Lage befindet sich <strong>Ottersheim</strong> unweit der wirtschaftlich bedeutenden Zentren<br />
des Rhein-Neckar-Raumes, in dessen regionalen Verflechtungen die Ortsgemeinde in vielfältiger<br />
Weise eng eingebunden ist. Wegen der guten Verkehrsanbindung können bis zu 20 Zentren<br />
in 30 PKW-Minuten erreicht werden.<br />
Die Bodenfläche der Ortsgemeinde <strong>Ottersheim</strong> beträgt insgesamt 7,90 km² mit einer überwiegend<br />
landwirtschaftlich geprägten Nutzungsstruktur. Als besondere Funktionen sind <strong>Ottersheim</strong><br />
nach dem Regionalen Raumordnungsplan Rheinpfalz 2004 die Funktionen Landwirtschaft<br />
und Naherholung zugeordnet.<br />
Hinsichtlich der Bevölkerungsstruktur weist die Ortsgemeinde eine Einwohnerzahl von 1.847<br />
Bewohnern/Bären (bezogen auf die alleinige bzw. Hauptwohnung) mit einer ausgeglichenen<br />
geschlechtsspezifischen Struktur auf. Die Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde <strong>Ottersheim</strong><br />
hält sich nach einer positiven Entwicklungsphase im Zeitraum zwischen 1960 und 2000 seither<br />
konstant. Hinsichtlich des Altersaufbaus der Bevölkerung zeichnet sich allerdings auch in<br />
<strong>Ottersheim</strong>, gleich dem bundesweiten Trend, eine Verschiebung im Altersaufbau zugunsten<br />
der älteren Altersgruppen als Folge des demographischen Wandels ab.<br />
Warum werden die <strong>Ottersheim</strong>er Bären genannt? Eine Frage, die uns oft gestellt<br />
wird und leider nicht beantwortet werden kann. Vermutlich wurde es anfänglich<br />
eher abwertend gesehen. Heute nennen sich die <strong>Ottersheim</strong>er mit Stolz er-<br />
füllter Brust „Bären“. Der Bär steht symbolisch für den außergewöhnlichen<br />
Zusammenhalt und die Stärke der <strong>Dorf</strong>gemeinschaft. Überall im Ort wird<br />
die Verbindung zum Bären deutlich. So grüßt bereits am Ortseingang der<br />
Bär. Namentlich findet sich das Ortssymbol z. B. auch im „Bärentreff“, bei<br />
den „Bärenboulern“, dem „Bärenkönig samt Bärenkönigin“, den „Bärenseen“<br />
und dem „Tennisbär“. Mal schauen, wie oft Sie den Bären in <strong>Ottersheim</strong> antreffen.<br />
<strong>Ottersheim</strong> gehört - was die Steuereinnahmen betrifft - zu den etwas ärmeren Dörfern.<br />
Im Mittel liegen diese 20 % unter dem Durchschnitt der Dörfer mit einer vergleichbaren Einwohnerzahl.<br />
Durch das enorme ehrenamtliche Engagement und sparsames Wirtschaften kann dieses<br />
Defizit ausgeglichen werden. <strong>Ottersheim</strong> <strong>hat</strong> viel zu bieten und ist trotzdem schuldenfrei.<br />
Der Gemeinderat besteht aus 17 Ratsmitgliedern im Alter von 27 bis 70 Jahren, der von einer<br />
harmonischen Zusammenarbeit geprägt ist. Das Durchschnittsalter beläuft sich auf 45 Jahre<br />
und beweist nicht schon allein dadurch die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit von <strong>Ottersheim</strong>.<br />
Mit einer eigenen Schule und dem Kindergarten ist <strong>Ottersheim</strong> für junge Familien attraktiv.<br />
Die Jugendarbeit übernehmen in erster Linie die Vereine, ebenso das sportliche und kulturelle<br />
Angebot im Ort. Mit der Schul- und Kulturhalle, Bürgerhaus, <strong>Dorf</strong>platz mit Kiosk, Sport- und<br />
Freizeitgelände stellt die Gemeinde eine gute Infrastruktur fürs Vereinsleben zur Verfügung.<br />
1. Entwicklungskonzepte<br />
Die Gemeinde <strong>Ottersheim</strong> <strong>hat</strong> im Jahre 2009 einen ganzheitlichen<br />
Prozess „<strong>Ottersheim</strong> – fit für 2018“ angestoßen.<br />
Wesentliches Element dieses Prozesses war und ist<br />
die <strong>Dorf</strong>moderation mit anschließender Anpassung des<br />
<strong>Dorf</strong>erneuerungskonzeptes und der Anerkennung als Schwerpunktgemeinde. Im Rahmen der<br />
<strong>Dorf</strong>moderation wurde seitens der <strong>Dorf</strong>erneuerungsbeauftragten der Kreisverwaltung der Wettbewerb<br />
„<strong>Unser</strong> <strong>Dorf</strong> <strong>hat</strong> <strong>Zukunft</strong>“ ins Gespräch gebracht und von der Bevölkerung aufgegriffen.<br />
Anfangs lediglich zum Einholen von professionellem Feedback gedacht, entwickelte sich<br />
1
der Wettbewerb zu einer Erfolgsgeschichte ohnegleichen. Die Begeisterung wuchs von Begehung<br />
zu Begehung, was letztlich dazu führte, dass bei der Siegerehrung in Mainz über 100 Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger im Mainzer Schloss den Landessieg feierten.<br />
Die <strong>Dorf</strong>moderation endete im Herbst 2011 mit<br />
einer Abschlussveranstaltung. Die aus Sicht der<br />
Bewohner für einen positiven <strong>Dorf</strong>entwicklungsprozess<br />
notwendigen Themen wurden in den<br />
Arbeitsgruppen <strong>Dorf</strong>bild, Verkehr, <strong>Zukunft</strong> im <strong>Dorf</strong><br />
sowie Kinder & Jugend mit interessierten Bürgerinnen<br />
und Bürgern bearbeitet. Kinder und Jugendliche<br />
werden darüber hinaus an kinder- und<br />
jugendgerechten Aktionen beteiligt. Im <strong>Dorf</strong>moderationsprozess<br />
wurden rund 10 % der Gesamtbevölkerung<br />
erreicht.<br />
Ziel ist es,<br />
• die ortsbildprägenden Strukturen zu erhalten<br />
und zu verbessern,<br />
Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus<br />
• die Verkehrssituation zu verbessern und die<br />
innerörtlichen Fußwegebeziehungen zu sichern,<br />
• die dörfliche Infrastruktur in Hinblick auf die wohnortnahe Lebensqualität zu verbessern und<br />
die zwischenmenschlichen Interaktionen durch geeignete Angebote zu erhöhen sowie<br />
• die Bedürfnisse der jungen Bewohner verstärkt einzubinden.<br />
Die Fortschreibung des <strong>Dorf</strong>erneuerungskonzeptes (von 1986) wurde im Frühjahr 2012 fertiggestellt.<br />
Die aus der <strong>Dorf</strong>moderation angeregten Maßnahmen wurden mitaufgenommen.<br />
Die Gemeinde setzt daher im Rahmen zukünftiger Entwicklungsprozesse schwerpunktmäßig<br />
auf den Erhalt des Ortskerns, die Innen- vor Außenentwicklung, die Sicherung der Grundversorgung<br />
im Ort, die Schaffung generationenübergreifender Kommunikationstreffpunkte sowie<br />
die Verwendung neuer Technologien im Bereich der Energieversorgung, um auch zukünftig einen<br />
attraktiven Lebens- und Erholungsraum für die Bewohner und Besucher darzustellen. Die<br />
genannten <strong>Zukunft</strong>sperspektiven und Leitlinien sind in den für die Ortsgemeinde erarbeiteten<br />
Konzepten, Planungen und Initiativen umfassend integriert.<br />
<strong>Ottersheim</strong> <strong>hat</strong> das aktuelle Baugebiet 1998 ausgewiesen und mit einer restriktiven Vergabepolitik<br />
das Ziel formuliert: Statt Wachstum den Fokus auf Erhaltung des über die Ortsgrenzen hinaus<br />
bekannten Zusammenhalts in der <strong>Dorf</strong>gemeinschaft zu legen. Zurzeit verfügt die Gemeinde<br />
über 8 Bauplätze.<br />
In der <strong>Dorf</strong>moderation <strong>hat</strong> man sich intensiv mit der Analyse der Altersstruktur und den voraussichtlichen<br />
Folgen beschäftigt. Hier kam man zu der Erkenntnis, dass vermutlich in den nächsten<br />
Jahren viele bebaute Grundstücke im Ortskern frei werden, und entwickelte daraufhin in der<br />
AG <strong>Dorf</strong>bild das Konzept zur Innenentwicklung/ Aktives Bauplatzmanagement. Um das<br />
Bauplatzmanagement zu unterstützen und die Ortsmitte zu stärken, wurden bereits einige in der<br />
<strong>Dorf</strong>moderation entwickelte Maßnahmen auf den Weg gebracht. Beispiele:<br />
• 2012 wurde ein Naturspielplatz in der Ortsmitte (unmittelbar neben der Schule) in Eigenleistung<br />
geschaffen.<br />
• Ein Bebauungsplan für den Bereich nördlich und südlich des Brühlgrabens mit dem Ziel,<br />
verlässliche Rahmenbedingungen für Grundstücksinteressenten zu schaffen und das Ortsbild<br />
zu erhalten, wurde 2012 beauftragt und befindet sich derzeit in den Gremien zur Diskussion.<br />
2
• Auch die Parkraumkonzepte für die Ortsdurchfahrt<br />
sind mit den Bürgern besprochen und stehen vor der<br />
Probephase.<br />
• Die Einführung von wiederkehrenden Beiträgen beim<br />
Straßenausbau wurde nach einer Einwohnerversammlung<br />
beschlossen und tritt ab 2015 in Kraft.<br />
• Auch die Umgestaltung der Ortsmitte ist in Planung<br />
(s. Punkt 2.).<br />
Im FNP ist ein weiteres Baugebiet (Mischgebiet) für evtl.<br />
künftigen Bedarf ausgewiesen. Die Gemeinde verfolgt<br />
durch das Management der Bauplätze das Ziel, die Notwendigkeit<br />
für die Ausweisung des Baugebiets möglichst<br />
lange hinauszuzögern und Bauinteressierte für die frei<br />
werdenden Grundstücke im Ortskern zu begeistern.<br />
Enge und vielfältige interkommunale Kooperationen Vision Ortsmitte 2018<br />
finden mit den Nachbargemeinden Knittelsheim und<br />
Offenbach an der Queich statt. Beispiele sind: die geplante Sporthalle mit Knittelsheim, gemeinsame<br />
Grundschule mit Knittelsheim, Gestaltung des Landschaftsraumes zwischen dem<br />
Gewerbegebiet von Offenbach und dem Ortsrand von <strong>Ottersheim</strong>, ökologische Projekte<br />
„Queichwiesen“ und „Brühlgraben“. Gemeinsam mit der Kirchengemeinde wird zurzeit die<br />
Ortsmitte um Kirche, Rathaus, Bürgerhaus etc. überplant und in den nächsten Jahren gestaltet.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger werden seit Jahren an allen bedeutenden Projekten beteiligt<br />
(z. B. Naturspielplatz: Planungsworkshop und Eigenleistung, Bürgerversammlung bei Friedhofsanierung<br />
und Renaturierung Brühlgraben etc.). Gerade bei der aktuellen Überplanung der<br />
Ortsmitte könnte dies modellhaften Charakter haben. Trotz in der <strong>Dorf</strong>moderation erarbeiteter<br />
Vision wurde mit 4 Planungsbüros und den Bürgern, Geschäftsinhabern, Gemeinderat und<br />
Pfarrgemeinderat ein eintägiger Planungsworkshop durchgeführt: Neben den in <strong>Ottersheim</strong> sowieso<br />
vorhandenen kurzen Kommunikationswegen, die einen stetigen Austausch garantieren,<br />
werden die Vereine in einem jährlichen Treffen über aktuelle Ideen/Themen der Gemeinde informiert<br />
und nach ihren Wünschen und Meinungen gefragt (z. B. Plakatierungskonzept etc.).<br />
2. Wirtschaftliche Initiativen<br />
<strong>Ottersheim</strong> ist sehr eng in die wirtschaftlichen Verflechtungen der Region Rhein-Neckar eingebunden.<br />
Insgesamt sind in <strong>Ottersheim</strong> 741 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort<br />
sowie 116 SV-pflichtige am Arbeitsort gelistet. Insgesamt pendeln 685 der SV-pflichtigen am<br />
Wohnort über die Gemeindegrenze aus, während die Ortsgemeinde von den sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten am Arbeitsort 60 Einpendler zu verzeichnen <strong>hat</strong>. Aufgrund der Nähe<br />
zum Mittelzentrum mit oberzentraler Teilfunktion Landau sowie zu den Ballungszentren des<br />
Rhein-Neckar-Raumes ist <strong>Ottersheim</strong> sehr stark in die regionalen Pendlerverflechtungen mit<br />
eingebunden und <strong>hat</strong> vorrangig die Funktion des Wohnens inne. Die Unternehmensstruktur von<br />
<strong>Ottersheim</strong> ist aufgrund der Gemeindestrukturen sowie der engen wirtschaftlichen Verflechtungen<br />
zu den nächstgelegenen Ballungszentren überwiegend von kleinen und mittelständischen<br />
Betrieben geprägt. Derzeit sind knapp 40 Gewerbetreibende gemeldet. Mit Bäckerei, Landmetzgerei,<br />
Bioladen, Hofverkauf, Haushaltswaren, Arzt, Physiotherapeut, Masseur, Ergotherapeut,<br />
Psychotherapeut etc. verfügt <strong>Ottersheim</strong> über eine gute umfassende Grundversorgung.<br />
Diese zu stärken bzw. auszubauen ist ein großes Ziel der Innenentwicklung.<br />
Mit dem Ankauf des Kirchengeländes soll u. a. die Ortsmitte in vielerlei Hinsicht optimiert werden.<br />
Die ersten Gespräche laufen vielversprechend, eine Apotheke, ein Facharzt sowie die<br />
3
VR Bank und die Sparkasse haben Interesse bekundet, sich neu in diesem „Zentrum“ anzusiedeln.<br />
Ein <strong>Dorf</strong>café mit dem Ziel, die soziale Infrastruktur (Mehrgenerationentreff) auszubauen,<br />
<strong>hat</strong> auch den ersten Interessenten gefunden.<br />
Die Beziehungen von Bürgern, Firmen,<br />
Vereinen und Gemeinde sind eng vernetzt.<br />
Eine Trennung ist nicht möglich.<br />
Genauso wie sich Bürger einbringen,<br />
bringen sich auch Bürger als Firmeninhaber<br />
in dieses Netzwerk ein und<br />
unterstützen die <strong>Dorf</strong>gemeinschaft<br />
neben dem üblichen Sponsoring auch<br />
durch das großzügige Überlassen von<br />
Maschinen und Geräten und leisten einen<br />
wichtigen Beitrag zur Schaffung und<br />
Erhaltung der guten Infrastruktur der<br />
Vereine und der gesamten Gemeinde.<br />
Die funktionalen Verflechtungen mit den<br />
Planungsworkshop Ortsmitte mit den Bürgern<br />
Mittelzentren Landau und Germersheim<br />
sind durch weiterführende Schulen, Verwaltung etc. vorhanden.<br />
Aus touristischer Sicht ist die Ortsgemeinde gut an das Fahrradwegenetz (Kraut- und Rübenweg,<br />
Tabakweg und Queichtalradweg) angebunden und verfügt mit der eigenen Brauerei „Bärenbräu“,<br />
der „Eis-Oase“ sowie den Gaststätten „Quetschkommod“ und „Tennisbär“ über attraktive<br />
Ziele für Tagestouristen. Das Übernachtungsangebot wird über Privatvermietung gewährleistet.<br />
Die Gemeinde begrüßt private Initiativen und <strong>hat</strong> einen Tourismusausschuss ins Leben<br />
gerufen, um dies weiter voranzutreiben.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur ist in <strong>Ottersheim</strong> aufgrund der Nähe zu überregional bedeutenden<br />
Straßenanbindungen sowie aufgrund der Einbindung in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar gut.<br />
Über die gegebenen Busverbindungen wird <strong>Ottersheim</strong> sowohl Richtung Germersheim als auch<br />
Richtung Landau bedient. In Bellheim (5 km) gibt es eine Stadtbahnanbindung.<br />
Seit Jahren fordern die Gemeinde und die Nachbargemeinden eine Umgehungsstraße. Eine<br />
ortsübergreifende Bürgerinitiative engagiert sich dafür. Zwischenzeitlich liegt zumindest für<br />
den Nachbarort Bellheim Planungsrecht vor. Mit der Planung der Strecke um <strong>Ottersheim</strong> und<br />
Knittelsheim soll in Kürze begonnen werden. Zur Entschärfung der Verkehrssituation wurde in<br />
enger Zusammenarbeit mit den Anwohnern ein<br />
Parkraumkonzept entwickelt. Dies wird in den<br />
nächsten Wochen in einer Probephase getestet.<br />
Die Straßen sind im Ortskern in für die 70er und<br />
80er Jahre typischem Ausbaustandard und noch<br />
in überwiegend gutem Zustand. Um aber die<br />
künftigen Sanierungsschritte für die Anwohner<br />
tragbar zu halten, <strong>hat</strong> der Gemeinderat mit viel<br />
positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung<br />
wiederkehrende Beiträge ab 2015 eingeführt.<br />
Im nächsten Zug soll ein Ausbauplan erstellt und<br />
die künftigen Standards definiert werden.<br />
Die Gemeinde verfügt im Ortskern über eine relativ gute Breitbandversorgung (bis zu 3000<br />
MB). Schlechter versorgt ist dagegen das Neubaugebiet (in Einzelfällen 384 kb). Eine Projektgruppe<br />
aus interessierten Bürgern beschäftigte sich intensiv mit diesem Thema. Ein Zuschussantrag<br />
für den geplanten Ausbau wurde bei der ADD bereits gestellt.<br />
4
Die Ver- und Entsorgung der Ortsgemeinde ist dem örtlichen Bedarf angepasst und erfolgt<br />
insbesondere im energetischen Bereich bereits mit Hilfe von zukunftsweisenden und umweltfreundlichen<br />
Technologien. Als ein aktuelles Referenzprojekt kann hierfür die geplante energetische<br />
Sanierung des Schulgebäudes gemeinsam mit der Nachbargemeinde Knittelsheim in<br />
Verbindung mit der Nahwärmeversorgung (BHKW) des Kindergartens angeführt werden. Die<br />
vor 10 Jahren installierte Fotovoltaikanlage ist seit 2010 in der Gewinnphase. Zur Motivation<br />
der Bürger, im Bereich neuer regenerativer Energien zu investieren, nimmt die Gemeinde an<br />
der Solarbundesliga teil.<br />
Auch dem Thema Windenergie <strong>hat</strong> sich die Gemeinde geöffnet. Nachdem ein Betreiber 6<br />
Standorte geplant <strong>hat</strong>, wurde in einer eigens einberufenen Bürgerversammlung der Vorschlag<br />
aufgegriffen, nicht nur die Grundstücksbesitzer, sondern die ganze <strong>Dorf</strong>gemeinschaft an den<br />
zu erwartenden Pachteinnahmen partizipieren zu lassen. Dazu will die Gemeinde die Standortgrundstücke<br />
aufkaufen. Die zu erwartenden Pachteinnahmen sollen zweckgebunden in z. B.<br />
Kindergarten- und Schulsanierung fließen. Erste positive Zusagen gibt es.<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit der Ortsgemeinde erfolgt neben den klassischen Möglichkeiten der öffentlichen<br />
Kommunikation (Amtsblatt, Aushänge u. a.) auch über eine gemeindeeigene Internetpräsenz,<br />
die über einen ehrenamtlichen Internetbeauftragten gepflegt und in regelmäßigen<br />
Abständen aktualisiert wird. Mit Hilfe eines E-Mail-Verteilers von 500 Adressen werden die<br />
Bürger rasch informiert.<br />
3. Bürgerschaftliches Engagement sowie soziale und kulturelle Aktivitäten<br />
Das gesellschaftliche Leben in der Ortsgemeinde <strong>Ottersheim</strong> ist geprägt von der <strong>Dorf</strong>tradition,<br />
den Aktivitäten im sozialen Bereich, den Gemeinschaftsaktionen sowie dem Engagement der<br />
Bürger. Die <strong>Ottersheim</strong>er verfügen über einen sehr ausgeprägten Gemeinschaftssinn und Zusammenhalt.<br />
Die Vereinskultur stellt hierbei einen elementaren Bestandteil dar. Insgesamt sind rund 30<br />
Vereine und Gruppen in allen sozialen und kulturellen Bereichen aktiv. Die Vereine zählen nahezu<br />
4.000 Mitglieder. Der jährlich vom Kulturkreis<br />
herausgegebene Veranstaltungskalender umfasst<br />
über 130 Veranstaltungen! Das Besondere sind<br />
mehrere Interessengemeinschaften (IG): Es<br />
kooperieren mehrere Vereine zur Ausrichtung<br />
eines Festes und wirtschaften in einen Topf (z. B.<br />
IG Kerwe mit 8 Vereinen). Eine weitere Besonderheit<br />
ist die First-Responder-Einheit der Feuerwehr.<br />
Dort haben sich Ehrenamtliche der Feuerwehr<br />
zu Nothelfern ausbilden lassen, um vor Ort<br />
bis zum Eintreffen von Rettungskräften qualifizierte<br />
Erste Hilfe leisten zu können. Diese Einheit<br />
Innenminister Lewentz informiert sich über die First-<br />
Responder-Einheit<br />
wurde gemeinsam mit der Einheit Bellheim im Jahr<br />
2001 zum Modellprojekt des Landes ernannt.<br />
Das umfangreiche Engagement der Vereine mit ihren sozialen, kulturellen und sportlichen Angeboten<br />
kann nur beispielhaft dargestellt werden. Die Oldtimerfreunde: Sie restaurieren nicht<br />
nur „alte“ Traktoren, sondern pflegen und vermitteln alte traditionelle Erntetechniken und Handwerke.<br />
Diese Arbeit findet im alle zwei Jahre stattfindenden Oldtimerfest ihren Höhepunkt. Unter<br />
dem Motto vom „Korn zum Mehl“ sehen fast 20.000 Besucher, wie früher Tabak, Getreide oder<br />
andere landwirtschaftliche Produkte geerntet und verarbeitet wurden. Die Oldtimerscheune mit<br />
5
Heimatmuseum, das alte Handwerksutensilien und Lebensgewohnheiten aus <strong>Ottersheim</strong> präsentiert,<br />
eine mit Originalteilen nachgebaute Schmiede und die Backstube sind dabei beeindruckende<br />
Attraktionen. Ein historischer Bauernhof mit Fachwerkhaus etc. befindet sich in Planung<br />
und soll künftig - interaktiv - dazu beitragen, dass auch die Nachkommen sich unserer Wurzeln<br />
bewusst bleiben und das frühere <strong>Dorf</strong>leben nacherleben können.<br />
Ein weiteres außergewöhnliches Beispiel stellt die Kooperation der Grundschule mit dem Turnverein<br />
(1.000 Mitglieder) dar. So werden die Bundesjugendspiele von den Übungsleitern des<br />
TVO organisiert und gemeinsam veranstaltet.<br />
Die <strong>Dorf</strong>geschichte wird u. a. durch zwei Heimatbücher (von 1968 und 2000) für die Nachwelt<br />
erhalten und für Kinder durch das „<strong>Ottersheim</strong>er Spiel“ zielgruppengerecht interessant aufbereitet.<br />
Trotz neuer Kommunikationswege <strong>hat</strong> sich in <strong>Ottersheim</strong> die Institution „Bill“ mit seiner<br />
„Schelle“ bis ins 21. Jahrhundert gehalten – auch heute noch verkündet er mit seiner Glocke<br />
wichtige Nachrichten.<br />
Die Gewährleistung der sozialen Infrastruktur sowie das Vereinsleben ergänzende gesellschaftliche<br />
Angebote erfolgen seitens der Ortsgemeinde bzw. den Kirchen, z. B. Seniorennachmittage.<br />
Eine umfassende Kinderbetreuung ist durch die integrative Kindertagesstätte (mit 4 Gruppen)<br />
mit Ganztagesbetreuung ab 2 Jahren sowie durch die Grundschule (durchgängig zweizügig)<br />
mit Nachmittagsbetreuung bis 16.00 Uhr gesichert. Dadurch werden die <strong>Zukunft</strong>schancen berufstätiger<br />
Frauen verbessert Die Einbeziehung von Mitbürgern mit Beeinträchtigungen sowie<br />
von älteren Bewohnern ist über eigens hierfür angepasste Angebote gegeben. Für Senioren<br />
werden in regelmäßigem Abstand Seniorennachmittage angeboten. Vor wenigen Wochen <strong>hat</strong><br />
eine Seniorenbeauftragte ihre Arbeit aufgenommen. Ein Sicherheitsbeauftragter für Senioren<br />
berät verbandsgemeindeweit auch jüngere Bürger. Die Grundschule, Kindergarten als auch das<br />
<strong>Dorf</strong>gemeinschaftshaus sind behindertengerecht ausgebaut. Darüber hinaus weist die Gemeinde<br />
im öffentlichen Raum behindertengerechte Toiletten auf, die Mitbürger mit Beeinträchtigungen<br />
über persönliche Schlüssel durchgehend benutzen können.<br />
Die Bewohner der örtlichen Behindertenwohngruppe haben sich in der Vergangenheit z. B. bei<br />
der Organisation des Martinusmarkts beteiligt. Der CBF Südpfalz führt jährlich in der kostenlos<br />
überlassenen Schul- und Kulturhalle seine Weihnachtsfeier unter Beteiligung örtlicher Vereine<br />
durch. Ein <strong>Ottersheim</strong>er Bürger führt auch für die Verbandgemeinde die ehrenamtliche Tätigkeit<br />
als Behindertenbeauftragter aus und ist nicht nur bei Baumaßnahmen ein wertvoller Berater.<br />
Beliebte kulturelle Angebote und Attraktionen der Ortsgemeinde zur Sicherung des Brauchtums<br />
stellen unter anderem der Faschingsumzug, Sommertagsumzug, der Osterbrunnen, die<br />
Kerwe und der Martinusmarkt dar. Am Martinusmarkt werden zudem die Neubürgerinnen und<br />
Neubürger traditionell in der Ortsgemeinde willkommen geheißen und mit den Ansprechpartnern<br />
der Vereine bekannt gemacht. Gleichzeitig wird diese Veranstaltung genutzt, um verdiente<br />
Bürger für langjährige herausragende<br />
ehrenamtliche Tätigkeiten zu würdigen.<br />
Der vor einigen Jahren von Jugendlichen<br />
in Eigenleistung erbaute Jugendraum<br />
über dem Feuerwehrhaus wird rege<br />
genutzt. Die Jugendarbeit der<br />
Kommune rundet somit das vielfältige<br />
Angebot der Vereine ab.<br />
Zusätzlich finden regelmäßige, von der<br />
Bürgerschaft getragene Gemeinschaftsaktionen<br />
(z. B. Naturspielplatz in<br />
der Kita) statt. Daneben erfolgen insbe-<br />
6
sondere im Bereich der örtlichen Grüngestaltung regelmäßig Gemeinschaftsaktionen. Aktuell<br />
bauten Ehrenamtliche das vor 3 Jahren abgebrannte „Wingertsheisel“ wieder auf. Weitere wichtige<br />
Bausteine im sozialen Bereich der Ortsgemeinde stellen das Thema „Nachbarschaftshilfe“<br />
sowie die Erweiterung des Seniorenangebotes über bürgerschaftliches Engagement dar.<br />
Die ehrenamtlich geführte Gemeindebücherei (durchschnittlich 10.000 Ausleihen/Jahr) ergänzt<br />
darüber hinaus das kulturelle Angebot von <strong>Ottersheim</strong>.<br />
Zur <strong>Dorf</strong>moderation siehe Punkt 1.<br />
4. Baugestaltung und –entwicklung<br />
Die Ortsgemeinde <strong>Ottersheim</strong> ist mit einer Einwohnerdichte von 229,0 Einwohner/km² vergleichsweise<br />
dicht besiedelt. Der rheinland-pfälzische Landesdurchschnitt liegt bei 201,7 Einwohner/km².<br />
Gleichzeitig weist die Gemeinde im Bereich des Gebäude- beziehungsweise Wohnungsbestands<br />
eine höhere Anzahl als der Durchschnitt der Ortsgemeinden gleicher Größenklasse auf.<br />
Im Ganzen umfasst <strong>Ottersheim</strong> 573 Wohngebäude mit insgesamt 801 Wohnungen. Seit den<br />
1980er-Jahren sind der Gebäudebestand und damit auch der Wohnungsbestand in <strong>Ottersheim</strong><br />
kontinuierlich angestiegen. Die Differenzierung der Wohnhäuser nach Wohngebäudearten lässt<br />
eine Zunahme aller Wohngebäudetypen erkennen, wobei dennoch der Bestand an Ein- und<br />
Zweifamilienhäusern dominiert. Bezogen auf die Verteilung und Entwicklung des Gebäudebestandes<br />
nach Wohngebäudearten weist die Ortsgemeinde <strong>Ottersheim</strong> hochwertige und dörflich<br />
geprägte Wohnformen auf.<br />
Der Ortskern von <strong>Ottersheim</strong> stellt das Zentrum des<br />
Gemeindegebietes dar. Alle örtlich bedeutenden kommunalen<br />
und sozialen Einrichtungen (Rathaus, Kirche, <strong>Dorf</strong>platz, Bürgerhaus<br />
Feuerwehr, Jugendraum, Gemeindehalle, Bauhof, Schule,<br />
Kindertagesstätte, Spielplatz in Planung) bilden ein stimmiges<br />
Ensemble im Ortskern, prägen das Ortsbild positiv und sind über<br />
das gut ausgebaute Wegenetz zu Fuß gefahrlos erreichbar. Die<br />
Gemeinde ist bestrebt, durch eine gestalterische Aufwertung der<br />
„Ortsmitte“ die Aufenthaltsqualität im Straßen- und Freiraum<br />
für die Einwohner und Touristen zu steigern. Im Bereich der<br />
kommunalen Gebäude werden bei Sanierungsarbeiten beziehungsweise<br />
Umbauten energetische und umweltgerechte<br />
Techniken sowie ein barrierefreier Zugang berücksichtigt.<br />
<strong>Ottersheim</strong> nimmt an der Solarbundesliga teil und liegt dort im<br />
Kreis Germersheim auf dem 3. Rang, in Rheinland-Pfalz auf<br />
dem 176. Rang (Stand 14.05.2013).<br />
Die Lebensqualität und die Wohnqualität des <strong>Dorf</strong>es und somit die Identität von <strong>Ottersheim</strong><br />
werden maßgeblich durch die Erhaltung, Pflege und Entwicklung der ortsbildprägenden Bausubstanz<br />
mitbestimmt. <strong>Ottersheim</strong> weist eine Vielzahl an gut erhaltenen historischen und<br />
ortsbildprägenden Gebäuden mit guter Bausubstanz auf, die von den Eigentümern behutsam<br />
gepflegt werden. Nennenswert in diesem Zusammenhang ist das Rathaus (errichtet im Jahre<br />
1555), welches das älteste im Kreis Germersheim und gleichzeitig das älteste Bauwerk innerhalb<br />
der Gemeinde ist. Darüber hinaus befinden sich in der Ortsgemeinde, insbesondere in der<br />
„Langen Straße“, eine Reihe weiterer historischer und denkmalgeschützter Anwesen in Form<br />
von Fachwerkhäusern beziehungsweise von Gebäuden in Fachwerkbau. Dabei gilt es auch,<br />
neue Gebäude und Baugebiete unter Beachtung der regional- und ortstypischen Bauformen<br />
und -materialien sowie eine stimmige Mischung von traditionellen und modernen Elementen<br />
herzustellen.<br />
7
Zur Stärkung der Innenentwicklung und zum Erhalt des Ortskerns werden die vorhandenen<br />
Potenziale im Bestand besser ausgeschöpft, d. h. die leer stehenden landwirtschaftlichen Gebäude<br />
und Scheunen werden umgebaut oder einer anderen Nutzung zugewiesen. Die Gemeinde<br />
<strong>hat</strong> vor 5 Jahren eine Halle in der Ortsmitte erworben und eine Multifunktionshalle/Gemeindehalle<br />
daraus gemacht. In erster Linie ist dort der örtliche Bauhof untergebracht. Bei Veranstaltungen<br />
dient sie bei schlechtem Wetter als Ausweichmöglichkeit. Allein in den letzten 15<br />
Jahren wurden damit nahezu 40 neue Wohngebäude in zweiter Reihe im Ortskern geschaffen.<br />
Weiterhin stellt die Revitalisierung von Leerständen eine wichtige Aufgabe für die Innenentwicklung<br />
dar. Die Leerstände sind seit Einführung des Bauplatzmanagementes von 10 auf nahezu<br />
null zurückgegangenen. Die Nachfrage hingegen ist gestiegen.<br />
Die gemeinschaftlich genutzten Gebäude und Anlagen sind allesamt in einem guten bis sehr<br />
guten Zustand. Die Anlagen auf dem Sport- und Freizeitgelände sowie die Bärenseen werden<br />
von den Vereinen alleine unterhalten.<br />
Eine Feldkapelle sowie die Feldkreuze werden durch Privatpersonen unterhalten.<br />
Die Gemeinde <strong>Ottersheim</strong> verfügt im Bereich der landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe<br />
und der Dienstleistungseinrichtungen über eine für die Größe des Ortes ausreichende Ausstattung<br />
mit guter Gestaltung der Einrichtungen. Während sich die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
hauptsächlich in der „Langen Straße“ konzentrieren, liegen die Gewerbebetriebe an den<br />
Rändern und die Dienstleistungseinrichtungen gestreut in der Ortslage. Durch den gezielten<br />
Ankauf von z. B. dem Kirchengelände seitens der Gemeinde soll in der Ortsmitte ein kleines<br />
Zentrum der Grundversorgung geschaffen werden.<br />
5. Grüngestaltung und –entwicklung<br />
Die innerörtliche Grüngestaltung und -entwicklung von <strong>Ottersheim</strong> ist von der örtlichen Fauna<br />
und Flora sowie von einer naturnahen Gestaltung geprägt. Auffällig ist die besondere Pflege<br />
der Hausgärten. Die Eingrünung ist in den neueren Baugebieten genauso wesentlicher Gestaltungspunkt<br />
wie die Erhaltung und Gestaltung des Altortes mit seinen Freiflächen.<br />
Der Ortskern ist vom Bachlauf des Brühlgrabens durchzogen, dessen Bachränder mit heimischen<br />
Bäumen und Pflanzen bewachsen sind.<br />
In der vom Umweltministerium geförderten<br />
Renaturierung des Brühlgrabens, dessen 1.<br />
Bauabschnitt im Jahr 2010 fertiggestellt<br />
wurde, haben die Anwohner auf einer Länge<br />
von ca. 500 m über 7.000 m² Gartenland an<br />
die Gemeinde veräußert. Im 2. Bauabschnitt<br />
wurden auf 150 m Länge weitere 3.500 m² zur<br />
Verfügung gestellt. Dadurch ergibt sich nun<br />
quer durch <strong>Ottersheim</strong> eine grüne Lunge mit<br />
einer öffentlichen Fläche von ca. 15.000 m²,<br />
die gleichzeitig auch der wohnortnahen<br />
Erholung dient. Ebenso sind öffentliche Plätze,<br />
Wege und Straßen mit regionaltypischen Pflanzen begrünt.<br />
Das Bewusstsein in der örtlichen Bevölkerung ist hinsichtlich der Schaffung und Sicherung von<br />
naturnahen Lebensräumen beziehungsweise hinsichtlich einer naturnahen Gestaltung von<br />
privaten Gebäuden, Gärten und Höfen sehr stark ausgeprägt. Innerhalb der Ortsgemeinde finden<br />
regelmäßige Gemeinschaftsaktionen statt, unter anderem Freischneideaktionen, Pflegemaßnahmen<br />
und Säuberungsaktionen zur Sicherung der gemeindlichen Grüngestaltung. Ebenso<br />
besteht eine Reihe von ehrenamtlichen Pflanzpatenschaften, um das örtliche Grün insbesondere<br />
im Bereich der Wohngebiete zu sichern und zu pflegen. Darüber hinaus wurden gemeinschaftlich<br />
von der Gemeinde und dem NABU Obstbaumschnittkurse für die Bürgerschaft<br />
durchgeführt.<br />
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Bei der vor kurzem ausgeführten Friedhofsanierung wurde insbesondere auf eine ländliche<br />
Friedhofskultur geachtet.<br />
6. Das <strong>Dorf</strong> in der Landschaft<br />
Zwischen Queichwiesen und Ackerflächen/Weinbergen herrlich in die Landschaft eingebettet,<br />
liegt <strong>Ottersheim</strong>. Die Ortsränder der Gemeinde sind überwiegend gut ausgeprägt und die<br />
Trennung zur Landschaft insbesondere durch die Stellung der Baukörper gewährleistet. Aus<br />
umweltplanerischer Sicht ist die Gemeinde nach dem Landesentwicklungsprogramm IV Rheinland-Pfalz<br />
beziehungsweise dem Regionalen Raumordnungsplan Rheinpfalz 2004 einem landesweit<br />
bedeutsamen Bereich für den Freiraumschutz (Regionaler Grünzug) sowie einem landesweit<br />
bedeutsamen Bereich für ein hohes natürliches Ertragspotential für landwirtschaftliche<br />
Nutzung zugeordnet und gilt als Vorranggebiet für den Arten- und Biotopschutz sowie für<br />
den Grundwasser- und den Hochwasserschutz.<br />
<strong>Ottersheim</strong> war bis in die späten 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts direkt existenziell<br />
abhängig von der Natur und ist auch heute noch sehr stark von Ackerbau und Landwirtschaft<br />
geprägt. Dies erklärt sicher die große Verbundenheit zur Umwelt und Natur. Zum Erhalt dieser<br />
Strukturen trägt eine Reihe von Maßnahmen und Konzepten bei. So z. B. die Landmetzgerei<br />
Benz und der Bioladen „Angushof“. Sie nutzen die Potenziale, die unsere Landschaft bietet, und<br />
tragen so auch zu deren Erhalt bei. Sie stellen nur Wurst und Fleischwaren aus eigener Viehaufzucht<br />
her. Der Angushof wurde 2010 beim EU-Projekt Internationaler Grünlandtag in Libramont/Belgien<br />
mit dem Preis des wallonischen Ministers für öffentliche Arbeiten, Landwirtschaft,<br />
Landschaft, Natur, Wald und Kulturerbe ausgezeichnet Das Angebot im Ort wird durch den Hofladen<br />
„Marienhof“ mit frischen Gemüsen, Salaten der Saison sowie Nudeln und Brot aus eigener<br />
Herstellung abgerundet.<br />
Das Gemarkungsgebiet von <strong>Ottersheim</strong> beziehungsweise Teilabschnitte davon befinden sich in<br />
einem FFH-, einem Vogelschutz-, einem Wasserschutz- sowie einem Grabungsschutzgebiet.<br />
Der den Ortskern durchfließende Bachlauf, der „Brühlgraben“ 1, , wurde 2009/2010 renaturiert,<br />
um den ökologischen Wert zu steigern und die naturnahe Lebensqualität im Ort zu verbessern.<br />
Die naturnahe Gestaltung und die regelmäßige Pflege des Bachlaufes bieten einen attraktiven<br />
Aufenthaltsort zum Spielen für die Kinder und einen attraktiven Spazierweg, insbesondere auch<br />
für ältere Mitbürger und Menschen mit Beeinträchtigungen.<br />
Baumscheibe: Wer genau zählt, kann den<br />
Jahresring seines Geburtsjahres herausfinden<br />
Der nördliche Teil der Gemarkung ist geprägt von Wald<br />
und Wiesen. Der im Jahr 1996 gegründeten IG Queichwiesen<br />
- unter Federführung der Gemeinde - ist es gelungen,<br />
Landwirte, Naturschützer und Kommunen zusammenzubringen<br />
und das Einstellen der Wiesenbewässerung<br />
zu verhindern, die in <strong>Ottersheim</strong> und in der Nachbargemeinde<br />
Offenbach als einzigen Gemeinden in der<br />
Region seit dem Mittelalter bis heute praktiziert wird. Sie<br />
ist die Voraussetzung zur Erhaltung dieser Kulturlandschaft<br />
und für ihre charakteristische Flora und Fauna.<br />
In einem bundesweiten Pilotprojekt wurden 2004 bis 2007<br />
mit Hilfe des Landes und der Deutschen Bundesstiftung<br />
Umwelt unter Federführung des Landschaftspflegeverbandes<br />
Südpfalz die Wehre in <strong>Ottersheim</strong>, Knittelsheim<br />
und Bellheim erneuert.<br />
Gleichzeitig bieten die Queichwiesen, der Wald und die Bärenseen durch ihre zusammenhängende<br />
Fläche ein riesiges Erholungspotential.<br />
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Auf Initiative von Bürgern wurde 2004 im <strong>Ottersheim</strong>er Wald in ehrenamtlichem Engagement<br />
ein Walderlebnispfad angelegt und seither unterhalten. Er überzeugt neben der Attraktivität<br />
der aufgestellten Geräte insbesondere durch sein naturpädagogisches Konzept.<br />
Seit Jahren kümmern sich die „Blaukehlchen“ um das Aufhängen und die regelmäßige Reinigung<br />
von über 200 Nisthöhlen.<br />
<strong>Ottersheim</strong> <strong>hat</strong> außerhalb des Ortsbereiches wertvolle Landschaftsbestandteile gesichert:<br />
„In den Wahlen“ befindet sich ein 2,3 ha großes Feuchtgebiet entlang des Brühlgrabens.<br />
An der nordwestlichen Gemarkungsgrenze liegt ein etwa 1,4 ha großer Teich („In den neuen<br />
Haardtstücken“ mit starkem Uferbewuchs), genauso der 1 ha große Teich „In der oberen<br />
Haardt“. Sie dienen als wichtiger Lebensraum und als Rückzugsgebiet für seltene Tiere und<br />
Pflanzen. Abgerundet wird dieser Bereich durch das angrenzende Naherholungsgebiet mit dem<br />
ca. 4,5 ha großen Wasserbiotop „Bärenseen 1 und 2“, die seit Jahrzehnten vom Angelsportverein<br />
unterhalten und gepflegt werden. Auch die Oldtimerfreunde pflegen eine 4 ha große, ihnen<br />
von der Gemeinde überlassene Wiesen- und Ackerfläche. Sie haben eine Streuobstwiese mit<br />
seltenen alten Obstsorten und ein Biotop angelegt. Ein Obstlehrpfad ist geplant. Auf der Ackerfläche<br />
werden am Erntefest und beim Oldtimerfest auf kleinen Parzellen gepflanzte heimische<br />
landwirtschaftliche Produkte mit historischen Techniken geerntet. In der Oldtimerscheune wurden<br />
Nisthilfen für Fledermäuse, Eulen, Turmfalken und Dohlen eingebaut.<br />
Alljährlich wird eine Wiese (Eisweiher) am nördlichen Ortsrand von der Gemeinde unter Wasser<br />
gestellt. Nach wenigen frostigen Tagen sind bereits die ersten Kinder mit ihren Schlittschuhen<br />
anzutreffen. Im Frühjahr wird daraus ein wertvolles Biotop mit seltener und geschützter Flora.<br />
Die Gemeinde <strong>hat</strong> im Jahr 2010 ca. 20.000 m² Wald aufgeforstet, um diese dem Ökokonto gutschreiben<br />
zu lassen.<br />
Mehrere Initiativen durch Kirche,<br />
Bürger, Gemeinde haben im Bereich<br />
der Ackerflächen durch Pflanzung<br />
von Gehölzen Rückzugsgebiete für<br />
Tiere geschaffen (am Altsheimer<br />
Weg, am Schwalbenberg, am Birnbaum,<br />
am Rosenhof, im Kaisermorgen,<br />
im Reiterspieß). Die Qualität<br />
und Vielfalt der aufgeführten<br />
Maßnahmen <strong>hat</strong> das Land Rheinland-Pfalz<br />
im Jahr 2012 veranlasst,<br />
der Gemeinde <strong>Ottersheim</strong> den<br />
Sonderpreis des Umweltministeriums<br />
für vorbildliche<br />
ökologische Leistungen zu<br />
verleihen. Das Preisgeld wurde –<br />
wie sollte es auch anders sein – in ein Projekt mit nachhaltiger Wirkung investiert. Die Gemeinde<br />
<strong>hat</strong> zwei Äcker in der südlichen Gemarkung entlang eines betonierten landwirtschaftlichen<br />
Weges erworben, um einen Generationenpfad anzulegen. Alljährlich heißt es im Spätjahr:<br />
„Wir pflanzen Bäume für unsere Babys.“ Im Dezember 2012 konnten bereits 15 Bäume für<br />
Neugeborene in einer gemeinsamen Pflanzaktion mit den Babys, Geschwistern, Eltern und<br />
Großeltern gesetzt werden und damit auch eine alte Tradition belebt werden.<br />
….und 2018, wenn wir unseren 1250ten Geburtstag feiern, werden wir uns zusammensetzen<br />
und prüfen, welche Konzepte erfolgreich waren und welche Ziele wir erreicht haben.<br />
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