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Werbungskosten §9<br />
A. Überblick zu § 9 . ........ 1<br />
B. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklung<br />
................ 2<br />
II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s<br />
Werbungskostenbegriffs bis<br />
zum EStG 1934 . ......... 3<br />
III. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />
seit <strong>de</strong>m EStG 1934 . . . . . . . 4<br />
C. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Gesetzgeberischer Zweck<br />
und Gesetzessystematik . . . . 6<br />
II. Die Abgrenzungsfunktion<br />
<strong>de</strong>s § 9 im einzelnen . . . . . . . 7<br />
III. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung . . 8<br />
IV. Verfassungsmäßigkeit . . . . . . 9<br />
V. Gestaltungsmöglichkeiten<br />
beim Werbungskostenabzug 10<br />
D. Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Persönlicher und sachlicher<br />
Geltungsbereich<br />
1. Persönlicher Geltungsbereich<br />
a) Geltung im Einkommensteuerrecht<br />
. 13<br />
b) Geltung im Körperschaftsteuerrecht<br />
.... 14<br />
2. Sachlicher Geltungsbereich<br />
a) Geltung für die<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
. .... 15<br />
b) Geltung in steuerrechtlichenSon<strong>de</strong>rverfahren<br />
. . . . . . .... 16<br />
II. Anwendung bei Auslandsbeziehungen<br />
............ 17<br />
III. Anwendung bei Gesellschaften<br />
und Gemeinschaften<br />
................ 20<br />
E. Verhältnis <strong>de</strong>s § 9 zu an<strong>de</strong>ren<br />
Vorschriften<br />
I. Verhältnis zu § 3 c<br />
(anteilige Abzüge) ......... 22<br />
Inhaltsübersicht<br />
Allgemeine Erläuterungen zu § 9<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
II. Verhältnis zu § 4 Abs. 4<br />
(Betriebsausgaben) . . ...... 23<br />
III. Verhältnis zu § 8<br />
(Einnahmen) . . . . . . ...... 25<br />
IV. Verhältnis §§ 9 a, 9 b<br />
(Pauschbeträge;<br />
Vorsteuerabzug) . . . . ...... 26<br />
V. Verhältnis zu §§ 10 ff.<br />
(Son<strong>de</strong>rausgaben) . . . ...... 27<br />
VI. Verhältnis zu § 11<br />
(Vereinnahmung und<br />
Verausgabung) . . . . . ...... 28<br />
VII. Verhältnis zu § 12<br />
(nicht abziehbare Ausgaben) 29<br />
VIII. Verhältnis zu außergewöhnlichen<br />
Belastungen<br />
(§§ 33–33 c) . ............. 35<br />
F. Zurechnung <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(Abzugsberechtigung)<br />
I. Grundsätze ............. 40<br />
II. Aufwendungen durch<br />
Dritte und für Dritte<br />
1. Abziehbarkeit von Drittaufwendungen<br />
beim Einkunftserzieler<br />
. . . . . . . . . . 43<br />
2. Übernahme von Aufwendungen<br />
für einen Dritten 44<br />
III. Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r<br />
AfA-Zurechnung ........ 47<br />
IV. Beson<strong>de</strong>rheiten bei Gesellschaften<br />
und Gemeinschaften<br />
................ 50<br />
G. Verfahrensfragen<br />
I. Berücksichtigung von<br />
Werbungskosten im Veranlagungs-,Vorauszahlungsund<br />
Lohnsteuerverfahren . 53<br />
II. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse<br />
und Feststellungslast für<br />
Werbungskosten<br />
1. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse . . 54<br />
2. Feststellungslast . . . . . . . . 55<br />
III. Nachholung, Verzicht und<br />
Wahlrechte beim Werbungskostenabzug<br />
...... 57<br />
E 3
§9 Werbungskosten<br />
A. Überblick über die Tatbestandsmerkmale<br />
und Rechtsfolgen<br />
<strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs<br />
(Abs. 1<br />
Sätze 1 und 2) ............ 60<br />
B. Werbungskosten als „Aufwendungen“<br />
(Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Begriff <strong>de</strong>r „Aufwendungen“<br />
(= Ausgaben)<br />
1. „Aufwendungen“ als<br />
vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Abfluß von Gütern in<br />
Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert<br />
(Ausgabe) ............. 65<br />
2. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Begriffen:<br />
„Aufwand“ und<br />
„Kosten“ .............. 68<br />
3. Verhältnis zur zeitlichen<br />
Zuordnung (Abfluß) und<br />
persönlichen Zurechnung<br />
(Abzugsberechtigung) .... 71<br />
II. Aufwendungen und kompensieren<strong>de</strong><br />
Ansprüche<br />
bzw. Leistungen<br />
1. Überblick ............. 75<br />
2. Die Behandlung sog. kompensieren<strong>de</strong>r<br />
Ansprüche<br />
bei Überschußeinkünften<br />
a) Fälle sog. kompensieren<strong>de</strong>r<br />
Ansprüche .... 76<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenenEinzelbeurteilung<br />
von Aufwendungen<br />
(bzw. Einnahmen)<br />
und kompensieren<strong>de</strong>m<br />
Anspruch .......... 77<br />
c) Einzelfälle (rückfor<strong>de</strong>rbareWerbungskosten,<br />
durchlaufen<strong>de</strong><br />
Posten, irrtümliche<br />
Werbungskosten) .... 78<br />
3. Rückzahlung früherer Einnahmen<br />
(negative Einnahmen)<br />
a) Negative Einnahmen<br />
o<strong>de</strong>r Werbungskosten . 80<br />
b) Einzelheiten zum Abzug<br />
negativer Einnahmen<br />
............... 81<br />
Erläuterungen zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Allgemeiner Werbungskostentatbestand<br />
und Rechtsfolgen<br />
E 4 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
4. Rückfluß früherer Werbungskosten<br />
(keine negativen<br />
WK)<br />
a) Rückfluß abgezogener<br />
Werbungskosten ..... 85<br />
b) Rückfluß nicht als<br />
Werbungskosten abgezogener<br />
Aufwendungen 87<br />
5. Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />
und Zuschüsse<br />
Dritter<br />
a) Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />
durch<br />
Dritte ............. 90<br />
b) Zuschüsse .......... 91<br />
c) Verzicht auf Ersatzo<strong>de</strong>rErstattungsleistungen<br />
.......... 92<br />
III. Weitere Abgrenzungsfragen<br />
1. Aufwendungen auf das<br />
Vermögen ............. 95<br />
2. Fiktive Aufwendungen . . . 100<br />
IV. Bewertung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
................. 104<br />
C. Einnahmen als Bezugspunkt<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
(Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen und<br />
Erwerbsbezug ............ 105<br />
II. Steuerbare o<strong>de</strong>r steuerpflichtige<br />
Einnahmen ........... 107<br />
III. Einnahme- o<strong>de</strong>r Einkunftserzielung?<br />
................ 110<br />
IV. Einnahmen bei teilentgeltlichen<br />
Rechtsgeschäften ..... 112<br />
D. Zusammenhang zwischen Aufwendungen<br />
und Einnahmen,<br />
insbes. Veranlassungsprinzip<br />
(Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Der Gesetzeswortlaut <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Satz 1<br />
1. Steuergesetzliche Unschärfen<br />
und Interpretationsvielfalt<br />
................ 115<br />
2. Das Leistungsverhältnis<br />
als fehlen<strong>de</strong>s Verknüpfungselement
Inhaltsübersicht §9<br />
a) Fehlen<strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmal<br />
<strong>de</strong>r<br />
Erwerbsleistung (als<br />
„Einkunftsquelle“) . . 116<br />
b) ZweifacheVoraussetzung:<br />
Veranlassung<br />
durch eine Erwerbsleistung(Einkunftsquelle),<br />
die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
dient . 117<br />
3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe<br />
„Erwerbung, Sicherung<br />
und Erhaltung“ . . . . .... 121<br />
II. Allgemeines zum Veranlassungsprinzip<br />
1. Überblick zum Veranlassungsprinzip<br />
. . . . . . .... 130<br />
2. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
. . . . . . .... 132<br />
3. Geltungsbereich <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
a) Einheitliches Veranlassungsprinzip<br />
für<br />
Betriebsausgaben und<br />
Werbungskosten .... 135<br />
b) Einheitliches Veranlassungsprinzip<br />
bei allenÜberschußeinkunftsarten<br />
. . . . .... 136<br />
4. Verhältnis zum finalen<br />
Werbungskostenbegriff<br />
<strong>de</strong>r Gesetzesfassung<br />
a) Kein bloß „erweiterter<br />
finaler Werbungskostenbegriff“<br />
. . .... 138<br />
b) Die durch <strong>de</strong>n (aufgrund<br />
<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips)erweitertenWerbungskostenbegriff<br />
erfaßten<br />
Fallgruppen . . . . .... 139<br />
III. Die Veranlassung<br />
1. Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung . 140<br />
2. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung<br />
vom Zweck . .... 141<br />
3. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung<br />
von <strong>de</strong>r Verursachung<br />
. . . . . ........... 142<br />
4. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns<br />
<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen 143<br />
IV. Der Veranlassungszusammenhang<br />
1. Allgemeines ........... 145<br />
2. Objektiver und subjektiver<br />
Zusammenhang als<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
Elemente <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
a) Überblick . . . . . . . . . . 146<br />
b) Herrschen<strong>de</strong> Meinung 147<br />
c) Abweichen<strong>de</strong> Auffassung<br />
. . . ........... 148<br />
d) Eigene Auffassung . . 149<br />
3. Weitere Kriterien zur<br />
Kennzeichnung <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />
a) Unmittelbarer und<br />
mittelbarer Zusammenhang<br />
. . . . . . . . . . 152<br />
b) Wirtschaftlicher und<br />
rechtlicher Zusammenhang<br />
. . . . . . . . . . 153<br />
c) Zeitlicher und örtlicher<br />
Zusammenhang . 154<br />
V. Die Abgrenzungsfunktion<br />
<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
1. Vorbemerkung . . . . . . . . 160<br />
2. Zeitliche Abgrenzungsprobleme<br />
a) Überblick . . . . . . . . . . 161<br />
b) Vorab veranlaßte<br />
Werbungskosten . . . . 162<br />
c) Weitere Abzugsvoraussetzungen<br />
. . . . . . . 163<br />
d) Anwendungsbeispiele<br />
für vorab veranlaßte<br />
Werbungskosten . . . . 164<br />
e) Fehlgeschlagene o<strong>de</strong>r<br />
vergebliche (vorab<br />
veranlaßte) Aufwendungen<br />
als Werbungskosten<br />
(Grundsätze) . 165<br />
f) Fehlgeschlagene (vorab<br />
veranlaßte) Aufwendungen<br />
als Werbungskosten<br />
bei<br />
Vermietung und Verpachtung<br />
. . . . . . . . . . 166<br />
g) Werbungskosten bei<br />
Unterbrechung <strong>de</strong>r<br />
Einkunftserzielung . . 167<br />
h) Nachträgliche Werbungskosten<br />
. . . . . . . 170<br />
i) Anwendungsbeispiele<br />
für nachträgliche Werbungskosten<br />
. . . . . . . 172<br />
3. Abgrenzungsprobleme<br />
bei gemischten Aufwendungen<br />
a) Begriff <strong>de</strong>r gemischten<br />
Aufwendungen . . 175<br />
E 5
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
§9 Inhaltsübersicht<br />
b) Gesetzlich geregelte<br />
Fälle gemischter Aufwendungen<br />
. . . ..... 176<br />
c) Voller Werbungskostenabzug<br />
gemischter<br />
Aufwendungen nur<br />
bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />
. . . . . . ..... 177<br />
d) Aufteilung gemischter<br />
Aufwendungen ..... 178<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
bei Aufwendungen<br />
für die<br />
Lebensführung ..... 179<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
. . . . . . . . ..... 183<br />
4. Aufwendungen auf die<br />
Vermögenssphäre<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
. . . . . . . . . ..... 185<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
. . 186<br />
c) Wirkungsbereich und<br />
Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
bei Anwendung<br />
auf vermögensbezogene<br />
Aufwendungen . 187<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />
. . . ..... 188<br />
5. Vermögensverluste<br />
a) Rechtsgrundlage für<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
. . . . 190<br />
b) Veranlassungsprinzip<br />
als Beurteilungsleitlinie<br />
. . ............. 191<br />
c) Fallgruppensystematik 192<br />
d) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
E 6 Prinz/Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
reinen Erwerbsvermögens<br />
........... 193<br />
e) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />
. . . ..... 194<br />
f) Vermögenseinbußen<br />
im Zusammenhang<br />
mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />
............... 195<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />
und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
.............. 201<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />
berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />
Aufwendungen . . . 202<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung<br />
(Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 2 . ................. 210<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(„sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Regelung . ............ 215<br />
2. Abzugsverbote (nicht<br />
abziehbare Werbungskosten)<br />
. . . ............ 216<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 Satz 1<br />
(Abflußprinzip) ..... 220<br />
b) Ausnahmen von § 11<br />
Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />
und Nachholung<br />
von Werbungskosten<br />
............ 222<br />
[Anschluß S. E 7]
Inhaltsübersicht §9<br />
A. Allgemeine Erläuterungen zu<br />
Abs. 5<br />
I. Überblick . . . . . .......... 685<br />
II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s<br />
Abs. 5 .................. 686<br />
III. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 5 . . . . . 687<br />
B. Sinngemäûe Geltung von § 4<br />
Abs. 5 Satz 1 Nr. 1±5, 6 b±8a, 10<br />
und Abs. 6<br />
I. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 1 (Aufwendungen<br />
für Geschenke) .......... 690<br />
II. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 2 (Bewirtungsaufwendungen)<br />
. . . .......... 691<br />
III. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser) . 692<br />
Abbruchkosten . . . ............. 750<br />
Abfindungen<br />
Abgeordneter<br />
Abschluûgebühren<br />
Absetzungen für Abnutzung<br />
Abstandszahlungen<br />
Abwehraufwendungen<br />
Abzugsverbote<br />
Amtseinführung<br />
Angehörigenverträge<br />
Angemessenheit von Werbungskosten<br />
Anliegerbeiträge<br />
Annoncen<br />
Abs. 4:<br />
weggefallen<br />
Erläuterungen zu Abs. 5:<br />
Abzugsverbote für Werbungskosten<br />
(Siebenhüter)<br />
HHR Lfg. 207 August 2002 Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
ABC <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(Siebenhüter)<br />
IV. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 4 (Aufwendungen<br />
für Jagd, Fischerei, Jachten<br />
und ähnliche Zwecke) . . . . . 693<br />
V. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 5 (Mehraufwendungen<br />
für Verpflegung) . . . 694<br />
VI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 6 b (Häusliches<br />
Arbeitszimmer) .......... 699<br />
VII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 7 (Unangemessene<br />
Aufwendungen) . . . . . . 700<br />
VIII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 8 (Geldbuûen) . . 701<br />
IX. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 8 a (Hinterziehungszinsen)<br />
. . .......... 702<br />
X. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 10 (Bestechungsund<br />
Schmiergel<strong>de</strong>r) . . . . . . . 703<br />
XI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 6<br />
(Parteispen<strong>de</strong>n) .......... 704<br />
Anm. Anm.<br />
Anschaffungskosten . . . . . . ...... 750<br />
Anschaffungsnaher Aufwand<br />
Ansparleistungen<br />
Anwaltskosten<br />
Anzahlung<br />
Anzeigen<br />
Arbeitnehmerbeiträge<br />
Arbeitslohn<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Arbeitsmittel<br />
Arbeitnehmervertreter<br />
Arbeitsplatzsichern<strong>de</strong> Aufwendungen<br />
Arbeitsverhältnisse<br />
E 15
§9 Inhaltsübersicht<br />
Arbeitszimmer . . . . . . .......... 750<br />
Artisten<br />
Arztkosten<br />
Aufwandsentschädigung<br />
Ausbildungsdienstverhältnisse<br />
Ausbildungskosten<br />
Aussetzungszinsen<br />
Autokosten<br />
Bahn-Card<br />
Bankspesen<br />
Bauerwartungsland<br />
Bauherrenmo<strong>de</strong>ll<br />
Baumangel<br />
Bauspardarlehen<br />
Bauwesenversicherungsbeiträge<br />
Bauzeitzinsen<br />
Beratungskosten<br />
Berufskleidung<br />
Berufskraftfahrer<br />
Berufskrankheit<br />
Berufsverband<br />
Berufswechsel<br />
Besuchsfahrten<br />
Beteiligungen<br />
Betreuer<br />
Betriebsveranstaltungen, Verbandsveranstaltungen<br />
Bewachungskosten<br />
Bewährungshelfer<br />
Bewerbungskosten<br />
Bewirtungskosten<br />
Bildungsreisen<br />
Blin<strong>de</strong>nhund<br />
Brille<br />
Bücher<br />
Bürgschaftsverluste<br />
Buûgel<strong>de</strong>r<br />
Chorgruppe<br />
Computer<br />
Damnum<br />
Dauern<strong>de</strong> Lasten<br />
Darlehensverluste<br />
Diebstahl<br />
Dienstjubiläum<br />
Dienstreise<br />
Diktiergerät<br />
Dingliche Belastung<br />
Doktortitel<br />
Doppelte Haushaltsführung<br />
Drittaufwendungen<br />
Ehegatten-Unterarbeitsverhältnis<br />
Ehescheidung<br />
Ehrenamt<br />
Einbaumöbel<br />
Einbürgerungskosten<br />
Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong><br />
Einsatzwechseltätigkeit<br />
E 16 Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
Emeritierter Hochschullehrer . . . . 750<br />
Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolge<br />
Erbbaurecht<br />
Erhaltungsaufwand<br />
Erhöhte Absetzungen<br />
Ernährung<br />
Erschlieûungsbeiträge<br />
Eûgerät<br />
Fachliteratur (Fachbücher, Fachzeitschriften)<br />
Fahrrad<br />
Fahrtätigkeit<br />
Fahrtkosten<br />
Fehlgel<strong>de</strong>r<br />
Ferienwohnung<br />
Fernsehgerät<br />
Fernsprechkosten<br />
Finanzierungskosten<br />
Fischereiaufwendungen<br />
Flugkosten<br />
Fluglizenzkosten<br />
Förster<br />
For<strong>de</strong>rungsverlust<br />
Fortbildungskosten<br />
Friseur<br />
Führerschein<br />
Geldbeschaffungskosten<br />
Geldbuûe und Geldstrafe<br />
Generalüberholung<br />
Gerichtsvollzieher<br />
Geringwertige Wirtschaftsgüter<br />
Geschenke<br />
Getränke<br />
Gewerkschaft<br />
GmbH-Gesellschafter<br />
Habilitation<br />
Haftung<br />
HAPIMAG AG (Schweiz)<br />
Hausgehilfin, Haushälterin<br />
Häusliche Krankenpflege<br />
Hausrat<br />
Heimarbeiter<br />
Heimcomputer<br />
Herstellungskosten<br />
Hinterziehungszinsen<br />
Hörgerät<br />
Hun<strong>de</strong><br />
Immobilienfonds, geschlossene<br />
Insolvenzgeld<br />
Instandhaltungskosten<br />
Instandhaltungsrücklage<br />
Jagdkosten<br />
Job-Ticket<br />
Journalisten<br />
Kapitalvermögenseinkünfte<br />
Kappung von Werbungskosten
Inhaltsübersicht §9<br />
Kassenfehlbeträge ............. 750<br />
Kaution<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
Kin<strong>de</strong>rgarten<br />
Klavier<br />
Klassenfahrt<br />
Kontoführungsgebühren<br />
Kontokorrent<br />
Konzert- und Theaterbesuche<br />
Kosmetika<br />
Kraftfahrzeug<br />
Krankheitskosten<br />
Kreditrückzahlung<br />
Künstler darstellen<strong>de</strong><br />
Kuraufwendungen<br />
Kursverluste<br />
Leasing<br />
Lösegeld<br />
Lohnsteuerpauschalierung<br />
Marketinggebühren<br />
Markise<br />
Meisterprüfung<br />
Motorrad<br />
Motorscha<strong>de</strong>n<br />
Musikinstrumente<br />
Nachholung<br />
Nachträgliche Werbungskosten<br />
Nebentätigkeiten<br />
Negative Einnahmen<br />
Negative Werbungskosten<br />
Nettoprinzip<br />
Nichteheliche Lebensgemeinschaft<br />
¹Nichtkostenª<br />
Nieûbrauch/Nutzungsrechte<br />
Notarkosten<br />
Optionsgebühren<br />
Pachtvorauszahlungen<br />
Parteispen<strong>de</strong>n<br />
Pauschbeträge<br />
Personengesellschaften u. -gemeinschaften<br />
Persönlichkeitsentfaltung<br />
Pflichtteilsanspruch<br />
Planungskosten<br />
Promotion<br />
Prozeûkosten<br />
Psychologische Weiterbildung<br />
Rechtsberatungskosten<br />
Rechtsschutzversicherungsbeiträge<br />
Reinigungskosten<br />
Reisekosten<br />
Reisen<br />
Reitpferd<br />
Rente<br />
Rentenberatungskosten<br />
Rentenversicherungsbeiträge<br />
Repräsentationsaufwendungen<br />
HHR Lfg. 207 August 2002 Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
Risikolebensversicherungsbeiträge . 750<br />
Rücktrittskosten<br />
Rückzahlung<br />
Rundfunkgerät<br />
Säumniszuschläge<br />
Scha<strong>de</strong>n, Scha<strong>de</strong>nsersatz und Scha<strong>de</strong>nsbeseitigung<br />
Schallplatten<br />
Schmiergeld<br />
Schreibmaschine<br />
Schuldzinsen<br />
Schulkosten<br />
Selbstanalyse<br />
Selbstgenutztes Wohnungseigentum<br />
Sicherheitsaufwendungen<br />
Soldaten<br />
Son<strong>de</strong>rwerbungskosten<br />
Skikurs<br />
Spen<strong>de</strong>n<br />
Spesen<br />
Sportsachen (Sportbekleidung,<br />
Sportgeräte)<br />
Sprachkurs<br />
Stärkungsmittel<br />
Stereoanlage<br />
Steuerberatungskosten<br />
Steuerliche Nebenleistungen<br />
Stille Beteiligung<br />
Strafverteidigungskosten<br />
Streikaufwendungen<br />
Studienkosten<br />
Studienreisen (einschl. Tagungsund<br />
Kongreûreisen)<br />
Stückzinsen<br />
Taxikosten<br />
Teilentgeltliche Rechtsgeschäfte<br />
Telekommunikationsaufwendungen<br />
Telefonkosten<br />
Testamentsvollstreckung<br />
Tiere<br />
Tilgung<br />
Tonbandgerät<br />
Übernachtungskosten<br />
Umsatzsteuer<br />
Umwidmung<br />
Umzugskosten<br />
Unfallkosten<br />
Unfreiwillige Aufwendungen<br />
Unterarbeitsverhältnisse<br />
Unterbeteiligung<br />
Unterschlagung<br />
Urlaubskosten<br />
Veräuûerungskosten<br />
Veranlassungsprinzip<br />
Vereinsstrafe<br />
Verkaufsprovisionen<br />
E 17
§9 Inhaltsübersicht<br />
Verlorene Anzahlungen . . . . . . . . . 750<br />
Verluste<br />
Vermittlungsprovisionen<br />
Vermögensverwaltung<br />
Verpflegungskosten<br />
Verschul<strong>de</strong>n<br />
Versicherungsbeiträge<br />
Versorgungsausgleich<br />
Vertragsstrafe<br />
Veruntreuung<br />
Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r<br />
Vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten<br />
Vorauszahlungen von Werbungskosten<br />
Vorbereiten<strong>de</strong> Werbungskosten<br />
Vorfälligkeitsentschädigungen<br />
Vormund<br />
Vorstands- u. Organmitglie<strong>de</strong>r<br />
Vorsteuer<br />
Vorweggenommene Werbungskosten<br />
E 18 Bergkemper<br />
Anm. Anm.<br />
Waffen . ..................... 750<br />
Wahlbeamter<br />
Wahlkampfkosten<br />
Wahlkonsul<br />
Waschmaschine<br />
Wehrdienst<br />
Werbungskostenersatz<br />
Werkzeuge<br />
Wertpapiere<br />
Wertsicherungsklausel<br />
Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen<br />
Wohnung<br />
Wohnungseigentümergemeinschaft<br />
Zeitungen/Zeitschriften<br />
Zinsen<br />
Zugewinnausgleich<br />
Zurechnung von Werbungskosten<br />
Zuschüsse<br />
Zwangsaufwendungen<br />
Zweikontenmo<strong>de</strong>ll
Allgemeine Erläuterungen Anm. 1–2 §9<br />
Allgemeine Erläuterungen zu § 9<br />
Schrifttum: Vangerow, StuW 1960 Sp. 83; Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten,<br />
München 1974, 22–38; Offerhaus, BB 1979, 618f.; Ruppe in Söhn (Hrsg.),<br />
Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />
1980, 108–116; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.) aaO, 152–154; Prinz, Werbungskosten bei<br />
<strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, Gelsenkirchen 1984, 140–178; Wanner,<br />
StuW 1987, 307; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />
Berlin/ua. 2000, 49–51.<br />
Gesetzgebungsmaterialien: Vgl. die Hinweise in <strong>de</strong>r Einführung zum EStG.<br />
A. Überblick zu § 9<br />
Werbungskosten (WK) sind bestimmte erwerbsbezogene Aufwendungen, die<br />
bei <strong>de</strong>n sogenannten Überschußeinkunftsarten (§ 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–<br />
23) zur Ermittlung <strong>de</strong>r stpfl. Einkünfte von <strong>de</strong>n Einnahmen abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Abs. 1 enthält in Satz 1 eine Definition <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs. Satz 2 bestimmt<br />
als Rechtsfolge <strong>de</strong>r WKQualifikation <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen bei <strong>de</strong>r zugehörigen<br />
Einkunftsart. Satz 3 enthält in seinen Nr. 1 bis 7 eine nicht abschließen<strong>de</strong><br />
Aufzählung einzelner WKArten mit teils <strong>de</strong>klaratorischem, teils konstitutivem<br />
Charakter (s. im einzelnen Anm. 350).<br />
Abs. 2 schreibt in Satz 1 die Abgeltungswirkung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale als<br />
Grundregel fest. Die Sätze 2 bis 4 enthalten Ausnahmeregelungen für Aufwendungen,<br />
die durch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel entstehen und für<br />
<strong>de</strong>n Ansatz bestimmter Fahrtkosten als WK bei Körperbehin<strong>de</strong>rten, unterteilt<br />
nach <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit.<br />
Abs. 3 erweitert die Möglichkeit zur Berücksichtigung bestimmter Fahrtkosten<br />
und notwendiger Mehraufwendungen als WK auch auf NichtArbN.<br />
Abs. 4 (weggefallen)<br />
Abs. 5 regelt die sinngemäße Anwendung <strong>de</strong>r Vorschrift <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 1<br />
bis 10 betr. nichtabziehbare Betriebsausgaben (außer Nr. 6, 6a, 9) und <strong>de</strong>s § 4<br />
Abs. 6 betr. Parteispen<strong>de</strong>n im WKBereich.<br />
B. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklung<br />
Das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r WK bil<strong>de</strong>t einen traditionellen Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />
EStRechts. Das heutige Grundverständnis <strong>de</strong>s WKBegriffs sowie die vielfältigen<br />
Interpretationsprobleme sind stark durch die Historie geprägt (vgl. dazu auch<br />
Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung,<br />
1984, 174–178).<br />
Die historische Wurzel <strong>de</strong>s finalen Werbungskostenbegriffs: Ungeachtet<br />
differieren<strong>de</strong>r im EStRecht verfolgter Grundkonzeptionen zur Umgrenzung <strong>de</strong>s<br />
Steuergegenstands weist die auch heute noch gelten<strong>de</strong> allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r<br />
WK mit ihrer finalen Formel eine erstaunliche Kontinuität auf.<br />
Ihre Wurzeln liegen in <strong>de</strong>r quellentheoretisch fundierten Überlegung, Aufwendungen<br />
seien nur insoweit abziehbar, als sie zum Zwecke einer stl. relevanten<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 19<br />
1<br />
2
3<br />
§9 Anm. 2–3 Allgemeine Erläuterungen<br />
Einnahmeerzielung getätigt wer<strong>de</strong>n; an<strong>de</strong>re Aufwendungen entfallen auf <strong>de</strong>n stl.<br />
unbeachtlichen Vermögensstamm o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n nicht o<strong>de</strong>r nur in Son<strong>de</strong>rfällen<br />
abziehbaren Kosten <strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugerechnet.<br />
Vermeidung eines „Dualismus Werbungskosten/Betriebsausgaben“<br />
durch das Veranlassungsprinzip: Bis zum Jahre 1934 stellten WK die alleinige<br />
bzw. systemdominante stl. Abzugsposition bei <strong>de</strong>r Ermittlung betrieblicher und<br />
außerbetrieblicher Einkünfte dar. Das durch das EStG 1934 eingeführte Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
von WK und Betriebsausgaben (BA) mit unterschiedlichen Legal<strong>de</strong>finitionen<br />
bezweckte vorwiegend eine gesetzessystematische und sprachliche<br />
Klarstellung, sollte jedoch nicht einen grundsätzlich differieren<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r<br />
bei<strong>de</strong>n Begriffe festschreiben.<br />
Durch einheitliche Anwendung <strong>de</strong>s für BA gem. § 4 Abs. 4 gelten<strong>de</strong>n Veranlassungsprinzips<br />
auf bei<strong>de</strong> Aufwendungsbereiche im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />
gelang es, einen „Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten“ (so ein Buchtitel<br />
von Bauer, 1974) zu vermei<strong>de</strong>n (vgl. Anm. 23). Auch die Grenzlinie zu <strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen <strong>de</strong>r privaten Lebensführung ist nach <strong>de</strong>r geschichtlichen Entwicklung<br />
bei bei<strong>de</strong>n Arten von Abzugsgrößen die gleiche (so auch <strong>de</strong>r BFH in<br />
stRspr., zB BFH v. 28. 11. 1977 GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 105).<br />
II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s Werbungskostenbegriffs bis zum EStG 1934<br />
Vorläufer <strong>de</strong>s Preuß. EStG: Rudimentäre Formulierungsansätze, die an <strong>de</strong>n<br />
heutigen § 9 Abs. 1 Satz 1 erinnern, lassen sich bis zum „Publikandum für die<br />
Stadt Königsberg v. 20. 10. 1807“ zurückverfolgen (vgl. mit Nachweisen Bauer,<br />
Der Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten, 1974, 23 f.; Ruppe in DStJG<br />
3 (1980), 109).<br />
Preuß. EStG v. 24. 6. 1891 (Ges. Slg., 175): Ohne eine ausdrückliche Verwendung<br />
<strong>de</strong>s Begriffs „Werbungskosten“ waren nach § 9 Abs. 1 Nr. 1 von <strong>de</strong>m Einkommen<br />
in Abzug zu bringen „die zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />
<strong>de</strong>s Einkommens verwen<strong>de</strong>ten Ausgaben, ...“.<br />
Der Geltungsbereich <strong>de</strong>r Regelung erstreckt sich auf alle Einkunftsarten und<br />
hatte quellentheoretischen Ursprung (vgl. auch Einf. ESt. Anm. 14).<br />
§ 9 Abs. 1 Nr. 1 wur<strong>de</strong> – mit nebengeordnetem Charakter – ergänzt in <strong>de</strong>n<br />
Nr. 2 bis 7 durch eine präzisieren<strong>de</strong> Aufzählung einzelner Aufwendungsarten,<br />
wie zB Schuldzinsen, Renten, dauern<strong>de</strong> Lasten, regelmäßige jährliche Absetzungen<br />
für Abnutzung sowie Versicherungsbeiträge, die ebenfalls stl. in Abzug gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n konnten (teilweise han<strong>de</strong>lt es sich um heutige Son<strong>de</strong>rausgaben<br />
gem. § 10).<br />
Preuß. EStG v. 19. 6. 1906 (Ges. Slg., 206): Unter erstmaliger Einfügung <strong>de</strong>r<br />
Sammelbezeichnung „Werbungskosten“ wur<strong>de</strong> im Zuge einer Gesetzesnovellierung<br />
in § 8 Abs. 1 Satz 1 allgemein formuliert:<br />
„Von <strong>de</strong>m Rohertrage <strong>de</strong>r im § 6 bezeichneten Einkommensquellen sind die Aufwendungen<br />
zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>s Ertrags (Werbungskosten) in<br />
Abzug zu bringen.“<br />
§ 6 zählte diejenigen Einkünfte auf, die als Einkommen galten; zu ähnlichen Formulierungen<br />
in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Lan<strong>de</strong>s-Einkommensteuergesetzen vgl. Vangerow, StuW 1960<br />
Sp. 85 Fn. 3.<br />
Gegenüber <strong>de</strong>r Vorgängerregelung fällt zunächst auf, daß statt <strong>de</strong>s Begriffs<br />
„Ausgaben“ nun <strong>de</strong>r Begriff „Aufwendungen“ verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Welche Grün-<br />
E 20 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 3 §9<br />
<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Gesetzgeber zu dieser ¾n<strong>de</strong>rung bewogen hatten, ist nicht ersichtlich.<br />
Wie <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s § 8 Abs. 3 Nr. 2 EStG 1906 (...die zur Bestreitung <strong>de</strong>s<br />
Haushalts <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen und zum Unterhalt ihrer Angehörigen gemachten<br />
Ausgaben, insbeson<strong>de</strong>re Aufwendungen zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse...)<br />
nahe legt, wiesen die Begriffe für <strong>de</strong>n Gesetzgeber offenbar keine<br />
inhaltliche Unterschie<strong>de</strong> auf. Des weiteren spricht <strong>de</strong>r Einleitungssatz <strong>de</strong>s § 8<br />
EStG 1906 zur Vereinfachung und Bereinigung <strong>de</strong>r Terminologie nicht mehr<br />
vom Abzug von Ausgaben vom Einkommen, son<strong>de</strong>rn vom Abzug von Aufwendungen<br />
vom Rohertrag <strong>de</strong>r in § 6 bezeichneten Einkunftsquellen (vgl. v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 125).<br />
Diese allg. Begriffsbestimmung wur<strong>de</strong> vom Gesetzgeber – unter Aufgabe <strong>de</strong>s<br />
Nebenordnungsverhältnisses – ergänzt durch eine Einzelaufzählung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Aufwendungsarten, die auch als WK galten, wie zB die regelmäßigen jährlichen<br />
Absetzungen für Abnutzung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> sowie Beiträge zu Berufskammern;<br />
beson<strong>de</strong>rs erwähnt wur<strong>de</strong>n in § 8 Abs. 1 Nr. 4 auch Betriebsausgaben.<br />
Als Begründung <strong>de</strong>r Einzelaufzählung wur<strong>de</strong> angeführt, daß diese Aufwendungen „beson<strong>de</strong>rer<br />
gesetzlicher Regelung o<strong>de</strong>r Umgrenzung bedürfen“ (Fuisting/Strutz, Die<br />
Preuß. direkten Steuern, Erster Band: Kommentar zum EStG, 1915, § 8 Anm. 3, 218).<br />
EStG 1920 v. 29. 3. 1920 (RGBl. I, 359): Obwohl das EStG 1920 steuerdogmatisch<br />
auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Reinvermögenszugangstheorie stand, erhielt <strong>de</strong>r<br />
WKBegriff keinen durchgreifend neuen Inhalt. § 13 Nr. 1 hatte ähnlich <strong>de</strong>n<br />
Vorgängerregelungen folgen<strong>de</strong> Fassung:<br />
„Vom Gesamtbetrage <strong>de</strong>r Einkünfte sind, soweit in diesem Gesetz nichts an<strong>de</strong>res vorgeschrieben<br />
ist, in Abzug zu bringen:<br />
1. die zu ihrer Erwerbung, Sicherung und Erhaltung gemachten Aufwendungen (Werbungskosten)...“<br />
In <strong>de</strong>r amtl. Begr. zum Gesetzentwurf (FA 1920, 261) hieß es:<br />
„Der Begriff <strong>de</strong>r Werbungskosten ist von <strong>de</strong>r Wissenschaft und Rechtsprechung im allgemeinen<br />
fest umgrenzt, so daß es hier einer eingehen<strong>de</strong>n Begründung nicht bedarf“<br />
(kritisch dazu: Strutz, EStG 1925, § 12 Anm. 12).<br />
Die in § 13 Nr. 1 Satz 2 unter <strong>de</strong>n Buchst. a bis e zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Enumeration einzelner<br />
WK wur<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n früheren preuß. Regelungen erweitert; insbes.<br />
wur<strong>de</strong>n einbezogen: notwendige Fahrtkosten zwischen Wohn- und Arbeitsstätte<br />
(Buchst. d), durch Erwerbstätigkeit <strong>de</strong>r Ehefrau notwendige Mehraufwendungen<br />
(Buchst. e).<br />
Obwohl die Abzugsposition <strong>de</strong>r WK nach <strong>de</strong>r Gesetzessystematik weiterhin entsprechend<br />
<strong>de</strong>n preuß. Regelungen gleichmäßig für alle Einkunftsarten Geltung beanspruchte,<br />
wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Einkommensermittlung im Bereich <strong>de</strong>r gewerblichen und<br />
land- und forstwirtschaftlichen Einkünfte parallel <strong>de</strong>r Terminus „Betriebsausgaben“<br />
verwen<strong>de</strong>t (§ 32 Satz 2, § 33 Satz 2). Eine gesetzliche Definition <strong>de</strong>r BA fand sich allerdings<br />
nicht. Nach herrschen<strong>de</strong>r Auffassung erfor<strong>de</strong>rte eine sachgerechte Auslegung<br />
<strong>de</strong>s BABegriffs jedoch ein Hinausgehen über <strong>de</strong>n finalen Wortlaut <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r<br />
WK (Strutz, EStG 1920 § 32 Anm. 6 f.; RFH v. 7. 7. 1926, RFHE 19, 201–206); unter<br />
<strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>r Gesetzessystematik wur<strong>de</strong> dabei verkannt, daß BA lediglich eine<br />
spezifische Ausprägungsform von WK darstellten.<br />
EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl. I, 189): ¾hnlich wie seine Vorläufer <strong>de</strong>finierte<br />
§ 16 Abs. 1 <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r WK als die „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />
<strong>de</strong>r Einkünfte gemachten Aufwendungen“.<br />
Zur Verwendung <strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ führte Strutz,<br />
EStG 1925, § 16 Anm. 8 aus, daß dadurch „die verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
mehr ange<strong>de</strong>utet als scharf begrenzt“ wür<strong>de</strong>n.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 21
4<br />
§9 Anm. 3–4 Allgemeine Erläuterungen<br />
§ 16 Abs. 5 enthielt eine Enumeration <strong>de</strong>r auch zu <strong>de</strong>n WK gehören<strong>de</strong>n Aufwendungen.<br />
Obgleich das EStG nunmehr explizit <strong>de</strong>n Dualismus Gewinneinkünfte/Überschußeinkünfte<br />
festschrieb (§ 7 Abs. 2), wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Terminus „Betriebsausgaben“ nicht mehr<br />
verwen<strong>de</strong>t. Nach <strong>de</strong>r amtl. Begr. (vgl. Strutz, EStG 1925, § 16 Anm. 2) war Ursache<br />
dafür, daß „im bisherigen Einkommensteuergesetz nicht klargestellt war, wie sich die<br />
Betriebsausgaben ... zu <strong>de</strong>n Werbungskosten ... verhielten“.<br />
Somit verkörperten die in § 16 Abs. 1 <strong>de</strong>finierten WK nach <strong>de</strong>r Gesetzessystematik<br />
wie<strong>de</strong>rum die für alle Einkunftsarten einheitlich gelten<strong>de</strong> Abzugsposition; sie umfaßten<br />
auch die Betriebsausgaben als Variante. Da aber bei Aufwendungen im betrieblichen<br />
Bereich <strong>de</strong>r WKBegriff nicht ohne weiteres paßte, war die begriffliche Abgrenzung<br />
zwischen BA und WK weiterhin unklar und streitig (vgl. Strutz, EStG 1925, § 12<br />
Anm. 11 bis 12).<br />
Nach § 15 Abs. 2 Satz 1 EStG 1925 waren die Ausgaben, die die Voraussetzungen<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs erfüllten, bei <strong>de</strong>r mit ihnen im wirtschaftlichen Zusammenhang<br />
stehen<strong>de</strong>n Einkunftsart abzuziehen. Die Vorschrift war damit <strong>de</strong>r Vorläufer<br />
<strong>de</strong>s heutigen § 9 Abs. 1 Satz 2 EStG (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. A 137).<br />
EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl. I, 1005; RStBl., 1261): Sachlich unverän<strong>de</strong>rt<br />
wur<strong>de</strong> die allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s WKBegriffs mit <strong>de</strong>r traditionellen finalen<br />
Formel in § 9 Satz 1 übernommen. An die Stelle <strong>de</strong>s im EStG 1925 verwen<strong>de</strong>ten<br />
Begriffs „Einkünfte“ trat jedoch als Bezugsgröße <strong>de</strong>r Aufwendungen <strong>de</strong>r Terminus<br />
„Einnahmen“. § 9 Satz 2 formulierte als Rechtsfolge, WK seien „bei <strong>de</strong>r<br />
Einkunftsart abzuziehen, bei <strong>de</strong>r sie erwachsen sind“. Diese Fassung von § 9<br />
Sätze 1 und 2 gilt bis heute unverän<strong>de</strong>rt.<br />
Daneben erfuhr auch die Aufzählung einzelner Gruppen von WK (zB Schuldzinsen,<br />
Grundbesitzabgaben, Rentenzahlungen) in <strong>de</strong>n Nr. 1 bis 6 <strong>de</strong>s § 9 Satz 3<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Vorgängerregelungen Modifizierungen und Präzisierungen, die<br />
<strong>de</strong>r aktuellen Gesetzesfassung schon sehr nahe kommen (es fehlen lediglich die<br />
Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung).<br />
Ergänzungen zum allg. WKBegriff bezogen auf ArbN enthielt § 20 Abs. 2 LStDV<br />
1934 (v. 19. 11. 1934, RStBl. 1934, 1489); eingehend dazu v. Bornhaupt in K/S/M, §9<br />
Rn. A 155–158.<br />
Abweichend von sämtlichen Vorgängerregelungen beschränkte das EStG 1934<br />
jedoch erstmals <strong>de</strong>n Geltungsbereich <strong>de</strong>r WK ausdrücklich auf die sog. Überschußeinkunftsarten<br />
<strong>de</strong>s § 2 Abs. 3 Nr. 4 bis 7. Bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften (§ 2<br />
Abs. 3 Nr. 1 bis 3) wur<strong>de</strong> zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r stl. Abzugspositionen nunmehr<br />
(wie<strong>de</strong>r) <strong>de</strong>r Begriff „Betriebsausgaben“ verwen<strong>de</strong>t und in § 4 Abs. 4 <strong>de</strong>finiert<br />
als „Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt sind“.<br />
Damit wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften eine Formulierung gesetzlich festgeschrieben,<br />
die <strong>de</strong>r RFH bereits im Jahre 1927 verwen<strong>de</strong>t hatte (vor allem RFH v. 9. 2. 1927,<br />
RFHE 20, 211; v. 17. 3. 1927, RFHE 21, 84).<br />
Die Gesetzesbegründung (RStBl. I 1935, 39) führte zur Differenzierung BA/<br />
WK lediglich aus, daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten<br />
<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r BA bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften entspreche. Unklar blieb, ob es sich vorwiegend<br />
um eine inhaltliche o<strong>de</strong>r eine funktionale Entsprechung han<strong>de</strong>lte.<br />
III. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9 seit <strong>de</strong>m EStG 1934<br />
Die steuergesetzliche Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9 nach 1934 brachte ausschließlich<br />
¾n<strong>de</strong>rungen im Detail für einzelne WKArten (vgl. auch zusammenfassen<strong>de</strong><br />
E 22 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 4 §9<br />
Darstellung in Frotscher, § 9 Rn 3–7). Die allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r WK mit <strong>de</strong>r<br />
Rechtsfolge <strong>de</strong>s Abzugs bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart blieb dagegen unverän<strong>de</strong>rt.<br />
KRG Nr. 12 v. 11. 2. 1946 (StuZBl., 2): Durch Art. 11 wur<strong>de</strong>n § 9 Nr. 3 betr.<br />
Beiträge zu Berufsstän<strong>de</strong>n und sonstigen Berufsverbän<strong>de</strong>n sowie Nr. 4 betr.<br />
Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit Wirkung<br />
für 1946 und 1947 aufgehoben.<br />
KRG Nr. 61 v. 19. 12. 1947 (StuZBl. 1948, 53): Art. 3 machte die Aufhebung<br />
<strong>de</strong>s § 9 Nr. 3 und 4 ab 1948 wie<strong>de</strong>r rückgängig.<br />
StNG v. 16. 12. 1954 (BGBl. I, 373; BStBl. I, 575):<br />
– In Satz 1 Nr. 1 wur<strong>de</strong> ein Satz 2 hinsichtlich <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil beschränkten<br />
Abziehbarkeit von Leibrenten angefügt, um eine Anpassung an<br />
die ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s § 22 herzustellen.<br />
– In Satz 1 Nr. 4 wur<strong>de</strong> die Bestimmung gestrichen, daß die Aufwendungen <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte „notwendig“ sein<br />
mußten. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> die Benutzung eines eigenen Kraftfahrzeugs für<br />
diese Fahrten stl. anerkannt und zwar im Wege <strong>de</strong>s Abzugs eines durch<br />
Rechtsverordnung festzusetzen<strong>de</strong>n Pauschbetrags (§ 26 EStDV 1955,<br />
BGBl. I, 756; BStBl. I, 710).<br />
Geltung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen ab VZ 1955.<br />
St¾ndG v. 5. 10. 1956 (BGBl. I, 781; BStBl. I, 433): Der pauschalierte Abzug<br />
gem. Satz 1 Nr. 4 betr. Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte wur<strong>de</strong><br />
ab VZ 1957 auf Kleinstkraftwagen ausge<strong>de</strong>hnt.<br />
St¾ndG v. 23. 12. 1966 (BGBl. I, 702; BStBl. I 1967, 2):<br />
– Der bisherige Inhalt <strong>de</strong>r Vorschrift wur<strong>de</strong> Abs. 1;<br />
– Abs. 1 Nr. 4 wur<strong>de</strong> geän<strong>de</strong>rt durch Beschränkung <strong>de</strong>r Kilometerpauschale<br />
(max. 40 km Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte) sowie Übernahme<br />
<strong>de</strong>s § 26 EStDV 1965 in das Gesetz;<br />
– Abs. 1 Nr. 5 betr. notwendige Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung<br />
wur<strong>de</strong> eingefügt;<br />
– Abs. 2 und 3 betr. Son<strong>de</strong>rregelungen für Körperbehin<strong>de</strong>rte und bestimmte<br />
Fahrtkosten für NichtArbN wur<strong>de</strong>n angefügt.<br />
St¾ndG 1971 v. 23. 12. 1970 (BGBl. I, 1856; BStBl. I 1971, 8): ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Nr. 4 betr. Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte durch Aufhebung<br />
<strong>de</strong>r 40-km-Grenze und entsprechen<strong>de</strong> redaktionelle Anpassung <strong>de</strong>r<br />
übrigen Teile <strong>de</strong>r Vorschrift.<br />
EStRG v. 5. 8. 1974 (BGBl. I, 1769; BStBl. I, 530): Anfügung <strong>de</strong>s Abs. 4 mit einer<br />
Ermächtigung, durch Rechtsverordnung Höchstbeträge für <strong>de</strong>n Abzug<br />
nachgewiesener Verpflegungsmehraufwendungen festzusetzen (vgl. §§ 5, 6<br />
LStDV, § 24 EStDV).<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EntwLStG und <strong>de</strong>s EStG v. 21. 5. 1979 (BGBl. I,<br />
558; BStBl. I, 288): Neufassung <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 5 Satz 1 (Differenzierung zwischen<br />
Begründung und Beibehaltung einer doppelten Haushaltsführung).<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung und Vereinfachung <strong>de</strong>s EStG ua. Ges. v. 18. 8. 1980<br />
(BGBl. I, 1537; BStBl. I, 681): Ergänzung <strong>de</strong>r Verweisungen in Abs. 1 Nr. 7.<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Parteiengesetzes und an<strong>de</strong>rer Gesetze v.<br />
22. 12. 1983 (BGBl. I, 1577; BStBl. I 1984, 7): Anfügung eines neuen Abs. 5,<br />
wonach die Abgrenzung <strong>de</strong>r BA von <strong>de</strong>n Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung staats-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 23
§9 Anm. 4 Allgemeine Erläuterungen<br />
politischer Zwecke (§ 10 b Abs. 2) nach § 4 Abs. 6 sinngemäß auch für die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r WK gilt.<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EStG und <strong>de</strong>s KStG v. 25. 7. 1984 (BGBl. I, 1006;<br />
BStBl. I, 401): Abs. 5 wur<strong>de</strong> dahingehend ergänzt, daß sinngemäß für <strong>de</strong>n<br />
WKBereich auch das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 gilt, wonach<br />
Geldbußen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r und Verwarnungsgel<strong>de</strong>r sowie Leistungen zur Erfüllung<br />
von Auflagen o<strong>de</strong>r Weisungen aufgrund eines berufsgerichtlichen Verfahrens<br />
nicht als BA abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />
StBereinigungsG 1985 v. 14. 12. 1984 (BGBl. I, 1493; BStBl. I, 659): Die Verweisungen<br />
in Abs. 1 Nr. 7 wur<strong>de</strong>n redaktionell angepaßt.<br />
SteuerreformG 1990 v. 25. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 224): Mit Wirkung<br />
ab 1. 1. 1990 waren folgen<strong>de</strong> konstitutiv o<strong>de</strong>r klarstellend wirken<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rungen<br />
zu beachten:<br />
– Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 betr. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte: Anhebung<br />
<strong>de</strong>r Kilometer-Pauschbeträge auf 0,50 DM pro Entfernungskilometer<br />
bei Benutzung eines Kraftwagens u. 0,22 DM bei Benutzung eines Motorrads<br />
o<strong>de</strong>r Motorrollers (ab 1. 1. 1989 vorgeschaltete Erhöhungsstufe: 0,43 DM für<br />
Kraftwagen; 0,19 DM für Motorrad o<strong>de</strong>r Motorroller). Einfügung verschie<strong>de</strong>ner<br />
Abzugsbeschränkungen: Pauschbetrag gilt auch bei zur Nutzung überlassenen<br />
Kfz., bei mehreren Wohnungen ist <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt maßgebend;<br />
arbeitstägliche Zwischenheimfahrten sind nur unter beson<strong>de</strong>ren Voraussetzungen<br />
abziehbar.<br />
– Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 betr. Familienheimfahrten bei doppelter Haushaltsführung:<br />
Anpassung an die geän<strong>de</strong>rten Kilometer-Pauschbeträge <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4, die auch bei zur Nutzung überlassenen Kraftfahrzeugen gelten.<br />
– Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Arbeitsmittel: Klarstellung, daß nur typische Berufskleidung<br />
Arbeitsmittel ist; Werkzeuge und typische Berufskleidung wer<strong>de</strong>n als<br />
Beispiele <strong>de</strong>s Arbeitsmittelbegriffs ausdrücklich kenntlich gemacht. Anfügung<br />
<strong>de</strong>r Sätze 2 u. 3, wonach die Regeln für geringwertige Wirtschaftsgüter gem.<br />
§ 6 Abs. 2 sinngemäß gelten und die AfA-Verweise <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 unberührt<br />
bleiben. Die Gesetzesän<strong>de</strong>rungen sollten nur klarstellen<strong>de</strong>n Charakter<br />
haben.<br />
– Abs. 2 betr. Fahrtkosten von Körperbehin<strong>de</strong>rten wur<strong>de</strong> insgesamt neu gefaßt<br />
und redaktionell an die Begriffe im Schwerbehin<strong>de</strong>rtengesetz angepaßt (s.<br />
auch Anm. 633).<br />
– Abs. 4 betr. Verpflegungsmehraufwendungen: Das Erfor<strong>de</strong>rnis, die stl.<br />
Höchstbeträge durch Rechtsverordnung zu bestimmen, entfiel (Grund: verfahrensmäßige<br />
Vereinfachung <strong>de</strong>r sachlich gebotenen Anpassungen). Eine<br />
materielle ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Abzugsrahmens war damit nicht verbun<strong>de</strong>n.<br />
WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Das Gesetz enthält<br />
weitere ¾n<strong>de</strong>rungen mit korrigieren<strong>de</strong>m und ergänzen<strong>de</strong>m Charakter; betroffen<br />
sind Abs. 1 Nr. 6 (Arbeitmittel), Abs. 1 Nr. 7 (AfA-Verweis) u. Abs. 5 (Einfügung<br />
<strong>de</strong>s Abzugsverbots für Hinterziehungszinsen mittels Rechtsverweisung).<br />
Die Gesetzesän<strong>de</strong>rungen sind erstmalig ab VZ 1990 anwendbar (§ 52 Abs. 1<br />
Satz 1).<br />
St¾ndG 1991 v. 24. 6. 1991 (BGBl. I, 1322; BStBl. I, 665): Die Kilometer-<br />
Pauschbeträge für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte (Abs. 1 Nr. 4)<br />
wur<strong>de</strong>n mit Wirkung ab VZ 1991 weiter stufenweise angehoben. Folgeän<strong>de</strong>rungen<br />
beim Fahrtkostenabzug ergaben sich durch Rechtsverweis für Familien-<br />
E 24 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 4 §9<br />
heimfahrten bei doppelter Haushaltsführung (Abs. 1 Nr. 5), für stfreie ArbGLeistungen<br />
im Rahmen von WKErsatz (§ 3 Nr. 16) sowie für Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte (§ 4 Abs. 5 Nr. 6).<br />
St¾ndG 1992 v. 25. 2. 1992 (BGBl. I, 297; BStBl. I, 146): Abs. 4 (Verpflegungsmehraufwendungen)<br />
wur<strong>de</strong> aus redaktionellen Grün<strong>de</strong>n aufgehoben. Abs. 5<br />
wur<strong>de</strong> dahingehend neu gefaßt, daß die BA-Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Nr. 1–5, 7–8 a und Abs. 6 für WK sinngemäß gelten. Die Einschränkung <strong>de</strong>s<br />
Abzugsverbotes für betrieblich veranlaßte Geldbußen zur Abschöpfung <strong>de</strong>s<br />
wirtschaftlichen Vorteils (§ 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 4), die <strong>de</strong>m BVerfG-Beschl. v.<br />
23. 1. 1990 (BStBl. II, 483) Rechnung trug, erlangte durch <strong>de</strong>n Rechtsverweis<br />
<strong>de</strong>s Abs. 5 sinngemäß Geltung auch für WK. Erstmalige Anwendung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen<br />
ab VZ 1992 (§ 52 Abs. 1; modifiziert Schmidt/Drenseck XXII.<br />
§ 9 Rn. 21: Geltung ab Inkrafttreten <strong>de</strong>s St¾ndG 1992; uE zutreffend, aber<br />
schwierig praktisch zu handhaben). Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 4 betr. erwerbsbezogene<br />
Geldbußen galt bereits für VZ vor 1992, soweit verfahrensrechtlich<br />
noch ¾n<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten bestan<strong>de</strong>n (§ 52 Abs. 5a).<br />
StMBG v. 21. 12. 1993 (BGBl. I, 2310; BStBl. I 1994, 50): Mit Wirkung ab VZ<br />
1994 (§ 52 Abs. 1) wur<strong>de</strong>n die Kilometerpauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 4 betr. Fahrten<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte angehoben (von 0,65 DM auf<br />
0,70 DM bei Benutzung eines Kraftwagens; von 0,30 DM auf 0,33 DM bei Benutzung<br />
<strong>de</strong>s Motorrads o<strong>de</strong>r Motorrollers). Mittelbar wirken<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rungen ergaben<br />
sich bei § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 5 betr. Verpflegungsmehraufwendungen<br />
ab VZ 1993 (§ 52 Abs. 5).<br />
JStG 1996 v. 11. 10. 1995 (BGBl. I, 1250; BStBl. I, 438): Die Geltendmachung<br />
von notwendigen Mehraufwendungen bei doppelter Haushaltsführung gem.<br />
Abs. 1 Nr. 5 wur<strong>de</strong> unter verschie<strong>de</strong>nen Aspekten mit konstitutiver Wirkung<br />
eingeschränkt. Der Rechtsverweis <strong>de</strong>s Abs. 5 wur<strong>de</strong> modifiziert und erweitert im<br />
Hinblick auf<br />
– Nr. 5 betr. Mehraufwendungen für Verpflegung (beachte: Folgeän<strong>de</strong>rungen<br />
durch das JStErgG v. 18. 12. 1995 (BGBl. I, 1959; BStBl. I, 786)<br />
– Nr. 6b betr. Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer sowie Kosten<br />
<strong>de</strong>r Ausstattung sowie<br />
– Nr. 10 betr. strafbewehrte Zuwendungen.<br />
Erstmalige Anwendung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen ab VZ 1996 (§ 52 Abs. 1<br />
Satz 1; zu einer Son<strong>de</strong>rregelung hinsichtlich <strong>de</strong>r 2-Jahres-Grenze bei doppelter<br />
Haushaltsführung siehe § 52 Abs. 11 a).<br />
JStG 1997 v. 20. 12. 1996 (BGBl. I, 2049; BStBl. I, 1523): Die durch ¾n<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 5 herbeigeführte geringfügige Verbesserung <strong>de</strong>s stl. Reisekostenrechts<br />
betr. Verpflegungsmehraufwendungen wirkte sich über § 9 Abs. 5<br />
mittelbar auch bei <strong>de</strong>n WK für die Überschußeinkünfte aus. Erstmalige Anwendung<br />
ab VZ 1997, keine rückwirken<strong>de</strong> Verbesserung im VZ 1996.<br />
StEntlG 1999/2000/2002 v. 24. 3. 1999 (BGBl. I, 402: BStBl. I, 304): In Abs. 5<br />
wur<strong>de</strong> die Verweisung auf § 4 um die Bezugnahme auf § 4 Abs. 4a erweitert.<br />
StBereinG 1999 v. 22. 12. 1999 (BGBl. I, 2601; BStBl. I 2000, 13): Die Verweisung<br />
auf § 4 Abs. 4a wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r gestrichen. Die durch die Neufassung <strong>de</strong>s § 4<br />
Abs. 5 Nr. 10 bewirkte Verschärfung <strong>de</strong>r Abzugsvoraussetzungen für Schmiergel<strong>de</strong>r<br />
galt mittelbar über <strong>de</strong>n Rechtsverweis in Abs. 5 auch für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />
Die geän<strong>de</strong>rte Fassung galt wegen <strong>de</strong>s Zufluß- und Abflußprinzips <strong>de</strong>s § 11 erstmals<br />
für Schmiergel<strong>de</strong>r, die ab <strong>de</strong>m 1. 1. 1999 gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 25
5<br />
6<br />
§9 Anm. 4–6 Allgemeine Erläuterungen<br />
StEuglG v. 19. 12. 2000 (BGBl. I, 1790; BStBl. I 2001, 3): In Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 4 aF sollten ab VZ 2002 die Beträge von 0,70 DM auf 0,36 E bzw. von<br />
0,33 DM auf 0,17 E umgestellt wer<strong>de</strong>n. Diese ¾n<strong>de</strong>rung hat, da Art. 1 Nr. 10<br />
StEuglG noch vor seinem Inkrafttreten am 1. 1. 2002 (Art. 38 Abs. 1 StEuglG)<br />
durch das Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale v. 21. 12. 2000<br />
(s. u.) geän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, keine Wirkung erlangt.<br />
Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale v. 21. 12. 2000 (BGBl. I,<br />
1918; BStBl. I 2001, 36): In Abs. 1 wur<strong>de</strong>n Satz 3 Nr. 4 neu gefaßt (Umwandlung<br />
einer Kilometerpauschale in eine verkehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale)<br />
und in Satz 3 Nr. 5 die bisherigen Sätze 4 und 5 durch die Sätze 4–6<br />
ersetzt; ferner wur<strong>de</strong> Abs. 2 neu gefaßt (Abgeltungswirkung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale).<br />
Weiterhin wur<strong>de</strong> durch ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s StEuglG die Umstellung auf<br />
<strong>de</strong>n Euro ab VZ 2002 geregelt: dabei wur<strong>de</strong> die Entfernungspauschale von<br />
0,70 DM auf 0,36 E exakt umgerechnet und die Entfernungspauschale von<br />
0,80 DM auf 0,40 E leicht abgesenkt (bei Umstellung nach amtlichen Kurs:<br />
0,41 E). Die Deckelungsgrenze <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 Satz 2 wur<strong>de</strong> unter Abrundung<br />
auf 5 112 E umgerechnet.<br />
St¾ndG v. 20. 12. 2001 (BGBl. I, 3794; BStBl. I 2002, 4): In Abs. 1 Satz 3 Nr. 4<br />
Satz 2 Halbs. 1 aE wird klargestellt, daß sich <strong>de</strong>r Deckelungsbetrag von 5 112 E<br />
auf das Kj. bezieht. Mit Wirkung vom VZ 2001 wird zu<strong>de</strong>m in Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 4 Satz 4 durch die Einfügung eines 2. Halbs. festgelegt, unter welchen Voraussetzungen<br />
eine an<strong>de</strong>re als die kürzeste Straßenverbindung für Wege zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte zugrun<strong>de</strong> gelegt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Einstweilen frei.<br />
C. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Gesetzgeberischer Zweck und Gesetzessystematik<br />
Werbungskosten als negative Komponente <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung (=<br />
Erwerbsaufwendungen): Nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 ermitteln sich die Einkünfte<br />
aus <strong>de</strong>n sog. privaten Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 aus<br />
<strong>de</strong>m Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen (§ 8) über die WK (§ 9). Die WK bil<strong>de</strong>n gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Einnahmen die negative Komponente bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung.<br />
Steuersystematisch erfüllen sie die gleiche Funktion wie BA (§ 4 Abs. 4) bei <strong>de</strong>r<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r betrieblichen Einkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 1–3 iVm. §§ 13–18<br />
(zum Dualismus <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung vgl. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn 181–187); dies legt trotz unterschiedlichen Gesetzeswortlauts<br />
eine I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Abgrenzungsmaßstäbe nahe (wegen <strong>de</strong>s Verhältnisses<br />
von § 9 zum BABegriff eingehend Anm. 23 u. § 4 Anm. 721). Aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Funktionsgleichheit von WK und BA läßt sich zusammenfassend von Erwerbsaufwendungen,<br />
im Regelfall <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Erwerbsabzügen sprechen<br />
(so anschaulich Tipke, StuW 1980, 6; <strong>de</strong>rs., Die Steuerrechtsordnung II, 1993,<br />
617; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn 205). Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Erwerbs- von <strong>de</strong>n Privataufwendungen ist von fundamentaler Be<strong>de</strong>utung<br />
für das gesamte EStRecht (ähnlich Tipke, StuW 1979, 193).<br />
Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips durch § 9: Aus § 2 Abs. 2 ergibt<br />
sich, daß es bei <strong>de</strong>n nach § 2 Abs. 1 <strong>de</strong>r ESt. unterliegen<strong>de</strong>n Einkünften aus<br />
<strong>de</strong>n 7 Einkunftsarten um Reineinkünfte, dh. solche nach Abzug von Aufwen-<br />
E 26 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 6 §9<br />
dungen, han<strong>de</strong>lt. Dieser Grundsatz wird als objektives Nettoprinzip bezeichnet.<br />
Die Geltendmachung von WK bei <strong>de</strong>r stl. Überschußermittlung dient damit <strong>de</strong>r<br />
Verwirklichung dieses objektiven (erwerbsbezogenen) Nettoprinzips. Dies ist<br />
heute in Rspr. und Schrifttum unstr.<br />
Vgl. ua. BVerfG v. 23. 11. 1976 1 BvR 150/75, BVerfGE 43, 108, 119; BFH v.<br />
21. 10. 1986 VIII R 1/85, BStBl. II 1987, 212 mwN; Schmidt/Drenseck XXII. § 9<br />
Rn. 1; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 15–17; v. Beckerath in Kirchhof III. § 9<br />
Rn. 1; Woring in L/B/P, § 9 Rn. 2; Frotscher § 9 Rn. 1; Lang, Die Bemessungsgrundlage<br />
zur ESt., 1981/1988, 491; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002,<br />
§ 9 Rn. 54.<br />
Vgl. auch § 4 Anm. 703 mwN und ausf: § 2 Anm. 503 sowie Einf. ESt.<br />
Anm. 542.<br />
Das Nettoprinzip ist Ausdruck <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsgrundsatzes als steuerspezifischem<br />
Gerechtigkeitspostulat (vgl. BFH v. 21. 10. 1986 VIII R 1/85, BStBl.<br />
1987, 212 mit Hinweis auf BVerfG v. 23. 11. 1976 1 BvR 150/75, BVerfGE 43,<br />
119 f.; vgl. ausführlich zum Leistungsfähigkeitsprinzip als Fundamentalprinzip<br />
<strong>de</strong>r Besteuerung: Tipke, Steuerrechtsordnung I, 2. Aufl. 2000, 479–534). Es besagt<br />
in seinem Grundgedanken, daß nur in Höhe <strong>de</strong>s Saldos zwischen <strong>de</strong>n aus<br />
einer steuerrelevanten Erwerbsleistung resultieren<strong>de</strong>n Einnahmen und Aufwendungen<br />
eine besteuerungswürdige Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl.<br />
vorliegt (ausf. zum Leistungsfähigkeitsprinzip: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 4 Rn. 81 ff. mwN).<br />
§ 9 ist im Grundsatz Fiskalzwecknorm zur sachgerechten Begrenzung <strong>de</strong>s staatlichen<br />
Steueranspruchs (vgl. zur Unterscheidung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen steuergesetzlichen<br />
Normgruppen Lang in Tipke/lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 4<br />
Rn. 19 ff.) und daher einer Auslegung unter Leistungsfähigkeitsaspekten in vollem<br />
Umfang zugänglich; lediglich im Bereich <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkungen und<br />
-verbote (zB § 9 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2) treten an<strong>de</strong>re Regelungszwecke hinzu (vgl.<br />
eingehend Anm. 216).<br />
Eine sozial- o<strong>de</strong>r wirtschaftspolitisch motivierte Steuervergünstigung wird durch<br />
<strong>de</strong>n WKAbzug und <strong>de</strong>n dadurch bewirkten Steuerentlastungseffekt nicht gewährt<br />
(vgl. allg. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 19 Rn. 1ff.);<br />
dies sollte bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs in Grenzfällen beachtet wer<strong>de</strong>n<br />
(anschaulich dazu auch Döllerer, BB 1984, 546 betr. Geldbußen).<br />
Gesetzessystematik: Bei einer Gesamtschau <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen estlichen<br />
Rechtsnormen, die <strong>de</strong>n WKAnsatz hinsichtlich seiner Tatbestandsvoraussetzungen<br />
und Rechtsfolgen bei <strong>de</strong>n vier Überschußeinkunftsarten regeln (§ 2 Abs. 1<br />
Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23, § 2 Abs. 2 Nr. 2, § 3 c, §§ 9–9 b, § 11 Abs. 2, § 12), lassen<br />
sich drei aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong> Qualifikationsstufen unterschei<strong>de</strong>n (vgl. Prinz,<br />
Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, 1984,<br />
69–72; <strong>de</strong>rs., DB 1985, 830):<br />
– Sachliche Bestimmung <strong>de</strong>r WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach (Grundqualifikation),<br />
– Bestimmung ihrer bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung abziehbaren Höhe (Höhenqualifikation)<br />
– Zuordnung zu <strong>de</strong>n einzelnen Besteuerungsabschnitten (Zeitqualifikation).<br />
Diese dreistufige gedankliche Strukturierung <strong>de</strong>s Regelungsbereichs <strong>de</strong>r WK ist<br />
für eine systematische stl. Abgrenzung unerläßlich, auch wenn sich die einzelnen<br />
Qualifikationsschritte nicht immer ein<strong>de</strong>utig voneinan<strong>de</strong>r abgrenzen lassen und<br />
miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind (zB Aufwendungsbegriff und Abflußprinzip gem.<br />
§ 11 Abs. 2). Darüber hinaus sind bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung im konkreten Sach-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 27
7<br />
§9 Anm. 6–7 Allgemeine Erläuterungen<br />
verhalt einzelne Analysestufen uU unproblematisch. § 9 befaßt sich im Schwerpunkt<br />
mit <strong>de</strong>r grundqualifikatorischen Frage, enthält aber auch Elemente zur<br />
Lösung <strong>de</strong>r Höhenqualifikation (zB § 9 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 betr. Fahrtkosten<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte; zu nichtabziehbaren WK allg.<br />
Anm. 216f.) sowie <strong>de</strong>r Zeitqualifikation (§ 9 Abs. 1 Nr. 7).<br />
II. Die Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s § 9 im einzelnen<br />
Die Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips durch Abzug von Erwerbsaufwendungen<br />
als negative Komponente <strong>de</strong>r Einkunftserzielung erfor<strong>de</strong>rt Abgrenzungen:<br />
– in sachlicher Hinsicht: Von Aufwendungen <strong>de</strong>r Lebensführung o<strong>de</strong>r auf Privatvermögen<br />
und gegenüber an<strong>de</strong>ren Einkunftsarten;<br />
– in zeitlicher Hinsicht: Im Hinblick auf die Abschnittsbesteuerung gem. § 2<br />
Abs. 7, § 25 und<br />
– in personeller Hinsicht: Die sog. Zurechnung ist nicht in § 9 geregelt, son<strong>de</strong>rn<br />
§ 2 Abs. 1 zu entnehmen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Überschußermittlung (§ 2 Abs. 2 Nr. 2) sollen WK solche erwerbsbezogenen<br />
Vermögensmin<strong>de</strong>rungen bezeichnen und gegenüber einer privaten<br />
Einkommensverwendung sachgerecht und praktikabel abgrenzen, welche<br />
in einem bestimmten wirtschaftlich geprägten Zusammenhang mit einer strelevanten<br />
Erwerbsleistung (s. Anm. 116 f.) stehen. Als systemtypische Rechtsfolge<br />
sind <strong>de</strong>rartige Erwerbsaufwendungen – abweichend zu <strong>de</strong>n sog. Privataufwendungen<br />
(vgl. Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 617) – grds. im VZ <strong>de</strong>r Zahlung<br />
von <strong>de</strong>n Einnahmen bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart abzuziehen (§ 9<br />
Abs. 1 Satz 2 iVm. § 11 Abs. 2); ggf. ist die Zuordnung zu einer spezifischen<br />
Einkunftsquelle geboten (zB das konkrete Arbeits- o<strong>de</strong>r Vermietungsverhältnis;<br />
vgl. eingehend Anm. 235, 236). ZT wird dieser <strong>de</strong>m Nettoprinzip entsprechen<strong>de</strong><br />
Wirkungsmechanismus durch Abzugsbeschränkungen und zeitliche Verteilungsregeln<br />
durchbrochen (zu <strong>de</strong>n Anwendungsfällen und Motiven vgl. Anm. 216 f.).<br />
§ 9 ist insoweit eine auf Vermögensmin<strong>de</strong>rungen ausgerichtete Einkünfteermittlungsvorschrift,<br />
die eine sachgerechte Trennung <strong>de</strong>r Einkommenserzielungssphäre<br />
vom Einkommensverwendungsbereich bezweckt. Dies ist zentrale Regelungsaufgabe<br />
<strong>de</strong>r WK (vgl. zum i<strong>de</strong>ntischen Regelungszweck <strong>de</strong>r BA § 4<br />
Anm. 703). Steuersystematisch folgt aus diesem Regelungszweck, daß <strong>de</strong>r<br />
WKBegriff für alle Überschußeinkunftsarten iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 inhaltsgleich<br />
auszu<strong>de</strong>uten ist (vgl. eingehend Anm. 136).<br />
Zu ähnlichen teleologisch orientierten Funktionsbeschreibungen vgl. Wassermeyer,<br />
StuW 1982, 353; Kröner, StuW 1985, 115; Prinz, FR 1986, 398; Frotscher § 9 Rn. 1.<br />
Sachliche Abgrenzungen und Zuordnungen stehen bei § 9 <strong>de</strong>utlich im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />
E Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre vom privaten Lebensführungsbereich iSd. § 12: Die in<br />
§ 12 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aufzählung nichtabziehbarer Ausgaben hat überwiegend klarstellen<strong>de</strong><br />
Funktion; insoweit ist § 12 Spiegelbild <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s<br />
§ 9. In seinem konstitutiv wirken<strong>de</strong>n Regelungsbereich beinhaltet § 12 steuergesetzliche<br />
Wertungen für sog. gemischte Aufwendungen (s. dazu Anm. 175–183;<br />
zum Verhältnis von § 9 zu § 12 eingehend Anm. 28). Die Abgrenzung von WK<br />
und BA zum Lebensführungsbereich vollzieht sich im übrigen nach <strong>de</strong>n gleichen<br />
Gesichtspunkten (vgl. etwa BFH v. 28. 11. 1977 GrS 2–3/77, BStBl. II<br />
1978, 105).<br />
E 28 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 7–8 §9<br />
E Abgrenzung zur Vermögenssphäre als Erscheinungsform <strong>de</strong>r Einkommensverwendung:<br />
Historisch begrün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Quellentheorie von Fuisting (s. dazu Einf. ESt.<br />
Anm. 11) bil<strong>de</strong>n die Überschußeinkünfte im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Gewinneinkunftsarten<br />
einen stl. nicht voll erschlossenen Rechtsraum, weil die in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß<br />
als Einkunftsgrundlage (zur Terminologie Klatt, DB<br />
1984, 469) eingesetzten WG grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung bleiben (v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 91; Ausnahme: §§ 17, 23; Krüger, FR 1987, 390 f.<br />
spricht anschaulich von einem „unvollkommenen Einkommensmaßstab“). Dies<br />
hat Folgen für <strong>de</strong>n WKUmfang (s. auch bereits OFH v. 26. 3. 1947 IV 1/47 S,<br />
StRK EStG § 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. Einkünfte aus KapVerm.) und erfor<strong>de</strong>rt<br />
differenzierte Abgrenzungsüberlegungen (s. eingehend mwN Anm. 95, 185–<br />
188). WK und BA weichen insofern systembedingt voneinan<strong>de</strong>r ab (s. auch<br />
Anm. 23). Der WKBegriff muß auch dieser vom BABereich abweichen<strong>de</strong>n speziellen<br />
Regelungsaufgabe genügen.<br />
E Abgrenzung und Zuordnung bei zweifelhafter Einkunftsarten- und Einkunftsquellenzugehörigkeit:<br />
Stehen Aufwendungen mit mehreren erwerbsbezogenen Leistungsverhältnissen<br />
in Verbindung, so sind ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege Zuordnungen<br />
o<strong>de</strong>r Wesentlichkeitswertungen erfor<strong>de</strong>rlich; dies erfolgt steuersystematisch spätestens<br />
bei Durchführung <strong>de</strong>s WKAbzugs im Rahmen <strong>de</strong>r Rechtsfolgeanordnung<br />
<strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 2 (s. eingehend Anm. 178, 210).<br />
Zeitliche Abgrenzungen im Hinblick auf <strong>de</strong>n Grundsatz <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung<br />
(§ 2 Abs. 7, § 25) nimmt § 9 im Bereich <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rtatbestän<strong>de</strong> für Arbeitsmittel<br />
(§ 9 Abs. 1 Nr. 6) u. betr. die AfA-Vorschriften (§ 9 Abs. 1 Nr. 7)<br />
vor; <strong>de</strong>r steuersystematische Charakter dieser Regelungen ist allerdings str. (vgl.<br />
zum Meinungsstreit über die Be<strong>de</strong>utung als konstitutive o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische<br />
Ausnahmevorschrift: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. I 1 mwN; Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 9 Rn. 176 mwN; s. auch eingehend Anm. 586–588). Im übrigen<br />
obliegt die zeitliche Regelungsaufgabe für WK <strong>de</strong>r Abzugsvorschrift <strong>de</strong>s<br />
§ 11 Abs. 2 (zum Verhältnis zu §9s.Anm. 26).<br />
Personelle Zurechnungsaussagen für WK enthält § 9 – zumin<strong>de</strong>st in direkter<br />
Form – nicht (glA Biergans, FR 1984, 304; modifiziert D. Meyer, DStR 1986,<br />
22 f.; eingehend dazu Anm. 40).<br />
III. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />
Der fundamentalen steuerdogmatischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r WK für die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 entspricht ihr wirtschaftliches<br />
Gewicht in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis (vgl. instruktiv dazu Streck in<br />
DStJG 3 (1980), 273–295). Interpretation und einzelfallbezogene Anwendung<br />
<strong>de</strong>s § 9 gehören zum „Alltagsbrot <strong>de</strong>r Steuerberatung“ (vgl. Prinz, FR 1986, 397<br />
mit Hinweis auf Felix, KÖSDI 1985, 5938). Abgesehen davon hat eine durch<br />
§ 9 herbeigeführte Steuerentlastung von <strong>de</strong>r Aufwandsseite her einen erheblichen<br />
Einfluß auf die betriebswirtschaftlichen Indikatoren <strong>de</strong>r Liquidität und<br />
Rentabilität (vgl. Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung<br />
und Verpachtung, 1984, 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 300).<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9 für die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten:<br />
E § 9 als Bestandteil <strong>de</strong>s LStRechts: Aus wirtschaftlicher Sicht liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />
<strong>de</strong>s § 9 im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19).<br />
Hier erfassen WK sehr häufig Sachverhalte, die bei Millionen von ArbN gegeben<br />
sind.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 29<br />
8
§9 Anm. 8 Allgemeine Erläuterungen<br />
Bereits tatbestandsmäßig wird die Personengruppe <strong>de</strong>r ArbN (§ 1 LStDV) mehrfach in<br />
§ 9 erwähnt (insbes. § 9 Abs. 1 Nr. 4 und Nr. 5 als typische WKArten für nichtselbst.<br />
Tätige). Wirtschaftlich ist § 9 also Bestandteil <strong>de</strong>s LStRechts als <strong>de</strong>r fiskalpolitisch be<strong>de</strong>utsamsten<br />
Steuerrechtsmaterie (vgl. zu dieser Einschätzung Offerhaus, BB 1982,<br />
1061; auch Lang in DStJG 9 (1986), 17), was auch eine Durchsicht <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Rspr.<br />
entschie<strong>de</strong>nen Einzelfälle belegt (Streck in DStJG 3 (1980), 280 spricht anschaulich<br />
von einem „wahren Abzugspanoptikum“). Kaum eine EStVeranlagung o<strong>de</strong>r ein LStErmäßigungsantrag<br />
wegen Eintragung eines Freibetrags auf <strong>de</strong>r LStKarte (§ 39 a) für<br />
ArbN ist ohne Lösung mehr o<strong>de</strong>r weniger komplizierter WKFragen durchführbar.<br />
Mit <strong>de</strong>r Anhebung <strong>de</strong>r WKPauschbetrags durch das StReformG 1990 v.<br />
27. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 479) mit Wirkung ab 1. 1. 1990 auf<br />
2000 DM (seit 2001: 1044 E) sollte insoweit eine Vereinfachung <strong>de</strong>s Besteuerungsverfahrens<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n (vgl. § 9 a Anm. 3). Zu einer Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Konfliktpotentials scheint es gleichwohl in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis nicht gekommen<br />
zu sein.<br />
E Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9 für die an<strong>de</strong>ren Überschußeinkünfte: Von seiner Breitenwirkung<br />
her, die im LStRecht naturgemäß beson<strong>de</strong>rs hoch ist, hat § 9 für die an<strong>de</strong>ren<br />
Überschußeinkünfte (§§ 20–22) weniger Gewicht. Bezogen auf die wirtschaftliche<br />
Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n einzelnen Stpfl. geht es beim WKAbzug vor allem bei<br />
<strong>de</strong>n Einkünften aus VuV allerdings in vielen Fällen um größere Beträge und damit<br />
be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re Steuerauswirkungen, die für die Investitionsentscheidungen<br />
nicht unwesentlich sind (insbes. § 9 Abs. 1 Nr. 1 betr. Schuldzinsen u. Nr. 7<br />
iVm. § 7 Abs. 4, 5 betr. Gebäu<strong>de</strong>-AfA). Im übrigen kennt je<strong>de</strong> Überschußeinkunftsart<br />
struktur- und marktbedingt ihre beson<strong>de</strong>ren WKFragen, die im Einzelfall<br />
für <strong>de</strong>n betroffenen Stpfl. von großer wirtschaftlicher Tragweite sein können.<br />
§ 9 als konfliktträchtige Regelungsmaterie: Fragen zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbs-<br />
von <strong>de</strong>n Privataufwendungen gehören zu <strong>de</strong>n Standardkonflikten <strong>de</strong>r<br />
Rechtsanwendung (zB bei gemischt-genutzten WG, s. Anm. 179), die nicht unwesentlich<br />
mit zur Überlastung <strong>de</strong>r Finanzgerichtsbarkeit beitragen (so zutreffend<br />
Woring, BB 1988, 40). Vor allem im ArbNBereich ist eine hohe Streitbereitschaft<br />
zu beobachten. Dabei wird <strong>de</strong>r Konflikt häufig aus emotionalen<br />
Grün<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n kostenfreien außergerichtlichen Bereich hinaus „ums Prinzip“<br />
geführt (zu einer Ursachenanalyse Streck in DStJG 3 (1980), 282).<br />
Die Probleme für die Besteuerungspraxis liegen häufig weniger im Rechtsbereich<br />
als vielmehr im Tatsächlichen (zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Verfahrensfragen s. eingehend<br />
Anm. 53–57). Denn während Einnahmen (§ 8) als positiver Faktor <strong>de</strong>r<br />
Bemessungsgrundlage „Einkünfte“ idR ein<strong>de</strong>utig und profiliert im Rahmen eines<br />
typischen, abgrenzbaren Leistungsverhältnisses anfallen, ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />
Zusammenhang von Aufwendungen mit einer beabsichtigten, laufen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsleistung <strong>de</strong>s öfteren weitaus weniger<br />
intensiv und äußerlich erkennbar, wobei zu<strong>de</strong>m private Berührungspunkte mit<br />
hinzutreten können (zB bei Auslandsreisen, Fortbildungsveranstaltungen usw.).<br />
Dies ruft bei <strong>de</strong>r FinVerw. eine Mißbrauchsabwehr hervor. Eine kaum noch<br />
überschaubare Rechtsprechungskasuistik ist die Folge, die mitunter eine dogmatische<br />
Grundlinie vermissen läßt (vgl. zu Hinweisen Prinz, FR 1986, 397 f.).<br />
Durch <strong>de</strong>n Steuergesetzgeber und – mit Einschränkungen – auch die FinVerw.<br />
zugelassene WKPauschalen können insoweit Vereinfachungs- und Befriedungsfunktion<br />
erlangen, falls die Schätzungsgrundlagen ordnungsgemäß ermittelt sind<br />
und es sich im Interesse <strong>de</strong>r Einzelfallgerechtigkeit um sog. formelle Typisierungen<br />
han<strong>de</strong>lt (vgl. eingehend zur Rechtsnatur von WKPauschalen § 9a Anm. 3;<br />
zu einer Zusammenstellung <strong>de</strong>r Verwaltungspauschalen im WKBereich s. § 9a<br />
E 30 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 8–9 §9<br />
Anm. 78–82; s. auch ABC <strong>de</strong>r Pauschbeträge und Pauschsätze in § 9 a Anm. 90).<br />
Die von Kirchhof (Empfiehlt es sich, das EStRecht zur Beseitigung von Ungleichbehandlungen<br />
u. zur Vereinfachung neu zu ordnen?, 1988, 47–51) auf<br />
<strong>de</strong>m 57. Deutschen Juristentag vorgeschlagene generelle Typisierung <strong>de</strong>r Abzugstatbestän<strong>de</strong><br />
orientiert an <strong>de</strong>r Einnahmehöhe ist uE allerdings unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />
nicht vertretbar (s. auch Anm. 5). Typisierung von Erwerbsaufwendungen<br />
sollte sich immer nur auf bestimmte „privatnahe“<br />
Sachverhaltsbereiche erstrecken u. zu<strong>de</strong>m formell ausgestaltet sein (zur Abgrenzung<br />
gegenüber einer materiellen Typisierung s. Anm. 54).<br />
IV. Verfassungsmäßigkeit<br />
Trotz seiner verschie<strong>de</strong>nen steuersystematischen Ungereimtheiten (zB Verhältnis<br />
<strong>de</strong>r Einzeltatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1–7 zu Abs. 1 Satz 1), <strong>de</strong>r<br />
fehlen<strong>de</strong>n Abstimmung zum BABegriff <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 sowie <strong>de</strong>r die Rechtssicherheit<br />
beeinträchtigen<strong>de</strong>n Anwendungsschwierigkeiten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
erscheint § 9 und seine Weiterentwicklung durch die Rspr. im Hinblick<br />
auf das Veranlassungsprinzip unter verfassungsrechtlichen Aspekten insgesamt<br />
unbe<strong>de</strong>nklich.<br />
Gleichheitssatz (Art. 3 GG): § 9 als im Einkünfteermittlungsbereich angesie<strong>de</strong>lte<br />
Abzugsvorschrift steht auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Nettoprinzips (s. Anm. 6) und<br />
entspricht daher – zumin<strong>de</strong>st im Grundsatz – <strong>de</strong>m Gleichheitssatz <strong>de</strong>s Art. 3<br />
GG in seiner steuerspezifischen Ausprägungsform <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitspostulats<br />
(vgl. zu diesen strechtlichen Fundamentalprinzipien Tipke, Steuerrechtsordnung<br />
I, 2. Aufl. 2000, 479–534; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />
2002, § 4 Rn. 81–122). Soweit ersichtlich ist die Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s § 9<br />
daher zur Gänze we<strong>de</strong>r durch die Rspr. noch das Schrifttum in Zweifel gezogen<br />
wor<strong>de</strong>n. Lediglich Einzelfragen waren bisher Gegenstand von Verfassungsbeschwer<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r Revisionen beim BFH (vgl. auch zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s<br />
§ 4 Abs. 4: § 4 Anm. 703 mit einer Zusammenstellung <strong>de</strong>r Verfahren vor <strong>de</strong>m<br />
BVerfG, die ebenfalls stets nur die Anwendung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 und nicht die Regelung<br />
als solche betrafen).<br />
Vgl. zB BVerfG v. 4. 12. 2002 – 2 BvR 400/98 u. 2 BvR 1735/00, DStR 2003, 633 –<br />
636 betr. Verfassungswidrigkeit <strong>de</strong>r zeitlichen Begrenzung <strong>de</strong>r stl. Abziehbarkeit von<br />
Mehraufwendungen für doppelte Haushaltsführung in Fällen fortlaufend verlängerter<br />
Abordnung (Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 GG) und <strong>de</strong>r an verschie<strong>de</strong>nen Orten bei<strong>de</strong>rseits<br />
berufstätigen Ehegatten (Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 iVm. Art. 6 Abs. 1 GG);<br />
BVerfG v. 7. 12. 1999 – 1 BvR 301/98, BVerfGE 101, 297, BStBl. II 2000, 162 betr.<br />
Vereinbarkeit <strong>de</strong>s § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 6 b (häusliches Arbeitszimmer) mit<br />
Art. 3 GG; BFH v. 5. 12. 1997 VI R 94/96, BStBl. II 1998, 211 betr. Verfassungsmäßigkeit<br />
<strong>de</strong>r zum 1. 1. 1996 in Kraft getretenen zeitlichen Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs von<br />
Mehraufwendungen für Verpflegung bei doppelter Haushaltsführung und <strong>de</strong>ssen<br />
Rückwirkung, § 9 Abs. 1 Nr. 5; v. 16. 12. 1997 VIII 38/94 BStBl. II 1998, 339 betr. ua.<br />
Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil begrenzten WKAbzug von Leibrentenzahlungen;<br />
BVerfG v. 14. 12. 1987 1 BvR 156/87, DB 1988, 367 betr. WK bei doppelter<br />
Haushaltsführung; v. 16. 10. 1984 1 BvR 24/84, HFR 1985, 238 betr. berufsnahe<br />
Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten; v. 20. 6. 1984 1 BvR 689/84, DStR 1985, 117 betr. WKAbzug<br />
bei Pauschalierung <strong>de</strong>r LSt.; v. 16. 10. 1984 1 BvR 1021/83, DStR 1985, 117 betr.<br />
Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte gem. § 9 Abs. 1 Nr. 4 Sätze 2; v.<br />
28. 12. 1984 1 BvR 1472/84, 1 BvR 1473/84, HFR 1985, 337 betr. ArbNBeiträge zur<br />
gesetzlichen Renten- und Arbeitslosenversicherung; v. 7. 8. 1985 1 BvR 707/85, StRK<br />
EStG 1975 § 12 Nr. 1 R. 26 betr. Prämien zur allg. Rechtsschutzversicherung; zurückgenommen<br />
wur<strong>de</strong> 1 BvR 751/83, DStR 1985, 533 betr. Schuldzinsenabzug wegen gü-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 31<br />
9
10<br />
§9 Anm. 9–10 Allgemeine Erläuterungen<br />
terrechtlicher Ausgleichsansprüche. Zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 5 s.<br />
eingehend auch BFH v. 2. 12. 1981 VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297 (300 f.).<br />
Gesetzmäßigkeit <strong>de</strong>r Besteuerung (Legalitätsprinzip): § 9 Abs. 1 Satz 1 als<br />
Grundnorm im WKBereich wird von <strong>de</strong>r hM über <strong>de</strong>n final formulierten Wortlaut<br />
hinaus unter Veranlassungsgesichtspunkten erweiternd interpretiert; insofern<br />
besteht funktionelle und inhaltliche Deckungsgleichheit mit <strong>de</strong>m BABegriff<br />
(vgl. eingehend Anm. 23 mwN). Da es sich um eine teleologisch gebotene<br />
Rechtsfortbildung <strong>de</strong>s § 9 über die Grenze <strong>de</strong>s möglichen Wortverständnisses<br />
hinaus han<strong>de</strong>lt, die von <strong>de</strong>n steuerjuristischen Rechtsanwendungsmetho<strong>de</strong>n ge<strong>de</strong>ckt<br />
wird (uE zutreffend vor allem v. Bornhaupt, DStR 1983, 12–16; eingehend<br />
dazu Anm. 125), ist ein verfassungsrechtlicher Verstoß gegen <strong>de</strong>n Legalitätsgrundsatz<br />
uE nicht festzustellen. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tatbestandsbestimmtheit<br />
von Rechtsnormen sowie zur Vermeidung <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n<br />
Rechtsanwendungsprobleme sollte <strong>de</strong>r Steuergesetzgeber <strong>de</strong>n WKBegriff <strong>de</strong>s<br />
§ 9 allerdings zur Klarstellung an die BADefinition angleichen (so bereits <strong>de</strong>r<br />
RegE eines dritten Steuerreformgesetzes zum EStG 1975, BTDrucks. 7/1470,<br />
<strong>de</strong>r in § 48 Abs. 1 Satz 1 eine völlige Neufassung <strong>de</strong>s WKBegriffs vorsah: „....<br />
Aufwendungen, die durch die Erzielung von Einnahmen iSd. § 47 veranlaßt<br />
sind.“).<br />
V. Gestaltungsmöglichkeiten beim Werbungskostenabzug<br />
§ 9 und die damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n Rechtsnormen eröffnen unter<br />
verschie<strong>de</strong>nen Aspekten Ansatzpunkte für eine werbungskostenorientierte Steuerpolitik<br />
bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten gem. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23<br />
(vgl. als Überblick betr. §§ 21, 21 a: Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus Vermietung und Verpachtung, 1984, 129–139; s. auch v. Bornhaupt in<br />
K/S/M § 9 Rn. A 303ff.). Das wirtschaftliche Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. an einer zielentsprechen<strong>de</strong>n<br />
Einflußnahme auf <strong>de</strong>n WKAbzug in sachlicher und zeitlicher<br />
Hinsicht ergibt sich aus <strong>de</strong>r unmittelbaren Auswirkung bei seiner perio<strong>de</strong>nbezogenen<br />
ESt- und ggf. KiStBelastung. Der WKAbzug hat unmittelbare Liquiditätsund<br />
Rentabilitätswirkungen. Im Verhältnis zum betrieblichen Bilanzierungssektor<br />
(zu <strong>de</strong>r Möglichkeit einer umfassen<strong>de</strong>n Rechnungspolitik und Mitteln <strong>de</strong>r Bilanzpolitik<br />
vgl. J. Bauer, Grundlagen einer han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtlichen Rechnungspolitik<br />
<strong>de</strong>r Unternehmung, 1981; Prinz, DStR 2000, 661ff.) besteht für<br />
WK allerdings nur ein in engen Grenzen gestaltbarer Aktionsraum.<br />
Das im WKBereich einsetzbare steuerpolitische Instrumentarium läßt sich wie<br />
folgt systematisieren (vgl. mwN Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />
Vermietung und Verpachtung, 1984, 135–139):<br />
Maßnahmen zur planvollen Sachverhaltsgestaltung kommen in verschie<strong>de</strong>ner<br />
Hinsicht in Betracht:<br />
p Trennung <strong>de</strong>r abziehbaren WK von <strong>de</strong>n zu aktivieren<strong>de</strong>n Aufwendungen (bei Abnutzbarkeit<br />
<strong>de</strong>s WG: AfA gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7) durch kautelarjuristische Maßnahmen<br />
und <strong>de</strong>ren entsprechen<strong>de</strong> Durchführung (zB Separierung <strong>de</strong>r Finanzierungsvorgänge<br />
vom Immobilienerwerb, vgl. eingehend Prinz, BB 1985,<br />
1975); zielentsprechen<strong>de</strong> Lenkung einer Fremdkapitalaufnahme zur Optimierung<br />
<strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs (vgl. zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzugs<br />
bei Darlehen für die Anschaffung eines teilweise vermieteten<br />
und teilweise gemischtgenutzten Gebäu<strong>de</strong>s: BFH v. 9. 7. 2002 IX R 65/00,<br />
FR 2002, 1359; zur Zuordnung von Fremdkapital bei <strong>de</strong>r Herstellung einer<br />
E 32 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 10–12 §9<br />
gemischt-genutzten Immobilie: BFH v. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II<br />
1999, 676; IX R 19/96, BStBl. II 1999, 678; IX R 29/96, BStBl. II 1999, 680;<br />
BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />
p Vermeidung sog. gemischter Aufwendungen wegen <strong>de</strong>s weitgefaßten Aufteilungsund<br />
Abzugsverbots iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 (kritisch dazu Schmidt/Drenseck<br />
XXII. § 12 Rn. 14 ff.; s. auch Anm. 179).<br />
Beispiele: Vermeidung gemischter Kontokorrentkonten durch Abwicklung von<br />
privat- und erwerbsbezogenen Vorgängen über verschie<strong>de</strong>ne Konten (s. zum sog.<br />
Zwei-Konten-Mo<strong>de</strong>ll auch Anm. 385 „Kontokorrent“ u. Schmidt/Drenseck XXII.<br />
§ 12 Rn 25 „Zinsen“); Doppelanschaffungen im Arbeitsmittelbereich einerseits für<br />
Erwerbs-, an<strong>de</strong>rerseits für Privatzwecke (vgl. Prinz, FR 1987, 333).<br />
p Beschaffung geeigneter Unterlagen und Beweismittel zur Dokumentation und Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Nutzung eines Gegenstands (bei nicht vermeidbarer<br />
gemischter Nutzung); gleiches gilt zum Nachweis <strong>de</strong>r Erwerbsabsicht<br />
etwa bei vorab veranlaßter Aufwendungen und sog. Fehlaufwendungen (dazu<br />
Anm. 161–172).<br />
p Vermei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Eingreifens von Abzugsverboten und Abzugsbeschränkungen (zur<br />
Zusammenstellung s. Anm. 217).<br />
Beispiele: Übernahme einer erweiterten Haftung durch <strong>de</strong>n Stpfl. wegen sinngemäßer<br />
Anwendung <strong>de</strong>s § 15 a bei § 20 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2, § 21 Abs. 1 Satz 2; Verlagerung<br />
von Reparaturmaßnahmen in die Zeit <strong>de</strong>r Fremdvermietung einer Immobilie.<br />
p Zeitliche Einflußnahme auf die Aufwendungsbewirkung durch WKVorauszahlungen<br />
o<strong>de</strong>r Zahlungsverzögerungen (zu <strong>de</strong>n Grenzen s. Anm. 222). Der WKAbfluß<br />
iSd. § 11 Abs. 2 weist eine planmäßig nutzbare hohe Gestaltungsreagibilität<br />
auf (eingehend Prinz, DB 1985, 835 f. betr. VuV-Einkünfte mit Hinweis auf<br />
Gestaltungsgrenzen; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 318 ff. zur Wahl <strong>de</strong>s<br />
Zeitpunkts <strong>de</strong>r Verausgabung).<br />
Steuerliche Optionsrechte und Spielräume bei <strong>de</strong>r Deklaration realisierter<br />
Sachverhalte im Veranlagungsverfahren (zur Unterscheidung Wahlrechte/Spielräume<br />
vgl. J. Bauer, Grundlagen einer han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtl. Rechnungspolitik<br />
<strong>de</strong>r Unternehmung, 1981, 66–79):<br />
p Wahlrechte bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme <strong>de</strong>r AfA-Vorschriften gem. § 9 Abs. 1<br />
Nr. 7 iVm. §§ 7ff. einschließlich zulässiger Nachholungsmöglichkeiten (s. eingehen<strong>de</strong>r<br />
Anm. 603, 620); hierher gehören auch die Wahlrechte hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Inanspruchnahme von höheren AfA-Beträgen bei Gebäu<strong>de</strong>n gem.<br />
§§ 82 a, 82 g, 82 i EStDV und die Son<strong>de</strong>rvorschriften für die Geltendmachung<br />
von Erhaltungsaufwand, zB Abschn. 157 Abs. 3 Satz 2 EStR.<br />
p Sofortabzug o<strong>de</strong>r zeitliche Verteilung sog. geringwertiger WG (bei AHK für ein einzelnes<br />
WG bis 410 E, § 6 Abs. 2 Satz 1; s. Anm. 549);<br />
p Spielräume bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer von in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß<br />
eingesetzten WG (s. Anm. 613, 614);<br />
p Wahlrechte bei <strong>de</strong>r Herstellungskostenermittlung von WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />
(dazu Anm. 609) analog Abschn. 33 EStR;<br />
p Wahlrecht zwischen WKPauschbetrag und Einzelnachweis (zB im erwerbsbezogenen<br />
Fahrtkostenbereich für Behin<strong>de</strong>rte gem. § 9 Abs. 2 Satz 3, s. Anm. 633)<br />
p Sonstige Wahlrechte (zB Abschn. 102 Satz 2 EStR betr. <strong>de</strong>n Abzug von Steuerberatungskosten<br />
von im Kj. nicht mehr als 520 E als WK o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausgaben).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 33<br />
11–12
13<br />
§9 Anm. 13 Allgemeine Erläuterungen<br />
D. Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9<br />
I. Persönlicher und sachlicher Geltungsbereich<br />
1. Persönlicher Geltungsbereich<br />
a) Geltung im Einkommensteuerrecht<br />
Dem Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 ist nicht zu entnehmen, bei welchen Stpfl. die Vorschrift<br />
Anwendung fin<strong>de</strong>t.<br />
Unbeschränkte Einkommensteuerpflicht: Für unbeschr. EStpfl. iSv. § 1<br />
Abs. 1 mit Überschußeinkünften gem. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 gilt § 9<br />
in vollem Umfang. Bei Beginn o<strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r unbeschr. EStPflicht innerhalb<br />
eines Kj. (zB durch Ein- o<strong>de</strong>r Auswan<strong>de</strong>rung; zum Ermittlungszeitraum s.<br />
§ 2 Abs. 7) kommen die außerhalb dieses abgekürzten Zeitraums vom Stpfl. getätigten<br />
Aufwendungen (entsprechend <strong>de</strong>m Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2) unabhängig<br />
von ihrer Wesensart nicht als WK in Betracht (vgl. BFH v. 6. 4. 1984<br />
VI R 162/81, BStBl. II 1984, 587; Schmidt/Seeger XXII. § 25 Rn. 15). Pauschbeträge<br />
für WK (§ 9 a), die sich nach ihrer Konzeption auf das volle Kj., mithin<br />
auf <strong>de</strong>n VZ beziehen, sind grds. in ihrer vollen Höhe zu berücksichtigen, wenn<br />
<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Tatbestand nicht ausdrücklich eine zeitanteilige Berücksichtigung<br />
vorschreibt (vgl. BFH v. 1. 4. 1998 X R 154/94, BFH/NV 1998, 1349–<br />
1351).<br />
Zur persönlichen Zurechnung von WK beim einzelnen Stpfl. s. Anm. 40; die<br />
Einzelzurechnung erfolgt auch bei einer Zusammenveranlagung von Ehegatten<br />
gem. §§ 26, 26 b.<br />
Für unbeschr. EStPflicht gem. § 1 Abs. 2 gilt dies entsprechend, weil sich diese<br />
Form <strong>de</strong>r unbeschr. StPflicht von <strong>de</strong>rjenigen nach § 1 Abs. 1 nicht unterschei<strong>de</strong>t<br />
(ausf. § 1 Anm. 180).<br />
E § 1 Abs. 3: Für natürliche Personen, die nach § 1 Abs. 3 auf Antrag als unbeschr.<br />
estpfl. behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>t § 9 Anwendung, soweit sich die WK auf<br />
inländische Einkünfte iSv. § 49 beziehen.<br />
E §1a:ImRahmen <strong>de</strong>r fiktiven unbeschr. EStPflicht von EU- und EWR-Familienangehörigen<br />
fin<strong>de</strong>t § 9 keine umfassen<strong>de</strong> Anwendung. Die Behandlung als<br />
unbeschr. stpfl. erfolgt nach dieser Vorschrift nur in <strong>de</strong>n in § 1a Abs. 1 Nr. 1<br />
bis 3 aufgezählten Fällen. Vorschriften über die WK o<strong>de</strong>r Einkünfteermittlung<br />
bei Überschußeinkunftsarten sind dort nicht erwähnt. Für die von § 1a Abs. 2<br />
erfaßten Personen kommt ein Abzug von WK nur in <strong>de</strong>m Rahmen in Betracht,<br />
<strong>de</strong>r für beschr. Stpfl. gilt (s. u.).<br />
Beschränkte Einkommensteuerpflicht: Beschr. EStpfl. iSv. § 1 Abs. 4, die<br />
mit Überschußeinkünften gem. § 49 zur ESt. veranlagt wer<strong>de</strong>n, dürfen WK nur<br />
insoweit abziehen, als sie mit inländ. Einkünften in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />
stehen (§ 50 Abs. 1 Satz 1). Unter diesen Voraussetzungen gilt § 9 mit<br />
seinen sämtlichen Einzelregelungen entsprechend <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten<br />
Auslegungsgrundsätzen (zum Veranlassungsprinzip s. Anm. 130–195 und<br />
§ 50 Anm. 35). Wird bei beschränkt Stpfl. die ESt. im Wege <strong>de</strong>s Steuerabzugs erhoben<br />
(s. § 50 Abs. 5), verbleibt für <strong>de</strong>n WKAbzug kein Raum (sog. Abgeltungswirkung<br />
<strong>de</strong>s Steuerabzugs; s. § 50 a Abs. 4 Satz 3; § 50 Anm. 28, 48; siehe auch<br />
Schmidt/Heinicke XXII. § 50 Rn. 21).<br />
E Erweitert beschränkt EStpfl. iSd. § 2 AStG (zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen s. § 1<br />
Anm. 13) können WK entsprechend § 50 Abs. 1 Satz 1 insoweit abziehen, als<br />
E 34 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 13–14 §9<br />
sie mit <strong>de</strong>ren im Inland stpfl. Einkünften in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />
stehen (Einführungsschreiben <strong>de</strong>s BdF zur Anwendung <strong>de</strong>s AStG v. 11. 7. 1974,<br />
BStBl. I, 442, Tz 2. 51. 1; s. auch § 50 Anm. 11).<br />
Wechsel zwischen beschränkter und unbeschränkter Steuerpflicht: Bei einem<br />
Wechsel <strong>de</strong>r subjektiven EStPflicht innerhalb eines Kj. ergaben sich bis<br />
zum VZ 1995 zwei Ermittlungszeiträume, für die jeweils separate Veranlagungen<br />
durchzuführen waren und für die jeweils die allg. Grundsätze für die Einkünfteermittlung<br />
galten (vgl. zur alten Rechtslage: BFH v. 17. 4. 1996 I R 78/95,<br />
BStBl. II 1996, 571 zum Zufluß-/Abflußprinzip). Nach <strong>de</strong>r durch das JStG<br />
1996 (v. 11. 10. 1995, BGBl. I, 1250; BStBl. I, 438) und JStG 1997 (v.<br />
20. 12. 1996, BGBl. I, 2049; BStBl. I, 1523) geän<strong>de</strong>rten Fassung <strong>de</strong>s § 2 Abs. 7<br />
Satz 3 sind nunmehr die während <strong>de</strong>s Zeitraums <strong>de</strong>r beschr. Stpfl. erzielten inländischen<br />
Einkünfte in die Veranlagung zur unbeschr. Stpfl. einzubeziehen.<br />
Dabei wer<strong>de</strong>n die während <strong>de</strong>r beschr. bzw. unbeschr. EStPflicht erzielten Einkünfte<br />
jeweils nach <strong>de</strong>n für die Art <strong>de</strong>r subjektiven StPflicht maßgeben<strong>de</strong>n Vorschriften<br />
(§ 1 Abs. 4, §§ 49 ff. bzw. § 1 Abs. 1 – 3, §§ 2ff.) ermittelt, wobei Ermittlungszeitraum<br />
in bei<strong>de</strong>n Fällen das Kj. ist. Die Überlappung <strong>de</strong>r<br />
Ermittlungszeiträume hat im Ergebnis zur Folge, daß es einer exakten Zuordnung<br />
von WK zur unbeschr. o<strong>de</strong>r beschr. EStPflicht idR nicht bedarf, dh. auch<br />
Abflüsse außerhalb <strong>de</strong>s Zeitraums <strong>de</strong>r beschr. StPflicht sind in die Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Besteuerungsgrundlagen einzubeziehen, sofern sie <strong>de</strong>m Kj. <strong>de</strong>s Wechsel <strong>de</strong>r<br />
subjektiven StPflicht zugeordnet wer<strong>de</strong>n können (zu weiteren Einzelheiten s. § 2<br />
Anm. 923 mit instruktiven Beispielen; vgl. auch § 4 Anm. 707 zu BA). Eine Abgeltungswirkung<br />
<strong>de</strong>s § 50 Abs. 5 für Einkünfte, die <strong>de</strong>m StAbzug unterliegen,<br />
tritt uE beim Wechsel zwischen unbeschr. und beschr. EStPflicht für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />
<strong>de</strong>r beschr. StPflicht nicht ein (vgl. BTDrucks. 13/5952, 14; Schmidt/Heinicke<br />
XXII. § 2 Rn. 93; s. auch § 2 Anm. 924). Etwas an<strong>de</strong>res wäre mit <strong>de</strong>m<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r Besteuerung nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht<br />
vereinbar.<br />
Zum Wechsel von unbeschr. zur erweitert unbeschr. EStPflicht s. FG Düss. v.<br />
25. 5. 1993 (EFG 1993, 641, rkr.).<br />
b) Geltung im Körperschaftsteuerrecht<br />
§ 9 fin<strong>de</strong>t wegen <strong>de</strong>r Verweisung <strong>de</strong>r §§ 7, 8 Abs. 1 KStG auf die estlichen Vorschriften<br />
zur Definition und Ermittlung <strong>de</strong>s Einkommens grds. auch im<br />
KStRecht Anwendung. In <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis sind <strong>de</strong>m allerdings enge<br />
Grenzen gezogen:<br />
Unbeschränkte Körperschaftsteuerpflicht: Für unbeschr. KStpfl. iSv. § 1<br />
Abs. 1 Nr. 1–3 KStG ist § 9 nur anwendbar, falls diese nicht zur Führung von<br />
Büchern nach <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s HGB verpflichtet sind, da ansonsten alle<br />
Einkünfte gem. § 8 Abs. 2 KStG als gewerbliche zu behan<strong>de</strong>ln sind, was die<br />
Geltung <strong>de</strong>r WKVorschriften naturgemäß ausschließt. Für unbeschränkt stpfl.<br />
KapGes., Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften sowie VVaG ist § 9 daher<br />
nicht anwendbar.<br />
Für die in § 1 Abs. 1 Nr. 4–6 KStG aufgeführten Rechtssubjekte (insbes. rechtsfähige<br />
und nichtrechtsfähige Vereine) gilt § 9 entsprechend.<br />
Da KStpfl. naturgemäß keine Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit gem. § 19<br />
erzielen können, sind die auf diese Einkunftsart zugeschnittenen Vorschriften<br />
im WKBereich im KStRecht gegenstandslos. Abschn. 27 Abs. 1 Nr. 1 KStR versucht,<br />
dies durch eine Beschränkung <strong>de</strong>s Verweises auf § 9 Abs. 1 Nr. 1–3, 7<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 35<br />
14
15<br />
16<br />
17<br />
§9 Anm. 14–17 Allgemeine Erläuterungen<br />
und Abs. 5 zu berücksichtigen. UE erscheint die von <strong>de</strong>r FinVerw. vorgenommene<br />
Rechtsverweisung zu eng: Die Grundnorm <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 und die<br />
Rechtsfolgeanordnung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 2 sind auch im KStRecht anwendbar;<br />
gleiches gilt für die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 6, die auch für<br />
kstpfl. Vermietungs- und Kapitalvermögenseinkünfte in Betracht kommt.<br />
Beispiel: Anschaffung einer Schreibmaschine durch einen kstpfl. Verein, <strong>de</strong>r eine umfangreiche<br />
Vermögensverwaltung betreibt.<br />
Beschränkte Körperschaftsteuerpflicht: Für beschr. KStpfl. gem. § 2 Nr. 1<br />
KStG gilt § 9 nur insoweit, als die WK mit <strong>de</strong>n inländischen Einkünften (s. § 49)<br />
in wirtschaftlichem Zusammenhang stehen (§ 50 Abs. 1 Satz 1).<br />
Für beschr. KStpfl. gem. § 2 Nr. 2 KStG kommt ein Abzug von WK wegen <strong>de</strong>r<br />
Abgeltungswirkung <strong>de</strong>s StAbzugs nicht in Betracht (§ 50 Abs. 5).<br />
2. Sachlicher Geltungsbereich<br />
a) Geltung für die Ermittlung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
§ 9 ist eine auf <strong>de</strong>m Nettoprinzip (s. Anm. 6) beruhen<strong>de</strong> Einkunftsermittlungsvorschrift<br />
(§ 2 Abs. 2 Nr. 2), die ausschließlich im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten<br />
gilt, dh. bei <strong>de</strong>n<br />
– Einkünften aus nichtselbst. Arbeit (§ 19),<br />
– Einkünften aus KapVerm. (§ 20),<br />
– Einkünften aus Vermietung und Verpachtung (§ 21) sowie <strong>de</strong>n<br />
– sonstigen Einkünften iSd. §§ 22, 23.<br />
Sie kommt verfahrensmäßig im Veranlagungsverfahren (§§ 25, 46) zur Anwendung;<br />
die sachliche Geltung <strong>de</strong>s § 9 erstreckt sich mit Einschränkungen auch auf<br />
das LStAbzugsverfahren (zu Einzelheiten s. Anm. 53).<br />
b) Geltung in steuerrechtlichen Son<strong>de</strong>rverfahren<br />
Bei Pauschalierung <strong>de</strong>r LSt. gem. § 40–§ 40 b können WK dagegen nicht geltend<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n, da es sich um ein Besteuerungsverfahren eigener Art han<strong>de</strong>lt,<br />
in welchem <strong>de</strong>r ArbG Schuldner (im steuertechnischen Sinn) <strong>de</strong>r pauschalen<br />
LSt. ist (§ 40 Abs. 3, § 40 a Abs. 5, § 40 b Abs. 4; s. auch FG Hamb. v.<br />
20. 5. 1981, EFG 1981, 621, rkr.) Denn Zweck einer solchen LStPauschalierung<br />
ist es, alle Folgen <strong>de</strong>s StAbzugsverfahrens abzugelten.<br />
Auch beim KapErtrStAbzug im Bereich bestimmter Einkünfte aus KapVerm.<br />
(§ 20, §§ 43 ff.) ist eine Berücksichtigung von WK nicht zulässig (§ 43 a Abs. 2<br />
Satz 1).<br />
II. Anwendung bei Auslandsbeziehungen<br />
Werbungskosten und Auslandsbezug: In einer Zeit <strong>de</strong>r Globalisierung verwun<strong>de</strong>rt<br />
es nicht, daß in <strong>de</strong>r Rechtspraxis nicht selten Sachverhalte anzutreffen<br />
sind, in <strong>de</strong>nen Aufwendungen einen Bezug zum Ausland aufweisen. Der Auslandsbezug<br />
kann dabei in vielfacher Weise zutage treten: Den stärksten Bezug<br />
zum Ausland weisen diejenigen Aufwendungen auf, die im Ausland anfallen. Im<br />
Inland anfallen<strong>de</strong> Aufwendungen können dadurch eine Beziehung zum Ausland<br />
haben, daß das die Entstehung unmittelbar auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>m Ausland<br />
zuzuordnen ist (zB Sprachkurs, Fortbildungsreise, Studium, ausgeübte o<strong>de</strong>r geplante<br />
Tätigkeit im Ausland). Aufwendungen können aber auch (nur) zum Teil<br />
E 36 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 17 §9<br />
einen Bezug zum Ausland haben (s. u. zu WK in Zusammenhang mit stfreien<br />
Auslandsdienstbezügen und stpfl. Inlandsbezügen).<br />
Ein solcher Auslandsbezug kann stl. be<strong>de</strong>utsam sein, da WK nur abziehbar sind,<br />
wenn <strong>de</strong>r Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen im Inland stbare und stpfl. Einnahmen<br />
sind. Ausgaben, die mit nichtsteuerbaren Einnahmen zusammenhängen,<br />
dürfen nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n. Dies ergibt sich bereits aus <strong>de</strong>m BA- bzw.<br />
WKBegriff sowie aus <strong>de</strong>m Einkünfteermittlungssystem <strong>de</strong>s EStG. Das EStG<br />
berücksichtigt Erwerbsaufwendungen nur dann, wenn sie im Rahmen einer <strong>de</strong>r<br />
Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 1–7 anfallen. Sind Einnahmen mangels Zuordnung<br />
zu <strong>de</strong>n Einkunftsarten <strong>de</strong>s EStG im Inland nicht steuerbar, sind auch<br />
die Ausgaben, die damit in Zusammenhang stehen, nicht abziehbar (so zutreffend<br />
§ 3c Anm. 27 unter Hinweis auf RFH v. 30. 6. 1927, RFHE 21, 244; aA<br />
Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 274: für eine analoge<br />
Anwendung <strong>de</strong>s § 3c).<br />
Im Ergebnis kommt es für <strong>de</strong>n Abzug als WK – ungeachtet <strong>de</strong>s Auslandsbezugs<br />
– im Einzelfall entschei<strong>de</strong>nd auf <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />
(zu Einzelheiten zur Veranlassung s. Anm. 140 ff.) im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Tätigens<br />
<strong>de</strong>r Aufwendung an. Eine für <strong>de</strong>n WKAbzug erfor<strong>de</strong>rliche Veranlassung<br />
durch eine auf Erzielung stbarer Einnahmen gerichtete Tätigkeit (iSv. § 2 Abs. 1<br />
Nr. 4 bis 7) kann nur unter Würdigung aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls getroffen<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. zB BFH v. 26. 11. 2002 VI R 62/02 nv. betr. Auslandsexkursion eines<br />
Geographiestu<strong>de</strong>nten;). Bei Auslandssachverhalten trifft <strong>de</strong>n Stpfl. dabei<br />
eine erhöhte Mitwirkungspflicht (§ 90 Abs. 2 AO; vgl. auch FG München v.<br />
8. 7. 2000 9 V 25/02, nv. betr. Schuldzinsen bei Darlehensgeber im Ausland;<br />
allg. zur Feststellungslast s. Anm. 54).<br />
Tätigt ein unbeschr. EStpfl. Aufwendungen zur Vorbereitung einer Tätigkeit,<br />
mit <strong>de</strong>r stfreie ausländ. Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n, so können diese wegen § 3c<br />
zwar nicht das Einkommen, wohl aber das sog. Steuersatzeinkommen (Progressionsvorbehalt)<br />
min<strong>de</strong>rn (vgl. BFH v. 6. 10. 1993 I R 32/93, BStBl. II 1994, 113;<br />
FG München v. 26. 11. 1993, EFG 1995, 247, rkr.).<br />
E Beispiele aus <strong>de</strong>r aktuellen BFH-Rspr.:<br />
p Geplante Tätigkeit im Ausland: BFH v. 10. 4. 2002 VI R 46/01, BStBl. II<br />
2002, 579 betr. Zusammenhang eines Sprachkurses im Inland mit geplanter<br />
Auslandstätigkeit; BFH v. 23. 3. 2001 VI R 139/00, BFH/NV 2001,<br />
1379 betr. im Ausland angefallene Aufwendungen als vergebliche WK bei<br />
geplanten, aber nicht realisierten Umzug ins Ausland; BFH v. 24. 5. 2000<br />
VI R 17/96, BStBl. II 2000, 584 betr. im Inland angefallene Aufwendungen<br />
als vergebliche WK bei geplanten, aber nicht realisierten Umzug ins<br />
Ausland.<br />
p Auslandsreise: BFH v. 27. 8. 2002 VI R 22/01, BFH/NV 2003, 239 betr.<br />
hinreichend konkreter beruflicher Anlaß einer Auslandsgruppenreise; BFH<br />
v. 3. 7. 2002 VI R 93/00, BFH/NV 2002, 1444 betr. Auslandsexkursion eines<br />
Geographiestu<strong>de</strong>nten; BFH v. 6. 5. 2002 VI B 34/00, BFH/NV 2002,<br />
1030 betr. Auslandsreise eines Hochschullehrers; BFH v. 23. 10. 2000 VI B<br />
200/97, BFH/NV 2001, 443 betr. Auslandsforschungsreise eines Hochschullehrers;<br />
BFH v. 24. 8. 2001 VI R 40/94, BFH/NV 2002, 182 betr.<br />
Kosten für psychologische Seminare im EU-Ausland als WK.<br />
p Auslandssprachkurs: BFH v. 13. 6. 2002 VI R 168/00, BFH/NV 2002, 1517<br />
betr. Sprachkurs in einem an<strong>de</strong>ren Mitgliedstaat <strong>de</strong>r EU; EuGH v.<br />
28. 10. 1999 – C-55/98, FR 1999, 1386, s. hierzu auch Sykora, DStR 2003,<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 37
18–19<br />
20<br />
21<br />
§9 Anm. 17–21 Allgemeine Erläuterungen<br />
144; BFH v. 16. 1. 1998 VI R 46/87, BFH/NV 1998, 851 betr. Sprachkurs<br />
eines Sozialarbeiters in Griechenland.<br />
Zu weiteren Einzelheiten s. Anm. 163 und § 3 c Anm. 90 „Ausland“.<br />
Empfänger von Auslandsdienstbezügen: ArbN im Dienstverhältnis zu einer<br />
inländischen juristischen Person, die Arbeitslohn aus inländischen öffentlichen<br />
Kassen für eine Tätigkeit im Ausland erhalten, beziehen <strong>de</strong>n das fiktive Inlandsgehalt<br />
übersteigen<strong>de</strong>n Arbeitslohn gem. § 3 Nr. 64 Satz 1 stfrei; gleiches gilt<br />
gem. § 3 Nr. 64 Satz 3 für bestimmte an<strong>de</strong>re Auslandsbedienstete hinsichtlich eines<br />
vom ArbG gewährten Kaufkraftausgleichs (regelmäßig besteht unbeschr.,<br />
teilweise aber auch beschränkte Stpfl.; zu <strong>de</strong>n Einzelheiten s. § 3 Nr. 64<br />
Anm. 10 ff.).<br />
Bei <strong>de</strong>rartigen Fallgestaltungen erfolgt <strong>de</strong>r WKAbzug entsprechend allg. Grundsätzen<br />
nur insoweit, als kein unmittelbarer wirtschaftlicher Zusammenhang mit<br />
stfreien Einnahmen iSd. § 3c Abs. 1 besteht; bei einem gleichartig bestehen<strong>de</strong>n<br />
wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang zu bei<strong>de</strong>n Einnahmekomponenten<br />
sind WK nur entsprechend <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>s stpfl. Teils <strong>de</strong>r Bezüge zu<br />
<strong>de</strong>n Gesamtbezügen zu berücksichtigen (vgl. die Grundsatzentscheidung BFH<br />
v. 14. 11. 1986 VI R 209/82, BStBl. II 1989, 351 und BFH v. 19. 1. 1996 VI R<br />
77/94, BFH/NV 1996, 541 zum Zusammenhang mit nur teilw. stfreien Auslandsbezügen;<br />
s. auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 59).<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Anwendung bei Gesellschaften und Gemeinschaften<br />
Persönlich erstreckt sich <strong>de</strong>r Geltungsbereich <strong>de</strong>r WKRegelung gem. § 9 nicht<br />
nur auf einzelne Rechtssubjekte (natürliche Personen und nicht buchführungspflichtige<br />
Körperschaften; s. Anm. 13, 14), son<strong>de</strong>rn auch auf nichtrechtsfähige<br />
vermögensverwalten<strong>de</strong> Personenmehrheiten (GbR, Bruchteilsgemeinschaft,<br />
evtl. auch OHG, KG; stille Gesellschaft u. Unterbeteiligung; s. auch § 14 AO),<br />
falls die Gesellschafter in ihrer gesellschaftsrechtlichen Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>n Tatbestand<br />
einer Überschußeinkunftsart verwirklichen.<br />
Sachlich liegt <strong>de</strong>r praktische Besteuerungsschwerpunkt für Personenmehrheiten<br />
bei <strong>de</strong>n VuV-Einkünften (Miteigentümergemeinschaften; Erbengemeinschaften;<br />
geschlossene Immobilienfonds). Die WKProblematik stellt sich aber<br />
auch bei Verwaltungsgesellschaften im Kapitalvermögensbereich, wobei insbes.<br />
auch werbungskostenbezogene Fragen <strong>de</strong>r Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften<br />
gem. § 22 Nr. 2 iVm. § 23 hinzutreten können (zu weiteren<br />
Einzelheiten, insbes. zur Zurechnung von WK bei Personenmehrheiten s.<br />
Anm. 50).<br />
Einstweilen frei.<br />
E 38 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 22–23 §9<br />
E. Verhältnis <strong>de</strong>s § 9 zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />
I. Verhältnis zu § 3 c (anteilige Abzüge)<br />
§ 3c geht § 9 als Spezialvorschrift vor.<br />
§ 3c Abs. 1 bestimmt, daß WK (und BA) nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n dürfen, soweit<br />
sie mit stfreien Einnahmen in unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang<br />
stehen. Als Spezialvorschrift regelt sie damit ua. die Abziehbarkeit von<br />
Aufwendungen, bei <strong>de</strong>nen es sich begrifflich bereits um WK han<strong>de</strong>lt. Das Verhältnis<br />
von § 3 c zu § 9 kann verglichen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>s § 4<br />
Abs. 5 (nicht abziehbare BA) zu § 4 Abs. 4 (BA). Zum Verhältnis <strong>de</strong>s § 3c zu<br />
§ 4 Abs. 4 s. § 4 Anm. 719.<br />
§ 3c Abs. 2 regelt (gegenüber Abs. 1 vorrangig) eigenständig die Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s Halbeinkünfteverfahrens ua. auf <strong>de</strong>n WKAbzug, soweit Aufwendungen mit<br />
steuerbegünstigten Einnahmen/Vermögensmehrungen iSv. § 3 Nr. 40 in wirtschaftlichem<br />
Zusammenhang stehen. Im Ergebnis begrenzt Abs. 2 als Son<strong>de</strong>rvorschrift<br />
in vergleichbarer Wirkungsweise wie Abs. 1 <strong>de</strong>n Abzug dieser Aufwendungen,<br />
die begrifflich WK sind, <strong>de</strong>r Höhe nach (entsprechend <strong>de</strong>r<br />
StFreistellung auf <strong>de</strong>r Einnahmenseite) auf die Hälfte.<br />
II. Verhältnis zu § 4 Abs. 4 (Betriebsausgaben)<br />
Schrifttum: Söffing, Die Angleichung <strong>de</strong>s Werbungskostensbegriffs an <strong>de</strong>n Betriebsausgabenbegriff,<br />
DB 1990, 2086; Tipke, Steuerrechtsordnung II, Köln 1993, 638ff.; Prinz,<br />
Grundfragen und Anwendungsbereiche <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>,<br />
StuW 1996, 267; Stapperfend, Über Betriebsausgaben und Werbungskosten, in FS Kruse,<br />
Köln 2001, 553; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rz. 227 ff.; Fuhrmann,<br />
Rechtsentwicklungen zum Werbungskostenabzug, KÖSDI 2002, 13213.<br />
I<strong>de</strong>ntische Regelungsaufgaben bei unterschiedlichem Gesetzeswortlaut:<br />
Aufwendungen, die mit einer stpfl. Einnahmeerzielung zusammenhängen und<br />
nicht <strong>de</strong>m Einkommensverwendungsbereich zuzurechnen sind, bil<strong>de</strong>n in Abhängigkeit<br />
von <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart (§ 2 Abs. 1, Abs. 2; zur dualistischen<br />
Ausgestaltung <strong>de</strong>r Einkünfte Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />
2002, § 9 Rn. 180 ff.) entwe<strong>de</strong>r Betriebsausgaben (BA) o<strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
(WK). BA betreffen die Gewinneinkünfte (§ 2 Abs. 1 Nr. 1–3 iVm. §§ 13–18),<br />
WK die Überschußeinkünfte (§ 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–22); in bei<strong>de</strong>n Fällen<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um die bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung jeweils zu berücksichtigen<strong>de</strong>n<br />
negativen Wertkomponenten, die voneinan<strong>de</strong>r abzugrenzen sind (ggf.<br />
im Wege <strong>de</strong>r Schätzung gem. § 162 AO; s. Anm. 178) und sich gegenseitig ausschließen.<br />
BA und WK erfassen „im Grun<strong>de</strong>“ <strong>de</strong>n gleichen Aufwand (so BFH v.<br />
24. 8. 1962 VI 218/60 U, BStBl. III 1962, 467). Obgleich bei<strong>de</strong> Arten von Erwerbsaufwendungen<br />
<strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips dienen<br />
(zum gesetzgeberischen Zweck s. Anm. 6) und daher die Anwendung <strong>de</strong>s gleichen<br />
Abgrenzungsmaßstabs aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n geboten erscheint,<br />
weisen die Legal<strong>de</strong>finitionen beachtenswerte Unterschie<strong>de</strong> auf (vgl.<br />
auch Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 3–22).<br />
Nach § 9 sind WK Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />
<strong>de</strong>r Einnahmen; nach § 4 Abs. 4 sind BA Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Betrieb<br />
veranlaßt sind. Entsprechend <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>r steuergesetzlichen Normen ist<br />
also bei <strong>de</strong>n WK die Zweckbestimmung, bei <strong>de</strong>n BA die betriebliche Veranlas-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 39<br />
22<br />
23
§9 Anm. 23 Allgemeine Erläuterungen<br />
sung maßgebend. Danach wäre <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK final, <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r BA<br />
kausal bzw. nach Veranlassungsgesichtspunkten zu interpretieren.<br />
So die frühere Rspr.: BFH v. 15. 11. 1957 VI 79/55 U, BStBl. III 1958, 103; v.<br />
2. 10. 1963 I 308/61 U, BStBl. III 1964, 5; v. 11. 7. 1969 VI R 265/67, BStBl. II 1969,<br />
650, 652; ähnlich auch v. 13. 12. 1963 VI 22/61 S, BStBl. III 1964, 184 betr. negative<br />
Einnahmen.<br />
Daraus wur<strong>de</strong> gefolgert, daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK enger sei als <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r BA.<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit: Nach <strong>de</strong>r inzwischen gefestigten höchstrichterlichen<br />
Rspr. sind WK über <strong>de</strong>n finalen Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 hinaus<br />
alle durch die jeweilige Einkunftsart, dh. die berufliche Tätigkeit o<strong>de</strong>r sonstige<br />
erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. veranlaßten Aufwendungen. Dies gilt<br />
einheitlich für alle vier Überschußeinkunftsarten iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 und betrifft<br />
sämtliche in <strong>de</strong>r Besteuerungswirklichkeit vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aufwendungsarten.<br />
Insofern, als in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n dualistisch ausgestalteten Einkunftsbereichen<br />
ein erwerbsbezogener Veranlassungszusammenhang als Auslegungsmaßstab<br />
dient und zur Begründung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Aufwendungen gefor<strong>de</strong>rt<br />
wird, sind die Begriffe WK und BA inhaltlich <strong>de</strong>ckungsgleich. Der WKBegriff<br />
ist folglich an <strong>de</strong>n weitergefaßten Begriff <strong>de</strong>r BA anzugleichen, nicht umgekehrt.<br />
Vgl. aus <strong>de</strong>r Rspr.: BFH v. 12. 1. 1990 VI R 29/86, BStBl. II 1990, 423; v. 28. 11. 1980<br />
VI R 193/77, BStBl. II 1981, 368; v. 21. 7. 1981 VIII R 154/76, BStBl. II 1982, 37; v.<br />
13. 1. 1984 VI R 194/80, BStBl. II 1984, 315; v. 4. 3. 1986 VIII R 188/84, BStBl. II<br />
1986, 373 (375); ähnlich früher auch bereits v. 22. 4. 1975 VIII R 110/70, BStBl. II<br />
1975, 663; siehe aber auf <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 abstellend: BFH v. 8. 11. 1984 IV R<br />
186/82, BStBl. II 1985, 286 betr. Geschenke leiten<strong>de</strong>r Angestellter o<strong>de</strong>r Beamter an<br />
Mitarbeiter (dazu kritisch: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />
Rn. 230).<br />
Die Formel von <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Arten von Erwerbsaufwendungen<br />
wird in weiten Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums akzeptiert und im Interesse <strong>de</strong>r<br />
Besteuerungsgleichheit und -gerechtigkeit begrüßt.<br />
Vgl. v. Bornhaupt in DStJG 3 (1980), 179–199; <strong>de</strong>rs., BB 1981, 773; <strong>de</strong>rs., DStR<br />
1983, 15; o. V., HFR 1981, 262: Richter, FR 1981, 556; <strong>de</strong>rs., Inf. 1983, 347; Curtius-<br />
Hartung, StbJb. 1982/83, 12; Felix, KÖSDI 1985, 938 f.; Lang, Die Bemessungsgrundlage<br />
<strong>de</strong>r ESt., Kölner Habilitationsschrift 1981/88, 325, 491; Söffing, DB 1990,<br />
2086; Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 639; Prinz, StuW 1996, 267; Blümich/<br />
Thürmer § 9 Rn. 65; Frotscher § 9 Rn. 11; Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />
im Einkommensteuerrecht, 2000, 51 ff.; kritisch neuerdings Stapperfend, Über<br />
Betriebsausgaben und Werbungskosten, FS Kruse, 2001, 534ff.<br />
Auch <strong>de</strong>r Gesetzgeber hat durch das St¾ndG 1992 und erneut durch das JStG<br />
1996 für eine Angleichung <strong>de</strong>r §§ 4 und 9 gesorgt, in<strong>de</strong>m § 9 Abs. 5 (soweit für<br />
die Überschußeinkünfte von Be<strong>de</strong>utung) auf § 4 Abs. 5 und § 4 Abs. 6 verweist<br />
(zu weiteren Einzelheiten s. Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 21).<br />
Grenzen <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit: Trotz <strong>de</strong>r einheitlichen Verwendung <strong>de</strong>s<br />
Veranlassungsprinzips verbleiben einige steuerdogmatische, im Wege <strong>de</strong>r richterlichen<br />
Rechtsfortbildung grds. nicht zu beseitigen<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />
bei<strong>de</strong>n Arten von Erwerbsabzügen (vgl. Richter, FR 1981, 557 f.; <strong>de</strong>rs., Inf.<br />
1983, 347 f.; Curtius-Hartung, StbJb. 1982/83, 14, 18–22; v. Bornhaupt, DStR<br />
1983, 15 f.; Felix, KÖSDI 1985, 5938 f.; Kröner, StuW 1985, 117; Söffing, DB<br />
1990, 2086):<br />
E Unterschie<strong>de</strong>, die aus <strong>de</strong>r dualistischen Einkunftsermittlung resultieren: Während <strong>de</strong>r<br />
Gewinn bei <strong>de</strong>n betrieblichen Einkunftsarten ermittelt wird bei voller stl. Erfassung<br />
realisierter und im Rahmen <strong>de</strong>s Imparitätsprinzips nicht realisierter Wertverän<strong>de</strong>rungen<br />
am Betriebsvermögen (§ 2 Abs. 2 Nr. 1 iVm. §§ 4–7 k), bleibt<br />
E 40 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 23–26 §9<br />
das Privatvermögen bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Einbindung<br />
(zu diesem Grundsatz und <strong>de</strong>n Ausnahmen s. Anm. 185–188). Dies hat<br />
Folgen für <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r jeweils steuermin<strong>de</strong>rnd zu berücksichtigen<strong>de</strong>n Erwerbsaufwendungen.<br />
Wegen <strong>de</strong>r Überlagerung von Vermögensneutralitätsprinzip<br />
und Veranlassungsgrundsatz sind im WKBereich differenzierte Abgrenzungen<br />
geboten, die das Betriebsausgabenrecht nicht kennt (eingehend dazu<br />
Anm. 185–188).<br />
E Unterschie<strong>de</strong>, die aus steuergesetzlichen Spezialregelungen nur für einen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Normenbereiche<br />
resultieren: So sind etwa <strong>de</strong>gressive AfA gem. § 7 Abs. 2 und Teilwertabschreibungen<br />
im Überschußermittlungsbereich nicht zulässig (s. Anm. 602).<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Verhältnis zu § 8 (Einnahmen)<br />
Nach <strong>de</strong>r Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s § 8 Abs. 1 sind Einnahmen alle Güter, die in Geld<br />
o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen und <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />
<strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4–7 zufließen. Be<strong>de</strong>utung hat diese Vorschrift für die<br />
Auslegung <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendungen in § 9. Nach <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Rspr. und <strong>de</strong>r<br />
Lit. überwiegend vertretenen Auffassung läßt sich <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
im Umkehrschluß aus <strong>de</strong>r Einnahmen-Definition wie folgt ableiten: Aufwendungen<br />
iSv. § 9 Abs. 1 Satz 1 sind alle Güter in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert, die<br />
bei <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 abfließen.<br />
So zB BFH v. 9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289; BFH v. 20. 8. 1986 I R 29/<br />
85, BStBl. II 1987, 108; Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 2; v. Beckerath in Kirchhof<br />
III. § 9 Rn. 12; Woring in L/B/P § 9 Rn. 5; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 17; aA: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 226, die Aufwendungen<br />
im engeren, bilanzrechtlichen Sinn als Aufwand und im weiteren, strechtlichen<br />
Sinn als Oberbegriff für Aufwand und Ausgaben <strong>de</strong>finieren; siehe auch § 4<br />
Anm. 752 mwN; uE zutreffend, s. ausführlich Anm. 65.<br />
IV. Verhältnis §§ 9a, 9 b (Pauschbeträge; Vorsteuerabzug)<br />
Verhältnis zu § 9 a (Pauschbeträge für Werbungskosten): § 9 a enthält für<br />
bestimmte Einkunftsbereiche eine unwi<strong>de</strong>rlegbare gesetzliche WKVermutung<br />
durch Festlegung von abziehbaren Min<strong>de</strong>stbeträgen; eine einzelfallbezogene<br />
Analyse <strong>de</strong>s strelevanten Zusammenhangs zwischen Aufwendungen und Einnahmen<br />
wird entbehrlich. Es han<strong>de</strong>lt sich folglich bei § 9 a um eine aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
eingeführte konstitutive Son<strong>de</strong>rregelung gegenüber <strong>de</strong>m nachweisgebun<strong>de</strong>nen<br />
allg. WKAbzug gem. § 9.<br />
Verhältnis zu § 9b (Umsatzsteuerrechtlicher Vorsteuerabzug): § 9b regelt<br />
abschließend die estl. Behandlung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs gem. § 15 UStG. Entsprechend<br />
seiner formalen Stellung im Gesetz gilt § 9b einheitlich für alle Einkunftsarten,<br />
also auch für sämtliche privaten Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2<br />
Nr. 2 iVm. §§ 19–22 (s. eingehend § 9 b Anm. 5, 6).<br />
Im Verhältnis zu § 9 ergibt sich:<br />
E Keine Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Zum einen wird in § 9b Abs. 1 aufbauend<br />
auf <strong>de</strong>r Systematik und Terminologie <strong>de</strong>s UStG geregelt, daß die gem.<br />
§ 15 UStG abziehbaren Vorsteuern nicht zu <strong>de</strong>n AHK <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n WG<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 41<br />
24<br />
25<br />
26
27<br />
§9 Anm. 26–27 Allgemeine Erläuterungen<br />
gehören; <strong>de</strong>r BFH folgert daraus <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r verausgabten UStBeträge als<br />
WK zum Zahlungszeitpunkt (BFH v. 29. 6. 1982 VIII R 6/79, BStBl. II 1982,<br />
755; s. Anm. 750 „Umsatzsteuer“; die vereinnahmten UStBeträge stellen systementsprechend<br />
stpfl. Bezüge zum Zuflußzeitpunkt dar).<br />
E Behandlung <strong>de</strong>r Vorsteuerberichtigung: Zum an<strong>de</strong>ren wird in § 9b Abs. 2 aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
festgelegt, daß die aufgrund einer Vorsteuerberichtigung<br />
gem. § 15 a UStG anfallen<strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>rbeträge als WK zu behan<strong>de</strong>ln sind. Die<br />
stsystematische Be<strong>de</strong>utung dieser Anweisung ist str. (s. hierzu im einzelnen § 9b<br />
Anm. 6a mwN; s. auch Anm. 750 „Umsatzsteuer“ mwN).<br />
UE han<strong>de</strong>lt es sich um eine konstitutive Son<strong>de</strong>rregelung gegenüber <strong>de</strong>m allg.<br />
WKBegriff <strong>de</strong>s § 9, die eine konkrete Prüfung <strong>de</strong>s VAZusammenhangs entbehrlich<br />
macht (vgl. § 9 b Anm. Anm. 6 a); <strong>de</strong>r WKAbzug <strong>de</strong>r berichtigungsbedingten<br />
Min<strong>de</strong>rbeträge und das Unberührtbleiben <strong>de</strong>r AHK wird vom Gesetzgeber<br />
zwingend vermutet. Ein Wahlrecht steht <strong>de</strong>m Stpfl. daher nicht zu (vgl.<br />
Schmidt/Weber-Grellet XXII. § 9 b Rn. 16).<br />
Ein Ausschluß <strong>de</strong>r WKBerücksichtigung für zurückgezahlte Vorsteuerbeträge<br />
wegen einer ustfreien Veräußerung <strong>de</strong>r Immobilie gem. § 15 a UStG läßt sich<br />
aus § 9b Abs. 2 nicht entnehmen (vgl. BFH v. 8. 12. 1992 IX R 105/89 BStBl. II<br />
1993, 656 zu Einkünften aus VuV; s. auch Schmidt/Weber-Grellet XXII. § 9 b<br />
Rn. 16 mwN).<br />
V. Verhältnis zu §§ 10 ff. (Son<strong>de</strong>rausgaben)<br />
Während <strong>de</strong>r vom Veranlassungsprinzip geprägte WKBegriff entsprechend <strong>de</strong>m<br />
objektiven Nettoprinzip die strelevante Erwerbssphäre hinsichtlich <strong>de</strong>r negativen<br />
Wertkomponenten <strong>de</strong>finiert und abgrenzt (zur Teleologie <strong>de</strong>s § 9 eingehend<br />
Anm. 6, 7), bil<strong>de</strong>n die §§ 10–10 i Abzugsvorschriften im steuersystematisch<br />
nachgeordneten Einkommensverwendungsbereich. Son<strong>de</strong>rausgaben (SA) wer<strong>de</strong>n<br />
als Teil <strong>de</strong>r Einkommensermittlung vom Gesamtbetrag <strong>de</strong>r Einkünfte abgezogen.<br />
§ 9 hat als Einkunftsermittlungsvorschrift Vorrangstellung gegenüber <strong>de</strong>n<br />
§§ 10–10 i; die Subsidiarität <strong>de</strong>r SA stellt auch bereits <strong>de</strong>r Einleitungssatz <strong>de</strong>s<br />
§ 10 Abs. 1 klar, <strong>de</strong>r darüber hinaus Mehrfachentlastungen verhin<strong>de</strong>rn will.<br />
§ 10: Der BFH hat diesen Grundsatz in seiner aktuellen Rspr. betr. Aufwendungen<br />
für ein berufsbegleiten<strong>de</strong>s Erststudium bzw. Umschulungskosten bestätigt<br />
und festgestellt, daß schon nach <strong>de</strong>m Gesetz § 10 Abs. 1 Nr. 7 keine Sperrwirkung<br />
entfaltet und <strong>de</strong>r WKAbzug damit (stsystematisch zutreffend) immer vorrangig<br />
zu prüfen ist (vgl. BFH v. 17. 12. 2002 VI R 137/01, FR 2003, 199 und v.<br />
4. 12. 2002 VI R 120/01, FR 2003, 195 mit Anm. von Bergkemper und Kreft,<br />
FR 2003, 202).<br />
Der Vorrang <strong>de</strong>s WKAbzugs gilt mithin auch dann, wenn Aufwendungen<br />
gleichzeitig <strong>de</strong>n WKBegriff und <strong>de</strong>n SABegriff erfüllen (vgl. BFH v. 18. 4. 1996<br />
VI R 5/95 BStBl. II 1996, 482 betr. berufl. Fortbildung eines Arbeitslosen).<br />
Ob es sich um abziehbare, nichtabziehbare o<strong>de</strong>r verlustverrechnungsbeschränkte<br />
WK han<strong>de</strong>lt, ist für die steuergesetzlich verankerte Vorrangstellung<br />
im Verhältnis zum SABereich unerheblich; umgekehrt ist eine „Rückqualifikation“<br />
von nichtabziehbaren SA in WK nicht möglich. Konstitutiv wirken<strong>de</strong> Zuordnungsregeln<br />
für Aufwendungen, die begrifflich WKQualität haben, zum SA-<br />
Bereich enthält § 10 uE nicht (betr. § 10 b und § 10 e s. u.); dies wäre<br />
E 42 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 27–28 §9<br />
steuersystematisch verfehlt (so auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 67; aA etwa<br />
betr. Rentenversicherungsbeiträge Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 5 unter Bezugnahme<br />
auf Söhn, StuW 1985, 404: konstitutive und endgültige Zuweisung<br />
zum SABereich; eingehend dazu Anm. 750 „Versicherungsbeiträge“ mwN).<br />
Das richterrechtlich im Zusammenhang mit § 12 Nr. 1 Satz 2 geschaffene allg.<br />
Aufteilungs- und Abzugsverbot für untrennbar gemischt erwerbs-/privatbezogen<br />
veranlaßte Aufwendungen erstreckt sich nach hM nicht auf SA (BFH v.<br />
10. 6. 1986 IX R 11/86, BStBl. II, 894 betr. Schuldzinsen); Privatabzüge können<br />
folglich generell auch im Schätzungswege geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Nutzt zB ein<br />
Stpfl. ein häusliches Arbeitszimmer sowohl für Ausbildungszwecke als auch zur<br />
Vorbereitung auf eine berufliche Tätigkeit, können die Aufwendungen für das<br />
Arbeitszimmer nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH entsprechend <strong>de</strong>r anteiligen Nutzung<br />
als WK o<strong>de</strong>r als Berufsausbildungskosten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Das Aufteilungs-<br />
und Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 gilt insoweit nicht (vgl. zB BFH<br />
v. 29. 4. 1992 VI R 33/89, BFH/NV 1992, 733; uE ist nach <strong>de</strong>r neueren BFH-<br />
Rspr. betr. berufsbegleiten<strong>de</strong>s Erststudium/Umschulungskosten systematisch in<br />
diesen Fällen zunächst zu prüfen, ob es sich auch bei <strong>de</strong>n Bildungsaufwendungen<br />
um WK han<strong>de</strong>lt).<br />
§ 10 b Abs. 2 einschl. Steuerermäßigung gem. § 34 g: Durch Rechtsverweis<br />
in § 9 Abs. 5 auf § 4 Abs. 6 ergibt sich, daß Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung<br />
staatspolitischer Zwecke trotz einer evtl. erwerbsbezogenen Mitveranlassung<br />
keine WK son<strong>de</strong>rn SA nach § 10 b Abs. 2 darstellen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />
eine gesetzlich normierte Durchbrechung <strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>s Vorrangs <strong>de</strong>s<br />
WKAbzugs. § 10 b Abs. 2 geht daher im Ergebnis § 9 als lex specialis vor (so<br />
auch Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 5; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 68).<br />
§ 10 e betr. selbstgenutzten Wohnraum: Die steuersystematische Vorrangstellung<br />
<strong>de</strong>s § 9 gilt auch gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m SABereich zugeordneten Steuerbegünstigungsvorschrift<br />
<strong>de</strong>s § 10 e für eigengenutzten Wohnraum (zu weiteren Einzelheiten<br />
s. § 10 e Anm. 23 ff.). Diese stl. Vergünstigung über <strong>de</strong>n SA-Abzug wur<strong>de</strong><br />
ab 1. 1. 1996 durch eine progressionsunabhängige För<strong>de</strong>rung im EigZulG ersetzt.<br />
VI. Verhältnis zu § 11 (Vereinnahmung und Verausgabung)<br />
Im Aufwendungsbegriff <strong>de</strong>r WKDefinition <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 berühren sich<br />
sachliche und zeitliche Regelungsaspekte.<br />
E Sachlicher Regelungsinhalt <strong>de</strong>s § 9: Im wesentlichen beschäftigt sich § 9 mit <strong>de</strong>r<br />
Frage <strong>de</strong>r stl. Grundqualifikation von Aufwendungen als WK im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Überschußeinkünfte gem. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–22. Der Regelungsbereich<br />
<strong>de</strong>s § 9 erstreckt sich im einzelnen auf<br />
– die Definition <strong>de</strong>r WK (Abs. 1 Satz 1),<br />
– die Festlegung <strong>de</strong>r daran im Regelfall anknüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolge (Abs. 1<br />
Satz 2),<br />
– die Klarstellung, Begründung und Enumeration einzelner WKArten (Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1–7; str. hinsichtlich <strong>de</strong>r Konstitutivwirkung insbes. bei Nr. 7),<br />
– verschie<strong>de</strong>ne Son<strong>de</strong>r- und Verweisbestimmungen (Abs. 2–5).<br />
E Zeitlicher Regelungsinhalt <strong>de</strong>s § 11: Demgegenüber befaßt sich § 11 Abs. 2 unabhängig<br />
vom Dualismus <strong>de</strong>r Einkunftsarten (§ 2 Abs. 2) allein mit <strong>de</strong>r zeitlichen<br />
Perio<strong>de</strong>nzuordnung von Aufwendungen (s. § 11 Anm. 1). Im Fragenkomplex<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 43<br />
28
29<br />
§9 Anm. 28–29 Allgemeine Erläuterungen<br />
<strong>de</strong>r WK beschränkt sich die Be<strong>de</strong>utung von § 11 Abs. 2 darauf, <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung von <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach anerkannten Erwerbsaufwendungen<br />
im Hinblick auf <strong>de</strong>n Besteuerungsabschnitt – das jeweilige<br />
Kj. (§ 25 Abs. 1) – unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zu bestimmen;<br />
gleichzeitig wird damit die Rechtsfolge <strong>de</strong>r WKEigenschaft einer Aufwendung<br />
in zeitlicher Hinsicht präzisiert. In diesem rein zeitorientierten Regelungszweck<br />
auf Basis <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips erschöpft sich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 11<br />
Abs. 2 (s. Prinz, DB 1985, 830; Schmidt/Heinicke XXII. § 11 Rn. 1; sehr <strong>de</strong>utlich<br />
auch Hirsch, Das Abflußprinzip als Konkretisierungsstufe <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />
beim Ansatz von WK, 1987, 37 f. mwN). Ob und in welcher<br />
Höhe WK vorliegen, wird <strong>de</strong>mgegenüber auf <strong>de</strong>n vorangegangenen Qualifikationsstufen<br />
entschie<strong>de</strong>n (zu dieser Gesetzessystematik s. auch Anm. 6).<br />
VII. Verhältnis zu § 12 (nicht abziehbare Ausgaben)<br />
Abgrenzung von Erwerbs- und Privatsphäre: Aufwendungen, die nach <strong>de</strong>n<br />
Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 130 ff.) o<strong>de</strong>r Spezialvorschriften<br />
(steuergesetzlichen Wertungen mit Konstitutivwirkung) in keinem ausreichen<strong>de</strong>n<br />
Zusammenhang mit einer steuerrelevanten Erwerbsleistung stehen, erfüllen<br />
nicht die Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs gem. § 9.<br />
Derartige Vermögensmin<strong>de</strong>rungen gehören als Privataufwendungen zum Einkommensverwendungsbereich;<br />
insofern spricht § 12 Nr. 1–4 für einen Teilbereich<br />
<strong>de</strong>r Einkommensverwendung, dh. die Privatsphäre ieS (s. zur Terminologie<br />
eingehend Anm. 179; <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Teilbereich bil<strong>de</strong>t die steuerneutrale Vermögenssphäre)<br />
von nichtabziehbaren Ausgaben, soweit in <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs teleologisch<br />
motivierten Abzugsvorschriften <strong>de</strong>r § 10 Abs. 1 Nr. 1, 2, 4, 6,7 und 9,<br />
§ 10 a, § 10 b und §§ 33–33 c nichts an<strong>de</strong>res bestimmt ist.<br />
Steuersystematisch erfüllt § 12 eine negative Abgrenzungsfunktion gegenüber<br />
§ 9, wobei die Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s WKBegriffs vorrangig zu prüfen sind<br />
(vgl. Uelner, StbJb. 1971/72, 406–408: Die Tatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen<br />
sind bis an ihre Grenzen auszuschöpfen; s. auch Kröner, StuW 1985,<br />
115 f.; Wassermeyer, StuW 1981, 247; Görlich, DB 1979, 713). § 9 und § 12 bil<strong>de</strong>n<br />
unterschiedliche Blickwinkel <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips als maßgeben<strong>de</strong>r<br />
Rechtssatz (so auch Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />
Rn. 242; ähnlich Kröger, BB 1979, 1284; <strong>de</strong>rs., StuW 1978, 289).<br />
Unterschiedliche Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1–4: § 12 hat überwiegend<br />
klarstellen<strong>de</strong>, illustrative Be<strong>de</strong>utung und dient einer überschneidungsfreien Abgrenzung<br />
von Erwerbs- und Privatsphäre; teilweise wird man § 12 gegenüber<br />
§ 9 aber auch eine rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirkung zusprechen können, sofern bei<br />
Mischveranlassungen (dazu eingehend Anm. 179–183) eine steuergesetzliche<br />
Wesentlichkeitswertung im Hinblick auf Privataufwendungen vorgenommen<br />
wird. Im einzelnen gilt:<br />
E § 12 Nr. 1 Satz 1 (betr. Aufwendungen für <strong>de</strong>n Haushalt und Familienunterhalt)<br />
hat lediglich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter (vgl. Tipke, StuW 1979, 203 Fn. 44;<br />
Schmidt/Drenseck, XXII. § 12 Rn. 10). Derartige Aufwendungen fallen typischerweise<br />
im Privatbereich <strong>de</strong>s Stpfl. an; eine <strong>de</strong>nkbare Mitveranlassung zur Erhaltung<br />
<strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit ist dagegen regelmäßig von ganz untergeordneter<br />
Be<strong>de</strong>utung. Nur für überwiegend erwerblich veranlaßte Haushalts- und Unterhaltsmehraufwendungen<br />
kommt eine WK-Qualifikation in Betracht (zB Ver-<br />
E 44 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 29 §9<br />
pflegungsmehraufwand bei Dienstreisen und doppelter Haushaltsführung). Wegen<br />
<strong>de</strong>s Rechtscharakters von § 12 Nr. 1 Satz 2 s. u.<br />
E § 12 Nr. 2 (betr. verschie<strong>de</strong>ne Arten von Zuwendungen) dient uE im wesentlichen<br />
nur <strong>de</strong>r Klarstellung (zur rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s<br />
im Einleitungssatz <strong>de</strong>s § 12 nicht genannten § 10 Abs. 1 Nr. 1a s. Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 12 Rn. 26). Da Zuwendungen unentgeltlich, dh. ohne beabsichtigte<br />
Gegenleistung aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n gewährt wer<strong>de</strong>n, fehlt es begrifflich<br />
an einer auf strelevante Einnahmeerzielung ausgerichteten Leistung.<br />
Daß es Zuwendungen an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt, ergibt sich somit materiell-rechtlich<br />
bereits aus § 9.<br />
E § 12 Nr. 3 (betr. Personensteuern, insbes. ESt., KiSt., ErbSt. und Schenkungsteuer<br />
sowie privat veranlaßte USt.) hat weitgehend klarstellen<strong>de</strong>, zT aber auch<br />
rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung (letzteres ist zB <strong>de</strong>nkbar bei Grundsteuer auf zur<br />
Überschußerzielung eingesetztes Grundvermögen; vgl. Schmidt/Drenseck<br />
XXII. § 12 Rn. 51). Zumin<strong>de</strong>st in seinem konstitutiven Wirkungsbereich nimmt<br />
§ 12 Nr. 3 eine stl. Wesentlichkeitswertung in Richtung Privataufwendungen<br />
vor; die erwerbliche Mitveranlassung wird insoweit vom Steuergesetzgeber als<br />
unerheblich eingestuft. Das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 3 erstreckt sich auch auf<br />
entsprechen<strong>de</strong> stl. Nebenleistungen (§ 3 Abs. 4 AO) und Folgekosten (zB Zinsen<br />
zur Finanzierung von Personensteuern).<br />
E §12Nr.4(betr. Geldstrafen und strafähnliche Sanktionen) dient nach überwiegen<strong>de</strong>r<br />
Auffassung aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rechtssicherheit <strong>de</strong>r Klarstellung<br />
(s. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 242; Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 12 Rn. 55). Auch die mit Erwerbshandlungen im Zusammenhang<br />
stehen<strong>de</strong>n Geldstrafen uä. bil<strong>de</strong>n somit Privataufwendungen, da kriminale<br />
Veranlassungsfaktoren <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Lebensführung (private Opfersphäre)<br />
zuzuordnen sind; uE wäre es steuersystematisch auf Basis <strong>de</strong>s von einem schuldhaften<br />
Verhalten grds. unabhängigen Veranlassungsprinzips sachgerechter, ein<br />
steuergesetzliches Abzugsverbot für WK zu konstituieren (so auch Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 12 Rn. 55, wo eine Platzierung bei § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5<br />
Nr. 8 vorgeschlagen wird).<br />
Gemischte Aufwendungen iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 als Son<strong>de</strong>rfall: Im Anwendungsbereich<br />
gemischter Aufwendungen ist eine überschneidungsfreie Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Erwerbs- von <strong>de</strong>r Privatsphäre nicht zu bewerkstelligen, falls es an einem<br />
<strong>de</strong>utlich im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>n Veranlassungsfaktor und an einem<br />
sachgerechten Aufteilungsmaßstab fehlt. Der stl. Qualifikationskonflikt ist nur<br />
im Rahmen einer werten<strong>de</strong>n Betrachtung mit Hilfe von Vorrangigkeitsregeln zu<br />
lösen. Über <strong>de</strong>n Wortlaut hinaus folgert die stRspr. <strong>de</strong>s BFH aus § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung ein grundsätzliches Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
für gemischte Aufwendungen, es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r erwerbsbezogene<br />
Aufwendungsanteil läßt sich mittels objektiver Merkmale und Unterlagen zutreffend<br />
und leicht nachprüfbar abspalten und ist zu<strong>de</strong>m nicht von untergeordneter<br />
Be<strong>de</strong>utung (grundlegend BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17 f.;<br />
kritisch dazu mwN Anm. 179). Selbst eine unstr. erwerbliche Mitveranlassung<br />
von Aufwendungen führt somit im Regelfall nicht einmal zu einem teilweisen<br />
WKAbzug (Ausnahme vor allem Telefonkosten, PKW-Aufwendungen, Kontoführungsgebühren;<br />
zum Vorschlag <strong>de</strong>r Aufteilung bei gemischten Aufwendungen<br />
nach <strong>de</strong>m Angemessenheitsprinzip vgl. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250 ff.). Die BFH-Judikatur erkennt § 12 Nr. 1 Satz 2 somit<br />
über <strong>de</strong>n Gesetzestext hinaus Konstitutivwirkung zu (vgl. Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 12 Rn. 11).<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />
E 45
30–34<br />
35<br />
§9 Anm. 29–35 Allgemeine Erläuterungen<br />
Aus steuersystematischer Sicht ist im Schrifttum str.,<br />
p ob es <strong>de</strong>n nichtabziehbaren gemischten Aufwendungen gem. § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 bereits an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt (vgl. Kröger, BB 1979, 1284;<br />
Söhn, DStJG 3 [1980], 49 ff.; Schmidt/Drenseck XXII. § 12 Rn. 8; die BFH-<br />
Rspr. scheint seit <strong>de</strong>m Beschl. v. 19. 10. 1970 ebenfalls in diese Richtung zu<br />
gehen, wenn sie ausdrücklich ausspricht, daß die durch eine auf Erzielung<br />
von Einkünften gerichtete Tätigkeit mitveranlaßten Aufwendungen keine BA<br />
sind, wenn sie in gleicher Weise als Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung anzusehen<br />
sind) o<strong>de</strong>r<br />
p ob es sich vielmehr um sog. nichtabziehbare WK han<strong>de</strong>lt (vgl. Wassermeyer,<br />
StuW 1981, 246–249: § 12 Nr. 1 Satz 2 als „eigenständige Einkunftsberichtigungsvorschrift“,<br />
247 ff.). Insofern wür<strong>de</strong> eine private Mitveranlassung <strong>de</strong>r<br />
Aufwendungen nicht die grundsätzliche WKEigenschaft berühren, son<strong>de</strong>rn<br />
nur <strong>de</strong>ren Nichtabziehbarkeit nach sich ziehen.<br />
Die Streitfrage ist nicht nur von grundlegen<strong>de</strong>r steuerdogmatischer Be<strong>de</strong>utung,<br />
son<strong>de</strong>rn löst im Einzelfall auch unterschiedliche materielle Rechtsfolgen aus (etwa<br />
bei erwerbsgeneigten Risikoversicherungsbeiträgen, da nicht abziehbare WK<br />
niemals Son<strong>de</strong>rausgabencharakter iSd. § 10 Abs. 1 Nr. 2 erlangen können; vgl.<br />
auch Schmidt/Drenseck XXII. § 12 Rn. 8).<br />
UE ist <strong>de</strong>r zuerst aufgeführten Meinungsrichtung von <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n WKEigenschaft<br />
gemischter Aufwendungen iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 <strong>de</strong>r Vorzug zu geben, da<br />
ansonsten <strong>de</strong>r WKBegriff mit <strong>de</strong>r systemtypischen Rechtsfolge <strong>de</strong>s stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Abzugs bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung für eine Vielzahl von Sachverhaltskonstellationen<br />
verwässert wür<strong>de</strong>. Es kommt hinzu, daß eine Qualifikation von Aufwendungen<br />
als WK entsprechend <strong>de</strong>m allg. gelten<strong>de</strong>n Wesentlichkeitsgrundsatz<br />
betr. untrennbare Mischveranlassungen nur bei ganz überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug<br />
in Betracht kommt; allerdings sollte § 12 Nr. 1 Satz 2 entgegen <strong>de</strong>r stRspr.<br />
nur auf die seinem Wortlaut entsprechen<strong>de</strong>n Fallgruppen angewandt wer<strong>de</strong>n<br />
(vgl. auch Anm. 179). § 12 Nr. 1 Satz 2 und die dort kodifizierte Wertungsregelung<br />
sind folglich uE bereits bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation von Aufwendungen anwendbar<br />
und nicht erst im Rahmen <strong>de</strong>r nachgeordneten Rechtsfolgeanordnung.<br />
Einstweilen frei.<br />
VIII. Verhältnis zu außergewöhnlichen Belastungen (§§ 33–33 c)<br />
Gem. § 33 Abs. 2 Satz 2 kommen Aufwendungen, die als WK zu qualifizieren<br />
sind, nicht als außergewöhnliche Belastung in Betracht. Dies entspricht strechtssystematisch<br />
<strong>de</strong>r Subsidiarität <strong>de</strong>s Einkommensverwendungsbereichs (Abzug<br />
von agB als Teil <strong>de</strong>r Einkommensermittlung iSd. § 2 Abs. 4) gegenüber <strong>de</strong>n Vorschriften<br />
<strong>de</strong>r Einkunftsermittlung; bei erwerbsbezogener Veranlassung von Aufwendungen<br />
(in ganz überwiegen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st abgrenzbarer Form) ist § 9<br />
vorrangig. Für das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 33 Abs. 2 Satz 2 genügt es, daß Aufwendungen<br />
„ihrer Natur nach“ zu <strong>de</strong>n WK gehören; eine evtl. fehlen<strong>de</strong> Abziehbarkeit<br />
o<strong>de</strong>r Verlustverrechnungsbeschränkung im WKBereich ermöglicht somit einen<br />
Abzug als agB nicht (eingehend dazu § 33 Anm. 202 und Schmidt/<br />
Drenseck XXII. § 33 Rn. 4 mwN auf die Rspr.).<br />
Die stsystematische Vorrangstellung <strong>de</strong>r WKQualifikation gem. § 9 gilt im<br />
Grundsatz auch im Verhältnis zu <strong>de</strong>n §§ 33 a–33c. Bei bestimmten erwerbsbezogen<br />
veranlaßten Fahrtkosten von Körperbehin<strong>de</strong>rten greifen gem. § 9<br />
E 46 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 35–40 §9<br />
Abs. 2 Son<strong>de</strong>rregelungen ein; § 33 b als Pauschbetrag für Körperbehin<strong>de</strong>rte und<br />
Hinterbliebene umfaßt dagegen ausschließlich zwangsläufig anfallen<strong>de</strong> private<br />
Aufwendungen, die Körperbehin<strong>de</strong>rten unmittelbar infolge ihrer Körperbehin<strong>de</strong>rung<br />
erwachsen (zB typische Erschwernisaufwendungen, Wäsche, Blin<strong>de</strong>nhund).<br />
Da nach hM auch in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />
wegen <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n privaten Mitveranlassung keine WKQualifikation erlangen,<br />
enthält <strong>de</strong>r ab VZ 2002 anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> § 33 c für die Besteuerungspraxis insoweit<br />
eine abschließen<strong>de</strong> Regelung.<br />
Einstweilen frei.<br />
F. Zurechnung <strong>de</strong>r Werbungskosten (Abzugsberechtigung)<br />
Schrifttum: Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften, Berlin 1983, 33–49;<br />
Groh, Nutzungseinlagen im Han<strong>de</strong>ls und Steuerrecht, BB 1982, 133 (140–142); Biergans,<br />
Überlegungen zur personellen Zurechnung von Betriebsausgaben und Werbungskosten,<br />
FR 1984, 297; Ley, Nutzungseinlagen bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung, DStR<br />
1986, 23; D. Meyer, Nutzungseinlagen bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung, DStR<br />
1986, 18 (22 f.); <strong>de</strong>rs., Drittaufwand und Leistungsfähigkeitsprinzip, BB 1986, 986; Jakob,<br />
Zur Abzugsfähigkeit von Drittaufwand und zur AfA-Übertragung im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte,<br />
DStR 1987, 784; Ruppe, Einkommensteuerrechtliche Positionen bei<br />
Rechtsnachfolge, in DStJG 10 (1987), 45, (70–74); Jakob/Jüptner, Drittaufwand, Nutzungseinlage<br />
und Überschußeinkünfte, FR 1988, 141; Meyer-Arndt, Unentgeltliche Nutzungsüberlassung<br />
bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, DB 1988, 1237; Brandis, Drittaufwand<br />
als Aufwand <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen?, STuW 1990, 57; Heuermann, Abziehbarkeit von<br />
Drittaufwand, DStR 1996, 1518; Rössler, Keine Werbungskosten im Rahmen einer zeitlich<br />
beschränkten doppelten Haushaltsführung bei Drittaufwand, DStZ 1996, 769; P. Fischer,<br />
„Faktisches“, „Ver<strong>de</strong>cktes“ und subjektive Zurechnung von Einkünften, FR 1998,<br />
813; <strong>de</strong>rs., Drittaufwand im Steuerrecht, StbJb. 1999/2000, 35; Wolff-Diepenbrock, Die<br />
Entscheidungen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH zum Drittaufwand bei Eheleuten, DStR<br />
1999, 1642; Wassermeyer, Drittaufwand aus Sicht <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH, DB 1999,<br />
2486; Küffner/Haberstock, „Drittaufwand“: Eine Reise ins Ungewisse, DStR 2000,<br />
1672; Söffing, Die fünf Arbeitszimmer-Beschlüsse <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH vom<br />
30. 1. 1995 und 23. 8. 1999, BB 2000, 381; Paus, Aufwendungen für die Betrieb <strong>de</strong>s Ehegatten<br />
bei Abkürzung <strong>de</strong>s Vertragswegs, DStZ 2000, 556; Gröpl, Die Abgrenzung von Eigen-<br />
und Drittaufwand, DStZ 2001, 65.<br />
I. Grundsätze<br />
Abzugsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r die Einkünfte „erzielt“ (§ 2 Abs. 1 Satz 1),<br />
das ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einkunftstatbestand verwirklicht und <strong>de</strong>ssen wirtschaftliche<br />
Leistungsfähigkeit gemin<strong>de</strong>rt ist (s.u.); die Abzugsberechtigung geht nicht stets auf<br />
<strong>de</strong>n Rechtsnachfolger über (s.u.).<br />
We<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 noch aus <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Rspr. für <strong>de</strong>n Werbungskostenbereich<br />
entwickelten Veranlassungsprinzip (s. eingehend Anm. 130) läßt sich in direkter<br />
Form eine Aussage zur persönlichen Zurechnung von Erwerbsaufwendungen entnehmen<br />
(ähnlich Ley, DStR 1986, 24; abweichend D. Meyer, DStR 1986, 22 f.). Es muß daher<br />
auf stsystematische Grundzusammenhänge, vor allem auch das Leistungsfähigkeitsprinzip<br />
als Orientierungsmaßstab zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>m stufenförmigen Aufbau <strong>de</strong>s EStTatbestands (vgl. dazu Biergans/<br />
Wasmer, FR 1985, 57; Bayer, FR 1985, 337) steht die Frage <strong>de</strong>r persönlichen StPflicht<br />
(§ 1) vor <strong>de</strong>r sachlich ausgerichteten Einkommensermittlung (§ 2). Das Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />
<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Tatbestandsbereichen bil<strong>de</strong>n die Zurechnungsregeln; als <strong>de</strong>ren gesetzliche<br />
Grundlage gilt § 2 Abs. 1 Satz 1 (Bezüge, die <strong>de</strong>r Stpfl. „erzielt“; vgl. eingehend<br />
dazu Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 150, 220). Die persönliche<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 47<br />
36–39<br />
40
§9 Anm. 40 Allgemeine Erläuterungen<br />
Zuordnung von WK erfolgt daher uE auf einer <strong>de</strong>r sachlichen Einkünfteermittlung<br />
vorgelagerten (ersten) Stufe (glA Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984,<br />
42–45; Brandis, StuW 1990, 57; Frotscher, § 4 Rn. 298; aA Biergans, FR 1984, 305;<br />
D. Meyer, DStR 1985, 23; Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften, Berlin<br />
1983, 33 [34], wonach die personelle Zurechnung auf einer zweiten Stufe nach <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung<br />
zu erfolgen habe). Besteuerungsgegenstand bei <strong>de</strong>r ESt. ist nicht das<br />
wirtschaftliche Ergebnis <strong>de</strong>r stbaren Tätigkeit an sich (<strong>de</strong>r „Einkunftsquelle“), son<strong>de</strong>rn<br />
vielmehr das Ergebnis <strong>de</strong>r stbaren Tätigkeit, soweit es sich bei <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Person<br />
leistungsfähigkeitsbeeinflussend ausgewirkt hat (so auch Brandis, StuW 1990, 57<br />
[58 u. 61]).<br />
Werbungskostenabzug nur bei Tatbestandsverwirklichung: WK bei <strong>de</strong>n<br />
Überschußeinkünften können nur von <strong>de</strong>mjenigen abgezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
Tatbestand dieser Einkunftsart verwirklicht, dh. eine auf stbare Einkunftserzielung<br />
ausgerichtete Leistung erbringt (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 45; zu<br />
Zurechnungsfragen s. allgemein Fischer, FR 2001, 1ff.). Damit stimmt das<br />
Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>r WKZurechnung mit <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen zur<br />
Zurechnung von Einkünften überein (vgl. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />
2002, § 9 Rn. 220).<br />
Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit erfor<strong>de</strong>rlich:<br />
E Kostentragungsprinzip: Einschränkend zu dieser notwendigen Zurechnungsvoraussetzung<br />
verlangen sowohl <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1 als<br />
auch das Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2, daß <strong>de</strong>r betroffene Stpfl. eine entsprechen<strong>de</strong><br />
wirtschaftliche Vermögensmin<strong>de</strong>rung erlei<strong>de</strong>t, die allerdings nicht mit einer<br />
nachhaltigen wirtschaftlichen Belastung einhergehen muß. Dieses sog. Kostentragungsprinzip<br />
(hierzu Brandis, StuW 1990, 57) stützt sich auf das<br />
Leistungsfähigkeitsprinzip, konkretisiert durch das Nettoprinzip. Einkünfte können<br />
nur dann Ausdruck <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit sein, wenn sich<br />
auch ihre Komponenten, dh. Einnahmen und Erwerbsaufwendungen, daran<br />
orientieren. Wie <strong>de</strong>m Stpfl. nur solche Einnahmen zuzurechnen sind, die seine<br />
persönliche Leistungsfähigkeit erhöhen (§ 2 Abs. 2 Nr. 2 und § 8; s. zB BFH v.<br />
22. 7. 1988 III R 175/85, BStBl. II 1988, 995; § 8 Anm. 1), so sind entspr. nur<br />
solche Aufwendungen zu berücksichtigen, die die persönliche (wirtschaftliche)<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. min<strong>de</strong>rn (allg. Meinung: BFH v. 23. 8. 1999, GrS 2/<br />
97, BStBl. II, 782 mwN; Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 220; Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 70; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 20; Frotscher § 9 Rn. 67; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 170).<br />
Diese Grundsätze gelten auch bei <strong>de</strong>r Zusammenveranlagung von Ehegatten<br />
nach § 26 b. Die Subjektbezogenheit <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung wird durch die<br />
verfahrenstechnische Zusammenrechnung <strong>de</strong>r Einkünfte nicht aufgehoben (so<br />
BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; Groh, DB 1988, 514 [518]). Zu<br />
praxisrelevanten Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r Zurechnung von WK bei Ehegatten s.<br />
Anm. 43 ff.<br />
Unbeachtlich ist <strong>de</strong>r Rechtsgrund einer zu Erwerbsaufwendungen führen<strong>de</strong>n<br />
Zahlung o<strong>de</strong>r die Rechtmäßigkeit <strong>de</strong>r Inhaberschaft an einem zu Einnahmeerzielungszwecken<br />
eingesetzten Wirtschaftsgut (vgl. hierzu BFH v. 23. 8. 1999<br />
GrS 5/97, BStBl. II, 774 mit <strong>de</strong>r Darstellung von Ausnahmen).<br />
E Mittelherkunft: Woher die Mittel stammen, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. die im Rahmen<br />
seiner Erwerbsleistung zu berücksichtigen<strong>de</strong>n Aufwendungen tätigt, ist ohne<br />
Be<strong>de</strong>utung; daher können auch Aufwendungen, die aus geerbten, geschenkten<br />
o<strong>de</strong>r kreditfinanzierten Mitteln erbracht wer<strong>de</strong>n, als WK beim Stpfl. Berücksichtigung<br />
fin<strong>de</strong>n (allgemeine Meinung: zB BFH v. 3. 4. 1987 VI 91/85 BStBl. II,<br />
E 48 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 40–43 §9<br />
623; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 70; Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 221; v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 46 f.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 22).<br />
E Durchlaufen<strong>de</strong> Posten: Verwaltet <strong>de</strong>r Stpfl. aber lediglich Fremdgel<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />
Verpflichtung, diese nach kurzer Zeit an einen an<strong>de</strong>re Person weiterzuleiten<br />
(sog. durchlaufen<strong>de</strong> Posten), so liegen im Fall <strong>de</strong>r Weiterleitung keine WK vor<br />
(entspr. § 4 Abs. 3 Satz 2). Vereinnahmung und Verausgabung fin<strong>de</strong>n in diesen<br />
Fällen im Namen und für Rechnung eines an<strong>de</strong>ren statt und beeinflussen die<br />
Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. nicht (so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B<br />
57).<br />
Für <strong>de</strong>n Regelfall, daß <strong>de</strong>r Stpfl. ausgelöst durch seine Erwerbstätigkeit (eigene)<br />
Aufwendungen leistet und trägt (sog. Eigenaufwand), bereitet die persönliche<br />
WKZurechnung keine Schwierigkeiten. Problematisch sind dagegen die Fälle<br />
<strong>de</strong>s sog. Drittaufwands (vgl. Anm. 43 ff.).<br />
Werbungskostenabzug bei Rechtsnachfolge:<br />
E Erbfolge: Lfd. Erwerbsaufwendungen <strong>de</strong>s verstorbenen Stpfl., die vom Rechtsnachfolger<br />
beglichen wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n bei letzterem WK <strong>de</strong>r ursprünglich betroffenen<br />
Einkunftsart (s. auch § 24 Nr. 2), und zwar auch dann, wenn das Erwerbsverhältnis<br />
<strong>de</strong>s Erblassers vom Rechtsnachfolger nicht fortgesetzt wird (vgl.<br />
Ruppe in DStJG 10 [1987], 45 [70 f.]).<br />
E Einzelrechtsnachfolge: Die Abzugsberechtigung für WK geht bei Schenkung,<br />
Schuldübernahme, Vertragseintritt oä. nicht automatisch auf <strong>de</strong>n Rechtsnachfolger<br />
über; es gelten vielmehr die allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s<br />
§ 9, <strong>de</strong>ren Vorliegen beim Einzelrechtsnachfolger originär zu prüfen ist (s. auch<br />
Anm. 43 „Aufwendungen für Dritte“). Mit <strong>de</strong>m Eintritt in bereits beim Rechtsvorgänger<br />
entstan<strong>de</strong>ne Zahlungsverpflichtungen mit WKCharakter kann beim<br />
Rechtsnachfolger eine stl. Umqualifikation verbun<strong>de</strong>n sein (zB bei Übernahme<br />
einer immobilienbezogenen Altfinanzierung u. entsprechen<strong>de</strong>r Finanzierungskostenerstattung<br />
durch <strong>de</strong>n Erwerber entstehen uU Anschaffungskosten; s.<br />
Prinz, BB 1985, 1975 mit Gestaltungshinweisen).<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Aufwendungen durch Dritte und für Dritte<br />
1. Abziehbarkeit von Drittaufwendungen beim Einkunftserzieler<br />
Persönliche Abzugsberechtigung für Erwerbsaufwendungen und tatsächliche<br />
Kostentragung fallen mitunter auseinan<strong>de</strong>r. Es treten personelle Zuordnungskonflikte<br />
im WKBereich auf mit <strong>de</strong>r zT unerwünschten Folge eines gänzlich einkünftemin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Ausfalls <strong>de</strong>rartiger Vermögenseinbußen.<br />
Um eine Klärung <strong>de</strong>r Zweifelsfragen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Abgrenzung<br />
von Eigen- und Drittaufwendungen hat sich <strong>de</strong>r Große Senat <strong>de</strong>s BFH seit<br />
Mitte <strong>de</strong>r 90er Jahre intensiv bemüht und damit eine breite Diskussion im<br />
Schrifttum ausgelöst. Seit <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH v.<br />
30. 1. 1995 (GrS 4/92, BStBl. II, 281) und v. 23. 8. 1999 (GrS 1/97, BStBl. II,<br />
778; GrS 2/97, BStBl. II, 782; GrS 3/97, BStBl. II, 787 u. GrS 5/97, BStBl. II,<br />
774) scheinen zwar die rechtsdogmatischen Grundlagen für die Ausgrenzung<br />
<strong>de</strong>s sog. Drittaufwands aus <strong>de</strong>m Aufwandstatbestand geklärt zu sein (so Tipke/<br />
Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 221). Umstritten bleibt gleichwohl die<br />
Frage, in welchen Fällen <strong>de</strong>r Aufwand eines Dritten <strong>de</strong>m Stpfl. wie eigener Aufwand<br />
zugerechnet (nach <strong>de</strong>r Rspr. ist die Zurechnung das Ergebnis einer wer-<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 49<br />
41–42<br />
43
§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />
ten<strong>de</strong>n Betrachtung) wer<strong>de</strong>n kann. Hier hat sich nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH eine<br />
Art Drittaufwandskasuistik (so Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 224) herausgebil<strong>de</strong>t. In<br />
diesem Zusammenhang sind insbeson<strong>de</strong>re die Fallgruppen <strong>de</strong>s „abgekürzten Zahlungswegs“,<br />
<strong>de</strong>s „abgekürzten Vertragswegs“ und <strong>de</strong>s Abzugs von Drittaufwand bei<br />
„Rechtsanspruch auf Ersatz“ zu nennen. Beson<strong>de</strong>re Zurechnungsfragen ergeben<br />
sich darüber hinaus bei Ehegatten (s.u.).<br />
Begriff <strong>de</strong>s Drittaufwands: Drittaufwand (uE besser „Drittaufwendungen“, <strong>de</strong>nn<br />
Aufwand ist ein strechtlich nicht normierter Rechtsbegriff, ähnlich Jakob, DStR<br />
1987, 785) ist nach <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s BFH gegeben, wenn ein Dritter Kosten<br />
trägt, die durch die Einkunftserzielung <strong>de</strong>s Stpfl. veranlaßt wur<strong>de</strong>n (BFH v.<br />
30. 1. 1995 GrS 4/92, BStBl. II, 281). Das ist zB <strong>de</strong>r Fall, wenn ein Stpfl. ein<br />
WG, <strong>de</strong>ssen AK o<strong>de</strong>r HK von einem Dritten getragen wur<strong>de</strong>n, zur Einkunftserzielung<br />
einsetzt (BFH v. 23. 8. 1999, GrS 2/97, BStBl. II, 782) o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r<br />
Dritte auf eine im eigenen Interesse eingegangene Schuld zahlt, und sich dieser<br />
Aufwand günstig für <strong>de</strong>n Einkünfte erzielen<strong>de</strong>n Stpfl. auswirkt (zB Schuldzinsen<br />
bei mit einem Vorbehaltsnießbrauch belasteten Kapitalvermögen, s. BFH v.<br />
21. 5. 2001 VIII R 11/00, BFH/NV 2001, 1393). Nicht unter <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s<br />
Drittaufwands fallen Aufwendungen, die <strong>de</strong>r Stpfl. selbst aus betrieblichem Anlaß<br />
auf ein frem<strong>de</strong>s WG macht (Eigenaufwand; so zutr. Frotscher, § 4 Rn. 296;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 74; BFH v. 15. 5. 1996 X R 99/92 BFH/NV<br />
1996, 891: WK auch dann, wenn ein Mietvertrag stl. nicht anzuerkennen ist).<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen: Ein Abzug<br />
von Drittaufwendungen als WK ist im Grundsatz mit <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip<br />
beruhen<strong>de</strong>n Kostentragungsprinzip nicht zu vereinbaren (BFH<br />
v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782). Durch die Tragung von Aufwendungen<br />
durch einen Dritten wird die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. nicht gemin<strong>de</strong>rt. Aufwendung<br />
und wirtschaftliches Ergebnis sind vielmehr zwei verschie<strong>de</strong>nen Personen<br />
zuzurechnen. Es liegen damit nichtabziehbare Aufwendungen vor (vgl.<br />
Brandis, StuW 1990, 57 [59] mwN auf die stRspr. zu Erwerbsaufwendungen).<br />
Dieser Grundsatz gilt sowohl für laufen<strong>de</strong> Aufwendungen als auch für die<br />
(Dritt-)AfA (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 52; Brandis aaO, 59;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71).<br />
Den Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen (und alle Ausnahmefälle)<br />
hat die höchstrichterliche Rspr. über <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen<br />
hinaus auch auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Abzugs von Drittaufwendungen<br />
als nachträgliche Anschaffungskosten iSv. § 17 konsequent übertragen (vgl.<br />
BFH v. 12. 12. 2000: VIII R 22/92, BStBl. II 2001, 385; VIII R 52/93 BStBl. II<br />
2001, 286; VIII R 62/93 BStBl. II 2001, 234).<br />
Ausnahmen unter Zurechnungsgesichtspunkten: Die konsequente Durchhaltung<br />
<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen ist jedoch<br />
in <strong>de</strong>n Fällen be<strong>de</strong>nklich, in <strong>de</strong>nen eine Kollision mit <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r<br />
Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Mittelherkunft festzustellen ist. Grundsätzlich soll die Herkunft<br />
<strong>de</strong>r Mittel (dazu Anm. 40), die verausgabt wer<strong>de</strong>n, keine Rolle spielen.<br />
Der Stpfl. kann also die zur Verausgabung bestimmten Mittel auch von einem<br />
Dritten entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich zugewen<strong>de</strong>t bekommen. Ist daher in <strong>de</strong>r<br />
Bestreitung von Aufwendungen durch einen Dritten gleichzeitig eine Zuwendung<br />
an <strong>de</strong>n Stpfl. zu sehen (sog. Zuwendungsgedanke), han<strong>de</strong>lt es sich in Wirklichkeit<br />
um Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. Unter diesem Aspekt rechtfertigt sich eine<br />
Zurechnung <strong>de</strong>r Drittaufwendungen als Eigenaufwendungen. Der Maßstab <strong>de</strong>r<br />
Kostentragung wird in diesen Fällen wirtschaftlich auszulegen sein, um unter<br />
Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zutreffen<strong>de</strong> Ergebnisse zu erzielen (so auch<br />
E 50 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 43 §9<br />
Brandis, StuW 1990, 57 [60]). Umstritten ist, in welchen Fällen das Kostentragungsprinzip<br />
durch <strong>de</strong>n Zuwendungsgedanken eine erweiterte Auslegung erfahren<br />
kann. Der Kasuistik <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH folgend lassen sich in diesem Zusammenhang<br />
folgen<strong>de</strong> Fallgruppen unterschei<strong>de</strong>n:<br />
E „Abgekürzter Zahlungsweg“: Eine Zurechnung von Drittaufwendungen beim<br />
Stpfl. kommt in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs in Betracht. Darunter<br />
wird die Zuwendung eines Geldbetrags an <strong>de</strong>n Stpfl. in <strong>de</strong>r Weise verstan<strong>de</strong>n,<br />
daß <strong>de</strong>r Zuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m Stpfl. <strong>de</strong>ssen Schuld tilgt (vgl.<br />
§ 267 Abs. 1 BGB), statt ihm <strong>de</strong>n Geldbetrag unmittelbar zu geben. Der Dritte<br />
muß also für Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. an <strong>de</strong>ssen Gläubiger leisten (vgl. BFH v.<br />
23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; v. 13. 3. 1996 VI R 103/95, BStBl. II, 375).<br />
Damit soll es im Ergebnis keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>n Geldbetrag<br />
zunächst <strong>de</strong>m Stpfl. zuwen<strong>de</strong>t und dieser dann <strong>de</strong>n Betrag an seinen<br />
Gläubiger zur Tilgung <strong>de</strong>r Schuld überweist, o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r Dritte dies im Einvernehmen<br />
mit <strong>de</strong>m Stpfl. übernimmt.<br />
Beispiele aus <strong>de</strong>r Rspr.: RFH v. 10. 2. 1937 VI A 111/37, RStBl. 1937, 898 u. BFH v.<br />
14. 4. 1965 IV 3/61 U, BStBl. III 1965, 359 betr. Zahlung von Reparaturaufwendungen<br />
<strong>de</strong>s Hauseigentümers durch Schwiegervater o<strong>de</strong>r Neffen; v. 6. 12. 1968 VI R 86/67,<br />
BStBl. II 1969, 237; v. 3. 4. 1987 VI R 91/85, BStBl. II 1987, 623 betr. Bezahlung von<br />
Schuldzinsen durch Ehemann o<strong>de</strong>r Ehefrau; v. 22. 7. 2003 VI R 4/02, juris betr. Rechnungszahlung<br />
durch Vater <strong>de</strong>s Stpfl.<br />
Die Behandlung von Drittaufwendungen in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs<br />
durch die Rspr. entspricht im Ergebnis (mit teilw. unterschiedlicher Begründung)<br />
<strong>de</strong>r allg. Meinung im Schrifttum (vgl. ua. Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 221; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 51; Stark in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 25 f.; Frotscher, § 4 Rn. 299; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 71; Brandis, StuW 1990, 57; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 175; Küffner/Haberstock,<br />
DStR 2000, 1672; Söffing, BB 2000, 381; Kirchhof/v. Beckerath<br />
IV. § 9 Rn. 24).<br />
Stellungnahme: Im Grundsatz ist dieser Rspr. zuzustimmen. Sachgerecht erscheint<br />
uE jedoch eine Beschränkung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Drittaufwendungen beim<br />
Einkunftserzieler auf wissentlich übernommene Beträge zur Abkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs,<br />
uU auch bei nachträglicher Billigung <strong>de</strong>s Stpfl. (zB bei Geschäftsführung<br />
ohne Auftrag gem. § 677 BGB; so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 51 für Fälle <strong>de</strong>r nachträglichen Genehmigung); <strong>de</strong>m Stpfl. etwa nicht bekannte,<br />
aber in seinem Interesse getätigte Drittaufwendungen können auch aus<br />
praktischer Sicht nicht von ihm geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (weitergehend wohl v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 51; Weber-Grellet, DB 1995, 2550 [2553], wonach<br />
allein eine Zuwendungsabsicht auf Seiten <strong>de</strong>s Dritten ausreichen soll).<br />
Unerheblich ist, ob <strong>de</strong>r Stpfl. einen Rechtsanspruch auf Zuwendung <strong>de</strong>r Leistung<br />
durch <strong>de</strong>n Dritten hatte o<strong>de</strong>r die Zahlung freiwillig erfolgte (v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. 53 a; Wagner in Heuermann/Wagner, Lohnst., Teil F<br />
Rn. 7).<br />
Bei <strong>de</strong>r Berücksichtigung von AfA als Erwerbsaufwendungen ist ein abgekürzter<br />
Zahlungsweg im Prinzip nicht <strong>de</strong>nkbar, weil die AfA keine im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Berücksichtigung<br />
entstehen<strong>de</strong> Aufwendung ist. Gleichwohl sind die Grundsätze<br />
anwendbar, wenn die AHK ganz o<strong>de</strong>r zT von einem Dritten im Wege <strong>de</strong>s abgekürzten<br />
Zahlungswegs beglichen wer<strong>de</strong>n (vgl. hierzu Söffing, BB 2000, 381<br />
[382]).<br />
Bei erzwungenen o<strong>de</strong>r „egoistischen“ Drittaufwendungen (s. Jakob, DStR 1987,<br />
788 Fn. 26) liegt unter Leistungsfähigkeitsaspekten eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berück-<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 51
§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />
sichtigung beim Dritten, soweit dieser selbst eine Erwerbsleistung ausübt, näher<br />
als beim Stpfl.<br />
E „Abgekürzter Vertragsweg“: Vom abgekürzten Zahlungsweg ist <strong>de</strong>r sog. abgekürzte<br />
Vertragsweg zu unterschei<strong>de</strong>n. In diesem Fall schließt <strong>de</strong>r Dritte im eigenen<br />
Namen für <strong>de</strong>n Stpfl. einen Vertrag und leistet auch selbst die geschul<strong>de</strong>ten<br />
Zahlungen (vgl. BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; v. 13. 3. 1996 VI R<br />
103/95, BStBl. II, 375: Vater schließt Mietvertrag über vom Sohn genutzte<br />
Wohnung ab und bezahlt die Miete, <strong>de</strong>ren stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r Sohn im<br />
Rahmen einer doppelten Haushaltsführung begehrt). Der Große Senat hat im<br />
Beschl. v. 23. 8. 1999 GrS 2/97 (aaO) zwar konstatiert, daß wie bei <strong>de</strong>r Abkürzung<br />
<strong>de</strong>s Zahlungswegs hier Vertrag und Leistung eine Zuwendung an <strong>de</strong>n<br />
Stpfl. bezwecken (so auch Weber-Grellet, DB 1995, 2550 [2555]). Die Frage<br />
<strong>de</strong>r Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Drittaufwendungen in diesen Fällen wur<strong>de</strong> aber ausdrücklich<br />
offengelassen. Die stl. Behandlung ist danach gegenwärtig sowohl in <strong>de</strong>r<br />
Rspr. <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Senate <strong>de</strong>s BFH als auch in <strong>de</strong>r Literatur umstritten:<br />
p BFH-Rspr.: Der VI. Senat <strong>de</strong>s BFH hat im og. Urteil v. 13. 3. 1996 (VI R 103/<br />
95 aaO) einem Abzug <strong>de</strong>r vom Vater getragenen Aufwendungen beim Sohn<br />
grundsätzlich nicht zugestimmt. Der VIII. Senat (Urt. v. 12. 12. 2000 VIII R<br />
22/92, BStBl. II 2001, 385 mit Ausnahme <strong>de</strong>r Fälle <strong>de</strong>s Rechtsanspruchs auf<br />
Ersatz, dazu s. u.) lehnt <strong>de</strong>n Abzug von Drittaufwendungen bei Abkürzung<br />
<strong>de</strong>s Vertragsweges ebenfalls ab, wenn ein Dritter Aufwendungen auf eine eigene<br />
Verbindlichkeit leistet (etwa in wirtschaftlichem Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangene<br />
Bürgschaft o<strong>de</strong>r Darlehenverbindlichkeit), läßt aber offen, ob ein<br />
WKAbzug bei Bargeschäften <strong>de</strong>s täglichen Lebens möglich ist (Urt. v.<br />
12. 12. 2000 VIII R 52/93, BStBl. II 2001, 286). Eine differenzieren<strong>de</strong> Betrachtung<br />
nimmt dagegen <strong>de</strong>r IV. Senat <strong>de</strong>s BFH (Urt. v. 24. 2. 2000 IV R 75/<br />
98, BStBl. II, 314) vor: Die Drittaufwendungen sind bei Abkürzung <strong>de</strong>s Vertragswegs<br />
dann zum Abzug zuzulassen, wenn es sich um Bargeschäfte <strong>de</strong>s täglichen<br />
Lebens han<strong>de</strong>lt. Hier soll es keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Stpfl. auf eine Bargeldschenkung verzichtet und gleich für<br />
Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. an <strong>de</strong>ssen Gläubiger zahlt o<strong>de</strong>r ob er <strong>de</strong>m Gläubiger vorenthält,<br />
daß er im Namen <strong>de</strong>s Stpfl. han<strong>de</strong>lt. Bei Dauerschuldverhältnissen (etwa<br />
Mietvertrag, Pachtvertrag, Darlehensvertrag) kommt ein Abzug dagegen nicht<br />
in Betracht. Begründung: In diesem Fall leistet <strong>de</strong>r Dritte auf eigene Rechnung<br />
und wen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>m Stpfl. nur ein unentgeltliches (und ungesichertes) Nutzungsrecht<br />
zu.<br />
p Schrifttum: Teilw. wird wegen <strong>de</strong>r (wirtschaftlichen) Vergleichbarkeit eine uneingeschränkte<br />
Übertragung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n „abgekürzten Zahlungsweg“ gelten<strong>de</strong>n<br />
Grundsätze vertreten (ua. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71;<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 56, 56 a; Trzaskalik in K/S/M, § 21 Rn.<br />
B 437; Söffing, BB 2000, 381 [382]; Rössler, DStZ 1996, 769; Heuermann,<br />
DStR 1996, 1518; wohl auch Frotscher, § 4 Rn. 299, <strong>de</strong>r maßgebend auf ein<br />
Zuwendungsverhältnis zwischen <strong>de</strong>m Stpfl. und <strong>de</strong>m Dritten abstellt). Teilw.<br />
wird eine Unterscheidung zwischen Bargeschäften <strong>de</strong>s täglichen Lebens (zur<br />
Auslegung <strong>de</strong>s Begriffs in Anlehnung an § 105 a BGB s. Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 28) und Dauerschuldverhältnissen befürwortet (ua. Wassermeyer, DB<br />
1999, 2486; Gröpl, DStZ 2001, 67; wohl auch Brandis, StuW 1990, 57 [64]<br />
mit Blick auf die bei Dauerschuldverhältnissen fehlen<strong>de</strong> Dispositionsfreiheit<br />
beim Begünstigten; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 28). Teilw. wird jedoch eine Abziehbarkeit<br />
<strong>de</strong>r Drittaufwendungen in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Vertragswegs<br />
gänzlich abgelehnt (Wolff-Diepenbrock, DStR 1999, 1642; <strong>de</strong>rs., DStZ<br />
E 52 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 43 §9<br />
1999, 717; Fischer, NWB F 3, 10925 [10933]; wohl auch Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 223: keine an sich zur Verwirklichung <strong>de</strong>s Nettoprinzips<br />
gebotene strikte Gleichbehandlung von „abgekürzten Zahlungsund<br />
Vertragsweg“ wegen <strong>de</strong>r Unverträglichkeit <strong>de</strong>r StAbzugstatbestän<strong>de</strong> mit<br />
an<strong>de</strong>ren Steuernormen; wohl im Ergebnis auch Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 71).<br />
p Stellungnahme: Es spricht zwar mit Blick auf die gleichmäßige Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips im ersten Zugriff vieles für eine stl. Gleichbehandlung<br />
<strong>de</strong>r Fallgruppen „abgekürzter Zahlungsweg“ und „abgekürzter Vertragsweg“.<br />
Danach dürfte es keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>m<br />
Stpfl. Geld schenkt, ob er Vertragsschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl. begleicht (abgekürzter<br />
Zahlungsweg) o<strong>de</strong>r ob er einen Vertrag zugunsten <strong>de</strong>s Dritten abschließt (abgekürzter<br />
Vertragsweg). UE erscheint es jedoch sachgerecht, die Erweiterungen<br />
<strong>de</strong>s Kostentragungsgrundsatzes nicht auf die Fälle <strong>de</strong>s abgekürzten Vertragswegs<br />
auszu<strong>de</strong>hnen. In diesen Fällen begrün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Dritte im<br />
Unterschied zum abgekürzten Zahlungswegsweg eine eigene Verpflichtung<br />
und erfüllt diese dann auch. Er wen<strong>de</strong>t hier <strong>de</strong>m Stpfl. unmittelbar we<strong>de</strong>r ein<br />
WG noch <strong>de</strong>ssen AK, son<strong>de</strong>rn allenfalls Nutzungsmöglichkeiten (zB im Fall<br />
<strong>de</strong>r auf eigener Verpflichtung beruhen<strong>de</strong>n Mietzahlung <strong>de</strong>s Vaters für <strong>de</strong>n<br />
nutzen<strong>de</strong>n Sohn) zu. Diese Fallgruppe ist uE unter Kostentragungsgesichtspunkten<br />
weiter entfernt von Eigenaufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl., so daß eine unterschiedliche<br />
Behandlung sachlich gerechtfertigt ist. Die Beurteilung, ob ein<br />
Zuwendungsverhältnis besteht bzw. ob <strong>de</strong>r Dritte mit Bereicherungsabsicht<br />
gehan<strong>de</strong>lt hat (vgl. hierzu Frotscher § 4 Rn. 299 a), unterliegt zu<strong>de</strong>m erheblichen<br />
Unsicherheiten. Die praktische Handhabbarkeit spricht daher neben<br />
<strong>de</strong>r von Tipke/Lang (aaO, § 9 Rn. 223 f.) angesprochenen Kompatibilität mit<br />
an<strong>de</strong>ren Steuernormen (zB bei <strong>de</strong>r unentgeltlichen Überlassung von WG;<br />
hier lehnt <strong>de</strong>r BFH die Einlagefähigkeit von Nutzungen ab, s. BFH v.<br />
26. 10. 1987 GrS 2/86, BStBl. II 1988, 348) eher für eine klare Regelung auf<br />
<strong>de</strong>r Grundlage eines restriktiv ausgelegten Kostentragungsprinzips. Der Zuwendungsgedanke<br />
hat sich uE daher in dieser Fallgruppe zu Recht in <strong>de</strong>r<br />
Rspr. <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH nicht durchgesetzt. Einer Son<strong>de</strong>rregelung<br />
für Bargeschäfte <strong>de</strong>s täglichen Lebens (die auch für normale Stpfl. – so die<br />
Kritik von Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71 – schwer verständlich sein<br />
dürfte) bedarf es uE ebenfalls nicht. Hier ist es hinnehmbar, <strong>de</strong>n Abzug von<br />
Aufwendungen auf Fälle <strong>de</strong>r Kostenerstattung durch <strong>de</strong>n Stpfl. und <strong>de</strong>r unentgeltlichen<br />
Zuwendung <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Dritten angeschafften WG (zB Dritter<br />
erwirbt Fachbuch und schenkt es anschließend <strong>de</strong>m Stpfl., <strong>de</strong>r es im strelevanten<br />
Bereich nutzt; hier Abzug über die AfA <strong>de</strong>s eingelegten WG, s. BFH<br />
v. 14. 2. 1989 IX R 109/84, BStBl. II, 922) zu beschränken.<br />
Die vorstehen<strong>de</strong>n Grundsätze gelten auch bei unentgeltlicher Überlassung von<br />
Dienstleistungen durch Dritte. Stellt zB <strong>de</strong>r Vater als ArbG seinem Sohn Arbeitskräfte<br />
unentgeltlich für die Renovierung <strong>de</strong>ssen vermieteten Mehrfamilienhauses<br />
zur Verfügung, kann <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>n anteiligen Lohn nicht als WK geltend machen.<br />
Alles an<strong>de</strong>re wür<strong>de</strong> überdies – worauf Tipke/Lang (aaO § 9 Rn. 223) zu<br />
Recht hinweisen – zu lstrechtlichen Friktionen führen.<br />
Gleiches gilt, wenn <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>m Stpfl. seine eigene Arbeitskraft zuwen<strong>de</strong>t (s.<br />
hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 73).<br />
E „Rechtsanspruch auf Ersatz“: Aufwendungen eines Dritten auf eine von ihm im<br />
eigenen Namen, aber im wirtschaftlichen Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangene Verbindlichkeit<br />
sind nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH auch dann bei <strong>de</strong>r Einkünfteermitt-<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 53
§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />
lung <strong>de</strong>s Stpfl. abziehbar, wenn <strong>de</strong>r Dritte die Verbindlichkeit im Innenverhältnis<br />
für Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangen ist, dh. wenn diesen die wirtschaftlichen<br />
Folgen <strong>de</strong>s Rechtsgeschäfts treffen sollen (Urt. v. 12. 12. 2000 VIII R 22/92,<br />
BStBl. II 2001, 385 unter Hinweis auf Wolff-Diepenbrock in FS Döllerer,<br />
1988, 757). Dies sei zB bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme eines Dritten aus einer im<br />
wirtschaftlichen Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangenen Bürgschaft <strong>de</strong>r Fall, wenn<br />
<strong>de</strong>r Dritte gegen <strong>de</strong>m Stpfl. einen Rechtsanspruch auf Ersatz seiner Aufwendungen<br />
hat. Der BFH begrün<strong>de</strong>t diese Ausnahme damit, daß die Verpflichtung zum<br />
Aufwendungsersatz die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. min<strong>de</strong>re.<br />
E Stellungnahme: UE ist dieser Rspr. zuzustimmen mit <strong>de</strong>r Einschränkung, daß<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Kostentragungsprinzips ein Abzug <strong>de</strong>r Drittaufwendungen<br />
erst mit <strong>de</strong>r tatsächlichen Kostenerstattung durch <strong>de</strong>n Stpfl. in Betracht<br />
kommt, und nicht schon im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung durch <strong>de</strong>n Dritten (aA<br />
Stark in L/B/P, § 9 Rn. 29). Erst zu diesem Zeitpunkt tritt beim Stpfl. eine die<br />
Leistungsfähigkeit min<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Vermögenseinbuße ein. Alles an<strong>de</strong>re wäre in <strong>de</strong>n<br />
Fällen problematisch, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Dritte später auf die Erstattung verzichtet<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stpfl. wegen eingetretener Zahlungsunfähigkeit tatsächlich nicht zahlt.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten bei Ehegatten: In <strong>de</strong>r stl. Praxis sind häufig Ehegatten von<br />
<strong>de</strong>r Drittaufwandsproblematik betroffen. Die praxisrelevanten Fallkonstellationen<br />
betreffen im wesentlichen die Kosten für die Nutzung eines Arbeitszimmers<br />
und die stl. Abziehbarkeit von Finanzierungskosten.<br />
Zusammenfassung bei Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rn. 224; vgl.<br />
zu <strong>de</strong>n fünf Arbeitszimmerbeschlüssen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH v. 30. 1. 1995<br />
(GrS 4/92, BStBl. II 1995, 281) und v. 23. 8. 1999 (GrS 1/97, BStBl. II, 778; GrS 2/<br />
97, BStBl. II, 782; GrS 3/97, BStBl. II, 787; GrS 5/97, BStBl. II, 774) ausführlich § 4<br />
Anm. 1503 ff.; Übersicht auch bei Stark in L/B/P, § 9 Rn. 30; vgl. auch die sehr <strong>de</strong>taillierte<br />
Darstellung nahezu aller <strong>de</strong>nkbaren Konstellationen bei Söffing, BB 2000, 381.<br />
Zur stl. Abziehbarkeit von Schuldzinsen bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Immobilien, die<br />
<strong>de</strong>m Einkunftserzieler-Ehegatten allein gehören, bzw. Immobilien im Miteigentum <strong>de</strong>r<br />
Ehegatten s. Anm. 382 u. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71; vgl. auch Frotscher<br />
§ 4 Rn. 300.<br />
E Übertragung <strong>de</strong>r Rechtsgrundsätze auf Nicht-Ehegatten: Umstritten ist, ob die für<br />
Ehegatten entwickelten Rechtsprechungsgrundsätze auch bei an<strong>de</strong>ren nahestehen<strong>de</strong>n<br />
Personen (zB Eltern/Kin<strong>de</strong>r, Geschwister o<strong>de</strong>r Partner einer nichtehelichen<br />
Lebensgemeinschaft) Anwendung fin<strong>de</strong>n (bejahend: Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 7 Rn. 35; Söffing, BB 2000, 392; Gröpl, DStZ 2001, 65; aA wohl Hutter,<br />
KFR F 3 EStG § 9, 7/99, 415; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 30, die auf die nur<br />
bei Ehegatten anwendbare zivilrechtliche Rechtsfigur <strong>de</strong>r „ehebedingten Zuwendung“<br />
als Begründung für <strong>de</strong>n ausnahmsweise zulässigen Abzug von Drittaufwendungen<br />
bei Ehegatten abstellen). UE spricht gegen eine Übertragung<br />
<strong>de</strong>r für Ehegatten entwickelten Rechtsgrundsätze auf Nicht-Ehegatten, daß die<br />
Rspr. die günstige Anwendung <strong>de</strong>s Kostentragungsprinzips erst durch das Eherecht<br />
begrün<strong>de</strong>t (Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 224). Nach Auffassung <strong>de</strong>s Großen<br />
Senats <strong>de</strong>s BFH (v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl II., 778 [780 f.]) ist charakteristisch<br />
für eine Zuwendung, die ein Ehegatte ohne beson<strong>de</strong>re Vereinbarung <strong>de</strong>m<br />
an<strong>de</strong>ren Ehegatten macht, bereits zivilrechtlich, daß sie ein Beitrag zur Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>r ehelichen Lebensgemeinschaft (§ 1353 Abs. 1 BGB; BGH v.<br />
27. 11. 1991 IV ZR 164/90, BGHZ 116, 167 [170]), also eines gemeinsamen<br />
Ziels, ist. Dieses Ziel wer<strong>de</strong> ua. durch die jeweilige berufliche Tätigkeit <strong>de</strong>r Ehegatten<br />
verwirklicht. Auf dieser Grundlage scheint es geboten, die Ausnahmeregelungen<br />
auf Ehegatten zu beschränken.<br />
E 54 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 44–50 §9<br />
2. Übernahme von Aufwendungen für einen Dritten<br />
Im Umkehrschluß aus <strong>de</strong>n og. Grundsätzen ergibt sich für <strong>de</strong>n im Drittinteresse<br />
han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Träger <strong>de</strong>r Aufwendungen ein Abzugsverbot; bei ihm liegt eine im<br />
Grundsatz estl. unbeachtliche Einkommensverwendung vor (ggf. § 10, § 33).<br />
Bei nicht zur Verkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs geleisteten Beträgen sind beim Träger<br />
<strong>de</strong>r Aufwendung die allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s § 9 zu<br />
prüfen, falls bei ihm überhaupt ein Erwerbszusammenhang in Erwägung gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Erbringt allerdings <strong>de</strong>r kostentragen<strong>de</strong> Stpfl. eine eigene Erwerbsleistung und<br />
kommt ein wirtschaftlicher Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen sowohl zur eigenen<br />
als auch zur Leistung <strong>de</strong>s Dritten in Betracht, sind Wertungsüberlegungen<br />
im Einzelfall anzustellen (zB bei nicht klar geregelter Aufwendungsverteilung<br />
zwischen entgeltlichem Nießbraucher u. Eigentümer; vgl. auch Ruppe in DStJG<br />
10 [1987], 45 [73 f.]). Ein „konstruiert erscheinen<strong>de</strong>r“ wirtschaftlicher Zusammenhang<br />
mit zukünftigen Einnahmen dürfte allerdings im Regelfall nicht zum<br />
WKAbzug beim Träger <strong>de</strong>r Aufwendungen führen.<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r AfA-Zurechnung<br />
Neben <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s Tatbestands <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkunftsart<br />
durch abnutzen<strong>de</strong> Verwendung <strong>de</strong>s WG setzt die persönliche Zurechnung<br />
von AfA gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff. voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl.<br />
die AHK <strong>de</strong>s WG ursprünglich getragen hat o<strong>de</strong>r ihm diese Aufwendungen als<br />
unentgeltlicher Rechtsnachfolger gesetzlich zuzurechnen sind (zB gem. § 11 d<br />
EStDV, zum Fallbereich <strong>de</strong>r Rechtsnachfolge eingehend Ruppe in DStJG 10<br />
[1987], 74–77). Die Abzugsberechtigung für die AfA erfor<strong>de</strong>rt somit we<strong>de</strong>r zivilrechtliches<br />
noch wirtschaftliches Eigentum am zu Erwerbszwecken eingesetzten<br />
WG; <strong>de</strong>ssen ungeachtet dürfte aber zumin<strong>de</strong>st die Stellung als wirtschaftlicher<br />
Eigentümer <strong>de</strong>r Regelfall sein.<br />
Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten hinsichtlich <strong>de</strong>r Vereinbarungen über die AfA-Berechtigung<br />
s. § 7 Anm. 41; zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Eigentums bzw. Miteigentums s. § 7<br />
Anm. 42 ff.; zur AfA-Berechtigung bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung s.<br />
§ 7 Anm. 50 ff., bei Miete und Pacht s. § 7 Anm. 57, bei Nießbrauch s. § 7<br />
Anm. 60 ff.<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Beson<strong>de</strong>rheiten bei Gesellschaften und Gemeinschaften<br />
Personenmehrheit als Subjekt <strong>de</strong>r Einkunftserzielung und -ermittlung:<br />
Die von Personenmehrheiten in ihrer gesamthän<strong>de</strong>rischen Verbun<strong>de</strong>nheit im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten (KG, GbR, Erbengemeinschaft o<strong>de</strong>r<br />
Bruchteilsgemeinschaft) erzielten Einkünfte sind auf Ebene <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />
o<strong>de</strong>r Gemeinschaft durch Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Einnahmen und WK zu ermitteln<br />
(BFH v. 25. 6. 1984 GrS 4/82, BStBl. II, 751; v. 7. 10. 1986 IX R 167/83,<br />
BStBl. II 1987, 322).<br />
Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n WKAbzug ist immer <strong>de</strong>r Abfluß bei <strong>de</strong>r Personenmehrheit<br />
(vgl. BFH v. 7. 10. 1986 IX R 167/83 aaO). Zahlungen eines Gesellschaf-<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 55<br />
44<br />
45–46<br />
47<br />
48–49<br />
50
§9 Anm. 50 Allgemeine Erläuterungen<br />
ters/Gemeinschafters an die Personenmehrheit zur Begleichung einer einem<br />
Dritten gegenüber bestehen<strong>de</strong>n Schuld führen daher erst im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abflusses<br />
bei <strong>de</strong>r dieser zu WK. Bis dahin han<strong>de</strong>lt es sich lediglich um einen vermögensumschichten<strong>de</strong>n<br />
Vorgang (vgl. hierzu auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 133).<br />
Für die Zurechnung von WK bei <strong>de</strong>r Personenmehrheit kommt es nicht darauf<br />
an, ob die Zahlungen von <strong>de</strong>m Bankkonto <strong>de</strong>r Personenmehrheit o<strong>de</strong>r von einzelnen<br />
Beteiligten getätigt wer<strong>de</strong>n. Aufwendungen, die von einem Gesellschafter<br />
o<strong>de</strong>r Gemeinschafter (im Interesse und für Rechnung <strong>de</strong>r Gesellschaft/Gemeinschaft)<br />
allein getragen wer<strong>de</strong>n, sind für diesen daher keine Son<strong>de</strong>r-WK (dazu<br />
s. u.), son<strong>de</strong>rn vielmehr WK <strong>de</strong>r Gesellschaft/Gemeinschaft (vgl. Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22 unter Hinweis auf BFH v. 30. 6. 1999 IX R 83/<br />
95, BFH/NV 2000, 118). Es ist dann von einem Fall <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs<br />
auszugehen (so auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 132). Ob dies auch dann gilt,<br />
wenn die an<strong>de</strong>ren Mitgesellschafter/-gemeinschafter keinen zivilrechtlichen<br />
Ausgleich leisten (bei Weigerung) bzw. leisten können (bei Zahlungsunfähigkeit),<br />
ist uE unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zumin<strong>de</strong>st zweifelhaft.<br />
So aber FG München v. 29. 8. 2001, EFG 2001, 1606, Rev. eingelegt, Az. <strong>de</strong>s BFH: IX<br />
R 59/01; aA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 49 b unter Berufung auf BFH v.<br />
5. 2. 1965 VI 234/63 U, BStBl. III, 256: WK beim Leisten<strong>de</strong>n im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Feststehens<br />
<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsausfalls; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 135 unter Hinweis auf eine<br />
möglich ungerechtfertigte Doppelberücksichtigung; so wohl auch Kirchhof/v. Beckerath<br />
IV. § 9 Rn. 25; ebenfalls zweifelnd Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22; s.<br />
hierzu auch Spindler, INF 2002, 235.<br />
Die Zurechnung <strong>de</strong>r AfA als WK erfolgt auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Personenmehrheit,<br />
wenn diese das Gebäu<strong>de</strong> errichtet hat und zu Erwerbszwecken nutzt (vgl. BFH<br />
v. 7. 8. 2001 IX B 6/01, BFH/NV 2001. 1401).<br />
Verteilung <strong>de</strong>r Einkünfte auf die Gesellschafter: Das Ergebnis wird auf die<br />
einzelnen Mitglie<strong>de</strong>r grds. entspr. <strong>de</strong>m Beteiligungsverhältnis aufgeteilt (s. § 21<br />
Anm. 39; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 179; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />
Rn. 25; Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 21; zur AfA-Berechtigung bei Miteigentümern<br />
vgl. § 7 Anm. 43 f.). Die Einkünfteverteilung erfolgt bei fehlen<strong>de</strong>r<br />
vertraglicher Vereinbarung entsprechend <strong>de</strong>n bürgerlich-rechtlichen Miteigentumsanteilen<br />
(§§ 743, 748 BGB) o<strong>de</strong>r bei Gesamthandsgemeinschaften nach<br />
Köpfen (s. § 722 BGB). Soweit eine Tätigkeit im Bereich <strong>de</strong>r Vermögensverwaltung<br />
ausgeübt wird, hat die anteilsmäßige Zurechnung <strong>de</strong>r Gesellschafter auf<br />
<strong>de</strong>n jeweiligen Zeitpunkt <strong>de</strong>s Zuflusses <strong>de</strong>r Einnahmen und Abflusses <strong>de</strong>r WK<br />
zu erfolgen (BFH v. 19. 8. 1986 IX S 5/83, BStBl. II 1987, 212; v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 49 a). Aus diesem Grund können einem Gesellschafter bei<br />
entgeltlichem Eintritt in eine Gesellschaft WK nicht zugerechnet wer<strong>de</strong>n, die<br />
vor seinem Eintritt entstan<strong>de</strong>n sind (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B<br />
49 a). Nur die Altgesellschafter erfüllen insoweit in ihrer gesamthän<strong>de</strong>rischen<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>n Einkunftserzielungstatbestand. Eine schuldrechtliche Rückbeziehung<br />
<strong>de</strong>s WKAbflusses auf <strong>de</strong>n Neugesellschafter ist mit stl. Wirkung nicht<br />
möglich (Rückwirkungsverbot).<br />
E Zulässigkeit abweichen<strong>de</strong>r Vereinbarungen: Die einzelnen Gesellschafter bzw. Gemeinschafter<br />
können allerdings grds. mit stl. Wirkung eine vom Beteiligungsverhältnis<br />
abweichen<strong>de</strong>n Zurechnungsvereinbarung (hinsichtlich <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen ohne AfA – hier idR Verteilung nach Eigentumsverhältnissen, s.<br />
BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 168/73, BStBl. II, 674) treffen (vgl. Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 179; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 25). Von <strong>de</strong>r Beteiligungsquote<br />
abweichen<strong>de</strong>, gesellschafts- o<strong>de</strong>r schuldrechtlich im vorhinein vereinbarte<br />
E 56 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 50–52 §9<br />
und durchgeführte Verteilungsabre<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Anteilseignern wer<strong>de</strong>n mit<br />
stl. Wirkung nur anerkannt, wenn sie ihren Grund im Gesellschaftsverhältnis haben<br />
und sich damit nicht als Einkommensverwendung (§ 12 Nr. 2) darstellen<br />
(stRspr., etwa BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 168/73 aaO; v. 22. 1. 1980 VIII R 74/<br />
77, BStBl. II, 244; v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510; v.<br />
7. 10. 1986 IX R 167/83, BStBl. II 1987, 322; v. 25. 8. 1992 IX R 320/87,<br />
BStBl. II 1993, 105). Denkbar sind in diesem Zusammenhang an<strong>de</strong>rweitige Zurechnungen,<br />
die sich zB an <strong>de</strong>n tatsächlichen Nutzungsverhältnissen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Kostentragung orientieren (vgl. hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22<br />
mit mwN auf die Rspr.).<br />
Wird eine abweichen<strong>de</strong> Zurechnungsvereinbarung zwischen nahen Angehörigen<br />
getroffen, kann diese stl. nur anerkannt wer<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>de</strong>r Überprüfung anhand<br />
<strong>de</strong>r Grundsätze für die Anerkennung von Verträgen zwischen nahen Angehörigen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Fremdvergleich, standhält (BFH v. 31. 3. 1992 IX<br />
R 245/87, BStBl. II, 890; s. aber auch BFH v. 8. 9. 1992 IX R 335/87, BStBl. II<br />
1993, 281, wonach einer Zurechnungsvereinbarung im Gesellschaftsvertrag die<br />
stl. Anerkennung idR nicht mit <strong>de</strong>m Hinweis versagt wer<strong>de</strong>n kann, sie sei nur<br />
durch die familiären Bindungen <strong>de</strong>r Gesellschafter begrün<strong>de</strong>t und halte einem<br />
Fremdvergleich nicht Stand). Zu BA-Abzug bei Angehörigen s. § 4 Anm. 850 ff.<br />
Son<strong>de</strong>rwerbungskosten eines Gesellschafters sind die mit einer Beteiligung an<br />
einer vermögensverwalten<strong>de</strong>n PersGes. im wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />
stehen<strong>de</strong>n persönlichen Aufwendungen (einschl. AfA), welche in<br />
seinem eigenen originären Interesse stehen und keinen Eingang in die Überschußrechnung<br />
auf <strong>de</strong>r Gesellschaftsebene gefun<strong>de</strong>n haben (zB persönliche Finanzierungskosten<br />
<strong>de</strong>r Gesellschaftereinlage, von <strong>de</strong>m Beteiligten zu tragen<strong>de</strong><br />
Fahrtkosten); es darf sich dabei nicht um aktivierungspflichtige AHK eines erwerbsgenutzten<br />
WG han<strong>de</strong>ln (so auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 134). Sie sind<br />
<strong>de</strong>m beteiligten Gesellschafter außerhalb <strong>de</strong>r gemeinschaftlichen Überschußrechnung<br />
zuzurechnen (FG München v. 5. 8. 1998, EFG 1998, 1574, rkr.). Zu<br />
Son<strong>de</strong>r-BA s. § 4 Anm. 837.<br />
Verfahrensrecht: Die auf <strong>de</strong>r Gesellschaftsebene durchzuführen<strong>de</strong> Einkunftsermittlung<br />
u. die anschließen<strong>de</strong> Verteilung <strong>de</strong>s Überschusses auf die Gesellschafter<br />
erfolgt verfahrensrechtlich bei <strong>de</strong>r einheitlichen u. geson<strong>de</strong>rten Feststellung<br />
gem. § 180 Abs. 1 Nr. 2a o<strong>de</strong>r § 180 Abs. 2 AO. Gleiches gilt für die Zurechnung<br />
<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>r-WK. Verfahrenstechnisch kann <strong>de</strong>r Stpfl. die aufgewen<strong>de</strong>ten<br />
Son<strong>de</strong>r-WK daher grds. nur im Rahmen <strong>de</strong>s die Einkünfteermittlung <strong>de</strong>r Personenmehrheit<br />
betreffen<strong>de</strong>n Feststellungsverfahrens geltend machen (BFH v.<br />
23. 4. 1991 IX R 303/87, BFH/NV 1991, 653; v. 15. 1. 2002 IX R 21/98,<br />
BStBl. II, 309). Dieser Grundsatz gilt auch dann, wenn nur einer <strong>de</strong>r Beteiligten<br />
tatsächlich Aufwendungen gemacht hat (vgl. BFH v. 23. 4. 1991 IX R 303/97,<br />
BFH/NV 1991, 653). Ausnahmsweise können sie bei <strong>de</strong>n Veranlagungen <strong>de</strong>r<br />
Beteiligten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wenn sie vom FA in einem Teilfeststellungsbescheid<br />
nicht erfaßt sind (BFH v. 1. 12. 1993 IX R 134/92, BFH/NV 1994,<br />
547). Der Feststellungsbescheid ist Grundlagenbescheid für die persönliche ESt-<br />
Veranlagung <strong>de</strong>r Gesellschafter (s. § 182 AO).<br />
Verlustverrechnungsbeschränkungen bei WKÜberschüssen wegen sinngemäßer<br />
Anwendung <strong>de</strong>s § 15 a bei <strong>de</strong>n VuV-Einkünften gem. § 21 Abs. 1 Satz 2<br />
sowie bei typischer stiller Beteiligung im KapVermBereich (§ 20 Abs. 1 Nr. 4<br />
Satz 2) sind zu beachten.<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 57<br />
51–52
53<br />
§9 Anm. 53 Allgemeine Erläuterungen<br />
G. Verfahrensfragen<br />
I. Berücksichtigung von Werbungskosten im Veranlagungs-,<br />
Vorauszahlungs- und Lohnsteuerverfahren<br />
Einkommensteuerveranlagung und Antragsveranlagung: Der Abzug <strong>de</strong>r<br />
WK erfolgt für die einzelne natürliche Person im Veranlagungsverfahren bei <strong>de</strong>r<br />
Ermittlung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkünfte (§§ 25–26 c, § 46), bei <strong>de</strong>r<br />
Antragsveranlagung (§ 46, früher LStJA) beschränkt auf die Einkünfte aus nichtselbständiger<br />
Arbeit (ggf. WKAbzug bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r estpfl.<br />
Einkünfte iSd. § 46 Abs. 2 Nr. 1). Bei KStPflicht mit Überschußeinkünften (s.<br />
Anm. 14) erfolgt <strong>de</strong>r WKAbzug im Rahmen <strong>de</strong>r KStVeranlagung (§ 31 KStG).<br />
Für Überschußeinkünfte erwirtschaften<strong>de</strong> Personenmehrheiten ist eine einheitliche<br />
und geson<strong>de</strong>rte Feststellung durchzuführen (§ 180 AO; s. eingehend<br />
Anm. 50); <strong>de</strong>r darauf basieren<strong>de</strong> Feststellungsbescheid ist Grundlagenbescheid<br />
für die persönliche EStVeranlagung <strong>de</strong>s Gesellschafters (s. § 171 Abs. 10, § 182<br />
AO).<br />
Die WK müssen vom Stpfl. „geltend“ gemacht wer<strong>de</strong>n, sofern die von Amts<br />
wegen anzusetzen<strong>de</strong>n WKPauschbeträge gem. § 9 a Satz 1 Nr. 1–3 überschritten<br />
wer<strong>de</strong>n sollen. Im Rahmen <strong>de</strong>r allgemein gelten<strong>de</strong>n Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse und<br />
Beweislastregeln (s. Anm. 54, 55) besteht auf die Berücksichtigung von WK ein<br />
Rechtsanspruch, <strong>de</strong>r ggf. im außergerichtlichen und gerichtlichen Rechtsbehelfsverfahren<br />
durchzusetzen ist. Zur Frage <strong>de</strong>r Nachholung von WK s. Anm. 57.<br />
Einkommensteuer-Vorauszahlungen können vom FA durch Erhöhung o<strong>de</strong>r<br />
Ermäßigung <strong>de</strong>r bislang festgesetzten Vorauszahlungen (zu evtl. Wertgrenzen s.<br />
§ 37 Abs. 5) an diejenige ESt. angepaßt wer<strong>de</strong>n, die sich für <strong>de</strong>n VZ voraussichtlich<br />
ergeben wird (§ 37 Abs. 3 Satz 3). Für <strong>de</strong>n Anpassungszeitraum anfallen<strong>de</strong><br />
und zu erwarten<strong>de</strong> WK können dabei vom Stpfl. ohne betragsmäßige Grenzen<br />
geltend gemacht wer<strong>de</strong>n, uU mittels einer in die Zukunft gerichteten Glaubhaftmachung;<br />
dies gilt für WK im Rahmen <strong>de</strong>r Ermittlung negativer Einkünfte aus<br />
Vermietung und Verpachtung allerdings nur eingeschränkt (s. § 37 Abs. 3<br />
Sätze 8–12).<br />
Lohnsteuer-Abzugsverfahren: In die LStTabellen für die StKlassen I–V ist<br />
<strong>de</strong>r WKPauschbetrag gem. § 9 a Satz 1 Nr. 1 für ArbN gesetzlich eingearbeitet<br />
(s. § 39 b Abs. 2 Satz 6 Nr. 1; zu Einzelheiten s. § 9a Anm. 30). Eine darüber<br />
hinausgehen<strong>de</strong> Berücksichtigung von WK durch einen Freibetrag auf <strong>de</strong>r<br />
LStKarte ist aus verfahrensökonomischen Grün<strong>de</strong>n nur für bestimmte Fälle zulässig:<br />
E § 39 a Abs. 1 Nr. 1 betr. Einkünfte aus nichtselbst. Arbeit: Für nachgewiesene, <strong>de</strong>n<br />
Pauschbetrag <strong>de</strong>s § 9 a Nr. 1 überschreiten<strong>de</strong> WK ist die aufwendungsbezogene<br />
Eintragungsgrenze von 600 E gem. § 39 a Abs. 2 Satz 4 zu beachten; für zusammenveranlagte<br />
Ehepaare s. § 39 a Abs. 3. Eine entsprechen<strong>de</strong> Regelung zur<br />
Durchführung <strong>de</strong>s LStAbzugs für beschränkt stpfl. ArbN enthält § 39 d Abs. 2<br />
Nr. 1.<br />
E § 39 a Abs. 1 Nr. 5 Buchst. b betr. negative Summe <strong>de</strong>r Einkünfte im Sinne <strong>de</strong>s § 2<br />
Abs. 1 Nr. 1–3, 5–7: Soweit die Beträge bei <strong>de</strong>r Festsetzung <strong>de</strong>r EStVorauszahlungen<br />
nach § 37 Abs. 3 zu berücksichtigen sind, können nach § 39 a Abs. 1<br />
Nr. 5 Buchst. b als Freibeträge auch die negative Summe <strong>de</strong>r Einkünfte ua. iSd.<br />
§ 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 u. 7 und <strong>de</strong>r negativen Einkünfte iSv. § 2 Abs. 1 Satz 1<br />
Nr. 5 eingetragen wer<strong>de</strong>n (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 272 c). Zu<br />
E 58 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 53–54 §9<br />
<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r eingeschränkten Berücksichtigung von Verlusten aus<br />
VuV und positiver und negativer Einkünfte aus KapVerm. s. § 39 a Anm. 22 ff.<br />
und Schmidt/Drenseck XXIII. § 39 a Rn. 5; BFH v. 21. 11. 1997 VI R 93/95,<br />
BStBl. II 1998, 208 zu Kapitalvermögen.<br />
Bei Pauschalierung <strong>de</strong>r Lohnsteuer gem. §§ 40–40 b und bei <strong>de</strong>r Kapitalertragsteuer<br />
kommt eine Berücksichtigung von WK systembedingt nicht in Betracht<br />
(s. Anm. 16; BFH v. 21. 7. 1989 VI R 157/87, BStBl. II, 1032 zu WK im<br />
LStPauschalierungsverfahren). Übernimmt <strong>de</strong>r ArbG für <strong>de</strong>n ArbN die pauschale<br />
LSt., kann <strong>de</strong>r ArbN die mit diesen Einkünften in Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n<br />
WK nicht bei sich geltend machen (FG Hamburg v. 20. 5. 1981, EFG<br />
1981, 621, rkr.; so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 78, A 272 d).<br />
II. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse und Feststellungslast für Werbungskosten<br />
1. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse<br />
Nachweisverpflichtung <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen für Werbungskosten: Die im<br />
Rahmen einer Überschußeinkunftsart dargelegten und geltend gemachten WK<br />
(zur Zurechnungsfrage s. Anm. 40) sind vom Stpfl. auf Verlangen <strong>de</strong>r FinVerw.<br />
(zum Amtsermittlungsprinzip s. § 88 AO), uU auch <strong>de</strong>r FG als Tatsacheninstanzen<br />
(s. § 76 FGO; dazu instruktiv BFH v. 3. 8. 1984 VI R 147/81, BB 1986,<br />
1497) sowohl hinsichtlich ihres Entstehungsgrun<strong>de</strong>s als auch hinsichtlich ihrer<br />
Höhe nachzuweisen, zumin<strong>de</strong>st – ggf. im Wege <strong>de</strong>r Schätzung gem. § 162 AO –<br />
glaubhaft zu machen; entsprechen<strong>de</strong>s gilt für die zeitliche Berücksichtigung von<br />
WK gem. § 11 Abs. 2. Dieser allgemeine verfahrensrechtliche Grundsatz läßt<br />
sich aus § 9a Satz 1 Halbs. 1 entnehmen. Trotz <strong>de</strong>s an sich ein<strong>de</strong>utigen Wortlauts<br />
(„..., wenn nicht höhere WK nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.“) läßt die Rspr. (ua. BFH<br />
v. 1. 3. 2002 VI R 141/00, BFH/NV 2002, 787) und die hM (ua. v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 262; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 86; Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 141; s. hierzu § 9a Anm. 17) – im Wege <strong>de</strong>r teleologischen Reduktion (Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 86) – zu Gunsten <strong>de</strong>s Stpfl. die Glaubhaftmachung genügen.<br />
In diesem Zusammenhang be<strong>de</strong>utet Glaubhaftmachung, daß aufgrund<br />
<strong>de</strong>s bezeichneten Beweismittels (dazu s. u.) ein nicht nur geringes Maß an Wahrscheinlichkeit<br />
für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Tatsachenbehauptung besteht (BFH v.<br />
8. 11. 1979 IV R 42/78, BStBl. II 1980, 147).<br />
Mit nicht überprüfbaren bzw. nicht nachvollziehbaren bloßen Behauptungen<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. zur Veranlassung von Aufwendungen kann sich die FinVerw. auch im<br />
Interesse <strong>de</strong>r Besteuerungsgerechtigkeit nicht zufrie<strong>de</strong>ngeben; dies gebietet darüber<br />
hinaus eine richtig verstan<strong>de</strong>ne Mißbrauchsabwehr (s. etwa § 160 AO betr.<br />
fehlen<strong>de</strong> Empfängerbenennung). So for<strong>de</strong>rt zB die Rspr. bei str. Abzug von Kosten<br />
für ein Fachbuch, daß <strong>de</strong>r Stpfl. neben <strong>de</strong>m Titel, <strong>de</strong>m Preis und <strong>de</strong>m Kauftag<br />
auch die konkrete Verwendung für die Einkünfteerzielung nachzuweisen<br />
bzw. glaubhaft zu machen hat (BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00, BFH/NV 2001,<br />
774). Gelingt <strong>de</strong>m Stpfl. <strong>de</strong>r im Einzelfall gebotene Nachweis nicht und verbleiben<br />
Zweifel an <strong>de</strong>r Richtigkeit seines Tatsachenvortrags, so kann <strong>de</strong>r von ihm<br />
begehrte WKAbzug nicht erfolgen (zur Beweislast s. Anm. 55).<br />
In <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis liegen zahlreiche Anwendungsschwierigkeiten <strong>de</strong>s § 9<br />
im Beweisbereich (zB betr. Arbeitsmittel iSd. § 9 Abs. 1 Nr. 6), <strong>de</strong>r daher für die<br />
vielfältigen Abgrenzungsfragen eine große Rolle spielt. Das <strong>de</strong>n rein materiellrechtlichen<br />
Tatbestandsmerkmalen <strong>de</strong>s § 9 nachgeordnete Beweisproblem ist uE<br />
<strong>de</strong>r stsystematisch geeignete Verankerungspunkt für die objektiven Kriterien <strong>de</strong>s<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 59<br />
54
§9 Anm. 54 Allgemeine Erläuterungen<br />
Veranlassungsprinzips (str.; siehe zum Nachweisproblem bei vorab veranlaßten<br />
Erwerbsaufwendungen: Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im<br />
Einkommensteuerrecht, 2000, 99 ff.).<br />
Zeitlich gesehen kann <strong>de</strong>r Stpfl. seiner Nachweisverpflichtung bei Anfechtung<br />
<strong>de</strong>s StBescheids als Ergänzung zum Tatsachenvortrag spätestens bis zur letzten<br />
mündlichen Verhandlung vor <strong>de</strong>m FG nachkommen (vgl. BFH v. 28. 2. 1980 V<br />
R 118/76, BStBl. II, 415 betr. umsatzsteuerlichen Ausfuhrnachweis; uU finanzgerichtliche<br />
Kostentragung gem. § 137 Satz 2 FGO auch bei Obsiegen <strong>de</strong>s<br />
Stpfl.); eine erstmalige Geltendmachung von WK vor <strong>de</strong>m BFH als Revisionsinstanz<br />
führt dagegen nicht zum Erfolg. Der Beweiswert von gegenüber <strong>de</strong>r Tatbestandsverwirklichung<br />
nachträglich erstellten Unterlagen und Bescheinigungen<br />
(zB Strichlisten wegen beruflichen Telefonkostenanteils) kann allerdings im Einzelfall<br />
zweifelhaft sein (vgl. auch BFH v. 13. 2. 1987 III R 208/81, BStBl. II, 427<br />
betr. außergewöhnliche Belastungen gem. § 33). Für bestandskräftige Verwaltungsakte<br />
gilt <strong>de</strong>r Berichtigungsrahmen <strong>de</strong>s § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO. Im Übrigen<br />
ist die Auffor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r FinVerw. zur Vorlage von Beweismitteln kein selbständig<br />
anfechtbarer Verwaltungsakt, son<strong>de</strong>rn lediglich Vorbereitungshandlung zum<br />
Erlaß eines Steuerbescheids (s. FG Ba.-Württ. v. 27. 8. 1987, EFG 1988, 10 l,<br />
rkr.).<br />
Zum gesetzlich gebotenen Nachweis <strong>de</strong>r Körperbehin<strong>de</strong>rung s. § 9 Abs. 2<br />
Satz 4.<br />
Einschränkungen <strong>de</strong>r Nachweisverpflichtung gelten für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen:<br />
E Steuergesetzliche WKPauschalen: Teilweise entfällt das Nachweisgebot völlig (§ 9a<br />
Satz 1 Nr. 1–3 enthalten unwi<strong>de</strong>rlegbare gesetzliche WKVermutungen in Form<br />
von Min<strong>de</strong>stbeträgen; s. zum Gesetzeszweck § 9a Anm. 5), teilweise ist es auf<br />
die Darlegung <strong>de</strong>s Entstehungsgrun<strong>de</strong>s von WK beschränkt (§ 9 Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 4 Satz 2, Nr. 5 Satz 5 betr. nicht überschreitbare Höchstbeträge für Fahrtkosten<br />
zwischen Wohnung und Arbeitsstätte).<br />
E Verwaltungspauschalen für WK: Es han<strong>de</strong>lt sich um auf <strong>de</strong>m Schätzungswege<br />
(§ 162 AO) ermittelte, nachweisfreie Höchstgrenzen, die durch die FinVerw. nur bei<br />
einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung unterschritten wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />
Dadurch wer<strong>de</strong>n sowohl <strong>de</strong>r Stpfl. als auch die FinVerw. <strong>de</strong>r Verpflichtung zum<br />
Einzelnachweis – zumin<strong>de</strong>st in Teilbereichen – enthoben (zu weiteren Einzelheiten<br />
s. § 9a Anm. 8).<br />
E Verwaltungsmäßige (einzelfallbezogene) Nichtbeanstandungsgrenzen für WK: Sofern<br />
WK vom Stpfl. im Rahmen <strong>de</strong>r örtlichen Erfahrungswerte angesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />
verzichtet die FinVerw. auch außerhalb <strong>de</strong>r ausdrücklich anerkannten Pauschalen<br />
aus Zweckmäßigkeits- und Vereinfachungsgesichtspunkten für verschie<strong>de</strong>ne<br />
Fallgruppen auf belegmäßige Einzelnachweise und sieht statt <strong>de</strong>ssen Nichtbeanstandungsgrenzen<br />
für die Geltendmachung von WK vor. Von ihrer Wirkung her<br />
ähneln diese Nichtbeanstandungsgrenzen einer Pauschalierung. Sie sind üblicherweise<br />
so ausgestaltet, daß im Anschluß an eine repräsentative Phase <strong>de</strong>s<br />
WKNachweises bzw. <strong>de</strong>r Glaubhaftmachung eine einzelfallbezogene Pauschalierung<br />
durch die FinVerw. akzeptiert wird, sofern davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n<br />
kann, daß sich die Verhältnisse beim Stpfl. nicht wesentlich geän<strong>de</strong>rt haben (vgl.<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 264 unter Hinweis auf FinMin. NRW v.<br />
23. 1. 1979, FR 1979, 94; siehe zB OFD Karlsruhe v. 11. 2. 2003, DStR 2003,<br />
371 betr. Durchführung <strong>de</strong>r ArbNVeranlagung 2002: 16 E für beruflich veranlaßte<br />
Kontoführungsgebühren; 110 E Arbeitsmittel; bis zu 20 vH <strong>de</strong>s Rech-<br />
E 60 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 54 §9<br />
nungsbetrags für Telefon- u. Internetnutzung, höchstens 20 E oä., s. hierzu auch<br />
§ 9a Anm. 8). Den innerdienstlichen Nichtbeanstandungsgrenzen kommt nicht<br />
die Qualität eines Pauschbetrags zu mit <strong>de</strong>r Folge, daß auf <strong>de</strong>ren Beachtung auch<br />
kein Rechtsanspruch besteht (so FG Hamburg v. 22. 1. 2003 I 72/02, nv.; FG<br />
Bran<strong>de</strong>nb. v. 25. 2. 1999, EFG 1999, 601, rkr.; FG Köln v. 26. 7. 1993, EFG<br />
1994, 29, rkr.; zustimmend Stark in L/B/P, § 9 Rn. 151). Sie begrün<strong>de</strong>n keinen<br />
Vertrauensschutz dahingehend, daß sie <strong>de</strong>n Stpfl. von vornherein von <strong>de</strong>r Belegsammlung<br />
und <strong>de</strong>r Aufbewahrungsverpflichtung befreien (so FG Hamburg v.<br />
22. 1. 2003 aaO). Den Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen ist bei <strong>de</strong>r Geltendmachung geringfügiger<br />
Aufwendungen nicht bereits dadurch genüge getan, daß <strong>de</strong>ren Entstehung<br />
<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach glaubwürdig ist.<br />
Beweisfragen, Typisierung und Mitwirkungsbereitschaft <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen:<br />
Durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r ist bei <strong>de</strong>r von Amts wegen vorzunehmen<strong>de</strong>n<br />
Sachverhaltsaufklärung, Beweiserhebung und Beweiswürdigung zu prüfen,<br />
ob <strong>de</strong>r vom Stpfl. im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten behauptete<br />
Erwerbsbezug von Aufwendungen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach erkennbar,<br />
nachvollziehbar o<strong>de</strong>r wenigstens plausibel ist. Die gebotene Ermittlungsintensität<br />
und die verlangten Nachweise hängen stark von <strong>de</strong>n Gesamtumstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />
Einzelfalls ab (s. auch § 88 Abs. 1 Satz 3 AO), wobei vor allem die FinVerw.<br />
überzogene Anfor<strong>de</strong>rungen und materielle Typisierungen auch bei unüblichem<br />
Sachverhaltsvortrag vermei<strong>de</strong>n sollte (zur Unterscheidung gegenüber <strong>de</strong>n im<br />
Grundsatz zulässigen formellen Typisierungen s. Lang in DStJG 9 [1986], 82);<br />
die gebotene Mitwirkungsbereitschaft <strong>de</strong>s Stpfl. steht dazu in direkter Wechselbeziehung<br />
(so zutr. BFH v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510,<br />
[514]; s. auch § 90 Abs. 1 Satz 3 AO). Aus verfahrensökonomischen Grün<strong>de</strong>n<br />
dürfte für die Strenge <strong>de</strong>r Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen auch die Höhe <strong>de</strong>r geltend<br />
gemachten WK eine Rolle spielen (s. aber BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00,<br />
BFH/NV 2001, 774 zur Nachweispflicht auch bei geringfügigen Kosten für Büromaterial).<br />
Bei verbleiben<strong>de</strong>r Ungewißheit am Sachverhaltsvortrag kann eine<br />
vorläufige StFestsetzung gem. § 165 AO von <strong>de</strong>r FinVerw. in Erwägung gezogen<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 19. 6. 1997 IV R 4/97, BFH/NV 1997, 758; Stark in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 149; Kreft aaO, 99, 112 f. zum Anspruch <strong>de</strong>s Stpfl. auf eine vorläufige<br />
StFestsetzung).<br />
E Prozessualer Nachweis: Zum einen kann <strong>de</strong>r Nachweis entstan<strong>de</strong>ner WK in<br />
streng prozessualer Form durch die anerkannten Beweismittel iSd. § 92 AO und<br />
§ 81 FGO erbracht wer<strong>de</strong>n (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 84; zB Erteilung<br />
von Auskünften, Vorlage von Urkun<strong>de</strong>n und Akten, Inaugenscheinnahme, Zeugen,<br />
Sachverständige). Dabei besteht für <strong>de</strong>n Stpfl. lediglich eine Beweismittel-<br />
Benennungspflicht (§ 90 Abs. 1 Satz 2 AO); die Beschaffung <strong>de</strong>r Beweismittel<br />
durch <strong>de</strong>n Stpfl. ist abgesehen von Auslandssachverhalten nicht erfor<strong>de</strong>rlich (dazu<br />
s. u.).<br />
Da <strong>de</strong>r WKBegriff auch subjektive, im Willensbereich <strong>de</strong>s Stpfl. liegen<strong>de</strong> Tatbestandselemente<br />
beinhaltet (zB bei vorab veranlaßten Aufwendungen u. Fehlaufwendungen),<br />
kommen als Beweisarten neben <strong>de</strong>m Anscheinsbeweis vor allem<br />
auch <strong>de</strong>r Indizienbeweis in Betracht (dazu allgemein Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 208 f.). Auf die durch die subjektiven Erwägungen <strong>de</strong>s<br />
Stpfl. notwendigerweise auftreten<strong>de</strong>n Beweisschwierigkeiten muß <strong>de</strong>r Rechtsanwen<strong>de</strong>r<br />
angemessen Rücksicht nehmen; überspannte Anfor<strong>de</strong>rungen im Indizienbereich<br />
sind zu vermei<strong>de</strong>n (so ausdrücklich BFH v. 8. 2. 1983 VIII R 163/<br />
81, BStBl. II, 355 betr. Abschlußgebühren für Bausparverträge; uE han<strong>de</strong>lt es<br />
sich um eine für Beweisfragen allgemein gelten<strong>de</strong> Aussage).<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 61
55<br />
§9 Anm. 54–55 Allgemeine Erläuterungen<br />
Erhöhte Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen durch die FinVerw. und entsprechen<strong>de</strong> Mitwirkungspflichten<br />
auf Seiten <strong>de</strong>r Beteiligten bestehen für WK bei Auslandsbeziehungen<br />
(s. § 90 Abs. 2 AO; vgl. hierzu Klein/Brockmeyer, AO, 8. Aufl.<br />
2003, § 90 Rn. 7 ff. mwN auf die Rspr., insbeson<strong>de</strong>re bei Einschaltung von Domizilgesellschaften;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 89, § 33 a Rn. 66, 166).<br />
E Glaubhaftmachung, Schätzung und Typisierung: Zum an<strong>de</strong>ren besteht für <strong>de</strong>n Stpfl.<br />
die Möglichkeit, die dargelegten WK durch substantiierten Sachvortrag glaubhaft<br />
und plausibel zu machen (vgl. ähnlich BFH v. 31. 3. 1987 IX R 111/86,<br />
BStBl. II, 668 betr. Überschußerzielungsabsicht beim Mietkaufmo<strong>de</strong>ll). An<strong>de</strong>renfalls<br />
wäre eine ökonomische Bewältigung <strong>de</strong>s stl. Massenverfahrens durch<br />
die FinVerw. nicht mehr möglich, da generelle Beweiserhebungen mit prozessualem<br />
Aufwand zu zeitintensiv wären (vgl. auch Lang in DStJG 9 [1986], 79).<br />
Im übrigen erfolgt eine auch <strong>de</strong>n Sachverhalt eingehend ermitteln<strong>de</strong> Außenprüfung<br />
gem. § 193 Abs. 2 Nr. 2 AO bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
nur selten (dazu eingehen<strong>de</strong>r v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />
A 283). Die Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen steigen im finanzgerichtlichen Verfahren.<br />
Hinsichtlich Umfang und Höhe von WK ist eine sachgerechte Schätzung gem.<br />
§ 162 AO sowohl durch <strong>de</strong>n Stpfl. als auch durch die FinVerw. zulässig.<br />
Dazu BFH v. 25. 10. 1985 VI R 15/81, BStBl. II 1986, 200 (206) betr. beruflichen Telefonkostenanteil;<br />
v. 6. 11. 1986 VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188 (190 f.) betr. berufliche<br />
Umzugskosten; vgl. auch Tipke, StuW 1979, 206: keine Schätzung bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation<br />
von Aufwendungen; eingehend zu <strong>de</strong>n Schätzungsbefugnissen auch v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 265ff. u A 284 ff.; zur sog. tatsächlichen Verständigung<br />
s. u.<br />
So kann <strong>de</strong>r Stpfl. kleine Aufwendungen schätzen, wenn <strong>de</strong>ren Entstehung und<br />
<strong>de</strong>ren Höhe nach <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung im hohen Maße glaubhaft<br />
sind und die Aufwendungen im einzelnen aber nicht o<strong>de</strong>r nur sehr schwer nachweisbar<br />
sind (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 265). Der WKAbzug von<br />
geschätzten, insbeson<strong>de</strong>re kleineren Aufwendungen (zB Parkuhren, Trinkgel<strong>de</strong>rn)<br />
setzt aber voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Anlaß <strong>de</strong>r Aufwendung zwar plausibel<br />
erläutert, das Ausstellen o<strong>de</strong>r Sammeln von Belegen aber nicht möglich o<strong>de</strong>r<br />
nicht üblich ist, weil dies in keinem Verhältnis zur Geringfügigkeit <strong>de</strong>s Betrags<br />
stehen wür<strong>de</strong> (so FG Ba.-Württ. v. 8. 1. 2000, StE 2001, 168; zust. v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 265; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 145).<br />
Tatsächliche Verständigungen zwischen FinVerw. und Stpfl. in Fällen erschwerter<br />
Sachverhaltsermittlung (zB bei trotz Bemühung um Aufklärung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Wertschätzungen) sind im Interesse <strong>de</strong>s Rechtsfrie<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Besteuerungseffektivität<br />
zulässig und bin<strong>de</strong>nd; ein unzulässiger Vergleich über<br />
Steueransprüche bei materiellrechtlichen Fragen erfolgt dadurch nicht (allgem.<br />
Meinung: s. das Grundsatzurteil <strong>de</strong>s BFH v. 11. 12. 1984 VIII R 131/76,<br />
BStBl. II 1985, 354; BFH v. 14. 9. 1994 I R 125/93, BFH/NV 1995, 369 mwN;<br />
vgl. hierzu auch umfassend Seer, Verständigungen im Steuerverfahren, 1996,<br />
174 ff.; <strong>de</strong>rs., BB 1998, 85; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 288; Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 190). Diese Grundsätze gelten uE auch für im Sachverhaltsbereich<br />
angesie<strong>de</strong>lte Abgrenzungs- und Zuordnungsfragen bei WK.<br />
Eine tatsächliche Verständigung über Rechtsfragen ist gleichwohl unzulässig<br />
(BFH v. 14. 9. 1994 I R 125/93, BFH/NV 1995, 369).<br />
2. Feststellungslast<br />
Grundregeln: Die FinVerw. und die ggf. angerufene Gerichtsbarkeit haben die<br />
bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Sachverhalts festgestellten rechtserheblichen Fakten,<br />
E 62 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 55 §9<br />
Umstän<strong>de</strong>, Indizien, vom Stpfl. vorgetragenen Beweggrün<strong>de</strong> und sonstigen angebotenen<br />
Beweise für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen umfassend abzuwägen<br />
(sog. freie Beweiswürdigung gem. § 96 Abs. 1 Satz 1 FGO). Lassen sich<br />
die geltend gemachten WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong>, ggf. auch <strong>de</strong>r Höhe nach trotz Amtsermittlung<br />
und Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. für <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r nicht mit hinreichen<strong>de</strong>r<br />
Sicherheit feststellen, so trifft nach stRspr. <strong>de</strong>n Stpfl. <strong>de</strong>r Nachteil <strong>de</strong>r<br />
verbleiben<strong>de</strong>n Ungewißheit; entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln<br />
trägt <strong>de</strong>r Stpfl. für steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Umstän<strong>de</strong> die objektive Beweislast (Feststellungslast).<br />
Eine subjektive Beweislast (Beweisführungslast) wird <strong>de</strong>m Stpfl. damit<br />
allerdings nicht auferlegt. Diese Rechtsprechungsgrundsätze knüpfen an die<br />
Rosenbergsche Normenbegünstigungstheorie (Rosenberg, Die Beweislast auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>s bürgerlichen Gesetzbuches und <strong>de</strong>r Zivilprozessordnung, 1965,<br />
98 f.) an.<br />
Vgl. dazu zB: BFH v. 12. 11. 2001 VIII B 61/01, BFH/NV 2002, 220; v. 12. 9. 2001<br />
VI R 72/97, BStBl. II, 775; Bv. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II 1999, 676; v.<br />
24. 4. 1997 VIII R 53/95, BStBl. II, 682; v. 23. 4. 1996 IX R 5/94, BStBl. II, 595; v.<br />
21. 6. 1994 VIII R 37/91, BFH/NV 1994, 859. Zu <strong>de</strong>n Beweislastregeln im StRecht<br />
allgemein Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 217.<br />
Ausnahmen: In Einzelfällen ist eine differenzierte Anwendung <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Regeln zur Feststellungslast geboten. So kann etwa ein „Negativ-Beweis“ dahingehend,<br />
daß ein bei typischem Geschehensablauf erwerbsbezogener Gegenstand<br />
nicht privat genutzt wird, vom Stpfl. we<strong>de</strong>r verlangt noch erbracht wer<strong>de</strong>n; insoweit<br />
liegt die Beweislast nicht beim Stpfl., son<strong>de</strong>rn beim FA (Nachweis <strong>de</strong>s atypischen<br />
Sachverhalts, vgl. auch Bauwens, FR 1987, 458 f. betr. beruflich genutztes<br />
Fernsehgerät; Hess. FG v. 9. 12. 1986, EFG 1987, 552, rkr., betr.<br />
Dienstkleidung eines Revierförsters). UU kann vom Stpfl. bei <strong>de</strong>rartigen Sachverhalten<br />
eine ei<strong>de</strong>sstattliche Versicherung gem. § 95 AO zur Bekräftigung seiner<br />
Argumentation angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />
Einer Modifikation <strong>de</strong>r starren Beweislastregeln nach <strong>de</strong>r Normenbegünstigungstheorie<br />
bedarf es aber auch dann, wenn das Sachaufklärungs<strong>de</strong>fizit nicht<br />
auf einer Mitwirkungspflichtverletzung <strong>de</strong>s Stpfl. beruht (vgl. hierzu Osterloh,<br />
Gesetzesbindung und Typisierungsspielräume, 1992, 264 ff.; Tenbrock, DieVerteilung<br />
<strong>de</strong>r objektiven Beweislast im Steuerrecht, 1997, 85 ff.; Schmidt, Die Problematik<br />
<strong>de</strong>r objektiven Beweislast im Steuerrecht, 1998, 220 ff.). In diesen Fällen<br />
ist das Beweismaß herabzusetzen (§ 162 AO; s. Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 217 zur sphärenorientierten Beweisrisikoverteilung; Seer, Verständigungen<br />
im Steuerrecht, 1996, 194; Tipke/Kruse/Seer, § 162 AO, Rn. 8).<br />
Verpflichtung zur Beweisvorsorge: Da <strong>de</strong>n Stpfl. für die Geltendmachung<br />
von WK die objektive Beweislast als Folge verbleiben<strong>de</strong>r Zweifel an seinem<br />
Sachvortrag trifft, sollten frühzeitig Maßnahmen zur Nachweisvorsorge getroffen<br />
wer<strong>de</strong>n (zB Dokumentation <strong>de</strong>s Reiseablaufs, Nachweise wegen durchgeführter<br />
Geschäftsbewirtungen usw.). Der BFH geht in diesem Zusammenhang<br />
sogar von einer Verpflichtung <strong>de</strong>s Stpfl. zur Beweisvorsorge im Rahmen seiner<br />
Mitwirkungspflicht aus (vgl. BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00, BFH/NV 2001,<br />
774 zur Beibringung geeigneter Aufzeichnungen zur Bestimmung <strong>de</strong>s beruflichen<br />
Anteils an <strong>de</strong>n Telefonkosten; s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A<br />
269). Der eingeschaltete stl. Berater erfüllt insoweit eine wichtige Präventivfunktion.<br />
Gesetzliche Aufzeichnungsverpflichtungen für WK bestehen allerdings<br />
nicht (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 272). Darüber hinaus kommt einer<br />
<strong>de</strong>zidierten Sachverhaltsaufbereitung und -darstellung im außergerichtlichen und<br />
gerichtlichen Rechtsbehelfsverfahren eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu (anschaulich<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 62/1
56<br />
57<br />
§9 Anm. 55–57 Allgemeine Erläuterungen<br />
zur sachverhaltsbezogenen Argumentationsebene neben <strong>de</strong>r rechtlichen Subsumtion<br />
in stlichen Konfliktfällen Streck, Der Steuerstreit, 1986, 64–66).<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Nachholung, Verzicht und Wahlrechte beim Werbungskostenabzug<br />
Nachholung: Entsprechend <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen Nettoprinzip (s.<br />
Anm. 6) können WK grds. nur im VZ <strong>de</strong>r Verausgabung o<strong>de</strong>r nach Maßgabe<br />
<strong>de</strong>r AfA-Vorschriften vom Stpfl. bei <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart geltend gemacht<br />
und abgezogen wer<strong>de</strong>n; eine Nachholungsmöglichkeit für WK in einem<br />
an<strong>de</strong>ren VZ etwa bei irrtümlich nicht angesetzten Aufwendungsbeträgen besteht<br />
im Grundsatz nicht. Anstelle einer Nachholung müssen die verfahrensrechtl.<br />
Berichtigungsmöglichkeiten (zB § 164, § 165, §§ 172–177 AO) durch <strong>de</strong>n<br />
Stpfl. ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n (zur Berichtigung bestandskräftiger StBeschei<strong>de</strong><br />
nach § 173 AO s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 274); eine <strong>de</strong>rartige nachträgliche<br />
Geltendmachung tatsächlich entstan<strong>de</strong>ner Erwerbsaufwendungen<br />
kommt auch im Rechtsbehelfsverfahren in Betracht, zT allerdings nur in einem<br />
begrenzten ¾n<strong>de</strong>rungsrahmen (§ 351 AO).<br />
Beschränkte vom Steuergesetzgeber und <strong>de</strong>r Rspr. zugelassene Nachholungsmöglichkeiten<br />
bestehen bei <strong>de</strong>n AfA-Vorschriften gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
iVm. §§ 7ff. (s. hierzu § 7 Anm. 95 ff.).<br />
Verzicht auf Geltendmachung: Ob <strong>de</strong>r Stpfl. auf <strong>de</strong>n Abzug von WK, die er<br />
im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten nachgewiesen hat o<strong>de</strong>r die <strong>de</strong>m FA aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Amtsermittlung bekanntgewor<strong>de</strong>n sind, auf Antrag verzichten kann,<br />
soweit die gesetzlichen WKPauschbeträge gem. § 9a Satz 1 Nr. 1–3 überschritten<br />
sind, ist str. (gegen Verzichtsmöglichkeit: BFH v. 14. 4. 1993 I R 120/91,<br />
BStBl. II, 738 zu § 46 für nicht antragsgebun<strong>de</strong>ne Aufwendungen; s. aber BFH<br />
v. 8. 10. 1991 IX R 162/87, BFH/NV 1993, 174, wo die Frage ausdrücklich offengelassen<br />
wur<strong>de</strong>; FG Saarl. v. 2. 4. 1992, EFG 1992, 607, rkr.; v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 303 a; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 157; Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 92; Schmidt/Glanegger XXIII. § 46 Rn. 35; aA FG Berlin v.<br />
4. 11. 1986, EFG 1987, 464, nrkr.; Endriss, DB 1982, 513). Die stl. Problematik<br />
hat sich durch das Außerkrafttreten <strong>de</strong>s § 46 Abs. 1 zum 31. 12. 1995 entschärft.<br />
Gleichwohl sind auch verschie<strong>de</strong>ne außerstl. Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>nkbar (zB Vorlage von<br />
StBeschei<strong>de</strong>n zur Bonitätsprüfung bei Kreditinstituten).<br />
UE gebietet § 9 Abs. 1 iVm. § 11 Abs. 2 vom Wortlaut her zwingend <strong>de</strong>n Abzug<br />
„amtsbekannter“ WK (§ 9 Abs. 1, 2: „sind ... abzuziehen“; § 11 Abs. 2 Satz 1:<br />
„sind ... abzusetzen“). Der Abzug <strong>de</strong>r WK dient überdies <strong>de</strong>r Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips und ist damit Grundlage <strong>de</strong>r Besteuerung nach <strong>de</strong>r<br />
Leistungsfähigkeit. Auf die Erfassung „amtsbekannter“ WK kann zur richtigen<br />
Erfassung <strong>de</strong>r Einkünfte daher nicht verzichtet wer<strong>de</strong>n (so auch v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. A 303). Ein Verzicht auf <strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>s Pauschbetrags nach<br />
§ 9a Satz 1 Nr. 1–3 ist rechtlich ebenfalls nicht zulässig (s. § 9a Anm. 22).<br />
Etwas an<strong>de</strong>res gilt lediglich für antragsgebun<strong>de</strong>ne WK (zB § 9 Abs. 2 o<strong>de</strong>r § 9<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 6 Abs. 2 Satz 1).<br />
Wegen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Stpfl. treffen<strong>de</strong>n Feststellungslast und seiner Mitwirkungsverpflichtung<br />
unabhängig vom Amtsermittlungsgrundsatz <strong>de</strong>r FinVerw. besteht bei<br />
Fallgestaltungen beabsichtigten WKVerzichts allerdings in <strong>de</strong>r Besteuerungspra-<br />
E 62/2 Kreft
Allgemeine Erläuterungen Anm. 57–59 §9<br />
xis ein nicht unwesentlicher Gestaltungsfreiraum (s. auch Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 157: „faktischer Verzicht“ durch Verschweigen; Klenk, FR 1972, 111).<br />
Wahlrechte, die <strong>de</strong>m Stpfl. auf Antrag im Steuer<strong>de</strong>klarationsverfahren zielentsprechend<br />
zu nutzen<strong>de</strong> Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen, fin<strong>de</strong>n sich im<br />
WKBereich an verschie<strong>de</strong>nen Stellen (zB im mit Wirkung ab 1. 1. 2004 wie<strong>de</strong>r<br />
eingeführten § 82 b EStDV; zu weiteren Hinweisen s. Anm. 10).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />
E 62/3<br />
58–59
§9 Allgemeine Erläuterungen<br />
E 62/4 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand §9<br />
Erläuterungen zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Allgemeiner Werbungskostentatbestand<br />
und Rechtsfolgen<br />
Schrifttum: Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, München 1974;<br />
Kröger, Zum Veranlassungsprinzip im EStRecht, StuW 1978, 289; Görlich, Zur<br />
Systematik <strong>de</strong>r Begriffe Betriebsausgaben, Werbungskosten und Aufwendungen für die<br />
Lebensführung, DB 1979, 711; Kröger, Zur steuerrechtlichen Abgrenzung zwischen betrieblich<br />
(beruflich) veranlaßten und durch die Lebensführung veranlaßten Aufwendungen<br />
– Eine Erwi<strong>de</strong>rung, BB 1979, 1284; Offerhaus, Zur steuerrechtlichen Abgrenzung zwischen<br />
betrieblich (beruflich) veranlaßten und durch die Lebensführung veranlaßten Aufwendungen,<br />
BB 1979, 617, 667; Tipke, Zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />
von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, StuW 1979, 193; Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r<br />
Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, Köln 1980, insbeson<strong>de</strong>re<br />
mit folgen<strong>de</strong>n Beiträgen zur Auslegung <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs: Söhn, Betriebsausgaben/Privatausgaben,<br />
gemischte Aufwendungen, 13; Ruppe, Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebsausgaben/Werbungskosten<br />
von <strong>de</strong>n Privatausgaben, 103; v. Bornhaupt, Der Begriff<br />
<strong>de</strong>r WK unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung seines Verhältnisses zum Betriebsausgabenbegriff,<br />
149; v. Bornhaupt, Anmerkung zu BFH v. 28.11.1980 VI R 193/77, BB 1981, 773;<br />
Gorski, Zur Abzugsfähigkeit gemischter Aufwendungen (§ 12 Nr. 1 EStG), DStZ 1981,<br />
111; Kruse, Über Werbungskosten, FR 1981, 473; <strong>de</strong>rs., Streit um die WK, JbFStR 1981/<br />
82, 164; Richter, Zur Deckungsgleichheit <strong>de</strong>s WKBegriffs mit <strong>de</strong>m Betriebsausgabenbegriff,<br />
FR 1981, 556; Kruse, Über Werbungskosten, FR 1981, 473; Wassermeyer, Rechtssystematische<br />
Überlegungen zum WKBegriff, StuW 1981, 245; v. Bornhaupt, Zur Problematik<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs, FR 1982, 313; Richter, Neue Fragen zur Lohnsteuer, KÖSDI<br />
1982, 4802; Wassermeyer, Das Erfor<strong>de</strong>rnis objektiver u. subjektiver Tatbestandsmerkmale<br />
in <strong>de</strong>r ertragsteuerlichen Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH, StuW 1982, 352; Curtius-Hartung,<br />
Zur Abgrenzung <strong>de</strong>s WKBegriffs im Einkommensteuerrecht, StbJb. 1982/83, 11; v.<br />
Bornhaupt, Ermittlung <strong>de</strong>s WKBegriffs nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip im Wege <strong>de</strong>r<br />
Rechtsfortbildung, DStR 1983, 11; Richter, Neue Erkenntnisse zum WKBegriff bei <strong>de</strong>n<br />
Einkünften aus nichtselbst. Arbeit, Inf. 1983, 347; Söhn, WK wegen doppelter Haushaltsführung<br />
und allgemeiner WKBegriff, StuW 1983, 193; Streck, Betriebsausgaben, WK<br />
und Lebensführung – Grenzbereich –, KÖSDI 1983, 4970; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus VuV, Gelsenkirchen 1984; Felix, Betriebsausgaben- und Werbungskostenabzug<br />
nach <strong>de</strong>r reinen Steuerrechtslehre, KÖSDI 1985, 5938, Kröner, Differenzieren<strong>de</strong><br />
Betrachtungen zum Betriebsausgaben- und Werbungskostenbegriff, StuW 1985, 115; Pöllath/Raupach,<br />
WKAbzug für Aufwendungen <strong>de</strong>r allgemeinen Verwaltung privater Kapitalvermögen,<br />
DB 1985, 616; Lang, Die Einkünfte <strong>de</strong>s Arbeitnehmers – Steuerrechtssystematische<br />
Grundlegung, Köln 1986, 15; Prinz, Grundsatzbetrachtungen zum WKBegriff,<br />
FR 1986, 397; Walz, Steuerrechtliches Case Law o<strong>de</strong>r Dictum <strong>de</strong>s Gesetzgebers?, StuW<br />
1986, 21; Felix, Gemischte Ausgaben: Ausnahmen vom Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
(§ 12 Nr. 1 Satz 2 EStG), KÖSDI 1987, 6733; Wanner, Der einkommensteuerrechtliche<br />
Zurechnungszusammenhang steuerbarer Wertabgänge, StuW 1987, 302; Wüllenkemper,<br />
Rückfluß von Aufwendungen im Einkommensteuerrecht, Köln 1987; Hirsch, Die Einordnung<br />
<strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 EStG in das System <strong>de</strong>r Überschußrechnung, DStR<br />
1988, 197; Jakob/Wittmann, Von Zweck u. Wesen stlicher AfA FR 1988, 540; Kirchhof,<br />
Empfiehlt es sich, das EStRecht zur Beseitigung von Ungleichbehandlungen u. zur Vereinfachung<br />
neu zu ordnen?, Gutachten F zum 57. Deutschen Juristentag Mainz 1988,<br />
39–51, 92 f.; Lang, Die Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r ESt., Kölner Habilitationsschrift 1981/<br />
88, 318–338, 491–500; Ley, Neue Rechtsprechung und Verwaltungsübung zu Reisekosten<br />
u. doppelter Haushaltsführung, KÖSDI 1988, 7375; Loy, Aufbruch eines privaten PKW<br />
u. Diebstahl <strong>de</strong>s Autoradios o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Vermögensgegenstän<strong>de</strong> anläßlich beruflich veranlaßter<br />
Fahrten, DB 1988, 21; Mittmann, Aufwandsverteilung- und -übertragung durch<br />
AfA nach § 9 EStG?, DStZ 1988, 251; Meyer, Nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />
VuV, DStZ 1988, 200; Seitrich, Einbringung zum Teilwert auch ohne Betriebsvermögen?,<br />
BB 1988, 734; Söffing, Die Angleichung <strong>de</strong>s Werbungskostenbegriffs an <strong>de</strong>n Be-<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 63
60<br />
§9 Anm. 60 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
triebsausgabenbegriff, DB 1990, 2086; Krüger, Führen Werbungskosten zu Überschusserzielungsvermögen?,<br />
FR 1995, 633; Prinz, Grundfragen und Anwendungsbereiche <strong>de</strong>s<br />
Veranlassungsprinzips im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>, StuW 1996, 267; Rauch, Nachträgliche Werbungskosten<br />
– Zu späte Aufwendungen, Diss., Frankfurt/Berlin 1996; Kreft, Vorab veranlasste<br />
Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, Diss., Berlin/ua. 2000; Ders.,<br />
Studienkosten als (vorab) veranlasste Erwerbsaufwendungen, FR 2002, 657; Stapperfend,<br />
Über Werbungskosten und Betriebsausgaben, in FS für H. W. Kruse, Köln 2001, 553;<br />
Fuhrmann, Brennpunkte und neue Rechtsentwicklungen zum Werbungskostenabzug,<br />
KÖSDI 2002, 13213.<br />
A. Überblick über die Tatbestandsmerkmale und<br />
Rechtsfolgen <strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs<br />
(Abs. 1 Sätze 1 und 2)<br />
Abs. 1 Satz 1 <strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r WK allgemein, in<strong>de</strong>m er drei Voraussetzungen<br />
nennt, unter <strong>de</strong>nen Aufwendungen als WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach bei <strong>de</strong>r<br />
Einkünfteermittlung bei <strong>de</strong>n Überschusseinkünften (§ 2 Abs. 2 Nr. 2) entsprechend<br />
<strong>de</strong>m Nettoprinzip (s. Anm. 6) von <strong>de</strong>n Einnahmen abzuziehen sind.<br />
Der Begriff <strong>de</strong>r „Werbungskosten“ stellt sprachlich eine Abkürzung für Erwerbungs-<br />
o<strong>de</strong>r Erwerbskosten dar (Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 638). Unabhängig<br />
von seiner sprachlichen Interpretationsfähigkeit han<strong>de</strong>lt es sich allerdings<br />
um einen eigenständigen estspezifischen Begriff iS eines terminus technicus<br />
(vgl. zur historischen Entwicklung <strong>de</strong>s Begriffs mwN v. Bornhaupt in K/S/M,<br />
§ 9 Rn. B 3). Die im kaufmännischen Sprachgebrauch häufig als Werbungskosten bezeichneten<br />
Aufwendungen für Werbung (Werbekosten, Reklamekosten) sind dagegen<br />
Betriebsausgaben gem. § 4 Abs. 4.<br />
Tatbestandsmerkmale: Die gesetzliche Definition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 „Aufwendungen<br />
zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“ enthält im<br />
wesentlichen drei kumulativ erfor<strong>de</strong>rliche Tatbestandselemente:<br />
– „Aufwendungen“ müssen vorliegen, dh. Vermögensmin<strong>de</strong>rungen, die <strong>de</strong>m<br />
Stpfl. nach <strong>de</strong>n allg. Zurechnungsregeln zuzuordnen sind (s. Anm. 65 ff.);<br />
– „Einnahmen“ im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten (§ 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm.<br />
§§ 19–23) müssen Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen sein (s. Anm. 105 ff.);<br />
– „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ <strong>de</strong>r Einnahmen müssen die Aufwendungen<br />
dienen (s. Anm. 115–195).<br />
Diese Merkmale lassen (zu Unrecht) die stl. maßgebliche Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. (Tätigkeit,<br />
Handlung o<strong>de</strong>r sonstige Leistung), die Gegenstand <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart (nichtselbst.<br />
Tätigkeit, Kapitalüberlassung, Vermietung und Verpachtung, sonstige Leistung)<br />
und auf Einkunftserzielungsabsicht ausgerichtet ist, als notwendiges Bin<strong>de</strong>glied unerwähnt<br />
und bleiben in ihrer finalen Ausrichtung („zur“ Erwerbung usw.) hinter <strong>de</strong>m<br />
Veranlassungsprinzip <strong>de</strong>s Betriebsausgabenbegriffs (§ 4 Abs. 4) umfangmäßig zurück;<br />
<strong>de</strong>r BFH hat in<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n WKBegriff im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung iSd. „Veranlassungsprinzips“<br />
erweitert (s. Anm. 130; kritisch hierzu Stapperfend, Über Betriebsausgaben<br />
und Werbungskosten, FS Kruse, 2001, 534 ff.).<br />
Der Werbungskostenbegriff läßt sich <strong>de</strong>mnach etwa wie folgt umschreiben:<br />
Werbungskosten sind Aufwendungen, die durch die jeweilige Einkunftsart, dh.<br />
die berufliche Tätigkeit o<strong>de</strong>r die sonstige erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />
veranlaßt sind.<br />
Zur inhaltlichen Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r Begriffe WK und BA s. Anm. 23.<br />
E 64 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 60–65 §9<br />
Rechtsfolge bei Vorliegen <strong>de</strong>r Voraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs (s.o.) ist gem.<br />
Abs. 1 Satz 2 <strong>de</strong>r Abzug bei <strong>de</strong>r Einkunftsart, bei <strong>de</strong>r die Erwerbsaufwendungen<br />
„erwachsen“ sind (s. Anm. 210 ff.).<br />
Einstweilen frei.<br />
B. Werbungskosten als „Aufwendungen“ (Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Begriff <strong>de</strong>r „Aufwendungen“ (= Ausgaben)<br />
1. „Aufwendungen“ als vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Abfluß von Gütern in<br />
Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert (Ausgabe)<br />
Der Begriff „Aufwendungen“ <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>m Begriffen „Ausgaben“ und<br />
läßt sich im Umkehrschluß aus § 8 (Einnahmebegriff) <strong>de</strong>finieren als „vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Abfluß von Gütern in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert“.<br />
Deckungsgleichheit mit <strong>de</strong>m Ausgabenbegriff: Werbungskosten setzen<br />
gem. Abs. 1 Satz 1 ua. das Entstehen von Aufwendungen voraus. Obwohl <strong>de</strong>r<br />
Aufwendungsbegriff an zahlreichen weiteren Stellen <strong>de</strong>s EStG Verwendung fin<strong>de</strong>t<br />
(zB § 4 Abs. 4–7, § 10, § 12 Nr. 1, § 33), hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber auf eine ausdrückliche<br />
Definition verzichtet.<br />
E Dessen ungeachtet gehen Rspr. und Schrifttum ganz überwiegend von <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />
Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r Begriffe Aufwendung und Ausgabe aus; eine<br />
Ausnahme dazu beinhaltet die am Aufwand orientierte Verteilungsregel <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Nr. 7 (s. Anm. 68).<br />
So zB BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338; BFH v. 9.11.1993 – IX R<br />
81/90, BStBl. II 1994, 289; BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830, BFH v.<br />
20.8.1986 – I R 29/85, BStBl. II 1987, 108; BFH v. 27.2.1985 – I R 20/82, BStBl II<br />
1985, 458; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 2; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />
Rn. 12; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 8; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, §§ 4,5, Rn. 1621;<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 14 ff.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 103; Frotscher,<br />
§ 9 Rn. 43; Offerhaus, BB 1979, 617; Wanner, StuW 1987, 302 (306).<br />
E Teilweise wird im Schrifttum dagegen die Auffassung vertreten, <strong>de</strong>r Begriff<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen erfasse neben <strong>de</strong>n „Ausgaben“ auch <strong>de</strong>n „Aufwand“.<br />
Insbes. Stapperfend, Über Betriebsausgaben und Werbungskosten, FS Kruse, 2001,<br />
534 (550 f.); s. auch § 4 Anm. 752 mwN; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />
Rn. 226, die Aufwendungen im engeren, bilanzrechtlichen Sinn als Aufwand und im<br />
weiteren, steuerrechtlichen Sinn als Oberbegriff für Aufwand und Ausgaben <strong>de</strong>finieren;<br />
Kröner, StuW 1985, 115 (116); Söhn, StuW 1991, 270 (272); Ring, DStZ 1980,<br />
157: Aufwendungen iSv. laufen<strong>de</strong>n Aufwand o<strong>de</strong>r Kosten.<br />
Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r BA wird diese Auffassung teilweise aus <strong>de</strong>r Formulierung<br />
<strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 („Die nachfolgen<strong>de</strong>n Betriebsausgaben dürfen. . .“) hergeleitet.<br />
Danach gehörten zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren BA auch die unter § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser), § 4 Abs. 5 Nr. 6b (häusliches Arbeitszimmer) und<br />
§ 4 Abs. 5 Nr. 7 (unangemessene Aufwendungen) fallen<strong>de</strong>n Absetzungen für<br />
betrieblichen Aufwand (vgl. Stapperfend, aaO., 551). Dieses Argument solle<br />
auch für die Definition <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendungen iSv. § 9 gelten, <strong>de</strong>nn das<br />
Gesetz verwen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Begriff ohne Unterschied in § 4 Abs. 4 und § 9 Abs. 1<br />
Satz 1. Aus <strong>de</strong>r auf diese Weise hergeleiteten fehlen<strong>de</strong>n Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r<br />
Begriffe „Aufwendungen“ und „Ausgaben“ wird teilweise <strong>de</strong>r Schluß gezogen,<br />
daß eine Definition <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs nicht im Umkehrschluß aus § 8<br />
Abs. 1 möglich sein soll, son<strong>de</strong>rn eigenständig zu erfolgen habe (Begründung:<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 65<br />
61–64<br />
65
§9 Anm. 65 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
die Begriffe „Aufwendungen“ und „Einnahmen“ seien keine Gegensatzbegriffe;<br />
s. hierzu ausf. § 4 Anm. 752).<br />
E Stellungnahme: UE ist die <strong>de</strong>ckungsgleiche Begriffsinterpretation von Ausgabe<br />
u. Aufwendung zutreffend, zumal auch im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 selbst die Begriffe<br />
abwechselnd verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (s. Abs. 1 Nr. 2, <strong>de</strong>r von Ausgaben spricht;<br />
vgl. auch § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 6). Der Katalog <strong>de</strong>r nichtabziehbaren BA<br />
(insbes. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3, 6b und 7) ist uE kein überzeugen<strong>de</strong>r Beleg dafür,<br />
daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Aufwendungen nicht nur <strong>de</strong>n tatsächlichen Aufwand,<br />
son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n betrieblichen Aufwand umfaßt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Begriff „Aufwand“<br />
wird in <strong>de</strong>n angeführten Vorschriften (wörtlich) nicht erwähnt. Allerdings sollten<br />
sich Gesetzgebung u. Rechtsanwen<strong>de</strong>r generell mehr um dogmatisch fundierte,<br />
einheitliche Sprachregelungen bemühen.<br />
Definition durch Umkehrschluß aus § 8 (Einnahmebegriff): Wegen <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />
Gleichwertigkeit mit <strong>de</strong>m Ausgabenbegriff wer<strong>de</strong>n Aufwendungen in<br />
Umkehrung von § 8 steuerspezifisch durch zwei Bestimmungsfaktoren charakterisiert:<br />
E Gegenstand <strong>de</strong>r Aufwendung müssen Güter sein, die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen.<br />
Neben Nominalgütern (insbes. Barleistungen in Form inländ. o<strong>de</strong>r ausländ.<br />
Zahlungsmittel) fallen daher sämtliche einen konkretisierbaren wirtschaftlichen<br />
Wert verkörpern<strong>de</strong>n Sachgüter, Rechte u. sonstigen Vorteile unter <strong>de</strong>n Begriff<br />
<strong>de</strong>r Aufwendung; zur Bewertung s. Anm. 104. Barausgaben setzt <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />
somit nicht zwingend voraus.<br />
E Tatsächliche Vermögensmin<strong>de</strong>rung: Die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen<strong>de</strong>n Güter<br />
müssen im Rahmen einer <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm.<br />
§§ 19–23 aus <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Stpfl. tatsächlich abfließen; es müssen somit<br />
reale Vermögenswerte aufgeopfert bzw. wirtschaftlich verzehrt wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r<br />
einkunftserzielen<strong>de</strong>n Person o<strong>de</strong>r Personenmehrheit zuzurechnen sind (vgl.<br />
BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338 betr. Kursverluste bei<br />
Fremdwährungsdarlehen; BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830,<br />
Abschn. C III 2d, aa; wegen Zurechnungsfragen u. <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Problematik<br />
von Drittaufwendungen vgl. Anm. 40, 43). Abfließen be<strong>de</strong>utet dabei das Ausschei<strong>de</strong>n<br />
eines Guts aus <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Aufwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n durch Verlust <strong>de</strong>r<br />
wirtschaftlichen Verfügungsmacht (vgl. BFH v. 7.12.1999 – VIII R 8/98, BFH/<br />
NV 2000, 825; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 104; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 9;<br />
Frotscher, § 9 Rn. 44). Dies entspricht uE <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen Leistungsfähigkeitsprinzip.<br />
Für die stl. Aufwendungsqualifikation ist unerheblich, ob es sich um laufen<strong>de</strong>,<br />
einmalige, größere o<strong>de</strong>r kleinere erwerbsbezogene Vermögensmin<strong>de</strong>rungen han<strong>de</strong>lt.<br />
Auch die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten von in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozess<br />
eingesetzten WG bil<strong>de</strong>n Aufwendungen iS einer Min<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s übrigen Vermögens; eine WKBerücksichtigung kommt allerdings im wesentlichen<br />
nur im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 für abnutzbare WG in Betracht (zu Vermögensaufwendungen<br />
generell s. Anm. 68, 186–188).<br />
Eine endgültige wirtschaftliche Belastung muß mit <strong>de</strong>r Verausgabungshandlung<br />
nach hM allerdings nicht einhergehen (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 2; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 19a; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 106;<br />
s. allerdings BFH v. 7.11.2001 – XI R 24/01, BStBl. II 2002, 351 zur Erfor<strong>de</strong>rlichkeit<br />
einer endgültigen Belastung bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rausgaben; eingehend<br />
Anm. 77; aA Trzaskalik, StuW 1985, 226–228, <strong>de</strong>r wegen perio<strong>de</strong>nübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Sinnzusammenhänge das Belastungsprinzip anwen<strong>de</strong>n will; uE nicht über-<br />
E 66 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 65 §9<br />
zeugend, da stl. Leistungsfähigkeit abschnittsbezogen ermittelt wird). Eine Verpflichtung<br />
zur Kostentragung durch <strong>de</strong>n Stpfl. läßt sich <strong>de</strong>m Aufwendungsbegriff<br />
ebenfalls nicht entnehmen (vgl. D. Meyer, BB 1986, 988). Erwerbsbezogene<br />
Ersatzleistungen etwa, die <strong>de</strong>r Stpfl. von an<strong>de</strong>rer Seite erhält (zB durch<br />
Versicherungen), bil<strong>de</strong>n vielmehr – entsprechend <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Einzelbeurteilung<br />
– separat zu erfassen<strong>de</strong> Einnahmen im Jahr <strong>de</strong>s Zuflusses (§ 11<br />
Abs. 1) bei <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart; Gleiches gilt bei Entstehen eines<br />
Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruchs zum Realisationszeitpunkt (s. eingehend Anm. 77).<br />
Rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Vorgänge ohne Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s übrigen Vermögens<br />
sind dagegen keine strelevanten Aufwendungen (zB bei Rückzahlung eines<br />
Darlehens); diese Beurteilung hat ihre Ursache allerdings weniger im ausgabeni<strong>de</strong>ntischen<br />
Aufwendungsbegriff als vielmehr in <strong>de</strong>r Grundmethodik <strong>de</strong>r Überschusseinkunftsermittlung<br />
(s. auch Anm. 95). Darüber hinaus bil<strong>de</strong>n fiktive o<strong>de</strong>r<br />
kalkulatorisch geprägte Abzugspositionen keine Aufwendungen wegen fehlen<strong>de</strong>m<br />
tatsächlichen Vermögensverzehr (Ausnahme: Abs. 1 Nr. 7; s. eingehend<br />
Anm. 68).<br />
Keine Aufwendungen bei fehlen<strong>de</strong>r Vermögensmin<strong>de</strong>rung: Fehlt es an einem<br />
tatsächlichen Abfluß und tritt keine Vermögensmin<strong>de</strong>rung ein, liegen im<br />
Grundsatz keine Aufwendungen vor, die als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können (s.<br />
aber Stark in L/B/P, § 9 Rn. 16, die auf die Ausnahme <strong>de</strong>r WKPauschalen in<br />
Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 u. 5 und Pauschbeträge in § 9a hinweist; hierzu Anm. 54).<br />
Daher ist in folgen<strong>de</strong>n Fällen <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff nicht erfüllt:<br />
E Ersparte Aufwendungen, zB ersparte Dienstreisekosten durch Übernachtung bei<br />
Freun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Nichtausführung einer Reparatur (vgl. BFH v. 5.12.1990 – I R<br />
5/88, BStBl. II 1991, 308; an<strong>de</strong>rs aber BFH v. 4.6.1996 – IX R 70/94, BFH/<br />
NV 1997, 20 mwN, wenn ersparte Aufwendungen zu einer stpfl. Einnahme führen;<br />
s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 3; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 24; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 12 u. 15 betr. fiktive Aufwendungen)<br />
E Einsatz <strong>de</strong>r eigenen Arbeitskraft (BFH v. 27.8.1993 – VI R 7/92, BStBl. II 1994,<br />
235 betr. Eigenleistung bei Reparatur eines Kfz.)<br />
E nicht realisierte Verluste, zB bei Aktien (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 105)<br />
E entgangene Einnahmen, zB unfreiwillig bei Arbeitslosigkeit (BFH v. 15.12.1977 –<br />
VI R 102/75, BStBl. II 1978, 218), wenn Stpfl. keinen Mieter fin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r ein einen<br />
zugesagten Vorteil nicht erhält (vgl. BFH v. 29.1.1982 – VI R 59/78 n. v.)<br />
o<strong>de</strong>r freiwillig durch Verzicht zB auf Bruttomieterlöse (vgl. BFH v. 10.8.1988 –<br />
IX R 20/84, BFH/NV 1989, 161) o<strong>de</strong>r Urlaubsgeld (FG Bdb. v. 11.4.2001,<br />
EFG 2001, 886, rkr).<br />
Unbeachtliche Beurteilungsmerkmale: Da <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff an tatsächlich<br />
vollzogene Realakte anknüpft, kommt es auf an einem objektiven Maßstab<br />
gemessene Umstän<strong>de</strong> nicht an. Unerheblich daher:<br />
p Üblichkeit, Notwendigkeit o<strong>de</strong>r Zweckmäßigkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen; auch das „Veranlassungsprinzip“<br />
verlangt diese Voraussetzungen nicht.<br />
p Freiwilligkeit o<strong>de</strong>r Zwang, die die Aufwendungen auslösen. Es kommt daher<br />
nicht darauf, ob <strong>de</strong>r Abfluß mit o<strong>de</strong>r ohne Willen o<strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>s Stpfl. erfolgt<br />
ist.<br />
Allg. Meinung s. etwa v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 17a u. B 155; Ders., FR 1982,<br />
313 (315); Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 55 ff.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 104;<br />
s. auch BFH v. 25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 zu unfreiwilligem Verlust<br />
eines privaten WG als WK; v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; aA FG<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 67
66–67<br />
68<br />
69–70<br />
§9 Anm. 65–70 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr; Wassermeyer, DStR 1982, 557: nur bewußte<br />
und gewollte Vermögensdispositionen.<br />
p Mittelherkunft: Unbeachtlich ist, aus welchen Mitteln die Aufwendungen bestritten<br />
wer<strong>de</strong>n (zB aus laufen<strong>de</strong>n Einnahmen, Vermögen, Kreditaufnahme,<br />
Schenkung, Erbschaft usw.; s. BFH v. 3.4.1987 – VI R 91/85, BStBl. II 1987,<br />
623; s. auch Anm. 40; zur Frage <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung von Drittaufwendungen<br />
vgl. Anm. 43).<br />
Gel<strong>de</strong>ntwertungsaspekte bleiben im übrigen wegen <strong>de</strong>s Nominalwertprinzips<br />
für die Begriffsbestimmung ebenfalls unbeachtlich.<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Begriffen: „Aufwand“ und „Kosten“<br />
Aufwand: Die in Anlehnung an § 8 Abs. 1 estspezifisch <strong>de</strong>finierten Aufwendungen<br />
sind vom Aufwand im betriebswirtschaftlichen u. bilanzrechtlichen Sinne (zB<br />
§ 5 Abs. 5) zu unterschei<strong>de</strong>n. Unabhängig von Verausgabungsvorgängen erfaßt<br />
<strong>de</strong>r Aufwandsbegriff <strong>de</strong>n nach gesetzlichen Regeln bewerteten Güterverzehr einer<br />
Perio<strong>de</strong>. Aufwand u. Aufwendungen können daher zeitlich auseinan<strong>de</strong>rfallen<br />
und gehören unterschiedlichen Kategorien von Abzugspositionen an.<br />
Vgl. Offerhaus, BB 1979, 617; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 21; k. Bauer, Der<br />
Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 4 (8).; auch BFH v. 23.2.1951 –<br />
IV 81/50 S, BStBl. III 1951, 77 (78) betr. aktivierungspflichtige Betriebsausgaben;<br />
BFH v. 7.7.1992 – VIII R 24/91, BFH/NV 1993, 461; s. auch Anm. 65.<br />
E Erweiterung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs durch Abs. 1 Satz 3 Nr. 7: Abweichend vom<br />
ausgabeni<strong>de</strong>ntischen allg. Aufwendungsbegriff sieht Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 mit <strong>de</strong>m<br />
Verweis auf verschie<strong>de</strong>ne Abschreibungsregelungen eine am Aufwand orientierte<br />
Verteilung vorangegangener Ausgaben vor; insoweit wird eine rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Erweiterung <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendung konstituiert, <strong>de</strong>r insoweit<br />
als Oberbegriff fungiert (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 108 zur streitigen Frage<br />
<strong>de</strong>r Rechtsnatur <strong>de</strong>r AfA mwN; s, hierzu auch § 4 Anm. 752).<br />
Im Jahr <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>s WG (§ 9a EStDV) gilt die angeführte<br />
zeitliche Reihenfolge jedoch nur eingeschränkt, da eine AfA bereits vor<br />
Durchführung <strong>de</strong>s Zahlungsvorgangs geltend gemacht wer<strong>de</strong>n kann. Auch bei<br />
Einbeziehung von AfA-Beträgen in an<strong>de</strong>re Werbungskostenarten wird <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />
über Ausgaben hinaus auf sämtliche Formen <strong>de</strong>s Vermögensverzehrs<br />
erweitert (s. Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften,<br />
1983, 33 betr. Abs. 1 Nr. 4 u. 5).<br />
Kosten: Der <strong>de</strong>m betriebswirtschaftlichen Sprachgebrauch entstammen<strong>de</strong> Kostenbegriff<br />
(= bewerteter sachzielbezogener Güterverbrauch einer Perio<strong>de</strong>; vgl.<br />
Menrad in Grochla/Wittmann [Hrsg.], Handwörterbuch <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft,<br />
1975 Bd. 2 Sp. 2280) ist bei systematischer Betrachtung inhaltlich ebenfalls<br />
vom Aufwendungsbegriff abzugrenzen. Der Gesetzgeber verfährt dagegen<br />
sprachlich unpräzise u. verwen<strong>de</strong>t die Ausdrücke synonym (vgl. Frotscher, §9<br />
Rn. 43: „Bei WK können die Begriffe „Ausgabe“, „Aufwendung“ und „Kosten“<br />
als synonym verwandt wer<strong>de</strong>n“); so beinhaltet bereits <strong>de</strong>r Terminus Werbungs-<br />
„kosten“ <strong>de</strong>n Kostenbegriff als Wortbestandteil, ohne ihm allerdings <strong>de</strong>n betriebswirtschaftlichen<br />
Sinngehalt zuzumessen. Auch die bilanzrechtlichen Begriffe<br />
„Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten“ sind sprachlich ungenau; gemeint<br />
sind „Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen“ (vgl. Offerhaus,<br />
BB 1979, 617).<br />
Einstweilen frei.<br />
E 68 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 71–76 §9<br />
3. Verhältnis zur zeitlichen Zuordnung (Abfluß) und persönlichen<br />
Zurechnung (Abzugsberechtigung)<br />
Aus <strong>de</strong>r Begriffsbestimmung <strong>de</strong>r Aufwendungen als „vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />
Abfluss von Gütern in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert“ (s. Anm. 65) entsteht eine stsystematisch<br />
enge Verknüpfung zwischen <strong>de</strong>m Anfall von WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach<br />
(§ 9), ihrer zeitlichen Perio<strong>de</strong>nzuordnung (§ 11) sowie <strong>de</strong>r personellen Zurechnung<br />
zu einem StRechtssubjekt (abzugsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r die – <strong>de</strong>r<br />
Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> – Leistung o<strong>de</strong>r Tätigkeit erbringt; s. Anm. 40).<br />
Dennoch sollte <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff uE nicht iS einer ihm immanenten zeitlichen<br />
u. personellen Zuordnungsregel überstrapaziert wer<strong>de</strong>n; ansonsten hätte<br />
vor allem § 11 Abs. 2 keine eigenständige Funktion mehr im Rahmen <strong>de</strong>r zeitlichen<br />
Rechtsfolgeanordnung zu § 9.<br />
Beispiel: Probleme <strong>de</strong>r Vorauszahlung von WKBeträgen sollten vor allem im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, da eine originäre<br />
zeitliche Zuordnungsfrage angesprochen ist. Wegen <strong>de</strong>r personellen Zurechnung von<br />
WK s. Anm. 40.<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Aufwendungen und kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche bzw. Leistungen<br />
1. Überblick<br />
Wer<strong>de</strong>n Aufwendungen zB durch Rückzahlungen o<strong>de</strong>r Ersatzleistungen Dritter<br />
o<strong>de</strong>r durch Ansprüche auf solche Rückzahlungen o<strong>de</strong>r Ersatzleistungen kompensiert<br />
(s. Anm. 76), so greift bei Überschußeinkünften <strong>de</strong>r Grundsatz ein, daß<br />
die einan<strong>de</strong>r kompensierend gegenüberstehen<strong>de</strong>n Komponenten (Einnahmen<br />
o<strong>de</strong>r Aufwendungen einerseits und Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r Ersatzansprüche an<strong>de</strong>rerseits)<br />
veranlagungszeitraumbezogen für sich zu beurteilen sind (s. Anm. 77; s.<br />
§ 4 Anm. 765ff. zum korrespondieren<strong>de</strong>n Problem bei BA).<br />
Daraus folgt zweierlei: Kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche o<strong>de</strong>r Leistungen<br />
– hin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Ansatz von Einnahmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abzug von Aufwendungen<br />
nach <strong>de</strong>m Zu- und Abflußprinzip (§ 11) nicht,<br />
– wer<strong>de</strong>n erst bei Zu- o<strong>de</strong>r Abfluß <strong>de</strong>r Leistungen aufgrund <strong>de</strong>s kompensieren<strong>de</strong>n<br />
Anspruchs steuerwirksam.<br />
Beispiel: Entsteht mit <strong>de</strong>r Leistung von WK ein Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r Ersatzanspruch,<br />
so hin<strong>de</strong>rt das <strong>de</strong>n WKAbzug grds. nicht; bei Zufluß aufgrund <strong>de</strong>s Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r<br />
Ersatzanspruchs ist vielmehr getrennt zu untersuchen, ob stpfl. Einnahmen vorliegen.<br />
2. Die Behandlung sog. kompensieren<strong>de</strong>r Ansprüche bei Überschußeinkünften<br />
a) Fälle sog. kompensieren<strong>de</strong>r Ansprüche<br />
Von kompensieren<strong>de</strong>n Ansprüchen läßt sich bei Überschußeinkünften in zwei<br />
Fällen sprechen:<br />
p Einnahmen müssen wegen einer von vornherein fehlen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r später wegfallen<strong>de</strong>n<br />
Anspruchsgrundlage vom Stpfl. zurückgezahlt, zurückgegeben o<strong>de</strong>r<br />
Dritten ersetzt wer<strong>de</strong>n bzw. sind rückfor<strong>de</strong>rbar.<br />
p Aufwendungen müssen wegen einer von vornherein fehlen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r später wegfallen<strong>de</strong>n<br />
Anspruchsgrundlage an <strong>de</strong>n Stpfl. vom Empfänger zurückgezahlt,<br />
zurückgegeben o<strong>de</strong>r von Dritten ersetzt wer<strong>de</strong>n bzw. sind rückfor<strong>de</strong>rbar.<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 69<br />
71<br />
72–74<br />
75<br />
76
77<br />
§9 Anm. 76–77 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Zur Unterscheidung von <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Rückgängigmachung eines Geschäftsvorfalls<br />
durch selbständiges Rechtsgeschäft s. Trzaskalik, StuW 1985, 222 FN 1 (er<br />
spricht zusammenfassend u. anschaulich von „gestreckten, perio<strong>de</strong>nübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Tatbestän<strong>de</strong>n“); s. auch die Begriffsabgrenzungen bei Wüllenkemper, Rückfluß von<br />
Aufwendungen im EStRecht, Diss., 1987, 1–5, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n gesetzlich nicht zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Begriff <strong>de</strong>s Rückflusses in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt. Wegen <strong>de</strong>r in Kompensationsfällen<br />
uU auftreten<strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen Beweisprobleme s. Wüllenkemper aaO, 97 f.<br />
Die kompensieren<strong>de</strong> Rechtsbeziehung besteht<br />
– im Fall von Rückerstattungen zu <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r ursprünglich an <strong>de</strong>n Stpfl. geleistet<br />
(bzw. Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. empfangen) hatte,<br />
– im Fall einer Ersatz- o<strong>de</strong>r Zuschußleistung eines Dritten zu diesem bzw. zu<br />
<strong>de</strong>ren Rechtsnachfolgern. Der kompensieren<strong>de</strong> Anspruch kann im selben<br />
o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren VZ (§ 25 Abs. 1) verwirklicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage <strong>de</strong>r stl. Behandlung stellt sich gleichermaßen bei sämtlichen Überschußeinkünften<br />
iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23; sie hat unmittelbare Be<strong>de</strong>utung<br />
für die Anwendung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs.<br />
Das Qualifikationsproblem stellt sich für <strong>de</strong>n VZ <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s kompensieren<strong>de</strong>n<br />
Anspruchs (hin<strong>de</strong>rt er <strong>de</strong>n Einnahmenzufluß bzw. <strong>de</strong>n Aufwendungsabfluß?)<br />
und im Jahr <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s Anspruchs (liegt eine selbständige,<br />
die frühere Einnahme bzw. Ausgabe kompensieren<strong>de</strong> Ausgabe bzw. Einnahme<br />
vor?). Die hM beantwortet diese Frage dahingehend, daß Einnahmen (bzw. Ausgaben)<br />
und kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche getrennt zu beurteilen sind (s.<br />
Anm. 77).<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen Einzelbeurteilung von<br />
Aufwendungen (bzw. Einnahmen) und kompensieren<strong>de</strong>m Anspruch<br />
Grundsatz: Nach hM ist grds. davon auszugehen, daß die sich kompensierend<br />
gegenüberstehen<strong>de</strong>n Abzugskomponenten u. Bezüge entsprechend <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen<br />
Leistungsfähigkeitsprinzip separat zu beurteilen sind. Die jeweilige<br />
stl. Qualifikation entspricht <strong>de</strong>n allg. Regeln u. hat sich einheitlich am<br />
Veranlassungsprinzip auszurichten (dazu Anm. 130; insbes. § 3c ist zu beachten).<br />
Die Rückzahlung von Einnahmen ist folglich eine Aufwendung, <strong>de</strong>r Rückempfang<br />
früherer Aufwendungen eine Einnahme <strong>de</strong>r ursprünglich betroffenen Einkunftsart;<br />
bestehen<strong>de</strong> Rückzahlungsverpflichtungen o<strong>de</strong>r Ersatz- bzw. Erstattungsansprüche<br />
sind wegen noch fehlen<strong>de</strong>r tatsächlicher Durchführung unerheblich.<br />
Die kompensieren<strong>de</strong>n Ansprüche wer<strong>de</strong>n erst zum Zeitpunkt ihrer tatsächlichen<br />
Realisation entsprechend <strong>de</strong>m in § 11 normierten Zufluß-/Abflußprinzip u. <strong>de</strong>n<br />
allg. Zurechnungsregeln (s. Anm. 40) stl. erfaßt. Es erfolgt we<strong>de</strong>r materiell- noch<br />
verfahrensrechtlich eine echte Rückwirkung auf vergangene Steuerperio<strong>de</strong>n.<br />
Diese Grundsätze gelten auch für die AfaA. Nach nunmehr einhelliger Rspr.<br />
<strong>de</strong>s BFH (vgl. BFH v. 13.7.2000 – VI B 184/99, BFH/NV 2000, 1470 mwN) ist<br />
auch die AfaA unabhängig von etwaigen Ersatzansprüchen im VZ <strong>de</strong>s wertbeeinträchtigen<strong>de</strong>n<br />
Umstands vorzunehmen. Der Stpfl. hat danach auch kein<br />
Wahlrecht, mit <strong>de</strong>r Abschreibung zu warten, bis feststeht, ob und welcher Höhe<br />
<strong>de</strong>r eingetretene Scha<strong>de</strong>n ersetzt wird (so zutr. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 37).<br />
Eine saldieren<strong>de</strong>, zeitübergreifen<strong>de</strong> Zusammenfassung als Ergebnis einer wirtschaftlichen<br />
Einheitsbetrachtung unterbleibt, es sei <strong>de</strong>nn, die Vorgänge wer<strong>de</strong>n<br />
im gleichen Veranlagungszeitraum realisiert; insoweit erfolgt die Saldierung aus<br />
verfahrensökonomischen Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n (so auch Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 35).<br />
E 70 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 78 §9<br />
c) Einzelfälle (rückfor<strong>de</strong>rbare Werbungskosten, durchlaufen<strong>de</strong> Posten,<br />
irrtümliche Werbungskosten)<br />
Rückfor<strong>de</strong>rbare Werbungskosten: Auch falls gleichzeitig mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m ursprünglichen<br />
Charakter nach werbungskostenbezogenen Verausgabung ein<br />
Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch entsteht, hin<strong>de</strong>rt dies uE die Geltendmachung von<br />
WK gemäß <strong>de</strong>m sog. Istprinzip nicht; <strong>de</strong>r Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch ist bei erwerbsbezogener<br />
Veranlassung zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r tatsächlichen Realisation als<br />
stl. Bezug zu erfassen. Dies gilt unabhängig davon, ob <strong>de</strong>r Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch<br />
zum Termin <strong>de</strong>r Verausgabung feststeht o<strong>de</strong>r vom Stpfl. bestritten wird.<br />
GlA Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 4; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 33; Kirchhof/<br />
v. Beckerath IV. § 9 Rn. 28; Grube, FR 1989, 31, Sommer, DStR 1986, 14 betr. <strong>de</strong>n<br />
Son<strong>de</strong>rfall rückfor<strong>de</strong>rbarer Zahlungen im Bauherrenmo<strong>de</strong>ll mit Hinweis auf mögliche<br />
Umqualifikationserfor<strong>de</strong>rnisse; so wohl auch BFH v. 22.10.2002 – VI R 16/02, BFH/<br />
NV 2003, 164 mwN; s. auch § 4 Anm. 797.<br />
Durchlaufen<strong>de</strong> Posten und Auslagenersatz: Da <strong>de</strong>r Stpfl. bei sog. durchlaufen<strong>de</strong>n<br />
Posten keine ihm zuzurechnen<strong>de</strong> eigene vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufwendung<br />
tätigt, son<strong>de</strong>rn – <strong>de</strong>n planmäßigen Ablauf unterstellt – lediglich für kurze<br />
Zeit einen Betrag im ausschließlichen o<strong>de</strong>r ganz überwiegen<strong>de</strong>n Interesse eines<br />
Dritten verauslagt (regelmäßig in <strong>de</strong>ssen Namen u. für <strong>de</strong>ssen Rechnung, dh. in<br />
offener Stellvertretung gem. § 164 BGB), erfolgt kein WKAbzug (vgl. BFH v.<br />
14.12.1999 – IX R 69/98, BStBl. II 2000, 197; vgl. auch v. Bornhaupt, StuW<br />
1990, 46). Dies ergibt sich auch aus entsprechen<strong>de</strong>n Anwendung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 3<br />
Satz 2, wonach durchlaufen<strong>de</strong> Posten we<strong>de</strong>r Betriebseinnahmen noch Betriebsausgaben<br />
darstellen (vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 57 unter Hinweis<br />
auf BFH v. 11.12.1996 – IV B 54/96, BFH/NV 1997, 290 betr. von einem<br />
selbständigen Rechtsanwalt verauslagte Gerichtsgebühren).<br />
Beispiel: Vermieter bezahlt eine Paketzustellungsgebühr für <strong>de</strong>n Mieter, während sich<br />
dieser im Urlaub befin<strong>de</strong>t.<br />
Erst wenn <strong>de</strong>r ursprünglich durchlaufen<strong>de</strong> Posten zu einer tatsächlichen Vermögenseinbuße<br />
beim Stpfl. führt, erfolgt entsprechend <strong>de</strong>n Veranlassungsgrundsätzen<br />
ein WKAbzug im Zeitpunkt <strong>de</strong>s endgültigen Eintritts <strong>de</strong>s Vermögensscha<strong>de</strong>ns<br />
(vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 39 Rn. B 58a).<br />
Gleiches gilt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. Geld und an<strong>de</strong>re WG für einen Dritten in <strong>de</strong>ssen<br />
ausschließlichem o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n Interesse für eine gewisse Zeit verauslagt<br />
(sog. Auslagenersatz; s. auch § 3 Nr. 50: Auslagenersatz kein stpfl. Arbeitslohn;<br />
§ 3 Nr. 50 Anm. 2 ff.). Bei nicht vollständigem Auslagenersatz bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r vom<br />
Stpfl. übernommene Unterschiedsbetrag auch in diesem Fall WK.<br />
Vom Auslagenersatz ist <strong>de</strong>r WKErsatz zu unterschei<strong>de</strong>n (zB ArbG ersetzt <strong>de</strong>m<br />
ArbN Aufwendungen, die bei diesem WK sind). Der WKErsatz ist im Grundsatz<br />
stpfl., soweit nicht <strong>de</strong>r Gesetzgeber wie zB. in § 3 Nr. 16 etwas an<strong>de</strong>res bestimmt<br />
(vgl. BFH v. 19.2.1993 – VI R 74/91, BStBl. II 1993, 551; § 3 Nr. 16<br />
Anm. 3).<br />
Irrtümlich geleistete Aufwendungen mit Werbungskostencharakter, die<br />
im gleichen o<strong>de</strong>r im folgen<strong>de</strong>n VZ an <strong>de</strong>n Stpfl. zurückerstattet wer<strong>de</strong>n, sind<br />
aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n stneutral zu behan<strong>de</strong>ln; dies entspricht <strong>de</strong>r Beurteilung<br />
durchlaufen<strong>de</strong>r Posten, da es an einer tatsächlich gewollten erwerbsbezogenen<br />
Veranlassung mangelt (so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 4;<br />
Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 28; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 63;<br />
s. aber Grube, FR 1989, 31 f.). Bei Zweifeln am Irrtumscharakter <strong>de</strong>r Zahlung<br />
erfolgt zunächst eine Beurteilung als WK, bei Rückerhalt als stpfl. Einnahme.<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 71<br />
78
79<br />
80<br />
§9 Anm. 78–80 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Zum Problem <strong>de</strong>r Rückzahlung von irrtümlich als sofort abziehbare WK geltend<br />
gemachter AK s. BFH v. 23.4.1991 – IX R 86/89, BStBl. II 1991, 712;<br />
BFH v. 3.12.1990 – IX B 136/89, BFH/NV 1991, 316.<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Rückzahlung früherer Einnahmen (negative Einnahmen)<br />
a) Negative Einnahmen o<strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
Für ohne Rechtsgrund erlangte strelevante Einnahmen, die vom Stpfl. an <strong>de</strong>n<br />
ursprünglich Leisten<strong>de</strong>n zurückerstattet wer<strong>de</strong>n, kommt nach Auffassung <strong>de</strong>r<br />
(im Kern älteren, allerdings verfestigten) höchstrichterlichen Rspr. wegen <strong>de</strong>s final<br />
formulierten Wortlauts von Abs. 1 Satz 1 ein WKAbzug nicht in Betracht.<br />
Die Rückzahlung früherer Einnahmen dient danach im allgemeinen nicht zur<br />
Erwerbung, Sicherung o<strong>de</strong>r Erhaltung von Einnahmen. Derartige Rückzahlungsbeträge<br />
wer<strong>de</strong>n, um sie nicht unberücksichtigt lassen zu müssen, von <strong>de</strong>r<br />
Rspr. im Jahr <strong>de</strong>s Abflusses als sog. negative Einnahmen behan<strong>de</strong>lt; die Kürzung<br />
von <strong>de</strong>n Bezügen zum Verausgabungszeitpunkt erfolgt bei <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart,<br />
<strong>de</strong>r die frühere Einnahme zum Zuflußtermin zuzurechnen war.<br />
Vgl. die Grundsatzentscheidung BFH v. 13.12.1963 – VI 22/61 S, BStBl. III 1964, 184<br />
unter Bezugnahme auf RFH v 8.11.1933, RStBl. 1934, 297 u. BFH v. 12.12.1958 – VI<br />
25/57 U, BStBl. 1959, 96; s. weiterhin BFH v. 19.12.1975 – VI R 157/72, BStBl. II<br />
1976, 322; v. 1.3.1977 – VIII R 106/74, BStBl. II 1977, 545; v. 19.1.1977 – I R 188/74,<br />
BStBl. II 1977, 847; v. 2.11.1977 – I R 92/75, BStBl. II 1978, 102; v. 6.3.1979 – VIII R<br />
26/78, BStBl. II 1979, 510; v. 9.7.1987 – IV R 87/85, BStBl. II 1988, 342; v. 22.6.1990<br />
– VI R 162/86, BFH/NV 1991, 156; v. 30.7.1997 – I R 11/96 BFH/NV 1998, 308;<br />
ausdrücklich jedoch offengelassen in BFH v. 25.5.1999 – VIII R 59/97, BStBl. II 2001,<br />
226 mit Anm. Kempermann, FR 1999, 947; BFH v. 26.1.2000 – IX R 87/96, BStBl. II<br />
2000, 396 mit Anm. Fischer, FR 2000, 775.<br />
Aus <strong>de</strong>r finanzgerichtlichen Rspr. vgl. FG Rhld.-Pf. v. 22.3.1982, EFG 1982, 608, rkr.<br />
(„negative Einkünfte“); FG Hamb. v. 3.9.1986, EFG 1987, 122, rkr., betr. <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfall<br />
einer Nettolohnvereinbarung; FG Bdb. v. 23.1.1996, EFG 1996, 702, rkr.; FG<br />
Düss. v. 12.8.1998, EFG 1998, 1678, rkr.<br />
Die FinVerw. und Teile <strong>de</strong>s älteren Schrifttums folgen <strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>r Rspr.<br />
zur Existenz negativer Einnahmen.<br />
FinVerw.: zB OFD Erfurt v. 19.12.1996, FR 1997, 240.<br />
Schrifttum: Kottke, BB 1981, 965; Stuhldreier, BB 1981, 1947; Brosch, NWB F. 3,<br />
5200; Ranft, StRK-Anm. EStG § 19 Abs. 1 Ziff. 1 R. 549 spricht allerdings unscharf<br />
von „negativen Einkünften“; Giloy, BB 1974, 1527.<br />
Rechtsfolgen: Wegen ihres beson<strong>de</strong>rs gearteten stl. Charakters entfällt eine Anrechnung<br />
auf die WKPauschbeträge <strong>de</strong>s § 9a Nr. 1–3. Hierin besteht <strong>de</strong>r wesentliche<br />
Unterschied zum vergleichbaren Abgrenzungsproblem bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften<br />
(s. § 4 Anm. 766: Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Gewinneinkünfte kann <strong>de</strong>r<br />
Meinungsstreit dahinstehen, weil er nur theoretische Be<strong>de</strong>utung hat). Die nach<br />
Kürzung <strong>de</strong>r negativen Einnahmen verbleiben<strong>de</strong>n Bezüge dienen als Bemessungsgrundlage<br />
<strong>de</strong>r Vorsorgepauschale (§ 10c Abs. 3) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer an Einnahmen<br />
anknüpfen<strong>de</strong>r Berechnungen (s. auch Brosch, NWB F. 3, 5200). Die Geltendmachung<br />
negativer Einnahmen ist allerdings nicht auf die Höhe <strong>de</strong>r im VZ<br />
erzielten positiven Bezüge begrenzt, son<strong>de</strong>rn kann auch zu einem Verlust führen<br />
(BFH v. 12.12.1958 – VI 25/57 U, BStBl. III 1959, 96; Brosch, NWB F. 3,<br />
5200).<br />
Stellungnahme: UE besteht für das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r negativen Einnahmen<br />
we<strong>de</strong>r eine stsystematische Berechtigung noch eine sachliche Notwendigkeit.<br />
E 72 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 80–81 §9<br />
Aus erwerbsbezogenen Grün<strong>de</strong>n zurückgezahlte Einnahmen sind vielmehr<br />
WK, die <strong>de</strong>n Pauschbetrag nach § 9a verbrauchen (vgl. § 9a Anm. 20).<br />
E Fehlen<strong>de</strong> stsystematische Berechtigung: Im Rahmen <strong>de</strong>r Überschußermittlung gem.<br />
§ 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 kennt das EStG nur die Begriffe „Einnahmen“<br />
und „Werbungskosten“ zur Bezeichnung <strong>de</strong>r positiven u. negativen Wertkomponenten.<br />
Die Rückzahlung früherer Einnahmen kann daher nur entwe<strong>de</strong>r als WK<br />
o<strong>de</strong>r gar nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n; für negative Einnahmen ist stsystematisch<br />
kein Raum.<br />
E Fehlen<strong>de</strong> sachliche Notwendigkeit bei Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips: Interpretiert<br />
man <strong>de</strong>n WKBegriff entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip (s.<br />
Anm. 130), so führt auch die Rückzahlung früherer Einnahmen zu WK, falls<br />
wirtschaftlicher Auslöser <strong>de</strong>r Rückzahlung die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong><br />
Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. ist. Durch die im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />
vorgenommenen Erweiterung <strong>de</strong>s finalen WKBegriffs im Hinblick auf Veranlassungsgrundsätze<br />
ist die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelte gedankliche Konzeption <strong>de</strong>r<br />
negativen Einnahmen entbehrlich gewor<strong>de</strong>n. Den wegen <strong>de</strong>r Rückzahlung vor<br />
allem bei LStpfl. möglichen Ungleichbehandlungen und Abwicklungsproblemen<br />
(zB Wegfall <strong>de</strong>s WKPauschbetrags gem. § 9a Nr. 1; Berücksichtigung im lfd.<br />
LStAbzugsverfahren nur durch Freibetrag gem. § 39a müßte durch Son<strong>de</strong>rregelungen<br />
<strong>de</strong>r FinVerw. im Billigkeitswege o<strong>de</strong>r durch Maßnahmen <strong>de</strong>s Steuergesetzgebers<br />
begegnet wer<strong>de</strong>n (vgl. auch § 48 Abs. 4 RegE EStG 1975, BTDrucks.<br />
7/1470: zurückzuzahlen<strong>de</strong> Einnahmen sollten als WK neben einer WKPauschale<br />
abzuziehen sein). Derartige verfahrensmäßige Schwierigkeiten u. kleinere<br />
steuerökonomische Nachteile für einzelne Stpfl. berechtigen uE nicht dazu, eine<br />
im EStG stsystematisch nicht vorgesehene neue stl. Abzugsposition zu schaffen.<br />
Im Ergebnis glA: Ju<strong>de</strong>ich, BB 1961, 673 in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Görbing, BB<br />
1961, 92; Vangerow, StuW 1964 Sp. 759 f.; Jakob, Steuern vom Eink. I, § 3 Rn. 23;<br />
Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 14–26; v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 233; <strong>de</strong>rs., DStZ 1990, 505; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 61; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 180; Crezelius, § 9 Rn. 9; FG Berlin v.<br />
22.6.1976, EFG 1977, 254, rkr.; ähnlich FG Köln v. 22.7.1981, EFG 1982, 184, rkr.<br />
betr. sog. negative Werbungskosten; s. auch § 4 Anm. 766.<br />
b) Einzelheiten zum Abzug negativer Einnahmen<br />
Abzugsvoraussetzungen: Die stl. Geltendmachung negativer Einnahmen<br />
hängt nach <strong>de</strong>r hM von verschie<strong>de</strong>nen Voraussetzungen ab, die sich wegen <strong>de</strong>r<br />
fehlen<strong>de</strong>n gesetzlichen Verankerung zT nicht o<strong>de</strong>r nur schwer methodisch begrün<strong>de</strong>n<br />
lassen (vgl. zur Diskussion um die Abziehbarkeit rückzahlbarer, ursprünglich<br />
stfreier Einnahmen: Kottke, BB 1981, 967 f.; Stuhldreier, BB 1981,<br />
1947; eingehend auch Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im<br />
EStRecht, 1987, 73–79). Einfacher u. sachgerechter wäre die strikte Anwendung<br />
<strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze entsprechend <strong>de</strong>m allg. WKBegriff.<br />
E Rückzahlung aus einkunftserzielungsbezogenen Motiven: Eine einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Berücksichtigung ist nicht zulässig, falls die Rückgewähr aus privaten (zB verwandtschaftlichen)<br />
Grün<strong>de</strong>n erfolgt o<strong>de</strong>r rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Zwekke<br />
verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />
Auch nach Beendigung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung aus einer erwerbsbezogenen Tätigkeit<br />
ist eine stl. Berücksichtigung zurückzuzahlen<strong>de</strong>r Einnahmen als negative<br />
Wertkomponente möglich, falls eine erwerbsbezogene Veranlassung vorliegt (zB<br />
Rückzahlung von Arbeitslohn während <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit; zu nachträglichen<br />
WK allgemein s. Anm. 170).<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 73<br />
81
§9 Anm. 81 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
E Rückzahlung auf Grund rechtlicher o<strong>de</strong>r tatsächlicher Verpflichtung: Zumin<strong>de</strong>st im<br />
Kapitalvermögensbereich bei Rückzahlung von Gewinnausschüttungen verlangt<br />
<strong>de</strong>r BFH zur einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung, daß <strong>de</strong>r Stpfl. dazu rechtlich<br />
o<strong>de</strong>r tatsächlich verpflichtet ist; eine freiwillig begrün<strong>de</strong>te Rechtspflicht soll<br />
allerdings nicht ausreichen.<br />
Vgl. BFH v. 19.1.1977 – I R 188/74, BStBl. II 1977, 847; v. 2.11.1977 – I R 92/75,<br />
BStBl. II 1978, 102; v. 6.3.1979 – VIII R 26/78, BStBl. II 1979, 510; s. hierzu auch<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 20 Rn. 31 Stichw. „negative Einnahmen“ u. Rn. 33 f.<br />
mwN auf die Rspr.<br />
UE ist es unter Veranlassungsgesichtspunkten unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Überschusseinkunftsart dagegen gleichgültig, ob die Rückzahlung freiwillig erfolgt<br />
o<strong>de</strong>r nicht; es kommt entschei<strong>de</strong>nd darauf an, ob allein o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
ganz überwiegend ein erwerbs- o<strong>de</strong>r privatbezogener Rückzahlungsanlaß vorliegt.<br />
Gegenstand negativer Einnahmen: Die Verpflichtung zur Rückgewähr erlangter<br />
Bezüge kann sich nicht nur auf Geld (zB Lohn- o<strong>de</strong>r Mietzahlungen),<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf Sachgüter erstrecken; letztere sind uE mit <strong>de</strong>n üblichen Mittelpreisen<br />
<strong>de</strong>r Verbrauchsorts, subsidiär mit <strong>de</strong>m gemeinen Wert <strong>de</strong>s Gegenstands<br />
im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rückgabe zu bewerten, so dass sich uU zwischenzeitlich eingetretene<br />
Wertsteigerungen stmin<strong>de</strong>rnd auswirken (str.; aA v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 236a; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 182; Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 64: Sachwert abzgl. <strong>de</strong>r ggf. angefallenen AfA).<br />
Abzugsverbot bei Rückzahlung steuerfrei vereinnahmter Bezüge: Bei auf<br />
Grund gesetzlicher Vorschriften stfrei vereinnahmten Bezügen (insbes. §§ 3, 3b)<br />
muß auch <strong>de</strong>ren Rückzahlung durch <strong>de</strong>n Stpfl. stl. unberücksichtigt bleiben. Die<br />
Rückgewähr steht im „unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />
stfreien Einnahmen“, so daß ein Abzugsverbot analog § 3c eingreift.<br />
Vgl. BFH v. 12.12.1958 – VI 25/57 U, BStBl. III 1959, 96; Stuhldreier, BB 1981,<br />
1947; Wüllenkemper aaO, 73, 79–111; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48; Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 181; FinVerw DStR 1997, 580; AA Ju<strong>de</strong>ich, BB 1961, 675; Kottke, BB<br />
1981, 967 f. mit <strong>de</strong>m Hinweis, § 3c regele nicht <strong>de</strong>n Fallbereich negativer Einnahmen.<br />
Die stsystematischen Schwierigkeiten zur Begründung <strong>de</strong>s Abzugsverbots lassen<br />
sich vermei<strong>de</strong>n, falls man die Rückzahlungsbeträge als WK entsprechend <strong>de</strong>n<br />
Veranlassungsgrundsätzen interpretiert (dazu eingehend Anm. 80).<br />
Unerheblich für die stl. Geltendmachung <strong>de</strong>r Rückzahlungsbeträge im Abflußjahr<br />
ist dagegen, ob sich die ursprünglichen Einnahmen tatsächlich belastungserhöhend<br />
ausgewirkt haben; auch falls die Einnahmen faktisch im Einzelfall nicht<br />
<strong>de</strong>r Besteuerung unterlagen (zB durch horizontalen o<strong>de</strong>r vertikalen Verlustausgleich,<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Son<strong>de</strong>rausgaben o<strong>de</strong>r außergewöhnlichen Belastungen),<br />
führt <strong>de</strong>ren Rückzahlung zu negativen Einnahmen resp. WK (vgl. Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63 unter Hinweis auf BFH v. 18.9.1964 – VI 244/63<br />
U, BStBl. III 1965, 11; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181); dies entspricht <strong>de</strong>m<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r Einzelbeurteilung (s. Anm. 77).<br />
E Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Rückzahlung zu Unrecht stfrei belassener Einnahmen: Wur<strong>de</strong> allerdings<br />
eine Einnahme zu Unrecht stfrei belassen (bestandskräftig; ansonsten Berichtigung<br />
im Zuflußjahr), während sie bei zutreffen<strong>de</strong>r Behandlung als stpfl. qualifiziert<br />
wor<strong>de</strong>n wäre (gleichviel in welcher Höhe, sofern nur überhaupt <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />
nach ein stpfl. Bezug vorliegt), so verbietet sich uE nach <strong>de</strong>n allg.<br />
Grundsätzen von Treu und Glauben die Berücksichtigung <strong>de</strong>s Rückzahlungsbetrags<br />
als negative Einnahme; ansonsten wür<strong>de</strong> eine doppelte stl. Vergünstigung<br />
E 74 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 81–85 §9<br />
gewährt (glA OFD Erfurt v. 19.12.1996, FR 1997, 240; Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 63; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48). Der Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />
Einzelbeurteilung wird insoweit aus Gleichbehandlungsgrün<strong>de</strong>n<br />
durchbrochen. Umgekehrt müssen – aus <strong>de</strong>n gleichen Überlegungen<br />
– zu Unrecht <strong>de</strong>r Besteuerung unterworfene, von Rechts wegen stfreie<br />
Bezüge bei Rückzahlung als negative Einnahmen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (glA<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 237;<br />
Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181). Darüber hinaus<br />
uU im Einzelfall auftreten<strong>de</strong> Härten sollten im Billigkeitswege durch die Fin-<br />
Verw. geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Rückfluß früherer Werbungskosten (keine negativen WK)<br />
a) Rückfluß abgezogener Werbungskosten<br />
Keine negativen Werbungskosten, son<strong>de</strong>rn Einnahmen: Der Rückempfang<br />
früherer WK durch <strong>de</strong>n Stpfl. bil<strong>de</strong>t stpfl. Einnahmen zum Zuflußzeitpunkt bei<br />
<strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart, bei <strong>de</strong>r die Erwerbsabzüge geltend gemacht wor<strong>de</strong>n<br />
sind, falls <strong>de</strong>r Rückfluß durch die auf Einnahmeerzielung ausgerichtete Leistung<br />
veranlaßt ist. Dies gilt sowohl bei unmittelbarer Rückerstattung durch <strong>de</strong>n Empfänger<br />
<strong>de</strong>r Leistung als auch bei Ersatz von einem Dritten (zu letzterem s. BFH<br />
v. 13.7.2000 – VI R 184/99, BFH/NV 2000, 1470, u. Anm. 90). Unerheblich ist<br />
auch, ob <strong>de</strong>r Stpfl. im Rückflußzeitpunkt noch entsprechen<strong>de</strong> Einkünfte erzielt<br />
(BFH v. 28.3.1995 – IX R 86/89, BStBl. II 1995, 704). In Betracht für <strong>de</strong>rartige<br />
Sachverhalte kommen sämtliche Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2<br />
iVm. §§ 19–23; die WKPauschbeträge gem. § 9a Nr. 1–3 bleiben unberührt.<br />
Wohl wegen <strong>de</strong>s weitgefaßten steuergesetzlichen Einnahmebegriffs verzichtet<br />
die höchstrichterliche Rspr. auf die gedankliche Konzeption „negativer WK“,<br />
obgleich dies in folgerichtiger Konsequenz zum Rechtsinstitut <strong>de</strong>r „negativen<br />
Einnahmen“ (s. Anm. 80) nahegelegen hätte.<br />
Einnahmen nehmen an: zB BFH v. 13.3.1964 – VI 152/63, StRK EStG (bis 1974) § 11<br />
R. 50 betr. zurückgeflossene Prozeßkosten; v. 30.10.1964 – VI 346/61 U, BStBl. III<br />
1965, 67 betr. Erstattung von Grundsteuer; v. 8.12.1967 – VI R 154/66, BStBl. III<br />
1968, 272 betr. Rückfluß eines Zuschusses; v. 29.6.1982 – VIII R 6/79, BStBl. II 1982,<br />
755 betr. erstattete Vorsteuerbeträge; v. 28.3.1995 – IX R 41/93, BStBl. II 1995, 704; v.<br />
13.7.2000 – VI B 184/99, BFH/NV 2000, 1470; v. 19.2.2002 – IX R 36/98, BFH/NV<br />
2002, 1078; aber ausdrücklich offengelassen in BFH v. 14.12.1999 – IX R 69/98,<br />
BStBl. II 2000, 197 mwN.; GlA FG Köln v. 22.7.1981, EFG 1982, 184, rkr., u. v.<br />
6.10.1982, EFG 1983, 226; Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im<br />
EStRecht, 1987, 12–14, 32; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 64; Stark in L/B/P,<br />
§ 9 Rn. 48 zumin<strong>de</strong>st bei Rückempfang früherer WK von einem Dritten; Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65; Frotscher, § 9 Rn. 45; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />
Rn. 28; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 184.<br />
Negative WK nehmen an: Nds. FG v. 9.2.1966, EFG 1966, 368, bestätigt; FG Berlin v.<br />
13.4.1967, EFG 1967, 619, rkr.; FG Nürnb. v. 13.9. 1968, EFG 1969, 14, rkr.; FG Ba.-<br />
Württ. v. 5.2.1976, EFG 1976, 278, rkr; Tiedtke, Einkommensteuer- und Bilanzsteuerrecht,<br />
1995, 472; Crezelius, § 8 Rn. B 48; Flies, FR 1997, 625, <strong>de</strong>rs., DB 1997, 799;<br />
Blümich/Glenk, §11Rn24.<br />
Die Annahme „negativer WK“ soll nach <strong>de</strong>r letztgenannten Auffassung dazu<br />
führen, daß die rückerstatteten WK nur bis zur Höhe <strong>de</strong>r WK verrechnet wer<strong>de</strong>n<br />
können, die <strong>de</strong>r Stpfl. im Rahmen dieser Einkunftsart im Jahr <strong>de</strong>s Rückflusses<br />
getätigt hat. Der darüber hinausgehen<strong>de</strong> Erstattungsbetrag ist danach stl.<br />
nicht als Einnahme zu erfassen.<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 75<br />
82–84<br />
85
86<br />
87<br />
§9 Anm. 85–87 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
UE ist diese Auffassung abzulehnen. Allein die Erfassung als Einnahme ist<br />
stsystematisch zutreffend. Materiellrechtlich wür<strong>de</strong>n ansonsten uU stpfl. Bezüge<br />
auf die (zufallsbedingte) Höhe <strong>de</strong>r im VZ angefallenen WK begrenzt.<br />
Erwerbsbezogene Veranlassung: Entsprechend <strong>de</strong>n Tatbestandsmerkmalen<br />
<strong>de</strong>s § 8 Abs. 1 setzt <strong>de</strong>r stl. Ansatz <strong>de</strong>r rückempfangenen Bezüge eine erwerbsbezogene<br />
Veranlassung voraus (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181: Rückzahlung<br />
muß aus „in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n“ erfolgen). Erfolgt <strong>de</strong>r<br />
Rückfluß <strong>de</strong>r WK dagegen aus privaten (zB verwandtschaftlichen) Motiven o<strong>de</strong>r<br />
sind rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> (zB Rückgewähr als Darlehen) maßgeblich,<br />
so liegen keine stpfl. Einnahmen vor.<br />
Einstweilen frei.<br />
b) Rückfluß nicht als Werbungskosten abgezogener Aufwendungen<br />
Rückfluß von Werbungskosten, die sich nicht ausgewirkt haben: Wegen<br />
<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung (§ 25 Abs. 1) können WK, die sich<br />
wegen zu geringen Einkommens in einem VZ nicht auswirken konnten, nicht in<br />
einem späteren VZ mit <strong>de</strong>n hier anfallen<strong>de</strong>n Einnahmen verrechnet wer<strong>de</strong>n<br />
(BFH v. 29.6.1982 – VIII R 6/79, BStBl. II 1982, 755 [758]). Dieser Auffassung<br />
<strong>de</strong>r Rspr. ist uE zuzustimmen, <strong>de</strong>nn sie folgt <strong>de</strong>n allgemein gelten<strong>de</strong>n Besteuerungsprinzipien<br />
(so auch zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 66; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 184; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65). Zu prüfen bleiben<br />
uU Billigkeitsmaßnahmen iSd. §§ 163, 227 AO.<br />
Rückfluß nichtabziehbarer Aufwendungen: Im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung nichtabziehbare<br />
Aufwendungen (zB wegen § 3c) sind uE systementsprechend bei späterer<br />
Rückvereinnahmung im Grundsatz nicht zu versteuern; dies ist im Ergebnis<br />
str. (ebenso Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65; Wüllenkemper, Rückfluß<br />
von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 44 ff.; § 4 Anm. 767; aA v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 67 unter Hinweis auf BFH v. 13.12.1973 – I R 136/72,<br />
BStBl. II 1974, 210, u. v. 15.12.1976 – I R 4/75, BStBl. II 1977, 220: „Denn das<br />
in § 3c nie<strong>de</strong>rgelegte Verbot <strong>de</strong>s Abzugs von WK, wenn sie mit stfreien Einnahmen<br />
in Zusammenhang stehen, gilt nicht in umgekehrten Sinne.“).<br />
UE ergibt sich diese Rechtsfolge aber unmittelbar aus <strong>de</strong>m EStG selbst (zB betr.<br />
Rückzahlung erwerbsbezogener Geldbußen gem. § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5<br />
Nr. 8 Satz 3) o<strong>de</strong>r aufgrund von Überlegungen zur Rechtsfortbildung (zB betr.<br />
<strong>de</strong>n Rückfluß nichtabziehbarer Steuern; s. eingehend Wüllenkemper, Rückfluß<br />
von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 87–98 mit Hinweis auf evtl. Beweisprobleme;<br />
er sieht in § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 3 ein verallgemeinerungsfähiges<br />
Rechtsprinzip).<br />
Eine Ausnahme gilt allerdings nach hM beim Rückempfang von Schmiergel<strong>de</strong>rn,<br />
die gem. § 160 AO nicht stmin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wur<strong>de</strong>n; bei Rückzahlung<br />
entstehen stpfl. Einnahmen, da es sich ursprünglich um echte WK han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>nen<br />
lediglich aus Grün<strong>de</strong>n einer Gefährdungshaftung <strong>de</strong>r Abzug versagt wur<strong>de</strong><br />
(BFH v. 28.5.1968 – IV R 65/67, BStBl. III 1968, 581, § 3c gilt nicht analog; s.<br />
aber § 4 Anm. 767: Grundsatz <strong>de</strong>r Nichterfassung <strong>de</strong>r zurückgeflossenen nichtabziehbaren<br />
Aufwendungen als Einnahme gilt unabhängig vom Grund <strong>de</strong>r<br />
Nichtberücksichtigung; krit. dazu auch Wüllenkemper aaO, 37–39, 45 f.). UE<br />
be<strong>de</strong>nklich; die Versteuerung <strong>de</strong>s Rückflusses wür<strong>de</strong> eine Verdoppelung <strong>de</strong>r<br />
Sanktion <strong>de</strong>s § 160 AO be<strong>de</strong>uten. Denkbar scheint es uns, bei Versteuerung <strong>de</strong>s<br />
Rückflusses die Veranlagung für das Jahr <strong>de</strong>s Abflusses nach <strong>de</strong>n Grundsätzen<br />
über wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong> Steuerfestsetzungen (§ 174 AO) zu berichtigen und <strong>de</strong>n<br />
E 76 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 87–89 §9<br />
Abzug zuzulassen, weil die „Gefährdung“ und damit <strong>de</strong>r Grund für die Nichtabziehbarkeit<br />
entfallen ist.<br />
Rückfluß freiwillig nicht abgezogener Werbungskosten: Aufwendungen<br />
bleiben bei erwerbsbezogenem Anlass begrifflich auch dann WK, wenn <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. sie nicht im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten geltend macht o<strong>de</strong>r<br />
nachweist, da die stl. Grundqualifikation einer tatsächlichen Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />
nicht von einer Willensentscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. hinsichtlich ihrer verfahrensrechtlichen<br />
Berücksichtigung (zB in <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren VZ) abhängt<br />
(so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67b; s. auch § 4 Anm. 767).<br />
Zweifelhaft ist, ob <strong>de</strong>r Rückfluß von Aufwendungen stl. unberücksichtigt bleiben<br />
kann, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. von Anfang an auf die Geltendmachung einer erwerbsbezogenen<br />
Vermögensmin<strong>de</strong>rung verzichtet hat wegen eines sicher bestehen<strong>de</strong>n<br />
Kompensationsanspruchs (für stneutrale Vereinnahmung FG Nürnb.<br />
v. 13.9.1968, EFG 1969, 14, rkr. gewor<strong>de</strong>n betr. erstattete HGA-Zinsen). Entsprechend<br />
<strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen Einzelbeurteilung<br />
(s. Anm. 77) sollte uE bei Ausschöpfung <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen Berichtigungsvorschriften<br />
eine separate stl. Erfassung einerseits als WK, an<strong>de</strong>rerseits<br />
als Einnahme erfolgen. In beson<strong>de</strong>rs gelagerten Einzelfällen ist das Vorliegen eines<br />
stneutralen vermögensumschichten<strong>de</strong>n Vorgangs in Betracht zu ziehen (zB<br />
Darlehenshingabe und -rückzahlung o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st darlehensähnliches Verhältnis;<br />
durchlfd. Posten analog § 4 Abs. 3 Satz 2); ggf. sollte vom Stpfl. ein Billigkeitserlaß<br />
bezogen auf die stl. Belastung <strong>de</strong>s Bemessungsgrundlagenteils beantragt<br />
wer<strong>de</strong>n. Bei einer <strong>de</strong>rartigen Sachverhaltsbeurteilung muß man allerdings<br />
auch <strong>de</strong>n unplanmäßigen Ausfall <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. zustehen<strong>de</strong>n Rückgriffs- o<strong>de</strong>r<br />
Ersatzfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>retwegen er die Geltendmachung <strong>de</strong>r WK unterließ, als WK<br />
im Jahr <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße berücksichtigen.<br />
Rückfluß zu Unrecht nicht zum Abzug zugelassener Aufwendungen:<br />
Hatte die FinVerw. <strong>de</strong>n Abzug erwerbsbezogener Aufwendungen zu Unrecht<br />
versagt, weil zB Lebenshaltungskosten angenommen wur<strong>de</strong>n, so muß dies nach<br />
<strong>de</strong>n Grundsätzen von Treu und Glauben zugunsten <strong>de</strong>s Stpfl. zur steuerneutralen<br />
Vereinnahmung <strong>de</strong>s Rückflußbetrags führen, sofern nach <strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen<br />
Vorschriften (zB wegen wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>r Steuerfestsetzung gem. § 174<br />
AO) die frühere Veranlagung nicht berichtigt wer<strong>de</strong>n kann (s. auch § 4<br />
Anm. 767). Ggf. sind Billigkeitsmaßnahmen geboten.<br />
Rückfluß zuvor fehlerhaft als Werbungskosten behan<strong>de</strong>lter Aufwendungen:<br />
Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r WKAbzug zu Unrecht zugelassen und kann <strong>de</strong>r fehlerhafte Ansatz<br />
nicht mehr korrigiert wer<strong>de</strong>n, müssen uE – entsprechend <strong>de</strong>r Behandlung<br />
<strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rfalls <strong>de</strong>r Rückzahlung zu Unrecht steuerfrei belassener Einnahmen (s.o.<br />
Anm. 81 aE.) – <strong>de</strong>m Grundsatz von Treu und Glauben folgend die zurückgeflossenen<br />
Aufwendungen als Einnahmen erfaßt wer<strong>de</strong>n (so auch Drenseck, FR<br />
1991, 497 für Fälle <strong>de</strong>s unrechtmäßigen WKAbzug nach Verständigung: im<br />
Hinblick auf <strong>de</strong>n Grundsatz von Treu und Glauben ist Rückfluß als stpfl. Einnahme<br />
zu behan<strong>de</strong>ln; offen gelassen in BFH v. 3.12.1990 – IX B 136/89, BFH/<br />
NV 1991, 316, u. BFH v. 23.4.1991 – IX R 86/89, BStBl. II 1991, 712; aA<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67a). Der Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />
Einzelbeurteilung wird insoweit auch in diesen Fällen aus<br />
Gleichbehandlungsgrün<strong>de</strong>n durchbrochen. Alles an<strong>de</strong>re wür<strong>de</strong> zu einer ungerechtfertigten<br />
Doppelbegünstigung führen.<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 77<br />
88–89
90<br />
91<br />
§9 Anm. 90–91 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
5. Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen und Zuschüsse Dritter<br />
a) Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen durch Dritte<br />
Grundsatz: Entsprechend <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />
Einzelbeurteilung (s. Anm. 77) ist es für das Vorliegen einer strelevanten Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />
unerheblich, ob <strong>de</strong>r Stpfl. bereits zur Zeit <strong>de</strong>r Vornahme <strong>de</strong>r<br />
Aufwendung einen Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsanspruch gegenüber einem Dritten<br />
(zB einer Versicherungsgesellschaft) hat (zur unmittelbaren Rückerstattung von<br />
WK durch <strong>de</strong>n früheren Empfänger <strong>de</strong>r Leistung s. Anm. 85, 87; s. auch § 24<br />
Nr. 1a iVm. § 34). Grds. sind die erwerbsbezogen veranlaßten Aufwendungen<br />
für das Jahr ihres Abflusses als WK, die <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />
für das Jahr ihres Zuflusses als Einnahme zu versteuern. Ist<br />
<strong>de</strong>r gleiche VZ betroffen, erfolgt aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n eine Saldierung<br />
(zum Son<strong>de</strong>rfall vermögensumschichten<strong>de</strong>r Vorgänge s. Anm. 77).<br />
Steuerfreier Werbungskostenersatz: In Anlehnung an das Abzugsverbot <strong>de</strong>s<br />
§ 3c steht die Gewährung stfreier Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen durch<br />
Dritte <strong>de</strong>r Geltendmachung entsprechen<strong>de</strong>r WK beim Stpfl. stets entgegen; eine<br />
mehrfache stl. Begünstigung <strong>de</strong>sselben Aufwendungsblocks ist nicht zulässig.<br />
Allgemeine Meinung: vgl. zB BFH v. 26.3.2002 – VI R 26/00, BStBl. II 2002, 823<br />
mwN; s. zur Notwendigkeit eines unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhangs:<br />
BFH v. 23.11.2000 – VI R 93/98, BStBl. II 2001, 199; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 72; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 42; differenzierend Wüllenkemper, Rückfluß von<br />
Aufwendungen im EStRecht, 1987, 79 f., 98–105, <strong>de</strong>r im umgekehrten Fall stpfl. Bezüge<br />
annimmt, s. auch § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 3, <strong>de</strong>r nach hM nicht auf die<br />
Rückgewährung <strong>de</strong>r Geldbuße durch einen Dritten ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n kann; s. auch<br />
§ 4 Anm. 768.<br />
Dies gilt wegen <strong>de</strong>s wirtschaftlich gearteten Zusammenhangs unabhängig davon,<br />
ob die stfreien Einnahmen zeitlich vor, nach o<strong>de</strong>r im Verlaufe <strong>de</strong>s Kj. <strong>de</strong>r Verausgabung<br />
zufließen. Ein Abzugsverbot besteht selbst dann, wenn stfreie Einnahmen<br />
im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abflusses <strong>de</strong>r Aufwendungen noch nicht vorliegen,<br />
aber zumin<strong>de</strong>st künftig erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />
Vgl. BFH v. 24.4.1992 – VI R 141/89, BStBl. II 1992, 666; v. 31.7.1992 – VI R 112/<br />
88, BFH/NV 1993, 224; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 72, 73 mit Hinweis darauf,<br />
die Veranlagung ggf. unter <strong>de</strong>n Vorbehalt <strong>de</strong>r Nachprüfung gem. § 164 AO zu stellen;<br />
Stark in L/B/P, § 9 Rn. 42.<br />
Soweit die erwerbsbezogenen Aufwendungen die stfreien Ersatzleistungen – die<br />
ggf. in pauschaler Form gewährt wer<strong>de</strong>n – übersteigen, erfolgt allerdings eine<br />
stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Geltendmachung als WK (vgl. BFH v. 26.9.1979 – VI R 58/76,<br />
BStBl. II 1980, 79 betr. Verpflegungsmehraufwendungen bei einem Gerichtsvollzieher;<br />
vgl. auch § 3 Nr. 16 Anm. 5).<br />
b) Zuschüsse<br />
Grundsatz: Bei <strong>de</strong>r stl. Beurteilung von Zuschüssen, die von dritter Seite zu Erwerbsaufwendungen<br />
gewährt wer<strong>de</strong>n, ist im Grundsatz ebenfalls <strong>de</strong>m Prinzip<br />
<strong>de</strong>r Einzelbeurteilung (s. Anm. 77) Rechnung zu tragen; dh.,<br />
p vereinfachungsbedingte Verrechnung mit <strong>de</strong>n WK bei Gewährung im Verausgabungsjahr,<br />
p getrennte stl. Erfassung bei <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Einkunftsart im jeweiligen VZ entsprechend<br />
<strong>de</strong>m Zufluß-/Abflußprinzip (s. auch R 163 Abs. 1 EStR).<br />
Zuschüsse, die als stfreie Bezüge zu qualifizieren sind (zB § 3 Nr. 34), schließen<br />
<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n WKAbzug aus.<br />
E 78 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 91–92 §9<br />
Zuschüsse bei Vermietung und Verpachtung: Beson<strong>de</strong>rheiten gelten bei Zuschüssen<br />
für aktivierungspflichtige Immobilienaufwendungen im Rahmen von<br />
§ 21:<br />
p Private Mieterzuschüsse (etwa verlorene Baukostenzuschüsse) sind wegen ihres<br />
Zusammenhangs mit <strong>de</strong>r Gebrauchsüberlassung beim Vermieter als Einnahme<br />
anzusetzen; eine Verrechnung über eine Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Abschreibungsgrundlage<br />
ist nicht zulässig (BFH v. 28.10.1980 – VIII R 34/76,<br />
BStBl. II 1981, 161; s. differenzierend auch R 163 Abs. 3 EStR).<br />
p Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln o<strong>de</strong>r private Zuschüsse, die keine Mieterzuschüsse sind,<br />
gehören grds. nicht zu <strong>de</strong>n Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung.<br />
Han<strong>de</strong>lt es sich um bei <strong>de</strong>n bezuschußten Aufwendungen um HK, sind ab<br />
<strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r Bewilligung die Afa, erhöhte AfA und Son<strong>de</strong>rAfA nach <strong>de</strong>n um<br />
<strong>de</strong>n Zuschuß gemin<strong>de</strong>rten HK zu bemessen (zu weiteren Einzelheiten s.<br />
R 163 Abs. 1 EStR u. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 74d f.).<br />
c) Verzicht auf Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />
Grundsatz: Nach hM steht <strong>de</strong>r Verzicht eines Stpfl. auf die Geltendmachung eines<br />
Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsanspruchs <strong>de</strong>r Aufwendungseigenschaft <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong><br />
liegen<strong>de</strong>n Beträge und <strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen; entsprechend<br />
<strong>de</strong>n allg. Grundsätzen setzt die Berücksichtigung als WK lediglich eine erwerbsbezogene<br />
Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen voraus. Dem Stpfl. kann nicht entgegengehalten<br />
wer<strong>de</strong>n, er hätte die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen vermin<strong>de</strong>rn können;<br />
die Vermeidbarkeit von Vermögensmin<strong>de</strong>rungen ist kein Kriterium <strong>de</strong>s<br />
Aufwendungsbegriffs (vgl. ua. BFH v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2001,<br />
668; v. 15.12.1967 – VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375; FG Saarl. v. 14.10.1993,<br />
EFG 1994, 238, rkr; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 188; Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 75).<br />
Der WKAbzug wird auch nicht durch <strong>de</strong>n Umstand beeinflußt, daß <strong>de</strong>r Stpfl.<br />
auf die Inanspruchnahme kostenfreier Leistungen (zB kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit<br />
auf einer Dienstreise, s. hierzu FG Saarl. v. 14.10.1993, EFG<br />
1994, 238) verzichtet, die das Entstehen von WK verhin<strong>de</strong>rt hätten (Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 76).<br />
Ausnahmefall: Einschränkend zum o.g. Grundsatz soll nach BFH (v. 14.8.1970<br />
– VI R 70/69, BStBl. II 1970, 765 [767]) ein WKAbzug ausschei<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. aus rein persönlichen Grün<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Erhebung eines Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruchs<br />
absieht (etwa weil <strong>de</strong>r Anspruch gegen die Ehefrau gerichtet ist); die Erlangung<br />
<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsersatzes soll zur Verrechnung mit <strong>de</strong>r Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />
fingiert wer<strong>de</strong>n (s. auch BFH v. 28.9.1993 – IX R 156/88, BStBl. II 1994,<br />
319 zum Verzicht eines Nießbrauchers gegenüber <strong>de</strong>m unterhaltsberechtigten<br />
Eigentümer auf die Geltendmachung eines Ersatzanspruchs; zust. Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 75; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 188).<br />
UE ist eine solche allg. Rechtsaussage unzutreffend, da die Beweggrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Stpfl. für <strong>de</strong>n Verzicht auf Einnahmen mangels einer tatsächlichen Realisation<br />
stl. unbeachtlich sind. Lediglich im Anwendungsbereich von § 12 Nr. 2 (Abzugsverbot<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Zuwendungen, insbes. zwischen unterhaltsberechtigten<br />
Personen) können sich Ansatzpunkte für eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs ergeben;<br />
dies dürfte jedoch im Ergebnis uE regelmäßig daran scheitern, daß <strong>de</strong>r Verzicht<br />
auf Kompensationsansprüche nicht zur Fingierung zuwendungsfähiger<br />
Einnahmen führen und zu<strong>de</strong>m ein erkennbarer Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
beim Stpfl. vorliegt. Es verbleibt uE also bei <strong>de</strong>m o. g Grundsatz ohne Be-<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
E 79<br />
92
93–94<br />
95<br />
96–99<br />
100<br />
§9 Anm. 92–100 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
rücksichtigung <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Verzicht, auch im Bereich <strong>de</strong>s § 12 Nr. 2 (so<br />
jetzt auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 77 ff., insbes. B 79 u. B 82).<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Weitere Abgrenzungsfragen<br />
1. Aufwendungen auf das Vermögen<br />
Bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften gehen das Vermögen und seine Wertän<strong>de</strong>rung<br />
nicht in die Einkunftsermittlung ein; <strong>de</strong>mzufolge gibt es kein „steuerverhaftetes<br />
Vermögen“ im Privatbereich. Es fragt sich, ob damit auch Aufwendungen „auf“<br />
das Vermögen zwingend in <strong>de</strong>n Privatbereich fallen. Allgemein wird die Frage<br />
vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines „Grundsatzes <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre“<br />
beantwortet; maßgebend für die Abgrenzung ist das Veranlassungsprinzip<br />
(s. ausf. hierzu Anm. 185).<br />
Steuersystematisch betrachtet steht bei längerfristig ertragbringen<strong>de</strong>n WG die Geltendmachung<br />
von substanzbezogenen Aufwendungen als WK iSd. Abs. 1 im Abgrenzungskonflikt<br />
zwischen strelevanter Erwerbssphäre einerseits und stl. irrelevanter Vermögenssphäre<br />
als Erscheinungsform <strong>de</strong>r Einkommensverwendung an<strong>de</strong>rerseits (zur<br />
Gesetzessystematik s. Anm. 6, 7; Prinz, FR 1986, 398).<br />
Keine Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs für die Abgrenzung: Der in<br />
Umkehrung von § 8 Abs. 1 <strong>de</strong>finierte Aufwendungsbegriff hilft bei <strong>de</strong>r Lösung<br />
<strong>de</strong>r Zuordnungsfrage Erwerbs-/Vermögenssphäre uE nicht weiter. Auch stl.<br />
nichtabziehbare Vermögensaufwendungen erfüllen uU die Kriterien <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs.<br />
So ist bspw. die Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung sowohl von<br />
ertragbringen<strong>de</strong>n abnutzbaren als auch von nichtabnutzbaren WG mit beim<br />
Stpfl. abfließen<strong>de</strong>n Ausgaben verbun<strong>de</strong>n (Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s übrigen Vermögens);<br />
<strong>de</strong>r WKAbzug kommt allerdings nur bei <strong>de</strong>n abnutzbaren Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />
im Anwendungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 (= aufwandswirksame Verteilung<br />
wegen <strong>de</strong>s nutzungsbedingten Wertverzehrs) als lex specialis in Betracht. Auch<br />
<strong>de</strong>r zB insolvenzbedingte Ausfall einer zinsbringen<strong>de</strong>n Darlehensfor<strong>de</strong>rung ist<br />
als Aufwendung iS eines erwerbsbezogenen Vermögensopfers zu qualifizieren,<br />
obgleich eine Berücksichtigung als WK nicht zulässig ist (BFH v. 19.10.1982 –<br />
VIII R 97/79, BStBl. II 1983, 295, krit. dazu Anm. 193). Ausgangspunkt zur Lösung<br />
<strong>de</strong>s Qualifikationskonflikts ist uE allein das Veranlassungsprinzip bei Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten innewohnen<strong>de</strong>n stsystematischen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten. Dies ergibt sich nicht zuletzt auch daraus, daß <strong>de</strong>r Betriebsausgabenbegriff<br />
gem. § 4 Abs. 4 von Aufwendungen spricht und dabei in vollem<br />
Umfang <strong>de</strong>n betrieblichen Vermögensbereich mitumfaßt.<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Fiktive Aufwendungen<br />
Verbot <strong>de</strong>s Abzugs fiktiver Aufwendungen: Als WK kommen grds. nur solche<br />
Aufwendungen in Betracht, die <strong>de</strong>r Stpfl. tatsächlich gegenüber einem Dritten<br />
erbracht hat o<strong>de</strong>r die ihm als Einkunftserzieler bzw. als <strong>de</strong>ssen Rechtsnachfolger<br />
zuzurechnen sind (s. Anm. 43 betr. sog. Drittaufwendungen), nicht die,<br />
die er hätte machen können o<strong>de</strong>r wollen (vgl. RFH v. 13.11.1935, RStBl. 1936,<br />
202; s. weiterhin Trzaskalik, StuW 1983, 134 f.; v. Bornhaupt in K/S/M, §9<br />
Rn. B 22–28 mit Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr.). Auch sind Abzüge unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />
kalkulatorisch zu berücksichtigen<strong>de</strong>r Eigenleistungen o<strong>de</strong>r eines<br />
E 80 Kreft
Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 100–104 §9<br />
Einnahmeverzichts nicht zulässig (vgl. BFH v. 1.10.1985 – IX R 58/81, BStBl. II<br />
1986, 142 betr. eigene Arbeitsleistungen für Hausverwaltung; v. 21.10.1980 –<br />
VIII R 190/78, BStBl. II 1981, 160 betr. Abzinsung von Kaufpreisraten; RFH v.<br />
7.7.1927, RStBl. 1927, 198 betr. die Aufzehrung von Arbeitskraft; FG Bdb. v.<br />
11.4.2001, EFG 2001, 886, rkr). Es gilt das Verbot <strong>de</strong>r einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung<br />
fiktiver Aufwendungen (vgl. anschaulich Nds. FG v. 13.2.1986,<br />
EFG 1986, 397, rkr., mit Hinweis auf BFH v. 30.6.1955 – IV 695/54 U,<br />
BStBl. III 1958, 238 u. v. 25.9.1980, EFG 1980, 231; s. auch BFH v. 1.10.1985 –<br />
IX R 58/81, BStBl. II 1986, 142). Das Anknüpfen <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs an<br />
konkrete wirtschaftliche Vermögensmin<strong>de</strong>rungen im VZ entspricht uE <strong>de</strong>n<br />
Grundsätzen einer abschnittbezogenen Leistungsfähigkeitsbesteuerung. Es gilt<br />
hier also <strong>de</strong>r Grundsatz: Keine Aufwendung ohne Vermögensmin<strong>de</strong>rung (zu<br />
weiteren Einzelheiten s. Anm. 65).<br />
Ausnahmen vom Abzugsverbot fiktiver Aufwendungen ergeben sich insbes.<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r gesetzlichen Pauschalierungsregelung <strong>de</strong>s § 9a. Bei<br />
Fehlen tatsächlicher kleinerer erwerbsbezogener Aufwendungen führen diese<br />
Pauschbeträge im Rahmen <strong>de</strong>r festgelegten Beträge zur Berücksichtigung fiktiver<br />
WK (s. auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 16). Gleiches gilt uU für die beson<strong>de</strong>ren<br />
gesetzlichen Entfernungspauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 4 und Nr. 5, falls die tatsächlich<br />
anfallen<strong>de</strong>n Fahrtkosten geringer sind. Auch im Rahmen <strong>de</strong>r durch<br />
Verwaltungsanordnungen zugelassenen WKPauschalen kann sich aus Grün<strong>de</strong>n<br />
einer Schätzungsunschärfe <strong>de</strong>r Ansatz fiktiver WK ergeben, sofern keine offensichtlich<br />
unzutreffen<strong>de</strong> Besteuerung vorliegt (so auch Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 16).<br />
Für einen Son<strong>de</strong>rfall hat <strong>de</strong>r BFH darüber hinaus <strong>de</strong>n Abzug fiktiver Aufwendungen<br />
ausnahmsweise zugelassen: Führen ersparte Aufwendungen zu einer stpfl.<br />
Einnahme und wirkt sich dieser Vorteil im Rahmen einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsart<br />
aus, so führt dies zu einem fiktiven WKAbzug (BFH v. 4.6.1996 – X R 70/94,<br />
BFH/NV 1997, 20 mwN; so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 3).<br />
Beispiel: Ein Stpfl. erhält ein zinsloses ArbG-Darlehen und hat <strong>de</strong>n Nutzungsvorteil<br />
als Einkünfte aus § 19 zu versteuern. Das Darlehen wird eingesetzt zur Anschaffung<br />
einer vermieteten Immobilie und wirkt sich damit im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfte aus § 21<br />
aus. Die ersparten Zinsen führen zum fiktiven WKAbzug.<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Bewertung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
Geld (Nominalgüter): Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n vom Stpfl. getätigten erwerbsbezogenen<br />
Aufwendungen um Geld in inländ. Währung (Bargeld, Schecks usw.),<br />
so erfolgt die Bewertung mit <strong>de</strong>m Nominalbetrag. Ausländ. Geld aus Län<strong>de</strong>rn, die<br />
nicht an <strong>de</strong>r europäischen Währungsunion teilnehmen, ist mit <strong>de</strong>m zum Abflußzeitpunkt<br />
gelten<strong>de</strong>n Tageskurs in Euro umzurechnen; aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n sollte<br />
uE die Umrechnung nach durchschnittlichen Monatskursen unbeanstan<strong>de</strong>t bleiben.<br />
Sachgüter: Bei erwerbsbezogenen Sachaufwendungen (s. Anm. 65) fehlt eine<br />
spezielle estl. Bewertungsvorschrift. UE erfolgt die Bewertung bezogen auf <strong>de</strong>n<br />
Realisationsstichtag primär mit <strong>de</strong>n üblichen Mittelpreisen <strong>de</strong>s Verbrauchsorts<br />
(§ 8 Abs. 2 analog betr. Wohnung, Kost, Waren u. sonstige Sachbezüge), subsidiär<br />
mit <strong>de</strong>m gemeinen Wert gem. § 1 iVm. § 9 BewG (= gewöhnlicher Einzelveräußerungspreis),<br />
soweit <strong>de</strong>m nicht die allg. Rechtsanwendungsmetho<strong>de</strong>n im<br />
Einzelfall wi<strong>de</strong>rsprechen (zB das Verbot steuerverschärfen<strong>de</strong>r Analogie). Da <strong>de</strong>r<br />
HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />
101–103<br />
E 81<br />
104
§9 Anm. 104 Abs. 1 Sätze 1 und 2: Allg. WKTatbestand<br />
Aufwendungsbegriff nach hM in Anlehnung an § 8 Abs. 1 <strong>de</strong>finiert wird (s.<br />
Anm. 65), sollte sich auch die Bewertung von Sachaufwendungen vorrangig an<br />
§ 8 orientieren (im Ergebnis glA Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984,<br />
350; Blümich/Glenk, § 8 Rn. 81; so auch ausdrücklich Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 18). Die bei<strong>de</strong>n Wertkategorien können aufgrund örtlicher, sachlicher o<strong>de</strong>r<br />
persönlicher Beson<strong>de</strong>rheiten uU voneinan<strong>de</strong>r abweichen; die Unterscheidung<br />
wird allerdings meist keine o<strong>de</strong>r nur geringe praktische Be<strong>de</strong>utung haben (zust.<br />
Stark aaO.). Eine eventuelle Einbindung <strong>de</strong>s Bewertungsobjekts in eine größere<br />
wirtschaftliche Einheit ähnlich <strong>de</strong>m Teilwertgedanken ist für bei<strong>de</strong> Bewertungsmaßstäbe<br />
dagegen unerheblich.<br />
Nach BFH v. 19.1.1982 – VIII R 102/78, BStBl. II 1982, 533 entspricht <strong>de</strong>r aufgeopferte<br />
Vermögenswert beim Verlust <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Eigentums an einem<br />
Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten abzüglich <strong>de</strong>r bis zu<br />
diesem Zeitpunkt vorgenommenen Abschreibungen; uE gilt dies nur im Anwendungsbereich<br />
<strong>de</strong>r Absetzungsregelung gem. Abs. 1 Nr. 7 (zB für eine AfaA<br />
gem. § 7 Abs. 1 Satz 6). Bei Sachleistungen im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Satz 1 erfolgt die Bewertung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße dagegen mit <strong>de</strong>n<br />
örtlichen Mittelpreisen <strong>de</strong>s Verbrauchsorts bzw. <strong>de</strong>m gemeinen Wert (str.; s.<br />
hierzu Anm. 81 betr. negative Einnahmen).<br />
Für <strong>de</strong>n Fall, daß ein als Einnahme versteuerter und nach § 8 Abs. 2 zu bewerten<strong>de</strong>r<br />
Nutzungsvorteil zur Erzielung von Überschußeinkünften verwen<strong>de</strong>t wird<br />
(s. BFH v. 4.6.1996 – IX R 70/94, BFH/NV 1997, 20), erscheint es uE sachgerecht,<br />
<strong>de</strong>n versteuerten Wert als WK anzusetzen (nach Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 18, zwingend).<br />
E 82 82–84<br />
Kreft
Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 105–107 §9<br />
C. Einnahmen als Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
(Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen und Erwerbsbezug<br />
Abs. 1 Satz 1 for<strong>de</strong>rt als notwendige Bedingung zur Qualifikation von Aufwendungen<br />
als WK einen bestimmten Zusammenhang mit Einnahmen; nach <strong>de</strong>m<br />
Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes bil<strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>n Bezugspunkt <strong>de</strong>r zu beurteilen<strong>de</strong>n<br />
Vermögensmin<strong>de</strong>rung.<br />
UE ist die Definition ungenau: Die Aufwendungen müssen nicht in einem finalen<br />
Zusammenhang mit Einnahmen stehen, vielmehr durch eine Leistung (s.<br />
Anm. 116) veranlaßt sein (s. Anm. 117), die ihrerseits <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
dient (s. Anm. 110). Zur personellen Zurechnung von WK insbes. bei Drittaufwendungen<br />
s. Anm. 43.<br />
Einnahmen sind gem. § 8 Abs. 1 alle Güter, die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen<br />
und <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2<br />
Abs. 1 Nr. 4–7 zufließen (zu Einzelheiten s. § 8). Es kann sich um geplante, laufen<strong>de</strong><br />
o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong> Einnahmen han<strong>de</strong>ln.<br />
Erwerbsbezug: Das Fehlen jeglicher <strong>de</strong>m Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong>r Einnahmen<br />
o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r nachhaltigen Einnahmeerzielungsabsicht (uE richtiger Einkunftserzielungsabsicht<br />
= Erwerbsbezug; s. Anm. 110) schließt die Geltendmachung<br />
von WK aus, da kein unter die Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 fallen<strong>de</strong>r<br />
Tatbestand vorliegt (vgl. hierzu BFH v. 25.6.1984 – GrS 4/82, BStBl. II<br />
1984, 751 unter C III., IV.; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/NV 1996, 28;<br />
Schmidt/Seeger XXIII. § 2 Rn. 18)<br />
Ob es sich um stpfl. o<strong>de</strong>r lediglich stbare Einnahmen han<strong>de</strong>ln muß, konkretisiert<br />
§ 9 nicht (s. Anm. 107). Zumin<strong>de</strong>st im Inland stbare Einnahmen müssen allerdings<br />
geplant sein, da es ansonsten an einem strelevanten Tatbestand fehlt (s.<br />
auch Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />
53 f.). Einen Bezug zu einer bestimmten Einkunftsart o<strong>de</strong>r Einkunftsquelle<br />
for<strong>de</strong>rt Abs. 1 Satz 1 seinem Wortlaut nach nicht (an<strong>de</strong>rs die Rechtsfolgeanordnung<br />
<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2 u. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 betr. Schuldzinsen). Wegen<br />
teilentgeltlicher Rechtsgeschäfte s. Anm. 112.<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Steuerbare o<strong>de</strong>r steuerpflichtige Einnahmen<br />
Üblicherweise wird in Rspr. und Schrifttum festgestellt, daß Aufwendungen nur<br />
dann als WK in Betracht kommen, wenn sie mit stpfl. Einnahmen bzw. Einkünften<br />
(s. Anm. 110) im Zusammenhang stehen. Das Erfor<strong>de</strong>rnis stpfl. Einnahmen<br />
wird dabei teilweise aus <strong>de</strong>m Umstand geschlossen, daß § 9 Abs. 1<br />
Satz 1 auf <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen in § 8 Abs. 1 Bezug nimmt (so v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 144). Die Einnahmen dürfen nicht stbefreit sein<br />
(zB gem. §§ 3, 3b o<strong>de</strong>r aufgrund von DBA); dabei wird auf § 3c verwiesen.<br />
Vgl. zB BFH v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2002, 668; v. 23.11.2000 – VI R 93/<br />
98, BStBl. II 2001, 199; FG Hamb., EFG 2001, 1423, rkr.; s. auch Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 4; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 144–151; Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 87; Frotscher, § 9 Rn. 52; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 47.<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 85<br />
105<br />
106<br />
107
108–109<br />
110<br />
§9 Anm. 107–110 Abs. 1 Satz 1: Einnahmen als<br />
Stellungnahme: Stsystematisch betrachtet verkennt die hM, daß die StFreiheit<br />
von Einnahmen bzw. Einkünften lediglich zu einem Abzugsverbot führt, nicht<br />
jedoch die grundqualifikatorische Eigenschaft <strong>de</strong>r Aufwendungen als WK beeinträchtigt<br />
(zu <strong>de</strong>m in § 3c enthaltenen Abzugsverbot). Begrifflich können auch<br />
insoweit WK vorliegen, als sie nicht bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n können (sog. nichtabziehbare WK). Für die Grundqualifikation<br />
von Aufwendungen als WK genügt daher uE ein Zusammenhang mit steuerbaren<br />
Einkünften, dh. präziser mit einer auf stbare Einkunftserzielung ausgerichteten<br />
Erwerbsleistung (glA Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />
Einkommensteuerrecht, 53; Kreft, FR 2002, 657 [664]; Blümich/Thürmer, §9<br />
Rn. 112; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 58, 203; wohl auch Wassermeyer,<br />
StuW 1982, 355 f.). Als stbar können solche Bezüge bezeichnet wer<strong>de</strong>n,<br />
die nach <strong>de</strong>n Wertungen <strong>de</strong>s Gesetzgebers im steuerverhafteten Einkünftebereich<br />
anfallen. Wenngleich sowohl bei gänzlich fehlen<strong>de</strong>m strelevanten<br />
Erwerbsbezug als auch bei einem Zusammenhang mit stfreien Einkünften im<br />
Ergebnis gleichermaßen ein Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen bei <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung<br />
ausschei<strong>de</strong>t, ist die og. Differenzierung zumin<strong>de</strong>st aus rechtsmethodischen<br />
Grün<strong>de</strong>n sinnvoll und erfor<strong>de</strong>rlich.<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Einnahme- o<strong>de</strong>r Einkunftserzielung?<br />
Nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut müssen Aufwendungen, um WK zu sein, „zur Erwerbung,<br />
Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“ dienen. Diese Begriffe können<br />
zusammenfassend durch „Einnahmeerzielung“ ersetzt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 2). Ob sich die Aufwendungen – <strong>de</strong>m Wortlaut entsprechend – tatsächlich<br />
auf die Einnahmen (so zB BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/02, FR 2003,<br />
195; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 6; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />
Rn. 41; Kruse, FR 1981, 473; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 144; v. Bornhaupt,<br />
FR 1982, 314) o<strong>de</strong>r vielmehr auf die Einkünfte (so zB BFH v. 2.3.1962 –<br />
VI 79/60 S, BStBl. II 1962, 192: „Betriebsausgaben und WK sind ihrer Art nach<br />
gemeinsam Aufwendungen zur Erzielung von Einkünften“; v. 18.11.1980 – VIII<br />
R 194/78, BStBl. II 1981, 510) beziehen müssen, ist str.<br />
Stellungnahme: UE verlangt Abs. 1 Satz 1 über <strong>de</strong>n Wortlaut hinaus eine Verbindung<br />
zwischen Aufwendungen und Einkünften. Durch die Bezugnahme auf<br />
Einkünfte sollen Aufwendungen im nicht stbaren Bereich wegen fehlen<strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht<br />
von <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
Da StPflicht nur eintritt, wenn auf eine größere Zahl von Jahren gesehen positive<br />
Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n (an<strong>de</strong>renfalls liegt uU eine nicht stpfl. Liebhaberei<br />
vor), sollte anstelle Einnahmeerzielung besser <strong>de</strong>r Begriff Einkunftserzielung<br />
verwandt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wortlaut und historische Entwicklung (das EStG 1934 führt „Einnahmen“ statt<br />
„Einkünfte“ ein) stehen <strong>de</strong>m nicht entgegen: Der Wortlaut trifft in vieler Hinsicht<br />
nicht <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Vorschrift, die auf eine einheitliche am Veranlassungsgedanken<br />
ausgerichtete Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen (WK und BA)<br />
von <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung gerichtet sein muß.<br />
Die finale Ausrichtung und die Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ sind<br />
zu eng; Aufwendungen sind zwar von <strong>de</strong>n Einnahmen abzuziehen, sie stehen aber<br />
nicht in einem so engen Zusammenhang, wie es Abs. 1 glauben macht, vielmehr ist<br />
Bin<strong>de</strong>glied die auf Einkunftserzielung gerichtete Leistung.<br />
E 86 Kreft
Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 110–112 §9<br />
Das Fehlen <strong>de</strong>r Erwerbsleistung erklärt auch die Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs „Einnahmen“,<br />
<strong>de</strong>nn das EStG bezeichnet die Erwerbsleistungen <strong>de</strong>r einzelnen Einkunftsarten<br />
regelmäßig durch Aufzählung von Einnahmen (vgl. §§ 19, 20, 21).<br />
Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Wortlaut entsprechend auf „Einnahmen“ abgestellt, so wür<strong>de</strong> die<br />
eben durch das Veranlassungsprinzip gewonnene Gleichbehandlung von WK<br />
mit BA wie<strong>de</strong>r aufgegeben, da BA keinen Einnahmebezug kennen; sie sind vielmehr<br />
abziehbar, wenn sie durch <strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt sind (§ 4 Abs. 4), <strong>de</strong>r seinerseits<br />
mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wer<strong>de</strong>n muß (§ 15 Abs. 2).<br />
In <strong>de</strong>r stl. Praxis wird diese Streitfrage – worauf Drenseck (in Schmidt XXIII.<br />
§ 9 Rn. 6) zu Recht hinweist – keine allzu große Be<strong>de</strong>utung haben, da Aufwendungen<br />
letztlich nur im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>r § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 als<br />
WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Einnahmen bei teilentgeltlichen Rechtsgeschäften<br />
Abs. 1 Satz 1 nennt – ohne nähere Konkretisierung – Einnahmen als Bezugspunkt<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen. Ohne Einnahmen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st die Absicht, Einnahmen<br />
(richtiger Einkünfte, s. Anm. 110) zu erlangen, fehlt es beim Stpfl. an<br />
einer Grundvoraussetzung für <strong>de</strong>n WKAbzug (zB bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung).<br />
Entsprechend diesem Grundsatz können teilentgeltliche Rechtsgeschäfte<br />
zu einer Kürzung <strong>de</strong>s WKUmfangs führen, ohne daß <strong>de</strong>m ein Aufteilungsverbot<br />
entgegensteht (sog. WKKappung, s. auch Anm. 200–203).<br />
Teilentgeltlichkeit kann sich zum einen auf die eingeschränkte Nutzung einer<br />
Einkunftsgrundlage beziehen (zB geplante Vermietung nur einer Wohnung in<br />
einem Mehrfamilienhaus); zum an<strong>de</strong>ren kann es sich auch um eine reduzierte<br />
Einnahmenhöhe han<strong>de</strong>ln.<br />
Bei nur eingeschränkter Nutzung einer Einkunftsgrundlage können sich<br />
Probleme bei <strong>de</strong>r Aufwendungszuordnung ergeben. Unmittelbar <strong>de</strong>m nicht erwerbsbezogen<br />
genutzten Bereich zuzuordnen<strong>de</strong> Einzelkosten sind vom WKAbzug<br />
ausgeschlossen; die gesamte Einkunftsgrundlage betreffen<strong>de</strong> Aufwendungen<br />
sind nach einem sachgerechten Aufteilungsschlüssel zuzuordnen. § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 gilt uE insoweit nicht. Hierher gehören auch die in <strong>de</strong>r Praxis häufig problematischen<br />
Fälle <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei <strong>de</strong>r Finanzierung gemischt genutzter<br />
Grundstücke (vgl. BFH v. 25.3.2003 – IX R 22/01, BStBl. II 2004, 348;<br />
v. 16.4.2002 – IX R 65/98, BFH/NV 2002, 1154; v. 9.7.2002 – IX R 65/00,<br />
BStBl. II 2003, 389; s. hierzu auch BMF v. 16.4.2004, FR 2004, 608).<br />
Reduzierte Einnahmenhöhe: Zwischen frem<strong>de</strong>n Dritten ist für das Vorliegen<br />
<strong>de</strong>r strelevanten Einkünfteerzielungsabsicht unerheblich, ob die realisierten o<strong>de</strong>r<br />
erwarteten Bezüge <strong>de</strong>r marktüblichen Höhe entsprechen; wegen <strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n<br />
wirtschaftlichen Interessen kann die Wertäquivalenz ohne Beeinträchtigung<br />
<strong>de</strong>s WKUmfangs in aller Regel unterstellt wer<strong>de</strong>n. Verzichtet <strong>de</strong>r Stpfl. gegenüber<br />
„nahestehen<strong>de</strong>n Personen“ (die Konturen <strong>de</strong>s Begriffs sind unscharf; s.<br />
auch § 1 AStG) o<strong>de</strong>r Angehörigen iSd. § 15 AO ganz o<strong>de</strong>r teilweise auf die Einkünfteerzielung,<br />
so kommt nach <strong>de</strong>r Rspr. (zB <strong>de</strong>m Rechtsgedanken <strong>de</strong>s § 3c<br />
folgend: BFH v. 14.1.1998 – X R 57/93, DStR 1998, 887) eine völlige Versagung<br />
o<strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>m Einkünfteverzicht entsprechen<strong>de</strong> Kürzung <strong>de</strong>s WKAbzugs in Betracht;<br />
es fehlt insoweit an einer erwerbsbezogenen Veranlassung, falls für <strong>de</strong>n<br />
Einnahmeverzicht persönliche, im privaten Bereich liegen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> maßgeb-<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 87<br />
111<br />
112
113–114<br />
115<br />
§9 Anm. 112–115 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
lich sind. Ein Aufteilungsverbot greift nach hM bei Teilentgeltlichkeit nicht ein.<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verwaltungsvereinfachung und <strong>de</strong>r Rechtssicherheit sollte jedoch<br />
in Anlehnung an § 21 Abs. 2 wie bei frem<strong>de</strong>n Dritten von <strong>de</strong>r Vollentgeltlichkeit<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n, sofern eine 56 vH-Grenze <strong>de</strong>s ortüblichen Entgelts<br />
nicht unterschritten wird. Eine Aufteilung könnte sich aber gleichwohl bei<br />
teilweise fehlen<strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht ergeben (vgl. hierzu auch BFH v.<br />
5.11.2002 – IX R 48/01, BFH/NV 2003, 253: Bei Mietzins unter 75 vH <strong>de</strong>r<br />
ortsüblichen Miete ist Einkünfteerzielungsabsicht auch bei langfristiger Vermietung<br />
zu prüfen.).<br />
Bei einem Teilentgelt von völlig untergeordnetem Charakter (üblicherweise<br />
10 vH <strong>de</strong>r realisierbaren Markteinnahmen) ist uE nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz<br />
<strong>de</strong>r WKAbzug gänzlich zu versagen.<br />
Einstweilen frei.<br />
D. Zusammenhang zwischen Aufwendungen und Einnahmen,<br />
insbes. Veranlassungsprinzip (Abs. 1 Satz 1)<br />
I. Der Gesetzeswortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />
1. Steuergesetzliche Unschärfen und Interpretationsvielfalt<br />
Für die sog. Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 bestimmt<br />
§ 9 die tatbestandsmäßigen Voraussetzungen, unter <strong>de</strong>nen Aufwendungen<br />
als WK zu qualifizieren sind. Daraus folgt als Ausfluß <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips<br />
ihr Abzug von <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n strelevanten Einnahmen. Um die<br />
Erwerbssphäre vom Einkommensverwendungsbereich sachgerecht abzugrenzen,<br />
for<strong>de</strong>rt Abs. 1 Satz 1 einen bestimmten Zusammenhang zwischen Aufwendungen<br />
und Einnahmen. Die Konkretisierung <strong>de</strong>s gesetzlich verlangten Erwerbsbezugs<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen bereitet allerdings sowohl aus stsystematischer<br />
Sicht als auch in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis erhebliche Schwierigkeiten, wohl nicht<br />
zuletzt wegen <strong>de</strong>s knappen und unklaren Gesetzestextes, <strong>de</strong>n terminologischen<br />
Ungereimtheiten innerhalb <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Aufwendungspositionen sowie<br />
<strong>de</strong>r Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Lebenssachverhalte.<br />
Unklarer Gesetzeswortlaut: Nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 müssen<br />
Aufwendungen, um WK zu sein, „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r<br />
Einnahmen“ dienen. Zusammenfassend be<strong>de</strong>utet dies, daß eine zweckgerichtete<br />
Verbindung <strong>de</strong>r Aufwendungen mit einer stbaren Einnahmeerzielung bestehen<br />
muß (s. auch Abs. 1 Satz 3 Nr. 2). Es läßt sich verkürzt auch von einem Erwerbsbezug<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen (s. auch Kreft, FR 2002, 657 [665]: „konkreter<br />
Erwerbsbezug“) sprechen, <strong>de</strong>r sowohl vom Lebensführungs- als auch vom Vermögensbereich<br />
abzugrenzen ist. Der in Abs. 1 Satz 1 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aufzählung<br />
<strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ kommt in diesem Zusammenhang<br />
keine eigenständige Be<strong>de</strong>utung zu (s. eingehend Anm. 121). Zu <strong>de</strong>n<br />
Begriffen „Aufwendungen“ und „Einnahmen“ s. Anm. 65, 105.<br />
Unter welchen Voraussetzungen <strong>de</strong>m Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong> Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />
zur Einnahmeerzielung dienen, sagt Abs. 1 Satz 1 nicht. Aus <strong>de</strong>m formalen<br />
Aufbau <strong>de</strong>s § 9 insgesamt und <strong>de</strong>n dort zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einzelregelungen<br />
(Abs. 1 Satz 3 Nr. 1–7) lassen sich nur bedingt Rückschlüsse auf die Art <strong>de</strong>s qualifikationserheblichen<br />
Zusammenhangs ziehen (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus VuV, 1984, 53–62). Es muß daher vor allem auf <strong>de</strong>n Gesetzeszweck<br />
E 88 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 115 §9<br />
als Auslegungsmaßstab zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (s. dazu Anm. 6); die Meinungen<br />
zu einer auf Basis <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips sachgerechten und praktikablen<br />
Aufwendungsabgrenzung und -zuordnung sind <strong>de</strong>mzufolge unterschiedlich.<br />
Unterschiedliche Meinungsrichtungen: Die verschie<strong>de</strong>nen Interpretationsansätze<br />
und Rechtsauffassungen zum steuergesetzlich gebotenen Zusammenhang<br />
zwischen Aufwendungen und Einnahmen lassen sich grob in zwei Gruppen<br />
unterteilen. Die Rechtsanwendung im Einzelfall führt in Abhängigkeit vom<br />
jeweiligen stsystematischen Grundverständnis teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen;<br />
diese Unterschie<strong>de</strong> sollten allerdings für die Besteuerungspraxis nicht<br />
überbewertet wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; grundlegend<br />
zum Theorienstreit: Rauch, Nachträgliche WK – Zu späte Aufwendungen?,<br />
1996, 32 ff.):<br />
E Strenger und erweiterter finaler WKBegriff: Aus <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />
(„zur Erwerbung...<strong>de</strong>r Einnahmen“) folgerte vor allem zunächst die ältere BFH-<br />
Rspr., daß für die stl. Einstufung einer Aufwendung als WK ein streng finaler Zusammenhang<br />
zu <strong>de</strong>n Einnahmen gegeben sein müßte; danach müssen die Aufwendungen<br />
– im Regelfall unmittelbar – zum Zweck <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung getätigt<br />
wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 15.11.1957 – VI 79/55 U, BStBl. III 1958, 103). An<br />
dieser strengen Auslegung hat die Rspr. aber ab Anfang <strong>de</strong>r 60er Jahre nicht<br />
mehr festgehalten (s.u.). Bis heute wird jedoch im strechtlichen Schrifttum vertreten,<br />
<strong>de</strong>r finale WKBegriff sei entsprechend <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung, wer<strong>de</strong> jedoch im Bereich seiner ver<strong>de</strong>ckten Regelungslücken<br />
(bei Aufwendungen trotz gesicherter Einnahmen, bei nachträglichen und<br />
unfreiwilligen Ausgaben und Abwehraufwendungen) zur Unvollkommenheit<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 152 ff.) durch das Kriterium<br />
<strong>de</strong>r Veranlassung erweitert (sog. „erweiterter finaler WKBegriff“: zB<br />
Kruse, FR 1981, 473; Kruse, FS für W. Ritter, 1997, 416 ff.; Stapperfend, FS<br />
Kruse, 2001, 533 ff., 535). Die Vertreter dieser Auslegung kritisieren, daß bis<br />
heute die Rspr. zum veranlassungsorientierten WKBegriff (s.u.) keine Rechtsgrundlage<br />
für die Bestimmung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip<br />
benannt hat (so insbes. Stapperfend, FSKruse, 2001, 533 [535] unter Hinweis<br />
auf v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171, <strong>de</strong>r jedoch eine ausreichen<strong>de</strong> Basis<br />
darin sieht, daß <strong>de</strong>r BFH bewußt o<strong>de</strong>r unbewußt die Regelungslücken im Wege<br />
<strong>de</strong>r richterlichen Rechtsfortbildung geschlossen hat).<br />
E Veranlassungsorientierter WKBegriff: Die mittlerweile hM stellt jedoch ab auf die<br />
Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen durch eine stbare Einnahmeerzielung bzw.<br />
durch eine auf stbare Einnahmeerzielung (richtiger auf Einkunftserzielung,<br />
s. Anm. 110) ausgerichtete Leistung (s. zum verknüpfen<strong>de</strong>n Leistungsverhältnis<br />
Anm. 116). WK und Betriebsausgaben (§ 4 Abs. 4) wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach<br />
als <strong>de</strong>ckungsgleich beurteilt.<br />
Vgl. geän<strong>de</strong>rte BFH-Rspr. ab BFH v. 2.3.1962 – VI 79/60 S, BStBl. III 1962, 192; zB<br />
BFH v. 1.7.1994 – VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/<br />
NV 1996, 28; v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2002, 668; zB v. Bornhaupt in K/<br />
S/M, § 9 Rn. B 172; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; Offerhaus, BB 1979,<br />
620 f.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />
im Einkommensteuerrecht, 49 ff.; Kreft, FR 2002, 657, 665; Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 227 ff.; Lang/Seer, FR 1994, 521, 524; Prinz, StuW 1996,<br />
267.<br />
Die konkreten Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs und die vorzunehmen<strong>de</strong>n<br />
strechtlichen Gewichtungen bei einem in Betracht kommen<strong>de</strong>n<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 89
116<br />
117<br />
§9 Anm. 115–117 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Veranlassungsspektrum sind jedoch innerhalb dieses Theorienansatzes str. (s.<br />
eingehend Anm. 142; zur Unterscheidung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppen von Veranlassungs-<br />
und Kausaltheorien vgl. Wanner, StuW 1987, 310–318; Kreft, Vorab<br />
veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 54 ff.).<br />
2. Das Leistungsverhältnis als fehlen<strong>de</strong>s Verknüpfungselement<br />
a) Fehlen<strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmal <strong>de</strong>r Erwerbsleistung<br />
(als „Einkunftsquelle“)<br />
Die Formulierung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 legt die Annahme nahe, Aufwendungen<br />
und Einnahmen müßten sich in einer direkten Beziehung zueinan<strong>de</strong>r befin<strong>de</strong>n<br />
(„Aufwendungen zur Erwerbung ... von Einnahmen“). Dies ist allerdings in <strong>de</strong>r<br />
Mehrzahl <strong>de</strong>r Fälle unzutreffend; <strong>de</strong>nn die unmittelbare Bezugnahme <strong>de</strong>s allgemeinen<br />
WKBegriffs auf die Einnahmen ist zu eng, weil die strelevante Einnahmeerzielung<br />
(richtiger Einkünfteerzielung, s. Anm. 110) regelmäßig ein Han<strong>de</strong>ln<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. (Tun, Dul<strong>de</strong>n, Unterlassen) o<strong>de</strong>r ein Rechtsverhältnis (zB eine Darlehens-<br />
o<strong>de</strong>r Mietüberlassung) voraussetzt, durch welches die Aufwendungen ausgelöst<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf die Erwerbsleistung bezogene Interpretation: Die stbare Erwerbsleistung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. (so zusammenfassend Raupach in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980,<br />
407 f.), die letztlich <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dient,<br />
ist das Verknüpfungselement zwischen Aufwendung und Einnahme; diese Leistung,<br />
nicht die Aufwendung selbst, dient idR <strong>de</strong>r Einnahme- bzw. Einkunftserzielung.<br />
So auch u.a. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206ff.: „finale Handlungslehre“;<br />
Tipke, StuW 1979, 200 f.; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung<br />
und Verpachtung, 1984, 219–221; Prinz, StuW 1996, 267 (270): „Veranlassung durch<br />
eine konkrete, <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> Erwerbsleistung“; Kreft, FR 2002,<br />
657 (664); zur Erwerbstätigkeit als Einkommensgegenstand generell Bayer, BB 1988, 1,<br />
141, 213.<br />
Der allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1, <strong>de</strong>r die stbare Erwerbstätigkeit als<br />
Grundtatbestand für das Entstehen von Aufwendungen in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
nicht erwähnt, ist gedanklich um dieses Bin<strong>de</strong>glied zu ergänzen. Die Rspr. folgt<br />
<strong>de</strong>m im Wege einer ver<strong>de</strong>ckten Rechtsfortbildung meist, in<strong>de</strong>m sie einen wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. mit seinem Beruf, einer<br />
kapitalmäßigen Nutzungsüberlassung, einer Vermietungs- und Verpachtungstätigkeit<br />
o<strong>de</strong>r einer sonstigen Leistung iSd. § 22 for<strong>de</strong>rt.<br />
Vgl. etwa BFH v. 1.7.1994 – VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273 zu § 19; v. 2.5.2001 – VIII<br />
R 32/00, BFH/NV 2001, 1175 zu § 20; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/NV 1996, 28<br />
zu § 21; v. 5.5.1993 – X R 128/90, BStBl. II 1003, 867 zu § 22. Für das Schrifttum gilt<br />
gleiches, etwa v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171 ff.; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 7; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 61;<br />
Stark in L/B/P, § 9 Rn. 71; Frotscher, § 9 Rn. 11 ff.).<br />
b) Zweifache Voraussetzung: Veranlassung durch eine Erwerbsleistung<br />
(Einkunftsquelle), die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dient<br />
Folgt man mit <strong>de</strong>r hM einem veranlassungsbezogenen (statt einem finalen)<br />
WKBegriff und erkennt man, daß Aufwendungen und Einnahmen nicht in einer<br />
direkten Beziehung zu einan<strong>de</strong>r stehen, son<strong>de</strong>rn daß als Bin<strong>de</strong>glied eine Erwerbsleistung<br />
hinzuzu<strong>de</strong>nken ist (s. Anm. 116), dann tritt eine Aufspaltung in<br />
zwei Voraussetzungen ein:<br />
E 90 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 117–121 §9<br />
p Die Aufwendungen müssen ausschließlich, wesentlich o<strong>de</strong>r in abgrenzbarem<br />
Umfang durch ein strelevantes Leistungsverhältnis (dh. die berufliche Tätigkeit,<br />
die Kapitalüberlassung, die Vermietung, das Rechtsverhältnis iSd. § 22; s.<br />
Anm. 116) ausgelöst, motiviert o<strong>de</strong>r bewirkt sein (zur Interpretation <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs<br />
s. Anm. 140)<br />
p diese Erwerbstätigkeit muß letztlich <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dienen.<br />
Vgl. ähnlich Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206ff.; Tipke in Söhn<br />
(Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im<br />
EStRecht, 1980, 6–8; Prinz, StuW 1996, 267 (270); Kreft, FR 2002, 657, 644. Die<br />
Rspr. folgt <strong>de</strong>m regelmäßig, s. Anm. 116 mwN.<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“<br />
Nach <strong>de</strong>m finalen Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 sind WK Aufwendungen „zur Erwerbung,<br />
Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“.<br />
Die einzelnen Begriffe:<br />
E „Erwerbung“ von Einnahmen be<strong>de</strong>utet, daß bisher noch nicht bestehen<strong>de</strong> Bezüge<br />
o<strong>de</strong>r die Erhöhung von Bezügen erstrebt wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Begriff „Erwerbung“<br />
hat insoweit einen einnahmebezogenen Zukunftsaspekt und erfaßt auch die Fallgruppe<br />
vorab entstan<strong>de</strong>ner (besser: vorab veranlaßter) Aufwendungen (glA v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 113; ausf. dazu Anm. 162–166).<br />
E „Sicherung“ von Einnahmen ist Schutz gegen <strong>de</strong>n Verlust abfließen<strong>de</strong>r Bezüge.<br />
E „Erhaltung“ von Einnahmen be<strong>de</strong>utet Gewährleistung <strong>de</strong>s Weiterbezugs von<br />
Einnahmen <strong>de</strong>r Art und <strong>de</strong>r Höhe nach.<br />
E „und“: Bei <strong>de</strong>r gesetzlichen Grund<strong>de</strong>finition von WK in Abs. 1 Satz 1 wer<strong>de</strong>n<br />
die Begriffe „Erwerbung, Sicherung, Erhaltung“ adjektivisch mit einem „und“<br />
verknüpft. Dies ist sowohl sprachlich wie inhaltlich ungenau und muß durch ein<br />
„o<strong>de</strong>r“ ersetzt wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Offerhaus, BB 1979, 621; Prinz, FR 1986,<br />
399; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 117). Die einzelnen Bedingungskomponenten<br />
müssen nicht kumulativ vorliegen, son<strong>de</strong>rn ein alternatives Auftreten ist<br />
nach allg. Meinung ausreichend.<br />
Stellungnahme: Aus <strong>de</strong>n vom Gesetzgeber verwen<strong>de</strong>ten Bezeichnungen ist<br />
zwar ersichtlich, daß es verschie<strong>de</strong>ne Arten von WK geben kann; diese wer<strong>de</strong>n<br />
aber mehr ange<strong>de</strong>utet als scharf begrenzt (so schon Strutz, Kommentar zum<br />
EStG 1925, I. Bd., § 16 Anm. 8 Abs. 1). Erhaltung be<strong>de</strong>utet Gewährleistung <strong>de</strong>s<br />
Weiterbezugs und damit zugleich „Sicherung“. Damit umfaßt die „Erhaltung“<br />
von Einnahmen <strong>de</strong>ren „Sicherung“. Da die Sicherung bezogener Einnahmen<br />
gegen Verluste Aufwendungen auf das Vermögen bil<strong>de</strong>t, sofern nicht gleichzeitig<br />
die Erzielung neuer Einnahmen aus diesem Vermögen als Einkunftsgrundlage<br />
erstrebt wird, dienen auch „Sicherung“ und „Erhaltung“ <strong>de</strong>r „Erwerbung“<br />
künftiger Einnahmen. Die Begriffe gehen somit ineinan<strong>de</strong>r über und ermöglichen<br />
häufig keine klare Aufwendungszuordnung und -abgrenzung. Der Wortlaut<br />
<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 ist daher gera<strong>de</strong> in Grenzfällen für eine Aufwendungsqualifikation<br />
unergiebig.<br />
Seit jeher ist in Rspr. und Schrifttum <strong>de</strong>shalb wohl auch darauf verzichtet wor<strong>de</strong>n,<br />
die in <strong>de</strong>r Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Begriffe „Erwerbung,<br />
Sicherung und Erhaltung“ wortgetreu und überschneidungsfrei zu interpretieren.<br />
Mangels selbständiger, in <strong>de</strong>n Konturen klar erkennbarer<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
118–120<br />
E 91<br />
121
122–129<br />
130<br />
131<br />
132<br />
§9 Anm. 121–132 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Begriffsinhalte erübrigt sich eine genaue Abgrenzung. Die verwen<strong>de</strong>ten Ausdrücke<br />
sollen lediglich bestimmte, mit einer Aufwendung bezweckte Wirkungsrichtungen<br />
umgrenzen; gleichwohl ist unumstritten, daß die ange<strong>de</strong>uteten Wirkungsrichtungen<br />
miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind und nicht ein<strong>de</strong>utig voneinan<strong>de</strong>r<br />
unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Zu<strong>de</strong>m ist das Rangverhältnis <strong>de</strong>r Begriffe untereinan<strong>de</strong>r<br />
unklar. Zusammenfassend ist uE gemeint, daß die Aufwendungen zur<br />
Einnahmeerzielung dienen müssen (wegen Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
s. Anm. 110).<br />
Vgl. bereits Strutz, EStG 1925, § 16 Anm. 8; s. auch Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben<br />
– WK, München 1974, 9; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 168 f.;<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 116–118; Raupach in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 411<br />
spricht anschaulich von einer „topischen“ Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe, dh. es wer<strong>de</strong>n bestimmte<br />
Zielrichtungen <strong>de</strong>r WK herausgegriffen, da man das allg. Rechtsprinzip nicht<br />
klar formulieren konnte.<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Allgemeines zum Veranlassungsprinzip<br />
1. Überblick zum Veranlassungsprinzip<br />
Das Veranlassungsprinzip wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Rspr. im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />
in Erweiterung <strong>de</strong>s finalen WKBegriffs einheitlich für Betriebsausgaben und<br />
Werbungskosten bei allen Überschußeinkünften entwickelt (s. Anm. 132 ff.).<br />
Der veranlassungsbezogene WKBegriff geht auf <strong>de</strong>n Anlaß (= auslösen<strong>de</strong>s Moment)<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen zurück und umfaßt damit auch alle Fälle <strong>de</strong>s finalen<br />
WKBegriffs (s. Anm. 138), stellt aber nicht auf die naturwissenschaftliche Kausalität<br />
ab (s. Anm. 142); zum Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl. s. Anm. 143. Der Veranlassungszusammenhang<br />
muß nicht zwischen Aufwendungen und Einnahmen bestehen,<br />
son<strong>de</strong>rn zu einem <strong>de</strong>r Einkunftserzielungsabsicht dienen<strong>de</strong>n<br />
Erwerbsbeitrag <strong>de</strong>s Stpfl. führen (s. Anm. 116, 145). Ob <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />
subjektiv o<strong>de</strong>r objektiv sein muß, ist str. (s. Anm. 146–149); ein mittelbarer Zusammenhang<br />
genügt (s. Anm. 152); <strong>de</strong>r wirtschaftliche Zusammenhang geht<br />
<strong>de</strong>m rechtlichen vor (s. Anm. 153); ein zeitlicher und örtlicher Zusammenhang<br />
wird nicht gefor<strong>de</strong>rt (s. Anm. 154).<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
Veranlassungszusammenhang als übergeordnetes Prinzip <strong>de</strong>r Rechtsanwendung:<br />
Die finale WKDefinition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 bewirkt eine planwidrige<br />
Einschränkung <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach abziehbarer Erwerbsaufwendungen (vgl. eingehend<br />
zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen durch teleologische Reduktion gewonnenen Fallgruppen<br />
Anm. 139). Bei sachgerechter Orientierung am Nettoprinzip ist eine<br />
Erweiterung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r WK geboten.<br />
Nach einer jahrzehntelang innerhalb <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten schwanken<strong>de</strong>n<br />
Rspr. und intensiven Diskussionen im Schrifttum (vgl. vor allem die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Beiträge in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />
von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980) wird heute vom BFH<br />
allgemein das Veranlassungsprinzip als stsystematisch gebotener Ansatz zur Interpretation<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs, zumin<strong>de</strong>st zur Schließung seiner ver<strong>de</strong>ckten Rege-<br />
E 92 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 132 §9<br />
lungslücken angesehen. Dies gilt einheitlich für sämtliche Überschußeinkunftsarten<br />
iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 und bewirkt <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach die Deckungsgleichheit<br />
mit <strong>de</strong>m BA-Begriff (eingehend mit Hinweis auf die Grenzen <strong>de</strong>r Gleichstellung<br />
Anm. 23). Insofern ist bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs ein <strong>de</strong>utlicher<br />
Erkenntnisfortschritt zu verzeichnen; sämtliche Fallgestaltungen sind durchgängig<br />
auf dieser nunmehr gesicherten dogmatischen Grundlage zu lösen.<br />
Rechtsmethodische Zulässigkeit: Die einheitliche Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />
nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen stjuristischen<br />
Wertungsüberlegungen ist nach hM mit <strong>de</strong>n Grundsätzen teleologischer Rechtsfortbildung<br />
vereinbar.<br />
Vgl. eingehend v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />
von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 185–189; v. Bornhaupt, BB 1981,<br />
774; v. Bornhaupt, DStR 1983, 12–16; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171–173;<br />
Prinz, StuW 1996, 267; enger <strong>de</strong>mgegenüber Kruse, FR 1981, 474 f. Die methodische<br />
Zulässigkeit <strong>de</strong>r erweitern<strong>de</strong>n Auslegung bezweifelt Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben<br />
– Werbungskosten, 1974, 62–65; Stapperfend in FS KRUSE, 2001, 537:<br />
Rechtsfortbildung nur bei <strong>de</strong>n als Regelungslücken anerkannten Fallgruppen <strong>de</strong>r nachträglichen,<br />
unfreiwilligen und abwehren<strong>de</strong>n Aufwendungen; offengelassen bei Wanner,<br />
StuW 1987, 304.<br />
UE ist die rechtsfortbildungsbedingte Übernahme von Veranlassungsgedanken in <strong>de</strong>n<br />
Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte nicht nur zulässig, son<strong>de</strong>rn im Interesse einer sachgerechten<br />
und rechtssicheren Aufwendungsabgrenzung und -zuordnung sogar zwingend<br />
geboten, zumal sich zwischen Zweck und Anlaß einer Aufwendung häufig nicht klar<br />
unterschei<strong>de</strong>n läßt (s. Anm. 141). Es kommt hinzu, daß die Wortwahl im Bereich <strong>de</strong>s<br />
§ 9 das Ergebnis einer zufallsbedingten Formulierung ist (vgl. Anm. 65, 121); <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut<br />
kommt daher nur eingeschränkte Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>r Auslegung zu. Eine<br />
stverschärfen<strong>de</strong> Analogie, <strong>de</strong>ren strechtliche Zulässigkeit str. ist, erfolgt wegen einer<br />
Erweiterung <strong>de</strong>s WKUmfangs in aller Regel nicht (glA v. Bornhaupt, DStR 1983, 15).<br />
Grün<strong>de</strong> für die Übernahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips in <strong>de</strong>n Regelungsbereich<br />
<strong>de</strong>s § 9 sind die folgen<strong>de</strong>n (vgl. v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />
1980, 181–185; Prinz, FR 1986, 401f.):<br />
p Teleologischer Grund: WK und BA erfüllen in unterschiedlichen Einkunftsermittlungssystemen<br />
die gleiche Aufgabe; sie dienen bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>s<br />
objektiven Nettoprinzips, in<strong>de</strong>m Aufwendungen <strong>de</strong>m Einkunftserzielungsbereich<br />
in Abgrenzung zur Sphäre <strong>de</strong>r Einkommensverwendung zugeordnet<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Trennlinie zu § 12 ist i<strong>de</strong>ntisch (vgl. auch BFH v. 28.11.1977 –<br />
GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 108).<br />
p Steuersystematischer Grund: Der Regelungs- und Anwendungsbereich <strong>de</strong>r WK<br />
weist sowohl finale Elemente als auch Veranlassungsgesichtspunkte (§ 9<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 5, § 22 Nr. 4 Satz 2) auf; dies gilt gleichermaßen für <strong>de</strong>n<br />
Normenkomplex <strong>de</strong>r BA (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 172). Die<br />
äußere Systematik <strong>de</strong>s Gesetzes <strong>de</strong>utet <strong>de</strong>mzufolge auf eine Vermengung von<br />
Zweck und Anlaß hin. Da <strong>de</strong>r Veranlassungsgedanke zur Interpretation <strong>de</strong>s<br />
WKBegriffs das finale Element vollinhaltlich mitumfaßt (vgl. Anm. 141; so<br />
auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 173), wird eine Abgrenzung entbehrlich.<br />
p Historischer Grund: WK und BA weisen in ihrer geschichtlichen Entwicklung<br />
eine enge Verzahnung auf (s. Anm. 2, 3). Zum einen ist <strong>de</strong>r BA-Begriff durch<br />
eine Abspaltung aus <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r WK entstan<strong>de</strong>n, ohne daß dadurch eine<br />
weitreichen<strong>de</strong>re Abzugsmöglichkeit geschaffen wer<strong>de</strong>n sollte (s. Begr. zum<br />
EStG 1934, RStBl. 1935, 39); zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong> die Abzugsposition <strong>de</strong>r<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 93
133–134<br />
135<br />
136<br />
§9 Anm. 132–136 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
WK auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit schon immer über ihren finalen Wortlaut hinaus<br />
ausgelegt (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 146–178).<br />
Die genannten Grün<strong>de</strong> ver<strong>de</strong>utlichen, daß die Interpretation <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />
unter Zuhilfenahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips von <strong>de</strong>r allg. juristischen Rechtsfortbildungsmethodik<br />
ge<strong>de</strong>ckt ist, nicht zuletzt im Interesse <strong>de</strong>r Gleichmäßigkeit<br />
<strong>de</strong>r Besteuerung. Darüber hinaus ist das Veranlassungsprinzip ein tragen<strong>de</strong>r<br />
Grundsatz <strong>de</strong>s EStG überhaupt, <strong>de</strong>r in die verschie<strong>de</strong>nsten Regelungsbereiche<br />
Eingang gefun<strong>de</strong>n hat (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 178; s. auch<br />
Prinz, StuW 1996, 267 ff.: „regelungsübergreifen<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzip“).<br />
Zusammenfassung und verbleiben<strong>de</strong> Meinungsunterschie<strong>de</strong>: Durch<br />
Überwindung <strong>de</strong>s zu engen finalen Gesetzeswortlauts mit Hilfe <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
hat die um Rechtsfortbildung bemühte Judikatur <strong>de</strong>n WKBegriff<br />
<strong>de</strong>m BA-Begriff angeglichen und stsystematisch einheitlich für alle Überschußeinkunftsarten<br />
auf eine neue und tragfähige Grundlage gestellt. Auch wenn das<br />
Veranlassungsprinzip bedingt durch die darin eingeschlossenen Zuordnungswertungen<br />
keine bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung völlig problemlose Abgrenzung zwischen<br />
abziehbaren und nichtabziehbaren Aufwendungen ermöglicht, besitzt es<br />
bei rechtssystematisch sauberer Anwendung eine ausreichen<strong>de</strong> Trennschärfe,<br />
um auch in Grenzfällen zu überzeugen<strong>de</strong>n und vorhersehbaren Ergebnissen zu<br />
gelangen (so ausdrücklich Prinz, StuW 1996, 267 [274]).<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Kriterien <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs bleibt die Be<strong>de</strong>utung<br />
objektiver und subjektiver Elemente unklar (s. Anm. 146–149); gleiches gilt<br />
für die Anwendung <strong>de</strong>s Wesentlichkeitsgrundsatzes (s. Anm. 177) und die damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Wertungsüberlegungen bei gemischt veranlaßten Aufwendungen,<br />
die nach Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. nur in Ausnahmefällen aufspaltbar sind (s.<br />
Anm. 179). UE sollte sich <strong>de</strong>r Rechtsanwen<strong>de</strong>r teleologisch stärker am objektiven<br />
Nettoprinzip ausrichten und <strong>de</strong>n rein verfahrensrechtlichen Beweisfragen<br />
einen angemessenen Stellenwert einräumen; aus verfahrensökonomischen<br />
Grün<strong>de</strong>n und Praktikabilitätserwägungen sind in diesem Zusammenhang auch<br />
formell-typisieren<strong>de</strong> Kriterien als Ausfluß differenzieren<strong>de</strong>r Fallgruppensystematik<br />
heranzuziehen (vgl. eingehend Walz, StuW 1986, 2843; zur Typisierung<br />
allgemein s. Anm. 54).<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Geltungsbereich <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
a) Einheitliches Veranlassungsprinzip für Betriebsausgaben und<br />
Werbungskosten<br />
Wegen <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong>n Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 132) sind<br />
WK- und BA-Begriff durch <strong>de</strong>n gleichen qualitativen Zusammenhang zwischen<br />
Aufwendungen und Erwerbsleistung (s. Anm. 116 f.) geprägt; die Deckungsgleichheit<br />
en<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n jeweiligen stgesetzlichen Spezialnormen sowie <strong>de</strong>r dualistischen<br />
Grundstruktur <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung (s. Anm. 23 mwN).<br />
b) Einheitliches Veranlassungsprinzip bei allen Überschußeinkunftsarten<br />
Einheitliche Geltung für Überschußeinkünfte: Der allg. WKBegriff auf<br />
Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips ist in § 9 Abs. 1 Satz 1 für alle Überschußeinkunftsarten<br />
iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 einheitlich festgelegt; er gilt<br />
folglich mit i<strong>de</strong>ntischem rechtlichen Inhalt für<br />
E 94 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 136–138 §9<br />
– Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19);<br />
– Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20);<br />
– Einkünfte aus VuV (§ 21) sowie<br />
– Sonstige Einkünfte iSd. §§ 22, 23.<br />
Dies ist in Rspr. und Schrifttum einmütig anerkannt und entspricht Wortlaut sowie<br />
stsystematischer Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Regelung.<br />
Einheitliche Abgrenzung zum Privatbereich: Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
vom Einkommensverwendungsbereich insbes. bei <strong>de</strong>n Lebensführungskosten<br />
sowie <strong>de</strong>n Vermögensaufwendungen ist daher für sämtliche privaten<br />
Einkunftsarten nach i<strong>de</strong>ntischen Grundsätzen und Maßstäben, dh. konkret <strong>de</strong>m<br />
Veranlassungsprinzip vorzunehmen (vgl. Lang/Seer, FR 1994, 521 [524]: „Die<br />
Funktion <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips besteht darin, möglichst exakt die Min<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r erwerbsbezogenen objektiven Leistungsfähigkeit durch Ausgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Einkommensverwendung auszuschälen“). Entsprechend <strong>de</strong>m objektiven<br />
Nettoprinzip gelten die gleichen Grundsätze bei <strong>de</strong>r Interpretation <strong>de</strong>s BA-Begriffs<br />
gem. § 4 Abs. 4 (s. eingehend Anm. 23).<br />
Unterschie<strong>de</strong> in tatsächlichen Verhältnissen: Der stsystematischen Einheitlichkeit<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs steht nicht entgegen, daß die durch eine Erwerbstätigkeit<br />
veranlaßten Aufwendungen bei <strong>de</strong>n vier Überschußeinkünften in tatsächlicher<br />
Hinsicht bedingt durch <strong>de</strong>ren unterschiedliche Ausgestaltung einen<br />
abweichen<strong>de</strong>n Umfang aufweisen können; insoweit erwachsen bspw. <strong>de</strong>m vermieten<strong>de</strong>n<br />
Hauseigentümer regelmäßig zahlreichere und höhere Erwerbsaufwendungen<br />
als <strong>de</strong>m Kapitaleigner. Die einkunftsartenspezifischen tatsächlichen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten im Werbungskostenumfang wer<strong>de</strong>n auch im Katalog <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1–7 erkennbar, Nr. 4 u. 5 etwa enthalten <strong>de</strong>m Wortlaut nach speziell<br />
auf ArbN zugeschnittene Werbungskostenarten, die allerdings gem. Abs. 3 bei<br />
<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Überschußeinkunftsarten entsprechend abziehbar sind. Diese faktischen<br />
Abweichungen in Anwendungsbereich und Umfang <strong>de</strong>r WK än<strong>de</strong>rn am<br />
einheitlichen strechtlichen Inhalt <strong>de</strong>s WKBegriffs für alle privaten Einkunftsarten<br />
sowie <strong>de</strong>r übergreifen<strong>de</strong>n Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips nichts.<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Verhältnis zum finalen Werbungskostenbegriff <strong>de</strong>r Gesetzesfassung<br />
a) Kein bloß „erweiterter finaler Werbungskostenbegriff“<br />
Das Veranlassungsprinzip bezweckt eine über <strong>de</strong>n Wortlaut hinausgehen<strong>de</strong> Erweiterung<br />
<strong>de</strong>s finalen Werbungskostenbegriffs (s. Anm. 120). Es umfaßt aber<br />
das subjektive Finalitätskriterium vollinhaltlich mit (so auch v. Bornhaupt in K/<br />
S/M, § 9 Rn. B 173); Veranlassung, interpretiert als auslösen<strong>de</strong>s Moment im<br />
Rahmen einer werten<strong>de</strong>n Betrachtung, ist gegenüber <strong>de</strong>m Zweckbegriff das<br />
übergeordnete und umfassen<strong>de</strong> qualitative Merkmal. Bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung<br />
können die Begriffe häufig synonym verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da Finalität integrierte<br />
Teilmenge <strong>de</strong>r Veranlassung ist.<br />
We<strong>de</strong>r aus formalen noch aus materiellen Grün<strong>de</strong>n besteht eine Notwendigkeit,<br />
<strong>de</strong>n finalen WKBegriff lediglich im Bereich seiner ver<strong>de</strong>ckten Regelungslücken<br />
um Veranlassungsgesichtspunkte zu erweitern (so aber vor allem Kruse, FR<br />
1981, 474f., und neuerdings Stapperfend in FS Kruse, 2001, 537). Die Rechtsauffassung<br />
vom erweiterten finalen WKBegriff (vgl. Anm. 115), die wohl vornehmlich<br />
auf rechtsmethodisch geprägten Vorsichtsüberlegungen beruht (s.<br />
Kruse, JbFStR 1981/82, 251), wür<strong>de</strong> vielmehr zu ständigen gedanklichen Ab-<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 95<br />
137<br />
138
139<br />
§9 Anm. 138–139 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
grenzungsschwierigkeiten zwischen Anlaß und Zweck führen, ohne dadurch<br />
materiellrechtlich unterschiedliche Ergebnisse zu bewirken (vgl. Prinz, FR 1986,<br />
402).<br />
b) Die durch <strong>de</strong>n (aufgrund <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips) erweiterten Werbungskostenbegriff<br />
erfaßten Fallgruppen<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Aufwendungsarten, <strong>de</strong>ren einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung<br />
entgegen <strong>de</strong>m finalen Wortlaut <strong>de</strong>s WKBegriffs wegen <strong>de</strong>s engen wirtschaftlichen<br />
Erwerbsbezugs auf Basis <strong>de</strong>s Nettoprinzips allgemein als sachgerecht<br />
empfun<strong>de</strong>n wird, lassen sich nach Auffassung <strong>de</strong>s Schrifttums (zB<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 152–<br />
156; zust. Kruse, FR 1981, 474) zu vier Gruppen zusammenfassen:<br />
Aufwendungen bei gesicherten Einnahmen: Stehen die aus einem strelevanten<br />
Leistungsverhältnis resultieren<strong>de</strong>n Einnahmen unabhängig davon fest, ob<br />
vom Stpfl. Aufwendungen getätigt wer<strong>de</strong>n, so fehlt es an <strong>de</strong>r Zweckbestimmung<br />
<strong>de</strong>r Einnahmeerzielung. Feststehen<strong>de</strong> Einnahmen wer<strong>de</strong>n „durch beson<strong>de</strong>re<br />
Ausgaben we<strong>de</strong>r erworben noch erhöht, noch von ggf. bestehen<strong>de</strong>n Risiken befreit“<br />
(v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />
von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 176). Wegen <strong>de</strong>s engen<br />
wirtschaftlichen Zusammenhangs mit einer einkunftserzielungsorientierten Tätigkeit<br />
kommt <strong>de</strong>nnoch unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten ein WKAnsatz<br />
in Betracht.<br />
Beispiele: Steuerberatungshonorare, die <strong>de</strong>r Eigentümer eines Miethauses für die Ermittlung<br />
seiner Vermietungseinkünfte zahlt, bil<strong>de</strong>n trotz fehlen<strong>de</strong>r Einflußnahme auf<br />
die Höhe <strong>de</strong>r Einnahme WK (BFH v. 30.4.1965 – VI 207/62 S, BStBl. II 1965, 410).<br />
Gleiches gilt für nachweisbar beruflich motivierte Aufwendungen eines unkündbaren<br />
ArbN in <strong>de</strong>r höchsten für ihn erreichbaren Gehaltsstufe zB betr. Nutzung eines Arbeitszimmers,<br />
Fortbildungsmaßnahmen usw.<br />
Nachträgliche Aufwendungen: Wer<strong>de</strong>n von einem Stpfl. Aufwendungen zu<br />
einem Zeitpunkt getätigt, in welchem keine Einnahmen mehr aus einer stl. Erwerbstätigkeit<br />
fließen, so kommt <strong>de</strong>nnoch entsprechend <strong>de</strong>m objektiven Nettoprinzip<br />
eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufwendungsberücksichtigung in Betracht, falls ein<br />
ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang zur früheren Erwerbsleistung besteht<br />
und die Aufwendungen nicht <strong>de</strong>r Vermögenssphäre zuzurechnen sind (vgl.<br />
eingehend Anm. 170). An einer auf Einnahmeerzielung ausgerichteten Zweckbestimmung<br />
fehlt es <strong>de</strong>rartigen nachträglichen Aufwendungen jedoch.<br />
Beispiele: Kosten für Abwicklungsmaßnahmen (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99,<br />
BFH/NV 2003, 1043); Zahlung einer Vertragsstrafe an <strong>de</strong>n früheren ArbG wegen<br />
wettbewerbswidrigen Verhaltens (RFH v. 27.8.1930, RStBl. 1931, 20); abschließen<strong>de</strong><br />
Grundsteuerzahlungen nach Veräußerung eines Mietwohnhauses; Rückzahlung früherer<br />
Mieteinnahmen (evtl. sog. negative Einnahmen). Zu weiteren Einzelheiten s.<br />
Anm. 170 f.<br />
Unfreiwillige Aufwendungen bzw. Zwangsaufwendungen, die beim Stpfl.<br />
ohne o<strong>de</strong>r gegen seinen Willen im Zusammenhang mit einem Erwerbsengagement<br />
anfallen, kommen uU auch dann als WK in Betracht, falls sie nicht zur Erzielung<br />
von Einnahmen zweckdienlich sind. Die Tatsache, daß es meist an einem<br />
bewußt zielgerichteten Han<strong>de</strong>ln fehlt, steht <strong>de</strong>m WKAbzug nicht<br />
notwendig entgegen.<br />
Beispiele: Aufwendungen infolge eines Unfalls, <strong>de</strong>r sich während einer beruflichen<br />
Fahrt ereignet und nicht auf eine private, <strong>de</strong>r Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong><br />
Veranlassung zurückzuführen ist, bil<strong>de</strong>n WK (vgl. etwa BFH v. 3.8.1984 – VI R 8/81,<br />
BStBl. II 1984, 800). Dies gilt ebenfalls für <strong>de</strong>n bei einem Vermieter auftreten<strong>de</strong>n Ver-<br />
E 96 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 139–140 §9<br />
lust, <strong>de</strong>r durch Mietgeldveruntreuungen eines eingesetzten Hausverwalters bewirkt<br />
wird (FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1997, 1052 rkr.; an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r BFH bei Veruntreuung<br />
durch Miteigentümer: BFH v. 20.12.1994 – IX R 122/92, BStBl. II 1995, 534).<br />
Zum Diebstahlsverlust auf einer Dienstreise s. BFH v. 30.6.1995 – VI R 26/95,<br />
BStBl. II 1995, 744. Weitere Bsp. aus <strong>de</strong>r Rspr. bei Stark in L/B/P, § 9 Rn. 78 f.; s.<br />
auch Anm. 190 ff. zu Vermögensverlusten.<br />
Abwehraufwendungen, die aus verschie<strong>de</strong>nen Interessenlagen einer Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>s vom Stpfl. angestrebten wirtschaftlichen Erfolgs entgegenwirken<br />
sollen, können uU ungeachtet <strong>de</strong>r finalen Definition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 als<br />
WK abziehbar sein, wenn die abzuwehren<strong>de</strong> Gefahr durch die Einkünfteerzielung<br />
begrün<strong>de</strong>t ist (vgl. BFH v. 19.12.2000 – IX R 13/97, BStBl. II 2001, 342).<br />
Beispiele: Prozeß- und Anwaltskosten eines Stpfl., die mit einem Leistungsverhältnis<br />
im Zusammenhang stehen und etwa zur Vermeidung <strong>de</strong>r Rückzahlung von Arbeitslohn<br />
o<strong>de</strong>r Mieteinnahmen getätigt wer<strong>de</strong>n; Strafverteidigungskosten, wenn <strong>de</strong>r Schuldvorwurf<br />
durch berufliches Verhalten ausgelöst ist (BFH v. 19.2.1982 – VI R 31/78,<br />
BStBl. II 1982, 467; FG Rhld.-Pf. v. 21.1.1991, EFG 1991, 466, rkr.); aus rein beruflichen<br />
o<strong>de</strong>r sonstigen erwerbsbezogenen Grün<strong>de</strong>n zu zahlen<strong>de</strong> Versicherungsbeiträge<br />
zB für Haftpflichtversicherung; Aufwendungen zur wirtschaftlich vorteilhaften Umschuldung<br />
einer Bauhypothek, die auf einer vermieteten Immobilie lastet (vgl. BFH v.<br />
30.6.1967 – VI R 104/66, BStBl. III 1967, 655) o<strong>de</strong>r Zahlungen, um die Wie<strong>de</strong>reintragung<br />
eines bereits gelöschten Vorbehaltsnießbrauchs zu verhin<strong>de</strong>rn (vgl. BFH v.<br />
21.7.1992 – IX R 72/90, BStBl. II 1993, 486, als nachträgliche Anschaffungskosten<br />
qualifiziert).<br />
1. Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung<br />
III. Die Veranlassung<br />
In Rspr. und Schrifttum ist str., welche inhaltliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Veranlassungsbegriff<br />
abweichend vom Finalitätsaspekt als Zuordnungsmaßstab für Aufwendungen<br />
zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatsphäre und als Gewichtungskriterium hat (vgl.<br />
als Überblick Wanner, StuW 1987, 310–318; sehr krit. Walz, StuW 1986, 21–<br />
28). Daraus ergeben sich Folgerungen für die Anwendungsbreite <strong>de</strong>s Veranlassungsgedankens<br />
im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK (zum Meinungsstreit s.<br />
Anm. 115, 138). Im übrigen han<strong>de</strong>lt es sich um einen gesetzlich nicht <strong>de</strong>finierten,<br />
unbestimmten Rechtsbegriff normativer (wertausfüllungsbedürftiger) Art<br />
(dazu allg. Tipke in Leffson/Rückle/Grossfeld [Hrsg.], Handwörterbuch unbestimmter<br />
Rechtsbegriffe, 1986, 2–4).<br />
Anlaß bezeichnet das aus einem Faktorenbün<strong>de</strong>l herauszukristallisieren<strong>de</strong> innere<br />
o<strong>de</strong>r äußere auszulösen<strong>de</strong> Moment (das Motiv, <strong>de</strong>n Beweggrund, <strong>de</strong>n Anstoß) für<br />
eine Aufwendungen bewirken<strong>de</strong> Handlung o<strong>de</strong>r sonstige Zustandsverän<strong>de</strong>rung;<br />
dieser Handlung bzw. Leistung im Rahmen eines Gesamtengagements muß<br />
letztlich eine strelevante Überschußerzielungsabsicht zugrun<strong>de</strong> liegen. Es<br />
kommt somit auf die Umstän<strong>de</strong> an, die <strong>de</strong>n Stpfl. im wesentlichen bewogen haben,<br />
die Aufwendungen zu tätigen o<strong>de</strong>r etwa einen Vermögensscha<strong>de</strong>n zu erdul<strong>de</strong>n;<br />
<strong>de</strong>r solchermaßen im Rahmen einer stjuristischen Wertung festgestellte Anlaß<br />
<strong>de</strong>r Zustandsverän<strong>de</strong>rung muß mit <strong>de</strong>r strelevanten Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung<br />
in wirtschaftlichem Bezug stehen. Der Veranlassungsbegriff wird folglich idR<br />
herkunftsbezogen, nicht dagegen auswirkungsbezogen <strong>de</strong>finiert.<br />
Vgl. zu Begriffserläuterungen: Offerhaus, BB 1979, 620; Kröger, StuW 1978, 290;<br />
Kröner, StuW 1985, 120–126 mit <strong>de</strong>r Unterscheidung innerer und äußerer Auslöser;<br />
Walz, StuW 1986, 36 f.; Wassermeyer, StuW 1982, 358–361.<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 97<br />
140
141<br />
§9 Anm. 140–141 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Tätigt <strong>de</strong>r Stpfl. Aufwendungen, so können sich verschie<strong>de</strong>ne Veranlassungsfaktoren<br />
mit unterschiedlichem Gewicht überlagern (zB alkoholbedingte Unfallkosten<br />
bei einer Berufsfahrt mit <strong>de</strong>m Pkw: kein WKAbzug). Soweit möglich und<br />
zulässig, sind diese Faktoren mit Blick auf die jeweilige Beurteilungseinheit voneinan<strong>de</strong>r<br />
zu trennen (ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege; s. zur gemischten Veranlassung<br />
Anm. 175–183; vgl. zB auch BFH v. 25.2.1988 – IV R 135/85, BStBl. II<br />
1988, 766 betr. Konkurrenzfragen bei gemischten Fahrtkosten). Darüber hinaus<br />
erfolgt im Rahmen einer einzelfallbezogenen Gesamtwürdigung eine strechtliche<br />
Wertung unter wirtschaftlichen Wesentlichkeitsgesichtspunkten. Bei Dauersachverhalten<br />
(zB jährliche Schuldzinsen) kann <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang im<br />
Zeitablauf wechseln.<br />
2. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung vom Zweck<br />
Obgleich die Begriffe „Anlaß“ und „Zweck“ verschie<strong>de</strong>nen gedanklichen Kategorien<br />
angehören und theoretisch unterscheidbar sind (vgl. Tipke in Söhn<br />
[Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre<br />
im EStRecht, 1980, 6), verwischen sich die Grenzen bei <strong>de</strong>r einzelfallbezogenen<br />
Rechtsanwendung häufig. Teilweise wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Begriffen unterschiedliche Bezugspunkte<br />
zugeordnet (vgl. Tipke, StuW 1979, 201; Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206: Aufwendungen beruhen ursächlich auf einem Han<strong>de</strong>ln<br />
zu Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatzwecken); uE ergibt sich diese unterschiedliche Bezugsbasis<br />
bereits aus <strong>de</strong>m strelevanten Leistungsverhältnis als Verknüpfungselement<br />
von Aufwendungen und Einnahmen (s. Anm. 116; ähnlich auch Kröner,<br />
StuW 1985, 126 f. mit Hinweis auf eine mehrstufige Betrachtung).<br />
Die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs kommen etwa bei Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 5 betr. doppelte Haushaltsführung zum Ausdruck: Dort wird zunächst <strong>de</strong>r<br />
Anlaß für die Aufwendungen genannt, nämlich die dHf.; sodann wird näher bestimmt,<br />
wann die dHf. (also <strong>de</strong>r „Anlaß“) einen ausreichen<strong>de</strong>n Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis aufweist, damit ein Abzug als WK möglich ist (Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 5 Satz 2).<br />
Zweck bezeichnet die konkrete subjektive Zielrichtung, die ein Stpfl. mit <strong>de</strong>m Tätigen<br />
einer Aufwendung als Mittel verbin<strong>de</strong>t; die Aufwendung muß zum Zweck<br />
<strong>de</strong>r Einkunftserzielung erbracht wer<strong>de</strong>n. Sofern als auslösen<strong>de</strong>r Umstand für<br />
eine Vermögensmin<strong>de</strong>rung nur „innere Tatsachen“ (Erwägungen, Motive) feststellbar<br />
sind, verwischt sich die Abgrenzung zwischen Zweck und Anlaß; bei auf<br />
äußeren Auslösern beruhen<strong>de</strong>n Zwangsaufwendungen fehlt es zunächst gänzlich<br />
an einer zielgerichteten Zwecksetzung.<br />
Sowohl unter Finalitäts- als auch unter Veranlassungsgesichtspunkten basiert<br />
letztlich je<strong>de</strong> Tätigkeit in Erwerbsabsicht auf einem (regelmäßig rechtsgeschäftlich<br />
artikulierten) Willensentschluß o<strong>de</strong>r einem vermögensmäßigen Widmungsakt<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. (bei Zufallsereignissen und Dritthandlungen), <strong>de</strong>r durch verschie<strong>de</strong>ne<br />
Faktoren und Umstän<strong>de</strong> geprägt wur<strong>de</strong> (vgl. Wassermeyer, StuW 1982,<br />
360–362; Kröger, StuW 1978, 289 [291]). Das in Betracht kommen<strong>de</strong> Veranlassungsspektrum<br />
muß unter <strong>de</strong>m stspezifischen Maßstab <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips<br />
bewertet wer<strong>de</strong>n. Während jedoch unter Finalitätsaspekten <strong>de</strong>r aufwendungsbezogene<br />
Willensentschluß o<strong>de</strong>r vermögensmäßige Widmungsakt eine<br />
bestimmte Zielrichtung haben muß, nämlich stl. Einnahmen zu erzielen, ist unter<br />
Veranlassungsaspekten eine solche stringente Zweck- bzw. Zielverfolgung<br />
nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Ausreichend ist vielmehr, daß die Aufwendung – bei werten<strong>de</strong>r<br />
Betrachtung durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r – im wesentlichen aufgrund erwerbsbezogener<br />
Tätigkeit erbracht wird; insoweit gebietet das objektive Netto-<br />
E 98 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 141–142 §9<br />
prinzip die Qualifikation als Erwerbsabzug. Das Veranlassungsprinzip geht folglich<br />
über <strong>de</strong>n engeren Finalitätszusammenhang hinaus, umgreift aber die unter<br />
einen finalen WKBegriff fallen<strong>de</strong>n Aufwendungsarten vollständig mit (glA<br />
Prinz, FR 1986, 402; Wassermeyer in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />
o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 408; Kröger,<br />
StuW 1978, 290 f.). Zur Abgrenzung Veranlassung/Zweck s. auch § 4 Anm. 797.<br />
3. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung von <strong>de</strong>r Verursachung<br />
Auch wenn sich heute die Anwendbarkeit <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips bei <strong>de</strong>r<br />
Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs weitestgehend in Rspr. und im Schrifttum durchgesetzt<br />
hat, so besteht gleichwohl Uneinigkeit darüber, wie <strong>de</strong>r Veranlassungsbegriff<br />
im einzelnen auszufüllen ist. In diesem Zusammenhang ist insbes. str., ob<br />
die Begriffe „Veranlassung“ und „Verursachung“ gleichzusetzen sind, mit an<strong>de</strong>ren<br />
Worten, ob von einem kausalen WKBegriff gesprochen wer<strong>de</strong>n kann (zum<br />
Theorienstreit s. auch Stapperfend, FS für Kruse, 2001, 539 ff.).<br />
„Kausale Veranlassungstheorie“: Die Vertreter <strong>de</strong>r „kausalen Veranlassungstheorie“<br />
(zB Söhn, StuW 1983, 193; Wanner, StuW 1987, 302; Frotscher, §9<br />
Rn. 11 ff.; s. auch Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl 2002, § 9 Rn. 206 ff.: Problematik<br />
<strong>de</strong>r Zuordnung von Bezügen und Aufwendungen ist kausalrechtlicher<br />
Art) setzen <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Verursachung gleich (zu<br />
weiteren Einzelheiten dieser Auffassung s. § 4 Anm. 790).<br />
„Finale Veranlassungstheorie“: Nach dieser Auffassung sind die Begriffe<br />
„Veranlassung“ und „Verursachung“ nicht inhaltsgleich; vielmehr sei <strong>de</strong>r Begriff<br />
<strong>de</strong>r Veranlassung weiter gefaßt. Ein bloßes Abstellen auf die Kausalität lasse das<br />
erfor<strong>de</strong>rliche subjektive Element (nur <strong>de</strong>r Mensch kann veranlassen) außer acht<br />
(zB Prinz, StuW 1996, 263; Wassermeyer, StuW 1981, 245; Wassermeyer, StuW<br />
1982, 352; s. hiezu auch § 4 Anm. 791).<br />
Stellungnahme: UE ist eine Gleichsetzung von Veranlassung und Verursachung<br />
sowohl sprachlich als auch steuersystematisch ungenau (glA Görlich, B<br />
1979, 712; Offerhaus, BB 1979, 620; Kröger, StuW 1978, 291; Kreft, Vorab<br />
veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, 61 ff. mit einer<br />
ausf. Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Theorienstreit; s. auch Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 69). Die Untersuchung naturgesetzlicher Ursachenzusammenhänge (Kausalketten)<br />
ist für die Zuordnung von Aufwendungen zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatsphäre<br />
wegen <strong>de</strong>r Vielzahl logisch <strong>de</strong>nkbarer und zu bewerten<strong>de</strong>r Kausalfaktoren<br />
we<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlich noch geeignet (zu Veranlassungsprinzip und Kausalität s.<br />
ausf. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 185 ff.). Das auslösen<strong>de</strong> Moment für<br />
eine Leistungshandlung kann vielmehr von <strong>de</strong>ren eigentlicher Ursache abweichen,<br />
wenngleich regelmäßig eine enge Verbindung besteht, zumin<strong>de</strong>st klar unterscheidbare<br />
Konturen für <strong>de</strong>n Einzelfall meist nicht vorhan<strong>de</strong>n sind (Beispiel:<br />
Anlaß eines Unfalls ist eine Berufsfahrt, Unfallursache ist etwa ein Defekt an<br />
<strong>de</strong>n Bremsen; s. Offerhaus, BB 1979, 620). Der dargestellte Theorienstreit mag<br />
zwar nur in wenigen Fällen praktisch be<strong>de</strong>utsam sein; gleichwohl kommen die<br />
Theorien – zumin<strong>de</strong>st bei konsequenter Anwendung – bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Abziehbarkeit<br />
gemischter Aufwendungen wohl auch zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />
(vgl.§ 4 Anm. 793; s. hierzu aber ausf. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />
2002, § 9 Rn. 239 ff.).<br />
Hinzu kommt, daß <strong>de</strong>m naturwissenschaftlichen Kausalitätsbegriff das subjektive<br />
Element fehlt, welches notwendiger Bestandteil <strong>de</strong>s WKBegriffs ist (dazu<br />
Anm. 146–149). Einer Auslegung <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs nach <strong>de</strong>m schlich-<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 99<br />
142
143<br />
144<br />
145<br />
§9 Anm. 142–145 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
ten Wortsinn sollte daher <strong>de</strong>r Vorzug gegeben wer<strong>de</strong>n; von einem „kausalen<br />
WKBegriff“ kann dagegen nur mit Vorbehalt gesprochen wer<strong>de</strong>n. Im übrigen<br />
erfor<strong>de</strong>rt auch die Feststellung <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs bei verschie<strong>de</strong>nen<br />
äußerlich in Betracht kommen<strong>de</strong>n Veranlassungsfaktoren strechtliche<br />
Wertungsüberlegungen.<br />
4. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen<br />
Wegen <strong>de</strong>r eigenständigen, ausschließlich am Leistungsfähigkeitsprinzip ausgerichteten<br />
stl. Wertungsüberlegungen schließt ein Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl., dh. ein<br />
strafbares, ordnungswidriges o<strong>de</strong>r unmoralisches Verhalten die Geltendmachung<br />
von WK im Grundsatz nicht aus.<br />
Vgl. BFH v. 28.11.1977 – GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 105 (108) betr. Unfallaufwendungen<br />
wegen leichtfertigen Verstoßes gegen Verkehrsvorschriften; auch BFH v.<br />
25.3.1988 – VI R 207/84, BStBl. II 1988, 706; v. 21.11.1983 – GrS 2/82, BStBl. II<br />
1984, 160; v. 19.2.1982 – VI R 31/78, BStBl. II 1982, 467, und v. 12.6.2002 – XI R 35/<br />
01, BStBl. II 2002, 1441 betr. beruflich veranlaßte Strafverteidigungskosten; Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 23 mwN; § 4 Anm. 798; zur Rechtsentwicklung s. auch v.<br />
Bornhaupt, BB 1982, 1346.<br />
Das stspezifische Leistungsfähigkeitsprinzip ist wertneutral, zumal es auf verschul<strong>de</strong>nsbedingte<br />
Kausalzusammenhänge nicht ankommt. Der WKAbzug<br />
sollte allerdings aus rechtspolitischen Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r<br />
Rechtsordnung zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Grundwertungen nicht zuwi<strong>de</strong>rlaufen (vgl.Felix,<br />
KÖSDI 1985, 5941; Walz, StuW 1986, 43: Rücksichtnahme auf die Einheit <strong>de</strong>s<br />
ordre public). Ausfluß <strong>de</strong>rartiger stgesetzlich geschaffener Wertkongruenzen<br />
sind etwa das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 betr. gerichtlich<br />
festgesetzte Geldbußen sowie § 12 Nr. 4 betr. Geldstrafen uä.). Der strelevante<br />
Veranlassungszusammenhang wird allerdings durchbrochen, falls das<br />
schuldhafte Fehlverhalten bei Gelegenheit einer erwerbsbezogenen Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />
Stpfl. <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>s wesentlichen Veranlassungsfaktors erlangt; die erwerbsbezogenen<br />
Zielvorstellungen wer<strong>de</strong>n durch eine solche aus <strong>de</strong>m Lebensführungsbereich<br />
hinzukommen<strong>de</strong> Veranlassung verdrängt, so daß <strong>de</strong>r WKAbzug<br />
gänzlich ausschei<strong>de</strong>t (BFH v. 20.7.1994 – I B 11/94, BFH/NV 1995, 198; zB<br />
durch Alkoholgenuß herbeigeführter Unfall auf einer Berufsfahrt führt nicht zu<br />
WK, und zwar unabhängig davon, ob es sich um eine berufliche o<strong>de</strong>r private<br />
Feier han<strong>de</strong>lt, s. BFH v. 6.4.1984 – VI R 103/79, BStBl. II 1984, 434, und v.<br />
27.3.1992 – VI R 145/89, BStBl. II 1992, 837; hierzu auch Müller, DStZ 1999,<br />
334; vgl. auch BFH v. 18.9.1987 – VI R 121/84, BFH/NV 1988, 353 betr. Scha<strong>de</strong>nsersatzzahlungen<br />
bei bewußter Schädigung <strong>de</strong>s ArbG: kein WKAbzug).<br />
Einstweilen frei.<br />
1. Allgemeines<br />
IV. Der Veranlassungszusammenhang<br />
Der Veranlassungszusammenhang besteht nicht direkt zwischen Aufwendungen<br />
und Einnahmen, vielmehr schiebt sich als Bin<strong>de</strong>glied eine Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. als<br />
„Einkunftsquelle“ dazwischen (s. Anm. 116, 117): Die Aufwendungen wer<strong>de</strong>n<br />
nicht durch Einnahmen veranlaßt, son<strong>de</strong>rn durch eine <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />
dienen<strong>de</strong> Tätigkeit o<strong>de</strong>r sonstige Leistung, die eine „Einkunftsquelle“ iSd. Überschußeinkunftsarten<br />
bil<strong>de</strong>t (nichtselbst. Tätigkeit, Kapitalüberlassung, Vermie-<br />
E 100 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 145–147 §9<br />
tung und Verpachtung, sonstige Leistung). Wir sprechen vereinfacht von „Erwerbsleistung“<br />
(s. Anm. 116).<br />
Der Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Anlaß (= auslösen<strong>de</strong>m Moment, s.<br />
Anm. 140) für Aufwendungen und <strong>de</strong>r Erwerbsleistung bedarf <strong>de</strong>r näheren<br />
Kennzeichnung durch einzelne Kriterien:<br />
– Str. ist, ob ein subjektiver o<strong>de</strong>r objektiver Zusammenhang erfor<strong>de</strong>rlich ist (s.<br />
Anm. 146–149);<br />
– ein mittelbarer Zusammenhang genügt (s. Anm. 152);<br />
– maßgebend ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche, nicht <strong>de</strong>r rechtliche Zusammenhang (s.<br />
Anm. 153);<br />
– we<strong>de</strong>r ein zeitlicher noch ein örtlicher Zusammenhang sind zu for<strong>de</strong>rn (s.<br />
Anm. 154).<br />
2. Objektiver und subjektiver Zusammenhang als Elemente <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
a) Überblick<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Frage, wann Aufwendungen konkret durch<br />
eine erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl., dh. etwa <strong>de</strong>n Beruf o<strong>de</strong>r die Kapitalüberlassung<br />
veranlaßt sind, fin<strong>de</strong>n sich in Rspr. und Schrifttum unterschiedliche<br />
Auffassungen.<br />
Im wesentlichen ist in diesem Zusammenhang die Maßgeblichkeit „subjektiver“<br />
und/o<strong>de</strong>r „objektiver“ Kriterien str.; eine Frage, die bis heute noch nicht ausdiskutiert<br />
ist (so Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 235). Die wohl<br />
hM verlangt sowohl einen objektiven als auch einen subjektiven Zusammenhang,<br />
die subjektive Komponente kann in<strong>de</strong>s uU entfallen (s. Anm. 147). Eine<br />
abweichen<strong>de</strong> Meinung stellt ausschließlich auf <strong>de</strong>n subjektiven Zusammenhang<br />
ab (s. Anm. 148).<br />
b) Herrschen<strong>de</strong> Meinung<br />
Nach <strong>de</strong>r jüngeren, stRspr. <strong>de</strong>s BFH ist eine erwerbsbezogene Veranlassung von<br />
Aufwendungen stets anzunehmen, wenn<br />
– objektiv ein Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbsleistung besteht und<br />
– subjektiv die Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsleistung getätigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Dieses zunächst als gleichwertig erscheinen<strong>de</strong> Nebeneinan<strong>de</strong>r von objektiven<br />
und subjektiven Kriterien (sog. zweigliedriger Veranlassungszusammenhang)<br />
wird vom BFH jedoch eingeschränkt: Während <strong>de</strong>r objektive Zusammenhang<br />
stets ein zwingen<strong>de</strong>s Erfor<strong>de</strong>rnis ist, kann die subjektive För<strong>de</strong>rungsabsicht im<br />
Einzelfall entfallen, etwa bei unfreiwilligen Aufwendungen und Zwangsaufwendungen.<br />
Entsprechend <strong>de</strong>m objektiven Nettoprinzip sind die bei<strong>de</strong>n letztgenannten<br />
Aufwendungsgruppen auch ohne Bestehen eines subjektiven För<strong>de</strong>rungszusammenhangs<br />
o<strong>de</strong>r einer subjektiven Zweckdienlichkeit als WK bei <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Einkunftsart abziehbar. Die eine Aufwendung auslösen<strong>de</strong> Erwerbsleistung<br />
muß im übrigen eine konkrete Gestalt angenommen haben; regelmäßig<br />
wird es sich um bestimmte Einnahmen, zumin<strong>de</strong>st eine bestimmte Einkunftsart<br />
han<strong>de</strong>ln.<br />
Vgl. stRspr. seit BFH v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II 1979, 213; vgl. zB BFH v.<br />
24.8.2001 – VI R 40/94, BFH/NV 2002, 182; v. 10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II<br />
2002, 579; v. 18.12.2001 – IX R 122/92, BFH/NV 2002, 904; v. 17.12.2002 – VI R<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
E 101<br />
146<br />
147
148<br />
149<br />
§9 Anm. 147–149 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
137/01, FR 2003, 199. Das reichhaltige Schrifttum hat sich <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n BFH-<br />
Rspr. – bei unterschiedlicher Begründung im Detail – im Ergebnis ganz überwiegend<br />
angeschlossen (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 174; Stapperfend, FSKruse,<br />
2001, 542; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; Blümich/Wacker, § 4 Rn. 252; Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7, und Seer/Lang, FR 1994, 521, 524, jeweils mit weiteren<br />
umfangreichen Nachweisen).<br />
c) Abweichen<strong>de</strong> Auffassung<br />
Teilweise wird jedoch im Schrifttum entgegen <strong>de</strong>m BFH die Meinung vertreten,<br />
alleiniges materielles Kriterium <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sei die subjektive Absicht<br />
o<strong>de</strong>r das Motiv <strong>de</strong>s Stpfl., mit <strong>de</strong>r Aufwendung einer erwerbsbezogenen<br />
Leistung zu dienen. Nur durch einen stets erfor<strong>de</strong>rlichen subjektiven Willenso<strong>de</strong>r<br />
Widmungsakt (causa movis, causa finalis) kann eine strelevante Verknüpfung<br />
zwischen Aufwendung und Einnahmeerzielung (besser: Einkunftserzielung)<br />
hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Be<strong>de</strong>utung objektiver Kriterien soll <strong>de</strong>mgegenüber allein im verfahrensrechtlichen<br />
Bereich <strong>de</strong>r Beweiserhebung und -würdigung liegen. Eine bestimmte,<br />
auf Erwerbsbezug ausgerichtete subjektive Absicht o<strong>de</strong>r Motivation<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. für das Erbringen einer Aufwendung kann nämlich nur dann zu einem<br />
rechtserheblichen Faktum wer<strong>de</strong>n, wenn sie durch objektive Merkmale und Kriterien<br />
äußerlich erkennbar ist. Eine weitergehen<strong>de</strong> materielle Be<strong>de</strong>utung wird<br />
<strong>de</strong>m objektiven Zusammenhang abgesprochen. Im übrigen weisen das <strong>de</strong>finitorische<br />
Nebeneinan<strong>de</strong>r von obligatorischen und fakultativen Tatbestandselementen<br />
in sich einen Bruch auf.<br />
Vgl. Prinz, StuW 1996, 267 (270); Prinz, FR 1986, 397 (402); Wassermeyer, StuW<br />
1981, 250–252; Wassermeyer, StuW 1982, 352 f., 359, 361–363, <strong>de</strong>r – modifizierend –<br />
insofern von einem „vorwiegend von subjektiven Kriterien geprägten Veranlassungsbegriff“<br />
spricht (359); Tipke, StuW 1979, 199; Felix, KÖSDI 1985, 5940; Kröger,<br />
StuW 1978, 291; ähnlich Kröner, StuW 1985, 119 f. für <strong>de</strong>n Fallbereich <strong>de</strong>r sog. inneren<br />
Auslöser.<br />
d) Eigene Auffassung<br />
Sowohl objektive als auch subjektive Kriterien haben ihre Berechtigung bei <strong>de</strong>r<br />
Interpretation und Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips; bei<strong>de</strong> Elemente bil<strong>de</strong>n<br />
notwendige Bestandteile einer umfassen<strong>de</strong>n stjuristischen Wertung <strong>de</strong>s Einzelfalls.<br />
Lediglich ihr rechtssystematisches Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r ist str.<br />
UE ist – abweichend von <strong>de</strong>r bis Lfg. 158 vertretenen Auffassung – <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />
Rspr. und <strong>de</strong>r im Schrifttum überwiegend vertretenen Auffassung (s. Anm. 147)<br />
iE zu folgen. Allerdings liegt die Relevanz <strong>de</strong>r subjektiven Kriterien uE jedoch<br />
auf an<strong>de</strong>rer Ebene. Die Be<strong>de</strong>utung objektiver und subjektiver Kriterien wird<br />
sichtbar, wenn man <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang zwischen Aufwendung<br />
und Erwerbstätigkeit in zwei gedanklichen Schritten untersucht: die Beziehung<br />
zwischen Aufwendung und Anlaß einerseits und die Erwerbsbezogenheit <strong>de</strong>r<br />
Veranlassung an<strong>de</strong>rseits (so auch wohl Söhn, StuW 2002, 97 [100]).<br />
Be<strong>de</strong>utung subjektiver Kriterien: Zunächst ist die Frage zu stellen, wie eine<br />
Aufwendung veranlaßt wird. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r Frage, wie ein Umstand<br />
o<strong>de</strong>r Ereignis zu einem auslösen<strong>de</strong>n Moment für eine Aufwendung wird.<br />
Grds. wird man sagen können, daß es <strong>de</strong>m Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl. überlassen ist,<br />
ob er einen Umstand zum Anlaß für eine Verausgabung nimmt (so auch Wassermeyer,<br />
StuW 1982, 359; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />
im Einkommensteuerrecht, 2000, 67 f.; s. auch § 4 Anm. 807). Der Stpfl. hat<br />
dabei nicht nur einen Entscheidungsspielraum bezüglich <strong>de</strong>s „Ob“, son<strong>de</strong>rn<br />
E 102 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 149–151 §9<br />
gleichermaßen hinsichtlich <strong>de</strong>s „Wie“, also auf welche Weise und in welchem<br />
Umfang er tätig wird (zB hinsichtlich Preis und Menge eingekaufter Waren;<br />
vgl. Schmidt/Heinicke XXIII. § 4 Rn. 30; dies meinen wohl auch Tipke/<br />
Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 213, wenn ausgeführt wird, „nur <strong>de</strong>r<br />
Mensch kann etwas veranlassen“ o<strong>de</strong>r „Einkünfte entstehen durch planmäßiges<br />
Wirtschaften“). Dabei ist nicht entschei<strong>de</strong>nd, daß <strong>de</strong>r Umstand, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. zum auslösen<strong>de</strong>n Moment macht, in <strong>de</strong>r Gegenwart liegt. Auslöser kann<br />
auch ein zukünftiges Ereignis sein, zB Vorbereitungskosten für eine geplante<br />
Erwerbstätigkeit. Festzuhalten ist, daß also <strong>de</strong>r Stpfl. die „Brücke“ zwischen<br />
auslösen<strong>de</strong>m Moment und Aufwendung spannt, was insbes. bei äußerlich neutralen<br />
Aufwendungen von Be<strong>de</strong>utung ist. In <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s auslösen<strong>de</strong>n<br />
Moments liegt die wesentliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s subjektiven Elements <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
(vgl. Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />
im EStRecht, 2000, 68). Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Anwendung subjektiver<br />
Kriterien dort ihre Grenzen zu haben, wo die Aufwendungen nicht auf einem<br />
Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl. beruhen (höhere Gewalt, Einwirkung Dritter). Bei<br />
genauerer Betrachtung behalten die subjektiven Kriterien aber auch hier ihre<br />
Be<strong>de</strong>utung: In <strong>de</strong>n Fällen <strong>de</strong>r Zerstörung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Diebstahls konkretisiert<br />
sich das für <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang erfor<strong>de</strong>rliche subjektive Element<br />
durch die Vornahme <strong>de</strong>r Widmung <strong>de</strong>s betroffenen Guts zur Erwerbso<strong>de</strong>r<br />
Privatsphäre (so auch Stapperfend, FS Kruse, 533 [542 f.], <strong>de</strong>r auch bei<br />
Verlust o<strong>de</strong>r Zerstörung ausschließlich privat genutzter Güter auf subjektive<br />
Elemente abstellt; vgl. auch § 4 Anm. 807 mit zahlreichen problematischen<br />
Fallgruppen).<br />
Be<strong>de</strong>utung objektiver Kriterien: Die Abziehbarkeit von Erwerbsaufwendungen<br />
hängt jedoch nicht allein davon ab, daß die Aufwendungen irgendwie veranlaßt<br />
sind. Erfor<strong>de</strong>rlich ist gera<strong>de</strong> eine Veranlassung durch die Erwerbstätigkeit.<br />
Eine <strong>de</strong>rartige erwerbsbezogene Veranlassung ist immer dann gegeben,<br />
wenn das im ersten Schritt herausgearbeitete auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
zuzuordnen ist (Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />
Einkommensteuerrecht, 2000, 68 mit zahlreichen Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s<br />
BFH in FN 173; Söhn, StuW 2002, 97 [100]). Besteht das auslösen<strong>de</strong> Moment<br />
in einem bestimmten konkreten Umstand o<strong>de</strong>r Ereignis, liegen Erwerbsaufwendungen<br />
vor, wenn ein objektiv wirtschaftlicher Zusammenhang dieses Umstands<br />
mit <strong>de</strong>r Erwerbssphäre besteht. Läßt das unmittelbar auslösen<strong>de</strong> Moment<br />
keine Rückschlüsse auf die Art <strong>de</strong>r Veranlassung zu, muß diese aus <strong>de</strong>n<br />
gesamten Umstän<strong>de</strong>n abgeleitet wer<strong>de</strong>n, die darauf Einfluß haben (so zutr.<br />
Schmidt/Heinicke XXIII. § 4 Rn. 28; zB Anlaß einer Unfallfahrt). Für subjektive<br />
Kriterien ist bei dieser Beurteilungsfrage kein Raum. Dieser objektive Zusammenhang<br />
ist nicht nur Beweiswürdigungskriterium, son<strong>de</strong>rn unabdingbare<br />
Voraussetzung für <strong>de</strong>n Abzug von WK (und gleichermaßen für BA) und hat<br />
insbes. Be<strong>de</strong>utung für die Abgrenzung zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung<br />
(so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 177; Schmidt/Heinicke<br />
XXIII. § 4 Rn. 30; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />
Einkommensteuerrecht, 2000, 69 f.; s. auch § 4 Anm. 807: „Objektiver Zusammenhang<br />
als Korrektiv“).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />
150–151<br />
E 103
152<br />
153<br />
§9 Anm. 152–153 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
3. Weitere Kriterien zur Kennzeichnung <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />
a) Unmittelbarer und mittelbarer Zusammenhang<br />
Wegen <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit von BA und WK sowie <strong>de</strong>r einheitlichen Geltung<br />
<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips setzt <strong>de</strong>r WKBegriff keinen unmittelbaren Zusammenhang<br />
zwischen <strong>de</strong>n Aufwendungen und <strong>de</strong>r auf Einkunftserzielung ausgerichteten<br />
Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. bzw. einer konkret meßbaren,<br />
einnahmeorientierten Gegenleistung voraus. Ein solches enges Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis<br />
wür<strong>de</strong> die Gefahr einer Rückkehr zum dogmatisch überwun<strong>de</strong>nen,<br />
da zu engen rein finalen Verständnis <strong>de</strong>s WKBegriffs in sich bergen (dazu<br />
eingehend Anm. 120–125). Nach <strong>de</strong>r höchstrichterlichen Rspr., <strong>de</strong>r das Schrifttum<br />
folgt, genügt für <strong>de</strong>n WKAbzug vielmehr ein mittelbarer, dh. über Zwischenstufen<br />
bestehen<strong>de</strong>r Zusammenhang (idR mit einer bestimmten Einkunfts- u. Einnahmeart),<br />
<strong>de</strong>r allerdings im Einzelfall entsprechend <strong>de</strong>n objektiven Kriterien <strong>de</strong>s<br />
Veranlassungsprinzips nicht allzu lose und entfernt sein darf.<br />
ZB BFH v. 19.3.1982 – VI R 25/80, BStBl. II 1982, 442; v. 11.7.1986 – VI R 39/83,<br />
BStBl. II 1986, 866; v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BFH/NV 2003, 533: ausreichend,<br />
wenn die Ausgaben die Einkünfteerzielung „im weitesten Sinne för<strong>de</strong>rn“; aus <strong>de</strong>m<br />
Schrifttum: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 193 ff.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 73;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 115; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 8 mit einer ausf.<br />
Darstellung <strong>de</strong>r gegenwärtigen Rechtslage zur Abziehbarkeit von Schuldzinsen als –<br />
mittelbar – veranlaßte WK.<br />
Dies gilt für sämtliche Überschußeinkünfte. Im übrigen wird bei <strong>de</strong>r praktischen<br />
Rechtsanwendung häufig zweifelhaft sein, ob ein unmittelbarer o<strong>de</strong>r mittelbarer<br />
Zusammenhang gegeben ist, vor allem bei Zwischenschaltung <strong>de</strong>r stbaren Erwerbstätigkeit<br />
als Bin<strong>de</strong>glied. Zu weiteren Einzelheiten s. auch § 4 Anm. 813.<br />
b) Wirtschaftlicher und rechtlicher Zusammenhang<br />
Wirtschaftlicher Zusammenhang: Zur Begründung <strong>de</strong>s WKAbzugs von Aufwendungen<br />
muß ein wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer konkreten auf<br />
Einnahmeerzielung ausgerichteten Tätigkeit (idR einer bestimmten Einkunftsart)<br />
bestehen; die hM interpretiert diese innere wirtschaftlich geartete Verbindung<br />
als Bestandteil <strong>de</strong>r objektiven Veranlassungskomponente (s. eingehend bereits<br />
Anm. 147, 149). Der wirtschaftliche Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
mit <strong>de</strong>r auf Einkünfteerzielung gerichteten Tätigkeit ist für die Abziehbarkeit erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
weil das auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen sein<br />
muß (so ausdrücklich: BFH v. 24.5.2000 – VI R 17/96, BStBl. II 2000, 584; v.<br />
4.6.1991 – IX R 30/89, BStBl. II 1991, 761; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 115;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 8; s. auch Anm. 149 zur Be<strong>de</strong>utung objektiver<br />
Kriterien).<br />
Rechtlicher Zusammenhang: Da <strong>de</strong>r für die WKQualifikation erfor<strong>de</strong>rliche<br />
Veranlassungszusammenhang durch wirtschaftliche Gegebenheiten geprägt und<br />
bestimmt ist, genügt eine rein rechtliche Verbindung zwischen Einnahmen und<br />
Aufwendungen bei abweichen<strong>de</strong>m wirtschaftlichen Konnex nicht zur Begründung<br />
<strong>de</strong>s WKAbzugs. Auf bestehen<strong>de</strong> rechtliche Zusammenhänge o<strong>de</strong>r einen<br />
zufällig auftreten<strong>de</strong>n Erwerbsbezug (zB private Aufwendungen und strelevante<br />
Einnahmen entstehen zeitgleich) kommt es nicht an (allgemeine Meinung: zB<br />
BFH v. 23.10.2001 – IX R 65/99, BFH/NV 2002, 342 mwN.; v. 27.10 1998 –<br />
IX R 44/94, BStBl. II 1999, 676; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 74; Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 118). Dies gilt sowohl für <strong>de</strong>n Zusammenhang von Aufwendungen<br />
mit einer bestimmten Einkunftsart als auch für die Zuordnung innerhalb eines<br />
Einkünftebereichs zu einer bestimmten Einkunftsquelle.<br />
E 104 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 154–160 §9<br />
c) Zeitlicher und örtlicher Zusammenhang<br />
Zeitlicher Zusammenhang: Die stl. Beurteilung von Aufwendungen als WK<br />
gem. Abs. 1 erfolgt unabhängig von zeitlichen Zusammenhängen (s. auch § 4<br />
Anm. 816). Notwendige materielle Bedingung für <strong>de</strong>n Ansatz von WK ist allein,<br />
daß die Vermögensmin<strong>de</strong>rungen mit <strong>de</strong>r auf stbare Einkunftserzielung ausgerichteten<br />
Erwerbsleistung in einem erkennbaren wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />
stehen (s. dazu eingehend Anm. 149). Auch Aufwendungen, die<br />
in einem VZ vor <strong>de</strong>r geplanten Einkunftserzielung o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />
Einnahmezuflusses anfallen, kommen somit <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach als WK in Betracht.<br />
Die zeitliche Nähe zwischen <strong>de</strong>m Entstehen <strong>de</strong>r Aufwendung und <strong>de</strong>r<br />
geplanten o<strong>de</strong>r realisierten Einnahmeerzielung hat allenfalls indizielle, nicht hingegen<br />
rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n veranlassungsgeprägten wirtschaftlichen<br />
Erwerbsbezug. Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH ist in diesem Zusammenhang<br />
ein ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang ausgeschlossen, wenn<br />
sich nicht absehen läßt, ob und ggf. wann Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n (so zB<br />
BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030). Dem zeitlichen Moment<br />
kommt damit aber auch nach <strong>de</strong>r Rspr. nicht die Be<strong>de</strong>utung eines gesetzlichen<br />
Tatbestandsmerkmals in <strong>de</strong>m Sinne zu, daß bei Überschreitung einer bestimmten<br />
Zeitspanne <strong>de</strong>r WKAbzug ausgeschlossen wäre (so ausdrücklich BFH v.<br />
29.12.2002 – VIII B 125/01, BFH/NV 2002, 314).<br />
Zeitliche Kriterien sind also nicht für <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach entschei<strong>de</strong>nd,<br />
wohl aber nach <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 für <strong>de</strong>n VZ <strong>de</strong>s Abzugs<br />
maßgebend. Überdies darf es sich nicht um (aktivierungspflichtige) Anschaffungs-<br />
o<strong>de</strong>r Herstellungskosten eines Privatwirtschaftsguts han<strong>de</strong>ln;<br />
insoweit verbietet Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 mit <strong>de</strong>m Verweis auf verschie<strong>de</strong>ne Abschreibungsregelungen<br />
<strong>de</strong>n Sofortabzug.<br />
Örtlicher Zusammenhang ist tatbestandsmäßig unerheblich, kann allerdings<br />
bei Aufwendungen mit Auslandsbezug indizielle Be<strong>de</strong>utung haben (s. auch<br />
Anm. 17).<br />
Einstweilen frei.<br />
V. Die Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
1. Vorbemerkung<br />
Das Veranlassungsprinzip (s. Anm. 130) erfährt seine Bewährung bei <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Abgrenzung <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
p in zeitlicher Hinsicht (s. Anm. 161):<br />
– bei Abzug vorab veranlaßter Werbungskosten (s. Anm. 162–166),<br />
– bei Abzug von Werbungskosten im Fall <strong>de</strong>r Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
(s. Anm. 167),<br />
– bei Abzug nachträglicher Werbungskosten (s. Anm. 170–172);<br />
p bei gemischten Aufwendungen (s. Anm. 175), die sowohl Erwerbszwecken<br />
als auch <strong>de</strong>r Lebensführung dienen o<strong>de</strong>r mit mehreren Einkunftsarten in Zusammenhang<br />
stehen:<br />
– in gesetzlich geregelten Fällen (s. Anm. 176),<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 105<br />
154<br />
155–159<br />
160
161<br />
§9 Anm. 160–161 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
– bei Abzug nach <strong>de</strong>m sog. Wesentlichkeitsprinzip: voller Abzug gemischter<br />
Aufwendungen nur bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug (s.<br />
Anm. 177),<br />
– bei Aufteilung gemischter Aufwendungen, ggf. im Schätzungswege (s.<br />
Anm. 178),<br />
– soweit nicht das Aufteilungs- und Abzugsverbot für Aufwendungen <strong>de</strong>r<br />
Lebensführung eingreift (s. Anm. 179);<br />
p bei Aufwendungen auf die Vermögenssphäre, und zwar<br />
– bei substanzbezogenen Aufwendungen (s. Anm. 185–188) und<br />
– bei Vermögensverlusten (s. Anm. 190–195).<br />
2. Zeitliche Abgrenzungsprobleme<br />
Schrifttum: Klumpp, Vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten bei Erwerb von Bauerwartungsland,<br />
DStR 1991, 1306; H.J. Herrmann, Vergebliche Aufwendungen zur Herstellung<br />
eines Gebäu<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r zur Anschaffung eines bebauten Grundstücks als abziehbare Werbungskosten<br />
bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, StuW 1991, 372; Lamminger/Traxel,<br />
Nachträgliche Werbungskosten und Leistungsfähigkeitsprinzip, DStZ<br />
1995, 429; Münch, Vergebliche Aquisitionskosten im Inland in bezug auf erhoffte Aufträge<br />
im Ausland, StBp. 1995, 54; Rauch, Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen?,<br />
Diss., Frankfurt 1996; Apitz, Aufwendungen während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit,<br />
DStZ 1997, 145; Balke, Aus- und Fortbildung – Abschied von <strong>de</strong>r herkömmlichen<br />
Unterscheidung nach Berufskästchen im EStR, NWB, 1269 (1997); Kiethe, Nachträgliche<br />
Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, DStR 1997, 597;<br />
v. Bornhaupt, Erhaltungsaufwand nach Auszug <strong>de</strong>s Mieters als nachträgliche Werbungskosten,<br />
BB 1998, 136; Flies, Überlegungen zur Abgrenzung zwischen Ausbildungs- und<br />
Fortbildungskosten, DStR 1997, 725; Flies, Nachträgliche Schuldzinsen nach Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Erzielung von Überschusseinkünften, DB 1998, 2438; Drenseck, Studium und Berufsausbildung<br />
im Einkommensteuerrecht, StuW 1999, 1; Dendl, Rückzahlung von Studienkosten<br />
eines Berufssoldaten als nachträgliche Werbungskosten, DStR 2000, 1253;<br />
Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, Diss., Berlin<br />
ua. 2000; Kreft, Studienkosten als (vorab veranlasste) Erwerbsaufwendungen, FR 2002,<br />
657; Stapperfend, Über Werbungskosten und Betriebsausgaben, in FS für Kruse, Köln<br />
2001, 554 ff.; Söhn, Berufsausbildungskosten und Fortbildungskosten, StuW 2002, 97;<br />
Bergkemper/Kreft, Anm. zu <strong>de</strong>n BFH-Urt. v. 4.12.2002 (VI R 120/01) und 17.12.2002<br />
(VI R 137/01), FR 2003, 202; Nagel, Nachträgliche Geltendmachung von Studienkosten,<br />
EStB 2004, 122; Wübbelsmann, Werbungskostenabzug beim Erststudium, EStB 2004,<br />
163; Gebhard, Nachträgliche Aufwendungen im Steuerrecht, EStB 2004, 423; Heidrich,<br />
Son<strong>de</strong>rausgabenabzug nach <strong>de</strong>m Alterseinkünftegesetz, FR 2004, 1321; Balke, Rentenversicherungsbeiträge<br />
als vorab veranlasste Werbungskosten bei Alterseinkünften, Consultant<br />
2005, 43; Prinz, Bildungsaufwendungen im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>: Koordinatenverschiebungen<br />
durch <strong>de</strong>n BFH, Rechtsprechungsbrechung durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber, FR 2005, 229.<br />
a) Überblick<br />
Ein zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r sog. Erwerbsleistung (s. Anm. 116) ist für<br />
<strong>de</strong>n WKAbzug nicht erfor<strong>de</strong>rlich (s. Anm. 154). Wohl aber ergeben sich während<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Zeitabschnitte von <strong>de</strong>r Vorbereitungs- bis zur Auslaufphase<br />
typische Abgrenzungsprobleme (s.u. „Zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />
Erwerbsleistung“). Dagegen richtet sich die „zeitliche Zuordnung zum Veranlagungszeitraum“<br />
(s.u.) nach <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 (s. Anm. 220–<br />
222).<br />
Zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbsleistung: Da Erwerbsaufwendungen<br />
in unterschiedlichen zeitlichen Phasen eines strelevanten Engagements<br />
anfallen und dabei hinsichtlich <strong>de</strong>r Konkretisierung sowie <strong>de</strong>s Nachweises eines<br />
E 106 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 161–162 §9<br />
Veranlassungszusammenhangs beson<strong>de</strong>re Probleme auftreten können, ist eine<br />
Differenzierung durch Heranziehung <strong>de</strong>s Zeitmoments sowohl aus praktischer<br />
als auch aus stsystematischer Sicht sinnvoll und geboten. Es lassen sich unterschei<strong>de</strong>n:<br />
– vorab veranlaßte (zum Begriff s. Anm. 162) WK, das sind Aufwendungen,<br />
die vor einer geplanten o<strong>de</strong>r realisierten Einnahmeerzielung anfallen (sog.<br />
Vorbereitungsphase; s. Anm. 162–166),<br />
– WK während einer unterbrochenen Einnahmeerzielung (s. Anm. 167),<br />
– nachträgliche WK, dh. Aufwendungen, die nach Beendigung <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung<br />
anfallen (sog. Auslaufphase, s. Anm. 170–172).<br />
Zeitliche Zuordnung zum Veranlagungszeitraum: Im Anschluß an die stl.<br />
Grundqualifikation von Aufwendungen als WK erfolgt ihre zeitliche Zuordnung<br />
zum Besteuerungsabschnitt (§ 25; sog. Zeitqualifikation). WK können nach § 11<br />
Abs. 2 grds. nur in <strong>de</strong>mjenigen VZ abgezogen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sie geleistet wur<strong>de</strong>n,<br />
dh. abgeflossen sind (s. zu dieser Rechtsfolge und ihren Ausnahmen<br />
Anm. 220–222; zum Verhältnis von § 9 zu § 11 s. Anm. 28); dies ist materiellrechtlich<br />
unabhängig vom Zufluß <strong>de</strong>r Einnahmen. Wegen <strong>de</strong>r Unterscheidung<br />
vorausgezahlter und nachgezahlter WK von <strong>de</strong>n vorab veranlaßten und nachträglichen<br />
WK s. Anm. 222.<br />
b) Vorab veranlaßte Werbungskosten<br />
In stRspr. (zB BFH v. 4.12.2004 – VI R 120/01, FR 2003, 195) ist einheitlich für<br />
alle vier Überschußeinkünfte anerkannt, daß abziehbare WK schon zu einem<br />
Zeitpunkt bzw. in einem VZ entsprechend <strong>de</strong>m Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2<br />
anfallen können, in welchem mit <strong>de</strong>n Aufwendungen zusammenhängen<strong>de</strong> Einnahmen<br />
noch nicht erzielt wer<strong>de</strong>n bzw. mit <strong>de</strong>r auf die Erzielung stpfl. Einnahmen<br />
gerichteten Tätigkeit noch nicht begonnen wur<strong>de</strong>. Dies ist auch die allg.<br />
Meinung im strechtlichen Schrifttum (zB Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 35; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 124; Blümich/Thürmer, §9<br />
Rn. 160; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 82).<br />
Begriff <strong>de</strong>r vorab veranlaßten Werbungskosten: Zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r<br />
Gruppe <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen, die entstehen, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>r eigentlichen,<br />
auf Einnahmenerzielung gerichteten Tätigkeit (zB Beruf, Vermietung,<br />
Kapitalüberlassung) noch nicht begonnen hat, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r älteren Rspr.<br />
(soweit ersichtlich zuerst RFH, StuW 1931, Nr. 94; zB BFH v. 20.10.1978 – VI<br />
R 132/76, BStBl. II 1979, 114) und im älteren Schrifttum (zB Vangerow, StuW<br />
1962, Sp. 378; Blümich/Falk, 9. Aufl. 1971, § 9 Rn. 3) zunächst <strong>de</strong>r Begriff<br />
„vorweggenommene Werbungskosten o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben“ verwen<strong>de</strong>t. Nicht<br />
zuletzt wohl aufgrund <strong>de</strong>r kritischen Anm. von Littmann (Einkommensteuerrecht,<br />
9. Aufl. 1969, § 9 Rn. 18: „Es han<strong>de</strong>lt sich nicht darum, etwa erst später<br />
entstehen<strong>de</strong> Werbungskosten bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu berücksichtigen.<br />
Die Frage ist vielmehr, ob Aufwendungen, die vor <strong>de</strong>r Erzielung von<br />
Einnahmen, ja vor Schaffung <strong>de</strong>r Quelle, aus <strong>de</strong>r die Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n<br />
sollen, erwachsen, Werbungskosten sein sollen“.) bemühte sich <strong>de</strong>r BFH um<br />
eine neue Begriffsbestimmung und verwandte erstmals im Urt. v. 29.2.1980<br />
(BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395) <strong>de</strong>n Begriff „vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />
Werbungskosten“. Diesen Begriff hielt <strong>de</strong>r BFH nach eigener Aussage<br />
für zutreffen<strong>de</strong>r. Aber auch diese Kennzeichnung scheint sich angesichts vieler<br />
an<strong>de</strong>rer verwen<strong>de</strong>ter Begriffsschöpfungen (zB vorbereiten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vorweg entstan<strong>de</strong>ne<br />
Werbungskosten, Werbungskosten in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase, s. hierzu<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 107<br />
162
§9 Anm. 162 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Nachweise bei Kreft, FR 2002, 657, 664) und einer uneinheitlichen Terminologie<br />
in <strong>de</strong>r Rspr. (zB BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79, BStBl. II 1982, 495:<br />
vorweggenommene Werbungskosten; Nds. FG v. 25.3.1998, EFG 1999, 19: vorweggenommene<br />
Werbungskosten; FG Rhld.-Pf. v. 19.9.1985, EFG 1986, 71:<br />
vorweg entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten) nicht durchgesetzt zu haben. Es sollte<br />
<strong>de</strong>shalb die terminologische Frage nochmals überdacht wer<strong>de</strong>n. Der Begriff<br />
„vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen“ stellt uE die präziseste Beschreibung<br />
für Erwerbsaufwendungen in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase <strong>de</strong>r eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />
dar. Diese Begriffsbestimmung unter Einbeziehung <strong>de</strong>s Veranlassungsmoments<br />
entspricht <strong>de</strong>r heutigen Sichtweise von <strong>de</strong>r veranlassungsbezogenen<br />
Zuordnung von Aufwendungen. Die reine Beschreibung <strong>de</strong>s Entstehungszeitpunkts<br />
(„vorab o<strong>de</strong>r vorweg entstan<strong>de</strong>n“; „in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase“) dagegen<br />
beinhaltet insoweit nur einen Teilaspekt und läßt das tragen<strong>de</strong> Veranlassungsprinzip<br />
außer acht. Die allein darauf abstellen<strong>de</strong>n Begriffsbestimmungen sind<br />
durch die Entwicklung in <strong>de</strong>r Steuerrechtswissenschaft und Rspr. zum Veranlassungsprinzip<br />
überholt. UE sollte aus diesem Grund auch im Interesse einer inhaltlichen<br />
Klarheit eine wechselweise Terminologie vermie<strong>de</strong>n und einheitlich<br />
<strong>de</strong>r Begriff „vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen“ verwandt wer<strong>de</strong>n (so<br />
auch Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />
2000, 3–6; Kreft, FR 2002, 657, 664; s. hierzu auch Stark in L/B/P, § 9<br />
Rn. 82). Denn wie Schick (StRK-Anm. EStG § 4 BetrAusg. R. 96 und EStG § 9<br />
(Abs. 1) Ziff. 1 R. 38) zutreffend ausführt, ist eine unklare Terminologie immer<br />
verräterisch, so wie eine klare Terminologie eine Voraussetzung für überzeugen<strong>de</strong><br />
Lösungen darstellt.<br />
Voraussetzungen <strong>de</strong>s Abzugs vorab veranlaßter Werbungskosten: Es gelten<br />
im Prinzip die gleichen Grundvoraussetzungen und Beurteilungsleitlinien<br />
wie für vorab veranlaßte Betriebsausgaben (differenzierend aber Stapperfend,<br />
FS Kruse, 2001, 533, 544 f.). Dies entspricht <strong>de</strong>r einheitlichen Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
für sämtliche Arten von Erwerbsaufwendungen (dazu<br />
Anm. 23, 135).<br />
Str. ist im einzelnen, welche Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Abzug vorab veranlaßter<br />
WK zustellen stellen sind:<br />
E Rspr. und Teile <strong>de</strong>s Schrifttums: Nach <strong>de</strong>r stRspr. <strong>de</strong>s BFH ist Voraussetzung für<br />
die Abziehbarkeit vorab veranlaßter WK, daß ein ausreichend bestimmter Zusammenhang<br />
zwischen ihnen und <strong>de</strong>r Einkunftsart besteht, in <strong>de</strong>ren Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Abzug begehrt wird, also ein hinreichend konkreter, objektiv feststellbarer<br />
Zusammenhang mit späteren Einnahmen.<br />
ZB BFH v. 18.4.1996 – VI R 89/93, BStBl. II 1996, 449; v. 19.4.1996 – VI R 24/95,<br />
BStBl. II 1996, 452; v. 31.5.2000 – IX R 6/96, BFH/NV 2001, 24; v. 4.12.2002 – VI R<br />
120/01, BStBl. II 2003, 403; v. 4.11.2003 – VI R 96/01, BFH/NV 2004, 404.<br />
Ein Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen mit <strong>de</strong>r beabsichtigten Erwerbstätigkeit<br />
innerhalb einer Einkunftsart ist danach nicht gegeben, wenn die Vorbereitungen<br />
in einem so frühen Stadium steckengeblieben sind, daß für <strong>de</strong>n Stpfl. noch alle<br />
Möglichkeiten offenbleiben, Tätigkeiten auszuüben, die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n können (so BFH v. 3.11.1961 – VI R 196/60 U,<br />
BStBl. III 1962, 123). „Ins Blaue hinein“ getätigte Aufwendungen können nicht<br />
als vorab veranlaßte WK abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v. 19.4.1996 – VI R 24/95,<br />
BStBl. II 1996, 452). Der erfor<strong>de</strong>rliche hinreichen<strong>de</strong> wirtschaftliche Zusammenhang<br />
kann hiernach erst ab <strong>de</strong>m Zeitpunkt gegeben sein, zu <strong>de</strong>m sich anhand<br />
objektiver Umstän<strong>de</strong> feststellen läßt, daß <strong>de</strong>r Entschluß, Einkünfte aus einer bestimmten<br />
Einkunftsart zu erzielen, endgültig gefaßt ist (zB BFH v. 19.8.2002 –<br />
E 108 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 162 §9<br />
IX B 190/01, BFH/NV 2003, 147; s. auch BFH v. 9.7.2003 – IX R 102/00,<br />
BStBl. II 2003, 940 zur Einkünfteerzielungsabsicht bei leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung:<br />
neben <strong>de</strong>r Vermietungsabsicht bestehen<strong>de</strong> Verkaufsabsicht uU unschädlich).<br />
Ein ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang ist auch ausgeschlossen,<br />
wenn sich nicht absehen läßt, ob und ggf. wann Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n (so<br />
zB BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030). Der Umstand, daß sich<br />
die Aufwendungen im nachhinein (zufällig) als nützlich erweisen, ist dann für<br />
die Abziehbarkeit ohne Be<strong>de</strong>utung (BFH v. 18.7.1972 – VIII R 12/68, BStBl. II<br />
1972, 930).<br />
E Teile <strong>de</strong>s Schrifttum sind dieser Auffassung gefolgt (zB v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 127 mwN in Fn. 264; v. Bornhaupt, FR 1982, 313 [317];<br />
Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 64). Zur Begründung wird angeführt, daß<br />
eine Berücksichtigung von Aufwendungen, die sich noch keiner Einkunftsart<br />
zurechnen lassen, nach <strong>de</strong>m System <strong>de</strong>s EStRechts nicht möglich sei. WK könnten<br />
nur im Rahmen <strong>de</strong>r in § 2 Abs. 2 Nr, 2 genannten Überschußrechnung angesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, die für je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 geson<strong>de</strong>rt<br />
durchzuführen sei (so v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 128). Aufwendungen<br />
seien selbst dann nicht abziehbar, wenn noch nicht feststehe, ob sie <strong>de</strong>n WK<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Betriebsausgaben zuzuordnen seien (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn<br />
B 128, unter Hinweis auf FG Köln v. 11.7.1986, EFG 1986, 550, rkr.).<br />
E Überwiegen<strong>de</strong> Meinung im Schrifttum: Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>s Schrifttums ist<br />
diesen strengen Abzugsvoraussetzungen entgegengetreten. Danach genügt es,<br />
wenn im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung feststeht, daß die Aufwendung <strong>de</strong>r Erzielung<br />
von Einnahmen dient. In diesem Fall sei unschädlich, wenn die konkrete<br />
Einkunftsart noch offen sei (zB Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 162; Kruse, FR<br />
1981, 473; Stapperfend in FS Kruse, 2001, 533 [547]; Kreft, Vorab veranlaßte<br />
Erwerbsaufwendungen im EStR, 2000, 116; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 36; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 86; Frotscher, § 9 Rn. 28; so jetzt auch BFH v.<br />
26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497 mit Anm. Bergkemper: hinreichend konkreter,<br />
objektiv feststellbarer Zusammenhang mit künftigen stbaren Einnahmen).<br />
Dies gelte wegen <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Gleichbehandlung selbst dann, wenn<br />
noch nicht feststehe, ob es sich bei <strong>de</strong>r Einkunftsart im eine Gewinneinkunftsart<br />
iSd. § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 – 3 o<strong>de</strong>r um eine Überschußeinkunftsart iSd. § 2<br />
Abs. 1 Satz 1 Nr. 4–7 han<strong>de</strong>le (vgl. Stapperfend in FS Kruse, 2001, 548). Zur<br />
Begründung führen die Kritiker weiter an, daß ein von <strong>de</strong>r Rspr. gefor<strong>de</strong>rter Zusammenhang<br />
mit einer bestimmten Einkunftsart im Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />
Satz 1 keine Stütze fin<strong>de</strong> (vgl. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 86; Kreft, Vorab veranlaßte<br />
Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, 2000, 39). Zu<strong>de</strong>m sei<br />
eine Abziehbarkeit auch bei ungewisser Einkunftsart aufgrund <strong>de</strong>s objektiven<br />
Nettoprinzips geboten (vgl. Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im<br />
Einkommensteuerrecht, 2000, 42).<br />
E Stellungnahme: Das Erfor<strong>de</strong>rnis eines hinreichend konkreten Zusammenhangs<br />
mit einer bestimmten in Aussicht genommenen Einkunftsart ist als Son<strong>de</strong>rvoraussetzung<br />
für vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen abzulehnen. Materiellrechtliche<br />
Fragen wer<strong>de</strong>n vielmehr mit verfahrensrechtliche Beweisfragen vermischt.<br />
Es ist mit <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip nicht vereinbar, wenn eine<br />
Aufwendung im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Verausgabung trotz Erwerbsbezugs nur <strong>de</strong>shalb<br />
nicht steuermin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wird, weil eine konkrete Einkunftsart o<strong>de</strong>r<br />
auch nur die Zuordnung zu <strong>de</strong>n Gewinn- o<strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten nicht<br />
feststeht (so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 36). Hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
grundqualifikatorischen Voraussetzung gem. Abs. 1 Satz 1 dürfen keine an<strong>de</strong>ren<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 109
§9 Anm. 162 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Abzugsvoraussetzungen gelten wie für normale WK. Etwas an<strong>de</strong>res läßt sich<br />
auch nicht aus <strong>de</strong>m Wortlaut herleiten. Denn Abs. 1 Satz 2, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r<br />
WK in einer Einkunftsart vorgibt, hat insoweit keinen rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Charakter.<br />
Die Anwendung <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze gewährleistet darüber hinaus<br />
eine ausreichen<strong>de</strong> Abgrenzung zu <strong>de</strong>n nicht abziehbaren Kosten <strong>de</strong>r privaten<br />
Lebensführung.<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r Abzugsvoraussetzungen ist zwischen <strong>de</strong>r materiell-rechtlichen<br />
Ebene und <strong>de</strong>r Beweisebene wie folgt zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />
Die problematische Frage ist in materiell-rechtlicher Hinsicht, wann bei Tätigen einer<br />
Aufwendung ein ausreichen<strong>de</strong>r konkreter Erwerbsbezug vorliegt. UE ist<br />
dies <strong>de</strong>r Fall, wenn das die Aufwendung auslösen<strong>de</strong> Moment in einem objektiv<br />
wirtschaftlichen Zusammenhang mit zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase <strong>de</strong>r geplanten<br />
Erwerbstätigkeit steht (ähnlich für die Betriebsausgaben: Stapperfend in<br />
FS Kruse, 2001, 533 [545], <strong>de</strong>r die mit <strong>de</strong>n ersten Vorbereitungshandlungen anfallen<strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen bereits durch <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt<br />
sieht; s. auch § 4 Anm. 817). Eine solches Erfor<strong>de</strong>rnis setzt voraus, daß <strong>de</strong>r Beginn<br />
<strong>de</strong>r Vorbereitungsphase anhand möglichst allgemeingültiger Kriterien festgemacht<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Das Problem <strong>de</strong>s Feststellens eines konkreten Erwerbsbezugs<br />
wird sich größtenteils <strong>de</strong>cken mit <strong>de</strong>r Frage, wann eine strelevante<br />
Tätigkeit bzw. die Erwerbssphäre beginnt. Denn Erwerbsaufwendungen können<br />
stsystematisch nur innerhalb <strong>de</strong>r sieben Einkunftsarten <strong>de</strong>s EStG berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n, und zwar zur Ermittlung <strong>de</strong>r Einkünfte aus einer Einkunftsart. Es läßt<br />
sich folglich <strong>de</strong>r Grundsatz aufstellen: Keine Erwerbsaufwendungen ohne –<br />
durch die sieben Einkunftsarten – bestimmte Erwerbssphäre. Insoweit ergeben<br />
sich, entgegen <strong>de</strong>r Auffassung von Stapperfend (in FS Kruse, 2001, 545, <strong>de</strong>r davon<br />
ausgeht, daß im Unterschied zu <strong>de</strong>n Betriebsausgaben – hier sind bereits<br />
Vorbereitungshandlungen durch <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n Betriebs veranlaßt – eine<br />
Tatbestandsverwirklichung erst eintritt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>r eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />
beginnt), keine Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Beurteilung von WK und Betriebsausgaben.<br />
Auch im Bereich <strong>de</strong>r WK beginnt die Erwerbsphase mit <strong>de</strong>n ersten<br />
Vorbereitungshandlungen, die für Dritte erkennbar auf die Begründung<br />
irgen<strong>de</strong>iner Erwerbstätigkeit iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 1–7 hin<strong>de</strong>uten und sich bereits<br />
als eine nachhaltige und von Einkünftererzielungsabsicht getragene Teilnahme<br />
am allg. Wirtschaftsverkehr (o<strong>de</strong>r auch allg. Marktgeschehen) darstellen (so wohl<br />
auch Schick, StRK-Anm. EStG § 4 BetrAusg. R. 96: Spätestens mit <strong>de</strong>n ersten<br />
Aufwendungshandlungen muß irgen<strong>de</strong>ine Einkunftsart begrün<strong>de</strong>t sein; vgl.<br />
hierzu ausführlich Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im EStR,<br />
2000, 84 ff.; Kreft, FR 2002, 657 [664f].). Ab diesem Zeitpunkt sind vorab veranlaßte<br />
Erwerbsaufwendungen <strong>de</strong>nkbar (ähnlich Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 36: ab Feststellen <strong>de</strong>r Einkunftserzielungsabsicht). Die Merkmale einer bestimmten<br />
Einkunftsart müssen dabei nicht erkennbar sein, da die Aufglie<strong>de</strong>rung<br />
in die sieben Einkunftsarten und die einkunftsartenbezogene Zuordnung von<br />
Ausgaben nur ein steuertechnisches Mittel ist, um die Gesamtleistungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. zutreffend zu erfassen. In Zweifelsfällen können vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />
<strong>de</strong>r Einkunftsart zugerechnet wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>r sie <strong>de</strong>n größten<br />
Bezug haben.<br />
Auf <strong>de</strong>r Beweisebene geht es wegen <strong>de</strong>s im StRecht gelten<strong>de</strong>n Untersuchungsgrundsatzes<br />
in diesem Zusammenhang um die Frage, zu wessen Lasten es geht,<br />
wenn nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n kann, ob die vorgenannten Voraussetzungen erfüllt<br />
sind (zu <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Feststellungslast s. Anm. 54). Können also<br />
keine Umstän<strong>de</strong> ermittelt wer<strong>de</strong>n, die darauf schließen lassen, daß bereits bei<br />
E 110 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 162–163 §9<br />
Verausgabung ein konkreter Erwerbsbezug gegeben ist, ist <strong>de</strong>r Abzug zu versagen.<br />
Da einige <strong>de</strong>r für die Bestimmung <strong>de</strong>s Beginns <strong>de</strong>r Erwerbsphase aufgestellten<br />
Kriterien nur einer Zeitraum bezogenen Betrachtung zugänglich sind<br />
und uU erst durch die Zusammenschau mehrerer Umstän<strong>de</strong> eine zuverlässige<br />
Beurteilung möglich ist, besteht in Zweifelsfällen die Notwendigkeit eines längeren<br />
Beurteilungszeitraums und einer Rückbetrachtung. Diese Probleme könnten<br />
unter Ausschöpfung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Verfahrensrechts (insbes. die vorläufige<br />
Veranlagung gem. § 165 AO; ggf. Anscheinsbeweisgrundsätze, hierzu v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 133) gelöst wer<strong>de</strong>n (ähnlich BFH v. 8.2.1983 – VIII<br />
R 163/81, BStBl. II 1983, 355; BFH v. 26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497).<br />
c) Weitere Abzugsvoraussetzungen<br />
Neben <strong>de</strong>n vorstehen<strong>de</strong>n materiell-rechtlichen Voraussetzungen müssen noch<br />
folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllt sein:<br />
Kein Abzug von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Die Aufwendungen<br />
dürfen nicht <strong>de</strong>n AHK eines Einkunftserzielungszwecken dienen<strong>de</strong>n WG<br />
zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Insoweit kommt nur bei abnutzbaren WG eine stl. Berücksichtigung<br />
über die AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7 ff. in Betracht (vgl.<br />
zB BFH v. 29.7.1986 – IX R 206/84, BStBl. II 1986, 747 betr. Erwerb einer<br />
Rentenanwartschaft); Beson<strong>de</strong>rheiten gelten für immobilienbezogene Fehlaufwendungen,<br />
s. Anm. 166. UE ist die Zuordnung nach <strong>de</strong>n bilanzstl. Aktivierungsregeln<br />
vorzunehmen.<br />
Kein Auslandbezug: Wegen <strong>de</strong>s in § 3c kodifizierten Abzugsverbots – zumin<strong>de</strong>st<br />
in entsprechen<strong>de</strong>r Anwendung – han<strong>de</strong>lt es sich beim angestrebten Bezugspunkt<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen regelmäßig um im Inland stbare und stpfl. Einnahmen.<br />
Dienen die Aufwendungen zB <strong>de</strong>r Vorbereitung einer Tätigkeit im<br />
Ausland, aus <strong>de</strong>r dann im Inland nicht stbare Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n, schei<strong>de</strong>t<br />
nach <strong>de</strong>r Rspr. ein WK-Abzug aus.<br />
Vgl. zB. BFH v. 20.7.1973 – VI R 198/69, BStBl. II 1973, 732; v. 6.10.1993 – I R 32/<br />
93, BStBl. II 1994, 113; v. 7.3.1995 – VIII R 9/94, BStBl. II 1995, 697; v. 19.1.1996 –<br />
VI R 77/94, BFH/NV 1996, 541; s. aber BFH v. 20.10.1978 – VI R 132/76, BStBl. II<br />
1979, 114: WKAbzug bei Fortbildung für angestrebte Anstellung in Frankreich.<br />
Zwingend ist dies aber nicht, da es unabhängig von einem evtl. Auslandsbezug<br />
auf <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Veranlassungsfaktor zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Tätigens <strong>de</strong>r<br />
Aufwendung ankommt, losgelöst von <strong>de</strong>m zeitlich später liegen<strong>de</strong>n realisierten<br />
o<strong>de</strong>r nicht realisierten stl. Einnahmecharakter.<br />
Zum WK-Abzug von Aufwendungen mit Auslandsbezug bei <strong>de</strong>r Ermittlung<br />
<strong>de</strong>s Steuersatzeinkommens s. BFH v. 6.10.1993 – I R 32/93, BStBl. II 1994,<br />
113; v. Bornhauptin K/S/M, § 9 Rn. B 151; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 37.<br />
Kein Bezug zur Beendigung o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ursprünglichen Erwerbsleistung:<br />
Aufwendungen zur Beendigung o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung eines strelevanten<br />
Engagements bereits in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase wer<strong>de</strong>n vom BFH nicht<br />
als vorab veranlaßte WK anerkannt (BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79,<br />
BStBl. II 1982, 495 betr. Kosten <strong>de</strong>s Rücktritts vom Kauf eines Einfamilienhauses;<br />
v. 29.11.1983 – VIII R 160/82, BStBl. II 1984, 307 betr. Abstandszahlung<br />
wegen Rücktritts von einem Immobilienkaufvertrag; v. 22.4.1975 – VIII R 110/<br />
70, BStBl. II 1975, 663 betr. Aufwendungen zur Beseitigung eines nicht wirksam<br />
gewor<strong>de</strong>nen Pachtverhältnisses). Dies gilt aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n für<br />
alle Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 (glA o.V., HFR 1982, 404; Richter,<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 111<br />
163
164<br />
§9 Anm. 163–164 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
DStR 1984, 516) und soll eine Überspannung <strong>de</strong>s Begriffs vorab entstan<strong>de</strong>ner<br />
WK vermei<strong>de</strong>n (vgl. noch restriktiver als die Rspr. Mittmann, DStR 1985, 99;<br />
krit. dazu Drenseck, DStR 1985, 206). Abweichend zum allg. WKBegriff sind danach<br />
in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase einer strelevanten Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung nur<br />
solche Aufwendungen abziehbar, die positiv auf die Aufnahme <strong>de</strong>s Engagements<br />
ausgerichtet sind (BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79, BStBl. II 1982, 495).<br />
E Aufgrund erheblicher Kritik im stl. Schrifttum (zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />
B 226; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn 45; Rauch, Nachträgliche WK – zu<br />
späte Aufwendungen, 1996, 98 f.; Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />
im EStR, 2000, 43 f., 54) hat sich diese strikte Rspr. in jüngster Zeit scheinbar<br />
gelockert (s. BFH v. 8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Kosten<br />
für ein nicht errichtetes Gebäu<strong>de</strong> als Werbungskosten; v. 5.11.2001 – IX B 92/<br />
01, BStBl. II 2002, 144 betr. Abzug von Schuldzinsen für ein gescheitertes Bauvorhaben;<br />
s. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 45; v. Bornhaupt in K/S/M,<br />
§ 9 Rn. B 226, spricht sogar von Aufgabe <strong>de</strong>r bisherigen BFH-Rspr.).<br />
E Stellungnahme: Unter Veranlassungsgesichtspunkten ist die Auffassung <strong>de</strong>s<br />
BFH auch bei Berücksichtigung <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes uE als<br />
zu eng abzulehnen. Abweichend zum BFH können Aufwendungen, die auf die<br />
Einstellung eines geplanten strelevanten Engagements abzielen, sehr wohl Ausfluß<br />
und möglicher Endpunkt eines zur Einkunftserzielung eingeleiteten Handlungsablaufs<br />
sein, soweit kein unmittelbarer wirtschaftlicher Veräußerungszusammenhang<br />
(keine privaten Veräußerungseinkünfte) besteht (vgl. o.V., HFR<br />
1982, 404, mit Hinweis darauf, daß <strong>de</strong>r BFH diese Überlegung nicht für überzeugend<br />
hält). Dies mag fiskalisch unerwünscht sein, entspricht aber <strong>de</strong>n<br />
Grundsätzen <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung. Die Auffassung <strong>de</strong>s BFH wurzelt<br />
dagegen noch im bereits überwun<strong>de</strong>nen, <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />
verhafteten Finalitätskonzept (s. Anm. 115) und steht daher zur allg. Rspr.-Entwicklung<br />
im Wi<strong>de</strong>rspruch. Schließlich kann die materiellrechtliche Beurteilung<br />
von Beendigungs- o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rungsaufwendungen nicht von <strong>de</strong>r zeitlichen<br />
Phase <strong>de</strong>r Aufwendungsentstehung abhängen (so aber BFH v. 15.12.1981 – VIII<br />
R 107/79, BStBl. II 1982, 495, und v. 29.11.1983 – VIII R 160/82, BStBl. II<br />
1984, 307); mit Schwierigkeiten im Beweisbereich läßt sich die Argumentation<br />
<strong>de</strong>r Judikatur uE nicht rechtfertigen.<br />
d) Anwendungsbeispiele für vorab veranlaßte Werbungskosten<br />
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19): Bürgschaftsaufwendungen<br />
eines ArbN zugunsten seines ArbG im Hinblick auf die künftige berufliche Tätigkeit<br />
(BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395); Promotionskosten<br />
(BFH v. 4.11.2003 – VI R 96/01, BStBl. II 2004, 891 – Rspr.-¾n<strong>de</strong>rung);<br />
berufliche Fortbildungskosten wegen angestrebter Erwerbstätigkeit, nicht dagegen<br />
Ausbildungskosten (vgl. neuere weitergehen<strong>de</strong> BFH-Rspr. nach Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r Rspr. zur Sperrwirkung <strong>de</strong>s § 10 Abs. 1 Nr. 7: BFH v. 17.12.2002 – VI R<br />
137/01, BFH/NV 2003, 259 betr. erstmaliges berufsbegleiten<strong>de</strong>n Hochschulstudium<br />
zur Vorbereitung eines Berufswechsels mit Anm. Bergkemper/Kreft,<br />
FR 2003, 202 ff.; v. 26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497 betr. Erststudium<br />
nach Arbeitslosigkeit; zum WKAbzug beim Erststudium s. Wübbelsmann, EStB<br />
2004, 163; BFH v. 27.5.2003 – VI R 33/00, BFH/NV 2003, 1119 betr. Ausbildung<br />
zum Verkehrsflugzeugführer bei unmittelbar hieran anschließen<strong>de</strong>r<br />
Berufsausbübung; s. ausf. hierzu Prinz, FR 2005, 229); erwerbsbezogen konkretisierte<br />
Bewerbungs- und Umschulungskosten (zB für Stelleninserate, Portokosten,<br />
Telefon usw.; vgl. BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403<br />
E 112 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 164 §9<br />
betr. Umschulung von arbeitsloser Industriekauffrau zur Fahrlehrerin; v. 17.12.<br />
2002 – VI R 42/00, BFH/NV 2003, 474 betr. Umschulung von arbeitsloser<br />
Verkäuferin zur Arzthelferin; v. 17.12.2002 – VI R 121/01, BFH/NV 2003, 477<br />
betr. Umschulung von arbeitslosem Landwirt zum Dach<strong>de</strong>cker), und zwar auch<br />
bei längerfristig erfolglosen Bemühungen (s. Korn, KÖSDI 1982, 4478 f.). Zu<br />
diversen Folgenentscheidungen <strong>de</strong>s BFH zur Abgrenzung Ausbildung – Fortbildung<br />
s. Zusammenstellung in EStB 2004, 16 f. Sofern keine Einnahmen im VZ<br />
<strong>de</strong>r Verausgabung erzielt wer<strong>de</strong>n (insbes. bei nicht berufsbegleiten<strong>de</strong>n Studienkosten)<br />
kommt bis VZ 2003 nur die Nutzung eines Verlustvor-/Rücktrags in<br />
Betracht (vgl. zu verschie<strong>de</strong>nen Fallgruppen Nagel, EStB 2004, 122). Der für<br />
<strong>de</strong>n Stpfl. günstigen Rspr.-¾n<strong>de</strong>rung ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber nunmehr durch die<br />
rückwirkend ab 1.1.2004 gelten<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 5 und § 10 Abs. 1<br />
Nr. 7 (Ausschluß <strong>de</strong>s Abzugs von Erwerbsaufwendungen und Einführung eines<br />
erhöhten Son<strong>de</strong>rausgabenabzugs entgegengetreten; vgl. dazu Drenseck, DStR<br />
2004, 1766).<br />
Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20): Schuldzinsen für <strong>de</strong>n Erwerb von<br />
Kapitalvermögenswerten (zB kreditfinanzierte Beteiligung an einer AG o<strong>de</strong>r<br />
GmbH), wenn auf Dauer gesehen ein Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen über die Ausgaben<br />
erwartet wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 21.7.1981 – VIII R 154/76, BStBl. II<br />
1982, 37).<br />
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 21): Laufen<strong>de</strong> Aufwendungen<br />
für ein zur Bebauung und anschließen<strong>de</strong>n Vermietung vorgesehenes unbebautes<br />
Grundstück (zB Finanzierungskosten, Grundsteuer etc.) bil<strong>de</strong>n vorbereiten<strong>de</strong><br />
WK; als Indizien für <strong>de</strong>n von Anfang an bestehen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />
Erwerbsbezug sind die Stellung einer Bauvoranfrage und <strong>de</strong>r Abschluß mehrerer<br />
Bausparverträge zu werten (BFH v. 8.2.1983 – VIII R 130/79, BStBl. II<br />
1983, 554). Mit Aufgabe <strong>de</strong>r objektbezogenen Bebauungsabsicht en<strong>de</strong>t regelmäßig<br />
<strong>de</strong>r Erwerbsbezug, ohne diesen rückwirkend zu beseitigen (s. FG Nürnb. v.<br />
29.5.1984, EFG 1985, 13, rkr., betr. Schuldzinsen; kritisch dazu Dedner, BB<br />
1985, 504, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfall hinweist, daß das unverän<strong>de</strong>rte Einnahmestreben<br />
auf ein Ersatzgrundstück verlagert wer<strong>de</strong>n kann). Auch umgekehrte Fallgestaltungen<br />
sind <strong>de</strong>nkbar (dh. zunächst keine Bebauungsabsicht, die Einnahmeerzielungsabsicht<br />
stellt sich erst später ein).<br />
E Reisekosten, die <strong>de</strong>m Stpfl. auf <strong>de</strong>r Suche nach einem zum Kauf geeigneten<br />
und <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong>n Immobilienobjekt entstehen (vgl. BFH v.<br />
10.3.1981 – VIII R 195/77, BStBl. II 1981, 470).<br />
E Abschlußgebühren für einen Bausparvertrag: s. BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98,<br />
DStR 2000, 2037.<br />
Sonstige Einkünfte (§ 22): Beiträge eines ArbN zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />
sind keine vorab veranlaßten WK im Rahmen <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Buchst. a;<br />
es han<strong>de</strong>lt sich vielmehr um <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rausgabenbereich zuzuordnen<strong>de</strong> Vorsorgeaufwendungen<br />
gem. § 10 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. a (BFH v. 29.7.1986 – IX R<br />
206/84, BStBl. II 1986, 747; v. 14.5.1998 – X R 38/93, BFH/NV 1999, 163).<br />
Ob dies auch nach <strong>de</strong>m ab 1.1.2005 gelten<strong>de</strong>n Alterseinkünftegesetz (AltEinkG)<br />
Gültigkeit hat, ist uE zumin<strong>de</strong>st zweifelhaft, da nach einer Übergangszeit nunmehr<br />
die Renteneinkünfte vollständig <strong>de</strong>r Besteuerung unterliegen.<br />
Für einen Abzug als vorab veranlaßte WK: Heidrich, FR 2004, 1321 [1323 f.]; Balke,<br />
Consultant 2005, 43; Nds. FG v. 16.4.2003, EFG 2003, 1250 (1257): „Prüfung <strong>de</strong>s<br />
WKAbzugs hat rechtslogischen Vorrang“.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 113
165<br />
166<br />
§9 Anm. 164–166 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
E Schuldzinsen für einen Kredit, mit <strong>de</strong>m die Beiträge zur Erlangung einer Rentenanwartschaft<br />
finanziert wer<strong>de</strong>n, können dagegen abziehbar sein (BFH v.<br />
5.5.1993 – X R 128/90, BStBl. II 1993, 867 mwN).<br />
e) Fehlgeschlagene o<strong>de</strong>r vergebliche (vorab veranlaßte) Aufwendungen<br />
als Werbungskosten (Grundsätze)<br />
Von fehlgeschlagenen o<strong>de</strong>r vergeblichen Aufwendungen spricht man, wenn es<br />
letztlich zum Zufluß <strong>de</strong>r erstrebten Einnahmen nicht gekommen ist o<strong>de</strong>r wenn<br />
<strong>de</strong>n getätigten Aufwendungen kein Gegenwert gegenübersteht (s. aber BFH v.<br />
31.3.1992 – IX R 164/87, BStBl. II 1992, 805: keine vergeblichen Aufwendungen<br />
– son<strong>de</strong>rn Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten – bei bloßem Ungleichgewicht<br />
zwischen Leistung und Gegenleistung, zB bei mangelhafter Leistung<br />
o<strong>de</strong>r überhöhtem Preis). Derartige Aufwendungen wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Judikatur<br />
entsprechend <strong>de</strong>m erwerbsbezogenen Veranlassungsprinzip unter grds. gleichen<br />
Bedingungen anerkannt wie erfolgreiche.<br />
Vgl. zB BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830 betr. Vorauszahlungen ohne<br />
Gegenleistung; v. 15.4.1992 – III R 96/88, BStBl. II 1992, 819, 821; v. 21.9.1995 – IV<br />
R 117/94, BFH/NV 1996, 461, 462; v. 4.3.1997 – IX R 29/93, BStBl. II 1997, 610<br />
betr. Schuldzinsen nach Kündigung <strong>de</strong>r Beteiligung an einer Bauherrengemeinschaft; v.<br />
8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Architektenhonorar für nicht erbrachte<br />
Gegenleistung; v. 23.11.2000 – VI R 93/98, BStBl. II 2001, 199 betr. Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte während <strong>de</strong>r Zahlung von Konkursausfallgeld; v.<br />
23.3.2001 – VI R 139/00, BFH/NV 2001, 1379 betr. Aufwendungen für geplanten<br />
Umzug ins Ausland; v. 5.11.2001 – IX B 92/01, BStBl. II 2002, 144.<br />
Bei <strong>de</strong>r Glaubhaftmachung und <strong>de</strong>m Nachweis <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs bestehen allerdings<br />
ggf. strengere Nachprüfungserfor<strong>de</strong>rnisse (vgl. BFH v. 13.11.1973 –<br />
VIII R 157/70, BStBl. II 1974, 161 betr. vergebliche Planungskosten). Dies gilt<br />
einheitlich für alle Überschußeinkunftsarten (zB Kosten für ein vergebliches<br />
Vorstellungsgespräch o<strong>de</strong>r nicht verwendbare Arbeitsmittel bei § 19). Der Nachweis<br />
ist häufig allein dadurch erschwert, daß gera<strong>de</strong> keine Einnahmen erzielt<br />
wer<strong>de</strong>n, die ansonsten einen Rückschluß zuließen. Zweifel gehen auch hier zu<br />
Lasten <strong>de</strong>s Stpfl., <strong>de</strong>r die Feststellungslast für <strong>de</strong>n WKAbzug trägt (zB BFH v.<br />
9.4.1996 – X B 296/95, BFH/NV 1996, 739 betr. an einen Berater übergebene<br />
und von diesem unterschlagene Gel<strong>de</strong>r für die Anschaffung von Anteilen an einem<br />
Wertpapier- und Devisenfonds, sofern sich <strong>de</strong>r betriebliche Bezug we<strong>de</strong>r<br />
aus <strong>de</strong>r Herkunft <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r künftigen betrieblichen Verwendung ergibt).<br />
Bei <strong>de</strong>n fehlgeschlagenen Aufwendungen wird es sich idR um vorab veranlaßte<br />
vergebliche Aufwendungen han<strong>de</strong>ln (so zB BFH v. 4.3.1997 – IX R 29/93,<br />
BStBl. II 1997, 610). Sie sind jedoch auch in Form <strong>de</strong>r nachträglichen Aufwendungen<br />
<strong>de</strong>nkbar (vgl. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 99, unter Hinweis auf BFH v.<br />
5.11.2001 – X B 92/01, BStBl. II 2002, 144; allgemein zu nachträglichen Aufwendungen<br />
s. Anm. 170).<br />
f) Fehlgeschlagene (vorab veranlaßte) Aufwendungen als Werbungskosten<br />
bei Vermietung und Verpachtung<br />
Beson<strong>de</strong>re strechtliche Probleme mit Fehlaufwendungen ergeben sich wegen<br />
<strong>de</strong>r Abgrenzung zur steuerneutralen Vermögenssphäre und <strong>de</strong>r als Son<strong>de</strong>rregelung<br />
interpretierten Vorschrift <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 7 bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV,<br />
zB betr. Planungskosten eines später nicht errichteten Mietwohnhauses.<br />
E 114 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 166 §9<br />
Es lassen sich ungeachtet <strong>de</strong>r Vielzahl von Sachverhaltsvarianten die folgen<strong>de</strong>n<br />
Fallgruppen unterschei<strong>de</strong>n:<br />
Vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung <strong>de</strong>s nichtabnutzbaren Grund<br />
und Bo<strong>de</strong>ns: Seit vielen Jahrzehnten ist die stl. Behandlung <strong>de</strong>r Fehlaufwendungen<br />
insbes. für <strong>de</strong>n Fall str., wenn die Aufwendungen ursprünglich <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
von nichtabnutzbarem Grund und Bo<strong>de</strong>n gedient haben und dieser Anschaffungsvorgang<br />
sich später nicht realisiert hat. Die FinanzRspr. und die,<br />
soweit ersichtlich, überwiegen<strong>de</strong> Meinung im strechtlichen Schrifttum gehen davon<br />
aus, daß in diesen Fällen ein WKAbzug nicht möglich ist, da bei <strong>de</strong>r Überschußrechnung<br />
nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 Anschaffungskosten auf nichtabziehbare<br />
WG generell nicht berücksichtigungsfähig sind.<br />
Vgl. zB BFH v. 14.2.1978 – VIII R 9/76, BStBl. II 1978, 455; v. 25.7.1978 – VIII R<br />
42/76, BStBl. II 1979, 14; v. 9.9.1980 – VIII R 44/78, BStBl. II 1981, 418; v.<br />
29.11.1983 – VIII R 96/81, BStBl. II 1984, 303; v. 29.11.1983 – VIII R 173/81,<br />
BStBl. II 1984, 306; FG Rhld.-Pf. v. 23.4.1993, EFG 1993, 780, rkr; zust.: v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 811; v. Bornhaupt, FR 1981, 497, 500; Frotscher, §9<br />
Rn. 39; Blümich/Stuhrmann, § 21 Rn. 113; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />
im EStRecht, 2000, 44 f.; so auch FinVerw., FR 1992, 347).<br />
Diese Auffassung wird teilweise im Schrifttum kritisiert. Nach <strong>de</strong>r Gegenmeinung<br />
können bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften die das Vermögen betreffen<strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen nur dann unberücksichtigt bleiben, wenn mit <strong>de</strong>n Aufwendungen<br />
ein nichtabnutzbares WG tatsächlich erworben wor<strong>de</strong>n ist, nicht jedoch,<br />
wenn sich die geplante Anschaffung nicht realisiert hat (so Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 166; wohl auch Herrmann, StuW 1991, 375; zumin<strong>de</strong>st zweifelnd:<br />
Knobbe-Keuk, DStZ 1984, 338; Jakob/Wittmann, FR 1988, 553). Teilweise<br />
wird die Auffassung <strong>de</strong>r älteren BFH-Rspr. sogar im Hinblick auf die – Herstellungskosten<br />
betreffen<strong>de</strong>n – Ausführungen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH in <strong>de</strong>r<br />
Entscheidung v. 4.7.1990 (BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830) als<br />
überholt und <strong>de</strong>r Abzug zur Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips als geboten<br />
angesehen (so Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 47).<br />
E Stellungnahme: UE ist <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Auffassung zu folgen. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />
wegen <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n planmäßigen Wertverzehrs um eine <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen<br />
<strong>de</strong>s WKBegriffs entsprechen<strong>de</strong> Rechtsfolge. Die Regelung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 7 betrifft nur WG, die einem Wertverzehr unterliegen. Der Verlust<br />
<strong>de</strong>s WG als solches kann stl. dagegen – im Unterschied zur Gewinnermittlung<br />
durch Bestandsvergleich – nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Fehlt mithin eine <strong>de</strong>n<br />
Substanzverlust berücksichtigen<strong>de</strong> Rechtsnorm für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten,<br />
die mittelbar o<strong>de</strong>r unmittelbar an <strong>de</strong>n WKBegriff in § 9 anknüpft,<br />
so fehlt auch die gesetzliche Grundlage, Aufwendungen auf Grund und<br />
Bo<strong>de</strong>n stl., dh. außerhalb <strong>de</strong>r Vermögenssphäre geltend machen zu können (so<br />
völlig zutr. FG Rhld-Pf. v. 24.3.1993, EFG 1993, 780, rkr). Bei dieser stsystematisch<br />
gebotenen Beurteilung ist auch ein Verstoß gegen das objektive Nettoprinzip<br />
nicht auszumachen. Danach ist nur die uneingeschränkte Berücksichtigung<br />
von Erwerbsaufwendungen zu gewährleisten. Wertverän<strong>de</strong>rungen führen aber<br />
– wie gezeigt – im Unterschied zum Wertverzehr bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
gera<strong>de</strong> nicht zu solchen Erwerbsaufwendungen. Aus diesem Grun<strong>de</strong> führt uE<br />
auch die Entscheidung <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH (BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/<br />
89, BStBl. II 1990, 830) zu keiner an<strong>de</strong>ren Beurteilung. Vergebliche Aufwendungen<br />
für Herstellungskosten eines abnutzbaren WG unterliegen gera<strong>de</strong> einer an<strong>de</strong>ren<br />
Wertung, da diese Aufwendungen im Erfolgsfall zulässigerweise abgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 115
§9 Anm. 166 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Mangels Aktivierungspflicht gilt dieses Abzugsverbot regelmäßig nicht für Schuldzinsen<br />
und an<strong>de</strong>re Geldbeschaffungskosten, auch wenn <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong><br />
Kredit zur Finanzierung <strong>de</strong>s geplanten Grundstückserwerbs aufgenommen wur<strong>de</strong><br />
(vgl. Frotscher, § 9 Rn. 39; s. auch BFH v. 5.11.2001 – IX B 92/01, BStBl. II<br />
2002, 144 betr. Abzug von Schuldzinsen für ein gescheitertes Bauvorhaben).<br />
E Vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung abnutzbarer Wirtschaftsgüter<br />
(insbes. Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r selbständig nutzbare Gebäu<strong>de</strong>teile): Vergebliche Aufwendungen<br />
zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung eines <strong>de</strong>r geplanten Vermietung<br />
dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r eines selbständig nutzbaren Gebäu<strong>de</strong>teils sind nach<br />
<strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH in voller Höhe als WK abziehbar, falls keine Einbeziehung<br />
in die Erwerbs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen einer Ersatzimmobilie geboten<br />
ist (Grundsatzentscheidung BFH v. 13.11.1973 – VIII R 157/70, BStBl. II 1974,<br />
161 betr. Planungskosten; BFH v. 12.12.1996 – X R 65/95, BStBl. II 1997, 603;<br />
zu <strong>de</strong>n „Einbeziehungsgrundsätzen“ s.u.); es han<strong>de</strong>lt sich bei <strong>de</strong>n Fehlaufwendungen<br />
somit nicht um estl. unbeachtliche Vermögensverluste. Die zeitliche<br />
Geltendmachung <strong>de</strong>r WK erfolgt in <strong>de</strong>m VZ, in welchem sich mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
herausstellt, daß es zu keiner Verteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen im<br />
Wege <strong>de</strong>r AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 kommen wird (zB bei endgültiger Aufgabe<br />
<strong>de</strong>r Bauabsicht wegen Versagung <strong>de</strong>r Baugenehmigung und Verzicht auf<br />
ein Ersatzhaus; vgl. BFH v. 14.2.1978 – VIII R 9/76, BStBl. II 1978, 455).<br />
Diese Ansicht <strong>de</strong>s BFH entspricht <strong>de</strong>r hM im strechtlichen Schrifttum (für viele<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 819; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 49;<br />
Frotscher, § 9 Rn. 39; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 165).<br />
Die vom BFH zur Begründung seines Auslegungsergebnisses herangezogene<br />
Rechtsgrundlage (§ 9 Abs. 1 Satz 1 o<strong>de</strong>r Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1<br />
Satz 7) bleibt allerdings unklar; eine Teilwertabschreibung kommt systementsprechend<br />
bei VuV als Überschußeinkunftsart nicht in Betracht (s. hierzu Kreft,<br />
Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 2000, 45 f.).<br />
Die Ursachen und Motive für das Scheitern <strong>de</strong>r geplanten Erwerbs- o<strong>de</strong>r Baumaßnahme<br />
sind für die stl. Qualifikation grds. unerheblich (vgl. Korn, KÖSDI<br />
1982, 4477). Gleiches gilt für Art und Umfang <strong>de</strong>r Fehlmaßnahme (zB durch Insolvenz<br />
bedingter Anzahlungsverlust, Veruntreuung von Bauaufwendungen oä.;<br />
s. hierzu BFH v. 28.6.2002 – IX R 51/01, BStBl. II 2002, 758; vgl. auch BFH v.<br />
8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Architektenhonorar für nicht erbrachte<br />
Leistungen).<br />
Ein einheitlicher Fehlbetrag für Grundstück und Gebäu<strong>de</strong>, etwa bei verlorenen<br />
Teilzahlungen an einen Bauträger, ist bei unterbliebener Zuordnung durch <strong>de</strong>n<br />
Stpfl. entsprechend <strong>de</strong>n ursprünglichen Wertverhältnissen aufzuteilen.<br />
Zur str. Abziehbarkeit von Erhaltungsaufwendungen (insbes. Aufwendungen<br />
zur Behebung größerer Baumängel) während <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>herstellung s. BFH v.<br />
31.3.1992 – IX R 164/87, BStBl. II 1992, 805, und Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 51.<br />
E Aktivierungspflichtige Gebäu<strong>de</strong>fehlaufwendungen: Soweit gebäu<strong>de</strong>bezogene Fehlaufwendungen<br />
in Anlehnung an die allg. Bilanzierungsregeln in einem engen und<br />
konkretisierten wirtschaftlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />
eines an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>s ursprünglich vorgesehenen Gebäu<strong>de</strong>s stehen, erfolgt<br />
eine stl. Berücksichtigung bei <strong>de</strong>n AHK <strong>de</strong>r Ersatzimmobilie, daran knüpfen<br />
wie<strong>de</strong>rum die AfA-Regelungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff. an.<br />
Eine Nachaktivierung von Planungskosten erfolgt etwa dann, wenn es sich nach<br />
Zweck und Bauart nicht um völlig verschie<strong>de</strong>ne Bauwerke han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r die ur-<br />
E 116 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 166–167 §9<br />
sprüngliche Planung in irgen<strong>de</strong>iner Form auch <strong>de</strong>r Neuerrichtung dient (keine<br />
meßbare Wertbestimmung erfor<strong>de</strong>rlich; eine sog. Negativerfahrung reicht aus).<br />
Wird das geplante Gebäu<strong>de</strong> selbst trotz <strong>de</strong>r Fehlaufwendungen vom Stpfl. später<br />
fertiggestellt, kommen we<strong>de</strong>r ein sofortiger WKAbzug noch eine AfaA in<br />
Betracht; ein wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen Leistung und Gegenleistung<br />
hin<strong>de</strong>rt die Aktivierung (mit anschließen<strong>de</strong>r planmäßiger Absetzung)<br />
nicht.<br />
Vgl. BFH v. 6.3.1975 – IV R 146/70, BStBl. II 1975, 574; v. 29.11.1983 – VIII R 173/<br />
81, BStBl. II 1984, 306: Zu <strong>de</strong>n HK eines Einfamilienhauses gehören grds. auch die<br />
früheren Planungskosten; v. 29.11.1983 – VIII R 96/81, BStBl. II 1984, 303: Erfahrungen<br />
für die Planung und Errichtung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s reichen aus, nicht jedoch reine Finanzierungserfahrungen;<br />
v. 1.12.1987 – IX R 134/83, BStBl. II 1988, 431: Nach Fertigstellung<br />
anfallen<strong>de</strong> Aufwendungen zur Baumängelbeseitigung sind Herstellungskosten<br />
<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s; v. 30.8.1994 – IX R 2/90, BFH/NV 1995, 381: Scha<strong>de</strong>nersatzleistung<br />
wegen Rücktritts vom Erwerb als HK eines Gebäu<strong>de</strong>anbaus; v. 8.9.1998 – IX R 75/95,<br />
BStBl. II 1999, 20: Architektenhonorar für nicht erbrachte Leistungen; v. 2.11.2000 –<br />
IX B 95/00, BFH/NV 2001, 592: Rechtslage geklärt.<br />
Die Nachaktivierungsgrundsätze <strong>de</strong>s BFH mit <strong>de</strong>r Formel <strong>de</strong>s wertbestimmen<strong>de</strong>n<br />
Zusammenhangs sind uE teilweise zu weitreichend und bereiten in <strong>de</strong>r<br />
praktischen Umsetzung Schwierigkeiten (s. ausf. zur Kritik an dieser Rspr.<br />
Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 46–49).<br />
g) Werbungskosten bei Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
Vorübergehen<strong>de</strong> Unterbrechung: Das vorübergehen<strong>de</strong> Fehlen strelevanter<br />
Einnahmen schließt entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
die Geltendmachung von WK nicht aus. Für die stl. Qualifikation kommt es unabhängig<br />
von zeitlichen Einnahmefriktionen – wie bei vorab veranlaßten Aufwendungen<br />
– allein darauf an, ob die betrachteten Aufwendungen – bei Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>s Wesentlichkeitserfor<strong>de</strong>rnisses und <strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen<br />
Nachweisgeboten – durch die auf Einkunftserzielung ausgerichtete Erwerbstätigkeit<br />
unverän<strong>de</strong>rt wirtschaftlich ausgelöst sind, solange <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Entschluß<br />
zur Einkünfteerzielung nicht endgültig aufgegeben hat.<br />
ZB bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung o<strong>de</strong>r vorübergehen<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit,<br />
hierzu speziell: Apitz, DStZ 1997, 145; allg. Meinung: zB BFH v. 14.2.1995 – IX R 74/<br />
92, BFH/NV 1995, 1051; v. 31.1.1997 – VI R 84/96, BFH/NV 1997, 648; v.<br />
21.9.2000 – IX B 75/00, BFH/NV 2001, 585; v. 19.8.2004 – VI R 103/01, n.v.;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 60; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 168; Stark in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 109 f.<br />
ZB besteht bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang<br />
von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit fort, wenn sich <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. ernsthaft und nachhaltig um die Vermietung <strong>de</strong>r Wohnung bemüht, selbst<br />
wenn er das Vermietungsobjekt daneben – zB wegen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten einer<br />
Vermietung – auch zum Erwerb anbietet (BFH v. 9.7.2003 – IX R 102/00,<br />
BStBl. II 2003, 940; v. 9.7.2003 – IX R 48/02, BFH/NV 2004, 170). Auch Aufwendungen<br />
eines Stpfl. für ein häusliches Arbeitszimmer, das er während <strong>de</strong>s<br />
Erziehungsurlaubs für die spätere Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit<br />
vorhält, können vorab veranlaßte WK sein (vgl. BFH v. 19.8.2004 – VI R 103/<br />
01, n.v.).<br />
Selbst wenn die vorübergehen<strong>de</strong> Einnahmeunterbrechung später unbeabsichtigt<br />
zu einer endgültigen erstarkt, bleibt <strong>de</strong>r WKAbzug bis zum Aufgabestichtag erhalten;<br />
uU ergeben sich allerdings Beweisprobleme.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 117<br />
167
168–169<br />
§9 Anm. 167–169 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Endgültige Unterbrechung: Eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs greift <strong>de</strong>mgegenüber<br />
ein, falls anläßlich einer Unterbrechung <strong>de</strong>s Erwerbsengagements die<br />
Einkunftserzielungsabsicht gänzlich aufgegeben wird und nicht im Rahmen eines<br />
wirtschaftlichen Fortsetzungszusammenhangs in modifizierter Form, evtl.<br />
bezogen auf einen an<strong>de</strong>ren Einkunftsgegenstand, bestehen bleibt (zu einem Beispiel<br />
Dedner, BB 1985, 504); <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche Veranlassungszusammenhang<br />
wird dann durchtrennt (vgl. BFH v. 4.3.1997 – IX R 29/93, BStBl. II 1997,<br />
610). Mit <strong>de</strong>r tatsächlichen Einstellung <strong>de</strong>r Arbeits-/Vermietungstätigkeit en<strong>de</strong>t die<br />
Einkunftserzielungsabsicht (vgl. BFH v. 2.3.1993 – IX R 69/89, BFH/NV<br />
1993, 532 betr. unbedingten Maklerauftrag für die Veräußerung eines leerstehen<strong>de</strong>s<br />
Hauses; BFH v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BFH/NV 2003, 160). Dasselbe gilt<br />
zB, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. keine Einnahmen erzielen kann, weil das Mietobjekte auf unabsehbare<br />
Zeit leersteht (vgl. BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990,<br />
1030; v. 16.2.1993 – IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646; v. 29.10.2002 – VIII B<br />
125/01, BFH/NV 2003, 314), das Mietobjekt unentgeltlich an einen Dritten zur<br />
Nutzung überlassen wird (vgl. BFH v. 14.12.1994 – X R 1–2/90, BStBl. II 1996,<br />
680) o<strong>de</strong>r die Erwerbstätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. in Liebhaberei umschlägt (vgl.<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 60; Weber/Grellet, FR 2002, 1228; s. aber<br />
BFH v. 15.5.2002 – X R 3/99, BStBl. II 2002, 809 betr. Schuldzinsen nach Betriebsaufgabe<br />
als nachträgliche Betriebsausgaben). We<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> Kosten noch<br />
AfA können nach Aufgabe <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />
BFH v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BFH/NV 2003, 160 betr. AfA für ein ursprünglich<br />
für die Vermietung bestimmtes Gebäu<strong>de</strong> nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungsabsicht;<br />
s. aber BFH v. 11. 3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043: Aufwendungen<br />
zwischen Auszug <strong>de</strong>s letzten Mieters und Veräußerung können noch<br />
durch die Vermietungstätigkeit veranlaßt sein). Zum Abzug von nachträglichen<br />
WK s. Anm. 170.<br />
In „gemischten Unterbrechungsfällen“, in <strong>de</strong>nen das frühere Erwerbsengagement<br />
nur noch in einem reduzierten Umfang weitergeführt wird (zB ein ArbN<br />
beginnt ein Studium und arbeitet nur noch aushilfsweise in seinem alten Beruf;<br />
bisher vermietetes Doppelhaus wird zur Hälfte selbstgenutzt o<strong>de</strong>r teilweise unentgeltlich<br />
zur Nutzung überlassen), sind die anfallen<strong>de</strong>n Aufwendungen unter<br />
wirtschaftlich sachgerechten Gesichtspunkten zuzuordnen bzw. aufzuteilen (vgl.<br />
BFH v. 27.10.1999 – IX R 44/95, BStBl. II 1999, 676; BFH v. 25.7.2000 – VIII<br />
R 35/99, BStBl. II 2001, 698; s. auch Anm. 112 zur Aufwendungszuordnung bei<br />
teilentgeltlichen Rechtsgeschäften).<br />
E Stellungnahme: Die Feststellung <strong>de</strong>r Beendigung eines Einkunftserzielungszusammenhangs<br />
ist eine Beweisfrage, <strong>de</strong>ren Lösung in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
häufig Schwierigkeiten bereitet. Der zeitliche Einschnitt wird von <strong>de</strong>r FinVerw.<br />
zT aufgegriffen (etwa bei leerstehen<strong>de</strong>n Mietobjekten), um das Fortbestehen <strong>de</strong>s<br />
Erwerbsbezugs zu prüfen. Der jeweilige Sachverhalt muß sorgfältig und alle<br />
Aspekte berücksichtigend daraufhin untersucht u. bewertet wer<strong>de</strong>n, ob die Einkunftserzielungsabsicht<br />
vom Stpfl. ganz o<strong>de</strong>r teilweise aufgegeben wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />
ob lediglich eine temporär befristete Unterbrechung bzw. Einschränkung <strong>de</strong>s<br />
Einnahmestroms vorliegt. Die zeitliche Dauer <strong>de</strong>s Fehlens von Einnahmen kann<br />
dazu nur indizielle Hinweise geben (so ausdrücklich BFH v. 29.12.2002 – VIII<br />
B 125/01, BFH/NV 2002, 314). Evtl. wird <strong>de</strong>r ursprüngliche Erwerbsbezug<br />
auch lediglich in modifizierter Form weitergeführt (zur Umwidmung s. Schmidt/<br />
Seeger XXIII. § 24 Rn. 102).<br />
Einstweilen frei.<br />
E 118 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 170 §9<br />
h) Nachträgliche Werbungskosten<br />
Spiegelbildlich zur Behandlung von Einnahmen, die uU auch nach Beendigung<br />
eines aktiven Erwerbsengagements noch als zur Einkunftsquelle gehörig angesehen<br />
wer<strong>de</strong>n, besteht unstreitig auch die Möglichkeit zur steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung<br />
nachträglicher Aufwendungen.<br />
Begriff <strong>de</strong>r nachträglichen Werbungskosten: Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um Abzugsbeträge,<br />
die zu einem Zeitpunkt getätigt wer<strong>de</strong>n und uE auch einen Zeitraum<br />
betreffen, in welchem keine Einnahmen mehr aus einem steuerrelevanten<br />
Leistungsverhältnis fließen; entfallen die Aufwendungen dagegen noch auf die<br />
Zeit <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung, so han<strong>de</strong>lt es sich um WKNachzahlungen, <strong>de</strong>ren<br />
stl. Abzug unproblematisch ist (vgl. BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV<br />
2003, 1043; v. 18.10.2003 – IX R 18/01, BStBl. II 2004, 263 betr. Erhaltungsaufwendungen<br />
vor Abwahl <strong>de</strong>r Nutzungswertbesteuerung, die aber erst im Folgejahr<br />
gezahlt wer<strong>de</strong>n; s. Anm. 222). Auch letztere wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r hM allerdings<br />
unter <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r nachträglichen WK erfaßt.<br />
Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einnahmen been<strong>de</strong>t somit nicht notwendig <strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />
Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen. Nachträgliche WK sind im übrigen bei sämtlichen<br />
vier Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>nkbar (zu Anwendungsbeispielen s.<br />
Anm. 172).<br />
Zulässigkeit <strong>de</strong>s Abzugs nachträglicher Werbungskosten: Steuersystematisch<br />
ergibt sich die Zulässigkeit nachträglicher WK aus folgen<strong>de</strong>n Überlegungen:<br />
E Entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip ist die Berücksichtigung von Erwerbsaufwendungen<br />
tatbestandsmäßig unabhängig von zeitlichen Kriterien bzw. einer<br />
zeitlichen Nähe zum Einnahmezufluß (vgl. Anm. 154). Es kommt allein auf <strong>de</strong>n<br />
wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang an, auch wenn die Einkunftsgrundlage<br />
nicht mehr besteht, nicht mehr genutzt wird o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. nicht<br />
mehr zugerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Dies gebieten auch die Grundsätze <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung.<br />
E § 24 als klarstellen<strong>de</strong> Ergänzungsnorm zur Einkunftsartensystematik spricht in<br />
Nr. 2 von „Einkünften“ aus einer ehemaligen Tätigkeit o<strong>de</strong>r einem früheren<br />
Rechtsverhältnis und bezieht damit die positive wie negative Einkunftsseite in<br />
die strelevante Erwerbssphäre ein (vgl. BFH v. 21.12.1982 – VIII R 48/82,<br />
BStBl. II 1983, 373; v. 9.8.1983 – VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29: Als Rechtsgrundlage<br />
wird neben § 9 auch § 24 Nr. 2 aufgeführt; so auch Schmidt/Seeger<br />
XXIII. § 24 Rn. 98).<br />
Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Abzug nachträglicher Werbungskosten: Eine Berücksichtigung<br />
als nachträgliche WK (dazu grundlegend Rauch, Nachträgliche<br />
Aufwendungen – zu späte Aufwendungen?, 1996) setzt voraus, daß die Aufwendungen<br />
noch mit <strong>de</strong>r ursprünglichen Tätigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Rechtsverhältnis iS einer<br />
Einkunftsart wirtschaftlich zusammenhängen und nicht auf die steuerneutrale<br />
Vermögenssphäre entfallen.<br />
Vgl. allg. Meinung: BFH v. 21.12.1982 – VIII R 48/82, BStBl. II 1983, 373; v. 9.8.1983<br />
– VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29; v. 26.6.2001 – IX R 22/98, BFH/NV 2002, 16; v.<br />
11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 167; v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn B 201; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 40.<br />
Die Abgrenzung zum Vermögensbereich bereitet zT Schwierigkeiten und ist in<br />
<strong>de</strong>n Einzelheiten vor allem betr. nachträgliche Schuldzinsen str. (s. eingehend<br />
Anm. 372).<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 119<br />
170
§9 Anm. 170 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
UE genügt ein <strong>de</strong>n allg. Kriterien entsprechen<strong>de</strong>r wirtschaftlich geprägter Veranlassungszusammenhang,<br />
<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n einnahmebezogenen Beendigungsvorgang<br />
nicht notwendig unterbrochen wird (kritisch zur Schuldzinsen-Rechtspr. s.<br />
Anm. 372); analog <strong>de</strong>n vorab veranlaßten WK dürfte <strong>de</strong>r zeitlichen Nähe zum<br />
Einnahmezufluß keine eigenständige materiellrechtliche Be<strong>de</strong>utung zukommen.<br />
Bei bestehen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug bil<strong>de</strong>n die nachträglich geleisteten Zahlungen<br />
<strong>de</strong>n letzten Akt eines einnahmeerzielungsinduzierten Han<strong>de</strong>lns; Ursache und<br />
Form <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>s Erwerbsengagements sind grds. für die stl. Beurteilung<br />
unerheblich (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 338).<br />
Nachträgliche Aufwendungen, die aus <strong>de</strong>r Rückzahlung ursprünglich vereinnahmter<br />
Bezüge resultieren, behan<strong>de</strong>lt die Judikatur als negative Einnahmen;<br />
dies läßt <strong>de</strong>n ggf. zustehen<strong>de</strong>n WKPauschbetrag gem. § 9a unberührt (vgl. krit.<br />
dazu mwN Anm. 80; § 9a Anm. 20).<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung:<br />
Neben <strong>de</strong>m Problembereich <strong>de</strong>s Abzugs von Schuldzinsen als nachträgliche<br />
WK (dazu Anm. 372; s. hierzu auch ausf. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 40<br />
mwN, und Stark in L/B/P, § 9 Rn. 102–107) sind gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte<br />
aus VuVerpachtung folgen<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten zu beachten:<br />
E Typisierter WKAbzug bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vermietungszeit: Soweit Aufwendungen,<br />
die <strong>de</strong>r Stpfl. nach Auszug <strong>de</strong>s letzten Mieters und vor Veräußerung einer Immobilie<br />
tätigt, auf die Vermietungszeit entfallen, han<strong>de</strong>lt es sich nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />
auch nach Aufgabe <strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht typisierend noch um WK aus<br />
VuV, danach um nicht abziehbare, durch die spätere Veräußerung veranlaßte<br />
Aufwendungen (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043; einschränkend<br />
aber BMF v. 26.11.2001, BStBl. I 2001, 868 für Maßnahmen, die auf<br />
künftige Wohnbedürfnisse <strong>de</strong>s Stpfl. zugeschnitten sind). Hinsichtlich <strong>de</strong>s für<br />
diese Typisierung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zeitpunkts <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />
hat <strong>de</strong>r BFH folgen<strong>de</strong> Grundsätze aufgestellt: Solange <strong>de</strong>r Vermieter<br />
<strong>de</strong>m Mieter die Nutzung <strong>de</strong>r Mietsache überläßt, dauert die Vermietungstätigkeit<br />
an; die Vermietungszeit en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>s Nutzungsrechts <strong>de</strong>s Mieters.<br />
Anhaltspunkte dafür können zB ein ausdrücklicher o<strong>de</strong>r konklu<strong>de</strong>nt geschlossener<br />
Aufhebungsvertrag, die Kündigung, ein Übergabeprotokoll als Dokumentation<br />
<strong>de</strong>r endgültigen Rückgabe <strong>de</strong>r Mietsache o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umstand sein, bis zu welchem<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>n Mietzins entrichtet bzw. <strong>de</strong>r Vermieter<br />
Mieteinnahmen erklärt hat (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003,<br />
1043). Bei mehreren Vermietungsobjekten ist uE die Beendigung <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />
getrennt für je<strong>de</strong> Immobilie festzustellen (so wohl auch Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42 unter Hinweis auf BFH v. 15.12.1987 – VIII R<br />
281/83, BStBl. II 1989, 16).<br />
E Gebäu<strong>de</strong>abbruch als letzter Akt <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit: Die Abbruch- und Aufräumkosten<br />
für ein Gebäu<strong>de</strong>, das ein Stpfl. zunächst zur Erzielung von Vermietungseinkünften<br />
nutzt, das dann aber wirtschaftlich und technisch verbraucht<br />
ist, sind idR ebenso wie die Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r<br />
wirtschaftliche Abnutzung (AfaA) als Werbungskosten abziehbar (BFH v.<br />
31.8.1993 – IX R 79/89, BFH/NV 1994, 232; v. 1.12.1992 – IX R 333/87,<br />
BStBl. II 1994, 12, jeweils mwN). Der Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl., ein Gebäu<strong>de</strong> abzubrechen,<br />
bringt in diesen Fällen die Tatsache seines wirtschaftlichen Verbrauchs<br />
zum Ausdruck, und zwar ohne daß es darauf ankommt, ob an die Stelle <strong>de</strong>s abgebrochenen<br />
Gebäu<strong>de</strong>s ein <strong>de</strong>m gleichen Zweck gewidmeter Neubau tritt (BFH<br />
v. 13.3.1998 – IX R 26/96, BFH/NV 1998, 1212). Zur Problematik <strong>de</strong>r Abzieh-<br />
E 120 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 170–172 §9<br />
barkeit von Aufwendungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
s. Anm. 162 und Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42, 45).<br />
E Reparaturaufwendungen nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit: Unstr. sind Erhaltungsaufwendungen<br />
nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit und vor Selbstnutzung<br />
dann als nachträgliche WK abziehbar, wenn sie zur Beseitigung von Schä<strong>de</strong>n<br />
dienen, die die gewöhnliche Abnutzung <strong>de</strong>r Mietsache übersteigen (zB<br />
mutwillig verursachte Zerstörung), o<strong>de</strong>r wenn die Reparaturen aus mit <strong>de</strong>r als<br />
Einnahme erfaßten Mietkaution finanziert wer<strong>de</strong>n (BFH v. 11.7.2000 – IX R<br />
48/96, BStBl. II 2001, 784; v. 18.12.2001 – IX R 24/98, BFH/NV 2002, 904; v.<br />
17.12.2002 – IX R 6/99, BFH/NV 2003, 610). Fallen allerdings (normale)<br />
Schönheitsreparaturen o<strong>de</strong>r Aufwendungen zur Beseitigung kleinerer Schä<strong>de</strong>n<br />
in diesem Zeitraum an, ist die Rspr. restriktiver und läßt die Aufwendungen<br />
selbst dann nicht zum Abzug zu, wenn vertragsgemäß <strong>de</strong>r Mieter die Aufwendungen<br />
hätte tragen müssen und <strong>de</strong>r Stpfl. diesen Anspruch wegen Zahlungsunfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Mieters nicht durchsetzen kann (BFH v. 18.12.2001 – IX R 24/98,<br />
BFH/NV 2002, 904, und v, 17.12.2002 – IX R 6/99, BFH/NV 2003, 610; aA:<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42; v. Bornhaupt, BB 1998, 136; Rauch,<br />
Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen, 1996, 96 ff.). UE ist<br />
<strong>de</strong>r gegenteiligen Meinung im Schrifttum zuzustimmen. Zum einen spricht gegen<br />
die Beschränkung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Erhaltungsaufwendungen, daß<br />
auch normale Schönheitsreparaturen ihren Entstehungsgrund in <strong>de</strong>r strelevanten<br />
Vermietungszeit hatten. Ganz evi<strong>de</strong>nt erscheint dies in <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Übernahme<br />
<strong>de</strong>r Schönheitsreparaturen für <strong>de</strong>n zahlungsunfähigen Mieter. Unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />
kann ein Abzug hier uE nicht versagt wer<strong>de</strong>n<br />
(insoweit kann das Urt. <strong>de</strong>s BFH v. 17.12.2003 aaO uE nicht überzeugen; so<br />
wohl auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42). Zum an<strong>de</strong>ren wird die nach<br />
<strong>de</strong>r Rspr. erfor<strong>de</strong>rliche Unterscheidung zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen<br />
Erhaltungsaufwendungen in <strong>de</strong>r Praxis häufig nur schwer zu treffen<br />
sein.<br />
E Schuldzinsen auf ein Darlehen zur Finanzierung von WK: Nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />
gezahlte Schuldzinsen sind nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH als<br />
nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV zu berücksichtigen, wenn mit<br />
<strong>de</strong>m Kredit Aufwendungen finanziert wor<strong>de</strong>n sind, die während <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />
als sofort abziehbare Werbungskosten (zB Erhaltungsaufwendungen,<br />
laufen<strong>de</strong> Hauskosten) zu beurteilen waren (BFH v. 16.9.1999 – IX R 42/<br />
97, BStBl. II 2001, 528; einschr. BMF v. 18.7.2001, BStBl. I 2001, 513: nur, sofern<br />
<strong>de</strong>r Veräußerungserlös nicht zur Schul<strong>de</strong>ntilgung ausreicht; dagegen aber<br />
zutr. Lehr, DStR 2002, 349). Diese Rspr. berücksichtigt zu Recht, daß <strong>de</strong>r durch<br />
die tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>s Kredits geschaffene Veranlassungszusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit auch nach <strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>s WG erhalten<br />
bleibt (vgl. hierzu auch B. Meyer, StBp. 1995, 30 [32 f.]). An<strong>de</strong>rs soll jedoch die<br />
Abziehbarkeit einer Vorfälligkeitsentschädigung, die bei Ablösung eines vorstehen<strong>de</strong>n<br />
Kredits gezahlt wird, behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 23.9.2003 – IX R 20/<br />
02, BStBl. II 2004, 57). Zur Problematik <strong>de</strong>s Abzugs von Schuldzinsen eines<br />
Kredits zur Finanzierung von AHK s. Anm. 372.<br />
Einstweilen frei.<br />
i) Anwendungsbeispiele für nachträgliche Werbungskosten<br />
Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19): Wird ein ehemaliger Geschäftsführer<br />
einer GmbH wegen <strong>de</strong>r unterlassenen Abführung von Sozialversi-<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 121<br />
171<br />
172
173–174<br />
§9 Anm. 172–174 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
cherungsbeiträgen haftungsmäßig in Anspruch genommen, sind nachträgliche<br />
WK anzuerkennen (BFH v. 14.10.1960 – VI 45/60 U, BStBl. III 1961, 20). Gleiches<br />
gilt, wenn <strong>de</strong>r GmbH-Gesellschafter-Geschäftsführer nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitsverhältnisses (zB wegen Insolvenz <strong>de</strong>r KapGes.) aus einer Bürgschaftsübernahme<br />
in Anspruch genommen wird (vgl. FG Köln v. 25.2.1986, EFG<br />
1986, 392, rkr.). Die Zahlung einer Vertragsstrafe an <strong>de</strong>n früheren ArbG wegen<br />
wettbewerbswidrigen Verhaltens durch vorzeitiges Erlangen einer neuen Arbeitsstelle<br />
führt ebenfalls zu nachträglichen WK (RFH v. 27.8.1930 – VI A<br />
1354/30, RStBl. 1931, 20). Keine nachträglichen WK sind dagegen die Kosten<br />
für die Forschungstätigkeit eines emeritierten Professors (BFH v. 5.11.1993 – VI<br />
R 24/93, BStBl. II 1993, 238).<br />
Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20): Rückständige Zinsen für ein Darlehn<br />
zum Erwerb einer wesentlichen Beteiligung iSv. § 17, die auf die Zeit bis zur<br />
Veräußerung <strong>de</strong>r Beteiligung entfallen, können als nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n<br />
Einkünften aus Kapitalvermögen abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v. 18.8.1992 – VIII<br />
R 22/89, BFH/NV 1993, 465; v. 9.10.2001 – VIII B 43/01, StuB 2002, 29; an<strong>de</strong>rs<br />
aber BFH v. 27.11.1995 – VIII B 16/95, BFH/NV 1996, 406 für Zinsen<br />
nach Aufgabe einer wesentlichen Beteiligung). Nach <strong>de</strong>r Insolvenz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Liquidation einer KapGes. anfallen<strong>de</strong> Schuldzinsen eines Gesellschafters (zB<br />
Schuldzinsen aus <strong>de</strong>r Finanzierung einer Beteiligung an einer GmbH sowie eines<br />
infolge einer Bürgschaft für die GmbH aufgenommenen Kredits) können dagegen<br />
nicht als nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen abgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n (BFH v. 28.5.1997 – VIII R 25/96, BStBl. II 1997, 724). Gleiches<br />
gilt für Schuldzinsen, die auf die Zeit nach Veräußerung einer GmbH-Beteiligung<br />
entfallen (BFH v. 9.8.1983 – VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29).<br />
Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 21): Abstandszahlungen <strong>de</strong>s<br />
Vermieters an weichen<strong>de</strong> Mieter o<strong>de</strong>r die Kosten eines vermietungsbedingten<br />
Räumungsprozesses wer<strong>de</strong>n als nachträgliche WK anerkannt (vgl. BFH v.<br />
6.3.1979 – VIII R 110/74, BStBl. II 1979, 551; v. 21.12.1982 – VIII R 48/82,<br />
BStBl. II 1983, 373). Auch Aufwendungen für die Rückzahlung von Mieten<br />
nach Veräußerung <strong>de</strong>s Mietshauses können nachträgliche WK sein (so v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. B 202). Keine nachträglichen WK sind dagegen Aufwendungen,<br />
die dazu dienen, eine leerstehen<strong>de</strong> Immobilie in verkaufsfähigem<br />
Zustand zu halten (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043).<br />
Zu weiteren Anwendungsbeispielen im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte aus VuV s.<br />
Anm. 170.<br />
Sonstige Einkünfte (§ 22): Beratungskosten wegen gewünschter Wie<strong>de</strong>raufnahme<br />
von Zahlungen aus <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung; Rückzahlung<br />
von durch <strong>de</strong>n Stpfl. zuviel vereinnahmten Renten (lt. hM negative Einnahmen).<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Abgrenzungsprobleme bei gemischten Aufwendungen<br />
Schrifttum: Kruse, Zur Feier <strong>de</strong>s Tages (zum Aufteilungsverbot), FS Offerhaus, 1999,<br />
491; Drenseck, Gedanken zum Aufteilungs- und Abzugsverbot – § 12 Nr. 1 Satz 2 im<br />
Wan<strong>de</strong>l, FS Offerhaus, 1999, 497; Kottke, Zur Irrlehre vom Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
im Steuerrecht, DStR 1992, 129; Völlmeke, Die Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH zu § 12 –<br />
Aufweichung <strong>de</strong>s Aufteilungsverbots?, DStR 1995, 745; Eisendick, Das Aufteilungs- und<br />
Abzugsverbot, Die Rechtsprechung zu § 12; Frankfurt/Main ua. 1995; Drenseck, Gedanken<br />
zum Aufteilungs- und Abzugsverbot – § 12 Nr. 1 Satz 2 EStG im Wan<strong>de</strong>l, in FS Offerhaus,<br />
1999, 497; Eggers; Kehrtwen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r steuerlichen Behandlung von nur teilweise<br />
beruflich genutzten Computern, StuB 2002, 270; Claas, Brennpunkte und neue Entwick-<br />
E 122 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 175–176 §9<br />
lungen zum Werbungskostenabzug, KÖSDI 2002, 13213; Scheich, Das Abzugsverbot<br />
und -gebot gemischter Aufwendungen, Diss., München 1996; Scheich, Abzugsfähigkeit<br />
von gemischten Reiseaufwendungen, DStR 1997, 905; Scheich, Die neue Finanzrechtsprechung<br />
zum Aufteilungs- und Abzugsverbot für Computerkosten, INF 2002, 129;<br />
Ehehalt, Aufwendungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers aus Anlass <strong>de</strong>s Geburtstags eines Arbeitnehmers<br />
sind nicht zwangsläufig Arbeitslohn, KFR F. 3 EStG § 19, 1/03, 241; Gosch, Zur<br />
Behandlung von Repräsentationsaufwand <strong>de</strong>s Arbeitgebers als Arbeitslohn, StBp. 2003,<br />
253; Strahl, Wi<strong>de</strong>r das Aufteilungs- und Abzugsverbot, KÖSDI 2004, 14019.<br />
a) Begriff <strong>de</strong>r gemischten Aufwendungen<br />
Aufwendungen können gleichzeitig veranlaßt sein durch die Privat- und die Erwerbssphäre<br />
o<strong>de</strong>r zwar ausschließlich durch die Erwerbssphäre, aber durch Erwerbsleistungen,<br />
die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten zuzuordnen sind.<br />
Aufwendungen <strong>de</strong>r Privat- und Erwerbssphäre: Vom Stpfl. getätigte Aufwendungen<br />
beruhen häufig nicht nur auf klar im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen<br />
Veranlassungsmomenten, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n auch aus (mehr<br />
o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r versteckten) privaten Beweggrün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sonstigen Einkommensverwendungsmotiven<br />
bewirkt.<br />
Beispiel: Aufwendungen für eine berufliche Auslandsreise, die auch privaten Erholungszwecken<br />
dient; Anschaffung einer Schreibmaschine, die gleichermaßen für private<br />
Zwecke verwen<strong>de</strong>t wird.<br />
Teilweise ergeben sich Vermögenseinbußen beim Stpfl. infolge Frem<strong>de</strong>inwirkung,<br />
wobei ebenfalls ein Zusammenhang sowohl zur Erwerbs- als auch zur Privatsphäre<br />
besteht.<br />
Beispiel: Unfallbedingte Beschädigung eines überwiegend beruflich genutzten Pkw.<br />
auf einer Privatfahrt wegen Fehlverhaltens eines an<strong>de</strong>ren Verkehrsteilnehmers.<br />
Die sachverhaltsmäßige Überlagerung und Verkettung verschie<strong>de</strong>ner Veranlassungsfaktoren<br />
wirft aus rechtssystematischer wie auch aus rechtsanwendungsbezogener<br />
Sicht komplexe Abgrenzungs-, Zuordnungs- und Wertungsfragen im<br />
WKBereich auf. Man spricht von sog. gemischten Aufwendungen (s. grundlegen<strong>de</strong>n<br />
Beschl. <strong>de</strong>s BFH v. 19.10.1971 – GrS 2/07, BStBl. II 1971, 17).<br />
Stsystematisch gesehen sind vom Themenbereich gemischter Aufwendungen zu<br />
unterschei<strong>de</strong>n die im Verfahrensbereich angesie<strong>de</strong>lten Beweisfragen zur Dokumentation<br />
und zum Nachweis einer rein erwerbsbezogenen Veranlassung bei<br />
objektiver Eignung eines WG für gemischte Zwecke.<br />
Aufwendungen für mehrere Einkunftsarten (gemischter Erwerbsbezug):<br />
Den gemischt erwerbsbezogen-privat veranlaßten Aufwendungen ähnliche<br />
Konkurrenzfragen stellen sich auch im Binnenbereich <strong>de</strong>r Überschuß- und Gewinneinkunftsarten<br />
etwa betr. die Zuordnung von Aufwendungen zu einer bestimmten<br />
Einkunftsart bzw. Einkunftsquelle, falls mehrere strelevante Zusammenhänge<br />
bestehen. Vor allem wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />
Einkunftsarten hat auch diese Zuordnungsfrage materielles Gewicht.<br />
Beispiele: Arbeitszimmeraufwendungen eines angestellten Steuerberaters o<strong>de</strong>r Richters,<br />
<strong>de</strong>r gleichzeitig aus schriftstellerischer Tätigkeit freiberufliche Einkünfte gem. § 18<br />
Abs. 1 Nr. 1 bezieht, Renovierungsaufwendungen bei einem zunächst fremdvermieteten,<br />
anschließend selbstgenutzten Einfamilienhaus.<br />
b) Gesetzlich geregelte Fälle gemischter Aufwendungen<br />
Für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen gemischter Aufwendungen (teilweise Einstufung<br />
str.) hat <strong>de</strong>r Steuergesetzgeber selbst beson<strong>de</strong>re Zuordnungsregeln getroffen.<br />
Sie entsprechen im Grundsatz <strong>de</strong>m sog. „Wesentlichkeitsprinzip“ (s. Anm. 177):<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 123<br />
175<br />
176
177<br />
§9 Anm. 176–177 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
p Abs. 1 Satz 3 Nr. 4, Abs. 2 betr. Aufwendungen eines Stpfl. für Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte, die – zT höhenmäßig begrenzt – <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
AA hinsichtlich <strong>de</strong>r Einstufung als gemischte Aufwendungen: Bergkemper, FR 2005,<br />
103; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 105; so nun auch BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/<br />
03, FR 2004, 101 zu beruflich veranlaßten Übernachtungskosten am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Arbeitsstätte außerhalb <strong>de</strong>r dHf., unter Hinweis auf BVerfG v. 4.12.2002 –<br />
2 BvR 400/98 u. 1735/00, BStBl. II 2003, 534; s. auch Anm. 442.<br />
p Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 betr. Verpflegungsmehraufwendungen bei erwerbsbezogenen<br />
Reisen und doppelter Haushaltsführung; <strong>de</strong>r private Versorgungscharakter<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen wird für <strong>de</strong>rartige Fallkonstellationen als unwesentlich<br />
eingestuft (Einstufung als gemischte Aufwendung str., s. Anm. 477).<br />
p Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Berufskleidung. Die Tatsache <strong>de</strong>s persönlichen Beklei<strong>de</strong>tseins<br />
wird insoweit vom Steuergesetzgeber in <strong>de</strong>n Hintergrund gerückt,<br />
<strong>de</strong>r Erwerbszusammenhang dominiert.<br />
p § 12 Nr. 1 Satz 2 betr. erwerbsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> allg. Lebensführungsaufwendungen,<br />
die vom einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzug gänzlich ausgeschlossen sind (eingehend<br />
dazu s. Anm. 179).<br />
p § 12 Nr. 3 und Nr. 4 betr. bestimmte Steuern, Geldstrafen und strafähnliche<br />
Sanktionen, die ungeachtet einer erwerblichen Mitveranlassung in vollem<br />
Umfang <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Ausgaben zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
p § 12 Nr. 5 betr. Abzugsverbot von (erwerbsbezogenen) Aufwendungen <strong>de</strong>s<br />
Stpfl. für seine erstmalige Berufsausbildung und für ein Erststudium, wenn<br />
diese nicht im Rahmen eines Dienstverhältnisses stattfin<strong>de</strong>n (ab VZ 2004).<br />
c) Voller Werbungskostenabzug gemischter Aufwendungen nur bei weitaus<br />
überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug (Wesentlichkeitsprinzip)<br />
Nach stRspr. kommt für gemischte Erwerbs-/Privataufwendungen eine volle<br />
WKBerücksichtigung nur dann in Betracht, wenn <strong>de</strong>r Erwerbsbezug nach <strong>de</strong>n<br />
Grundsätzen <strong>de</strong>s wirtschaftlich geprägten Veranlassungsprinzips bei weitem<br />
überwiegt und Motive <strong>de</strong>r Lebensführung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sonstigen Einkommensverwendung<br />
(zB Realisierung nicht stbarer Wertsteigerungen) ganz in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />
treten (vgl. BFH v. 27.12.2000 – IX B 133/99, BFH/NV 2001, 755; v.<br />
31.1.1997 – VI R 97/94, BFH/NV 1997, 346; v. 27.5.1994 – VI R 67/92,<br />
BStBl. II 1995, 17). Es han<strong>de</strong>lt sich letztlich um eine strechtliche Wertungsfrage<br />
bezogen auf <strong>de</strong>n einzelnen Sachverhalt, die in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis naturgemäß<br />
vom jeweiligen Rechtsanwen<strong>de</strong>r auf Basis seines Rechtsgefühls unterschiedlich<br />
beantwortet wird; eine allgemein verwendbare Wesentlichkeitsformel,<br />
etwa in Form eines quantitativen Maßstabs, ist bislang nicht gelungen und dürfte<br />
auch nicht erreichbar sein (vgl. Claas, KÖSDI 2002, 13213; ähnlich Wanner,<br />
StuW 1987, 315: keine mathematische Gleichung). Nur bei einem als wesentlich<br />
zu qualifizieren<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Veranlassungsfaktor ist die Einstufung<br />
als WK zulässig; ein lediglich mitursächlicher Erwerbsbezug reicht dagegen idR<br />
nicht aus. Eine stl. Aufspaltung von Aufwendungen bei gemischter Veranlassung<br />
ist lt. BFH wegen § 12 Nr. 1 Satz 2 nur in Son<strong>de</strong>rfällen möglich (krit. dazu s.<br />
Anm. 179).<br />
Beispiel: Unfallbedingte Aufwendungen wegen Alkoholgenusses auf einer Erwerbsfahrt<br />
sind wesentlich privat veranlaßt; zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. s. Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 12 Rn. 13.<br />
Die Rspr. hat, soweit ersichtlich, keine allgemeingültigen Anhaltspunkte für die<br />
quantitative Bestimmung <strong>de</strong>r unschädlichen Bagatellgrenze, son<strong>de</strong>rn diesbezüg-<br />
E 124 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 177–178 §9<br />
lich nur <strong>de</strong>n jeweiligen Einzelfall gewürdigt (zB. BFH v. 29.4.1983 – VI R 139/<br />
80, BStBl. II 1983, 586: 5 vH unschädlich bei Kfz; v. 19.2.2004 – VI R 135/01,<br />
BFH/NV 2004, 872: 10 vH unschädlich bei PC; v. 21.11.1986 – VI R 137/83,<br />
BStBl. II 1987, 262: 15,5 vH schädlich bei Sportgeräten und -bekleidung eines<br />
Lehrers). Eine private Mitveranlassung bis zu 10 vH dürfte aber im allgemeinen<br />
unschädlich sein (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 12; Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 145). UE han<strong>de</strong>lt es sich bei dieser quantitativen Grenzziehung lediglich<br />
um eine (wi<strong>de</strong>rlegbare) verfahrensökonomische Orientierungsleitlinie; im<br />
Einzelfall sind ergänzen<strong>de</strong> qualitative Wertungsüberlegungen im Rahmen einer<br />
Gesamtbildbetrachtung anzustellen (vgl. Prinz, FR 1987, 332). Ob <strong>de</strong>r BFH<br />
auch zukünftig noch an dieser Grenzziehung festhalten wird, ist fraglich. So hat<br />
<strong>de</strong>r BFH im Urt. v. 23.3.2001 (BFH v. 23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001,<br />
586 betr. Umzugskosten) entschie<strong>de</strong>n, daß ein Abzug trotz privater Mitveranlassung<br />
zuzulassen ist, wenn <strong>de</strong>r gemischte Aufwand in gewichten<strong>de</strong>r Betrachtungsweise<br />
durch berufliche o<strong>de</strong>r betriebliche Erwägungen geprägt ist. Teilweise wird diese<br />
Entscheidung als „Dammbruch“ in <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 als Aufteilungs-<br />
und Abzugsverbot und Abkehr von <strong>de</strong>n früheren Grundsätzen <strong>de</strong>s<br />
Vollabzug nur bei unwesentlicher privater Mitveranlassung gewertet (so ausdrücklich<br />
Strahl, KÖSDI 2004, 14019 [14022]).<br />
d) Aufteilung gemischter Aufwendungen<br />
Einen anteiligen WKAbzug hatte die höchstrichterliche Rspr. (zB grundlegegend<br />
BFH v. 19.10.1970 – GrS 3/70, BStBl. II 1971, 21; v. 31.1.1997 – VI R<br />
97/94, BFH/NV 1997, 346) schon seit jeher bei nicht untergeordneter privater<br />
Mitveranlassung zugelassen, wenn und soweit sich <strong>de</strong>r durch die Erwerbsleistung<br />
veranlaßte Teil nach objektiven Maßstäben zutreffend und in leicht nachprüfbarer<br />
Weise abgrenzen läßt (Beispiele: Kontoführungsgebühren, Kraftfahrzeugkosten,<br />
Telefonkosten; ausf. zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr.: Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 12 Rn. 13). Fehlt es an einem solchen Aufteilungsmaßstab,<br />
kommt aber nach bis heute vom BFH vertretener Auffassung eine griffweise<br />
Schätzung <strong>de</strong>s beruflichen Teils und <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 betroffenen Aufwendungen nicht in Betracht.<br />
Sog. Aufteilungs- und Abzugsverbot: BFH-Beschl. v. 19.10.1970 – GrS 3/70, BStBl. II<br />
1971, 21; v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II 1979, 213; vgl. auch Beschl. V. 4.7.1990 –<br />
GrS 2–3/88, BStBl. II 1990, 817; vorstehen<strong>de</strong> Grundsätze – bis heute – bestätigt durch<br />
zB BFH v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872.<br />
Aus neueren Entscheidungen <strong>de</strong>s BFH ist jedoch eine wi<strong>de</strong>r das Aufteilungsund<br />
Abzugsverbot gerichtete Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>rgestalt erkennbar, daß Aufwendungen<br />
anteilig o<strong>de</strong>r vollständig zum Abzug zugelassen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen eine private Veranlassung<br />
inhärent ist (so Strahl, KÖSDI 2003, 14019 [14021]). An folgen<strong>de</strong>n<br />
Beispielen sind diese Aufweichungsten<strong>de</strong>nzen erkennbar:<br />
E Häuslicher Computer: Wohl im Hinblick auf die StFreiheit <strong>de</strong>r privaten Nutzung<br />
eines betrieblichen PC seit <strong>de</strong>m VZ 2000 (§ 3 Nr. 45) ist <strong>de</strong>r BFH bei <strong>de</strong>r Aufteilung<br />
eines gemischt genutzten häuslichen PC großzügiger: Falls die nahezu<br />
ausschließliche berufliche Nutzung eines PC nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann,<br />
ist <strong>de</strong>r berufliche Umfang im Hinblick auf die dann gebotene Aufteilung <strong>de</strong>r geltend<br />
gemachten Aufwendungen nach § 162 AO 1977 zu schätzen (BFH v.<br />
19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872; vgl. hierzu auch Scheich, INF<br />
2002, 129; Eggers, StuB 2002, 270). Aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n hält es <strong>de</strong>r<br />
BFH für vertretbar, daß (seitens <strong>de</strong>r Verwaltung) typisierend und pauschalierend<br />
von einer jeweils hälftigen privaten bzw. beruflichen Nutzung <strong>de</strong>s PC ausgegan-<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 125<br />
178
179<br />
§9 Anm. 178–179 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
gen wird. Will <strong>de</strong>r Stpfl. o<strong>de</strong>r das FA von diesem Aufteilungsmaßstab abweichen,<br />
so bedarf es zusätzlicher Anhaltspunkte und Umstän<strong>de</strong>, die von <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n<br />
Beteiligten jeweils näher darzulegen sowie nachzuweisen bzw. glaubhaft<br />
zu machen sind.<br />
E Umzugskosten: Umzugkosten sind nach Ansicht <strong>de</strong>s BFH abziehbar, wenn <strong>de</strong>r<br />
Umzug zu einer arbeitstäglichen Fahrzeitersparnis <strong>de</strong>s ArbN von min<strong>de</strong>stens einer<br />
Stun<strong>de</strong> führt. Ist dies <strong>de</strong>r Fall, soll <strong>de</strong>m mitbestimmen<strong>de</strong>n privaten Umstand<br />
<strong>de</strong>r heiratsbedingten Gründung eines gemeinsamen Haushalts keine Be<strong>de</strong>utung<br />
mehr zukommen (BFH v. 23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001, 586). Die<br />
BFH-Rspr. stellt hier – quasi in Abkehr zu <strong>de</strong>n bisherigen Grundsätzen zum<br />
Aufteilungs- und Abzugsverbot (so Strahl, KÖSDI 2004, 14019 [14022] –<br />
<strong>de</strong>mnach auf eine gewichten<strong>de</strong> Betrachtung ab. Danach scheint es, als sei eine nahezu<br />
ausschließliche berufliche Veranlassung nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, sofern die Erwerbsveranlassung<br />
offenkundig ist.<br />
E Vom ArbG ausgerichtete Geburtstagsfeier <strong>de</strong>s ArbN: In zwei Urteilen v. 28.1.2003<br />
(BFH v. 28.1.2003 – VI R 48/99, BStBl. II 2003, 724, und v. 28.1.2003 – VI R<br />
43/99 – BFH/NV 2003, 1039), in <strong>de</strong>nen es an sich um die Beurteilung <strong>de</strong>s gewährten<br />
Vorteils als Arbeitslohn ging, hob <strong>de</strong>r BFH hervor, daß <strong>de</strong>r Anwendungsbereich<br />
<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 sich nicht auf die Beurteilung <strong>de</strong>r als Arbeitslohn<br />
erzielten Einnahmen erstreckt, son<strong>de</strong>rn ausschließlich auf die<br />
Ausgabenseite. Diese Aussage hat Be<strong>de</strong>utung über <strong>de</strong>n entschie<strong>de</strong>nen Einzelfall<br />
hinaus (vgl. Ehehalt, KFR F. 3 EStG § 19, 1/03, 242). UE ist diese unterschiedliche<br />
Behandlung unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten und vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />
<strong>de</strong>s Gebotes <strong>de</strong>r Folgerichtigkeit kaum zu rechtfertigen (so auch Thomas,<br />
INF 2003, 287; Strahl, KÖSDI 2003, 13841; Bergkemper, FR 2003, 517 [518];<br />
s. hierzu auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 15).<br />
E Auslandssprachkurs: Eine einschränken<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>s Aufteilungs- und<br />
Abzugsverbots praktiziert <strong>de</strong>r BFH auch <strong>de</strong>r Beurteilung von Aufwendungen<br />
für Sprachkurse im Ausland. Im Urt. v. 13.6.2002 (BFH v. 13.6.2002 – VI R<br />
168/00, BFH/NV 2002, 1517) ließ <strong>de</strong>r BFH – ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Beurteilung<br />
<strong>de</strong>r Umzugskosten – im Wege einer gewichten<strong>de</strong>n Betrachtung eine prägen<strong>de</strong><br />
berufliche Veranlassung trotz nicht unerheblicher privater Mitveranlassung<br />
(Kurs im Ausland; 6 Unterrichtsstun<strong>de</strong>n a 45 Minuten an 5 Tagen; Nachmittage<br />
zur freien Verfügung; Exkursionen am Wochenen<strong>de</strong>) ausreichen (hierzu auch<br />
Kanzler, FR 2002, 1235).<br />
Wer<strong>de</strong>n dagegen Aufwendungen durch mehrere strelevante Zusammenhänge<br />
veranlaßt, sei es mit einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>r Wirkung, sei es innerhalb einer<br />
Einkunftsart bezogen auf verschie<strong>de</strong>ne Einkunftsquellen bzw. Gegenstän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Einkünfteerzielung, so erfolgt ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege bei Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Beurteilungseinheit eine wirtschaftliche Zuordnung (vgl. zB BFH v.<br />
15.12.1967 – VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375 mit Hinweis darauf, daß ein einseitiger<br />
pauschaler WKAnsatz zu einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung<br />
führen kann; v. 15.1.1980 – VIII R 70/78, BStBl. II 1980, 348; v. 10.6.1986<br />
– IX R 11/86, BStBl. II 1986, 894; Wassermeyer, StuW 1982, 363).<br />
e) Aufteilungs- und Abzugsverbot bei Aufwendungen für die Lebensführung<br />
Entsprechend seinem Wortlaut umfaßt <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r „privaten Lebensführung“<br />
iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 nur einen Teilausschnitt aus <strong>de</strong>r gesamten Einkommensverwendungssphäre,<br />
die noch weitere Arten steuerunerheblicher Aufwen-<br />
E 126 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 179 §9<br />
dungen beinhaltet, wie zB nichtabziehbare Vermögensaufwendungen (ähnlich<br />
BFH v. 19.10.1970 – GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17; Wassermeyer, StuW 1981,<br />
248 f.; vgl. zum Lebensführungsbegriff auch BFH v. 4.3.1986 – VIII R 188/84,<br />
BStBl. II 1986, 373 f.).<br />
Aufteilungs- und Abzugsverbot <strong>de</strong>r Rechtsprechung: Kann ein weitaus<br />
überwiegen<strong>de</strong>r Erwerbsbezug nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n (Anm. 177) und sind die<br />
gemischten Aufwendungen auch nicht aufteilbar (Anm. 178), for<strong>de</strong>rt die stRspr.<br />
(zB BFH v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872) bis heute basierend<br />
auf § 12 Nr. 1 Satz 2 – strikt typisierend – ein grundsätzliches Aufteilungs- und<br />
Abzugsverbot für jegliche Art gemischt privat-erwerbsbezogener Aufwendungen.<br />
Angesichts <strong>de</strong>r aufgezeigten Aufweichungsten<strong>de</strong>nzen (s. Anm. 178) ist aber<br />
zweifelhaft, ob die BFH-Rspr. tatsächlich noch ein generelles Aufteilungs- und<br />
Abzugsverbot vertritt (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 15; „perforiertes<br />
Aufteilungsverbot“ s. Kruse, FS Offerhaus, 1999, 496).<br />
Kritik an <strong>de</strong>r Rechtsprechung: Das im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung vom BFH<br />
geschaffene allg. Aufteilungs- und Abzugsverbot ist in weiten Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums<br />
und vereinzelt in <strong>de</strong>r finanzgerichtlichen Judikatur auf Kritik gestoßen.<br />
Gefor<strong>de</strong>rt wird eine weitergehen<strong>de</strong> Aufwendungsaufteilung, falls die gemischte<br />
erwerbs-/privatbezogene Veranlassung erkennbar ist und feststeht. Dies setzt einen<br />
sachgerechten Aufteilungsmaßstab voraus; betriebswirtschaftliche Erkenntnisse<br />
<strong>de</strong>r Kostenrechnung können hier weiterhelfen. Vom Schrifttum bemängelt<br />
wird vor allem die über <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 hinausgehen<strong>de</strong>, mißbrauchsbedingte<br />
materielle Negativtypisierung, die zT zu sachverhaltsverkürzen<strong>de</strong>r<br />
Rechtsanwendung führt. Im Interesse <strong>de</strong>r Praktikabilität sind diese Verstöße<br />
gegen das Nettoprinzip we<strong>de</strong>r geboten noch erfor<strong>de</strong>rlich. Hinzu kommen die<br />
teilweise willkürlich erscheinen<strong>de</strong>n Falldifferenzierungen <strong>de</strong>s BFH im Hinblick<br />
auf die leichte Trennbarkeit von Aufwendungen.<br />
Vgl. zu <strong>de</strong>r in Einzelheiten unterschiedlich akzentuierten Kritik sowie differieren<strong>de</strong>n<br />
Lösungsmöglichkeiten Tipke, StuW 1979, 203–205; Tipke in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 8f.:<br />
Mit <strong>de</strong>m Aufteilungsverbot ist man „etwas zu sehr mit <strong>de</strong>m dicken Daumen auf <strong>de</strong>r<br />
Waage <strong>de</strong>r Justitia“; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250ff.: „§ 12<br />
Nr. 1 Satz 2 schließt nur Repräsentationsaufwendungen vom Abzug aus“; Offerhaus,<br />
BB 1979, 667–671, <strong>de</strong>r zur Trennbarkeit gemischter Aufwendungen vom Zeitmoment<br />
ausgeht; Görlich, DB 1979, 713f.; Ruppe in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />
o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 133–144, <strong>de</strong>r eine<br />
exaktere Trennung in einem mehrphasigen Entscheidungsprozeß vornimmt; Drenseck,<br />
FS Offerhaus, 1999, 497; Drenseck, DB 1987, 2483; Günther, DStZ 1988, 328;<br />
Strahl, KÖSDI 2004, 14019; Kruse, FS Offerhaus, 1999, 491; Kottke, DStR 1992,<br />
129; s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 14, 15 mit einem Überblick über die<br />
kritischen Fallgestaltungen; s. weiter zur Kritik an <strong>de</strong>r Rspr. § 12 Anm. 66.<br />
Stellungnahme: Bei konsequenter Beachtung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m WKBegriff teleologisch<br />
zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Leistungsfähigkeitsgedankens sollte das weitgefaßte Aufteilungs-<br />
und Abzugsverbot uE aufgegeben wer<strong>de</strong>n. Wortlaut und Zwecksetzung<br />
<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 gebieten eine Anwendungsbeschränkung allein auf erwerblich<br />
mitmotivierte Repräsentationsaufwendungen im gesellschaftlichen Bereich<br />
(vgl. Tipke, StuW 1979, 204 mit Hinweis auf die Gesetzgebungshistorie; Tipke/<br />
Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250 ff.); nur insoweit tritt die private<br />
Lebensführung als wesentlicher Veranlassungsfaktor aufgrund steuergesetzlicher<br />
Anordnung in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund. Eine Vorschrift ähnlich <strong>de</strong>m § 4 Abs. 5 Nr. 7<br />
existiert für WK nicht. In <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Fallbereichen feststehen<strong>de</strong>r gemischter<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 127
§9 Anm. 179 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Veranlassung und fehlen<strong>de</strong>n allein überwiegen<strong>de</strong>n Beweggrunds sollten private<br />
und steuererhebliche Leistungsbereiche sachgerecht, ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege<br />
(§ 162 AO) separiert wer<strong>de</strong>n; dies gilt uE aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gleichbehandlung<br />
auch für <strong>de</strong>n Fixkostenanteil gemischt genutzter WG. Die Abgrenzung<br />
kann in einem mehrphasigen Entscheidungsprozeß erfolgen, in welchem das<br />
vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Veranlassungsspektrum zu analysieren, zu sezieren und zu bewerten<br />
ist (vgl. anschaulich und praxisbezogen Ruppe in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />
1980, 133–144). Zur sachgerechten Aufwendungstrennung und Wesentlichkeitswertung<br />
iS einer Einzelkostenzuordnung ist ggf. die Größe <strong>de</strong>r Beurteilungseinheit<br />
zu reduzieren (zB Trennung gemischt veranlaßter Reisen in ein<strong>de</strong>utig erwerbsbezogene<br />
und private Reisesegmente; vgl. BFH v. 14.4.1988 – IV R 86/86,<br />
BStBl. II 1988, 633; v. 23.4.1992 – IV R 27/91, BStBl. II 1992, 898). Als unwesentlich<br />
zu beurteilen<strong>de</strong> private o<strong>de</strong>r steuererhebliche Mitveranlassungen sollten<br />
jedoch aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n wegen praktikabler Rechtsanwendung für<br />
eine Aufwendungsaufspaltung unbeachtlich bleiben (zB Kosten <strong>de</strong>r Ernährung<br />
dienen vorrangig einem privaten menschlichen Grundbedürfnis, auch wenn die<br />
Ernährung letztlich beruflich leistungssteigernd wirkt). Auf dieser Linie scheint<br />
auch die neuere BFH-Rspr. zu sein, nach <strong>de</strong>r bei im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>r, wesentlicher<br />
Erwerbsveranlassung daneben vorhan<strong>de</strong>ne unwesentliche private Mitveranlassungsmomente<br />
<strong>de</strong>n Vollabzug <strong>de</strong>r WK nicht beeinflussen.<br />
ZB BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, FR 2005, 101 betr. Hotelkosten am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Arbeitsstätte als WK; v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872 zu privat<br />
angeschafftem PC; v. 2.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403, und v.<br />
17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II 2003, 407, jeweils zu Fortbildungskosten; v.<br />
23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001, 586 betr. Umzugskosten; vgl. Anm. 178.<br />
In diesen Fällen geht <strong>de</strong>r BFH offensichtlich gar nicht mehr von gemischten<br />
Aufwendungen aus und schränkt auf diesem Weg <strong>de</strong>n Anwendungsbereich <strong>de</strong>s<br />
Aufteilungs- und Abzugsverbots uE zu Recht zunehmend ein. Es bleibt zu hoffen,<br />
daß <strong>de</strong>r BFH auf dieser Linie seine Rspr. fortentwickelt, auch die verbleiben<strong>de</strong>n<br />
problembehafteten Fallgruppen (s. dazu Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 15; Strahl, KÖSDI 2004, 14019, 14024) einer kritischen Prüfung unterzieht<br />
und damit im Ergebnis faktisch <strong>de</strong>m generellen Aufteilungs- und Abzugsverbot,<br />
das mit seinem „Alles o<strong>de</strong>r Nichts-Prinzip“ <strong>de</strong>m Steuerbürger kaum zu vermitteln<br />
ist (so zutr. Nds. FG v. 7.2.1996, EFG 1997, 11, aufgeh. durch BFH v.<br />
31.1.1997 – VI R 83/96, BFH/NV 1997, 647), <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n entzieht.<br />
Nichtanwendbarkeit <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots: Nach übereinstimmen<strong>de</strong>r<br />
Auffassung greift die Verbotsnorm <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 nur bei<br />
Abgrenzungsfragen zwischen Erwerbssphäre und Lebensführungsbereich, und<br />
zwar beschränkt auf <strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Aufwendungsanteil. Keine Anwendungsmöglichkeit<br />
besteht daher bei Konkurrenz<br />
p zwischen verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten<br />
Vgl. BFH v. 8.11.1984 – IV R 186/82, BStBl. II 1985, 286 betr. Geschenkaufwendungen<br />
eines angestellten Chefarztes mit freiberuflicher Arztpraxis; v. 25.2.1988 – IV R<br />
135/85, BStBl. II 1988, 766 betr. Fahrtkosten eines selbst. Rechtsanwalts, <strong>de</strong>r gleichzeitig<br />
Hochschullehrer ist; FG Berlin v. 21.6.1985, EFG 1986, 173, rkr., betr. Arbeitszimmeraufwendungen<br />
eines ArbN, <strong>de</strong>r auch als Bezirksverordneter tätig ist.<br />
p innerhalb einer Überschußeinkunftsart<br />
Vgl. BFH v. 23.3.1984 – VI R 182/81, BStBl. II 1984, 557 [558 f.] betr. Einkünfte aus<br />
§ 19; v. 10.6.1986 – IX R 11/86, BStBl. II 1986, 894 betr. voll und beschränkt abziehbare<br />
WK bei § 21.<br />
E 128 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 179–185 §9<br />
p zwischen nicht stbarer und stpfl. Erwerbssphäre<br />
Vgl. BFH v. 8.7.2003 – VIII R 43/01, BStBl. II 2003, 937 betr. Aufteilung von Schuldzinsen<br />
bei Erwerb einer Kapitalanlage sowie im Grenzbereich von beschr. und unbeschr.<br />
StPflicht.<br />
p zwischen Son<strong>de</strong>rausgaben und WK<br />
Vgl. BFH v. 29.4.1992 – VI R 33/89, BFH/NV 1992, 733 betr. Arbeitszimmeraufwendungen<br />
als WK und Berufsausbildungskosten; v. 10.6.1986 – IX R 11/86, BStBl. II<br />
1986, 894 betr. gemischt veranlaßte Kontokorrentzinsen; v. 27.11.1987 – VI B 176/86,<br />
BFH/NV 1988, 640.<br />
Einstweilen frei.<br />
f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
Bei Aufwendungen im Rahmen von Dauerschuldverhältnissen (zB laufen<strong>de</strong>n<br />
Zinszahlungen zur Finanzierung eines vermieteten Gebäu<strong>de</strong>s) kann <strong>de</strong>r steuererhebliche<br />
Veranlassungszusammenhang wegen einer erkennbar geän<strong>de</strong>rten Absicht<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. im Zeitablauf umschlagen (etwa bei Veräußerung <strong>de</strong>r Immobilie<br />
und nachträglichen Schuldzinsen; s. insbes. Anm. 170). Dies ist bei stsystematischer<br />
Betrachtung zutreffend, da <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang bei je<strong>de</strong>r<br />
Verausgabungshandlung grds. neu zu prüfen und zu bewerten ist. Es han<strong>de</strong>lt<br />
sich um eine im Tatsachenfeststellungs- und Beweiswürdigungsbereich mitunter<br />
schwer zu beurteilen<strong>de</strong> Frage.<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Aufwendungen auf die Vermögenssphäre<br />
Schrifttum: Grundlegend Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rn. 471;<br />
Durchlaub, Zur Steuerpflicht <strong>de</strong>r Gewinne aus <strong>de</strong>r Veräußerung von Privatvermögen,<br />
Diss., Berlin 1993; Jonas, Fehlgeschlagene Aufwendungen als Werbungskosten (Die Vermögenssphäre<br />
bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften), Bonn 1993; Wolff, Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Grundsatzes <strong>de</strong>r Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre für die Abzugsfähigkeit von<br />
Aufwendungen bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen und aus Vermietung und<br />
Verpachtung, Frankfurt ua. 1993; Alt, Das Überschußerzielungsvermögen im Einkommensteuerrecht,<br />
StuW 1994, 138; Alt, Das Überschußerzielungsvermögen im Einkommensteuerrecht,<br />
Diss., Hei<strong>de</strong>lberg 1994; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />
Diss., Bochum 1995; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />
Diss., Bochum 1995; Krüger, Führen Werbungskosten zu Überschußerzielungsvermögen?,<br />
FR 1995, 633; Flies, Wann sind Verluste von privaten Wirtschaftsgütern Werbungskosten?,<br />
DStR 1996, 89; Flies;, Verluste nicht abziehbarer Wirtschaftsgüter bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />
FR 1996, 702; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, Diss.,<br />
Berlin 1996; Uhlän<strong>de</strong>r, Über Privatvermögensverluste im Privatvermögen, FR 1996, 301.<br />
a) Das Abgrenzungsproblem<br />
Soweit Vermögensgegenstän<strong>de</strong> in irgen<strong>de</strong>iner Form als Einkunftsgrundlage<br />
o<strong>de</strong>r Hilfsmittel im Rahmen einer strelevanten Erwerbsleistung verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, weisen substanzbezogene Aufwendungen einen ambivalenten<br />
Charakter auf (s. bereits OFH v. 26.3. 1947 – IV 1/47 S, StRK EStG [bis 1974]<br />
§ 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. KapVerm.). Es überlagern sich das Veranlassungsprinzip<br />
u. <strong>de</strong>r Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtberücksichtigung <strong>de</strong>r Vermögenssphäre (krit.<br />
zum Vermögensneutralitätsprinzip Anm. 186; vgl. Prinz, FR 1986, 407). Das<br />
Veranlassungsprinzip zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre vom Bereich <strong>de</strong>r Einkommensverwendung<br />
stößt in diesem Problembereich bedingt durch die dualistische<br />
Einkünfteermittlungsmethodik an seine Grenzen.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 129<br />
180–182<br />
183<br />
184<br />
185
186<br />
§9 Anm. 185–186 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Zum Streit, ob <strong>de</strong>r Dualismus <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung gegen Art. 3 GG verstößt, s. Tipke/Lang,<br />
Steuerrecht, § 9 Rn. 187, und grundlegend Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im<br />
Privatvermögen, 1996, 71 ff.; Durchlaub, Zur Steuerpflicht <strong>de</strong>r Gewinne aus <strong>de</strong>r Veräußerung<br />
von Privatvermögen, 1993.<br />
Nur falls es gänzlich an einem Einnahmeerzielungszusammenhang fehlt, zB bei<br />
Beendigung <strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht mit <strong>de</strong>r tatsächlicher Einstellung <strong>de</strong>r<br />
Arbeits-/Vermietungstätigkeit (vgl. BFH v. 2.3.1993 – IX R 69/89, BFH/NV<br />
1993, 532 betr. unbedingten Maklerauftrag für die Veräußerung eines leerstehen<strong>de</strong>s<br />
Hauses; v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BStBl. II 2003, 160) o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r Stpfl.<br />
keine Einnahmen erzielen kann, weil das Mietobjekte auf unabsehbare Zeit leersteht<br />
(vgl. BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030; v. 16.2.1993 –<br />
IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646; v. 29.10.2002 – VIII B 125/01, BFH/NV<br />
2003, 314), schei<strong>de</strong>n substanzbezogene Aufwendungen von vornherein für <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug aus; es mangelt an einem auch nur beschei<strong>de</strong>nen tatsächlichen o<strong>de</strong>r<br />
geplanten Einnahmebezug.<br />
b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichen Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre<br />
(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />
Kein „steuerverhaftetes Vermögen“ im Privatbereich: Die dualistische Ausgestaltung<br />
<strong>de</strong>r Einkünfteermittlung (kritisch dazu Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, 187 mwN) ist Ursache <strong>de</strong>s Abgrenzungsproblems bei Aufwendungen<br />
auf die Vermögenssphäre und daher bei <strong>de</strong>r systemgerechten Aus<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s WK-Begriffs zu berücksichtigen:<br />
p Während die Einkünfte bei <strong>de</strong>n sog. privaten Einkunftsarten gem. § 2 Abs. 2<br />
Nr. 2 iVm. §§ 19–23 als abschnittsbezogener Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen über<br />
die WK ermittelt wer<strong>de</strong>n,<br />
p erfolgt die Gewinnermittlung gem. § 2 Abs. 2 Nr. 1 im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />
<strong>de</strong>r §§ 13–18 durch umfassen<strong>de</strong>n Betriebsvermögensvergleich<br />
zweier Stichtage regelmäßig mittels einer StBil. (§ 4 Abs. 1, § 5; § 4 Abs. 3 begrün<strong>de</strong>t<br />
lediglich eine vereinfachte Form <strong>de</strong>r Gewinnermittlung).<br />
Nach <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers erfolgt bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten<br />
somit keine generelle wertmäßige Einbindung <strong>de</strong>s Vermögens in die Überschußermittlung,<br />
son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r die Einkunftsgrundlage bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vermögensstamm<br />
(insbes. <strong>de</strong>r Beruf, das Kapital- o<strong>de</strong>r Sachvermögen) bleibt als Teil <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />
grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung.<br />
Zur umstrittenen Rechtsfigur <strong>de</strong>s sog. Erwerbs- o<strong>de</strong>r Überschußerzielungsvermögens:<br />
ablehnend: zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 85; Uhlän<strong>de</strong>r, FR 1996, 301 [304];<br />
Rauch, Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen?, 82 ff.; bejahend:<br />
zB Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 254; Krüger, FR 1995, 633 [635];<br />
Alt, StuW 1994, 138; Frotscher, § 9 Rn. 48.<br />
Die einkunftsneutrale Ausgrenzung <strong>de</strong>r Aufwendungen auf <strong>de</strong>n Vermögensstamm<br />
wurzelt historisch im quellentheoretischen Einkommenskonzept; danach<br />
sollen im Grundsatz nur die aus <strong>de</strong>r Einkunftsquelle (terminologisch präziser<br />
wäre Einkunftsgrundlage) entspringen<strong>de</strong>n Erwerbsbezüge und -aufwendungen<br />
stl. erfaßt wer<strong>de</strong>n, nicht hingegen die Wertentwicklung <strong>de</strong>s Vermögensstammes<br />
selbst.<br />
Zur Historie s. auch Anm. 2. Vgl. weiterhin Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV,<br />
1984, 41, 142–178; Lang in Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986,<br />
53–59; Krüger, FR 1995, 633; s. auch OFH v. 26.3.1947 – IV 1/47 S, StRK EStG [bis<br />
1974] § 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. allg. Verwaltungskosten bei Kapitalvermögen.<br />
E 130 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 186–187 §9<br />
Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichen Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre als<br />
allgemeines Rechtsprinzip?: Zur Charakterisierung <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n „steuerverhafteten<br />
Vermögens“ im Privatbereich sprechen Rspr. und Schrifttum teilweise<br />
vom sog. Grundsatz <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre; entsprechend diesem<br />
Prinzip sollen Aufwendungen auf das Vermögen als solches trotz Erfüllung<br />
<strong>de</strong>s Ausgabenkriteriums und eines – mitunter sehr entfernten – Einnahmebezugs<br />
nicht als WK einkunftsmin<strong>de</strong>rnd geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Vgl. BFH v. 26.3.1974 – VIII R 210/72, BStBl. II 1975, 6 betr. entgeltlich erworbenes<br />
dingliches Wohnrecht; v. 1.10.1982 – VI R 192/79, BStBl. II 1983, 18 (19 f.) betr. Zinsen<br />
für einen überwiegend privat genutzten Pkw.; v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II<br />
1990, 830 betr. vergebliche AK o<strong>de</strong>r HK eines Gebäu<strong>de</strong>s; v. 24.5.2000 – VI R 28/97,<br />
BStBl. II 2000, 474 betr. Veräußerungsverlust bei Verkauf eines selbstgenutzten EFH<br />
wegen einer Versetzung; Kruse, FR 1981, 478; B. Meyer, DStR 1981, 131; Curtius-<br />
Hartung, StbJb. 1982/83, 18, 20; v. Bornhaupt, NWB F. 6, 2885 f.; Wüllenkemper,<br />
Rückfluß von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 17 f.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 52 f.;<br />
Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 471 mwN.; Frotscher, § 9 Rn. 48; s.<br />
hierzu auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 24.<br />
E Stellungnahme: In Anbetracht <strong>de</strong>r engen Grenzen, die <strong>de</strong>r stl. irrelevante Vermögensbereich<br />
wegen <strong>de</strong>r Überlagerung durch erwerbsbezogene Veranlassungszusammenhänge<br />
letztlich aufweist (s. Anm. 187), sollte uE auf die Postulierung<br />
<strong>de</strong>s o.g. Grundsatzes verzichtet wer<strong>de</strong>n (so wohl auch Blümich/Thürmer, §9<br />
Rn. 136; zum verbleiben<strong>de</strong>n Anwendungsumfang <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />
s. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 53). Der Substanzbezug von Aufwendungen<br />
steht ihrer WKEigenschaft nicht generell entgegen (so auch Schmidt/Drenseck<br />
XXIII. § 9 Rn. 25); durch die obige Formulierung wird die stl. Grenzziehung daher<br />
eher verwischt als klargestellt (glA Knobbe-Keuk, DStZ 1984, 338–340;<br />
Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 60–62: „Steuerliche Zwitternatur<br />
<strong>de</strong>r Vermögenssphäre“; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 136: „... in dieser Allgemeinheit<br />
nicht zutreffend und damit mißverständlich“).<br />
c) Wirkungsbereich und Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips bei<br />
Anwendung auf vermögensbezogene Aufwendungen<br />
Das aus <strong>de</strong>r quellentheoretischen Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte herrühren<strong>de</strong><br />
Vermögensneutralitätsprinzip (s. Anm. 186) läßt sich hinsichtlich seiner<br />
konkreten Auswirkungen wie folgt abgrenzen:<br />
Realisierte Wertverän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz infolge von<br />
Verwertungsmaßnahmen o<strong>de</strong>r sonstigen Umschichtungsvorgängen bleiben<br />
– abgesehen von <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rtatbestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r §§ 17, 23 – außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung.<br />
Insbes. die bei <strong>de</strong>r Veräußerung von WG <strong>de</strong>s Privatvermögens anfallen<strong>de</strong>n<br />
Gewinne o<strong>de</strong>r Verluste sowie die damit unmittelbar zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen sind stl. bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung nicht zu berücksichtigen<br />
(Ausnahme: Gewinne o<strong>de</strong>r Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften iSd.<br />
§ 23 Abs. 3 Satz 1; bei Vorgängen im Rahmen <strong>de</strong>s § 17 entstehen Betriebsausgaben).<br />
Derartige Aufwendungen fallen entsprechend <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />
im steuerneutralen Bereich an (vgl. zB BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98,<br />
BStBl. II 2001, 24 betr. Ausgabeaufgeld bei typisch stiller Beteiligung als AK)..<br />
Unplanmäßige erwerbsbezogene Vermögensverluste (zB Verlust eines Arbeitsmittels,<br />
Ausfall einer Kapitalfor<strong>de</strong>rung) sind nach <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>s betroffenen<br />
Vermögensgegenstan<strong>de</strong>s sowie <strong>de</strong>r konkreten Veranlassung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße<br />
differenziert zu beurteilen (s. eingehend Anm. 190–195).<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 131<br />
187
§9 Anm. 187 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
Nicht realisierte Wertverän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz wie etwa<br />
konjunkturbedingte o<strong>de</strong>r durch Marktentwicklungen ausgelöste Werterhöhungen<br />
o<strong>de</strong>r Wertmin<strong>de</strong>rungen (zB Kursverluste bei Aktien; Wertverluste bei Immobilien)<br />
können stl. ebenfalls nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n; es fehlt gemäß <strong>de</strong>m<br />
Aufwendungsbegriff bereits an einer tatsächlichen Vermögensmin<strong>de</strong>rung. Beim<br />
Betriebsvermögensvergleich zulässige Teilwertabschreibungen etwa sind im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nicht möglich, da kein nutzungsbezogener Wertverlust<br />
vorliegt.<br />
Aufwendungen zur Anschaffung, Herstellung o<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz,<br />
die in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungszusammenhang eingesetzt ist,<br />
haben wegen <strong>de</strong>r Überlagerung durch Veranlassungsmotive einen ambivalenten<br />
Charakter (s. Prinz, FR 1986, 407; eingehend Anm. 185). Im Ergebnis schei<strong>de</strong>n<br />
nur die auf nichtabnutzbare WG entfallen<strong>de</strong>n Vermögensaufwendungen gänzlich<br />
aus <strong>de</strong>r stl. Erfassung aus, zB die Anschaffungskosten eines Wertpapiers<br />
o<strong>de</strong>r Grundstücks.<br />
Vgl. zB BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98, BStBl. II 2001, 24; v. 30.10.2001 – VIII R<br />
29/00, BFH/NV 2002, 268; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 138; v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 91 f.; s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn 27 mit Bsp. für<br />
Aufwendungen auf das Vermögen.<br />
Bei abnutzbaren ertragbringen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n sind Abschreibungen<br />
gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 zulässig, ohne daß eine Wertkorrektur bei einer etwaigen<br />
späteren Veräußerung <strong>de</strong>s WG erfolgt (s. auch FG München v. 13.12.<br />
1974, EFG 1975, 251, rkr.: Mehrerlös bei Verkauf eines erwerbsgenutzten Pkw.<br />
ist erfolgsneutral). Der Rechtscharakter <strong>de</strong>r AfA-Regelung ist allerdings str. (wegen<br />
<strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs durch Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 vgl.<br />
Anm. 68).<br />
Aufwendungen auf die Vermögenssubstanz im Zusammenhang mit<br />
Wertverzehr durch erwerbsbedingte Nutzung: Aufwendungen für die Vermögenssubstanz<br />
weisen einen mittelbaren Erwerbsbezug auf, falls <strong>de</strong>r Vermögensgegenstand<br />
zur Einkunftserzielung eingesetzt wird. Kommt ein durch die<br />
erwerbsbezogene Nutzung bedingter Wertverzehr an <strong>de</strong>r Einkunftsgrundlage<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m eingesetzten WG hinzu, so erfährt das o.g. Vermögensneutralitätsprinzip<br />
durch Gesetzgeber und Rspr. erhebliche Einschränkungen, <strong>de</strong>ren rechtssystematische<br />
Be<strong>de</strong>utung auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips str. ist (vgl. auch<br />
Prinz, FR 1986, 407–409). Diese Einschränkungen erstrecken sich auf:<br />
p Aufwendungen für Arbeitsmittel gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6;<br />
p Absetzungen für Abnutzung und Substanzverringerung gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 für<br />
abnutzbare ertragbringen<strong>de</strong> Privatwirtschaftsgüter (AfaA ist eingeschlossen;<br />
vgl. BFH v. 24.11.1994 – IV R 25/94, BStBl. II 1995, 318; v. 9.1.2002 – VI B<br />
222/01, nv., betr. jeweils AfaA bei Unfall auf beruflicher Fahrt)<br />
p Aufwendungen für sog. geringwertige WG gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und 7 iVm. § 6<br />
Abs. 2 (unter 410 E) sowie für Vermögensgegenstän<strong>de</strong> mit einer Nutzungsdauer<br />
von weniger als einem Jahr außerhalb <strong>de</strong>s Anwendungsbereichs von<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und Nr. 7;<br />
p verschie<strong>de</strong>ne weitere Aufwendungsarten, die zwar einen Substanzbezug aufweisen,<br />
aber vorrangig durch die strelevante Einkunftserzielung veranlaßt sind und<br />
nicht von <strong>de</strong>n auch im Überschußermittlungsbereich gelten<strong>de</strong>n Aktivierungsgrundsätzen<br />
erfaßt wer<strong>de</strong>n (zB bei Finanzierung einer fremdvermieteten Immobilie<br />
anfallen<strong>de</strong> Schuldzinsen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, Gebäu<strong>de</strong>versiche-<br />
E 132 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 187–188 §9<br />
rungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 2; Erhaltungsaufwendungen; Fehlaufwendungen);<br />
p unplanmäßige Verluste an Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n, die durch eine konkrete erwerbsbezogene<br />
Tätigkeit o<strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsereignis<br />
veranlaßt sind (str.; s. Anm. 190–195);<br />
p Aufwendungen in unmittelbarem Zusammenhang mit stpfl. Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften<br />
iSd. § 22 Nr. 2 iVm. § 23. Bei Umschichtungsvorgängen im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s § 17 fallen dagegen Betriebsausgaben an.<br />
E Stellungnahme: UE entspricht die Geltendmachung <strong>de</strong>rartiger substanzbezogener<br />
Aufwendungen als WK <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung;<br />
bei strikter Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sollten sämtliche durch<br />
die Erwerbstätigkeit ausgelösten Vermögensopfer mit Ausnahme nutzungsunabhängiger,<br />
reiner Wertmin<strong>de</strong>rungen zum stl. Abzug zugelassen wer<strong>de</strong>n.<br />
So auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />
1995, 43 ff.; Flies, FR 1996, 702; aA: Satz 3: Blümich/Thürmer, §9<br />
Rn. 140; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 110ff.; Kruse, FS Ritter,<br />
413, 419 ff.; Jakob/Wittmann, FR 1988, 552.<br />
Dies ergibt sich unmittelbar aus Abs. 1 Satz 1, aber auch aus <strong>de</strong>n speziellen Anordnungen<br />
in Abs. 1 Satz 3. Die o.g. Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes<br />
sind daher folgerichtig; die entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzesanordnungen haben<br />
in ihrer inhaltlichen Kernaussage lediglich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Die vom<br />
Gesetzgeber getroffene Wertentscheidung zum grundsätzlichen Verzicht auf die<br />
stl. Erfassung insbes. von Veräußerungsgewinnen und -verlusten läßt die o.g. Beurteilung<br />
uE unberührt.<br />
d) Fallgruppen vermögensbezogener Aufwendungen<br />
Bei Berücksichtigung <strong>de</strong>r Überlagerung <strong>de</strong>r o.g. Prinzipien (s. Anm. 185), <strong>de</strong>ren<br />
Regel-/Ausnahmeverhältnis zueinan<strong>de</strong>r str. ist, lassen sich vermögensbezogene<br />
Aufwendungen rechtssystematisch wie folgt zuordnen, wobei dies allerdings in<br />
<strong>de</strong>r Besteuerungspraxis nicht immer ein<strong>de</strong>utig möglich ist:<br />
Aufwendungen zur Anschaffung, Herstellung, Erhaltung o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />
von ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsgütern kommen nur dann für<br />
einen WKAbzug in Betracht, falls es sich um eine planmäßig abnutzbare, dh. einem<br />
nutzungsbedingten Wertverzehr unterliegen<strong>de</strong> Vermögenssubstanz han<strong>de</strong>lt (s. bereits<br />
unter Bezugnahme auf <strong>de</strong>n Aufwendungsbegriff Anm. 95; auch Anm. 186,<br />
187). Die stl. Geltendmachung erfolgt bei <strong>de</strong>n aktivierungspflichtigen Aufwendungen<br />
regelmäßig über die AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7; Erhaltungsaufwendungen<br />
sind dagegen zum Verausgabungszeitpunkt als allgemeine WK gem.<br />
Abs. 1 Satz 1 abziehbar. Ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>s erwerbsbezogenen Wertverzehrs<br />
wäre <strong>de</strong>r steuerrelevante Überschuß unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />
unzutreffend bemessen.<br />
Trotz evtl. bestehen<strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhangs schei<strong>de</strong>n die in einer<br />
nicht abnutzbaren Vermögenssubstanz nach <strong>de</strong>n Aktivierungsgrundsätzen gespeicherten<br />
Aufwendungen gänzlich aus <strong>de</strong>r strelevanten Erwerbssphäre aus (zB<br />
AK für verpachtete Grundstücke, ertragbringen<strong>de</strong> Wertpapiere; vgl. BFH v.<br />
30.10.2001 – VIII R 29/00, BFH/NV 2002, 268; s. auch v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 91 f.: keine Aufwendungen).<br />
Aufwendungen zur Erzielung nicht steuerbarer Einnahmen: Aufwendungen,<br />
die zwar einen ökonomischen Hintergrund haben, aber im wesentlichen<br />
durch Tätigkeiten o<strong>de</strong>r Leistungen zur Erzielung nicht stbarer Einnahmen wirt-<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 133<br />
188
§9 Anm. 188 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
schaftlich veranlaßt sind, bil<strong>de</strong>n keine WK. Das Fehlen „steuerverhafteten Privatvermögens“<br />
(s. Anm. 186) zieht insoweit – steuersystematisch konsequent –<br />
<strong>de</strong>n Ausschluß <strong>de</strong>s WKAbzugs nach sich. Eine Aufteilung gemischt substanzveranlaßter<br />
Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>s anteiligen Abzugs kommt nur in<br />
Ausnahmefällen bei Vorliegen klarer Abgrenzungskriterien in Betracht; ansonsten<br />
gilt <strong>de</strong>r Wesentlichkeitsgrundsatz (s. Anm. 177). Die neuere Rspr. wen<strong>de</strong>t<br />
bei <strong>de</strong>r Versagung <strong>de</strong>s WKAnsatzes wegen überwiegen<strong>de</strong>n Substanzbezugs insoweit<br />
allgemein einen strengen Maßstab an, ist bei <strong>de</strong>r Bejahung von WK also<br />
großzügig. So besteht zB bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang<br />
von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit fort, wenn<br />
sich <strong>de</strong>r Stpfl. ernsthaft und nachhaltig um die Vermietung <strong>de</strong>r Wohnung bemüht,<br />
selbst wenn er das Vermietungsobjekt daneben – zB wegen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten<br />
einer Vermietung – auch zum Erwerb anbietet (BFH v. 9.7.2003 – IX R<br />
102/00, BStBl. II 2003, 940; v. 9.7.2003 – IX R 48/02, BFH/NV 2004, 170).<br />
Ausreichend ist, daß <strong>de</strong>r Stpfl. – neben einem stfreien Vermögensvorteil – einen<br />
(ggf. auch geringeren) Einnahmeüberschuß anstrebt (BFH v. 7.12.1999 – VIII R<br />
8/99, BFH/NV 2000, 825). Im übrigen kann <strong>de</strong>r strelevante Veranlassungsfaktor<br />
im Zeitablauf wechseln.<br />
E Finanzierungsaufwendungen: In die Kategorie <strong>de</strong>r stneutralen Vermögensaufwendungen<br />
fallen etwa Schuldzinsen und an<strong>de</strong>re Kreditkosten für <strong>de</strong>n Erwerb von<br />
Kapitalvermögenswerten (zB Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, GmbH-<br />
Beteiligungen), falls die Erwartung eines nicht stbaren Wertzuwachses (außerhalb<br />
von §§ 17, 23) gegenüber einer längerfristigen strelevanten Einkunftserzielung<br />
(zB durch Gewinnanteile, Zinserträge o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttungen)<br />
anhand äußerlich erkennbarer Merkmale <strong>de</strong>utlich und konkret im<br />
Vor<strong>de</strong>rgrund steht; eine nur mitursächliche Hoffnung auf im stneutralen Vermögensbereich<br />
zu realisieren<strong>de</strong> Wertsteigerungen reicht dagegen für die Versagung<br />
<strong>de</strong>s WKAbzugs nicht aus.<br />
Vgl. BFH v. 8.7.2003 – VIII R 43/01, BStBl. II 2003, 937 betr. Schuldzinsen bei einheitlich<br />
angeschafften, teilweise fremdfinanzierten Bun<strong>de</strong>sanleihen: keine Aufteilung,<br />
wenn Einkunftserzielung gegenüber <strong>de</strong>r stfreien Vermögensmehrung im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
steht; s. hierzu auch Völlmeke, HFR 2003, 1161.<br />
E Aufwendungen zur Vermögensumstrukturierung: Nichtabziehbare Vermögensaufwendungen<br />
liegen auch dann vor, wenn <strong>de</strong>ren unmittelbarer wirtschaftlicher<br />
Veranlassungsfaktor steuerneutrale Vermögensanlage-, Vermögensumschichtungs-<br />
o<strong>de</strong>r Vermögensverwertungsmotive sind; dies ist unabhängig davon, ob<br />
sich die Aufwendungen auf ertragbringen<strong>de</strong>, ertraglose, abnutzbare o<strong>de</strong>r nicht<br />
abnutzbare WG erstrecken. So bil<strong>de</strong>n zB Prozeß- und Anwaltskosten, die durch<br />
einen Rechtsstreit über <strong>de</strong>n Verkauf bzw. Kauf einer Immobilie außerhalb <strong>de</strong>r<br />
Veräußerungsfrist (§ 23 Abs. 1 Nr. 1) o<strong>de</strong>r über die Eigentumsverhältnisse verursacht<br />
sind, wegen dominanten Substanzbezugs keine WK.<br />
Vgl. BFH v. 8.6.1966 – VI 258/64, BStBl. III 1966, 536 betr. Prozeßkosten von im<br />
Ausland beschlagnahmten Wertpapieren; v. 22.4.1975 – VIII R 110/70, BStBl. II 1975,<br />
663; v. 3.6.1975 – VIII R 274/71, BStBl. II 1975, 664 betr. Anwaltskosten für einen<br />
Streit um das Eigentum an einem Grundstück;; v. 17.6.1999 – III R 37/98, BStBl. II<br />
1999, 600 betr. Kosten eines Erbschaftsstreits und <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Erbschaftsteuererklärung,<br />
auch wenn zum Nachlaß nur Einkunftserzielungsvermögen gehört; v.<br />
13.12.2000 – IX B 106/00, BFH/NV 2001, 766 zu Veräußerungskosten; an<strong>de</strong>rs jedoch<br />
bei Aufwendungen eines Hauseigentümers in einem Räumungsprozeß gegen <strong>de</strong>n Mieter,<br />
die <strong>de</strong>r Erwerbsphäre zugeordnet wer<strong>de</strong>n, obgleich <strong>de</strong>r Rechtsstreit unmittelbar<br />
<strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>s Hauses diente: BFH v. 25.7.1972 – VIII R 56/68, BStBl. II 1972,<br />
880; v. 17.1.1978 – VIII R 97/75, BStBl. II 1978, 337; zu weiteren Bsp. aus <strong>de</strong>r Rspr.<br />
E 134 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 188–190 §9<br />
zu Aufwendungen auf das Vermögen bzw. im Zusammenhang mit Einnahmen s.<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 27 f.<br />
E Vorbereiten<strong>de</strong> und nachträgliche Vermögensaufwendungen: Aufwendungen, die in <strong>de</strong>r<br />
Vorbereitungsphase eines Engagements anfallen und zu diesem Zeitpunkt bereits<br />
wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beendigung bzw. Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r steuerrelevanten Tätigkeit<br />
bzw. Leistung dienen, wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rechtsprechung als primär vermögensbezogen<br />
gänzlich vom Abzug ausgeschlossen (dazu krit. Anm. 162). Gleiches gilt<br />
für auf die Zeit nach Veräußerung eines ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsguts<br />
entfallen<strong>de</strong> Aufwendungen, zB nachträgliche Schuldzinsen (dazu Anm. 170).<br />
Unplanmäßig in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong> Vermögensverluste können außerhalb<br />
<strong>de</strong>s unmittelbaren Anwendungsbereichs von Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nur bei<br />
Vorliegen eines strengen Bedingungsrahmens als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />
zB Verlust von Arbeitsmitteln o<strong>de</strong>r immobilienbezogene Fehlaufwendungen<br />
(eingehend zum Beurteilungsraster Anm. 190–195). Bei <strong>de</strong>r Veräußerung von<br />
„steuerneutralen“ WG auftreten<strong>de</strong> Verluste sind systementsprechend in aller Regel<br />
nicht abziehbar (vgl. BFH v. 24.5.2000 – VI R 28/97, BStBl. II 2000, 474).<br />
Nichtrealisierte Vermögenswertmin<strong>de</strong>rungen (zB reine Kursverluste bei Aktien)<br />
erfüllen nicht die Kriterien <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs, <strong>de</strong>r allein an tatsächlich<br />
vollzogene Realakte anknüpft, so daß eine stl. Geltendmachung bereits von daher<br />
ausschei<strong>de</strong>t (s. Anm. 65).<br />
Einstweilen frei.<br />
5. Vermögensverluste<br />
Schrifttum: Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, Bochum 1995; Krüger,<br />
Führen Werbungskosten zu Überschußerzielungsvermögen?, FR 1995, 633; Flies,<br />
Wann sind Verluste von privaten Wirtschaftsgütern Werbungskosten?, DStR 1996, 89;<br />
Flies, Verluste nicht abziehbarer Wirtschaftsgüter bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, FR 1996,<br />
702; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 1996; Uhlän<strong>de</strong>r, Über Privatvermögensverluste<br />
im Privatvermögen, FR 1996, 301.<br />
a) Rechtsgrundlage für <strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />
Die steuergesetzliche Basis für die Berücksichtigung von Vermögenseinbußen<br />
ist str. (vgl. v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; Knobbe-Keuk, JbFStR 1984/85, 49;<br />
FG Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr.); dies kann Folgen für Höhe und<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r WK haben (s. Wassermeyer, DStR 1982, 557f.). Zum Begriff<br />
„Vermögensverlust“ s. Anm. 191. UE ist zwischen folgen<strong>de</strong>n Rechtsgrundlagen<br />
und <strong>de</strong>ren Abgrenzung zu unterschei<strong>de</strong>n (vgl. hierzu auch v. Bornhaupt, DStZ<br />
1992, 777):<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 (Absetzung für außergewöhnliche<br />
Abnutzung): Bei Vermögenseinbußen an abnutzbarem Erwerbsvermögen<br />
(Frotscher, § 9 Rn. 48: „Berufsvermögen“) erfolgt die stl. Geltendmachung allein<br />
im Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfaA gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1<br />
Satz 7 als lex specialis (vgl. BFH v. 9.1.2002 – VI B 222/01, n.v., betr. Unfall auf<br />
beruflicher Fahrt; Krüger, FR 1995, 633 [640]); bei gemischtgenutztem Erwerbsvermögen<br />
ist eine uU schätzungsweise Aufteilung <strong>de</strong>r AfaA vorzunehmen.<br />
Der WKAbzug erfolgt im Jahr <strong>de</strong>s Eintritts <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Vermögensmin<strong>de</strong>rung,<br />
spätestens bei <strong>de</strong>ren Ent<strong>de</strong>ckung. UU vom Stpfl. gezahlte, mit <strong>de</strong>r<br />
Vermögenseinbuße zusammenhängen<strong>de</strong> Beträge (zB Reparaturkosten) sind<br />
stneutral zu behan<strong>de</strong>ln, so daß eine Doppelberücksichtigung ausschei<strong>de</strong>t (glA<br />
Wassermeyer, DStR 1982, 558; FG Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr.);<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 135<br />
189<br />
190
191<br />
§9 Anm. 190–191 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n sollte <strong>de</strong>m Stpfl. uE insoweit ein Wahlrecht eingeräumt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Abs. 1 Satz 1 (allgemeiner Werbungskostenbegriff): Die übrigen erwerbsbezogen<br />
veranlaßten Vermögenseinbußen (zB bei nicht abnutzbarem Erwerbsvermögen,<br />
wesensmäßig privaten Gegenstän<strong>de</strong>n) einschl. verlustbedingter<br />
Folgeaufwendungen (zB Ersatzleistung an <strong>de</strong>n ArbG wegen gestohlener Berufsgel<strong>de</strong>r)<br />
können nur im unmittelbaren Anwendungsbereich <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs<br />
gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Hiervon geht wohl auch <strong>de</strong>r BFH ohne weitere Begr. aus: zB BFH v. 1.9.1997 – VIII<br />
B 105/96, BFH/NV 1998, 450; v. 7.5.1993 – VI R 38/91, BStBl. II 1993, 663, jeweils<br />
zu Darlehensverlusten; so auch Krüger, FR 1995, 633, 940; aA betr. privatgenutzte<br />
WG Glanegger, DStZ 1984, 585; uE verstößt dies gegen <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1;<br />
s. auch v. Bornhaupt, BB 1986, 1963.<br />
Der Vermögensverlust bil<strong>de</strong>t bei tatsächlicher Realisation, ggf. aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />
erst bei Erkennbarkeit uE eine Aufwendung, die entsprechend <strong>de</strong>m<br />
eingetretenen Wertverzehr zu bewerten ist; eine Barausgabe setzt <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />
nach allg. Verständnis nicht voraus (vgl. BFH v. 13.1.1989 – VI R<br />
51/85, BStBl. II 1989, 382 betr. Verlust einer For<strong>de</strong>rung eines ArbN gegenüber<br />
<strong>de</strong>m ArbG). Eingehend zum Aufwendungsbegriff s. Anm. 65–71).<br />
b) Veranlassungsprinzip als Beurteilungsleitlinie<br />
Bedingt durch die quellentheoretische Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
und die nur unvollständige stl. Einbindung <strong>de</strong>s Vermögensstammes als Einkunftsgrundlage<br />
(vgl. dazu eingehend Anm. 186) bereitet die Qualifikation unplanmäßiger,<br />
in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong>r Vermögenseinbußen, -beschädigungen<br />
und -zerstörungen (= Vermögensverluste) einschl. verlustbedingter Folgeaufwendungen<br />
sowohl aus stsystematischer Sicht als auch in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
erhebliche Schwierigkeiten.<br />
Beispiele: Entwertung einer For<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r eines verzinslichen Darlehens; diebstahlsbedingter<br />
Geldverlust auf einer Dienstreise o<strong>de</strong>r Veruntreuung von Gel<strong>de</strong>rn; Ersatzleistungen<br />
durch <strong>de</strong>n ArbN an <strong>de</strong>n ArbG wegen gestohlener Gel<strong>de</strong>r; Zerstörung<br />
eines beruflich genutzten Pkw.; immobilienbezogene Fehlaufwendungen; Inanspruchnahme<br />
eines ArbN aus einer <strong>de</strong>m ArbG gewährten Bürgschaft.<br />
Das <strong>de</strong>n WKUmfang teleologisch bestimmen<strong>de</strong> Leistungsfähigkeitsprinzip gebietet<br />
zumin<strong>de</strong>st in Teilbereichen trotz fehlen<strong>de</strong>n Betriebsvermögens eine steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Berücksichtigung (ähnlich Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundlagen<br />
<strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 55).<br />
E Die BFH-Rspr. ist bei <strong>de</strong>r Anerkennung von Vermögensverlusten eher restriktiv<br />
und hat unter Anwendung <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze <strong>de</strong>n WKAbzug nur<br />
für bestimmte Ausnahmefälle zugelassen.<br />
ZB BFH v. 25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 betr. Diebstahl eines Privat-<br />
Pkw auf einer Dienstreise; v. 28.1.1994 – VI R 25/93, BStBl. II 1994, 355 betr. Beschädigung<br />
eines neben <strong>de</strong>r Dienstwohnung abgestellten Privat-Pkw; v. 7.5.1993 – VI R<br />
38/91, BStBl. II 1993, 663 betr. ArbN-Darlehen.<br />
In diesem Zusammenhang stellt <strong>de</strong>r BFH bei <strong>de</strong>r Abgrenzung zur stl. unbeachtlichen<br />
privaten Vermögenssphäre entschei<strong>de</strong>nd darauf ab, ob das betroffene<br />
WG ausschließlich o<strong>de</strong>r weitaus überwiegend Erwerbszwecken dient (zB. bei<br />
Arbeitsmitteln) o<strong>de</strong>r – bei privaten WG – ob <strong>de</strong>r Verlust bzw. die Beschädigung<br />
bei <strong>de</strong>ren Verwendung für erwerbsbezogene Zwecke eintritt o<strong>de</strong>r das scha<strong>de</strong>nsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Ereignis <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen ist (s. BFH v. 9.12.2003 –<br />
VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v. 28.1.1994 – VI R 25/93, BStBl. II 1994,<br />
E 136 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 191 §9<br />
355). Dennoch bleiben im Ergebnis noch viele Fragen offen, zB die stl. Behandlung<br />
<strong>de</strong>r Darlehensverluste bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVermögen; vgl. hierzu<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25).<br />
E Das stl. Schrifttum und die finanzgerichtliche Rspr. sind teilweise großzügiger.<br />
So wird im Schrifttum die Auffassung vertreten, daß – abgesehen von bloßen<br />
Wertmin<strong>de</strong>rungen – je<strong>de</strong>s Vermögensopfer, das mit <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung zusammenhängt,<br />
als WK abziehbar ist.<br />
So ausdrücklich Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; Flies, Vermögensverluste bei<br />
<strong>de</strong>n Überschußeinkünften, 1995, 43 ff.; Flies, FR 1996, 702; aA: Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 140; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 110ff.; Kruse, FS Ritter,<br />
1997, 413 [419 ff.]; Jakob/Wittmann, FR 1988, 552.<br />
Die finanzgerichtliche Rspr hat insbes. bestimmte Vermögensverluste im Bereich<br />
<strong>de</strong>r Einkünfte aus VuV als WK anerkannt.<br />
Vgl. zB FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1998, 1052, rkr, betr. vom Hausmeister veruntreute<br />
Gel<strong>de</strong>r; FG Düss. v. 22.8.1995, EFG 1995, 1096, rkr, betr. Verlust eines <strong>de</strong>m<br />
Mieter zwecks Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s Mietvertrags gewährten Darlehens.<br />
Stellungnahme: Entsprechend <strong>de</strong>n allg. Kriterien <strong>de</strong>s WKBegriffs (s. Anm. 60,<br />
130) kommt es für die stl. Qualifikation <strong>de</strong>s Einzelfalls uE entschei<strong>de</strong>nd darauf<br />
an, ob bei werten<strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> eine erwerbsbezogene<br />
wirtschaftliche Veranlassung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße vorliegt, als wesentlich erscheint<br />
und nachweisbar ist.<br />
So auch <strong>de</strong>r BFH: vgl. zB BFH v. 13.12.2000 – IX B 106/00, BFH/NV 2001, 766; v.<br />
4.5.1993 – VIII R 7/91, BStBl. II 1993, 832; v. 4.5.1993 – VIII R 89/90, BFH/NV<br />
1994, 225; v. 7.5.1993 – VI R 38/91, BStBl. II 1993, 663; v. 4.7.1986 – VI R 227/83,<br />
BStBl. II 1986, 771; v. 19.3.1982 – VI R 25/80, BStBl. II 1982, 442; vgl. auch Blümich/Thürmer,<br />
§ 9 Rn. 137: entschei<strong>de</strong>nd, welcher Gesichtspunkt überwiegt.<br />
Der Vermögensbezug <strong>de</strong>r Aufwendung tritt durch Verankerung <strong>de</strong>s verlustauslösen<strong>de</strong>n<br />
Ereignisses im Erwerbsbereich strechtlich als unwesentlich in <strong>de</strong>n<br />
Hintergrund. Grds. kommen auch unfreiwillige und mittelbar veranlaßte Aufwendungen<br />
als WK in Betracht (s. Anm. 152); dies entspricht <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip.<br />
Ggf. ist gemäß <strong>de</strong>n Veranlassungsfaktoren eine schätzungsweise<br />
Aufteilung vorzunehmen (§ 12 Nr. 1 Satz 2 greift in diesem Fallbereich nicht<br />
ein, s. auch Anm. 179). Ob es sich um abnutzbare, nichtabnutzbare, materielle<br />
o<strong>de</strong>r immaterielle WG <strong>de</strong>s Privatvermögens han<strong>de</strong>lt, ist für die stl. Qualifikation<br />
auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips unerheblich; s. aber zur Rechtsgrundlage<br />
Anm. 190.<br />
Strelevante Verluste sind allerdings von <strong>de</strong>n nicht stbaren nutzungsunabhängigen<br />
Wertmin<strong>de</strong>rungen vor allem aufgrund geän<strong>de</strong>rter Marktverhältnisse und<br />
von Vermögensumschichtungsvorgängen abzugrenzen.<br />
ZB <strong>de</strong>n Verlust bei <strong>de</strong>r Veräußerung eines Miethauses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kursverlust bei Aktien;<br />
allg. Meinung: BFH v. 29.11.1990 – X R 197/87, BStBl. II 1991, 300; v. 9.11.1993 – IX<br />
R 81/90, BStBl. II 1994, 338 betr. Verluste für Fremdwährungsdarlehen; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 140; Frotscher, § 9 Rn. 49; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 24<br />
mwN.<br />
In Grenzfällen wer<strong>de</strong>n daher subtile Unterscheidungen erfor<strong>de</strong>rlich, die naturgemäß<br />
beim jeweiligen Rechtsanwen<strong>de</strong>r unterschiedlich ausfallen und verfahrensrechtliche<br />
Beweisprobleme nach sich ziehen (vgl. o.V., HFR 1986, 625; Heinikke,<br />
FR 1987, 210). Nicht ausreichend für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug ist es, daß <strong>de</strong>r<br />
Scha<strong>de</strong>n ohne die konkrete berufliche Tätigkeit nicht eingetreten wäre (so ausdrücklich<br />
BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771). Auch die Frage<br />
<strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns beim Anfall <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße ist grds. unerheblich.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 137
192<br />
193<br />
§9 Anm. 192–193 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
c) Fallgruppensystematik<br />
Unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen Überschußeinkunftsart lassen sich die einschlägigen<br />
Sachverhalte unter zwei aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong>n Gesichtspunkten<br />
systematisieren:<br />
p nach <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße betroffenen Gegenstands (so auch<br />
BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; verfeinert durch v.<br />
Bornhaupt, BB 1986, 1963; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 86–89a) o<strong>de</strong>r<br />
p nach <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Konkretisierung <strong>de</strong>s Vermögensverlusts (privater,<br />
neutraler o<strong>de</strong>r erwerbsbezogener wirtschaftlicher Auslöser; die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>s Erwerbsbezugs vom neutralen Ereignis wird allerdings unterschiedlich<br />
weit gezogen; s. o.V., HFR 1986, 625; Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen<br />
<strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 57 f.).<br />
Im Einzelfall können sich Überschneidungen ergeben. Wegen <strong>de</strong>r anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Rechtsgrundlagen vgl. Anm. 190.<br />
Im Ergebnis sind an die Konkretisierung <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Veranlassung<br />
<strong>de</strong>r Vermögenseinbuße um so strengere Anfor<strong>de</strong>rungen zu stellen, je ein<strong>de</strong>utiger<br />
<strong>de</strong>r Vermögensgegenstand selbst seinem objektiven Charakter nach <strong>de</strong>m reinen<br />
Privatbereich zuzuordnen ist. Ein strelevanter Wechsel in <strong>de</strong>r Funktion eines<br />
WG durch Eintritt <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße ist uE möglich und kann das<br />
Entstehen von Erwerbsaufwendungen bewirken. So fällt zB <strong>de</strong>r Verlust eines arbeitsplatzsichern<strong>de</strong>n<br />
Arbeitnehmerdarlehens aus <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 20 in<br />
<strong>de</strong>n Regelungsbereich <strong>de</strong>s § 19, wenn – ungeachtet <strong>de</strong>r Verzinsung – <strong>de</strong>r risikobehaftete<br />
Einsatz aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n erfolgt (vgl. BFH v. 7.5.1993 – VI R<br />
38/91, BStBl. II 1993, 663).<br />
d) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s reinen<br />
Erwerbsvermögens<br />
Es ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen<br />
– Arbeitsmitteln iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und<br />
– Gegenstän<strong>de</strong>n, die selbst als Grundlage für eine Einkunftserzielung dienen<br />
(zB vermietete Immobilie, zinsbringen<strong>de</strong>s Darlehen).<br />
Der Verlust o<strong>de</strong>r die Beschädigung von Arbeitsmitteln führt – auch im<br />
Rahmen eines neutralen, handlungsunabhängigen Zufallsereignisses – zu WK,<br />
soweit nicht die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten selbst bereits einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />
berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind.<br />
ZB als geringwertige WG; vgl. BFH v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v.<br />
4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 174;<br />
v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl Arbeitsmittel“; Frotscher, §9<br />
Rn. 48; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 215, 234, 249; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 600 „Vermögensverluste“).<br />
Die erwerbsbezogene Widmung <strong>de</strong>s Gegenstands bestimmt in aller Regel <strong>de</strong>ssen<br />
weiteres stl. Schicksal (nach hM Geltendmachung über AfaA gem. § 7 Abs. 1<br />
Satz 7); dies gilt uE auch für verlustbehaftete Nebenkosten im Zusammenhang<br />
mit Arbeitsmitteln. Eine Ausnahme besteht nach allg. Grundsätzen allerdings<br />
für erkennbar rein privat veranlaßte Vermögensverluste, da die erwerbsbezogene<br />
Widmung insoweit durch private Motive dominant überlagert wird (glA BFH v.<br />
9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491). Problematisch ist dies, wenn ein<br />
Angehöriger, zB <strong>de</strong>r Ehegatte, <strong>de</strong>n Verlust herbeiführt. Allein die Tatsache, daß<br />
ein Angehöriger gehan<strong>de</strong>lt hat, reicht dafür aber nicht (BFH v. 25.10.1989 – X<br />
R 69/88, BFH/NV 1990, 553 betr. Unterschlagung eines mitarbeiten<strong>de</strong>n Ehe-<br />
E 138 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 193 §9<br />
gatten; v. 3.6.1993 – VIII R 26/92, BFH/NV 1994, 366 betr. Veruntreuung <strong>de</strong>s<br />
früheren Ehegatten). Der Verlust eines Arbeitsmittels kann in diesen Fällen uE<br />
allenfalls dann <strong>de</strong>r privaten Sphäre <strong>de</strong>s Stpfl. zugeordnet wer<strong>de</strong>n, wenn er das<br />
Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Angehörigen (o<strong>de</strong>r sonstigen Dritten) dul<strong>de</strong>t (so auch Söhn in<br />
K/S/M, § 4 Rz. E 760).<br />
E Diebstahl eines nahezu ausschließlich beruflich genutzten Pkw (= Arbeitsmittel): Wird<br />
<strong>de</strong>r Pkw. entwen<strong>de</strong>t und später in stark beschädigtem Zustand wie<strong>de</strong>r aufgefun<strong>de</strong>n,<br />
so bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>ne und nicht durch eine Versicherung ersetzte Scha<strong>de</strong>n<br />
WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />
nichtselbst. Arbeit (BFH v. 29.4.1983 – VI R 139/80, BStBl. II 1983, 586; v.<br />
25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44).<br />
E Verlust einer Violine einer Orchestermusikerin durch Diebstahl o<strong>de</strong>r Unterschlagung<br />
kann im Wege <strong>de</strong>r AfaA zu Erwerbsaufwendungen führen (BFH v.<br />
9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491).<br />
E Veruntreuung von für einen Arbeitsmittelerwerb geleisteten Anzahlungen soll bei einem<br />
ArbN nicht zu <strong>de</strong>n WK rechnen.<br />
BFH v. 21.3.1975 – VI R 131/73, BStBl. II 1975, 641 betr. einen zu 90 vH beruflich<br />
genutzten Pkw.; glA FG Münster v. 23.6.1982, EFG 1983, 165, rkr.; vgl. auch FG Ba.-<br />
Württ. v. 5.11.1986, EFG 1987, 299, rkr., betr. einen zum Verlustzeitpunkt nicht mehr<br />
beruflich genutzten Pkw.<br />
UE nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz unzutreffend und überholt, da es sich<br />
um reine verlorene Erwerbsaufwendungen han<strong>de</strong>lt (ähnlich bei immobilienbezogenen<br />
Fehlaufwendungen, s. hierzu Anm. 166); eine strengere Beurteilung<br />
greift bei gemischt genutzten WG mit einer erwerbsbezogenen Nutzungsquote<br />
zwischen 10 vH und 90 vH ein.<br />
E Diebstahl eines Arbeitskittels während einer Dienstreise führt zu WK (vgl. Heinicke,<br />
FR 1987, 210). Gleiches gilt bei Veruntreuung von Mietgel<strong>de</strong>rn durch einen<br />
Hausverwalter (vgl. FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1998, 1052, rkr.).<br />
Vermögenseinbußen an einer Einkunftsgrundlage führen nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />
<strong>de</strong>s BFH regelmäßig nur bei abnutzbarer Vermögenssubstanz zum WKAbzug,<br />
und zwar im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 (uU ist eine Einbeziehung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
in die AHK eines neuen WG geboten; zu vergeblichen Aufwendungen<br />
insbes. betr. Immobilien s. eingehend Anm. 166). Weitaus restriktiver verfährt<br />
<strong>de</strong>r BFH bei nicht abnutzbarem Erwerbsvermögen, wo die stl.<br />
Geltendmachung eines Vermögensverlustes nahezu ausgeschlossen ist (vgl. zB<br />
BFH v. 28.11.1990 – X R 197/87, BStBl. II 1991, 300; v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 94 mwN).<br />
E Verlorene Anzahlungen auf AK eines zur Erzielung von Überschußeinkünften<br />
vorgesehenen WG können, wenn das angestrebte Anschaffungsgeschäft nicht<br />
zustan<strong>de</strong> gekommen ist und eine Rückzahlung nicht erlangt wer<strong>de</strong>n kann, in vollem<br />
Umfang als WK gem. § 11 Abs. 2 Satz 1 in <strong>de</strong>m Zeitpunkt abzuziehen sein,<br />
in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich wird, daß sie ohne Gegenleistung bleiben und eine Rückzahlung<br />
nicht zu erlangen.<br />
Vgl. BFH v. 28.6.2002 – IX R 51/01, BStBl. II 2002, 758; s. weiterhin zu verlorenen<br />
Anzahlungen bei § 21: Anm. 165, 166, und Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 50<br />
mwN u. Rn. 57.<br />
E Verlust eines ArbN-Darlehens führt bei beruflicher Veranlassung zu WK bei <strong>de</strong>n<br />
Einkünften aus § 19. Auch wenn die Darlehensfor<strong>de</strong>rung normalverzinslich ist,<br />
ist dies ausnahmsweise dann nicht im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfte aus Kapitalvermögen<br />
(§ 20) zu würdigen, son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>n Einkünften aus nichtselbst. Arbeit<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 139
194<br />
§9 Anm. 193–194 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
(§ 19) zu berücksichtigen, wenn mit <strong>de</strong>r Darlehensgewährung <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>s<br />
Kapitals bewußt aus solchen Grün<strong>de</strong>n riskiert wird, die in <strong>de</strong>r beruflichen Sphäre<br />
<strong>de</strong>s ArbN liegen. Der (wirtschaftliche) Verlust <strong>de</strong>r Darlehensfor<strong>de</strong>rung ist danach<br />
dann durch das Arbeitsverhältnis veranlaßt, wenn <strong>de</strong>r risikobehaftete Einsatz<br />
<strong>de</strong>s Kapitals – und nicht die Überlassung zur Nutzung – aus beruflichen<br />
Grün<strong>de</strong>n (zB zur Arbeitsplatzsicherung) erfolgt ist (BFH v. 7.5.1993 – VI R 38/<br />
91, BStBl. II 1993, 663).<br />
E Verlust einer Darlehensfor<strong>de</strong>rung kann nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH nicht zu WK bei<br />
<strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen führen.<br />
Vgl. zB BFH v. 1.9.1997 – VIII B 105/96, BFH/NV 1998, 450; v. 12.5.1995 – VI R<br />
64/94, BStBl. II 1995, 644 (645); v. 19.5.1992 – VIII R 16/88, BStBl II. 1992, 902<br />
(904); v. 27.6.1989 – VIII R 30/88, BStBl. II 1989, 934, mwN.<br />
Tritt <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>r Darlehensfor<strong>de</strong>rung endgültig ein, ist aber uE unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />
– an<strong>de</strong>rs als bei bloßen Wertschwankungen (so<br />
zutr. BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289 zu Kursverlusten bei<br />
Fremdwährungsdarlehen) – eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs kaum zu rechtfertigen.<br />
So auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; aA wohl v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 94, <strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Erwerbsquelle – kein Abzug – und <strong>de</strong>m Verlust<br />
eines nicht abschreibbaren WG, das zur Einkunftserzielung eingesetzt wird<br />
– WKAbzug –, unterschei<strong>de</strong>t.<br />
e) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit planmäßig gemischtgenutzten<br />
Gegenstän<strong>de</strong>n<br />
Die vollumfängliche stl. Qualifikation <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße als WK kommt<br />
nur dann in Betracht, wenn das Scha<strong>de</strong>nsereignis nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz<br />
bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>s Gegenstands für rein erwerbsbezogene<br />
Zwecke eintritt (vgl. BFH v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v.<br />
4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771). Bei handlungsunabhängigen neutralen<br />
Scha<strong>de</strong>nsereignissen dürfte die stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von WK<br />
auf <strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Nutzungsanteil begrenzt sein (glA Glanegger, DStZ<br />
1984, 584 f.).<br />
Anwendungsfälle:<br />
E Pkw.-Unfallkosten beim ArbN: Der BFH hat in stRspr. <strong>de</strong>n Grundsatz aufgestellt,<br />
daß <strong>de</strong>rartige Aufwendungen strechtlich das Schicksal <strong>de</strong>r Fahrt teilen, auf<br />
<strong>de</strong>r sie entstan<strong>de</strong>n sind, und ggf. neben <strong>de</strong>r Entfernungspauschale <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 4 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können. Ist die Vermögenseinbuße allerdings<br />
„allzu lose und entfernte Folge“ gelegentlich einer Geschäftsfahrt (also<br />
keine reisespezifischen Schä<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r ist eine Überlagerung <strong>de</strong>r Geschäftsfahrt<br />
durch private Zielvorstellungen festzustellen, so wird <strong>de</strong>r Erwerbsbezug unterbrochen.<br />
Vgl. etwa BFH v. 6.4.1984 – VI R 103/79, BStBl. II 1984, 434; v. 11.10.1984 – VI R<br />
48/81, BStBl. II 1985, 10; v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; v. 25.5.1992<br />
– VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44; v. 30.11.1993 – VI R 21/92, BStBl. II 1994, 256; v.<br />
30.6.1995 – VI R 26/95, BStBl. II 1995, 744.<br />
E Zerstörung eines Pkw., <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Garage steht, durch Blitzschlag (zu 50 vH beruflich<br />
und zu 50 vH privat genutzt) führt uE zum anteiligen WKAbzug gem.<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 (str.).<br />
E 140 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 195 §9<br />
f) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />
dienen<strong>de</strong>m Privatvermögen<br />
In diesem Sachverhaltsbereich kommt ein WKAbzug nur in Betracht, falls sich<br />
die Vermögenseinbuße auf ein konkretes erwerbsbezogenes Ereignis o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
eine ursächliche berufliche Risikobeziehung zurückführen läßt, die <strong>de</strong>n<br />
ursprünglichen Privatbezug überlagert und bei strechtlicher Wertung dominiert<br />
(BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; letzteres str., vgl. o.V.,<br />
HFR 1986, 625f.; Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts,<br />
1986, 57 f.). Ein neutrales Zufallsereignis allein ist nicht ausreichend. Die Voraussetzungen<br />
für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug sind streng, wobei allerdings uE für die<br />
Grundqualifikation unerheblich ist, ob es sich um ein abnutzbares o<strong>de</strong>r ein<br />
nichtabnutzbares WG han<strong>de</strong>lt; letzteres hat aber ggf. für die anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rechtsgrundlage Be<strong>de</strong>utung (uU mit materiellen Folgen, s. Anm. 190).<br />
Anwendungsfälle:<br />
E Zerstörung <strong>de</strong>s privaten Pkw. eines Polizeibeamten durch Einwirkung Dritter aus<br />
in <strong>de</strong>r Berufssphäre liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n (hier: Racheakt gegen <strong>de</strong>n Polizisten)<br />
bewirkt in Höhe <strong>de</strong>s Wertverlustes WK; die subjektiven Erwägungen <strong>de</strong>r scha<strong>de</strong>nsstiften<strong>de</strong>n<br />
Person stellen <strong>de</strong>n Erwerbsbezug her (BFH v. 19.3.1982 – VI R<br />
25/80, BStBl. II 1982, 442 unter Bezugnahme auf AfaA). UE unzutreffend hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r herangezogenen Rechtsgrundlage (AfaA gem. § 7 Abs. 1 Satz 7), da<br />
das WG nicht plangemäß in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß eingesetzt wird.<br />
Der WKAbzug ergibt sich vielmehr unmittelbar aus Abs. 1 Satz 1; die wertmäßig<br />
zu bestimmen<strong>de</strong> Vermögenseinbuße selbst hat Aufwendungscharakter (so<br />
wohl nun auch <strong>de</strong>r BFH v. 25.5.1993 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 betr.<br />
Diebstahl eines Privat-Pkw während einer Dienstreise).<br />
E Beschädigung eines privaten Pkw eines Leiten<strong>de</strong>n Baudirektors durch unbekannte<br />
Täter führt zu WK, wenn dies Beschädigung aus berufsbedingten Grün<strong>de</strong>n erfolgte<br />
(FG Saarl. v. 30.8.2000, EFG 2000, 1249, rkr.). Die Beschädigung eines<br />
privaten Pkw. erfolgt aber nicht dann schon aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n, weil dieser<br />
neben <strong>de</strong>r Dienstwohnung abgestellt ist. Der Wohnbereich <strong>de</strong>s Stpfl. ist auch<br />
dann <strong>de</strong>ssen privater Lebenssphäre zuzuordnen, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. aus beruflichen<br />
Grün<strong>de</strong>n seinen Wohnsitz an einem solchen Ort innehat o<strong>de</strong>r sogar innehaben<br />
muß, an <strong>de</strong>m sein privates Eigentum einer erhöhten Gefährdung (zB Diebstahls-<br />
o<strong>de</strong>r Beschädigungsgefahr) ausgesetzt ist (BFH v. 28.1.1994 – VI R 25/<br />
93, BStBl. II 1994, 355).<br />
E Verlust von Privatkleidung o<strong>de</strong>r sonstiger Privatgegenstän<strong>de</strong> während einer Dienstreise<br />
kann bei beruflicher Veranlassung zu WK führen. Die erfor<strong>de</strong>rliche Erwerbsveranlassung<br />
ist gegeben, wenn ein ArbN auf einer Dienstreise einen Scha<strong>de</strong>n an<br />
solchen Gegenstän<strong>de</strong>n erlitten hat, die er mitgenommen hat, weil er sie auf <strong>de</strong>r<br />
Dienstreise verwen<strong>de</strong>n musste, und wenn <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n sich als Konkretisierung<br />
einer reisespezifischen Gefährdung (zB Diebstahls-, Transport- o<strong>de</strong>r Unfallscha<strong>de</strong>n)<br />
erweist und nicht nur gelegentlich <strong>de</strong>r Reise eingetreten ist (vgl. BFH v.<br />
30.11.1993 – VI R 21/92, BStBl. II 1994, 256, best. durch BFH v. 30.6.1995 –<br />
VI R 26/95, BStBl. II 1995, 744). Bei <strong>de</strong>r Beschädigung von Klei<strong>de</strong>rn bei einem<br />
Berufskraftfahrer von schweren Lkw realisiert sich zB – an<strong>de</strong>rs als bei normalen<br />
Flug- o<strong>de</strong>r Bahnreisen<strong>de</strong>n – ein berufsbedingtes Risiko, das <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Veranlassungszusammenhang zur Erwerbssphäre herstellt (vgl. Thür. FG v.<br />
4.11.1999, EFG 2000, 211). Der berufliche Zusammenhang ist dagegen nicht<br />
ein<strong>de</strong>utig erkennbar, wenn mitgenommene Schmuckgegenstän<strong>de</strong> auf einer<br />
Dienstreise gestohlen wer<strong>de</strong>n (vgl. FG München v. 7.7.1999, EFG 1999, 1216,<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 141<br />
195
§9 Anm. 195 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
rkr.). Gleiches gilt nach <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n BFH-Rspr. für <strong>de</strong>n Verlust von Privatgegenstän<strong>de</strong>n,<br />
die <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Stpfl. auf <strong>de</strong>r Dienstreise begleiten<strong>de</strong> Ehegatte mitgeführt<br />
hat. Der für die Konkretisierung <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs anzulegen<strong>de</strong> Maßstab<br />
sollte nicht zu streng gehandhabt wer<strong>de</strong>n; uE daher bereits WK bei Vergießen<br />
von Tinte über <strong>de</strong>n Anzug im Büro.<br />
E Verlust einer Geldbörse o<strong>de</strong>r von Geld ist unter <strong>de</strong>nselben Voraussetzungen wie<br />
<strong>de</strong>r Verlust von sonstigen bei einer Dienstreise mitgeführten Kleidung o<strong>de</strong>r Privatgegenstän<strong>de</strong>n<br />
als WK abziehbar (s.o.; so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />
Rn. 57; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl von Geld“). Danach<br />
kommt ein WKAbzug <strong>de</strong>s Diebstahlsverlusts von Geld, das <strong>de</strong>r Stpfl. während<br />
einer Dienstreise mit sich führt, grds. nicht in Betracht, auch wenn sich <strong>de</strong>r<br />
Diebstahl auf einer Dienstreise ereignet. Insoweit han<strong>de</strong>lt es sich nur um einen<br />
Verlust „gelegentlich“ einer Dienstreise (BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83,<br />
BStBl. II 1986, 771). Als WK abziehbar ist uE nach diesen Grundsätzen aber<br />
<strong>de</strong>r Verlust von Geld, das sich im auf einer Dienstreise gestohlenen Reisegepäck<br />
befun<strong>de</strong>n hat, da sich hier eine typische Reisegefahr konkretisiert (so zutr. v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl von Geld“; im Ergebnis auch<br />
FG Hamb. v. 13.10.1982, EFG 1983, 344, rkr.). Gleiches wird für <strong>de</strong>n Verlust von<br />
zweckbestimmtem Geld (Reisekostenvorschuß; Geld zur Anschaffung von für <strong>de</strong>n<br />
ArbG bestimmten WG) gelten müssen (str.; glA: FG Köln v. 29.10.1980, EFG<br />
1981, 128, rkr.; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 57; aA: Hess. FG v.<br />
3.6.1986, EFG 1986, 597, rkr.; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl<br />
von Geld“). Insbes. wegen <strong>de</strong>r äußeren Neutralität <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>ssen<br />
Austauschbarkeit wird die stl. Beurteilung von Geldverlusten in <strong>de</strong>r Praxis auf<br />
<strong>de</strong>r Beweisebene sehr schwierig sein. Gleichwohl sollte uE bei atypisch gelagerten<br />
Sachverhalten mit beson<strong>de</strong>rs hohem erwerbsbezogenen Risikograd o<strong>de</strong>r erkennbarem<br />
wirtschaftlichen Risikozusammenhang bei werten<strong>de</strong>r Anwendung<br />
von Veranlassungsgrundsätzen eine großzügigere Auffassung vertreten wer<strong>de</strong>n.<br />
E Verlust von Hausrat bei einem dienstlich veranlaßten Umzug löst nach hM <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 in Höhe <strong>de</strong>s Wertverlusts zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s<br />
Scha<strong>de</strong>nseintritts, ggf. <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rbeschaffungskosten aus (vgl. v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 630 „Verlust von Hausrat“; nach FG Düss. v. 5.4.1978, EFG<br />
1978, 539, rkr., können nur die eventuelle Wie<strong>de</strong>rbeschaffungskosten WK sein).<br />
E Bürgschaftsverlust: Die Inanspruchnahme eines ArbN aus einer für <strong>de</strong>n ArbG<br />
übernommenen Bürgschaft ohne einen werthaltigen Rückgriffsanspruch bil<strong>de</strong>t<br />
WK im Zusammenhang mit einem Dienstverhältnis (zB bei <strong>de</strong>m Fremdgeschäftsführer<br />
einer GmbH; ggf. liegen vorbereiten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Aufwendungen<br />
vor), falls die Bereitschaft zur Risikotragung im Übernahmezeitpunkt<br />
überwiegend aus im beruflichen Bereich liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n erfolgt (zB<br />
zur Sicherung <strong>de</strong>r Unternehmensfortführung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r angestrebten beruflichen<br />
Karriere), nicht dagegen aus privater Verbun<strong>de</strong>nheit. Dem steht nicht entgegen,<br />
daß Bürgschaftsprovisionen vereinbart waren (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. B 402a). Dies gilt bei stl. anerkanntem Arbeitsverhältnis auch für ArbN-<br />
Ehegatten. Ein Mißverhältnis zwischen <strong>de</strong>r Bürgschaftssumme und <strong>de</strong>r Höhe<br />
<strong>de</strong>r Berufsbezüge läßt uU auf private Veranlassungsmotive schließen. Die<br />
Bürgschaftsübernahme selbst erfolgt im steuerneutralen Bereich, erst beim Anfall<br />
von Aufwendungen aus einer Inanspruchnahme stellt sich die Frage <strong>de</strong>s einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />
Abzugs. Später vom ArbN erlangter Ersatz <strong>de</strong>r Bürgschaftsaufwendungen<br />
führt zu stpfl. Einnahmen bei § 19.<br />
BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395 betr. angestellte Filmschauspielerin;<br />
entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bürgschaftsübernahme: BFH v. 24.4.1997 – IV<br />
E 142 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 195–199 §9<br />
R 42/96, BFH/NV 1997, 837; vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 401–B<br />
407; Schmidt/Drenseck XXIII. § 19 Rn. 60 „Bürgschaft“; grundlegend auch Rauch,<br />
Nachträgliche WK – zu späte Aufwendungen, 1996, 89 f.; glA FG Berlin v. 31.3.1978,<br />
EFG 1979, 172 betr. nachträgliche WK bei Bürgschaftsinanspruchnahme eines ArbN-<br />
Ehegatten, best. durch BFH v. 7.8.1981 – VI R 113/78, n.v. Mit einer Bürgschaftsübernahme<br />
im Zusammenhang stehen<strong>de</strong> Provisionsbezüge <strong>de</strong>s ArbN gehören zu <strong>de</strong>n sonstigen<br />
Einkünften gem. § 22 Nr. 3, so daß auch ggf. bei dieser Einkunftsart abzugsbeschränkte<br />
WK anfallen können; s. FG München v. 6.8.1987, EFG 1988, 295, rkr., dazu<br />
auch Glanegger, FR 1988, 483.<br />
Die Beurteilung auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips gilt gleichermaßen bei <strong>de</strong>r<br />
Bürgschaftsinanspruchnahme eines Gesellschafter-Geschäftsführers für seine<br />
GmbH. Kriterien für Erwerbsaufwendungen im Rahmen <strong>de</strong>s § 19 sind etwa: Sicherung<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsbezüge als Existenzgrundlage; Erhalt <strong>de</strong>r Geschäftsführerstellung;<br />
kein wirtschaftliches Risikomißverhältnis; allein haftungsbeschränken<strong>de</strong><br />
Funktion <strong>de</strong>r GmbH. Vor allem bei Allein- o<strong>de</strong>r Mehrheitsgesellschaftern können<br />
sich Abgrenzungsprobleme zu § 20 ergeben, falls neben <strong>de</strong>r ArbNTätigkeit<br />
auch ein nicht unwesentliches Renditeinteresse im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n<br />
GmbH-Anteilen besteht (s. aber Nds. FG v. 22.11.1994, VIII (II) 241/90, VIII<br />
241/90, II 241/90, n.v.: kein WKAbzug bei § 20); entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r engere<br />
wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang, bei gleichwertigen Veranlassungsfaktoren<br />
ist aufzuteilen. UU sind die Sicherheitsgestellungen aber auch – insbes.<br />
bei umfangreichen Beteiligungen (vgl. hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 19<br />
Rn 60 „Bürgschaft“, und v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 404 ff., jeweils<br />
mwN) – durch das Gesellschaftsverhältnis veranlaßt und stellen insoweit nachträgliche<br />
AK <strong>de</strong>r Beteiligung dar, die nur im Rahmen <strong>de</strong>s § 17 Berücksichtigung<br />
fin<strong>de</strong>n (zur Inanspruchnahme aus Mitverpflichtung bzw. Bürgschaften als nachträgliche<br />
AK iSd. § 17 <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach s. insbes. BFH v.<br />
6.7.1999 – VIII R 9/98, BStBl. II 1999, 817; s. auch Degen, DStR 1996, 1753).<br />
Auch bei an<strong>de</strong>ren Sachverhaltsgestaltungen, die in sämtlichen Überschußeinkunftsarten<br />
anzutreffen sind, kommt eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von<br />
Bürgschaftszahlungen in Betracht, falls die Risikoübernahme durch <strong>de</strong>n Stpfl. einen<br />
konkreten Erwerbsbezug aufweist; dies ist meist Tatfrage.<br />
E Kautionsverlust: Der Verlust einer <strong>de</strong>m ArbG zur Begründung <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses<br />
gestellten Kaution (zB wegen Insolvenz) ist beim ArbN als WK im<br />
Rahmen <strong>de</strong>s § 19 stmin<strong>de</strong>rnd zu berücksichtigen, und zwar zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt,<br />
in welchem sich die Verlustrealisation mit großer Wahrscheinlichkeit herausstellt<br />
(BFH v. 13.1.1989 – VI R 51/85, BStBl. II 1989, 382). Gleiches kann für ein arbeitsplatzsichern<strong>de</strong>s<br />
Schuldanerkenntnis gelten (vgl. FG Köln v. 8.2.2001, EFG<br />
2001, 624, nrkr.).<br />
Einstweilen frei.<br />
E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />
Schrifttum: Leu, Steuerän<strong>de</strong>rungsgesetz 1992 – verschärfte Bestimmungen für Bewirtung<br />
und Geschenke, DStZ 1992, 563; Woring, Die „neue“ Angemessenheit <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />
nach <strong>de</strong>m Steuerän<strong>de</strong>rungsgesetz 1992, KÖSDI 1992, 8937; Helkenberg, Die Unangemessenheit<br />
von Betriebsausgaben nach § 4 Abs. 5 Nr. 7 EStG, Frankfurt u.a., 1994.<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
196–199<br />
E 143
200<br />
201<br />
§9 Anm. 200–201 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />
I. Vorbemerkung<br />
Das Angemessenheitsprinzip durchzieht das gesamte StRecht und greift überall<br />
dort Platz, wo das besteuerungsrelevante Wesen eines wirtschaftlichen Vorgangs<br />
durch besteuerungsirrelevante Umstän<strong>de</strong> überlagert o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckt wird (so Tipke/Lang,<br />
Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 251). Sichtbar wird dieses Prinzip<br />
insbes. bei <strong>de</strong>r Prüfung von unangemessenen Gestaltungen (§ 42 AO), bei unangemessenen<br />
Gewinnverteilungen, ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttungen o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckten<br />
Einlagen, Verträgen zwischen nahen Angehörigen und Geschäftsbeziehungen<br />
zu nahe stehen<strong>de</strong>n Personen im Ausland gem. § 1 AStG (Maßstab ist<br />
hier jeweils <strong>de</strong>r Fremdvergleich).<br />
Auch <strong>de</strong>r WKAbzug unterliegt <strong>de</strong>r Angemessenheitsprüfung. Dies wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Vergangenheit kontrovers diskutiert, da insbes. die Frage nach <strong>de</strong>r Rechtsgrundlage<br />
nicht geklärt war. Nunmehr hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber im St¾ndG 1992 v.<br />
25.2.1992 (BGBl. I 1992, 297; BStBl. I 1992, 146) mit Wirkung ab <strong>de</strong>m VZ 1992<br />
auch in diesem Punkt über § 9 Abs. 5 eine weitgehen<strong>de</strong> Gleichbehandlung von<br />
BA und WK durch sinngemäße Anwendung <strong>de</strong>r Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
(insbes. Nr. 7: unangemessene Aufwendungen) quasi rechtsprechungsbrechend<br />
(vgl. noch BFH v. 12.1.1990 – VI R 29/86, BStBl. II 1990, 423: keine Angemessenheitsprüfung<br />
betr. Charterkosten für Privatflugzeug) hergestellt (zur Neufassung<br />
<strong>de</strong>s § 9 Abs. 5: Woring, KÖSDI 1992, 8937; Leu, DStZ 1992, 563).<br />
Angemessenheitsprüfung im vorliegen<strong>de</strong>n Zusammenhang besagt, daß eine<br />
privatautonom getroffene Entscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. über die Höhe einer Erwerbsaufwendung<br />
durch die FinVerw. und die Gerichte anhand objektivierbarer<br />
Kriterien (allg. Verkehrsauffassung) im Fremdvergleich auf ihre Zweckmäßigkeit,<br />
Erfor<strong>de</strong>rlichkeit, Üblichkeit und wirtschaftliche Berechtigung überprüft<br />
und ggf. durch das Resultat <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rweitig durchgeführten Feststellung ersetzt<br />
wird.<br />
II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit und Üblichkeit<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
Die tatbestandsmäßige Zuordnung von Aufwendungen zum Bereich <strong>de</strong>r WK einerseits<br />
(§ 9 Abs. 1) und zum Bereich <strong>de</strong>r privaten Einkommensverwendung an<strong>de</strong>rerseits<br />
erfolgt nach neuerer stRspr. mit Hilfe <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (vgl.<br />
Anm. 130 mwN). Liegt nachweisbar eine <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz genügen<strong>de</strong><br />
erwerbsbezogene Veranlassung von Aufwendungen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Überschußeinkünfte vor, sind die Aufwendungen im Grundatz WK. Es kommt<br />
nach hM nicht darauf an, ob die Aufwendungen notwendig, üblich o<strong>de</strong>r zweckmäßig<br />
sind.<br />
BFH v. 15.5.1981 – VI R 66/78, BStBl. II 1981, 735 betr. Aufwendungen eines ArbN<br />
für ein kostspieliges Arbeitsmittel; best. in BFH v. 31.1.1986 – VI R 78/82, BStBl. II<br />
1986, 355 betr. einen antiquarischen Wert aufweisen<strong>de</strong> Arbeitsmittel; v. 17.7.1992 – VI<br />
R 12/91, BStBl. II 1992, 1036; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 20 mwN; Frotscher,<br />
§ 9 Rn. 24; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 118; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 122.<br />
Es liegt ausschließlich im Ermessen <strong>de</strong>s Stpfl., Art und Höhe <strong>de</strong>s erwerbsbezogenen<br />
Aufwendungsumfangs, zB für Arbeitsmittel und Fortbildung, zu bestimmen.<br />
Eine Eingrenzung <strong>de</strong>r abziehbaren Aufwendungen durch <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r<br />
sozialen Adäquanz ist nicht zulässig (BFH v. 15.5.1981 – VI R 66/78, BStBl. II<br />
1981, 735). Ausschließlich <strong>de</strong>r Stpfl. kann entschei<strong>de</strong>n, welche Aufwendungen<br />
E 144 Kreft
Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 201–202 §9<br />
er im Interesse <strong>de</strong>r Einkunftserzielung für sachdienlich erachtet, auch wenn sie<br />
nach objektivem Maßstab unwirtschaftlich sind; er muß <strong>de</strong>n Erwerbsbezug <strong>de</strong>r<br />
Aufwendungen allerdings entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen verfahrensrechtl. Regeln<br />
<strong>de</strong>r Feststellungslast nachweisen (s. eingehend Anm. 54, 55). Dies gilt uE<br />
selbst dann, wenn ein ArbN dabei gegen Weisungen <strong>de</strong>s ArbG verstößt.<br />
So auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 123; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 20; v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 119; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 118; an<strong>de</strong>rs aber BFH<br />
v. 15.12.1967 – VI R 33/65, BStBl. II 1968, 150, und v. 15.12.1967 – VI R 202/67,<br />
BStBl. II 1968, 395; v. 10.12.1971 – VI R 180/71, BStBl. II 1972, 257.<br />
Die Unüblichkeit, Unzweckmäßigkeit o<strong>de</strong>r Nichtnotwendigkeit einer Aufwendung<br />
vermag lediglich in Grenzfällen, wo die stl. Zuordnung zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r<br />
Privatsphäre zweifelhaft ist (zB bei Aufwendungen, die ebenso gut privater Natur<br />
sein könnten), einen wi<strong>de</strong>rlegbaren Hinweis darauf zu geben, daß <strong>de</strong>r auslösen<strong>de</strong><br />
Beweggrund für das Tätigen <strong>de</strong>r Aufwendungen ganz o<strong>de</strong>r teilweise im<br />
privaten Bereich liegt.<br />
Vgl. BFH v. 31.1.1975 – VI R 42/74, BStBl. II 1975, 421; v. 11.10.1973, VIII R 187/<br />
71, BStBl. II 1974, 200; v. 28.10.1976 – IV R 35/76, BStBl. II 1977, 238; v. 4.3.1986 –<br />
VIII R 188/84, BStBl. II 1986, 373. Vgl. aus <strong>de</strong>m Schrifttum Wassermeyer, StuW<br />
1981, 249f.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 124; Gosch, StBp. 1997, 190.<br />
Eine zwingen<strong>de</strong> Versagung o<strong>de</strong>r Begrenzung <strong>de</strong>s Aufwendungsabzugs kann aus<br />
<strong>de</strong>r Unangemessenheit allein jedoch nicht gefolgert wer<strong>de</strong>n; es han<strong>de</strong>lt sich lediglich<br />
um ein wi<strong>de</strong>rlegbares Indiz im verfahrensrechtlichen Beweisbereich.<br />
III. Abzugsverbot für die Lebensführung berühren<strong>de</strong><br />
unangemessene Aufwendungen<br />
Nach § 4 Abs. 5 Nr. 7 dürfen Aufwendungen, die die Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Personen berühren, nicht als Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n,<br />
soweit sie nach allg. Verkehrsauffassung als unangemessen anzusehen sind (hierzu<br />
ausf.: Helkenberg, Die Unangemessenheit von Betriebsausgaben nach § 4<br />
Abs. 5 Nr. 7 EStG, 1994; zur Auslegung <strong>de</strong>s Tatbestands s. § 4 Anm. 1600 ff.).<br />
Seit <strong>de</strong>m VZ 1992 (s. Anm. 200) gilt diese Vorschrift über § 9 Abs. 5 auch für<br />
WK (s. auch Anm. 700).<br />
Im Grundsatz steht <strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen, wenn die Aufwendungen<br />
wirtschaftlich unangemessen sind (ebenso wie bei fehlen<strong>de</strong>r Zweckmäßigkeit,<br />
Üblichkeit, Notwendigkeit, s. Anm. 201). Das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Nr. 7 greift nur in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen die Aufwendungen an sich in vollem<br />
Umfang durch die Erwerbstätigkeit veranlaßt sind, aber <strong>de</strong>nnoch einen Bezug<br />
zur privaten Lebensführung haben (so zutr. § 4 Anm. 1623; Frotscher, §9<br />
Rn. 65; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 120; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 572). Dagegen<br />
sind Aufwendungen, die bereits durch die Lebensführung – und damit privat –<br />
mitveranlaßt sind, ggf. nach <strong>de</strong>r BFH-Rspr. bei fehlen<strong>de</strong>r Aufteilbarkeit schon<br />
insgesamt keine abziehbaren WK.<br />
Ein (bloßes) Berühren <strong>de</strong>r Lebensführung iSd. § 4 Abs. 5 Nr. 7 ist uE gegeben,<br />
wenn neben <strong>de</strong>r ausschließlichen Erwerbsveranlassung gleichzeitig – objektiv<br />
gesehen – private Motive und Bedürfnisse <strong>de</strong>s Stpfl. o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren Person<br />
eine Rolle gespielt haben (ausf. zum Tatbestandsmerkmal <strong>de</strong>s „Berührens“ und<br />
zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r privaten Motive: § 4 Anm. 1623 f.).<br />
Nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 7 aE richtet sich <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>s nichtabziehbaren<br />
Teils (nach Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 273: ver-<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 145<br />
202
203–209<br />
210<br />
§9 Anm. 202–210 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />
<strong>de</strong>ckt privat veranlaßten Teils) <strong>de</strong>r WK nach <strong>de</strong>r allg. Verkehrauffassung (zu <strong>de</strong>n<br />
Rechtsbegriffen „allgemeine Verkehrsauffassung“ und „Unangemessenheit“ s.<br />
ausf. § 4 Anm. 1628 ff.). Danach gilt das Abzugsverbot im Grundsatz nur für<br />
<strong>de</strong>n unangemessenen Teil <strong>de</strong>r Aufwendungen („soweit“; s. hierzu insbes. § 4<br />
Anm. 1645; vgl. auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 573; in Ausnahmefällen auch<br />
vollständiges Abzugsverbot).<br />
Die Beurteilung <strong>de</strong>r Angemessenheit <strong>de</strong>r Aufwendungen erfolgt dabei nicht anhand<br />
von festen Betragsgrenzen, son<strong>de</strong>rn hängt entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>s Einzelfalls ab (vgl. zB BFH v. 10.3.1978 – VI R 111/76, BStBl. II 1978,<br />
459: 17 200 DM für einen Flügel einer Gymnasiallehrerin unangemessen; dagegen<br />
BFH v. 26.1.2001 – VI R 26/98, BStBl. II 2001, 194: 247 280 DM für eine<br />
Geige eines angestellten Konzertmeisters angemessen). Dem Fremdvergleich als<br />
Beurteilungsmaßstab kommt dabei eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu (vgl. Tipke/<br />
Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 252).<br />
Einstweilen frei.<br />
F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
als Rechtsfolgeanordnung (Abs. 1 Satz 2)<br />
I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2<br />
Nach Abs. 1 Satz 2 sind WK bei <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart abzuziehen, bei welcher<br />
sie erwachsen sind; <strong>de</strong>r sachliche Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9 ist dabei auf die<br />
Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2 beschränkt (s. Anm. 15). Während<br />
sich Rspr. und Schrifttum mit <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />
und <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips aus <strong>de</strong>m Gewinnermittlungsbereich<br />
bereits ausführlich befaßt haben, erfolgt eine Diskussion <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />
Satz 2 nur vereinzelt (s.u.). Stsystematische Be<strong>de</strong>utung und konkreter Inhalt <strong>de</strong>r<br />
Vorschrift sind daher unklar; dies beruht uE nicht zuletzt auf <strong>de</strong>m tatbestandsmäßig<br />
ungenauen Gesetzeswortlaut (s. etwa Anm. 235 zum Begriff „erwachsen“)<br />
sowie einer fehlen<strong>de</strong>n steuergesetzlichen Harmonisierung <strong>de</strong>s gesamten<br />
Regelungskomplexes <strong>de</strong>r WK (§ 9, § 11 Abs. 2, § 12, §§ 19–23).<br />
Abs. 1 Satz 2 als Rechtsfolgeanordnung zu Satz 1: UE beinhaltet Abs. 1<br />
Satz 2 eine sachliche Rechtsfolgeanordnung zur technischen Durchführung <strong>de</strong>s<br />
WKAbzugs, die in zeitlicher Hinsicht wegen <strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung<br />
durch § 11 Abs. 2 präzisiert wird (zu <strong>de</strong>n zeitbezogenen Ausnahmeregelungen<br />
Anm. 221). Die allg. grundqualifikatorischen Tatbestandsvoraussetzungen<br />
für WK wer<strong>de</strong>n dagegen in Abs. 1 Satz 1 sowie ggf. in Satz 3<br />
Nr. 1–7 bestimmt, soweit <strong>de</strong>m ein konstitutiver Charakter zukommt (so auch<br />
Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />
2000, 39 ff.). Dafür spricht insbes. <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2: „Sie sind abzuziehen<br />
...“. Durch diese Formulierung wird <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>r Gesetzgeber bereits<br />
vom Vorliegen von WK (iSd. Abs. 1 Satz 1) bei <strong>de</strong>r Zuordnung zu einer Einkunftsart<br />
ausgeht (vgl. Kreft, aaO, 40). Diese grundsätzliche Unterscheidung<br />
zwischen Grundqualifikation und von Aufwendungen als WK o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben<br />
und <strong>de</strong>ren Zuordnung zu einer Einkunftsart bzw. <strong>de</strong>ren Abziehbarkeit ist<br />
auch sonst typisch für das EStG, so zB bei § 3c, § 4 Abs. 5 (vgl. § 4 Anm. 1607),<br />
§ 10 Abs. 1 Satz 1, § 33 Abs. 2 Satz 2. Die inhaltliche Beurteilung von Aufwendungen<br />
als WK setzt daher lediglich eine konkrete Veranlassung durch eine er-<br />
E 146 Kreft
ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 210–216 §9<br />
werbsbezogene Leistung voraus, nicht jedoch generell einen speziellen Einkunftsarten-<br />
o<strong>de</strong>r Einkunftsquellenbezug. Erst bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s<br />
WKAbzugs als Vollzug <strong>de</strong>r steuergesetzlichen Rechtsfolgeanordnung ist zwingend<br />
die Zuordnung zu einer Einkunftsart vorzunehmen. Die einkunftsartenbezogene<br />
Zuordnung ist dabei lediglich das Mittel, um die Gesamtleistungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. zutreffend zu erfassen (so zutr. Drenseck, StuW 1999, 1 [3]). Bei<br />
<strong>de</strong>r praxisbezogenen Rechtsanwendung dürften <strong>de</strong>rartige Differenzierungen allerdings<br />
nur in Ausnahmefällen erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n, da bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s<br />
wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs von Aufwendungen idR <strong>de</strong>r Einkunftsarten-<br />
und Einkunftsquellenbezug mit festgelegt wird. Dies entspricht<br />
– soweit ersichtlich – <strong>de</strong>r hM im strechtlichen Schrifttum, die teilweise in vorstehen<strong>de</strong>m<br />
Sinne Abs. 1 Satz 2 als Zuordnungsvorschrift begreift.<br />
Vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 2; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 200; Schmidt/<br />
Drenseck XXIII. § 9 Rn. 80; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />
2000, 40; Wassermeyer, StuW 1981, 245 (246).<br />
Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Abzug vorab veranlaßter Werbungskosten: Ob man<br />
Abs. 1 Satz 2 lediglich als besteuerungstechnische Folgeanordnung begreift o<strong>de</strong>r<br />
die Zuordnung zu einer bestimmten Einkunftsart als Grundvoraussetzung für<br />
<strong>de</strong>n WKBegriff ansieht (so wohl noch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 10:<br />
„Die Sätze 1 und 2 <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 hängen inhaltlich eng miteinan<strong>de</strong>r zusammen....“),<br />
hat insbes. Be<strong>de</strong>utung für die Bestimmung <strong>de</strong>r Voraussetzungen, nach<br />
<strong>de</strong>nen ein Abzug als vorab veranlaßte WK möglich ist (dazu ausf. Anm. 162). So<br />
wird teilweise aus Abs. 1 Satz 2 geschlossen, daß Aufwendungen erst dann als<br />
vorab entstan<strong>de</strong>ne WK zu berücksichtigen sind, wenn im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung<br />
ein hinreichend konkreter Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart<br />
zu erkennen ist, innerhalb <strong>de</strong>rer Einnahmen künftig erstrebt wer<strong>de</strong>n<br />
(so ausdrücklich v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 127; uE unzutr., s.<br />
Anm. 162).<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten („sind ... abzuziehen“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung<br />
Die Formulierung „sind ... abzuziehen“ bezeichnet die zwingen<strong>de</strong> systemtypische<br />
Rechtsfolge von Erwerbsaufwendungen als Ausfluß <strong>de</strong>s Nettoprinzips (vgl.<br />
dazu Anm. 6), die nur für Ausnahmefälle durchbrochen wird (wegen nichtabziehbarer<br />
WK s. Anm. 216). Bei Vorliegen eines erwerbsbezogenen Veranlassungszusammenhangs<br />
und <strong>de</strong>ssen verfahrensrechtlichem Nachweis (s. Anm. 54)<br />
besteht ein durchsetzbarer Rechtsanspruch auf WKAbzug im entsprechen<strong>de</strong>n<br />
VZ; Abzugswahlrechte bestehen nur vereinzelt (etwa § 82b EStDV; s. Anm. 57,<br />
221). Eine Nachholung von WK in einem vom Verausgabungsjahr abweichen<strong>de</strong>n<br />
VZ ist im Grundsatz nicht zulässig (s. Anm. 57, 222).<br />
2. Abzugsverbote (nichtabziehbare Werbungskosten)<br />
Begriff: Für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen wer<strong>de</strong>n ihrer Natur nach als WK qualifizierte<br />
Aufwendungen von Gesetzgebung und Rspr. einer Abzugsbeschränkung<br />
o<strong>de</strong>r einem Abzugsverbot unterworfen (zB. Abs. 5 o<strong>de</strong>r § 3c). Die systemtypische<br />
Rechtsfolge <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen, dh. ihr steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Abzug<br />
von <strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkunftsart (§ 9 Abs. 1<br />
Satz 2), wird dadurch ganz o<strong>de</strong>r teilweise negiert (vgl. Kirchhof in Söhn [Hrsg.],<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 147<br />
211–214<br />
215<br />
216
217–219<br />
220<br />
§9 Anm. 216–220 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />
Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im<br />
EStRecht, 1980, 201 f., <strong>de</strong>r von einer Rechtswidrigkeitsprüfung <strong>de</strong>s Veranlassungstatbestands<br />
spricht; uE zu eng, da nichtabziehbare WK verschie<strong>de</strong>ne Ursachen<br />
haben können). Man spricht – scheinbar wi<strong>de</strong>rsprüchlich in sich – von<br />
nichtabziehbaren WK (vgl. auch Kirchhof in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 201 f.:<br />
„run<strong>de</strong>s Quadrat“).<br />
Be<strong>de</strong>utung: Aus stsystematischer Sicht ist be<strong>de</strong>utsam, daß die Grundqualifikation<br />
von Aufwendungen <strong>de</strong>r Beurteilung ihrer Abziehbarkeit zwingend vorangeht<br />
(vgl. eingehend Anm. 6 mit <strong>de</strong>r Unterscheidung von Grund-, Höhen- und Zeitqualifikation<br />
im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK); bei <strong>de</strong>r praktischen Rechtsanwendung<br />
ergeben sich teilweise Überschneidungen. Der WKCharakter einer Aufwendung<br />
wird von <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkung nicht beeinträchtigt (s.u.<br />
„Wirkungen“). Zu <strong>de</strong>r im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 im Schrifttum diskutierten Frage, ob es sich bei gemischt<br />
veranlaßten Aufwendungen um nichtabziehbare WK han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r ob es<br />
ihnen vielmehr <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt, vgl. eingehend<br />
Anm. 29; uE gilt aufgrund <strong>de</strong>s Wesentlichkeitsgrundsatzes letzteres.<br />
Wirkungen: Der WKCharakter einer Aufwendung geht trotz einer Abzugsbeschränkung<br />
o<strong>de</strong>r eines Abzugsverbots nicht verloren; auch nichtabziehbare WK<br />
bleiben begrifflich WK. Eine Behandlung <strong>de</strong>s nichtabziehbaren Betrags als Son<strong>de</strong>rausgabe<br />
o<strong>de</strong>r außergewöhnliche Belastung ist daher nicht zulässig. Führt <strong>de</strong>r<br />
Abzug von WK zu einem stl. Verlust, so stellt sich anschließend die Frage <strong>de</strong>s<br />
Verlustausgleichs und Verlustabzugs gem. § 10d; obgleich Verlustverrechnungsbeschränkungen<br />
und -verbote im wirtschaftlichen Ergebnis bezogen auf <strong>de</strong>n<br />
VZ die gleiche Wirkung entfalten wie ganz o<strong>de</strong>r teilweise nichtabziehbare WK,<br />
sind sie stsystematisch einer nachgeordneten Stufe <strong>de</strong>r Einkommensermittlung<br />
zuzuordnen (vgl. § 2).<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 1 (Abflußprinzip)<br />
Der Zeitpunkt <strong>de</strong>r stl. Berücksichtigung von WK ergibt sich aus § 11 Abs. 2<br />
Satz 1 (zum Verhältnis von § 9 zu § 11 s. Anm. 28). Danach sind Erwerbsaufwendungen<br />
für das Kj. abzusetzen, in <strong>de</strong>m sie geleistet wor<strong>de</strong>n sind, dh. im Abfluß-<br />
bzw. Verausgabungsjahr, we<strong>de</strong>r früher noch später. Der Stpfl. muß sich<br />
zur Bewirkung <strong>de</strong>s Abflusses <strong>de</strong>r Verfügungsmacht über das Geld o<strong>de</strong>r die geldwerten<br />
Güter durch eine Leistungshandlung begeben; regelmäßig erfolgt dies<br />
durch einen Zahlungsvorgang.<br />
Der Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs ist unabhängig davon, ob es sich um laufen<strong>de</strong>, vorab<br />
veranlaßte o<strong>de</strong>r nachträgliche WK han<strong>de</strong>lt (s. Anm. 160 ff.). Auch Vorauszahlungen<br />
und Nachzahlungen von WK wer<strong>de</strong>n mit stl. Wirkung anerkannt, soweit<br />
kein Gestaltungsmißbrauch iSd. § 42 AO vorliegt (s. Anm. 222). Zu evtl. auftreten<strong>de</strong>n<br />
zeitlichen Zuordnungsproblemen bei Personengemeinschaften, <strong>de</strong>ren<br />
Überschußeinkünfte einheitlich und geson<strong>de</strong>rt gem. § 180 AO festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />
s. Anm. 20 und 50.<br />
E 148 Kreft
ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 221–222 §9<br />
b) Ausnahmen von § 11 Abs. 2 Satz 1<br />
Abweichend zur üblichen Rechtsfolge <strong>de</strong>s Verausgabungsprinzips sind bei <strong>de</strong>r<br />
zeitlichen Geltendmachung von WK verschie<strong>de</strong>ne durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber, die<br />
Rspr. und die FinVerw. geschaffene Ausnahmebestimmungen zu beachten:<br />
Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten abnutzbarer ertragbringen<strong>de</strong>r Privatwirtschaftsgüter<br />
(sog. Werbungskosten iwS) erlangen zeitverteilt über <strong>de</strong>ren<br />
Nutzungsdauer stl. Geltung (Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff.; die AfA-Regelung<br />
gilt im Rahmen eines Wahlrechts nicht für sog. geringwertige WG iSv. § 6 Abs. 2<br />
und für WG mit weniger als einjähriger planmäßiger Nutzungsdauer).<br />
Regelmäßig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Ausgaben (zB Mieten, Pachten, Zinsen, Renten<br />
uä.), die vom Stpfl. kurze Zeit vor o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s Kj. geleistet und<br />
fällig wer<strong>de</strong>n (regelmäßig innerhalb eines 10-Tages-Zeitraums), wer<strong>de</strong>n zeitlich<br />
nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Perio<strong>de</strong>nzugehörigkeit unabhängig von <strong>de</strong>r Verausgabungshandlung<br />
zugeordnet (s. § 11 Abs. 2 Satz 2 iVm. Abs. 1 Satz 2).<br />
Größere Erhaltungsaufwendungen an im Privatvermögen befindlichen Wohnimmobilien:<br />
Nach <strong>de</strong>m ab 1.1.2004 wie<strong>de</strong>r eingeführten § 82b EStDV können<br />
größere Erhaltungsaufwendungen abweichend von § 11 Abs. 2 auf 2 bis 5 Jahre<br />
verteilt wer<strong>de</strong>n.<br />
Unplanmäßige Vermögensverluste in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre, die als WK zu qualifizieren<br />
sind (zB bei vergeblichen Planungskosten eines endgültig nicht errichteten<br />
Mietwohnhauses), wer<strong>de</strong>n stmin<strong>de</strong>rnd abweichend vom Abflußprinzip uU<br />
erst dann berücksichtigt, wenn sich die Vermögenseinbuße mit großer Wahrscheinlichkeit<br />
herausstellt (s. eingehend Anm. 190–195).<br />
Leistungseinnahmen iSd. § 22 Nr. 3: WK, insbes. vorab veranlaßte WK, wer<strong>de</strong>n<br />
wegen <strong>de</strong>r Verlustverrechnungsbeschränkung (Satz 3) aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />
abweichend vom Verausgabungsjahr berücksichtigt, falls diese ansonsten stl. ins<br />
Leere laufen wür<strong>de</strong>n (vgl. mwN § 22 Anm. 377; BFH v. 3.6.1992 – X R 91/90,<br />
BStBl. II 1992, 1017 betr. Abzug künftiger, mit Sicherheit anfallen<strong>de</strong>r WK;<br />
Schmidt/Wacker XXIII. § 22 Rn. 143). Unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />
erscheint diese Vorgehensweise sachgerecht. Auch nach <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />
Verlustvortragsmöglichkeit gem. § 22 Nr. 3 Satz 4 besteht dieses grundsätzliche<br />
Problem fort. Die nachträgliche Rückzahlung von regelmäßig erhaltenen Bestechungsgel<strong>de</strong>rn<br />
soll jedoch nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH erst im Zahlungsjahr steuermin<strong>de</strong>rnd<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 26.1.2000 – IX R 87/95, BStBl. II<br />
2000, 396; v. 31.5.2000 – IX R 73/96, BFH/NV 2001, 25; zust. Fischer, FR<br />
2000, 775). Zur Frage <strong>de</strong>s Abzugszeitpunkts von feststehen<strong>de</strong>n, später zu leisten<strong>de</strong>n<br />
negativen Einnahmen (Rückzahlungen) und nachträglichen WK s. BFH<br />
v. 18.12.1997 – X S 22/96, BFH/NV 1998, 703.<br />
Private Veräußerungsgeschäfte iSv. § 22 iVm. § 23: WK, insbes. vorab veranlaßte<br />
WK, wer<strong>de</strong>n abweichend von § 11 Abs. 2 ebenfalls zur Vermeidung von<br />
Wertungswi<strong>de</strong>rsprüchen zum Abzug in <strong>de</strong>m VZ zugelassen, in <strong>de</strong>m die zu versteuern<strong>de</strong>n<br />
Einnahmen zufließen (vgl. BFH v. 17.7.1991 – X R 6/91, BStBl. II<br />
1991, 916; s. hierzu auch § 23 Anm. 294).<br />
c) Vorauszahlung, Nachzahlung und Nachholung von Werbungskosten<br />
Vorauszahlung: Die bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation von Aufwendungen auftreten<strong>de</strong>n<br />
Fragen <strong>de</strong>s Abzugs vorab veranlaßter WK sind zu unterschei<strong>de</strong>n vom Themenbereich<br />
sog. vorgezogener WK, <strong>de</strong>r allein die zeitliche Perio<strong>de</strong>nzuordnung<br />
<strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen gem. § 11 Abs. 2 betrifft. Bei vorgezogenen WK<br />
han<strong>de</strong>lt es sich um vom Stpfl. meist für ein o<strong>de</strong>r mehrere Jahre, unabhängig von<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 149<br />
221<br />
222
223–234<br />
235<br />
§9 Anm. 222–235 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />
ihrer wirtschaftlichen Zugehörigkeit und Fälligkeit, im voraus geleistete Beträge<br />
(zB Schuldzinsen, Verwaltergebühren, Nutzungsentgelte). Die Rspr. hat Vorauszahlungen<br />
im Überschußermittlungsbereich entsprechend <strong>de</strong>m Verausgabungsprinzip<br />
mit steuerlicher Wirkung anerkannt, soweit nicht ein Mißbrauch rechtlicher<br />
Gestaltungsmöglichkeiten iSd. § 42 AO vorliegt und keine „ver<strong>de</strong>ckte<br />
Darlehensgewährung“ erfolgt; ein Gestaltungsmißbrauch insbes. wegen Zusammenballung<br />
von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Folge angemessener WKVerteilung ist<br />
nur dann zu bejahen, wenn für die Vorauszahlung keinerlei wirtschaftlich vernünftige<br />
Erwägungen mit außersteuerlichem Charakter erkennbar sind („willkürliche<br />
Vorauszahlungen“; vgl. BFH v. 5.5.1994 – VI R 100/93, BStBl. II 1994,<br />
643; s. hierzu auch § 11 Anm. 9).<br />
Nachzahlung: Nachträgliche WK, die zeitlich gesehen nach <strong>de</strong>r Beendigung eines<br />
Einnahmezuflusses entstehen, sind von <strong>de</strong>n sog. WKNachzahlungen zu unterschei<strong>de</strong>n;<br />
bei letzteren han<strong>de</strong>lt es sich um Beträge, die nach ihrem Fälligkeitszeitpunkt<br />
bzw. nach ihrer wirtschaftlichen Entstehung vom Stpfl. verausgabt<br />
wer<strong>de</strong>n. Die stl. Anerkennung nachgezogener WK ist im Grundsatz wegen <strong>de</strong>s<br />
Abflußprinzips gem. § 11 Abs. 2 unstr. und wird wegen <strong>de</strong>r Stundungswirkung<br />
zugunsten <strong>de</strong>s Fiskus regelmäßig nicht auf Schwierigkeiten stoßen. Für eine im<br />
Einzelfall <strong>de</strong>nkbare Mißbrauchsmöglichkeit mit <strong>de</strong>r Folge eines steuerwirksamen<br />
Vorziehens bzw. einer zeitl. Verteilung <strong>de</strong>r Nachzahlung bestehen enge Anwendungsvoraussetzungen<br />
(zB bei erheblichen Progressionseffekten durch verzögerte<br />
WKZahlungen o<strong>de</strong>r einer außersteuerlich motivierten Vermeidung <strong>de</strong>s<br />
Unterschreitens bestimmter Grenzwerte); diese liegen uE nur in extrem gelagerten<br />
Ausnahmefällen vor, da ausschließliche Steuerersparnismotive nur selten<br />
vorliegen dürften (s. auch oben „Vorauszahlung“).<br />
Nachholung: Die stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach anerkannten<br />
WK erfolgt gem. <strong>de</strong>m Abflußprinzip iSd. § 11 Abs. 2 zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt,<br />
in welchem sich <strong>de</strong>r Leisten<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verfügungsmacht<br />
über das Geld o<strong>de</strong>r die geldwerten Güter begibt (s. Anm. 221 mit Hinweisen auf<br />
bestehen<strong>de</strong> Ausnahmen). Die Geltendmachung zu einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt, etwa<br />
im Rahmen einer Nachholung irrtümlich o<strong>de</strong>r bewußt nicht angesetzter<br />
WK, schei<strong>de</strong>t aus; insoweit ist eine „Nachholung“ nur mittels <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen<br />
Berichtigungsvorschrift im Abflußjahr zulässig (vgl. auch Anm. 57).<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Abzug bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />
(„bei <strong>de</strong>r Einkunftsart ..., bei <strong>de</strong>r sie erwachsen sind“)<br />
1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung<br />
Der Gesetzestext ist in mehrfacher Hinsicht unklar und uE verunglückt:<br />
Abzug bei <strong>de</strong>r Einkunftsart meint entsprechend <strong>de</strong>m Nettoprinzip die steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Berücksichtigung von WK im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung iSd.<br />
§ 2 Abs. 2 Nr. 2, dh. ihr Abzug von <strong>de</strong>n zugehörigen Einnahmen.<br />
Der Begriff „erwachsen“ ist steuergesetzlich nicht <strong>de</strong>finiert und sprachlich un<strong>de</strong>utlich.<br />
Gemeint ist, daß WK nur im Rahmen <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n können, bei welcher sie wirtschaftlich entstan<strong>de</strong>n sind, mit <strong>de</strong>r sie in wirtschaftlichem<br />
Zusammenhang stehen (vgl. ua. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 200;<br />
Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 80; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 7).<br />
E 150 Kreft
ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 235–236 §9<br />
Der einkunftsarten- und einkunftsquellenspezifische Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
ergibt sich regelmäßig bereits bei <strong>de</strong>r Prüfung ihrer WKQualifikation; es<br />
han<strong>de</strong>lt sich dabei aber nicht um ein gesetzliches Tatbestandserfor<strong>de</strong>rnis. Schon<br />
auf dieser Beurteilungsstufe wird im allgemeinen ein wirtschaftlicher Erwerbsbezug<br />
für sämtliche Arten von WK im Rahmen <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />
gefor<strong>de</strong>rt, unabhängig davon, ob <strong>de</strong>r steuergesetzliche Wortlaut dies ausdrücklich<br />
vorsieht (zB § 9 Abs. 1 Nr. 1; § 50 Abs. 1 Satz 1; s. auch v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. B 7). Zu auftreten<strong>de</strong>n Qualifikationskonflikten s. Anm. 236.<br />
2. Einkunftsarten- und einkunftsquellenbezogene Qualifikationskonflikte<br />
Bei Zuordnungskonflikten von ihrer Natur nach als WK o<strong>de</strong>r BA anerkannten<br />
Aufwendungen kommt es bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s Erwerbsabzugs gem. § 9<br />
Abs. 1 Satz 2 auf <strong>de</strong>n mittels einer Wesentlichkeitswertung festzulegen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart o<strong>de</strong>r Einkunftsquelle<br />
an (zum Begriff „erwachsen“ s. Anm. 235); ggf. sind schätzungsweise<br />
Aufteilungen vorzunehmen. Dies entspricht <strong>de</strong>n im gesamten WKBereich<br />
herrschen<strong>de</strong>n Auslegungsgrundsätzen.<br />
Zusammenhang mit mehreren Einkunftsarten: Hängen WK mit mehreren<br />
Einkunftsarten nach Maßgabe <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze wirtschaftlich zusammen,<br />
so sind sie vorrangig – ggf. im Schätzwege – <strong>de</strong>n einzelnen Einkunftsarten<br />
anteilig zuzuordnen (BFH v. 14.9.1999 – III R 39/97, BStBl. II 2000, 69;<br />
v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2001, 668). Die veranlassungsbezogene<br />
Zuordnung zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten setzt allerdings einen sachgerechten<br />
Aufteilungsmaßstab voraus. Ist hiernach keine Aufteilung möglich, sind<br />
die WK nach hM bei <strong>de</strong>r Einkunftsart zu berücksichtigen, mit <strong>de</strong>r sie nach<br />
Grund und Wesen die engere Beziehung haben.<br />
BFH v. 26.11.1993 – VI R 3/92, BStBl. II 1994, 242; v. 2.5.2001 – VIII R 32/00,<br />
BStBl. II 2001, 668; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 8; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 80; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 201.<br />
§ 12 Nr. 1 Satz 2 beinhaltet bereits nach seinem Wortlaut insofern kein Aufteilungsverbot<br />
(s. Anm. 179). Zu weiteren Einzelheiten mit Beispielen s. Leu, DStZ<br />
1990, 589. ¾n<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Verwendungszweck von Aufwendungen, so daß auf<br />
diese Weise nacheinan<strong>de</strong>r ein wirtschaftlicher Zusammenhang zu mehreren Einkunftsarten<br />
besteht, bedarf es <strong>de</strong>r zeitanteiligen Zuordnung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
zu <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart (vgl. BFH v. 4.10.1990 – X R 150/88, BFH/NV<br />
1991, 237).<br />
Zusammenhang mit mehreren Einkunftsquellen innerhalb einer Einkunftsart:<br />
Es gelten die gleichen Beurteilungsgrundsätze, so daß es bei einem<br />
fehlen<strong>de</strong>n praktikablen Aufteilungsmaßstab auf <strong>de</strong>n engeren wirtschaftlichen<br />
Bezug <strong>de</strong>r WK ankommt (zB bei <strong>de</strong>r WKZuordnung bei mehreren Arbeitsverhältnissen;<br />
so auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 201; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />
§ 9 Rn. 80).<br />
Die Zuordnungsfrage ist von materieller Be<strong>de</strong>utung, falls für einzelne erwerbsbezogene<br />
Leistungen innerhalb <strong>de</strong>r Einkunftsart Abzugsverbote o<strong>de</strong>r -beschränkungen<br />
bestehen o<strong>de</strong>r es ggf. bei einem einzelnen Leistungsverhältnis an einer<br />
strelevanten Überschußerzielungsabsicht mangelt (zB bei fremdfinanzierten,<br />
langfristig divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nlosen Aktien innerhalb eines Depots).<br />
Obgleich § 9 Abs. 1 Satz 2 seinem Wortlaut nach lediglich einen einkunftsartenspezifischen<br />
Abzug for<strong>de</strong>rt, ist im Wege teleologischer Rechtsfortbildung – so-<br />
HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />
E 151<br />
236
237–239<br />
§9 Anm. 236–239 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />
weit erfor<strong>de</strong>rlich – <strong>de</strong>r Abzug nach verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsquellen bzw. Gegenstän<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Einkunftserzielung zu differenzieren (ähnlich v. Bornhaupt,<br />
DStR 1983, 13).<br />
Einstweilen frei.<br />
E 164 152–E 164<br />
Kreft
Fortbildungskosten Anm. 240 §9<br />
Anhang zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />
Wichtige Anwendungsfälle <strong>de</strong>s allgemeinen<br />
Werbungskostenbegriffs<br />
A. Allgemeine Erläuterungen<br />
Abs. 1 enthält in Satz 1 eine Definition <strong>de</strong>s allg. Werbungskostenbegriffs (s. Anm. 60–<br />
202). Satz 2 regelt als Rechtsfolge <strong>de</strong>n Abzug bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart (s.<br />
Anm. 210–236). Satz 3 zählt in <strong>de</strong>n Nr. 1–7 beispielhaft – also nicht erschöpfend – spezielle<br />
WK auf (s. Anm. 350–621). Eine Reihe wichtiger WK sind jedoch in <strong>de</strong>r Aufzählung<br />
<strong>de</strong>r Nr. 1–7 nicht enthalten, zur Beurteilung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit muß in diesen Fällen auf<br />
die Definition <strong>de</strong>s allg. WK-Begriffs in Satz 1, insbes. auf das Veranlassungsprinzip<br />
(Anm. 130–195), zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (s. Anm. 350). Dies geschieht in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />
Anmerkungen für die wichtigsten in Nr. 1–7 nicht geregelten WK.<br />
B. Die wichtigsten in Nr. 1–7 nicht geregelten Werbungskosten<br />
I. Fortbildungskosten<br />
Schrifttum: Beul, Abzugsfähigkeit von Ausbildungskosten im Einkommensteuerrecht,<br />
FR 1986, 340; Birke, Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen und ihre einkommensteuerliche<br />
Abzugsfähigkeit, DRiZ 2004, 70; V. Bornhaupt, Studien- und Umschulungskosten<br />
als Werbungskosten -¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rechtsprechung durch BFH-Urt. v. 4.12.2002 VI R<br />
120/01 und v. 17.12.2002 VI R 137/01, NWB F. 6, 4325; Dilthey, Hochschulaufwendungen<br />
als vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten und Betriebsausgaben, FR 1984, 333; Drenseck,<br />
Aufwendungen für berufliche Bildungsmaßnahmen – Anmerkungen zur ¾n<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s § 10 Abs. 1 Nr. 7 und § 12 Nr. 5 EStG durch das Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Abgabenordnung<br />
und weiterer Gesetze vom 9.7.2004, DStR 2004, 1766; Drenseck, Studium und<br />
Berufsausbildung im Einkommensteuerrecht, StuW 1999, 3; Durst, Aktuelle Rechtsprechungsentwicklung<br />
zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aus- und Fortbildungskosten,<br />
DStZ 2004, 285; Ehehalt, Bildungseinrichtung als regelmäßige Arbeitsstätte, BFH-PR,<br />
2004, 5; Elisabeth, Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen und ihre steuerliche Abzugsfähigkeit,<br />
DRiZ, 2004, 70; Flies, Überlegungen zur Abgrenzung zwischen Ausbildungsund<br />
Fortbildungskosten, DStR 1997, 725; Jochum, Zur einkommensteuerrechtlichen Behandlung<br />
erstmaliger Berufsausbildung, Erststudium und Promotion, DStZ 2005, 260;<br />
Jörissen, Die neueste Entwicklung <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzhofs zur Abzugsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen für die Berufsausbildung, FR 2004, 258; Kreft, Studienkosten<br />
als (vorab veranlasste) Erwerbsaufwendungen, FR 2002, 657; Kussmaul/Zabel,<br />
Bildungsaufwendungen im Spannungsfeld zwischen BFH-Rechtsprechung und Gesetzgebung,<br />
ZSteu 2005, 206; Lohwasser/Vater, Richtungswechsel in <strong>de</strong>r BFH-Rechtsprechung<br />
ermöglicht steuerliche Berücksichtigung von Promotionskosten, StB 2004, 132; Marx,<br />
Die steuerliche Qualifikation von Bildungsaufwendungen – Studium und Umschulung mit<br />
Erwerbsbezogenem Veranlassungszusammenhang, BB 2003, 2267; Morsch/Becker,<br />
Überlegungen zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aufwendungen für die Berufsausund<br />
Fortbildung, DStR 2004, 73; Prinz, Bildungsaufwendungen im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>:<br />
Koordinatenverschiebungen durch <strong>de</strong>n BFH, Rechtsprechungsbrechung durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber,<br />
FR 2005, 229; Schiessl, Neues zum Abzug von Promotionsaufwendungen als<br />
Werbungskosten, DStZ 2004, 119; Söhn, Berufsausbildungskosten und Fortbildungskosten<br />
– Erststudium/Erstausbildung, Zweitstudium/Zweitausbildung, Umschulung, StuW<br />
2002,97; Schmidt, Selbstgeschaffene Probleme bei <strong>de</strong>r Berufsfortbildung lösen, FR 1997,<br />
762; Stöcker, Dammbruch bei <strong>de</strong>r steuerlichen Absetzbarkeit von Aus- und Fortbildungskosten,<br />
NJW 2004, 249; Stolz, Sind die Kosten eines Hochschulstudiums Werbungskosten<br />
o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausgaben?; FR 1979, 242; Treisen/Zeller, Neues zur steuerlichen<br />
Behandlung von Promotionskosten, DB 2003, 1753; Wolff-Diepenbrock, Zum<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
E 165<br />
240
241<br />
242<br />
§9 Anm. 240–242 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
Nettoprinzip, DStZ 1999, 717; Wulff, Steuerliche Behandlung vom Promotionskosten –<br />
zugleich Anmerkung zum BFH-Urteil vom 4.11.2003, DStR 2004, 799.<br />
Verwaltungsanweisungen: R 34 LStR 2005; OFD Münster v. 11.3.2005, DStR 2005,<br />
651; FinMin NRW, DB 2003,1822; OFD Hannover v. 19.8.2004 DStR 2004,1790; OFD<br />
Mag<strong>de</strong>burg v. 7.4.2004, DB 2004, 1125; OFD Hamb. v. 13.8.2003, DStR 2003,1619; OFD<br />
Koblenz v. 8.4.2003, DStR 2003, 1074<br />
1. Allgemeine Erläuterungen<br />
a) Rechtsentwicklung<br />
Bis zum Jahr 2002 unterschied die Rspr. zwischen <strong>de</strong>n<br />
– unbeschränkt als WK (§ 9 Abs. 1 Satz 1) abziehbaren beruflichen Fortbildungs-(Weiterbildungs-)kosten<br />
(u.a. BFH v. 9.3.1979 – VI R 141/77, BStBl.<br />
II 1979, 337; v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 216; v. 28.9.1984 –<br />
VI R 44/83, BStBl. II 1985, 94) und<br />
– <strong>de</strong>n nur begrenzt als SA absetzbaren Berufsausbildungskosten, die <strong>de</strong>m Bereich<br />
<strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugeordnet wur<strong>de</strong>n (§§ 12 Nr. 1, 10 Nr. 7).<br />
Hierunter fiel sowohl eine erstmalige Berufsausbildung als auch je<strong>de</strong>s erstmalige<br />
Studium, unabhängig davon, ob im Anschluß an die allg. Schulausbildung,<br />
neben einer nichtselbständigen Tätigkeit o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />
Ausbildung aufbauend, d.h. insoweit qualifizierend (BFH v. 9.3.1979 – VI R<br />
141/77, BStBl. II 1979, 337; v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 216).<br />
Die nahezu unüberschaubare kasuistische Rspr. zur Abgrenzung von Berufsfortbildungs-<br />
und Ausbildungskosten geriet zunehmend in die Kritik (u.a. Beul,<br />
FR 1986, 340; Schmidt, FR 1997; 762; Flies, DStR 1997; 725, Drenseck, StuW<br />
1999; 3; Söhn, StuW 2002, 98; Kreft, FR 2002, 657; Marx, BB 2003, 2267).<br />
Beginnend ab Dezember 2002 hat <strong>de</strong>r BFH allein als maßgeblich angesehen, ob<br />
die Aufwendungen an sich einen hinreichen<strong>de</strong>n Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erzielung<br />
von Einnahmen erkennen lassen (BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01,<br />
BStBl. II 2003, 403 – Umschulung; BFH v. 17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II<br />
2003, 403 – berufsbegleiten<strong>de</strong>s erstmaliges Hochschulstudium; BFH v. 27.5.<br />
2003 – VI R 33/01, BStBl. II 2004, 884 – Verkehrsflugzeugführer; v. 4.11.2003<br />
– VI R 96/01, BStBl. II 2004, 891, zu Promotionsaufwendungen).<br />
Dem ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber so nicht gefolgt (Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r AO und<br />
weiterer Gesetze v. 21.7.2004, BGBl. I 2004, 1753, BStBl. I 2004, 554). Er hat<br />
vielmehr rückwirkend ab <strong>de</strong>m 1.1.2004 die Aufwendungen für eine erstmalige<br />
Berufsausbildung und für ein Erststudium durch Anfügen einer Nr. 5 in § 12<br />
<strong>de</strong>n nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zugeordnet, soweit nicht in<br />
§ 10 Abs. 1 Nr. 7 an<strong>de</strong>rs geregelt und die Ausbildung o<strong>de</strong>r das Studium nicht im<br />
Rahmen eines Dienstverhältnisses stattfin<strong>de</strong>t. Aufwendungen für die „eigene“<br />
Berufsausbildung sind nunmehr ab <strong>de</strong>m VZ 2004 (Art. 6 Abs. 2 <strong>de</strong>s Gesetzes)<br />
nur noch bis zu 4000 E im Kj. als SA berücksichtigungsfähig.<br />
Somit können – abgesehen von Ausbildungsdienstverhältnissen – nur beruflich<br />
veranlaßte Bildungsaufwendungen nach einer erstmaligen Berufsausausbildung<br />
o<strong>de</strong>r einem erstmaligen Studium zu als WK abziehbaren Fortbildungskosten<br />
führen (krit. Drenseck, DStR 2004, 1766; Prinz, FR 2005, 229; Jochum, DStZ<br />
2005, 260).<br />
b) Fortbildungskosten und objektives Nettoprinzip<br />
Die grundsätzliche Zuweisung <strong>de</strong>r Aufwendungen für die erstmalige Berufsausbildung<br />
und ein Erststudium zum Bereich <strong>de</strong>r Lebenshaltungskosten überzeugt<br />
E 166 Kempe
Fortbildungskosten Anm. 242–244 §9<br />
steuersystematisch nicht. Sie unterläuft das objektive Nettoprinzip (u.a. bereits<br />
Beul, DStR 1997, 725; Anm. 6, ausf. § 2 Anm. 13 und 503). Was im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit aufgewandt wird, kann letztlich nicht <strong>de</strong>m Steuerzugriff<br />
unterliegen (BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403; v.<br />
30.1.1995 – GrS 4/92, BStBl. II 1995, 281, C. III <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>; Wolff-Diepenbrock,<br />
DStZ 1999, 717). Auch die Aufwendungen für die erstmalige Berufsausbildung<br />
und das Erststudium sind in aller Regel auf die Erzielung stpfl. Einnahmen<br />
gerichtet. Die Grenze zu <strong>de</strong>n Lebenshaltungskosten dürfte vielmehr dort<br />
zu ziehen sein, wo es um die Vermittlung von Allgemeinwissen ohne je<strong>de</strong>n beruflichen<br />
o<strong>de</strong>r erwerbsmäßigen Bezug geht (BFH v. 22.1.1993 – VI R 23/91,<br />
BFH-NV 1993, 527; v. 3.12.1974 – VI R 78/73, BStBl. II 1975, 334; v.<br />
10.12.1971 – VI R 255/70, BStBl. II 1972, 242; FG Bremen v. 14.1.2004, EFG<br />
2004, 560 – Rev. VI R 5/04). Hier ist die Zuordnung zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren<br />
Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung sachgerecht, da ein Zusammenhang mit stbaren Einnahmen<br />
und mithin eine berufliche/betriebliche Veranlassung nicht besteht.<br />
c) Veranlassungszusammenhang<br />
Fortbildungskosten sind im Gesetz nach wie vor nicht genannt. Sie lassen sich<br />
nur aus <strong>de</strong>m allg. WK-Begriff als Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und<br />
Erhaltung von Einnahmen herleiten (§ 9). WK und mithin Fortbildungskosten<br />
liegen vor, wenn die Aufwendungen durch <strong>de</strong>n Beruf bzw. die Erzielung stpfl.<br />
Einnahmen veranlaßt sind (ausf. Anm. 115 ff.).<br />
Eine berufliche Veranlassung ist anzunehmen, wenn ein objektiver Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>m Beruf besteht und die Aufwendungen subjektiv zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Berufs getätigt wer<strong>de</strong>n (zB BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003,<br />
403; v. 1.10.1982 – VI R 192/79, BStBl. II 1983, 17; v. 6.11.1992 – VI R 12/90,<br />
BStBl. II 1993, 108). Ein mittelbarer Zusammenhang genügt und ist dann gegeben,<br />
wenn die Aufwendungen in einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>r auf Einnahmeerzielung gerichteten Tätigkeit stehen. Das auslösen<strong>de</strong> Moment<br />
für die Aufwendungen muß <strong>de</strong>r estl. relevanten Erwerbsphäre zuzuordnen<br />
sein bzw. mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Vorbereitungsphase im wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang stehen (BFH v. 4.7.1990 – GrS 2–3/88, BStBl. II 1990,<br />
817; Kreft, FR 2002, 657; zum Veranlassungszusammenhang, Anm. 130 ff.,<br />
145–154). Beim Studium <strong>de</strong>r Numismatik einer beurlaubten Lehrerin für<br />
Deutsch und Geschichte ist ein hinreichend konkreter Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />
Erwerbstätigkeit nicht gegeben (BFH v. 13.5.2004 – IV R 47/02, BFH/NV<br />
2004, 1402) und ebenso wenig beim Studium <strong>de</strong>r Philosophie eines über 70jährigen<br />
Senioren (BFH, Beschl. v. 10.2.2005 – VIB 33/04, nv.).<br />
d) Nachweis/Feststellungslast<br />
Der Stpfl. trägt für das Vorliegen von Erwerbsaufwendungen, d.h. die erwerbsbezogene<br />
Veranlassung, die Feststellungslast (BFH v. 19.8.2004 – VI R 103/01,<br />
BFH/NV 2005, 48; ausf. Anm. 54, 55).<br />
Der berufliche Verwendungsbezug bedarf <strong>de</strong>r konkreten Darlegung, die bloße<br />
Behauptung genügt nicht (BFH v. 22.7.2003 – VI R 137/99, BStBl. II 2004,<br />
888). Es muß bereits im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung ein hinreichend konkreter<br />
und objektiv feststellbarer Zusammenhang mit stbaren Einnahmen aus <strong>de</strong>r ausgeübten<br />
o<strong>de</strong>r angestrebten Tätigkeit nachvollziehbar sein (BFH v. 26.1.2005 –<br />
VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349; v. 27.5. 2003 – VI R 33/01, BStBl. II 2004, 884<br />
– Berufspilot; v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403 – Umschulung<br />
Industriekauffrau zur Fahrlehrerin). Für die Beurteilung <strong>de</strong>r beruflichen Veran-<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
E 167<br />
243<br />
244
245<br />
246<br />
§9 Anm. 244–246 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
lassung sind letztlich die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls entschei<strong>de</strong>nd (BFH v.<br />
4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403, unter II 3b). Sie obliegt <strong>de</strong>r tatrichterlichen<br />
Einschätzung, wobei die Bekundungen <strong>de</strong>s Stpfl. sowohl unter Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r Beweisschwierigkeiten als auch <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />
zu würdigen sind (BFH v. 8.6.2004 – VI B 158/03, BFH/NV, 1406;<br />
v. 26.1.2005 – VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349; s. auch Anm. 54, 55) sowie<br />
Anm. Bergkemper, FR 2005, 499. Die Entscheidung <strong>de</strong>r Schulbehör<strong>de</strong> über die<br />
Gewährung bezahlten Son<strong>de</strong>rurlaubs für die Teilnahme an einer Fortbildungsveranstaltung<br />
im Ausland ist kein „Grundlagenbescheid“ für das Vorliegen von<br />
WK, son<strong>de</strong>rn lediglich ein Indiz für die berufliche Veranlassung (BFH, Beschl.<br />
v. 13.4.2005 – VIB 197/04, nv.).<br />
e) Abgrenzung zum Familienleistungsausgleich<br />
Der Begriff <strong>de</strong>r Berufsausbildung im Rahmen <strong>de</strong>s Familienleistungsausgleichs<br />
(§ 32 Abs. 4 Nr. 2a) und <strong>de</strong>rjenige, welcher <strong>de</strong>r Abgrenzung von Ausbildungskosten<br />
iSv. § 10 Abs. 1 Nr. 7 und <strong>de</strong>n als WK o<strong>de</strong>r BA abziehbaren Fortbildungskosten<br />
zugrun<strong>de</strong> liegt, ist wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Zielrichtung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Steuernorm nicht einheitlich auszulegen.<br />
BFH v. 26.11.2003 – VIII R 30/03, BFH/NV 2004, 1223; v. 9.6.1999 – VI R 92/98,<br />
BStBl. II 1999, 708; v. 2.7.1993 – III R 79/92, BStBl. II 1993, 871; v. 11.10.1984 –<br />
VI R 69/83, BStBl. II 1985, 91.<br />
f) Vorab entstan<strong>de</strong>ne Fortbildungskosten<br />
Nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH sind WK auch solche Aufwendungen, die vor Beginn einer<br />
Tätigkeit o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Erzielung von Einnahmen getätigt wer<strong>de</strong>n, soweit ein<br />
hinreichend konkreter Zusammenhang mit angestrebten stbaren Einnahmen aus<br />
<strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit besteht (BFH v. 14.2.1992 – VI R 69/90, BStBl. II<br />
1992, 961; v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395, v. 20.10.1978 – VI R<br />
132/76, BStBl. II 1979, 114; vgl. auch Anm. 162). Der wirtschaftliche Zusammenhang<br />
zwischen <strong>de</strong>n Aufwendungen und stpfl. Einnahmen muß sich anhand<br />
objektiver Umstän<strong>de</strong> feststellen lassen (Kreft, FR 2002, 657; vgl. dazu BFH v.<br />
26.1.2005 – VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349 = FR 2005, 497 mit Anm. Bergkemper).<br />
Der Stpfl. muß eine Anstellung anstreben und <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt – ggf.<br />
nach Abschluß <strong>de</strong>r Weiterbildungsmaßnahme – tatsächlich uneingeschränkt zur<br />
Verfügung stehen (BFH v. 13.5.2004 – IV R 47/02, BFH/NV 2004, 1402).<br />
Eine konkret und gezielt auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten<strong>de</strong> Qualifikationsmaßnahme<br />
führt selbst dann zu WK, wenn diese wegen kindbedingter Arbeitspause<br />
nicht unmittelbar an <strong>de</strong>n Lehrgangsabschluß aufgenommen wird<br />
(BFH v. 4.11.2003 – VI R 1/03, BFH/NV 2004, 483) o<strong>de</strong>r, wenn sich bereits an<br />
<strong>de</strong>n Abschluß einer Berufsausbildung Maßnahmen anschließen, um die Kenntnisse<br />
im erlernten Beruf noch zu vertiefen und zu erweitern (BFH v. 18.4.1996<br />
– VI R 89/93, BStBl. II 1996, 449).<br />
Umschulungsmaßnamen führen zu vorweggenommen WK, weil damit die Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Stpfl. das hierdurch erworbene<br />
Berufswissen am Arbeitsmarkt einsetzen kann, um künftig Einnahmen zu erzielen<br />
(BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403; v. 18.4.1996 – VI R<br />
89/93, BStBl. II 1996, 449; v. 19.4.1996 – VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452).<br />
Aufwendungen für einen Meisterlehrgang sind auch dann vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />
WK, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. vor Lehrgangsbeginn vorübergehend in einem an<strong>de</strong>ren als<br />
<strong>de</strong>m erlernten Beruf tätig und nach Abschluß <strong>de</strong>s Lehrgangs kurzfristig arbeitslos<br />
gewesen ist (BFH v. 18.4.1996 – VI R 75/95, BStBl. II 1996, 529).<br />
E 168 Kempe
Fortbildungskosten Anm. 246–248 §9<br />
Die Aufwendungen eines Diplomkaufmanns in Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung,<br />
wie Schulungs- und Seminarkosten sowie für Steuer- und Finanzsoftware,<br />
sind (vergebliche) WK, selbst wenn die Prüfung nicht erfolgreich abgelegt<br />
wird (BFH v. 22.7.2003 – VI R 48/02, BFH/NV 2004, 34; vgl.<br />
Anm. 165).<br />
2. Arten <strong>de</strong>r zu Werbungskosten führen<strong>de</strong>n Fortbildungsmaßnahmen<br />
a) Ausbildung/Studium im Rahmen eines Dienstverhältnisses<br />
Kosten für die Berufsausbildung sind WK, wenn die Berufsausbildung in <strong>de</strong>r<br />
Weise Gegenstand eines Dienstverhältnisses (§ 1 Abs. 1 LStDV) ist, daß die<br />
vom ArbN geschul<strong>de</strong>te Leistung, für die <strong>de</strong>r ArbG ihn bezahlt, in <strong>de</strong>r Teilnahme<br />
an <strong>de</strong>n Berufsausbildungsmaßnahmen besteht (BFH v. 15.4.1996 – VI R 99/95,<br />
BFH/NV 1996, 804). Der WK-Abzug wird aus <strong>de</strong>r stl. Erfassung <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />
öffentlich- o<strong>de</strong>r privatrechtlichen Ausbildungsdienstverhältnis gewährten Bezüge<br />
als Einnahmen aus nichtselbständiger Arbeit abgeleitet (BFH v. 19.4.1985 –<br />
VI R 131/81, BStBl. II 1985, 465; BFH v. 18.7.1985 – VI R 93/80, BStBl. II<br />
1985, 644).<br />
Ausbildungsdienstverhältnisse sind die klassischen Lehrausbildungen im Bereich<br />
<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls, Handwerks o<strong>de</strong>r sonstiger Dienstleistungen ebenso wie die Ausbildung<br />
von Anwärtern im öffentlichen Dienst, zB Referendare, Finanzanwärter,<br />
Lehramtskandidaten (BFH v. 13.7.2004 – VIII R 20/02, BFH/NV 2005, 36 –<br />
juristischer Vorbereitungsdienst auf Ausbildung gerichtete Dienstverpflichtung;<br />
BFH v. 3.12.1974 – VI R 159/74, BStBl. II 1975, 356; BFH v. 28.9.1984 – VI R<br />
127/80, BStBl. II 1985, 87 – Studium <strong>de</strong>r Zahnmedizin eines hierfür beurlaubten<br />
Sanitäts-Offiziersanwärters).<br />
Insoweit kann auch <strong>de</strong>r Erwerb <strong>de</strong>r mittleren Reife, d.h. die Vermittlung von<br />
Allgemeinwissen einen WK-Abzug begrün<strong>de</strong>n, da ein Zusammenhang mit stpfl.<br />
Einnahmen besteht (BFH v. 28.9.1984 – VI R 144/83, BStBl. II 1985, 89 – Abordnung<br />
eines Soldaten auf Zeit an die Bun<strong>de</strong>swehrfachschule). Auch bei einem<br />
Erststudium sind dann die Aufwendungen als WK zu berücksichtigen (BFH v.<br />
7.8.1987 – VI R 60/84, BStBl. II 1987, 780 – Promotionsstudium eines katholischen<br />
Geistlichen unter Fortzahlung <strong>de</strong>r Bezüge; Hochschulstudium bei Offizieren<br />
<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr WK s. BFH v. 28.9.1984 – VI R 127/80, BStBl. II 1985,<br />
87; BFH v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 516).<br />
Ein Ausbildungsvertrag mit <strong>de</strong>m eigenen Kind muß seinem Inhalt nach <strong>de</strong>m<br />
zwischen Frem<strong>de</strong>n Üblichen entsprechen (BFH v. 11.12.1997 – IV R 42/97,<br />
BFH/NV 1998, 952; § 4 Anm. 850 ff. Angehörige).<br />
b) Weiterbildung/Fortbildung im engeren Sinn<br />
Aufwendungen für die berufliche Fort- und Weiterbildung in einem ausgeübten<br />
Beruf sind nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH (zur Rechtslage bis 2003) WK. Hierunter fallen<br />
Ausgaben, die ein Stpfl tätigt, um in <strong>de</strong>m ausgeübten Beruf auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n<br />
zu bleiben, <strong>de</strong>n jeweiligen Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n und so im ausgeübten<br />
Beruf besser voran zu kommen (BFH v. 7.11.1980 – VI R 50/79,<br />
BStBl. II 1981, 216). Das kann je<strong>de</strong> konkret berufsbezogene Fortbildungsmaßnahme,<br />
wie Lehrgänge, Tagungen und Seminare, sein, insbes. wenn vom ArbG<br />
angeboten bzw. veranlaßt. Dies gilt gleichermaßen auch für im Hinblick auf eine<br />
konkrete künftige/beabsichtigte berufliche Tätigkeit unternommene Bildungsmaßnahmen.<br />
Es darf es sich jedoch nicht um eine Maßnahme han<strong>de</strong>ln, die zu ei-<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
E 169<br />
247<br />
248
249<br />
§9 Anm. 248–249 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
ner erstmaligen Berufsausbildung iSd § 12 Nr. 5 führt (Jochum, DStZ 2005,<br />
260).<br />
Sowohl die Aufwendungen eines nichtselbständig tätigen Handwerksgesellen im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Ablegung <strong>de</strong>r Meisterprüfung (BFH v. 15.12.1989 –<br />
VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 18.4.1990 – III R 5/8 8, BFH/NV 1991, 25)<br />
als auch diejenigen eines Betriebsprüfers zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung<br />
sind daher WK (BFH v. 6.11.1992 – VI R 12/90, BStBl. II 1993, 108),<br />
ebenso die Aufwendungen einer Diplom-Psychologin für die Teilnahme an Veranstaltungen<br />
eines Instituts für Psychotherapie mit <strong>de</strong>m Ziel, Psychotherapeutin<br />
zu wer<strong>de</strong>n (BFH v. 18.3.1977 – VI R 2/76, BStBl. II 1977, 547).<br />
c) Umschulung/„weitere“ Berufsausbildung<br />
Es kommt nach <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Rspr. (s.o.) nicht mehr darauf an, ob die Bildungsmaßnahme<br />
mit einem Wechsel <strong>de</strong>r Berufs- o<strong>de</strong>r Erwerbsart verbun<strong>de</strong>n ist.<br />
Damit sind die Kosten einer Umschulung als WK abziehbar (BFH v. 4.12.2002<br />
– VI R 120/01 BStBl. II 2003, 403 – Industriekauffrau zur Fahrlehrerin; BFH v.<br />
17.12.2002 – VI R 42/00, BFH/NV 2003, 474 – arbeitslose Verkäuferin zur<br />
Arzthelferin; BFH v. 4.11.2003 – VI R 1/03, BFH/NV 2003, 483 – Qualifizierung<br />
einer Gemein<strong>de</strong>diakonin zur staatlich anerkannten Sozialpädagogin), soweit<br />
nicht auf diesem Weg erstmals ein Berufsabschluß erreicht wird (noch an<strong>de</strong>rs<br />
BFH v. 13.10.2003 VI R 71/02, BStBl. II 2004, 886). Umschulungskosten<br />
setzen begrifflich voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl. bereits einen Berufsabschluß hat.<br />
Damit eröffnen nunmehr alle Maßnahmen im Hinblick auf eine konkrete neue<br />
berufliche Orientierung die Möglichkeit <strong>de</strong>s WK-Abzugs (R 34 Abs. 1 Satz 4<br />
LStR 2005; auch Aufwendungen eines Anlagenelektronikers für die Ausbildung<br />
zum Rettungssanitäter – BFH v. 22.7.2003 – VI R 72/02, nv.; einer Bilanzbuchhalterin<br />
für die Ausbildung zur Heilpraktikerin – hier vorweggenommene BA –<br />
BFH v. 13.2.2002 – IV R 44/01, BStBl. II 2003, 698).<br />
Liegt noch keine abgeschlossene Berufsausbildung vor, so ist, auch wenn <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. bereits in <strong>de</strong>m Beruf tätig ist und <strong>de</strong>n Berufsabschluß nachholt, fraglich,<br />
ob als WK abziehbare Fortbildungskosten o<strong>de</strong>r nach § 10 Abs. 1 Nr. 7 beschränkt<br />
abziehbare Son<strong>de</strong>rausgaben anzunehmen sind (zu Abgrenzungsfragen<br />
vgl. Jochum, DStZ 2005, 260). Nach früherer Rspr. setzte eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung <strong>de</strong>n Besuch einer <strong>de</strong>r beruflichen Bildung dienen<strong>de</strong>n Schule<br />
und die Ablegung einer Prüfung, <strong>de</strong>n Erhalt eines Zeugnisses o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>rweitigen<br />
Urkun<strong>de</strong> als Qualifikationsnachweis voraus (BFH v. 6.3.1992 – VI R<br />
168/88, BStBl. II 1992, 661; FG München v. 21.12.1997, EFG 2000, 356 – Ausbildung<br />
zum Verkehrsflugzeugführers erst mit <strong>de</strong>m Erwerb <strong>de</strong>r Musterberechtigung<br />
abgeschlossen; an<strong>de</strong>rs FG Düss. v. 2.8.2002, EFG 2002, 1585 – dort aber<br />
bereits allg. Lizenz zum Führen von Verkehrsflugzeugen; BFH v. 27.3.2003 –<br />
VI R 85/02, BFH/NV 2004, 167 – Aufwendungen zum Erwerb einer Verkehrsflugzeugführerlizenz<br />
einschließlich Musterberechtigung einer Stewar<strong>de</strong>ß sind<br />
WK). Der Stpfl. muß bereits eine Facharbeiter- o<strong>de</strong>r Gesellenprüfung o<strong>de</strong>r eine<br />
das Studium abschließen<strong>de</strong> Prüfung erfolgreich abgelegt haben (keine Fortbildungskosten<br />
bei einer im Bereich <strong>de</strong>r Altenpflege tätigen Stpfl. ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung beim Besuch einer Schule für Altenpflege und entsprechen<strong>de</strong>r<br />
Lehrgänge – BFH v. 4.8.1994 – VI R 22/94, BFH/NV 1995, 112).<br />
E 170 Kempe
Fortbildungskosten Anm. 250 §9<br />
d) „weiteres“ Studium<br />
Da die Aufwendungen für ein Erststudium typisierend <strong>de</strong>n Lebensführungskosten<br />
zugeordnet sind (§ 12 Nr. 5), liegen WK – abgesehen vom Studium im<br />
Rahmen eines Dienstverhältnisses – nur vor, wenn es sich um ein „weiteres“<br />
Studium han<strong>de</strong>lt. Dh <strong>de</strong>r Stpfl. muß bereits ein mit einem aka<strong>de</strong>mischen Titel<br />
o<strong>de</strong>r graduiert abgeschlossenes Studium absolviert haben. Insofern kann auf die<br />
frühere Rspr. mit all ihren Fragwürdigkeiten zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (BFH v.<br />
23.8.1979 – VI R 87/78, BStBl. II 1979, 773; v. 14.2.1992 – VI R 26/90,<br />
BStBl. II 1992, 556; v. 14.2.1992 – 106/90, BStBl. II 1992, 962; v. 14.2.1992 –<br />
V R 69/90, BStBl. II 1992, 961). Aufwendungen eines Berufsoffiziers für das<br />
erstmalige Hochschulstudium, das nicht Gegenstand eines Ausbildungsdienstverhältnisses<br />
ist, sind daher keine WK (BFH v. 26.4.1989 – VI R 95/85,<br />
BStBl. II 1989, 616).<br />
Die Aufwendungen eines Finanzbeamten für ein Jura- o<strong>de</strong>r BWL-Studium sind<br />
aber nunmehr abziehbare WK (BFH v. 17.4.1996 – VI R 2/95, BStBl. II 1996,<br />
445; BFH v. 17.4.1996 – VI R 87/95, BStBl. II 1996, 448), ebenso die Aufwendungen<br />
eines Diplom Bauingenieurs (FH) für ein Hochschulstudium <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft<br />
(BFH v. 19.6.1997 – IV R 4/97, BStBl. II 1998, 239) o<strong>de</strong>r für<br />
das Wirtschaftsingenieurstudium eines Diplom-Ingenieurs (BFH v. 10.7.1991 –<br />
VI R 19/91, BStBl. II 1992, 966; v. 30.10.1992 – VI R 25/90, BFH/NV 1994,<br />
154), weiter die Aufwendungen eines Diplom-Verwaltungswirts für das Studium<br />
<strong>de</strong>r Sozialwissenschaften (BFH v. 17.4.1996 – VI R 29/94, BStBl. II 1996, 444)<br />
o<strong>de</strong>r eines katholischen Priesters für ein Pädagogikstudium (BFH v. 9.12.2003 –<br />
VI R 8/03, BFH/NV 2004, 768).<br />
Masterstudium: Die Aufwendungen sind als WK abziehbare Fortbildungskosten<br />
soweit es sich nicht um ein Erststudium han<strong>de</strong>lt (BFH v. 19.4.1996 –<br />
VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452).<br />
Bei einem Master of Laws-Studium nach <strong>de</strong>m ersten Staatsexamen soll es sich<br />
nicht um Fortbildungskosten han<strong>de</strong>ln, da trotz <strong>de</strong>s bestan<strong>de</strong>nen ersten Staatsexamens<br />
noch kein abgeschlossener Beruf vorliege (Prinz, FR 2005, 229; uE<br />
fraglich). Der BFH läßt hingegen zu Recht <strong>de</strong>n erfolgreichen Abschluß <strong>de</strong>s Studiums<br />
<strong>de</strong>r Rechtswissenschaften genügen, wobei es ihm gera<strong>de</strong> nicht darauf ankommt,<br />
ob ein neuer an<strong>de</strong>rer o<strong>de</strong>r erstmaliger Beruf ausgeübt wer<strong>de</strong>n soll (BFH<br />
v. 22.7.2003 – VI R 4/02, BFH/NV 2004, 32).<br />
Fortbildungskosten sind auch gegeben im Fall <strong>de</strong>s Hochschulstudiums einer<br />
französischen Grundschullehrerin, wenn ihre Ausbildung in Frankreich mit <strong>de</strong>m<br />
Studium an einer <strong>de</strong>utschen Fachhochschule vergleichbar ist (BFH v. 16.1.1998<br />
– VI R 92/96, BFH/NV 1998, 844). Im Hinblick auf die zunehmen<strong>de</strong> Öffnung<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsmarkts, insbes. im Rahmen <strong>de</strong>r EU, wird noch eine Vielzahl von Einzelfragen<br />
hinsichtlich <strong>de</strong>r Abgrenzung eines Erststudiums o<strong>de</strong>r einer erstmaligen<br />
Berufsausbildung auf die Verwaltung und die Gerichte zukommen.<br />
Auch das berufsbegleiten<strong>de</strong> Erststudium ist <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Lebensführung zugewiesen<br />
(BTDrucks. 15/13339, 11; R 34 Abs. 1 Satz 2 LStR 2005; uE mit <strong>de</strong>m<br />
objektiven Nettoprinzip nicht vereinbar; an<strong>de</strong>rs zu Recht noch BFH v.<br />
19.2.2004 – VI B 73/03, nv.; v. 28.1.2003 – VI R 100/01, BFH/NV 2003, 620;<br />
v. 17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II 2003, 407; v. 17.12.2002 – VI R 113/00,<br />
BFH/NV 2003, 609).<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
E 171<br />
250
251<br />
252<br />
§9 Anm. 251–252 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
3. Rechtsfolgen<br />
Abziehbar sind alle Aufwendungen, die im konkreten wirtschaftlichen Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r jeweiligen Fortbildungsmaßnahme anfallen, zum einen die unmittelbaren<br />
Kosten, wie Schul-, Lehrgangs-, Kurs-, Studien- und Lehrgangsgebühren,<br />
die Aufwendungen für Schreib- und Lehrmaterialien, aber auch die<br />
mittelbar durch die Bildungsmaßnahme veranlaßten Aufwendungen, wie Reise-,<br />
Fahrt- und Unterbringungskosten o<strong>de</strong>r ggf. auch die Aufwendungen für ein<br />
häusliches Arbeitszimmer. Der Umfang <strong>de</strong>r abziehbaren WK läßt sich nur bezogen<br />
auf <strong>de</strong>n jeweiligen Einzelfall bestimmen.<br />
Aufwendungen für Gegenstän<strong>de</strong>, die ihrer Art nach auch im Rahmen <strong>de</strong>r privaten<br />
Lebensführung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, können nach bisheriger Rspr. als WK<br />
nur berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wenn feststeht, daß sie weitaus überwiegend beruflich<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, d.h. eine private Mitnutzung von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung<br />
ist (BFH v. 15.1.1993 – VI R 98/88, BStBl. II 1993, 348).<br />
Abzugsberechtigung: Ein Stpfl. kann nur von ihm selbst getragene Aufwendungen<br />
und Verluste geltend machen, d.h. er muß durch die tatsächlichen Aufwendungen<br />
selbst wirtschaftlich belastet sein (Vorlagebeschl. <strong>de</strong>s BFH v.<br />
28.7.2004 – XI R 54/99, BStBl. II 2005, 262; vgl. Anm. 43).<br />
Ersatzleistungen Dritter: Soweit stfreie Leistungen nicht für <strong>de</strong>n Lebensunterhalt<br />
bestimmt sind, sind sie auf die WK anzurechnen (Anm. 90; § 3c Anm. 20,<br />
27; Marx, BB 2003, 2267). Fahrtkosten sind um Fahrtkostenerstattungen iSv.<br />
§ 45 AFG (§§ 79,80 SGB II) zu kürzen, Unterhaltsgeld iSv. § 44 AFG (§ 153, 77<br />
SGB II) ist hingegen nicht anzurechnen (BFH v. 13.10. 2003 – VI R 71/02,<br />
BStBl. II 2004, 886; v. 4.3.1977 VI R 213/75, BStBl. II 1977, 507).<br />
Als WK anzuerkennen<strong>de</strong> Promotionskosten sind um ein unmittelbar damit zusammenhängen<strong>de</strong>s<br />
stfreies Stipendium zu kürzen (BFH v. 4.11.2003 – VI R 28/<br />
03, BFH/NV 2004, 928).<br />
Abzugszeitpunkt: Die Aufwendungen sind in <strong>de</strong>m VZ abzuziehen, in <strong>de</strong>m sie<br />
geleistet wur<strong>de</strong>n (§ 11), wobei Aufwendungen für abnutzbare WG über die Nutzungsdauer<br />
zu verteilen sind, soweit es sich nicht um geringwertige WG han<strong>de</strong>lt<br />
(§ 9 Abs. 1 Nr. 7, Anm. 585 ff.).<br />
Auch fremd finanzierte Fortbildungsaufwendungen sind im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bezahlung<br />
<strong>de</strong>r eigentlichen Kosten abziehbar, ebenso die Finanzierungsaufwendungen,<br />
jedoch nur in <strong>de</strong>m Umfang, wie das Darlehen unmittelbar <strong>de</strong>r Finanzierung<br />
abziehbarer Fortbildungskosten gedient hat (ausf. zum Schuldzinsenabzug<br />
Anm. 362ff.).<br />
4. ABC <strong>de</strong>r Fortbildungskosten<br />
Arbeitsmittel: Arbeitsmittel sind Gegenstän<strong>de</strong>, die ausschließlich o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />
überwiegend <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung, hier – ggf. auch – <strong>de</strong>r beruflichen<br />
Fortbildung, dienen. In Frage kommen die in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 genannten<br />
Werkzeuge o<strong>de</strong>r typische Berufsbekleidung (Anm. 550 ff.) sowie insbes. Fachbücher<br />
(BFH v. 21.2.1986 – VI R 182/82, BFH/NV 1986, 401; Anm. 559–566),<br />
Büromaterial im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r konkreten Fortbildungsmaßnahme,<br />
<strong>de</strong>r Schreibtisch (BFH v. 18.2.1977 – VI R 182/75, BStBl. II 1977, 464) o<strong>de</strong>r<br />
auch <strong>de</strong>r häusliche PC (Anm. 566–569). Die Aufwendungen für einen PC, <strong>de</strong>r<br />
sowohl privat als auch beruflich genutzt wird, sind – ggf. hälftig – aufzuteilen<br />
und iHd. beruflichen Nutzungsanteils als WK zu berücksichtigen (BFH v.<br />
19.2.2004 – VI R 135/01, BStBl. II 2004, 958; BFH v. 10.3.2004 – VI R 44/02,<br />
BFH/NV 2004, 1242).<br />
E 172 Kempe
Fortbildungskosten Anm. 252 §9<br />
Aufwendungen für Arbeitsmittel (Anm. 599 ff.), <strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />
sich auf mehr als ein Jahr erstreckt, sind auf die voraussichtliche Nutzungsdauer<br />
zu verteilen (§ 9 Abs. 1 Nr. 7), soweit nicht ein geringwertiges WG vorliegt<br />
(§ 6 Abs. 2).<br />
Arbeitszimmer: Es muß ein konkreter beruflicher Verwendungsbezug vorliegen<br />
(BFH v. 22.7.2003 – VI R 137/99, BStBl. II 2004, 888 – im Erziehungsurlaub<br />
befindliche Lehrerin).<br />
Auch wenn <strong>de</strong>r ArbN das häusliche Arbeitszimmer für Fortbildungszwecke und<br />
zum Lesen beruflicher Unterlagen nutzt, besteht keine Abzugsmöglichkeit,<br />
wenn ihm hierfür ein an<strong>de</strong>rer Arbeitsplatz zur Verfügung steht, egal aus welchen<br />
Grün<strong>de</strong>n er diesen hierfür nicht nutzt (BFH v. 29.6.2004 – VI B 135/03, BFH/<br />
NV 2004,1638).<br />
Die Aufwendungen für Arbeitsmittel sind vorrangig abziehbar (BFH v.<br />
21.11.1997 – VI R 4/97, BStBl. II 1998, 351; s. auch Anm. 580, § 4<br />
Anm. 1490 ff.).<br />
Doppelte Haushaltführung: s. Anm. 475 ff.<br />
Fahrtkosten/Reisekosten/Verpflegungsmehraufwand (Anm. 285 ff.): Maßgeblich<br />
ist, wo sich <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen „Arbeitsstätte“, bezogen auf die jeweilige<br />
Fortbildung, befin<strong>de</strong>t. Bei Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ist das üblicherweise <strong>de</strong>r Ausbildungsbetrieb,<br />
aber auch eine Bildungseinrichtung kann einen<br />
Betätigungsmittelpunkt darstellen (BFH v. 29.4.2003 – VI R 86/99, BStBl. II<br />
2003, 749), wenn diese häufig über einen längeren Zeitraum hinweg zum Zwekke<br />
<strong>de</strong>s Vollzeitunterrichts aufgesucht wird (BFH v. 22.7.2003 – VI R 190/97,<br />
BStBl. II 2004, 886). Die entsprechen<strong>de</strong>n Fahrten sind dann als Fahrten zwischen<br />
Wohnung und Arbeitsstätte anzusehen (zB Universität, Hochschule beim<br />
herkömmlichen Studium, bei einem Fernstudium die Wohnung <strong>de</strong>s Stpfl.), ansonsten<br />
gelten Dienstreisegrundsätze (R 34 Abs. 2 und 3 LStR 2005). Wird die<br />
Ausbildungs- o<strong>de</strong>r Fortbildungsstätte an nicht mehr als zwei Tagen wöchentlich<br />
aufgesucht, ist jeweils von einer neuen Dienstreise auszugehen (R 34 Abs. 2<br />
Satz 4 LStR 2005).<br />
Mehrere auswärtige Lehrgänge sind nicht als Einheit zu behan<strong>de</strong>ln, wenn die<br />
Ausbildung zwischenzeitlich an an<strong>de</strong>rer Stelle länger als 4 Wochen planmäßig<br />
fortgesetzt wird (BFH v. 4.5.1990 – VI R 93/86, BStBl. II 1990, 859; v. 4.5.1990<br />
– VI R 156/86, BStBl. II 1990, 861).<br />
Für Fortbildungsveranstaltungen am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte sind<br />
Verpflegungsmehraufwendungen nicht zu berücksichtigen (BFH v. 5.8.2004 –<br />
VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074 – Heimatflughafen einer Flugbegleiterin, mit<br />
Anm. Bergkemper FR 2005, 103).<br />
Flugschein: Aufwendungen zum Erwerb eines Verkehrsflugzeugführerscheins<br />
sind in <strong>de</strong>r Regel WK (BFH v. 27.5.2003 – VI R 90/02, BFH/NV 2003, 1319; v.<br />
24.4.1992 – VI R 131/98, BStBl. II 1992, 963); für einen Privatflugzeugführerschein<br />
regelmäßig nicht (BFH v. 27.5.2003 – VI R 85/02, BFH/NV 2004,167).<br />
Habilitation: Aufwendungen hierfür sind WK, wenn ein hinreichend konkreter<br />
Erwerbsbezug besteht, zB bei einer auf Einkunftserzielung ausgerichteten aka<strong>de</strong>mischen<br />
Professur o<strong>de</strong>r Privatdozententätigkeit (BFH v. 7.8.1967 – VI R 25/<br />
67, BStBl. III 1967, 778).<br />
Heilpraktiker: Die Aufwendungen sind Fortbildungskosten, wenn bereits eine<br />
abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt (BFH v. 13.2.2002 – VI R 44/01,<br />
BStBl. II 2002, 698).<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
E 173
§9 Anm. 252 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
Master: Es liegen Fortbildungskosten vor (Master of Business Administration –<br />
MBA), BFH v. 31.1.1997 – VI R 84/96, BFH/NV 1997, 648; v. 19.4.1996 –<br />
VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452; v. 19.4.1996 – VI R 19/95, BFH/NV 1996,<br />
879; Master of Law (LLM) – BFH v. 26.6.2003 – VI R 67/01, HFR 2004, 216).<br />
Meisterprüfung: Aufwendungen eines nichtselbständig tätigen Handwerksgesellen<br />
im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Ablegung <strong>de</strong>r Meisterprüfung sind Fortbildungskosten<br />
(BFH v. 15.12.1989 – VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 18.4.1990<br />
– III R 5/88, BFH/NV 1991, 25). Das gilt selbst dann, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. vor<br />
Lehrgangsbeginn vorübergehend in einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m erlernten Beruf tätig<br />
und nach Abschluß <strong>de</strong>s Meisterlehrgangs kurzfristig arbeitslos gewesen ist (BFH<br />
v. 18.4.1996 – VI R 75/95, BStBl. II 1996, 529).<br />
Lerngemeinschaften: Es muß <strong>de</strong>r Nachweis <strong>de</strong>r rein beruflichen Veranlassung<br />
geführt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 20.9.1996 – VI R 32/96, BFH/NV 1997, 349; BFH v.<br />
5.3.1993 VI R 82/91, BFH/NV 1993, 533).<br />
Promotion: Maßgeblich ist, ob ein hinreichend konkreter und objektiv feststellbarer<br />
Zusammenhang mit späteren stpfl. Einnahmen aus <strong>de</strong>r angestrebten beruflichen<br />
Tätigkeit besteht. Die Aufwendungen sind regelmäßig nicht als Kosten<br />
<strong>de</strong>r privaten Lebensführung zu betrachten (BFH v. 4.11.2003 – VI R 96/01,<br />
BFH/NV 2004, 404; BFH v. 4.11.2003 – VI R 28/03, BFH/NV 2004, 928), es<br />
sei <strong>de</strong>nn es fehlt <strong>de</strong>r notwendige Erwerbsbezug (BFH v. 8.6.2004 – VI B 15 8/<br />
03, BFH/NV 2004, 1406). Eine Promotion kann für das berufliche Fortkommen<br />
von erheblicher Be<strong>de</strong>utung sein (Prinz, FR 2005, 229). Soweit nicht eine<br />
Hobbypromotion anzunehmen ist (Seniorenpromotion, Promotion auf einem<br />
berufsfernen Gebiet, Aufwendungen im Zusammenhang mit einer Promotion<br />
ehrenhalber – Theisen/Zeller, DB 2003, 1753), han<strong>de</strong>lt es sich um eine Zusatzqualifikation<br />
nach einem ersten Hochschulabschluß o<strong>de</strong>r Staatsexamen, ggf.<br />
nach<strong>de</strong>m bereits <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n beruflichen Tätigkeit nachgegangen wird<br />
(Lohwasser/Vater, StB 2004, 132; Wulff, DStR 2004, 799; zur Abgrenzung<br />
vom Erststudium im Rahmen <strong>de</strong>s § 12 Nr. 5 vgl. Jochum, DStZ 2005, 260).<br />
Sportseminare/-kurse: Wegen <strong>de</strong>s engen Zusammenhangs zur Freizeitgestaltung<br />
(private Lebensführung) als WK nur abziehbar bei feststehen<strong>de</strong>r beruflicher<br />
Verwendung, straffer Organisation und Abschluß mit einem Zertifikat<br />
(BFH v. 22.1.1993 – VI R 91/93, BFH/NV 1993, 416; v. 31.7.1992 – VI R 161/<br />
88, BFH/NV 1993, 93; v. 27.3.1991 – VI R 103/86, BFH/NV 1991, 593 – Skileiterlizenz).<br />
Sprachkurs: Als WK abziehbar, wenn ein konkreter und enger Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Berufstätigkeit besteht (BFH v. 10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II 2002,<br />
579; v. 26.11.1993 – VI R 67/91, BStBl. II 1994, 248). Zu <strong>de</strong>n Merkmalen, die<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Gesamtwürdigung als gewichtige Indizien für eine private o<strong>de</strong>r<br />
berufliche Veranlassung sprechen können – grundlegend BFH v. 31.7.1980 –<br />
VI R 153/79, BStBl. II 1980, 746. Danach muß <strong>de</strong>r Sprachkurs auf die beson<strong>de</strong>ren<br />
betrieblichen o<strong>de</strong>r beruflichen Bedürfnisse <strong>de</strong>s Teilnehmers zugeschnitten<br />
sein. Bei Sprachkursen im Ausland kann nicht ohne Beachtung bleiben, in welcher<br />
Gegend <strong>de</strong>s besuchten Lan<strong>de</strong>s und in welcher Jahreszeit <strong>de</strong>r Kurs stattfin<strong>de</strong>t<br />
und ob seitens <strong>de</strong>r Teilnehmer die Möglichkeit besteht, an unterrichtsfreien<br />
Tagen allein o<strong>de</strong>r unter Anleitung <strong>de</strong>s Veranstalters Einrichtungen o<strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten<br />
<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s kennen zu lernen.<br />
Selbst wenn <strong>de</strong>r Sprachkurs im europäischen Ausland stattfin<strong>de</strong>t, kann aber<br />
nicht typischerweise unterstellt wer<strong>de</strong>n, daß wegen <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Auslandsreise innewohnen<strong>de</strong>n<br />
touristischen Elemente eher Berührungspunkte zur privaten Le-<br />
E 174 Kempe
Fortbildungskosten Anm. 252–284 §9<br />
bensführung bestehen als bei einem ein Inlandssprachkurs. Eine Sprache ist in<br />
<strong>de</strong>m Land, in <strong>de</strong>m sie gesprochen wird, im allgemeinen effizienter zu erlernen<br />
(BFH v. 13.6.2002 – VI R 168/00, BStBl. II 2003, 765; so auch für einen<br />
Sprachkurs in Südafrika FG Ba.-Württ. v. 9.9.2003, EFG 2005, 29, Rev. VI R<br />
61/04).<br />
Wer<strong>de</strong>n Grundkenntnisse in einer gängigen Fremdsprache vermittelt, han<strong>de</strong>lt es<br />
sich bei <strong>de</strong>n Aufwendungen regelmäßig nicht um Fortbildungskosten (BFH v.<br />
22.7.1993 – VI R 103/92, BStBl. II 1993, 787), es sei <strong>de</strong>nn, es besteht ein konkreter<br />
und enger Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Berufstätigkeit (BFH v. 26.11.1993 –<br />
VI R 67/91, BStBl. II 1994, 248). Die Aufwendungen für einen Sprachkurs können<br />
insbes. dann beruflich veranlaßt sein, wenn die nächste Stufe <strong>de</strong>s beruflichen<br />
Fortkommens <strong>de</strong>s Stpfl. Fremdsprachenkenntnisse erfor<strong>de</strong>rt (BFH v.<br />
10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II 2002, 579).<br />
Studienreisen/Fachkongresse: Die Verfolgung privater Interessen, wie zB<br />
Erholung, Bildung und Erweiterung <strong>de</strong>s allg. Gesichtskreises, muß nach <strong>de</strong>m<br />
Anlaß <strong>de</strong>r Reise, <strong>de</strong>m vorgesehenen Programm und <strong>de</strong>r tatsächlichen Durchführung<br />
nahezu ausgeschlossen sein (BFH v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II<br />
1979, 213; v. 30.4.1993 – VI R 94/90, BStBl. II 1993, 674; v. 2.3.1995 – IV R<br />
59/94, BFH/NV 1995, 959; v. 31.1.1997 – VI R 72/95, BFH/NV 1997, 476;<br />
vgl. auch § 4 Anm. 918; § 12 Anm. 150). Aufwendungen einer Religionslehrerin<br />
für die Teilnahme an Gruppenreisen nach Israel und Rom sind in <strong>de</strong>r Regel<br />
nicht <strong>de</strong>r beruflichen Sphäre zuzuordnen (BFH v. 19.10.2004 – VI B 110/04,<br />
BFH/NV 2005, 339).<br />
Steuerberaterprüfung: Die Aufwendungen zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung<br />
sind als WK abziehbare Fortbildungskosten (BFH v. 22.7. 2003 –<br />
VI R 48/02, BFH/NV 2004, 34; v. 6.11.1992 – VI R 12/90, BStBl. II 1993,<br />
108).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />
[Anschluß S. E 210/3]<br />
253–284<br />
E 175
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 176 176–E 210/2<br />
Kempe
Umzugskosten Anm. 310 §9<br />
1. Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Werbungskostenabzug<br />
a) Veranlassungsprinzip als Abgrenzungsmaßstab<br />
Allgemeiner WKBegriff und Veranlassungsprinzip: Das Bewohnen einer<br />
Wohnung am Lebensmittelpunkt <strong>de</strong>s Stpfl. und seiner Familie ist <strong>de</strong>m privaten<br />
Lebensbereich zuzurechnen. Daher sind Aufwendungen für einen Umzug in<br />
eine solche Wohnung grundsätzlich stlich nicht abziehbare Kosten <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Lebensführung (§ 12 Nr. 1 Satz 2). Aufwendungen, die einem ArbN durch<br />
einen beruflich veranlaßten Wohnungswechsel entstehen, sind allgemeine WK<br />
iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1 (zum WKUmfang s. Anm. 315–317). Dies gilt sowohl für<br />
Inlands- als auch für Auslandsumzüge, sofern die Einkünfte <strong>de</strong>r inl. Besteuerung<br />
unterliegen (§ 3c; dazu auch Turnbull/Fink, DB 1989, 1844). Die berufliche<br />
Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. muß entsprechend objektiven und subjektiven Veranlassungskriterien<br />
(eingehend Anm. 145–149) <strong>de</strong>n wesentlichen Grund für <strong>de</strong>n Umzug<br />
darstellen; Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung dürfen keine bzw. nur<br />
eine ganz untergeordnete Rolle spielen, da § 12 Nr. 1 Satz 2 nach Auffassung<br />
<strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>n WKAbzug ansonsten gänzlich ausschließt (BFH v. 22.11.1991 –<br />
VI R 77/89, BStBl. II 1992, 494; v. 16.10.1992 – VI R 132/88, BStBl. II 1993,<br />
610; uE problematisch, Aufteilung ist uU auf <strong>de</strong>m Schätzungswege geboten, s.<br />
Anm. 179; eingehend auch Auf <strong>de</strong>r Springe, DStZ 1985, 89).<br />
Sofern sich verschie<strong>de</strong>ne Veranlassungsfaktoren überlagern, erfolgt die stliche<br />
Beurteilung durch Wertung <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls. UU ist auf die Verhältnisse<br />
aller Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>s ArbN abzustellen (so zutr. FG Ba.-<br />
Württ. v. 6.4.1990, EFG 627, rkr.). Es han<strong>de</strong>lt sich im wesentlichen um eine Tatfrage;<br />
entsprechend allgemeinen verfahrensrechtlichen Grundsätzen muß die<br />
berufliche Veranlassung ein<strong>de</strong>utig feststehen (zur objektiven Beweislast s.<br />
Anm. 55; s. auch FG Ba.-Württ. v. 23.2.1984, EFG 450, rkr.; Stöcker, DStZ<br />
1983, 43f).<br />
Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenbereich gelten nach <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit<br />
(s. Anm. 23) i<strong>de</strong>ntische Abgrenzungsüberlegungen, BFH v. 28.4.1988 – IV R 42/86,<br />
BStBl. II 1988, 777 betr. frei praktizieren<strong>de</strong>n Arzt. Zu Umzugskosten als<br />
außergewöhnliche Belastung iSd. § 33 s. § 33 Anm. 300.<br />
Die Geltendmachung <strong>de</strong>r Umzugsaufwendungen erfolgt im Veranlagungs-, Vorauszahlungs-<br />
o<strong>de</strong>r LStErmäßigungsverfahren (s. Anm. 53).<br />
E Abgrenzung zu dHf.: Im Einzelfall können Umzugskosten als notwendige<br />
Mehraufwendungen im Rahmen einer dHf. gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n; dies ist in Umzugsfällen stets zu prüfen. Ein Umzug zum Beschäftigungsort<br />
bei Beendigung <strong>de</strong>r dHf. ist beruflich veranlaßt (BFH v.<br />
21.7.1989 – VI R 129/86, BStBl. II 1989, 917). Aufwendungen für einen Rückumzug<br />
aus Anlaß <strong>de</strong>r Beendigung einer dHf. können ebenso beruflich veranlaßt<br />
sein wie die Aufwendungen für <strong>de</strong>n vorangegangenen Bezug <strong>de</strong>r Zweitwohnung<br />
am Arbeitsort (BFH v. 29.4.1992 – VI R 146/89, BStBl. II 1992, 667; zum<br />
Rückumzug ins Ausland BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92, BStBl. II 1993, 722<br />
und v. 8.11.1996 – VI R 65/94, BStBl. II 1997, 207 bei privater Mitveranlassung;<br />
s. Anm. 312).<br />
Zeitlicher Zusammenhang zwischen Aufnahme, Beendigung u. Unterbrechung<br />
<strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit u. Umzugskosten ist für <strong>de</strong>n Berufsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
lediglich von indizieller, nicht von materieller Be<strong>de</strong>utung. Beruflich<br />
veranlaßte Umzugsaufwendungen fallen beim ArbN idR als laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vorab<br />
entstan<strong>de</strong>ne WK an (zB Umzug vor erstmaligem Dienstantritt; Voraussetzung:<br />
klar erkennbarer Einnahmenbezug, s. Anm. 162). Auch nachträglich in Abwick-<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Bergkemper<br />
E 210/19<br />
310
311<br />
§9 Anm. 310–311 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
lung eines Arbeitsverhältnisses anfallen<strong>de</strong> Umzugsaufwendungen wer<strong>de</strong>n als<br />
WK anerkannt.<br />
Fehlgeschlagene Umzugskosten können im Einzelfall ebenfalls Erwerbscharakter<br />
haben (zB Umzug wegen vereinbarter beruflicher Versetzung, die dann unterbleibt).<br />
Vgl. auch betr. Aufwendungen für eine Zwischenwohnung infolge<br />
nicht zu vertreten<strong>de</strong>r zeitlicher Verzögerungen FG München v. 15.1.1990, EFG<br />
1990, 418, rkr.<br />
Umzugskostenvergütungen: Nach § 3 Nr. 16 sind Vergütungen, die ArbN außerhalb<br />
<strong>de</strong>s öffentlichen Dienstes von ihrem ArbG zur Erstattung von Umzugskosten<br />
erhalten, stfrei, soweit sie die beruflich veranlaßten Mehraufwendungen<br />
nicht übersteigen (s. dazu im einzelnen § 3 Nr. 16 Anm. 26 ff.). Nach § 3 Nr. 13<br />
sind die aus öffentlichen Kassen an ArbN im öffentlichen Dienst gezahlten Umzugskostenvergütungen<br />
stfrei (s. dazu § 3 Nr. 13 Anm. 20 ff.). Dabei sind die Erstattungen<br />
nur dann stfrei, wenn sie <strong>de</strong>r Abgeltung eines Aufwands dienen, <strong>de</strong>r,<br />
hätte ihn <strong>de</strong>r ArbN selbst zu tragen, als WK abziehbar wäre. Denn wie bei § 3<br />
Nr. 16 han<strong>de</strong>lt es sich auch bei <strong>de</strong>n nach § 3 Nr. 13 stfrei gestellten ArbG-<br />
Leistungen um WKErsatz (s. § 3 Nr. 13 Anm. 2).<br />
Soweit ein Stpfl. die StBefreiung nach § 3 Nr. 13 bzw. 16 in Anspruch nimmt, ist<br />
ein Abzug <strong>de</strong>r Umzugskosten ausgeschlossen (§ 3c; s. § 3 Nr. 13 Anm. 5, 22: § 3<br />
Nr. 16, Anm. 5 mwN).<br />
b) Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />
Erwerbsbezogene Umzugskosten fallen im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte idR<br />
beim ArbN mit Einkünften nach § 19 an (zu Umzugskosten als Betriebsausgaben<br />
s. § 4 Anm. 62). Ein WKAbzug kommt im Grundsatz aber auch bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Überschußeinkünften in Betracht (zB Umzug wegen verbesserter Wahrnehmung<br />
von Verwaltungsaufgaben als Vermieter: WK bei § 21). Es können<br />
einkunftsartenbezogene Konkurrenzsituationen auftreten; maßgebend ist <strong>de</strong>r<br />
engere Wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang (ggf. Aufteilung durch<br />
Schätzung; zur Konkurrenzsituation zwischen § 19 und §§ 21, 21a s. BFH v.<br />
6.11.1986 – VI R 106/85,<br />
E 210/20 210/20–E 210/24<br />
Bergkemper<br />
[Anschluß S. E 210/25]
Umzugskosten Anm. 317–349 §9<br />
wenn ein ausländischer ArbN aus Berufsgrün<strong>de</strong>n in das Inland umzieht; die einschränken<strong>de</strong>n<br />
speziellen beamtenrechtlichen Gesichtspunkte haben aus teleologischen<br />
Grün<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n WKAbzug keine Be<strong>de</strong>utung (BFH v. 6.11.1986 – VI R<br />
135/85, BStBl. II 1987, 188). Zum Rückumzug eines Auslän<strong>de</strong>rs in sein Heimatland<br />
s. BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92 (BStBl. II 1993, 722).<br />
Katalog <strong>de</strong>r abziehbaren Umzugskosten bei Auslandsumzügen nach <strong>de</strong>r<br />
AUV:<br />
p Notwendige Auslagen für das Beför<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Umzugsguts nach § 2 AUV;<br />
p notwendige Auslagen für das Lagern und Unterstellen von Umzugsgut nach § 3 AUV;<br />
p Reisekosten unter Berücksichtigung von Beson<strong>de</strong>rheiten für mitreisen<strong>de</strong> Hausangestellte sowie<br />
notwendige Auslagen für das Beför<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Reisegepäcks nach § 4 AUV;<br />
p Doppelmietzahlungen nach § 5 AUV;<br />
p Aufwendungen zur Beschaffung technischer Geräte nach § 7 AUV;<br />
p Auslagen für umzugsbedingten zusätzlichen Unterricht nach § 8 AUV;<br />
p Pauschvergütung für sonstige Umzugsauslagen nach § 10 AUV: Bei Auslandsumzügen<br />
gelten grundsätzlich die doppelten <strong>de</strong>r in § 10 BUKG angegebenen Beträge.<br />
Sie min<strong>de</strong>rn sich bei einem Umzug vom Ausland in das Inland auf<br />
80 vH (§ 10 Abs. 4 AUV). Davon abweichend steht einem ausländischen<br />
Stpfl., <strong>de</strong>r im Inland als ArbN eingestellt wird, <strong>de</strong>r volle doppelte Pauschbetrag<br />
zu (BFH v. 6.11.1986 – VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188). Zieht ein nur<br />
auf vorübergehen<strong>de</strong> Zeit in das Inland versetzter ausländischer ArbN in sein<br />
Heimatland zurück, sind die Pauschbeträge nach § 10 AUV um 20 vH zu kürzen<br />
(BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92, BStBl. II 1993, 722). Zieht ein unbefristet<br />
an einen Arbeitsort im Inland versetzter ausländischer ArbN nach Erreichen<br />
<strong>de</strong>r Pensionsgrenze in sein Heimatland zurück, steht einem Abzug <strong>de</strong>r<br />
Umzugskosten § 12 Nr. 1 Satz 2 entgegen (BFH v. 8.11.1996 – VI R 65/94,<br />
BStBl. II 1997, 206).<br />
Nicht abziehbar sind die Aufwendungen für die Anschaffung klimabedingter<br />
Kleidung iSd. § 11 AUV (BFH v. 20.3.1992 – VI R 55/89, BStBl. II 1993, 192;<br />
v. 27.4.1994 – VI R 67/92, BStBl. II 1995, 17; Völlmeke, DB 1993, 1590;<br />
LStH 41; aA noch beim Umzug vom Inland ins Ausland BMF v. 8.2.1993,<br />
BStBl. I 1993, 247; v. 29.12.1994, BStBl. I 1995, 53), <strong>de</strong>r Wohnungsausstattung<br />
iSd. § 12 AUV (BFH v. 6.11.1986 – VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188; LStH 41;<br />
aA Bertram/Keppler, DB 1994, 1999) und auch <strong>de</strong>r Einrichtung iSd. § 13 AUV.<br />
Insoweit han<strong>de</strong>lt es sich um typische Lebenshaltungskosten iS von § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 (s. § 3 Nr. 16 Anm. 27).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 219 Juli 2005 Bergkemper<br />
[Anschluß S. E 211]<br />
E 210/31<br />
318–349
§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 210/32 Bergkemper
§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 210/32 Bergkemper
§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 210/32 Bergkemper
§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 210/32 Bergkemper
§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />
E 210/32 Bergkemper
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 359 §9<br />
betrag für Werbungskosten aus <strong>de</strong>r Vermietung und Verpachtung von Wohnzwecken<br />
dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n die nach § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 abziehbaren<br />
Schuldzinsen abgezogen wer<strong>de</strong>n. Ebenso wie <strong>de</strong>r Pauschbetrag war die Vorschrift<br />
letztmalig für <strong>de</strong>n VZ 1998 anwendbar.<br />
§21aenthielt eine Spezialregelung mit abzugsbeschränken<strong>de</strong>r Wirkung für <strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsenabzug bei <strong>de</strong>r Besteuerung selbstgenutzten Wohnraums bis<br />
31. 12. 86. Durch Übergangsregelungen hatte die Vorschrift bis einschlieûlich<br />
VZ 1998 Be<strong>de</strong>utung (sog. groûe Übergangsregelung; s. eingehend § 21 a<br />
Anm. 140ff., 180 ff.). Der dort verwen<strong>de</strong>te Schuldzinsenbegriff stimmt inhaltlich<br />
mit <strong>de</strong>m in § 9 Abs. 1 Nr. 1 überein.<br />
Nach <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>r Besteuerung selbstgenutzten Wohnraums (sog. Konsumgutlösung)<br />
lieûen § 10 e Abs. Abs. 6 für vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Eigennutzung entstan<strong>de</strong>ne<br />
Schuldzinsen einen unbeschränkten Abzug (s. § 10 e Anm. 500 ff.; 700<br />
¹Schuldzinsenª) und darüber hinaus § 10 e Abs. 6 a einen beschränkten Abzug<br />
wie SA zu (sog. erweiterter Schuldzinsenabzug iHv. max. 36 000 DM; s. insbes.<br />
zum zeitlichen Anwendungsbereich § 10 e Anm. 587). Auch die letztgenannte<br />
Vorschrift verwen<strong>de</strong>te einen mit § 9 Abs. 1 Nr. 1 inhaltlich übereinstimmen<strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsenbegriff.<br />
Die rein stl. Wohneigentumsför<strong>de</strong>rung nach § 10 e wur<strong>de</strong> durch das EigZulG v.<br />
15. 12. 1995 (BGBl. I, 1783; BStBl. I, 775) abgelöst. An die Stelle <strong>de</strong>s § 10 e<br />
Abs. 6 trat § 10 i. § 10 i sieht für Kosten vor Beginn <strong>de</strong>r Eigennutzung, also auch<br />
Schuldzinsen, eine Pauschale von 3 500 DM vor, die wie SA abgezogen wer<strong>de</strong>n<br />
kann (s. zur erstmaligen Anwendung § 10 i Anm. 1).<br />
Verhältnis von Nr. 1 (Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten) zu § 10 Abs. 1 Nr. 1a,<br />
§ 12 Nr. 2 und § 22 Nr. 1: Eine subsidiäre Regelung zur Abziehbarkeit wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Leistungen fin<strong>de</strong>t sich im SABereich unter § 10 Abs. 1 Nr. 1a (s. § 10<br />
Anm. 31 ff.), falls es an einem wirtschaftlichen Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
fehlt. Bei<strong>de</strong> Vorschriften kommen nicht zur Anwendung, soweit das vorrangige<br />
Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 2 greift (s. § 12 Anm. 79 ff.). Der in Nr. 1 Satz 2<br />
verwen<strong>de</strong>te Leibrentenbegriff stimmt inhaltlich mit <strong>de</strong>m in § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a. überein. Hieraus kann jedoch kein Korrespon<strong>de</strong>nzprinzip für die stl.<br />
Behandlung von Leisten<strong>de</strong>m und Leistungsempfänger hergeleitet wer<strong>de</strong>n (BFH<br />
v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676 [680]; ausführlich Schmitz, Besteuerung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 73 ff.). Die unterschiedliche Behandlung<br />
beim Empfänger einerseits und beim Leisten<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rerseits kann auch<br />
nicht durch (analoge) Anwendung <strong>de</strong>s § 174 Abs. 1 Satz 1 AO beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />
(BFH v. 26. 1. 1994 X R 57/89, BStBl. II, 597).<br />
Verhältnis von Nr. 1 (dauern<strong>de</strong> Lasten) zu Nr. 7: Im Falle <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
von Erwerbsvermögens gegen dauern<strong>de</strong> Last schlieût die insoweit vorrangige<br />
Norm <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 <strong>de</strong>n vollen Abzug <strong>de</strong>r Zahlungen im Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>s Abflusses aus und schreibt dafür eine Verteilung <strong>de</strong>s Barwerts <strong>de</strong>r<br />
dauern<strong>de</strong>n Last im Wege <strong>de</strong>r AfA nach § 7 vor (s. Anm. 396).<br />
Verhältnis von Nr. 1 (Schuldzinsen) zu § 4 Abs. 4a: s. § 4 Anm. 1040, 1043.<br />
II. Schuldzinsen als Werbungskosten (Nr. 1 Satz 1)<br />
Neueres Schrifttum: Schuhmann, Schuldzinsen als Werbungskosten, StBp. 1997, 320;<br />
Kiethe, Nachträgliche Werbungskosten bei Einkünften aus VuV, DStR 1997, 597; Paus,<br />
Steuerliche Behandlung auûerbetrieblicher Schuldzinsen, StWa. 1997, 193; Kupfer,<br />
Schuldzinsen als Betriebsausgaben und Werbungskosten, KÖSDI 1998, 11506; Flies,<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 215
360<br />
§9 Anm. 359±360 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Nachträgliche Schuldzinsen, DB 1998, 2438; Drenseck, Schuldzinsenabzug nach Funktionswechsel<br />
eines Wirtschaftsguts, DStR 1998, 1326; Spindler, Zum Schuldzinsenabzug<br />
bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, DStZ 1999, 706; Meyer-Koppitz, Schuldzinsen als nachträgliche<br />
Werbungskosten, DStR 1999, 2053; Paus, Schuldzinsen nach Betriebsveräuûerung<br />
bzw. -aufgabe, BB 1999, 1737; Risthaus, Schuldzinsenabzug bei einem Darlehen für die<br />
Herstellung eines teilweise vermieteten und teilweise selbstgenutzten Gebäu<strong>de</strong>s, DB 2000,<br />
293; Paus, Getrennte Finanzierung gemischt genutzter Grundstücke, NWB F. 3, 11331;<br />
Horlemann, Auswirkungen <strong>de</strong>s StEntlG und <strong>de</strong>s StBereinG auf fremdfinanzierte Renten?,<br />
FR 2000, 1314; Tiedtke/Wälzholz, Die steuerliche Aufteilung von Schuldzinsen,<br />
FR 2001, 225; Spindler, Schuldzinsenabzug bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, Stbg. 2001, 49.<br />
1. Begriff und Abgrenzung <strong>de</strong>r einkommensteuerlichen Schuldzinsen<br />
a) Begriff <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />
Wirtschaftlicher Zinsbegriff: Eine steuergesetzliche Definition <strong>de</strong>s Begriffs<br />
<strong>de</strong>r Schuldzinsen fehlt. Nach stRspr. (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />
1995, 47 mwN) sind Schuldzinsen sämtliche einmaligen o<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Leistungen<br />
in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert (Bar- o<strong>de</strong>r Sachaufwendungen), die <strong>de</strong>r Schuldner<br />
an <strong>de</strong>n Gläubiger als Entgelt für die Überlassung eines bestimmten Kapitals zur<br />
Nutzung entrichtet (Kapitalnutzungsvergütung; s. auch § 4 Anm. 1048). Der stl.<br />
Schuldzinsenbegriff ist dabei weit auszulegen mit in Randbereichen flieûen<strong>de</strong>n<br />
Grenzen (insbeson<strong>de</strong>re bei Kreditnebenkosten u. allgemeinen Geldbeschaffungskosten;<br />
so ausdrücklich BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990,<br />
460); die durch die Rspr. gefun<strong>de</strong>nen Konturen sind jedoch für Besteuerungszwecke<br />
ausreichend (glA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 170).<br />
Auf die formale Bezeichnung <strong>de</strong>s Kapitalnutzungsentgelts zwischen <strong>de</strong>n Parteien<br />
kommt es nicht an. Entschei<strong>de</strong>nd ist vielmehr <strong>de</strong>r konkrete wirtschaftliche<br />
Leistungsgehalt (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47 mwN), zu<br />
<strong>de</strong>ssen Bestimmung jedoch auch die getroffenen und durchgeführten vertraglichen<br />
Vereinbarungen herangezogen wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n klassischen Darlehenszinsen<br />
gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen damit auch Kurssicherungsaufwendungen<br />
(s. Anm. 385), Zahlungen aufgrund einer Wertsicherungsklausel (s. Anm. 385),<br />
Verzugszinsen (s. Anm. 385), Bargebotszinsen nach einer Zwangsversteigerung<br />
(s. Anm. 385 ¹Bargebotszinsenª), Zinsanteile bei einer für mehr als ein Jahr<br />
zinslos gestun<strong>de</strong>ten For<strong>de</strong>rung (s. Anm. 385 ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª) u. Verzinsung<br />
eines Rückerstattungsanspruchs zB bei einer vGA (s. Anm. 385 ¹Beteiligungª).<br />
Zur Tilgung einer Schuld gezahlte Beträge sind begrifflich u. inhaltlich keine Schuldzinsen<br />
(BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47); die Darlehensrückzahlung<br />
ist ein vermögensumschichten<strong>de</strong>r Vorgang (s. dazu wegen <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs<br />
auch Anm. 65, 77; zur Aufteilung s. Anm. 361; zum Son<strong>de</strong>rfall<br />
<strong>de</strong>s Tilgungsstreckungsdarlehens s. Anm. 385 ¹Damnumª). Diese Grundsätze<br />
gelten auch für Zahlungen im Rahmen von Nieûbrauchsgestaltungen (glA<br />
Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 180).<br />
P Zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen gehören neben <strong>de</strong>m regelmäûig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Zins auch<br />
ein bei Darlehensvalutierung einbehaltenes Damnum (s. Anm. 385), einbehaltene<br />
Zinsbegrenzungsprämien (s. Anm. 385), einmalige Kreditnebenkosten und<br />
Geldbeschaffungskosten (zinsähnliche Aufwendungen) wie Bankkosten u. -gebühren,<br />
Notar- u. Gerichtsgebühren für die dingliche Sicherung, Finanzierungsprovisionen<br />
und -gebühren (s. Anm. 385), Bereitstellungszinsen (s. Anm. 385),<br />
Reisekosten zur Kreditbesorgung (BFH v. 4. 3. 1966 VI 258/65, BStBl. II, 451),<br />
Vorfälligkeitsentschädigungen (s. Anm. 385), Umschuldungskosten (Schmidt/<br />
E 216 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 360±361 §9<br />
Drenseck XX. § 9 Rn. 91), Abschluû- u. Zuteilungsgebühren für Bausparverträge<br />
(s. Anm. 385 ¹Bauspardarlehenª).<br />
P Nicht zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen gehören Kursverluste, insbeson<strong>de</strong>re bei Fremdwährungsdarlehen<br />
(BFH v. 9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338; ebenso v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Kursverlusteª; Schmidt/Drenseck XX.<br />
§ 9 Rn. 25; Heuermann, DStZ 1994, 229; kritisch Maly, FR 1994, 457; zu Kursverlusten<br />
allgemein s. Anm. 750), Aufwendungen für <strong>de</strong>n Verkauf eines Wirtschaftsguts<br />
zur Finanzierung eines an<strong>de</strong>ren Wirtschaftsguts (s. Anm. 385 ¹Verkaufsprovisionenª),<br />
Zahlungen wegen einer schenkweise abgetretenen<br />
Eigentümergrundschuld (BFH v. 18. 10. 1974 VI R 175/72, BStBl. II 1975,<br />
502).<br />
Zu Aufwendungsarten, die sowohl Schuldzinsen, Anschaffungs-/Herstellungskosten<br />
<strong>de</strong>s Wirtschaftsguts als auch nichtabziehbare Aufwendungen in <strong>de</strong>r<br />
Vermögenssphäre sein können (zB stl. Nebenleistungen, Bauzeitzinsen)<br />
s. Anm. 385).<br />
Verhältnis zum zivilrechtlichen Zinsbegriff: Der estl. Schuldzinsenbegriff<br />
geht wegen seines wirtschaftlichen Verständnisses über <strong>de</strong>n engeren zivilrechtliche<br />
Zinsbegriff iSd. §§ 246±248 BGB hinaus, <strong>de</strong>r nur Laufzeit abhängige Kapitalnutzungsvergütungen<br />
umfaût, hat diesen allerdings zur Grundlage (ausführlich<br />
zum zivilrechtlichen Zinsbegriff Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9<br />
Rn. 166 f.).<br />
Be<strong>de</strong>utung von Rückgriffsansprüchen: Da es sich bei Schuldzinsen um<br />
finanzierungsbezogene Aufwendungen han<strong>de</strong>lt, muû nach allgemeinen Grundsätzen<br />
eine endgültige wirtschaftliche Belastung <strong>de</strong>s Stpfl. nicht vorliegen (s. eingehend<br />
Anm. 65). Ein Rückgriffsanspruch <strong>de</strong>s Stpfl. wegen von ihm bezahlter<br />
Zinsen (zB als voll in Anspruch genommener Gesamtschuldner gegen die Mitschuldner,<br />
als Bürge gegen <strong>de</strong>n Hauptschuldner) steht <strong>de</strong>m Abzug von WK daher<br />
nicht entgegen. Die Erstattung ist dann als Einnahme <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Einkunftsart im Jahr <strong>de</strong>s Zuflusses zu behan<strong>de</strong>ln (aA Trzaskalik in K/S/M,<br />
§ 11 Rn. C 40 ff.). Zu <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfällen darlehensähnlicher Gestaltungen u.<br />
durchlaufen<strong>de</strong>r Posten s. Anm. 78. Wegen <strong>de</strong>r Behandlung von Zinszuschüssen<br />
s. Anm. 385.<br />
b) Abgrenzung zur Kapitalrückzahlung<br />
Wer<strong>de</strong>n Schuldzinsen und Tilgungsbeträge einheitlich geleistet, was insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei Annuitäts- und Ratenkrediten <strong>de</strong>r Fall ist, muû <strong>de</strong>r nicht abziehbare Tilgungsanteil<br />
ausgeson<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />
1995, 47). Fehlt eine vertragliche Vereinbarung über die Aufteilung, erfolgt die<br />
rechnerische Ermittlung <strong>de</strong>s Zinsanteils idR nach <strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> (vgl.<br />
BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10 Abs. 1 Ziff. 1 R. 152 betr. Teilzahlungskredit;<br />
zu Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Ratenkrediteª); wegen an<strong>de</strong>rer<br />
Ermittlungsmetho<strong>de</strong>n s. Meilicke, NWB F. 3, 5544.<br />
Probleme <strong>de</strong>r Tilgungsreihenfolge: Ist zweifelhaft, ob eine die Gesamtschuld<br />
nicht ab<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Zahlung als Zins o<strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ntilgung anzusehen ist, gilt die<br />
Anrechnungsreihenfolge <strong>de</strong>s § 367 BGB (1. Kosten, 2. Zinsen, 3. Hauptleistung).<br />
Sie ist auch anzuwen<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Schuldner aufgrund seiner schlechten<br />
wirtschaftlichen Verhältnisse ± im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Zahlung ± nicht in <strong>de</strong>r Lage<br />
ist, das gesamte Kapital zurückzuzahlen (BFH v. 23. 1. 1964 IV 448/60, HFR<br />
1964, 393; s. eingehen<strong>de</strong>r § 20 Anm. 75). Zur modifiziert geregelten Tilgungsreihenfolge<br />
bei Ansprüchen aus <strong>de</strong>m Steuerschuldverhältnis s. § 225 AO.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 217<br />
361
362<br />
363<br />
§9 Anm. 362±363 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
2. Wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />
a) Voraussetzungen und Rechtsfolgen<br />
Schuldzinsen sind gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nur WK, soweit sie mit einer <strong>de</strong>r in<br />
§ 2 Abs. 1 Nr. 4±7 angegebenen Einkunftsarten in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />
stehen. Für erwerbsbezogene Schuldzinsen ist § 9 Abs. 1 Nr. 1 lex specialis<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 (eingehen<strong>de</strong>r Anm. 357).<br />
Voraussetzung:<br />
P Ein wirtschaftlicher Zusammenhang ist erfor<strong>de</strong>rlich, dh. ein wirtschaftlich bestimmter<br />
Veranlassungszusammenhang (s. Anm. 363); entschei<strong>de</strong>nd ist hierbei<br />
<strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme (s. Anm. 370; s. auch § 4 Anm. 1049).<br />
P Ein rechtlicher Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r zinsauslösen<strong>de</strong>n Darlehensaufnahme<br />
und einem ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgut etwa durch die dingliche<br />
Belastung eines vermieteten Grundstücks mit einer Grundschuld reicht bei<br />
abweichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Darlehensverwendung zur Begründung <strong>de</strong>s<br />
WKAbzugs nicht aus (stRspr., zuletzt BFH v. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II<br />
1999, 676 mwN); gleiches gilt bspw., wenn ein finanziertes Bausparguthaben zur<br />
Sicherung eines nicht mit Einkünften im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>s Darlehen<br />
eingesetzt wird (BFH v. 18. 2. 1992 VIII R 94/90, BStBl. II, 1005).<br />
Dies entspricht <strong>de</strong>n allgemeinen, wirtschaftlich geprägten Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
(s. eingehend Anm. 145±149). Ebenfalls unbeachtlich für die<br />
WKQualifikation ist ein örtlicher, zeitlicher o<strong>de</strong>r sonstiger zufallsbedingter Erwerbszusammenhang<br />
(vgl. Anm. 154).<br />
Rechtsfolge: Bei bestehen<strong>de</strong>m wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang sind<br />
die Schuldzinsen nach zeitlicher Maûgabe <strong>de</strong>s Abfluûprinzips bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Einkunftsart in Abzug zu bringen (Abs. 1 Satz 2). Im Einzelfall<br />
sind allerdings die verschie<strong>de</strong>nen steuergesetzlich festgelegten Abzugsverbote u.<br />
-beschränkungen zu beachten (s. als Überblick Anm. 216, 217).<br />
b) Erwerbsbezogenes Veranlassungsprinzip und Nachweisgebot<br />
Entsprechend seiner steuersystematischen Be<strong>de</strong>utung als gesetzlich kodifizierter<br />
Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen Veranlassungsprinzips (s. Anm. 357) be<strong>de</strong>utet<br />
<strong>de</strong>r in Abs. 1 Nr. 1 verlangte wirtschaftliche Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />
folgen<strong>de</strong>s:<br />
Wirtschaftliche Veranlassung: Die Schuldzinsen müssen durch eine auf stbare<br />
und stpfl. Einkünfte ausgerichtete Erwerbstätigkeit objektiv u. idR auch subjektiv<br />
wirtschaftlich veranlaût sein (zB BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II<br />
1997, 454; v. 24. 4. 1997 VII R 53/95, BStBl. II, 682, jeweils mwN; s. allgemein<br />
zum Veranlassungszusammenhang bei WK Anm. 145 ff.). Schuldzinsen sind<br />
durch eine Erwerbstätigkeit immer nur mittelbar veranlaût (s. Anm. 357); die<br />
unmittelbare Veranlassung liegt in <strong>de</strong>r Begründung einer verzinslichen Verpflichtung.<br />
Die hierdurch bedingte Nähe zum Vermögensbereich hin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug nicht (Grundsatz <strong>de</strong>r Finanzierungsfreiheit, zB BFH v. 23. 1. 1991<br />
X R 37/86, BStBl. II, 398). Eine Notwendigkeit zur Kreditaufnahme zB wegen<br />
Fehlens von Eigenmitteln muû nicht bestehen, so daû auf <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug<br />
gestaltend Einfluû genommen wer<strong>de</strong>n kann (zuletzt BFH v. 27. 10. 1998<br />
IX R 29/96, BStBl. II 1999, 680; grundlegend BFH v. 8. 12. 1997 GrS 1±2/95,<br />
BStBl. II 1998, 193 mwN). Zum wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />
von Schuldzinsen bei Nieûbrauchsgestaltungen, sonstigen Nutzungsrechten und<br />
E 218 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 363±369 §9<br />
Bauten auf frem<strong>de</strong>m Grund u. Bo<strong>de</strong>n s. Anm. 750; vgl. auch A. Söffing/<br />
M. Söffing, DStR 1993, 1690 ff.<br />
Fehlt es an einer ganz überwiegen<strong>de</strong>n (Wesentlichkeitsgrundsatz) o<strong>de</strong>r klar abgrenzbaren<br />
(zur Aufteilungsproblematik s. Anm. 177±179) erwerbswirtschaftlichen<br />
Veranlassung, liegt allenfalls eine SA (s. § 10 Anm. 24; Tiedtke/Wälzholz,<br />
DStR 1999, 1794 ff.) o<strong>de</strong>r auûergewöhnliche Belastung (s. § 33 Anm. 134)<br />
vor.<br />
Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart: Der wirtschaftliche<br />
Zusammenhang besteht regelmäûig zu einer bestimmten Einkunftsart und<br />
± ohne gesetzliche Nennung ± zu einer Einkunftsquelle (zB einem bestimmten<br />
Immobilienprojekt, einem Wertpapier), bei <strong>de</strong>r die Schuldzinsen vollständig<br />
o<strong>de</strong>r beschränkt in Abzug zu bringen sind (zur Problematik <strong>de</strong>r Zuordnung bei<br />
Depotfinanzierungen s. Anm. 375). Vor allem bei vorbereiten<strong>de</strong>n Schuldzinsen<br />
reicht jedoch eine klar erkennbare erwerbsbezogene Veranlassung aus, ohne daû<br />
die konkret betroffene Einkunftsart von vornherein feststeht (so auch BFH v.<br />
5. 5. 1993 X R 128/90, BStBl. II, 867; grundlegend BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/<br />
88, BStBl. II, 817); diese Auslegung geht uE aus teleologischen Grün<strong>de</strong>n über<br />
<strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut hinaus (s. eingehend Anm. 163). Die ermittlungstechnisch<br />
zwingen<strong>de</strong> Einkunftsartenzuordnung erfolgt erst bei <strong>de</strong>r Rechtsfolgebestimmung.<br />
Zeitlicher Zusammenhang: Ein zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit<br />
ist für <strong>de</strong>n WKAbzug nicht erfor<strong>de</strong>rlich (s. Anm. 154). Bei Schuldzinsen<br />
iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 kann es sich um vorbereiten<strong>de</strong>, laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche<br />
Schuldzinsen han<strong>de</strong>ln (als Überblick s. Mienert, DB 1982, 1129). Vor allem für<br />
nachträgliche Schuldzinsen hat <strong>de</strong>r BFH jedoch wegen <strong>de</strong>r Nähe zur steuerneutralen<br />
Vermögenssphäre <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang eng<br />
begrenzt (s. Anm. 371). Auch bei einem Fehlschlag <strong>de</strong>r beabsichtigten Einkunftserzielung<br />
(zB Ausfall <strong>de</strong>r refinanzierten Darlehensfor<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Konkurs <strong>de</strong>r<br />
GmbH als kreditfinanziertes Beteiligungsengagement) können Schuldzinsen<br />
entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips zumin<strong>de</strong>st<br />
bis zur gesicherten Kenntnis <strong>de</strong>s Stpfl. von <strong>de</strong>m Fehlschlag WK darstellen<br />
(BFH v. 30. 3. 1999 VIII R 30/96, BFH/NV 1999, 1321 ¹Zahlungsunfähigkeitª;<br />
v. 10. 12. 1992 VIII R 98/90, BFH/NV 1993, 468 ¹Konkursª).<br />
Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse: Der wirtschaftliche Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />
muû vom Stpfl. in substantiierter Form dargelegt und nachgewiesen wer<strong>de</strong>n; es<br />
gelten die allgemeinen Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse (Amtsermittlungspflicht <strong>de</strong>s FA<br />
und Mitwirkungspflicht <strong>de</strong>r Stpfl. ergänzen sich) u. die Regeln zur Feststellungslast<br />
(zuletzt BFH v. 27. 10. 1999 IX R 44/95, BStBl. II, 676; v. 24. 4. 1997 VII R<br />
53/95, BStBl. II, 682 mwN; s. zum Verfahrensrecht eingehend Anm. 54, 55).<br />
Die Intensität <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. obliegen<strong>de</strong>n Darlegungs- und Nachweispflichten<br />
hängt von <strong>de</strong>r Üblichkeit <strong>de</strong>s begehrten Schuldzinsenabzugs ab (BFH v.<br />
18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510).<br />
Nahesten<strong>de</strong> Personen: Wegen <strong>de</strong>s oftmals fehlen<strong>de</strong>n Interessengegensatzes gelten<br />
beson<strong>de</strong>re Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse bei Darlehensverträgen zwischen nahestehen<strong>de</strong>n<br />
Personen, insbeson<strong>de</strong>re Angehörigen iSd. § 15 AO (s. allgemein § 2<br />
Anm. 170ff., speziell zu Darlehensverträgen s. § 20 Anm. 837 f.).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
364±369<br />
E 219
370<br />
§9 Anm. 370 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
c) Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme als Kriterium erwerbsbezogener<br />
Veranlassung<br />
Nach <strong>de</strong>r BFH-Rspr. ist für die Bestimmung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs<br />
<strong>de</strong>r Zinsaufwendungen <strong>de</strong>r alleinige o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Zweck<br />
<strong>de</strong>r Schuldaufnahme bei <strong>de</strong>ckungsgleicher zweckentsprechen<strong>de</strong>r Verwendung<br />
maûgeblich (grundlegend BFH v. 21. 11. 1989 IX R 10/84, BStBl. II 1990, 213;<br />
v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817 [823]; v. 8. 12. 1997 GrS 1±2/95,<br />
BStBl. II 1998, 193 [197]; zuletzt v. 27. 10. 1998 IX R 19/96, 44/95, 29/96,<br />
BStBl. II 1999, 676ff.; zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Schuldzinsen als Fehlaufwendungen<br />
s. Anm. 371; nach Aufgabe <strong>de</strong>r sog. Sekundärfolgen-Rspr. gelten die o. g. Grundsätze<br />
uneingeschränkt auch im Falle <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei vorweggenommener<br />
Erbfolge u. Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung, s. Anm. 385). Maûgeblich dafür, ob<br />
ein wirtschaftlicher Erwerbszusammenhang besteht, ist zum einen die werten<strong>de</strong><br />
Beurteilung <strong>de</strong>s die betreffen<strong>de</strong>n Aufwendungen auslösen<strong>de</strong>n Moments (so<br />
BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817 [823]), zum an<strong>de</strong>ren die Zuweisung<br />
dieses maûgeblichen Bestimmungsgrunds zur estrechtlich relevanten Erwerbssphäre<br />
(BFH v. 14. 4. 1992 VIII R 6/87, BStBl. II 1993, 275). Der BFH<br />
stellt im Anschluû an Groh (DB 1992, 444 [447]) nahezu ausschlieûlich darauf<br />
ab, ob die Primärverbindlichkeit unmittelbar mit einer Einkunftsart zusammenhängt<br />
(s. Anm. HFR 1993, 379).<br />
Kritik: Bei <strong>de</strong>r Konkretisierung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Einkunftsartenzusammenhangs<br />
stellt die Rspr. Finalitätsaspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund und nimmt Rückgriff<br />
auf das ± steuerdogmatisch bereits überwun<strong>de</strong>ne ± Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis.<br />
UE ist gera<strong>de</strong> bei Schuldzinsen als typisch mittelbaren Werbungskosten<br />
(s. Anm. 357) zur Grundqualifikation <strong>de</strong>r Aufwendungen eine wirtschaftliche<br />
Veranlassungsanalyse entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Kriterien ausreichend<br />
(s. allgemein zum WKBegriff Anm. 149); bezogen auf Schuldzinsen wer<strong>de</strong>n die<br />
Schwächen <strong>de</strong>r Rspr. beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich bei nur mittelbar mit <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
zusammen hängen<strong>de</strong>n Zinsaufwendungen nach vorweggenommener<br />
Erbfolge und Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung (s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
und Erbfolgeª).<br />
Von <strong>de</strong>r Rspr. anerkannte Erwerbszwecke: Der Erwerbszweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme<br />
ist insbeson<strong>de</strong>re dann zu bejahen (keine abschlieûen<strong>de</strong> Aufzählung;<br />
siehe zB BFH v. 5. 5. 1993 X R 128/90, BStBl. 1993, 867, betr. Schuldzinsenabzug<br />
zur Finanzierung <strong>de</strong>s anläûlich einer Ehescheidung nach § 1587 o BGB vereinbarten<br />
Versorgungsausgleichs), wenn die Kreditmittel nachweisbar zur Finanzierung<br />
folgen<strong>de</strong>r Vorgänge verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, und zwar unabhängig von <strong>de</strong>r<br />
betroffenen Überschuûeinkunftsart:<br />
p Zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung von ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern (zB divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nberechtigte<br />
Wertpapiere, GmbH-Anteile, Rentenstammrechte, verpachtete<br />
Grundstücke, vermietete Gebäu<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r Erwerbsmitteln; die Abnutzbarkeit <strong>de</strong>r<br />
WG u. damit die stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />
selbst ist unerheblich; zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Einbeziehung von Finanzierungsaufwendungen<br />
in die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten s.<br />
Anm. 375). Es kann sich auch um die Finanzierung nachträglicher Anschaffungs-<br />
o<strong>de</strong>r Herstellungskosten han<strong>de</strong>ln.<br />
p Zur Durchführung von Erhaltungsmaûnahmen an abnutzbaren ertragbringen<strong>de</strong>n<br />
Wirtschaftsgütern.<br />
p Zur Durchführung o<strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erwerbsleistungen, die selbst WK darstellen<br />
(zB Grundsteuerzahlungen, Hausmeisterentgelt).<br />
E 220 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 370±371 §9<br />
Für die Beurteilung <strong>de</strong>s Erwerbszwecks maûgeben<strong>de</strong>r Zeitpunkt: Aus <strong>de</strong>r<br />
auf die tatsächlichen Verwendung fixierten Rspr. ergibt sich, daû <strong>de</strong>r Erwerbszweck<br />
<strong>de</strong>r Schuldaufnahme zur Begründung <strong>de</strong>s WKAbzugs zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Investitionsdurchführung vorliegen muû. Dies ist bei <strong>de</strong>r Finanzierung sofort abziehbarer<br />
WK unproblematisch, da im Verwendungszeitpunkt die endgültige<br />
Rechtslage eintritt. An<strong>de</strong>res gilt für wirtschaftsgutbezogene Kreditfinanzierungen.<br />
Eine spätere Darlehensaufnahme bspw. zum Austausch einer ursprünglichen<br />
Eigenkapitalfinanzierung führt bei bereits angeschafften o<strong>de</strong>r hergestellten<br />
ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern nicht zum Schuldzinsenabzug.<br />
Vgl. BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817, Abschn. C. II. 5. f.; v. 27. 1. 1993<br />
IX R 229/87, BFH/NV 1993, 603; v. 7. 11. 1996 IV R 87/95, BFH/NV 1997, 339;<br />
nach Kempermann, DB 1991, 669 (671), ist ausnahmsweise eine Zwischenfinanzierung<br />
aus eigenen Mitteln unschädlich, wenn die Entscheidung zur Fremdfinanzierung nachweislich<br />
feststeht und sich lediglich die Bereitstellung <strong>de</strong>r Darlehensvaluta verzögert;<br />
ebenso Wassermeyer, StuW 1982, 352 (362).<br />
Stellungnahme: UE als allgemeiner Grundsatz unter wirtschaftlichen Veranlassungsgesichtspunkten<br />
zu eng, falls die spätere Kreditaufnahme nicht auf rein<br />
privaten o<strong>de</strong>r im sonstigen steuerneutralen Bereich liegen<strong>de</strong>n Erwägungen beruht,<br />
son<strong>de</strong>rn finanzierungsbezogene Grün<strong>de</strong> (zB Renditeaspekte) im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stehen (zum Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs s. Anm. 380).<br />
Wirtschaftsgutbezogene Nachfinanzierungen sind dagegen uE möglich u. steuerunschädlich<br />
(s. auch betr. Berlin-Darlehen OFD Berlin v. 8. 1. 1988, DStR 1988,<br />
327). Generell kommt bei Dauerschuldverhältnissen auch ein Wechsel <strong>de</strong>s steuerrelevanten<br />
Veranlassungszusammenhangs in Betracht (s. Anm. 380). Bei einer<br />
vorzeitigen Auszahlung <strong>de</strong>r Darlehensmittel an <strong>de</strong>n Stpfl. muû <strong>de</strong>ren zwischenzeitliche<br />
zweckfrem<strong>de</strong> (private) Verwendung (zB durch Tages- o<strong>de</strong>r Termingeldanlage<br />
bis zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rechnungsbegleichung) ausgeschlossen sein (BFH<br />
v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510 [514]).<br />
d) Vorab entstan<strong>de</strong>ne/vergebliche Schuldzinsen<br />
Vorab entstan<strong>de</strong>ne (= vorbereiten<strong>de</strong>) Schuldzinsen bil<strong>de</strong>n unabhängig von <strong>de</strong>r konkreten<br />
Zeitspanne bis zur voraussichtlichen Einnahmeerzielung bei einem ausreichend<br />
bestimmten wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang WK im Rahmen<br />
<strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte. Der wirtschaftliche Zusammenhang ist ausreichend<br />
bestimmt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. anhand objektiver Umstän<strong>de</strong> nachweisen kann, daû er<br />
endgültig <strong>de</strong>n Entschluû gefaût hat, mittels <strong>de</strong>s finanzierten Objekts Einkünfte<br />
zu erzielen (stRspr. zB BFH v. 4. 3. 1997 IX R 29/93, BStBl. II 1997, 610<br />
mwN). Der Entschluû muû sich uE nicht auf eine bestimmte Einkunftsart<br />
beziehen (s. ausführlich Anm. 163).<br />
Typische vorab entstan<strong>de</strong>ne Schuldzinsen sind: Bauzeitzinsen, Bereitstellungszinsen, Damnum<br />
(s. jeweils Anm. 385 unter <strong>de</strong>m entspr. Stichwort), Abschluûgebühren/Auffüllungszinsen<br />
für einen Bausparvertrag (s. Anm. 385 ¹Bauspardarlehenª), Finanzierungskosten<br />
zum Bauplatzerwerb (s. Anm. 385 ¹Grundstück, unbebautª), Finanzierungskosten zur<br />
Ablösung eines Nieûbrauchs (s. Anm. 385 ¹Nieûbrauchª), Finanzierung <strong>de</strong>s Einmalbeitrags<br />
einer privaten Kapital- o<strong>de</strong>r Rentenversicherung, fremdfinanzierte Nachentrichtung<br />
freiwilliger Beiträge zur Angestelltenversicherung, Schuldzinsen und an<strong>de</strong>re Finanzierungskosten<br />
<strong>de</strong>s anläûlich einer Ehescheidung nach § 1587 o BGB vereinbarten<br />
Versorgungsausgleichs (s. jeweils Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª); keine vorab entstan<strong>de</strong>nen<br />
Schuldzinsen sind: Zinsaufwand <strong>de</strong>s Eigentümers bei vorbehaltenem Wohnungsrecht/Nieûbrauch<br />
(BFH v. 10. 6. 1998 IX B 47/98, BFH/NV 1998, 1346); an<strong>de</strong>rs bei<br />
ernst gemeinter Übertragungszusage (BFH v. 31. 5. 2000 IX R 6/96, DStRE 2000,<br />
1180).<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 221<br />
371
372<br />
§9 Anm. 371±372 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Wird <strong>de</strong>r nachgewiesene Erwerbszweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme endgültig nicht<br />
erreicht, än<strong>de</strong>rt dies nichts am WKAbzug <strong>de</strong>r bereits entstan<strong>de</strong>nen Schuldzinsen<br />
(stRspr. zB BFH v. 4. 3. 1997 IX R 29/93, BStBl. II, 610 mwN). Es gelten die<br />
allgemeinen Grundsätze zu vergeblichen WK (vgl. dazu Anm. 165, 166). Eine<br />
Aktivierung <strong>de</strong>r vom Stpfl. für eigene Finanzierungszwecke vergeblich aufgewen<strong>de</strong>ten<br />
Schuldzinsen bei einem ähnlichen Investitionsobjekt kommt uE nicht<br />
in Betracht.<br />
e) Nachträgliche Schuldzinsen<br />
Schuldzinsen, die erst nach Aufgabe <strong>de</strong>r auf Einnahmeerzielung gerichteten<br />
Tätigkeit anfallen (sog. nachträgliche Schuldzinsen) könne als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn sie noch in wirtschaftlichem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r früheren Einnahmeerzielung<br />
stehen (zum allgemeinen Begriff nachträgliche WK s. Anm. 170, 172).<br />
Stand <strong>de</strong>r BFH-Rechtsprechung:<br />
P Rückständige Schuldzinsen wer<strong>de</strong>n vom BFH als nachträgliche WK anerkannt,<br />
soweit Sie auf die Zeit <strong>de</strong>r einnahmeerzielungsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />
Erwerbsvermögens entfallen, aber erst nach Ablauf <strong>de</strong>r Zeit bezahlt<br />
wer<strong>de</strong>n (zB BFH v. 14. 6. 1994 VIII R 14/93, BFH/NV 1995, 377 bzgl. Kapitalvermögen;<br />
v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289 bzgl. VuV;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen).<br />
P Bei Schuldzinsen zur Finanzierung von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten besteht<br />
<strong>de</strong>r wirtschaftliche Zusammenhang mit <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />
nur solange <strong>de</strong>r mit Kredit finanzierte Vermögensstamm Erwerbszwecken gewidmet<br />
ist (BFH v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289). Ist dies nicht<br />
mehr <strong>de</strong>r Fall, sind die Schuldzinsen eine in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre unbeachtliche<br />
Gegenleistung für die Überlassung eines Kapitals, das nicht mehr <strong>de</strong>r Erzielung<br />
von Einkünften dient (BFH v. 7. 8. 1990 VIII R 67/86, BFHE 162, 48). Mithin<br />
sind Schuldzinsen nicht als WK abziehbar, soweit sie auf die Zeit nach <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />
<strong>de</strong>s finanzierten Vermögensstamms o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sonstigen Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Einkunftserzielung zB durch Nutzungsän<strong>de</strong>rung entfallen. Gleiches gilt,<br />
wenn ein refinanziertes Darlehen getilgt wird und <strong>de</strong>r Tilgungsbetrag nicht zur<br />
Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungsdarlehens verwen<strong>de</strong>t wird (bei Begleichung<br />
von als WK abziehbaren Kosten mit <strong>de</strong>m Tilgungsbetrag s. Anm. 380). Unerheblich<br />
ist, ob die Beendigung freiwillig o<strong>de</strong>r zwangsweise erfolgt (BFH v.<br />
12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289; v. 10. 11. 1992 VIII R 98/90,<br />
BFH/NV 1993, 468). Der Veräuûerung gleichzustellen ist <strong>de</strong>shalb die Zwangsversteigerung<br />
eines Grundstücks (BFH v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II<br />
1992, 289) o<strong>de</strong>r die erwiesene Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>s Schuldners einer refinanzierten<br />
For<strong>de</strong>rung (BFH v. 30. 3. 1999 VIII R 30/96, BFH/NV 1999, 1321<br />
mwN). Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r Erlös zur Tilgung <strong>de</strong>r restlichen Darlehensschuld<br />
nicht ausreicht (BFH v. 12. 10. 1995 IX R 115/90, BFH/NV 1996, 208<br />
mwN) o<strong>de</strong>r Kredite zunächst nicht abgelöst wer<strong>de</strong>n können, weil <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />
auf einem Notar-An<strong>de</strong>rkonto hinterlegt ist (BFH v. 12. 10. 1995 IX R 115/90,<br />
BFH/NV 1996, 208; siehe aber ggf. Anm. 380 bei einem verzinslichen Notar-<br />
An<strong>de</strong>rkonto). Beabsichtigt <strong>de</strong>r Stpfl. zwar das Erwerbsvermögen zu veräuûern,<br />
führt er seine auf Einkunftserzielung gerichtete Tätigkeit jedoch (vorübergehend)<br />
fort, ist <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug weiterhin möglich (BFH v. 4. 3. 1997 IX R<br />
29/93, BStBl. II, 610). Unschädlich ist ebenso die vorübergehen<strong>de</strong> Unterbrechung<br />
<strong>de</strong>r Einnahmeerzielung (BFH v. 10. 11. 1992 VIII R 98/90, BFH/NV<br />
1993, 468 mwN). Zur entgegenstehen<strong>de</strong>n Schuldzinsen-Rspr. bei Betriebsaufgabe<br />
s. § 16 Anm. 274, 439.<br />
E 222 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 372 §9<br />
P Schuldzinsen auf ein Darlehen zur Finanzierung laufen<strong>de</strong>r WK (zB Erhaltungsaufwand)<br />
sind unabhängig von ihrer Entstehung auch nach Veräuûerung <strong>de</strong>s<br />
Vermögensstamms als WK abziehbar (BFH v. 16. 9. 1999 IX R 42/97, BStBl. II<br />
2001, 528; aA BMF v. 18. 7. 2001, BStBl. I, 1130).<br />
Die Finanzverwaltung teilt bis auf die letztgenannte Fallgruppe die Auffassung<br />
<strong>de</strong>s BFH (siehe nur OFD Kiel v. 26. 7. 1990, StEK EStG § 9 Nr. 531; OFD<br />
Münster v. 14. 7. 1992, StEK EStG § 9 Nr. 593).<br />
Kontroverse Rechtsauffassungen im Schrifttum:<br />
P Im Schrifttum wird die durch <strong>de</strong>n BFH gefor<strong>de</strong>rte Behandlung nachträglicher<br />
Schuldzinsen<br />
p teilweise begrüût, zumin<strong>de</strong>st im Ergebnis akzeptiert (vgl. v. Bornhaupt in<br />
K/S/M, § 9 Rn. C 60 ff. mwN in Rdnr. C 55 f.; Gericke in Bor<strong>de</strong>win/Brandt,<br />
§ 9 Rn. 88 f., 119; La<strong>de</strong>mann/Classen, § 9 Rn. 26 a; Blümich/Thürmer, §9<br />
Rn. 600 Stichwort: Zinsen; aus <strong>de</strong>r neueren Literatur: Meyer, StBp. 1995, 30;<br />
Sel<strong>de</strong>r, DStZ 1995, 8; Spindler, DStZ 1999, 706 [709]; <strong>de</strong>rs., Stbg. 2001, 49<br />
[55], <strong>de</strong>r jedoch im Fall <strong>de</strong>r Steuerbarkeit <strong>de</strong>s Veräuûerungsvorgangs zB nach<br />
§ 23 eine Abziehbarkeit bejaht).<br />
p teilweise abgelehnt als Verstoû gegen das Veranlassungsprinzip, gegen das objektive<br />
Nettoprinzip und <strong>de</strong>n Gleichheitsgrundsatz <strong>de</strong>s Art. 3 GG (vgl. v. Re<strong>de</strong>n<br />
in L/B/P, § 9 Rn. 195; Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 40 ff.; aus <strong>de</strong>r neueren<br />
Literatur: Kupfer, KÖSDI 1993, 9431 [9434]; Depping/Rösel, GmbHR 1994,<br />
105; Rauch, Nachträgliche WK, 1996, 107 ff.; Kiethe, DStR 1997, 597;<br />
Schuhmann, StBp. 1997, 320; Meyer-Koppitz, DStR 1999, 2053; Paus, BB<br />
1999, 1737, differenzierend Flies, DB 1998, 2438).<br />
P Zusammenfassung: Die Rechtslage muû weiterhin als str. bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Ausnahmen gelten allerdings für <strong>de</strong>n Fallbereich <strong>de</strong>r rückständigen Schuldzinsen<br />
(uE han<strong>de</strong>lt es sich hierbei nicht um nachträgliche, son<strong>de</strong>rn um nachgezahlte<br />
WK; zur Unterscheidung s. Anm. 222, auch Anm. 170) und neuerdings auch für<br />
nachträgliche Schuldzinsen aus <strong>de</strong>r Finanzierung laufen<strong>de</strong>r WK (s. auch Spindler,<br />
DStZ 1999, 706)<br />
Stellungnahme: Nachträgliche Schuldzinsen im Zusammenhang mit einem stl.<br />
Erwerbsengagement können sich in unterschiedlichen Situationstypen und aus<br />
unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n darstellen (siehe ausführlich Rauch, Nachträgliche<br />
WK, 1996, 101 ff.); dies gebietet uE abweichend zum BFH eine differenzierte<br />
Beurteilung.<br />
Ausgangspunkt einer sachgerechten Lösung ist die Frage, ob sich <strong>de</strong>r während<br />
<strong>de</strong>r Hauptphase <strong>de</strong>s Engagements im Rahmen eines Dauerschuldverhältnisses<br />
bestehen<strong>de</strong> wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang zwischen Zinsaufwendung<br />
und Erwerbsleistung (Verwendung <strong>de</strong>s Darlehens zu mittelbaren Einkunftserzielungszwecken)<br />
durch die Nutzungsbeendigung gelöst hat o<strong>de</strong>r noch<br />
fortwirkt.<br />
P Zwingen<strong>de</strong> Fortführung <strong>de</strong>s Kreditengagements: Können die Darlehensverbindlichkeiten<br />
nicht getilgt wer<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r realisierte Veräuûerungserlös bei freiwilliger<br />
o<strong>de</strong>r zwangsweiser Übertragung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens nicht zur (vollständigen)<br />
Schul<strong>de</strong>ntilgung ausreicht o<strong>de</strong>r das Erwerbsvermögen (teilweise) ersatzlos<br />
untergeht (Naturkatastrophe/Brand bei Grundstücken, Konkurs/Zahlungsunfähigkeit<br />
bei Beteiligungen und Krediten), so haben die nachträglichen Zinszahlungen<br />
auch nach <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung ihren auslösen<strong>de</strong>n<br />
wirtschaftlichen Beweggrund in <strong>de</strong>m ehemaligen stl. Leistungsverhältnis; uE<br />
liegen daher weiterhin WK vor.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 223
373<br />
§9 Anm. 372±373 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Dies gilt unabhängig davon, ob die Fremdmittel zur Finanzierung abnutzbarer<br />
o<strong>de</strong>r nicht abnutzbarer Wirtschaftsgüter aufgenommen wur<strong>de</strong>n (s. bereits<br />
Anm. 370). Der Hinweis <strong>de</strong>s BFH auf <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Überschuûrechnung<br />
und das Fehlen ¹steuerverhaftetenª Privatvermögens vermag dagegen nicht zu<br />
überzeugen. Schuldzinsen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anschaffung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />
sind von vornherein auch durch die bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften<br />
stl. unbeachtliche private Vermögensbildung veranlaût. Diese Mitveranlassung<br />
sieht <strong>de</strong>r BFH bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung als unbeachtlich an<br />
(Anm. 375, s. allgemein Anm. 185±188). Scheitert nun die private Vermögensbildung,<br />
weil die finanzierten ursprünglichen Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />
nicht mehr am Markt realisiert wer<strong>de</strong>n können, än<strong>de</strong>rt dies nichts am<br />
nach wie vor bestehen<strong>de</strong>n vorrangigen Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Schuldzinsen. Zu<br />
fragwürdigen Ergebnissen führt die Argumentation <strong>de</strong>s BFH bei nachträglichen<br />
Schuldzinsen im Zusammenhang mit § 17 EStG, <strong>de</strong>nn diese Vorschrift durchbricht<br />
gera<strong>de</strong> die estl. Irrelevanz von Wertsteigerungen im Privatvermögen (so<br />
auch Meyer-Koppitz, DStR 1999, 2053 [2056]).<br />
Auch das objektive Nettoprinzip als Ausfluû <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />
gebietet <strong>de</strong>n Abzug, da die nachträglichen Zinsaufwendungen weiterhin ohne<br />
Einfluûnahme durch <strong>de</strong>n Stpfl. und losgelöst von <strong>de</strong>r vergegenständlichten Einkunftsgrundlage<br />
ein fortgesetztes Resultat erwerbsbezogenen Han<strong>de</strong>lns ist.<br />
Schlieûlich fügt sich die vorgenannte Lösung auch in die Rspr. zum Abzug von<br />
Schuldzinsen als nachträgliche Betriebsausgaben; die Deckungsgleichheit von<br />
Betriebsausgaben- und WKBegriff wäre damit in einem sachgerechten Rahmen<br />
gewahrt.<br />
P Freiwillige Fortführung <strong>de</strong>s Kreditengagements: Führt <strong>de</strong>r Stpfl. trotz Übertragung<br />
<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens das Kreditengagement (teilweise) fort, weil er auf ein<br />
Entgelt bzw. angemessenes Entgelt aus erwerbsfrem<strong>de</strong>n Motiven (bei erwerbsbezogenen<br />
Motiven s. Anm. 380) verzichtet o<strong>de</strong>r weil er aus <strong>de</strong>nselben Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />
realisierten Veräuûerungserlös nicht o<strong>de</strong>r nicht vollständig zur Tilgung <strong>de</strong>r Darlehensverbindlichkeit<br />
verwen<strong>de</strong>t, so löst er hiermit <strong>de</strong>n ursprünglich bestehen<strong>de</strong>n<br />
Erwerbsbezug <strong>de</strong>s Darlehens. Da <strong>de</strong>r mittelbare Zusammenhang zwischen<br />
Schuldzinsen und Einkunftserzielung durch die Entwidmung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />
aufgehoben wird, ist eine Abzug als nachträgliche WK ausgeschlossen.<br />
Gleiches gilt, wenn die Einkunftserzielung nicht wegen Übertragung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens,<br />
son<strong>de</strong>rn aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n ihr En<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n hat, etwa<br />
weil <strong>de</strong>r Stpfl. die Einkunftserzielung aufgegeben hat, die Schuldzinsen jedoch<br />
ganz o<strong>de</strong>r teilweise weiter zu entrichten sind. Bei freiwilliger teilweiser Fortführung<br />
<strong>de</strong>s Kreditengagements ist <strong>de</strong>r WKAbzug anteilig zu kürzen. Hat <strong>de</strong>r Stpfl.<br />
darüber hinaus das Erwerbsvermögen mit Eigen- und Fremdmitteln finanziert,<br />
wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r eigen- und fremdfinanzierte Kapitalanteil von <strong>de</strong>r Kürzung in <strong>de</strong>m<br />
Verhältnis betroffen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ursprünglichen Relation zwischen Eigen- und<br />
Fremdkapital entspricht (BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 88/94, BStBl. II 1997, 424,<br />
betr. teilweise Tilgung eines gemischt finanzierten Berlindarlehens; krit.: v.<br />
Re<strong>de</strong>n in L/B/P, § 9 Rn. 187 f.; krit. hinsichtlich einer fehlen<strong>de</strong>n Übergangsregelung:<br />
Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 82; Vereinfachungsregel: FinVerw.,<br />
DStR 1998, 247). Diese Rspr. wird nicht angewen<strong>de</strong>t auf in jährlichen Rentenzahlungen<br />
enthaltene Kapitalanteile, die nicht zur Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungskredits<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000,<br />
267; v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660; aA OFD Berlin v. 29. 12. 1998,<br />
DStR 2000, 687; s. Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª).<br />
Einstweilen frei.<br />
E 224 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 374 §9<br />
3. Abgrenzungsprobleme<br />
a) Abgrenzung zur Lebensführung<br />
Der Schuldzinsenabzug gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 unterliegt gleichermaûen wie<br />
sämtliche an<strong>de</strong>ren WKArten bei gemischt erwerbsbezogen-privater Veranlassung<br />
<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rspr. und Literatur zu § 12 EStG entwickelten Grundsätzen.<br />
(vgl. kritisch Anm. 179). Beruhen die Zinsaufwendungen nicht o<strong>de</strong>r in nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m<br />
Maûe auf privaten, <strong>de</strong>r Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />
Umstän<strong>de</strong>n, so sind sie in vollem Umfang als WK anzuerkennen; an<strong>de</strong>rnfalls<br />
sind die Schuldzinsen anhand <strong>de</strong>s tatsächlichen Verwendungszwecks <strong>de</strong>r Darlehensmittel<br />
<strong>de</strong>r Erwerbs- und Privatsphäre anteilig zuzuordnen (grundlegend:<br />
BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817; v. 25. 7. 2000 VIII R 35/99,<br />
BFH/NV 2001, 242; zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten bei Kontokorrentschul<strong>de</strong>n s.<br />
Anm. 385 ¹Kontokorrentª).<br />
Hinsichtlich teils vermieteter und teils selbstgenutzter Gebäu<strong>de</strong>, die mit Eigen- und<br />
Fremdmitteln finanziert sind, hat <strong>de</strong>r BFH Grundsätze zur Aufteilung und Zuordnung<br />
von Schuldzinsen aufgestellt (Urt. v. 27. 10. 1998, IX R 44/95,<br />
BStBl. II 1999, 676, IX R 19/96, BStBl. II 1999, 679, IX R 29/96, BStBl. II<br />
1999, 680 m. Anm. Luttermann, FR 1999, 468). Der Stpfl. kann danach das<br />
Darlehen <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>teil dadurch zuordnen,<br />
daû er die Darlehensvaluta tatsächlich zur Finanzierung <strong>de</strong>r Herstellung<br />
dieses Gebäu<strong>de</strong>teils verwen<strong>de</strong>t (s. auch BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />
Hierzu sind we<strong>de</strong>r die bautechnische Trennbarkeit <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>teile noch geson<strong>de</strong>rtes<br />
zivilrechtliches Wohnungseigentum erfor<strong>de</strong>rlich (BFH v. 27. 10. 1998<br />
IX R 59/95, BFH/NV 1999, 764; für <strong>de</strong>n Fall, daû geson<strong>de</strong>rtes zivilrechtliches<br />
Wohnungseigentum besteht s. OFD Rostock v. 20. 1. 2000, StEK EStG § 9<br />
Nr. 736).<br />
In einem ersten Schritt sind die auf <strong>de</strong>n vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teil entfallen<strong>de</strong>n Herstellungskosten<br />
zu ermitteln. Dazu sind zunächst die Aufwendungen, die ausschlieûlich<br />
diesen Gebäu<strong>de</strong>teil betreffen (zB Innenausbau), geson<strong>de</strong>rt auszuweisen.<br />
Nicht direkt zuzuordnen<strong>de</strong> Kosten <strong>de</strong>s Gesamtgebäu<strong>de</strong>s sind nach <strong>de</strong>m<br />
Verhältnis <strong>de</strong>r Wohn-/Nutzflächen anteilig zu berücksichtigen. In einem zweiten<br />
Schritt muû <strong>de</strong>r Stpfl. nachweisen, daû er die so ermittelten Kosten tatsächlich<br />
mit Fremdmitteln gezahlt hat. Dies kann am einfachsten dadurch geschehen,<br />
daû er die Kosten zu Lasten eines Kontos leistet, <strong>de</strong>ssen Guthaben nur aus Darlehensmitteln<br />
besteht. Diese Metho<strong>de</strong> führt uE auch dann zum vollem Abzug<br />
<strong>de</strong>r auf die Herstellungskosten <strong>de</strong>s vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teils entfallen<strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsen, wenn die Herstellungskosten anteilig nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r<br />
Wohn-/Nutzfläche ermittelt wur<strong>de</strong>n (ebenso Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 9;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen; Kohlrust-Schulz/Hausen,<br />
INF 1999, 678; Pezzer, FR 2000, 650; Risthaus, DB 2000, 293; aA BMF v.<br />
10. 12. 1999, BStBl. I, 1130; Paus, NWB F. 3, 11331). Bei Bezahlung von einem<br />
allgemeinen Konto kommt es auf die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls an (siehe zB<br />
Pezzer, FR 2000, 650 [654]; FG Rhld.-Pf. v. 24. 8. 1999, DStRE 2000, 514, nrkr.;<br />
FG Köln v. 15. 5. 2001, DStRE 2001, 1268). Die bloû willentliche Zuordnung<br />
<strong>de</strong>r Darlehensmittel durch <strong>de</strong>n Stpfl. zB bei einheitlicher Abrechnung <strong>de</strong>s gesamten<br />
Bauvorhabens reicht ebenso nicht aus wie <strong>de</strong>r im Darlehensvertrag angegebene<br />
Verwendungszweck (zB BFH v. 27. 10. 1998 IX R 39/96, BFH/NV<br />
1999, 765). Läût sich hiernach die tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>r Darlehensmittel<br />
für <strong>de</strong>n vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teil nicht feststellen, so sind die Schuldzinsen entsprechend<br />
<strong>de</strong>n zurechenbaren Herstellungskosten schätzungsweise aufzuteilen.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 225<br />
374
375<br />
§9 Anm. 374±375 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
UE gelten diese Grundsätze nicht nur in <strong>de</strong>n entschie<strong>de</strong>nen Herstellungsfällen,<br />
son<strong>de</strong>rn entsprechend bei Schuldzinsen für Anschaffungskosten von gemischt<br />
genutzten Gebäu<strong>de</strong>n (ebenso FG München v. 7. 7. 1999, DStRE 1999, 901, rkr.;<br />
Nds. FG v. 9. 3. 2000, EFG 2000, 1064, nrkr.; Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />
Rn. 9; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen; Kohlrust-Schulz/<br />
Hausen, INF 1999, 678; Pezzer, FR 2000, 650 [655]; Risthaus, DB 2000, 293;<br />
Tiedtke/Wälzholz, FR 2001, 225; Spindler, DStZ 1999, 706 [708]; <strong>de</strong>rs., Stbg.<br />
2001, 49 [52] mit Gestaltungshinweisen; aA BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130;<br />
Paus, NWB F. 3, 11331). Ebenso ist die Rspr. auch auf Gebäu<strong>de</strong> mit häuslichen<br />
Arbeitszimmern übertragbar (s. auch BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />
b) Abgrenzung zum Vermögensbereich<br />
Wegen <strong>de</strong>r Systematik <strong>de</strong>r Überschuûermittlung ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche Erwerbszusammenhang<br />
von Schuldzinsen gegenüber <strong>de</strong>m steuerneutralen Vermögensbereich<br />
abzugrenzen (dazu allgemein Anm. 185±188; zu Kursverlusten bei<br />
Fremdwährungsfor<strong>de</strong>rungen s. Anm. 360).<br />
Abgrenzung zu nichtsteuerbaren Wertsteigerungserwartungen und Kapitalrückzahlungen:<br />
Vor allem mit <strong>de</strong>m Erwerb von Wertpapieren, Beteiligungen<br />
und Grundstücken verbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Stpfl. meist nicht nur laufen<strong>de</strong> Ertragserwartungen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch Hoffnungen auf im Privatvermögen nichtsteuerbare<br />
(Ausnahme: §§ 17, 23) Wertsteigerungen. Aus diesem Doppelzweck eines Engagements<br />
resultieren im Rahmen <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte bei kreditfinanzierten<br />
Gestaltungen Probleme für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug. Gleiches gilt beim Erwerb<br />
von Rentenanwartschaften, aus <strong>de</strong>nen später nur mit ihrem Ertrags- o<strong>de</strong>r Zinsanteil<br />
zu erfassen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Bezüge anfallen (§ 22 Nr. 1 Buchst. a).<br />
Nach <strong>de</strong>r neueren Rspr. <strong>de</strong>s BFH stehen Wertzuwachserwartungen o<strong>de</strong>r Kapitalrückzahlungsüberlegungen<br />
<strong>de</strong>m vollumfänglichen Abzug <strong>de</strong>r Schuldzinsen als<br />
WK nicht entgegen, sofern die Absicht, steuerfreie Vermögensvorteile zu realisieren,<br />
nur mitursächlich für die Anschaffung <strong>de</strong>r Ertrag bringen<strong>de</strong>n Kapitalanlage<br />
ist. Dabei ist die Mitursächlichkeit nicht in <strong>de</strong>r Weise zu verstehen, daû ein betragsmäûiges<br />
Überwiegen <strong>de</strong>s vom Stpfl. beabsichtigten steuerrelevanten Einnahmeüberschusses<br />
erfor<strong>de</strong>rlich ist. Die Absicht, steuerfreie Vermögensvorteile<br />
zu realisieren, tritt stets zurück und kann nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen, wenn<br />
eine Überschuûerzielungsabsicht zumin<strong>de</strong>st in Form einer beschei<strong>de</strong>nen Rendite<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n kann. Das gilt selbst dann, wenn nach <strong>de</strong>r für die Dauer <strong>de</strong>r<br />
Kapitalanlage gebotenen Prognose zu erwarten ist, daû die erwarteten steuerfreien<br />
Vermögensvorteile die beabsichtigten steuerpflichtigen Einnahmeüberschüsse<br />
voraussichtlich übersteigen wer<strong>de</strong>n. Einer Aufteilung <strong>de</strong>r Schuldzinsen durch<br />
Begrenzung ihrer Abziehbarkeit auf die im selben Jahr erzielten Erträge erteilt<br />
<strong>de</strong>r BFH ± in Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r älteren Rspr. ± ausdrücklich eine Absage. Nur<br />
falls ausnahmsweise die Realisierung nichtsteuerbarer Wertzuwächse gegenüber<br />
<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Ertragserwartungen äuûerlich erkennbar im Vor<strong>de</strong>rgrund steht,<br />
entfällt ± abgesehen von WK bei <strong>de</strong>n §§ 17, 23 EStG ± <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug<br />
gänzlich (zB BFH v. 30. 10. 1990 VIII R 42/87, BStBl. II 1991, 340). Steht fest,<br />
daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Kredit in einigen Jahren mit Eigenmitteln ablösen wird (zB<br />
Fälligkeit einer Lebensversicherung), müssen die Zeiträume <strong>de</strong>r Fremdfinanzierung<br />
und <strong>de</strong>r Finanzierung aus Eigenmitteln zusammen beurteilt wer<strong>de</strong>n (BFH<br />
v. 30. 3. 1999 VIII R 70/96, BFH/NV, 1323; aA Paus, StWa. 1997, 193).<br />
Vgl. grundlegend: BFH v. 21. 7. 1981 VIII R 154/76, BStBl. II 1982, 37, betr. Aktien; VIII<br />
R 128/76, BStBl. II 1982, 36, betr. nicht wesentliche GmbH-Beteiligung; VIII R 200/<br />
78, BStBl. II 1982, 40, betr. festverzinsliche Wertpapiere; VIII R 32/80, BStBl. II 1982,<br />
E 226 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 375 §9<br />
41, betr. Nachentrichtung freiwilliger Beiträge zur Angestelltenversicherung; aus neuerer<br />
Zeit: BFH v. 24. 3. 1992 VIII R 12/89, BStBl. II 1993, 18, betr. ein in seinem Bestand<br />
wechseln<strong>de</strong>s Wertpapier<strong>de</strong>pot; siehe hierzu auch Carl, INF 1993, 196; v. 30. 3. 1999<br />
VIII R 70/96, BFH/NV 1999, 1323, betr. nicht wesentliche GmbH-Beteiligung; v.<br />
7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825, betr. Kapitallebensversicherung gegen<br />
Einmalbetrag; v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, betr. Rentenversicherung<br />
gegen Einmalbetrag; dieser Rspr. grundsätzlich zustimmend: v. Bornhaupt in K/S/M,<br />
§ 9 Rn. C 89; Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 29; aA: Tipke/Lang, StRecht, 16. Aufl.<br />
1998, § 9 Rn. 473; Lang, Die Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r ESt., 1988, 494 ff.; zu weiteren<br />
Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª, ¹Wertpapiereª.<br />
P Wesentliche Beteiligung (§ 17): Bei einer (steuerverhafteten) wesentlichen Beteiligung<br />
iSd. § 17 sind Schuldzinsen für einen Anschaffungskredit selbst dann WK<br />
bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm., wenn nur eine durch Veräuûerung zu realisieren<strong>de</strong><br />
Wertsteigerung erstrebt wird (BFH v. 8. 10. 1985 VIII R 234/84, BStBl. II<br />
1986, 596; v. 19. 1. 1993 VIII R 74/91, BFH/NV 1993, 714; uE hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
Einkunftsartenzuordnung nicht konsequent; ebenso Paus, StWa. 1997, 193).<br />
Nur falls die Beteiligung ohne jegliche absehbare steuerrelevante Rendite aus<br />
persönlichen Grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Neigungen begrün<strong>de</strong>t und aufrechterhalten wird,<br />
schei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug aus.<br />
P Private Veräuûerungsgeschäfte (§ 23): Bei nicht <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Einkunftserzielung<br />
dienen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern kommt ein finanzierungsbedingter Schuldzinsenabzug(auûerhalb<br />
von § 17) nur in Betracht, falls ein wirtschaftlicher Zusammenhang<br />
mit einem privaten Veräuûerungsgeschäft iSd. § 22 Nr. 2 iVm. § 23 vorliegt.<br />
Dieser Zusammenhang ist im Rahmen <strong>de</strong>s § 23 nicht auf ausschlieûlich im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Veräuûerungsvorgang angefallene Aufwendungen beschränkt,<br />
son<strong>de</strong>rn umfaût auch laufen<strong>de</strong> Aufwendungen zB in Form von<br />
Schuldzinsen (BFH v. 12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603). Wird das<br />
Gebäu<strong>de</strong> dagegen vor <strong>de</strong>r Veräuûerung auûerhalb <strong>de</strong>r Erwerbssphäre privat<br />
genutzt (zB für eigene Wohnzwecke), verneint die Rspr. <strong>de</strong>n WKAbzug (BFH v.<br />
12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603 mwN, zur heutigen Rechtslage<br />
bei eigengenutztem Wohneigentum (sog. Konsumgutlösung); v. 4. 10. 1990<br />
X R 150/88, BFH/NV 1991, 237, zur Rechtslage vor <strong>de</strong>r Konsumgutlösung);<br />
dagegen uE zu Recht: Blümich/Glenk, § 23 Rn. 129; Bansemer in L/B/P, § 23<br />
Rn. 143; Meyer, StBp. 1995, 30; Warnke, DStR 1998, 1073; Paus, StWa. 1997,<br />
193; s. auch § 23 Anm. 202 ¹Schuldzinsenª. Bei Veräuûerungsgeschäften nach<br />
Ablauf <strong>de</strong>r Veräuûerungsfrist schei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug gänzlich aus.<br />
Abgrenzung zu <strong>de</strong>n Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Schuldzinsen<br />
und sonstige Kreditkosten gehören im Regelfall wegen <strong>de</strong>s wirtschaftlich geprägten<br />
Veranlassungsprinzips nicht zu <strong>de</strong>n Anschaffungs(neben)kosten <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />
Vermögensgegenstands (vgl. BFH v. 2. 8. 1977 VIII R 104/74,<br />
BStBl. II 1978, 143; v. 25. 5. 1999 VIII R 59/97, BStBl. II 2001, 226; aA FG<br />
Ba.-Württ. v. 4. 5. 1999, DStRE 2000, 511, betr. Finanzierungskosten für eine<br />
private Rentenversicherung); gleiches gilt für die Herstellung eines Wirtschaftsguts.<br />
Ein Wahlrecht <strong>de</strong>s Stpfl., Schuldzinsen zu <strong>de</strong>n Herstellungskosten o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>n sofort abziehbaren WK zu rechnen, besteht bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften<br />
nicht. Gleiches gilt für die während <strong>de</strong>r Bauzeit angefallenen Nebenkosten <strong>de</strong>r<br />
Kreditaufnahme (zB Bereitstellungszinsen u. das durch Verrechnung mit <strong>de</strong>r<br />
Darlehensauszahlung abgeflossene Damnum).<br />
BFH v. 9. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460, m. ablehnen<strong>de</strong>r Anm. Wichmann,<br />
BB 1991, 1835; Abgrenzungshinweise dazu bei Drenseck, FR 1990, 365; zum Herstellungskostenbegriff<br />
allgemein s. Anm. 263.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 227
376±378<br />
379<br />
380<br />
§9 Anm. 375±380 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Wegen <strong>de</strong>r Angemessenheitsprüfung als Abgrenzungs- u. Zuordnungsmaûstab<br />
für WK bei sog. gekoppelten Beziehungen s. eingehend Anm. 200, 203.<br />
Bauzeitzinsen u. Finanzierungskostenerstattungen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines<br />
Wirtschaftsguts (insbes. an <strong>de</strong>n Bauträger bei Erwerb von Immobilien) bereiten<br />
allerdings Abgrenzungsschwierigkeiten. Sie können beim Erwerber entsprechend<br />
<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Zwecksetzung u. Durchführung <strong>de</strong>r gewählten Vertragsgestaltung<br />
entwe<strong>de</strong>r originäre Zinsaufwendungen für die eigene Geldbeschaffung<br />
mit WKCharakter o<strong>de</strong>r einen (meist ver<strong>de</strong>ckten) Kaufpreisbestandteil<br />
bil<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Bauzeitzinsenª, ¹Finanzierungskostenerstattungenª).<br />
Vorbereiten<strong>de</strong> und nachträgliche Schuldzinsen können nach stRspr. auûerhalb<br />
<strong>de</strong>s wirtschaftlichen Einkunftsartenzusammenhangs in <strong>de</strong>r steuerneutralen<br />
Vermögenssphäre anfallen, so daû <strong>de</strong>r WKAbzug entfällt. Zu Einzelheiten<br />
s. Anm. 163, 371 f.<br />
Einstweilen frei.<br />
c) Zusammenhang zu mehreren Einkunftsarten/-quellen<br />
Wird ein Kredit für mehrere erwerbsbezogene Zwecke aufgenommen und verwen<strong>de</strong>t,<br />
und zwar<br />
± für mehrere Einkunftsgegenstän<strong>de</strong> (Einkunftsquellen) innerhalb einer Einkunftsart<br />
(zB mehrere Immobilien),<br />
± für Gegenstän<strong>de</strong> mehrerer Einkunftsarten innerhalb <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte<br />
(zB Arbeitsmittel, Immobilien u. Wertpapiere) o<strong>de</strong>r<br />
± sowohl für Überschuû- als auch für Gewinneinkünfte,<br />
so sind die anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen, soweit kein dominanter Beziehungszusammenhang<br />
besteht, aufzuteilen und zuzuordnen (für bei<strong>de</strong> Fallgruppen s. BFH v.<br />
25. 7. 2000 VIII R 35/99, BFH/NV 2001, 242). Die Aufteilung muû notfalls<br />
durch Schätzung (§ 162 AO) vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Vgl. Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 81; BFH v. 23. 1. 1991 X R 37/86, BStBl. II, 398;<br />
v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660; dies gilt gleichermaûen bei einer Darlehensverwendung<br />
für steuerfreie u. steuerpflichtige Zwecke (BFH v. 21. 2. 73 I R 148/71,<br />
BStBl. II, 509; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 46).<br />
§ 12 Nr. 1 Satz 2 greift bei <strong>de</strong>rartigen Sachverhalten nicht ein, da ausschlieûlich<br />
(zumin<strong>de</strong>st ganz überwiegend) die Erwerbssphäre <strong>de</strong>s Stpfl. betroffen ist. Für<br />
einzelne Einkunftsbereiche sind ggf. Abzugsverbote (§ 3c, insbeson<strong>de</strong>re Abs. 2<br />
zum hälftigen Abzugsverbot für Refinanzierungszinsen, die mit <strong>de</strong>m Halbeinkünfteverfahren<br />
unterliegen<strong>de</strong>n Einnahmen im Zusammenhang stehen) o<strong>de</strong>r<br />
Pauschbeträge (zB für Arbeitsmittel, s. § 9a Anm. 28) zu beachten, so daû die<br />
sachgerechte Schuldzinsenzuordnung erhebliche steuerökonomische Auswirkungen<br />
haben kann.<br />
d) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs (¹Umwidmungª)<br />
Für <strong>de</strong>n notwendigen Veranlassungszusammenhang von Schuldzinsen mit Einkünften<br />
kommt es zunächst auf <strong>de</strong>n ursprünglichen Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme<br />
an (s. Anm. 370). Fällt dieser ursprüngliche Veranlassungzusammenhang ersatzlos<br />
weg, ist unter Umstän<strong>de</strong>n ein Abzug <strong>de</strong>r Schuldzinsen als nachträgliche WK<br />
möglich (s. Anm. 372). Wird dagegen gleichzeitig ein neuer Erwerbszusammenhang<br />
begrün<strong>de</strong>t, kann das Darlehen mit stl. Wirkung umgewidmet wer<strong>de</strong>n; die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Schuldzinsen bleibt so erhalten. Han<strong>de</strong>lt es sich um eine Umwidmung<br />
von <strong>de</strong>r Privat- in die Erwerbssphäre, kann hierdurch ein erstmaliger<br />
E 228 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 380 §9<br />
WKAbzug erlangt wer<strong>de</strong>n. Ein <strong>de</strong>rartiger Wechsel <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Veranlassungsfaktors<br />
im Zeitablauf kommt allerdings nur bei Wirtschaftsgut bezogenenen<br />
Krediten in Betracht.<br />
Zwei Fallgruppen <strong>de</strong>r ¹Umwidmungª <strong>de</strong>s ursprünglichen Darlehenszwecks<br />
sind <strong>de</strong>nkbar. Zum einen kann <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>r Veräuûerung eines<br />
ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsguts aufgrund einer neuen Anlageentscheidung<br />
zum Erwerb einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsquelle einsetzen. Unter diese Fallgruppe ist<br />
auch <strong>de</strong>r Sachverhalt zu subsumieren, daû <strong>de</strong>r Stpfl. eine empfangene Tilgungsleistung<br />
für ein von ihm gewährtes Darlehen nicht zur Tilgung seines Refinanzierungsdarlehens,<br />
son<strong>de</strong>rn zur Begleichung fälliger Schuldzinsen und Kreditkosten<br />
verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 25. 7. 2000 VIII R 35/99, DStR 2001, 14). Die zweite<br />
Fallgruppe besteht darin, daû ein kreditfinanziertes Wirtschaftsgut im Rahmen<br />
einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsart verwen<strong>de</strong>t wird.<br />
ZB BFH v. 23. 1. 1991 X R 37/86, BStBl. II, 398, betr. Leibrentenfor<strong>de</strong>rung aus<br />
Grundstücksveräuûerung; v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II 1997, 454, betr. Festgeldanlage<br />
aus Veräuûerungserlös Grundstück; v. 4. 9. 2000 IX R 44/97, BFH/NV<br />
2001, 310, betr. verzinsliches Notaran<strong>de</strong>rkonto wegen Grundstücksveräuûerung; v.<br />
7. 7. 1998 VIII R 5/96, BStBl. II 1999, 209, betr. GmbH-Anteile aus Einbringung eines<br />
Einzelunternehmens; unterschreitet <strong>de</strong>r gemeine Wert <strong>de</strong>r erlangten GmbH-Anteile<br />
<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r zurückbehaltenen Betriebsschul<strong>de</strong>n, so sind die weiterhin entstehen<strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsen zum einen Teil WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen und zum<br />
an<strong>de</strong>ren Teil nachträgliche BA im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m eingebrachten Einzelunternehmen;<br />
v. 19. 8. 1998 X R 96/95, BStBl. II 1999, 353 m. Anm. Meyer/Ball, DStR<br />
1999, 781; Paus, BB 1999, 1737; BFH v. 28. 7. 1999 X R 63/95, BFH/NV 2000, 40; v.<br />
25. 1. 2001 IX R 27/97, BStBl. II 2001, 573 betr. vermögensverwalten<strong>de</strong> Vermietung<br />
eines früheren Betriebsgrundstücks; keiner dieser bei<strong>de</strong>n Gruppen ordnet <strong>de</strong>r BFH <strong>de</strong>n<br />
Fall unter, daû erst bei <strong>de</strong>r Betriebsveräuûerung durch Zurückbehalten eines Betriebsgrundstücks<br />
ein zu finanzieren<strong>de</strong>r Veräuûerungsverlust entsteht (BFH v. 12. 11. 1997<br />
IX R 98/96, BStBl. II 1998, 144; s. auch FinVerw., DStR 1998, 1719; zu Recht krit.:<br />
Drenseck, DStR 1998, 1326).<br />
Voraussetzung für eine steuerrechtlich anzuerkennen<strong>de</strong> Umwidmung ist,<br />
daû<br />
1. die durch die erstmalige tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>r Darlehensmittel eingetretene<br />
Zuordnung zu einer bestimmten Einkunftsquelle o<strong>de</strong>r gegebenenfalls<br />
zur privaten Vermögenssphäre (zB durch Veräuûerung o<strong>de</strong>r Nutzungsän<strong>de</strong>rung)<br />
ein<strong>de</strong>utig been<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist,<br />
2. <strong>de</strong>r Stpfl. eine neue, gleichfalls kreditfinanzierte Anlageentscheidung trifft,<br />
durch die das Objekt <strong>de</strong>s Kreditbedarfs ausgewechselt wird, und<br />
3. diese ¾n<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Zweckbestimmung nach auûen hin, an objektiven Beweisanzeichen<br />
feststellbar, in Erscheinung tritt.<br />
Aufgrund dieser Voraussetzungen kann <strong>de</strong>r einmal entstan<strong>de</strong>ne wirtschaftliche<br />
Zusammenhang <strong>de</strong>r Schuldzinsen mit einer bestimmten Einkunftsart nicht<br />
durch bloûe Willensentscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. hergestellt o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />
(BFH v. 17. 4. 1997 VIII R 48/95, BFH/NV 1998, 20; v. 7. 7. 1998 VIII R 57/<br />
96, BFH/NV 1999, 594 mwN; v. 1. 9. 1998 VIII R 4/97, BFH/NV 1999, 599;<br />
krit.: Kupfer, KÖSDI 1998, 11506 [11515]). Umgekehrt setzt die Umwidmung<br />
nicht zwingend voraus, daû <strong>de</strong>r Darlehensgläubiger <strong>de</strong>r ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Darlehenszwecks<br />
zustimmt; es han<strong>de</strong>lt sich hierbei lediglich um ein gewichtiges Indiz,<br />
<strong>de</strong>ssen Vorliegen jedoch entbehrlich ist, wenn die ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zweckbestimmung<br />
an<strong>de</strong>rweitig nachgewiesen wird (BFH v. 7. 3. 1995 VIII R 9/94,<br />
BStBl. II, 697; v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II 1997, 454; nach Schmidt/<br />
Drenseck XX. § 9 Rn. 82 soll gar eine abre<strong>de</strong>widrige Verwendung <strong>de</strong>s Darlehens<br />
unschädlich sein; aA: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 72).<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 229
381<br />
382<br />
383<br />
§9 Anm. 380±383 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Veräuûerungserlös nicht vollständig wie<strong>de</strong>r zur Einkunftserzielung,<br />
son<strong>de</strong>rn teilweise auch privat, so können die Schuldzinsen nur<br />
noch in <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Verhältnis als WK/BA abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v.<br />
24. 4. 1997 VIII R 53/95, BStBl. II, 682; Nds. FG v. 12. 1. 1999, DStRE 2001,<br />
176, nrkr.; krit. zum Aufteilungsmaûstab <strong>de</strong>r Rspr.: Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />
Rn. 82; v. Re<strong>de</strong>n in L/B/P, § 9 Rn. 187 f; Kempermann, FR 1997, 954; Söffing,<br />
Stbg. 1998, 4).<br />
Zur Umwidmung s. auch § 20 Anm. 82 ¹Schuldzinsenª.<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Abzugsberechtigung<br />
Aus <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit ergibt sich, daû <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. die Zinsaufwendungen selbst getragen haben muû (grundlegend BFH v.<br />
23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; s. allgemein Anm. 40 ff.). Nehmen Ehegatten<br />
gemeinsam ein gesamtschuldnerisches Darlehen zur Finanzierung eines vermieteten<br />
Gebäu<strong>de</strong>s auf, das einem von ihnen gehört, sind die Schuldzinsen in<br />
vollem Umfang als WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV <strong>de</strong>s Eigentümerehegatten<br />
abziehbar; nimmt ein Ehegatte dagegen allein ein Darlehen zur Finanzierung<br />
eines vermieteten Gebäu<strong>de</strong>s auf, das <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Ehegatten gehört, sind die<br />
Schuldzinsen nicht abziehbar, es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r Eigentümerehegatte hat sie aus<br />
eigenen Mitteln bezahlt (BFH v. 2. 12. 1999 IX R 45/95, BStBl. II 2000, 310, dazu<br />
Anm. Fischer, FR 2000, 662). Sind Darlehen für eine Immobilie eines Ehegattens<br />
teils von <strong>de</strong>n Eheleuten gemeinschaftlich, teils allein vom Nichteigentümer-Ehegatten<br />
aufgenommen wor<strong>de</strong>n und wird <strong>de</strong>r Zahlungsverkehr für die<br />
Immobilie insgesamt über das Konto <strong>de</strong>s Nichteigentümer-Ehegatten abgewikkelt,<br />
so wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n vom Eigentümer-Ehegatten auf dieses Konto geleiteten<br />
eigenen Mitteln (zB Mieteinnahmen) vorrangig Schuldzinsen für die gemeinschaftlich<br />
aufgenommenen Darlehen abge<strong>de</strong>ckt (BFH v. 4. 9. 2000 IX R 22/97,<br />
DStR 2000, 2079). Unbeachtlich ist, ob <strong>de</strong>r Eigentümerehegatte für das Darlehen<br />
eine selbstschuldnerische Bürgschaft übernommen o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Grundstück<br />
lasten<strong>de</strong> Grundpfandrechte als Sicherheit eingesetzt hat (BFH v. 2. 12<br />
1999 IX R 21/96, BStBl. II 2000, 312; zum Schuldbeitritt s. FG Münster v.<br />
7. 12. 1999, DStRE 2000, 678, nrkr.). Da es sich bei Darlehen um keine Geschäfte<br />
<strong>de</strong>s täglichen Lebens han<strong>de</strong>lt, sind die Grundsätze zur Abkürzung <strong>de</strong>s<br />
Vertragswegs nicht anwendbar (BFH v. 24. 2. 2000 IV R 75/98, BStBl. II, 314;<br />
s. auch FG Düss. v. 19. 12. 2000, DStRE 2001, 449, rkr., betr. Finanzierung eines<br />
Rentenrechts <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Ehegatten). Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Ehegattenfinanzierung<br />
von Arbeitszimmern s. Anm. 385.<br />
Soweit einem Nieûbraucher die Erträge als Einkünfte zuzurechnen sind, kann<br />
<strong>de</strong>r Nieûbrauchsbelastete die Schuldzinsen, die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Erwerb<br />
<strong>de</strong>s Vermögensstamms stehen, nicht bei seinen Einkünften als WK abziehen<br />
(BFH v. 29. 5. 2001 VIII R 11/00, BFH/NV 2001, 1393; siehe auch<br />
Söffing/Söffing, DStR 1993, 1690, zu Einkünften aus VuV).<br />
5. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Nach <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen zur zeitlichen Berücksichtigung von WK<br />
sind erwerbsbezogene Schuldzinsen in <strong>de</strong>m VZ abzusetzen, in <strong>de</strong>m sie vom<br />
Stpfl. geleistet wor<strong>de</strong>n sind (vgl. etwa BFH v. 25. 11. 1986 IX R 51/82, BFH/<br />
NV 1987, 159; eingehend Anm. 220). Es gilt das Abfluû- bzw. Verausgabungs-<br />
E 230 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 383±385 §9<br />
prinzip gem. § 11 Abs. 2, wonach sich <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verfügungsmacht<br />
über die Schuldzinsen durch eine Leistungshandlung begeben<br />
haben muû (s. § 11 Anm. 112; zum Abfluû im Falle <strong>de</strong>r sog. Novation von Zinsen<br />
vgl. BFH v. 7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825). Rein formale<br />
Kontenbewegungen sind dagegen nicht ausreichend. Die tatsächliche Durchführung<br />
<strong>de</strong>s vertraglich vereinbarten Schuldzinsenabzugs wird von <strong>de</strong>r FinVerw.<br />
regelmäûig beson<strong>de</strong>rs eingehend bei Beziehungen zwischen nahestehen<strong>de</strong>n Personen<br />
geprüft (dazu Anm. 363).<br />
Ob es sich um vorab entstan<strong>de</strong>ne, laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Schuldzinsen<br />
han<strong>de</strong>lt und sich ggf. eine Verlustsituation einstellt, ist für die zeitliche Berücksichtigung<br />
im Abfluûjahr unerheblich. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n konkreten Charakter<br />
<strong>de</strong>r Schuldzinsen, bspw. ob eine laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einmalige Kapitalnutzungsvergütung<br />
vorliegt (siehe insbeson<strong>de</strong>re zum Damnum Anm. 385).<br />
Schuldzinsenvorauszahlungen und -nachzahlungen, die ggf. zu einer progressionsbedingt<br />
gebün<strong>de</strong>lten Entlastungswirkung beim Stpfl. führen, sind im Verausgabungsjahr<br />
zu berücksichtigen,<br />
p soweit kein Miûbrauch rechtlicher Gestaltungsmöglichkeiten iSd. § 42 AO vorliegt<br />
(siehe insbeson<strong>de</strong>re Anm. 385 ¹Damnumª) o<strong>de</strong>r<br />
p soweit keine ¹ver<strong>de</strong>ckte Darlehensgewährungª erfolgt (s. Anm. 221, 222).<br />
Zu weiteren Hinweisen s. § 11 Anm. 10, § 21 a Anm. 150 ¹Damnumª).<br />
Einstweilen frei.<br />
6. ABC <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />
Arbeitgeberaktien: Wird die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses im Arbeitsvertrag<br />
davon abhängig gemacht, daû <strong>de</strong>r Stpfl. Aktien <strong>de</strong>s Arbeitgebers erwirbt,<br />
so sind Schuldzinsen für ein Darlehen zur Finanzierung <strong>de</strong>s Aktienerwerbs als<br />
WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit abziehbar (Hess. FG v.<br />
7. 9. 2000, DStRE 2001, 302, nrkr.).<br />
Arbeitsmittel: Wer<strong>de</strong>n Arbeitsmittel (zB Fachliteratur, Arbeitskleidung usw.) vom<br />
Stpfl. unter Aufnahme eines Darlehens angeschafft o<strong>de</strong>r hergestellt, so sind die<br />
Schuldzinsen gem. Abs. 1Satz3Nr.1alsWK<strong>de</strong>rentsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />
(insbes. § 19) zu berücksichtigen (BFH v. 21. 10. 1988 VI R 18/86, BStBl. II 1989,<br />
356; Anm. 543; zu <strong>de</strong>n Anerkennungsvoraussetzungen für Arbeitsmittel<br />
s. Anm. 540±549; wegen kreditfinanzierter Pkw.-Anschaffung s.u. ¹Kraftfahrzeugª).<br />
Bei kleineren Investitionsbeträgen wer<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Unüblichkeit <strong>de</strong>r<br />
Finanzierung an <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Darlehensaufnahme u.<br />
±verwendung allerdings strenge Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt (s. allgemein BFH v.<br />
18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510 [514]; eingehend auch Anm. 363).<br />
Arbeitszimmer: Die auf ein Arbeitszimmer im eigenen Haus anteilig entfallen<strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsen im Zusammenhang mit Krediten zur Anschaffung, Herstellung<br />
o<strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>r Immobilie (Gebäu<strong>de</strong> sowie Grund u. Bo<strong>de</strong>n) bil<strong>de</strong>n<br />
in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 6b WK, und zwar regelmäûig<br />
bei <strong>de</strong>r Einkunftsart nichtselbständiger Arbeit (vgl. BFH v. 18. 10. 1983<br />
VI R 68/83, BStBl. II 1984, 112; bei nachträglicher Erweiterung <strong>de</strong>r Gesamtwohnfläche<br />
s. BFH v. 21. 8. 1995 VI R 49/95, BStBl. II, 729, m. Anm. SP, DStR<br />
1995, 1548; § 4 Anm. 1519). Ist <strong>de</strong>r ArbN nicht Eigentümer <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s und<br />
übernimmt er teilweise <strong>de</strong>ssen Finanzierung, so gelten die von ihm aufgewen<strong>de</strong>ten<br />
Schuldzinsen bis zur Höhe <strong>de</strong>r auf das Arbeitszimmer anteilig entfallen<strong>de</strong>n<br />
Anschaffungs-/Herstellungskosten vorrangig als auf das Arbeitszimmer aufge-<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 231<br />
384<br />
385
§9 Anm. 385 Abs. 1Satz3Nr.1:<br />
wen<strong>de</strong>t (BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/97, BStBl. II, 778; v. 12. 5. 2000 VI R 78/95,<br />
BFH/NV 2000, 1202; zur Ehegattenfinanzierung allgemein s. Anm. 382).<br />
Ausland: s. Anm. 358.<br />
Bargebotszinsen, die gem. § 49 Abs. 2 ZVG bei <strong>de</strong>r Zwangsversteigerung<br />
eines Grundstücks bis zum Verteilungstermin anfallen, sind aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s<br />
Ersteigerers nutzungsbezogene Aufwendungen u. bil<strong>de</strong>n daher WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus VuV (BFH v. 29. 4. 1992 XI R 3/85, BStBl. II, 727).<br />
Bauspardarlehen:<br />
P Abschluûgebühren für einen Bausparvertrag bil<strong>de</strong>n als zinsähnliche Geldbeschaffungskosten<br />
vorbereiten<strong>de</strong> WK, falls <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche ausreichend bestimmte<br />
wirtschaftliche Erwerbszusammenhang vom Stpfl. anhand objektiver<br />
Umstän<strong>de</strong> nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 23. 2. 2000 VIII R 40/98, DStR<br />
2000, 2037; s. allgemein zu vorbereiten<strong>de</strong>n WK Anm. 371). Ist alleiniger Zweck<br />
<strong>de</strong>s Vertragsabschlusses die Erlangung eines Baudarlehens und <strong>de</strong>ssen Verwendung<br />
zu Immobilien bezogenen Einkunftserzielungszwecken, liegen WK bei<br />
<strong>de</strong>n Einkünften aus VuV vor (BFH v. 8. 2. 1983 VIII R 163/81, BStBl. II, 355).<br />
Hat <strong>de</strong>r Stpfl. dagegen keine konkreten Pläne zum Einsatz <strong>de</strong>s Bausparvertrags<br />
für ein Bauvorhaben und kann auf Dauer gesehen ein ± wenn auch nur beschei<strong>de</strong>ner<br />
± Überschuû aus <strong>de</strong>n Zinsgutschriften erwartet wer<strong>de</strong>n, gehört die<br />
Abschluûgebühr zu <strong>de</strong>n WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. (BFH v.<br />
24. 7. 1990 VIII R 45/85, BStBl. II, 975, m. Anm. Söffing, NWB F. 3, 7623; so<br />
nunmehr auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 175; krit. Schmidt/Heinicke<br />
XX. § 20 Rn. 230 ¹Bausparvertragª mwN). Gleiches gilt für Zuteilungsgebühren<br />
und Bereitstellungsprovisionen. Die Zinserträge aus <strong>de</strong>r Bauspareinlage sind<br />
entsprechend zu behan<strong>de</strong>ln (Einzelheiten bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. C 175 f.). Sind die Abschluûgebühren nicht als WK zu qualifizieren, so<br />
erfolgt ggf. eine Berücksichtigung im SABereich. Zu Bausparzinsen s. § 20<br />
Anm. 850 ¹Bausparzinsenª.<br />
P Schuldzinsen zur Zwischenfinanzierung eines noch nicht zuteilungsreifen Bauspardarlehens<br />
stellen unter <strong>de</strong>n gleichen Voraussetzungen wie Abschluûgebühren<br />
WK bei <strong>de</strong>r Einkunftsart VuV dar. Da Zwischen- und Vorfinanzierungskredite<br />
± an<strong>de</strong>rs als sog. Auffüllungskredite (BFH v. 24. 7. 1990 VIII R 45/85, BStBl. II,<br />
975) ± nicht zum Erwerb <strong>de</strong>r verzinslichen Bausparfor<strong>de</strong>rung dienen, kommt<br />
ansonsten kein WKAbzug bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. in Betracht (BFH<br />
v. 18. 2. 1992 VIII R 94/90, BStBl. II, 1005; OFD Berlin v. 21. 7. 1995, StEK<br />
EStG § 20 Nr. 196).<br />
Bauzeitzinsen gehören grundsätzlich zu <strong>de</strong>n originären Finanzierungsaufwendungen<br />
<strong>de</strong>s Herstellers eines Wirtschaftsguts (meist Gebäu<strong>de</strong>s) u. bil<strong>de</strong>n ± soweit<br />
eine Nutzung zu Zwecken <strong>de</strong>r Einkunftserzielung erfolgt ± WK gem.<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 (BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460; zur<br />
Aktivierung von Bauzeitzinsen s. Anm. 375; wegen <strong>de</strong>r Abgrenzung zu <strong>de</strong>n Anschaffungskosten<br />
bei Erstattung von Bauzeitzinsen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines<br />
Wirtschaftsguts, insbes. an Bauträger bei Erwerb von Immobilien, s. unter<br />
¹Finanzierungskostenerstattungenª.<br />
Bearbeitungsgebühren als einmalig zu leisten<strong>de</strong> Nebenkosten im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Kreditgewährung gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen iSd. Abs. 1Satz3<br />
Nr. 1, falls das Kapital erwerbsbezogen verwen<strong>de</strong>t wird. Bei Zuschlag zur Kreditsumme<br />
u. ratierlicher Rückzahlung gelten sie idR als mit <strong>de</strong>r ersten Rate abgeflossen<br />
(§ 367 BGB; vgl. BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10<br />
Abs. 1Ziff. 1R.152 = HFR 1980, 49, ergangen zum Schuldzinsenabzug im<br />
E 232 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
SABereich, jedoch von Be<strong>de</strong>utung auch für § 9; glA Nissen, DStZ 1980, 55;<br />
o. V., HFR 1980, 49; o. V., KÖSDI 1980, 3581).<br />
Bereitstellungszinsen haben <strong>de</strong>n Charakter von Kapitalnutzungsvergütungen<br />
u. sind daher Schuldzinsen gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nach Maûgabe <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Grundsätze (vgl. BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460);<br />
zur Vorauszahlungsproblematik s. unter ¹Damnumª.<br />
Berlindarlehen: Die bei <strong>de</strong>r Refinanzierung eines verzinslichen Darlehens nach<br />
§ 17 Abs. 2 BerlinFG (seit 1. 1. 1993 kein Neuabschluû mehr möglich) anfallen<strong>de</strong>n<br />
Schuldzinsen und sonstige Kreditkosten sind als WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus KapVerm. zu berücksichtigen. Tilgungsleistungen auf ein vom Stpfl. gewährtes<br />
einheitliches Berlindarlehen, das teils mit Eigen- und teils mit Fremdmitteln<br />
finanziert wur<strong>de</strong>, haben zur Folge, daû die Schuldzinsen für das (nicht<br />
anteilig getilgte) Refinanzierungsdarlehen nur im Verhältnis <strong>de</strong>r Valuta <strong>de</strong>s hingegebenen<br />
Darlehens zu <strong>de</strong>r Valuta <strong>de</strong>s Refinanzierungsdarlehens als WK abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n können (BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 88/94, BStBl. II 1997, 424; v.<br />
17. 12. 1996 VIII R 39/95, BFH/NV 1997, 644; FinVerw. v. 20. 1. 1998, StEK<br />
EStG § 9 Nr. 697; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Berlindarlehenª; aA<br />
Meyer-Scharenberg, DStR 1994, 1213; krit. hinsichtlich einer fehlen<strong>de</strong>n Übergangsregelung:<br />
Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 82; Vereinfachungsregel: Fin-<br />
Verw., DStR 1998, 247; s. allgemein Anm. 372 aE).<br />
Beteiligungen: s. ¹Wertpapiere, Beteiligungen und an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerteª.<br />
Bürgschafts- bzw. Avalgebühren: Provisionen, die vom Hauptschuldner eines<br />
Kredits für die Übernahme einer Bürgschaft gezahlt wer<strong>de</strong>n (banküblich sind<br />
2 vH jährlich <strong>de</strong>s verbürgten und zugesagten Betrages, BMF v. 26. 7. 1990,<br />
BStBl. I, 366, Tz. 4.1.6), haben wegen ihrer finanzierungsbezogenen Sicherungsfunktion<br />
wirtschaftlich Zinscharakter. Sie gehören daher <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach als<br />
Geldbeschaffungskosten zu <strong>de</strong>n WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 (zu <strong>de</strong>rartigen<br />
Gebühren bei sog. Steuersparmo<strong>de</strong>llen s. unter ¹Finanzierungsprovisionen und<br />
-gebührenª).<br />
Damnum:<br />
P Rechtsnatur bis 1989: Für VZ bis einschlieûlich 1989 beurteilte die Rspr. das<br />
Damnum (Unterschiedsbetrag zwischen <strong>de</strong>m Darlehensnennwert = Bruttodarlehen<br />
und <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>n Darlehensnehmer tatsächlich ausgezahlten Verfügungsbetrag)<br />
in Anlehnung an <strong>de</strong>n BGH (Urt. v. 2. 7. 1981 III ZR 8/80 u. III ZR 17/80,<br />
NJW 1981, 2180, 2181) als einmalig anfallen<strong>de</strong>, vorwiegend laufzeitunabhängige<br />
Kapitalnutzungsvergütung, die neben <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Zins zu leisten war u. zur<br />
Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r beim Kreditgeber bereits entstan<strong>de</strong>nen Kosten diente.<br />
Siehe nur BFH v. 8. 6. 1994 X R 26/92, BStBl. II, 930 mwN, zu § 10 e, wo die zeitliche<br />
Zuordnung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung hat; s. ausführlich § 10 e Anm. 700 ¹Damnumª,<br />
§ 21a Anm. 150 ¹Damnumª.<br />
P Rechtsnatur ab 1990: Seit einer Rechtsprechungsän<strong>de</strong>rung im Zivilrecht aus<br />
<strong>de</strong>m Jahr 1990 (BGH v. 29. 5. 1990 XI ZR 231/89, DB 1990, 1610) sieht auch<br />
<strong>de</strong>r BFH das Damnum regelmäûig als laufzeitabhängigen Ausgleich für einen<br />
niedrigeren Nominalzins u. damit als Vorauszahlung eines Teils <strong>de</strong>r Zinsen an<br />
(BFH v. 20. 10. 1999 X R 69/96, BStBl. II 2000, 259). Damit wird er <strong>de</strong>n geän<strong>de</strong>rten<br />
Verhältnissen am Kapitalmarkt gerecht, wo das Damnum <strong>de</strong>r Feinsteuerung<br />
<strong>de</strong>s laufen<strong>de</strong>n Nominalzinses dient.<br />
P Steuerliche Qualifikation: Wegen seines wirtschaftlichen Charakters als Kapitalnutzungsvergütung<br />
gehört das Damnum zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen iSd. Abs. 1 Satz 3<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 233
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Nr. 1, so daû <strong>de</strong>r erwerbsbezogene Veranlassungszusammenhang für <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug entschei<strong>de</strong>nd ist (BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990,<br />
439 mwN). Es kann sich in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Sachverhaltsgestaltung um<br />
vorab entstan<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> WK han<strong>de</strong>ln (s. Anm. 371); zum Übergang <strong>de</strong>s<br />
Damnums bei Erwerb einer Immobilie s. unter ¹Finanzierungskostenerstattungenª.<br />
P Zeitliche Berücksichtigung: Aufgrund <strong>de</strong>s Abfluûprinzips (§ 11 Abs. 2) ist das ein<br />
vermietetes Objekt betreffen<strong>de</strong> Damnum immer nur im Zeitpunkt seiner Zahlung<br />
als WK abziehbar. Hieran än<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Rechtsnatur nichts<br />
(BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 92).<br />
Auswirkungen ergeben sich jedoch in <strong>de</strong>n Fällen eines Nutzungswechsels innerhalb<br />
<strong>de</strong>s Zinsbindungszeitraums. Hat <strong>de</strong>r Stpfl. das Damnum im Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />
Zahlung in voller Höhe als WK abgezogen, ist mit Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s finanzierten<br />
Objekts aus <strong>de</strong>r Erwerbssphäre <strong>de</strong>r WKAbzug im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung rückgängig<br />
zu machen (es gelten hier die allg. Grundsätze zu nachträglichen Schuldzinsen,<br />
s. Anm. 372). Umgekehrt kann <strong>de</strong>r Stpfl. bei einem Nutzungswechsel hin zur<br />
Erwerbssphäre <strong>de</strong>n auf die Zeit <strong>de</strong>r Vermietung entfallen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>s Damnums<br />
als vorab entstan<strong>de</strong>ne WK (s. Anm. 371) im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung abziehen. Die<br />
FinVerw. will diese aus <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Rechtsnatur <strong>de</strong>s Damnums resultieren<strong>de</strong>n<br />
Grundsätze erst für Zahlungen nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1999 anwen<strong>de</strong>n (OFD<br />
Koblenz v. 20. 11. 2000, FR 2001, 166).<br />
Der Stpfl. entrichtet das Damnum idR bei Einbehaltung durch das Kreditinstitut<br />
(Zeitpunkt <strong>de</strong>r Belastungsbuchung) anläûlich <strong>de</strong>r Gesamtauszahlung <strong>de</strong>s Darlehens<br />
bzw. <strong>de</strong>r ersten Darlehensrate; in Betracht kommt auch ein Einbehalt bei<br />
Valutierung <strong>de</strong>r jeweiligen Darlehensrate, so daû <strong>de</strong>r Abfluû zeitlich gestreckt<br />
erfolgt. Im Falle <strong>de</strong>r Vereinbarung eines Zusatzdarlehens zur Begleichung <strong>de</strong>s<br />
Damnums (sog. Tilgungsstreckungsdarlehen) können bei rechtlicher und wirtschaftlicher<br />
Einheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Darlehen nur die Zinsen und die zur Tilgung <strong>de</strong>s<br />
Zusatzdarlehens geleisteten Teilbeträge gleich einem Damnum als WK abgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n (BFH v. 15. 11. 1994 IX R 11/92, BFH/NV 1995, 669; FG Köln v.<br />
23. 1. 2001, DStRE 2001, 620, rkr., betr. engen zeitlichen Zusammenhang). Eine<br />
<strong>de</strong>rartige Einheit liegt nicht vor, wenn es sich um verschie<strong>de</strong>ne Darlehensgläubiger<br />
han<strong>de</strong>lt (Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 92; aA Wolff-Diepenbrock in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Damnumª). Diese Grundsätze gelten auch dann, wenn das<br />
Tilgungsstreckungsdarlehen erst anläûlich einer Kreditverlängerung vereinbart<br />
wird (BFH v. 13. 9. 1994 IX R 20/90, BFH/NV 1995, 293). Erstattet <strong>de</strong>r Gläubiger<br />
Damnumbeträge (zB bei Verkauf <strong>de</strong>s finanzierten Wirtschaftsguts), än<strong>de</strong>rt<br />
dies nichts am bereits vorgenommenen WKAbzug; insoweit han<strong>de</strong>lt es sich im<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Erstattung um Einnahmen aus <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />
(BFH v. 28. 3. 1995 IX R 41/93, BStBl. II, 704).<br />
P Vorauszahlung und Miûbrauch: Der Grundsatz sofortiger Abziehbarkeit wird<br />
durchbrochen, soweit <strong>de</strong>m § 42 AO entgegensteht. Während die Rspr. für die<br />
Vorausleistung <strong>de</strong>s Damnums in <strong>de</strong>n Anwendungsbereichen <strong>de</strong>s § 21 a (s. dort<br />
Anm. 150 ¹Damnumª) und § 10 e (s. dort Anm. 700 ¹Damnumª) strenge Maûstäbe<br />
anlegte, verfährt sie ansonsten groûzügiger u. verlangt ± grundsätzlich<br />
unabhängig vom zeitlichen Rahmen ± sinnvolle wirtschaftliche Erwägungen auf<br />
Basis einer vertraglichen Vereinbarung (BFH v. 3. 2. 1987 IX R 85/85, BStBl. II,<br />
492, m. Anm. Drenseck, FR 1987, 350; enger BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484<br />
und v. 31. 8. 1990, BStBl. I, 366 Tz. 3. 3. 4: maximal 3 Monate vor Darlehensauszahlung).<br />
Sind diese Grenzen überschritten, hat dies die Verteilung nur <strong>de</strong>s<br />
rechtsmiûbräuchlichen Teils <strong>de</strong>s Damnums zur Folge (Schmidt/Drenseck XX.<br />
E 234 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
§ 9 Rn. 92; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 177 i; aA wohl FG Bremen,<br />
EFG 1998, 1052, rkr.; Blümich/Stuhrmann, § 21 Rn. 168).<br />
Der Sofortabzug eines vom Stpfl. entrichteten Damnums wird auch bei einem<br />
¹offensichtlichen Miûverhältnisª zwischen einmaliger u. laufen<strong>de</strong>r Kapitalnutzungsvergütung<br />
versagt (vgl. Schmidt, DStR 1982, 249; restriktiver die FinVerw.,<br />
die <strong>de</strong>n Sofortabzug auf marktübliche Beträge beschränken will, s. BMF v.<br />
31. 8. 1990, BStBl. I, 366 Tz. 3. 3. 4: bei Zinsfestschreibungszeitraum von mind.<br />
5 Jahren maximal 10 vH Damnum). UE sollte eine WKVerteilung wegen <strong>de</strong>r<br />
Höhe <strong>de</strong>s Damnums allenfalls bei kraû gelagerten Ausnahmefällen vorgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n, da die Entrichtung <strong>de</strong>s Damnums für <strong>de</strong>n Stpfl. mit einer Reduzierung<br />
seiner Leistungsfähigkeit einhergeht.<br />
Diskontspesen (einschlieûlich sonstiger Nebenkosten) bei <strong>de</strong>r Hingabe eines<br />
noch nicht fälligen Wechsels an ein Kreditinstitut gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen<br />
iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, falls <strong>de</strong>r Einlösungsbetrag für erwerbsbezogene Zwecke<br />
verwen<strong>de</strong>t wird; das Wechselgeschäft hat wirtschaftlich betrachtet Darlehenscharakter<br />
(so FG Rhld.-Pf. v. 17. 4. 1975, EFG 1975, 419, rkr., betr. § 10 Abs. 1<br />
Nr. 1 EStG 1967).<br />
Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolge:<br />
P Geerbte Schuldzinsenverpflichtung: Rückständige Schuldzinsen <strong>de</strong>s Erblassers, die<br />
bei diesem WK gebil<strong>de</strong>t hätten, können vom Erben bei Zahlung ebenfalls einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, da er als Gesamtrechtsnachfolger in die<br />
Rechtsstellung <strong>de</strong>s Erblassers eintritt. Dies gilt generell bei von Rechtsvorgängern<br />
übernommenen erwerbsbezogenen Verbindlichkeiten, so daû auch <strong>de</strong>r einkunftsbezogene<br />
Charakter einer Schuld <strong>de</strong>s Erblassers auf <strong>de</strong>n Erben übergeht<br />
(zutr. FG Hbg. v. 5. 2. 1987, EFG 1987, 401, rkr.).<br />
P Kreditfinanzierte Gleichstellung von Miterben: Die bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Ausgleichs-<br />
u. Abfindungszahlungen anläûlich einer Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung vom<br />
übernehmen<strong>de</strong>n Miterben zu zahlen<strong>de</strong>n Schuldzinsen sind WK gem. Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1, falls das ins Alleineigentum übernommene Wirtschaftsgut zu Erwerbszwecken<br />
genutzt wird (zB BFH v. 26. 6.1991 XI R 5/85, BFH/NV 1992,<br />
24). Hierbei ist es ohne Be<strong>de</strong>utung, ob <strong>de</strong>r Erbe die Gleichstellungszahlung ganz<br />
o<strong>de</strong>r teilweise auch aus seinem übrigen Anteil am Nachlaû hätte aufbringen können<br />
(BFH v. 9. 7. 1985 IX R 49/83, BStBl. II, 722). Die im Rahmen <strong>de</strong>r Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
geleistete Abfindungszahlung ist stets als entgeltlicher Vorgang<br />
im Rahmen eines Leistungsaustauschs zu werten, <strong>de</strong>r beim erwerben<strong>de</strong>n<br />
Miterben zu Anschaffungskosten, beim weichen<strong>de</strong>n Erben zu einem (ggf. stpfl.)<br />
Veräuûerungsgeschäft führt (BFH v. 5. 7. 1990 GrS 2/89, BStBl. II, 837). Auf<br />
die Dauer zwischen Erbfall und Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung kommt es hierbei nicht<br />
an (s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 179). Die gleichen Grundsätze<br />
gelten, wenn im Rahmen einer vorweggenommenen Erbfolge <strong>de</strong>r Empfänger<br />
eines Wirtschaftsguts kreditfinanzierte Ausgleichszahlungen an potentielle Miterben<br />
leistet (s. § 21 Anm. 300 ¹Vorweggenommene Erbfolgeª).<br />
P Kreditfinanzierte Erbfallschul<strong>de</strong>n: Bis zum Jahr 1993 lieûen Rspr. und Verwaltung<br />
Schuldzinsen im Zusammenhang mit kreditfinanzierten Pflichtteils-, Vermächtnis-<br />
und Erbersatzverpflichtungen zum Abzug zu, soweit diese als Sekundärfolge<br />
mittelbar Erwerbsvermögen betrafen, das aufgrund <strong>de</strong>s Erbfalls auf <strong>de</strong>n Zahlungsverpflichteten<br />
übergegangen war (sog. Sekundärfolgen-Rspr.).<br />
Zu Gewinneinkünften BFH v. 2. 4. 1987 IV R 92/85, BStBl. II, 621; v. 28. 4. 1989<br />
III R 4/87, BStBl. II, 618; v. 17. 10. 1991 IV R 97/89, BStBl. II 1992, 392; bereits<br />
damals verneinend bei VuV BFH v. 28. 4. 1992 IX R 178/88, BFH/NV 1992, 658; die<br />
Verwaltung hat die Sekundärfolgen-Rspr. für die Gewinn- und Überschuûeinkünfte<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 235
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
akzeptiert (BMF v. 11. 1. 1993, BStBl. I, 62); Lit. s. bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. C 179 c.<br />
Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r VIII. Senat <strong>de</strong>s BFH im Jahr 1993 mit Zustimmung <strong>de</strong>s I.,<br />
III. und IV. Senats unter Hinweis auf die Beschl. <strong>de</strong>s GrS zur stl. Behandlung<br />
von Kontokorrentzinsen (v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817; s. unter<br />
¹Kontokorrentª) und zur Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung (v. 5. 7. 1990 GrS 2/89,<br />
BStBl. II, 837) als überholt aufgegeben. Die wirtschaftliche Belastung <strong>de</strong>s Nachlasses<br />
soll für die erwerbsbezogene Veranlassung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs nicht<br />
ausreichen, da <strong>de</strong>r Anspruch in Bezug auf das Erwerbsvermögen nicht gegenständlich<br />
konkretisiert ist.<br />
Grundlegend BFH v. 2. 3. 1993 VIII R 47/90, BStBl. II 1994, 619; v. 13. 9. 1994<br />
IX R 104/90, BFH/NV 1995, 384, zum Pflichtteilsanspruch; v. 25. 11. 1993 IV R 66/<br />
93, BStBl. II 1994, 623, zum höferechtlichen Abfindungsanspruch; zustimmend: v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 179 f. mwN; aA: Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 11<br />
mwN; Paus, StWa. 1997, 193; s. auch BMF v. 11. 8. 1994, BStBl. I, 603, wonach die<br />
geän<strong>de</strong>rte Rspr. erstmals für <strong>de</strong>n VZ 1995 anzuwen<strong>de</strong>n ist; zu Billigkeitsmaûnahmen<br />
s. FinVerw., FR 1995, 626.<br />
Kritik: Auch die Rspr. erkennt an, daû ein Nachlaû mit Erwerbsvermögen durch<br />
Erbfallschul<strong>de</strong>n wirtschaftlich belastet ist (s. nur BFH v. 2. 3. 1993 VIII R 47/90,<br />
BStBl. II 1994, 619, mit Anm. Schmidt, FR 1993, 683). In<strong>de</strong>m sie darüber hinaus<br />
für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug eine gegenständliche Konkretisierung verlangt,<br />
stellt die Rspr. Finalitätsaspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund und nimmt Rückgriff auf<br />
das ± steuerdogmatisch bereits überwun<strong>de</strong>ne ± Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis. Damit<br />
engt die Rspr. <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme als Kriterium erwerbsbezogener<br />
Veranlassung unnötig ein (s. allg. Anm. 370).<br />
Erbbauzinsen sind laufen<strong>de</strong>s Entgelt für die Bestellung eines Erbbaurechts<br />
(§ 9 ErbbaurechtsVO) und haben daher keinen Kreditüberlassungscharakter.<br />
Finanzierungskostenerstattungen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines Wirtschaftsguts<br />
(zB Bauzeitzinsen und Disagioerstattungen) sind beim Erwerber idR keine<br />
sofort abziehbaren WK bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart, son<strong>de</strong>rn gehören<br />
zu <strong>de</strong>n (ggf. abschreibbaren) Anschaffungskosten. Nur ausnahmsweise han<strong>de</strong>lt<br />
es sich um originäre Zinsaufwendungen für die eigene Geldbeschaffung mit<br />
WKCharakter. Für die Abgrenzung sind die formale Bezeichnung <strong>de</strong>s Zahlungsgrunds,<br />
<strong>de</strong>r abrechnungsmäûige Ausweis <strong>de</strong>r Zahlung (zB in separaten Verträgen),<br />
<strong>de</strong>ren ursprüngliche Rechtsnatur sowie die Person <strong>de</strong>s Zahlungsempfängers<br />
wegen <strong>de</strong>r Anwendung wirtschaftlicher Beurteilungskriterien idR<br />
unerheblich (s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 176 a). Eine rückwirken<strong>de</strong><br />
Abspaltung von finanzierungsbedingten Aufwendungen aus einem einheitlichen<br />
Kaufpreis ist mit stl. Wirkung nach allgemeinen Grundsätzen nicht<br />
möglich (s. nur BFH v. 17. 2. 1981 VIII R 95/80, BStBl. II, 466). Trotz<strong>de</strong>m bieten<br />
die nachfolgend aufgeführten Abgrenzungsgrundsätze <strong>de</strong>r Rspr. verschie<strong>de</strong>nartige<br />
Ansatzpunkte für eine zielentsprechen<strong>de</strong> Einfluûnahme auf <strong>de</strong>n<br />
WKUmfang (s. ausführlich mit Gestaltungshinweisen Prinz, BB 1985, 1975):<br />
P Originäre Finanzierungsaufwendungen sind wirtschaftlich durch die eigenen Geldbeschaffungsbedürfnisse<br />
<strong>de</strong>s Erwerbers wegen bestehen<strong>de</strong>r Kaufpreisfälligkeit<br />
veranlaût. WK liegen <strong>de</strong>mnach vor,<br />
p wenn die Mittelbeschaffung wirtschaftlich zur Begleichung <strong>de</strong>r bereits fällig<br />
gestellten Schuld bzw. <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Kaufpreisteils erfor<strong>de</strong>rlich ist (zB<br />
vom Veräuûerer weiter berechnete Zinsen, die ihm durch eine infolge Zahlungsverzugs<br />
<strong>de</strong>s Erwerbers notwendig gewor<strong>de</strong>ne Darlehensaufnahme entstan<strong>de</strong>n<br />
sind (BFH v. 19. 4. 1977 III 119/75, BStBl. II, 601) o<strong>de</strong>r<br />
E 236 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
p wenn die (vertragsmäûig eigenständige) Finanzierungsübernahme vom Veräuûerer<br />
<strong>de</strong>m Erwerber ansonsten nicht erlangbare Finanzierungsvorteile<br />
bietet (zB Zahlung an <strong>de</strong>n Veräuûerer für die Überlassung eines zuteilungsreifen<br />
Bausparvertrags (BFH v. 2. 8. 1977 VIII R 104/74, BStBl. II 1978,<br />
143), Erstattung vorausgezahlte Bereitstellungszinsen (BFH v. 13. 12. 1983<br />
VIII R 173/83, BStBl. II 1984, 428).<br />
P Zu <strong>de</strong>n Anschaffungskosten gehören<strong>de</strong> Finanzierungsaufwendungen liegen dagegen<br />
vor, falls <strong>de</strong>r Veräuûerer die in seiner Person wirtschaftlich bereits vor <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />
entstan<strong>de</strong>nen Finanzierungskosten <strong>de</strong>m Erwerber weiter berechnet.<br />
Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn <strong>de</strong>r Erwerbspreis erst nach Entstehen <strong>de</strong>r Zinsen beim<br />
Veräuûerer zu entrichten ist.<br />
Bauzeitzinsen (BFH v. 22. 4. 1980, BStBl. II, 441; v. 14. 11. 1989 IX R 197/84, BStBl. II<br />
1990, 299), Zinserstattungen (FG Köln v. 6. 3. 2001, DStRE 2001, 1143, nrkr.),<br />
Disagioerstattungen (BFH v. 17. 2. 1981 VIII R 95/80, BStBl. II, 466; v. 14. 1. 1986 IX<br />
R 188/84, BFH/NV 1986, 280; uE mit <strong>de</strong>r gewan<strong>de</strong>lten Rechtsnatur <strong>de</strong>s Disagios [s.<br />
unter ¹Damnumª] nicht mehr zu vereinbaren; s. bereits Prinz, BB 1985, 1975, zum<br />
Eintritt in ein Tilgungsstreckungsdarlehen).<br />
Finanzierungsprovisionen und -gebühren wer<strong>de</strong>n vor allem im Rahmen sog.<br />
steuerbegünstigter Immobilienmo<strong>de</strong>lle (insbes. Bauherren- u. Erwerbermo<strong>de</strong>lle,<br />
geschlossene Immobilienfonds) zur Optimierung <strong>de</strong>s WKUmfangs kreiert. Für<br />
die Gebührentatbestän<strong>de</strong> mit Finanzierungsbezug (zB Zinsgarantie-, Zinsbürgschafts-<br />
und Zinsfreistellungsgebühren, Eigenkapitalvermittlungsprovisionen)<br />
hat die Rspr. spezielle Abgrenzungsmerkmale zu <strong>de</strong>n Anschaffungs- und Herstellungskosten<br />
aufgestellt. Aus § 42 AO leitet sie darüber hinaus für <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug weitere, insbes. formale Kriterien ab (zB Vereinbarung vor <strong>de</strong>r Zahlung,<br />
Angemessenheit, Abgrenzbarkeit).<br />
Grundlegend BFH v. 14. 11. 1989 IX R 197/84, BStBl. II 1990, 299; dazu BMF v.<br />
31. 8. 1990, BStBl. I, 366 u. FinVerw. v. 21. 3. 1994, DB 1994, 857 zum zeitlichen<br />
Anwendungsbereich; zur Finanzierungsgebühr bei Rentenversicherungen s. BFH v.<br />
15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, m. Anm. Meyer-Scharenberg, DStR<br />
2000, 670; zu Darlehensvermittlungsprovisionen s. BFH v. 20. 6. 2000 VIII R 37/99,<br />
BFH/NV 2000, 1342; allgemein zu mo<strong>de</strong>llbedingten Aufwendungen vgl. BFH v.<br />
8. 5. 2001 IX R 10/96, BStBl. II, 720 und BMF v. 24. 10. 2001, BStBl. I, 780 mit Übergangsregelung.<br />
For<strong>de</strong>rungstundung: Wird eine Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung mit einem bestimmten<br />
(zumin<strong>de</strong>st annähernd bestimmbaren) Fälligkeitstermin gestun<strong>de</strong>t, so enthält<br />
<strong>de</strong>r Kaufpreis neben <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Vermögensebene angesie<strong>de</strong>lten Tilgungsanteil<br />
eine steuerrelevante Zinskomponente (vgl. § 12 Abs. 3 Satz 1 BewG); nur <strong>de</strong>r<br />
Barwert als Summe <strong>de</strong>r Tilgungsanteile bil<strong>de</strong>t die (ggf. abschreibbaren) aktivierungspflichtigen<br />
Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Wirtschaftsguts (zuletzt BFH v.<br />
26. 6. 1996 VIII R 67/95, BFH/NV 1997, 175 mwN).<br />
P Die Kaufpreiszerlegung erfolgt, da § 12 Abs. 3 BewG nicht abdingbar ist, unabhängig<br />
davon, ob eine Verzinsung ausdrücklich vereinbart, nicht erwähnt o<strong>de</strong>r<br />
sogar ausgeschlossen ist (grundlegend BFH v. 25. 6. 1974 VIII R 163/71,<br />
BStBl. II 1975, 431). Der für die Stundung maûgebliche Rechnungszinsfuû ist in<br />
<strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s § 42 AO im Grundsatz frei vereinbar; bei fehlen<strong>de</strong>r Vereinbarung<br />
beträgt er entsprechend <strong>de</strong>m BewG 5,5 vH (BFH v. 19. 5. 1992 VIII R 37/<br />
90, BFH/NV 1993, 87 mwN).<br />
Vom Schuldner bei Kaufpreisstundung geleistete Raten sind regelmäûig nach<br />
<strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> aufzuteilen (zur Abgrenzung von Raten gegenüber Renten<br />
u. dauern<strong>de</strong>n Lasten s. Anm. 391). Der Zinsanteil gehört beim Verkäufer zu<br />
<strong>de</strong>n stpfl. Einnahmen aus KapVerm., beim Käufer liegen bei erwerbsbezoge-<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 237
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
nem Anlaû <strong>de</strong>s Kaufs Betriebsausgaben o<strong>de</strong>r WK vor. Dies gilt über Kaufpreisfor<strong>de</strong>rungen<br />
hinaus für sämtliche Arten einer Kapitalüberlassung (zB BFH v.<br />
24. 6. 1977 VI R 233/74, BFHE 122, 303 betr. Ratenzahlungen auf Pflichtteilsanspruch;<br />
v. 26. 6. 1996 VIII R 67/95, BFH/NV 1997, 175 für Wertausgleichszahlungen<br />
bei Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung).<br />
Kritik: UE ist die Aufteilung einer gestun<strong>de</strong>ten For<strong>de</strong>rung entgegen <strong>de</strong>r ausdrücklichen<br />
Parteivereinbarung u. tatsächlich fehlen<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckter Kapitalüberlassungsvergütung<br />
problematisch, da die gewollte u. vollzogene Sachverhaltsgestaltung<br />
für die Besteuerung negiert wird. Eine unangemessene<br />
Zinsvereinbarung sollte nur in extrem gelagerten Ausnahmefällen in Betracht<br />
gezogen wer<strong>de</strong>n (ebenfalls von <strong>de</strong>r Rspr. nicht überzeugt ist Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 91; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Stundungª).<br />
P Keine Zerlegung <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung erfolgt allerdings, wenn die Vertragsparteien<br />
<strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r Kaufpreiszahlung weitgehend offen gelassen haben<br />
(BFH v. 14. 2. 1984 VIII R 41/82, BStBl. II, 550, betr. Versteuerung etwaiger<br />
Zinserträge). Den im Falle <strong>de</strong>s vorzeitigen Erhalts einer verzinslich gestun<strong>de</strong>ten<br />
Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung die Kapitalschuld min<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzinsungsbetrag kann <strong>de</strong>r<br />
Veräuûerer nicht als WK bei § 20 berücksichtigen; es han<strong>de</strong>lt sich um entgangene<br />
Einnahmen, <strong>de</strong>nen es am Aufwendungscharakter mangelt (so zutr. BFH v.<br />
21. 10. 1980 VIII R 190/78, BStBl. II 1981, 160).<br />
Geldbeschaffungskosten sind die mit <strong>de</strong>r Aufnahme eines Kredits verbun<strong>de</strong>nen<br />
Aufwendungen. Aufgrund <strong>de</strong>s im Steuerrecht gelten<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Zinsbegriffs<br />
(s. Anm. 360), sind sie bei Erwerbsbezug <strong>de</strong>s finanzierten Objekts als<br />
WK abziehbar (BFH v. 24. 5. 1968 VI R 6/67, BStBl. II, 574). Der Übergang zu<br />
<strong>de</strong>n ebenfalls unter Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 fallen<strong>de</strong>n Kreditnebenkosten ist flieûend.<br />
Erfaût wer<strong>de</strong>n zB Bereitstellungs- u. Zuteilungsgebühren für die Bank sowie<br />
Abschluûgebühren bei Bausparkassen. Es ist unerheblich, ob die Geldbeschaffungskosten<br />
an <strong>de</strong>n Gläubiger o<strong>de</strong>r einen Dritten geleistet wer<strong>de</strong>n, so daû auch<br />
Kreditmaklerprovisionen, Hypothekenbestellungs-, Notariats- und Reisekosten<br />
zur Kreditbesorgung nach Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 abziehbar sind (BFH v. 4. 3. 1966<br />
VI 258/65, BStBl. III, 451).<br />
Grundstück, unbebaut: Soweit nachweisbar ein wirtschaftlicher Einkunftsartenzusammenhang<br />
besteht (zu <strong>de</strong>n allg. Voraussetzungen s. Anm. 371), was insbes.<br />
bei späterer Bebauung und Vermietung <strong>de</strong>r Fall sein kann, sind die durch<br />
<strong>de</strong>n Erwerb eines unbebauten Grundstücks anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />
WK. Entsprechen<strong>de</strong>s gilt hinsichtlich Zinsen für fremdfinanzierte/<br />
rückständige Nebenkosten (zB Erschlieûungskosten).<br />
BFH v. 4. 6. 1991 IX R 30/89, BStBl. II, 761 mwN, nennt als Indizien für wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang: Abschluû von Bausparverträgen zur Mittelansparung, Beauftragung<br />
eines Architekten, Bauvoranfrage, tatsächliches späteres Verhalten, Bebaubarkeit<br />
<strong>de</strong>s Grundstücks (s. hierzu auch BFH v. 4. 6. 1991 IX R 89/88, BFH/NV 1991, 741;<br />
Anm. Klumpp, DStR 1991, 1306); kein WKAbzug: FG München v. 30. 4. 1998, DStRE,<br />
621, rkr., bei fehlen<strong>de</strong>m Flächennutzungsplan; FG Münster v. 24. 9. 1996, EFG 1997,<br />
213, rkr., wenn keine Vermietbarkeit; umfassend FinVerw. v. 21. 1. 1991, StEK EStG<br />
§ 9 Nr. 549.<br />
Kapitalvermögen: s. ¹Wertpapiere, Beteiligungen u. an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerteª.<br />
Kontokorrent: Schuldzinsen für einen gemischten Kontokorrentkredit im<br />
Überschuûeinkünftebereich (Abwicklung erwerbsbezogener u. privater Zahlungsvorgänge)<br />
können nach stRspr. nur dann als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
soweit die Verwendung <strong>de</strong>r Kreditmittel für Erwerbszwecke erfolgt u. die privat<br />
E 238 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
veranlaûte Kreditierung unwesentlich ist o<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig u. zuverlässig abgegrenzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann (sog. Aufteilungs- u. Abzugsverbot, s. allgemein § 12<br />
Anm. 63 ff.).<br />
Bis 1990 vertrat die Rspr. unter Berufung auf diese Grundsätze die Ansicht, daû<br />
ein einheitlicher Kontokorrentkredit nur dann zu als WK abziehbaren Kreditzinsen<br />
führe, wenn die Verschuldung ausschlieûlich auf Zahlungen zurückzuführen<br />
ist, die <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einnahmeerzielung dienen (zB BFH v.<br />
18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510).<br />
Abweichend davon hat <strong>de</strong>r Groûe Senat <strong>de</strong>s BFH im sog. Kontokorrentkontobeschluû<br />
v. 4. 7. 1990 zu Recht entschie<strong>de</strong>n, daû es auch im Bereich <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte<br />
nicht gegen § 12 Nr. 1 Satz 2 EStG verstöût, wenn die durch<br />
einen einheitlichen Kontokorrentkredit veranlaûten Schuldzinsen in erwerbsbezogene<br />
und private aufgeteilt wer<strong>de</strong>n; technisch kann dies mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
Zinsstaffelmetho<strong>de</strong>, ggf. auf Basis eines an<strong>de</strong>rweitigen Schätzungsverfahrens<br />
erfolgen (GrS 2±3/88, BStBl. II 1990, 817). Dieser Ansicht hat sich die Finanzverwaltung<br />
angeschlossen (BMF v. 10. 11. 1993, BStBl. I, 930 Tz. 19).<br />
Um Probleme bei <strong>de</strong>r Aufteilung <strong>de</strong>s gemischten Kontokorrentkontos zu vermei<strong>de</strong>n<br />
sollte allerdings das sog. Zwei-Konten-Mo<strong>de</strong>ll als Gestaltungsmittel gewählt<br />
wer<strong>de</strong>n. Hierbei wer<strong>de</strong>n erwerbsbezogene Einnahmen und Ausgaben auf getrennten<br />
Konten erfaût, wobei private Ausgaben nur mittels <strong>de</strong>s Einnahmekontos<br />
beglichen wer<strong>de</strong>n (kein Gestaltungsmiûbrauch, s. auch BFH v. 8. 12. 1997<br />
GrS 1±2/95, BStBl. II 1998, 193; zu Einzelheiten s. § 4 Anm. R 31; zu Gestaltungen<br />
s. Ba<strong>de</strong>r, NWB F. 2, 10575; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 8).<br />
Die durch das StEntlG 1999/2000/2002 eingeführte Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s<br />
§ 4 Abs. 4 a, die über § 9 Abs. 5 auch für Überschuûeinkünfte Anwendung<br />
fin<strong>de</strong>n sollte, wur<strong>de</strong> durch das StBereinG 1999 für Überschuûeinkünfte rückwirkend<br />
aufgehoben (s. § 4 Anm. 1033 ff.; BMF v. 22. 5. 2000, BStBl. I, 588<br />
Tz. 1; Wendt, FR 2000, 417 [430]; Hoch, DStZ 2000, 358 [364]).<br />
Wer<strong>de</strong>n über ein Kontokorrentkonto Zahlungsvorgänge abgewickelt, die einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>n<br />
Charakter haben (zB für Wertpapiere u. Vermietungsobjekte)<br />
o<strong>de</strong>r mehrere Einkunftsgegenstän<strong>de</strong> betreffen (zB verschie<strong>de</strong>ne<br />
Mietwohngrundstücke), so greift das Aufteilungs- u. Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12<br />
Nr. 1 Satz 2 nicht ein, da ausschlieûlich die Erwerbssphäre betroffen ist. Die<br />
anfallen<strong>de</strong>n Kontokorrentzinsen sind nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten,<br />
ggf. im Schätzungswege, aufzuteilen und zuzuordnen; im WKBereich bestehen<strong>de</strong><br />
Abzugsverbote (zB § 3 c) sind dabei allerdings zu beachten.<br />
Kraftfahrzeug: Schuldzinsen im Zusammenhang mit gewöhnlich anfallen<strong>de</strong>n<br />
Kraftfahrzeugkosten (Anschaffung, Erhaltung) sind als WK abziehbar, soweit<br />
das Fahrzeug zur Erzielung von Überschuûeinkünften eingesetzt wird und die<br />
tatsächlichen Kosten geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (Anm. 580 ¹Kraftfahrzeugª).<br />
Soweit das Kraftfahrzeug für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte eingesetzt<br />
wird, haben die hierauf entfallen<strong>de</strong>n anteiligen Schuldzinsen zwar auch<br />
WKCharakter, sind jedoch durch die Entfernungspauschale nach Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 4 Satz 2 abgegolten (s. Abs. 2 Satz 1; s. Anm. 457, 467). Gleiche Wirkung<br />
haben die Fahrtkosten-Pauschbeträge <strong>de</strong>r LStR, wenn <strong>de</strong>r ArbN das Fahrzeug<br />
für Dienstreisen verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 30. 11. 1979 VI R 129/78, BStBl. II 1980,<br />
141; s. dazu Anm. 297).<br />
Kurssicherungsaufwendungen sind Gegenleistung für die Kapitalnutzung<br />
und fallen daher unter <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Begriff <strong>de</strong>r Schuldzinsen, nicht dagegen<br />
in <strong>de</strong>n steuerneutralen Vermögensbereich (s. Hinweis bei BFH v.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 239
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289; glA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. C 180 ¹Kursgarantieª).<br />
Beispiel: Der Gläubiger veräuûert Wertpapiere und überläût <strong>de</strong>n erzielten Erlös <strong>de</strong>m<br />
Stpfl. zinsgünstig als Darlehen. Der Stpfl. verpflichtet sich, <strong>de</strong>m Gläubiger <strong>de</strong>n Darlehensnennbetrag,<br />
min<strong>de</strong>stens aber <strong>de</strong>njenigen Betrag zurückzuzahlen, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gläubiger<br />
für die Wie<strong>de</strong>rbeschaffung <strong>de</strong>r Wertpapiere aufwen<strong>de</strong>n muû.<br />
Gleiches gilt uE auch für Kurssicherungsaufwendungen bei Fremdwährungsdarlehen<br />
(siehe Beispiel bei Meilicke, StbJb. 1981/82, 225); zu wechselkurbedingten<br />
Kursverlusten bei Fremdwährungsdarlehen s. Anm. 360.<br />
Nieûbrauch: Finanziert <strong>de</strong>r Eigentümer Aufwendungen zur Ablösung eines<br />
Nieûbrauchs, um das belastete Wirtschaftsgut künftig zur Erzielung von Einkünften<br />
zu nutzen, so stehen die Schuldzinsen in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r künftigen Einkunftserzielung und sind <strong>de</strong>mgemäû als WK abziehbar<br />
(BFH v. 29. 6. 1993 IX R 44/89, BFH/NV 1994, 460; allgemein<br />
s. Anm. 360; zur persönlichen Abzugsberechtigung s. Anm. 382).<br />
Provisionen: s. ¹Finanzierungsprovisionenª.<br />
Ratenkredite: Bei für Erwerbszwecke verwen<strong>de</strong>ten Teilzahlungskrediten, <strong>de</strong>nen<br />
Zinsen und Bearbeitungsgebühren in einer Summe zugeschlagen wer<strong>de</strong>n<br />
(sog. Teilzahlungszuschlag) und die vom Schuldner in gleichbleiben<strong>de</strong>n Raten<br />
zurückzuzahlen sind, ist bei je<strong>de</strong>r Rate nach <strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> eine Zerlegung<br />
in Zins- und Kapitalanteil vorzunehmen. Dies gilt zumin<strong>de</strong>st dann, wenn<br />
eine vertragliche Vereinbarung über die Ratenaufteilung fehlt. Die einmalig anfallen<strong>de</strong><br />
Bearbeitungsgebühr hat zinsähnlichen Charakter und gilt regelmäûig als<br />
mit <strong>de</strong>r ersten Rate abgeflossen (s. unter ¹Bearbeitungsgebührenª).<br />
BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10 Abs. 1 Ziff. 1 R. 152 = HFR 1980,<br />
49; vgl. dazu Nissen, DStZ 1980, 55; zu an<strong>de</strong>ren Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zinsermittlung s.<br />
Meilicke, NWB F. 3, 5544; s. auch oben ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª.<br />
Steuerliche Nebenleistungen:<br />
P Zinsen: Nachfor<strong>de</strong>rungszinsen (§ 233 a AO), Stundungszinsen (§ 234 AO),<br />
Hinterziehungszinsen (§ 235 AO) und Aussetzungszinsen (§ 237 AO) sind stl.<br />
Nebenleistungen gem. § 3 Abs. 3 AO, <strong>de</strong>ren WKEigenschaft sich nach <strong>de</strong>r stl.<br />
Qualifikation <strong>de</strong>r Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung richtet. Damit sind sie nur als WK<br />
berücksichtigungsfähig, wenn die Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung zu sofort (zB GrSt.)<br />
o<strong>de</strong>r im Wege <strong>de</strong>r Abschreibung (zB GrESt.) abziehbaren WK führt.<br />
BFH v. 25. 7. 1995 IX R 38/93, BStBl. II, 835; v. 30. 1. 1996 IX R 83/90, BFH/NV<br />
1996, 542, betr. Aussetzungszinsen zur GrESt.; Schmidt/Drenseck XX. § 21 Rn. 100<br />
¹Grun<strong>de</strong>rwerbsteuerª; s. auch OFD v. 11. 9. 1990, StEK EStG § 9 Nr. 530.<br />
P Zuschläge: Säumniszuschläge (§ 240 AO) und Verspätungszuschläge (§ 152<br />
AO) sind unabhängig von <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung niemals<br />
WK in Form von Schuldzinsen. Sie stellen zwar auch stl. Nebenleistungen<br />
dar, sind als beson<strong>de</strong>rs ausgestaltete steuergesetzliche Druckmittel aber kein<br />
laufzeitabhängiges Entgelt für eine Kapitalnutzung (BFH v. 14. 1. 1992<br />
IX R 226/87, BStBl. II, 464; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 21 Rn. 100<br />
¹Grun<strong>de</strong>rwerbsteuerª; Grube, DB 1992, 1123; aA betr. Säumniszuschläge<br />
Jestädt, DStR 1992, 1011; Paus, DStZ 1993, 123).<br />
Steuerzahlungskredite:<br />
P Erbschaft- und Schenkungsteuer: Schuldzinsen für einen Kredit zur Finanzierung<br />
<strong>de</strong>r beim unentgeltlichen Erwerb eines ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsguts anfallen<strong>de</strong>n<br />
Erbschaft- und Schenkungsteuer sind nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH keine<br />
WK <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart (zB BFH v. 9. 8. 1983 VIII R 35/80,<br />
BStBl. II 1984, 27). Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n vergleichbaren Fallgestaltungen <strong>de</strong>r<br />
E 240 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
zwischenzeitlich aufgegebenen Sekundärfolgen-Rspr. (s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
und Erbfolgeª) hat die Rspr. bei Steuerzahlungskrediten <strong>de</strong>n mittelbaren<br />
Erwerbszusammenhang nie ausreichen lassen.<br />
Zur insoweit übertragbaren Kritik s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª.<br />
Wegen Gestaltungsmöglichkeiten zur Erlangung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs<br />
s. kk., KÖSDI 1987, 6642 (Veräuûerung mit Barschenkung o<strong>de</strong>r Schenkung<br />
unter Auflage).<br />
P Einkommen- und Vermögensteuer: Da Aufwendungen im Zusammenhang mit<br />
<strong>de</strong>r Finanzierung estl. nicht abziehbarer Steuern ebenfalls <strong>de</strong>m Abzugsverbot<br />
<strong>de</strong>r § 12 Nr. 3 unterliegen, führen kreditfinanzierte Einkommen- und Vermögensteuerzahlungen,<br />
selbst wenn die Steuerbelastung auf klar erkennbaren Einkunftsgrundlagen<br />
und -quellen beruht, nicht zum WKAbzug hinsichtlich <strong>de</strong>r als<br />
Folgekosten anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen (BFH v. 28. 11. 1991 IV R 122/90,<br />
BStBl. II 1992, 342; für Aufteilung wohl Arndt in K/S/M, § 12 Rn. D 7). Umgekehrtes<br />
gilt bei Finanzierungskosten für abziehbare Steuern (zB GrSt.) bzw.<br />
für stl. Nebenleistungen hierzu (zB Säumniszuschlag zu GrESt.).<br />
Stückzinsen wen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Erwerber eines festverzinslichen Wertpapiers auf, um<br />
die seit <strong>de</strong>m vorherigen Zinstermin bis zum Anschaffungszeitpunkt entstan<strong>de</strong>ne<br />
Zinsfor<strong>de</strong>rung zu erwerben. Nach allgemeiner Auffassung können Stückzinsen<br />
vom Erwerber als negative Einnahmen abgezogen wer<strong>de</strong>n, seit <strong>de</strong>m 1. 1. 1994<br />
im Jahr <strong>de</strong>s Abflusses (zu Einzelheiten s. § 20 Anm. 850 ¹Stückzinsenª). Stückzinsen<br />
sind somit aus stl. Sicht keine Schuldzinsen iSd. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1;<br />
aA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Stückzinsenª.<br />
Schätzgebühren im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Beleihung von zu Einkunftserzielungszwecken<br />
eingesetztem Grundbesitz gehören zu <strong>de</strong>n WK gem. Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 (vgl. BFH v. 19. 8. 1986 IX S 5/83, BStBl. II 1987, 212).<br />
Teilzahlungszuschläge: s. ¹Ratenkrediteª.<br />
Umschuldungskosten zur Erlangung eines günstigeren o<strong>de</strong>r Ablösung eines<br />
Kredits sind grundsätzlich WK (s. nur BFH v. 29. 10. 1985 IX R 56/82,<br />
BStBl. II 1986, 143).<br />
Verkaufsprovisionen (Maklerprovisionen) im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />
eines Hauses sind auch dann keine abziehbaren Geldbeschaffungskosten,<br />
falls <strong>de</strong>r Verkaufserlös zur Finanzierung <strong>de</strong>s Erwerbs eines an<strong>de</strong>ren<br />
Hauses verwen<strong>de</strong>t wird. Es han<strong>de</strong>lt sich um nicht abziehbare Aufwendungen<br />
für Substanzverwertung innerhalb <strong>de</strong>r Vermögenssphäre (FG Köln v. 28. 2.<br />
1985, EFG, 549, rkr.; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Verkaufsprovisionenª;<br />
krit. Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91).<br />
Vermittlungsprovisionen: s. unter ¹Finanzierungsprovisionen und -gebührenª.<br />
Versicherungsbeiträge:<br />
P Rentenversicherungen, gesetzlich: Schuldzinsen für eine kreditfinanzierte Nachentrichtung<br />
freiwilliger Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung stellen in vollem<br />
Umfang vorweggenommene WK (s. allgemein Anm. 371) bei <strong>de</strong>n sonstigen<br />
Einkünften iSd. § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a dar. Dies gilt unabhängig von <strong>de</strong>m<br />
zeitlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Rentenzahlungen und <strong>de</strong>r Frage, ob <strong>de</strong>r Versicherungsfall<br />
tatsächlich eintritt; die Überschuûerzielungsabsicht <strong>de</strong>s Stpfl. wird<br />
unterstellt. Trotz <strong>de</strong>r Beschränkung <strong>de</strong>r Einnahmebesteuerung auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
kommt § 3 c nicht zur Anwendung, da <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />
nicht in <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Kapitalrückzahlung, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Anspruchs auf<br />
Rentenzahlung besteht.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 241
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
BFH v. 21. 7. 1981 VIII R 32/80, BStBl. II 1982, 41; v. 5. 5. 1993 X R 128/90.<br />
BStBl. II, 867, zum vergleichbaren Fall <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>s ehelichen Versorgungsausgleichs;<br />
Horlemann, FR 2000, 1314; Reuter, NWB F. 3, 10695. Die FinVerw. hat sich<br />
dieser Auffassung angeschlossen, zB OFD Frankfurt v. 23. 2. 1996, DStR 1996, 827;<br />
OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687.<br />
P Rentenversicherungen, privat: Während Rspr. und FinVerw. bei <strong>de</strong>r Refinanzierung<br />
<strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung die Überschuûerzielungsabsicht unterstellen,<br />
muû <strong>de</strong>r Stpfl. im Falle einer privaten Rentenversicherung stets seine<br />
Absicht nachweisen, auf die voraussichtliche Dauer <strong>de</strong>r Versicherung einen<br />
Totalüberschuû zu erzielen. Nach <strong>de</strong>r insoweit zutreffen<strong>de</strong>n Rspr. genügt hierbei<br />
ein ¹beschei<strong>de</strong>nerª Überschuû (zB BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II<br />
2000, 267 mwN). Aus Sicht <strong>de</strong>r FinVerw. muû <strong>de</strong>r Überschuû jedoch erheblich<br />
sein (zB OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687). Der Überschuû ermittelt<br />
sich grundsätzlich (zum Beurteilungswechsel s. Meyer-Scharenberg, DStR<br />
1994, 1213) an Hand <strong>de</strong>r voraussichtlichen Dauer <strong>de</strong>s Leistungsbezugs (Zeitraum<br />
zwischen Vertragsbeginn und statistischer Lebenserwartung <strong>de</strong>s/<strong>de</strong>r Berechtigten),<br />
<strong>de</strong>r in dieser Zeitspanne voraussichtlich erzielten steuerpflichtigen<br />
Erträge (Ertragsanteil) und <strong>de</strong>r in diesem Zeitraum voraussichtlich anfallen<strong>de</strong>n<br />
Erwerbsaufwendungen, wobei ein gleichbleiben<strong>de</strong>s Zinsniveau für die Refinanzierung<br />
nach Ablauf einer etwaigen Zinsbindungsfrist unterstellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Die Zahlungsströme wer<strong>de</strong>n mit ihrem Nennwert erfaût, also nicht abgezinst<br />
(krit. Paus, StWa. 1997, 193). Zahlungen in einer Fremdwährung sind mit <strong>de</strong>m<br />
durchschnittlichen historischen Umrechnungskurs anzusetzen (zur Länge <strong>de</strong>s<br />
historischen Betrachtungszeitraums s. FG Münster v. 7. 12. 2000, DStRE 2001,<br />
1009, nrkr.). Im Gegensatz zur Rspr. bei Kapitalanlagen iSd. § 20 (zB Berlindarlehen)<br />
führen die in <strong>de</strong>n jährlichen Rentenzahlungen enthaltenen Kapitalanteile<br />
auch dann nicht zu einer anteiligen Versagung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs,<br />
wenn sie nicht zur Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungskredits verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
(s. Anm. 372 aE).<br />
BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, m. Anm. Meyer-Scharenberg,<br />
DStR 2000, 670; v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660, jeweils betr. sofort beginnen<strong>de</strong><br />
Rentenversicherung gegen Einmalbetrag in einer Fremdwährung; zu diesen Versicherungen<br />
ausführlich OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687; gänzlich aA zum<br />
WKAbzug s. FG Ba.-Württ. v. 4. 5. 1999, DStRE 2000, 511, nrkr.: Finanzierungskosten<br />
sind Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Rentenrechts; zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen und Auswirkungen<br />
<strong>de</strong>s gesetzlichen Kündigungsrechts nach § 165 VVG s. FG München v.<br />
30. 11. 1999, DStRE 2000, 561; zu <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s gesetzlichen Kündigungsrechts<br />
und eines Kapitalwahlrechts s. auch Horlemann, FR 2000, 1316, und Reuter,<br />
NWB F. 3, 10695.<br />
Bei mo<strong>de</strong>llhaften Rentenversicherungsangeboten sind zusätzlich die Einschränkungen<br />
<strong>de</strong>s § 2b zu berücksichtigen (BMF v. 5. 7. 2000, BStBl. I, 1148 Tz. 11;<br />
Horlemann, FR 2000, 1314; <strong>de</strong>rs., BB 2001, 650; ausführlich zu <strong>de</strong>n einzelnen<br />
Mo<strong>de</strong>llen s. OFD Kiel v. 4. 10. 2000, FR 2001, 323; allg. s. auch § 2 b Anm. R<br />
26).<br />
P Kapitallebensversicherungen: Sind die auûerrechnungsmäûigen und rechnungsmäûigen<br />
Zinsen aus einer Kapitallebensversicherung nach § 20 Abs. 1 Nr. 6 stpfl.<br />
(zB Versicherungen gegen Einmalbeitrag, keine Min<strong>de</strong>stlaufzeit von 12 Jahren,<br />
schädliche Beleihung, ¹Second-hand-Policenª) gilt hinsichtlich <strong>de</strong>r Finanzierungskosten<br />
das gleiche wie für private Rentenversicherungen; entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />
Kriterium ist die Absicht <strong>de</strong>s Stpfl., einen Totalüberschusses zu erzielen (zB<br />
BFH v. 7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825; Reuter, NWB F. 3,<br />
10695). Sind die Erträge aus <strong>de</strong>r Kapitallebensversicherung dagegen steuerfrei, ist<br />
E 242 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />
ein WKAbzug <strong>de</strong>r Finanzierungskosten ausgeschlossen (zB BFH v. 25. 7. 2000<br />
VIII R 35/99, DStR 2001, 14).<br />
P Sonstige Versicherungen: Bei <strong>de</strong>n übrigen Sach- und Personenversicherungen<br />
(Gebäu<strong>de</strong>versicherung, Pkw.-Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung usw.)<br />
richtet sich die Beurteilung <strong>de</strong>r Schuldzinsen nach <strong>de</strong>m WKCharakter <strong>de</strong>r kreditfinanzierten<br />
Versicherungsbeiträge (s. auch Anm. 420±423).<br />
Versicherungsdarlehen: Für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug gelten nach Maûgabe <strong>de</strong>s<br />
wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs die allgemeinen Grundsätze, und zwar<br />
unabhängig von <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Darlehensgebers.<br />
Verzugszinsen sind trotz <strong>de</strong>r vom Schuldner erzwungenen Kapitalüberlassung<br />
in vollem Umfang als Entgelt für eine Kapitalüberlassung auf Zeit und damit als<br />
Zinsen anzusehen (zB BFH v. 30. 1. 1996 IX R 83/90, BFH/NV 1996, 542<br />
mwN). Sie sind als WK abziehbar, wenn sie mit einer Einkunftsart in wirtschaftlichem<br />
Zusammenhang stehen (BFH v. 14. 4. 1992 VIII R 6/87, BStBl. II 1993,<br />
275). Das ist nach <strong>de</strong>r uE angreifbaren Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. grundsätzlich nicht<br />
<strong>de</strong>r Fall, wenn die Aufwendungen im Zusammenhang mit einem Prozeû zur<br />
Abwehr von Gefahren für das <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> Vermögen entstan<strong>de</strong>n<br />
sind (BFH v. 10. 10. 1995 VIII R 56/91, BFH/NV 1996, 304 mwN; v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Verzugszinsenª; Wolff-Diepenbrock in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 78, 83).<br />
Vorfälligkeitsentschädigungen, die <strong>de</strong>m Schuldner für die vorzeitige Kündigung<br />
eines zu Erwerbszwecken eingesetzten Darlehens seitens <strong>de</strong>s Kreditinstituts<br />
in Rechnung gestellt wer<strong>de</strong>n, fallen als Kreditnebenkosten unter <strong>de</strong>n stl.<br />
Schuldzinsenbegriff (s. nur BFH v. 29. 10. 1985 IX R 56/82, BStBl. II 1986,<br />
143). Ihre Abziehbarkeit als WK richtet sich danach, aus welchem Grund <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. das Darlehen vorzeitig gekündigt hat. Beabsichtigt er, dasselbe Erwerbsvermögen<br />
weiterhin zur Einkunftserzielung einzusetzen, han<strong>de</strong>lt es sich bei<br />
<strong>de</strong>r Vorfälligkeitsentschädigung um abziehbare Umschuldungskosten (s. unter<br />
Anm. 385 ¹Umschuldungskostenª).<br />
Soll das Vermögen dagegen veräuûert o<strong>de</strong>r sonst auûerhalb <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, ist die Behandlung umstritten. Nach <strong>de</strong>r Rspr. ist in diesen Fällen<br />
± abgesehen vom Anwendungsbereich <strong>de</strong>r §§ 17, 23 ± <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />
Zusammenhang mit Einkünften nicht (mehr) gegeben. Die Vorfälligkeitsentschädigung<br />
soll mit einem nicht steuerbaren Vorgang im Vermögensbereich<br />
bzw. in <strong>de</strong>r Privatsphäre zusammen hängen.<br />
BFH v. 25. 1. 2000 VIII R 95/97, BStBl. II, 458 mwN; v. 23. 1. 1990 IX R 8/85,<br />
BStBl. II, 464; v. 22. 3. 1994 IX R 100/91, BFH/NV 1994, 782: Zahlungszeitpunkt<br />
unbeachtlich; BFH v. 24. 5. 2000 VI R 147/99, BStBl. II 2000, 476: auch dann kein<br />
Abzug, wenn Veräuûerung wegen eines beruflich veranlaûten Umzugs; FG Ba.-Württ.<br />
v. 17. 12. 1997, EFG 1998, 546, nrkr.: keine Verrechnung mit Einnahmen aus Disagioerstattung.<br />
In <strong>de</strong>r Literatur wird die Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. teilweise geteilt (zB v. Bornhaupt<br />
in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Entschädigung ¼ª; Röhrig, DB 1990, 1738) und<br />
teilweise abgelehnt (zB Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91; Wolff-Diepenbrock in<br />
L/B/P, § 9 Rn. 173; Grube, INF 1997, 294; s. auch Kempermann, FR 2000, 713).<br />
Stellungnahme: Die Rspr. betont selbst, daû die Vorfälligkeitsentschädigung Bestandteil<br />
<strong>de</strong>r auf die (verkürzte) Gesamtlaufzeit <strong>de</strong>s Kredits bezogenen Gegenleistung<br />
<strong>de</strong>s Darlehensnehmers für die Inanspruchnahme <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />
und damit kein Scha<strong>de</strong>nersatz für die vorzeitige Vertragsbeendigung ist (s. BFH<br />
v. 25. 2. 1999 IV R 55/97, BStBl. II, 473). Die vorzeitige Vertragsbeendigung ist<br />
zwar Auslöser für die Aufwendungen, <strong>de</strong>r wirtschaftliche Erwerbszusammenhang<br />
besteht jedoch zu <strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Darlehensgebers<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 243
§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
zu niedrig verzinsten, Kapitalüberlassung. Die Aufwendungen entfallen auf<br />
die Zeit <strong>de</strong>r einnahmeerzielungsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />
Erwerbsvermögens und können damit uE wie rückständige Schuldzinsen<br />
(s. Anm. 372) stets als nachträgliche WK abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Vorfälligkeitsentschädigung ist dagegen auch nach <strong>de</strong>r Rspr. abziehbar,<br />
wenn die Aufwendungen als vorweggenommene WK für <strong>de</strong>n Erwerbs neuen,<br />
<strong>de</strong>m Erzielen von Einkünften dienen<strong>de</strong>n Vermögens zu beurteilen sind. Hierfür<br />
muû <strong>de</strong>r Stpfl. bereits bei <strong>de</strong>r Veräuûerung im vorhinein so unwi<strong>de</strong>rruflich über<br />
<strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n Restkaufpreis verfügen, daû er ihn unmittelbar in seiner Verwendung<br />
zum Erzielen von Einkünften mit konkretem Erwerbsvermögen festlegt<br />
(BFH v. 23. 4. 1996 IX R 5/94, BStBl. II, 595; Nds. FG v. 8. 3. 2001,<br />
DStRE 2001, 694, rkr.; zur faktischen Verfügung s. FG Köln v. 3. 5. 2001,<br />
DStRE 2001, 904, nrkr.; zu vorweggenommenen WK allgemein s. Anm. 371).<br />
Wertpapiere, Beteiligungen und an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerte: Zinsaufwendungen<br />
für Darlehen zum Erwerb von GmbH-Beteiligungen, Aktien,<br />
festverzinslichen Wertpapieren uä. bil<strong>de</strong>n unabhängig von <strong>de</strong>n kalen<strong>de</strong>rjährlichen<br />
Einnahmen entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip WK gem. Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 regelmäûig bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. (zur Ausnahme siehe<br />
unter ¹Arbeitgeberaktienª), falls längerfristig (¹auf Dauer gesehenª; unbestimmter<br />
Rechtsbegriff) ein steuerrelevanter Überschuû erzielt wer<strong>de</strong>n kann; die<br />
Absicht zur Realisierung nicht stbarer Wertsteigerungen in <strong>de</strong>r Vermögensebene<br />
darf nur nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>s Engagements stehen (aA bei Fremdfinanzierung<br />
niedrig verzinster Wertpapiere Kutz, DB 1992, 2164; zu Einzelheiten<br />
s. Anm. 375). Auch wenn das Verhältnis zwischen stpfl. Ertrag und nicht stbarer<br />
Wertsteigerung feststeht, sind die Zinsen gänzlich entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vermögenssphäre<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kapitalnutzung zuzuordnen (so auch OFD Düss. v. 14. 6. 1993,<br />
StEK EStG § 20 Nr. 180; aA OFD Nürnb. v. 6. 8. 1991, StEK EStG § 9<br />
Nr. 568; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Wertpapiereª). Die gleichen<br />
Beurteilungsgrundsätze gelten bei <strong>de</strong>r Finanzierung an<strong>de</strong>rer Kapitalvermögenswerte<br />
(zB typische stille Beteiligung, Investmentanteile, Berlindarlehen oä.)<br />
Zum Schuldzinsenabzug bei Zero-Bonds s. OFD Münster v. 28. 7. 1986, StEK EStG<br />
§ 20 Nr. 116; zu neuen Anlageformen s. OFD Düss. v. 14. 6. 1993, StEK EStG § 20<br />
Nr. 180; zu sog. WARAG-Anleihen s. OFD Münster v. 28. 12. 1993, StEK EStG § 9<br />
Nr. 628; zu Berlindarlehen s. OFD Nürnb. v. 15. 4. 1991, StEK EStG § 20 Nr. 162; zur<br />
Wertpapierleihe s. OFD Frankf. v. 25. 6. 1996, StEK EStG § 22 Nr. 134; zu Auslandsrentenfinanzierung<br />
s.o. ¹Versicherungsbeiträgeª sowie FG Bran<strong>de</strong>nb. v. 18. 9. 1997,<br />
EFG 1998, 311, nrkr.<br />
Wegen <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei wesentlichen Beteiligungen iSd. § 17 und<br />
stpfl. privaten Veräuûerungsgeschäften gem. § 23 s. Anm. 375. Muû <strong>de</strong>r Gesellschafter<br />
einer KapGes. <strong>de</strong>n Anspruch auf Rückgewähr einer ihm zugewen<strong>de</strong>ten<br />
ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttung verzinsen, han<strong>de</strong>lt es sich um WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />
aus KapVerm. (BFH v. 25. 5. 1999 VIII R 59/97, BStBl. II 2001, 226,<br />
m. Anm. Kempermann, FR 1999, 947).<br />
Bei <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Überschuûerzielungsabsicht stellt die Rspr. grundsätzlich<br />
auf das einzelne Wertpapier ab (zB BFH v. 24. 3. 1992 VIII R 12/89, BStBl. II<br />
1993, 18; s. auch § 20 Anm. 82 ¹Schuldzinsenª; krit. Schmidt/Drenseck XX.<br />
§ 9 Rn. 14). Erwirbt <strong>de</strong>r Stpfl. verschie<strong>de</strong>ne Wertpapiere bei einheitlicher Finanzierung,<br />
müssen die Zinsen auf die einzelnen Wertpapiere aufgeteilt wer<strong>de</strong>n (zB<br />
durch Verhältnisrechnung, Zinsstaffelmetho<strong>de</strong>, Schätzung, zu Einzelheiten s.<br />
Leu, DStZ 1990, 89). Eine Aufteilung ist dagegen nicht erfor<strong>de</strong>rlich, wenn<br />
gleichartige Wertpapiere teils mit Eigenmitteln und teils mit Kreditmitteln finanziert<br />
wer<strong>de</strong>n (so auch OFD Nürnberg v. 6. 8. 1991, StEK EStG § 9 Nr. 568;<br />
E 244 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385±389 §9<br />
Wyschnewsky, DStR 1992, 1229; Wüllenkemper, DB 1993, 406; aA Siegel,<br />
DStR 1992, 1595; Paus, StWa. 1997, 193).<br />
Wertsicherungsklausel: Zusatzvereinbarung, die insbeson<strong>de</strong>re bei längerfristigen<br />
Ratenzahlungen die realen Wertverluste <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung aufgrund Zeitablaufs<br />
ausgleichen soll. Ergibt sich aufgrund <strong>de</strong>r Klausel eine Mehrzahlung, ist <strong>de</strong>r gesamte<br />
Erhöhungsbetrag wegen seines Kapitalnutzungscharakters als Schuldzinsen<br />
zu behan<strong>de</strong>ln. Die wertmäûige Entwicklung <strong>de</strong>s erworbenen Wirtschaftsguts<br />
ist von <strong>de</strong>r Wertsicherungsklausel völlig losgelöst, so daû die ursprünglichen Anschaffungskosten<br />
unberührt bleiben (BFH v. 19. 5. 1992 VIII R 37/90, BFH/<br />
NV 1993, 87).<br />
BFH v. 16. 1. 1979 VIII R 38/76, BStBl. II, 334, betr. privates Baugrundstück; bestätigt<br />
durch Urt. v. 29. 11. 1983 VIII R 231/80, BStBl. II 1984, 109; v. 19. 5. 1992 VIII R 37/<br />
90, BFH/NV 1993, 87; glA Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91; aA Biergans, Renten<br />
und Raten, 4. Aufl. 1993, 299f.: Abzug nur <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>m Mehrbetrag enthaltenen Zinsanteils;<br />
zurabweichen<strong>de</strong>n Rechtslage bei Leibrentenzahlungen s. Anm. 404.<br />
Zinsbegrenzungsprämien bei variabel verzinslichen Darlehen gehören<br />
± ebenso wie das Damnum ± zu <strong>de</strong>n laufzeitbezogenen zinsähnlichen Aufwendungen<br />
(BFH v. 24. 11. 1999 X R 144/96, BStBl. II 2000, 263). Aufgrund <strong>de</strong>s<br />
Abfluûprinzips (§ 11 Abs. 2) ist die Prämie grundsätzlich in voller Höhe im Zeitpunkt<br />
ihrer Zahlung als WK abziehbar (BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484).<br />
Zinszuschüsse haben grundsätzlich keine Kürzung <strong>de</strong>r WK zur Folge, son<strong>de</strong>rn<br />
sind als Einnahmen bei <strong>de</strong>r Einkunftsart zu erfassen, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zinsvorteil<br />
resultiert (zB § 19 bei Arbeitgeberzuschüssen). Fallen Zinszuschuû und Schuldzinsen<br />
in einen VZ, ist aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n eine Verrechnung möglich<br />
(R 163 Abs. 1 EStR 2001; s. allgemein Anm. 91). Soweit allerdings <strong>de</strong>r Zinszuschuû<br />
stfrei gewährt wird, zB bei Arbeitgeberdarlehen nach § 3 Nr. 38, sind<br />
die Schuldzinsen gemäû § 3 c nicht als WK abziehbar (BFH v. 27. 4. 1993<br />
IX R 26/92, BStBl. II, 784).<br />
Zugewinnausgleich: Entsprechend <strong>de</strong>r sog. Sekundärfolgen-Rspr. bei kreditfinanzierten<br />
Erbfallschul<strong>de</strong>n (s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª)<br />
erkannte die frühere Rspr. Schuldzinsen für einen Kredit zur Abgeltung einer<br />
Zugewinnausgleichsfor<strong>de</strong>rung (§ 1378 BGB) als WK an, soweit sie in Zusammenhang<br />
mit Erwerbsvermögen stan<strong>de</strong>n (BFH v. 24. 1. 1989 IX R 111/84,<br />
BStBl. II, 706).<br />
Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH ± ebenso wie bei kreditfinanzierten Erbfallschul<strong>de</strong>n ±<br />
zwischenzeitlich aufgegeben, da er mangels gegenständlicher Konkretisierung<br />
eine erwerbsbezogene Veranlassung <strong>de</strong>r Schuldzinsen verneint.<br />
Grundlegend BFH v. 8. 12. 1992 IX R 68/89, BStBl. II 1993, 434; v. 23. 3. 1993<br />
IX R 4/87, BFH/NV 1993, 597; v. 11. 5. 1993 IX R 25/89, BStBl. II, 751, jeweils betr.<br />
VuV; v. 13. 7. 1993 VIII R 41/92, BFHE 173, 22, betr. KapVerm., mit Son<strong>de</strong>rproblem<br />
Verzugszinsen; dagegen bejaht die Rspr. eine gegenständliche Konkretisierung bei <strong>de</strong>r<br />
Finanzierung <strong>de</strong>s ehelichen Versorgungsausgleichs (BFH v. 5. 5. 1993 X R 128/90,<br />
BStBl. II, 867; aA FG Rhld.-Pf. v. 23. 4. 2001, DStRE 2001, 1270, nrkr.; s. hierzu auch<br />
Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 11).<br />
Zur insoweit übertragbaren Kritik s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª.<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
386±389<br />
E 245
390<br />
391<br />
§9 Anm. 390±391 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
III. Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten als Werbungskosten (Nr. 1 Satz 1)<br />
1. Allgemeines<br />
Zu <strong>de</strong>n Werbungskosten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 gehören neben Schuldzinsen<br />
auch auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n beruhen<strong>de</strong> Renten und dauern<strong>de</strong><br />
Lasten, soweit sie mit einer Einkunftsart in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />
stehen (wegen Schrifttumsnachweisen s. § 22 Anm. 100).<br />
Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 regelt die Grundqualifikation bestimmter<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen als Erwerbsaufwendungen bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften.<br />
Gegenüber Abs. 1 Satz 1 hat Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>klaratorischen Inhalt, so daû die allgemeinen Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnisse und<br />
Abgrenzungen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips gelten. Zur Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 betr. Leibrenten als spezieller Rentenform<br />
s. Anm. 400.<br />
Geltungsbereich: Wegen <strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlichen wirtschaftlichen Zusammenhangs<br />
mit einer Einkunftsart schei<strong>de</strong>n Unterhalts- und Versorgungsleistungen (s. dazu § 10<br />
Anm. 38) für <strong>de</strong>n WKAbzug aus. Dagegen bil<strong>de</strong>n vor allem solche wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen Erwerbsaufwendungen, die als teil- o<strong>de</strong>r vollentgeltliche Gegenleistungen<br />
für <strong>de</strong>n Erwerb von zu Einkunftserzielungszwecken eingesetzten<br />
Wirtschaftsgütern (zB Mietwohngrundstücken) o<strong>de</strong>r zur Ablösung von solche<br />
Wirtschaftsgüter betreffen<strong>de</strong> Nutzungsrechten (zB Nieûbrauch) vereinbart wor<strong>de</strong>n<br />
sind. In <strong>de</strong>r Praxis han<strong>de</strong>lt es sich insbeson<strong>de</strong>re um Veräuûerungsleibrenten<br />
o<strong>de</strong>r veräuûerungsbedingte dauern<strong>de</strong> Lasten; Veräuûerungszeitrenten wer<strong>de</strong>n von<br />
<strong>de</strong>r Rspr. dagegen regelmäûig als Raten aufgefaût und behan<strong>de</strong>lt (s. Anm. 391).<br />
Darüber hinaus kommen als WK auch durch die Einkunftserzielung veranlaûte<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen in Betracht (vgl. § 10 Anm. 37, 38). Renten<br />
und dauern<strong>de</strong> Lasten, die keine WK sind, können uU als Son<strong>de</strong>rausgaben<br />
gem. § 10 Abs. 1 Nr. 1 a o<strong>de</strong>r als auûergewöhnliche Belastungen iSd. § 33 geltend<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Abzugsberechtigung: Der Stpfl. kann als WK nur solche wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen abziehen, die er als Schuldner bzw. als <strong>de</strong>ssen Rechtsnachfolger aus<br />
beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n geleistet hat; zurProblematik von Drittaufwendungen<br />
vgl. allgemein Anm. 43.<br />
2. Begriff und Abgrenzung <strong>de</strong>r auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n<br />
beruhen<strong>de</strong>n Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten<br />
a) Begriff <strong>de</strong>r Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten<br />
Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten sind (ebenso wie die in Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nicht<br />
ausdrücklich erwähnten Raten) wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen. Da steuergesetzliche<br />
Definitionen nicht existieren, griff die Rspr. früher auf zivilrechtliche<br />
Begriffsbestimmungen und Abgrenzungen zurück (zB BFH v. 29. 3. 1962<br />
VI 105/61 U, BStBl. III, 304). Seit <strong>de</strong>m grundlegen<strong>de</strong>n Beschl. <strong>de</strong>s GrS v.<br />
25. 4. 1990 (X R 38/86, BStBl. II, 625) steht dagegen die Trennung <strong>de</strong>s steuerbaren<br />
Zinsanteils (Ertragsanteils) von <strong>de</strong>r nicht steuerbaren Vermögensumschichtung<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund (ausführlich dazu Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 7ff.). Die Begriffe wer<strong>de</strong>n mit i<strong>de</strong>ntischem Inhalt in § 10<br />
Abs. 1 Nr. 1a und in § 22 Nr. 1 verwen<strong>de</strong>t (vgl. zum Verhältnis <strong>de</strong>r Vorschriften<br />
Anm. 359).<br />
E 246 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 391±392 §9<br />
Renten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 sind auf Lebenszeit (sog. Leibrenten) o<strong>de</strong>r für<br />
eine gewisse Dauer (sog. Zeitrenten) regelmäûig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>, gleichmäûige,<br />
nach Zahl o<strong>de</strong>r Wert bestimmte Leistungen (Aufwendungen), die in Geld o<strong>de</strong>r<br />
vertretbaren Sachen bestehen und auf einem einheitlichen Rechtsgrund o<strong>de</strong>r<br />
Entschluû beruhen. Durch die Loslösung <strong>de</strong>s Rentenbegriffs vom Zivilrecht hat<br />
das einschränken<strong>de</strong> zivilrechtliche Merkmal <strong>de</strong>s Rentenstammrechts steuerrechtlich<br />
keine Be<strong>de</strong>utung mehr (vgl. eingehend zu <strong>de</strong>n einzelnen Begriffsmerkmalen<br />
und Ausprägungsformen § 10 Anm. 33 b, 35±39). Die Vereinbarung einer Wertsicherungsklausel,<br />
die längerfristig ausgerichtete Zahlungen vor einer Verschlechterung<br />
<strong>de</strong>s Geldwerts schützen soll, steht <strong>de</strong>m Rentenmerkmal <strong>de</strong>r<br />
Gleichmäûigkeit nicht entgegen (zu Einzelheiten § 10 Anm. 35; s. auch BFH v.<br />
13. 10. 1993 X R 81/91, BFH/NV 1994, 620).<br />
Dauern<strong>de</strong> Lasten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 sind wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen, bei<br />
<strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens eines <strong>de</strong>r für Renten erfor<strong>de</strong>rlichen Merkmale fehlt (insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Gleichmäûigkeit <strong>de</strong>r Leistungen, zB BFH v. 18. 10. 1994 IX R 46/<br />
88, BStBl. II 1995, 169, bei Anknüpfung an Mieterträge; zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abän<strong>de</strong>rungsklausel<br />
gem. § 323 ZPO für die Unterscheidung Rente/dauern<strong>de</strong> Last<br />
s. § 10 Anm. 35). Die Min<strong>de</strong>stdauer von dauern<strong>de</strong>n Lasten (früher 10 Jahre)<br />
macht die Rspr. nunmehr von <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalls abhängig (BFH v.<br />
26. 1. 1994 X R 54/92, BStBl. II, 633). Von Teilen <strong>de</strong>r Literatur wird dagegen<br />
eine Min<strong>de</strong>stdauer zu Recht als nicht mit <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip vereinbar<br />
abgelehnt (Söhn in K/S/M, § 10 Rn. D 47, 90; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 186 ff.).<br />
Raten (zB Kaufpreisraten) liegen vor, wenn ein <strong>de</strong>r Höhe nach fest bestimmter<br />
Anspruch zB aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zahlungserleichterung in Teilleistungen zu erbringen<br />
ist. Sie sind nach obiger Begriffsbestimmung <strong>de</strong>n Renten (gleichmäûig)<br />
o<strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n Lasten (abän<strong>de</strong>rbar) zuzuordnen. Aus historischen Grün<strong>de</strong>n betrachtet<br />
die Rspr. Raten jedoch nicht als wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen (RFH v.<br />
7. 5. 1930 VI A 827/27, RStBl., 578; v. 27. 1. 1944 IV 157/43, RStBl., 363). Der<br />
in <strong>de</strong>n einzelnen Raten enthaltene Zinsanteil kommt für einen WKAbzug iSd.<br />
Abs. 1 Nr. 1 (Schuldzinsen) in Betracht (BFH v. 29. 10. 1974 VIII R 131/70,<br />
BStBl. II 1975, 173 u. Anm. 385 ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª). Auf gleiche Weise verfährt<br />
die Rspr. mit in Zeitrenten enthaltenen Zinsanteilen (BFH v. 24. 4. 1970<br />
VI R 212/69, BStBl. II, 541; v. 7. 4. 1992 VIII R 59/89, BStBl. II, 809; v.<br />
26. 11. 1992 X R 187/87, BStBl. II 1993, 298).<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abgrenzung: Während Leibrenten gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 mit <strong>de</strong>m tabellenmäûig festgelegten Zinsanteil (Ertragsanteil) einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />
berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können (s. Anm. 400 ff.), muû bei Zeitrenten,<br />
dauern<strong>de</strong>n Lasten und Raten <strong>de</strong>r allein abziehbare Zinsanteil pro rata temporis<br />
bestimmt wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, <strong>de</strong>r bei Zeitrenten und<br />
dauern<strong>de</strong>n Lasten für eine volle Abziehbarkeit spricht, ist insoweit einschränkend<br />
auszulegen (dazu Anm. 396). Mithin hat die Zuordnung von Zeitrenten zu<br />
<strong>de</strong>n Raten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Renten keine Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />
b) Beson<strong>de</strong>rer Verpflichtungsgrund<br />
Für <strong>de</strong>n WKAbzug von Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten ist neben <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />
mit einer Einkunftsart (dazu Anm. 393) das Vorliegen eines beson<strong>de</strong>ren<br />
Verpflichtungsgrunds als weiteres Tatbestandsmerkmal zwingend erfor<strong>de</strong>rlich<br />
(gleiches gilt für § 10 Abs. 1 Nr. 1 a; s. eingehend § 10 Anm. 52).<br />
Rechtsgrundlage hierfür sind im WKBereich vor allem vertragliche Vereinbarun-<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 247<br />
392
393<br />
§9 Anm. 392±393 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
gen (zB bei erwerbsbezogenen Veräuûerungsrenten) o<strong>de</strong>r gesetzliche Vorschriften<br />
(etwa bei Scha<strong>de</strong>nsrenten); freiwillig eingegangene vertragliche Vereinbarungen<br />
schlieûen wegen § 12 Satz 1 Nr. 2 EStG <strong>de</strong>n WKAbzug von vornherein aus.<br />
Als beson<strong>de</strong>re Verpflichtungsgrün<strong>de</strong> kommen auch Hoheitsakte, letztwillige<br />
Verfügungen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re testamentarische Vereinbarungen in Betracht. Hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r zu beachten<strong>de</strong>n Formvorschriften s. § 10 Anm. 52.<br />
3. Wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />
Auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n beruhen<strong>de</strong> Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten<br />
können nur als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, soweit sie mit einer Überschuûeinkunftsart<br />
in wirtschaftlichem Zusammenhang stehen. Für solchermaûen bestimmte<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen ist Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 lex specialis<br />
gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1, allerdings lediglich mit <strong>de</strong>klaratorischem<br />
Inhalt, so daû die allgemeinen Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips mit<br />
<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen Nachweisgeboten gelten (vgl. auch<br />
Anm. 357). Dies be<strong>de</strong>utet aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Verpflichteten:<br />
Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen stehen mit einer Überschuûeinkunftsart in wirtschaftlichem<br />
Zusammenhang, wenn sie auf einer Erwerbshandlung beruhen (zB<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen) o<strong>de</strong>r Gegenleistung für die Erlangung<br />
o<strong>de</strong>r Nutzbarmachung von Erwerbsvermögen sind.<br />
Rechtsgeschäfte unter frem<strong>de</strong>n Dritten, bei <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen die Gegenleistung<br />
für erlangtes Erwerbsvermögen sind, begrün<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Rspr. aufgrund<br />
ihrer Entgeltlichkeit einen wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen und <strong>de</strong>r betroffenen Überschuûeinkunftsart. Zu<br />
<strong>de</strong>nken ist hier insbeson<strong>de</strong>re an die Übertragung von Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />
(zB Mietwohngrundstücke) und an die Einkunftserzielung ermöglichen<strong>de</strong><br />
Rechtsverzichte (zB Nieûbrauchs-, Wohnrechte). Bei Rechtsgeschäften zwischen<br />
frem<strong>de</strong>n Dritten vermutet die Rspr. ein Gegenleistungsverhältnis und damit <strong>de</strong>n<br />
wirtschaftlichen Zusammenhang als Grundvoraussetzung für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />
BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88,<br />
BStBl. II 1995, 169: Erwerb gegen dauern<strong>de</strong> Last; v. 10. 7. 1990 IX R 138/86, BFH/<br />
NV 1991, 227: Erwerb gegen Leibrente.<br />
Bei Rechtsgeschäften unter Angehörigen nimmt die Rspr. dagegen wi<strong>de</strong>rlegbar an, daû<br />
nicht die Gegenleistung in Form <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Unterhalts-<br />
o<strong>de</strong>r Versorgungsgedanke (zur Abgrenzung bei<strong>de</strong>r Begriffe s. § 10 Anm.<br />
38) im Vor<strong>de</strong>rgrund steht. Mangels Gegenleistungsverhältnisses zwischen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen und erworbenem Erwerbsvermögen verneint die<br />
Rspr. einen wirtschaftlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Einkunftserzielung; eine<br />
Aufteilung in WK und Son<strong>de</strong>rausgaben bzw. nichtabziehbaren Zuwendungen<br />
iSd. § 12 Nr. 2 läût sie nicht zu. Haben die Parteien ausnahmsweise wie unter<br />
frem<strong>de</strong>n Dritten ein unter Ausgleich wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>r Interessen entgeltliches<br />
Rechtsgeschäft abgeschlossen, ist dagegen <strong>de</strong>r WKAbzug <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen möglich.<br />
Zu <strong>de</strong>n WK betr. Rechtsgeschäften wie unter frem<strong>de</strong>n Dritten vgl. BFH v. 13. 10. 1993<br />
X R 81/91, BFH/NV1994, 620 mwN; v. 14. 2. 1996 X R 106/91, BStBl. II, 687, jeweils<br />
betr. Leibrente; v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676, betr. Zeitrente; v.<br />
25. 11. 1992 X R 148/90, BFH/NV 1993, 586.<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten gelten bei im Rahmen von Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzungen und vorweggenommenen<br />
Erbfolgen vereinbarten wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen. Ein Unterhalts- o<strong>de</strong>r<br />
Versorgungsmotiv wird hier bei Leistungen an <strong>de</strong>n Vermögensübergeber o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>ssen Ehegatten (vorweggenommene Erbfolge) o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n überleben<strong>de</strong>n<br />
E 248 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 393 §9<br />
Ehegatten und einen familienfrem<strong>de</strong>n Dritten (Erbfall) angenommen. Bei Ausgleichszahlungen<br />
in wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Form an erbberechtigte Geschwister<br />
vermutet die Rspr. dagegen wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Interessenlagen einen<br />
Gegenleistungscharakter; die Leistungen sind also entsprechend <strong>de</strong>n Rechtsgeschäften<br />
unter frem<strong>de</strong>n Dritten zu behan<strong>de</strong>ln. Ist <strong>de</strong>r Stpfl. mit einer Erbfallschuld<br />
in Form wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen belastet, ist nach Aufgabe <strong>de</strong>r sog.<br />
Sekundärfolgen-Rspr. durch <strong>de</strong>n BFH auch bei mittelbarem Zusammenhang<br />
mit Erwerbsvermögen kein WKAbzug mehr möglich (s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
und Erbfolgeª).<br />
Vgl. grundlegend zur vorweggenommenen Erbfolge BFH v. 5. 7. 1990 GrS 4±6/89,<br />
BStBl. II, 847; zu Leistungen an familienfrem<strong>de</strong> Dritte im Rahmen <strong>de</strong>r vorweggenommenen<br />
Erbfolge vgl. BFH v. 14. 12. 1994 X R 1, 2/90, BStBl. II 1996, 680; zur Ablösung<br />
einer Erbfallschuld gegen Leibrente s. BFH v. 30. 8. 1994 IX R 2/91, BFH/NV<br />
1995, 291; v. 27. 11. 1996 X R 85/94, BStBl. II 1997, 284.<br />
Stellungnahme: Die auf tatsächlichen Vermutungen basieren<strong>de</strong> Rspr. ist überzeugend.<br />
Sie führt im Regelfall zu einer Offenlegung <strong>de</strong>s nur subjektiv zu bestimmen<strong>de</strong>n<br />
Gegenleistungscharakters wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen und damit zur<br />
sachgerechten Bestimmung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Zusammenhangs. Nicht überzeugend<br />
ist dagegen das strikte Aufteilungsverbot bei wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Unterhalt-<br />
und Versorgungsleistungen, <strong>de</strong>ren Barwert <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s übernommenen<br />
Vermögens nicht erreicht. Entsprechend <strong>de</strong>r Behandlung bei Zeitrenten sollte<br />
hier von einem teilentgeltlichen Vorgang und damit einem partiellen WKAbzug<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 249). Zur hier ebenfalls einschlägigen Kritik an <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r<br />
Sekundärfolgen-Rspr. s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª; wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />
ist die Rspr. insoweit, als sie bei <strong>de</strong>r vergleichbaren Konstellation<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r vorweggenommenen Erbfolge eine WKAbzug zuläût (s. o.).<br />
Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen, die mit bei <strong>de</strong>r Veranlagung auûer Betracht bleiben<strong>de</strong>n<br />
Einkünften zusammenhängen, bil<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
keine WK o<strong>de</strong>r sind zumin<strong>de</strong>st nicht als WK abziehbar (s. dazu betr.<br />
Son<strong>de</strong>rausgaben § 10 Anm. 53). Ebenso wie bei Schuldzinsen ist ein allein rechtlicher<br />
Zusammenhang zwischen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen und Erwerbsvermögen<br />
nicht ausreichend.<br />
Zusammenhang mit bestimmter Einkunftsart: Der Veranlassungszusammenhang<br />
besteht in aller Regel zu einer bestimmten Überschuûeinkunftsart und<br />
zu einer Einkunftsquelle (etwa einer vermieteten Immobilie), bei <strong>de</strong>r die wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung in Abzug zu bringen<br />
sind (zur Höhe <strong>de</strong>s Abzugs s. Anm. 396). Wegen <strong>de</strong>r langfristigen Ausrichtung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen dürfte auch bei vorab entstan<strong>de</strong>nen Renten und<br />
dauern<strong>de</strong>n Lasten zumin<strong>de</strong>st die betroffene Einkunftsart von vornherein feststehen;<br />
zwingend ist dies aber aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n nicht (zu vorbereiten<strong>de</strong>n<br />
WK allgemein vgl. Anm. 162±166). Bei einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Begründung einer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistung ist eine Aufteilung ggf. im<br />
Wege <strong>de</strong>r Schätzung zulässig und geboten (zB Erwerb von Immobilien und<br />
KapVerm. gegen Leibrente).<br />
Zeitlicher Zusammenhang: Der WKAbzug verlangt keinen zeitlichen Zusammenhang<br />
mit steuerrelevanten Einnahmen (s. Anm. 154). Renten und dauern<strong>de</strong><br />
Lasten mit WKCharakter kommen daher in Gestalt vorab entstan<strong>de</strong>ner, laufen<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r nachträglicher Aufwendungen vor, wobei entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip<br />
die allgemeinen Beurteilungsgrundsätze gelten (dazu eingehend<br />
Anm. 161±172). Der Veranlassungszusammenhang kann im Zeitablauf wechseln<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 249
394±395<br />
396<br />
§9 Anm. 393±396 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
(zB bei Rentenzahlungen nach Immobilienveräuûerungen, vgl. BFH v. 16. 12.<br />
1997 VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339). Vorab entstan<strong>de</strong>ne WK liegen etwa<br />
vor bei Kauf eines Baugrundstücks auf Leibrentenbasis; bei einer <strong>de</strong>rartigen<br />
Fallkonstellation kommen auch abziehbare Fehlaufwendungen in Betracht (zB<br />
bei finanzierungsbedingter Aufgabe <strong>de</strong>r ursprünglich bestehen<strong>de</strong>n Bebauungsabsicht;<br />
vgl. betr. Schuldzinsen Anm. 371 u. allgemein Anm. 165). Entsprechend<br />
<strong>de</strong>r restriktiven Schuldzinsenrspr. <strong>de</strong>s BFH (s. Anm. 372) sind nach Verwertung<br />
<strong>de</strong>r Einkunftsgrundlage (zB durch Verkauf, Schenkung, Zwangsversteigerung)<br />
fortzuzahlen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen nicht mehr als WK abziehbar. UE<br />
ist <strong>de</strong>mgegenüber zwischen <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n (WKAbzug) und freiwilligen Fortführung<br />
(kein WKAbzug) <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen zu unterschei<strong>de</strong>n<br />
(zu Einzelheiten s. Anm. 372).<br />
Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse: Wi<strong>de</strong>rspricht die Absicht <strong>de</strong>s Stpfl. bei Begründung<br />
<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungsverpflichtung <strong>de</strong>n o.g. Vermutungsregeln, muû<br />
er seine tatsächliche Motivation in substantiierter Form darlegen und gegebenenfalls<br />
beweisen. Beson<strong>de</strong>rs strenge Maûstäbe gelten hier bei <strong>de</strong>r Ablösung unentgeltlich<br />
eingeräumter Nutzungsrechte (vgl. BFH v. 30. 8. 1994 X R 2/91,<br />
BFH/NV1995, 291 mwN).<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Durchführung <strong>de</strong>s WKAbzugs<br />
a) Höhe <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Da Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 ausdrücklich nur für Leibrenten eine Abzugsbegrenzung<br />
<strong>de</strong>r Höhe nach vorschreibt, gilt für die an<strong>de</strong>ren Gestaltungsformen<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen (Zeitrenten und dauern<strong>de</strong> Lasten) nach <strong>de</strong>m Wortlaut<br />
<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2 <strong>de</strong>m Grundsatz nach eine unbeschränkte Abziehbarkeit<br />
(zu <strong>de</strong>n steuergesetzlich festgelegten Abzugsverbote u. -beschränkungen s. als<br />
Überblick Anm. 216, 217). Entgegen <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut beschränken Rspr.,<br />
Verwaltung und Teile <strong>de</strong>r Literatur jedoch auch bei Zeitrenten und dauern<strong>de</strong>n<br />
Lasten im Rahmen von Erwerbsgeschäften die Abziehbarkeit (zu Einzelheiten<br />
s. u.).<br />
Erwerbsbezogene Leibrenten kann <strong>de</strong>r Verpflichtete gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 nur mit einem tabellenmäûig festgelegten Ertragsanteil einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />
berücksichtigen. Dieser pauschal ermittelte Zinsanteil ergibt sich aus § 22<br />
Nr. 1 Satz 3 Buchst. a und § 55 Abs. 2 EStDV. Zu Einzelheiten <strong>de</strong>r Ermittlung<br />
s. Anm. 400±404; im übrigen gelten die für die Rentenbesteuerung beim Empfänger<br />
festgelegten Grundsätze.<br />
Tilgungsanteile einer Leibrente: Die Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 besagt nichts über <strong>de</strong>n WKAbzug <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n einzelnen Leibrentenzahlungen<br />
enthaltenen Tilgungsanteils. So bil<strong>de</strong>t bei Veräuûerungsleibrenten <strong>de</strong>r zum<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>s Vertragsabschlusses ermittelte Barwert die Anschaffungskosten<br />
<strong>de</strong>s erworbenen Wirtschaftsguts, die bei Abnutzbarkeit über die Absetzung für<br />
Abnutzung gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7ff. geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />
Der Rentenbarwert wird hierzu nach <strong>de</strong>r zutreffen<strong>de</strong>n Auffassung <strong>de</strong>r<br />
Rspr. gem. §§ 13, 14 BewG ermittelt. Der Wegfall <strong>de</strong>r Rente durch Tod <strong>de</strong>s Rentenberechtigten<br />
läût die ursprünglich ermittelten Anschaffungskosten unberührt;<br />
es han<strong>de</strong>lt sich insbeson<strong>de</strong>re um kein rückwirken<strong>de</strong>s Ereignis iSd. § 175<br />
Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47).<br />
E 250 Schmitz
Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 396 §9<br />
Vgl. BFH v. 13. 10. 1993 X R 81/91, BFH/NV 1994, 620 mwN; Schmitz, Besteuerung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 149 ff.; Teile <strong>de</strong>r Lit. wollen <strong>de</strong>n Rentenbarwert dagegen nach<br />
<strong>de</strong>r versicherungsmathematischen Metho<strong>de</strong> bestimmen (zB Jansen/Wre<strong>de</strong>, Renten,<br />
Raten, Dauern<strong>de</strong> Lasten, 12. Aufl. 1998, Rn. 1071 mwN), während die FinVerw. <strong>de</strong>m<br />
Stpfl. ein Wahlrecht zwischen bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n zugesteht (R 32a EStR 2001); offen gelassen<br />
in BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90. BStBl. II 1995, 47.<br />
Tilgungsanteile einer Leibrente können unter <strong>de</strong>n Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 9<br />
Satz 1 auch sofort abziehbare WK sein. Zu <strong>de</strong>nken ist hier etwa an wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />
Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen in Leibrentenform, gröûere Erhaltungsmaûnahmen an<br />
einem Mietgebäu<strong>de</strong>, die vom Stpfl. über Leibrentenzahlungen beglichen wer<strong>de</strong>n,<br />
o<strong>de</strong>r Abstandszahlungen in Form von Leibrenten, die bei Einmalzahlung sofort<br />
abziehbare WK wären (BFH v. 25. 2. 1975 VIII R 115/70, BStBl. II, 730).<br />
Erwerbsbezogene Zeitrenten und dauern<strong>de</strong> Lasten unterliegen an<strong>de</strong>rs als<br />
Leibrenten nicht <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2. Trotz<strong>de</strong>m<br />
verneint die Rspr. bei <strong>de</strong>rartigen Leistungen im Austausch mit einer Gegenleistungen<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug <strong>de</strong>s Zahlungsbetrages.<br />
Bei Zeitrenten erreicht sie dies durch eine Behandlung <strong>de</strong>r Leistungen als Ratenzahlungen,<br />
so daû private Veräuûerungszeitrenten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
nicht anzutreffen sind (vgl. BFH v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676<br />
mwN; zur Ermittlung <strong>de</strong>r als WK abziehbaren Zinskomponente s. Anm. 385<br />
¹For<strong>de</strong>rungsstundungª).<br />
Erwerbsbezogene dauern<strong>de</strong> Lasten ordnet die Rspr. zwar <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />
Leistungen zu, verneint jedoch <strong>de</strong>n uneingeschränkten WKAbzug. Sie begrün<strong>de</strong>t<br />
dies damit, daû Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 für die dort genannten Aufwendungen<br />
keine über die Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 hinausgehen<strong>de</strong> geson<strong>de</strong>rte<br />
(vorrangige) Abzugsmöglichkeit regelt, son<strong>de</strong>rn nur beispielhaft Anwendungsfälle<br />
<strong>de</strong>r allgemeinen WKDefinition aufzählt. Aus diesem Grun<strong>de</strong> soll im Falle<br />
von Anschaffungen gegen dauern<strong>de</strong> Last die insoweit vorrangige Norm <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 <strong>de</strong>n vollen Abzug <strong>de</strong>r Zahlungen ausschlieûen und eine Verteilung<br />
<strong>de</strong>s Barwerts <strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n Last auf die Gesamtnutzungsdauer im Wege<br />
<strong>de</strong>r Absetzung für Abnutzung vorschreiben (grundlegend BFH v. 9. 2. 1994<br />
IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88, BStBl. II 1995,<br />
169). Überträgt man diesen Gedanken konsequent auf die übrigen in § 9 geregelten<br />
Fälle <strong>de</strong>s WKAbzugs, kann nach Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 stets nur <strong>de</strong>r<br />
in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Zahlungen enthaltene Zinsanteil als Schuldzinsen abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Dieser Abzug vollzieht sich aber nicht im Wege einer vorrangigen<br />
Verrechnung <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen mit <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>r Gegenleistung<br />
und ihrem anschlieûen<strong>de</strong>m vollständigen Abzug als WK (sog.<br />
Wertverrechnungslehre, s. hierzu § 10 Anm. 56d), son<strong>de</strong>rn durch eine laufen<strong>de</strong><br />
Aufteilung <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistung in einen Zins- und Tilgungsanteil<br />
(grundlegend BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47). Noch nicht<br />
gänzlich geklärt ist, wie diese laufen<strong>de</strong> Aufteilung von Zins- und Tilgungsanteil<br />
zu geschehen hat. Der IX. Senat wen<strong>de</strong>t die Ertragsanteilstabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1<br />
Satz 3 Buchst. a entsprechend an (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />
1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88, BStBl. II 1995, 169), während <strong>de</strong>r X. Senat<br />
wohl zu einer finanzmathematischen Berechnungsweise unter Verwendung eines<br />
Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH tendiert (BFH v. 14. 12. 1994 X R 1±2/90,<br />
BStBl. II 1996, 680). Die FinVerw. schlieûlich räumt <strong>de</strong>m Stpfl. ein Wahlrecht<br />
zwischen bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n ein (BMF v. 23. 12. 1996, BStBl. I, 1508, Tz. 45).<br />
Während die Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. von Teilen <strong>de</strong>r Lit. begrüût wird (zB<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 220; Gericke in Bor<strong>de</strong>win/Brandt, § 9 Rn. 132; v.<br />
HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />
E 250/1
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
397<br />
398±399<br />
400<br />
§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />
Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />
Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />
XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />
Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />
anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />
203; Paus, FR 1995, 363).<br />
Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />
wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />
<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />
dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />
<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />
resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />
in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />
gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />
Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />
BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />
Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />
s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />
schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />
Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />
Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />
Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />
sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />
eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />
soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />
wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />
<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />
nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />
zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />
§ 10 Anm. 54 a).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />
(Nr. 1 Satz 2)<br />
1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />
Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />
Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />
WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />
eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />
VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />
10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />
E 250/2 Schmitz
Doppelte Haushaltsführung Anm. 475–476 §9<br />
F. Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung<br />
(Abs. 1 Satz 3 Nr. 5)<br />
I. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 5<br />
StÄndG v. 23.12.1966 (BGBl. I 1966, 702; BStBl. I 1967, 2): Durch Einfügung<br />
von Nr. 5 in <strong>de</strong>n Katalog von § 9 Abs. 1 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abzug von Mehraufwendungen<br />
für dHf. erstmals gesetzlich geregelt.<br />
Ges. zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EntwLStG und <strong>de</strong>s EStG v. 21.5.1979 (BGBl. I<br />
1979, 558; BStBl. I 1979, 681): Nr. 5 Satz 1 wur<strong>de</strong> neu gefasst und um <strong>de</strong>n<br />
Halbs. 2 erweitert. („und zwar unabhängig davon, aus welchen Grün<strong>de</strong>n die<br />
doppelte Haushaltsführung beibehalten wird“).<br />
JStG 1996 v. 11.10.1985 (BGBl. I 1985, 1250; BStBl. I 1985, 438): Durch Einfügung<br />
von Satz 3 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abzug <strong>de</strong>r Mehraufwendungen bei einer Beschäftigung<br />
am selben Ort auf insgesamt 2 Jahre begrenzt. Halbs. 2 von Satz 1 wur<strong>de</strong><br />
wie<strong>de</strong>r gestrichen. Über § 9 Abs. 5 wur<strong>de</strong> § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 Satz 6 für anwendbar<br />
erklärt.<br />
Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspaschale v. 21.12.2000 (BGBl. I<br />
2000, 1918; BStBl. I 2001, 36): Zur Abgeltung <strong>de</strong>r Aufwendungen für Familienheimfahrten<br />
wur<strong>de</strong> eine Entfernungspauschale von 0,80 DM für je<strong>de</strong>n vollen<br />
Kilometer eingefügt. Durch Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s StEuglG v. 19.12.2000 (BGBl. I<br />
2000, 1790; BStBl. I 2001, 3) war <strong>de</strong>r Betrag ab 1.1.2002 auf 0,40 E umzustellen.<br />
StÄndG 2003 v. 15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645; BStBl. I 2003, 710): Wegfall<br />
<strong>de</strong>r 2-Jahresfrist und Wie<strong>de</strong>reinfügung von Halbs. 2 in Satz 1 (s.o.). Satz 2 wur<strong>de</strong><br />
um das Wort „nur“ ergänzt (s. dazu Anm. 500).<br />
HBeglG 2004 v. 29.12.2003 (BGBl. I 2003, 3076; BStBl. I 2004, 120): Die Entfernungspauschale<br />
wur<strong>de</strong> auf 0,30 E gesenkt.<br />
StÄndG 2007 v. 19.7.2006 (BGBl. I 2006, 1652; BStBl. I 2006, 432): Aufhebung<br />
von Nr. 5 Sätze 3–6. Durch Satz 7 <strong>de</strong>s neu gefassten Abs. 2 wur<strong>de</strong> bestimmt,<br />
dass Aufwendungen für eine Familienheimfahrt einmal wöchentlich „wie“ WK<br />
abgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
Gesetz zur Fortführung <strong>de</strong>r Gesetzeslage 2006 bei <strong>de</strong>r Entfernungspauschale<br />
v. 20.4.2009 (BGBl. I 2009, 774; BStBl. I 2009, 536): Nach <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
<strong>de</strong>s BVerfG v. 9.12.2008 – 2 BvL 1/07 ua. (BVerfGE 122, 210) wur<strong>de</strong><br />
auch im Rahmen <strong>de</strong>r Nr. 5 die Gesetzeslage 2006 rückwirkend wie<strong>de</strong>r hergestellt.<br />
II. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 5<br />
Grundsätzliche Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Kosten verfassungsrechtlich geboten:<br />
Kosten <strong>de</strong>r Haushaltsführung (zB für Wohnen, Verpflegung, Krankheit etc.) gehören<br />
wegen ihrer ausschließlich o<strong>de</strong>r überwiegend privaten Veranlassung grds.<br />
zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Lebensführungsaufwendungen iSd. § 12 Nr. 1. Dagegen<br />
gehören Kosten einer beruflich begrün<strong>de</strong>ten dHf. zu <strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
objektiven Nettoprinzips abziehbaren beruflichen Aufwendungen (BVerfG v.<br />
4.12.2002 – 2 BvR 400/98, 1735/00, BStBl. II 2003, 534; v. 9.12.2008 – 2 BvR<br />
1/07 ua., BVerfGE 122, 210; BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, BFH/NV 2004,<br />
1593, mit Anm. Bergkemper, FR 2005, 101). Es han<strong>de</strong>lt sich um Aufwendungen<br />
für die Erwerbstätigkeit, die im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 stl. absetzbar sind. Dem Ge-<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 285<br />
475<br />
476
§9 Anm. 476 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
setzgeber ist es untersagt, <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r Kosten für eine dHf. abzuschaffen<br />
(glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; aA Söhn, Festschr. Offerhaus,<br />
1999, 477). Denn Ausnahmen von <strong>de</strong>r folgerichtigen Umsetzung <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />
objektiven Nettoprinzip getroffenen Belastungsentscheidung bedürfen eines beson<strong>de</strong>ren,<br />
sachlich rechtfertigen<strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>s (BVerfG v. 4.12.2002 – 2 BvR<br />
400/98, 1735/00, BStBl. II 2003, 534; v. 9.12.2008 – 2 BvL 1/07 ua., BVerfGE<br />
122, 210; v. 6.7.2010 – 2 BvL 13/09, DB 2010, 1674).<br />
Gemischte Aufwendungen: Nach wohl hM sind Aufwendungen für eine dHf.<br />
begrifflich gemischte Aufwendungen (BVerfG v. 26.9.1988 – 1 BvR 849/88,<br />
StRK EStG 1975 § 9 Abs. 1 Nr. 5 R. 30; BFH v. 21.1.2000 – IV R 78/99,<br />
BStBl. II 2001, 70; v. 18.3.1988 – VI R 90/84, BStBl. II 1988, 988; KSM/<br />
v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 5; LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1002; Söhn, Festschr. Offerhaus,<br />
1999, 477), die nach <strong>de</strong>r inzwischen aufgegebenen Rspr. <strong>de</strong>s BFH (s. BFH<br />
v. 21.9.2009 – GrS 1/06, DB 2010, 101) grds. <strong>de</strong>m Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1<br />
unterlagen. Dabei wird allerdings teilweise zugestan<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Bezug zur Lebensführung<br />
zurücktritt (Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 341).<br />
UE beruhen die Kosten einer beruflich begrün<strong>de</strong>ten dHf. ausschließlich auf einem<br />
beruflichen Veranlassungsgrund. Nr. 5 ist unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r kostenauslösen<strong>de</strong>n<br />
Handlungsfaktoren Ausfluss und Anwendungsfall <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r<br />
Rspr. im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung entwickelten Veranlassungsprinzips. Anlass<br />
für die Gründung eines zweiten Hausstands ist ein <strong>de</strong>m Beruf entstammen<strong>de</strong>s<br />
Erfor<strong>de</strong>rnis. Wer <strong>de</strong>shalb im Rahmen einer dHf. eine Wohnung anmietet,<br />
wohnt aus ausschließlich beruflichen Grün<strong>de</strong>n außerhalb seines Lebensmittelpunkts.<br />
Dieses Wohnen ist kein Umstand <strong>de</strong>r privaten Lebensführung (Drenseck,<br />
DB 1987, 2483; vgl. zu Bildungsaufwendungen BFH v. 4.12.2002 – VI R<br />
120/01, BStBl. II 2003, 403 unter II. 3. d; zu Hotelübernachtung s. BFH v. 5.8.<br />
2004 – VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074). Die die Aufwendungen auslösen<strong>de</strong><br />
Handlung dient nur Erwerbszwecken. Die Aufwendungen sind <strong>de</strong>shalb nicht<br />
gemischt (glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; vgl. auch BFH v. 5.8.<br />
2004 – VI R 40/03, BFH/NV 2004, 1593; v. 5.3.2009 – VI R 58/06, BStBl. II<br />
2009, 1012).<br />
Teils <strong>de</strong>klaratorische, teils konstitutive Norm: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH ist<br />
Satz 3 Nr. 5 eine Satz 1 verdrängen<strong>de</strong> Spezialvorschrift. Sie entfaltet ihre verdrängen<strong>de</strong><br />
Wirkung auch dann, wenn zwar <strong>de</strong>ren Regelungsgegenstand betroffen<br />
ist, ihre Voraussetzungen im Einzelnen aber nicht vorliegen (BFH v. 22.4.<br />
1998 – XI R 59/97, BFH/NV 1998, 1216; v. 13.3.1996 – VI R 58/95, BStBl. II<br />
1996, 315; v. 2.10.1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113). Der Regelungsbereich<br />
von Nr. 5 soll danach stets dann, aber auch nur dann betroffen sein,<br />
wenn eine einheitliche Haushaltsführung auf zwei Haushalte aufgeteilt ist. Ist<br />
das so, soll Nr. 5 im Rang vorgehen (BFH v. 7.10.1994 – VI R 54/91, BFH/NV<br />
1995, 386).<br />
Dieser Auffassung kann nicht zugestimmt wer<strong>de</strong>n. Vielmehr stellt Nr. 5 nur einen<br />
Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs nach Abs. 1 Satz 1 dar. Das<br />
bringt Satz 3 zum Ausdruck. Dieser Satz beginnt: „Werbungskosten sind<br />
auch...“. Daraus geht hervor, dass hier nur einzelne Fälle von WK aufgezählt<br />
wer<strong>de</strong>n, dass aber die Möglichkeit, hier nicht behan<strong>de</strong>lte Fälle nach Abs. 1<br />
Satz 1 zu berücksichtigen, nicht berührt wird (s. zB BFH v. 5.8.2004 – VI R<br />
40/03, BStBl. II 2004, 1074 zu Kosten für gelegentliche Hotelübernachtung am<br />
Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte). Auch <strong>de</strong>r BFH hat die Mehraufwendungen<br />
bei dHf. iSd. Nr. 5 ursprünglich als einen Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen<br />
WKBegriffs qualifiziert (BFH v. 9.11.1971 – VI R 96/70, BStBl. II 1972, 134; v.<br />
E 286 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 476–486 §9<br />
14.2.1975 – VI R 125/74, BStBl. II 1975, 607; v. 2.9.1977 – VI R 114/76,<br />
BStBl. II 1978, 26; s. im Einzelnen Bergkemper, DB 2006, Beil. Nr. 6, 45).<br />
Das be<strong>de</strong>utet, dass Nr. 5 gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 <strong>de</strong>klaratorischer<br />
Natur ist. Deshalb wer<strong>de</strong>n im Bereich <strong>de</strong>r Nr. 5 auftreten<strong>de</strong> Regelungslücken<br />
unter Heranziehung <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs geschlossen (BFH<br />
v. 28.1.1983 – VI R 136/79, BStBl. II 1983, 313).<br />
Lediglich wegen ihres in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht <strong>de</strong>n WKAbzug begrenzen<strong>de</strong>r<br />
Wirkung („Notwendigkeit“ <strong>de</strong>r Kosten, 1 Familienheimfahrt wöchentlich, Entfernungspauschale)<br />
hat Nr. 5 in Sätzen 3ff. konstitutiven Charakter (Schmidt/<br />
Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 4ff.; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 341).<br />
Zu<strong>de</strong>m berührt Nr. 5 § 12 Nr. 1 nicht, da die durch eine dHf. veranlassten Aufwendungen<br />
ausschließlich Erwerbsaufwendungen sind. Die Vorschrift entfaltet<br />
<strong>de</strong>shalb auch gegenüber § 12 Nr. 1 allenfalls eine klarstellen<strong>de</strong> Wirkung (glA<br />
Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; aA die hM, die eine konstitutive Be<strong>de</strong>utung<br />
annimmt: vgl. etwa BFH v. 18.3.1988 – VI R 90/84, BStBl. II 1988, 988;<br />
KSM/v. Bornhaupt, §9Rn.G5;Söhn, Festschr. Offerhaus, 1999, 477; LBP/<br />
Zimmer, § 9 Rn. 1002).<br />
Verhältnis zur Auswärtstätigkeit: Eine dHf. ist nur dann gegeben, wenn <strong>de</strong>r<br />
ArbN die zweite Unterkunft am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte nimmt.<br />
Wird dagegen die Unterkunft am Ort <strong>de</strong>r auswärtigen Baustelle für die Zeit <strong>de</strong>r<br />
dort ausgeübten Tätigkeit genommen, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um eine dHf., son<strong>de</strong>rn<br />
um eine Auswärtstätigkeit mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Abzugs <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />
Kosten als WK gem. Abs. 1 Satz 1 (BFH v. 11.5.2005 – VI R 7/02,<br />
BStBl. II 2005, 782; v. 11.5.2005 – VI R 34/04, BStBl. II 2005, 793).<br />
Verhältnis zu § 32 Abs. 4 Satz 2: s. BFH v. 29.5.2008 – III R 33/06, BFH/<br />
NV 2008, 1664, mwN.<br />
Einstweilen frei.<br />
III. Notwendige Mehraufwendungen für doppelte<br />
Haushaltsführung als Werbungskosten (Nr. 5 Satz 1)<br />
1. Begründung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung aus beruflichem Anlass<br />
(Halbs. 1)<br />
Nach Nr. 5 Satz 1 sind WK auch notwendige Mehraufwendungen, die einem<br />
ArbN wegen einer aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>ten dHf. entstehen. Der Begriff<br />
<strong>de</strong>r dHf. wird in Satz 2 erläutert.<br />
Für <strong>de</strong>n WKAbzug ist nicht ausreichend, dass eine einheitliche Haushaltsführung<br />
auf zwei verschie<strong>de</strong>ne Haushalte aufgesplittet ist. Die dHf. muss vielmehr<br />
ganz o<strong>de</strong>r überwiegend aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n veranlasst sein. Das ist nur <strong>de</strong>r<br />
Fall, wenn die Einrichtung – nicht die Führung – <strong>de</strong>r zweiten Wohnung aus beruflichem<br />
Anlass begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist. Nach <strong>de</strong>r früheren Rspr. <strong>de</strong>s BFH kam<br />
es entschei<strong>de</strong>nd auf die im Einzelfall konkret erkennbaren privaten o<strong>de</strong>r beruflichen<br />
Umstän<strong>de</strong> an, die zur Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts geführt haben, da<br />
nur insoweit eine Mehraufwendungen auslösen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Haushaltsführung<br />
erfolgt (BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297; v.<br />
2.12.1981 – VI R 22/80, BStBl. II 1982, 323; v. 30.10.1987 – VI R 76/84,<br />
BStBl. II 1988, 358). Nach dieser Rspr. war jeweils entschei<strong>de</strong>nd, ob <strong>de</strong>r Gründung<br />
<strong>de</strong>s zweiten Haushalts ein beruflicher o<strong>de</strong>r ein privater Anlass zugrun<strong>de</strong><br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 287<br />
477–485<br />
486
§9 Anm. 486 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
gelegen hatte. Dabei war <strong>de</strong>r Gesamtkomplex <strong>de</strong>r die dHf. ergeben<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong><br />
auf ihre überwiegen<strong>de</strong> Veranlassung bei Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts zu<br />
untersuchen (BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297). Deshalb<br />
schied regelmäßig dHf. aus, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. aus privaten Grün<strong>de</strong>n unter Beibehaltung<br />
seiner bisherigen Wohnung am Beschäftigungsort die Familienwohnung<br />
an einen an<strong>de</strong>ren Ort verlegte (BFH v. 22.9.1988 – VI R 53/85, BStBl. II 1989,<br />
293; BVerfG v. 14.12.1987 – 1 BvR 156/87, HFR 1988, 582). Zu <strong>de</strong>n Ausnahmen<br />
von diesen Grundsätzen s. BFH v. 15.3.2007 – VI R 31/05 (BStBl. II 2007,<br />
533 mwN).<br />
Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH mit BFH v. 5.3.2009 – VI R 58/06 (BStBl. II 2009,<br />
1012) und v. 5.3.2009 – VI R 23/07 (BStBl. II 2009, 1016) aufgegeben. Eine beruflich<br />
begrün<strong>de</strong>te dHf. liegt danach vor, wenn aus beruflicher Veranlassung in<br />
einer Wohnung am Beschäftigungsort ein zweiter (doppelter) Haushalt zum<br />
Hausstand <strong>de</strong>s Stpfl. hinzutritt. Der Haushalt in <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort<br />
ist beruflich veranlasst, wenn ihn <strong>de</strong>r Stpfl. nutzt, um seinen Arbeitsplatz<br />
von dort erreichen zu können. Auch dann, wenn ein Stpfl. seinen Haupthausstand<br />
aus privaten Grün<strong>de</strong>n verlegt und eine bereits vorhan<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r neu<br />
eingerichtete Wohnung am Beschäftigungsort als Zweithaushalt nutzt, fin<strong>de</strong>t die<br />
nunmehr dHf. ihre berufliche Veranlassung darin, dass ein weiterer Haushalt am<br />
Beschäftigungsort aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n begrün<strong>de</strong>t wird.<br />
Es kommt für die Frage, ob die dHf. beruflich begrün<strong>de</strong>t ist, nicht mehr auf <strong>de</strong>n<br />
Gesamtkomplex aller unmittelbaren und mittelbaren Motive im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Gründung eines zweiten Haushalts an. Maßgeblich ist nur, ob die – isoliert<br />
zu betrachten<strong>de</strong> – Gründung <strong>de</strong>r Zweitwohnung beruflich veranlasst ist.<br />
Ob im Vorfeld auch private Motive eine Rolle gespielt haben, ob etwa <strong>de</strong>r<br />
Haupthausstand aus privaten Grün<strong>de</strong>n vom Beschäftigungsort verlegt wor<strong>de</strong>n<br />
ist, ist unerheblich.<br />
Die Rechtsprechungsän<strong>de</strong>rung ist zu begrüßen. Sie wird <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m WKBegriff<br />
immamnenten Veranlassungsprinzip besser gerecht (Bergkemper, FR 2007,<br />
847). Private Beweggrün<strong>de</strong>, die zur Aufspaltung eines ursprünglich einheitlichen<br />
Hausstands bzw. zur Gründung eines neuen Haupthausstands geführt haben,<br />
betreffen einen vorgelagerten Sachverhalt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang<br />
zwischen Gründung <strong>de</strong>s Zweithaushalts und <strong>de</strong>m Beruf nicht beeinflusst<br />
(s. zum Veranlassungsprinzip BFH v. 10.1.2008 – VI R 17/07, BStBl. II 2008,<br />
234). Es bleibt dabei, dass die dHf. beruflich „begrün<strong>de</strong>t“ sein muss (zweifelnd<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 270; LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1054). Das ist <strong>de</strong>r Fall,<br />
wenn die Errichtung <strong>de</strong>s Zweithaushalts am Beschäftigungsort konkreten beruflichen<br />
Zwecken dient. Die private Wahl <strong>de</strong>s Haupthausstands macht aus <strong>de</strong>r beruflich<br />
veranlassten Errichtung <strong>de</strong>s Zweithaushalts am Beschäftigungsort und<br />
damit aus <strong>de</strong>r aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>ten dHf. keine privat veranlasste.<br />
Anwendungsbeispiele:<br />
E Eine beruflich begrün<strong>de</strong>te doppelte Haushaltsführung liegt nach <strong>de</strong>r Lebenserfahrung<br />
regelmäßig vor bei einer Versetzung, <strong>de</strong>m erstmaligen Antritt einer Stellung o<strong>de</strong>r<br />
bei einem Wechsel <strong>de</strong>s ArbG und einem damit verbun<strong>de</strong>nen Wechsel <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts<br />
(R 9.11 Abs. 2 LStR; zur dHf. ohne Wechsel <strong>de</strong>r Arbeitsstätte<br />
vgl. etwa BFH v. 9.3.1979 – VI R 223/77, BStBl. II 1979, 520; v. 16.12.1983 –<br />
VI R 93/81, BStBl. II 1984, 271). Bei je<strong>de</strong>r mit einem Ortswechsel verbun<strong>de</strong>nen<br />
Aufnahme einer neuen Beschäftigung kann eine neue dHf. begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />
(BFH v. 26.8.1988 – VI R 111/85, BStBl. II 1989, 89). Bei verheirateten ArbN<br />
kann für je<strong>de</strong>n Ehegatten eine dHf. beruflich veranlasst sein, wenn die Ehegat-<br />
E 288 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 486–489 §9<br />
ten außerhalb <strong>de</strong>s Orts ihres gemeinsamen Hausstands an verschie<strong>de</strong>nen Orten<br />
beschäftigt sind und am jeweiligen Beschäftigungsort eine Zweitwohnung beziehen<br />
(BFH v. 6.10.1994 – VI R 136/89, BStBl. II 1995, 184; zur Beibehaltung<br />
<strong>de</strong>s Familienwohnsitzes als Zweitwohnung vgl. BFH v. 2.10.1987 – VI R<br />
149/84, BStBl. II 1987, 852).<br />
E Heirat: Eine berufliche Veranlassung ist ferner gegeben, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten<br />
vor ihrer Heirat an verschie<strong>de</strong>nen Orten berufstätig waren, an ihren Beschäftigungsorten<br />
wohnten und nach <strong>de</strong>r Eheschließung eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohnungen<br />
zur Familienwohnung gemacht haben (BFH v. 4.10.1989 – VI R 44/87,<br />
BStBl. II 1990, 321).<br />
Im Übrigen entsprach es auch ständiger höchstrichterlicher Rspr., dass eine dHf.<br />
grundsätzlich dann nicht aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, wenn ein<br />
ArbN heiratete und neben seiner fortbestehen<strong>de</strong>n Wohnung am Beschäftigungsort<br />
mit seinem Ehegatten einen Hausstand an einem an<strong>de</strong>ren Ort grün<strong>de</strong>te.<br />
Die Rspr. hatte aber unter Hinweis auf Art. 6 Abs. 1 GG eine aus beruflichem<br />
Anlass begrün<strong>de</strong>te dHf. dann angenommen, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten im<br />
Zeitpunkt <strong>de</strong>r Eheschließung an verschie<strong>de</strong>nen Orten beruflich tätig waren, jeweils<br />
dort wohnten und anlässlich ihrer Heirat eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohnungen o<strong>de</strong>r<br />
eine neue Wohnung an einem dritten Ort zum Familienhausstand machten<br />
BFH v. 15.3.2007 – VI R 31/05, BStBl. II 2007, 533, auch zur Be<strong>de</strong>utung dieser<br />
Rspr. für nicht verheiratete Personen; v. 6.3.2008 – VI R 3/05, BFH/NV 2008,<br />
1314).<br />
Dieser Rspr. kommt nach <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>s BFH v. 5.3.2009 – VI R<br />
58/09 (BStBl. II 2009, 1012) und v. 5.3.2009 – VI R 23/07 (BStBl. II 2009,<br />
1016) keine Be<strong>de</strong>utung mehr zu. Die Begründung einer dHf. nach <strong>de</strong>r Heirat ist<br />
beruflich veranlasst, wenn ein Ehegatte am Beschäftigungsort eine Zweitwohnung<br />
grün<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r beibehält, um von dort seinen Arbeitsplatz errreichen zu<br />
können. Voraussetzung ist jedoch, dass die Eheleute eine Familienwohnung begrün<strong>de</strong>n.<br />
Behalten sie nämlich nach <strong>de</strong>r Heirat ihre bisherigen Wohnungen bei,<br />
ohne einen Familienwohnsitz zu begrün<strong>de</strong>n, so liegt keine dHf. vor (zur stl. Berücksichtigung<br />
<strong>de</strong>r Besuchsfahrten s. Neblung, DStR 2007, 1237). Haben sie jedoch<br />
an einem <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Beschäftigungsorte einen solchen begrün<strong>de</strong>t, ist es<br />
unschädlich, wenn dieser nachträglich an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Beschäftigungsort verlegt<br />
wird (BFH v. 30.10.2008 – VI R 10/07, BStBl. II 2009, 153). Ein Wechsel <strong>de</strong>r<br />
Familienwohnung am gleichen Ort been<strong>de</strong>t die dHf. nicht, wenn <strong>de</strong>r ArbN wegen<br />
Trennung die Familienwohnung verlässt und unter Beibehaltung <strong>de</strong>r Zweitwohnung<br />
am Beschäftigungsort am Familienwohnort eine neue Wohnung bezieht<br />
(BFH v. 4.4.2006 – VI R 11/02, BStBl. II 2006, 714).<br />
E Wegverlegung: Die Wegverlegung <strong>de</strong>s gemeinsamen Hausstands vom Beschäftigungsort<br />
unter Beibehaltung o<strong>de</strong>r Einrichtung einer Zweitwohnung am Beschäftigunsort<br />
erfüllte nach früher Rspr. nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>r Nr. 5<br />
(sog. Wegverlegungsfälle). Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH aufgegeben (BFH v. 5.3.<br />
2009 – VI R 58/09, BStBl. II 2009, 1012; v. 5.3.2009 – VI R 23/07, BStBl. II<br />
2009, 1016 mwN; s.o.).<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Beibehaltung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung (Satz 1 Halbs. 2)<br />
Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Beibehaltungsgrün<strong>de</strong>: Nach Nr. 5 Satz 1 Halbs. 2<br />
kommt es auf die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beibehaltung <strong>de</strong>r dHf. nicht an. Maßgeblich ist<br />
nur die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r dHf. Der Gesetzestext stellt<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 289<br />
487–488<br />
489
490<br />
§9 Anm. 489–490 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
klar, dass eine einmal aus beruflichem Anlass entstan<strong>de</strong>ne dHf. auch aus privaten<br />
Grün<strong>de</strong>n fortgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, ohne dass dies schädlich für <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug wäre. Bloßer Zeitablauf allein berührt die berufliche Veranlassung<br />
<strong>de</strong>s Dauersachverhalts „doppelter Haushalt“ nicht. Die Frage, ob <strong>de</strong>m Stpfl. ein<br />
Umzug an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort nach einer gewissen Zeit zuzumuten wäre, ist<br />
obsolet. Der doppelte Haushalt selbst muss durch <strong>de</strong>n Stpfl. allerdings beibehalten<br />
wer<strong>de</strong>n, nur die Beibehaltungsgrün<strong>de</strong> sind unerheblich.<br />
Die Vorschrift ist durch das StÄndG 2003 v. 15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645;<br />
BStBl. I 2003, 710) eingefügt wor<strong>de</strong>n. Durch die Neufassung <strong>de</strong>s Satzes 1 <strong>de</strong>r<br />
Nr. 5 wur<strong>de</strong> die bis VZ 1995 gültige Fassung <strong>de</strong>r Vorschrift wie<strong>de</strong>rhergestellt.<br />
Die Neufassung steht in sachlichem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>r Zweijahresfrist<br />
von Nr. 5 Satz 3 aF (s.u. auch zur zeitlichen Geltung).<br />
Beendigung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung: Von einer „Beibehaltung“<br />
<strong>de</strong>r dHf. kann nicht mehr gesprochen wer<strong>de</strong>n, wenn die dHf. en<strong>de</strong>t. Das ist <strong>de</strong>r<br />
Fall, wenn <strong>de</strong>r Familienwohnsitz an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort verlegt wird bzw.<br />
<strong>de</strong>r Hausstand <strong>de</strong>s Stpfl. am Beschäftigungsort <strong>de</strong>n Lebensmittelpunkt bil<strong>de</strong>t<br />
(Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 154; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 211;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 390; vgl. auch Anm. 510). Ein besuchsweiser Aufenthalt<br />
<strong>de</strong>r Familie am Beschäftigungsort kann allerdings die dHf. unberührt lassen<br />
(BFH v. 19.11.1989 – VI R 27/86, BStBl. II 1990, 308 mwN; Blümich/<br />
Thürmer, § 9 Rn. 391). Nach Beendigung <strong>de</strong>r dHf. können nur noch die<br />
Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n<br />
(Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 Satz 6).<br />
Wegfall <strong>de</strong>r Zwei-Jahres-Frist (Nr. 5 Satz 3 aF): Durch das StÄndG 2003 v.<br />
15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645; BStBl. I 2003, 710) wur<strong>de</strong> Nr. 5 Satz 3 aF gestrichen<br />
und damit die zeitliche Begrenzung bei Berücksichtigung einer dHf. beseitigt<br />
(s. Anm. 475). Der Wegfall dieser Frist ist Konsequenz <strong>de</strong>r durch BVerfG<br />
v. 4.12.2002 – 2 BvR 400/98 (BStBl. II 2003, 534) festgestellten Unvereinbarkeit<br />
<strong>de</strong>s bisherigen Satzes 3 mit Art. 3 Abs. 1 GG in Fällen fortlaufend verlängerter<br />
Abordnung <strong>de</strong>s ArbN und mit Art. 3 Abs. 1 iVm. Art. 6 Abs. 1 GG in Fällen<br />
bei<strong>de</strong>rseits berufstätiger Ehegatten (zu an<strong>de</strong>ren Fallgestaltungen s. BFH v. 9.9.<br />
2003 – VI B 71/03, BFH/NV 2004, 43; zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>r Überleitungsvorschrift<br />
s. BFH v. 10.10.2007 – VI B 13/07, BFH/NV 2008, 44).<br />
3. Rechtsfolge: Abzug von notwendigen Mehraufwendungen als<br />
Werbungskosten<br />
Abzugsbeschränkungen: Die Beschränkung <strong>de</strong>s WKUmfangs wegen dHf.<br />
<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach auf „notwendige Mehraufwendungen“ beinhaltet<br />
zwei Aspekte:<br />
E Beschränkung auf Mehraufwendungen: „Mehr“-Aufwendungen sind nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />
die wegen <strong>de</strong>r beruflichen Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts und <strong>de</strong>r dadurch<br />
hervorgerufenen Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Haushaltsführung grds. anfallen<strong>de</strong>n Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />
(s. etwa BFH v. 10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983,<br />
515 betr. Unterbringungskosten; vgl. auch Söhn, StuW 1983, 199; Hinweis: die<br />
Ausrichtung allein auf <strong>de</strong>n zweiten Haushalt ist gesetzlich nicht gefor<strong>de</strong>rt, s.<br />
Anm. 486). Bei <strong>de</strong>rartigen Mehraufwendungen tritt durch gesetzliche Wesentlichkeitswertung<br />
das private Moment <strong>de</strong>s Wohnens und <strong>de</strong>r Ernährung als stl.<br />
vernachlässigbar in <strong>de</strong>n Hintergrund (ähnlich BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79,<br />
BStBl. II 1982, 297 [299]). UE hat dies lediglich klarstellen<strong>de</strong> Wirkung und ergibt<br />
sich bereits aus einer sachgerechten, am Leistungsfähigkeitsprinzip ausgerichteten<br />
Anwendung von allg. Veranlassungsgrundsätzen (s. Anm. 476).<br />
E 290 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 490–491 §9<br />
E Notwendigkeit <strong>de</strong>r Mehraufwendungen: Das Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis besagt<br />
nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH insbes., dass die Mehraufwendungen nicht als überhöht<br />
iS eines Angemessenheitsvorbehalts beurteilt wer<strong>de</strong>n dürfen (vgl. BFH v.<br />
9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 9.8.2007 – VI R 23/05, BStBl. II<br />
2009, 722; v. 16.3.1979 – VI R 126/78, BStBl. II 1979, 473; v. 3.12.1982 – VI R<br />
228/80, BStBl. II 1983, 467; zu einer abweichen<strong>de</strong>n Begriffsbestimmung s.<br />
Stolz, FR 1978, 546: notwendig = wesentlich). Die Prüfung erfolgt idR nach<br />
<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalls und dient wohl auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Höhenqualifikation<br />
<strong>de</strong>r Ausson<strong>de</strong>rung privat mitveranlasster Aufwendungsteile. Be<strong>de</strong>utung<br />
hat das Merkmal insbes. für die Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am Beschäftigungsort (s.<br />
Anm. 491). Allerdings ist zu beachten, dass beruflich veranlasste Aufwendungen<br />
grundsätzlich unabhängig davon, ob sie notwendig, angemessen, üblich o<strong>de</strong>r<br />
zweckmäßig sind, in voller Höhe als WK abziehbar sind. Davon mach Nr. 5 eine<br />
Ausnahme, was im Hinblick auf das objektive Nettoprinzip nicht be<strong>de</strong>nkenfrei<br />
ist. Je<strong>de</strong>nfalls bestimmt sich das Notwendige nicht nach subjektiven Vorstellungen<br />
<strong>de</strong>s Stpfl., son<strong>de</strong>rn nach objektiven Maßstäben.<br />
4. Die einzelnen Mehraufwendungen<br />
Fahrtkosten:<br />
E Erstfahrt und Letztfahrt: Kosten für die erste Fahrt zum Beschäftigungsort und<br />
für die letzte Fahrt vom Beschäftigungsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands als<br />
zeitliche Grenzpunkte <strong>de</strong>r beruflich veranlassten dHf. sind in tatsächlich entstan<strong>de</strong>ner<br />
Höhe abziehbar (R 9.11 Abs. 6, R 9.5 Abs. 1 LStR). Rechtsgrundlage<br />
dafür ist uE Nr. 5 Satz 1. Die Abzugsbeschränkungen für Familienheimfahrten<br />
greifen nicht ein (s.u.).<br />
E Familienheimfahrten unterliegen gem. Nr. 5 Sätze 4–6 verschie<strong>de</strong>nen Abzugsbeschränkungen<br />
(Wochenprinzip; Entfernungspauschale; Kfz.-Gestellung durch<br />
<strong>de</strong>n ArbG; s. eingehend Anm. 520–522).<br />
Verpflegungsmehraufwendungen: Der Umfang <strong>de</strong>r stl. zu berücksichtigen<strong>de</strong>n<br />
Mehraufwendungen für die Verpflegung richtet sich auch für die dHf. nach<br />
<strong>de</strong>n für Reisekosten gelten<strong>de</strong>n Regeln (§ 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5;<br />
wegen <strong>de</strong>r Einzelheiten s. Anm. 298 und § 4 Anm. 1390 ff.; zu <strong>de</strong>n Pauschbeträgen<br />
bei Auslandsaufenthalten s. Anh. 25 LStR. Verpflegungsmehraufwendungen<br />
sind danach nur für die ersten 3 Monate nach Begründung <strong>de</strong>r dHf. iHv. maximal<br />
24 E täglich abziehbar. Ein Einzelnachweis tatsächlicher Aufwendungen ist<br />
nicht möglich. Bei Unterbrechung <strong>de</strong>r dHf. und Neubegründung beginnt die<br />
3-Monatsfrist neu zu laufen (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 156; FG Köln<br />
v. 11.12.2008, EFG 2009, 822, nrkr., Rev. Az. BFH VI R 15/09). Zur Berechnung<br />
<strong>de</strong>r 3-Monatsfrist s. R 9.11 Abs. 7 iVm. R 9.6 Abs. 4 LStR. Ist <strong>de</strong>r dHf. eine<br />
längere Auswärtstätigkeit vorangegangen, so soll die Dauer auf die Frist angerechnet<br />
wer<strong>de</strong>n (R 9.11 Abs. 7 Satz 2 LStR; uE fraglich).<br />
Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft: Notwendige Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am inländ. Beschäftigungsort<br />
sind in nachgewiesener Höhe (BFH v. 12.9.2001 – VI R 72/97,<br />
BStBl. II 2001, 775) abziehbar, soweit sie nicht überhöht sind. Bei einer gemieteten<br />
Wohnung umfassen die Unterbringungskosten auch Folgeaufwendungen<br />
für Heizung, Strom, Reinigung und ähnliche Nebenkosten einschließlich Zweitwohnungssteuer;<br />
zu weiteren notwendigen Mehraufwendungen s. auch unten.<br />
Der Abzug <strong>de</strong>r Kosten scheitert nicht daran, dass <strong>de</strong>r Stpfl. die Wohnung von<br />
seinem Ehegatten gemietet hat (BFH v. 11.3.2003 – IX R 55/01, BStBl. II 2003,<br />
627; vgl. dazu Fischer, FR 2003, 777; Heuermann, BB 2003, 1465). Bewohnt<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 291<br />
491
§9 Anm. 491 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
<strong>de</strong>r Stpfl. am Beschäftigungsort eine in seinem Eigentum stehen<strong>de</strong> Wohnung<br />
(Eigentumswohnung o<strong>de</strong>r Wohnung im eigenen Haus), so sind die Aufwendungen<br />
dafür abziehbar. Dazu zählen AfA, Betriebs- und Finanzierungskosten und<br />
Reparaturen. Allerdings sind die Aufwendungen nur insoweit notwendig, als sie<br />
die üblichen Kosten nicht übersteigen, die im Fall <strong>de</strong>r Anmietung einer Wohnung<br />
entstan<strong>de</strong>n wären (sog. fiktive Mietkosten; BFH v. 24.5.2000 – VI R<br />
28/97, BStBl. II 2000, 474; v. 27.7.1995 – VI R 32/96, BStBl. II 1995, 841).<br />
Der Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen für die Zweitwohnung ist ausgeschlossen, wenn<br />
die Aufwendungen auf Grund eines Dauerschuldverhältnisses (zB Mietvertrag)<br />
von einem Dritten getragen wer<strong>de</strong>n (Drittaufwand; BFH v. 13.3.1996 – VI R<br />
103/95, BStBl. II 1996, 375; uE fraglich). Kosten für eine beruflich vernalsste<br />
gelegentliche Hotelübernachtung am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte sind als<br />
WK nach Abs. 1 Satz 1 abziehbar, auch wenn im Übrigen die Voraussetzungen<br />
einer dHf. nicht vorliegen (BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074;<br />
zu Unterbringung bei Besuchsfahrten s. BFH v. 21.8.1974 – VI R 201/72,<br />
BStBl. II 1975, 64, uE fraglich).<br />
Nicht überhöht und damit notwendig sind nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH Unterkunftskosten<br />
am Beschäftigungsort nur, wenn sie <strong>de</strong>n Durchschnittspreis einer<br />
60-qm-Wohnung am Beschäftigungsort nicht überschreiten (BFH v. 9.8.2007 –<br />
VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 9.8.2007 – VI R 23/05, BStBl. II 2009, 722).<br />
Die Rspr. gilt für gemietete und eigenen Wohnzwecken dienen<strong>de</strong> Wohnungen<br />
gleichermaßen. Maßgeblich ist <strong>de</strong>r ortsübliche Durchschnittspreis (Mietspiegel<br />
<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>). Auf die individuellen Umstän<strong>de</strong> wie Mangel an kleineren o<strong>de</strong>r<br />
preiswerteren Wohnungen, Eilbedürftigkeit <strong>de</strong>r Wohnungswahl o<strong>de</strong>r einzelne<br />
Stadtgebiete kommt es nicht an. Bei einer Wohnung am Beschäftigungsort mit<br />
einem anzuerkennen<strong>de</strong>n häuslichen Arbeitszimmer sind vorab die auf das Arbeirszimmer<br />
entfallen<strong>de</strong>n Kosten auszugrenzen und die verbleiben<strong>de</strong> Miete <strong>de</strong>r<br />
genannten Überprüfung <strong>de</strong>r Notwendigeit zu unterzeihen (BFH v. 9.8.2007 –<br />
VI R 23/05, BStBl. II 2009, 722).<br />
Die bestimmen<strong>de</strong>n Merkmale Wohnfläche und ortsüblicher Durchschnittsmietzins<br />
haben zur Folge, dass die Grenze <strong>de</strong>s Notwendigen einerseits bereits bei einer<br />
Wohnfläche unter 60 qm (Luxuswohnung) überschritten, an<strong>de</strong>rerseits bei einer<br />
Wohnfläche über 60 qm noch eingehalten sein kann.<br />
Die vom BFH vorgenommene Typisierung <strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmals „notwendig“<br />
mag zwar <strong>de</strong>r „einfachen Handhabung im stl. Massenverfahren“ gerecht<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Rspr. lei<strong>de</strong>t uE jedoch an <strong>de</strong>m Mangel einer fehlen<strong>de</strong>n Rechtsgrundlage.<br />
Es ist fraglich, ob es Aufgabe <strong>de</strong>r Rspr. ist, das stl. Massenverfahren<br />
handhabbar zu machen. Soweit <strong>de</strong>r BFH für seine Rspr. sozialrechtl. Vorgaben<br />
und die Rspr. <strong>de</strong>s BSG zum Vorbild genommen hat, ist zu beachten, dass das<br />
Fundamentalprinzip <strong>de</strong>s EStG das objektive Nettoprinzip ist.<br />
E Bei Unterkunft am ausländischen Beschäftigungsort können bei entsprechen<strong>de</strong>m<br />
Einzelnachweis die tatsächlichen Kosten geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Ohne Einzelnachweis<br />
dürfen die notwendigen Kosten mit Pauschbeträgen angesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Maßgebend sind die vom BMF im Einvernehmen mit <strong>de</strong>n obersten<br />
FinBeh. <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r höchsten Auslandsübernachtungstagegel<strong>de</strong>r<br />
nach <strong>de</strong>m BRKG bekanntgemachten Pauschbeträge (vgl. R 9.11<br />
Abs. 5–10 LStR; LStR Anh. 25).<br />
Wahlrecht zwischen Nr. 5 und Nr. 4: ArbN, die Aufwendungen für wöchentlich<br />
mehrere Fahrten tätigen, steht ein Wahlrecht zu. Sie können entwe<strong>de</strong>r lediglich<br />
die Aufwendungen für – dann allerdings sämtliche – tatsächlich durch-<br />
E 292 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 491–500 §9<br />
geführte Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als WK geltend machen.<br />
O<strong>de</strong>r sie können die Aufwendungen zwar nur für eine tatsächlich durchgeführte<br />
Familienheimfahrt pro Woche, dann aber zusätzliche Unterkunftskosten berücksichtigt<br />
bekommen (vgl. im Einzelnen R 9.11 Abs. 5 Satz 2 LStR). Das<br />
Wahlrecht mil<strong>de</strong>rt Härten bei <strong>de</strong>n ArbN, die am Beschäftigungsort keine o<strong>de</strong>r<br />
nur geringe Unterkunftskosten haben, aber pro Woche mehrfach Familienheimfahrten<br />
unternehmen. Dagegen können die Aufwendungen für eine am Beschäftigungsort<br />
angemietete Wohnung nicht mehr neben <strong>de</strong>n Aufwendungen für<br />
sämtliche Heimfahrten nach Abs. 1 Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Denn Nr. 4<br />
und Nr. 5 gehen als lex specialis insoweit vor.<br />
BFH v. 2.10.1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113; v. 13.3.1996 – VI R 58/95,<br />
BStBl. II 1996, 315; v. 7.10.1994 – VI R 54/91, BFH/NV 1995, 386 zu Rufbereitschaft-<br />
und Schichtdienstleisten<strong>de</strong>n; zu gelegentlichen beruflich bedingten Übernachtungen<br />
am Beschäftigungsort, zB in einem Hotel: BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03,<br />
BStBl. II 2004, 1074.<br />
Sonstige notwendige Mehraufwendungen: Die <strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten für<br />
sonstige notwendige Mehraufwendungen wegen beruflich begrün<strong>de</strong>ter dHf. sind<br />
vielfältig. Der überwiegen<strong>de</strong> berufliche Veranlassungszusammenhang sowie das<br />
Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis müssen dabei vom Rechtsanwen<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r Nähe<br />
zur Privatsphäre beson<strong>de</strong>rs sorgfältig unter Heranziehung <strong>de</strong>r vorgelegten<br />
Nachweise geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
In Betracht für <strong>de</strong>n WKAbzug kommen vor allem die für die Wohnung am Beschäftigungsort<br />
benötigten Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> (Mitnahme aus eigenem Hausstand<br />
nicht möglich), soweit <strong>de</strong>ren Kosten nicht als überhöht anzusehen sind (s. BFH v.<br />
3.12.1982 – VI R 228/80, BStBl. II 1983, 467 [471]; zur Kücheneinrichtung und Afa s.<br />
FG Sachsen v. 18.9.2008, EFG 2010, 131, nrkr., Rev. Az. BFH VIII R 24/09), sowie<br />
Telefonaufwendungen und ähnliche Nebenkosten (BFH v. 18.3.1988 – VI R 90/84,<br />
BStBl. II 1988, 988; v. 8.11.1996 – VI R 48/96, BFH/NV 1997, 472; v. 29.6.1993 – VI<br />
R 44/89, BFH/NV 1994, 19; H 9.11 [5–10] „Telefonkosten“ LStH). Umzugskosten<br />
anlässlich <strong>de</strong>r Begründung, Beendigung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Wechsels <strong>de</strong>r dHf. sind für <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug anzuerkennen (BFH v. 29.4.1992 – VI R 146/89, BStBl. II 1992, 668; v.<br />
24.5.2000 – VI R 28/97, BStBl. II 2000, 474; R 9.11 Abs. 9 LStR). Dazu zählen auch<br />
Maklergebühren und <strong>de</strong>r Verfall einer vom Stpfl. gestellten Mietkaution.<br />
Erstattung durch Arbeitgeber: Die notwendigen Mehraufwendungen können<br />
nur als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n, soweit sie nicht vom ArbG gem. § 3 Nr. 13 bzw.<br />
Nr. 16 stfrei erstattet wer<strong>de</strong>n (R 9.11 Abs. 10 LStR).<br />
Einstweilen frei.<br />
5. Werbungskostenabzug bei Arbeitnehmern ohne eigenen Hausstand<br />
Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH können ledige ArbN, die die Voraussetzungen<br />
von Nr. 5 nicht erfüllen, die notwendigen Aufwendungen, die durch die<br />
Tätigkeit am auswärtigen Beschäftigungsort entstehen, als WK nach Abs. 1<br />
Satz 1 zeitlich beschränkt geltend machen (sog. zeitlich beschränkte dHf. o<strong>de</strong>r<br />
auch als unechte bzw. quasi dHf. bezeichnet: BFH v. 6.10.1994 – VI R 39/93,<br />
BStBl. II 1995, 186). Der BFH hat seine Rspr. nach Anerkennung <strong>de</strong>r dHf. Alleinstehen<strong>de</strong>r<br />
mit eigenem Hausstand (vgl. dazu grundlegend BFH v. 5.10.1994<br />
– VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; Anm. 515) nicht ausdrücklich aufgegeben.<br />
Diese Rspr. hat <strong>de</strong>shalb ihre Be<strong>de</strong>utung auch in Zukunft vor allem bei solchen<br />
nicht verheirateten ArbN behalten, die in <strong>de</strong>n Haushalt <strong>de</strong>r Eltern eingeglie<strong>de</strong>rt<br />
und vorübergehend an einem auswärtigen Ort beschäftigt sind (BFH v. 6.10.<br />
1994 – VI R 39/93, BStBl. II 1995, 186; v. 20.7.2006 – VI R 20/04, BFH/NV<br />
2006, 2068: zumin<strong>de</strong>st bis VZ 2003; v. 12.11.2009 – VI R 59/07, BFH/NV<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 293<br />
492–499<br />
500
§9 Anm. 500 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
2010, 631; zweifelnd dagegen BFH v. 13.3.1996 – VI R 103/95, BStBl. II 1996,<br />
375). Nach Auffassung <strong>de</strong>r FinVerw. ist dagegen für das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r sog.<br />
quasi o<strong>de</strong>r unechten dHf. ab VZ 2004 kein Raum mehr (BMF v. 30.6.2004,<br />
BStBl. I 2004, 852; s. auch BFH v. 16.12.2004 – IV R 8/04, BStBl. II 2005, 475;<br />
Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 161; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 275 ff.;<br />
LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1113; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 430). Die LStR sehen<br />
die Anwendungsmöglichkeit nicht mehr vor. Bis VZ war die FinVerw. in ihren<br />
Dienstanweisungen <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH gefolgt (R 43 Abs. 5 LStR 1999–2004)<br />
und zT – aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n – sogar darüber hinausgegangen. Im Rahmen<br />
von § 32 Abs. 4 Satz 3 erkennt <strong>de</strong>r BFH Mietaufwendungen als sog. ausbildungsbedingten<br />
Mehraufwand für eine zeitlich beschränkte dHf. nicht an (BFH<br />
v. 22.5.2002 – VIII R 74/01, BStBl. II 2002, 695 mwN; v. 25.5.2004 – VIII R<br />
104/03, BFH/NV 2004, 1525).<br />
E Der Rückgriff auf die Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs ist uE<br />
zutreffend und bestätigt, dass Nr. 5 im Wesentlichen nur klarstellen<strong>de</strong>n Charakter<br />
hat (eingehend Anm. 476). Entstehen ArbN ohne eigenen Hausstand durch<br />
die Tätigkeit am neuen Beschäftigungsort notwendige, beson<strong>de</strong>re Aufwendungen,<br />
sind diese beruflich veranlasst, auch wenn im Übrigen Aufwendungen für<br />
die Unterkunft und Verpflegung am Arbeitsplatz zu <strong>de</strong>n Lebenshaltungskosten<br />
gehören und im Grundfreibetrag Berücksichtung fin<strong>de</strong>n sollten (vgl. dazu BFH<br />
v. 16.11.1971 – VI R 347/69, BStBl. II 1972, 152; v. 17.2.1961 – VI R 32/00,<br />
BStBl. III 1961, 169). Ihre Abziehbarkeit nach Abs. 1 Satz 1 gebietet das objektive<br />
Nettoprinzip. Durch die Einfügung <strong>de</strong>s Worts „nur“ in Nr. 5 Satz 2 ist keine<br />
Rechtsän<strong>de</strong>rung eingetreten (s. dazu Anm. 503 und im Einzelnen Bergkemper,<br />
DB 2006, Beil. 6, 45; glA Korn/Fuhrmann, § 9 Rn. 114). Diese<br />
Bestimmung sperrt, da Nr. 5 ohnehin weitestgehend nur klarstellen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
hat, <strong>de</strong>n Rückgriff auf <strong>de</strong>n allg. WKBegriff nach Abs. 1 Satz 1 nicht.<br />
E Anwendungsfälle: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH können bei ledigen ArbN (ohne eigenen<br />
Hausstand) die notwendigen Aufwendungen, die durch die Tätigkeit am<br />
auswärtigen Beschäftigungsort entstehen, als WK nach Abs. 1 Satz 1 berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n, und zwar für die ersten zwei Wochen <strong>de</strong>r Tätigkeit am Beschäftigungsort<br />
in allen Fällen und in <strong>de</strong>r Folgezeit, wenn es sich<br />
p um eine auswärtige Beschäftigung von verhältnismäßig kurzer Dauer han<strong>de</strong>lt,<br />
<strong>de</strong>r ArbN <strong>de</strong>n Mittelpunkt seiner Lebensführung am bisherigen Wohnort beibehält,<br />
nach Beendigung <strong>de</strong>r auswärtigen Beschäftigung voraussichtlich wie<strong>de</strong>r<br />
an diesen Wohnort zurückkehrt und ihm <strong>de</strong>shalb die Aufgabe seiner bisherigen<br />
Wohnung nicht zumutbar ist,<br />
BFH v. 20.7.2006 – VI R 20/04, BFH/NV 2006, 2068; v. 6.10.1994 – VI R 39/93,<br />
BStBl. II 1995, 186; v. 20.12.1982 – VI R 123/81, BStBl. II 1983, 269; v. 10.2.1983 –<br />
VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515; v. 11.3.1983 – VI R 65/80, BStBl. II 1983, 629; v.<br />
10.10.1991 – VI R 44/90, BStBl. II 1992, 237; v. 6.10.1994 – VI R 38/92, BFH/NV<br />
1995, 54<br />
o<strong>de</strong>r<br />
p um eine längerfristige o<strong>de</strong>r auf Dauer abgestellte Beschäftigung han<strong>de</strong>lt, solange<br />
<strong>de</strong>r ArbN am Beschäftigungsort eine nach objektiven Maßstäben angemessene<br />
Wohnung nicht erlangen kann (s. dazu BFH v. 12.10.1990 – VI R<br />
117/87, BFH/NV 1991, 663; v. 23.7.1976 – VI R 228/74, BStBl. II 1976,<br />
795).<br />
Dabei kommt es nicht darauf an, ob <strong>de</strong>m ArbN für die Beibehaltung seiner bisherigen<br />
Wohnung Aufwendungen entstehen (BFH v. 10.10.1991 – VI R 44/90<br />
– BStBl. II 1992, 237 mwN; v. 23.7.1976 – VI R 228/74, BStBl. II 1976, 795; v.<br />
E 294 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 500–504 §9<br />
11.3.1983 – VI R 65/80, BStBl. II 1983, 629; s. auch R 43 Abs. 5 LStR 2004<br />
und H 43 (1–5) LStH 2004; BMF v. 30.6.2004, BStBl. I 2004, 852).<br />
E Umfang <strong>de</strong>r absetzbaren Aufwendungen: Bei Anerkennung <strong>de</strong>r Grundvoraussetzungen<br />
kann ein Alleinstehen<strong>de</strong>r bei auswärtiger Beschäftigung auch ohne eigenen<br />
Hausstand verschie<strong>de</strong>ne, durch die auswärtige Tätigkeit veranlasste notwendige<br />
Mehraufwendungen für <strong>de</strong>n zweiten Haushalt als WK nach Abs. 1 Satz 1<br />
geltend machen. Dabei sind allerdings nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH die Abzugsgrenzen<br />
von Nr. 5, insbes. die für Heimfahrten (Nr. 5 Sätze 3, 4) aus Grün<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Gleichmäßigkeit <strong>de</strong>r Besteuerung zu beachten (BFH v. 25.10.1985 – VI R<br />
18/84, BFH/NV 1987, 233; v. 10.11.1978 – VI R 13–14/76, BStBl. II 1979,<br />
157).<br />
E Fahrtkosten: WK sind die tatsächlichen Fahrtkosten für die erste Fahrt zum<br />
Beschäftigungsort und die letzte Fahrt zurück zum Wohnort sowie für jeweils<br />
eine Heimfahrt wöchentlich zum Ort <strong>de</strong>r Unterkunft gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 5<br />
Sätze 4–6 (zu Einzelheiten Anm. 520 ff.).<br />
E Verpflegungsmehraufwendungen: Für <strong>de</strong>n Drei-Monats-Zeitraum Geltendmachung<br />
entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r „klassischen“ dHf. (Pauschbeträge<br />
nach Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 Satz 2; s. Anm. 491 mwN).<br />
E Die notwendigen Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am Beschäftigungsort können entsprechend<br />
<strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r „klassischen“ dHf. angesetzt wer<strong>de</strong>n (s. eingehend<br />
Anm. 491; BFH v. 29.1.1988 – VI R 192/84, BFH/NV 1988, 367). Aufwendungen<br />
für die Unterkunft am bisherigen Wohnort müssen <strong>de</strong>m Stpfl. nicht entstehen<br />
(so zutreffend BFH v. 10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515).<br />
E Sonstige notwendige Mehraufwendungen können entsprechend <strong>de</strong>n allg. Grundsätzen<br />
bei dHf. in Ansatz gebracht wer<strong>de</strong>n (s. Anm. 491).<br />
Einstweilen frei.<br />
IV. Begriff <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung (Nr. 5 Satz 2)<br />
1. Begriffsbestimmung in Satz 2<br />
Eine dHf liegt nach Satz 2 vor, wenn <strong>de</strong>r ArbN außerhalb <strong>de</strong>s Orts, in <strong>de</strong>m er<br />
einen eigenen Hausstand unterhält, beschäftigt ist und auch am Beschäftigungsort<br />
wohnt. Die Errichtung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts begrün<strong>de</strong>t die dHf. Der erste<br />
Haushalt – <strong>de</strong>r „eigene Hausstand“ – ist <strong>de</strong>ssen Grundlage. Der Hausstand iSd.<br />
Satzes 2 ist <strong>de</strong>r Haushalt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r ArbN am Lebensmittelpunkt führt, also sein<br />
Erst- o<strong>de</strong>r Haupthausstand. Dieser ist bei Beginn <strong>de</strong>r dHf. schon vorhan<strong>de</strong>n<br />
und wird nach Satz 2 tatbestandlich vorausgesetzt (BFH v. 5.3.2009 – VI R<br />
23/07, BStBl. II 2009, 1016).<br />
Durch die Einfügung <strong>de</strong>s Worts „nur“ in Satz 2 durch das StÄndG 2003 (vgl.<br />
Anm. 500) hat <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r dHf. keine Än<strong>de</strong>rung erfahren. Die Einfügung<br />
hat uE nur klarstellen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung. Der im Bericht <strong>de</strong>s BTFinAussch.<br />
(BTDrucks. 15/1945, 8) angeführte Regelfall (Wegfall <strong>de</strong>r dHf. wegen Trennung<br />
<strong>de</strong>r Ehegatten) wäre auch nach <strong>de</strong>r bis VZ 2003 gelten<strong>de</strong>n Rechtslage nicht an<strong>de</strong>rs<br />
zu beurteilen gewesen, da bei Verbleib <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Ehegatten in <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Familienwohnung <strong>de</strong>r ArbN dort idR keinen eigenen Hausstand mehr unterhält<br />
(vgl. Anm. 506).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 295<br />
501–502<br />
503<br />
504
505<br />
506<br />
§9 Anm. 505–506 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
2. Auswärtige Beschäftigung<br />
DHf. setzt eine auswärtige Beschäftigung voraus. Der Ort <strong>de</strong>r Beschäftigung<br />
muss außerhalb <strong>de</strong>s Orts liegen, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stpfl. einen eigenen Hausstand unterhält.<br />
Beschäftigungsort iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 ist <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen,<br />
dauerhaften Arbeitsstätte. Regelmäßige Arbeitsstätte ist <strong>de</strong>r ortsgebun<strong>de</strong>ne Mittelpunkt<br />
<strong>de</strong>r dauerhaft angelgten beruflichenTätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. (BFH v. 24.5.<br />
2007 – VI R 47/03, BStBl. II 2007, 609). Deshalb kann ein beweglicher Ort wie<br />
zB ein Schiff kein Beschäftigungsort sein, auch wenn <strong>de</strong>r Stpfl. auf ihm ständig<br />
seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht (BFH v. 19.12.2005 – VI R 30/05, BStBl. II<br />
2006, 378). Die gegenteilige Auffassung <strong>de</strong>s BFH (v. 16.12.1981 – VI R 227/80,<br />
BStBl. II 1982, 302; v. 3.10.1985 – VI R 129/82, BStBl. II 1986, 369) ist nach <strong>de</strong>r<br />
Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Reisekostenrechtsprechung <strong>de</strong>s BFH (s. dazu Anm. 285) überholt.<br />
Nimmt <strong>de</strong>r Stpfl. im Rahmen einer Auswärtstätigkeit Unterkunft – etwa am Ort<br />
<strong>de</strong>r Baustelle – für die Zeit <strong>de</strong>r dortigen Tätigkeit, han<strong>de</strong>lt es sich ebenfalls nicht<br />
um eine dHf., son<strong>de</strong>rn um eine Auswärtstätigkeit mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Abzugs<br />
<strong>de</strong>r tatsächlichen Kosten als WK (BFH v. 11.5.2005 – VI R 7/02, BStBl. II 2005,<br />
782; v. 11.5.2005 – VI R 34/04, BStBl. II 2005, 793).<br />
„Beschäftigungsort“ ist die politische Gemein<strong>de</strong> und <strong>de</strong>ren Einzugsbereich<br />
(Umgebung; BFH v. 16.12.1981 – VI R 227/80, BStBl. II 1982, 302; v. 9.11.<br />
1971 – VI R 96/70, BStBl. II 1972, 134; v. 2.10.2008 – VI B 33/08, ZSteu.<br />
2008, R 1178). Nr. 5 verlangt nicht, dass <strong>de</strong>r Stpfl. ausschließlich außerhalb <strong>de</strong>s<br />
Orts, in <strong>de</strong>m er einen eigenen Hausstand unterhält, beschäftigt ist und auch am<br />
Beschäftigungsort wohnt. Vielmehr kommt ein Abzug <strong>de</strong>r Kosten als WK auch<br />
dann in Betracht, wenn <strong>de</strong>r ArbN auch zugleich am Ort seines Hausstands beschäftigt<br />
ist (BFH v. 24.5.2007 – VI R 47703, BStBl. II 2007, 609).<br />
Bei mehreren auswärtigen Arbeitsstätten sind auch mehrere dHf. gleichzeitig<br />
möglich (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141 mwN).<br />
3. Unterhalt eines eigenen Hausstands bei Verheirateten<br />
Eigener Hausstand: Es ist zwischen <strong>de</strong>m Wohnen in einer Zweitwohnung am<br />
Beschäftigungsort und <strong>de</strong>m Unterhalten eines davon getrennten eigenen Hausstands<br />
(idR außerhalb dieses Orts) zu unterschei<strong>de</strong>n. Mit „Hausstand“ ist <strong>de</strong>r<br />
Haushalt umschrieben, an <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r ArbN – abgesehen von <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />
Arbeitstätigkeit – regelmäßig aufhält, <strong>de</strong>n er fortwährend nutzt und von <strong>de</strong>m<br />
aus er sein Privatleben führt, dh. wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. Das Vorhalten<br />
einer Wohnung außerhalb <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts für gelegentliche Besuche<br />
o<strong>de</strong>r Ferienaufenthalte ist nicht als Unterhalt eines Hausstands zu werten<br />
(BFH v. 4.11.2003 – VI R 170799, BFH/NV 2004, 136; v. 5.10.1994 – VI R<br />
62790, BStBl. II 1995, 180). Eine dHf. ist nicht gegeben, wenn <strong>de</strong>r Beschäftigungsort<br />
<strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt ist. Ob <strong>de</strong>r Hausstand gegenüber <strong>de</strong>r Wohnung<br />
am Beschäftigungsort <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt bzw. <strong>de</strong>r Ort ist, an <strong>de</strong>m Ehegatten<br />
iSd. § 1353 Abs. 1 BGB zusammenleben, erfor<strong>de</strong>rt eine Abwägung und Bewertung<br />
aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls. Indizien können sich aus einem Vergleich<br />
von Größe und Ausstattung <strong>de</strong>r Wohnung sowie aus Dauer und<br />
Häufigkeit <strong>de</strong>r Aufenthalte in <strong>de</strong>n Wohnungen ergeben (BFH v. 30.10.2008 –<br />
VI R 10/07, BStBl. II 2009, 152 mwN). Bei einem verheirateten ArbN befin<strong>de</strong>t<br />
sich <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen regelmäßig am tatsächlichen Wohnort<br />
<strong>de</strong>r Familie (BFH v. 9.7.2008 – VI B 4708, BFH/NV 2008, 2000, mwN).<br />
Der Wohnungsbegriff ist wie in Nr. 4 weit auszulegen (s. Anm. 510). Einfache<br />
o<strong>de</strong>r beengte Wohnverhältnisse stehen <strong>de</strong>m Wohnungsbegriff nicht entgegen.<br />
E 296 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 506 §9<br />
Es reicht aus, wenn für <strong>de</strong>n Stpfl. und seine Familie ein räumlicher Bereich zur<br />
Verfügung steht, <strong>de</strong>r von ihm als Lebensmittelpunkt betrachtet wer<strong>de</strong>n kann<br />
und dies auch ist (BFH v. 27.7.1990 – VI R 5/88, BStBl. II 1990, 585). Es<br />
kommt nicht darauf an, ob die Räumlichkeiten <strong>de</strong>n bewertungsrechtl. Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an eine Wohnung gerecht wer<strong>de</strong>n (BFH v. 14.10.2004 – VI R 82/02,<br />
BStBl. II 2005, 98; v. 30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986: Gemeinschaftsküche<br />
unschädlich; s. zum Fehlen einer Küche BFH v. 28.10.2009 – VIII<br />
R 13/09, BFH/NV 2010, 411).<br />
Ein „eigener“ Hausstand erfor<strong>de</strong>rt, dass er aus eigenem Recht (zB Eigentum, eigener<br />
Mietvertrag) genutzt wird, wobei nicht ein alleiniges, son<strong>de</strong>rn auch ein gemeinsames<br />
bzw. abgeleitetes Recht iS einer geschützten Rechtsposition ausreichen<br />
kann (BFH v. 5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; s. dazu<br />
Anm. 515). Davon ist auszugehen, wenn <strong>de</strong>r Ehepartner, Lebensgefährte o<strong>de</strong>r<br />
ein sonstiger Familienangehöriger Eigentümer o<strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>r Wohnung ist.<br />
Die Mitbenutzungsmöglichkeit reicht aus, sofern <strong>de</strong>r Stpfl. sich dauerhaft dort<br />
aufhält und sich finanziell in einem Umfang an <strong>de</strong>r Haushaltsführung beteiligt,<br />
dass daraus auf eine gemeinsame Haushaltsführung geschlossen wer<strong>de</strong>n kann<br />
(BFH v. 12.9.2000 – VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29). Bei verheirateten, nicht<br />
getrennt leben<strong>de</strong>n ArbN kann regelmäßig davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sie<br />
am Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen einen „eigenen“ Hausstand gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>m Ehepartner unterhalten (glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141).<br />
Deshalb kommt <strong>de</strong>m Merkmal „eigener“ Hausstand vorrangig bei Nichtverheirateten<br />
Be<strong>de</strong>utung zu (s. Anm. 515).<br />
Eigenen Hausstand unterhalten: Der Unterhalt eines eigenen Hausstands erfor<strong>de</strong>rt,<br />
dass <strong>de</strong>r ArbN in Bezug auf die Wohnung einen über <strong>de</strong>n reinen Besitz<br />
hinausgehen<strong>de</strong>n, auch das Leben in <strong>de</strong>r Wohnung umfassen<strong>de</strong>n Einfluss ausübt,<br />
<strong>de</strong>r finanziell und persönlich geprägt ist (s. eingehend BFH v. 4.11.2003 – VI R<br />
170/99, BFH/NV 2004, 136; v. 2.9.1977 – VI R 114/76, BStBl. II 1978, 26).<br />
Die persönliche und finanzielle Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. am hauswirtschaftlichen<br />
Leben in <strong>de</strong>r Familienwohnung belegt, dass sich dort <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen<br />
befin<strong>de</strong>t (Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 355, mit Hinweis auf BFH<br />
v. 17.1.1986 – VI R 16/83, BStBl. II 1986, 306).<br />
E Maßgebliche finanzielle Beteiligung: Der Stpfl. muss sich auch weiterhin an <strong>de</strong>n<br />
Kosten <strong>de</strong>s Haupthausstands maßgeblich beteiligen. Wann das <strong>de</strong>r Fall ist, lässt<br />
sich nicht generell festlegen. Das hängt von <strong>de</strong>n Lebensumstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s einzelnen<br />
ArbN ab und ist idR schwierig festzustellen. Die Rspr. verzichtet <strong>de</strong>shalb<br />
grds. auf <strong>de</strong>n Nachweis, welche Beträge im Einzelfall zur Haushaltsführung notwendig<br />
sind. Bei Nachweis <strong>de</strong>r persönlichen Beteiligung am Haushalt kann<br />
die finanzielle unterstellt wer<strong>de</strong>n (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141;<br />
Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 364). Das Moment <strong>de</strong>r finanziellen Beteiligung darf<br />
nicht überbewertet wer<strong>de</strong>n (BFH v. 16.12.1983 – VI R 3/81, BStBl. II 1984,<br />
521). Eine finanzielle Beteiligung kann auch in <strong>de</strong>r Anschaffung von Haushaltsgegenstän<strong>de</strong>n<br />
und Möbeln liegen (BFH v. 17.11.1978 – VI R 93/77, BStBl. II<br />
1979, 146). Eine maßgebliche finanzielle Beteiligung am Familienhaushalt im<br />
Ausland ist nur zu verneinen, wenn die Beiträge für <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>s Haushalts<br />
erkennbar unbe<strong>de</strong>utend sind (BFH v. 17.1.1986 – VI R 16/83, BStBl. II 1986,<br />
306).<br />
E Maßgebliche persönliche Mitwirkung be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r ArbN in Bezug auf die<br />
Wohnung einen über <strong>de</strong>n reinen Besitz hinausgehen<strong>de</strong>n, auch das Leben in <strong>de</strong>r<br />
Wohnung umfassen<strong>de</strong>n Einfluss ausübt. Das ist etwa nicht <strong>de</strong>r Fall, wenn er<br />
sich nur darauf beschränkt, die materiellen Grundlagen <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Ehepart-<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 297
507–509<br />
510<br />
§9 Anm. 506–510 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
ner betriebenen Hauswirtschaft zu verbessern (BFH v. 9.11.1971 – VI R<br />
285/70, BStBl. II 1972, 148).<br />
Der Umfang <strong>de</strong>r maßgeblichen Mitwirkung bemisst sich stets nach <strong>de</strong>n konkreten<br />
Möglichkeiten, die <strong>de</strong>m ArbN hierfür im Einzelfall zur Verfügung stehen.<br />
Bei einem inländ. ArbN genügen normalerweise bereits wenige Familienheimfahrten<br />
im Kj. (Nachweis o<strong>de</strong>r Glaubhaftmachung), ggf. gekoppelt mit einer höheren<br />
finanziellen Beteiligung. Bei ausländ. ArbN sind die Anfor<strong>de</strong>rungen noch<br />
niedriger. Bei ihnen kann sich die persönliche Mitwirkung wegen <strong>de</strong>r meist erheblichen<br />
räumlichen Trennung von <strong>de</strong>r Familie auf ein Minimum beschränken,<br />
sofern zwischenzeitlich brieflicher o<strong>de</strong>r telefonischer Kontakt besteht (BFH v.<br />
2.9.1977 – VI R 114/76, BStBl. II 1978, 25). So reicht bei einer Wohnung im<br />
Ausland bereits eine Heimfahrt im Kj. aus, um diese als Lebensmittelpunkt anzuerkennen<br />
(s. auch BFH v. 10.10.2000 – VI R 60/98, BFH/NV 2000, 949 zum<br />
Son<strong>de</strong>rfall eines nur vorübergehend im Inland tätigen alleinstehen<strong>de</strong>n Gastarbeiters<br />
mit eigener Wohnung im Heimatland: 3 Heimfahrten ausreichend [R 9.11<br />
Abs. 3 Sätze 5, 6 LStR]).<br />
Hauswirtschaftliches Leben: Ein doppelter Haushalt wird unterhalten, wenn<br />
in <strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts befindlichen Wohnung auch während<br />
<strong>de</strong>r Abwesenheit <strong>de</strong>s Stpfl. hauswirtschaftliches Leben herrscht, das <strong>de</strong>m Stpfl.<br />
zugerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Das ist bei Verheirateten stets anzunehmen, wenn<br />
sich während seiner Abwesenheit in <strong>de</strong>r Wohnung Familienangehörige als Zurechnungspersonen<br />
aufhalten. Allerdings setzt das Unterhalten eines eigenen<br />
Hausstands am Mittelpunkt <strong>de</strong>s Lebensinteresses nicht voraus, dass dort auch<br />
während <strong>de</strong>r berufsbedingten Abwesenheit <strong>de</strong>s Stpfl. hauswirtschaftliches Leben<br />
durch die Anwesenheit von Familienangehörigen herrschen muss (BFH v. 6.10.<br />
1994 – VI R 55/93, BFH/NV 1995, 585; R 9.11 Abs. 3 Satz 3 LStR; s.<br />
Anm. 510).<br />
Der berufliche Veranlassungszusammenahng einer dHf. wird nicht allein dadurch<br />
been<strong>de</strong>t, dass <strong>de</strong>r Familienhaushalt innerhalb <strong>de</strong>sselben Orts verlegt wird<br />
(BFH v. 4.4.2006 – VI R 11/02, BStBl. II 2006, 714).<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Wohnung am Beschäftigungsort<br />
Zwei Haushalte: Neben <strong>de</strong>r Unterhaltung eines eigenen Hausstands am<br />
Wohnort setzt dHf. eine (räumlich an an<strong>de</strong>rer Stelle liegen<strong>de</strong>) Wohnung am Beschäftigungsort<br />
(zweiter Haushalt) voraus; die Zweitwohnung muss zumin<strong>de</strong>st<br />
in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts liegen (zum Beschäftigungsort s. Anm. 505).<br />
Erfor<strong>de</strong>rlich ist also nur, dass zum ohnehin vorhan<strong>de</strong>nen Hauspthaushalt ein<br />
Zweithaushalt hinzukommt. Dabei entschei<strong>de</strong>t nicht die Wahl <strong>de</strong>s Orts <strong>de</strong>s<br />
Haupthausstands über die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r dHf. Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />
ob die Errichtung <strong>de</strong> Zweithaushalts am Beschäftigungsort konkreten beruflichen<br />
Zwecken dient (s. Anm. 486). Soweit die frühere Rspr. diesen Vorgang mit<br />
<strong>de</strong>r Notwendigkeit einer „Aufspaltung“ (= Aufsplitterung) zu umschreiben versucht<br />
hat, war dies nicht falsch, aber auch nicht zielführend (BFH v. 5.3.2009 –<br />
VI R 23/07, BStBl. II 2009, 1016, mwN).<br />
Eigener Hausstand und weiterer Haushalt können (ausnahmsweise) auch in <strong>de</strong>rselben<br />
Stadt liegen (zB Berlin; Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141).<br />
Wohnung am Beschäftigungsort kann je<strong>de</strong> <strong>de</strong>m ArbN entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Unterkunft sein, also zB eine angemietete (auch<br />
vom Ehegatten: BFH v. 11.3.2001 – IX R 55/01, BStBl. II 2003, 627) o<strong>de</strong>r im<br />
E 298 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 510–515 §9<br />
Eigentum befindliche Raumeinheit (Haus, Wohnung), ein möbliertes Zimmer<br />
o<strong>de</strong>r ein Hotelzimmer. Die Räumlichkeiten müssen <strong>de</strong>m Stpfl. aber längerfristig<br />
zur Verfügung stehen. Nicht erfor<strong>de</strong>rlich ist, dass <strong>de</strong>r ArbN die Mehrzahl <strong>de</strong>r<br />
Wochentage in dieser Wohnung anwesend ist und übernachtet (BFH v. 2.10.<br />
1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113; v. 9.6.1988 – VI R 85/85, BStBl. II<br />
1988, 990). Nutzt allerdings <strong>de</strong>r Stpfl. die ihm zur Verfügung gestellte Wohnung<br />
nachweislich nicht, kann von einem „Wohnen“ keine Re<strong>de</strong> sein. Das ist etwa<br />
<strong>de</strong>r Fall, wenn ein Soldat entgegen <strong>de</strong>r dienstrechtl. Verpflichtung, in <strong>de</strong>r Kaserne<br />
(Gemeinschaftsunterkunft) zu übernachten, zu Hause schläft. Soweit ihm für<br />
die Übernachtungsmöglichkeit (zu Recht o<strong>de</strong>r zu Unrecht) ein geldwerter Vorteil<br />
lohnversteuert wird, steht ihm ein WKAbzug in gleicher Höhe zu (BFH v.<br />
10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515). Auch eine gelegentliche Hotelübernachtung<br />
erfüllt nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Satzes 2 (BFH v. 5.8.2004 –<br />
VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074). Die Hotelkosten sind in diesem Fall als WK<br />
nach Abs. 1 Satz 1 abziehbar.<br />
Aufenthalt <strong>de</strong>s Ehepartners in <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort: Die<br />
dHf. setzt voraus, dass <strong>de</strong>r ArbN am Beschäftigungsort regelmäßig allein ohne<br />
seine Familie lebt, dort übernachtet und nicht täglich zu seiner Familie zurückkehrt.<br />
Wird sowohl am Wohn- als auch am Beschäftigungsort ein eigener Hausstand<br />
mit Familie o<strong>de</strong>r Ehepartner unterhalten, so ist auf <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />
Lebensinteressen abzustellen. Sobald <strong>de</strong>r eigene Hausstand am Beschäftigungsort<br />
gleichzeitig <strong>de</strong>n Lebensmittelpunkt <strong>de</strong>s Stpfl. bil<strong>de</strong>t, en<strong>de</strong>t die dHf. (BFH v.<br />
21.1.1972 – VI R 95/71, BStBl. II 1972, 262; v. 29.11.1974 – VI R 77/73,<br />
BStBl. II 1975, 459; v. 25.3.1988 – VI R 32/85, BStBl. II 1988, 582).<br />
E Bei Besuchen <strong>de</strong>s Ehepartners gilt etwas an<strong>de</strong>res. Allerdings ist jeweils zu prüfen,<br />
ob es sich um einen besuchsweisen Aufenthalt o<strong>de</strong>r um die Verlegung <strong>de</strong>s Familienwohnsitzes<br />
han<strong>de</strong>lt (BFH v. 9.7.2008 – VI B 4/08, BFH/NV 2008, 2000; v.<br />
19.11.1989 – VI R 27/86, BStBl. II 1990, 308; v. 20.3.1992 – VI R 90/89, BFH/<br />
NV 1992, 652 zum Besuch <strong>de</strong>r Ehefrau eines Gastarbeiters; s. Anm. 486).<br />
E Lebt <strong>de</strong>r Steuerpflichtige am Beschäftigungsort auf Dauer mit einer an<strong>de</strong>ren Frau und einem<br />
gemeinsamen Kind in einem gemeinsamen Haushalt, so ist eine dHf. auch dann<br />
nicht mehr gegeben, wenn die Ehefrau und gemeinsame Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wohnung<br />
verbleiben (BFH v. 25.3.1988 – VI R 32/85, BStBl. II 1988, 582; v. 25.3.<br />
1988 – VI R 142/87, BStBl. II 1988, 584 zu dHf. bei Doppelehe; v. 26.11.1997<br />
– IX B 47/97, BFH/NV 1998, 585).<br />
E Bei bei<strong>de</strong>rseits berufstätigen Ehegatten kann, da es sich bei <strong>de</strong>m eigenen Hausstand<br />
am Wohnsitz nicht um einen Familienwohnsitz han<strong>de</strong>ln muss (BFH v. 5.10.<br />
1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; s. Anm. 506), eine dHf. auch vorliegen,<br />
wenn sie außer <strong>de</strong>r Wohnung an ihrem Lebensmittelpunkt während <strong>de</strong>r Woche<br />
am Beschäftigungsort gemeinsam eine Wohnung bewohnen, von <strong>de</strong>r sie ihre jeweilige<br />
Arbeitsstelle aufsuchen (BFH v. 6.10.1994 – VI R 55/93, BFH/NV<br />
1995, 585; s. auch BFH v. 6.10.1994 – VI R 136/89, BStBl. II 1995, 184 zur<br />
dHf. bei<strong>de</strong>rseits auswärtig beschäftigter und an ihrem jeweiligen Beschäftigungsort<br />
wohnen<strong>de</strong>r Ehegatten).<br />
Einstweilen frei.<br />
5. Eigener Hausstand bei Ledigen (Nichtverheirateten)<br />
Die Annahme einer dHf. ist nicht von vornherein auf verheiratete ArbN beschränkt;<br />
obgleich die Rechtsfolgebestimmung <strong>de</strong>r Nr. 5 Satz 3 von Familien-<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 299<br />
511–514<br />
515
§9 Anm. 515 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
heimfahrten spricht, erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Grundtatbestand von Nr. 5 keinen ehelichen<br />
Haushalt.<br />
Auch Nichtverheiratete (Geschie<strong>de</strong>ne, Verwitwete, dauernd getrennt Leben<strong>de</strong>,<br />
Lebenspartner) können in <strong>de</strong>r bisherigen Wohnung einen eigenen Hausstand<br />
unterhalten, wenn sie dort ihren Lebensmittelpunkt beibehalten (BFH v. 5.10.<br />
1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; v. 14.6.2007 – VI R 60/05, BStBl. II<br />
2007, 890, auch zur früheren Rspr.; v. 5.3.2009 – VI R 23/07, BStBl. II 2009,<br />
1016; v. 30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986).<br />
Voraussetzungen:<br />
E Einen eigenen Hausstand unterhält ein nicht verheirateter ArbN nur dann, wenn<br />
er am Ort seines Lebensmittelpunkts eine eigene, seinen Lebensbedürfnissen<br />
entsprechen<strong>de</strong> Wohnung aus eigenem o<strong>de</strong>r abgeleitetem Recht nutzen kann<br />
(zum Wohnungsbegriff vgl. Anm. 506). Sofern er nicht alleiniger Eigentümer<br />
o<strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>s Hausstands ist, muss anhand <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Falls untersucht<br />
wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Hausstand je<strong>de</strong>nfalls auch ihm als eigener zugerechnet wer<strong>de</strong>n<br />
kann. Wesentlich ist, dass sein Verbleiben in <strong>de</strong>r Wohnung gesichert ist (BFH v.<br />
30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986).<br />
Die Voraussetzungen sind gegeben, wenn die Wohnung zwar vom Lebenspartner angemietet<br />
wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r ArbN sich aber mit Duldung seines Partners dauerhaft dort aufhält<br />
und sich finanziell in einem Umfang an <strong>de</strong>r Haushaltsführung beteiligt, dass daraus<br />
auf eine gemeinsame Haushaltsführung geschlossen wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 12.9.2000 –<br />
VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29; v. 18.11.2008 – VI B 37/08, BFH/NV 2009, 563).<br />
Ein eigenes Recht zur Nutzung <strong>de</strong>r Wohnung steht <strong>de</strong>m Stpfl. zu, wenn an <strong>de</strong>m Haus<br />
ein Vorbehaltsnießbrauch für die Eltern besteht (BFH v. 4.11.2003 – VI R 170/99,<br />
BStBl. II 2004, 16).<br />
E Unterhalten <strong>de</strong>s eigenen Hausstands: Der eigene Hausstand muss vom ArbN unterhalten<br />
wer<strong>de</strong>n. Unterhalten be<strong>de</strong>utet die Führung <strong>de</strong>s Haushalts. Dazu gehört<br />
auch, dass <strong>de</strong>r ArbN für die Kosten <strong>de</strong>s Haushalts aufkommt. Es kommt darauf<br />
an, dass <strong>de</strong>r ledige ArbN sich in <strong>de</strong>m Haushalt, im Wesentlichen nur unterbrochen<br />
durch die arbeitsbedingte Abwesenheit und ggf. Urlaubsfahrten, aufhält.<br />
Denn allein das Vorhalten einer Wohnung für gelegentliche Besuche o<strong>de</strong>r für<br />
Ferienaufenthalte ist noch nicht als Unterhalten eines Hausstands zu bewerten.<br />
Ebenfalls wird ein eigener Hausstand nicht unterhalten, wenn <strong>de</strong>r ArbN die<br />
Haushaltsführung nicht zumin<strong>de</strong>st mitbestimmt, son<strong>de</strong>rn in einen frem<strong>de</strong>n<br />
Haushalt (Eltern) eingeglie<strong>de</strong>rt ist, so dass von einer eigenen Haushaltsführung<br />
nicht gesprochen wer<strong>de</strong>n kann. Es ist nicht allein ausschlaggebend, ob die Wohnung<br />
entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich überlassen wird (BFH v. 14.6.2007 – VI R<br />
60/05, BStBl. II 2007, 890; dazu Bergkemper, FR 2007, 1121; s. aber BFH v.<br />
5.7.2007 – VI R 44–45/06, BFH/NV 2007, 1878.<br />
E Eigener Hausstand als Lebensmittelpunkt: Der Stpfl. muss <strong>de</strong>n eigenen Hausstand<br />
am Mittelpunkt seiner Lebensinteressen unterhalten, so dass dieser gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort als <strong>de</strong>r Haupthausstand anzusehen ist.<br />
Nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH erfor<strong>de</strong>rt die Feststellung, dass <strong>de</strong>r eigene Hausstand gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort als „Haupthausstand“ anzusehen<br />
ist, eine Gesamtwürdigung sämtlicher Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls (BFH v. 12.9.<br />
2000 – VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29; v. 14.6.2007 – VI R 60/05, BStBl. II<br />
2007, 890; v. 9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 21.4.2010 – VI R<br />
26/09, DB 2010, 1801). Indizien können sich aus einem Vergleich von Größe<br />
und Ausstattung <strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>s ArbN sowie aus <strong>de</strong>r Dauer und Häufigkeit<br />
<strong>de</strong>r jeweiligen Aufenthalte ergeben (BFH v. 5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II<br />
1995, 180).<br />
E 300 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 515–520 §9<br />
E Bei Nichtverheirateten spricht, je länger die auswärtige Beschäftigung dauert,<br />
vieles dafür, dass die eigentliche Haushaltsführung und damit auch <strong>de</strong>r Mittelpunkt<br />
<strong>de</strong>r Lebensinteressen an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort verlegt wor<strong>de</strong>n sind und<br />
die Heimatwohnung lediglich für Besuchszwecke vorgehalten wird (BFH v.<br />
5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; v. 9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II<br />
2007, 820). Umgekehrt <strong>de</strong>utet eine kurzfristige auswärtige Beschäftigung darauf<br />
hin, dass <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt am ursprünglichen Wohnort beibehalten wird<br />
(BFH v. 10.10.2000 – VI R 60/98, BFH/NV 2000, 949).<br />
Einstweilen frei.<br />
V. Abzugsbegrenzungen für Familienheimfahrten (Nr. 5 Sätze 3–6)<br />
1. Aufwendungen für Familienheimfahrten und Wochenprinzip<br />
(Nr. 5 Satz 3)<br />
Die maßgebliche persönliche Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. am hauswirtschaftlichen Leben<br />
wird durch die Fahrten zum Haupthausstand indiziert (s. Anm. 506), Dennoch<br />
kann <strong>de</strong>r Stpfl. die entsprechen<strong>de</strong>n Kosten nicht uneingeschränkt als WK<br />
abziehen. Satz 3 (und ebenso Satz 4) enthält insoweit vielmehr in Abweichung<br />
vom objektiven Nettoprinzip eine Abzugsbeschränkung (zu <strong>de</strong>n sonstigen<br />
Fahrtkosten s. Anm. 491; zum Wahlrecht s. Anm. 491). Während <strong>de</strong>r dHf. kann<br />
<strong>de</strong>r Stpfl. danach die Aufwendungen nur für jeweils einen Weg pro Woche vom<br />
Beschäftigungsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und zurück als WK geltend<br />
machen. Das Gesetz spricht insoweit von einer „Familienheimfahrt“.<br />
Die Abziehbarkeit von Aufwendungen für Familienheimfahrten ist unabhängig<br />
vom gewählten Beför<strong>de</strong>rungsmittel auf eine Heimfahrt wöchentlich begrenzt.<br />
Dies soll eine gesetzliche Konkretisierung <strong>de</strong>s allgemein im Rahmen <strong>de</strong>r dHf.<br />
gelten<strong>de</strong>n Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnisses sein (so BFH v. 16.3.1979 – VI R<br />
126/78, BStBl. II 1979, 473; dazu auch Anm. 490) und soll „<strong>de</strong>r Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r beruflich veranlaßten Fahrten gegenüber <strong>de</strong>n aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n unternommenen<br />
Fahrten“ dienen (BTDrucks. V/1068, 24). Das Wochenprinzip<br />
gilt auch für Körperbehin<strong>de</strong>rte. Eine Verteilung von in unterschiedlichem Turnus<br />
tatsächlich durchgeführten Familienheimfahrten nach <strong>de</strong>m wöchentlichen<br />
Durchschnitt ist unzulässig (FG Saarl. v. 28.2.1992, EFG 1992, 595, rkr.; KSM/<br />
v.Bornhaupt, § 9 Rn. G 119). Bei Verwendung öffentlicher o<strong>de</strong>r privater Verkehrsmittel<br />
ist hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufwendungshöhe eine Angemessenheitsprüfung<br />
nicht mehr zulässig. Denn Nr. 5 Satz 3 ist im Verhältnis zu Nr. 5 Satz 1 uE lex<br />
specialis (vgl. Anm. 476); <strong>de</strong>m Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis ist nach hM bereits<br />
durch das Wochenprinzip Genüge getan. Macht <strong>de</strong>r ArbN bei einer Familienheimfahrt<br />
aus beruflichem Anlass einen Umweg (Dienstreise), so können für die<br />
gesamte Strecke die tatsächlichen Fahrtkosten nach Abs. 1 Satz 1 in Abzug gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn die dienstliche Obliegenheit im Vor<strong>de</strong>rgrund stand. Im<br />
umgekehrten Fall ist ein Abzug <strong>de</strong>r tatsächlichen Kosten nur für die Umwegstrecke<br />
zulässig (BFH v. 12.10.1990 – VI R 165/87, BStBl. II 1991, 134).<br />
Aufwendungen für die Besuchsreise <strong>de</strong>r Ehefrau – und ggf. <strong>de</strong>r sie begleiten<strong>de</strong>n<br />
Kin<strong>de</strong>r – können wie Kosten für eine Familienheimfahrt berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn die Besuchsreise an die Stelle einer Familienheimfahrt getreten ist (BFH v.<br />
21.8.1974 – VI R 201/72, BStBl. II 1975, 64; v. 28.1.1983 – VI R 136/79,<br />
BStBl. II 1983, 313).<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 301<br />
516–519<br />
520
521<br />
§9 Anm. 520–521 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
Für die Wege zwischen <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort und <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />
Arbeisstätte kann <strong>de</strong>r Stpfl. jeweils die Entfernungspauschale gem. Nr. 4<br />
geltend machen.<br />
2. Entfernungspauschale zur Abgeltung von Aufwendungen<br />
(Nr. 5 Sätze 4 und 5)<br />
Satz 4: Während <strong>de</strong>r dHf. ist für Familienheimfahrten, also für die Wege vom<br />
Beschäftigunsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und zurück, die Entfernungspauschale<br />
von 0,30 E anzusetzen. Sie kommt in dieser Höhe ab <strong>de</strong>m ersten<br />
Entfernungskilometer zur Anwendung. Die Entfernungspauschale ist verkehrsmittelunabhängig.<br />
Sie gilt sowohl für die Kfz.-Nutzer als auch für die<br />
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel als auch für bei<strong>de</strong>s. Auch wenn <strong>de</strong>r Stpfl.<br />
die Wegstrecke als Mitfahrer einer Fahrgemeinschaft zurücklegt und keine Aufwendungen<br />
hat, kann er die Entfernungspauschale in Anspruch nehmen. Ausgenommen<br />
von <strong>de</strong>r Entfernungspauschale ist bei Flügen die reine Flugstrecke<br />
(Nr. 5 Satz 5 iVm. Nr. 4 Satz 3). Sind die Aufwendungen für die Benutzung öffentlicher<br />
Verkehrsmittel höher als die Entfernungspauschale, so können zu<strong>de</strong>m<br />
diese höheren Kosten angesetzt wer<strong>de</strong>n (Abs. 2 Satz 2; glA LBP/Zimmer, §9<br />
Rn. 1082). Davon abgesehen ist <strong>de</strong>r Ansatz tatsächlicher Kosten im Rahmen einer<br />
dHf. nicht möglich (s. aber Anm. 475 zu Abs. 2); an<strong>de</strong>rerseits ist die Entfernungspauschale<br />
auch nicht, wie in Nr. 4, <strong>de</strong>r Höhe nach begrenzt, da Nr. 5<br />
Satz 5 nicht auf Nr. 4 Satz 2 verweist (BMF v. 1.12.2006, BStBl. I 2006, 778<br />
Tz. 2).<br />
Zur Abgeltung <strong>de</strong>r Aufwendungen ist die Entfernungspauschale anzusetzen.<br />
Die Regelung entspricht Abs. 2 Satz 1. Sämtliche Aufwendungen, die durch Familienheimfahrten<br />
veranlasst sind, wer<strong>de</strong>n verkehrsmittelunabhängig durch die<br />
Entfernungspauschale abgegolten. Das be<strong>de</strong>utet, dass auch Aufwendungen<br />
aufgrund außergewöhnlicher Umstän<strong>de</strong> (bei Benutzung eines Kfz. zB: Unfall<br />
[s. aber H 9.10 „Unfallschä<strong>de</strong>n“ EStH], Diebstahl, Motorscha<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Straßenbenutzungsgebühren)<br />
nicht zusätzlich als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können (s.<br />
im Einzelnen Anm. 641).<br />
Nr. 4 Satz 3 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Die Entfernungspauschale<br />
gilt nicht für die reine Flugstrecke, wenn die Familienheimfahrt ganz o<strong>de</strong>r<br />
teilweise mit <strong>de</strong>m Flugzeug durchgeführt wird (vgl. Anm. 458), und (ab VZ<br />
2004) für Strecken mit stfreier Sammelbeför<strong>de</strong>rung nach § 3 Nr. 32. Der Umstand,<br />
dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber Flugstrecken nicht in die Entfernungspauschale einbezogen<br />
hat, begegnet keinen verfassungsrechtl. Be<strong>de</strong>nken (BFH v. 26.3.2009 –<br />
VI R 42/07, BStBl. II 2009, 724).<br />
Nr. 4 Satz 4 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Für die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Entfernung zwischen <strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und <strong>de</strong>m Beschäftigungsort<br />
ist die kürzeste Straßenverbindung (einschl. evtl. Fährverbindung)<br />
maßgebend. Es ist danach grundsätzlich unerheblich, wie <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Weg tatsächlich<br />
zurücklegt (s. im Einzelnen Anm. 459).<br />
Nr. 4 Satz 5 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Stfreie ArbGLeistungen<br />
nach § 8 Abs. 3 sind auf die Entfernungspauschale für Familienheimfahrten anzurechnen.<br />
Zu <strong>de</strong>nken ist hier in erster Linie an die Gewährung von Freifahrten<br />
durch <strong>de</strong>n ArbG, <strong>de</strong>r mit Beför<strong>de</strong>rungsleistungen an <strong>de</strong>n Markt tritt (s. im Einzelnen<br />
Anm. 460).<br />
E 302 Bergkemper
Doppelte Haushaltsführung Anm. 522–529 §9<br />
3. Kraftfahrzeug-Gestellung durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber (Nr. 5 Satz 6)<br />
Aufwendungen für wöchentliche Familienheimfahrten mit einem Kfz. sind<br />
nicht abziehbar, wenn es sich dabei um ein im Rahmen einer Einkunftsart überlassenes<br />
Fahrzeug han<strong>de</strong>lt. Die durch das JStG 1996 eingefügte Regelung korrespondiert<br />
mit § 8 Abs. 2 Satz 5 (s. zur Be<strong>de</strong>utung dieser Vorschrift BFH v.<br />
4.4.2008 – VI R 85/04, BStBl. II 2008, 887); danach ist ein geldwerter Vorteil<br />
für die Nutzung eines Kfz. betr. wöchentliche Familienheimfahrten bei dHf.<br />
nicht anzusetzen, soweit dafür ein WKAbzug nach Nr. 5 Satz 3 und 4 in Betracht<br />
käme (zur Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 8 Abs. 2 Satz 5 s. § 8 Anm. 70 ff.;<br />
zum Verhältnis zwischen § 8 Abs. 2 Satz 5 und § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 s. § 8<br />
Anm. 111). Dem Verzicht auf die Einnahmenzurechnung entspricht <strong>de</strong>r Ausschluss<br />
<strong>de</strong>s WKAbzugs. Soweit ein WKAbzug für Familienheimfahrten nach<br />
Nr. 5 Satz 3 nicht in Betracht kommt (mehr als eine wöchentliche Heimfahrt),<br />
führt dies zum Ansatz eines Lohnzuflusses.<br />
Im Rahmen einer Einkunftsart überlassenes Kraftfahrzeug ist ein „betriebliches“<br />
iSd. § 8 Abs. 2 Satz 2. Ein solches ist anzunehmen, wenn es sich um ein<br />
(vom ArbG o<strong>de</strong>r Dritten) im Rahmen einer Überschusseinkunft überlassenes<br />
Kfz. han<strong>de</strong>lt (s. im Einzelnen § 8 Anm. 80).<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />
E 303<br />
522<br />
523–529
§9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />
E 304 Bergkemper
Arbeitsmittel Anm. 530 §9<br />
G. Aufwendungen für Arbeitsmittel (Abs. 1 Satz3Nr.6)<br />
Schrifttum: Meyer, Die Behandlung beruflich genutzter WG <strong>de</strong>s Privatvermögens als<br />
WK, DStR 1981, 131; <strong>de</strong>rs., Anm. zum BFH-Urteil v. 15. 5. 1981 VI R 66/78, DStR<br />
1982, 134; Richter, Praxisfragen zum ¹geringwertigenª Arbeitsmittel von ArbN, DStR<br />
1984, 680; Handzik, Sind Aufwendungen für einen Computer als BA bzw. WK abzugsfähig?,<br />
FR 1989, 401; Stache, Aufwendungen für Arbeitsmittel, RWP 1990 5-2-1853;<br />
Paus, Anm. zum BFH-Urteil v. 14. 5. 1991 VI R 119/88, DStZ 1991, 758; Rössler, Anm.<br />
zum BFH-Urteil v. 30. 10. 1990 VIII R 42/87, DStZ 1991, 475; Wolff-Diepenbrock, Zur<br />
Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers, DStZ 1991, 295; Paus, Anm. zum BFH-Urteil v.<br />
27. 9. 1991 VI R 1/90, DStZ 1992, 211; Woring, Anm. zum BFH-Urteil v. 27. 9. 1991 VI<br />
R 1/90, KFR 1992, 81; v. Bornhaupt, Anm. zum BFH-Urteil v. 15. 1. 1993 VI R 98/88,<br />
DStZ 1993, 376; Delp, Zur Abzugsfähigkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen für <strong>de</strong>n Bezug von Tageszeitungen<br />
als Werbungskosten, Inf. 1994, 257; Völlmeke, Die Rspr. <strong>de</strong>s BFH zu § 12<br />
EStG ± Aufweichung <strong>de</strong>s Aufteilungsverbots?, DStR 1995, 745; Apitz, Ausstattung u.<br />
Einrichtung eines Arbeitszimmers nach <strong>de</strong>m EStG 1996, StBp. 1996, 159; Flies, Arbeitsmittel<br />
u. Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers ± Was wollte <strong>de</strong>r Gesetzgeber?, DStZ 1998,<br />
474; Kottke, Zum sofortigen WKAbzug bei Umwidmung bisher privat genutzter WG,<br />
DB 1998, 1255; Leister, Zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aufwendungen <strong>de</strong>r Lehrer,<br />
Dozenten u. Professoren, StWa. 1998, 24; Rössler, Anm. zum BFH-Urteil v. 21. 11. 1997<br />
VI R 4/97, DStZ 1998, 798; Söhn, Ausstattungsgegenstän<strong>de</strong> eines häuslichen Arbeitszimmers<br />
u. Arbeitsmittel, FR 1998, 637; Thomas, Anm. zum BFH-Urteil v. 21. 11. 1997 VI R<br />
4/97, KFR 1998, 209; v. Bornhaupt, Arbeitsmittel beim ArbN, NWB F. 6, 4001 (1999);<br />
Müller, Die als WK absetzbaren Aufwendungen <strong>de</strong>r ArbN für Rechtsberatung, Fachliteratur<br />
u. beruflich veranlaûte Rechtsstreite, DStZ 1999, 50; Wolf, Wie spielt die Musik im<br />
Steuerrecht ± o<strong>de</strong>r: Das Musikinstrument aus steuerlicher Sicht, FR 1999, 841; Bartone,<br />
Die steuerliche Behandlung von Aufwendungen für Computer u. <strong>de</strong>ren Zubehör unter<br />
Berücksichtigung von Online-Verbindungen, Inf. 2000, 747; v. Bornhaupt, Zweifelsfragen<br />
bei Arbeitsmitteln, FR 2000, 971; Drenseck, Möglichkeiten <strong>de</strong>r ArbN zur Einsparung<br />
von LSt ± LStMerkblatt 2000 ± Beilage zu DB Nr. 1/2000; Schnei<strong>de</strong>r/Hoffmann, Steuerliche<br />
Anerkennung <strong>de</strong>s beruflich genutzten Computers, Stbg 2000, 320.<br />
Verwaltungsanordnungen: R 44 LStR 2001; H 44 LStH 2001<br />
1. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 6<br />
I. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 6<br />
EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl. I, 189): In § 16 Abs. 5 Nr. 5 wur<strong>de</strong>n die Arbeitsmittel<br />
(Werkzeuge und Berufskleidung) erstmalig als WK erwähnt, allerdings<br />
auf ArbN beschränkt.<br />
EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl. I, 1005; RStBl. I, 1261): Die Vorschrift wur<strong>de</strong>,<br />
erweitert auf alle Überschuûeinkünfte, in § 9 Satz 3 Nr. 5 übernommen. Sie<br />
galt bis zur ¾n<strong>de</strong>rung durch das StReformG 1990 als Nr. 6 unverän<strong>de</strong>rt weiter<br />
(s. auch Anm. 4).<br />
StReformG 1990 v. 25. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 224): Die Vorschrift<br />
wur<strong>de</strong> neu gefaût. Satz 1 enthielt die Klarstellung, daû nur typische Berufskleidung<br />
Arbeitsmittel ist; Werkzeuge und typische Berufskleidung wur<strong>de</strong>n als Beispiele<br />
<strong>de</strong>s Arbeitsmittelbegriffs ausdrücklich kenntlich gemacht. Darüber hinaus<br />
wur<strong>de</strong>n die Sätze 2 und 3 angefügt. Danach galten die Regeln für gWG gem. § 6<br />
Abs. 2 sinngemäû (Satz 2) und die AfA-Verweise <strong>de</strong>r Nr. 7 sollten unberührt<br />
bleiben (Satz 3).<br />
WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Der in Satz 2 enthaltene<br />
Hinweis auf die Anwendung <strong>de</strong>r Regeln für gWG gem. § 6 Abs. 2 wur<strong>de</strong><br />
wegen <strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>n ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nr. 7 als redaktionelle Anpassung wie<strong>de</strong>r<br />
gestrichen.<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 305<br />
530
531<br />
532<br />
§9 Anm. 531±532 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
2. Be<strong>de</strong>utung und Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 6<br />
Steuersystematik: Von <strong>de</strong>r hM wird <strong>de</strong>r Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 6 gegenüber <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs<br />
gem. Abs. 1 Satz 1 zT klarstellen<strong>de</strong>, zT aber auch rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />
zugesprochen; letzteres vor allem mit Blick auf die Berufsbekleidungskosten sowie<br />
wegen <strong>de</strong>s üblicherweise werbungskostenschädlichen Vermögensbezugs <strong>de</strong>r<br />
Aufwendungen (vgl. zB BFH v. 20. 11. 1979 VI R 143/77, BStBl. II 1980, 73;<br />
abweichend v. 15. 5. 1981 VI R 66/78, BStBl. II, 735; v. Bornhaupt in K/S/M,<br />
§ 9 Rn. H 2). Bei zutreffen<strong>de</strong>m Verständnis <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n WKBegriff <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong>n<br />
Veranlassungsprinzips kommt uE <strong>de</strong>r als lex specialis anzusehen<strong>de</strong>n Arbeitsmittelregelung<br />
dagegen ein ausschlieûlich klarstellen<strong>de</strong>r Aussagegehalt zu (vgl. eingehend<br />
Anm. 350, 586±588). Wegen <strong>de</strong>s rechtssystematischen Verhältnisses von<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Berufskleidung zu § 12 Nr. 1 s. Anm. 550. Zum Verhältnis<br />
von Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 zu Nr. 7 s. Anm. 532.<br />
Vermögensbezug: WG, die die stl. Qualifikation als Arbeitsmittel (AM) erlangen,<br />
verlieren dadurch nicht ihre Zugehörigkeit zum im Grundsatz stneutralen<br />
Privatvermögen (vgl. B. Meyer, DStR 1981, 131; <strong>de</strong>rs., DStR 1982, 135); aus<br />
<strong>de</strong>m Substanzbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen läût sich uE jedoch ± wie für an<strong>de</strong>re<br />
Fallgruppen auch (zB Erhaltungsaufwendungen an Gebäu<strong>de</strong>n) ± kein konstitutiver<br />
Regelungsgehalt gegenüber Abs. 1 Satz 1 herleiten (s. Anm. 185±188). An<strong>de</strong>rs<br />
als das Betriebsvermögen bleiben Veräuûerungsgewinne und -verluste im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Verwertung von AM ± unabhängig von <strong>de</strong>r Geltendmachung<br />
von WK (zB in Gestalt <strong>de</strong>r AfA-Beträge) ± auûerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung<br />
(Ausnahme: Spekulationsgeschäfte iSd. § 23); s. auch BFH v. 15. 5. 1981 VI R<br />
66/78, BStBl. II, 735 (737); FG Nürnberg v. 20. 6. 1973, EFG 1974, 12, rkr.,<br />
betr. Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong>; wi<strong>de</strong>rsprüchlich uE Wolff-Diepenbrock in L/<br />
B/P, § 9 Rn. 383. Allgemein dazu und wegen <strong>de</strong>r daraus systembedingt resultieren<strong>de</strong>n<br />
Einschränkung <strong>de</strong>s WKUmfangs s. Anm. 185±188.<br />
Zur gedanklichen und sprachlichen Umgrenzung <strong>de</strong>r AMEigenschaft von WG<br />
wird in Rspr. u. Schrifttum teilweise vom sog. Arbeits- o<strong>de</strong>r Berufsvermögen gesprochen<br />
(vgl. BFH v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. <strong>de</strong>n nahezu<br />
ausschlieûlich beruflich genutzten Pkw eines ArbN; o. V., HFR 1986, 282;<br />
Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 382 f.; Wassermeyer, DStR 1982, 558).<br />
Die Existenz einer <strong>de</strong>rartigen Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s Privatvermögens einschl. <strong>de</strong>r daran<br />
zu knüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolgen ist allerdings äuûerst str. (eingehend Anm. 589,<br />
610; s. auch FG Berlin v. 6. 11. 1985, EFG 1986, 439, rkr., betr. die spätere Umwidmung<br />
von zunächst aus privaten Grün<strong>de</strong>n angeschafften WG). UE eröffnet<br />
die vermögensmäûige Ausson<strong>de</strong>rung erwerbsgenutzter PrivatWG als stsystematische<br />
Denkfigur neue Einsichten mit evtl. materiellen Folgen (zu <strong>de</strong>n str. Fragen<br />
s. Anm. 589, 610). Die Begriffsbildung ¹Arbeits- o<strong>de</strong>r Berufsvermögenª ist<br />
allerdings uE zu eng, da lediglich auf die Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 ausgerichtet; umfassen<strong>de</strong>r<br />
könnte von ¹Erwerbsvermögenª gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />
Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 6: Der Anwendungsbereich beschränkt sich nicht auf<br />
§ 19. Die Regelung gilt im Grundsatz für sämtliche Überschuûeinkunftsarten (s.<br />
dazu Anm. 544).<br />
3. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />
Verhältnis zu Nr. 4: Nr. 4 ist im Verhältnis zu Nr. 6 lex specialis. Aufwendungen<br />
für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitstätte mit einem PKW können<br />
E 306 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 532±540 §9<br />
<strong>de</strong>shalb nur nach Nr. 4 als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Entsprechen<strong>de</strong>s trifft auf<br />
Familienheimfahrten nach Nr. 5 zu (glA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 3).<br />
Verhältnis zu § 3 Nr. 30 und 31: Entschädigungen für die betriebliche Benutzung<br />
von Werkzeugen eines ArbN durch <strong>de</strong>n ArbG sind stfrei. Ein WKAbzug<br />
kommt insoweit nicht in Betracht (§ 3 c; s. auch § 3 Nr. 30 Anm. 3). Die kostenlose<br />
o<strong>de</strong>r verbilligte Überlassung typischer Berufskleidung durch <strong>de</strong>n ArbG an<br />
<strong>de</strong>n ArbN ist ebenfalls stfrei (§ 3 Nr. 31; s. Anm. 556).<br />
Verhältnis zu § 3 Nr. 45: Seit VZ 2000 ist die private Nutzung von betrieblichen<br />
PC und Telekommunikationsgeräten stfrei (s. § 3 Nr. 45 Anm. 1ff.;<br />
zu PC als WK s. Anm. 566).<br />
Verhältnis zu § 3c: Der WKAbzug ist ausgeschlossen, wenn die Kosten für<br />
das Arbeitsmittel in einem unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />
stfreien Einnahmen stehen (FG Nds. v. 10. 6. 1999, EFG 1999, 1216, rkr., betr.<br />
Computeranlage eines Gerichtsvollziehers).<br />
Verhältnis zur AfA und § 6 Abs. 2: s. Anm. 549.<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Aufwendungen für Arbeitsmittel als Werbungskosten (Satz 1)<br />
1. Begriff <strong>de</strong>r Arbeitsmittel<br />
Eine gesetzliche Definition <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Arbeitsmittel (AM) existiert nicht.<br />
Lediglich als Beispiele nennt das Gesetz Werkzeuge und typische Berufskleidung.<br />
Nach ständiger Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH sind AM solche WG, die unmittelbar<br />
<strong>de</strong>r Erledigung beruflicher bzw. sonstiger erwerbsbezogener Arbeiten dienen<br />
bzw. zu dienen bestimmt sind.<br />
BFH v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341; v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/<br />
NV 1994, 18; v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II, 348; v. 27. 9. 1991 VI R 1/90,<br />
BStBl. II 1992, 195; v. 15. 12. 1989 VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 21. 7. 1989 VI R<br />
102/88, BStBl. II 1990, 972; v. 21. 10. 1988 VI R 18/86, BStBl. II 1987, 262.<br />
Es gilt <strong>de</strong>r allgemeine WGBegriff (s. dazu Vor §§ 4±7 Anm. 116; zum Verständnis<br />
<strong>de</strong>s WGBegriffs bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften allgemein s. Anm. 605). Die<br />
zT in <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH anzutreffen<strong>de</strong> Definition, AM seien Gegenstän<strong>de</strong>, die<br />
vom Stpfl. ausschlieûlich o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend zur Einnahmeerzielung<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 19. 4. 1991 VI R 164/87, BFH/NV 1991, 598;<br />
v. 25. 9. 1992 VI R 109/87, BStBl. II 1993, 106), berücksichtigt die wegen <strong>de</strong>s<br />
Aufteilungs- und Abzugsverbots <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 erfor<strong>de</strong>rliche Abgrenzung<br />
zu Aufwendungen für die Lebensführung, ohne jedoch inhaltlich von <strong>de</strong>r o. g.<br />
Begriffsbestimmung abzurücken.<br />
Das Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis (s. hierzu Anm. 152) hat <strong>de</strong>r BFH danach im<br />
Bereich <strong>de</strong>r AM nicht aufgegeben, wenngleich es zB bei <strong>de</strong>r Begriffs<strong>de</strong>finition<br />
betr. Anschaffung einer Brille fehlt (BFH v. 23. 10. 1992 VI R 31, BStBl. II<br />
1993, 193). UE kommen auch WG, die lediglich einen mittelbaren Erwerbsbezug<br />
aufweisen, bei einem nachweisbaren, <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Veranlassungszusammenhang als AM in Betracht.<br />
Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r AMEigenschaft wird jedoch die Frage, ob zwischen <strong>de</strong>n<br />
Aufwendungen und <strong>de</strong>r Tätigkeit ein unmittelbarer Zusammenhang besteht,<br />
überlagert durch die notwendige Abgrenzung zu Aufwendungen für die Lebensführung,<br />
die die wirtschaftliche o<strong>de</strong>r gesellschaftliche Stellung <strong>de</strong>s Stpfl. mit sich<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 307<br />
533±539<br />
540
541±542<br />
543<br />
§9 Anm. 540±543 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
bringen. Derartige Aufwendungen können, auch wenn sie zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />
Berufs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tätigkeit anfallen, nach § 12 Nr. 1 Satz 2 nicht als WK abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Als AM kann ein WG nur dann angesehen wer<strong>de</strong>n, wenn feststeht,<br />
daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Gegenstand zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend beruflich verwen<strong>de</strong>t,<br />
eine private Mitbenutzung also von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist<br />
(s. Anm. 547).<br />
Kreis <strong>de</strong>r Arbeitsmittel: Wenngleich es sich bei AM, wie auch die beispielhafte<br />
Erwähnung von Werkzeugen und Berufskleidung ver<strong>de</strong>utlicht, üblicherweise um<br />
körperliche Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt, sind uE auch immaterielle Wirtschaftsgüter (zB Rechte,<br />
wirtschaftlich konkretisierte Anwartschaften oä.) unter die AMRegelung subsumierbar.<br />
Die vom BFH gegebene Definition <strong>de</strong>r AM läût dies zu (bejahend<br />
für einen beruflich genutzten Telefonanschluû FG Nbg. v. 22. 11. 1979, EFG<br />
1980, 176, rkr.; vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 11; zum Verständnis<br />
<strong>de</strong>s WGBegriffs bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften allgemein s. Anm. 605; aA<br />
Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 381). Wegen <strong>de</strong>s lediglich <strong>de</strong>klaratorischen<br />
Charakters von Abs. 1 Nr. 6 im Verhältnis zum allgemeinen WKBegriff<br />
(vgl. Anm. 530) kommt dieser Streitfrage jedoch keine groûe praktische Be<strong>de</strong>utung<br />
zu (glA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 381).<br />
Werkzeuge sind nur beispielhaft erwähnt. Werkzeuge sind Geräte zur Bearbeitung<br />
von Werkstücken o<strong>de</strong>r Werkstoffen per Hand o<strong>de</strong>r Maschine, also Hand- o<strong>de</strong>r<br />
Maschinenwerkzeuge bzw. Hilfsmittel, die zur leichteren Handhabung, zur Herstellung<br />
o<strong>de</strong>r zur Bearbeitung eines Gegenstands verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (s. § 3<br />
Nr. 30 Anm. 6; s. auch Anm. 580).<br />
Zur Berufskleidung s. Anm. 550 ff.<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Zusammenhang zwischen Aufwendungen und Einkunftserzielung<br />
a) Aufwendungen<br />
Zu <strong>de</strong>n AMAufwendungen gehören vor allem die für <strong>de</strong>n Erwerb bzw. die Herstellung<br />
<strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n WG getätigten Beträge, wobei es sich üblicherweise<br />
um AK han<strong>de</strong>ln dürfte. Zum Aufwendungsbegriff im einzelnen gelten die Ausführungen<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r allgemeinen WKDefinition, s. Anm. 65. Auch die<br />
mittelbar durch die erwerbsbezogene Nutzung <strong>de</strong>s WG veranlaûten Aufwendungen<br />
(zB Kreditkosten zur Kaufpreisfinanzierung eines AM, laufen<strong>de</strong> Erhaltungsaufwendungen,<br />
Reisekosten zur Beschaffung von AM) können abziehbar<br />
sein (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 26).<br />
Aufwendungen durch Dritte stellen beim Einkunftserzieler WK dar, falls <strong>de</strong>r<br />
Dritte sie lediglich zur Verkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs an <strong>de</strong>n Empfänger zahlt<br />
und sie <strong>de</strong>m Dispositionsbereich <strong>de</strong>s Stpfl. zuzuordnen sind. Der BFH hat die<br />
Abziehbarkeit <strong>de</strong>s echten Drittaufwands (Schuldner <strong>de</strong>r Verbindlichkeit ist <strong>de</strong>r<br />
Dritte) verneint (Beschl. <strong>de</strong>s Groûen Senats <strong>de</strong>s BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97,<br />
BStBl. II 1999, 782, zu C. IV. c; BFH v. 7. 6. 2000 III R 82/92, BFH/NV 2000,<br />
1462).<br />
Der Grundsatz, daû Üblichkeit, Notwendigkeit o<strong>de</strong>r Zweckmäûigkeit von Aufwendungen<br />
keine Elemente <strong>de</strong>s WKBegriffs sind, gilt auch für die AM (s.<br />
Anm. 201). Allerdings ist zu beachten, daû <strong>de</strong>r Angemessenheitsvorbehalt <strong>de</strong>s<br />
§ 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7 auch im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK anzuwen<strong>de</strong>n ist (§ 9<br />
Abs. 5; s. § 4 Anm. 1603). Wegen <strong>de</strong>r Einzelheiten, insbes. <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Ange-<br />
E 308 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 543±546 §9<br />
messenheit, s. die Erl. zu § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7(§4Anm. 1621 ff.). Der Verlust<br />
o<strong>de</strong>r die Beschädigung von AM führt zu WK, soweit nicht die AHK selbst bereits<br />
einkunftsmin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind (s. Anm. 193).<br />
b) Zusammenhang mit Einkunftserzielung<br />
Erwerbsbezogene Veranlassung: Die <strong>de</strong>n allgemeinen WKBegriff <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong>n<br />
Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips mit ihrer objektiven und subjektiven<br />
Inhaltskomponente gelten auch für die AMAufwendungen (s. allgemein zum<br />
Veranlassungsprinzip Anm. 130±139, zur Veranlassung Anm. 140±143, zum<br />
Veranlassungszusammenhang 145±154). Danach setzt die AMQualifikation voraus,<br />
daû die Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>s WG nachweisbar im wesentlichen<br />
durch eine auf Einkunftserzielung ausgerichtete Tätigkeit veranlaût ist; es<br />
schlieût sich idR eine erwerbsbezogene Nutzung an (B. Meyer, DStR 1982,<br />
134).<br />
Zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r auch im AMBereich anzutreffen<strong>de</strong>n Fehlaufwendungen s.<br />
allgemein Anm. 165 und zur Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r Privatsphäre s.<br />
Anm. 547 (zu Fehlaufwendungen s. auch v. Bornhaupt, FR 2000, 971).<br />
Bezug zu einer Einkunftsart: Abs. 1 Nr. 6 gilt rechtssystematisch einheitlich<br />
für alle vier Überschuûeinkunftsarten.<br />
Beispiele: Werkzeuge, Büromaterial o<strong>de</strong>r rein erwerbsbezogen genutzte Schreibmaschine<br />
eines Vermieters; Fachbücher und Fachzeitschriften eines Wertpapierinhabers<br />
o<strong>de</strong>r Rentenbeziehers; nicht durch eine Aufwandsentschädigung abge<strong>de</strong>ckte AM eines<br />
Abgeordneten.<br />
Ungeachtet <strong>de</strong>ssen ist festzustellen, daû die Probleme <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />
schwerpunktmäûig bei <strong>de</strong>n Einkünften <strong>de</strong>s § 19 liegen.<br />
Steht ein als AM qualifiziertes WG im Zusammenhang mit mehreren Einkunftsarten<br />
(zB Verwendung eines Computers im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s<br />
§ 19 und <strong>de</strong>s § 21), so ist uE ± falls es an einem dominanten Beziehungszusammenhang<br />
entsprechend <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz fehlt ± wegen <strong>de</strong>s einkunftsartenspezifisch<br />
ausgestalteten Leistungsfähigkeitsprinzips eine ggf. schätzungsweise<br />
Aufteilung vorzunehmen (glA Woring in L/B/P, § 9 Rn. 395; BFH<br />
v. 15. 12. 1967 VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375). § 12 Nr. 1 Satz 2 steht <strong>de</strong>m<br />
nicht entgegen, da es um eine Zuordnungsfrage im Binnenbereich <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />
geht (allgemein auch Anm. 179).<br />
Zeitlicher Zusammenhang: Der Erwerbsbezug von AMAufwendungen kann<br />
sich ± entsprechend <strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff ± in einer geplanten, laufen<strong>de</strong>n<br />
o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n steuerrelevanten Tätigkeit manifestieren. Auch vorab<br />
entstan<strong>de</strong>ne u. vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />
von AM kommen entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen<br />
als WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 in Betracht (s. allgemein Anm. 161±172).<br />
Zur Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung s. Anm. 167 und zum Wechsel <strong>de</strong>s<br />
Veranlassungszusammenhangs s. Anm. 183.<br />
Einstweilen frei.<br />
c) Abgrenzung zur Privatsphäre<br />
Die Zugehörigkeit zu <strong>de</strong>n AM kann idR für solche WG leicht bejaht wer<strong>de</strong>n, die<br />
bereits ihrer Art o<strong>de</strong>r ihrem objektiven Charakter nach <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen<br />
Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. zu dienen bestimmt sind (zB berufsspezifische Werkzeuge<br />
eines ArbN). Dagegen ist bei WG, die auch <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung<br />
dienen können, die Zugehörigkeit zu <strong>de</strong>n AM oft umstritten. Nach stRspr. sind<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 309<br />
544<br />
545<br />
546
§9 Anm. 546 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
AM solche WG, die unmittelbar <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r beruflichen Arbeiten dienen<br />
und <strong>de</strong>ren Einsatz eine sinnvolle und effektive Erledigung <strong>de</strong>r berufsbedingten<br />
Arbeiten ermöglicht bzw. för<strong>de</strong>rt. Dabei ist grundsätzlich <strong>de</strong>r tatsächliche Verwendungszweck<br />
<strong>de</strong>s WG im Einzelfall entschei<strong>de</strong>nd. Bei <strong>de</strong>r Anschaffung von<br />
solchen WG, die ihrer Art nach auch im Rahmen <strong>de</strong>r privaten Lebensführung<br />
verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (zB Computer, Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik), kommt<br />
eine Anerkennung als WK nur in Betracht, wenn feststeht, daû <strong>de</strong>r ArbN <strong>de</strong>n<br />
Gegenstand weitaus überwiegend beruflich verwen<strong>de</strong>t hat, eine private Mitbenutzung<br />
also von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist. Die Beurteilung dieser<br />
Frage hängt grundsätzlich von <strong>de</strong>r tatsächlichen Zweckbestimmung und Funktion<br />
<strong>de</strong>s WG im Einzelfall ab. Da die private Nutzung gegenüber <strong>de</strong>r festgestellten<br />
beruflichen von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein muû, ist zunächst <strong>de</strong>r<br />
Umfang <strong>de</strong>r jeweiligen Nutzung zu ermitteln. Die Bestimmung <strong>de</strong>r Unschädlichkeitsgrenze<br />
für eine private Mitbenutzung ist uE eine Wertungsfrage im Einzelfall.<br />
Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verwaltungsvereinfachung ist die teilweise im Schrifttum<br />
zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> 10 vH-Bagatellgrenze für <strong>de</strong>n privaten Nutzungsanteil als vom<br />
Stpfl. im Einzelfall wi<strong>de</strong>rlegbare Orientierungsleitlinie geeignet (die 10 vH-<br />
Grenze wird ausdrücklich offengelassen in BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83,<br />
BStBl. II 1987, 262 ± ein privater Nutzungsanteil von 15,5 vH ist danach jedoch<br />
schädlich ± und in BFH v. 25. 9. 1992 VI R 109/87, BStBl. II 1993, 106; s. auch<br />
v. Bornhaupt, FR 2000, 971; <strong>de</strong>rs. in K/S/M, § 9 Rn. H 8; Woring in L/B/P,<br />
§ 9 Rn. 393). Das gelegentliche Ausleihen eines AM an Kollegen ist dabei allein<br />
nicht als wesentliche private Mitveranlassung zu beurteilen (BFH v. 15. 5. 1981<br />
VI R 66/78, BStBl. II, 735).<br />
Ist die private Mitbenutzung von nicht ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung, so gehören<br />
nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH grundsätzlich die gesamten Aufwendungen zu<br />
<strong>de</strong>n nach § 12 Nr. 1 Satz 2 nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung (s. aber<br />
Anm. 179 u. § 12 Anm. 66 f.). Der BFH erklärt eine Aufteilung sog. gemischter<br />
Aufwendungen (s. Anm. 175 ff.) in nicht abziehbare Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung<br />
und in WK ausnahmsweise nur dann für zulässig, wenn objektive Merkmale und<br />
Unterlagen eine zutreffen<strong>de</strong> und leicht nachprüfbare Trennung ermöglichen<br />
und wenn auûer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r erwerbsbezogene Nutzungsanteil nicht von untergeordneter<br />
Be<strong>de</strong>utung ist.<br />
BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17; v. 29. 1. 1971 VI R 31/68, BStBl. II,<br />
327; v. 29. 1. 1971 VI R 6/68, BStBl. II, 159; v. 29. 4. 1977 VI R 208/75, BStBl. II, 716;<br />
v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987,<br />
262; v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/NV 1994, 18; v. 22. 9. 1995 VI R 40/95, BFH/<br />
NV 1996, 207; v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341.<br />
Objektiver Charakter: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH spielt bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung<br />
zur Feststellung <strong>de</strong>s Verwendungszwecks <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s WG<br />
eine groûe Rolle. So ist das Gericht im Rahmen <strong>de</strong>r freien Beweiswürdigung<br />
auch zur Beachtung von Erfahrungssätzen (aus <strong>de</strong>r Lebenserfahrung abgeleitete<br />
Regeln zur Beurteilung o<strong>de</strong>r Feststellung von Tatsachen) aufgerufen. Solche Erfahrungssätze<br />
(zB daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig auch im<br />
privaten Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n) können nur entkräftet wer<strong>de</strong>n, wenn ein<br />
Beteiligter die ernsthafte Möglichkeit darlegt, daû im konkreten Einzelfall eine<br />
vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong> Gestaltung vorliegt. Allein die bloûe Behauptung<br />
über das Vorliegen eines Ausnahmesachverhalts vermag eine gewisse<br />
Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit <strong>de</strong>s Vorbringens nicht zu begrün<strong>de</strong>n. Aus<br />
Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stl. Gerechtigkeit sind Aufwendungen für die Anschaffung eines<br />
AM zu <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zu rechnen, wenn nicht nachprüfbar<br />
o<strong>de</strong>r klar erkennbar ist, ob <strong>de</strong>r Gegenstand weitaus überwiegend <strong>de</strong>m Beruf<br />
E 310 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 546±548 §9<br />
dient (BFH v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II, 348). Hiervon scheinbar abweichend<br />
kommt es nach Auffassung <strong>de</strong>s IV. Senats <strong>de</strong>s BFH grundsätzlich weniger<br />
auf <strong>de</strong>n objektiven Charakter <strong>de</strong>s angeschafften Gegenstands an, als vielmehr<br />
auf seine Funktion im Einzelfall, also auf <strong>de</strong>n tatsächlichen Verwendungszweck.<br />
Letztlich stellt aber auch <strong>de</strong>r IV. Senat auf <strong>de</strong>n objektiven Charakter ab, in<strong>de</strong>m<br />
er zB zwischen Fachbüchern und Büchern schöngeistigen Inhalts unterschei<strong>de</strong>t<br />
(BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91, BStBl. II, 1015).<br />
Tatsächliche Zweckbestimmung: Die Formulierung <strong>de</strong>s BFH läût offen, ob<br />
es bei <strong>de</strong>r Würdigung <strong>de</strong>r AMEigenschaft auf die Verwendungsabsicht bei <strong>de</strong>r<br />
Anschaffung/Herstellung o<strong>de</strong>r auf die tatsächliche spätere Nutzung <strong>de</strong>s WG<br />
ankommt (glA Woring in L/B/P, § 9 Rn. 392). Wegen <strong>de</strong>r uE materiellrechtlich<br />
subjektiven Ausrichtung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 149) ist <strong>de</strong>r beabsichtigte<br />
Einsatz <strong>de</strong>s WG in Grenzfällen (zB bei Fehlaufwendungen) entschei<strong>de</strong>nd,<br />
wobei die subjektive Erwerbsabsicht zum Verausgabungszeitpunkt nachweisbar<br />
sein muû (aA BFH v. 21. 3. 1975 VI R 131/73, BStBl. II, 641; v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 21). Bei einer späteren zweckentfrem<strong>de</strong>ten<br />
Verwendung eines mehrjährig nutzbaren AM o<strong>de</strong>r atypischem Geschehensablauf<br />
kommt eine nutzungsbedingte Korrektur in Betracht (s. Anm. 183).<br />
d) Nachweis <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs<br />
Gemäû <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln (vgl. hierzu Anm. 55) muû <strong>de</strong>n Nachweis<br />
<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen Aufwendungen <strong>de</strong>r Art und Höhe nach sowie <strong>de</strong>r ausschlieûlich<br />
erwerbsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>r Stpfl. führen, <strong>de</strong>r die Aufwendungen<br />
stmin<strong>de</strong>rnd geltend macht (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987,<br />
262). Dabei gilt im finanzgerichtlichen Verfahren <strong>de</strong>r in § 96 Abs. 1 Satz 1 FGO<br />
verankerte Grundsatz <strong>de</strong>r freien Beweiswürdigung, wobei das Gericht zur Beachtung<br />
von Erfahrungssätzen aufgerufen ist und <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s<br />
WG für die Feststellung <strong>de</strong>r tatsächlichen Zweckbestimmung und Funktion eine<br />
groûe Rolle spielt. Die allgemeine Feststellung <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung reicht<br />
nicht aus. Erfor<strong>de</strong>rlich ist die Ermittlung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r jeweiligen Nutzung,<br />
wobei eine nach <strong>de</strong>r Lebenserfahrung anzunehmen<strong>de</strong> und nicht wi<strong>de</strong>rlegte<br />
geringe private Nutzung dann be<strong>de</strong>utungslos wer<strong>de</strong>n kann, wenn ihr eine beson<strong>de</strong>rs<br />
intensive berufliche Verwendung gegenübersteht (BFH v. 27. 9. 1991 VI R<br />
1/90, BStBl. II 1992, 195). Von Seiten <strong>de</strong>s Stpfl. wer<strong>de</strong>n hierfür genaue, <strong>de</strong>taillierte<br />
Angaben insbes. zum Inhalt und <strong>de</strong>n äuûeren Bedingungen <strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses<br />
bzw. <strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit, ggf. auch zum Arbeitsplatz,<br />
zum Lebenszuschnitt und seinen sonstigen Interessen zu machen sein.<br />
Wenngleich die Heranziehung <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung als materielle<br />
Typisierung uE problematisch ist, wird sich ein solches Vorgehen insbes. in <strong>de</strong>n<br />
Fällen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. ± häufig wegen <strong>de</strong>s zT unverhältnismäûigen Aufwands<br />
± nicht bereit o<strong>de</strong>r nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, die nahezu ausschlieûlich berufliche<br />
Nutzung nachzuweisen bzw. zumin<strong>de</strong>st glaubhaft zu machen, nicht vermei<strong>de</strong>n<br />
lassen.<br />
e) Pauschalen und Nichtbeanstandungsgrenzen<br />
Für Aufwendungen für AM bis zu einem Höchstbetrag von 200 DM wird von<br />
<strong>de</strong>r FinVerw. vielfach auf einen Einzelnachweis verzichtet. Jedoch beruht diese<br />
Handhabung lediglich auf innerdienstlichen Anweisungen (sog. Nichtbeanstandungsgrenzen).<br />
Diese sollen <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand begrenzen, ohne aber<br />
einen Vertrauensschutz dahingehend zu begrün<strong>de</strong>n, daû sie <strong>de</strong>n Stpfl. von <strong>de</strong>r<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 311<br />
547<br />
548
549<br />
§9 Anm. 548±549 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Belegsammlung und <strong>de</strong>r Aufbewahrungsverpflichtung befreien, und zwar auch<br />
dann, wenn in <strong>de</strong>n Vorjahren Aufwendungen ohne Einzelnachweis anerkannt<br />
wur<strong>de</strong>n. Im finanzgerichtlichen Verfahren gibt es keinen Rechtssatz, wonach es<br />
für <strong>de</strong>n Nachweis geringfügiger Aufwendungen ausreicht, daû <strong>de</strong>ren Entstehung<br />
<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach glaubwürdig ist (FG Bran<strong>de</strong>nb. v. 25. 2. 1999, EFG 1999,<br />
601, rkr.; s. auch § 9 a Anm. 78).<br />
III. Nr. 7 bleibt unberührt (Satz 2)<br />
Wegen <strong>de</strong>s Verweises in Nr. 6 Satz 2 auf Nr. 7 gelten <strong>de</strong>ren Regelungen auch für<br />
Arbeitsmittel (AM). Danach sind zum einen die AfA-Regeln <strong>de</strong>s § 7 zu beachten<br />
(Nr. 7 Satz 1). Im übrigen ist die Bewertungsfreiheit <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2 zu berücksichtigen<br />
(Nr. 7 Satz 2). Stsystematisch betrachtet hat die Regelung <strong>de</strong>r Nr. 7,<br />
und damit insbes. die AfA-Regelung, Vorrang vor Nr. 6 (BFH v. 16. 2. 1990 VI<br />
R 85/87, BStBl. II, 883).<br />
Vorrang <strong>de</strong>r AfA-Regelung (Nr. 7 Satz 1): Grundsätzlich gilt für die zeitliche<br />
Berücksichtigung von AMAufwendungen ± wie für alle an<strong>de</strong>ren WKArten ± das<br />
Abfluûprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 (zB bei nicht abnutzbaren AM o<strong>de</strong>r gWG).<br />
Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n AM iSd Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 allerdings um abnutzbare<br />
WG, <strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung durch <strong>de</strong>n Stpfl. sich erfahrungsgemäû<br />
über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr erstreckt und die keine gWG darstellen,<br />
so sind die getätigten AHK (zu Ermittlung und Umfang s. Anm. 608, 609)<br />
auf die voraussichtliche Nutzungsdauer mit <strong>de</strong>n jährlichen AfA-Beträgen zu verteilen.<br />
Bei als AM anerkannten WG mit einer zeitlich begrenzten Nutzung haben die<br />
Stpfl. daher die Möglichkeit, eine wirtschaftliche o<strong>de</strong>r eine technische AfA unabhängig<br />
voneinan<strong>de</strong>r geltend zu machen. Zur AfA bei alten Musikinstrumenten s.<br />
Anm. 574.<br />
Auch eine Absetzung für auûergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung gem.<br />
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 5 ist betr. AM zulässig, falls das die Abschreibung<br />
auslösen<strong>de</strong> scha<strong>de</strong>nsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ereignis nicht ausnahmsweise<br />
<strong>de</strong>m privaten Bereich zuzuordnen ist.<br />
BFH v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. die Anerkennung einer technischen<br />
AfaA bei <strong>de</strong>r Entwendung u. Beschädigung eines zu 95 vH beruflichen Zwecken<br />
dienen<strong>de</strong>n Pkw.; vgl. auch die Abgrenzungshinweise von Offerhaus, StBp. 1983, 213 f.<br />
§ 7 Abs. 1 Satz 6 Halbs. 2 kommt nicht zur Anwendung. Zur AfA-Zurechnung<br />
bei unentgeltlicher Nutzung s. grds. Anm. 47 u. Anm. 535 betr. gWG. Die AfA<br />
en<strong>de</strong>t spätestens mit <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s WG.<br />
Vereinfachungswahlrecht bei innerjährlicher AMAnschaffung o<strong>de</strong>r -herstellung: Gem. R 44<br />
Satz 3 LStR 2001 kann aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n bei Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />
eines AM in <strong>de</strong>r ersten Jahreshälfte die volle, bei Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />
in <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte die halbe Jahres-AfA einkünftemin<strong>de</strong>rnd geltend<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
Geringwertige Wirtschaftsgüter:<br />
P Vereinfachungswahlrecht: Die frühere, seit 1975 gelten<strong>de</strong> Verwaltungsregelung<br />
(Abschn. 84 a EStR aF) zur Anwendung <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2 betr. die Vollabsetzung<br />
gWG, die <strong>de</strong>r BFH nicht zugelassen hatte (v. 8. 11. 1963 VI 43/63, BStBl. III<br />
1964, 36; v. 8. 2. 1974 VI R 326/70, BStBl. II, 306), wur<strong>de</strong> durch die Ergänzung<br />
in Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 Satz 2 (neu eingefügt durch WoBauFG v. 22. 12. 1989) ab<br />
1990 auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Da es sich um ein Wahlrecht han-<br />
E 312 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 549±vor 550 §9<br />
<strong>de</strong>lt, kann anstelle <strong>de</strong>r Vollabsetzung im Verausgabungsjahr eine zeitliche Verteilung<br />
auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG beginnend mit <strong>de</strong>m Jahr<br />
<strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung (§ 9a EStDV) wie im Gewinnermittlungsbereich<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
P Kreis <strong>de</strong>r gWG: § 6 Abs. 2 betrifft abnutzbare bewegliche WG, <strong>de</strong>ren AHK<br />
800 DM nicht übersteigen, wobei stets vom reinen Warenpreis ohne Vorsteuer<br />
(USt.) auszugehen ist. Dies gilt auch für WG <strong>de</strong>s Privatvermögens, die wie AM<br />
für Überschuûeinkünfte genutzt wer<strong>de</strong>n (s. § 9b ¹Geringwertige Anlagegüterª<br />
Anm. 80; § 6 Anm. 1263; R 44 Satz 1 LStR 2001). Der Wortlaut <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2<br />
Satz 1 ist uE insoweit ein<strong>de</strong>utig. Zur selbständigen Nutzungsfähigkeit von WG<br />
nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 u. 3 (Be<strong>de</strong>utung, Begriff und Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit) s. § 6 Anm. 1270 ff. (zu Computer-Anlagen § 6<br />
Anm. 1276 aE). Zum ABC <strong>de</strong>r gWG s. § 6 Anm. 1300.<br />
Str. ist die sofortige Vollabschreibung bei <strong>de</strong>r Umwidmung von zunächst nicht<br />
zur Einkunftserzielung genutzten WG, <strong>de</strong>ren Restwert (AHK abzüglich fiktiver<br />
AfA für die Zeit vor <strong>de</strong>r Umwidmung) im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Umwidmung 800 DM<br />
nicht übersteigt. Im Schrifttum wird unter Hinweis auf <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes,<br />
das nur von Anschaffung und Herstellung spricht, <strong>de</strong>r Sofortabzug von zur<br />
Einkunftserzielung umgewidmeten WG zT abgelehnt (Schmidt/Drenseck XX.<br />
§ 9 Rn. 177). Der BFH hat die Frage für die vor 1990 gelten<strong>de</strong> Rechtslage zwar<br />
bejaht, aber ausdrücklich offengelassen, ob ab 1990 im Hinblick auf § 9 Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 7 idF <strong>de</strong>s WoBauFG v. 22. 12. 1989 etwas an<strong>de</strong>res gilt (v. 16. 2. 1990<br />
VI R 85/87, BStBl. II, 883; bejahend: FG Thüringen v. 16. 2. 1994, EFG 1994,<br />
788, rkr., weil einlageähnlicher Vorgang und Vereinfachung beabsichtigt; H 44<br />
LStH 2001; Kottke, DB 1998, 1255; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 34).<br />
UE entspricht die Umwidmung bei wirtschaftlicher Betrachtung <strong>de</strong>r Einlage eines<br />
WG, für das im Jahr <strong>de</strong>r erstmaligen Verwendung als AM die ursprünglichen<br />
AK als WK sofort abgezogen wer<strong>de</strong>n können, wenn sie unter <strong>de</strong>r 800-DM-<br />
Grenze liegen (s. § 6 Anm. 1293 aE; ebenso Schmidt/Glanegger XX. § 6<br />
Rn. 459). Gleiches gilt uE in Anlehnung an § 11 d EStDV bei geringwertigen<br />
AM, die <strong>de</strong>r Stpfl. unentgeltlich erlangt hat, falls nicht bereits <strong>de</strong>r Rechtsvorgänger<br />
die Bewertungsfreiheit in Anspruch genommen hat (glA Kottke aaO, <strong>de</strong>r allerdings<br />
auch bei mehrmaligen Schenkungen Sofortabschreibungen für möglich<br />
hält, falls kein Scheingeschäft vorliegt).<br />
P Formvoraussetzungen: Die sofortige Absetzbarkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen für gWG<br />
im WKBereich ist von keinerlei formellen Voraussetzungen abhängig. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
braucht kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2 Satz 4 geführt zu wer<strong>de</strong>n, weil in<br />
Nr. 7 darauf nicht verwiesen wird.<br />
IV. Wichtige Anwendungsfälle <strong>de</strong>r Nr. 6 (Arbeitsmittel)<br />
1. Typische Berufskleidung<br />
Schrifttum: Kottke, Zur Abzugsfähigkeit von Aufwendungen für Kleidung, StBp. 1977,<br />
154; Fischer, Anm. zu <strong>de</strong>n BFH-Urteilen v. 20. 11. 1979 VI R 25/78 u. VI R 143/77, DB<br />
1980, 1373; Söhn, Bürgerliche Kleidung, typische Berufskleidung u. WK, FR 1980, 301;<br />
Gorski, Zur Abzugsfähigkeit gemischter Aufwendungen, DStZ 1981, 117; Apitz, Aufwendungen<br />
für Berufskleidungen, FR 1982, 191; Dostmann, Der Begriff ¹Berufskleidungª in<br />
<strong>de</strong>r Finanzrechtsprechung, BB 1987, 1296; Fischer, Zum steuerlichen Begriff <strong>de</strong>r Berufskleidung<br />
± ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rspr.? DB 1987, 1968; Rössler, Anm. zum BFH-Urteil v.<br />
6. 7. 1989 IV R 91±92/87, FR 1990, 247; Allgaier, Die Gar<strong>de</strong>robe im Steuerrecht, DStZ<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 313
550<br />
551<br />
§9 Anm. 550±551 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
1991, 528; Offerhaus, Anm. zum BFH-Urteil v. 6. 12. 1990 IV R 65/90, StBp. 1991, 95;<br />
Richter, Immer ¾rger mit <strong>de</strong>r Berufskleidung, typisch!, DStR 1991, 1413; Schall, Anm.<br />
zum BFH-Urteil v. 6. 12. 1990 IV R 65/90, KFR 1991, 157; v. Bornhaupt, Anm. zu <strong>de</strong>n<br />
BFH-Urteilen v. 29. 6. 1993 VI R 77/91 u. VI R 53/92, BB 1993, 2431; Richter, Steuerfragen,<br />
wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, DStR 1993, 1695; Rössler, WK für<br />
Reinigung <strong>de</strong>r Berufskleidung u. Verpflegungsmehraufwand im Licht <strong>de</strong>r jüngsten Rspr.,<br />
FR 1995, 178; Gast-<strong>de</strong> Haan, Anm. zum BFH-Urteil v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, KFR<br />
1996, 215; Ritzrow, Abgrenzung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung von <strong>de</strong>n BA u. WK ±<br />
Aufwendungen für Kleidung, StWa. 1998, 210; s. auch Anm. 580 ¹Sportsachenª.<br />
a) Grundsätze<br />
Aufwendungen eines Stpfl. für Bekleidung gehören im Normalfall auch bei<br />
einer gewissen Erwerbsnähe ebenso wie etwa Wohnungs- und Verpflegungsaufwendungen<br />
zu <strong>de</strong>n nicht abziehbaren Lebensführungskosten gem. § 12 Nr. 1.<br />
Derartige gemischte Aufwendungen stehen typischerweise vorrangig mit <strong>de</strong>r<br />
Privatsphäre im Zusammenhang; das richterrechtlich auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />
§ 12 Nr. 1 Satz 2 geschaffene Aufteilungs- und Abzugsverbot bei fehlen<strong>de</strong>n objektivierbaren<br />
Trennungsmaûstäben wird bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung strikt zur<br />
Geltung gebracht (krit. dazu Anm. 179 mwN). Die stl. Berücksichtigung solcher<br />
üblichen Bekleidungsaufwendungen erfolgt nicht bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung, son<strong>de</strong>rn<br />
ver<strong>de</strong>ckt durch die StFreiheit <strong>de</strong>s sog. Existenzminimums, insbes. <strong>de</strong>n<br />
Grundfreibetrag gem. § 32 a Abs. 1 Nr. 1.<br />
Als Ausnahme zum o. g. Grundsatz hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6<br />
erläuternd zur AMRegelung festgelegt, daû Aufwendungen für typische Berufskleidung<br />
WK sind. Hier tritt <strong>de</strong>r berufliche Bezug <strong>de</strong>rart in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />
daû <strong>de</strong>r Bezug zur allgemeinen Lebensführung nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />
für die Einkommensbesteuerung vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 29. 6.<br />
1993 VI R 77/91, BStBl. II, 837). Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 stellt insofern eine konstitutive<br />
Regelung dar, die die typische Berufskleidung in <strong>de</strong>n WKBereich verlagert<br />
und die Anwendbarkeit <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots <strong>de</strong>s § 12 insoweit<br />
als spezialgesetzliche Norm verdrängt (BFH v. 29. 6. 1993 VI R 53/92,<br />
BStBl. II, 838 mwN).<br />
b) Begriff <strong>de</strong>r typischen Berufskleidung<br />
Zur typischen Berufskleidung gehören nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH solche Kleidungsstücke,<br />
die ihrer Beschaffenheit nach objektiv nahezu ausschlieûlich nur<br />
für die berufliche Nutzung bestimmt und geeignet und wegen <strong>de</strong>r Eigenart <strong>de</strong>s<br />
Berufs nötig sind (BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202). Kleidungsstücke,<br />
<strong>de</strong>ren Benutzung als normale bürgerliche Kleidung im Rahmen <strong>de</strong>s<br />
Möglichen und Üblichen liegt, schei<strong>de</strong>t als typische Berufskleidung aus. Mit <strong>de</strong>r<br />
Begrenzung auf typische Berufskleidung wollte <strong>de</strong>r Gesetzgeber <strong>de</strong>n WKAbzug<br />
auf solche Berufskleidung beschränken, bei <strong>de</strong>r offensichtlich ist, daû sie im<br />
wesentlichen nur für die berufliche Verwendung geeignet ist und damit eine<br />
Kollision zur privaten Lebensführung und zum privaten Beklei<strong>de</strong>tsein von vornherein<br />
ausschlieût.<br />
Eine geringfügige private Mitbenutzung typischer Berufskleidung ist unbeachtlich<br />
(BFH v. 4. 2. 1972 VI R 256/68, BStBl. II, 579; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77,<br />
BStBl. II, 519). Eine private Mitbenutzung von 15,5 vH ist nicht mehr geringfügig,<br />
so daû ein WKAbzug insgesamt ausschei<strong>de</strong>t (BFH v. 21. 11. 1986 VI R<br />
173/83, BStBl. II 1982, 262).<br />
E 314 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 551±552 §9<br />
Beispiele für typische Berufskleidung: Büromäntel von Architekten, Ingenieuren,<br />
technischen Zeichnern, sonstigen Büroangestellten ua., nicht jedoch sog. Sommerstaubmäntel<br />
(vgl. BFH v. 24. 4. 1956 1228/55 U, BStBl. III, 195; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77<br />
aaO); weiûer Arzt- o<strong>de</strong>r Apothekerkittel (s. auch FG Hbg. v. 28. 11. 1986, EFG 1987,<br />
396, rkr., betr. weiûe Hosen, Hem<strong>de</strong>n u. Socken eines Arztes; aA FG Hbg. v.<br />
11. 9. 1987, EFG 1988, 116, rkr., u. FG München v. 30. 6. 1987, EFG 1988, 300, rkr.);<br />
graue Arbeitsmäntel technischer Kaufleute, die bei Arbeiten in Lager- u. Fabrikationsräumen<br />
zum Schutz gegen Verschmutzung getragen wer<strong>de</strong>n (FG Stuttg. v. 10. 7. 1962,<br />
EFG 1963, 40, rkr.); Monteuranzüge; Zunftkleidung <strong>de</strong>r Handwerker; Arbeitskleidung<br />
<strong>de</strong>r Bergleute u. Schornsteinfeger; Artistengar<strong>de</strong>robe; typische Schutzkleidung <strong>de</strong>r Kanalarbeiter<br />
o<strong>de</strong>r Schiffer; Lichtschutzbrille <strong>de</strong>s Flugpersonals (FG Hbg. v. 17. 1. 1972,<br />
EFG 1972, 329, rkr.; s. auch Anm. 580 ¹Brilleª); Uniformen von Soldaten (BFH v.<br />
4. 2. 1972 VI R 256/68, BStBl. II, 379; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77 aaO; v. 20. 11. 1979<br />
VI R 25/78 aaO), Polizisten, Stewar<strong>de</strong>ssen, Pförtnern, Hotelpagen oä. (vgl. Hinweise<br />
bei Offerhaus, StBp. 1980, 68); Talar eines Geistlichen; Robe u. Barett <strong>de</strong>r Richter u.<br />
Rechtsanwälte (BFH v. 24. 1. 1958 VI 278/56 U, BStBl. III, 117; v. 3. 7. 1959 VI 60/57<br />
U, BStBl. III, 328); Sportkleidung (Turnschuhe, Turnhose, Trainingsanzüge usw.) <strong>de</strong>r<br />
Sportlehrer u. sonstigen Erzieher, falls die private Mitbenutzung von ganz untergeordneter<br />
Be<strong>de</strong>utung ist (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262; eingehend<br />
dazu Anm. 580 ¹Sportsachenª).<br />
Die aufgezählten Beispiele zeigen, daû in <strong>de</strong>r Praxis im wesentlichen solche<br />
Kleidungsstücke zur typischen Berufskleidung zu rechnen sind, die berufstypisch<br />
die Funktion entwe<strong>de</strong>r einer Schutzkleidung o<strong>de</strong>r einer Art Uniform erfüllen.<br />
Dabei erlangt bürgerliche Kleidung nicht allein dadurch <strong>de</strong>n Charakter<br />
von typischer Berufskleidung, daû <strong>de</strong>r ArbG das Tragen <strong>de</strong>r Kleidung (zB Lo<strong>de</strong>nmantel<br />
eines Forstbeamten) angewiesen o<strong>de</strong>r mit einem Dienstabzeichen<br />
versehen hat, wenn dadurch eine Nutzung im privaten Bereich nicht nahezu ausgeschlossen<br />
ist (BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202).<br />
c) Abgrenzung zur bürgerlichen Kleidung<br />
Die Rspr. versteht unter bürgerlicher Kleidung solche Kleidungsstücke, die entsprechend<br />
<strong>de</strong>n regionalen und zeitlichen Gepflogenheiten von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
im täglichen Leben üblicherweise sowohl beruflich als auch privat getragen wer<strong>de</strong>n<br />
können, zB weiûe Hem<strong>de</strong>n, normale Hosen und Anzüge, schwarze Schuhe<br />
uä. Damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong> Aufwendungen bewirken keinen<br />
WKAbzug, auch wenn feststeht, daû die Kleidungsstücke ausschlieûlich bei <strong>de</strong>r<br />
Berufsausübung benutzt und verschlissen wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>r typischen<br />
Berufskleidung wür<strong>de</strong> die bürgerliche Kleidung auch ohne <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />
Beruf angeschafft und getragen (BFH v. 20. 11. 1979 VI R 25/78,<br />
BStBl. II 1980, 75 betr. einen Dekorateur, <strong>de</strong>r seine Kleidungsstücke nachweislich<br />
nur während <strong>de</strong>r Dienstzeit trägt u. sie in seinem beruflichen Spind aufbewahrt).<br />
Vgl. BFH v. 20. 11. 1979 VI R 143/77, BStBl. II 1980, 73: Trachtenanzug <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />
eines im bayerischen Stil gehaltenen Nürnberger Lokals gehört zur<br />
bürgerlichen Kleidung, da private Nutzung nicht ausgeschlossen. An<strong>de</strong>rs allerdings uU,<br />
falls bayerischer Trachtenanzug vom Personal einer Gaststätte in Nord<strong>de</strong>utschland<br />
getragen wird, vgl. v. Bornhaupt, BB 1980, 192; BFH v. 7. 6. 1984 IV R 81/82, BFH/<br />
NV 1986, 160: Abendgardarobe u. Folklorekleidung einer Sängerin; BFH v. 6. 12. 1990<br />
IV R 65/90, BStBl. II 1991, 348: weiûe Hem<strong>de</strong>n (T-Shirts), Schuhe u. Socken eines<br />
Arztes; BFH v. 18. 4. 1991 IV R 13/90, BStBl. II 1991, 751: Konzertklei<strong>de</strong>r u. schwarze<br />
Hose einer selbständig tätigen Musikerin u. Solistin; BFH v. 7. 4. 1992 VI R 113/88,<br />
BStBl. II, 854: Feldjacke; BFH v. 24. 4. 1992 VI R 94/89, BFH/NV 1993, 12: Tropenkleidung<br />
einschl. Tropenhelm; BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202: Lo<strong>de</strong>nmantel<br />
(auch mit Dienstabzeichen) eines Forstbeamten.<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 315<br />
552
§9 Anm. 552 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Ausnahmefälle abziehbarer Aufwendungen für bürgerliche Kleidung:<br />
Ausnahmsweise können auch solche Kleidungsstücke zur typischen Berufskleidung<br />
gehören, die ihrer Art nach <strong>de</strong>r bürgerlichen Kleidung zuzurechnen sind.<br />
Voraussetzung dafür ist jedoch, daû die Verwendung dieser Kleidungsstücke für<br />
Zwecke <strong>de</strong>r privaten Lebensführung auf Grund berufsspezifischer Eigenschaften<br />
so gut wie ausgeschlossen ist. Ist eine private Nutzungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Kleidung<br />
objektiv nicht so gut wie ausgeschlossen, fehlt es für die Abziehbarkeit <strong>de</strong>r<br />
insoweit entstan<strong>de</strong>nen Aufwendungen an <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Abgrenzbarkeit zu<br />
<strong>de</strong>n nicht berücksichtigungsfähigen Aufwendungen für die private Lebensführung<br />
nach zuverlässigen objektiven und leicht nachprüfbaren Maûstäben. Eine<br />
ggf. teilweise Zurechnung <strong>de</strong>r Aufwendungen zu <strong>de</strong>n WK o<strong>de</strong>r BA ist mit <strong>de</strong>m<br />
Regelungsgehalt <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 unvereinbar (BFH v. 18. 4. 1991 IV R 13/<br />
90 aaO).<br />
Beispiele:<br />
bejaht für: schwarzer Anzug eines Leichenbestatters (BFH v. 30. 9. 1970 I R 33/69,<br />
BStBl. II 1971, 50); Cut eines Empfangschefs, Frack und schwarzer Anzug eines Kellners<br />
(BFH v. 9. 3. 1979 VI R 171/77, BStBl. II, 519); schwarze Hose eines Kellners<br />
iVm. <strong>de</strong>r Kellnerjacke (BFH v. 4. 12. 1987 VI R 20/85, BFH/NV 1988, 703); schwarzer<br />
Anzug eines katholischen Geistlichen (BFH v. 10. 11. 1989 VI R 159/86, BFH/NV<br />
1990, 288); Hem<strong>de</strong>n mit Schulterklappen eines Flugingenieurs (Hess. FG v. 28. 11.<br />
1988, EFG 1989, 173, rkr.); Sportkleidung eines Sportlehrers (FG Düss. v. 16. 11. 1995,<br />
EFG 1996, 176, rkr.; FG Münster v. 12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr.).<br />
verneint für: Abendgardarobe, Folklorekleidung sowie Kleidung im Freizeitlook einer<br />
selbständig tätigen Sängerin, selbst wenn eigens für Bühnen- o. Fernsehauftritte beschafft<br />
u. nur anläûlich dieser Auftritte getragen (BFH v. 7. 6. 1984 IV R 81/82 aaO);<br />
auûergewöhnlich hohe Aufwendungen einer Schauspielerin u. Fernsehansagerin für<br />
Kosmetika u. bürgerliche Kleidung (BFH v. 6. 7. 1989 VI R 91±92/87, BStBl. II 1990,<br />
49); Abendklei<strong>de</strong>r u. schwarze Hosen einer Instrumentalsolistin (BFH v. 18. 4. 1991 IV<br />
R 13/90 aaO); weiûe Bekleidung eines Masseurs (BFH v. 16. 8. 1994 I B 5/94, BFH/<br />
NV 1995, 207); schwarze Röcke u. weiûe Blusen einer Hotel-Empfangssekretärin (FG<br />
Saarl. v. 12. 10. 1988, EFG 1989, 110, rkr.); schwarze Schuhe eines Flugingenieurs, die<br />
er zu seiner Uniform trägt (Hess. FG v. 28. 11. 1988, EFG 1989, 173, rkr.); Schuhe<br />
eines Briefträgers (FG Saarl. v. 26. 11. 1993, EFG 1994, 237, rkr.).<br />
Beruflich bedingte Bekleidungsmehraufwendungen: Wegen <strong>de</strong>s Aufteilungs-<br />
u. Abzugsverbots nach § 12 Nr. 1 Satz 2 versagt <strong>de</strong>r BFH grundsätzlich<br />
auch bei einem beson<strong>de</strong>rs hohen, berufsbedingten Verschleiû bürgerlicher Kleidung<br />
<strong>de</strong>n WKAbzug; eine stl. Berücksichtigung kommt ausnahmsweise nur<br />
dann in Betracht, falls die nicht unwesentliche beruflich veranlaûte Abnutzung<br />
vom normalen Kleidungsverschleiû nach objektiven Maûstäben zutreffend und<br />
in leicht nachprüfbarer Weise abgrenzbar ist.<br />
BFH v. 24. 7. 1981 VI R 171/78, BStBl. II, 781 betr. Kfz-Elektrikermeister bei Arbeit<br />
mit Säuren; v. 10. 10. 1986 VI R 61/83, BFH/NV 1987, 33 betr. einen Bauingenieur;<br />
BFH v. 6. 7. 1989 IV R 91±92/87, BStBl. II 1990, 49 betr. Kleidung einer Schauspielerin<br />
u. Fernsehansagerin.<br />
Beispiele für berufsbedingten Verschleiû: Beschädigung o<strong>de</strong>r Verschmutzung bürgerlicher<br />
Kleidung durch einen nachweisbar beruflich veranlaûten Unfall bzw. ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />
Scha<strong>de</strong>nsereignis (s. o. V., HFR 1981, 566; Rössler, FR 1982, 283; Woring<br />
in L/B/P, § 9 Rn. 402: Kleidung; wegen <strong>de</strong>s Verlusts von Kleidungsstücken s. eingehend<br />
Anm. 193).<br />
Soweit die strikte Anwendung <strong>de</strong>s Aufteilungs- u. Abzugsverbots in beson<strong>de</strong>rs<br />
gelagerten Ausnahmefällen allerdings wegen sehr hoher erwerbsgeneigter Mehraufwendungen<br />
zu einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n und damit gleichheitswidrigen<br />
Besteuerung führt, sollte uE unter Heranziehung allgemeiner<br />
Gesichtspunkte <strong>de</strong>r Steuergerechtigkeit sowie <strong>de</strong>s verfassungsrechtlichen Über-<br />
E 316 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 552±558 §9<br />
maûverbots ein Abzug <strong>de</strong>s angemessenen Bekleidungsmehraufwands zugelassen<br />
wer<strong>de</strong>n; ggf. ist auch ein Billigkeitserlaû gem. §§ 163, 227 AO in Erwägung zu<br />
ziehen.<br />
Vgl. BFH v. 20. 11. 1979 VI R 25/78 aaO (im Ergebnis sehr zurückhaltend) unter<br />
Bezugnahme auf BFH v. 11. 11. 1976 IV R 3/73, BB 1978, 1293 mit Anm. Oswald<br />
aaO, 1294 betr. eine freiberuflich tätige Sängerin; distanzierend dazu v. 7. 6. 1984 IV R<br />
81/82, BFH/NV 1986, 160; zust. zu BFH v. 11. 11. 1976 IV R 3/73 aaO: FG Hbg. v.<br />
28. 11. 1986, EFG 1987, 396, rkr., betr. verschie<strong>de</strong>ne weiûe Kleidungsstücke eines<br />
Arztes. Den Ausnahmecharakter dieser Rspr. betonen übereinstimmend Görlich, DB<br />
1979, 715; Söhn, FR 1980, 307; Felix, KÖSDI 1987, 6738 f.<br />
Einstweilen frei.<br />
d) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />
Ist ein Kleidungsstück als typische Berufskleidung zu qualifizieren, sind nicht<br />
nur die AK, son<strong>de</strong>rn auch sonstige Aufwendungen zu seiner Instandhaltung<br />
o<strong>de</strong>r Reinigung WK, wobei es ± wie bei <strong>de</strong>r Anschaffung ± auf das Entstehen<br />
von Mehraufwand nicht ankommt (BFH v. 29. 6. 1993 VI R 77/91, BStBl. II,<br />
837). Auch im eigenen Haushalt anfallen<strong>de</strong> Reinigungskosten sind beruflich veranlaût,<br />
und zwar sowohl die unmittelbaren Kosten <strong>de</strong>s Waschvorgangs (Kosten<br />
für Wasser, Energie, Wasch- u. Spülmittel) als auch die Aufwendungen in Form<br />
<strong>de</strong>r Abnutzung <strong>de</strong>r eingesetzten Wachmaschine (BFH v. 13. 3. 1964 IV R 158/<br />
61, BStBl. III 1965, 455; v. 25. 10. 1985 III R 173/80, BFH/NV 1986, 281; v.<br />
29. 6. 1993 VI R 77/91 aaO). Abziehbar sind auch die Aufwendungen für<br />
Instandhaltung, Wartung und Reparatur typischer Berufskleidung. Der BFH<br />
erkennt die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r Reinigung auch dann an, wenn die typische<br />
Berufskleidung zusammen mit privater Wäsche in einheitlichen Waschvorgängen<br />
gereinigt wird. Dabei kann <strong>de</strong>r beruflich verursachte Aufwand auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s einzelnen Waschmaschinenlaufs zB anhand repräsentativer<br />
Daten von Verbraucherverbän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Herstellern geschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Schätzung kann auch ausgehend von <strong>de</strong>r jährlich anfallen<strong>de</strong>n Menge <strong>de</strong>r zu<br />
reinigen<strong>de</strong>n typischen Berufskleidung in <strong>de</strong>r Form erfolgen, daû die dafür insgesamt<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Zahl zusätzlicher Waschmaschinenläufe bestimmt und mit<br />
<strong>de</strong>n Kosten eines einzelnen Waschmaschinenlaufs vervielfältigt wird (BFH v.<br />
29. 6. 1993 VI R 77/91 aaO).<br />
Zum Verlust typischer Berufskleidung s. Anm. 193. Die Anschaffungsaufwendungen<br />
sind über die Regelung betr. gWG zum Zahlungszeitpunkt absetzbar; uU erfolgt<br />
eine Verteilung auf mehrere Jahre (s. Anm. 532).<br />
Stfrei ist die Gestellung (u. Übereignung) typischer Berufskleidung durch <strong>de</strong>n<br />
ArbG, wobei die FinVerw. von typischer Berufskleidung ausgeht, wenn <strong>de</strong>r<br />
ArbN sie zusätzlich zu <strong>de</strong>m ohnehin geschul<strong>de</strong>ten Arbeitslohn erhält und das<br />
Gegenteil nicht offensichtlich ist (§ 3 Nr. 31; R 20 Abs. 1 Satz 2 LStR 2001).<br />
Ebenso stfrei sind pauschale Barablösungen zur Abgeltung regelmäûiger AfA<br />
sowie <strong>de</strong>r üblichen Instandhaltungs- u. Instandsetzungskosten und die betrieblich<br />
veranlaûten, nicht nur einzelvertraglich vereinbarten Barablösungen, die die<br />
Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. nicht offensichtlich übersteigen.<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 317<br />
553±555<br />
556<br />
557±558
559<br />
560<br />
561<br />
562<br />
§9 Anm. 559±562 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
2. Bücher<br />
a) Veranlassungsprinzip<br />
Bücher stellen nur dann AM und damit WK dar, wenn sie nachweisbar ausschlieûlich<br />
o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend für erwerbsbezogene Zwecke<br />
genutzt wer<strong>de</strong>n, wobei dies für je<strong>de</strong>s einzelne Buch geson<strong>de</strong>rt zu entschei<strong>de</strong>n ist<br />
(BFH v. 19. 4. 1991 VI R 164/87, BFH/NV 1991, 598). Entschei<strong>de</strong>nd ist die<br />
konkrete Funktion <strong>de</strong>s Buchs im Einzelfall, also <strong>de</strong>r tatsächliche Verwendungszweck.<br />
Hierfür gelten die allgemeinen Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
und die Beweislastregeln (s. Anm. 55). Führt die Untersuchung <strong>de</strong>s tatsächlichen<br />
Verwendungszwecks zu keinem ein<strong>de</strong>utigen Ergebnis, kann <strong>de</strong>r objektive<br />
Charakter <strong>de</strong>s Buchs <strong>de</strong>n Ausschlag geben (BFH v. 21. 5. 1992 VI R 70/91,<br />
BStBl. II, 1015; v. 19. 4. 1991 VI R 164/87 aaO; v. 2. 2. 1990 VI R 112/87,<br />
BFH/NV 1990, 564). Das Aufteilungs- u. Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 Satz 2<br />
wird bei gemischt veranlaûten Aufwendungen von <strong>de</strong>r Rspr. ± wohl vor allem<br />
zur Miûbrauchsabwehr ± streng zur Anwendung gebracht.<br />
b) Typische Fachbücher<br />
Typische Fachbücher sind dadurch charakterisiert, daû sich ihr sachlicher Inhalt<br />
ganz überwiegend auf das spezielle berufliche o<strong>de</strong>r sonstige erwerbsbezogene<br />
Fachgebiet <strong>de</strong>s Stpfl. beschränkt; die Verwendung für erwerbliche Zwecke kann<br />
insoweit unterstellt wer<strong>de</strong>n, so daû AM gegeben sind. Wann konkret ein Fachbuch<br />
vorliegt, kann nur im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiele: mehrbändige Enzyklopädie <strong>de</strong>s Tierreichs für einen Biologielehrer Fachbuch<br />
(FG Berlin v. 27. 8. 1971, EFG 1972, 179, im Ergebnis bestätigt durch BFH v.<br />
21. 8. 1974 VI R 232/71, nv.); daû ein solches Fachbuch auch von Lesern, die keine<br />
berufliche Beziehung zu <strong>de</strong>ssen Inhalt haben, benutzt wird, ist nicht stschädlich; anerkannt<br />
auch Aufwendungen für die Propyläen-Weltgeschichte bei einem Geschichtslehrer<br />
(FG Münster v. 15. 12. 1967, StLex. FG 3. 9. 1984, rkr.). Vgl. weiterhin Nds. FG v.<br />
9. 3. 1988, NWB 1988 F. 1, 120, rkr.: fünfbändiges Musiklexikon einer Musiklehrerin;<br />
stl. Sammel- u. Ergänzungswerk eines Steuerbeamten (FG Nürnberg v. 12. 12. 1979,<br />
EFG 1980, 233, rkr.); zur Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen eines Geistlichen für Fachbücher<br />
s. BFH v. 28. 6. 1963 VI 45/63 U, BStBl. III, 435. Auch im Vermietungsbereich<br />
o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Kapitalvermögenseinkünften kommt Fachliteratur in Betracht (zB Bücher<br />
über Mietrecht o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Kapitalanlageformen; vgl. Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />
Rn. 175; vgl. auch Anm. 563).<br />
Die bloûe Bezeichnung eines Buches als ¹Fachliteraturª etwa auf einem Buchhandlungsbeleg<br />
reicht ohne eine nähere, vom Aussteller vermerkte Spezifizierung<br />
(Autorenname und Titel) für <strong>de</strong>n WKAnsatz nicht aus.<br />
Einstweilen frei.<br />
c) Bücher allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Inhalts<br />
Allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Literatur wie Nachschlagewerke und Biographien sowie Bücher<br />
schöngeistigen Inhalts wer<strong>de</strong>n nicht nur von Stpfl. gekauft und gelesen, die<br />
sie im Rahmen ihres Berufs o. Betriebs verwen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch von zahlreichen<br />
an<strong>de</strong>ren Personen. Nach stRspr. gilt daher für sie, daû ihre Anschaffung<br />
schon aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stl. Gerechtigkeit <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zuzurechnen<br />
ist, wenn nicht nachprüfbar o<strong>de</strong>r klar erkennbar ist, ob sie weitaus überwiegend<br />
<strong>de</strong>m Beruf o<strong>de</strong>r Betrieb dienen (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91,<br />
BStBl. II, 1015; v. 27. 9. 1991 VI R 1/90, BStBl. II 1992, 195; v. 16. 10. 1981 VI<br />
R 180/79, BStBl. II 1982, 67). Denn bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung zur Feststellung<br />
E 318 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 562±564 §9<br />
<strong>de</strong>s Verwendungszwecks spielt <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s WG eine groûe Rolle<br />
(BFH v. 27. 9. 1991 VI R 1/90 aaO) und indiziert nach <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung<br />
ihre nicht unerhebliche private Mitbenutzung (BFH v. 29. 4. 1977 VI<br />
R 208/75, BStBl. II, 716). Nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n zB bei einem Lehrer ¹Der<br />
groûe Brockhausª (BFH v. 5. 7. 1957 VI 39/56, BStBl. III, 328), ¹Der groûe<br />
Her<strong>de</strong>rª (BFH v. 6. 5. 1959 VI 183/57, BStBl. III, 292) u. die ¹Brockhaus-Enzyklopädieª<br />
(BFH v. 29. 4. 1977 VI R 208/75, BStBl. II, 716) sowie bei einem<br />
Rechtsanwalt das Konversationslexikon (BFH v. 5. 4. 1962 IV 127/60,<br />
BStBl. III, 368).<br />
Unter Hinweis auf Haag (Börsenblatt <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls Nr. 45/91),<br />
nach <strong>de</strong>ssen Vorstellung je nach <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n 20, 30 o<strong>de</strong>r 40 vH <strong>de</strong>r Bücheraufwendungen<br />
<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugeordnet wer<strong>de</strong>n<br />
sollen, hält <strong>de</strong>r BFH eine Aufteilung im Wege <strong>de</strong>r Schätzung im Rahmen einer<br />
tatsächlichen Verständigung mit <strong>de</strong>m FA für möglich und vielfach sogar das Vernünftigste.<br />
Ohne eine solche Einigung sind jedoch we<strong>de</strong>r das FA noch die Gerichte<br />
zu einer griffweisen Schätzung befugt (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91<br />
aaO).<br />
Ausnahme: Daû auch Bücher allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r schöngeistigen Inhalts<br />
nahezu ausschlieûlich beruflich verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, hat <strong>de</strong>r BFH in <strong>de</strong>n Fällen<br />
für möglich gehalten, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. das gleiche Buch zweimal besitzt o<strong>de</strong>r<br />
es zum konkreten Einsatz bei bestimmten Forschungsarbeiten o<strong>de</strong>r Lehrveranstaltungen<br />
bzw. zum Zwecke einer Besprechung (Publizist) angeschafft wor<strong>de</strong>n<br />
ist. Dagegen reicht es nicht aus, wenn das Buch in eine eigenständige Veröffentlichung<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. eingeht, zB in Form eines Zitats o. <strong>de</strong>r ausschnittsweisen<br />
Wie<strong>de</strong>rgabe in einem Prolog (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91 aaO). Als AM anerkannt<br />
wur<strong>de</strong> ein allgemeines Nachschlagewerk in englischer Sprache (Encyclopaedia<br />
Britannica) bei einem Englischlehrer wegen <strong>de</strong>r offenkundigen speziellen<br />
beruflichen Zielsetzung (BFH v. 16. 10. 1981 VI R 180/79, BStBl. II 1982, 67).<br />
Stellungnahme: UE ist <strong>de</strong>r Rspr. hier zuzustimmen. Die formelle Unterscheidung<br />
zwischen Fachbüchern und Büchern allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Inhalts dient <strong>de</strong>r<br />
stl. Gerechtigkeit und <strong>de</strong>r Verwaltungsökonomie. Die typisieren<strong>de</strong> Rechtsvermutung<br />
für einen nicht unwesentlichen Privatbezug bei Büchern allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Inhalts kann durch intensives Mitwirken <strong>de</strong>s Stpfl. im Rahmen seiner Nachweismöglichkeiten<br />
wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n.<br />
d) Bezug zu einer Einkunftsart<br />
Die meisten Probleme bereitet die AMEigenschaft von Büchern in <strong>de</strong>r Praxis<br />
bei <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 (s. H 44 LStH 2001). Aber auch bei Stpfl. mit Einkünften<br />
aus Vermietung u. Verpachtung (zB Erläuterungswerk zum Mietrecht,<br />
Grundsteuerrecht), Kapitalvermögen (soweit die Bücher überwiegend zur Erzielung<br />
von Erträgen dienen) o<strong>de</strong>r mit sonstigen Einkünften nach § 22 (Fachliteratur<br />
eines Rentenbeziehers) können Bücher AM bil<strong>de</strong>n.<br />
e) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />
Bei nachgewiesener AMEigenschaft dürfen die Aufwendungen grds. das übliche<br />
Maû überschreiten, weil <strong>de</strong>r Stpfl. selbst <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
bestimmt, ohne daû es auf Notwendigkeit, Zweckmäûigkeit o<strong>de</strong>r Üblichkeit ankommt<br />
(s. Anm. 201). Allerdings kann zB die fehlen<strong>de</strong> Notwendigkeit <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
von Büchern ein Indiz für eine nicht nur untergeordnete private Mitveranlassung<br />
sein, wenn beispielsweise die Aufwendungen zur Befriedigung<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 319<br />
563<br />
564
565<br />
566<br />
§9 Anm. 564±566 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
einer Sammlerlei<strong>de</strong>nschaft erfolgen (BFH v. 18. 4. 1958 VI 61/56, Inf. 1959,<br />
347).<br />
Hinsichtlich <strong>de</strong>r zeitlichen Berücksichtigung <strong>de</strong>r WK gilt das Abfluûprinzip<br />
gem. § 11 Abs. 2, ergänzt durch die Vereinfachungsregelung zur Vollabsetzbarkeit<br />
<strong>de</strong>r gWG (s. Anm. 535). Zum Eingreifen von AfA-Vorschriften s.<br />
Anm. 532.<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Computer<br />
a) Veranlassungsprinzip<br />
Obwohl <strong>de</strong>r Einsatz von Computern mittlerweile in sämtlichen Lebensbereichen<br />
selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n ist, führt die stl. Beurteilung <strong>de</strong>rartiger<br />
Anschaffungsaufwendungen nach wie vor häufig zu Streit (s. zB FG Rhld.-Pf. v.<br />
8. 5. 2001, LEXinf.-Nr. 0572401, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 26. 7. 2000, EFG 2001,<br />
352, rkr.; FG Rhld.-Pf. v. 2. 5. 2000, DStRE 2000, 1069, rkr.; FG Rhld.-Pf. v.<br />
26. 4. 2000, LEXinf.-Nr. 0553869 u. 0553870, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 23. 11.<br />
1999, EFG 2000, 313, rkr.; FG Sa.-Anh. v. 10. 9. 1999, EFG 2000, 168, Rev.<br />
BFH VI R 30/00; FG Rhld.-Pf. v. 16. 9. 1998, DStRE 1999, 123, rkr.; FG München<br />
v. 30. 9. 1997, EFG 1998, 279, rkr.). Ursächlich dafür könnte eine restriktiver<br />
gewor<strong>de</strong>ne Haltung <strong>de</strong>r FinVerw. sein (vgl. zB OFD Saarbrücken v.<br />
11. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 686; OFD Bremen v. 16. 7. 1997 StEK EStG<br />
§ 9 Nr. 685; OFD Berlin v. 2. 6. 2000, FR 2000, 949).<br />
Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung gelten für die stl. Berücksichtigung von Aufwendungen<br />
für einen privat angeschafften PC keine Beson<strong>de</strong>rheiten. Sie sind nur zu<br />
berücksichtigen, wenn eine so gut wie ausschlieûliche berufliche Nutzung nachgewiesen<br />
bzw. glaubhaft gemacht wird. Die Rspr. ist allerdings sichtlich bemüht,<br />
ausgehend von <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips und<br />
unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Aufteilungs- u. Abzugsverbots griffige Abgrenzungsmerkmale<br />
zur Feststellung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r jeweiligen tatsächlichen Nutzung<br />
im Einzelfall zu beschreiben. Da <strong>de</strong>r häusliche Bereich <strong>de</strong>r amtlichen<br />
Nachprüfung beson<strong>de</strong>rs unzugänglich ist, wird beim häuslichen PC zu Recht<br />
eine erhöhte Mitwirkungspflicht <strong>de</strong>s Stpfl. gefor<strong>de</strong>rt. Zu <strong>de</strong>n sog. arbeitnehmerbezogenen<br />
objektiven Beweisanzeichen rechnen die berufliche Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. (berufsbezogener<br />
PC-Einsatz; zB für Lehrer FG Rhld.-Pf. v. 6. 5. 1985, EFG 1985,<br />
605, rkr.; Hess. FG v. 23. 2. 1987, EFG 1987, 301, rkr.; FG Düss. v. 23. 7. 1987,<br />
EFG 1988, 172, rkr.), das häusliche Umfeld (zB Standort im häuslichen Arbeitszimmer,<br />
<strong>de</strong>r nach FG Rhld.-Pf. v. 26. 4. 2000 aaO ein gewichtiges Indiz für die<br />
berufliche Nutzung <strong>de</strong>s PC darstellt, weil die Anerkennung eines Raumes als Arbeitszimmer<br />
auch die Feststellung beinhaltet, daû dieser Raum mit beruflichen<br />
Zwecken dienen<strong>de</strong>n AM ausgestattet ist, so daû das FA darzulegen habe, weshalb<br />
dies für <strong>de</strong>n PC nicht gelten solle), Nutzungsmöglichkeiten durch an<strong>de</strong>re<br />
Haushaltsangehörige, Vorhan<strong>de</strong>nsein eines weiteren PC sowie die klare u. nachprüfbare<br />
Aufteilung <strong>de</strong>r Nutzungszeiten auf weitere Einkunftsarten. Zu <strong>de</strong>n<br />
PC-bezogenen objektiven Beweisanzeichen zählen die technische Ausstattung<br />
<strong>de</strong>s PC (nicht berufsbezogene Komponenten wie Joy-Stick, notwendige Komponenten<br />
wie Monitor, Tastatur, Maus und ambivalente Komponenten wie<br />
Scanner, Fax-Mo<strong>de</strong>m), Speicherleistung von Festplatte und Arbeitsspeicher, die<br />
eingesetzte Software (Vorhan<strong>de</strong>nsein berufsspezifischer Programme), wobei jedoch<br />
zu berücksichtigen ist, daû <strong>de</strong>r PC idR gemeinsam mit Softwarepaketen<br />
E 320 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 566 §9<br />
geliefert wird (FG Rhld.-Pf. v. 16. 9. 1998 aaO). Dennoch wird <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>s<br />
Festplattenverzeichnisses eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zukommen (FG München<br />
v. 30. 9. 1997, EFG 1998, 279, rkr.). Ein Internetanschluû soll eine nicht unerhebliche<br />
private Mitveranlassung indizieren (FG Ba.-Württ. v. 23. 11. 1999,<br />
EFG 2000, 313, rkr., uE fraglich). Hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r<br />
beruflichen Veranlassung sind insbes. dann zu stellen, wenn die Anschaffung eines<br />
Computers mit <strong>de</strong>m Erwerb von Grundkenntnissen <strong>de</strong>r für die berufliche<br />
Arbeit erfor<strong>de</strong>rlichen o<strong>de</strong>r sinnvollen Computeranwendung begrün<strong>de</strong>t wird<br />
(Feststellungen über <strong>de</strong>n Kenntnisstand vor Anschaffung, über die konkreten<br />
Arbeitsschritte mit <strong>de</strong>m Computer und <strong>de</strong>ren Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Beruf;<br />
BFH v. 22. 9. 1995 VI R 40/95, BFH/NV 1996, 207; v. 15. 1. 1993 VI R 98/88,<br />
BStBl. II, 348). Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r PC für einen in <strong>de</strong>r Zukunft liegen<strong>de</strong>n<br />
beruflichen Einsatz angeschafft wird (BFH v. 9. 6. 1988 VI R 132/87, BFH/<br />
NV 1988, 708; zum objektiven Charakter insbes. von Spielecomputern s. FG<br />
Bremen v. 28. 6. 1991, EFG 1992, 326, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 14. 12. 1988, EFG<br />
1989, 407, rkr.; zur Nachweispflicht s. BFH v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II<br />
1993, 348). Nach <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>s FG Rhld.-Pf. v. 8. 5. 2001, LEXinf.-<br />
Nr. 0572401, rkr., können Aufwendungen für Computer auch anteilig als WK<br />
abgesetzt wer<strong>de</strong>n, weil sich die berufliche Nutzung an Hand <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r beruflichen<br />
bzw. privaten Nutzung ermitteln läût.<br />
Steht die tatsächliche berufliche Nutzung fest, so kommt es letztlich entschei<strong>de</strong>nd<br />
auf <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r privaten Nutzung an. Der BFH hat bisher offen gelassen,<br />
ob auch hier von einer schädlichen Grenze von mehr als 10 vH Privatnutzung<br />
auszugehen ist (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262).<br />
Dies wird in <strong>de</strong>r Lit. zT für sinnvoll gehalten (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />
Rn. H 100; aA FG Sa.-Anh. v. 10. 9. 1999, EFG 2000, 168, rkr.). Auch die Fin-<br />
Verw. vertrat bislang die Auffassung, daû die Aufwendungen für einen privat angeschafften<br />
PC einschlieûlich <strong>de</strong>r Aufwendungen, die durch die Internetnutzung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erwerb von PC-Fachliteratur uä. entstehen, <strong>de</strong>m Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />
<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 unterliegen.<br />
Die FinVerw. versucht mittels Fragebogen und Auswertungshilfen die AMEigenschaft<br />
von Computern, Software u. Peripheriegeräten typisierend zu beurteilen<br />
(zu <strong>de</strong>n Abgrenzungsmerkmalen s. OFD Berlin v. 2. 6. 2000, FR 2000, 949;<br />
OFD Bremen v. 16. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 685; OFD Saarbrücken v.<br />
11. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 686).<br />
An dieser Rechtsauffassung hält die FinVerw. für die Zukunft nicht mehr fest<br />
und begibt sich damit in einen Gegensatz zur Rspr. § 12 Nr. 1 soll einer Aufteilung<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen nicht mehr entgegenstehen. Die Aufwendungen<br />
können nunmehr in Höhe <strong>de</strong>s beruflichen Nutzungsanteils zum WKAbzug zugelassen<br />
wer<strong>de</strong>n, sofern <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung eines privat angeschafften<br />
PC nachgewiesen o<strong>de</strong>r glaubhaft gemacht wird. Für die Aufteilung <strong>de</strong>r<br />
Aufwendungen sollen zukünftig festgelegte vH-Sätze vorgegeben wer<strong>de</strong>n (Fin-<br />
Min. NRW v. 8. 12. 2000, DB 2001, 231; OFD Hannover v. 2. 11. 2000, FR<br />
2000, 1372; OFD Berlin v. 12. 6. 2001, FR 2001, 973; zur StFreiheit <strong>de</strong>r Privatnutzung<br />
eines betrieblichen PC s. § 3 Nr. 45 Anm. 532).<br />
Stellungnahme: UE han<strong>de</strong>lt es sich auch bei <strong>de</strong>n Aufwendungen für einen privat<br />
angeschafften PC um gemischte Aufwendungen, sofern <strong>de</strong>r PC nicht nur<br />
unwesentlich beruflich genutzt wird (s. dazu Anm. 546; 175 ff.). Es kann hier<br />
nichts an<strong>de</strong>res gelten als für einen privaten Telefonanschluû (s. Anm. 303). Eine<br />
Aufteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen hat daher bei nachgewiesener bzw. glaubhaft ge-<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 321
567±568<br />
569<br />
570±571<br />
572<br />
§9 Anm. 566±572 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
machter nicht unwesentlicher beruflicher Mitveranlassung im Wege <strong>de</strong>r Schätzung<br />
o<strong>de</strong>r mittels pauschaler Regelungen zu erfolgen.<br />
Einstweilen frei.<br />
b) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />
Die AHK eines Computers und <strong>de</strong>r Peripheriegeräte, die zwar selbständig bewertungsfähige,<br />
nicht aber selbständig nutzungsfähige WG darstellen, sind auch<br />
dann zusammenzufassen u. auf die Nutzungsdauer zu verteilen, wenn einzelne<br />
Komponenten die 800-DM-Grenze (§ 6 Abs. 2 Satz 2) unterschreiten. AK für<br />
die nachträgliche Erweiterung sind <strong>de</strong>m Restwert <strong>de</strong>s Computers hinzuzurechnen<br />
u. auf die Restnutzungsdauer zu verteilen. Die verbleiben<strong>de</strong> Nutzungsdauer<br />
verlängert sich zB bei einer nicht unerheblichen Aufrüstung.<br />
Die Verwaltung geht nach <strong>de</strong>r ab 1. 1. 2001 gelten<strong>de</strong>n amtlichen AfA-Tabelle<br />
für allgemein verwendbare Anlagegüter (BMF v. 15. 12. 2000, BStBl. I, 1532)<br />
beim PC sowie <strong>de</strong>n Peripheriegeräten (Drucker, Scanner, Bildschirme uä) von<br />
drei Jahren Nutzungsdauer aus. Für vorher angeschaffte PC galt idR eine Nutzungsdauer<br />
von 4 Jahren (BMF v. 18. 4. 1997, BStBl. I, 376). Für vor <strong>de</strong>m<br />
30. 6. 1997 angeschaffte PC wur<strong>de</strong> eine 5jährige Nutzungsdauer nach <strong>de</strong>r amtlichen<br />
AfA-Tabelle angenommen (bestätigt durch BFH v. 16. 6. 1995 X B 237/<br />
94, BFH/NV 1995, 1062; v. 8. 11. 1996 VI R 29/96, BFH/NV 1997, 288; ebenso<br />
FG Nds. v. 14. 3. 1997, EFG 1997, 954, rkr.; FG Rhld.-Pf. v. 8. 11. 1995,<br />
EFG 1996, 362: 3 Jahre bei geringer Speicherkapazität).<br />
Für Software liegt <strong>de</strong>r Abschreibungszeitraum bei drei bis vier Jahren, wobei<br />
AK bis 800 DM (ausschl. USt.) für sog. Trivialsoftware (EStR 31 a Abs. 1) u.<br />
selbständig nutzungsfähige Computer sofort als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />
Die Systemsoftware ist wie die Anwen<strong>de</strong>rsoftware idR ein selbständiges u.<br />
immaterielles WG u. bil<strong>de</strong>t nur in Ausnahmefällen (zB Erwerb von Hardware u.<br />
zugehöriger Systemsoftware im Rahmen eines sog. Bundling, dh. ohne geson<strong>de</strong>rte<br />
Berechnung bzw. ohne Aufteilbarkeit <strong>de</strong>s Entgelts) eine Einheit mit <strong>de</strong>r<br />
Computerhardware (BFH v. 28. 7. 1994 III R 47/92, BStBl. II, 873; zur<br />
Speicherkarte als eigenständiges WG s. FG Rhld.-Pf. v. 8. 11. 1995 aaO).<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Musikinstrumente<br />
a) Veranlassungsprinzip<br />
Musikinstrumente wer<strong>de</strong>n in einer Vielzahl von Fällen zur privaten Verwendung<br />
angeschafft u. gehören nicht zu <strong>de</strong>n typischen AM, die bereits von ihrer objektiven<br />
Beschaffenheit her ausschlieûlich beruflich genutzt wer<strong>de</strong>n. Zur Beurteilung<br />
<strong>de</strong>r beruflichen Veranlassung sind <strong>de</strong>shalb regelmäûig eingehen<strong>de</strong> Feststellungen<br />
über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r beruflichen u. privaten Nutzung zu treffen (BFH v.<br />
30. 4. 1993 VI R 99/89, BFH/NV 1993, 722). Eine private Mitbenutzung darf<br />
nur von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein, um eine (nahezu) ausschlieûliche<br />
berufliche Veranlassung bejahen zu können.<br />
Die nicht immer einheitliche Rspr. stellt im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiswürdigung, bei<br />
<strong>de</strong>r regelmäûig die Probleme <strong>de</strong>r Rechtsanwendung liegen, primär darauf ab, ob<br />
das Beherrschen <strong>de</strong>s Instruments die Grundlage <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Existenz<br />
bil<strong>de</strong>t, so daû eine intensive berufliche Nutzung, insbes. auch ständiges häusliches<br />
Üben, ohne weiteres angenommen wer<strong>de</strong>n kann, wie zB bei einem<br />
E 322 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 572 §9<br />
Konzertpianisten, Instrumentallehrer o. Orchestermusiker. Bei Musiklehrern an<br />
allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen stehen <strong>de</strong>mgegenüber nicht die praktischen Fertigkeiten,<br />
son<strong>de</strong>rn die theoretische Ausbildung <strong>de</strong>r Schüler im Vor<strong>de</strong>rgrund. Von<br />
einem ständigen häuslichen Üben in erheblichem Umfang kann <strong>de</strong>shalb bei<br />
diesem Personenkreis idR nicht ausgegangen wer<strong>de</strong>n (s. dazu BFH v. 30. 4. 1993<br />
VI R 99/89, BFH/NV 1993, 722 betr. Cembalo eines Musiklehrers; FG München<br />
v. 29. 7. 1999, EFG 1999, 1176, rkr., betr. eine Son<strong>de</strong>rschullehrerin, die ein<br />
für 1800 DM gebraucht angeschafftes Klavier, das nicht im Arbeitszimmer aufgestellt<br />
war, mit einem Aufwand von über 11 000 DM generalüberholen lieû).<br />
Weitere Anhaltspunkte können <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>s Instruments (zB in einem anerkannten<br />
Arbeitszimmer), das häusliche Umfeld (musikinteressierte Familienmitglie<strong>de</strong>r,<br />
Zweitinstrument) u. die Höhe <strong>de</strong>r AK (ggf. auch <strong>de</strong>r Reparaturkosten)<br />
insbes. im Verhältnis zum tatsächlichen Umfang <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung sein.<br />
Hohe Kosten u. eine zeitlich eher geringe berufliche Verwendung <strong>de</strong>s Instruments<br />
sprechen für eine nicht unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> private Mitveranlassung.<br />
Weitere Einzelfälle:<br />
Nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n Aufwendungen für einen neuen Konzertflügel einer<br />
Musiklehrerin unter Bezugnahme auf die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen (BFH v.<br />
10. 3. 1978 VI R 111/76, BStBl. II, 459; ähnlich einschränkend BFH v.<br />
10. 10. 1986 VI R 193/83, BFH/NV 1987, 88) u. die Aufwendungen für die<br />
Reparatur eines im privaten Wohnzimmer aufgestellten, 75 Jahre alten Steinway-<br />
Flügels iHv. rd. 21 000 DM durch eine Grundschullehrerin mit <strong>de</strong>n Fächern<br />
Musik und Textiles Werken (FG Ba-Württ. v. 18. 12. 1997, EFG 1998, 643, rkr.;<br />
s. auch Nds. FG v. 21. 5. 1982, EFG 1982, 562, rkr; s. auch FG Ba.-Württ. v.<br />
10. 7. 1984, EFG 1985, 69, rkr., betr. einen angestellten Musiklehrer, <strong>de</strong>r seinen<br />
Schülern in erheblichem Umfang im Rahmen seines Arbeitsverhältnisses zu<br />
Hause Klavierunterricht erteilt).<br />
Anerkannt wur<strong>de</strong>n die Aufwendungen für eine Elektroorgel mit Vollpedal iHv.<br />
18 666 DM sowie für ein Violincello bei einem hauptberuflichen Musikschullehrer<br />
an einer Kreismusikschule, <strong>de</strong>r Einzel- u. Gruppenunterricht erteilt u. als<br />
Korrepititor für Teilnehmer an ¹Jugend musiziertª u. Konservatoriumsbesucher<br />
auf häusliches Üben in erheblichem Umfang angewiesen ist (FG Düss. v.<br />
20. 4. 1993, EFG 1993, 575, rkr.); ebenso FG Schl.-Holst. v. 28. 11. 1955, EFG<br />
1956, 222, rkr.; FG Berlin v. 13. 11. 1973, EFG 1974, 311, rkr., betr. Elektroorgel<br />
einer Musiklehrerin; FG Münster v. 19. 9. 1975, EFG 1976, 178, rkr., betr.<br />
Cembalo eines hauptamtlichen Kirchenmusikers; FG Köln v. 23. 3. 1982, EFG<br />
1982, 560, rkr., betr. <strong>de</strong>n gebrauchten Flügel eines Musiklehrers an einer allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Schule; Nds. FG v. 11. 6. 1982, EFG 1982, 561, rkr., betr. Bechsteinflügel<br />
u. Querflöte einer Instrumentallehrerin. ZT abweichend von <strong>de</strong>n<br />
genannten Kriterien für die berufliche Veranlassung berücksichtigte das FG<br />
Rhld.-Pf. (v. 25. 1. 1995, LEXinf.-Nr. 0126423, rkr.) die Aufwendungen für<br />
einen neuen Flügel iHv. 29 800 DM bei einer unverheirateten, kin<strong>de</strong>rlosen<br />
Musiklehrerin an einer Schule, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Musikunterricht ein traditionell<br />
hoher Stellenwert zukommt, auf Grund <strong>de</strong>r beruflichen, familiären u. räumlichen<br />
Umstän<strong>de</strong> sowie <strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>ren musikalischen Engagements im gesamten<br />
schulischen Musikbereich.<br />
Stellungnahme: UE schaffen die in <strong>de</strong>r Rspr. vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Typisierungen<br />
zwar in gewissem Umfang Rechtssicherheit bei <strong>de</strong>r in diesem Bereich beson<strong>de</strong>rs<br />
schwierigen Rechtsanwendung. Jedoch sollte <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r AK (s. zur Angemessenheitsfrage<br />
Anm. 200±203), <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Instrument verbun<strong>de</strong>nen Berufsfreu<strong>de</strong><br />
u. insbes. <strong>de</strong>m häuslichen Umfeld als Beurteilungskriterien im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 323
573<br />
574±579<br />
580<br />
§9 Anm. 572±580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Beweiswürdigung nicht eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung beigemessen wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Stpfl., <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r zu seinem Haushalt gehören<strong>de</strong>n<br />
Personen kein stl. anerkanntes Arbeits- o. Musizierzimmer einrichten kann, wäre<br />
möglicherweise doppelt ¹bestraftª.<br />
b) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />
Bei einer Anerkennung <strong>de</strong>r AMEigenschaft können die mit <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
<strong>de</strong>s Musikinstruments zusammenhängen<strong>de</strong>n Kreditzinsen, die lfd. Unterhaltskosten<br />
(zB für Instandhaltungen) u. die von <strong>de</strong>r voraussichtlichen Nutzungsdauer<br />
abhängigen AfA-Beträge (ggf. Sofortabzug als gWG) stl. in Abzug gebracht<br />
wer<strong>de</strong>n. Die Frage <strong>de</strong>r Nutzungsdauer ist vor allem bei wertvollen alten<br />
Instrumenten äuûerst umstritten (zur Nutzungsdauer von Musikinstrumenten s.<br />
Wolf, FR 1999, 841). Die Rspr. <strong>de</strong>r FG ist nicht einheitlich (s. FG Ba.-Württ. v.<br />
18. 7. 2000, LEXinf.-Nr. 0554375; FG Berlin v. 25. 6. 1998, LEXinf.-Nr.<br />
0550007; FG Düss. v. 12. 2. 1998, LEXinf.-Nr. 0145685; FG Ba.-Württ. v.<br />
12. 11. 1996, EFG 1997, 154, rkr.; Hess. FG v. 24. 2. 1992, LEXinf.-<br />
Nr. 0101962). Nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH unterliegt eine über 300 Jahre alte<br />
Meistergeige, die im Konzertalltag regelmäûig gespielt wird, einem technischen<br />
Verschleiû, <strong>de</strong>r eine AfA auch dann rechtfertigt, wenn es wirtschaftlich zu einem<br />
Wertzuwachs kommt. Bei Instrumenten, die bereits über 100 Jahre alt sind und<br />
die regelmäûig im Konzertalltag bespielt wer<strong>de</strong>n, soll grundsätzlich eine Restnutzungsdauer<br />
von 100 Jahren angesetzt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 26. 1. 2001 VI R 26/<br />
98, BStBl. II, 194).<br />
UE sollte mit <strong>de</strong>m FG Ba.-Württ. (v. 18. 7. 2000 aaO) auch bei antiquarisch erworbenen<br />
Musikinstrumenten grds. von einer technischen Abnutzung durch<br />
Gebrauch ausgegangen wer<strong>de</strong>n, wenn das Instrument nicht als Sammlerstück,<br />
son<strong>de</strong>rn für <strong>de</strong>n (nahezu) täglichen Gebrauch angeschafft wur<strong>de</strong>. Dabei erscheint<br />
es ± trotz <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Sache her offenkundigen Unterschie<strong>de</strong> ± sinnvoll,<br />
auch hier ± insbes. bei regelmäûiger Pflege ± die Abschreibungsdauer in Anlehnung<br />
an § 7 Abs. 4 Satz 1 auf 50 Jahre zu begrenzen, und zwar unabhängig davon,<br />
ob es sich um ein neues o<strong>de</strong>r ein bereits über 100 Jahre altes Meisterinstrument<br />
han<strong>de</strong>lt.<br />
Bei neuen Musikinstrumenten hängt <strong>de</strong>r Abschreibungssatz von <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Nutzungsdauer ab (vgl. die amtlichen AfA-Tabellen mit einheitlichen AfA-Sätzen<br />
von 7±10 vH). Bei neuen Meistergeigen sieht <strong>de</strong>r BFH eine typisieren<strong>de</strong><br />
Nutzungsdauer von 50 Jahren als unbe<strong>de</strong>nklich an (BFH v. 26. 1. 2001 VI R<br />
26/98, BStBl. II, 194).<br />
Einstweilen frei.<br />
V. ABC <strong>de</strong>r Arbeitsmittel<br />
Aktentasche, Aktenkoffer: Wird eine Aktentasche, ein Aktenkoffer oä. so gut<br />
wie ausschlieûlich erwerbsbezogen genutzt, etwa zum Transport beruflich zu<br />
bearbeiten<strong>de</strong>r Unterlagen, han<strong>de</strong>lt es sich um ein AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6<br />
(FG Berlin v. 2. 6. 1978, EFG 1979, 225, rkr., betr. die Aktentasche eines Betriebsprüfers;<br />
ironisch dazu Risse, BB 1979, 1074). Diese Beurteilung gilt unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r betroffenen Berufsgruppe für sämtliche Überschuûeinkünfte,<br />
wenngleich <strong>de</strong>r praktische Schwerpunkt bei <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 liegen<br />
dürfte (zB Lehrer, Richter, Rechtsanwälte, Steuerberater u. Verwaltungsange-<br />
E 324 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />
stellte). Die für <strong>de</strong>n täglichen Sportunterricht benötigte Sporttasche eines Lehrers<br />
wur<strong>de</strong> als mit <strong>de</strong>r Aktentasche eines Betriebsprüfers vergleichbar angesehen<br />
und als AM anerkannt (FG Münster v. 12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr.). Bei<br />
einer gemischt-genutzten Aktentasche greift <strong>de</strong>mgegenüber das Aufteilungsund<br />
Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 Satz 2 ein (vgl. BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/<br />
70, BStBl. II 1971, 17; krit. dazu Anm. 179).<br />
Für ¹typischeª Aktentaschen, Aktenkoffer oä. kann uE die rein erwerbsbezogene Verwendung<br />
als wi<strong>de</strong>rlegbare Rechtsvermutung unterstellt wer<strong>de</strong>n (glA Streck/<br />
Korn, KÖSDI 1979, 3451 f.).<br />
Normale Koffer kommen dagegen auch beim fliegen<strong>de</strong>n Cockpitpersonal einer<br />
Fluggesellschaft nicht als AM in Betracht, da auch private Reiseutensilien transportiert<br />
wer<strong>de</strong>n (so FG Hbg. v. 17. 1. 1972, EFG, 329, rkr., mit Abgrenzungshinweis<br />
auf beson<strong>de</strong>rs ausgestaltete ¹Pilotenarbeitstaschenª, die AM sind).<br />
Aktenordner: s. Karteikasten.<br />
Aktenschrank: Ist im allgemeinen als AM anzuerkennen; es gelten die gleichen<br />
Beurteilungsgrundsätze wie für Bücherregale (s. u.).<br />
Anrufbeantworter: s. ¹Telefonª.<br />
Antiquitäten: Bei rein erwerbsbezogener Verwendung kommen unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Aufwendungshöhe im Grundsatz auch Antiquitäten als AM in Betracht<br />
(zB ältere u. wertvolle Möbelstücke, alte Musikinstrumente uä.; s. auch BFH v.<br />
31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; dazu o. V., HFR 1986, 291; Klein, FR<br />
1986, 249). Die Anschaffung beson<strong>de</strong>rs kostbarer ¹Liebhaberstückeª läût im<br />
Einzelfall allerdings selbst bei überwiegend beruflicher Verwendung auf eine<br />
private Mitveranlassung schlieûen, so daû das Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 eingreift.<br />
Das Nds. FG (v. 16. 4. 1997, EFG 1997, 953, rkr.) hat einen 150 Jahre<br />
alten Empireschrank, <strong>de</strong>r zur Aufbewahrung beruflicher Unterlagen genutzt<br />
wird, als AM anerkannt, das bei ständigem Gebrauch idR einer gewissen technischen<br />
Abnutzung unterliegen kann (aber keine AfA, wenn eine technische Abnutzung<br />
sich in so groûen Zeiträumen und <strong>de</strong>mentsprechend im jeweiligen VZ<br />
nur in einem so geringfügigen Maûe vollzieht, daû sie stl. vernachlässigt wer<strong>de</strong>n<br />
kann). Zur Anerkennung antiker Musikinstrumente als AM und ihrer Abschreibung<br />
s. Anm. 573.<br />
Arbeitsmaterial, das für berufliche o<strong>de</strong>r sonstige erwerbsbezogene Zwecke verwen<strong>de</strong>t<br />
wird, gehört zu <strong>de</strong>n typischen AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 (zB Schreibmaterial,<br />
Zeichengeräte uä.; s. BFH v. 28. 9. 1984 VI R 144/83, BStBl. II 1985,<br />
89 [91] betr. Fortbildung eines Zeitsoldaten). Bei gemischt verwen<strong>de</strong>tem Arbeitsmaterial<br />
ist uE <strong>de</strong>r erwerbliche Anteil zu schätzen.<br />
Arbeitszimmer: Nach hM stellt das Arbeitszimmer selbst kein AM dar, obwohl<br />
die rein erwerbsbezogen genutzte Raumeinheit lediglich eine Hilfsfunktion bei<br />
<strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>r Berufstätigkeit erfüllt. Die Arbeitszimmeraufwendungen können<br />
jedoch unabhängig von Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s<br />
Abs. 1 Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. AM, die sich in einem häuslichen Arbeitszimmer<br />
befin<strong>de</strong>n und zu <strong>de</strong>ssen Ausstattung gehören (Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong><br />
wie Bücherregal, Bücherschrank, Schreibtisch, Stuhl, Telekommunikationsanlagen,<br />
PC-Schreibtisch, ggf. sonstige Möbelstücke; s. BFH v. 8. 11. 1996<br />
VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341), sind auch bei Begrenzung <strong>de</strong>r abziehbaren<br />
Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer auf 2400 DM (§ 9 Abs. 5 iVm.<br />
§ 4 Abs. 5 Nr. 6 b) unbeschränkt bzw. in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 7 iVm.<br />
§ 9 Abs. 5 abziehbar. Denn Aufwendungen für ein AM in einem stl. anerkannten<br />
häusl. Arbeitszimmer sind unter <strong>de</strong>n gleichen Nutzungsvoraussetzungen an-<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 325
§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
zuerkennen, wie das auûerhalb <strong>de</strong>s Arbeitszimmers <strong>de</strong>r Fall ist (BFH v.<br />
21. 11. 1997 VI R 4/97, BStBl. II 1998, 351; BMF v. 16. 6. 1998, BStBl. I, 863).<br />
Berufskleidung: s. Anm. 550±556.<br />
Bil<strong>de</strong>r: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH sind Kunstgegenstän<strong>de</strong> zur Ausschmückung<br />
<strong>de</strong>s Arbeitszimmers, wozu regelmäûig auch Bil<strong>de</strong>r gehören, keine AM (BFH v.<br />
30. 10. 1990 VIII R 42/87, BStBl. II 1991, 340; v. 14. 5. 1991 VI R 119/88,<br />
BStBl. II, 837; v. 12. 3. 1993 VI R 92/92, BStBl. II, 506). Der unmittelbare<br />
Zweck von Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kunst im weitesten Sinn besteht darin, durch<br />
ihren Anblick zum Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Betrachters beizutragen o<strong>de</strong>r bei ihm im<br />
weitesten Sinne geistig anregend o<strong>de</strong>r entspannend zu wirken. Dieses Erlebnis<br />
ist überwiegend <strong>de</strong>m persönlichen und privaten Bereich <strong>de</strong>s Betrachters zuzurechnen.<br />
Selbst bei För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Berufs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tätigkeit sind Aufwendungen<br />
hierfür nach § 12 Nr. 1 nicht als WK abziehbar (zur Anschaffung eines Kupferstichs<br />
für die Ausschmückung eines häusl. Arbeitszimmers eines Deutschlehrers<br />
FG Rhld.-Pf. v. 9. 4. 1991, EFG 1992, 65, rkr.). Diese uE eher restriktive Rspr.<br />
vermag zumin<strong>de</strong>st in diesem Bereich <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>s Miûbrauchs vorzubeugen.<br />
Brille: Auch eine ausschlieûlich am Arbeitsplatz getragene und aufbewahrte<br />
¹normaleª Brille ist ein medizinisches Hilfsmittel zur Kompensation körperlicher<br />
Behin<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Mängel und betrifft <strong>de</strong>shalb nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH<br />
auch die allgemeine Lebensführung iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2, so daû Aufwendungen<br />
hierfür nicht abziehbar sind (BFH v. 23. 10. 1992 VI R 31/92, BStBl. II<br />
1993, 193, an<strong>de</strong>rs bei Sehschwäche als Berufskrankheit, vgl. BFH v. 17. 4. 1980<br />
IV R 207/75, BStBl. II, 639). Dies gilt auch für Kontaktlinsen, die ausschlieûlich<br />
für die Berufstätigkeit Verwendung fin<strong>de</strong>n (FG München v. 6. 12. 2000, LEXinf.-<br />
Nr. 0571788, rkr.). Als AM anzuerkennen sind <strong>de</strong>mgegenüber Brillen, die eine<br />
Schutzfunktion gegenüber <strong>de</strong>n speziellen Gefahren einer bestimmten Berufstätigkeit<br />
erfüllen (¹typische Berufsbrillenª, wie etwa Schutzbrillen für Schweiûer u.<br />
Taucher, die Lichtschutzbrille <strong>de</strong>s Flugpersonals, FG Hbg. v. 17. 1. 1972, EFG<br />
1972, 329, rkr.; nicht aber für eine Sonnenbrille mit Korrekturgläsern und Ersatzbrille<br />
eines Flugkapitäns, Nds. FG v. 8. 12. 1992, EFG 1993, 375, rkr.); nach<br />
BFH v. 23. 10. 1992 (aaO) sind diese Voraussetzungen auch bei einer Bildschirmtätigkeit<br />
nicht erfüllt).<br />
Bücher: s. Anm. 559±564.<br />
Bücherregale wer<strong>de</strong>n bei überwiegend erwerbsbezogener Verwendung (nach<br />
BFH v. 7. 9. 1990 VI R 141/86, BFH/NV 1991, 445 kommt die Anerkennung<br />
einer Regalwand als AM nicht mehr in Betracht, wenn <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r darin befindlichen<br />
privaten Unterlagen 15 vH beträgt; s. auch BFH v. 30. 10. 1990 VIII<br />
R 42/87, BStBl. II 1991, 340) als AM akzeptiert. Die Unterbringung im Arbeitszimmer<br />
ist nicht notwendige Anerkennungsvoraussetzung (BFH v. 18. 2. 1977<br />
VI R 182/75, BStBl. II, 464; s. auch unten ¹Schreibtischª). Die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
begrün<strong>de</strong>t nur in beson<strong>de</strong>rs gelagerten Ausnahmefällen <strong>de</strong>n Privatbezug<br />
<strong>de</strong>r Bücherregalanschaffung.<br />
In privaten Wohnräumen befindliche Bücherregalteile können idR nicht als AM anerkannt<br />
wer<strong>de</strong>n, da eine private Mitbenutzung wahrscheinlich ist (so FG Rhld.-<br />
Pf. v. 29. 3. 1973, EFG 1973, 536, rkr.).<br />
CD (Musik): Die für schöngeistige Literatur gelten<strong>de</strong>n Grundsätze (s.<br />
Anm. 562) wer<strong>de</strong>n hier entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n sein, weil es sich nach <strong>de</strong>m<br />
objektiven Charakter idR um typischerweise privat genutzte Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt<br />
(s. FG München v. 11. 5. 1999, EFG 1999, 891, rkr., betr. Anschaffung klas-<br />
E 326 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />
sischer Musik-CDs durch Gymnasiallehrer für Musik und Englisch; s. auch<br />
¹Schallplattenª).<br />
CD-Player im Auto wur<strong>de</strong> als AM eines Redakteurs anerkannt, <strong>de</strong>r damit auf<br />
<strong>de</strong>n morgendlichen und abendlichen Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
von ihm beruflich zu besprechen<strong>de</strong> CDs hören und auswählen wollte und<br />
konnte, um diese später vor <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r Besprechung mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />
hochwertigen Anlage in seinem häuslichen Arbeitszimmer anzuhören (FG Ba.-<br />
Württ. v. 15. 7. 1997, EFG 1998, 276, rkr.).<br />
Computer: s. Anm. 566±569.<br />
Darlehensfor<strong>de</strong>rung: s. ¹Geldª.<br />
Diktiergerät ist ein typisches Hilfsmittel bei <strong>de</strong>r Erwerbsausübung in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Berufszweigen u. daher in aller Regel als AM anzuerkennen (etwa<br />
bei einem Richter, angestellten Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt<br />
o<strong>de</strong>r Arzt). Eine gelegentliche Verwendung für private Korrespon<strong>de</strong>nz steht<br />
<strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen; für die Wie<strong>de</strong>rgabe privater Musikaufnahmen<br />
ist ein Diktiergerät nicht geeignet (vgl. auch BFH v. 29. 1. 1971 VI R 31/68,<br />
BStBl. II, 327; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100; Schmidt/Drenseck<br />
XIX. § 9 Rn. 175.<br />
Elektronenrechner: s. ¹Computerª in Anm. 566±569.<br />
Fachliteratur: s. ¹Bücherª, in Anm. 559±564 und hier ¹Zeitungen und Zeitschriftenª.<br />
Fahrrad: Das Fahrrad <strong>de</strong>s angestellten Wachmanns einer Wach- und Schlieûgesellschaft<br />
kann ± trotz lediglich mittelbarer Funktion im Erwerbsprozeû ± ein<br />
AM sein (BFH v. 15. 9. 1961 VI 228/60 U, BStBl. III, 552; bestätigt durch BFH<br />
v. 9. 4. 1963 VI 6/61 U, BStBl. III, 299). Dies gilt etwa auch für das Fahrrad<br />
eines angestellten Zeitungsausträgers (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H<br />
100). Der WKAbzug erfolgt über die AfA o<strong>de</strong>r als gWG.<br />
Fahrrä<strong>de</strong>r dagegen, die lediglich für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />
benutzt wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n wegen nicht unwesentlicher privater Mitverwendung<br />
keine AM.<br />
Fernsehgerät: Wegen <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots gem. § 12 Nr. 1<br />
Satz 2 sind Aufwendungen für ein Fernsehgerät auch bei einem auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />
<strong>de</strong>s Films u. <strong>de</strong>s Fernsehens tätigen Stpfl. regelmäûig nach Auffassung <strong>de</strong>r Rspr.<br />
nicht als WK abziehbar; da <strong>de</strong>ren Nutzung im privaten Lebensbereich üblich ist,<br />
wird ein nicht unwesentlicher privater Veranlassungszusammenhang typisierend<br />
unterstellt (so BFH v. 19. 10. 1970 GrS 3/70, BStBl. II 1971, 21 bei einem Fernsehgerät<br />
in einem stl. anerkannten Arbeitszimmer). So besteht ua. ein Erfahrungssatz,<br />
daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig auch im privaten<br />
Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n (BFH v. 27. 9. 1991 VI R 1/90, BStBl. II 1992,<br />
195). Er kann nur entkräftet wer<strong>de</strong>n, wenn ein Beteiligter die ernsthafte Möglichkeit<br />
darlegt, daû im konkreten Einzelfall eine vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong><br />
Gestaltung vorliegt (BFH v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/NV 1994,<br />
18). Aufwendungen für eine Satellitenempfangsanlage sind keine WK (FG<br />
Rhld.-Pf. v. 30. 4. 1997, EFG 1997, 952, rkr.).<br />
Filmkamera: Die Filmkamera eines Lehrers für bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst stellt nach Auffassung<br />
<strong>de</strong>s FG Rhld.-Pf. v. 8. 8. 1978 (NWB 1978 F. 1, 290, rkr.) unter Berufung<br />
auf die Lebenserfahrung selbst dann kein AM dar, wenn <strong>de</strong>r Ehepartner<br />
eine höherwertige, ausschlieûlich privat genutzte Kamera besitzt; uE hinsichtlich<br />
<strong>de</strong>r Beweislast zu restriktiv. Die Filmkamera eines hauptberuflichen Fotografen<br />
kann dagegen ein AM sein (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100).<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 327
§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Geld in seiner Eigenschaft als Zahlungsmittel fällt nicht unter Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 6, da ein Erwerbsbezug wesensmäûig nicht konkretisierbar ist (BFH v.<br />
4. 7. 1986 VI R 227/83, BStBl. II, 771, zust. v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; vgl.<br />
auch Bormann, DStZ 1982, 98). Auch Darlehensfor<strong>de</strong>rungen bil<strong>de</strong>n keine AM<br />
(BFH v. 19. 10. 1982 VIII R 97/79, BStBl. II 1983, 295, jedoch offen gelassen<br />
für atypisch gelagerte Sachverhalte von ArbN-Darlehen an <strong>de</strong>n ArbG; eingehend<br />
dazu Anm. 193).<br />
Gemäl<strong>de</strong>: s. ¹Bil<strong>de</strong>rª.<br />
Hun<strong>de</strong>:<br />
P Aufwendungen für Wachhun<strong>de</strong> einschl. Futter und Pflegekosten bil<strong>de</strong>n bei einem<br />
ArbN im Bewachungsgewerbe WK; <strong>de</strong>r Hund ist dort ein berufstypisches AM<br />
(nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n die von einem Hausmeister für seinen privaten Wachhund<br />
aufgewen<strong>de</strong>ten Futterkosten wegen nicht unwesentlicher privater Nutzung<br />
und fehlen<strong>de</strong>r Trennbarkeit, BFH v. 10. 9. 1990 VI R 101/86, BFH/NV 1991,<br />
234; v. 29. 3. 1979 IV R 103/75, BStBl. II, 512 betr. BA-Abzug einer unverheirateten<br />
Landärztin; FG Hbg. v. 13. 10. 1982, EFG 1983, 342, rkr., betr. Hun<strong>de</strong>haltung<br />
zur Sicherung eines Tanzschulbetriebs). Diese Beurteilung gilt neben § 19<br />
auch für die an<strong>de</strong>ren Überschuûeinkünfte (s. FG München v. 18. 3. 1987, EFG<br />
1987, 451, rkr., betr. Aufwendungen für Hun<strong>de</strong>haltung bei Vermietungseinkünften).<br />
P Aufwendungen für einen Jagdhund bei einem angestellten Forstbediensteten gehören<br />
dagegen grundsätzlich zu <strong>de</strong>n WK, da die überwiegen<strong>de</strong> Verwendung <strong>de</strong>r<br />
Tiere für berufliche Jagdzwecke unterstellt wer<strong>de</strong>n kann (so zutr. BFH v.<br />
29. 1. 1960 VI 9/59 U, BStBl. III, 163 mit abgrenzen<strong>de</strong>n Hinweisen zur gewerblichen<br />
Betätigung bei Hun<strong>de</strong>zucht).<br />
P Aufwendungen eines blin<strong>de</strong>n ArbN für seinen Blin<strong>de</strong>nhund sind als WK im Rahmen<br />
<strong>de</strong>s § 19 zu berücksichtigen, soweit <strong>de</strong>r Blin<strong>de</strong>nhund aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n<br />
beansprucht wird (FG München v. 16. 11. 1984, EFG 1985, 390, rkr.: anteiliger<br />
WKAbzug wegen leichter u. einwandfreier Trennbarkeit; Abgrenzung zu<br />
§ 33 b erfor<strong>de</strong>rlich; krit. dazu Schmidt, FR 1986, 35; s. auch § 9 Abs. 2 betr.<br />
Körperbehin<strong>de</strong>rte).<br />
Karteikästen, Mappen und Aktenordner sind typische Hilfsmittel <strong>de</strong>r Büroorganisation<br />
und bil<strong>de</strong>n daher AM (s. auch FG Hbg. v. 30. 11. 1955, EFG 1956,<br />
263, rkr., betr. Hochschullehrer); uE gilt dies für sämtliche mit Schreibtischarbeiten<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Art befaûten Personenkreise. Evtl. stfrei vom ArbG erlangte<br />
Kostenerstattungen sind gegenzurechnen.<br />
Klavier: s. Anm. 572±574.<br />
Kraftfahrzeug (s. auch Anm. 750 ¹Autokostenª):<br />
P Kriterien <strong>de</strong>r AMEigenschaft: Ein Kfz., welches von einem Stpfl. nahezu<br />
ausschlieûlich im Rahmen einer erwerbsbezogenen Tätigkeit genutzt wird (zB<br />
bei einem angestellten Reisen<strong>de</strong>n), ist AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 (BFH v.<br />
29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. <strong>de</strong>n zu 95 vH beruflich genutzten<br />
Pkw. eines im Auûendienst tätigen angestellten Maschinenbauingenieurs; s. auch<br />
BFH v. 21. 3. 1975 VI R 131/73, BStBl. II, 641 betr. veruntreute Anzahlung für<br />
einen Pkw., <strong>de</strong>r als AM genutzt wer<strong>de</strong>n sollte; wegen Vermögensbezug keine<br />
WKBerücksichtigung).<br />
Es genügt für die Einstufung als AM nicht, daû ein im übrigen auch privat genutztes<br />
Kfz. lediglich für Fahrten zwischen Wohnung u. Arbeitsstätte verwen<strong>de</strong>t<br />
wird; die private Mitbenutzung überschreitet insoweit die Bagatellgrenze (BFH<br />
v. 7. 2. 1964 VI 201/62 S, BStBl. III, 251; Nds. FG v. 21. 1. 1970, EFG 1970,<br />
E 328 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />
279, bestätigt durch BFH; s. auch BFH v. 30. 11. 1979 VI R 83/77, BStBl. II<br />
1980, 138). Kein AM ist das Kfz. eines Richters, <strong>de</strong>r ausschlieûlich mit verkehrsrechtlichen<br />
Angelegenheiten befaût ist und dadurch zu Fahrerfahrung gelangen<br />
will (BFH v. 10. 3. 1955 IV 633/54 U, BStBl. III, 131; an<strong>de</strong>rs bei einem um<br />
100 vH in seiner Erwerbsfähigkeit gemin<strong>de</strong>rten, gehbehin<strong>de</strong>rten ArbN, da das<br />
Kfz. für ihn ein beruflich unentbehrliches Fortbewegungsmittel ist; es sind die<br />
tatsächlich entstan<strong>de</strong>nen Fahrtkosten abziehbar (BFH v. 28. 1. 1966 VI 66/65,<br />
BStBl. III, 291; s. auch § 9 Abs. 2).<br />
Vorführwagen eines angestellten Kfz.-Verkäufers, die ihm selbst gehören, sind<br />
AM, verlieren diese Eigenschaft aber im Augenblick <strong>de</strong>r Veräuûerung, da hierin<br />
eine vom Dienstverhältnis gelöste gewerbliche Tätigkeit liegt (FG Münster v.<br />
21. 12. 1966, EFG 1967, 502, rkr.).<br />
P Umfang <strong>de</strong>s WK-Abzugs: Wenn das Kfz AM ist, gehören die gesamten Aufwendungen,<br />
dh. neben <strong>de</strong>n tatsächlich anfallen<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Kosten (Treibstoff, Versicherung,<br />
Kfz.-Steuer, Reparaturen, Garagenmiete, Finanzierungskosten usw.)<br />
auch die AfA auf die AK, zu <strong>de</strong>n WK. Auch bei aufwendigen Instandsetzungsmaûnahmen,<br />
die zu einer Werterhöhung u. einer Verlängerung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />
<strong>de</strong>s Pkw. führen, geht die Rspr. regelmäûig von zum Zahlungszeitpunkt<br />
abziehbarem Erhaltungsaufwand aus (BFH v. 11. 4. 1986 VI R 141/82, BFH/<br />
NV 1986, 529). Wegen <strong>de</strong>r Konkurrenz zu Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 mit <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />
WKPauschbeträgen s. Anm. 447.<br />
Zum Abzug von Aufwendungen für Kfz., die keine AM sind, s. Anm. 750<br />
¹Kraftfahrzeugª und ¹Fahrtkostenª.<br />
Lexikon: s. Anm. 559±564.<br />
Mikrofilme: Aufwendungen eines Geistlichen für Mikrofilme von Predigerhandschriften<br />
sind WK wegen beruflicher Fortbildung, ohne daû es auf <strong>de</strong>ren<br />
Höhe ankommt (BFH v. 28. 6. 1963 VI 45/63 U, BStBl. III, 435).<br />
Musikinstrumente: s. Anm. 572±574.<br />
Papierkorb: s. ¹Schreibtischª.<br />
Pistole: s. ¹Waffenª.<br />
Reitpferd: Aufwendungen eines angestellten Reitlehrers für ein eigenes Reitpferd,<br />
welches überwiegend für berufliche Zwecke eingesetzt wird (zB im Reitunterricht<br />
u. bei vom ArbG veranstalteten Reitturnieren), stellen WK dar; das<br />
Reitpferd ist in einem solchen Fall ein AM (übereinstimmend FG Düss. v.<br />
22. 6. 1982, EFG 1983, 65, rkr.; Hess. FG v. 2. 12. 1982, EFG 1983, 226, rkr.).<br />
Als WK kommen neben <strong>de</strong>r AfA insbeson<strong>de</strong>re die laufen<strong>de</strong>n Unterhaltskosten<br />
in Betracht.<br />
Tritt die Nutzung <strong>de</strong>s Reitpfer<strong>de</strong>s für private Sportzwecke dagegen nicht völlig<br />
in <strong>de</strong>n Hintergrund, so liegen nichtabziehbare gemischte Aufwendungen gem.<br />
§ 12 Nr. 1 Satz 2 vor (FG Rhld.-Pf. v. 17.3. 1995, EFG 1995, 746, rkr., betr. eigenes<br />
Reitpferd einer angestellten Reitlehrerin, die mit ihrem auch im Reitunterricht<br />
eingesetzten Pferd bei sechs Turnieren im Jahr mitgeritten ist; im Ergebnis<br />
ebenso FG Münster v. 6. 8. 1990, EFG 1992, 452, rkr., betr. Reitpferd einer<br />
Fach-Journalistin; FG Rhld.-Pf. v. 26. 5. 2000, LEXinf.-Nr. 0554646, rkr., betr.<br />
Reitpferd einer angestellten Pfer<strong>de</strong>meisterin, die mit ihrem Pferd bei acht Turnieren<br />
im Jahr selbst mitgeritten ist).<br />
Rundfunkgerät: Eine Qualifikation als AM ist nur in beson<strong>de</strong>rs gelagerten<br />
Ausnahmefällen <strong>de</strong>nkbar, da es sich um einen typischen Gegenstand <strong>de</strong>r allgemeinen<br />
Lebensführung han<strong>de</strong>lt. Radiogeräte bieten vielfältige Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />
Unterhaltung und <strong>de</strong>r Information und wer<strong>de</strong>n üblicherweise nicht nur zur Un-<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 329
§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
terrichtung und Fortbildung auf <strong>de</strong>m betrieblichen o<strong>de</strong>r beruflichen Gebiet <strong>de</strong>s<br />
jeweiligen Halters genutzt (BFH v. 7. 9. 1989 IV R 128/88, BStBl. II 1990, 19).<br />
Ebenso wie die Kosten eines Fernsehgeräts fallen <strong>de</strong>shalb auch die Kosten eines<br />
Radiogeräts unter das Abzugs- und Aufteilungsverbot, sofern nicht wegen seiner<br />
Funktion im Einzelfall, zB bei einem in Betriebsräumen von ArbN genutzten<br />
Gerät, ein Bezug zur Lebensführung ausschei<strong>de</strong>t (s. BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/<br />
70, BStBl. II 1971, 17 [21]) o<strong>de</strong>r es sich um ein Autoradio han<strong>de</strong>lt, das unselbständiger<br />
Bestandteil eines zum Betriebsvermögen gehören<strong>de</strong>n Kfz. ist (BFH v.<br />
24. 10. 1972 VIII R 201/71, BStBl. II 1973, 78).<br />
Schallplatten bil<strong>de</strong>n für einen Berufsmusiker AM, zumin<strong>de</strong>st soweit es sich um<br />
Musikwerke han<strong>de</strong>lt, an <strong>de</strong>ren Aufführung er mitgewirkt hat (Hess. FG v. 9. 3.<br />
1972, EFG 1972, 329, rkr.). Bei einer Musiklehrerin haben Schallplatten idR<br />
auch einen Privatbezug, so daû die Geltendmachung als WK ausschei<strong>de</strong>t (s. v.<br />
Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100 mit Hinweis auf BFH v. 17. 9. 1976 VI R<br />
220/74, nv.; ähnlich Woring in L/B/P, § 9 Rn. 400); uE sind bei entsprechen<strong>de</strong>m<br />
Nachweis auch Ausnahmen <strong>de</strong>nkbar (zB Anschaffung einer speziellen<br />
Schallplatte rein für Unterrichtszwecke). Die für schöngeistige Literatur gelten<strong>de</strong>n<br />
Grundsätze (s. Anm. 562) wer<strong>de</strong>n entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n sein (s. FG<br />
München v. 11. 5. 1999, EFG 1999, 891, rkr., betr. Musik-CD; gilt auch für Musikkassetten<br />
u. Mini-Disc).<br />
Schreibmaschine ist als AM anzuerkennen bei Anschaffung aus ganz überwiegen<strong>de</strong>n<br />
Erwerbsgrün<strong>de</strong>n und entsprechen<strong>de</strong>r Nutzung für dienstliche Zwecke,<br />
eine untergeordnete private Mitverwendung ist nicht stschädlich. Ansonsten<br />
gelten bei gemischter Nutzung die allgemeinen restriktiven Abgrenzungs- und<br />
Zuordnungsüberlegungen <strong>de</strong>s BFH (v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971,<br />
17; dazu eingehend Anm. 179). Die stl. Qualifikation ist im Grundsatz unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r betroffenen Überschuûeinkunftsart u. <strong>de</strong>r Berufsgruppe, wenngleich<br />
auf <strong>de</strong>r Lebenserfahrung beruhen<strong>de</strong> Typisierungen die Anerkennung im Einzelfall<br />
erleichtern o<strong>de</strong>r erschweren können. Eine zweite, <strong>de</strong>m Stpfl. für Privatkorrespon<strong>de</strong>nz<br />
zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Schreibmaschine indiziert <strong>de</strong>n Erwerbsbezug.<br />
Für AMEigenschaft vgl. BFH v. 29. 1. 1971 VI R 31/68, BStBl. II, 327 betr. einen Richter,<br />
bestätigt durch BFH v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; auch bereits v.<br />
9. 4. 1963 VI 6/61 U, BStBl. III, 299 betr. Prüfer eines genossenschaftlichen Prüfungsverbands.<br />
Vgl. weiterhin FG Berlin v. 31. 1. 1969, EFG 1969, 399, best. durch BFH v.<br />
15. 10. 1971 VI R 74/69, EFG 1972, 470; FG Ba.-Württ. v. 29. 4. 1982, EFG 1983,<br />
167, rkr., betr. zeitanteilige Geltendmachung bei Anschaffung für Übungszwecke zur<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Schreibfertigkeit; FG Münster v. 2. 4. 1987, EFG 1987, 501, rkr., betr.<br />
Polizeianwärter (uE zutr. bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Bereitschaftspolizei erteilten<br />
Auskunft).<br />
Ablehnend dagegen: FG Düss. v. 20. 6. 1974, EFG 1974, 516, rkr., betr. Reparaturkosten<br />
einer Schreibmaschine für Lehrerin, FG Ba.- Württ. v. 28. 8. 1987, EFG 1988, 116, rkr.<br />
(Zweifel an <strong>de</strong>r behaupteten Art u. <strong>de</strong>m behaupteten Umfang <strong>de</strong>r privaten Mitbenutzung).<br />
Bei stl. Anerkennung <strong>de</strong>r Schreibmaschine als AM sind auch anfallen<strong>de</strong> Nebenkosten<br />
uE abziehbar (zB für lfd. Wartung u. Reparaturen); dies erstreckt sich<br />
auch auf Schreibmaterial (s. auch Hinweis bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />
H 100; BFH v. 28. 9. 1984 VI R 144/83, BStBl. II 1985, 89); s. im übrigen<br />
Anm. 566±569 betr. Computer, <strong>de</strong>r die ¹klassischeª Schreibmaschine weitgehend<br />
verdrängt hat.<br />
Schreibtisch (s. ferner ¹Arbeitszimmerª): Falls ein<strong>de</strong>utig vom Stpfl. nachgewiesen,<br />
zumin<strong>de</strong>st glaubhaft gemacht wer<strong>de</strong>n kann, daû <strong>de</strong>r Schreibtisch weit überwiegend<br />
zu beruflichen o<strong>de</strong>r sonstigen erwerbsbezogenen Arbeiten benutzt<br />
E 330 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />
wird u. nicht privaten Repräsentationszwecken dient, han<strong>de</strong>lt es sich um ein AM<br />
iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschuûeinkunftsart. Dies gilt<br />
materiell-rechtlich unabhängig davon, ob das Möbelstück in einem als häusliches<br />
Arbeitszimmer anerkannten Raum steht o<strong>de</strong>r nicht. Allerdings indiziert die stl.<br />
Anerkennung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers die AMQualität <strong>de</strong>s Schreibtischs. Unbeachtlich<br />
ist im Grundsatz auch die Höhe <strong>de</strong>r Schreibtischkosten.<br />
StRspr.: BFH v. 21. 1. 1966 VI 92/64, BStBl. III, 219; v. 18. 2. 1977 VI R 182/75,<br />
BStBl. II, 464; v. 31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; v. 25. 9. 1992 VI R 109/87,<br />
BStBl. II 1993, 106; FG Rhld.-Pf. v. 29. 3. 1973, EFG 1973, 536, rkr.<br />
Die gleiche stl. Beurteilung greift ein für sämtliche zum Schreibtisch dazugehörigen<br />
Gegenstän<strong>de</strong> wie Schreibtischlampe, Schreibtischsessel, Schreibtischgarnitur<br />
u. Papierkorb (ausdrücklich BFH v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; v.<br />
31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV<br />
1997, 341).<br />
Bei <strong>de</strong>r zeitlichen Geltendmachung <strong>de</strong>r WK ist die AfA-Regelung gem. Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 7 zu beachten, wobei unabhängig voneinan<strong>de</strong>r eine wirtschaftliche<br />
o<strong>de</strong>r eine nutzungsbedingte technische AfA in Betracht kommen (BFH v.<br />
31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355 betr. AfA für über 100 Jahre alte, ständig<br />
in Gebrauch befindliche Möbelstücke, die wirtschaftlich im Wert steigen, dazu<br />
o.V., HFR 1986, 291 mit Hinweis auf eine uU abweichen<strong>de</strong> Behandlung ¹echterª<br />
Antiquitäten; vgl. auch Nds. FG v. 16. 4. 1997, EFG 1997, 953, wonach ein<br />
150 Jahre alter, bisher nicht restaurierter, voll gebrauchsfähiger Schrank, <strong>de</strong>r<br />
zum Aufbewahren beruflicher Unterlagen genutzt wird, jährlich nur einem so<br />
geringen Wertverzehr unterliegt, daû die AfA stl. zu vernachlässigen ist). Zum<br />
¹Einlagewertª bei späterer beruflicher Umwidmung eines zunächst privat angeschafften<br />
Schreibtischs s. Anm. 610.<br />
Schreibtischgarnitur: s. ¹Schreibtischª.<br />
Schreibtischlampe: s. ¹Schreibtischª.<br />
Sportsachen (Sportbekleidung, Sportgeräte): s. auch ¹Berufskleidungª in<br />
Anm. 550±556.<br />
Nach Auffassung <strong>de</strong>r höchstrichterlichen Rspr. bil<strong>de</strong>n Aufwendungen für Sportgeräte<br />
u. Sportbekleidung in vollem Umfang WK, wenn die private Mitbenutzung<br />
<strong>de</strong>r Sportsachen gegenüber <strong>de</strong>m Erwerbsbezug von ganz untergeordneter<br />
Be<strong>de</strong>utung ist. Die Aufwendungen sollen bei einer privaten Nutzung von<br />
15,5 vH unter das Aufteilungs- und Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 fallen<br />
und insgesamt nicht mehr abziehbar sein. Entschei<strong>de</strong>nd für die stl. Qualifikation<br />
dürfte letztlich eine werten<strong>de</strong> Betrachtung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> sein. Zu <strong>de</strong>n<br />
abziehbaren Aufwendungen gehören auch Reinigungskosten (s. ¹Waschmaschinenª).<br />
BFH v. 23. 2. 1990 VI R 149/87, BFH/NV 1990, 765 betr. einen ua. Sport unterrichten<strong>de</strong>n<br />
Lehrer wegen Sportschuhen, Sporthemd, Trainingsanzug u. Trainingsjacke; v.<br />
21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262 betr. ein mit Sportunterricht befaûtes<br />
Diplom-Pädagogen-Ehepaar, bei welchem Aufwendungen für Turnschuhe, Fuûballschuhe<br />
und Badmintonschläger stl. anerkannt wer<strong>de</strong>n, nicht dagegen Aufwendungen,<br />
die sich auf einen Surflehrgang, eine Surfausrüstung sowie das Abonnement einer<br />
Schachzeitschrift erstrecken; krit. unter verschie<strong>de</strong>nen stsystematischen Gesichtspunkten<br />
Prinz, FR1987, 330; s. auch bereits BFH v. 24. 10. 1974 IV R 101/72, BStBl. II<br />
1975, 407 betr. die Versagung <strong>de</strong>s BA-Abzugs für einen nebenberuflich tätigen Skilehrer.<br />
Zur Diskussion um die quantitativen Grenzen einer stschädlichen privaten Mitbenutzung<br />
s. Anm. 547.<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 331
§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Die früher uneinheitliche und eher restriktive Rspr. <strong>de</strong>r FG verfährt nach <strong>de</strong>n<br />
genannten Rechtsgrundsätzen <strong>de</strong>s BFH, wobei letztlich <strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong><br />
zu ermitteln<strong>de</strong> private Nutzungsanteil ausschlaggebend ist.<br />
FG Düss. v. 16. 11. 1995, EFG 1996, 176, rkr., betr. Sportschuhe, Sporthem<strong>de</strong>n, Trainingsanzüge,<br />
Trikots eines ua. Sport unterrichten<strong>de</strong>n Lehrerehepaars, das für <strong>de</strong>n privaten<br />
Sport mit nahezu 500 DM pro Person bereits groûzügig ausgestattet war und <strong>de</strong>ren<br />
beruflich angeschaffte Kleidung in <strong>de</strong>r Schule aufbewahrt wur<strong>de</strong>; FG Köln v. 5. 6.<br />
1996, LEXinf.-Nr. 0136615, rkr., betr. Surfbrett und Surfausrüstung eines Sportlehrers<br />
an einem Gymnasium, <strong>de</strong>r die Surfartikel für zwei nicht entlohnte Fortbildungslehrgänge<br />
und eine Schulveranstaltung ca. 2±3 Wochen im Jahr beruflich verwen<strong>de</strong>t, wobei<br />
nach Auffassung <strong>de</strong>s FG Köln bei Sportartikeln in aller Regel zunächst eine Vermutung<br />
besteht, daû sie auch aus privaten Grün<strong>de</strong>n angeschafft wor<strong>de</strong>n sind; FG Münster v.<br />
12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr., betr. Sporttasche, Pfeife, Trainingsanzüge, Gymnastikschuhe,<br />
T-Shirts einer 11 Stun<strong>de</strong>n Sport unterrichten<strong>de</strong>n Lehrerin mit einer Wochenstun<strong>de</strong>nverpflichtung<br />
von 21 Stun<strong>de</strong>n, für die die Sportkleidung typische Berufskleidung<br />
darstelle, so daû die zur bürgerlichen Kleidung entwickelten Grundsätze nicht<br />
zur Anwendung kommen.<br />
Die FinVerw. anerkennt regelmäûig <strong>de</strong>n WKAbzug hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
für Sportbekleidung (zB Turnschuhe, Trainingsanzug, Turnhose uä.) durch<br />
angestellte Sportlehrer an Schulen. Bei einer nicht völlig untergeordneten privaten<br />
Mitbenutzung <strong>de</strong>r Sportkleidung greift allerdings das Aufteilungs- u. Abzugsverbot<br />
ein; ein solcher Privatbezug wird etwa typisierend unterstellt bei <strong>de</strong>r<br />
Anschaffung u. Instandhaltung einer Skiausrüstung.<br />
Vgl. als koordinierten Län<strong>de</strong>rerlaû FinMin. NRW v. 10. 5. 1985 u. Nds. v. 6. 5. 1985, FR<br />
1985, 323; davor bereits OFD Köln v. 2. 10. 1984, StEK EStG § 9 Nr. 346.<br />
UE sollte das erwerbsbezogene Veranlassungsprinzip im Einzelfall strikt zur<br />
Anwendung gebracht wer<strong>de</strong>n, wobei sich eine generalisieren<strong>de</strong> Beurteilung wegen<br />
<strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>nkbarer Sachverhalte verbietet (ähnlich Stahl, KÖSDI 1987,<br />
6706). Entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln sollte <strong>de</strong>m Stpfl. zur Vermeidung<br />
unzulässiger Sachverhaltsverkürzung die Möglichkeit zum Nachweis<br />
<strong>de</strong>s Erwerbsbezugs eingeräumt wer<strong>de</strong>n; materiell-typisieren<strong>de</strong> Regelungen sind<br />
daher durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r zu vermei<strong>de</strong>n.<br />
Stereoanlage ist typischerweise als Gegenstand <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung<br />
kein AM. Der Erfahrungssatz, daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig<br />
auch im privaten Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n, kann nur entkräftet wer<strong>de</strong>n,<br />
wenn <strong>de</strong>r Stpfl. die ernsthafte Möglichkeit darlegt, daû im konkreten Einzelfall<br />
eine vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong> Gestaltung vorliegt. Allein <strong>de</strong>r Hinweis<br />
auf <strong>de</strong>n Standort im Arbeitszimmer, aufdie Existenz einer weiteren Stereoanlage<br />
und auf die starke Arbeitsbelastung reicht zur Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>s Anscheinsbeweises<br />
nicht aus. Von Be<strong>de</strong>utung sein können zB <strong>de</strong>r genaue Inhalt <strong>de</strong>r Beschäftigung,<br />
die Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes, Gröûe und Einrichtung <strong>de</strong>s<br />
Arbeitszimmers, die Wertigkeit <strong>de</strong>r jeweiligen Bausteine <strong>de</strong>r Stereoanlage sowie<br />
<strong>de</strong>r Lebenszuschnitt und die sonstigen Interessen <strong>de</strong>s Stpfl. (BFH v. 27. 5. 1993<br />
VI R 54/90, BFH/NV 1994, 18; vgl. auch FG Düss. v. 16. 12. 1981, EFG 1982,<br />
563, rkr., betr. einen angestellten Musiklehrer: Der Installation <strong>de</strong>r Stereoanlage<br />
in einem stl. anerkannten Arbeitszimmer kommt danach keine entscheidungserhebliche<br />
Be<strong>de</strong>utung zu; maûgeblich ist vielmehr <strong>de</strong>r einwandfrei feststehen<strong>de</strong><br />
Verwendungszweck <strong>de</strong>r Anlage, wobei das Fehlen einer zweiten Anlage für private<br />
Zwecke uU die StSchädlichkeit indiziert).<br />
Telefon: Nicht anerkannt wur<strong>de</strong> das schnurlose Telefon als AM eines Lehrers<br />
mit <strong>de</strong>n Fächern Sport und Physik, weil kein objektiver Zusammenhang zwischen<br />
<strong>de</strong>r Berufstätigkeit und <strong>de</strong>r Anschaffung <strong>de</strong>s schnurlosen Telefons feststellbar<br />
war (FG Rhld.-Pf. v. 22. 11. 1994, EFG 1995, 513). Trotz seiner Eigen-<br />
E 332 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />
schaft als immaterielles WG ist ein Telefonanschluû bei überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug<br />
als AM zu qualifizieren (FG Nürnberg v. 22. 11. 1979, EFG 1980,<br />
176, rkr.; str., s. Anm. 540). Der Anrufbeantworter beim häuslichen Telefonanschluû<br />
ist kein AM (FG Saarb. v. 25. 1. 2001, LEXinf.-Nr. 0571796, rkr.). Zum<br />
WKAbzug von Telefonkosten s. Anm. 303±307.<br />
Teleskop eines Lehrers, <strong>de</strong>r neben Mathematik und Physik an einer Schule auch<br />
Astronomie unterrichtet, ist kein AM, wenn es wegen Installation im privaten<br />
Garten für Schüler grundsätzlich nicht zugänglich ist (Nds. FG v. 22. 5. 1987,<br />
LEXinf.-Nr. 0079726, rkr.).<br />
Teppich im stl. anerkannten Arbeitszimmer ist zwar kein AM, führt aber als<br />
Einrichtungsgegenstand zumWKAbzug, wenn seine Zugehörigkeit zur Ausstattung<br />
eines beruflich genutzten Raums nicht untypisch ist und nicht vorwiegend<br />
zur Ausschmückung <strong>de</strong>s Raums dient. Bei einem Teppich von durchschnittlicher<br />
Qualität und durchschnittlichem Preis wird <strong>de</strong>r Charakter als Gebrauchsgegenstand<br />
regelmäûig zu bejahen sein (so bei Teppich für 3900 DM BFH v.<br />
8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341; s. a. BFH v. 7. 9. 1990 VI R 141/<br />
86, BFH/NV 1991, 445 sowie FG Rhld.-Pf. v. 15. 11. 1993, EFG 1994, 236,<br />
rkr.; nicht anerkannt: FG Saarl. v. 14. 10. 1993, EFG 1994, 235, rkr.).<br />
Tonbandgerät kann im Einzelfall AM sein, zB bei einem Musiklehrer, <strong>de</strong>r das<br />
Gerät rein für musikbezogene Unterrichtszwecke verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 24. 8. 1962<br />
VI 57/62, HFR 1963, 57, gebilligt durch BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70,<br />
BStBl. II 1971, 17 [21]). Dies gilt gleichermaûen für einen hauptberuflich tätigen<br />
Musiker, <strong>de</strong>r das Gerät zur Selbstkontrolle seines Spiels verwen<strong>de</strong>t (BFH v.<br />
29. 1. 1971 VI R 6/68, BStBl. II, 459). Generell sind auch Aufwendungen für<br />
ein solches Gerät abziehbar, welches zwar in <strong>de</strong>r Privatwohnung steht, aber<br />
¹nach seiner Beschaffenheit unter Berücksichtigung aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Falls<br />
nur für berufliche Diktate verwendbar ist und verwen<strong>de</strong>t wird, weil zB mit ihm<br />
befriedigen<strong>de</strong> Musikaufnahmen nicht hergestellt wer<strong>de</strong>n könnenª (BFH v.<br />
19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17 [21]; s. auch ¹Diktiergerätª). Für die<br />
Anerkennung als WK auch: FG Karlsruhe v. 21. 9. 1956, EFG 1957, 66, rkr.,<br />
betr. Religionslehrer; VG Berlin v. 7. 2. 1957, EFG 1957, 345, rkr., betr. Rundfunkaufnahmeleiter;<br />
FG Düss. v. 27. 8. 1959, EFG 1960, 26, rkr., betr. Gewerbelehrer.<br />
Ablehnend dagegen wegen fehlen<strong>de</strong>r leichter Trennbarkeit bei gemischter Nutzung<br />
BFH v. 6. 5. 1959 VI 183/57 U, BStBl. III, 292 betr. Lehrer, <strong>de</strong>r das Tonband<br />
als Medium auch im allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unterricht verwen<strong>de</strong>t; bestätigt in<br />
BFH v. 8. 4. 1960 VI 164/59 U, BStBl. III, 274; v. 29. 1. 1971 VI R 31/68,<br />
BStBl. II, 327 betr. Richter.<br />
Vorführwagen: s. ¹Kraftfahrzeugª.<br />
Waffen: Das Jagdgewehr eines Forstbeamten im Revierdienst ist idR AM, da die<br />
Anschaffung aus überwiegend beruflichen Erwägungen typisierend unterstellt<br />
wer<strong>de</strong>n kann (vgl. BFH v. 10. 7. 1964 VI 280/63, StRK EStG § 9 Sätze 1 u. 2<br />
R. 75; gleiches Ergebnis BFH v. 18. 4. 1958 VI 24/58 U, BStBl. III, 300; aA<br />
Nds. FG v. 8. 1. 1973, EFG 1973, 204, rkr., betr. <strong>de</strong>n Forstwart einer Landwirtschaftskammer);<br />
uE als formelle Rechtsvermutung zutreffend. Die stl. Qualifikationen<br />
<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Waffe dürfte idR auf die Beurteilung <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n<br />
Nebenkosten durchschlagen, zB Munition, Reinigungsgeräte usw.<br />
Aufwendungen eines Strafrichters, <strong>de</strong>r sich aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit<br />
bedroht fühlt, zur Anschaffung einer Pistole sind keine WK, da <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>s<br />
eigenen Lebens und <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>r Familienangehörigen <strong>de</strong>m auûerberuflichen<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
E 333
§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />
Bereich angehört; es liegt daher eine zumin<strong>de</strong>st nicht unwesentliche private Mitveranlassung<br />
vor.<br />
So FG Ba.-Württ. v. 26. 7. 1979, EFG 1979, 546, rkr.; so auch bereits die FinVerw. in<br />
einer Referentenbesprechung v. 16./19. 2. 1971, FR 1971, 372; gleiches gilt danach für<br />
Aufwendungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erlangung eines Waffenscheins u. für ähnliche<br />
Verteidigungskosten.<br />
Stellungnahme: Die Entscheidung erscheint zu undifferenziert; uE ist vielmehr ein<br />
WKAnsatz geboten, falls <strong>de</strong>r Waffenerwerb nahezu ausschlieûlich durch die Erwerbstätigkeit<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. ausgelöst wur<strong>de</strong> (glA wohl Risse, BB 1980, 25 in einer Urteilsanmerkung;<br />
s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 175 ¹Pistoleª mit Hinweis auf FG Nbg.<br />
v. 20. 6. 1984, nv.).<br />
Waschmaschinen gehören üblicherweise zu <strong>de</strong>n überwiegend privat genutzten<br />
Haushaltsgegenstän<strong>de</strong>n. Für das Reinigen typischer Berufskleidung im eigenen<br />
Haushalt gilt jedoch, daû die unmittelbaren Kosten <strong>de</strong>s Waschvorgangs (Wasserund<br />
Energiekosten, Wasch- und Spülmittel), aber auch Aufwendungen in Form<br />
<strong>de</strong>r Abnutzung <strong>de</strong>r eingesetzten Waschmaschine (BFH v. 13. 3. 1964 IV R 158/<br />
61, BStBl. III 1965, 455, und v. 25. 10. 1985 III R 173/80, BFH/NV 1986, 281)<br />
und für <strong>de</strong>ren Instandhaltung und Wartung als WK abziehbar sind. Beruflich<br />
veranlaût sind diese Aufwendungen auch, soweit sie durch <strong>de</strong>n Betrieb einer<br />
Waschmaschine entstehen, die auch zum Reinigen privater Wäsche genutzt wird.<br />
Dies gilt selbst dann, wenn typische Berufskleidung zusammen mit privater<br />
Wäsche in einheitlichen Waschvorgängen gereinigt wird. Schätzung auf <strong>de</strong>r<br />
Grundlage <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s einzelnen Waschmaschinenlaufs (BFH v. 29. 6. 1993<br />
VI R 77/91, BStBl II, 837; v. 13. 4. 1961 IV 54/60 U, BStBl. III, 308 u. v.<br />
13. 3. 1964 IV 158/61 S, BStBl. III, 455; vgl. auch FG Berlin v. 22. 10. 1981,<br />
EFG 1982, 463, rkr.); s. auch Anm. 556.<br />
Werkzeuge sind in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 ausdrücklich als AM anerkannt. In Betracht<br />
kommen sämtliche Arbeitsgeräte zur Verrichtung handwerklicher Arbeiten,<br />
vor allem bei <strong>de</strong>n Einkunftsarten § 19 und § 21, wobei kein allzu kleinlicher<br />
Maûstab anzulegen ist (vgl. aber zur Abgrenzung Werkzeug von AM im Hinblick<br />
auf § 3 Nr. 30 BFH v. 21. 8. 1995 VI R 30/95, BStBl. II, 906; v. 9. 4. 1963<br />
VI 6161 U, BStBl. III, 299). Ein durch <strong>de</strong>n ArbG stfrei gewährter Kostenersatz<br />
ist gegenzurechnen (s. § 3 Nr. 30 und Anm. 532).<br />
Zeitungen u. Zeitschriften (s. auch ¹Bücherª in Anm. 559±564):<br />
P Grundsätzliches: Entsprechend <strong>de</strong>r stl. Beurteilung von Bücheraufwendungen<br />
gelten die Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sowie die allgemeinen verfahrensrechtlichen<br />
Beweislastregeln (s. Anm. 55, 130 ff.). Es kommt somit entschei<strong>de</strong>nd<br />
auf <strong>de</strong>n nachweisbaren tatsächlichen Verwendungszweck <strong>de</strong>r Zeitungen u.<br />
Zeitschriften u. <strong>de</strong>ren konkrete Funktion im Einzelfall an. Der objektive Charakter<br />
<strong>de</strong>r Zeitschriften spielt lediglich bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung eine Rolle (vgl.<br />
BFH v. 21. 2. 1986 VI R 192/82, BFH/NV 1986, 401). Die Berufsgruppenzugehörigkeit<br />
<strong>de</strong>s Stpfl. ist materiell-rechtlich grundsätzlich unerheblich, erlangt<br />
allerdings bei verwaltungsseitigen Typisierungen Be<strong>de</strong>utung. Letztlich entschei<strong>de</strong>nd<br />
ist eine Würdigung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls.<br />
P Allgemeine Tageszeitungen, Illustrierte o<strong>de</strong>r sonstigen Wochenzeitschriften: Die Aufwendungen<br />
bil<strong>de</strong>n auch bei einer gewissen Erwerbsnähe üblicherweise nicht abziehbare<br />
Lebensführungskosten gem. § 12 Nr. 1. Falls eine private Mitbenutzung<br />
<strong>de</strong>rartiger Zeitungen wegen <strong>de</strong>r idR auch vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beiträge allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Inhalts vom Stpfl. im Einzelfall nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann,<br />
greift mangels objektivierbarer Abgrenzungskriterien das Aufteilungs- u. Abzugsverbot<br />
ein (s. krit. Anm. 179).<br />
E 334 Rappl
Arbeitsmittel Anm. 580±584 §9<br />
Vgl. BFH v. 30. 6. 1983 IV R2/81, BStBl. II, 715 betr. Versagung <strong>de</strong>s BA-Abzugs für<br />
Bezugsgebühren <strong>de</strong>r Frankfurter Allgemeinen Zeitung (dazu mit unterschiedlich akzentuierter<br />
Kritik: Woerner, BB 1983, 2034; Risse, BB 1983, 2236; Brezing, BB 1984,<br />
394); BFH v. 21. 11. 1986 VI R137/83, BStBl. II 1987, 262 betr. Abonnement einer<br />
Schachzeitschrift durch Schachunterricht erteilen<strong>de</strong>n Lehrer: keine WK wegen nicht<br />
unwesentlicher privater Mitveranlassung; ebenso ablehnend BFH v. 7. 9. 1989 IV R<br />
128/88, BStBl. II 1990, 19, betr. Bezug <strong>de</strong>r ¹Frankfurter Allgemeinen Zeitungª, <strong>de</strong>r<br />
¹Frankfurter Rundschauª, <strong>de</strong>r ¹Süd<strong>de</strong>utschen Zeitungª u. <strong>de</strong>r Wochenzeitschriften<br />
¹Der Spiegelª u. ¹Die Zeitª durch einen Journalisten (Kulturkritiker) sowie BFH<br />
27. 4. 1990 VI R35/86, BFH/NV 1990, 701 betr. Zeitschrift ¹Testª bei einem angest.<br />
Referatsleiter für Marketing, Einkauf u. Materialwirtschaft; glA FG Düss. v. 23. 7. 1980,<br />
EFG 1981, 12, rkr., betr. die Mehraufwendungen eines angestellten Wirtschaftsprüfers<br />
für <strong>de</strong>n Erwerb von Zeitungen auf mehrtägigen Dienstreisen, ähnlich Hess. FG v.<br />
6. 4. 1983, BB 1983, 1392 betr. einen Rechtsanwalt; ablehnend für die Zeitschriften<br />
¹Capitalª u. ¹Wirtschaftswocheª bei einem Diplom-Wirtschaftsingenieur FG Düss. v.<br />
4. 10. 1983, EFG 1984, 228, rkr. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n Bezug <strong>de</strong>r Zeitschrift ¹Geoª betr.<br />
einen Erdkun<strong>de</strong>lehrer FG Münster v. 8. 4. 1986, EFG 1986, 491, rkr.; für die Zeitschriften<br />
¹Management-Wissenª, ¹Rechtsmagazin für Wirtschaftª, ¹Wirtschaftswocheª,<br />
¹Manager-Magazinª u. ¹Impulseª einer angest. Sekretärin, FG Köln v. 19. 7. 1990,<br />
EFG 1991, 21, rkr.; für die Zeitschrift ¹Effecten-Spiegelª betr. angest. Steuerberater,<br />
FG Saarl. v. 19. 3. 1991, EFG 1991, 468, rkr.; für die Zeitschrift ¹Flightª eines angest.<br />
Flugkapitäns, Nds. FG v. 8. 12. 1992, EFG 1993, 375, rkr. Anerkannt wur<strong>de</strong>n die Aufwendungen<br />
für verschie<strong>de</strong>ne Tageszeitungen bei einem Verkaufsleiter durch FG Köln<br />
v. 7. 7. 1993, EFG 1994, 199, rkr.; ablehnend für Tageszeitung und ¹Welt am Sonntagª<br />
bei Lan<strong>de</strong>sgeschäftsführerin einer Partei FG Saarland v. 25. 1. 2001, LEXinf.-<br />
Nr. 0571796, rkr.<br />
P Fachzeitungen und -zeitschriften: Lässt sich im Einzelfall vom Stpfl. eine ausschlieûliche<br />
o<strong>de</strong>r ganz überwiegend erwerbsbezogene Verwendung <strong>de</strong>r Zeitungen<br />
u. Zeitschriften nachweisen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st glaubhaft machen, so ist die<br />
WKEigenschaft zu bejahen; vor allem typische Fachzeitschriften sind daher als<br />
AM anzuerkennen (zB spezielle Börsenzeitschriften, Zeitschriften zu verschie<strong>de</strong>nen<br />
Rechtsgebieten oä). Lt. BFH v. 12. 11. 1982 VI R 193/79, StRK EStG<br />
1975 § 9 Abs. 1 Nr. 6 R. 3 spricht <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Charakter <strong>de</strong>s ¹Han<strong>de</strong>lsblattsª<br />
dafür, daû diese Tageszeitung von einem angestellten Berater in Wirtschafts- u.<br />
Steuerfragen nahezu ausschlieûlich aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n ähnlich einer Fachzeitung<br />
bezogen wird (offen gelassen vom IV. Senat in BFH v. 30. 6. 1983 IV R<br />
2/81 aaO; s. auch BFH v. 19. 1. 1996 VI R64/95, BFH/NV 1996, 402). Auch<br />
<strong>de</strong>r mehrfache Bezug <strong>de</strong>rselben Zeitschrift zum einen für private, zum an<strong>de</strong>ren<br />
für berufliche Verwendungszwecke o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r berufsbedingte Erwerb mehrerer<br />
Tageszeitungen ohne ein erkennbares privates Informationsinteresse führt zur<br />
WKEigenschaft <strong>de</strong>r erwerbsbezogen veranlaûten Aufwendungen, wenngleich es<br />
sich uU nicht um typische Fachzeitschriften han<strong>de</strong>lt.<br />
P Zur Geltung <strong>de</strong>r o. g. Grundsätze für sämtliche privaten Überschuûeinkunftsarten u.<br />
zum Umfang <strong>de</strong>r WK s. Anm. 563 u. 564 betr. Bücher. Als abziehbare Nebenkosten<br />
kommen insbes. auch Aufwendungen für das Bin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zeitschriften in<br />
Betracht.<br />
Einstweilen frei.<br />
HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />
581±584<br />
E 335
§9 Abs.1Satz 3 Nr. 6: Arbeitsmittel<br />
E 336±E 338 Rappl
Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 Anm. 585–586 §9<br />
H. Absetzungen für Abnutzung und für Substanzverringerung<br />
(Abs. 1 Satz 3 Nr. 7)<br />
1. Überblick zu Nr. 7<br />
I. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 7<br />
Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7 im Verhältnis zum allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />
ist ebenso umstritten (nach hM konstitutiv, s. Anm. 588, uE <strong>de</strong>klaratorisch, s.<br />
Anm. 589) wie die Frage, ob wegen Nr. 7 für Überschußeinkünfte ein beson<strong>de</strong>res<br />
„Erwerbsvermögen“ anzunehmen und aus <strong>de</strong>m übrigen Privatvermögen<br />
auszuson<strong>de</strong>rn ist (s. Anm. 590).<br />
Die Absetzungsberechtigung folgt allg. Regeln, dh. absetzungsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige,<br />
<strong>de</strong>r durch die Nutzung <strong>de</strong>s WG Einkünfte erzielt (s. Anm. 47, 595)<br />
Dagegen erfahren die Begriffe<br />
– Wirtschaftsgut als Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung (s. Anm. 605),<br />
– Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten als Bemessungsgrundlage (s. Anm. 608 f.)<br />
und<br />
– Nutzungsdauer (s. Anm. 613–615)<br />
durch die Übernahme aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Gewinneinkünfte in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
systembedingte ¾n<strong>de</strong>rungen. Der WKAbzug erfor<strong>de</strong>rt Erwerbsbezug<br />
(s. Anm. 618). Zur Absetzungspflicht s. Anm. 619 und zum Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r Absetzung s. Anm. 620. Wegen Hinweisen zur Rechtsentwicklung s.<br />
Anm. 3f.; weiterhin auch Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 142–<br />
178: Vorläuferregelungen bis zum Pr. EStG v. 19. 6. 1906.<br />
2. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />
Preuß. EStG v. 24. 6. 1891 (Ges. Slg., 175): Die für alle Einkunftsarten gelten<strong>de</strong><br />
Regelung in § 9 Abs. 1 Nr. 5 enthielt die im Grundsatz <strong>de</strong>r heutigen Nr. 7 entsprechen<strong>de</strong><br />
Regelung, daß vom Einkommen die regelmäßigen jährlichen Absetzungen<br />
für Abnutzung von Gebäu<strong>de</strong>n, Maschinen, Betriebsgerätschaften usw. in<br />
Abzug zu bringen sind, soweit solche nicht bereits unter <strong>de</strong>n Betriebsausgaben<br />
verrechnet sind.<br />
Preuß. EStG v. 19. 6. 1906 (Ges. Slg., 206): In § 8 Nr. I 4 wur<strong>de</strong> fast wörtlich<br />
die bisherige Regelung übernommen (usw. wird ersetzt durch <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s<br />
sonstigen toten Inventars).<br />
EStG 1920 v. 29. 3. 1920 (RGBl., 359): Erstmals wur<strong>de</strong>n in § 13 Nr. 1c die Abschreibungen<br />
für Substanzverringerungen als WK aufgenommen. Die ursprünglich<br />
in § 13 Nr. 1 b enthaltene Fassung, wonach die jährlichen, <strong>de</strong>n Verhältnissen<br />
entsprechen<strong>de</strong>n Abschreibungen für Wertmin<strong>de</strong>rung zu <strong>de</strong>n WK gehören, wur<strong>de</strong><br />
angesichts <strong>de</strong>s inflationären Preisanstiegs durch die Gesetzesnovelle v.<br />
24. 3. 1921 (RGBl., 313) dahingehend geän<strong>de</strong>rt, daß „Abschreibungen für Wertmin<strong>de</strong>rung“<br />
durch „Absetzung für Abnutzung“ ersetzt wur<strong>de</strong>.<br />
EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl., 189): Obwohl <strong>de</strong>r Dualismus Gewinneinkünfte/Überschußeinkünfte<br />
nunmehr ausdrücklich in § 7 Abs. 2 festgeschrieben<br />
wur<strong>de</strong>, regelte § 16 Abs. 2–4 wegen vorhan<strong>de</strong>ner Zweifel über das Verhältnis<br />
von Betriebsausgaben zu WK die Abschreibung weiterhin einheitlich für alle<br />
Einkunftsarten. Dabei wur<strong>de</strong>n die gesamten Anschaffungs- und Herstellungsko-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 339<br />
585<br />
586
587<br />
§9 Anm. 586–587 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
sten ohne Rücksicht auf eine Wertmin<strong>de</strong>rung als WK zugelassen, bei Gegenstän<strong>de</strong>n,<br />
<strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung durch <strong>de</strong>n Stpfl. sich bestimmungsgemäß<br />
auf einen längeren Zeitraum erstreckt, zeitanteilig (s. auch § 7 Anm. 6).<br />
EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl., 1005; RStBl. I, 1261): Sowohl die Formulierung<br />
„Absetzungen für Abnutzung und Substanzverringerung“ in § 9 Nr. 6 als<br />
auch die erstmals vorgenommene Beschränkung auf die sog. Überschußeinkünftsarten<br />
entspricht im wesentlichen <strong>de</strong>r heutigen Rechtslage. Auf die für die<br />
Gewinneinkünfte gelten<strong>de</strong> Regelung in § 7 wur<strong>de</strong> pauschal verwiesen.<br />
II. StNG v. 20. 4. 1949 (WiGBl., 1949, 69): Im Zuge <strong>de</strong>r Einfügung <strong>de</strong>s § 7b<br />
(erhöhte Absetzungen für Einfamilienhäuser, Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen)<br />
und <strong>de</strong>s § 7d (erhöhte Absetzungen für Schiffe) in das EStG<br />
wur<strong>de</strong> die Verweisung in § 9 Nr. 6 auf § 7b und § 7d Abs. 1 erweitert.<br />
Gesetz zur Neuregelung <strong>de</strong>r Absetzungen für Abnutzung bei Gebäu<strong>de</strong>n<br />
v. 16. 6. 1964 (BGBl. I, 353; BStBl. I, 384): Die Verweisungen im Klammerzusatz<br />
wur<strong>de</strong>n an die für Gebäu<strong>de</strong> neu in § 7 eingefügten Absätze 4 u. 5 sowie an<br />
§ 54 (Son<strong>de</strong>rvorschriften für Wohngebäu<strong>de</strong>) angepaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1,<br />
4, 5 und 6, §§ 7b, 54).<br />
Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung und Vereinfachung <strong>de</strong>s EStG u. a. Ges. v. 18. 8. 1980<br />
(BGBl. I, 1537; BStBl. I, 681): Die Verweisungen in Abs. 1 Nr. 7 wur<strong>de</strong>n ergänzt<br />
und neu gefaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1 und 4 bis 6, § 7a Abs. 1 bis 3, 5 und 8,<br />
§§ 7 b, 54).<br />
StBereinG v. 14. 12. 1984 (BGBl. I, 1493; BStBl. I, 659): Die bisherigen Verweisungen<br />
wur<strong>de</strong>n redaktionell angepaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1 und 4 bis 6,<br />
§ 7a Abs. 1 bis 3, 5 und 7 und § 7b).<br />
WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Neben <strong>de</strong>m Wegfall<br />
<strong>de</strong>s Klammerzusatzes mit <strong>de</strong>r Verweisung auf bestimmte Absätze von § 7, 7 a<br />
sowie § 7 b wur<strong>de</strong> in Fällen <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung von WG die entsprechen<strong>de</strong><br />
Anwendung von § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 aufgenommen (sofortige Absetzung<br />
von sog. geringwertigen WG bis 800 DM bzw. 410 E). Durch <strong>de</strong>n Wegfall<br />
<strong>de</strong>s Klammerzusatzes hat sich inhaltlich keine ¾n<strong>de</strong>rung ergeben.<br />
3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />
a) Vorbemerkung<br />
Wegen <strong>de</strong>r Polarität und <strong>de</strong>r teilweisen Überlagerung von Vermögens- u. Erwerbssphäre<br />
bei <strong>de</strong>n quellentheoretisch ausgestalteten Überschußeinkünften ist<br />
die rechtssystematische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7 str.; trotz <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes<br />
(s. Anm. 186) wer<strong>de</strong>n bestimmte erwerbsbezogene Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />
vom Gesetzgeber zum staatlichen Abzug zugelassen.<br />
Die rechtsdogmatische Grundsatzfrage stellt sich gleichermaßen bei <strong>de</strong>r Arbeitsmittelregelung<br />
<strong>de</strong>r Nr. 6 (s. Anm. 531).<br />
Die Klärung <strong>de</strong>s Rechtscharakters von Nr. 6 und Nr. 7 hat vor allem für Grenzfälle<br />
materielle Folgen, zB bei wirtschaftsgutbezogenen Fehlaufwendungen, sonstigen<br />
unplanmäßigen Vermögensverlusten, vorab entstan<strong>de</strong>nen und nachträglichen<br />
WK, bei Veräußerung <strong>de</strong>s Vermögensstamms (s. Anm. 161–172) o<strong>de</strong>r bei<br />
<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r AfA-Berechtigung, insbes. betr. Nießbrauchgestaltungen (s.<br />
§ 7 Anm. 60 ff.). Bei planmäßiger Nutzung <strong>de</strong>s WG ergeben sich in materieller<br />
Hinsicht dagegen aus <strong>de</strong>r Rechtsnatur <strong>de</strong>r Vorschriften allein keine Unterschie<strong>de</strong>.<br />
E 340 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 587–588 §9<br />
Str. ist vor allem,<br />
– ob Nr. 7 (im Verhältnis zum allgemeinen WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1) konstitutive<br />
(hM) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung hat (Anm. 588; uE nur <strong>de</strong>klaratorisch,<br />
Anm. 589) und<br />
– ob im Hinblick auf die Zulässigkeit von Absetzungen gem. Nr. 7 für Überschußeinkünfte<br />
ein sog. Erwerbsvermögen anzunehmen ist und worin die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens besteht (Anm. 590).<br />
b) Konstitutive o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />
Die Rechtsnatur <strong>de</strong>r Nr. 7 wird wie folgt unterschiedlich beurteilt (s. als Überblick<br />
auch § 7 Anm. 9):<br />
Konstitutive Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7: Nach zwischenzeitlich st. BFH-Rspr. und<br />
Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums sind die AHK eines zur Einkunftserzielung eingesetzten<br />
Vermögensgegenstands trotz <strong>de</strong>s Zusammenhangs mit <strong>de</strong>n Einkünften keine<br />
WK iSv. § 9 Abs. 1 Satz 1. Das <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung dienen<strong>de</strong> Vermögen und<br />
seine Wertverän<strong>de</strong>rungen dürfen sich nicht auf die Höhe <strong>de</strong>r Einkünfte auswirken.<br />
Dieser Grundsatz wird durch die stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r AfA auf <strong>de</strong>n zur<br />
Einkünfteerzielung eingesetzten Vermögensgegenstand konstitutiv in Nr. 7<br />
durchbrochen, die insoweit eine originäre Abzugsberechtigung für einen typisierten<br />
bzw. tatsächlichen Wertverzehr im Zusammenhang mit abnutzbaren<br />
ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsgütern begrün<strong>de</strong>t. Erst die Absetzungsregelungen<br />
im Überschußermittlungsbereich bewirken abw. von Abs. 1 Satz 1 WK<br />
<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach; die AHK <strong>de</strong>rartiger WG dienen lediglich als Bemessungsgrundlage<br />
zur Ermittlung <strong>de</strong>r Absetzungen, sind selbst jedoch steuerneutral.<br />
Nr. 7 wird als systemfrem<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Überschußrechnung aufgefaßt. Folgerichtig<br />
erlangt daher auch die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 6 konstitutive<br />
Be<strong>de</strong>utung.<br />
Rechtsprechung: BFH v. 14. 2. 1978 VIII R 9/76, BStBl. II, 455; v. 21. 12. 1982 VIII R<br />
215/78, BStBl. II 1983, 410; BFH v. 4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830; BFH v.<br />
28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758.<br />
Schrifttum: Ring, DStZ 1980, 157 f.; B. Meyer, DStR 1981, 131–133; Ders., DStR 1982,<br />
134 f.; Ders., FR 1987, 57 f.; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />
o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 162 f.; Ders., FR<br />
1981, 499f.; Ders., NWB F. 6, 2885; Mittmann, DStR 1985, 99; Ders., DStZ 1988,<br />
251; Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 45 f.; Lang in Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s<br />
LStRechts, 1986, 54; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 97 f.; Schmidt/Drenseck<br />
XXII. § 9 Rn. 176; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl., 2002, § 9 Rn. 474.<br />
Deklaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7: Nach <strong>de</strong>r zT im Schrifttum und einigen<br />
älteren BFH-Entscheidungen vertretenen Gegenauffassung beinhaltet Nr. 7<br />
eine rein zeitliche Verteilungsregel in Abweichung zum Abflußprinzip gem. § 11<br />
Abs. 2. Die AHK von abnutzbaren Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n erfüllen <strong>de</strong>n vom<br />
Veranlassungsprinzip geprägten allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 und stellen<br />
bei mehr als einjähriger Nutzung selbst WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach dar, die ohne<br />
Nr. 7 im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung voll abziehbar wären. Die AfA-Regelung hat daher<br />
inhaltlich ausschließlich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Lediglich wegen <strong>de</strong>s<br />
mehrperiodigen Nutzungspotentials <strong>de</strong>r Erwerbsgegenstän<strong>de</strong> sollen die „gespeicherten“<br />
WK – bei planmäßigem Ablauf – sukzessive in Höhe <strong>de</strong>r jährlichen<br />
Absetzungsbeträge steuerwirksam wer<strong>de</strong>n (Orientierung an „perio<strong>de</strong>ngerechter“<br />
Verteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen). In konsequenter Fortentwicklung dieser Rechtsauffassung<br />
erlangt daher auch Abs. 1 Nr. 6 einen ausschließlich <strong>de</strong>klaratorischen<br />
Charakter (s. Anm. 531).<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 341<br />
588
589<br />
§9 Anm. 588–589 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
Rechtsprechung: BFH v. 13. 11. 1973 VIII R 157/70, BStBl. II 1974, 161 betr. vergebliche<br />
Planungskosten; zumin<strong>de</strong>st verbal noch weitergehend v. 29. 10. 1953 IV 238/53 U,<br />
BStBl. III, 353 betr. Schuldzinsen vor Bezug eines Einfamilienhauses: „Auch Aufwendungen<br />
zur Schaffung einer neuen Einkunftsquelle stellen Werbungskosten dar“; ähnlich<br />
v. 24. 1. 1969 VI R 173/67, BStBl. II, 312. Zu Abs. 1 Nr. 6 vgl. BFH v. 15. 5. 1981<br />
VI R 66/78, BStBl. II, 735 betr. kostspielige Arbeitsmittel.<br />
Schrifttum: Jakob, Steuern vom Eink. I., 1980, 233, 241; Ders., DStR 1987, 789 f.; Kruse,<br />
FR 1981, 477 f.; Korn KÖSDI 1982, 4477; Wassermeyer, FR 1983, 163 f.; Glanegger,<br />
DStZ 1984, 585; L/B/P, § 9 Rn. 404–408; Ippisch, DStR 1985, 265; Prinz, FR<br />
1986, 408; Hirsch, Das Abflußprinzip als Konkretisierungsstufe <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />
beim Ansatz von WK, 1987, 159–170; Ders., DStR 1988, 197; Jakob/<br />
Wittmann, FR 1988, 540. Wi<strong>de</strong>rsprüchlich uE Rössler, DStZ 1981, 277f. betr. AfA<br />
bei unentgeltlich erworbenem Nutzungsrecht.<br />
c) Eigene Auffassung: <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />
Bei konsequenter Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips haben die AfA-Vorschriften<br />
<strong>de</strong>r Nr. 7 sowie die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>r Nr. 6 unter <strong>de</strong>m teleologischen<br />
Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung uE eine ausschließlich<br />
<strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung. Die Vorschriften fügen sich nahtlos in <strong>de</strong>n allg.<br />
WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 ein. Ein Systembruch innerhalb <strong>de</strong>r WK entsteht<br />
dadurch inhaltlich uE nicht (aA v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />
<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 166 f.;<br />
Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 54). Abs. 1<br />
Nr. 7 konstituiert nur einen Ausnahmetatbestand zum Abflußprinzip in Bezug<br />
auf die zeitliche Verteilung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen.<br />
Wertverzehr- und Verteilungsfunktion: Entwe<strong>de</strong>r unterliegen die <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />
dienen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r begrenzten Nutzbarkeit<br />
aufs Ganze gesehen einem Wertverzehr (zB vermietete Gebäu<strong>de</strong>, Arbeitsmittel,<br />
zeitlich begrenzte Nutzungsrechte) o<strong>de</strong>r aber sie bleiben unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r Nutzung wertbeständig (zB Grundstücke, Wertpapiere).<br />
E Die Einnahmen beim Einsatz nichtabnutzbarer WG sind entsprechend <strong>de</strong>r Nutzungsüberlassung<br />
leistungsfähigkeitsgerecht bemessen. Die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r<br />
Herstellungsaufwendungen sind zwar mittelbar durch <strong>de</strong>n Erwerbsbezug veranlaßt;<br />
sie wer<strong>de</strong>n aber wegen <strong>de</strong>r Zuordnung zur Einkunftsgrundlage zu steuerneutralen<br />
Aufwendungen umqualifiziert und gelangen wegen <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n<br />
Nutzungsverschleißes auch nicht wie<strong>de</strong>r in die steuererhebliche Sphäre zurück<br />
(zum Son<strong>de</strong>rfall erwerbsbezogener Vermögensverluste s. Anm. 190–195).<br />
E Die Einnahmen beim Einsatz abnutzbarer WG enthalten einen vermögensumschichten<strong>de</strong>n<br />
Bestandteil, <strong>de</strong>r zwar als Ausgleich für <strong>de</strong>n Wertverzehr dient,<br />
gleichwohl aber als Bezugsgröße versteuert wer<strong>de</strong>n muß (vgl. Jakob, Steuern<br />
vom Eink. I., 1980, 226; Jakob/Wittmann, FR 1988, 551 f.). Bei einer am Leistungsfähigkeitsprinzip<br />
orientierten Besteuerung (zum Nettoprinzip als Ausdruck<br />
<strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips s. Wolff-Diepenbrock, DStZ 1999, 717)<br />
müssen diese nutzungsbedingten Wertmin<strong>de</strong>rungen als Abzugskomponente berücksichtigt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Die steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Erfassung <strong>de</strong>s nutzungsabhängigen Wertverzehrs ertragbringen<strong>de</strong>r<br />
Privatwirtschaftsgüter steht somit als genereller Rechtfertigungsgrund hinter<br />
Abs. 1 Nr. 6 und Nr. 7 (vgl. auch Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 46, allerdings mit uE<br />
zu weitgehen<strong>de</strong>n Schlußfolgerungen). Inhaltlich ist dies jedoch ein bereits im<br />
allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 verankerter Rechtsgedanke (vgl. zum Begriff<br />
<strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 65; von einer „Vermengung bei<strong>de</strong>r Elemente“ spricht<br />
anschaulich FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG 1982, 71, rkr.).<br />
E 342 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 589 §9<br />
So wer<strong>de</strong>n etwa substanzbezogene Erhaltungsaufwendungen für vermietete Gebäu<strong>de</strong><br />
(s. R 157 Abs. 1 u. 2 EStR), bestimmte Fehlaufwendungen im Zusammenhang mit Gebäu<strong>de</strong>erwerb<br />
o<strong>de</strong>r -herstellung (BFH v. 28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758), sog. geringwertige<br />
WG o<strong>de</strong>r Aufwendungen für abnutzbares Erwerbsvermögen mit einer<br />
Nutzungsdauer von weniger als einem Jahr (keine Arbeitsmittel) als allg. WK <strong>de</strong>m<br />
Grun<strong>de</strong> nach anerkannt, obwohl Abs. 1 Nr. 6 und Nr. 7 tatbestandsmäßig nicht eingreifen.<br />
Zu<strong>de</strong>m besagt die generelle stl. Erfassung <strong>de</strong>s nutzungsabhängigen Wertverzehrs<br />
eines WG noch nichts über <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Geltendmachung.<br />
Losgelöst vom tatsächlichen perio<strong>de</strong>nbezogenen Wertverzehr eines Vermögensgegenstands,<br />
<strong>de</strong>r nur in Einzelfällen Be<strong>de</strong>utung erlangt (zB AfaA gem. § 7 Abs. 1<br />
Satz 6, verkürzte lineare Gebäu<strong>de</strong>absetzung gem. § 7 Abs. 4 Satz 2), ist das gesamte<br />
Gefüge <strong>de</strong>r stl. Absetzungsregelungen vornehmlich vom Verteilungsgedanken<br />
beherrscht; bei Orientierung am Nettoprinzip gilt dies unabhängig von<br />
<strong>de</strong>r Einkunftsermittlungsmetho<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r wertmäßigen Einbindung <strong>de</strong>s Vermögens<br />
selbst. Die perio<strong>de</strong>ngerechte zeitliche Aufwandsverteilung über die begrenzte<br />
Nutzungsdauer eines zur Einkunftserzielung eingesetzten WG ist entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Zweck <strong>de</strong>r Absetzungsregelungen (vgl. BFH v. 15. 3. 1990 IV R<br />
30/88, BStBl. II, 623).<br />
Da Dauer und perio<strong>de</strong>nbezogener Verlauf <strong>de</strong>s tatsächlichen Wertverzehrs wegen<br />
<strong>de</strong>r Verwendung gesetzlicher Verschleißfunktionen (zT in Form von verbindlichen<br />
AfA-Sätzen seitens <strong>de</strong>s Steuergesetzgebers, zB § 7 Abs. 5) regelmäßig<br />
unerheblich sind, stellen uE die AHK abnutzbarer ertragbringen<strong>de</strong>r WG <strong>de</strong>m<br />
Grun<strong>de</strong> nach WK o<strong>de</strong>r BA dar, die bei mehrperiodigem Nutzungspotential zeitverteilt<br />
über die Abschreibungen stl. Geltung erlangen (WK iwS o<strong>de</strong>r BA iwS).<br />
Wegen <strong>de</strong>s Verteilungsgedankens muß <strong>de</strong>r Stpfl. für die AfA-Zurechnung die<br />
Erwerbs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen selbst getragen haben (s. allg. zur<br />
AfA-Berechtigung § 7 Anm. 41). Zum Konkurrenzverhältnis von Abs. 1 Nr. 6<br />
und Nr. 7 vgl. Anm. 549.<br />
Der bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften nur in engen Grenzen gelten<strong>de</strong> Grundsatz<br />
<strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>s Vermögensstamms (s. kritisch Anm. 186 f.; zust.<br />
auch Jakob/Wittmann, FR 1988, 547–549) zwingt uE nicht dazu, die AfA-Regelungen<br />
als WK konstituieren<strong>de</strong> Vorschriften zu interpretieren. Die Absetzungsregelungen<br />
allein unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt eines perio<strong>de</strong>nbezogenen Wertverzehrs<br />
zu sehen, be<strong>de</strong>utet eine Überstrapazierung dieser Rechtsnormen, zumal<br />
sich <strong>de</strong>r Wertverzehrgedanke bereits im allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 nie<strong>de</strong>rgeschlagen<br />
hat.<br />
Notwendige und hinreichen<strong>de</strong> Bedingungskomponenten: Um substanzbezogene<br />
Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen als WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />
nach zu qualifizieren, müssen zwei Kriterien kumulativ erfüllt sein:<br />
– als notwendige Bedingung muß das WG im steuerrelevanten Einkunftserzielungsprozeß<br />
bestimmungsgemäß eingesetzt wer<strong>de</strong>n und<br />
– als hinreichen<strong>de</strong> Bedingung ist ein perio<strong>de</strong>nmäßig fingierter o<strong>de</strong>r im Einzelfall tatsächlicher<br />
Wertverzehr erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>r durch die beabsichtigte o<strong>de</strong>r tatsächliche<br />
erwerbsbezogene Nutzung bzw. durch die zeitlich beschränkte Nutzungsfähigkeit<br />
ausgelöst wird.<br />
Sowohl die im nicht abnutzbaren Privatvermögen gespeicherten Aufwendungen<br />
als auch solche Aufwendungen, die im Zusammenhang stehen mit langfristig ertraglosen<br />
o<strong>de</strong>r ertragschwachen WG, schei<strong>de</strong>n daher aus <strong>de</strong>r werbungskostenrelevanten<br />
Erwerbssphäre aus. Der Grundsatz <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>s Ver-<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 343
590<br />
§9 Anm. 589–590 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
mögensbereichs hat hier seine äußere Grenzlinie. Ansonsten liegen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />
nach WK zumin<strong>de</strong>st im weiteren Sinne vor.<br />
Nr. 7 als zeitorientierte Son<strong>de</strong>rregelung: Während die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r<br />
Herstellungsaufwendungen kurzfristig abnutzbaren Erwerbsvermögens (voraussichtliche<br />
Nutzungsdauer nicht mehr als ein Jahr) o<strong>de</strong>r sog. geringwertiger WG<br />
im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung als WK gem. Abs. 1 Satz 1 abziehbar sind, greifen bei<br />
WG mit einer längerfristigen Nutzungsdauer die zeitverteilen<strong>de</strong>n Absetzungsregelungen<br />
<strong>de</strong>r Nr. 7 ein (zur Konkurrenz gegenüber Nr. 6 vgl. Anm. 549). Im<br />
Interesse einer „perio<strong>de</strong>ngerechten“ Aufwendungszuordnung verdrängen die<br />
Absetzungsregelungen als lex specialis <strong>de</strong>n über Abs. 1 Satz 1 iVm. § 11 Abs. 2<br />
möglichen sofortigen Abzug im Verausgabungsjahr. Die in <strong>de</strong>n AHK gespeicherten<br />
WK können <strong>de</strong>shalb nur zeitverteilt bei zur Einkunftserzielung eingesetzten<br />
und einem erwerbsbezogen veranlaßten (fiktiven o<strong>de</strong>r tatsächlichen)<br />
Werteverzehr unterliegen<strong>de</strong>n WG berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die bei<strong>de</strong>n oa. Meinungsrichtungen (s. Anm. 588) gleichen sich bei <strong>de</strong>r praktischen<br />
Rechtsanwendung abgesehen von untypischen Geschehensabläufen und<br />
Grenzfällen daher an.<br />
Trotz <strong>de</strong>r grundsätzlichen WKEigenschaft von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen<br />
für abnutzbares Erwerbsvermögen sind also in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Veranlagungsperio<strong>de</strong> die notwendige u. hinreichen<strong>de</strong> Bedingung für einen<br />
WKAnsatz zu prüfen, weil die als lex specialis gelten<strong>de</strong>n Absetzungsregelungen<br />
<strong>de</strong>r Nr. 7 die sachlichen Grundvoraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs, zu <strong>de</strong>nen auch<br />
<strong>de</strong>r erwerbsbezogen veranlaßte Vermögensverzehr zählt, erfüllen müssen (vgl.<br />
auch die Argumentation in BFH v. 19. 3. 1982 VI R 25/80, BStBl. II, 442 betr.<br />
einen beruflich bedingten Vermögensscha<strong>de</strong>n). Insoweit hat Nr. 7 aber ausschließlich<br />
<strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Bei einer Unterbrechung <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen<br />
Nutzung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren zeitlicher Befristung können daher die AHK nur<br />
teilweise als WK Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n. Gleiches gilt für substanzbezogene<br />
Arbeitsmittelaufwendungen iSd. Nr. 6, soweit die AfA-Vorschriften zur Anwendung<br />
gelangen (s. zur Streitfrage Anm. 549).<br />
d) Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
Bei <strong>de</strong>n historisch an die Quellentheorie anknüpfen<strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
besteht abw. vom Gewinnermittlungsbereich kein in die stl. Einkünfteermittlung<br />
eingebun<strong>de</strong>nes Betriebsvermögen (die Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften<br />
<strong>de</strong>r §§ 4–6 haben wegen ihres auf die Gewinnermittlung ausgerichteten Zuschnitts<br />
keine unmittelbare Geltung, s. aber Anm. 593, 621).<br />
Sowohl ertragbringen<strong>de</strong> als auch ertragslose WG gehören zum Privatvermögen, welches<br />
nach <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers im Grundsatz, dh. bei Berücksichtigung verschie<strong>de</strong>ner<br />
vom Leistungsfähigkeitsprinzip gezogener Grenzen, außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung<br />
steht (s. eingehend Anm. 186 f.). Eine steuergesetzliche Unterteilung <strong>de</strong>s<br />
Privatvermögens in sich fehlt.<br />
Diskussionsstand: Unbescha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r oa. Grundaussage ist in finanzgerichtlicher<br />
Rspr. und im Schrifttum str., ob bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften ein Erwerbsvermögen<br />
existiert (auch Einkunftserzielungs- o<strong>de</strong>r Überschußvermögen<br />
genannt), welches ähnlich <strong>de</strong>n Gewinneinkünften abw. vom übrigen Privatvermögen<br />
einer beson<strong>de</strong>ren stl. Behandlung bedarf; höchstrichterliche Urteile zu<br />
dieser Frage liegen bislang nicht vor.<br />
Vgl. als Überblick: Bormann, DStZ 1982, 199; v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; Lang in<br />
Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 45, 55; Heinicke FR 1987,<br />
210; B. Meyer, FR 1987, 56–58 betr. Son<strong>de</strong>rfragen aufgrund <strong>de</strong>s WohneigFG bei Über-<br />
E 344 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 590–592 §9<br />
gang von Selbstnutzung zu Immobilienvermietung; Seitrich, BB 1988, 734; Meyer-<br />
Arndt, B 1988, 1237; Alt, StuW 1994, 138; Krüger, FR 1995, 633; Fröschl, HFR<br />
2000, 795; Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 178; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.,<br />
2002, § 9 Rn. 254. Lediglich gestreift wird das Thema in BFH v. 8. 10. 1985 VIII R<br />
234/84, BStBl. II 1986, 596.<br />
Selbst wenn die Existenz von Erwerbsvermögen bejaht wird, sind zumin<strong>de</strong>st die daran<br />
zu knüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolgen str. Von Berufs- o<strong>de</strong>r Arbeitsvermögen sollte uE aus<br />
Grün<strong>de</strong>n terminologischer Klarheit nur bezogen auf § 19 gesprochen wer<strong>de</strong>n, vgl.<br />
Prinz, FR 1986, 409 Fn. 111; Ippisch, DStR 1985, 264.<br />
Losgelöst von <strong>de</strong>r steuerdogmatischen Grundsatzfrage wird materiellrechtlich in<br />
diesem Zusammenhang vor allem darüber diskutiert, ob erwerbsbezogen veranlaßte<br />
Vermögensschä<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Existenz eines Erwerbsvermögens nur im<br />
Anwendungsbereich von Abs. 1 Nr. 7 o<strong>de</strong>r alternativ bzw. allein über <strong>de</strong>n vornehmlich<br />
an pagatorische Vorgänge anknüpfen<strong>de</strong>n allg. WKBegriff gem. Abs. 1<br />
Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können. Be<strong>de</strong>utung hat dies sowohl für <strong>de</strong>n Umfang<br />
als auch für die zeitliche Berücksichtigung von Erwerbsaufwendungen (s.<br />
Anm. 190, 615). Die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Annahme eines Erwerbsvermögens<br />
früher auch umstrittene Frage, ob bei einer nutzungsbedingten Umwidmung<br />
von WG analog <strong>de</strong>n Gewinneinkunftsarten Entnahme- und Einlageregeln<br />
betreffend ein Erwerbsvermögen (vgl. § 6 Abs. 1 Nr. 4 und 5) anzuwen<strong>de</strong>n sind<br />
mit Folgen für Geltendmachung und Höhe <strong>de</strong>r AfA, ist seit <strong>de</strong>r Entscheidung<br />
<strong>de</strong>s BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84 (BStBl. II, 922) in <strong>de</strong>r Praxis nicht mehr<br />
relevant (s. Anm. 610).<br />
Eigene Auffassung zum Erwerbsvermögen:<br />
E Formal betrachtet läßt sich uE ein Erwerbsvermögen bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
gleichermaßen nach <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips abgrenzen<br />
wie das <strong>de</strong>m Gewinnermittlungssektor zuzuordnen<strong>de</strong> Betriebsvermögen.<br />
¾hnlich Lang in Stolterfoht (Hrsg.) aaO, 45; zur Abgrenzung Betriebsvermögen/Privatvermögen<br />
nach Veranlassungsgrundsätzen vgl. Wassermeyer in Söhn (Hrsg.), Die<br />
Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980,<br />
321–337; aA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 85.<br />
Danach umfaßt das Erwerbsvermögen eines Stpfl. sämtliche ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />
verkehrsfähigen Gegenstän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Anschaffung, Herstellung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />
ganz überwiegend erwerbsbezogen veranlaßt ist (zB Arbeitsmittel iSd. § 9<br />
Abs. 1 Nr. 6, vermietete Grundstücke, ertragbringen<strong>de</strong> Wertpapiere usw.).<br />
E Materiell führt dies wegen <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
allerdings nicht zu einer grundsätzlichen stl. Einbindung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />
ähnlich <strong>de</strong>m Betriebsvermögen; das Erwerbsvermögen bleibt vielmehr<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s Privatvermögens, das darüber hinaus auch die nicht unmittelbar<br />
<strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong> mitumfaßt (vgl. Lang<br />
in Stolterfoht [Hrsg.] aaO, 55). Beim Erwerbsvermögen han<strong>de</strong>lt es sich somit<br />
lediglich um eine durch Rechtsfortbildung geschaffene Denkfigur, die sprachliche und<br />
argumentative Vereinfachung bewirkt. Materielle Konsequenzen sind aus <strong>de</strong>r<br />
Existenz eines Erwerbsvermögens allein nicht zu ziehen.<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 7<br />
Die Möglichkeit zur Geltendmachung von Absetzungen iSd. Nr. 7 erstreckt sich<br />
auf:<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 345<br />
591<br />
592
593<br />
594<br />
595<br />
§9 Anm. 592–595 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
– sämtliche technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich abnutzbaren materiellen u. immateriellen<br />
WG <strong>de</strong>s Privatvermögens (einschl. Arbeitsmittel, s. die gesetzliche Verankerung<br />
in Nr. 6 Satz 2, Anm. 549),<br />
– WG, die <strong>de</strong>r Erzielung von Einnahmen im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />
<strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dienen (betroffen sind vor allem die Einkünfte aus<br />
VuV, s. auch Anm. 618) und<br />
– <strong>de</strong>ren erwerbsbezogene Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung sich erfahrungsgemäß<br />
auf einen Zeitraum von mehr als einem Jahr erstreckt.<br />
Wegen <strong>de</strong>r teleologisch gebotenen einengen<strong>de</strong>n Auslegung <strong>de</strong>s WGBegriffs im<br />
Bereich nichtkörperlicher WG vgl. Anm. 605; über gemischtgenutzte WG s.<br />
Anm. 618.<br />
5. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />
Verhältnis zu § 6: Auf Grund <strong>de</strong>r ab 1990 gelten<strong>de</strong>n Verweisung in Nr. 7 Satz 2<br />
auf § 6 Abs. 2 Satz 1 bis 3 in Fällen <strong>de</strong>r Anschaffung und Herstellung von geringwertigen<br />
WG ist das bereits bisher durch Verwaltungsregelung gelten<strong>de</strong> Vereinfachungswahlrecht<br />
für geringwertige WG, dh für abnutzbare bewegliche WG,<br />
<strong>de</strong>ren AHK 410 E (bis 2001: 800 DM) ohne USt. nicht übersteigen, Gesetz gewor<strong>de</strong>n<br />
(s. im einzelnen Anm. 549). Im übrigen sind die Bewertungsvorschriften<br />
grds. <strong>de</strong>m Betriebsvermögen vorbehalten und daher auf das sog. „Erwerbsvermögen“<br />
bei Überschußeinkünften nicht anwendbar (s. Anm. 590). Die früher<br />
str. Frage, ob bei Nutzungsän<strong>de</strong>rungen die Einlagebewertungsvorschrift <strong>de</strong>s § 6<br />
Abs. 1 Nr. 5 gilt, ist seit BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84 (BStBl. II, 922) ohne<br />
praktische Be<strong>de</strong>utung (s. Anm. 610).<br />
Verhältnis zum allgemeinen Werbungskostenbegriff (§ 9 Abs. 1 Satz 1):<br />
Str. ist, ob Nr. 7 im Verhältnis zum allg. WKBegriff lediglich <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung<br />
hat o<strong>de</strong>r ob ihr mit <strong>de</strong>r hM ein konstitutiver Charakter beizumessen ist<br />
(s. Anm. 588 f.). Hinsichtlich <strong>de</strong>s Abzugszeitpunkts ist Nr. 7 iVm. § 7 aber auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall lex specialis gegenüber § 9 Abs. 1 Satz 1 iVm. § 11 Abs. 2. Auch bei<br />
<strong>de</strong>r Geltendmachung von Vermögensverlusten geht Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 6<br />
(außergewöhnliche AfA) vor (s. Anm. 190, 615).<br />
Verhältnis zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Nummern <strong>de</strong>s § 9: Durch die ab VZ 2001 neu<br />
eingeführten verkehrsmittelunabhängigen Entfernungspauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Nr. 4 u. Nr. 5 an Stelle <strong>de</strong>r bisherigen Kilometer-Pauschbeträge sind alle Aufwendungen<br />
abgegolten (vgl. Abs. 2 Satz 1). Im Gegensatz zur früheren Rechtslage<br />
(s. hierzu Anm. 467) erstreckt sich die Abgeltungswirkung damit uE aufgrund<br />
<strong>de</strong>s ein<strong>de</strong>utigen Wortlauts auch auf außergewöhnliche Aufwendungen, zB<br />
durch Unfall bei Kfz-Benutzung (s. Anm. 457, 523). Allerdings berücksichtigt<br />
die FinVerw. auch weiterhin Unfallkosten neben <strong>de</strong>r Entfernungspauschale (s.<br />
im einzelnen Anm. 631). Wegen <strong>de</strong>r Einbeziehung von Fahrtkosten zur Tätigkeitsstätte<br />
in die Herstellungskostenermittlung (Bemessungsgrundlage für<br />
Abs. 1 Nr. 7) s. Anm. 447, 657. Im Verhältnis zu Abs. 1 Nr. 6 (Arbeitsmittelregelung)<br />
ist Abs. 1 Nr. 7 vorrangig (BFH v. 16. 2. 1990 VI R 85/87, BStBl. II, 883;<br />
s. Anm. 549).<br />
Einstweilen frei.<br />
6. Absetzungsberechtigung<br />
Persönlich zur Vornahme von AfA berechtigt ist regelmäßig <strong>de</strong>r rechtliche o<strong>de</strong>r<br />
wirtschaftliche Eigentümer bzw. <strong>de</strong>ssen unentgeltlicher Rechtsnachfolger, soweit<br />
E 346 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 595–600 §9<br />
er das WG zur Einkunftserzielung nutzt. Allerdings ist für <strong>de</strong>n Abzug von AfA<br />
als WK nicht Voraussetzung, daß <strong>de</strong>m Stpfl. das WG, an <strong>de</strong>ssen AHK er sich<br />
beteiligt, als Eigentümer zuzurechnen ist. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob <strong>de</strong>r<br />
Stpfl. Aufwendungen im beruflichen Interesse trägt (BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/<br />
97, BStBl. II, 778). Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten <strong>de</strong>r AfA-Berechtigung bei Miteigentümern<br />
s. § 7 Anm. 43 f., bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung § 7<br />
Anm. 50 ff., bei Nießbrauch s. § 7 Anm. 60 ff.<br />
Einstweilen frei.<br />
II. Absetzungen bei Überschußeinkünften (Nr. 7 Satz 1)<br />
1. Absetzungen für Abnutzung, Substanzverringerung und erhöhte<br />
Absetzungen<br />
a) Allgemeines<br />
Nr. 7 bestimmt in Satz 1 in allg. Form die Berücksichtigung von Afa, AfS und<br />
erhöhten Absetzungen als WK im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte. Zu <strong>de</strong>n Begriffen<br />
Afa und erhöhte Absetzungen s. § 7 Anm. 103 bzw. § 7a Anm. 7; zur<br />
AfS vgl. § 7 Abs. 6. Wegen <strong>de</strong>r allg. Verweisung gelten die Bestimmungen über<br />
die Afa, AfS und die erhöhten Absetzungen im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
entsprechend. Insoweit kann auf die Kommentierungen zu <strong>de</strong>n einzelnen Vorschriften<br />
verwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />
Die sinngemäß anwendbaren Absetzungsregelungen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Gewinnermittlung<br />
erfahren allerdings im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte Verän<strong>de</strong>rungen,<br />
und zwar bei <strong>de</strong>n Begriffen<br />
– „Wirtschaftsgut“ als Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung (s. Anm. 605),<br />
– „betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer“ (s. Anm. 613) und<br />
– „Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten“ als Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r Absetzung<br />
(s. Anm. 608 f.).<br />
Darüber hinaus sind aufgrund ihres speziellen Zuschnitts auf <strong>de</strong>n betrieblichen<br />
Bereich einzelne Absetzungen bei Überschußeinkünften unzulässig.<br />
b) Zulässige Absetzungen<br />
AfA: Auch ohne ausdrückliche Verweisung sind unter verschie<strong>de</strong>nen Anwendungsvoraussetzungen,<br />
ggf. auch wahlweise, bei abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />
– wie bisher – folgen<strong>de</strong> Absetzungen mit <strong>de</strong>n AHK als Bemessungsgrundlage<br />
zulässig (s. auch § 7 Anm. 16):<br />
E §7Abs.1:<br />
– Lineare AfA (AfA in gleichen Jahresbeträgen, Satz 1),<br />
– AfA nach <strong>de</strong>r Leistung (Satz 5),<br />
– Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung<br />
(Satz 6 1. Halbsatz).<br />
Grundnorm und praktischer Hauptanwendungsfall ist die lineare AfA; diese<br />
erstreckt sich auf sämtliche abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens (außer Gebäu<strong>de</strong>n),<br />
soweit sie erfahrungsgemäß mehr als ein Jahr zur Einkunftserzielung<br />
verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r genutzt wer<strong>de</strong>n. Zu Einzelheiten s. § 7 Anm. 100 ff. Bei kürzerer<br />
üblicher Nutzungsdauer erfolgt die stl. Geltendmachung im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung<br />
gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 o<strong>de</strong>r Satz 3 Nr. 6 iVm. § 11 Abs. 2.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 347<br />
596–598<br />
599<br />
600
§9 Anm. 600 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
E § 7 Abs. 4:<br />
– Typisieren<strong>de</strong> lineare AfA bei Gebäu<strong>de</strong>n (Satz 1 Nr. 2) einschl.<br />
– <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>-AfA nach <strong>de</strong>r tatsächlich kürzeren Nutzungsdauer (Satz 2) sowie<br />
<strong>de</strong>r<br />
– Gebäu<strong>de</strong>-Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />
Abnutzung (Satz 3).<br />
Da die Immobilien im Anwendungsbereich von § 9 Abs. 1 Nr. 7 zwingend zum<br />
stl. Privatvermögen gehören, entfällt die Möglichkeit zur höheren Absetzung für<br />
Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> bei Antrag auf Baugenehmigung nach <strong>de</strong>m 31. 3. 1985 gem.<br />
§ 7 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1. Zu Einzelheiten bei an<strong>de</strong>ren als Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong>n s.<br />
§ 7 Anm. 413 ff.<br />
E § 7 Abs. 5: Die starre <strong>de</strong>gressive Staffel-Absetzung gibt es ab 1996 nur noch<br />
für neu hergestellte Gebäu<strong>de</strong>, die Wohnzwecken dienen (Satz 1 Nr. 3 Buchst. b).<br />
Die Gebäu<strong>de</strong> müssen außer<strong>de</strong>m im Inland belegen sein. Die <strong>de</strong>rzeit (2003) gültigen<br />
AfA-Sätze betragen im Jahr <strong>de</strong>r Fertigstellung und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n 7 Jahren<br />
5 vH, in <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n 6 Jahren 2,5 vH und in <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n 36<br />
Jahren 1,25 vH. Auch im Anwendungsbereich <strong>de</strong>s § 7 Abs. 5 ist eine AfaA zulässig<br />
(R 44 Abs. 13 EStR).<br />
E § 7 Abs. 5a: Entsprechen<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>r linearen und <strong>de</strong>gressiven Gebäu<strong>de</strong>-AfA<br />
(Abs. 4, 5) auf selbständige Gebäu<strong>de</strong>teile, Eigentumswohnungen und im<br />
Teileigentum stehen<strong>de</strong> Räume.<br />
Absetzung für Substanzverringerung: AfS bei nichtbetrieblichen Bo<strong>de</strong>nschätzen<br />
(Substanzvorkommen ist ab Verwertung ein eigenes WG neben <strong>de</strong>m<br />
Grund und Bo<strong>de</strong>n), zB Verpachtung eines Bergbauunternehmens o<strong>de</strong>r Steinbruchs<br />
(s. zur AfS bei unentgeltlichem Erwerb § 11 d Abs. 1 Satz 3, Abs. 2<br />
EStDV).<br />
Nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH ist die AfS – einschränkend zum Gesetzeswortlaut – nur<br />
nach Maßgabe <strong>de</strong>s Substanzverzehrs (§ 7 Abs. 6 Halbs. 2), also nicht linear nach <strong>de</strong>r<br />
Dauer <strong>de</strong>s Rechts (§ 7 Abs. 6 Halbs. 1 iVm. Abs. 1) zu bemessen (vgl. BFH v.<br />
27. 6. 1978 VIII R 12/72, BStBl. II 1979, 38).<br />
Son<strong>de</strong>rabschreibungen (zB die auslaufen<strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rgebietsgesetzes)<br />
sind trotz fehlen<strong>de</strong>r ausdrücklicher Erwähnung vom Gesetzeszweck her<br />
in <strong>de</strong>n Regelungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 einzubeziehen (unplanmäßige Gesetzeslücke),<br />
soweit sie nicht speziell auf die Gewinnermittlungseinkünfte zugeschnittenen<br />
sind.<br />
Erhöhte Absetzungen:<br />
E §7a:Mit Ausnahme <strong>de</strong>r speziell auf die Gewinnermittlungseinkünfte zugeschnittenen<br />
Absätze 4, 6 und 8 (zu Einzelheiten s. § 7a Anm. 70–72, 108 f.,<br />
130–149) sind die allg. Grundsätze für erhöhte Absetzungen und Son<strong>de</strong>rabschreibungen<br />
auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften anzuwen<strong>de</strong>n; dies erstreckt<br />
sich konkret auf § 7 a<br />
– Abs. 1 für nachträgliche AHK,<br />
– Abs. 2 für Anzahlungen auf Anschaffungskosten und Teilherstellungskosten,<br />
– Abs. 3 für die Geltendmachung linearer Min<strong>de</strong>st-AfA bei erhöhten Absetzungen,<br />
– Abs. 5 betr. ein Kumulierungsverbot bei Zusammentreffen mehrerer erhöhter<br />
Absetzungen und Son<strong>de</strong>rabschreibungen,<br />
– Abs. 7 bei Inanspruchnahme durch mehrere Beteiligte,<br />
– Abs. 9 betr. Restwert-AfA nach Son<strong>de</strong>rabschreibungen.<br />
E 348 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 600–602 §9<br />
E §7b: Erhöhte Absetzungen für Einfamilienhäuser, Zweifamilienhäuser und<br />
Eigentumswohnungen, die vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1987 – in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn –<br />
hergestellt o<strong>de</strong>r angeschafft wur<strong>de</strong>n. Die erhöhten Absetzungen waren bis En<strong>de</strong><br />
1986 im Rahmen <strong>de</strong>r WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV abziehbar. Begonnene<br />
§ 7b-Absetzungen konnten ab 1987 bis 1998 nach wie vor als WK abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n, wenn es sich um ein vermietetes Objekt han<strong>de</strong>lte. Be<strong>de</strong>utung besitzt<br />
§ 7b seit<strong>de</strong>m allein noch für die Restwert-AfA.<br />
E §7c:Erhöhte Absetzungen von 20 vH je Jahr bei auf 60 000 DM beschränkter<br />
Bemessungsgrundlage für die Herstellung neuer Wohnungen in bestehen<strong>de</strong>n<br />
inländischen Gebäu<strong>de</strong>n für das Jahr <strong>de</strong>r Fertigstellung sowie die folgen<strong>de</strong>n vier<br />
Jahre, wenn <strong>de</strong>r Bauantrag nach <strong>de</strong>m 2. 10. 1989 (bzw. Beginn <strong>de</strong>r Herstellung<br />
nach <strong>de</strong>m 2. 10. 1989) gestellt, die Wohnung vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1996 fertiggestellt<br />
und keine Mittel aus öffentlichen Haushalten gewährt wur<strong>de</strong>n.<br />
E §7h:Erhöhte Absetzungen bei Gebäu<strong>de</strong>n in Sanierungsgebieten und städtebaulichen<br />
Entwicklungsbereichen; es han<strong>de</strong>lt sich dabei um die Nachfolgevorschrift<br />
<strong>de</strong>s § 82 g EStDV, <strong>de</strong>r auf HK von vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1991 abgeschlossene<br />
Baumaßnahmen anzuwen<strong>de</strong>n war (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7 h).<br />
E §7i: Erhöhte Absetzungen bei Bau<strong>de</strong>nkmälern; Vorgängerregelung zu § 7i<br />
war § 82 i EStDV; § 7i ist erstmals auf nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1990 abgeschlossene<br />
Baumaßnahmen anzuwen<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7i).<br />
E §7k: Erhöhte Absetzungen für Wohnungen mit Sozialbindung; die Vorschrift<br />
gilt erstmals für <strong>de</strong>n VZ 1989 (§ 52 Abs. 12 a aF) bzw. bei Wohnungen in<br />
<strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn für nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1990 verwirklichte Tatbestän<strong>de</strong>.<br />
Begünstigt wer<strong>de</strong>n allerdings nur vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1996 fertiggestellte Wohnungen.<br />
Erhöhte Absetzungen können daher (bei Fertigstellung im Jahr 1995) letztmalig<br />
2004 beansprucht wer<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7 k).<br />
Einstweilen frei.<br />
c) Unzulässige Absetzungen<br />
Trotz <strong>de</strong>s allgemein gefaßten Wortlauts ohne Begrenzung auf bestimmte Absetzungsvorschriften<br />
schei<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften weiterhin die Anwendbarkeit<br />
<strong>de</strong>rjenigen Abschreibungsregelungen aus, die ein Betriebsvermögen o<strong>de</strong>r<br />
Anlagevermögen voraussetzen, weil es solche im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />
nicht gibt.<br />
Folgen<strong>de</strong> allein im Gewinnermittlungsbereich angesie<strong>de</strong>lte Absetzungen sind<br />
daher nicht zulässig:<br />
Degressive Absetzung gem. § 7 Abs. 2 für bewegliche Wirtschaftsgüter:<br />
Der Ausschluß liegt uE begrün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n „Steuerverhaftung“ <strong>de</strong>s privaten<br />
Vermögensbereichs, wodurch eine Korrekturmöglichkeit <strong>de</strong>gressiver AfA<br />
beim Verwertungsvorgang entfällt; insbes. bei kürzerlebigen WG wäre die <strong>de</strong>gressive<br />
AfA wegen Abweichung vom tatsächlichen Wertverzehr be<strong>de</strong>nklich. Zu<br />
weiteren Einzelheiten zB bei Wechsel eines <strong>de</strong>gressiv abgeschriebenen WG <strong>de</strong>s<br />
Betriebsvermögens in das ertragbringen<strong>de</strong> Privatvermögen s. § 7 Anm. 276.<br />
Durch <strong>de</strong>n Ausschluß <strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiven Absetzung wird auch § 7 Abs. 3 betr. <strong>de</strong>n<br />
Wechsel von Absetzungsmetho<strong>de</strong>n für die Überschußeinkünfte rechtlich obsolet.<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Absetzungen, die in ihren Tatbestandsvoraussetzungen und<br />
nach <strong>de</strong>r ihnen immanenten Teleologie speziell auf <strong>de</strong>n betrieblichen Bereich zugeschnitten<br />
sind, zB § 7 d, § 7 e, § 7f, § 7g.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 349<br />
601<br />
602
603<br />
604<br />
605<br />
§9 Anm. 602–605 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
Teilwertabschreibungen (§ 6 Abs. 1 Nr. 1) sind nur bei WG <strong>de</strong>s Betriebsvermögens<br />
zulässig, sofern die Gewinnermittlung durch Vermögensvergleich gem.<br />
§ 4 Abs. 1, § 5 erfolgt. § 9 Abs. 1 Nr. 7 Satz 2 verweist ausdrücklich nicht auf § 6<br />
Abs. 1.<br />
Vgl. vor allem BFH v. 12. 6. 1978 GrS 1/77, BStBl. II, 620; v. 31. 1. 1992 VI R 57/88,<br />
BStBl. II, 401; v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306; s. eingehend zur<br />
Tw.-AfA § 6 Anm. 554–624.<br />
Der Ausschluß von Teilwertabschreibungen bei <strong>de</strong>n privaten Überschußeinkunftsarten<br />
ist systemgerecht, weil zum einen im Rahmen <strong>de</strong>s Teilwertansatzes<br />
zu berücksichtigen<strong>de</strong> Wertmin<strong>de</strong>rungen unabhängig vom Einsatz <strong>de</strong>s betrachteten<br />
WG im steuerrelevanten Einkunftserzielungsprozeß anfallen; zum an<strong>de</strong>ren<br />
wäre wegen <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r WG zum Privatvermögen – von Ausnahmen<br />
abgesehen (§§ 17, 23) – eine ggf. erfor<strong>de</strong>rliche Korrektur <strong>de</strong>s Teilwertansatzes<br />
durch eine spätere Erfassung <strong>de</strong>s Veräußerungsgewinns nicht möglich.<br />
Zur im Einzelfall mitunter schwierigen Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r nur bei abnutzbaren<br />
WG zulässigen AfaA gem. § 7 Abs. 1 Satz 6 vgl. § 7 Anm. 243.<br />
d) AfA-Metho<strong>de</strong>nwechsel<br />
Der Stpfl. kann seit 1996 nur noch bei neu errichteten Mietwohngebäu<strong>de</strong>n zwischen<br />
<strong>de</strong>r linearen AfA nach Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiven AfA nach<br />
Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 Buchst. b wählen. Das Wahlrecht kann nur zu Beginn <strong>de</strong>r<br />
Absetzungsperio<strong>de</strong> ausgeübt wer<strong>de</strong>n und zwar regelmäßig durch erstmalige Anwendung<br />
von § 7 Abs. 4 o<strong>de</strong>r Abs. 5 in <strong>de</strong>r Steuererklärung und ihren Unterlagen<br />
(s. § 7 Anm. 492). Solange die Veranlagung über die erstmalige Anwendung<br />
<strong>de</strong>s Abs. 4 o<strong>de</strong>r Abs. 5 noch nicht bestandskräftig ist, kann <strong>de</strong>r Stpfl. die<br />
Wahl än<strong>de</strong>rn. Ein Übergang von <strong>de</strong>r linearen AfA nach Abs. 4 zur <strong>de</strong>gressiven<br />
AfA nach Abs. 5 und umgekehrt ist nach hM nicht zulässig. An<strong>de</strong>rnfalls wür<strong>de</strong><br />
das System <strong>de</strong>r starren, unverän<strong>de</strong>rlichen Staffelsätze nach § 7 Abs. 5 gestört<br />
(zur Unzulässigkeit <strong>de</strong>s Wechsels von <strong>de</strong>gressiver zu linearer AfA vgl. BFH v.<br />
10. 3. 1987 IX R 24/86, BStBl. II, 618, und zum umgekehrten Fall FG Nürnb.<br />
v. 2. 8. 2000, EFG 2001, 351, rkr.; FG Köln v. 21. 5. 2001, EFG, 1116, rkr.)<br />
Bei <strong>de</strong>n übrigen abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens ist – abgesehen vom<br />
Regelungsgehalt <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1 selbst (zum Übergang von <strong>de</strong>r Leistungs-AfA<br />
zur linearen AfA und umgekehrt s. § 7 Anm. 234) – ein AfA-Metho<strong>de</strong>nwechsel<br />
ohnehin nicht <strong>de</strong>nkbar, weil bei beweglichen WG <strong>de</strong>s Privatvermögens eine <strong>de</strong>gressive<br />
AfA nicht zulässig ist (s. Anm. 602).<br />
Einstweilen frei.<br />
2. Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung: Wirtschaftsgutbegriff bei Überschußeinkünften<br />
Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung sind nach § 7 Abs. 1 WG (zum WGBegriff s. § 7<br />
Anm. 105ff.). Der WGBegriff <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens als Teil <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />
(s. Anm. 590) muß jedoch die systembedingten Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Einkünfteermittlungsmethodik<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Gewinnermittler berücksichtigen.<br />
Eine steuergesetzliche Definition existiert nicht. Rspr. u. Schrifttum zu diesem<br />
Fragenbereich weisen ein erhebliches steuerdogmatisches Defizit auf.<br />
Um im Bereich erwerbsbezogen veranlaßter Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen<br />
<strong>de</strong>n Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfA-Vorschriften gem. Nr. 7 gegenüber <strong>de</strong>n WK<br />
iSd. Abs. 1 Satz 1 (zeitliche Rechtsfolge: Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2) abzugrenzen,<br />
muß geklärt wer<strong>de</strong>n, welche Aufwendungen im Rahmen separat zu erfassen<strong>de</strong>r WG<br />
E 350 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 605 §9<br />
<strong>de</strong>s Privatvermögens zunächst aus <strong>de</strong>m allg. Veranlassungszusammenhang auszuglie<strong>de</strong>rn<br />
sind. Auch § 7 Abs. 1 als Grundregel <strong>de</strong>r Absetzungsvorschriften, auf die § 9<br />
Abs. 1 Nr. 7 nunmehr allgemein verweist, setzt das Vorhan<strong>de</strong>nsein eines WG voraus (s.<br />
auch § 11 d Abs. 1 EStDV). WG im Bereich <strong>de</strong>r privaten Überschußeinkunftsarten sind<br />
somit Grundlage und objektbezogener Gegenstand <strong>de</strong>r Ausson<strong>de</strong>rung von Anschaffungs-<br />
o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen aus <strong>de</strong>m allg. Veranlassungszusammenhang.<br />
Der Begriff <strong>de</strong>s WG hat im Steuerbilanzrecht zentrale Be<strong>de</strong>utung, da er die wesentlichen<br />
in das Rechenwerk aufzunehmen<strong>de</strong>n positiven und negativen Bilanzierungsobjekte<br />
bezeichnet. Der stbilanzielle WGBegriff erfährt <strong>de</strong>mgemäß eine<br />
weite Auslegung; er umfaßt nach stRspr. nicht nur „Sachen und Rechte, son<strong>de</strong>rn<br />
tatsächliche Zustän<strong>de</strong>, konkrete Möglichkeiten und Vorteile für <strong>de</strong>n Betrieb, <strong>de</strong>ren<br />
Erlangung <strong>de</strong>r Kaufmann sich etwas kosten läßt und die nach <strong>de</strong>r Verkehrsauffassung<br />
einer beson<strong>de</strong>ren Bewertung zugänglich sind“ (BFH v. 29. 4. 1965<br />
IV 403/62 U, BStBl. III, 414; zu Einzelheiten s. § 7 Anm. 105–112). Es muß<br />
sich dabei um eine objektiv werthaltige Position han<strong>de</strong>ln (BFH v. 7. 8. 2000 GrS<br />
2/99, BStBl. II, 632).<br />
Wegen <strong>de</strong>r systembedingten Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r an kaufmännischen<br />
Grundsätzen orientierten Gewinnermittlung und <strong>de</strong>n vornehmlich an pagatorische<br />
Vorgänge anknüpfen<strong>de</strong>n Überschußeinkünften sind die Konturen <strong>de</strong>s<br />
WGBegriffs im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 enger zu ziehen.<br />
Vgl. eingehend Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 293–300; an<strong>de</strong>utungsweise<br />
auch Tipke in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />
von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 11. AA Kruse, FR 1981, 478, <strong>de</strong>r von einer<br />
inhaltlichen I<strong>de</strong>ntität ausgeht; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. I 10, 20–24; L/B/P, §9<br />
Rn. 410; Wichmann, Stbg. 1990, 133; BFH v. 31. 8. 1971 VIII R 61/68, BStBl. II, 768,<br />
770; die Frage wur<strong>de</strong> offengelassen in BFH v. 26. 11. 1973 GrS 5/71, BStBl. II 1974,<br />
132 (134).<br />
Rechtsmethodisch erfolgt dies uE durch einengen<strong>de</strong> Auslegung <strong>de</strong>s WGBegriffs<br />
(zur Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r teleologischen Reduktion Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />
17. Aufl. 2002, § 5 Rn. 75).<br />
Positive Abgrenzung: Von einem regelmäßig durch Aufwendungen erworbenen<br />
o<strong>de</strong>r geschaffenen eigenständigen WG <strong>de</strong>s Privatvermögens kann nur dann<br />
gesprochen wer<strong>de</strong>n, falls – aus wirtschaftlicher Sicht – selbständig verkehrsfähige<br />
körperliche (Sachen) o<strong>de</strong>r nichtkörperliche Gegenstän<strong>de</strong> (Rechte) vorliegen<br />
(vgl. auch § 90 BGB). Diese Gegenstän<strong>de</strong> müssen <strong>de</strong>m Stpfl. eigenständig bei<br />
<strong>de</strong>r Entfaltung einer auf Einkunftserzielung ausgerichteten Tätigkeit bzw.<br />
Leistung dienen (zB Gebäu<strong>de</strong> einschl. selbständig nutzbarer Gebäu<strong>de</strong>teile, Kapitalvermögenswerte,<br />
Nießbrauchrechte, sonstige Nutzungsrechte uä.; wegen <strong>de</strong>r<br />
Frage <strong>de</strong>s Nutzungs- und Funktionszusammenhangs betr. Immobilien s. R 13<br />
Abs. 4 Satz 1 EStR; BFH v. 30. 1. 1995 GrS 4/92, BStBl. II, 281). Bei unentgeltlich<br />
erlangten WG zB im Rahmen einer Erbfolge wer<strong>de</strong>n die Buchwerte <strong>de</strong>s<br />
Rechtsvorgängers fortgeführt (s. § 11 d EStDV); zum Spezialfall unentgeltlicher<br />
Nutzungsrechte Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 46–48, 52. Der WGBegriff <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten<br />
ist somit an einen wirtschaftlich geprägten Gegenstandsbegriff<br />
anzunähern. Für die Geltendmachung von AfA gem. Abs. 1 Nr. 7 muß es<br />
sich darüber hinaus um abnutzbare Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>ln, die zu Einkunftserzielungszwecken<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Negative Abgrenzung: Im Bereich immaterieller Werte und sonstiger wirtschaftlicher<br />
Vorteile erfährt <strong>de</strong>r weite WGBegriff <strong>de</strong>s Steuerbilanzrechts systementsprechen<strong>de</strong><br />
Einschränkungen. Für die Überschußeinkunftsarten ist es unerheblich,<br />
daß die gegenständlich nicht konkretisierten Aufwendungen <strong>de</strong>m Stpfl.<br />
einen über mehrere Jahre sich erstrecken<strong>de</strong>n Nutzen verschaffen und daß ein<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 351
606–607<br />
608<br />
§9 Anm. 605–608 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
Erwerber <strong>de</strong>s Betriebs <strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Aufwand erlangten Vorteil bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />
<strong>de</strong>s Gesamtkaufpreises selbständig bewerten wür<strong>de</strong>; es han<strong>de</strong>lt sich insoweit<br />
um speziell bilanzorientierte Überlegungen (Teilwertgedanke; perio<strong>de</strong>ngerechte<br />
Gewinnabgrenzung; vgl. BFH v. 17. 1. 1978 VIII R 97/75, BStBl. II, 337;<br />
v. 24. 10. 1979 VIII R 92/77, BStBl. II 1980, 187 betr. Abstandszahlungen im<br />
VuV-Bereich, die sofort abziehbare WK darstellen; v. 14. 10. 1980 VIII R 22/76,<br />
BStBl. II 1981, 128). Für die WKQualifikation kommt es wegen Fehlens eines<br />
selbständig <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung dienen<strong>de</strong>n Gegenstands allein auf die erwerbsbezogene<br />
Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen an mit <strong>de</strong>r Rechtsfolge <strong>de</strong>s<br />
einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzugs im VZ <strong>de</strong>r Verausgabung, § 11 Abs. 2. Gleiches<br />
gilt für Rechnungsabgrenzungsposten und Rückstellungen, die nur beim Bilanzieren<strong>de</strong>n<br />
zur perio<strong>de</strong>ngerechten Gewinnabgrenzung wie WG behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />
Beispiele: Damnum bei Fremdfinanzierung einer vermieteten Immobilie ist regelmäßig<br />
bei Einbehalt durch das Kreditinstitut als WK zu berücksichtigen, keine steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Verteilung über die Laufzeit <strong>de</strong>s Kredits (BFH v. 6. 12. 1965 GrS 2/64 S,<br />
BStBl. II 1966, 144; v. 13. 9. 1994 IX R 29/90, BFH/NV 1995, 293; vgl. auch<br />
Anm. 385 „Damnum“); Leasing-Son<strong>de</strong>rzahlung für Pkw ist bei einem ArbN, <strong>de</strong>r die<br />
tatsächlichen Kosten geltend macht, sofort als WK abziehbar (BFH v. 5. 5. 1994 VI R<br />
100/93, BStBl. II, 643).<br />
Derartige Abgrenzungspositionen existieren systemgemäß bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
nicht. Zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. s. Paus, DStZ 1987, 50.<br />
Einstweilen frei.<br />
3. Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r Absetzungen<br />
a) Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten als<br />
Bemessungsgrundlage<br />
Die rechtssystematische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r AHK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
hängt davon ab, welche Rechtsnatur Nr. 7 zugemessen wird (zum Meinungsstreit<br />
s. Anm. 587–589).<br />
Interpretiert man die Absetzungsregelung <strong>de</strong>r Nr. 7 als WK konstituieren<strong>de</strong><br />
Son<strong>de</strong>rvorschrift, so übernehmen die AHK von WG lediglich die Rolle als im<br />
steuerneutralen Bereich stehen<strong>de</strong> AfA-Bemessungsgrundlage (vgl. auch BFH v.<br />
4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830 betr. immobilienbezogene Fehlaufwendungen).<br />
Nach <strong>de</strong>r Gegenauffassung bestimmt <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r AHK zunächst einmal<br />
mit darüber, welche substanzbezogenen Aufwendungen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach WK<br />
darstellen. Denn nur die auf abnutzbares Erwerbsvermögen entfallen<strong>de</strong>n Beträge<br />
sind <strong>de</strong>m strelevanten Bereich zuzuordnen (WK iwS), während solche, die<br />
<strong>de</strong>n nichtabnutzbaren (ertragbringen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ertraglosen) WG zuzurechnen<br />
sind, außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung stehen. Erst im Zusammenhang mit abnutzbaren,<br />
in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß eingesetzten Gegenstän<strong>de</strong>n weist die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r AHK <strong>de</strong>n Weg zu ihrer grundsätzlichen zeitlichen<br />
Geltendmachung über die AfA (s. auch Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />
VuV, 1984, 300 f.).<br />
Einigkeit besteht darüber, daß die AHK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften wegen<br />
<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n allg. Vermögenseinbindung (zu Wirkungsbereich u. Grenzen s.<br />
Anm. 186f.) nicht <strong>de</strong>n Charakter eines stichtagsbezogenen Bewertungsmaßstabs<br />
haben. Sie sind vielmehr vornehmlich eine rechnerische Größe zur Bemessung<br />
<strong>de</strong>r Einkünfte eines VZ entsprechend <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit (vgl. § 6 Anm. 271;<br />
E 352 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 608–609 §9<br />
anschaulich auch FG Berlin v. 6. 11. 1985, EFG 1986, 439, rkr.). Die teilweise in<br />
diesem Zusammenhang zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bilanzstl. Begriffe „Aktivierung, Buchwert,<br />
Restbuchwert“ uä. wer<strong>de</strong>n daher in einem mehr untechnischen Sinne zur<br />
Bezeichnung <strong>de</strong>s potentiellen WK- u. AfA-Volumens verwen<strong>de</strong>t (vgl. auch § 6<br />
Anm. 271).<br />
b) Ermittlung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />
Trotz ihrer teilweise unterschiedlichen Funktion und <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
nicht unmittelbar gelten<strong>de</strong>n Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung<br />
einschließlich <strong>de</strong>s Maßgeblichkeitsprinzips (s. § 5 Anm. 9, 28 ff.) sind die<br />
AHK nach überwiegen<strong>de</strong>r Auffassung in bei<strong>de</strong>n Einkunftsermittlungsbereichen<br />
begrifflich und inhaltlich i<strong>de</strong>ntisch.<br />
Zum einen folgt die Einheitlichkeit <strong>de</strong>r Begriffe aus formal-systematischen<br />
Überlegungen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um abnutzbare o<strong>de</strong>r<br />
nichtabnutzbare WG han<strong>de</strong>lt (s. § 6 Anm. 271 mit Hinweis auf <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />
<strong>de</strong>r Vorschriften § 9 Abs. 1 Nr. 7/§ 7 Abs. 1/§ 6 Abs. 1 Nr. 1).<br />
Zum an<strong>de</strong>ren legt die Teleologie <strong>de</strong>s § 9 eine inhaltlich i<strong>de</strong>ntische Aus<strong>de</strong>utung<br />
nahe, da bei<strong>de</strong> Wertkategorien einen vom Einkunftsartendualismus unabhängigen<br />
Indikator wirtschaftlicher, abschnittsbezogener Leistungsfähigkeit verkörpern<br />
(uE ist dies an<strong>de</strong>rs beim WGBegriff, s. Anm. 605).<br />
GlA Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 53–62 mit eingehen<strong>de</strong>r,<br />
teleologisch orientierter Begründung für die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r bilanzstl.<br />
Aktivierungsregeln bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften; Kruse, FR 1981, 478; Pöllath/Raupach,<br />
DB 1985, 619; Walz, StuW 1986, 39; Wichmann, FR 1990, 242; Ders., BB 1991,<br />
1835.<br />
Nach <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s BFH v. 4. 7. 1990 (GrS 1/89, BStBl. II, 830) ist eine<br />
unterschiedliche Auslegung <strong>de</strong>r Begriffe Anschaffungskosten und Herstellungskosten<br />
für die Bereiche <strong>de</strong>s Betriebsvermögens (Gewinneinkünfte) einerseits<br />
und <strong>de</strong>s Privatvermögens (Überschußeinkünfte) an<strong>de</strong>rerseits zwar nicht ohne<br />
weiteres ausgeschlossen; sie bedarf jedoch <strong>de</strong>r Rechtfertigung durch unabweisbare<br />
Grün<strong>de</strong>, die sich aus <strong>de</strong>r Systematik <strong>de</strong>s Gesetzes und aus beson<strong>de</strong>ren<br />
Zwecken <strong>de</strong>r in Betracht kommen<strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften ergeben müßten.<br />
Denn die Regelung <strong>de</strong>r §§ 7 ff. unterschei<strong>de</strong>t nicht nach Einkunftsarten.<br />
Zur Begründung für einen einheitlichen Begriff <strong>de</strong>r AHK verweist <strong>de</strong>r BFH<br />
auch auf die Regelung <strong>de</strong>s § 6 Abs. 1 Nr. 5 Sätze 1 und 2, die zur Folge hat, daß<br />
bei Einlegung eines bisher zur Erzielung von Einkünften aus VuV genutzten<br />
Gebäu<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n für diese Einkünfte maßgeben<strong>de</strong>n Herstellungskosten auszugehen<br />
ist. Es wäre in <strong>de</strong>r Tat nicht plausibel, sie an<strong>de</strong>rs zu ermitteln als bei einer<br />
unmittelbaren Herstellung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s für die Zwecke <strong>de</strong>s Unternehmens. Bis<br />
zur Entscheidung <strong>de</strong>s BFH war die Rspr. uneinheitlich (s. BFH v. 3. 8. 1976 VIII<br />
R 101/71, BStBl. II 1977, 65: einheitliche Begriffe; ebenso v. 24. 2. 1987 IX R<br />
114/82, BStBl. II, 810; aA v. 24. 3. 1987 IX R 31/84, BStBl. II, 695).<br />
Finaler Anschaffungs- und Herstellungskostenbegriff: Sowohl im Gewinnermittlungs-<br />
als auch im Überschußeinkunftsbereich sind die AHK eine unter<br />
Beachtung <strong>de</strong>s Vorsichtsprinzips originär zu ermitteln<strong>de</strong> Maßstabsgröße; es<br />
kommt für die Zuordnung auf die wirtschaftliche Zweckbestimmung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />
an. Bei einem einheitlichen Kaufpreis für eine stl. unterschiedlich zu<br />
beurteilen<strong>de</strong> Sachgesamtheit (zB Grund und Bo<strong>de</strong>n sowie Gebäu<strong>de</strong>) ist nach<br />
<strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r Verkehrswerte aufzuteilen (zur schätzungsweisen Aufteilung<br />
<strong>de</strong>s Kaufpreises auf Grund u. Bo<strong>de</strong>n sowie Gebäu<strong>de</strong> s. BFH v. 10. 10. 2000<br />
IX R 86/97, BStBl. II 2001,183). Im Rahmen gekoppelter Beziehungen und<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 353<br />
609
§9 Anm. 609 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
Leistungen (zB bei Bauherrenmo<strong>de</strong>llen) erfolgt eine sachgerechte Aufwendungsabgrenzung<br />
uU im Wege einer Angemessenheitsprüfung (s. Anm. 200,<br />
203).<br />
Definition gem. § 255 HGB: Seit Einfügung <strong>de</strong>s § 255 HGB durch das Bilanzrichtlinien-Gesetz<br />
(BiRiLiG) v. 19. 12. 1985 (BGBl. I, 2355) ist für die strechtliche<br />
Inhaltsbestimmung <strong>de</strong>r Begriffe Anschaffungs- und Herstellungskosten bei<br />
<strong>de</strong>n Überschußeinkünften (wie auch bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften) allein diese<br />
Vorschrift maßgeblich (BFH v. 12. 9. 2001 IX R 39/97, BFH/NV 2002, 968).<br />
Danach sind Anschaffungskosten die Aufwendungen, die geleistet wer<strong>de</strong>n, um<br />
einen Vermögensgegenstand zu erwerben und ihn in einen betriebsbereiten Zustand<br />
zu versetzen, soweit sie <strong>de</strong>m Vermögensgegenstand einzeln zugeordnet<br />
wer<strong>de</strong>n können. Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Verbrauch<br />
von Gütern und die Inanspruchnahme von Diensten für die Herstellung<br />
eines Vermögensgegenstands, seine Erweiterung o<strong>de</strong>r für eine über seinen ursprünglichen<br />
Zustand hinausgehen<strong>de</strong> wesentliche Verbesserung entstehen (vgl.<br />
eingehend zum Begriff <strong>de</strong>r Anschaffungskosten § 6 Anm. 281–303, <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />
Anm. 459–466; s. auch § 7 Anm. 130–148; Anm. 263 f. mit Abgrenzung<br />
zum Erhaltungsaufwand).<br />
Nach Abs. 1 Satz 1 abziehbare WK: Sämtliche nicht aktivierungsfähigen u.<br />
-pflichtigen Aufwendungen (auch nachträglich anfallen<strong>de</strong>) gehören bei Vorliegen<br />
eines strelevanten Veranlassungszusammenhangs trotz Substanzbezugs zu<br />
<strong>de</strong>n zum Verausgabungszeitpunkt abziehbaren WK, zB laufen<strong>de</strong> Erhaltungsaufwendungen<br />
bei vermieteten Gebäu<strong>de</strong>n (s. Abschn. 157 EStR) o<strong>de</strong>r originär entstehen<strong>de</strong><br />
Finanzierungsaufwendungen bei Kapitalvermögens- u. Immobilienerwerben<br />
(s. auch § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, dazu Anm. 375; vgl. weiterhin betr.<br />
Immobilienvermögen Prinz, BB 1985, 1975); die wirtschaftliche Veranlassung<br />
<strong>de</strong>rartiger Aufwendungen durch die erwerbsbezogene Leistung ist notwendige<br />
und hinreichen<strong>de</strong> Bedingung zugleich für ihre Berücksichtigung als allg. WK<br />
iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1. Zu <strong>de</strong>n sog. anschaffungsnahen Aufwendungen, die abw.<br />
zu <strong>de</strong>n allg. Abgrenzungskriterien bisher von <strong>de</strong>r hM als aktivierungspfl. Kosten<br />
beurteilt wur<strong>de</strong>n, s. nunmehr BFH v. 12. 9. 2001 IX R 39/97, BFH/NV 2002,<br />
968 (s. auch Vogelgesang, DB 2003, 65; Hergarten, DStR 2003, 307; Pfertner,<br />
BB 2002, 1357; Wolff-Diepenbrock, DB 2002, 1286; Söffing, DStZ 2002, 587;<br />
Spindler, BB 2002, 2041; Fischer, DStZ 2002, 860; Siebenhüter, EStB 2002,<br />
263). Danach sind Aufwendungen nicht allein wegen ihrer Höhe o<strong>de</strong>r ihrer zeitlichen<br />
Nähe zur Anschaffung eines Gebäu<strong>de</strong>s als Herstellungskosten zu beurteilen<br />
(insoweit ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r bisherigen Rspr., s. BFH v. 9. 5. 1995 IX R 116/92,<br />
BStBl. II 1996, 632; zur bisherigen Behandlung sog. anschaffungsnaher Aufwendungen<br />
s. § 6 Anm. 505 ff.). Soweit sie nicht <strong>de</strong>r Herstellung o<strong>de</strong>r Erweiterung<br />
eines Gebäu<strong>de</strong>s dienen, können sie nur bei einer wesentlichen Verbesserung<br />
gem. § 255 Abs. 2 Satz 1 HGB Herstellungskosten darstellen. Zur Beurteilung<br />
von sog. Fehlaufwendungen, insbes. vergeblichen Planungskosten s. BFH v.<br />
12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603; BFH v. 30. 8. 1994 IX R 2/90,<br />
BFH/NV 1995, 382; BFH v. 4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830; Anm. 166.<br />
In formal-technischer Hinsicht weicht die Geltendmachung <strong>de</strong>r Absetzungen auf<br />
Basis <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten in bei<strong>de</strong>n Einkunftsermittlungssystemen<br />
voneinan<strong>de</strong>r ab, da es bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten an einem<br />
an kaufmännischen Grundsätzen ausgerichteten Rechenwerk fehlt. Die Berechnung<br />
<strong>de</strong>r Absetzungen im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 erfolgt letztlich auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s<br />
Inhalts <strong>de</strong>r für stl. Zwecke angefertigten Unterlagen (vgl. BFH v. 27. 6. 1978 VIII<br />
R 12/72, BStBl. II 1979, 38, 40; Jakob, Steuern vom Eink. I., 1980, 237, 240).<br />
E 354 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 610–613 §9<br />
c) Bemessungsgrundlage nach Nutzungsän<strong>de</strong>rung<br />
Umwidmung: Wer<strong>de</strong>n zunächst privat angeschaffte WG später zur Einkunftserzielung<br />
genutzt (Umwidmung), sind Bemessungsgrundlage die ursprünglichen<br />
AHK, die auf die Gesamtnutzungsdauer zu verteilen sind und zwar einschließlich<br />
<strong>de</strong>r Zeit, in <strong>de</strong>r die WG nicht zur Erzielung von Einkünften genutzt wor<strong>de</strong>n<br />
sind (fiktive AfA; stRspr. seit BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84, BStBl. II, 922;<br />
zum sofortigen WKAbzug bei Umwidmung bisher privat genutzter WG s.<br />
Kottke, DB 1998, 1255; s. auch o. V., HFR 1990, 422). Nur eine solche Aufteilung<br />
<strong>de</strong>r gesamten Aufwendungen trägt <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung, daß die für das<br />
WG aufgewen<strong>de</strong>ten Kosten zeitanteilig auch mit einer Verwendung zu estrechtlich<br />
nicht be<strong>de</strong>utsamen Zwecken in wirtschaftlichem Zusammenhang gestan<strong>de</strong>n<br />
haben. Da eine technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung regelmäßig nämlich<br />
auch in <strong>de</strong>r Zeit erfolgt, in <strong>de</strong>r das WG nicht zum Zwecke <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />
verwen<strong>de</strong>t wird, ist es gerechtfertigt, diesem Zeitraum einen Teil <strong>de</strong>r AfA<br />
zuzuordnen. An<strong>de</strong>renfalls wür<strong>de</strong>n Kosten, die zeitanteilig <strong>de</strong>r Lebensführung<br />
(§ 12 Nr. 1 Satz 2) zuzuordnen sind, in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r WK verlagert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ist im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Umwidmung die übliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG bereits<br />
abgelaufen und damit das AfA-Volumen bereits verbraucht, so soll nach <strong>de</strong>r<br />
Rspr. <strong>de</strong>s BFH <strong>de</strong>r Stpfl. keine weitere AfA als WK in Anspruch nehmen können.<br />
UE ist in diesem Fall die gesamte Nutzungsdauer von <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
o<strong>de</strong>r Herstellung bis zum voraussichtlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nutzung neu zu schätzen<br />
mit <strong>de</strong>r Folge, daß die AHK auf die neue Nutzungsdauer zu verteilen sind (s. im<br />
einzelnen § 7 Anm. 142).<br />
Übersteigt <strong>de</strong>r auf die Zeit nach <strong>de</strong>r Umwidmung entfallen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r AHK<br />
410 E (bis 2001: 800 DM) nicht, so ist entsprechend § 6 Abs. 2 Satz 1 bis 3 eine<br />
sofortige Abschreibung möglich.<br />
Unentgeltlicher Erwerb: Wur<strong>de</strong> das WG unentgeltlich erworben (zB Schenkung),<br />
bemißt sich die AfA bei nicht zum Betriebsvermögen gehören<strong>de</strong>n WG<br />
gem. § 11 d Abs. 1 EStDV nach <strong>de</strong>n Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Rechtsvorgängers<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Wert, <strong>de</strong>r beim Rechtsvorgänger an <strong>de</strong>ren Stelle getreten ist o<strong>de</strong>r treten<br />
wür<strong>de</strong>, wenn dieser noch Eigentümer wäre, zuzüglich <strong>de</strong>r vom Rechtsnachfolger<br />
aufgewen<strong>de</strong>ten Herstellungskosten, nach <strong>de</strong>m Vomhun<strong>de</strong>rtsatz, <strong>de</strong>r für<br />
<strong>de</strong>n Rechtsvorgänger maßgebend sein wür<strong>de</strong>, wenn er noch Eigentümer <strong>de</strong>s<br />
WG wäre (BFH v. 16. 2. 1990 XI R 85/87, BStBl. II, 883; Kessler, LSW Gr. 3,<br />
3557; Offerhaus, StBp. 1990, 214; s. § 7 Anm. 143).<br />
Von diesen Grundsätzen ist auch bei <strong>de</strong>r Entwidmung von WG, d.h. bei Beendigung<br />
ihres Einsatzes zur Einkunftserzielung, auszugehen. Mit <strong>de</strong>r Entwidmung<br />
en<strong>de</strong>t die AfA, ohne daß das restliche AfA-Volumen noch abgeschrieben<br />
wer<strong>de</strong>n könnte. Auch hier sind die AfA auf die Gesamtnutzungsdauer einschließlich<br />
<strong>de</strong>r Zeit vorzunehmen, in welcher das WG nicht mehr zur Erzielung<br />
von Einkünften genutzt wird (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV<br />
1993, 599).<br />
Einstweilen frei.<br />
4. Bestimmung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />
a) Grundsätzliches<br />
Im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte ist die Nutzungsdauer die Zeit, in <strong>de</strong>r sich<br />
das WG voraussichtlich technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich abnutzt. Sie ist zu schätzen<br />
(BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599; v. 7. 2. 1975 VI R<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 355<br />
610<br />
611–612<br />
613
614<br />
§9 Anm. 613–614 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
133/72, BStBl. II, 478; s. § 7 Anm. 170). Für die Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />
ist regelmäßig von <strong>de</strong>m Zeitraum auszugehen, in <strong>de</strong>m sich das WG technisch<br />
abnutzt. Eine hiervon abweichen<strong>de</strong> kürzere wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
kommt nur in Betracht, wenn das WG erfahrungsgemäß vor Ablauf <strong>de</strong>r technischen<br />
Nutzungsdauer objektiv wirtschaftlich wertlos wird (BFH v. 19. 11. 1997<br />
X R 78/94, BStBl. II 1998, 59; zur Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer s. eingehend<br />
§ 7 Anm. 185–192). Die evtl. Veräußerung <strong>de</strong>s WG vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />
ist ohne Einfluß auf die Bemessung.<br />
Dies gilt im Grundsatz sowohl für körperliche als auch für nichtkörperliche abnutzbare<br />
WG <strong>de</strong>s Privatvermögens, wie etwa zeitlich begrenzte Nutzungsrechte.<br />
Wirtschaftliche o<strong>de</strong>r technische Abnutzung ist jeweils für sich zu beurteilen und<br />
berechtigt jeweils für sich gesehen zur Inanspruchnahme von AfA, wobei eine<br />
Saldierung von technischer Abnutzung und wirtschaftlichem Wertzuwachs ausgeschlossen<br />
ist (BFH v. 26. 1. 2001 VI R 26/98, BStBl. II, 194, betr. eine über<br />
300 Jahre alte, im Konzertalltag regelmäßig bespielte Meistergeige; s. hierzu<br />
Hollatz, HFR 2001, 435 u. Rössler, DStZ 2001, 441). Bei <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>-Abschreibungen<br />
nach typisieren<strong>de</strong>n Sätzen ist nur eine von <strong>de</strong>r gesetzlichen Norm<br />
abweichen<strong>de</strong> kürzere tatsächliche Nutzungsdauer (unter 50 bzw. 40 Jahren) steuerrelevant<br />
(§ 7 Abs. 4 Satz 2; § 11 c Abs. 1 Satz 1 EStDV).<br />
Der Stpfl. muß im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1 die AHK auf die gesamte<br />
Verwendungs- o<strong>de</strong>r Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG verteilen, nicht nur auf die<br />
voraussichtliche Dauer <strong>de</strong>r Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung zur Einkunftserzielung<br />
durch ihn selbst (und ggf. seinen Gesamtrechtsnachfolger). Entsprechend <strong>de</strong>m<br />
Veranlassungsprinzip sind allerdings WK nur diejenigen AfA-Beträge, die auf<br />
die Dauer <strong>de</strong>r durch ihn erfolgten erwerbsbezogenen Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />
entfallen. Dies gilt sowohl in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verwendungs- o<strong>de</strong>r<br />
Nutzungszweck <strong>de</strong>s WG voraussichtlich wechseln wird, als auch dann, wenn das<br />
WG voraussichtlich vor Ablauf <strong>de</strong>r erfahrungsgemäßen Nutzungsdauer veräußert<br />
wird (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599); dabei ist die<br />
AfA grds. unabhängig vom estl. unbeachtlichen voraussichtlichen Veräußerungserlös<br />
vorzunehmen (BFH v. 7. 2. 1975 VI R 133/72, BStBl. II, 478; wegen<br />
„grober Schätzungsunschärfen“ s. Anm. 614). Bei Gebäu<strong>de</strong>n, die in Abbruchabsicht<br />
erworben wur<strong>de</strong>n, ist für die Zeit <strong>de</strong>r estrechtlich relevanten Zwischennutzung<br />
ebenfalls die planmäßige AfA zu berücksichtigen; eine AfaA ist <strong>de</strong>mgegenüber<br />
nicht zulässig (BFH v. 16. 4. 2002 IX R 50/00, BFH/NV 2002, 1380; zu<br />
Einzelheiten <strong>de</strong>r AfaA s. Anm. 615).<br />
b) Anwendung von AfA-Tabellen<br />
Als Hilfsmittel für die Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer hat das BMF unter Beteiligung<br />
<strong>de</strong>r Fachverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wirtschaft für allgemein verwendbare Anlagegüter<br />
und für verschie<strong>de</strong>ne Wirtschaftszweige AfA-Tabellen (s. § 7 Anm. 195–197)<br />
herausgegeben, die sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />
eines WG berücksichtigen und die zwar zunächst die Vermutung <strong>de</strong>r<br />
Richtigkeit für sich haben, für die Gerichte aber nicht bin<strong>de</strong>nd sind (BFH v.<br />
19. 11. 1997 X R 78/94, BStBl. II 1998, 59). Die FinVerw. zieht sie als Schätzungsgrundlage<br />
für die „erfahrungsgemäße“ Nutzungsdauer von WG <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />
entsprechend heran (BdF v. 23. 2. 1978 u. FinMin. NRW v.<br />
14. 3. 1978, FR 1978, 242). Trotz <strong>de</strong>r dadurch bewirkten Selbstbindung <strong>de</strong>r Verwaltung<br />
(s. hierzu allg. § 9a Anm. 66 f.) verbleibt für <strong>de</strong>n Stpfl. die Möglichkeit,<br />
eine tatsächlich kürzere Nutzungsdauer im Einzelfall konkret darzulegen (eingehend<br />
dazu § 7 Anm. 195). Der Ansatz einer von <strong>de</strong>n AfA-Tabellen abweichen-<br />
E 356 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 614–615 §9<br />
<strong>de</strong>n längeren Nutzungsdauer mit <strong>de</strong>m Argument, es fehle bei <strong>de</strong>n privaten<br />
Überschußeinkünften das Korrektiv einer Besteuerung <strong>de</strong>s Verkaufserlöses, ist<br />
uE unter steuersystematischen Gesichtspunkten verfehlt; <strong>de</strong>r nutzungsbedingte<br />
Wertverzehr eines WG nach Maßgabe <strong>de</strong>r erfahrungsgemäßen Nutzungsdauer<br />
ist unabhängig vom Dualismus <strong>de</strong>r Einkunftsarten (glA FG Düss. v. 10. 2. 1987,<br />
EFG 1987, 402, rkr.; aA FG Rhld.-Pf. v. 10. 3. 1986, EFG 1986, 491, rkr.; vgl.<br />
auch Schmidt/Drenseck XXII. § 7 Rn. 85). Gewisse Unschärfen müssen naturgemäß<br />
bei je<strong>de</strong>r pauschalieren<strong>de</strong>n Schätzung in Kauf genommen wer<strong>de</strong>n. Ein<br />
hoher (nicht stbarer) Veräußerungsgewinn läßt allenfalls in beson<strong>de</strong>rs gelagerten<br />
Ausnahmefallen auf eine „offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong> Nutzungsdauer“ (s. hierzu<br />
insbes. § 7 Anm. 195) schließen, die im Rahmen <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen<br />
Berichtigungsvorschriften zu einer Korrektur <strong>de</strong>r AfA berechtigt (so zutreffend<br />
BFH v. 7. 2. 1975 VI R 133/72, BStBl. II, 478; zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen einer<br />
„offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung“ generell § 9a Anm. 69); dies gilt<br />
mit umgekehrten Vorzeichen bei Entstehen eines hohen Veräußerungsverlusts.<br />
c) Absetzungen für außergewöhnliche Abnutzung (§ 7 Abs. 1 Satz 6)<br />
Auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften sind Absetzungen für außergewöhnliche<br />
Abnutzung (AfaA) zulässig, wenn bei einem abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />
durch beson<strong>de</strong>re erwerbsbezogene Umstän<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>m normalen<br />
Wertverzehr ein erhöhter Substanzverbrauch eintritt (außergewöhnliche technische<br />
Abnutzung) o<strong>de</strong>r die wirtschaftliche Nutzbarkeit abnimmt (außergewöhnliche<br />
wirtschaftliche Abnutzung). Dies gilt daher auch für Gebäu<strong>de</strong> (§ 7 Abs. 1<br />
Satz 6, § 7 Abs. 4 Satz 3; R 44 Abs. 13 EStR). Bei Erfüllung <strong>de</strong>r tatbestandsmäßigen<br />
Voraussetzungen (hierzu u. zur technischen Geltendmachung auch in zeitlicher<br />
Hinsicht s. § 7 Anm. 248–260, 450) besteht eine Pflicht zur Vornahme <strong>de</strong>r<br />
AfaA (kritisch dazu § 7 Anm. 257). Durch die leistungsfähigkeitsgerechte Korrektur<br />
<strong>de</strong>r planmäßigen AfA entsprechend <strong>de</strong>m tatsächlichen Wertverzehr (vgl.<br />
FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG 1982, 71, rkr.) fügt sich die AfaA systemgerecht<br />
in <strong>de</strong>n vom Veranlassungsprinzip bestimmten WKBegriff ein (zum Zeitpunkt<br />
<strong>de</strong>r AfaA s. v. Bornhaupt, DStZ 1993, 536).<br />
Die Abgrenzung zulässiger AfaA von <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten<br />
nicht berücksichtigungsfähigen reinen Wertmin<strong>de</strong>rungen und nutzungsunabhängigen<br />
Entwertungen ist in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis häufig schwierig (s. auch<br />
Anm. 190–195 betr. unplanmäßige erwerbsbezogene Vermögensverluste). Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im Vermögensbereich sind bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten grds.<br />
stl. unbeachtlich (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599; zu<br />
Katastrophenschä<strong>de</strong>n an privaten Wohngebäu<strong>de</strong>n s. Grube, DStZ 2000, 469).<br />
Vorrangige Anwendung auf Vermögensverluste? Str. ist, ob Vermögensverluste<br />
bei Überschußeinkünften im Rahmen <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs <strong>de</strong>s Abs. 1<br />
Satz 1 abziehbar sind o<strong>de</strong>r im Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfaA gem. Abs. 1 Satz 3<br />
Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 6 liegen (eingehend dazu Anm. 190–195; s. auch<br />
BFH v. 13. 1. 1989 VI R 51/85, BStBl. II, 382, wonach § 9 Abs. 1 Satz 1 allg.<br />
auch Vermögensmin<strong>de</strong>rungen umfaßt, die im Rahmen einer gesetzlichen Einkunftsart<br />
eintreten).<br />
Vgl. Wassermeyer, DStR 1982, 557 unter kritischer Bezugnahme auf BFH v.<br />
18. 12. 1981 VI R 201/78, BStBl. II 1982, 261; s. auch Glanegger, DStZ 1984, 583;<br />
Paus, FR 1983, 502; Bormann, DStZ 1982, 99 in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit FG Köln v.<br />
29. 10. 1980, EFG 1981, 128, rkr.; v. Bornhaupt, DStZ 1992, 777; Wolff, Die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre für die Abzugsfähigkeit<br />
von Aufwendungen bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm u. VuV, 1993; Heuermann,<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 357<br />
615
§9 Anm. 615 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
DStZ 1994, 229; Maly, FR 1994, 457; Richter, DStR 1994, 1340; Flies, Vermögensverluste<br />
bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, 1995; Ders., DStR 1996, 86; Ders., FR 1996, 702;<br />
Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 1996; Ders., FR 1996, 301; Kupfer,<br />
KÖSDI 1999, 11913; U<strong>de</strong>r, NWB 1999, F. 3, 10737; Schnitter, EStB 2001, 23; Tipke/<br />
Lang, Steuerrecht, 17. Aufl., 2002, § 9 Rn. 267.<br />
E Stellungnahme: Bei substanzbezogenen Aufwendungen, die sich auch auf Gegenstän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens erstrecken, sind die Grenzen <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung<br />
ausschließlich durch Anwendung <strong>de</strong>r Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />
abzustecken, wobei die Eigenarten <strong>de</strong>r Einkunftsermittlungsmethodik<br />
zu beachten sind; Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und 7 sind insoweit uE lediglich systementsprechen<strong>de</strong><br />
Anwendungsfälle <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs (s. eingehend<br />
Anm. 587–589). Da die AfA-Regelungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 allerdings lex<br />
specialis im Verhältnis zu Abs. 1 Satz 1 sind und in zeitlicher Hinsicht eine konstitutive<br />
Ausnahmeregelung zum Abflußprinzip enthalten, sind Verluste und Beschädigungen<br />
an abnutzbaren Erwerbsvermögensgegenstän<strong>de</strong>n zunächst im<br />
Anwendungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 zu beurteilen (ähnlich <strong>de</strong>r Lösungsweg<br />
von Wassermeyer, DStR 1982, 558 betr. beruflich veranlaßte Unfallschä<strong>de</strong>n<br />
an einem Pkw., zu weitgehend uE allerdings FG Köln v. 29. 10. 1980, EFG<br />
1981, 128, rkr., da es an <strong>de</strong>r Abnutzbarkeit <strong>de</strong>s Gegenstands fehlt); <strong>de</strong>r allg.<br />
WKBegriff mit <strong>de</strong>r zeitlichen Rechtsfolge <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 gelangt nur subsidiär<br />
bei Einhaltung eines strengen Bedingungsrahmens zur Anwendung (s. eingehend<br />
Anm. 191–195). Das Vorliegen von abnutzbarem Erwerbsvermögen zieht<br />
somit die Anwendung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nach sich (zum Konkurrenzverhältnis<br />
zu Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und zum Vereinfachungswahlrecht bei geringwertigen<br />
WG s. Anm. 549).<br />
Anwendungsfälle <strong>de</strong>r AfaA:<br />
E AfaA zulässig bei ganzer o<strong>de</strong>r teilweiser Zerstörung eines Arbeitsmittels, Gebäu<strong>de</strong>s<br />
oä., ohne daß <strong>de</strong>r Stpfl. einen entsprechen<strong>de</strong>n Ersatz erlangt (vgl. BFH<br />
v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. Pkw. als Arbeitsmittel); bei<br />
Beendigung eines Mietverhältnisses auf die Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> einer<br />
möbliert vermieteten Eigentumswohnung (FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG<br />
1982, 71, rkr.); bei Beschädigung eines auch privat genutzten Pkw während einer<br />
beruflich veranlaßten Fahrt (nach BFH v. 24. 11. 1994 IV R 25/94, BStBl. II<br />
1995, 318 bemißt sich die Höhe – beim privaten Pkw eines Selbständigen – nach<br />
<strong>de</strong>n Anschaffungskosten abzüglich <strong>de</strong>r normalen AfA, uE auch auf Überschußeinkünfte<br />
anwendbar, zumal <strong>de</strong>r VI. Senat im Urt. v. 31. 1. 1992 VI R 57/88<br />
(BStBl. II, 401) seine abweichen<strong>de</strong> Auffassung v. 9. 11. 1979 VI R 156/77<br />
(BStBl. II 1980, 71) – AfaA in Höhe <strong>de</strong>s Unterschiedsbetrags zwischen <strong>de</strong>n<br />
Zeitwerten <strong>de</strong>s Fahrzeugs vor und nach <strong>de</strong>m Unfall – zwischenzeitlich selbst in<br />
Zweifel gezogen hat, s. auch Flies, DStR 1996, 92; die AfaA ist im VZ <strong>de</strong>s Eintritts<br />
<strong>de</strong>s beeinträchtigen<strong>de</strong>n Ereignisses – spätestens im VZ <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung<br />
<strong>de</strong>r AfaA – unabhängig von evtl. Ersatzansprüchen vorzunehmen, da kein<br />
Wahlrecht besteht, zu warten, bis feststeht, ob und in welcher Höhe <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n<br />
ersetzt wird; s. BFH v. 13. 3. 1998 VI R 27/97, BFH/NV 1998, 1169, Becker,<br />
StW 1997, 577); Zerstörung eines privaten Pkw aus in <strong>de</strong>r Berufssphäre liegen<strong>de</strong>n<br />
Grün<strong>de</strong>n (BFH v. 19. 3. 1982 VI R 25/80, BStBl. II, 442); Totalscha<strong>de</strong>n<br />
eines gebraucht erworbenen Pkw auf beruflich veranlaßter Fahrt vor Ablauf <strong>de</strong>r<br />
Restnutzungsdauer, die nach <strong>de</strong>m Erwerb unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Alters<br />
und <strong>de</strong>s voraussichtlichen Einsatzes <strong>de</strong>s Pkw zu schätzen ist (Hess. FG v.<br />
9. 5. 2000, EFG 2000, 1377, rkr.); bei Abbruch eines wirtschaftlich o<strong>de</strong>r technisch<br />
noch nicht verbrauchten Gebäu<strong>de</strong>s und ursprünglich fehlen<strong>de</strong>r Abbruch-<br />
E 358 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 615 §9<br />
absicht (BFH v. 12. 6. 1978 GrS 1/77, BStBl. II, 620; v. 26. 6. 2001 IX R 22/98,<br />
BFH/NV 2002, 16); bei Entfernung von Gebäu<strong>de</strong>teilen im Rahmen eines Umbaus<br />
im Anschluß an <strong>de</strong>n Erwerb, wenn <strong>de</strong>r Erwerber im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Anschaffung<br />
keine Umbauabsicht hatte, die entfernten Gebäu<strong>de</strong>teile einen abgrenzbaren<br />
Nie<strong>de</strong>rschlag in <strong>de</strong>n Anschaffungskosten gefun<strong>de</strong>n haben und ihr<br />
Wert nicht von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist (BFH v. 10. 5. 1994 IX R<br />
26/89, BStBl. II, 902); bei vollständiger Auswechslung <strong>de</strong>r Computer beim<br />
ArbG gegen nicht kompatible Nachfolgegeräte wirtschaftliche Abnutzung eines<br />
vom ArbN nahezu ausschließlich beruflich genutzten privaten PC (FG Düss. v.<br />
1. 7. 1992, EFG 1992, 660, rkr.), keine AfaA jedoch, wenn die außergewöhnliche<br />
Abnutzung durch sofort abziehbare Erhaltungsaufwendungen (zB für Updates)<br />
ausgeglichen wer<strong>de</strong>n kann (Nds. FG v. 16. 1. 2003, EFG 2003, 601, rkr.).<br />
E AfaA unzulässig bei Baumängeln vor Fertigstellung eines Gebäu<strong>de</strong>s, auch<br />
wenn <strong>de</strong>swegen während <strong>de</strong>r Bauzeit unselbständige Bauteile wie<strong>de</strong>r abgetragen<br />
wer<strong>de</strong>n (BFH v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306); Verteuerung <strong>de</strong>r<br />
Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung eines Gebäu<strong>de</strong>s, etwa aufgrund Konkurses <strong>de</strong>s<br />
Bauunternehmers o<strong>de</strong>r fehlgeschlagener Planungskosten (BFH v. 24. 3. 1987<br />
IX R 31/84, BStBl. II, 695); bei überhöhten Preisen, weil ein bloßes Ungleichgewicht<br />
<strong>de</strong>r aufgewen<strong>de</strong>ten Kosten und <strong>de</strong>s Werts <strong>de</strong>r erlangten Leistung nicht<br />
genügt (BFH v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306); während <strong>de</strong>r<br />
Dauer <strong>de</strong>r Pauschalierung nach § 21 a (BFH v. 31. 8. 1993 IX R 79/89, BFH/<br />
NV 1994, 232); bei in Abbruchabsicht erworbenen Gebäu<strong>de</strong>n wegen Verkürzung<br />
<strong>de</strong>r Nutzungsdauer (BFH v. 15. 12. 1981 VIII R 116/79, BStBl. II 1982,<br />
385, nur planmäßige AfA für Zeit <strong>de</strong>r Zwischennutzung zulässig bei zuvor<br />
estrechtlich be<strong>de</strong>utsamer Nutzung; s. BFH v. 16. 4. 2002 IX R 50/00, BFH/NV<br />
2002, 1380) o<strong>de</strong>r bei unentgeltlichem Erwerb eines Gebäu<strong>de</strong>s (= Schenkung)<br />
und bereits bestehen<strong>de</strong>r Abbruchabsicht (BFH v. 7. 10. 1986 IX R 93/82,<br />
BStBl. II 1987, 330); bei Abbruch von objektiv technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich<br />
noch nicht verbrauchten Gebäu<strong>de</strong>n, um ein unbebautes Grundstück veräußern<br />
zu können (BFH v. 6. 3. 1979 VIII R I 10/74, BStBl. II, 551; v. 13. 12. 2000 IX<br />
B 106/00, BFH/NV 2001, 766); neben <strong>de</strong>m Abzug von Reparaturkosten, wenn<br />
die Reparatur technisch fehlerfrei ausgeführt ist, sowie bei Wertmin<strong>de</strong>rung,<br />
wenn sie durch Ersatzleistungen Dritter o<strong>de</strong>r das Verhalten <strong>de</strong>s Geschädigten<br />
selbst wie<strong>de</strong>r ausgeglichen wor<strong>de</strong>n ist (insoweit kein Wahlrecht, BFH v.<br />
27. 8. 1993 VI R 7/92, BStBl. II 1994, 235); bei Beschädigung eines privaten<br />
Pkw durch Dritte (BFH v. 28. 1.1994 VI R 25/93, BStBl. II, 355); bei einem Gebäu<strong>de</strong>,<br />
das bereits vor seinem technischen o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verbrauch jahrelang<br />
leer stand, ohne konkrete Umstän<strong>de</strong> für Einkunftserzielungsabsicht<br />
(BFH v. 16. 2. 1993 IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646); bei Mietmin<strong>de</strong>rung von<br />
lediglich 5 vH wegen geringerer Wohngröße (BFH v. 27. 1. 1993 IX R 146/90,<br />
BStBl. II, 702); bei Beendigung <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />
WG (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599); nach Ablauf <strong>de</strong>r<br />
Nutzungsdauer (FG München v. 18. 3. 1998, EFG 1998, 1083, rkr.); Installierung<br />
neuer Software auf einem PC mit größerer Kapazität (FG Rhld.-Pf. v.<br />
29. 9. 1999 5 K 1759/99, nv., rkr.). Die kürzere Absetzungsdauer für bestimmte<br />
im Betriebsvermögen befindliche, nicht Wohnzwecken dienen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong><br />
rechtfertigt eine AfaA für Privatimmobilien ausdrücklich nicht (§ 7 Abs. 4<br />
Satz 4). AfaA ist unzulässig, falls es sich ihrem Wesen nach um nicht abnutzbare<br />
WG han<strong>de</strong>lt (systematisch unzutreffend daher FG Köln v. 29. 10. 1980, EFG<br />
1981, 128, rkr., betr. Diebstahl von Geld auf einer Dienstreise; glA o. V.,HFR<br />
1983, 264 f.).<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 359
616–617<br />
618<br />
619<br />
§9 Anm. 615–619 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />
Verfahren bei Ersatzleistungen: Soweit für die außergewöhnliche Abnutzung<br />
eine Entschädigung gezahlt wird, beseitigt dies nicht <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r AfaA.<br />
Die Ersatzleistung bil<strong>de</strong>t eine Einnahme. Fließt sie in einem späteren VZ zu als<br />
die außergewöhnliche Abnutzung entstan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>, ist eine Saldierung<br />
nicht zulässig. Der Stpfl. kann mit <strong>de</strong>r Geltendmachung <strong>de</strong>r AfaA nicht<br />
warten, bis die Ersatzleistung erfolgt bzw. feststeht (BFH v. 13. 3. 1998 VI R<br />
27/97, BStBl. II, 443; s. mwN § 7 Anm. 251; zu Kompensationsansprüchen allg.<br />
Anm. 75–92); dies gilt nicht bei Entschädigungen für reine Wertmin<strong>de</strong>rungen,<br />
da diese <strong>de</strong>r nicht stbaren Vermögenssphäre zuzuordnen sind (vgl. § 7<br />
Anm. 251).<br />
Einstweilen frei.<br />
5. Veranlassungszusammenhang mit Überschußeinkünften<br />
Der Abzug von WK iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 setzt generell voraus, daß das angeschaffte<br />
o<strong>de</strong>r hergestellte WG zur Erzielung von Einnahmen im Rahmen einer<br />
Überschußeinkunftsart verwen<strong>de</strong>t wird (s. BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97,<br />
BStBl. II, 778).<br />
Bei gemischter Nutzung eines Wirtschaftsguts sind nur AfA entsprechend<br />
<strong>de</strong>m Erwerbsanteil abziehbar, falls eine ausreichen<strong>de</strong> Trennbarkeit gem. § 12<br />
Nr. 1 Satz 2 gegeben ist (§ 7 Anm. 16), zB bei Kfz.-Nutzung o<strong>de</strong>r nach Rechtsauffassung<br />
<strong>de</strong>r FinVerw. nunmehr auch beim Computer (§ 9 Anm. 566); ggf.<br />
liegen bei gemischter Nutzung (zB Vermietung zu Wohnzwecken u. eigenbetriebliche<br />
Nutzung eines Gebäu<strong>de</strong>s) verschie<strong>de</strong>ne WG vor. Zur vereinfachungsbedingten<br />
Vollabsetzbarkeit von geringwertigen WG s. Anm. 621, 549. Auch bei<br />
einer erst nach <strong>de</strong>m Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsjahr beginnen<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen<br />
Nutzung ist die Geltendmachung einer AfA uU zulässig (s. eingehend<br />
Anm. 620).<br />
Einkunftsartenzusammenhang: Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 für<br />
die Besteuerungspraxis liegt bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV sowie nichtselbständiger<br />
Arbeit (s. § 7 Anm. 16).<br />
Beispiele: AfA auf vermietete o<strong>de</strong>r verpachtete Gebäu<strong>de</strong>; AfA bei Vermietung beweglicher<br />
Sachen, etwa <strong>de</strong>s Mobiliars eines Zimmers; AfA auf Arbeitsmittel, zB<br />
Schreibtisch, erwerbsbezogen genutzter Computer oä.; AfA auf zeitlich begrenzte Nutzungsrechte<br />
(BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 12/72, BStBl. II 1979, 38).<br />
Vor allem die Anschaffungskosten für Kapitalvermögenswerte iSd. § 20 (vgl.<br />
BFH v. 23. 2. 2000 VIII R 40/98, BStBl. II 2001, 24) sowie die Erwerbskosten<br />
<strong>de</strong>s Grund und Bo<strong>de</strong>ns können wegen fehlen<strong>de</strong>n planmäßigen Wertverzehrs<br />
nicht über Abs. 1 Nr. 7 stl. geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (betr. erwerbsbezogene Vermögensverluste<br />
str., s. Anm. 190–195). Die Beeinträchtigung <strong>de</strong>r zum land- und<br />
forstwirtschaftlichen Betrieb gehören<strong>de</strong>n Ackerkrume im Interesse <strong>de</strong>r Erzielung<br />
von Einkünften aus VuV führt zu WK (BFH v. 16. 10. 1997 IV R 5/97,<br />
BStBl. II 1998, 185).<br />
6. Vornahme <strong>de</strong>r Absetzung<br />
a) Verpflichtung zur Absetzung<br />
Bei Erfüllung <strong>de</strong>r gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen ist die Geltendmachung<br />
von AfA bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten zwingend (vgl. § 7<br />
Anm. 93); insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>-AfA bestehen verschie<strong>de</strong>ne zielentsprechend<br />
nutzbare Wahlmöglichkeiten (s. Anm. 600). Zur Nachholung unterlassener<br />
AfA s. Anm. 620.<br />
E 360 Rappl
Absetzungen für Abnutzung Anm. 620 §9<br />
b) Zeitpunkt <strong>de</strong>r Absetzung<br />
AfA im Jahr <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung: Aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n<br />
beginnt die AfA losgelöst vom Verausgabungsprinzip gem. § 11 Abs. 2 grds. mit<br />
<strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>s erwerbsbezogen zu nutzen<strong>de</strong>n WG<br />
(BFH v. 28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758), wobei die Anschaffung mit <strong>de</strong>r<br />
Lieferung und die Herstellung mit <strong>de</strong>r Fertigstellung erfolgt (§ 9a EStDV; R 44<br />
Abs. 1 EStR). Für die AHK sog. geringwertiger WG ist nunmehr in Abs. 1<br />
Satz 3 Nr. 7 Satz 2 ausdrücklich geregelt, daß sie im Verausgabungsjahr an Stelle<br />
einer zeitlichen Verteilung auf die voraussichtliche Nutzungsdauer voll abgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n können (Wahlrecht; s. eingehend Anm. 549). Im Erstjahr kann die Jahres-AfA<br />
nur zeitanteilig in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n, und zwar regelmäßig<br />
bemessen nach vollen Monaten gerun<strong>de</strong>t zugunsten <strong>de</strong>s Stpfl. (zu Einzelheiten<br />
s. § 7 Anm. 165, 166); dies gilt für die typisierten Gebäu<strong>de</strong>-AfA nur eingeschränkt<br />
(s. § 7 Anm. 490).<br />
Nach R 44 Satz 3 LStR kann für Arbeitsmittel bei Anschaffung und Herstellung<br />
in <strong>de</strong>r ersten Jahreshälfte die volle, in <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte die halbe Jahres-<br />
AfA abgezogen wer<strong>de</strong>n; uE muß dies aus Gleichheitsgesichtspunkten für sämtliche<br />
beweglichen WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen<br />
Überschußeinkunftsart gelten. Darüber hinaus ist die Geltendmachung von AfA<br />
auch bei einer erst nach <strong>de</strong>m Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsjahr beginnen<strong>de</strong>n<br />
erwerbsbezogenen Nutzung mit Wirkung ab diesem Stichtag zulässig (grundlegend<br />
Anm. 590, 610 betr. Einlage von WG in ein Erwerbsvermögen).<br />
AfA im Jahr <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Nutzung: Die AfA ist zeitanteilig vorzunehmen,<br />
falls nicht ausnahmsweise Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung u. Beendigung<br />
<strong>de</strong>r Nutzung im gleichen Jahr erfolgen. Eine Aufrundung auf volle Monate<br />
ist zulässig (s. § 7 Anm. 168). Die Anwendung <strong>de</strong>r Vereinfachungsregelung <strong>de</strong>s<br />
R 44 Abs. 2 Satz 3 EStR ist nicht vorgesehen (R 44 Abs. 9 EStR).<br />
AfA-Nachholung: Obgleich entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r abschnittsbezogenen<br />
Leistungsfähigkeitsbesteuerung eine Verpflichtung zur Vornahme von<br />
AfA besteht, können bzw. müssen nach hM versehentlich unterlassene Absetzungen<br />
nachgeholt wer<strong>de</strong>n; gleiches gilt bei absichtlich unterlassenen Absetzungen<br />
aus an<strong>de</strong>ren als Steuerersparnisgrün<strong>de</strong>n (zur str. Rechtslage im einzelnen s.<br />
§ 7 Anm. 95–97, Anm. 552 betr. AfS; Schmidt/Drenseck XXII. § 7 Rn. 6; ggf.<br />
lassen verfahrensrechtliche Berichtigungsvorschriften eine Korrektur an <strong>de</strong>r<br />
Fehlerquelle zu; gegen je<strong>de</strong> Nachholung von AfA vor allem B. Meyer, FR 1981,<br />
577). UE ist dies folgerichtige Konsequenz aus <strong>de</strong>m WKCharakter <strong>de</strong>r AHK abnutzbaren<br />
Erwerbsvermögens (dazu Anm. 589, 608). Die Nachholung erfolgt<br />
allerdings nicht durch Sofortabzug <strong>de</strong>s Unterlassungsbetrags, son<strong>de</strong>rn im allgemeinen<br />
durch Verteilung <strong>de</strong>s ungeschmälerten Restwerts auf die ggf. neu zu<br />
schätzen<strong>de</strong> Restnutzungsdauer; das entspricht <strong>de</strong>m Verteilungsgedanken <strong>de</strong>r<br />
AfA. Bei <strong>de</strong>n typisierten Gebäu<strong>de</strong>-Absetzungen kommt eine Nachholung regelmäßig<br />
nicht durch Erhöhung <strong>de</strong>s AfA-Satzes (nur bei kürzerer tatsächlicher<br />
ND), son<strong>de</strong>rn durch lineare Verlängerung <strong>de</strong>s Abschreibungszeitraums gem. § 7<br />
Abs. 4 Satz 1 in Betracht.<br />
Vgl. BFH v. 29. 8. 1989 IX R 176/84, BStBl. II 1990, 430; v. 20. 1. 1987 IX R 103/83,<br />
BStBl. II, 491 mit Anm. Drenseck, FR 1987, 381; v. 3. 7. 1984 IX R 45/84, BStBl. II,<br />
709, kritisch dazu Drenseck, FR 1984, 596; auch Seitrich, FR 1985, 9; s. eingehend<br />
weiterhin § 7 Anm. 414 a. UU kann eine AfaA geltend gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />
E 360/1<br />
620
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
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622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
621<br />
622–629<br />
§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />
III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />
Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />
zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />
für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />
v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />
Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />
wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />
2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />
o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />
machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />
Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />
von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />
Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />
bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />
Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />
Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />
Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />
Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 360/2 Rappl
Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 685±687 §9<br />
± für häusliche Arbeitszimmer, unangemessene Aufwendungen, Geldbuûen,<br />
Ordnungsgel<strong>de</strong>r, Hinterziehungszinsen und Bestechungsgel<strong>de</strong>r (§ 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 6b±8a und Nr. 10)<br />
± für Parteispen<strong>de</strong>n (§ 4 Abs. 6)<br />
± sowie § 4 Abs. 5 Sätze 2 ± 3 (Ausnahmen von Abzugsverboten; s. Anm. 687).<br />
Sinngemäû gelten nicht<br />
± die beson<strong>de</strong>ren Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4 Abs. 7<br />
± die Regelungen für Schuldzinsen <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 a.<br />
II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s Abs. 5<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Parteiengesetzes und an<strong>de</strong>rer Gesetze v.<br />
22. 12. 1983 (BGBl. I, 1577; BStBl. I, 1984, 7): Erstmalige Anfügung eines<br />
Abs. 5, <strong>de</strong>r ab VZ 1984 die sinngemäûe Geltung <strong>de</strong>s in § 4 Abs. 6 geregelten<br />
Abzugsverbots für Parteispen<strong>de</strong>n anordnete.<br />
Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EStG und <strong>de</strong>s KStG v. 25. 7. 1984 (BGBl. I, 1006;<br />
BStBl. I, 401): Ergänzung <strong>de</strong>s Abs. 5; das für BA in § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 neugeschaffene<br />
Abzugsverbot für Geldbuûen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r ua. gilt sinngemäû<br />
auch für WK. Zur rückwirken<strong>de</strong>n Geltung s. § 4 Anm. 1707.<br />
WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Weitere Ergänzung<br />
<strong>de</strong>s Abs. 5; das Abzugsverbot für Hinterziehungszinsen (§ 4 Abs. 5 Satz 1<br />
Nr. 8 a) gilt ab VZ 1990 sinngemäû.<br />
St¾ndG 1992 v. 25. 2. 1992 (BGBl. I, 297; BStBl. I, 146): Ab VZ 1992 erfolgt<br />
bei <strong>de</strong>n Abzugsverboten eine weitgehen<strong>de</strong> Gleichbehandlung von BA und WK<br />
durch sinngemäûe Anwendung auch <strong>de</strong>r Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1<br />
Nr. 1±4 (Geschenke; Bewirtungsaufwendungen; Gästehäuser; Jagd ua.), <strong>de</strong>r<br />
Nr. 5 (Verpflegungsmehraufwendungen; gleichzeitig Streichung <strong>de</strong>s bisherigen<br />
Abs. 4) und <strong>de</strong>r Nr. 7 (unangemessene Aufwendungen).<br />
JStG 1996 v. 11. 10. 1995 (BGBl. I 1250; BStBl. I, 438): Die Abzugsverbote für<br />
häusliche Arbeitszimmer und für Schmiergel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b<br />
und Nr. 10 gelten ab VZ 1996 auch für WK.<br />
StEntlG 1999/2000/2002 v. 24. 3. 1999 (BGBl. I, 402; BStBl. I, 304): Die neuen<br />
Regelungen <strong>de</strong>s betrieblichen Schuldzinsenabzugs in § 4 Abs. 4 a sollen ab<br />
VZ 1999 auch für WK gelten.<br />
StBereinG 1999 v. 22. 12. 1999 (BGBl. I 2601; BStBl. I 2000, 13): Rückwirken<strong>de</strong><br />
Aufhebung <strong>de</strong>r Verweisung auf § 4 Abs. 4a (vgl. § 52 Abs. 23 a), so daû die<br />
Regelungen zum Abzug von Schuldzinsen im WKBereich we<strong>de</strong>r im VZ 1999<br />
noch später gelten.<br />
III. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 5<br />
Korrektur zum weiten Werbungskostenbegriff: Der sehr weite WKBegriff<br />
<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 schränkt <strong>de</strong>n Abzug von Aufwendungen, die durch die jeweilige<br />
Einkunftsart veranlaût sind, nicht ein. Ebenso wie beim <strong>de</strong>ckungsgleichen<br />
BABegriff (vgl. Anm. 135 und § 4 Anm. 721) hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber eine Begrenzung<br />
durch eine spezielle gesetzliche Regelung für nötig gehalten. In erster Linie<br />
geht es dabei um Aufwendungen, die die private Lebensführung <strong>de</strong>r Stpfl. berühren.<br />
Mit <strong>de</strong>r Verweisung auf die Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 und 6 wer<strong>de</strong>n<br />
HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />
E 369<br />
686<br />
687
688±689<br />
690<br />
§9 Anm. 687±690 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />
beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r miûbrauchsanfällige Lebensbereiche typisierend geregelt<br />
und <strong>de</strong>r Abzug von WK ± über die allgemeine Regelung <strong>de</strong>s § 12 hinaus ±<br />
ausgeschlossen. Der frühere Streit über die Frage, ob § 4 Abs. 5 analog angewen<strong>de</strong>t<br />
wer<strong>de</strong>n kann (vgl. Anm. 690 ff.), ist damit gegenstandslos gewor<strong>de</strong>n.<br />
Zur Frage <strong>de</strong>r konstitutiven o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorischen Wirkung <strong>de</strong>r Vorschrift s. § 4<br />
Anm. 1128, zur Durchbrechung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips § 4 Anm. 1102.<br />
Sinngemäûe Geltung: Gesetzestechnisch bedient sich Abs. 5 <strong>de</strong>r Rechtsverweisung<br />
und bezweckt die Gleichbehandlung von Aufwendungen unabhängig<br />
von <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart und <strong>de</strong>r technischen Metho<strong>de</strong> zur Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r Einkünfte. Diesem Gesetzeszweck entsprechend sind die Abzugsverbote für<br />
BA bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften so auszulegen, daû bei gleichartigen Sachverhalten<br />
<strong>de</strong>r Abzug von Aufwendungen unabhängig von <strong>de</strong>r Einkunftsart zulässig<br />
o<strong>de</strong>r ausgeschlossen ist. Damit wird auch verhin<strong>de</strong>rt, daû das Abzugsverbot für<br />
BA umgangen wird, in<strong>de</strong>m ArbG höheren Lohn zahlen und ihre ArbN entsprechen<strong>de</strong><br />
Ausgaben tätigen. Damit die Gleichbehandlung lückenlos gewahrt wird,<br />
kommen auch die in § 4 Abs. 5 Satz 2 geregelten Ausnahmen von Abzugsverboten<br />
zur Anwendung, obwohl es an einer ausdrücklichen Verweisung fehlt. Dagegen<br />
gelten die beson<strong>de</strong>ren Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4 Abs. 7 nicht sinngemäû.<br />
Einstweilen frei.<br />
B. Sinngemäûe Geltung von § 4 Abs. 5Satz1Nr.1±5,<br />
6b±8a, 10 und Abs. 6<br />
I. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5Satz1Nr.1(Aufwendungen für Geschenke)<br />
Geschenke als Werbungskosten: Das gesetzliche Abzugsverbot für BA war<br />
ohne ausdrückliche gesetzliche Regelung beim Abzug von WK nicht analog anzuwen<strong>de</strong>n.<br />
Damit konnten Stpfl. bis VZ 1991 im Rahmen von Einkünften mit<br />
Einnahme-Überschuûrechnung Geschenke, die durch die jeweilige Einkunftsart<br />
veranlaût waren, unbeschränkt abziehen (vgl. BFH v. 13. 1. 1984 VI R 194/80,<br />
BStBl. II, 315: ArbNGeschenke an Geschäftsfreun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ArbG). Ab VZ 1992<br />
schlieût die Verweisung auf § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 die Besteuerungslücke für<br />
Geschenke im Wert von mehr als 40 e (vor 2002: 75 DM). Soweit <strong>de</strong>r WKAbzug<br />
noch in Betracht kommt, ist zu beachten, daû <strong>de</strong>r BFH bei Geschenken von<br />
ArbN mit erfolgsunabhängigen Gehältern an Untergebene o<strong>de</strong>r Kollegen eine<br />
private (Mit-)Veranlassung annimmt, die <strong>de</strong>n WKAbzug verhin<strong>de</strong>rt (§ 12 Nr. 1;<br />
vgl. BFH v. 8. 11. 1984 IV R 186/82, BStBl. II 1985, 286: Weihnachtsgeschenke<br />
eines Chefarztes; v. 1. 7. 1994 VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273: Geschenke bei<br />
Feiern von Behör<strong>de</strong>nleitern).<br />
Sinngemäûe Geltung: Die Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 1 führt bei WK zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten; s. daher § 4 Anm. 1150 ff.;<br />
vgl. ferner R 21 EStR 2001 und § 10 b Anm. 10 zur Abgrenzung Spen<strong>de</strong>n/Geschenke.<br />
E 370 Siebenhüter
Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 691±693 §9<br />
II. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 (Bewirtungsaufwendungen)<br />
Bewirtungsaufwendungen als Werbungskosten: Bis VZ 1991 konnten Bewirtungsaufwendungen<br />
nach <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen als WK abgezogen<br />
wer<strong>de</strong>n. Die damaligen beson<strong>de</strong>ren Abzugsregelungen für BA waren nicht analog<br />
anzuwen<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 16. 3. 1984 VI R 174/80, BStBl. II, 433). Ab VZ<br />
1992 hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber durch die ausdrückliche Verweisung <strong>de</strong>n Abzug auf<br />
80 vH <strong>de</strong>r angemessenen und nachgewiesenen Aufwendungen begrenzt und die<br />
Gleichbehandlung von BA und WK sichergestellt.<br />
Sinngemäûe Geltung: § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 regelt nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut<br />
<strong>de</strong>n Abzug von Bewirtungsaufwendungen ¹aus geschäftlichem Anlaûª. Dementsprechend<br />
ist bei WK von <strong>de</strong>r Veranlassung durch die jeweilige Einkunftsart<br />
auszugehen. In <strong>de</strong>r Praxis liegt die Problematik in <strong>de</strong>r Abgrenzung zu privat<br />
(mit-)veranlaûten Bewirtungen (s. § 12 Anm. 150 unter ¹Bewirtungskostenª, sowie<br />
§ 4 Anm. 1214 ff.). Das Abzugsverbot greift nicht ein, wenn die Bewirtung<br />
Gegenstand einer mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Betätigung ist (§ 4<br />
Abs. 5 Satz 2).<br />
Beispiel: Eine Ferienwohnung wird mit Frühstück vermietet, ohne daû <strong>de</strong>swegen gewerbliche<br />
Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 28. 6. 1984 IV R 150/82, BStBl. II<br />
1985, 211).<br />
Die beson<strong>de</strong>ren Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 Satz 2 müssen<br />
aufgrund <strong>de</strong>r Verweisung ± an<strong>de</strong>rs als die Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4<br />
Abs. 7, auf die Abs. 5 nicht verweist ± beachtet wer<strong>de</strong>n. Im übrigen s. zur Auslegung<br />
<strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 § 4 Anm. 1201 ff.;<br />
vgl. ferner R 21 Abs. 5 ff. EStR 2001.<br />
III. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser)<br />
Ab VZ 1992 gilt das Abzugsverbot für auûerhalb <strong>de</strong>s Betriebsorts (sinngemäû:<br />
Arbeitsstätte) befindliche Gästehäuser <strong>de</strong>s Stpfl., soweit sie <strong>de</strong>r Bewirtung, Beherbergung<br />
o<strong>de</strong>r Unterhaltung von Nichtarbeitnehmern dienen, auch bei <strong>de</strong>n<br />
Einkunftsarten mit Einnahme-Überschuûrechnung. Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten s. § 4<br />
Anm. 1250 ff.<br />
IV. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4<br />
(Aufwendungen für Jagd, Fischerei, Jachten und ähnliche Zwecke)<br />
Ergänzung <strong>de</strong>r Abzugsverbote in § 12 Nr. 1 und Nr. 7: Bei Aufwendungen<br />
für die Jagd, Fischerei, Segeljachten, Motorjachten und ähnliche Zwecke liegt<br />
eine private (Mit-)Veranlassung ebenso nahe wie ggf. die Annahme von <strong>de</strong>r Höhe<br />
nach unangemessenen Aufwendungen. Der Gesetzgeber hat zur Miûbrauchsbekämpfung<br />
ein spezielles Abzugsverbot für notwendig gehalten, so daû<br />
es auf die wesentlichen Streitfragen bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 und <strong>de</strong>r<br />
Nr. 7 im Ergebnis nicht mehr ankommt. Ist eine private (Mit-)Veranlassung von<br />
Aufwendungen gegeben, so nützt es einem Stpfl. nichts mehr, wenn er zB ihre<br />
völlig untergeordnete Be<strong>de</strong>utung im Vergleich zur beruflichen Veranlassung geltend<br />
macht o<strong>de</strong>r sich auf die Möglichkeit <strong>de</strong>r Trennung privater und beruflicher<br />
Aufwendungen beruft. Denn das vollständige Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />
Satz 1 Nr. 4 greift gleichwohl ein, es sei <strong>de</strong>nn, es liegt einer <strong>de</strong>r nachfolgend erläuterten<br />
Son<strong>de</strong>rfälle vor.<br />
HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />
E 371<br />
691<br />
692<br />
693
694<br />
695±698<br />
699<br />
§9 Anm. 693±699 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />
Gesetzliche Ausnahme vom Abzugsverbot: Nach § 4 Abs. 5 Satz 2 gilt das<br />
Abzugsverbot nicht, wenn <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Jagd bzw. <strong>de</strong>r ähnlichen Tätigkeit Gegenstand<br />
einer mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Betätigung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />
ist. Diese Ausnahmeregelung ist zur Gleichbehandlung bei allen Einkunftsarten<br />
anzuwen<strong>de</strong>n. Denn Satz 2 stellt klar, daû es nicht <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Abzugsverbots<br />
ist, zB <strong>de</strong>n gewerblichen Verpächter von Segel- o<strong>de</strong>r Motorjachten vom Abzug<br />
seiner Aufwendungen auszuschlieûen (vgl. BFH v. 3. 2. 1993 I R 18/92,<br />
BStBl. II, 367). Dies muû auch gelten, wenn die Verpachtung im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
Einkunftsart Vermietung und Verpachtung erfolgt o<strong>de</strong>r wenn ein nichtselbständiger<br />
Förster beruflich zur Jagd verpflichtet ist (vgl. FG Rhld.-Pf. v. 15. 6. 1981,<br />
EFG 1982, 180, rkr.: freiwillige Teilnahme an einer ¹Verwaltungsjagdª genügt<br />
für WK nicht; s. auch Anm. 580 ¹Waffenª).<br />
Einschränken<strong>de</strong> Auslegung <strong>de</strong>s Abzugsverbots: Zur Vermeidung unbilliger<br />
Härten legt <strong>de</strong>r BFH <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Abzugsverbots einschränkend aus. Es<br />
greift nicht bereits dann ein, wenn <strong>de</strong>r Art nach Aufwendungen für die Jagd uä.<br />
getätigt wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r Formulierung ¹Aufwendungen für die Jagd uä.ª<br />
stellt <strong>de</strong>r BFH vielmehr auf <strong>de</strong>n Zweck ab, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>n Aufwendungen<br />
verfolgt. Fehlt je<strong>de</strong>r Bezug zum Privatbereich, können die Aufwendungen<br />
abgezogen wer<strong>de</strong>n. Das Abzugsverbot greift nur, wenn die Aufwendungen einer<br />
sportlichen Betätigung, <strong>de</strong>r Unterhaltung von Geschäftsfreun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Freizeitgestaltung<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Repräsentation dienen (vgl. BFH v. 30. 7. 1980 I R 111/77,<br />
BStBl. II 1981, 58; v. 3. 2. 1993 I R 18/92, BStBl. II, 367; v. 10. 5. 2001 IV<br />
R 6/00, BStBl. II, 575: Fahrten zur Arbeitsstätte mit <strong>de</strong>m Motorboot).<br />
Beispiel: Ein Polizeibeamter will Jagdsachbearbeiter wer<strong>de</strong>n, um nicht mehr im<br />
Schichtdienst arbeiten zu müssen. Der Abzug von Aufwendungen für die Jagdprüfung<br />
als WK ist zulässig, wenn ihm <strong>de</strong>r Nachweis gelingt, daû er die Jagdprüfung ausschlieûlich<br />
aus <strong>de</strong>m beruflichen Grund ablegte.<br />
Sinngemäûe Geltung: Zur Auslegung <strong>de</strong>s Abzugsverbots s. im übrigen die<br />
Erl. zu § 4.<br />
V. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5<br />
(Mehraufwendungen für die Verpflegung)<br />
Der WKAbzug von nachgewiesenen Verpflegungsmehraufwendungen war bis<br />
VZ 1991 durch Abs. 4 und in <strong>de</strong>n VZ 1992±1995 durch die Verweisung auf § 4<br />
Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 aF auf Höchstbeträge begrenzt. Daneben lieûen Verwaltungsvorschriften<br />
<strong>de</strong>n Abzug pauschaler Mehraufwendungen zu. Ab VZ 1996<br />
erfolgte in <strong>de</strong>r Nr. 5 eine umfassen<strong>de</strong> gesetzliche Neuregelung, die auch die für<br />
ArbN be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n und typischen Sachverhalte (zB Einsatzwechseltätigkeit;<br />
Fahrtätigkeit; doppelte Haushaltsführung) umfaût. Die ¹sinngemäûe Anwendungª<br />
führt im WKBereich zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten, s. <strong>de</strong>shalb § 4<br />
Anm. 1350 ff.<br />
Einstweilen frei.<br />
VI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b (Häusliches Arbeitszimmer)<br />
Bis einschlieûlich VZ 1995 galten für <strong>de</strong>n WKAbzug die allgemeinen strechtlichen<br />
Grundsätze. Entschei<strong>de</strong>nd war die Abgrenzung <strong>de</strong>r Aufwendungen vom<br />
Bereich <strong>de</strong>r privaten Lebensführung (§ 12 Nr. 1). Da Verwaltung und Rspr.<br />
E 372 Siebenhüter
Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 699±703 §9<br />
± trotz <strong>de</strong>s ständigen Miûbrauchsverdachts ± immer groûzügiger wur<strong>de</strong>n, war in<br />
vielen Fällen <strong>de</strong>r unbegrenzte Abzug von Wohnungsaufwendungen möglich.<br />
Die gesetzliche Neuregelung ab VZ 1996, die dies wie<strong>de</strong>r einschränken soll,<br />
führt zu keinen einkunftsartspezifischen Beson<strong>de</strong>rheiten für WK; s. daher § 4<br />
Anm. 1490 ff. (ABC: Anm. 1577); s. auch Anm. 580 ¹Arbeitszimmerª.<br />
VII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7<br />
(Unangemessene Aufwendungen)<br />
Unangemessene Werbungskosten: Die ältere BFH-Rspr. hat das gesetzliche<br />
Abzugsverbot für unangemessene BA zunächst als Regelung eines allgemeinen<br />
Rechtsgedankens angesehen, <strong>de</strong>r auch für WK gelten sollte (BFH v. 10. 3. 1978<br />
VI R 111/76, BStBl. II, 459). Die Kritik an dieser Ansicht führte zur ¾n<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Rspr. Nach <strong>de</strong>m Urt. v. 12. 1. 1990 VI R 29/86 (BStBl. II, 423: Charterkosten<br />
für Privatflugzeug) war § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7 beim WKAbzug nicht entsprechend<br />
anzuwen<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r ausdrücklichen Verweisung ab VZ 1992 hat <strong>de</strong>r<br />
Gesetzgeber diese Rspr. korrigiert.<br />
Sinngemäûe Geltung: Zur Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>r Nr. 7 im<br />
einzelnen s. § 4 Anm. 1600 ff. Zu beachten ist insbes., daû sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />
das Verständnis <strong>de</strong>s Begriffs ¹unangemessenª geän<strong>de</strong>rt hat. Beurteilte <strong>de</strong>r BFH<br />
im Urt. v. 10. 3. 1978 VI R 111/76 (BStBl. II, 459) noch 17 200 DM für <strong>de</strong>n Flügel<br />
einer Gymnasiallehrerin als unangemessen, so hatte er im Urt. v. 26. 1. 2001<br />
VI R 26/98 (BStBl. II, 194) bei Aufwendungen einer angestellten Konzertmeisterin<br />
von 247280 DM für eine Geige keine Be<strong>de</strong>nken mehr (s. auch<br />
Anm. 572ff.).<br />
VIII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 (Geldbuûen)<br />
Die Verweisung auf das BA-Abzugsverbot für Geldbuûen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r,<br />
Verwarnungsgel<strong>de</strong>r uä. führt bei WK zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten; s. daher § 4<br />
Anm. 1700 ff.<br />
IX. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 a (Hinterziehungszinsen)<br />
Hinterziehungszinsen wären nach allgemeinen Grundsätzen als WK zu berücksichtigen,<br />
wenn auch die verkürzten Steuern als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n könnten<br />
(vgl. BFH v. 9. 2. 1993 VIII R 83/91, BFH/NV 1993, 644). Das absolute Abzugsverbot<br />
verhin<strong>de</strong>rt dies. Es ergänzt damit das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 4<br />
bei vollen<strong>de</strong>ten Steuerhinterziehungen, die durch Tätigkeiten im Rahmen einer<br />
Einkunftsart mit Einnahme-Überschuûrechnung veranlaût sind (Einzelheiten<br />
s. § 4 Anm. 1760).<br />
X. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 10<br />
(Bestechungs- und Schmiergel<strong>de</strong>r)<br />
Schmiergel<strong>de</strong>r als Werbungskosten: Nach <strong>de</strong>r allgemeinen Systematik dürfen<br />
Schmiergel<strong>de</strong>r grundsätzlich als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n, wenn sie mit konkreten<br />
Geschäftsvorfällen in Zusammenhang stehen und die allgemeinen Abzugsver-<br />
HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />
E 373<br />
700<br />
701<br />
702<br />
703
704<br />
705±749<br />
§9 Anm. 703±749 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />
bote <strong>de</strong>s § 160 AO (Empfängerbenennung) und für Geschenke (= Zahlungen<br />
lediglich zur allgemeinen Verbesserung von Geschäftsbeziehungen; s. Anm. 690<br />
und § 4 Anm. 1158) nicht greifen (vgl. BFH v. 16. 2. 1990 III R 21/86, BStBl. II,<br />
575 und v. 22. 10. 1991 VIII R 64/86, BFH/NV 1992, 449). Diese Konsequenz<br />
<strong>de</strong>s Nettoprinzips wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r politischen Diskussion als nicht akzeptable stl.<br />
Begünstigung von Straftaten angesehen. Mit <strong>de</strong>r Verweisung schränkt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n WKAbzug unter <strong>de</strong>n einzelnen Voraussetzungen <strong>de</strong>r<br />
Nr. 10 ein. Die praktische Be<strong>de</strong>utung dürfte im WKBereich auch nach <strong>de</strong>r Neufassung<br />
<strong>de</strong>r Nr. 10 ab VZ 1999 gering sein, da ArbN regelmäûig für ihre ArbG<br />
und mit <strong>de</strong>ren Mitteln tätig wer<strong>de</strong>n.<br />
Rechtswidrige Handlungen: Ab VZ 1999 greift das Abzugsverbot bereits<br />
dann ein, wenn die Zuwendung <strong>de</strong>r Vorteile eine rechtwidrige Handlung darstellt,<br />
die <strong>de</strong>n Tatbestand eines Strafgesetzes o<strong>de</strong>r eines Gesetzes verwirklicht,<br />
das die Ahndung mit einer Geldbuûe zuläût (Aufzählung möglicher Strafvorschriften,<br />
insb. bei Bestechungen im Ausland, s. R 24 EStR 2001 und OFD<br />
Frankfurt v. 29. 5. 2000, StEK EStG § 4 BetrAusg Nr. 517). Im Gegensatz zur<br />
früheren Rechtslage kommt es also nicht mehr darauf an, daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n subjektiven<br />
Tatbestand <strong>de</strong>r jeweiligen Strafnorm erfüllt und rechtskräftig verurteilt<br />
wird. Zu <strong>de</strong>n Praxisproblemen <strong>de</strong>r Vorschrift s. Randt, BB 2000, 1006 und<br />
Dörn, DStZ 2001, 736 mwN.<br />
Das Abzugsverbot gilt für die ¹Vorteileª, also die gewährten Schmiergel<strong>de</strong>r<br />
o<strong>de</strong>r Sachleistungen, und für die damit zusammenhängen<strong>de</strong>n Aufwendungen<br />
(zB Reise-, Telefon-, Beratungskosten). Entstehen einem ArbN anläûlich einer<br />
Schmiergeldzahlung somit WK, die <strong>de</strong>r ArbG nicht ersetzt, ist <strong>de</strong>r Abzug auch<br />
dann ausgeschlossen, wenn die Bestechung im Interesse <strong>de</strong>s ArbG erfolgt.<br />
Nachweisprobleme: In <strong>de</strong>r Praxis wird es <strong>de</strong>r Verwaltung häufig nicht gelingen,<br />
einen strafbaren Bestechungsversuch ausreichend zu belegen. Dennoch<br />
läuft das Abzugsverbot uE nicht ± wie vielfach vertreten (vgl. Schmidt/Heinikke<br />
XXI. § 4 Rn. 608) ± weitgehend ins Leere. Verzichtet ein Stpfl. nicht auf <strong>de</strong>n<br />
WKAbzug, so muû er nicht nur <strong>de</strong>n wahren Sachverhalt verschleiern, son<strong>de</strong>rn<br />
auch noch einen an<strong>de</strong>ren zum WKAbzug führen<strong>de</strong>n Tatbestand erfin<strong>de</strong>n. Damit<br />
dürfte <strong>de</strong>r WKAbzug häufig am fehlen<strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>s fiktiven Sachverhalts<br />
scheitern.<br />
XI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 6 (Parteispen<strong>de</strong>n)<br />
Mitgliedsbeiträge und Spen<strong>de</strong>n an politische Parteien iSd. § 2 PartG sind kraft<br />
gesetzlicher Definition we<strong>de</strong>r BA noch WK. Die stl. Berücksichtigung erfolgt<br />
bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rausgaben (§ 10 b) o<strong>de</strong>r durch die Steuerermäûigung <strong>de</strong>s § 34 g.<br />
Zur Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s Abzugsverbots <strong>de</strong>s Abs. 6, insbes.<br />
zur Abgrenzung von Spen<strong>de</strong>n und Zahlungen gegen konkrete Gegenleistung, s.<br />
§ 4 Anm. 2000 ff.; s. auch § 10 b Anm. 10. Zum Sponsoring s. BMF v.<br />
18. 2. 1998, BStBl. I, 212.<br />
Einstweilen frei.<br />
E 374 Siebenhüter