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SDF Buch Teil 2

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Kommunikation und Bürgerbeteiligung 218<br />

dauerhafter Beziehungen. Daher sollte die Kommunikation auch nie ausschließlich auf die<br />

Planungs- und Umsetzungsphase eines Projektes, sondern auch auf Nachsorge und den<br />

Bestand ausgerichtet sein.<br />

Es ist erforderlich, öffentliches Vertrauen herzustellen und niemals zu beschädigen. Das ist<br />

leichter gesagt als getan, denn unvorhersehbare Ereignisse können die öffentliche Meinung<br />

schnell gegen ein Projekt aufbringen. Daher ist eine im Grundsatz<br />

„öffentlichkeitsfreundliche“ Handlungsweise der Projektverantwortlichen mit dauerhafter<br />

Pfl ege des öffentlichen Vertrauens notwendig. Entscheidungen müssen immer transparent<br />

und nachvollziehbar begründet werden, wenngleich datenschutzrechtliche Interessen zu<br />

wahren sind. Ein potenzielles Problem ergibt sich aus der Arbeitsmethodik, der Aufteilung<br />

von Ressourcen und Personal, bezogen z. B. auf die Kontinuität der Ansprechpartner und<br />

Möglichkeiten, auf Veränderungen zu reagieren. Wie können also vorausschauende,<br />

unterstützende Strategien aussehen?<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung in formalisierten Verfahren<br />

Die gesetzlichen Genehmigungsverfahren erfordern in beiden Ländern eine<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung auf unterschiedlichen Ebenen des Prozesses. Das deutsche und<br />

niederländische Planungssystem unterscheiden sich – sogar innerhalb der deutschen<br />

Bundesländer gibt es Unterschiede, z. B. bezogen auf Zuständigkeiten für den<br />

Hochwasserschutz oder auf Ebenen der Raumplanung.<br />

Beide Länder haben vergleichbare Kriterien bei der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP),<br />

z. B. hinsichtlich von Maßnahmen auf Grundlagen von verbindlichen EU-Richtlinien. Die<br />

Unterschiede bestehen in der Handhabung, im zeitlichen Ablauf und wie die Öffentlichkeit<br />

in das Verfahren einbezogen wird (z. B. kann in den Niederlanden jeder Stellung nehmen,<br />

wohingegen in Deutschland nur die Träger öffentlicher Belange und Betroffene formal<br />

eingebunden sind).<br />

Der Hauptunterschied ist in der Bündelungswirkung des deutschen<br />

Planfeststellungsverfahrens begründet, in dem alle Anregungen und Bedenken zu<br />

Auswirkungen des Vorhabens durch die Genehmigungsbehörde gegeneinander abgewogen<br />

werden. In den Niederlanden folgt nach der UVP der Genehmigungsprozess mit einer<br />

Vielzahl von Einzelgenehmigungen, z. B. zur Betroffenheit von Privatpersonen, zum<br />

Oberfl ächenwasserschutz, Bodenaushub, usw. Ein Genehmigungsmanagementsystem ist zur<br />

Effektivierung zweckmäßig, um den Prozess zu verfolgen und Maßnahmen zu<br />

synchronisieren. Weitergehende Informationen zu den Genehmigungsverfahren in<br />

Deutschland und den Niederlanden sind in Anhang 2 zusammengefasst.<br />

4.1 Öffentlichkeitsbeteiligung durch informelle Instrumente<br />

Durch gesetzlich vorgegebene Beteiligungsformen ist nur eine zeitlich und fachlich begrenzte<br />

Möglichkeit der Einflussnahme in den Genehmigungsverfahren möglich. Wirkliche<br />

Einflussnahme durch eine breitere Öffentlichkeit auf die Entwicklung und Umsetzung eines<br />

Projektes ist zumeist beschränkt und nachlaufend, infolge bereits vorausgegangener<br />

Entscheidungen auf Grundlage technischer (oft wasserwirtschaftlicher)<br />

Rahmenbedingungen. Für eine demokratischere und glaubwürdigere<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung haben die Planer hier informelle Beteiligungsformen im Vorfeld<br />

gesetzlich vorgeschriebener Verfahren in die Projektentwicklung einbezogen. Durch einen<br />

begleitenden Prozess der transparenten Wissensvermittlung und praktischen Einbindung von<br />

Bürgern sollten deren Bedürfnisse Gehör fi nden. Die Berücksichtigung im Beteiligungsprozess<br />

von Projektbeginn an führt zu einer deutlich höheren Zustimmung und schafft Win-win-<br />

Situationen. Daher können Maßnahmen in Hochwasser-Rückhalteräumen oft nicht<br />

erfolgreich umgesetzt werden, wenn sie nicht auf ausreichende Zustimmung durch die<br />

Öffentlichkeit treffen und von Stakeholdern unterstützt werden. Insofern ist die<br />

Öffentlichkeitsbeteiligung bereits in der Entscheidungsfi ndung grundlegend, um dauerhafte<br />

und nachhaltige Lösungen zu erzielen.

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