Archivar 2/2012 (3 Mbyte) - Archive in Nordrhein-Westfalen
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ArchivAr 65. Jahrgang Heft 02 Mai <strong>2012</strong><br />
LITERATURBERICHTE<br />
bestehen, brauchen die archivischen Informationssysteme<br />
<strong>in</strong>sgesamt den Vergleich mit Angeboten anderer<br />
Verwaltungszweige aber ke<strong>in</strong>eswegs zu scheuen.<br />
In der Regel hatten die Staatlichen Archivverwaltungen zum<br />
Zeitpunkt des Systemaufbaus bereits <strong>in</strong> den Kernbereichen<br />
fachliche Standards etabliert. Da sie auch über die notwendigen<br />
personellen und f<strong>in</strong>anziellen Ressourcen verfügen, fiel fast<br />
überall die Entscheidung zugunsten von Eigenentwicklungen.<br />
Der Beitrag des Archivs des Bundestags zeigt, wie kle<strong>in</strong>ere<br />
<strong>Archive</strong> unter anderen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen agieren. Hier wird<br />
eher die Nutzung von Standardlösungen angestrebt, damit der<br />
Aufwand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em vertretbaren Rahmen bleibt. Selbst unter<br />
diesen Prämissen können erfolgreich zeitgemäße Fachverfahren<br />
e<strong>in</strong>geführt werden, wie die Umsetzung der Stufenerschließung<br />
und des Repräsentationsmodells bei der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />
Erschließungssoftware zeigen.<br />
Der Tagungsband vermittelt vor allem e<strong>in</strong>en Überblick über<br />
den Entwicklungsstand archivischer Informationssysteme<br />
der Staatlichen Archivverwaltungen. Vorrangig wird<br />
zwar das <strong>in</strong> den Blick genommen, was <strong>in</strong> den klassischen<br />
archivischen Kernbereichen bereits erreicht wurde, aber<br />
auch neue Anforderungen, wie sie sich z. B. aus dem Aufbau<br />
digitaler <strong>Archive</strong> oder dem Medium Internet ergeben, f<strong>in</strong>den<br />
Berücksichtigung. Da Fachverfahren den Arbeitsalltag e<strong>in</strong>es<br />
jeden Archivs bestimmen, sei dieser Band auch kle<strong>in</strong>en <strong>Archive</strong>n<br />
und <strong>Archive</strong>n anderer Sparten zur Orientierung empfohlen. Die<br />
Entwicklung der Informationssysteme verläuft allerd<strong>in</strong>gs so<br />
dynamisch, dass die präsentierten Sachstände schon <strong>in</strong> wenigen<br />
Jahren überholt se<strong>in</strong> werden. Insofern ersche<strong>in</strong>t die Herausgabe<br />
e<strong>in</strong>es gebundenen Bandes nicht ganz angemessen. E<strong>in</strong>e<br />
schlichtere und preisgünstigere Druckfassung oder e<strong>in</strong>e Onl<strong>in</strong>e-<br />
Publikation hätten e<strong>in</strong>e weitere Verbreitung wohl befördert.<br />
Barbara Hoen, Düsseldorf<br />
AudiovisuELLE ArchivE MAchEN schuLE<br />
Les archives audiovisuelles font école. Colloque Memoriav<br />
Kolloquium 2007. Hrsg. von Memoriav. hier + jetzt,<br />
Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2008. 136 S.,<br />
Paperback. 19,80 €. ISBN 978-3-03919-107-9<br />
Mit der Vermittlung audiovisueller Inhalte im Bereich der<br />
öffentlichen, speziell der schulischen Bildung beschäftigte<br />
sich das zweite Memoriav-Kolloquium 2007 <strong>in</strong> La Chaux-de-<br />
Fonds. Der private Vere<strong>in</strong> zur Erhaltung und Erschließung<br />
des audiovisuellen Kulturguts der Schweiz widmete sich dabei<br />
e<strong>in</strong>em Thema, das zwar nicht zu se<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>ssatzung<br />
festgeschriebenen Hauptaufgaben zählt, das aber dennoch e<strong>in</strong>en<br />
wesentlichen Dase<strong>in</strong>szweck von <strong>Archive</strong>n oder archivischen<br />
Sammlungen <strong>in</strong> demokratischen Gesellschaften repräsentiert:<br />
die Nutzung <strong>in</strong> und durch die Öffentlichkeit. Der Fokus der<br />
Beiträge lag dabei auf der Vorstellung von praktischen Beispielen,<br />
wie audiovisuelle Quellen im Bereich der schulischen und<br />
universitären (Aus- und Fort-)Bildung <strong>in</strong> der Schweiz bereits<br />
genutzt werden. Neben den traditionellen Akteuren aus <strong>Archive</strong>n<br />
und Museen tummeln sich auch private Anbieter auf diesem<br />
Markt, wie die Schulbuchverlage, die auf die neuen technischen<br />
Gegebenheiten und Ausstattungen der Schulen und der Schüler<br />
mit entsprechenden multimedialen Inhalten reagieren. Dass diese<br />
nicht als Konkurrenten, sondern als sich ergänzende Partner <strong>in</strong><br />
der Bildungslandschaft betrachtet werden müssen, unterstreicht<br />
der Beitrag von Thomas Hermann „Das Klassenfoto als Ikone<br />
und Vision der modernen Volksschule“ (S. 93-101). Dar<strong>in</strong> berichtet<br />
er nicht nur vom phänomenalen Erfolg der Onl<strong>in</strong>e-Stellung e<strong>in</strong>es<br />
zu kommerziellen Zwecken zwischen 1925 und 1990 entstandenen<br />
Klassenfotoarchivs, sondern zeigt auch Möglichkeiten<br />
auf, wie diese Fotos <strong>in</strong> die erziehungswissenschaftliche<br />
Ausbildung oder <strong>in</strong> die schulische Bildung <strong>in</strong>tegriert werden<br />
können, <strong>in</strong>dem sie konkrete Aussagen über Pädagogik und<br />
Schulalltag aus vergangenen Zeiten zu vermitteln <strong>in</strong> der Lage<br />
s<strong>in</strong>d. Demgegenüber liegen die Wahrnehmungschancen der<br />
<strong>Archive</strong> <strong>in</strong> ihren regionalen Angeboten. Sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage,<br />
die Auswirkungen allgeme<strong>in</strong>er historischer Ereignisse im<br />
räumlichen Erfahrungs- und Erlebnishorizont der Nutzer<br />
visuell zu konkretisieren und damit e<strong>in</strong>e durch die Empathie<br />
der geografischen Nähe provozierte Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der<br />
Vergangenheit und dem eigenen Werden auszulösen.<br />
Der kle<strong>in</strong>e Band unterstreicht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Beiträgen die<br />
Notwendigkeit e<strong>in</strong>er größeren Verzahnung und Abstimmung<br />
der Institutionen, die im schulischen oder außerschulischen<br />
Bildungsbereich tätig s<strong>in</strong>d. Auch hierzulande ist diese<br />
Notwendigkeit offensichtlich, auch wenn es bereits gute<br />
Beispiele der Zusammenarbeit von <strong>Archive</strong>n und den<br />
Landesbildungsservern gibt.<br />
Kurt Hochstuhl, Freiburg<br />
MAThiAs bErEK, KoLLEKTivEs gEdächTNis uNd<br />
diE gEsELLschAfTLichE KoNsTruKTioN dEr<br />
wirKLichKEiT<br />
E<strong>in</strong>e Theorie der Er<strong>in</strong>nerungskulturen. Harrassowitz<br />
Verlag, Wiesbaden 2009. 224 S., kart. 38,- €. ISBN 978-<br />
3-447-05921-3 (Kultur- und sozialwissenschaftliche<br />
Studien 2)<br />
Aktuelle Studien, die sich im Themenfeld „Er<strong>in</strong>nerung und<br />
Gedächtnis“ bewegen, greifen <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>leitungen häufig auf<br />
die Metaphern vom „memory boom“, der „memory <strong>in</strong>dustry“<br />
oder e<strong>in</strong>er Konjunktur der Er<strong>in</strong>nerungskulturen zurück. 1 Die<br />
Studien verweisen dabei oftmals auf die Interdiszipl<strong>in</strong>arität<br />
sowie die kaum mehr zu erfassende Anzahl an Arbeiten<br />
1 Siehe Andreas Huyssen, Twilight Memories: Mark<strong>in</strong>g Time <strong>in</strong> a Culture of<br />
Amnesia (New York: Routledge, 1995); Kerw<strong>in</strong> L. Kle<strong>in</strong>, „On the Emergence<br />
of Memory <strong>in</strong> Historical Discourse“, Representations 69 (2000): S. 127-150;<br />
Claudia Öhlschläger, „Gender/Körper, Gedächtnis und Literatur“, <strong>in</strong> Gedächtniskonzepte<br />
der Literaturwissenschaft: Theoretische Grundlegung<br />
und Anwendungsperspektiven, hrsg. v. Astrid Erll und Ansgar Nünn<strong>in</strong>g<br />
(Berl<strong>in</strong>: de Gruyter, 2005), S. 227-248.