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20 KULTUR<br />
Liebe Bad Blumauerinnen!<br />
Liebe Bad Blumauer!<br />
Ich habe mittlerweile gelernt, das "u"<br />
zu betonen - nicht das "au". Ich bin Wiener.<br />
Ich bin trotzdem lernfähig. Ich bitte<br />
alle, mit denen ich schon gesprochen<br />
habe um Entschuldigung für mein<br />
anfängliches "Dialekt-Problem".<br />
Ich wurde gebeten das Projekt "Bad<br />
Blumauer Werkstätten - ROSASTURM<br />
KUNSTLABOR für nachhaltige Entwicklung"<br />
zu kommentieren. Hier meine<br />
persönliche Sicht.<br />
Ich feiere jetzt gerade im Juni meinen<br />
44. Geburtstag. Ein Alter, wo viele Menschen<br />
beginnen ihr Leben neu zu gestalten.<br />
Für mich trifft das in einem<br />
Punkt sicher zu. Ich habe kürzlich das<br />
Thema "Kunst" neu entdeckt. Das wird<br />
mich zukünftig beschäftigen. Meinen<br />
bisherigen Höhepunkt als „Künstler“<br />
erlebte ich im Alter von dreizehn Jahren.<br />
Ich gewann einen Zeichenwettbewerb.<br />
Später habe ich eine "anständige"<br />
Ausbildung gemacht und einen<br />
"anständigen" Beruf ergriffen. Inzwischen<br />
bin ich Unternehmensberater.<br />
In der Einschätzung der "Anständigkeit"<br />
dieser Berufsgruppe gehen die Meinungen<br />
auseinander. Nach fast 10 Jahren<br />
in dieser Zunft, kann ich das gut verstehen.<br />
Hier liegt eine Ähnlichkeit zum<br />
Beruf Künstler. Ich übe meinen Beruf<br />
aber noch immer gerne aus. Mich hat<br />
dieser Weg zum Thema "Nachhhaltige<br />
Entwicklung" geführt. Und das ist mir<br />
ein echtes Herzensanliegen. Ich bin<br />
heute im Vorstand der "netz.werk.stAdt"<br />
tätig. Das ist ein ExpertInnen-Netzwerk,<br />
das sich der Umsetzung von nachhaltiger<br />
Entwicklung im realen Wirtschaftsleben<br />
widmet.<br />
Auf diesem Weg habe ich den Künstler<br />
Emmerich Weissenberger kennengelernt.<br />
Sein Leitmotiv ist seit Jahren<br />
"Kunst und nachhaltige Entwicklung".<br />
Anfänglich ging es mir so ähnlich wie<br />
heute vielen Menschen in Bad Blumau.<br />
Ich habe nicht im Entferntesten verstanden<br />
was der da treibt! Ich habe<br />
mich aber nicht gleich abschrecken lassen.<br />
Irgendwie war er "nett". (Ich hoffe<br />
er verzeiht mir den Ausdruck.) Heute<br />
glaube ich, dass ich schon viel mehr<br />
verstanden habe, was er tut, und vor allem<br />
warum. Ich lerne weiter. Jeden Tag<br />
in diesem Projekt.<br />
Anfänglich war ich - wie viele meiner<br />
Kollegen - sehr mit der Frage beschäftigt,<br />
ob das eigentlich "schön" ist, was<br />
Emmerich Weissenberger in seiner<br />
Kunst macht. Einige der Diskussionen<br />
in Bad Blumau, erinnern mich stark an<br />
die erste Zeit der Begegnungen des<br />
Künstlers mit "normalen Menschen" bei<br />
uns im Veranstaltungsraum. Ich bin sicher,<br />
viele von Ihnen können sich lebhaft<br />
vorstellen, wie "unkünstlerisch"<br />
manche Meinungen formuliert wurden.<br />
Ich habe mittlerweile meinen persönlichen<br />
Zugang zu der Frage der "Schönheit"<br />
gefunden. In der Nachhaltigkeitsszene<br />
ist oft vom "Guten, Wahren und<br />
Schönen" als Maßstab des Handelns die<br />
Rede. Da wird auf den Philosophen Platon<br />
Bezug genommen, oder auf Albert<br />
Einstein, der von sich selbst gesagt hat,<br />
stets diesen „inneren Maßstab“ angelegt<br />
zu haben. Ich bin kein Philosoph<br />
und kein Genie. Aber mit diesen Begriffen<br />
kann ich etwas anfangen. Und<br />
meine einfache Übersetzung für die Frage<br />
nach der Schönheit der Kunst von<br />
Emmerich Weissenberger ist die:<br />
Ich habe ein gutes Gefühl wenn ich<br />
Ems (so sein Rufname) als Mensch begegne.<br />
Er verfolgt "gute Absichten" in<br />
dem was er tut. Nicht nur für sich selbst.<br />
Nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft<br />
ist ihm ein echtes Anliegen.<br />
Und seine künstlerische Arbeit ist authentisch.<br />
Er gestaltet seine Arbeit nicht<br />
nach den Vorstellungen anderer. Er arbeitet<br />
immer aus dem tiefsten eigenen<br />
Empfinden. In diesem Sinne ist es "wahr"<br />
was er tut. Und daraus entsteht für mich<br />
die Ästhetik, die sich in seinen Kunstwerken<br />
zeigt.<br />
Die Kunst von Emmerich Weissenberger<br />
ist gut und wahr - und deswegen<br />
schön. Der Rest ist Geschmackssache.<br />
Und darüber lässt sich ja vortrefflich<br />
streiten. Mir persönlich wird eher wenig<br />
davon nachgesagt. Aber ich arbeite<br />
daran - bin wie gesagt lernfähig.<br />
Zur Zeit erlebe ich Bad Blumau ein wenig<br />
"im Streit". Im positiven Sinn allerdings.<br />
Es werden offene Diskussionen<br />
geführt, mit klaren Standpunkten. Aber<br />
ich erlebe auch viel Zuhören, aufeinander<br />
eingehen und die Bereitschaft<br />
vorerst Unverständliches erst einmal<br />
zuzulassen. Toleranz und Mut.<br />
Ja gerade der Mut, sich diesem Projekt<br />
zu öffnen hat mich beeindruckt. Einige<br />
Verantwortungsträger in Bad Blumau<br />
haben viel Mut bewiesen. Ich war<br />
bei Sitzungen des Gemeinderates und<br />
des Tourismusverbandes persönlich anwesend.<br />
Ich habe "Streitkultur" erlebt.<br />
Sehr "geradlinige" Argumentationen,<br />
um es vorsichtig auszudrücken. Es wurde<br />
schlussendlich Entscheidungen getroffen,<br />
und Voraussetzungen geschaffen,<br />
diesem Kunstprojekt in Bad Blumau<br />
Raum zu geben. Sich zu entfalten und<br />
zeigen, welche Wirkungen es haben<br />
kann. Auf die Menschen, die Gemeinde,<br />
die Gesellschaft, und die wirtschaftliche<br />
Entwicklung vor Ort.<br />
Ich persönlich bin überzeugt, dass sich<br />
der Mut für Bad Blumau auszahlen wird.<br />
Das meine ich auch im Sinne von kommerziell<br />
"auszahlen". Hier bin ich wieder<br />
in meiner einfachen unkünstlerischen<br />
Sicht als Unternehmensberater<br />
und Organisationsentwickler. Für mich<br />
hat Bad Blumau einen sehr klugen<br />
Schritt gesetzt, sich als Gemeinde und<br />
Tourismusregion "hervorragend" zu positionieren<br />
- also deutlich wahrgenommen<br />
zu werden. Tourismus ist eine<br />
wichtige Grundlage der Bad Blumauer<br />
Wirtschaft. Und dieses Geschäft bedeutet,<br />
dass man bei Menschen Interesse<br />
weckt. Das wird Bad Blumau mit<br />
diesem Kunstprojekt sicher gelingen.<br />
Mit größerem Wirkungsgrad und -kreis,<br />
als mit üblicher Tourismuswerbung.<br />
Und dieses Interesse wird nicht irgendwie<br />
geweckt, sondern in einem<br />
sehr "schönen" und speziell für Bad Blumau<br />
stimmigen Kontext. Nachhaltige<br />
Entwicklung als Thema - in Bad Blumau<br />
schon lange als wichtig erkannt. Und<br />
die Kunst als Streitthema und Weg zum<br />
Erfolg. Ein „Heimspiel“ für die Gemeinde<br />
– ich erinnere an die Entstehung<br />
des Rogner Bad Blumau mit Friedensreich<br />
Hundertwasser.<br />
Kunst steht für Authentizität. Und Authentizität,<br />
"Wahrhaftigkeit" ist etwas<br />
womit man sich heute im Thema Nachhaltigkeit<br />
positiv differenzieren kann.<br />
Von einem gewissen Massentrend, der<br />
hier schon entstanden ist. Bad Blumau<br />
ist etwas Besonderes. Das weiß zwar jeder<br />
Bad Blumauer, aber mittlerweile<br />
weiß ich es auch. Dieser Ort ist wichtig<br />
geworden in meinem Leben. Und ich<br />
bedanke mich an dieser Stelle ganz herzlich<br />
für die Gastfreundschaft, die ich hier<br />
bereits erleben durfte!<br />
Ich wünsche Bad Blumau viel Erfolg<br />
mit "seinem" Kunstprojekt und werde<br />
mich gemeinsam mit Emmerich Weissenberger<br />
weiter bemühen, das meine<br />
dazu beizutragen.<br />
Thomas Reichmann<br />
ROSASTURM<br />
KUNSTLABOR<br />
für nachhaltige Entwicklung