Versione originale_Horst - Vatican Insider - La Stampa
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Die Macht der Domkapitel<br />
Am 22. September begrüßt in Berlin Erzbischof Woelki den<br />
Papst. Homos und Lesben machen schon mobil<br />
Von Guido <strong>Horst</strong><br />
Und schon geht es los... Zum Erzbischof von Berlin ernannt zu<br />
werden, ist das eine. Aber als Oberhirte von 390.000 Katholiken<br />
in dem Erzbistum einen guten Start in der deutschen Hauptstadt<br />
zu haben, entscheidet sich heutzutage, im postchristlichsäkularen<br />
Milieu Ostdeutschlands, vor allem an einer Frage: Wie<br />
steht der Neue zu den Schwulen und Lesben? Kaum war am 2.<br />
Juli die Ernennung von Rainer Maria Woelki offiziell, begannen<br />
die Recherchen. Und schon zwei Tage später wusste der Berliner<br />
„Tagesspiegel“ Bescheid: Die katholische Kirche sei schlecht<br />
beraten, jemanden in die Hauptstadt zu schicken, „der offenbar<br />
ein Problem mit Homosexuellen hat“, sagte der SPD-<br />
Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs gegenüber der Berliner<br />
Zeitung. Sie tue sich keinen Gefallen, „wenn sie den Vertreter<br />
einer rückständigen Glaubensrichtung in Berlin zum Bischof<br />
macht“. Das widerspreche dem Lebensgefühl der Menschen.<br />
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Der Abgeordnete Kahrs bezog sich mit seiner Kritik auf eine<br />
Berichterstattung des Hamburger Nachrichtenmagazins „Der<br />
Spiegel“, wonach Woelki Homosexualität als Verstoß gegen die<br />
„Schöpfungsordnung“ verurteilt habe. Der Arbeitskreis „Lesben<br />
und Schwule in der SPD“ (Schwusos) habe die Ernennung<br />
Woelkis vor diesem Hintergrund als negatives Signal gewertet.<br />
„Das wird den Dialog mit der katholischen Kirche erschweren“,<br />
sagte der Schwuso-Vorsitzende Ansgar Dittmar. Für alle in der<br />
katholischen Kirche engagierten Schwulen und Lesben seien<br />
Woelkis Äußerungen „ein Stoß vor den Kopf“. Der<br />
kirchenpolitische Sprecher der Grünen, Josef Winkler, sagte dem<br />
„Tagesspiegel“, es werde sich unter anderem am Umgang mit<br />
dem Thema Homosexualität entscheiden, ob Woelki als Bischof<br />
in der Hauptstadt bestehen könne.<br />
So ist es, wenn man dem obersten Repräsentanten in einer<br />
Hochburg des postchristlichen Deutschlands „die Instrumente<br />
zeigt“. Und das Woelki im Jahr 2000 an der römischen Opus<br />
Dei-Universität „Santa Croce“ mit einer Arbeit über die<br />
Bedeutung der Pfarrei promoviert hatte, sorgte für zusätzlichen<br />
Wirbel in den Medien. Aber warum hat man ausgerechnet ihn,<br />
den medienscheuen und als konservativ geltenden Kirchenmann<br />
– Woelki war vor seiner Zeit als Weihbischof in Köln<br />
Privatsekretär von Kardinal Joachim Meisner – auf das glatte<br />
Parkett der deutschen Hauptstadt geschickt?<br />
Kardinal Georg Sterzinsky, emeritierter Erzbischof von Berlin<br />
und nach langer Krankheit am 30. Juni verstorben, hat die<br />
Ernennung seines Nachfolgers nicht mehr erlebt. Für die<br />
katholische Kirche in der Hauptstadt gilt das preußische<br />
Konkordat: Der Vatikan schickt eine Dreier-Liste nach Berlin<br />
und das dortige Domkapitel wählt den neuen Erzbischof in<br />
geheimer Wahl. Doch das Verfahren wurde zum Tauziehen und<br />
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mindestens ein Mal ging die Dreier-Liste zurück in die Berliner<br />
Nuntiatur. Das Domkapitel konnte sich nicht entscheiden. So<br />
drangen schließlich Namen nach außen, die angeblich zu den<br />
heißesten Kandidaten zählten: Der Regensburger Bischof<br />
Gerhard Ludwig Müller gehörte dazu, ebenso sein Bamberger<br />
Kollege Erzbischof Ludwig Schick oder sogar Kardinal Reinhard<br />
Marx, dem es in München geht wie allen Nicht-Bayern in<br />
Bayern: Er fühlt sich fremd. Der Limburger Bischof Franz Peter<br />
Tebartz-van-Eltz soll genauso auf der Dreier-Liste gestanden<br />
haben wie der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich, der sich<br />
als Apostolischer Administrator in der Zeit der Sedisvakanz<br />
zumindest gegenüber den Medien profiliert hatte. Doch dann<br />
endlich kam die Entscheidung für den Mann, mit dem niemand<br />
gerechnet hatte: Die Wahl des Domkapitels fiel wohl auf den<br />
Kandidaten aus der – zumindest ein Mal überarbeiteten - Dreier-<br />
Liste aus Rom, mit dem das Domkapitel am besten zu leben<br />
glaubt: Ein bekanntes Phänomen in den deutschen Diözesen, in<br />
denen die Bischofsnachfolge nach dem preußischen Konkordat<br />
zu regeln ist. Domkapitel neigen dazu, sich nicht den stärksten,<br />
sondern den Oberhirten zu wählen, mit dem sie für sich die<br />
wenigsten Schwierigkeiten vermuten. Rainer Maria Woelki geht<br />
einen schweren Gang – und das nicht nur wegen der Schwulen-<br />
Lobby, die jedes Wort von ihm auf die Goldwaage legen wird.<br />
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