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Werbungskosten §9<br />

A. Überblick zu § 9 . ........ 1<br />

B. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklung<br />

................ 2<br />

II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s<br />

Werbungskostenbegriffs bis<br />

zum EStG 1934 . ......... 3<br />

III. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />

seit <strong>de</strong>m EStG 1934 . . . . . . . 4<br />

C. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Gesetzgeberischer Zweck<br />

und Gesetzessystematik . . . . 6<br />

II. Die Abgrenzungsfunktion<br />

<strong>de</strong>s § 9 im einzelnen . . . . . . . 7<br />

III. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung . . 8<br />

IV. Verfassungsmäßigkeit . . . . . . 9<br />

V. Gestaltungsmöglichkeiten<br />

beim Werbungskostenabzug 10<br />

D. Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Persönlicher und sachlicher<br />

Geltungsbereich<br />

1. Persönlicher Geltungsbereich<br />

a) Geltung im Einkommensteuerrecht<br />

. 13<br />

b) Geltung im Körperschaftsteuerrecht<br />

.... 14<br />

2. Sachlicher Geltungsbereich<br />

a) Geltung für die<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

. .... 15<br />

b) Geltung in steuerrechtlichenSon<strong>de</strong>rverfahren<br />

. . . . . . .... 16<br />

II. Anwendung bei Auslandsbeziehungen<br />

............ 17<br />

III. Anwendung bei Gesellschaften<br />

und Gemeinschaften<br />

................ 20<br />

E. Verhältnis <strong>de</strong>s § 9 zu an<strong>de</strong>ren<br />

Vorschriften<br />

I. Verhältnis zu § 3 c<br />

(anteilige Abzüge) ......... 22<br />

Inhaltsübersicht<br />

Allgemeine Erläuterungen zu § 9<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

II. Verhältnis zu § 4 Abs. 4<br />

(Betriebsausgaben) . . ...... 23<br />

III. Verhältnis zu § 8<br />

(Einnahmen) . . . . . . ...... 25<br />

IV. Verhältnis §§ 9 a, 9 b<br />

(Pauschbeträge;<br />

Vorsteuerabzug) . . . . ...... 26<br />

V. Verhältnis zu §§ 10 ff.<br />

(Son<strong>de</strong>rausgaben) . . . ...... 27<br />

VI. Verhältnis zu § 11<br />

(Vereinnahmung und<br />

Verausgabung) . . . . . ...... 28<br />

VII. Verhältnis zu § 12<br />

(nicht abziehbare Ausgaben) 29<br />

VIII. Verhältnis zu außergewöhnlichen<br />

Belastungen<br />

(§§ 33–33 c) . ............. 35<br />

F. Zurechnung <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(Abzugsberechtigung)<br />

I. Grundsätze ............. 40<br />

II. Aufwendungen durch<br />

Dritte und für Dritte<br />

1. Abziehbarkeit von Drittaufwendungen<br />

beim Einkunftserzieler<br />

. . . . . . . . . . 43<br />

2. Übernahme von Aufwendungen<br />

für einen Dritten 44<br />

III. Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r<br />

AfA-Zurechnung ........ 47<br />

IV. Beson<strong>de</strong>rheiten bei Gesellschaften<br />

und Gemeinschaften<br />

................ 50<br />

G. Verfahrensfragen<br />

I. Berücksichtigung von<br />

Werbungskosten im Veranlagungs-,Vorauszahlungsund<br />

Lohnsteuerverfahren . 53<br />

II. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse<br />

und Feststellungslast für<br />

Werbungskosten<br />

1. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse . . 54<br />

2. Feststellungslast . . . . . . . . 55<br />

III. Nachholung, Verzicht und<br />

Wahlrechte beim Werbungskostenabzug<br />

...... 57<br />

E 3


§9 Werbungskosten<br />

A. Überblick über die Tatbestandsmerkmale<br />

und Rechtsfolgen<br />

<strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs<br />

(Abs. 1<br />

Sätze 1 und 2) ............ 60<br />

B. Werbungskosten als „Aufwendungen“<br />

(Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Begriff <strong>de</strong>r „Aufwendungen“<br />

(= Ausgaben)<br />

1. „Aufwendungen“ als<br />

vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Abfluß von Gütern in<br />

Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert<br />

(Ausgabe) ............. 65<br />

2. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Begriffen:<br />

„Aufwand“ und<br />

„Kosten“ .............. 68<br />

3. Verhältnis zur zeitlichen<br />

Zuordnung (Abfluß) und<br />

persönlichen Zurechnung<br />

(Abzugsberechtigung) .... 71<br />

II. Aufwendungen und kompensieren<strong>de</strong><br />

Ansprüche<br />

bzw. Leistungen<br />

1. Überblick ............. 75<br />

2. Die Behandlung sog. kompensieren<strong>de</strong>r<br />

Ansprüche<br />

bei Überschußeinkünften<br />

a) Fälle sog. kompensieren<strong>de</strong>r<br />

Ansprüche .... 76<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenenEinzelbeurteilung<br />

von Aufwendungen<br />

(bzw. Einnahmen)<br />

und kompensieren<strong>de</strong>m<br />

Anspruch .......... 77<br />

c) Einzelfälle (rückfor<strong>de</strong>rbareWerbungskosten,<br />

durchlaufen<strong>de</strong><br />

Posten, irrtümliche<br />

Werbungskosten) .... 78<br />

3. Rückzahlung früherer Einnahmen<br />

(negative Einnahmen)<br />

a) Negative Einnahmen<br />

o<strong>de</strong>r Werbungskosten . 80<br />

b) Einzelheiten zum Abzug<br />

negativer Einnahmen<br />

............... 81<br />

Erläuterungen zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Allgemeiner Werbungskostentatbestand<br />

und Rechtsfolgen<br />

E 4 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

4. Rückfluß früherer Werbungskosten<br />

(keine negativen<br />

WK)<br />

a) Rückfluß abgezogener<br />

Werbungskosten ..... 85<br />

b) Rückfluß nicht als<br />

Werbungskosten abgezogener<br />

Aufwendungen 87<br />

5. Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />

und Zuschüsse<br />

Dritter<br />

a) Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />

durch<br />

Dritte ............. 90<br />

b) Zuschüsse .......... 91<br />

c) Verzicht auf Ersatzo<strong>de</strong>rErstattungsleistungen<br />

.......... 92<br />

III. Weitere Abgrenzungsfragen<br />

1. Aufwendungen auf das<br />

Vermögen ............. 95<br />

2. Fiktive Aufwendungen . . . 100<br />

IV. Bewertung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

................. 104<br />

C. Einnahmen als Bezugspunkt<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

(Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen und<br />

Erwerbsbezug ............ 105<br />

II. Steuerbare o<strong>de</strong>r steuerpflichtige<br />

Einnahmen ........... 107<br />

III. Einnahme- o<strong>de</strong>r Einkunftserzielung?<br />

................ 110<br />

IV. Einnahmen bei teilentgeltlichen<br />

Rechtsgeschäften ..... 112<br />

D. Zusammenhang zwischen Aufwendungen<br />

und Einnahmen,<br />

insbes. Veranlassungsprinzip<br />

(Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Der Gesetzeswortlaut <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Satz 1<br />

1. Steuergesetzliche Unschärfen<br />

und Interpretationsvielfalt<br />

................ 115<br />

2. Das Leistungsverhältnis<br />

als fehlen<strong>de</strong>s Verknüpfungselement


Inhaltsübersicht §9<br />

a) Fehlen<strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmal<br />

<strong>de</strong>r<br />

Erwerbsleistung (als<br />

„Einkunftsquelle“) . . 116<br />

b) ZweifacheVoraussetzung:<br />

Veranlassung<br />

durch eine Erwerbsleistung(Einkunftsquelle),<br />

die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

dient . 117<br />

3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe<br />

„Erwerbung, Sicherung<br />

und Erhaltung“ . . . . .... 121<br />

II. Allgemeines zum Veranlassungsprinzip<br />

1. Überblick zum Veranlassungsprinzip<br />

. . . . . . .... 130<br />

2. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

. . . . . . .... 132<br />

3. Geltungsbereich <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

a) Einheitliches Veranlassungsprinzip<br />

für<br />

Betriebsausgaben und<br />

Werbungskosten .... 135<br />

b) Einheitliches Veranlassungsprinzip<br />

bei allenÜberschußeinkunftsarten<br />

. . . . .... 136<br />

4. Verhältnis zum finalen<br />

Werbungskostenbegriff<br />

<strong>de</strong>r Gesetzesfassung<br />

a) Kein bloß „erweiterter<br />

finaler Werbungskostenbegriff“<br />

. . .... 138<br />

b) Die durch <strong>de</strong>n (aufgrund<br />

<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips)erweitertenWerbungskostenbegriff<br />

erfaßten<br />

Fallgruppen . . . . .... 139<br />

III. Die Veranlassung<br />

1. Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung . 140<br />

2. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung<br />

vom Zweck . .... 141<br />

3. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung<br />

von <strong>de</strong>r Verursachung<br />

. . . . . ........... 142<br />

4. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns<br />

<strong>de</strong>s Steuerpflichtigen 143<br />

IV. Der Veranlassungszusammenhang<br />

1. Allgemeines ........... 145<br />

2. Objektiver und subjektiver<br />

Zusammenhang als<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

Elemente <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

a) Überblick . . . . . . . . . . 146<br />

b) Herrschen<strong>de</strong> Meinung 147<br />

c) Abweichen<strong>de</strong> Auffassung<br />

. . . ........... 148<br />

d) Eigene Auffassung . . 149<br />

3. Weitere Kriterien zur<br />

Kennzeichnung <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />

a) Unmittelbarer und<br />

mittelbarer Zusammenhang<br />

. . . . . . . . . . 152<br />

b) Wirtschaftlicher und<br />

rechtlicher Zusammenhang<br />

. . . . . . . . . . 153<br />

c) Zeitlicher und örtlicher<br />

Zusammenhang . 154<br />

V. Die Abgrenzungsfunktion<br />

<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

1. Vorbemerkung . . . . . . . . 160<br />

2. Zeitliche Abgrenzungsprobleme<br />

a) Überblick . . . . . . . . . . 161<br />

b) Vorab veranlaßte<br />

Werbungskosten . . . . 162<br />

c) Weitere Abzugsvoraussetzungen<br />

. . . . . . . 163<br />

d) Anwendungsbeispiele<br />

für vorab veranlaßte<br />

Werbungskosten . . . . 164<br />

e) Fehlgeschlagene o<strong>de</strong>r<br />

vergebliche (vorab<br />

veranlaßte) Aufwendungen<br />

als Werbungskosten<br />

(Grundsätze) . 165<br />

f) Fehlgeschlagene (vorab<br />

veranlaßte) Aufwendungen<br />

als Werbungskosten<br />

bei<br />

Vermietung und Verpachtung<br />

. . . . . . . . . . 166<br />

g) Werbungskosten bei<br />

Unterbrechung <strong>de</strong>r<br />

Einkunftserzielung . . 167<br />

h) Nachträgliche Werbungskosten<br />

. . . . . . . 170<br />

i) Anwendungsbeispiele<br />

für nachträgliche Werbungskosten<br />

. . . . . . . 172<br />

3. Abgrenzungsprobleme<br />

bei gemischten Aufwendungen<br />

a) Begriff <strong>de</strong>r gemischten<br />

Aufwendungen . . 175<br />

E 5


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


§9 Inhaltsübersicht<br />

b) Gesetzlich geregelte<br />

Fälle gemischter Aufwendungen<br />

. . . ..... 176<br />

c) Voller Werbungskostenabzug<br />

gemischter<br />

Aufwendungen nur<br />

bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>mErwerbsbezug(Wesentlichkeitsprinzip)<br />

. . . . . . ..... 177<br />

d) Aufteilung gemischter<br />

Aufwendungen ..... 178<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

bei Aufwendungen<br />

für die<br />

Lebensführung ..... 179<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

. . . . . . . . ..... 183<br />

4. Aufwendungen auf die<br />

Vermögenssphäre<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

. . . . . . . . . ..... 185<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichenUnbeachtlichkeit<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

. . 186<br />

c) Wirkungsbereich und<br />

Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

bei Anwendung<br />

auf vermögensbezogene<br />

Aufwendungen . 187<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogenerAufwendungen<br />

. . . ..... 188<br />

5. Vermögensverluste<br />

a) Rechtsgrundlage für<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

. . . . 190<br />

b) Veranlassungsprinzip<br />

als Beurteilungsleitlinie<br />

. . ............. 191<br />

c) Fallgruppensystematik 192<br />

d) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

E 6 Prinz/Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

reinen Erwerbsvermögens<br />

........... 193<br />

e) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit planmäßig gemischtgenutztenGegenstän<strong>de</strong>n<br />

. . . ..... 194<br />

f) Vermögenseinbußen<br />

im Zusammenhang<br />

mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielungdienen<strong>de</strong>mPrivatvermögen<br />

............... 195<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

I. Vorbemerkung . . . . ....... 200<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit<br />

und Üblichkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

.............. 201<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung<br />

berühren<strong>de</strong> unangemessene<br />

Aufwendungen . . . 202<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung<br />

(Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 2 . ................. 210<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(„sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />

Regelung . ............ 215<br />

2. Abzugsverbote (nicht<br />

abziehbare Werbungskosten)<br />

. . . ............ 216<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 Satz 1<br />

(Abflußprinzip) ..... 220<br />

b) Ausnahmen von § 11<br />

Abs. 2 Satz 1 . . ..... 221<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung<br />

und Nachholung<br />

von Werbungskosten<br />

............ 222<br />

[Anschluß S. E 7]


Inhaltsübersicht §9<br />

A. Allgemeine Erläuterungen zu<br />

Abs. 5<br />

I. Überblick . . . . . .......... 685<br />

II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s<br />

Abs. 5 .................. 686<br />

III. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 5 . . . . . 687<br />

B. Sinngemäûe Geltung von § 4<br />

Abs. 5 Satz 1 Nr. 1±5, 6 b±8a, 10<br />

und Abs. 6<br />

I. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 1 (Aufwendungen<br />

für Geschenke) .......... 690<br />

II. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 2 (Bewirtungsaufwendungen)<br />

. . . .......... 691<br />

III. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser) . 692<br />

Abbruchkosten . . . ............. 750<br />

Abfindungen<br />

Abgeordneter<br />

Abschluûgebühren<br />

Absetzungen für Abnutzung<br />

Abstandszahlungen<br />

Abwehraufwendungen<br />

Abzugsverbote<br />

Amtseinführung<br />

Angehörigenverträge<br />

Angemessenheit von Werbungskosten<br />

Anliegerbeiträge<br />

Annoncen<br />

Abs. 4:<br />

weggefallen<br />

Erläuterungen zu Abs. 5:<br />

Abzugsverbote für Werbungskosten<br />

(Siebenhüter)<br />

HHR Lfg. 207 August 2002 Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

ABC <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(Siebenhüter)<br />

IV. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 4 (Aufwendungen<br />

für Jagd, Fischerei, Jachten<br />

und ähnliche Zwecke) . . . . . 693<br />

V. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 5 (Mehraufwendungen<br />

für Verpflegung) . . . 694<br />

VI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 6 b (Häusliches<br />

Arbeitszimmer) .......... 699<br />

VII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 7 (Unangemessene<br />

Aufwendungen) . . . . . . 700<br />

VIII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 8 (Geldbuûen) . . 701<br />

IX. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 8 a (Hinterziehungszinsen)<br />

. . .......... 702<br />

X. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 10 (Bestechungsund<br />

Schmiergel<strong>de</strong>r) . . . . . . . 703<br />

XI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 6<br />

(Parteispen<strong>de</strong>n) .......... 704<br />

Anm. Anm.<br />

Anschaffungskosten . . . . . . ...... 750<br />

Anschaffungsnaher Aufwand<br />

Ansparleistungen<br />

Anwaltskosten<br />

Anzahlung<br />

Anzeigen<br />

Arbeitnehmerbeiträge<br />

Arbeitslohn<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Arbeitsmittel<br />

Arbeitnehmervertreter<br />

Arbeitsplatzsichern<strong>de</strong> Aufwendungen<br />

Arbeitsverhältnisse<br />

E 15


§9 Inhaltsübersicht<br />

Arbeitszimmer . . . . . . .......... 750<br />

Artisten<br />

Arztkosten<br />

Aufwandsentschädigung<br />

Ausbildungsdienstverhältnisse<br />

Ausbildungskosten<br />

Aussetzungszinsen<br />

Autokosten<br />

Bahn-Card<br />

Bankspesen<br />

Bauerwartungsland<br />

Bauherrenmo<strong>de</strong>ll<br />

Baumangel<br />

Bauspardarlehen<br />

Bauwesenversicherungsbeiträge<br />

Bauzeitzinsen<br />

Beratungskosten<br />

Berufskleidung<br />

Berufskraftfahrer<br />

Berufskrankheit<br />

Berufsverband<br />

Berufswechsel<br />

Besuchsfahrten<br />

Beteiligungen<br />

Betreuer<br />

Betriebsveranstaltungen, Verbandsveranstaltungen<br />

Bewachungskosten<br />

Bewährungshelfer<br />

Bewerbungskosten<br />

Bewirtungskosten<br />

Bildungsreisen<br />

Blin<strong>de</strong>nhund<br />

Brille<br />

Bücher<br />

Bürgschaftsverluste<br />

Buûgel<strong>de</strong>r<br />

Chorgruppe<br />

Computer<br />

Damnum<br />

Dauern<strong>de</strong> Lasten<br />

Darlehensverluste<br />

Diebstahl<br />

Dienstjubiläum<br />

Dienstreise<br />

Diktiergerät<br />

Dingliche Belastung<br />

Doktortitel<br />

Doppelte Haushaltsführung<br />

Drittaufwendungen<br />

Ehegatten-Unterarbeitsverhältnis<br />

Ehescheidung<br />

Ehrenamt<br />

Einbaumöbel<br />

Einbürgerungskosten<br />

Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong><br />

Einsatzwechseltätigkeit<br />

E 16 Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

Emeritierter Hochschullehrer . . . . 750<br />

Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolge<br />

Erbbaurecht<br />

Erhaltungsaufwand<br />

Erhöhte Absetzungen<br />

Ernährung<br />

Erschlieûungsbeiträge<br />

Eûgerät<br />

Fachliteratur (Fachbücher, Fachzeitschriften)<br />

Fahrrad<br />

Fahrtätigkeit<br />

Fahrtkosten<br />

Fehlgel<strong>de</strong>r<br />

Ferienwohnung<br />

Fernsehgerät<br />

Fernsprechkosten<br />

Finanzierungskosten<br />

Fischereiaufwendungen<br />

Flugkosten<br />

Fluglizenzkosten<br />

Förster<br />

For<strong>de</strong>rungsverlust<br />

Fortbildungskosten<br />

Friseur<br />

Führerschein<br />

Geldbeschaffungskosten<br />

Geldbuûe und Geldstrafe<br />

Generalüberholung<br />

Gerichtsvollzieher<br />

Geringwertige Wirtschaftsgüter<br />

Geschenke<br />

Getränke<br />

Gewerkschaft<br />

GmbH-Gesellschafter<br />

Habilitation<br />

Haftung<br />

HAPIMAG AG (Schweiz)<br />

Hausgehilfin, Haushälterin<br />

Häusliche Krankenpflege<br />

Hausrat<br />

Heimarbeiter<br />

Heimcomputer<br />

Herstellungskosten<br />

Hinterziehungszinsen<br />

Hörgerät<br />

Hun<strong>de</strong><br />

Immobilienfonds, geschlossene<br />

Insolvenzgeld<br />

Instandhaltungskosten<br />

Instandhaltungsrücklage<br />

Jagdkosten<br />

Job-Ticket<br />

Journalisten<br />

Kapitalvermögenseinkünfte<br />

Kappung von Werbungskosten


Inhaltsübersicht §9<br />

Kassenfehlbeträge ............. 750<br />

Kaution<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />

Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

Klavier<br />

Klassenfahrt<br />

Kontoführungsgebühren<br />

Kontokorrent<br />

Konzert- und Theaterbesuche<br />

Kosmetika<br />

Kraftfahrzeug<br />

Krankheitskosten<br />

Kreditrückzahlung<br />

Künstler darstellen<strong>de</strong><br />

Kuraufwendungen<br />

Kursverluste<br />

Leasing<br />

Lösegeld<br />

Lohnsteuerpauschalierung<br />

Marketinggebühren<br />

Markise<br />

Meisterprüfung<br />

Motorrad<br />

Motorscha<strong>de</strong>n<br />

Musikinstrumente<br />

Nachholung<br />

Nachträgliche Werbungskosten<br />

Nebentätigkeiten<br />

Negative Einnahmen<br />

Negative Werbungskosten<br />

Nettoprinzip<br />

Nichteheliche Lebensgemeinschaft<br />

¹Nichtkostenª<br />

Nieûbrauch/Nutzungsrechte<br />

Notarkosten<br />

Optionsgebühren<br />

Pachtvorauszahlungen<br />

Parteispen<strong>de</strong>n<br />

Pauschbeträge<br />

Personengesellschaften u. -gemeinschaften<br />

Persönlichkeitsentfaltung<br />

Pflichtteilsanspruch<br />

Planungskosten<br />

Promotion<br />

Prozeûkosten<br />

Psychologische Weiterbildung<br />

Rechtsberatungskosten<br />

Rechtsschutzversicherungsbeiträge<br />

Reinigungskosten<br />

Reisekosten<br />

Reisen<br />

Reitpferd<br />

Rente<br />

Rentenberatungskosten<br />

Rentenversicherungsbeiträge<br />

Repräsentationsaufwendungen<br />

HHR Lfg. 207 August 2002 Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

Risikolebensversicherungsbeiträge . 750<br />

Rücktrittskosten<br />

Rückzahlung<br />

Rundfunkgerät<br />

Säumniszuschläge<br />

Scha<strong>de</strong>n, Scha<strong>de</strong>nsersatz und Scha<strong>de</strong>nsbeseitigung<br />

Schallplatten<br />

Schmiergeld<br />

Schreibmaschine<br />

Schuldzinsen<br />

Schulkosten<br />

Selbstanalyse<br />

Selbstgenutztes Wohnungseigentum<br />

Sicherheitsaufwendungen<br />

Soldaten<br />

Son<strong>de</strong>rwerbungskosten<br />

Skikurs<br />

Spen<strong>de</strong>n<br />

Spesen<br />

Sportsachen (Sportbekleidung,<br />

Sportgeräte)<br />

Sprachkurs<br />

Stärkungsmittel<br />

Stereoanlage<br />

Steuerberatungskosten<br />

Steuerliche Nebenleistungen<br />

Stille Beteiligung<br />

Strafverteidigungskosten<br />

Streikaufwendungen<br />

Studienkosten<br />

Studienreisen (einschl. Tagungsund<br />

Kongreûreisen)<br />

Stückzinsen<br />

Taxikosten<br />

Teilentgeltliche Rechtsgeschäfte<br />

Telekommunikationsaufwendungen<br />

Telefonkosten<br />

Testamentsvollstreckung<br />

Tiere<br />

Tilgung<br />

Tonbandgerät<br />

Übernachtungskosten<br />

Umsatzsteuer<br />

Umwidmung<br />

Umzugskosten<br />

Unfallkosten<br />

Unfreiwillige Aufwendungen<br />

Unterarbeitsverhältnisse<br />

Unterbeteiligung<br />

Unterschlagung<br />

Urlaubskosten<br />

Veräuûerungskosten<br />

Veranlassungsprinzip<br />

Vereinsstrafe<br />

Verkaufsprovisionen<br />

E 17


§9 Inhaltsübersicht<br />

Verlorene Anzahlungen . . . . . . . . . 750<br />

Verluste<br />

Vermittlungsprovisionen<br />

Vermögensverwaltung<br />

Verpflegungskosten<br />

Verschul<strong>de</strong>n<br />

Versicherungsbeiträge<br />

Versorgungsausgleich<br />

Vertragsstrafe<br />

Veruntreuung<br />

Vi<strong>de</strong>orecor<strong>de</strong>r<br />

Vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten<br />

Vorauszahlungen von Werbungskosten<br />

Vorbereiten<strong>de</strong> Werbungskosten<br />

Vorfälligkeitsentschädigungen<br />

Vormund<br />

Vorstands- u. Organmitglie<strong>de</strong>r<br />

Vorsteuer<br />

Vorweggenommene Werbungskosten<br />

E 18 Bergkemper<br />

Anm. Anm.<br />

Waffen . ..................... 750<br />

Wahlbeamter<br />

Wahlkampfkosten<br />

Wahlkonsul<br />

Waschmaschine<br />

Wehrdienst<br />

Werbungskostenersatz<br />

Werkzeuge<br />

Wertpapiere<br />

Wertsicherungsklausel<br />

Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen<br />

Wohnung<br />

Wohnungseigentümergemeinschaft<br />

Zeitungen/Zeitschriften<br />

Zinsen<br />

Zugewinnausgleich<br />

Zurechnung von Werbungskosten<br />

Zuschüsse<br />

Zwangsaufwendungen<br />

Zweikontenmo<strong>de</strong>ll


Allgemeine Erläuterungen Anm. 1–2 §9<br />

Allgemeine Erläuterungen zu § 9<br />

Schrifttum: Vangerow, StuW 1960 Sp. 83; Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten,<br />

München 1974, 22–38; Offerhaus, BB 1979, 618f.; Ruppe in Söhn (Hrsg.),<br />

Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />

1980, 108–116; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.) aaO, 152–154; Prinz, Werbungskosten bei<br />

<strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, Gelsenkirchen 1984, 140–178; Wanner,<br />

StuW 1987, 307; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />

Berlin/ua. 2000, 49–51.<br />

Gesetzgebungsmaterialien: Vgl. die Hinweise in <strong>de</strong>r Einführung zum EStG.<br />

A. Überblick zu § 9<br />

Werbungskosten (WK) sind bestimmte erwerbsbezogene Aufwendungen, die<br />

bei <strong>de</strong>n sogenannten Überschußeinkunftsarten (§ 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–<br />

23) zur Ermittlung <strong>de</strong>r stpfl. Einkünfte von <strong>de</strong>n Einnahmen abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Abs. 1 enthält in Satz 1 eine Definition <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs. Satz 2 bestimmt<br />

als Rechtsfolge <strong>de</strong>r WKQualifikation <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen bei <strong>de</strong>r zugehörigen<br />

Einkunftsart. Satz 3 enthält in seinen Nr. 1 bis 7 eine nicht abschließen<strong>de</strong><br />

Aufzählung einzelner WKArten mit teils <strong>de</strong>klaratorischem, teils konstitutivem<br />

Charakter (s. im einzelnen Anm. 350).<br />

Abs. 2 schreibt in Satz 1 die Abgeltungswirkung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale als<br />

Grundregel fest. Die Sätze 2 bis 4 enthalten Ausnahmeregelungen für Aufwendungen,<br />

die durch die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel entstehen und für<br />

<strong>de</strong>n Ansatz bestimmter Fahrtkosten als WK bei Körperbehin<strong>de</strong>rten, unterteilt<br />

nach <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit.<br />

Abs. 3 erweitert die Möglichkeit zur Berücksichtigung bestimmter Fahrtkosten<br />

und notwendiger Mehraufwendungen als WK auch auf NichtArbN.<br />

Abs. 4 (weggefallen)<br />

Abs. 5 regelt die sinngemäße Anwendung <strong>de</strong>r Vorschrift <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 1<br />

bis 10 betr. nichtabziehbare Betriebsausgaben (außer Nr. 6, 6a, 9) und <strong>de</strong>s § 4<br />

Abs. 6 betr. Parteispen<strong>de</strong>n im WKBereich.<br />

B. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Rechtsentwicklung<br />

Das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r WK bil<strong>de</strong>t einen traditionellen Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

EStRechts. Das heutige Grundverständnis <strong>de</strong>s WKBegriffs sowie die vielfältigen<br />

Interpretationsprobleme sind stark durch die Historie geprägt (vgl. dazu auch<br />

Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung,<br />

1984, 174–178).<br />

Die historische Wurzel <strong>de</strong>s finalen Werbungskostenbegriffs: Ungeachtet<br />

differieren<strong>de</strong>r im EStRecht verfolgter Grundkonzeptionen zur Umgrenzung <strong>de</strong>s<br />

Steuergegenstands weist die auch heute noch gelten<strong>de</strong> allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r<br />

WK mit ihrer finalen Formel eine erstaunliche Kontinuität auf.<br />

Ihre Wurzeln liegen in <strong>de</strong>r quellentheoretisch fundierten Überlegung, Aufwendungen<br />

seien nur insoweit abziehbar, als sie zum Zwecke einer stl. relevanten<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 19<br />

1<br />

2


3<br />

§9 Anm. 2–3 Allgemeine Erläuterungen<br />

Einnahmeerzielung getätigt wer<strong>de</strong>n; an<strong>de</strong>re Aufwendungen entfallen auf <strong>de</strong>n stl.<br />

unbeachtlichen Vermögensstamm o<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n nicht o<strong>de</strong>r nur in Son<strong>de</strong>rfällen<br />

abziehbaren Kosten <strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugerechnet.<br />

Vermeidung eines „Dualismus Werbungskosten/Betriebsausgaben“<br />

durch das Veranlassungsprinzip: Bis zum Jahre 1934 stellten WK die alleinige<br />

bzw. systemdominante stl. Abzugsposition bei <strong>de</strong>r Ermittlung betrieblicher und<br />

außerbetrieblicher Einkünfte dar. Das durch das EStG 1934 eingeführte Nebeneinan<strong>de</strong>r<br />

von WK und Betriebsausgaben (BA) mit unterschiedlichen Legal<strong>de</strong>finitionen<br />

bezweckte vorwiegend eine gesetzessystematische und sprachliche<br />

Klarstellung, sollte jedoch nicht einen grundsätzlich differieren<strong>de</strong>n Inhalt <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Begriffe festschreiben.<br />

Durch einheitliche Anwendung <strong>de</strong>s für BA gem. § 4 Abs. 4 gelten<strong>de</strong>n Veranlassungsprinzips<br />

auf bei<strong>de</strong> Aufwendungsbereiche im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />

gelang es, einen „Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten“ (so ein Buchtitel<br />

von Bauer, 1974) zu vermei<strong>de</strong>n (vgl. Anm. 23). Auch die Grenzlinie zu <strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen <strong>de</strong>r privaten Lebensführung ist nach <strong>de</strong>r geschichtlichen Entwicklung<br />

bei bei<strong>de</strong>n Arten von Abzugsgrößen die gleiche (so auch <strong>de</strong>r BFH in<br />

stRspr., zB BFH v. 28. 11. 1977 GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 105).<br />

II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s Werbungskostenbegriffs bis zum EStG 1934<br />

Vorläufer <strong>de</strong>s Preuß. EStG: Rudimentäre Formulierungsansätze, die an <strong>de</strong>n<br />

heutigen § 9 Abs. 1 Satz 1 erinnern, lassen sich bis zum „Publikandum für die<br />

Stadt Königsberg v. 20. 10. 1807“ zurückverfolgen (vgl. mit Nachweisen Bauer,<br />

Der Dualismus Betriebsausgaben-Werbungskosten, 1974, 23 f.; Ruppe in DStJG<br />

3 (1980), 109).<br />

Preuß. EStG v. 24. 6. 1891 (Ges. Slg., 175): Ohne eine ausdrückliche Verwendung<br />

<strong>de</strong>s Begriffs „Werbungskosten“ waren nach § 9 Abs. 1 Nr. 1 von <strong>de</strong>m Einkommen<br />

in Abzug zu bringen „die zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />

<strong>de</strong>s Einkommens verwen<strong>de</strong>ten Ausgaben, ...“.<br />

Der Geltungsbereich <strong>de</strong>r Regelung erstreckt sich auf alle Einkunftsarten und<br />

hatte quellentheoretischen Ursprung (vgl. auch Einf. ESt. Anm. 14).<br />

§ 9 Abs. 1 Nr. 1 wur<strong>de</strong> – mit nebengeordnetem Charakter – ergänzt in <strong>de</strong>n<br />

Nr. 2 bis 7 durch eine präzisieren<strong>de</strong> Aufzählung einzelner Aufwendungsarten,<br />

wie zB Schuldzinsen, Renten, dauern<strong>de</strong> Lasten, regelmäßige jährliche Absetzungen<br />

für Abnutzung sowie Versicherungsbeiträge, die ebenfalls stl. in Abzug gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n konnten (teilweise han<strong>de</strong>lt es sich um heutige Son<strong>de</strong>rausgaben<br />

gem. § 10).<br />

Preuß. EStG v. 19. 6. 1906 (Ges. Slg., 206): Unter erstmaliger Einfügung <strong>de</strong>r<br />

Sammelbezeichnung „Werbungskosten“ wur<strong>de</strong> im Zuge einer Gesetzesnovellierung<br />

in § 8 Abs. 1 Satz 1 allgemein formuliert:<br />

„Von <strong>de</strong>m Rohertrage <strong>de</strong>r im § 6 bezeichneten Einkommensquellen sind die Aufwendungen<br />

zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>s Ertrags (Werbungskosten) in<br />

Abzug zu bringen.“<br />

§ 6 zählte diejenigen Einkünfte auf, die als Einkommen galten; zu ähnlichen Formulierungen<br />

in <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Lan<strong>de</strong>s-Einkommensteuergesetzen vgl. Vangerow, StuW 1960<br />

Sp. 85 Fn. 3.<br />

Gegenüber <strong>de</strong>r Vorgängerregelung fällt zunächst auf, daß statt <strong>de</strong>s Begriffs<br />

„Ausgaben“ nun <strong>de</strong>r Begriff „Aufwendungen“ verwen<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Welche Grün-<br />

E 20 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 3 §9<br />

<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Gesetzgeber zu dieser ¾n<strong>de</strong>rung bewogen hatten, ist nicht ersichtlich.<br />

Wie <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s § 8 Abs. 3 Nr. 2 EStG 1906 (...die zur Bestreitung <strong>de</strong>s<br />

Haushalts <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen und zum Unterhalt ihrer Angehörigen gemachten<br />

Ausgaben, insbeson<strong>de</strong>re Aufwendungen zur Befriedigung persönlicher Bedürfnisse...)<br />

nahe legt, wiesen die Begriffe für <strong>de</strong>n Gesetzgeber offenbar keine<br />

inhaltliche Unterschie<strong>de</strong> auf. Des weiteren spricht <strong>de</strong>r Einleitungssatz <strong>de</strong>s § 8<br />

EStG 1906 zur Vereinfachung und Bereinigung <strong>de</strong>r Terminologie nicht mehr<br />

vom Abzug von Ausgaben vom Einkommen, son<strong>de</strong>rn vom Abzug von Aufwendungen<br />

vom Rohertrag <strong>de</strong>r in § 6 bezeichneten Einkunftsquellen (vgl. v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 125).<br />

Diese allg. Begriffsbestimmung wur<strong>de</strong> vom Gesetzgeber – unter Aufgabe <strong>de</strong>s<br />

Nebenordnungsverhältnisses – ergänzt durch eine Einzelaufzählung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Aufwendungsarten, die auch als WK galten, wie zB die regelmäßigen jährlichen<br />

Absetzungen für Abnutzung <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong> sowie Beiträge zu Berufskammern;<br />

beson<strong>de</strong>rs erwähnt wur<strong>de</strong>n in § 8 Abs. 1 Nr. 4 auch Betriebsausgaben.<br />

Als Begründung <strong>de</strong>r Einzelaufzählung wur<strong>de</strong> angeführt, daß diese Aufwendungen „beson<strong>de</strong>rer<br />

gesetzlicher Regelung o<strong>de</strong>r Umgrenzung bedürfen“ (Fuisting/Strutz, Die<br />

Preuß. direkten Steuern, Erster Band: Kommentar zum EStG, 1915, § 8 Anm. 3, 218).<br />

EStG 1920 v. 29. 3. 1920 (RGBl. I, 359): Obwohl das EStG 1920 steuerdogmatisch<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Reinvermögenszugangstheorie stand, erhielt <strong>de</strong>r<br />

WKBegriff keinen durchgreifend neuen Inhalt. § 13 Nr. 1 hatte ähnlich <strong>de</strong>n<br />

Vorgängerregelungen folgen<strong>de</strong> Fassung:<br />

„Vom Gesamtbetrage <strong>de</strong>r Einkünfte sind, soweit in diesem Gesetz nichts an<strong>de</strong>res vorgeschrieben<br />

ist, in Abzug zu bringen:<br />

1. die zu ihrer Erwerbung, Sicherung und Erhaltung gemachten Aufwendungen (Werbungskosten)...“<br />

In <strong>de</strong>r amtl. Begr. zum Gesetzentwurf (FA 1920, 261) hieß es:<br />

„Der Begriff <strong>de</strong>r Werbungskosten ist von <strong>de</strong>r Wissenschaft und Rechtsprechung im allgemeinen<br />

fest umgrenzt, so daß es hier einer eingehen<strong>de</strong>n Begründung nicht bedarf“<br />

(kritisch dazu: Strutz, EStG 1925, § 12 Anm. 12).<br />

Die in § 13 Nr. 1 Satz 2 unter <strong>de</strong>n Buchst. a bis e zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Enumeration einzelner<br />

WK wur<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n früheren preuß. Regelungen erweitert; insbes.<br />

wur<strong>de</strong>n einbezogen: notwendige Fahrtkosten zwischen Wohn- und Arbeitsstätte<br />

(Buchst. d), durch Erwerbstätigkeit <strong>de</strong>r Ehefrau notwendige Mehraufwendungen<br />

(Buchst. e).<br />

Obwohl die Abzugsposition <strong>de</strong>r WK nach <strong>de</strong>r Gesetzessystematik weiterhin entsprechend<br />

<strong>de</strong>n preuß. Regelungen gleichmäßig für alle Einkunftsarten Geltung beanspruchte,<br />

wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r Einkommensermittlung im Bereich <strong>de</strong>r gewerblichen und<br />

land- und forstwirtschaftlichen Einkünfte parallel <strong>de</strong>r Terminus „Betriebsausgaben“<br />

verwen<strong>de</strong>t (§ 32 Satz 2, § 33 Satz 2). Eine gesetzliche Definition <strong>de</strong>r BA fand sich allerdings<br />

nicht. Nach herrschen<strong>de</strong>r Auffassung erfor<strong>de</strong>rte eine sachgerechte Auslegung<br />

<strong>de</strong>s BABegriffs jedoch ein Hinausgehen über <strong>de</strong>n finalen Wortlaut <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r<br />

WK (Strutz, EStG 1920 § 32 Anm. 6 f.; RFH v. 7. 7. 1926, RFHE 19, 201–206); unter<br />

<strong>de</strong>m Blickwinkel <strong>de</strong>r Gesetzessystematik wur<strong>de</strong> dabei verkannt, daß BA lediglich eine<br />

spezifische Ausprägungsform von WK darstellten.<br />

EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl. I, 189): ¾hnlich wie seine Vorläufer <strong>de</strong>finierte<br />

§ 16 Abs. 1 <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r WK als die „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r Einkünfte gemachten Aufwendungen“.<br />

Zur Verwendung <strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ führte Strutz,<br />

EStG 1925, § 16 Anm. 8 aus, daß dadurch „die verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

mehr ange<strong>de</strong>utet als scharf begrenzt“ wür<strong>de</strong>n.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 21


4<br />

§9 Anm. 3–4 Allgemeine Erläuterungen<br />

§ 16 Abs. 5 enthielt eine Enumeration <strong>de</strong>r auch zu <strong>de</strong>n WK gehören<strong>de</strong>n Aufwendungen.<br />

Obgleich das EStG nunmehr explizit <strong>de</strong>n Dualismus Gewinneinkünfte/Überschußeinkünfte<br />

festschrieb (§ 7 Abs. 2), wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Terminus „Betriebsausgaben“ nicht mehr<br />

verwen<strong>de</strong>t. Nach <strong>de</strong>r amtl. Begr. (vgl. Strutz, EStG 1925, § 16 Anm. 2) war Ursache<br />

dafür, daß „im bisherigen Einkommensteuergesetz nicht klargestellt war, wie sich die<br />

Betriebsausgaben ... zu <strong>de</strong>n Werbungskosten ... verhielten“.<br />

Somit verkörperten die in § 16 Abs. 1 <strong>de</strong>finierten WK nach <strong>de</strong>r Gesetzessystematik<br />

wie<strong>de</strong>rum die für alle Einkunftsarten einheitlich gelten<strong>de</strong> Abzugsposition; sie umfaßten<br />

auch die Betriebsausgaben als Variante. Da aber bei Aufwendungen im betrieblichen<br />

Bereich <strong>de</strong>r WKBegriff nicht ohne weiteres paßte, war die begriffliche Abgrenzung<br />

zwischen BA und WK weiterhin unklar und streitig (vgl. Strutz, EStG 1925, § 12<br />

Anm. 11 bis 12).<br />

Nach § 15 Abs. 2 Satz 1 EStG 1925 waren die Ausgaben, die die Voraussetzungen<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs erfüllten, bei <strong>de</strong>r mit ihnen im wirtschaftlichen Zusammenhang<br />

stehen<strong>de</strong>n Einkunftsart abzuziehen. Die Vorschrift war damit <strong>de</strong>r Vorläufer<br />

<strong>de</strong>s heutigen § 9 Abs. 1 Satz 2 EStG (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. A 137).<br />

EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl. I, 1005; RStBl., 1261): Sachlich unverän<strong>de</strong>rt<br />

wur<strong>de</strong> die allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s WKBegriffs mit <strong>de</strong>r traditionellen finalen<br />

Formel in § 9 Satz 1 übernommen. An die Stelle <strong>de</strong>s im EStG 1925 verwen<strong>de</strong>ten<br />

Begriffs „Einkünfte“ trat jedoch als Bezugsgröße <strong>de</strong>r Aufwendungen <strong>de</strong>r Terminus<br />

„Einnahmen“. § 9 Satz 2 formulierte als Rechtsfolge, WK seien „bei <strong>de</strong>r<br />

Einkunftsart abzuziehen, bei <strong>de</strong>r sie erwachsen sind“. Diese Fassung von § 9<br />

Sätze 1 und 2 gilt bis heute unverän<strong>de</strong>rt.<br />

Daneben erfuhr auch die Aufzählung einzelner Gruppen von WK (zB Schuldzinsen,<br />

Grundbesitzabgaben, Rentenzahlungen) in <strong>de</strong>n Nr. 1 bis 6 <strong>de</strong>s § 9 Satz 3<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Vorgängerregelungen Modifizierungen und Präzisierungen, die<br />

<strong>de</strong>r aktuellen Gesetzesfassung schon sehr nahe kommen (es fehlen lediglich die<br />

Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung).<br />

Ergänzungen zum allg. WKBegriff bezogen auf ArbN enthielt § 20 Abs. 2 LStDV<br />

1934 (v. 19. 11. 1934, RStBl. 1934, 1489); eingehend dazu v. Bornhaupt in K/S/M, §9<br />

Rn. A 155–158.<br />

Abweichend von sämtlichen Vorgängerregelungen beschränkte das EStG 1934<br />

jedoch erstmals <strong>de</strong>n Geltungsbereich <strong>de</strong>r WK ausdrücklich auf die sog. Überschußeinkunftsarten<br />

<strong>de</strong>s § 2 Abs. 3 Nr. 4 bis 7. Bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften (§ 2<br />

Abs. 3 Nr. 1 bis 3) wur<strong>de</strong> zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r stl. Abzugspositionen nunmehr<br />

(wie<strong>de</strong>r) <strong>de</strong>r Begriff „Betriebsausgaben“ verwen<strong>de</strong>t und in § 4 Abs. 4 <strong>de</strong>finiert<br />

als „Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt sind“.<br />

Damit wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften eine Formulierung gesetzlich festgeschrieben,<br />

die <strong>de</strong>r RFH bereits im Jahre 1927 verwen<strong>de</strong>t hatte (vor allem RFH v. 9. 2. 1927,<br />

RFHE 20, 211; v. 17. 3. 1927, RFHE 21, 84).<br />

Die Gesetzesbegründung (RStBl. I 1935, 39) führte zur Differenzierung BA/<br />

WK lediglich aus, daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r BA bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften entspreche. Unklar blieb, ob es sich vorwiegend<br />

um eine inhaltliche o<strong>de</strong>r eine funktionale Entsprechung han<strong>de</strong>lte.<br />

III. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9 seit <strong>de</strong>m EStG 1934<br />

Die steuergesetzliche Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 9 nach 1934 brachte ausschließlich<br />

¾n<strong>de</strong>rungen im Detail für einzelne WKArten (vgl. auch zusammenfassen<strong>de</strong><br />

E 22 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 4 §9<br />

Darstellung in Frotscher, § 9 Rn 3–7). Die allg. Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>r WK mit <strong>de</strong>r<br />

Rechtsfolge <strong>de</strong>s Abzugs bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart blieb dagegen unverän<strong>de</strong>rt.<br />

KRG Nr. 12 v. 11. 2. 1946 (StuZBl., 2): Durch Art. 11 wur<strong>de</strong>n § 9 Nr. 3 betr.<br />

Beiträge zu Berufsstän<strong>de</strong>n und sonstigen Berufsverbän<strong>de</strong>n sowie Nr. 4 betr.<br />

Aufwendungen für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit Wirkung<br />

für 1946 und 1947 aufgehoben.<br />

KRG Nr. 61 v. 19. 12. 1947 (StuZBl. 1948, 53): Art. 3 machte die Aufhebung<br />

<strong>de</strong>s § 9 Nr. 3 und 4 ab 1948 wie<strong>de</strong>r rückgängig.<br />

StNG v. 16. 12. 1954 (BGBl. I, 373; BStBl. I, 575):<br />

– In Satz 1 Nr. 1 wur<strong>de</strong> ein Satz 2 hinsichtlich <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil beschränkten<br />

Abziehbarkeit von Leibrenten angefügt, um eine Anpassung an<br />

die ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s § 22 herzustellen.<br />

– In Satz 1 Nr. 4 wur<strong>de</strong> die Bestimmung gestrichen, daß die Aufwendungen <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte „notwendig“ sein<br />

mußten. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> die Benutzung eines eigenen Kraftfahrzeugs für<br />

diese Fahrten stl. anerkannt und zwar im Wege <strong>de</strong>s Abzugs eines durch<br />

Rechtsverordnung festzusetzen<strong>de</strong>n Pauschbetrags (§ 26 EStDV 1955,<br />

BGBl. I, 756; BStBl. I, 710).<br />

Geltung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen ab VZ 1955.<br />

St¾ndG v. 5. 10. 1956 (BGBl. I, 781; BStBl. I, 433): Der pauschalierte Abzug<br />

gem. Satz 1 Nr. 4 betr. Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte wur<strong>de</strong><br />

ab VZ 1957 auf Kleinstkraftwagen ausge<strong>de</strong>hnt.<br />

St¾ndG v. 23. 12. 1966 (BGBl. I, 702; BStBl. I 1967, 2):<br />

– Der bisherige Inhalt <strong>de</strong>r Vorschrift wur<strong>de</strong> Abs. 1;<br />

– Abs. 1 Nr. 4 wur<strong>de</strong> geän<strong>de</strong>rt durch Beschränkung <strong>de</strong>r Kilometerpauschale<br />

(max. 40 km Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsstätte) sowie Übernahme<br />

<strong>de</strong>s § 26 EStDV 1965 in das Gesetz;<br />

– Abs. 1 Nr. 5 betr. notwendige Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung<br />

wur<strong>de</strong> eingefügt;<br />

– Abs. 2 und 3 betr. Son<strong>de</strong>rregelungen für Körperbehin<strong>de</strong>rte und bestimmte<br />

Fahrtkosten für NichtArbN wur<strong>de</strong>n angefügt.<br />

St¾ndG 1971 v. 23. 12. 1970 (BGBl. I, 1856; BStBl. I 1971, 8): ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Nr. 4 betr. Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte durch Aufhebung<br />

<strong>de</strong>r 40-km-Grenze und entsprechen<strong>de</strong> redaktionelle Anpassung <strong>de</strong>r<br />

übrigen Teile <strong>de</strong>r Vorschrift.<br />

EStRG v. 5. 8. 1974 (BGBl. I, 1769; BStBl. I, 530): Anfügung <strong>de</strong>s Abs. 4 mit einer<br />

Ermächtigung, durch Rechtsverordnung Höchstbeträge für <strong>de</strong>n Abzug<br />

nachgewiesener Verpflegungsmehraufwendungen festzusetzen (vgl. §§ 5, 6<br />

LStDV, § 24 EStDV).<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EntwLStG und <strong>de</strong>s EStG v. 21. 5. 1979 (BGBl. I,<br />

558; BStBl. I, 288): Neufassung <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 5 Satz 1 (Differenzierung zwischen<br />

Begründung und Beibehaltung einer doppelten Haushaltsführung).<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung und Vereinfachung <strong>de</strong>s EStG ua. Ges. v. 18. 8. 1980<br />

(BGBl. I, 1537; BStBl. I, 681): Ergänzung <strong>de</strong>r Verweisungen in Abs. 1 Nr. 7.<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Parteiengesetzes und an<strong>de</strong>rer Gesetze v.<br />

22. 12. 1983 (BGBl. I, 1577; BStBl. I 1984, 7): Anfügung eines neuen Abs. 5,<br />

wonach die Abgrenzung <strong>de</strong>r BA von <strong>de</strong>n Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung staats-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 23


§9 Anm. 4 Allgemeine Erläuterungen<br />

politischer Zwecke (§ 10 b Abs. 2) nach § 4 Abs. 6 sinngemäß auch für die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r WK gilt.<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EStG und <strong>de</strong>s KStG v. 25. 7. 1984 (BGBl. I, 1006;<br />

BStBl. I, 401): Abs. 5 wur<strong>de</strong> dahingehend ergänzt, daß sinngemäß für <strong>de</strong>n<br />

WKBereich auch das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 gilt, wonach<br />

Geldbußen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r und Verwarnungsgel<strong>de</strong>r sowie Leistungen zur Erfüllung<br />

von Auflagen o<strong>de</strong>r Weisungen aufgrund eines berufsgerichtlichen Verfahrens<br />

nicht als BA abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />

StBereinigungsG 1985 v. 14. 12. 1984 (BGBl. I, 1493; BStBl. I, 659): Die Verweisungen<br />

in Abs. 1 Nr. 7 wur<strong>de</strong>n redaktionell angepaßt.<br />

SteuerreformG 1990 v. 25. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 224): Mit Wirkung<br />

ab 1. 1. 1990 waren folgen<strong>de</strong> konstitutiv o<strong>de</strong>r klarstellend wirken<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rungen<br />

zu beachten:<br />

– Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 betr. Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte: Anhebung<br />

<strong>de</strong>r Kilometer-Pauschbeträge auf 0,50 DM pro Entfernungskilometer<br />

bei Benutzung eines Kraftwagens u. 0,22 DM bei Benutzung eines Motorrads<br />

o<strong>de</strong>r Motorrollers (ab 1. 1. 1989 vorgeschaltete Erhöhungsstufe: 0,43 DM für<br />

Kraftwagen; 0,19 DM für Motorrad o<strong>de</strong>r Motorroller). Einfügung verschie<strong>de</strong>ner<br />

Abzugsbeschränkungen: Pauschbetrag gilt auch bei zur Nutzung überlassenen<br />

Kfz., bei mehreren Wohnungen ist <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt maßgebend;<br />

arbeitstägliche Zwischenheimfahrten sind nur unter beson<strong>de</strong>ren Voraussetzungen<br />

abziehbar.<br />

– Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 betr. Familienheimfahrten bei doppelter Haushaltsführung:<br />

Anpassung an die geän<strong>de</strong>rten Kilometer-Pauschbeträge <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4, die auch bei zur Nutzung überlassenen Kraftfahrzeugen gelten.<br />

– Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Arbeitsmittel: Klarstellung, daß nur typische Berufskleidung<br />

Arbeitsmittel ist; Werkzeuge und typische Berufskleidung wer<strong>de</strong>n als<br />

Beispiele <strong>de</strong>s Arbeitsmittelbegriffs ausdrücklich kenntlich gemacht. Anfügung<br />

<strong>de</strong>r Sätze 2 u. 3, wonach die Regeln für geringwertige Wirtschaftsgüter gem.<br />

§ 6 Abs. 2 sinngemäß gelten und die AfA-Verweise <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 unberührt<br />

bleiben. Die Gesetzesän<strong>de</strong>rungen sollten nur klarstellen<strong>de</strong>n Charakter<br />

haben.<br />

– Abs. 2 betr. Fahrtkosten von Körperbehin<strong>de</strong>rten wur<strong>de</strong> insgesamt neu gefaßt<br />

und redaktionell an die Begriffe im Schwerbehin<strong>de</strong>rtengesetz angepaßt (s.<br />

auch Anm. 633).<br />

– Abs. 4 betr. Verpflegungsmehraufwendungen: Das Erfor<strong>de</strong>rnis, die stl.<br />

Höchstbeträge durch Rechtsverordnung zu bestimmen, entfiel (Grund: verfahrensmäßige<br />

Vereinfachung <strong>de</strong>r sachlich gebotenen Anpassungen). Eine<br />

materielle ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Abzugsrahmens war damit nicht verbun<strong>de</strong>n.<br />

WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Das Gesetz enthält<br />

weitere ¾n<strong>de</strong>rungen mit korrigieren<strong>de</strong>m und ergänzen<strong>de</strong>m Charakter; betroffen<br />

sind Abs. 1 Nr. 6 (Arbeitmittel), Abs. 1 Nr. 7 (AfA-Verweis) u. Abs. 5 (Einfügung<br />

<strong>de</strong>s Abzugsverbots für Hinterziehungszinsen mittels Rechtsverweisung).<br />

Die Gesetzesän<strong>de</strong>rungen sind erstmalig ab VZ 1990 anwendbar (§ 52 Abs. 1<br />

Satz 1).<br />

St¾ndG 1991 v. 24. 6. 1991 (BGBl. I, 1322; BStBl. I, 665): Die Kilometer-<br />

Pauschbeträge für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte (Abs. 1 Nr. 4)<br />

wur<strong>de</strong>n mit Wirkung ab VZ 1991 weiter stufenweise angehoben. Folgeän<strong>de</strong>rungen<br />

beim Fahrtkostenabzug ergaben sich durch Rechtsverweis für Familien-<br />

E 24 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 4 §9<br />

heimfahrten bei doppelter Haushaltsführung (Abs. 1 Nr. 5), für stfreie ArbGLeistungen<br />

im Rahmen von WKErsatz (§ 3 Nr. 16) sowie für Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte (§ 4 Abs. 5 Nr. 6).<br />

St¾ndG 1992 v. 25. 2. 1992 (BGBl. I, 297; BStBl. I, 146): Abs. 4 (Verpflegungsmehraufwendungen)<br />

wur<strong>de</strong> aus redaktionellen Grün<strong>de</strong>n aufgehoben. Abs. 5<br />

wur<strong>de</strong> dahingehend neu gefaßt, daß die BA-Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Nr. 1–5, 7–8 a und Abs. 6 für WK sinngemäß gelten. Die Einschränkung <strong>de</strong>s<br />

Abzugsverbotes für betrieblich veranlaßte Geldbußen zur Abschöpfung <strong>de</strong>s<br />

wirtschaftlichen Vorteils (§ 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 4), die <strong>de</strong>m BVerfG-Beschl. v.<br />

23. 1. 1990 (BStBl. II, 483) Rechnung trug, erlangte durch <strong>de</strong>n Rechtsverweis<br />

<strong>de</strong>s Abs. 5 sinngemäß Geltung auch für WK. Erstmalige Anwendung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen<br />

ab VZ 1992 (§ 52 Abs. 1; modifiziert Schmidt/Drenseck XXII.<br />

§ 9 Rn. 21: Geltung ab Inkrafttreten <strong>de</strong>s St¾ndG 1992; uE zutreffend, aber<br />

schwierig praktisch zu handhaben). Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 4 betr. erwerbsbezogene<br />

Geldbußen galt bereits für VZ vor 1992, soweit verfahrensrechtlich<br />

noch ¾n<strong>de</strong>rungsmöglichkeiten bestan<strong>de</strong>n (§ 52 Abs. 5a).<br />

StMBG v. 21. 12. 1993 (BGBl. I, 2310; BStBl. I 1994, 50): Mit Wirkung ab VZ<br />

1994 (§ 52 Abs. 1) wur<strong>de</strong>n die Kilometerpauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 4 betr. Fahrten<br />

zwischen Wohnung und Arbeitsstätte angehoben (von 0,65 DM auf<br />

0,70 DM bei Benutzung eines Kraftwagens; von 0,30 DM auf 0,33 DM bei Benutzung<br />

<strong>de</strong>s Motorrads o<strong>de</strong>r Motorrollers). Mittelbar wirken<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rungen ergaben<br />

sich bei § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 5 betr. Verpflegungsmehraufwendungen<br />

ab VZ 1993 (§ 52 Abs. 5).<br />

JStG 1996 v. 11. 10. 1995 (BGBl. I, 1250; BStBl. I, 438): Die Geltendmachung<br />

von notwendigen Mehraufwendungen bei doppelter Haushaltsführung gem.<br />

Abs. 1 Nr. 5 wur<strong>de</strong> unter verschie<strong>de</strong>nen Aspekten mit konstitutiver Wirkung<br />

eingeschränkt. Der Rechtsverweis <strong>de</strong>s Abs. 5 wur<strong>de</strong> modifiziert und erweitert im<br />

Hinblick auf<br />

– Nr. 5 betr. Mehraufwendungen für Verpflegung (beachte: Folgeän<strong>de</strong>rungen<br />

durch das JStErgG v. 18. 12. 1995 (BGBl. I, 1959; BStBl. I, 786)<br />

– Nr. 6b betr. Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer sowie Kosten<br />

<strong>de</strong>r Ausstattung sowie<br />

– Nr. 10 betr. strafbewehrte Zuwendungen.<br />

Erstmalige Anwendung <strong>de</strong>r Gesetzesän<strong>de</strong>rungen ab VZ 1996 (§ 52 Abs. 1<br />

Satz 1; zu einer Son<strong>de</strong>rregelung hinsichtlich <strong>de</strong>r 2-Jahres-Grenze bei doppelter<br />

Haushaltsführung siehe § 52 Abs. 11 a).<br />

JStG 1997 v. 20. 12. 1996 (BGBl. I, 2049; BStBl. I, 1523): Die durch ¾n<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 5 herbeigeführte geringfügige Verbesserung <strong>de</strong>s stl. Reisekostenrechts<br />

betr. Verpflegungsmehraufwendungen wirkte sich über § 9 Abs. 5<br />

mittelbar auch bei <strong>de</strong>n WK für die Überschußeinkünfte aus. Erstmalige Anwendung<br />

ab VZ 1997, keine rückwirken<strong>de</strong> Verbesserung im VZ 1996.<br />

StEntlG 1999/2000/2002 v. 24. 3. 1999 (BGBl. I, 402: BStBl. I, 304): In Abs. 5<br />

wur<strong>de</strong> die Verweisung auf § 4 um die Bezugnahme auf § 4 Abs. 4a erweitert.<br />

StBereinG 1999 v. 22. 12. 1999 (BGBl. I, 2601; BStBl. I 2000, 13): Die Verweisung<br />

auf § 4 Abs. 4a wur<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>r gestrichen. Die durch die Neufassung <strong>de</strong>s § 4<br />

Abs. 5 Nr. 10 bewirkte Verschärfung <strong>de</strong>r Abzugsvoraussetzungen für Schmiergel<strong>de</strong>r<br />

galt mittelbar über <strong>de</strong>n Rechtsverweis in Abs. 5 auch für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />

Die geän<strong>de</strong>rte Fassung galt wegen <strong>de</strong>s Zufluß- und Abflußprinzips <strong>de</strong>s § 11 erstmals<br />

für Schmiergel<strong>de</strong>r, die ab <strong>de</strong>m 1. 1. 1999 gezahlt wur<strong>de</strong>n.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 25


5<br />

6<br />

§9 Anm. 4–6 Allgemeine Erläuterungen<br />

StEuglG v. 19. 12. 2000 (BGBl. I, 1790; BStBl. I 2001, 3): In Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 4 aF sollten ab VZ 2002 die Beträge von 0,70 DM auf 0,36 E bzw. von<br />

0,33 DM auf 0,17 E umgestellt wer<strong>de</strong>n. Diese ¾n<strong>de</strong>rung hat, da Art. 1 Nr. 10<br />

StEuglG noch vor seinem Inkrafttreten am 1. 1. 2002 (Art. 38 Abs. 1 StEuglG)<br />

durch das Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale v. 21. 12. 2000<br />

(s. u.) geän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, keine Wirkung erlangt.<br />

Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale v. 21. 12. 2000 (BGBl. I,<br />

1918; BStBl. I 2001, 36): In Abs. 1 wur<strong>de</strong>n Satz 3 Nr. 4 neu gefaßt (Umwandlung<br />

einer Kilometerpauschale in eine verkehrsmittelunabhängige Entfernungspauschale)<br />

und in Satz 3 Nr. 5 die bisherigen Sätze 4 und 5 durch die Sätze 4–6<br />

ersetzt; ferner wur<strong>de</strong> Abs. 2 neu gefaßt (Abgeltungswirkung <strong>de</strong>r Entfernungspauschale).<br />

Weiterhin wur<strong>de</strong> durch ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s StEuglG die Umstellung auf<br />

<strong>de</strong>n Euro ab VZ 2002 geregelt: dabei wur<strong>de</strong> die Entfernungspauschale von<br />

0,70 DM auf 0,36 E exakt umgerechnet und die Entfernungspauschale von<br />

0,80 DM auf 0,40 E leicht abgesenkt (bei Umstellung nach amtlichen Kurs:<br />

0,41 E). Die Deckelungsgrenze <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 Satz 2 wur<strong>de</strong> unter Abrundung<br />

auf 5 112 E umgerechnet.<br />

St¾ndG v. 20. 12. 2001 (BGBl. I, 3794; BStBl. I 2002, 4): In Abs. 1 Satz 3 Nr. 4<br />

Satz 2 Halbs. 1 aE wird klargestellt, daß sich <strong>de</strong>r Deckelungsbetrag von 5 112 E<br />

auf das Kj. bezieht. Mit Wirkung vom VZ 2001 wird zu<strong>de</strong>m in Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 4 Satz 4 durch die Einfügung eines 2. Halbs. festgelegt, unter welchen Voraussetzungen<br />

eine an<strong>de</strong>re als die kürzeste Straßenverbindung für Wege zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte zugrun<strong>de</strong> gelegt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Einstweilen frei.<br />

C. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Gesetzgeberischer Zweck und Gesetzessystematik<br />

Werbungskosten als negative Komponente <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung (=<br />

Erwerbsaufwendungen): Nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 ermitteln sich die Einkünfte<br />

aus <strong>de</strong>n sog. privaten Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 aus<br />

<strong>de</strong>m Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen (§ 8) über die WK (§ 9). Die WK bil<strong>de</strong>n gegenüber<br />

<strong>de</strong>n Einnahmen die negative Komponente bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung.<br />

Steuersystematisch erfüllen sie die gleiche Funktion wie BA (§ 4 Abs. 4) bei <strong>de</strong>r<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r betrieblichen Einkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 1–3 iVm. §§ 13–18<br />

(zum Dualismus <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung vgl. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn 181–187); dies legt trotz unterschiedlichen Gesetzeswortlauts<br />

eine I<strong>de</strong>ntität <strong>de</strong>r Abgrenzungsmaßstäbe nahe (wegen <strong>de</strong>s Verhältnisses<br />

von § 9 zum BABegriff eingehend Anm. 23 u. § 4 Anm. 721). Aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Funktionsgleichheit von WK und BA läßt sich zusammenfassend von Erwerbsaufwendungen,<br />

im Regelfall <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Erwerbsabzügen sprechen<br />

(so anschaulich Tipke, StuW 1980, 6; <strong>de</strong>rs., Die Steuerrechtsordnung II, 1993,<br />

617; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn 205). Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Erwerbs- von <strong>de</strong>n Privataufwendungen ist von fundamentaler Be<strong>de</strong>utung<br />

für das gesamte EStRecht (ähnlich Tipke, StuW 1979, 193).<br />

Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips durch § 9: Aus § 2 Abs. 2 ergibt<br />

sich, daß es bei <strong>de</strong>n nach § 2 Abs. 1 <strong>de</strong>r ESt. unterliegen<strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

<strong>de</strong>n 7 Einkunftsarten um Reineinkünfte, dh. solche nach Abzug von Aufwen-<br />

E 26 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 6 §9<br />

dungen, han<strong>de</strong>lt. Dieser Grundsatz wird als objektives Nettoprinzip bezeichnet.<br />

Die Geltendmachung von WK bei <strong>de</strong>r stl. Überschußermittlung dient damit <strong>de</strong>r<br />

Verwirklichung dieses objektiven (erwerbsbezogenen) Nettoprinzips. Dies ist<br />

heute in Rspr. und Schrifttum unstr.<br />

Vgl. ua. BVerfG v. 23. 11. 1976 1 BvR 150/75, BVerfGE 43, 108, 119; BFH v.<br />

21. 10. 1986 VIII R 1/85, BStBl. II 1987, 212 mwN; Schmidt/Drenseck XXII. § 9<br />

Rn. 1; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 15–17; v. Beckerath in Kirchhof III. § 9<br />

Rn. 1; Woring in L/B/P, § 9 Rn. 2; Frotscher § 9 Rn. 1; Lang, Die Bemessungsgrundlage<br />

zur ESt., 1981/1988, 491; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002,<br />

§ 9 Rn. 54.<br />

Vgl. auch § 4 Anm. 703 mwN und ausf: § 2 Anm. 503 sowie Einf. ESt.<br />

Anm. 542.<br />

Das Nettoprinzip ist Ausdruck <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsgrundsatzes als steuerspezifischem<br />

Gerechtigkeitspostulat (vgl. BFH v. 21. 10. 1986 VIII R 1/85, BStBl.<br />

1987, 212 mit Hinweis auf BVerfG v. 23. 11. 1976 1 BvR 150/75, BVerfGE 43,<br />

119 f.; vgl. ausführlich zum Leistungsfähigkeitsprinzip als Fundamentalprinzip<br />

<strong>de</strong>r Besteuerung: Tipke, Steuerrechtsordnung I, 2. Aufl. 2000, 479–534). Es besagt<br />

in seinem Grundgedanken, daß nur in Höhe <strong>de</strong>s Saldos zwischen <strong>de</strong>n aus<br />

einer steuerrelevanten Erwerbsleistung resultieren<strong>de</strong>n Einnahmen und Aufwendungen<br />

eine besteuerungswürdige Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl.<br />

vorliegt (ausf. zum Leistungsfähigkeitsprinzip: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 4 Rn. 81 ff. mwN).<br />

§ 9 ist im Grundsatz Fiskalzwecknorm zur sachgerechten Begrenzung <strong>de</strong>s staatlichen<br />

Steueranspruchs (vgl. zur Unterscheidung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen steuergesetzlichen<br />

Normgruppen Lang in Tipke/lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 4<br />

Rn. 19 ff.) und daher einer Auslegung unter Leistungsfähigkeitsaspekten in vollem<br />

Umfang zugänglich; lediglich im Bereich <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkungen und<br />

-verbote (zB § 9 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2) treten an<strong>de</strong>re Regelungszwecke hinzu (vgl.<br />

eingehend Anm. 216).<br />

Eine sozial- o<strong>de</strong>r wirtschaftspolitisch motivierte Steuervergünstigung wird durch<br />

<strong>de</strong>n WKAbzug und <strong>de</strong>n dadurch bewirkten Steuerentlastungseffekt nicht gewährt<br />

(vgl. allg. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 19 Rn. 1ff.);<br />

dies sollte bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs in Grenzfällen beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

(anschaulich dazu auch Döllerer, BB 1984, 546 betr. Geldbußen).<br />

Gesetzessystematik: Bei einer Gesamtschau <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen estlichen<br />

Rechtsnormen, die <strong>de</strong>n WKAnsatz hinsichtlich seiner Tatbestandsvoraussetzungen<br />

und Rechtsfolgen bei <strong>de</strong>n vier Überschußeinkunftsarten regeln (§ 2 Abs. 1<br />

Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23, § 2 Abs. 2 Nr. 2, § 3 c, §§ 9–9 b, § 11 Abs. 2, § 12), lassen<br />

sich drei aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong> Qualifikationsstufen unterschei<strong>de</strong>n (vgl. Prinz,<br />

Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, 1984,<br />

69–72; <strong>de</strong>rs., DB 1985, 830):<br />

– Sachliche Bestimmung <strong>de</strong>r WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach (Grundqualifikation),<br />

– Bestimmung ihrer bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung abziehbaren Höhe (Höhenqualifikation)<br />

– Zuordnung zu <strong>de</strong>n einzelnen Besteuerungsabschnitten (Zeitqualifikation).<br />

Diese dreistufige gedankliche Strukturierung <strong>de</strong>s Regelungsbereichs <strong>de</strong>r WK ist<br />

für eine systematische stl. Abgrenzung unerläßlich, auch wenn sich die einzelnen<br />

Qualifikationsschritte nicht immer ein<strong>de</strong>utig voneinan<strong>de</strong>r abgrenzen lassen und<br />

miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind (zB Aufwendungsbegriff und Abflußprinzip gem.<br />

§ 11 Abs. 2). Darüber hinaus sind bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung im konkreten Sach-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 27


7<br />

§9 Anm. 6–7 Allgemeine Erläuterungen<br />

verhalt einzelne Analysestufen uU unproblematisch. § 9 befaßt sich im Schwerpunkt<br />

mit <strong>de</strong>r grundqualifikatorischen Frage, enthält aber auch Elemente zur<br />

Lösung <strong>de</strong>r Höhenqualifikation (zB § 9 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 betr. Fahrtkosten<br />

zwischen Wohnung und Arbeitsstätte; zu nichtabziehbaren WK allg.<br />

Anm. 216f.) sowie <strong>de</strong>r Zeitqualifikation (§ 9 Abs. 1 Nr. 7).<br />

II. Die Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s § 9 im einzelnen<br />

Die Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips durch Abzug von Erwerbsaufwendungen<br />

als negative Komponente <strong>de</strong>r Einkunftserzielung erfor<strong>de</strong>rt Abgrenzungen:<br />

– in sachlicher Hinsicht: Von Aufwendungen <strong>de</strong>r Lebensführung o<strong>de</strong>r auf Privatvermögen<br />

und gegenüber an<strong>de</strong>ren Einkunftsarten;<br />

– in zeitlicher Hinsicht: Im Hinblick auf die Abschnittsbesteuerung gem. § 2<br />

Abs. 7, § 25 und<br />

– in personeller Hinsicht: Die sog. Zurechnung ist nicht in § 9 geregelt, son<strong>de</strong>rn<br />

§ 2 Abs. 1 zu entnehmen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Überschußermittlung (§ 2 Abs. 2 Nr. 2) sollen WK solche erwerbsbezogenen<br />

Vermögensmin<strong>de</strong>rungen bezeichnen und gegenüber einer privaten<br />

Einkommensverwendung sachgerecht und praktikabel abgrenzen, welche<br />

in einem bestimmten wirtschaftlich geprägten Zusammenhang mit einer strelevanten<br />

Erwerbsleistung (s. Anm. 116 f.) stehen. Als systemtypische Rechtsfolge<br />

sind <strong>de</strong>rartige Erwerbsaufwendungen – abweichend zu <strong>de</strong>n sog. Privataufwendungen<br />

(vgl. Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 617) – grds. im VZ <strong>de</strong>r Zahlung<br />

von <strong>de</strong>n Einnahmen bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart abzuziehen (§ 9<br />

Abs. 1 Satz 2 iVm. § 11 Abs. 2); ggf. ist die Zuordnung zu einer spezifischen<br />

Einkunftsquelle geboten (zB das konkrete Arbeits- o<strong>de</strong>r Vermietungsverhältnis;<br />

vgl. eingehend Anm. 235, 236). ZT wird dieser <strong>de</strong>m Nettoprinzip entsprechen<strong>de</strong><br />

Wirkungsmechanismus durch Abzugsbeschränkungen und zeitliche Verteilungsregeln<br />

durchbrochen (zu <strong>de</strong>n Anwendungsfällen und Motiven vgl. Anm. 216 f.).<br />

§ 9 ist insoweit eine auf Vermögensmin<strong>de</strong>rungen ausgerichtete Einkünfteermittlungsvorschrift,<br />

die eine sachgerechte Trennung <strong>de</strong>r Einkommenserzielungssphäre<br />

vom Einkommensverwendungsbereich bezweckt. Dies ist zentrale Regelungsaufgabe<br />

<strong>de</strong>r WK (vgl. zum i<strong>de</strong>ntischen Regelungszweck <strong>de</strong>r BA § 4<br />

Anm. 703). Steuersystematisch folgt aus diesem Regelungszweck, daß <strong>de</strong>r<br />

WKBegriff für alle Überschußeinkunftsarten iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 inhaltsgleich<br />

auszu<strong>de</strong>uten ist (vgl. eingehend Anm. 136).<br />

Zu ähnlichen teleologisch orientierten Funktionsbeschreibungen vgl. Wassermeyer,<br />

StuW 1982, 353; Kröner, StuW 1985, 115; Prinz, FR 1986, 398; Frotscher § 9 Rn. 1.<br />

Sachliche Abgrenzungen und Zuordnungen stehen bei § 9 <strong>de</strong>utlich im Vor<strong>de</strong>rgrund:<br />

E Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre vom privaten Lebensführungsbereich iSd. § 12: Die in<br />

§ 12 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Aufzählung nichtabziehbarer Ausgaben hat überwiegend klarstellen<strong>de</strong><br />

Funktion; insoweit ist § 12 Spiegelbild <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s<br />

§ 9. In seinem konstitutiv wirken<strong>de</strong>n Regelungsbereich beinhaltet § 12 steuergesetzliche<br />

Wertungen für sog. gemischte Aufwendungen (s. dazu Anm. 175–183;<br />

zum Verhältnis von § 9 zu § 12 eingehend Anm. 28). Die Abgrenzung von WK<br />

und BA zum Lebensführungsbereich vollzieht sich im übrigen nach <strong>de</strong>n gleichen<br />

Gesichtspunkten (vgl. etwa BFH v. 28. 11. 1977 GrS 2–3/77, BStBl. II<br />

1978, 105).<br />

E 28 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 7–8 §9<br />

E Abgrenzung zur Vermögenssphäre als Erscheinungsform <strong>de</strong>r Einkommensverwendung:<br />

Historisch begrün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r Quellentheorie von Fuisting (s. dazu Einf. ESt.<br />

Anm. 11) bil<strong>de</strong>n die Überschußeinkünfte im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Gewinneinkunftsarten<br />

einen stl. nicht voll erschlossenen Rechtsraum, weil die in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß<br />

als Einkunftsgrundlage (zur Terminologie Klatt, DB<br />

1984, 469) eingesetzten WG grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung bleiben (v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 91; Ausnahme: §§ 17, 23; Krüger, FR 1987, 390 f.<br />

spricht anschaulich von einem „unvollkommenen Einkommensmaßstab“). Dies<br />

hat Folgen für <strong>de</strong>n WKUmfang (s. auch bereits OFH v. 26. 3. 1947 IV 1/47 S,<br />

StRK EStG § 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. Einkünfte aus KapVerm.) und erfor<strong>de</strong>rt<br />

differenzierte Abgrenzungsüberlegungen (s. eingehend mwN Anm. 95, 185–<br />

188). WK und BA weichen insofern systembedingt voneinan<strong>de</strong>r ab (s. auch<br />

Anm. 23). Der WKBegriff muß auch dieser vom BABereich abweichen<strong>de</strong>n speziellen<br />

Regelungsaufgabe genügen.<br />

E Abgrenzung und Zuordnung bei zweifelhafter Einkunftsarten- und Einkunftsquellenzugehörigkeit:<br />

Stehen Aufwendungen mit mehreren erwerbsbezogenen Leistungsverhältnissen<br />

in Verbindung, so sind ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege Zuordnungen<br />

o<strong>de</strong>r Wesentlichkeitswertungen erfor<strong>de</strong>rlich; dies erfolgt steuersystematisch spätestens<br />

bei Durchführung <strong>de</strong>s WKAbzugs im Rahmen <strong>de</strong>r Rechtsfolgeanordnung<br />

<strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 2 (s. eingehend Anm. 178, 210).<br />

Zeitliche Abgrenzungen im Hinblick auf <strong>de</strong>n Grundsatz <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung<br />

(§ 2 Abs. 7, § 25) nimmt § 9 im Bereich <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rtatbestän<strong>de</strong> für Arbeitsmittel<br />

(§ 9 Abs. 1 Nr. 6) u. betr. die AfA-Vorschriften (§ 9 Abs. 1 Nr. 7)<br />

vor; <strong>de</strong>r steuersystematische Charakter dieser Regelungen ist allerdings str. (vgl.<br />

zum Meinungsstreit über die Be<strong>de</strong>utung als konstitutive o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische<br />

Ausnahmevorschrift: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. I 1 mwN; Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 9 Rn. 176 mwN; s. auch eingehend Anm. 586–588). Im übrigen<br />

obliegt die zeitliche Regelungsaufgabe für WK <strong>de</strong>r Abzugsvorschrift <strong>de</strong>s<br />

§ 11 Abs. 2 (zum Verhältnis zu §9s.Anm. 26).<br />

Personelle Zurechnungsaussagen für WK enthält § 9 – zumin<strong>de</strong>st in direkter<br />

Form – nicht (glA Biergans, FR 1984, 304; modifiziert D. Meyer, DStR 1986,<br />

22 f.; eingehend dazu Anm. 40).<br />

III. Wirtschaftliche Be<strong>de</strong>utung<br />

Der fundamentalen steuerdogmatischen Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r WK für die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 entspricht ihr wirtschaftliches<br />

Gewicht in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis (vgl. instruktiv dazu Streck in<br />

DStJG 3 (1980), 273–295). Interpretation und einzelfallbezogene Anwendung<br />

<strong>de</strong>s § 9 gehören zum „Alltagsbrot <strong>de</strong>r Steuerberatung“ (vgl. Prinz, FR 1986, 397<br />

mit Hinweis auf Felix, KÖSDI 1985, 5938). Abgesehen davon hat eine durch<br />

§ 9 herbeigeführte Steuerentlastung von <strong>de</strong>r Aufwandsseite her einen erheblichen<br />

Einfluß auf die betriebswirtschaftlichen Indikatoren <strong>de</strong>r Liquidität und<br />

Rentabilität (vgl. Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung<br />

und Verpachtung, 1984, 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 300).<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9 für die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten:<br />

E § 9 als Bestandteil <strong>de</strong>s LStRechts: Aus wirtschaftlicher Sicht liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt<br />

<strong>de</strong>s § 9 im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19).<br />

Hier erfassen WK sehr häufig Sachverhalte, die bei Millionen von ArbN gegeben<br />

sind.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 29<br />

8


§9 Anm. 8 Allgemeine Erläuterungen<br />

Bereits tatbestandsmäßig wird die Personengruppe <strong>de</strong>r ArbN (§ 1 LStDV) mehrfach in<br />

§ 9 erwähnt (insbes. § 9 Abs. 1 Nr. 4 und Nr. 5 als typische WKArten für nichtselbst.<br />

Tätige). Wirtschaftlich ist § 9 also Bestandteil <strong>de</strong>s LStRechts als <strong>de</strong>r fiskalpolitisch be<strong>de</strong>utsamsten<br />

Steuerrechtsmaterie (vgl. zu dieser Einschätzung Offerhaus, BB 1982,<br />

1061; auch Lang in DStJG 9 (1986), 17), was auch eine Durchsicht <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Rspr.<br />

entschie<strong>de</strong>nen Einzelfälle belegt (Streck in DStJG 3 (1980), 280 spricht anschaulich<br />

von einem „wahren Abzugspanoptikum“). Kaum eine EStVeranlagung o<strong>de</strong>r ein LStErmäßigungsantrag<br />

wegen Eintragung eines Freibetrags auf <strong>de</strong>r LStKarte (§ 39 a) für<br />

ArbN ist ohne Lösung mehr o<strong>de</strong>r weniger komplizierter WKFragen durchführbar.<br />

Mit <strong>de</strong>r Anhebung <strong>de</strong>r WKPauschbetrags durch das StReformG 1990 v.<br />

27. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 479) mit Wirkung ab 1. 1. 1990 auf<br />

2000 DM (seit 2001: 1044 E) sollte insoweit eine Vereinfachung <strong>de</strong>s Besteuerungsverfahrens<br />

erreicht wer<strong>de</strong>n (vgl. § 9 a Anm. 3). Zu einer Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Konfliktpotentials scheint es gleichwohl in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis nicht gekommen<br />

zu sein.<br />

E Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 9 für die an<strong>de</strong>ren Überschußeinkünfte: Von seiner Breitenwirkung<br />

her, die im LStRecht naturgemäß beson<strong>de</strong>rs hoch ist, hat § 9 für die an<strong>de</strong>ren<br />

Überschußeinkünfte (§§ 20–22) weniger Gewicht. Bezogen auf die wirtschaftliche<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n einzelnen Stpfl. geht es beim WKAbzug vor allem bei<br />

<strong>de</strong>n Einkünften aus VuV allerdings in vielen Fällen um größere Beträge und damit<br />

be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>re Steuerauswirkungen, die für die Investitionsentscheidungen<br />

nicht unwesentlich sind (insbes. § 9 Abs. 1 Nr. 1 betr. Schuldzinsen u. Nr. 7<br />

iVm. § 7 Abs. 4, 5 betr. Gebäu<strong>de</strong>-AfA). Im übrigen kennt je<strong>de</strong> Überschußeinkunftsart<br />

struktur- und marktbedingt ihre beson<strong>de</strong>ren WKFragen, die im Einzelfall<br />

für <strong>de</strong>n betroffenen Stpfl. von großer wirtschaftlicher Tragweite sein können.<br />

§ 9 als konfliktträchtige Regelungsmaterie: Fragen zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbs-<br />

von <strong>de</strong>n Privataufwendungen gehören zu <strong>de</strong>n Standardkonflikten <strong>de</strong>r<br />

Rechtsanwendung (zB bei gemischt-genutzten WG, s. Anm. 179), die nicht unwesentlich<br />

mit zur Überlastung <strong>de</strong>r Finanzgerichtsbarkeit beitragen (so zutreffend<br />

Woring, BB 1988, 40). Vor allem im ArbNBereich ist eine hohe Streitbereitschaft<br />

zu beobachten. Dabei wird <strong>de</strong>r Konflikt häufig aus emotionalen<br />

Grün<strong>de</strong>n über <strong>de</strong>n kostenfreien außergerichtlichen Bereich hinaus „ums Prinzip“<br />

geführt (zu einer Ursachenanalyse Streck in DStJG 3 (1980), 282).<br />

Die Probleme für die Besteuerungspraxis liegen häufig weniger im Rechtsbereich<br />

als vielmehr im Tatsächlichen (zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Verfahrensfragen s. eingehend<br />

Anm. 53–57). Denn während Einnahmen (§ 8) als positiver Faktor <strong>de</strong>r<br />

Bemessungsgrundlage „Einkünfte“ idR ein<strong>de</strong>utig und profiliert im Rahmen eines<br />

typischen, abgrenzbaren Leistungsverhältnisses anfallen, ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Zusammenhang von Aufwendungen mit einer beabsichtigten, laufen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsleistung <strong>de</strong>s öfteren weitaus weniger<br />

intensiv und äußerlich erkennbar, wobei zu<strong>de</strong>m private Berührungspunkte mit<br />

hinzutreten können (zB bei Auslandsreisen, Fortbildungsveranstaltungen usw.).<br />

Dies ruft bei <strong>de</strong>r FinVerw. eine Mißbrauchsabwehr hervor. Eine kaum noch<br />

überschaubare Rechtsprechungskasuistik ist die Folge, die mitunter eine dogmatische<br />

Grundlinie vermissen läßt (vgl. zu Hinweisen Prinz, FR 1986, 397 f.).<br />

Durch <strong>de</strong>n Steuergesetzgeber und – mit Einschränkungen – auch die FinVerw.<br />

zugelassene WKPauschalen können insoweit Vereinfachungs- und Befriedungsfunktion<br />

erlangen, falls die Schätzungsgrundlagen ordnungsgemäß ermittelt sind<br />

und es sich im Interesse <strong>de</strong>r Einzelfallgerechtigkeit um sog. formelle Typisierungen<br />

han<strong>de</strong>lt (vgl. eingehend zur Rechtsnatur von WKPauschalen § 9a Anm. 3;<br />

zu einer Zusammenstellung <strong>de</strong>r Verwaltungspauschalen im WKBereich s. § 9a<br />

E 30 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 8–9 §9<br />

Anm. 78–82; s. auch ABC <strong>de</strong>r Pauschbeträge und Pauschsätze in § 9 a Anm. 90).<br />

Die von Kirchhof (Empfiehlt es sich, das EStRecht zur Beseitigung von Ungleichbehandlungen<br />

u. zur Vereinfachung neu zu ordnen?, 1988, 47–51) auf<br />

<strong>de</strong>m 57. Deutschen Juristentag vorgeschlagene generelle Typisierung <strong>de</strong>r Abzugstatbestän<strong>de</strong><br />

orientiert an <strong>de</strong>r Einnahmehöhe ist uE allerdings unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />

nicht vertretbar (s. auch Anm. 5). Typisierung von Erwerbsaufwendungen<br />

sollte sich immer nur auf bestimmte „privatnahe“<br />

Sachverhaltsbereiche erstrecken u. zu<strong>de</strong>m formell ausgestaltet sein (zur Abgrenzung<br />

gegenüber einer materiellen Typisierung s. Anm. 54).<br />

IV. Verfassungsmäßigkeit<br />

Trotz seiner verschie<strong>de</strong>nen steuersystematischen Ungereimtheiten (zB Verhältnis<br />

<strong>de</strong>r Einzeltatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1–7 zu Abs. 1 Satz 1), <strong>de</strong>r<br />

fehlen<strong>de</strong>n Abstimmung zum BABegriff <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 sowie <strong>de</strong>r die Rechtssicherheit<br />

beeinträchtigen<strong>de</strong>n Anwendungsschwierigkeiten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

erscheint § 9 und seine Weiterentwicklung durch die Rspr. im Hinblick<br />

auf das Veranlassungsprinzip unter verfassungsrechtlichen Aspekten insgesamt<br />

unbe<strong>de</strong>nklich.<br />

Gleichheitssatz (Art. 3 GG): § 9 als im Einkünfteermittlungsbereich angesie<strong>de</strong>lte<br />

Abzugsvorschrift steht auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Nettoprinzips (s. Anm. 6) und<br />

entspricht daher – zumin<strong>de</strong>st im Grundsatz – <strong>de</strong>m Gleichheitssatz <strong>de</strong>s Art. 3<br />

GG in seiner steuerspezifischen Ausprägungsform <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitspostulats<br />

(vgl. zu diesen strechtlichen Fundamentalprinzipien Tipke, Steuerrechtsordnung<br />

I, 2. Aufl. 2000, 479–534; Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />

2002, § 4 Rn. 81–122). Soweit ersichtlich ist die Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s § 9<br />

daher zur Gänze we<strong>de</strong>r durch die Rspr. noch das Schrifttum in Zweifel gezogen<br />

wor<strong>de</strong>n. Lediglich Einzelfragen waren bisher Gegenstand von Verfassungsbeschwer<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r Revisionen beim BFH (vgl. auch zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s<br />

§ 4 Abs. 4: § 4 Anm. 703 mit einer Zusammenstellung <strong>de</strong>r Verfahren vor <strong>de</strong>m<br />

BVerfG, die ebenfalls stets nur die Anwendung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 und nicht die Regelung<br />

als solche betrafen).<br />

Vgl. zB BVerfG v. 4. 12. 2002 – 2 BvR 400/98 u. 2 BvR 1735/00, DStR 2003, 633 –<br />

636 betr. Verfassungswidrigkeit <strong>de</strong>r zeitlichen Begrenzung <strong>de</strong>r stl. Abziehbarkeit von<br />

Mehraufwendungen für doppelte Haushaltsführung in Fällen fortlaufend verlängerter<br />

Abordnung (Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 GG) und <strong>de</strong>r an verschie<strong>de</strong>nen Orten bei<strong>de</strong>rseits<br />

berufstätigen Ehegatten (Verstoß gegen Art. 3 Abs. 1 iVm. Art. 6 Abs. 1 GG);<br />

BVerfG v. 7. 12. 1999 – 1 BvR 301/98, BVerfGE 101, 297, BStBl. II 2000, 162 betr.<br />

Vereinbarkeit <strong>de</strong>s § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 6 b (häusliches Arbeitszimmer) mit<br />

Art. 3 GG; BFH v. 5. 12. 1997 VI R 94/96, BStBl. II 1998, 211 betr. Verfassungsmäßigkeit<br />

<strong>de</strong>r zum 1. 1. 1996 in Kraft getretenen zeitlichen Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs von<br />

Mehraufwendungen für Verpflegung bei doppelter Haushaltsführung und <strong>de</strong>ssen<br />

Rückwirkung, § 9 Abs. 1 Nr. 5; v. 16. 12. 1997 VIII 38/94 BStBl. II 1998, 339 betr. ua.<br />

Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil begrenzten WKAbzug von Leibrentenzahlungen;<br />

BVerfG v. 14. 12. 1987 1 BvR 156/87, DB 1988, 367 betr. WK bei doppelter<br />

Haushaltsführung; v. 16. 10. 1984 1 BvR 24/84, HFR 1985, 238 betr. berufsnahe<br />

Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten; v. 20. 6. 1984 1 BvR 689/84, DStR 1985, 117 betr. WKAbzug<br />

bei Pauschalierung <strong>de</strong>r LSt.; v. 16. 10. 1984 1 BvR 1021/83, DStR 1985, 117 betr.<br />

Fahrtkosten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte gem. § 9 Abs. 1 Nr. 4 Sätze 2; v.<br />

28. 12. 1984 1 BvR 1472/84, 1 BvR 1473/84, HFR 1985, 337 betr. ArbNBeiträge zur<br />

gesetzlichen Renten- und Arbeitslosenversicherung; v. 7. 8. 1985 1 BvR 707/85, StRK<br />

EStG 1975 § 12 Nr. 1 R. 26 betr. Prämien zur allg. Rechtsschutzversicherung; zurückgenommen<br />

wur<strong>de</strong> 1 BvR 751/83, DStR 1985, 533 betr. Schuldzinsenabzug wegen gü-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 31<br />

9


10<br />

§9 Anm. 9–10 Allgemeine Erläuterungen<br />

terrechtlicher Ausgleichsansprüche. Zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 5 s.<br />

eingehend auch BFH v. 2. 12. 1981 VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297 (300 f.).<br />

Gesetzmäßigkeit <strong>de</strong>r Besteuerung (Legalitätsprinzip): § 9 Abs. 1 Satz 1 als<br />

Grundnorm im WKBereich wird von <strong>de</strong>r hM über <strong>de</strong>n final formulierten Wortlaut<br />

hinaus unter Veranlassungsgesichtspunkten erweiternd interpretiert; insofern<br />

besteht funktionelle und inhaltliche Deckungsgleichheit mit <strong>de</strong>m BABegriff<br />

(vgl. eingehend Anm. 23 mwN). Da es sich um eine teleologisch gebotene<br />

Rechtsfortbildung <strong>de</strong>s § 9 über die Grenze <strong>de</strong>s möglichen Wortverständnisses<br />

hinaus han<strong>de</strong>lt, die von <strong>de</strong>n steuerjuristischen Rechtsanwendungsmetho<strong>de</strong>n ge<strong>de</strong>ckt<br />

wird (uE zutreffend vor allem v. Bornhaupt, DStR 1983, 12–16; eingehend<br />

dazu Anm. 125), ist ein verfassungsrechtlicher Verstoß gegen <strong>de</strong>n Legalitätsgrundsatz<br />

uE nicht festzustellen. Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tatbestandsbestimmtheit<br />

von Rechtsnormen sowie zur Vermeidung <strong>de</strong>r immer wie<strong>de</strong>r auftreten<strong>de</strong>n<br />

Rechtsanwendungsprobleme sollte <strong>de</strong>r Steuergesetzgeber <strong>de</strong>n WKBegriff <strong>de</strong>s<br />

§ 9 allerdings zur Klarstellung an die BADefinition angleichen (so bereits <strong>de</strong>r<br />

RegE eines dritten Steuerreformgesetzes zum EStG 1975, BTDrucks. 7/1470,<br />

<strong>de</strong>r in § 48 Abs. 1 Satz 1 eine völlige Neufassung <strong>de</strong>s WKBegriffs vorsah: „....<br />

Aufwendungen, die durch die Erzielung von Einnahmen iSd. § 47 veranlaßt<br />

sind.“).<br />

V. Gestaltungsmöglichkeiten beim Werbungskostenabzug<br />

§ 9 und die damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n Rechtsnormen eröffnen unter<br />

verschie<strong>de</strong>nen Aspekten Ansatzpunkte für eine werbungskostenorientierte Steuerpolitik<br />

bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten gem. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23<br />

(vgl. als Überblick betr. §§ 21, 21 a: Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus Vermietung und Verpachtung, 1984, 129–139; s. auch v. Bornhaupt in<br />

K/S/M § 9 Rn. A 303ff.). Das wirtschaftliche Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. an einer zielentsprechen<strong>de</strong>n<br />

Einflußnahme auf <strong>de</strong>n WKAbzug in sachlicher und zeitlicher<br />

Hinsicht ergibt sich aus <strong>de</strong>r unmittelbaren Auswirkung bei seiner perio<strong>de</strong>nbezogenen<br />

ESt- und ggf. KiStBelastung. Der WKAbzug hat unmittelbare Liquiditätsund<br />

Rentabilitätswirkungen. Im Verhältnis zum betrieblichen Bilanzierungssektor<br />

(zu <strong>de</strong>r Möglichkeit einer umfassen<strong>de</strong>n Rechnungspolitik und Mitteln <strong>de</strong>r Bilanzpolitik<br />

vgl. J. Bauer, Grundlagen einer han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtlichen Rechnungspolitik<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung, 1981; Prinz, DStR 2000, 661ff.) besteht für<br />

WK allerdings nur ein in engen Grenzen gestaltbarer Aktionsraum.<br />

Das im WKBereich einsetzbare steuerpolitische Instrumentarium läßt sich wie<br />

folgt systematisieren (vgl. mwN Prinz, Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

Vermietung und Verpachtung, 1984, 135–139):<br />

Maßnahmen zur planvollen Sachverhaltsgestaltung kommen in verschie<strong>de</strong>ner<br />

Hinsicht in Betracht:<br />

p Trennung <strong>de</strong>r abziehbaren WK von <strong>de</strong>n zu aktivieren<strong>de</strong>n Aufwendungen (bei Abnutzbarkeit<br />

<strong>de</strong>s WG: AfA gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7) durch kautelarjuristische Maßnahmen<br />

und <strong>de</strong>ren entsprechen<strong>de</strong> Durchführung (zB Separierung <strong>de</strong>r Finanzierungsvorgänge<br />

vom Immobilienerwerb, vgl. eingehend Prinz, BB 1985,<br />

1975); zielentsprechen<strong>de</strong> Lenkung einer Fremdkapitalaufnahme zur Optimierung<br />

<strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs (vgl. zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzugs<br />

bei Darlehen für die Anschaffung eines teilweise vermieteten<br />

und teilweise gemischtgenutzten Gebäu<strong>de</strong>s: BFH v. 9. 7. 2002 IX R 65/00,<br />

FR 2002, 1359; zur Zuordnung von Fremdkapital bei <strong>de</strong>r Herstellung einer<br />

E 32 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 10–12 §9<br />

gemischt-genutzten Immobilie: BFH v. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II<br />

1999, 676; IX R 19/96, BStBl. II 1999, 678; IX R 29/96, BStBl. II 1999, 680;<br />

BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />

p Vermeidung sog. gemischter Aufwendungen wegen <strong>de</strong>s weitgefaßten Aufteilungsund<br />

Abzugsverbots iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 (kritisch dazu Schmidt/Drenseck<br />

XXII. § 12 Rn. 14 ff.; s. auch Anm. 179).<br />

Beispiele: Vermeidung gemischter Kontokorrentkonten durch Abwicklung von<br />

privat- und erwerbsbezogenen Vorgängen über verschie<strong>de</strong>ne Konten (s. zum sog.<br />

Zwei-Konten-Mo<strong>de</strong>ll auch Anm. 385 „Kontokorrent“ u. Schmidt/Drenseck XXII.<br />

§ 12 Rn 25 „Zinsen“); Doppelanschaffungen im Arbeitsmittelbereich einerseits für<br />

Erwerbs-, an<strong>de</strong>rerseits für Privatzwecke (vgl. Prinz, FR 1987, 333).<br />

p Beschaffung geeigneter Unterlagen und Beweismittel zur Dokumentation und Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Nutzung eines Gegenstands (bei nicht vermeidbarer<br />

gemischter Nutzung); gleiches gilt zum Nachweis <strong>de</strong>r Erwerbsabsicht<br />

etwa bei vorab veranlaßter Aufwendungen und sog. Fehlaufwendungen (dazu<br />

Anm. 161–172).<br />

p Vermei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Eingreifens von Abzugsverboten und Abzugsbeschränkungen (zur<br />

Zusammenstellung s. Anm. 217).<br />

Beispiele: Übernahme einer erweiterten Haftung durch <strong>de</strong>n Stpfl. wegen sinngemäßer<br />

Anwendung <strong>de</strong>s § 15 a bei § 20 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2, § 21 Abs. 1 Satz 2; Verlagerung<br />

von Reparaturmaßnahmen in die Zeit <strong>de</strong>r Fremdvermietung einer Immobilie.<br />

p Zeitliche Einflußnahme auf die Aufwendungsbewirkung durch WKVorauszahlungen<br />

o<strong>de</strong>r Zahlungsverzögerungen (zu <strong>de</strong>n Grenzen s. Anm. 222). Der WKAbfluß<br />

iSd. § 11 Abs. 2 weist eine planmäßig nutzbare hohe Gestaltungsreagibilität<br />

auf (eingehend Prinz, DB 1985, 835 f. betr. VuV-Einkünfte mit Hinweis auf<br />

Gestaltungsgrenzen; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 318 ff. zur Wahl <strong>de</strong>s<br />

Zeitpunkts <strong>de</strong>r Verausgabung).<br />

Steuerliche Optionsrechte und Spielräume bei <strong>de</strong>r Deklaration realisierter<br />

Sachverhalte im Veranlagungsverfahren (zur Unterscheidung Wahlrechte/Spielräume<br />

vgl. J. Bauer, Grundlagen einer han<strong>de</strong>ls- und steuerrechtl. Rechnungspolitik<br />

<strong>de</strong>r Unternehmung, 1981, 66–79):<br />

p Wahlrechte bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme <strong>de</strong>r AfA-Vorschriften gem. § 9 Abs. 1<br />

Nr. 7 iVm. §§ 7ff. einschließlich zulässiger Nachholungsmöglichkeiten (s. eingehen<strong>de</strong>r<br />

Anm. 603, 620); hierher gehören auch die Wahlrechte hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Inanspruchnahme von höheren AfA-Beträgen bei Gebäu<strong>de</strong>n gem.<br />

§§ 82 a, 82 g, 82 i EStDV und die Son<strong>de</strong>rvorschriften für die Geltendmachung<br />

von Erhaltungsaufwand, zB Abschn. 157 Abs. 3 Satz 2 EStR.<br />

p Sofortabzug o<strong>de</strong>r zeitliche Verteilung sog. geringwertiger WG (bei AHK für ein einzelnes<br />

WG bis 410 E, § 6 Abs. 2 Satz 1; s. Anm. 549);<br />

p Spielräume bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer von in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß<br />

eingesetzten WG (s. Anm. 613, 614);<br />

p Wahlrechte bei <strong>de</strong>r Herstellungskostenermittlung von WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />

(dazu Anm. 609) analog Abschn. 33 EStR;<br />

p Wahlrecht zwischen WKPauschbetrag und Einzelnachweis (zB im erwerbsbezogenen<br />

Fahrtkostenbereich für Behin<strong>de</strong>rte gem. § 9 Abs. 2 Satz 3, s. Anm. 633)<br />

p Sonstige Wahlrechte (zB Abschn. 102 Satz 2 EStR betr. <strong>de</strong>n Abzug von Steuerberatungskosten<br />

von im Kj. nicht mehr als 520 E als WK o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausgaben).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 33<br />

11–12


13<br />

§9 Anm. 13 Allgemeine Erläuterungen<br />

D. Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9<br />

I. Persönlicher und sachlicher Geltungsbereich<br />

1. Persönlicher Geltungsbereich<br />

a) Geltung im Einkommensteuerrecht<br />

Dem Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 ist nicht zu entnehmen, bei welchen Stpfl. die Vorschrift<br />

Anwendung fin<strong>de</strong>t.<br />

Unbeschränkte Einkommensteuerpflicht: Für unbeschr. EStpfl. iSv. § 1<br />

Abs. 1 mit Überschußeinkünften gem. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 gilt § 9<br />

in vollem Umfang. Bei Beginn o<strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r unbeschr. EStPflicht innerhalb<br />

eines Kj. (zB durch Ein- o<strong>de</strong>r Auswan<strong>de</strong>rung; zum Ermittlungszeitraum s.<br />

§ 2 Abs. 7) kommen die außerhalb dieses abgekürzten Zeitraums vom Stpfl. getätigten<br />

Aufwendungen (entsprechend <strong>de</strong>m Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2) unabhängig<br />

von ihrer Wesensart nicht als WK in Betracht (vgl. BFH v. 6. 4. 1984<br />

VI R 162/81, BStBl. II 1984, 587; Schmidt/Seeger XXII. § 25 Rn. 15). Pauschbeträge<br />

für WK (§ 9 a), die sich nach ihrer Konzeption auf das volle Kj., mithin<br />

auf <strong>de</strong>n VZ beziehen, sind grds. in ihrer vollen Höhe zu berücksichtigen, wenn<br />

<strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong> Tatbestand nicht ausdrücklich eine zeitanteilige Berücksichtigung<br />

vorschreibt (vgl. BFH v. 1. 4. 1998 X R 154/94, BFH/NV 1998, 1349–<br />

1351).<br />

Zur persönlichen Zurechnung von WK beim einzelnen Stpfl. s. Anm. 40; die<br />

Einzelzurechnung erfolgt auch bei einer Zusammenveranlagung von Ehegatten<br />

gem. §§ 26, 26 b.<br />

Für unbeschr. EStPflicht gem. § 1 Abs. 2 gilt dies entsprechend, weil sich diese<br />

Form <strong>de</strong>r unbeschr. StPflicht von <strong>de</strong>rjenigen nach § 1 Abs. 1 nicht unterschei<strong>de</strong>t<br />

(ausf. § 1 Anm. 180).<br />

E § 1 Abs. 3: Für natürliche Personen, die nach § 1 Abs. 3 auf Antrag als unbeschr.<br />

estpfl. behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, fin<strong>de</strong>t § 9 Anwendung, soweit sich die WK auf<br />

inländische Einkünfte iSv. § 49 beziehen.<br />

E §1a:ImRahmen <strong>de</strong>r fiktiven unbeschr. EStPflicht von EU- und EWR-Familienangehörigen<br />

fin<strong>de</strong>t § 9 keine umfassen<strong>de</strong> Anwendung. Die Behandlung als<br />

unbeschr. stpfl. erfolgt nach dieser Vorschrift nur in <strong>de</strong>n in § 1a Abs. 1 Nr. 1<br />

bis 3 aufgezählten Fällen. Vorschriften über die WK o<strong>de</strong>r Einkünfteermittlung<br />

bei Überschußeinkunftsarten sind dort nicht erwähnt. Für die von § 1a Abs. 2<br />

erfaßten Personen kommt ein Abzug von WK nur in <strong>de</strong>m Rahmen in Betracht,<br />

<strong>de</strong>r für beschr. Stpfl. gilt (s. u.).<br />

Beschränkte Einkommensteuerpflicht: Beschr. EStpfl. iSv. § 1 Abs. 4, die<br />

mit Überschußeinkünften gem. § 49 zur ESt. veranlagt wer<strong>de</strong>n, dürfen WK nur<br />

insoweit abziehen, als sie mit inländ. Einkünften in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />

stehen (§ 50 Abs. 1 Satz 1). Unter diesen Voraussetzungen gilt § 9 mit<br />

seinen sämtlichen Einzelregelungen entsprechend <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten<br />

Auslegungsgrundsätzen (zum Veranlassungsprinzip s. Anm. 130–195 und<br />

§ 50 Anm. 35). Wird bei beschränkt Stpfl. die ESt. im Wege <strong>de</strong>s Steuerabzugs erhoben<br />

(s. § 50 Abs. 5), verbleibt für <strong>de</strong>n WKAbzug kein Raum (sog. Abgeltungswirkung<br />

<strong>de</strong>s Steuerabzugs; s. § 50 a Abs. 4 Satz 3; § 50 Anm. 28, 48; siehe auch<br />

Schmidt/Heinicke XXII. § 50 Rn. 21).<br />

E Erweitert beschränkt EStpfl. iSd. § 2 AStG (zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen s. § 1<br />

Anm. 13) können WK entsprechend § 50 Abs. 1 Satz 1 insoweit abziehen, als<br />

E 34 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 13–14 §9<br />

sie mit <strong>de</strong>ren im Inland stpfl. Einkünften in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />

stehen (Einführungsschreiben <strong>de</strong>s BdF zur Anwendung <strong>de</strong>s AStG v. 11. 7. 1974,<br />

BStBl. I, 442, Tz 2. 51. 1; s. auch § 50 Anm. 11).<br />

Wechsel zwischen beschränkter und unbeschränkter Steuerpflicht: Bei einem<br />

Wechsel <strong>de</strong>r subjektiven EStPflicht innerhalb eines Kj. ergaben sich bis<br />

zum VZ 1995 zwei Ermittlungszeiträume, für die jeweils separate Veranlagungen<br />

durchzuführen waren und für die jeweils die allg. Grundsätze für die Einkünfteermittlung<br />

galten (vgl. zur alten Rechtslage: BFH v. 17. 4. 1996 I R 78/95,<br />

BStBl. II 1996, 571 zum Zufluß-/Abflußprinzip). Nach <strong>de</strong>r durch das JStG<br />

1996 (v. 11. 10. 1995, BGBl. I, 1250; BStBl. I, 438) und JStG 1997 (v.<br />

20. 12. 1996, BGBl. I, 2049; BStBl. I, 1523) geän<strong>de</strong>rten Fassung <strong>de</strong>s § 2 Abs. 7<br />

Satz 3 sind nunmehr die während <strong>de</strong>s Zeitraums <strong>de</strong>r beschr. Stpfl. erzielten inländischen<br />

Einkünfte in die Veranlagung zur unbeschr. Stpfl. einzubeziehen.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n die während <strong>de</strong>r beschr. bzw. unbeschr. EStPflicht erzielten Einkünfte<br />

jeweils nach <strong>de</strong>n für die Art <strong>de</strong>r subjektiven StPflicht maßgeben<strong>de</strong>n Vorschriften<br />

(§ 1 Abs. 4, §§ 49 ff. bzw. § 1 Abs. 1 – 3, §§ 2ff.) ermittelt, wobei Ermittlungszeitraum<br />

in bei<strong>de</strong>n Fällen das Kj. ist. Die Überlappung <strong>de</strong>r<br />

Ermittlungszeiträume hat im Ergebnis zur Folge, daß es einer exakten Zuordnung<br />

von WK zur unbeschr. o<strong>de</strong>r beschr. EStPflicht idR nicht bedarf, dh. auch<br />

Abflüsse außerhalb <strong>de</strong>s Zeitraums <strong>de</strong>r beschr. StPflicht sind in die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Besteuerungsgrundlagen einzubeziehen, sofern sie <strong>de</strong>m Kj. <strong>de</strong>s Wechsel <strong>de</strong>r<br />

subjektiven StPflicht zugeordnet wer<strong>de</strong>n können (zu weiteren Einzelheiten s. § 2<br />

Anm. 923 mit instruktiven Beispielen; vgl. auch § 4 Anm. 707 zu BA). Eine Abgeltungswirkung<br />

<strong>de</strong>s § 50 Abs. 5 für Einkünfte, die <strong>de</strong>m StAbzug unterliegen,<br />

tritt uE beim Wechsel zwischen unbeschr. und beschr. EStPflicht für <strong>de</strong>n Zeitraum<br />

<strong>de</strong>r beschr. StPflicht nicht ein (vgl. BTDrucks. 13/5952, 14; Schmidt/Heinicke<br />

XXII. § 2 Rn. 93; s. auch § 2 Anm. 924). Etwas an<strong>de</strong>res wäre mit <strong>de</strong>m<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r Besteuerung nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht<br />

vereinbar.<br />

Zum Wechsel von unbeschr. zur erweitert unbeschr. EStPflicht s. FG Düss. v.<br />

25. 5. 1993 (EFG 1993, 641, rkr.).<br />

b) Geltung im Körperschaftsteuerrecht<br />

§ 9 fin<strong>de</strong>t wegen <strong>de</strong>r Verweisung <strong>de</strong>r §§ 7, 8 Abs. 1 KStG auf die estlichen Vorschriften<br />

zur Definition und Ermittlung <strong>de</strong>s Einkommens grds. auch im<br />

KStRecht Anwendung. In <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis sind <strong>de</strong>m allerdings enge<br />

Grenzen gezogen:<br />

Unbeschränkte Körperschaftsteuerpflicht: Für unbeschr. KStpfl. iSv. § 1<br />

Abs. 1 Nr. 1–3 KStG ist § 9 nur anwendbar, falls diese nicht zur Führung von<br />

Büchern nach <strong>de</strong>n Vorschriften <strong>de</strong>s HGB verpflichtet sind, da ansonsten alle<br />

Einkünfte gem. § 8 Abs. 2 KStG als gewerbliche zu behan<strong>de</strong>ln sind, was die<br />

Geltung <strong>de</strong>r WKVorschriften naturgemäß ausschließt. Für unbeschränkt stpfl.<br />

KapGes., Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften sowie VVaG ist § 9 daher<br />

nicht anwendbar.<br />

Für die in § 1 Abs. 1 Nr. 4–6 KStG aufgeführten Rechtssubjekte (insbes. rechtsfähige<br />

und nichtrechtsfähige Vereine) gilt § 9 entsprechend.<br />

Da KStpfl. naturgemäß keine Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit gem. § 19<br />

erzielen können, sind die auf diese Einkunftsart zugeschnittenen Vorschriften<br />

im WKBereich im KStRecht gegenstandslos. Abschn. 27 Abs. 1 Nr. 1 KStR versucht,<br />

dies durch eine Beschränkung <strong>de</strong>s Verweises auf § 9 Abs. 1 Nr. 1–3, 7<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 35<br />

14


15<br />

16<br />

17<br />

§9 Anm. 14–17 Allgemeine Erläuterungen<br />

und Abs. 5 zu berücksichtigen. UE erscheint die von <strong>de</strong>r FinVerw. vorgenommene<br />

Rechtsverweisung zu eng: Die Grundnorm <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 und die<br />

Rechtsfolgeanordnung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 2 sind auch im KStRecht anwendbar;<br />

gleiches gilt für die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 6, die auch für<br />

kstpfl. Vermietungs- und Kapitalvermögenseinkünfte in Betracht kommt.<br />

Beispiel: Anschaffung einer Schreibmaschine durch einen kstpfl. Verein, <strong>de</strong>r eine umfangreiche<br />

Vermögensverwaltung betreibt.<br />

Beschränkte Körperschaftsteuerpflicht: Für beschr. KStpfl. gem. § 2 Nr. 1<br />

KStG gilt § 9 nur insoweit, als die WK mit <strong>de</strong>n inländischen Einkünften (s. § 49)<br />

in wirtschaftlichem Zusammenhang stehen (§ 50 Abs. 1 Satz 1).<br />

Für beschr. KStpfl. gem. § 2 Nr. 2 KStG kommt ein Abzug von WK wegen <strong>de</strong>r<br />

Abgeltungswirkung <strong>de</strong>s StAbzugs nicht in Betracht (§ 50 Abs. 5).<br />

2. Sachlicher Geltungsbereich<br />

a) Geltung für die Ermittlung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

§ 9 ist eine auf <strong>de</strong>m Nettoprinzip (s. Anm. 6) beruhen<strong>de</strong> Einkunftsermittlungsvorschrift<br />

(§ 2 Abs. 2 Nr. 2), die ausschließlich im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten<br />

gilt, dh. bei <strong>de</strong>n<br />

– Einkünften aus nichtselbst. Arbeit (§ 19),<br />

– Einkünften aus KapVerm. (§ 20),<br />

– Einkünften aus Vermietung und Verpachtung (§ 21) sowie <strong>de</strong>n<br />

– sonstigen Einkünften iSd. §§ 22, 23.<br />

Sie kommt verfahrensmäßig im Veranlagungsverfahren (§§ 25, 46) zur Anwendung;<br />

die sachliche Geltung <strong>de</strong>s § 9 erstreckt sich mit Einschränkungen auch auf<br />

das LStAbzugsverfahren (zu Einzelheiten s. Anm. 53).<br />

b) Geltung in steuerrechtlichen Son<strong>de</strong>rverfahren<br />

Bei Pauschalierung <strong>de</strong>r LSt. gem. § 40–§ 40 b können WK dagegen nicht geltend<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n, da es sich um ein Besteuerungsverfahren eigener Art han<strong>de</strong>lt,<br />

in welchem <strong>de</strong>r ArbG Schuldner (im steuertechnischen Sinn) <strong>de</strong>r pauschalen<br />

LSt. ist (§ 40 Abs. 3, § 40 a Abs. 5, § 40 b Abs. 4; s. auch FG Hamb. v.<br />

20. 5. 1981, EFG 1981, 621, rkr.) Denn Zweck einer solchen LStPauschalierung<br />

ist es, alle Folgen <strong>de</strong>s StAbzugsverfahrens abzugelten.<br />

Auch beim KapErtrStAbzug im Bereich bestimmter Einkünfte aus KapVerm.<br />

(§ 20, §§ 43 ff.) ist eine Berücksichtigung von WK nicht zulässig (§ 43 a Abs. 2<br />

Satz 1).<br />

II. Anwendung bei Auslandsbeziehungen<br />

Werbungskosten und Auslandsbezug: In einer Zeit <strong>de</strong>r Globalisierung verwun<strong>de</strong>rt<br />

es nicht, daß in <strong>de</strong>r Rechtspraxis nicht selten Sachverhalte anzutreffen<br />

sind, in <strong>de</strong>nen Aufwendungen einen Bezug zum Ausland aufweisen. Der Auslandsbezug<br />

kann dabei in vielfacher Weise zutage treten: Den stärksten Bezug<br />

zum Ausland weisen diejenigen Aufwendungen auf, die im Ausland anfallen. Im<br />

Inland anfallen<strong>de</strong> Aufwendungen können dadurch eine Beziehung zum Ausland<br />

haben, daß das die Entstehung unmittelbar auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>m Ausland<br />

zuzuordnen ist (zB Sprachkurs, Fortbildungsreise, Studium, ausgeübte o<strong>de</strong>r geplante<br />

Tätigkeit im Ausland). Aufwendungen können aber auch (nur) zum Teil<br />

E 36 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 17 §9<br />

einen Bezug zum Ausland haben (s. u. zu WK in Zusammenhang mit stfreien<br />

Auslandsdienstbezügen und stpfl. Inlandsbezügen).<br />

Ein solcher Auslandsbezug kann stl. be<strong>de</strong>utsam sein, da WK nur abziehbar sind,<br />

wenn <strong>de</strong>r Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen im Inland stbare und stpfl. Einnahmen<br />

sind. Ausgaben, die mit nichtsteuerbaren Einnahmen zusammenhängen,<br />

dürfen nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n. Dies ergibt sich bereits aus <strong>de</strong>m BA- bzw.<br />

WKBegriff sowie aus <strong>de</strong>m Einkünfteermittlungssystem <strong>de</strong>s EStG. Das EStG<br />

berücksichtigt Erwerbsaufwendungen nur dann, wenn sie im Rahmen einer <strong>de</strong>r<br />

Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 1–7 anfallen. Sind Einnahmen mangels Zuordnung<br />

zu <strong>de</strong>n Einkunftsarten <strong>de</strong>s EStG im Inland nicht steuerbar, sind auch<br />

die Ausgaben, die damit in Zusammenhang stehen, nicht abziehbar (so zutreffend<br />

§ 3c Anm. 27 unter Hinweis auf RFH v. 30. 6. 1927, RFHE 21, 244; aA<br />

Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 274: für eine analoge<br />

Anwendung <strong>de</strong>s § 3c).<br />

Im Ergebnis kommt es für <strong>de</strong>n Abzug als WK – ungeachtet <strong>de</strong>s Auslandsbezugs<br />

– im Einzelfall entschei<strong>de</strong>nd auf <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />

(zu Einzelheiten zur Veranlassung s. Anm. 140 ff.) im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Tätigens<br />

<strong>de</strong>r Aufwendung an. Eine für <strong>de</strong>n WKAbzug erfor<strong>de</strong>rliche Veranlassung<br />

durch eine auf Erzielung stbarer Einnahmen gerichtete Tätigkeit (iSv. § 2 Abs. 1<br />

Nr. 4 bis 7) kann nur unter Würdigung aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. zB BFH v. 26. 11. 2002 VI R 62/02 nv. betr. Auslandsexkursion eines<br />

Geographiestu<strong>de</strong>nten;). Bei Auslandssachverhalten trifft <strong>de</strong>n Stpfl. dabei<br />

eine erhöhte Mitwirkungspflicht (§ 90 Abs. 2 AO; vgl. auch FG München v.<br />

8. 7. 2000 9 V 25/02, nv. betr. Schuldzinsen bei Darlehensgeber im Ausland;<br />

allg. zur Feststellungslast s. Anm. 54).<br />

Tätigt ein unbeschr. EStpfl. Aufwendungen zur Vorbereitung einer Tätigkeit,<br />

mit <strong>de</strong>r stfreie ausländ. Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n, so können diese wegen § 3c<br />

zwar nicht das Einkommen, wohl aber das sog. Steuersatzeinkommen (Progressionsvorbehalt)<br />

min<strong>de</strong>rn (vgl. BFH v. 6. 10. 1993 I R 32/93, BStBl. II 1994, 113;<br />

FG München v. 26. 11. 1993, EFG 1995, 247, rkr.).<br />

E Beispiele aus <strong>de</strong>r aktuellen BFH-Rspr.:<br />

p Geplante Tätigkeit im Ausland: BFH v. 10. 4. 2002 VI R 46/01, BStBl. II<br />

2002, 579 betr. Zusammenhang eines Sprachkurses im Inland mit geplanter<br />

Auslandstätigkeit; BFH v. 23. 3. 2001 VI R 139/00, BFH/NV 2001,<br />

1379 betr. im Ausland angefallene Aufwendungen als vergebliche WK bei<br />

geplanten, aber nicht realisierten Umzug ins Ausland; BFH v. 24. 5. 2000<br />

VI R 17/96, BStBl. II 2000, 584 betr. im Inland angefallene Aufwendungen<br />

als vergebliche WK bei geplanten, aber nicht realisierten Umzug ins<br />

Ausland.<br />

p Auslandsreise: BFH v. 27. 8. 2002 VI R 22/01, BFH/NV 2003, 239 betr.<br />

hinreichend konkreter beruflicher Anlaß einer Auslandsgruppenreise; BFH<br />

v. 3. 7. 2002 VI R 93/00, BFH/NV 2002, 1444 betr. Auslandsexkursion eines<br />

Geographiestu<strong>de</strong>nten; BFH v. 6. 5. 2002 VI B 34/00, BFH/NV 2002,<br />

1030 betr. Auslandsreise eines Hochschullehrers; BFH v. 23. 10. 2000 VI B<br />

200/97, BFH/NV 2001, 443 betr. Auslandsforschungsreise eines Hochschullehrers;<br />

BFH v. 24. 8. 2001 VI R 40/94, BFH/NV 2002, 182 betr.<br />

Kosten für psychologische Seminare im EU-Ausland als WK.<br />

p Auslandssprachkurs: BFH v. 13. 6. 2002 VI R 168/00, BFH/NV 2002, 1517<br />

betr. Sprachkurs in einem an<strong>de</strong>ren Mitgliedstaat <strong>de</strong>r EU; EuGH v.<br />

28. 10. 1999 – C-55/98, FR 1999, 1386, s. hierzu auch Sykora, DStR 2003,<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 37


18–19<br />

20<br />

21<br />

§9 Anm. 17–21 Allgemeine Erläuterungen<br />

144; BFH v. 16. 1. 1998 VI R 46/87, BFH/NV 1998, 851 betr. Sprachkurs<br />

eines Sozialarbeiters in Griechenland.<br />

Zu weiteren Einzelheiten s. Anm. 163 und § 3 c Anm. 90 „Ausland“.<br />

Empfänger von Auslandsdienstbezügen: ArbN im Dienstverhältnis zu einer<br />

inländischen juristischen Person, die Arbeitslohn aus inländischen öffentlichen<br />

Kassen für eine Tätigkeit im Ausland erhalten, beziehen <strong>de</strong>n das fiktive Inlandsgehalt<br />

übersteigen<strong>de</strong>n Arbeitslohn gem. § 3 Nr. 64 Satz 1 stfrei; gleiches gilt<br />

gem. § 3 Nr. 64 Satz 3 für bestimmte an<strong>de</strong>re Auslandsbedienstete hinsichtlich eines<br />

vom ArbG gewährten Kaufkraftausgleichs (regelmäßig besteht unbeschr.,<br />

teilweise aber auch beschränkte Stpfl.; zu <strong>de</strong>n Einzelheiten s. § 3 Nr. 64<br />

Anm. 10 ff.).<br />

Bei <strong>de</strong>rartigen Fallgestaltungen erfolgt <strong>de</strong>r WKAbzug entsprechend allg. Grundsätzen<br />

nur insoweit, als kein unmittelbarer wirtschaftlicher Zusammenhang mit<br />

stfreien Einnahmen iSd. § 3c Abs. 1 besteht; bei einem gleichartig bestehen<strong>de</strong>n<br />

wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang zu bei<strong>de</strong>n Einnahmekomponenten<br />

sind WK nur entsprechend <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>s stpfl. Teils <strong>de</strong>r Bezüge zu<br />

<strong>de</strong>n Gesamtbezügen zu berücksichtigen (vgl. die Grundsatzentscheidung BFH<br />

v. 14. 11. 1986 VI R 209/82, BStBl. II 1989, 351 und BFH v. 19. 1. 1996 VI R<br />

77/94, BFH/NV 1996, 541 zum Zusammenhang mit nur teilw. stfreien Auslandsbezügen;<br />

s. auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 59).<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Anwendung bei Gesellschaften und Gemeinschaften<br />

Persönlich erstreckt sich <strong>de</strong>r Geltungsbereich <strong>de</strong>r WKRegelung gem. § 9 nicht<br />

nur auf einzelne Rechtssubjekte (natürliche Personen und nicht buchführungspflichtige<br />

Körperschaften; s. Anm. 13, 14), son<strong>de</strong>rn auch auf nichtrechtsfähige<br />

vermögensverwalten<strong>de</strong> Personenmehrheiten (GbR, Bruchteilsgemeinschaft,<br />

evtl. auch OHG, KG; stille Gesellschaft u. Unterbeteiligung; s. auch § 14 AO),<br />

falls die Gesellschafter in ihrer gesellschaftsrechtlichen Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>n Tatbestand<br />

einer Überschußeinkunftsart verwirklichen.<br />

Sachlich liegt <strong>de</strong>r praktische Besteuerungsschwerpunkt für Personenmehrheiten<br />

bei <strong>de</strong>n VuV-Einkünften (Miteigentümergemeinschaften; Erbengemeinschaften;<br />

geschlossene Immobilienfonds). Die WKProblematik stellt sich aber<br />

auch bei Verwaltungsgesellschaften im Kapitalvermögensbereich, wobei insbes.<br />

auch werbungskostenbezogene Fragen <strong>de</strong>r Einkünfte aus privaten Veräußerungsgeschäften<br />

gem. § 22 Nr. 2 iVm. § 23 hinzutreten können (zu weiteren<br />

Einzelheiten, insbes. zur Zurechnung von WK bei Personenmehrheiten s.<br />

Anm. 50).<br />

Einstweilen frei.<br />

E 38 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 22–23 §9<br />

E. Verhältnis <strong>de</strong>s § 9 zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />

I. Verhältnis zu § 3 c (anteilige Abzüge)<br />

§ 3c geht § 9 als Spezialvorschrift vor.<br />

§ 3c Abs. 1 bestimmt, daß WK (und BA) nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n dürfen, soweit<br />

sie mit stfreien Einnahmen in unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang<br />

stehen. Als Spezialvorschrift regelt sie damit ua. die Abziehbarkeit von<br />

Aufwendungen, bei <strong>de</strong>nen es sich begrifflich bereits um WK han<strong>de</strong>lt. Das Verhältnis<br />

von § 3 c zu § 9 kann verglichen wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>s § 4<br />

Abs. 5 (nicht abziehbare BA) zu § 4 Abs. 4 (BA). Zum Verhältnis <strong>de</strong>s § 3c zu<br />

§ 4 Abs. 4 s. § 4 Anm. 719.<br />

§ 3c Abs. 2 regelt (gegenüber Abs. 1 vorrangig) eigenständig die Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s Halbeinkünfteverfahrens ua. auf <strong>de</strong>n WKAbzug, soweit Aufwendungen mit<br />

steuerbegünstigten Einnahmen/Vermögensmehrungen iSv. § 3 Nr. 40 in wirtschaftlichem<br />

Zusammenhang stehen. Im Ergebnis begrenzt Abs. 2 als Son<strong>de</strong>rvorschrift<br />

in vergleichbarer Wirkungsweise wie Abs. 1 <strong>de</strong>n Abzug dieser Aufwendungen,<br />

die begrifflich WK sind, <strong>de</strong>r Höhe nach (entsprechend <strong>de</strong>r<br />

StFreistellung auf <strong>de</strong>r Einnahmenseite) auf die Hälfte.<br />

II. Verhältnis zu § 4 Abs. 4 (Betriebsausgaben)<br />

Schrifttum: Söffing, Die Angleichung <strong>de</strong>s Werbungskostensbegriffs an <strong>de</strong>n Betriebsausgabenbegriff,<br />

DB 1990, 2086; Tipke, Steuerrechtsordnung II, Köln 1993, 638ff.; Prinz,<br />

Grundfragen und Anwendungsbereiche <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>,<br />

StuW 1996, 267; Stapperfend, Über Betriebsausgaben und Werbungskosten, in FS Kruse,<br />

Köln 2001, 553; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rz. 227 ff.; Fuhrmann,<br />

Rechtsentwicklungen zum Werbungskostenabzug, KÖSDI 2002, 13213.<br />

I<strong>de</strong>ntische Regelungsaufgaben bei unterschiedlichem Gesetzeswortlaut:<br />

Aufwendungen, die mit einer stpfl. Einnahmeerzielung zusammenhängen und<br />

nicht <strong>de</strong>m Einkommensverwendungsbereich zuzurechnen sind, bil<strong>de</strong>n in Abhängigkeit<br />

von <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart (§ 2 Abs. 1, Abs. 2; zur dualistischen<br />

Ausgestaltung <strong>de</strong>r Einkünfte Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />

2002, § 9 Rn. 180 ff.) entwe<strong>de</strong>r Betriebsausgaben (BA) o<strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

(WK). BA betreffen die Gewinneinkünfte (§ 2 Abs. 1 Nr. 1–3 iVm. §§ 13–18),<br />

WK die Überschußeinkünfte (§ 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–22); in bei<strong>de</strong>n Fällen<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um die bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung jeweils zu berücksichtigen<strong>de</strong>n<br />

negativen Wertkomponenten, die voneinan<strong>de</strong>r abzugrenzen sind (ggf.<br />

im Wege <strong>de</strong>r Schätzung gem. § 162 AO; s. Anm. 178) und sich gegenseitig ausschließen.<br />

BA und WK erfassen „im Grun<strong>de</strong>“ <strong>de</strong>n gleichen Aufwand (so BFH v.<br />

24. 8. 1962 VI 218/60 U, BStBl. III 1962, 467). Obgleich bei<strong>de</strong> Arten von Erwerbsaufwendungen<br />

<strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips dienen<br />

(zum gesetzgeberischen Zweck s. Anm. 6) und daher die Anwendung <strong>de</strong>s gleichen<br />

Abgrenzungsmaßstabs aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n geboten erscheint,<br />

weisen die Legal<strong>de</strong>finitionen beachtenswerte Unterschie<strong>de</strong> auf (vgl.<br />

auch Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 3–22).<br />

Nach § 9 sind WK Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r Einnahmen; nach § 4 Abs. 4 sind BA Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Betrieb<br />

veranlaßt sind. Entsprechend <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>r steuergesetzlichen Normen ist<br />

also bei <strong>de</strong>n WK die Zweckbestimmung, bei <strong>de</strong>n BA die betriebliche Veranlas-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 39<br />

22<br />

23


§9 Anm. 23 Allgemeine Erläuterungen<br />

sung maßgebend. Danach wäre <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK final, <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r BA<br />

kausal bzw. nach Veranlassungsgesichtspunkten zu interpretieren.<br />

So die frühere Rspr.: BFH v. 15. 11. 1957 VI 79/55 U, BStBl. III 1958, 103; v.<br />

2. 10. 1963 I 308/61 U, BStBl. III 1964, 5; v. 11. 7. 1969 VI R 265/67, BStBl. II 1969,<br />

650, 652; ähnlich auch v. 13. 12. 1963 VI 22/61 S, BStBl. III 1964, 184 betr. negative<br />

Einnahmen.<br />

Daraus wur<strong>de</strong> gefolgert, daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r WK enger sei als <strong>de</strong>rjenige <strong>de</strong>r BA.<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit: Nach <strong>de</strong>r inzwischen gefestigten höchstrichterlichen<br />

Rspr. sind WK über <strong>de</strong>n finalen Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 hinaus<br />

alle durch die jeweilige Einkunftsart, dh. die berufliche Tätigkeit o<strong>de</strong>r sonstige<br />

erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. veranlaßten Aufwendungen. Dies gilt<br />

einheitlich für alle vier Überschußeinkunftsarten iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 und betrifft<br />

sämtliche in <strong>de</strong>r Besteuerungswirklichkeit vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aufwendungsarten.<br />

Insofern, als in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n dualistisch ausgestalteten Einkunftsbereichen<br />

ein erwerbsbezogener Veranlassungszusammenhang als Auslegungsmaßstab<br />

dient und zur Begründung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Aufwendungen gefor<strong>de</strong>rt<br />

wird, sind die Begriffe WK und BA inhaltlich <strong>de</strong>ckungsgleich. Der WKBegriff<br />

ist folglich an <strong>de</strong>n weitergefaßten Begriff <strong>de</strong>r BA anzugleichen, nicht umgekehrt.<br />

Vgl. aus <strong>de</strong>r Rspr.: BFH v. 12. 1. 1990 VI R 29/86, BStBl. II 1990, 423; v. 28. 11. 1980<br />

VI R 193/77, BStBl. II 1981, 368; v. 21. 7. 1981 VIII R 154/76, BStBl. II 1982, 37; v.<br />

13. 1. 1984 VI R 194/80, BStBl. II 1984, 315; v. 4. 3. 1986 VIII R 188/84, BStBl. II<br />

1986, 373 (375); ähnlich früher auch bereits v. 22. 4. 1975 VIII R 110/70, BStBl. II<br />

1975, 663; siehe aber auf <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 abstellend: BFH v. 8. 11. 1984 IV R<br />

186/82, BStBl. II 1985, 286 betr. Geschenke leiten<strong>de</strong>r Angestellter o<strong>de</strong>r Beamter an<br />

Mitarbeiter (dazu kritisch: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />

Rn. 230).<br />

Die Formel von <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Arten von Erwerbsaufwendungen<br />

wird in weiten Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums akzeptiert und im Interesse <strong>de</strong>r<br />

Besteuerungsgleichheit und -gerechtigkeit begrüßt.<br />

Vgl. v. Bornhaupt in DStJG 3 (1980), 179–199; <strong>de</strong>rs., BB 1981, 773; <strong>de</strong>rs., DStR<br />

1983, 15; o. V., HFR 1981, 262: Richter, FR 1981, 556; <strong>de</strong>rs., Inf. 1983, 347; Curtius-<br />

Hartung, StbJb. 1982/83, 12; Felix, KÖSDI 1985, 938 f.; Lang, Die Bemessungsgrundlage<br />

<strong>de</strong>r ESt., Kölner Habilitationsschrift 1981/88, 325, 491; Söffing, DB 1990,<br />

2086; Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 639; Prinz, StuW 1996, 267; Blümich/<br />

Thürmer § 9 Rn. 65; Frotscher § 9 Rn. 11; Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />

im Einkommensteuerrecht, 2000, 51 ff.; kritisch neuerdings Stapperfend, Über<br />

Betriebsausgaben und Werbungskosten, FS Kruse, 2001, 534ff.<br />

Auch <strong>de</strong>r Gesetzgeber hat durch das St¾ndG 1992 und erneut durch das JStG<br />

1996 für eine Angleichung <strong>de</strong>r §§ 4 und 9 gesorgt, in<strong>de</strong>m § 9 Abs. 5 (soweit für<br />

die Überschußeinkünfte von Be<strong>de</strong>utung) auf § 4 Abs. 5 und § 4 Abs. 6 verweist<br />

(zu weiteren Einzelheiten s. Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 21).<br />

Grenzen <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit: Trotz <strong>de</strong>r einheitlichen Verwendung <strong>de</strong>s<br />

Veranlassungsprinzips verbleiben einige steuerdogmatische, im Wege <strong>de</strong>r richterlichen<br />

Rechtsfortbildung grds. nicht zu beseitigen<strong>de</strong> Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n Arten von Erwerbsabzügen (vgl. Richter, FR 1981, 557 f.; <strong>de</strong>rs., Inf.<br />

1983, 347 f.; Curtius-Hartung, StbJb. 1982/83, 14, 18–22; v. Bornhaupt, DStR<br />

1983, 15 f.; Felix, KÖSDI 1985, 5938 f.; Kröner, StuW 1985, 117; Söffing, DB<br />

1990, 2086):<br />

E Unterschie<strong>de</strong>, die aus <strong>de</strong>r dualistischen Einkunftsermittlung resultieren: Während <strong>de</strong>r<br />

Gewinn bei <strong>de</strong>n betrieblichen Einkunftsarten ermittelt wird bei voller stl. Erfassung<br />

realisierter und im Rahmen <strong>de</strong>s Imparitätsprinzips nicht realisierter Wertverän<strong>de</strong>rungen<br />

am Betriebsvermögen (§ 2 Abs. 2 Nr. 1 iVm. §§ 4–7 k), bleibt<br />

E 40 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 23–26 §9<br />

das Privatvermögen bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Einbindung<br />

(zu diesem Grundsatz und <strong>de</strong>n Ausnahmen s. Anm. 185–188). Dies hat<br />

Folgen für <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r jeweils steuermin<strong>de</strong>rnd zu berücksichtigen<strong>de</strong>n Erwerbsaufwendungen.<br />

Wegen <strong>de</strong>r Überlagerung von Vermögensneutralitätsprinzip<br />

und Veranlassungsgrundsatz sind im WKBereich differenzierte Abgrenzungen<br />

geboten, die das Betriebsausgabenrecht nicht kennt (eingehend dazu<br />

Anm. 185–188).<br />

E Unterschie<strong>de</strong>, die aus steuergesetzlichen Spezialregelungen nur für einen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Normenbereiche<br />

resultieren: So sind etwa <strong>de</strong>gressive AfA gem. § 7 Abs. 2 und Teilwertabschreibungen<br />

im Überschußermittlungsbereich nicht zulässig (s. Anm. 602).<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Verhältnis zu § 8 (Einnahmen)<br />

Nach <strong>de</strong>r Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s § 8 Abs. 1 sind Einnahmen alle Güter, die in Geld<br />

o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen und <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />

<strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 4–7 zufließen. Be<strong>de</strong>utung hat diese Vorschrift für die<br />

Auslegung <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendungen in § 9. Nach <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Rspr. und <strong>de</strong>r<br />

Lit. überwiegend vertretenen Auffassung läßt sich <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

im Umkehrschluß aus <strong>de</strong>r Einnahmen-Definition wie folgt ableiten: Aufwendungen<br />

iSv. § 9 Abs. 1 Satz 1 sind alle Güter in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert, die<br />

bei <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 abfließen.<br />

So zB BFH v. 9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289; BFH v. 20. 8. 1986 I R 29/<br />

85, BStBl. II 1987, 108; Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 2; v. Beckerath in Kirchhof<br />

III. § 9 Rn. 12; Woring in L/B/P § 9 Rn. 5; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 17; aA: Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 226, die Aufwendungen<br />

im engeren, bilanzrechtlichen Sinn als Aufwand und im weiteren, strechtlichen<br />

Sinn als Oberbegriff für Aufwand und Ausgaben <strong>de</strong>finieren; siehe auch § 4<br />

Anm. 752 mwN; uE zutreffend, s. ausführlich Anm. 65.<br />

IV. Verhältnis §§ 9a, 9 b (Pauschbeträge; Vorsteuerabzug)<br />

Verhältnis zu § 9 a (Pauschbeträge für Werbungskosten): § 9 a enthält für<br />

bestimmte Einkunftsbereiche eine unwi<strong>de</strong>rlegbare gesetzliche WKVermutung<br />

durch Festlegung von abziehbaren Min<strong>de</strong>stbeträgen; eine einzelfallbezogene<br />

Analyse <strong>de</strong>s strelevanten Zusammenhangs zwischen Aufwendungen und Einnahmen<br />

wird entbehrlich. Es han<strong>de</strong>lt sich folglich bei § 9 a um eine aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

eingeführte konstitutive Son<strong>de</strong>rregelung gegenüber <strong>de</strong>m nachweisgebun<strong>de</strong>nen<br />

allg. WKAbzug gem. § 9.<br />

Verhältnis zu § 9b (Umsatzsteuerrechtlicher Vorsteuerabzug): § 9b regelt<br />

abschließend die estl. Behandlung <strong>de</strong>s Vorsteuerabzugs gem. § 15 UStG. Entsprechend<br />

seiner formalen Stellung im Gesetz gilt § 9b einheitlich für alle Einkunftsarten,<br />

also auch für sämtliche privaten Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2<br />

Nr. 2 iVm. §§ 19–22 (s. eingehend § 9 b Anm. 5, 6).<br />

Im Verhältnis zu § 9 ergibt sich:<br />

E Keine Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Zum einen wird in § 9b Abs. 1 aufbauend<br />

auf <strong>de</strong>r Systematik und Terminologie <strong>de</strong>s UStG geregelt, daß die gem.<br />

§ 15 UStG abziehbaren Vorsteuern nicht zu <strong>de</strong>n AHK <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n WG<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 41<br />

24<br />

25<br />

26


27<br />

§9 Anm. 26–27 Allgemeine Erläuterungen<br />

gehören; <strong>de</strong>r BFH folgert daraus <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r verausgabten UStBeträge als<br />

WK zum Zahlungszeitpunkt (BFH v. 29. 6. 1982 VIII R 6/79, BStBl. II 1982,<br />

755; s. Anm. 750 „Umsatzsteuer“; die vereinnahmten UStBeträge stellen systementsprechend<br />

stpfl. Bezüge zum Zuflußzeitpunkt dar).<br />

E Behandlung <strong>de</strong>r Vorsteuerberichtigung: Zum an<strong>de</strong>ren wird in § 9b Abs. 2 aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

festgelegt, daß die aufgrund einer Vorsteuerberichtigung<br />

gem. § 15 a UStG anfallen<strong>de</strong>n Min<strong>de</strong>rbeträge als WK zu behan<strong>de</strong>ln sind. Die<br />

stsystematische Be<strong>de</strong>utung dieser Anweisung ist str. (s. hierzu im einzelnen § 9b<br />

Anm. 6a mwN; s. auch Anm. 750 „Umsatzsteuer“ mwN).<br />

UE han<strong>de</strong>lt es sich um eine konstitutive Son<strong>de</strong>rregelung gegenüber <strong>de</strong>m allg.<br />

WKBegriff <strong>de</strong>s § 9, die eine konkrete Prüfung <strong>de</strong>s VAZusammenhangs entbehrlich<br />

macht (vgl. § 9 b Anm. Anm. 6 a); <strong>de</strong>r WKAbzug <strong>de</strong>r berichtigungsbedingten<br />

Min<strong>de</strong>rbeträge und das Unberührtbleiben <strong>de</strong>r AHK wird vom Gesetzgeber<br />

zwingend vermutet. Ein Wahlrecht steht <strong>de</strong>m Stpfl. daher nicht zu (vgl.<br />

Schmidt/Weber-Grellet XXII. § 9 b Rn. 16).<br />

Ein Ausschluß <strong>de</strong>r WKBerücksichtigung für zurückgezahlte Vorsteuerbeträge<br />

wegen einer ustfreien Veräußerung <strong>de</strong>r Immobilie gem. § 15 a UStG läßt sich<br />

aus § 9b Abs. 2 nicht entnehmen (vgl. BFH v. 8. 12. 1992 IX R 105/89 BStBl. II<br />

1993, 656 zu Einkünften aus VuV; s. auch Schmidt/Weber-Grellet XXII. § 9 b<br />

Rn. 16 mwN).<br />

V. Verhältnis zu §§ 10 ff. (Son<strong>de</strong>rausgaben)<br />

Während <strong>de</strong>r vom Veranlassungsprinzip geprägte WKBegriff entsprechend <strong>de</strong>m<br />

objektiven Nettoprinzip die strelevante Erwerbssphäre hinsichtlich <strong>de</strong>r negativen<br />

Wertkomponenten <strong>de</strong>finiert und abgrenzt (zur Teleologie <strong>de</strong>s § 9 eingehend<br />

Anm. 6, 7), bil<strong>de</strong>n die §§ 10–10 i Abzugsvorschriften im steuersystematisch<br />

nachgeordneten Einkommensverwendungsbereich. Son<strong>de</strong>rausgaben (SA) wer<strong>de</strong>n<br />

als Teil <strong>de</strong>r Einkommensermittlung vom Gesamtbetrag <strong>de</strong>r Einkünfte abgezogen.<br />

§ 9 hat als Einkunftsermittlungsvorschrift Vorrangstellung gegenüber <strong>de</strong>n<br />

§§ 10–10 i; die Subsidiarität <strong>de</strong>r SA stellt auch bereits <strong>de</strong>r Einleitungssatz <strong>de</strong>s<br />

§ 10 Abs. 1 klar, <strong>de</strong>r darüber hinaus Mehrfachentlastungen verhin<strong>de</strong>rn will.<br />

§ 10: Der BFH hat diesen Grundsatz in seiner aktuellen Rspr. betr. Aufwendungen<br />

für ein berufsbegleiten<strong>de</strong>s Erststudium bzw. Umschulungskosten bestätigt<br />

und festgestellt, daß schon nach <strong>de</strong>m Gesetz § 10 Abs. 1 Nr. 7 keine Sperrwirkung<br />

entfaltet und <strong>de</strong>r WKAbzug damit (stsystematisch zutreffend) immer vorrangig<br />

zu prüfen ist (vgl. BFH v. 17. 12. 2002 VI R 137/01, FR 2003, 199 und v.<br />

4. 12. 2002 VI R 120/01, FR 2003, 195 mit Anm. von Bergkemper und Kreft,<br />

FR 2003, 202).<br />

Der Vorrang <strong>de</strong>s WKAbzugs gilt mithin auch dann, wenn Aufwendungen<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>n WKBegriff und <strong>de</strong>n SABegriff erfüllen (vgl. BFH v. 18. 4. 1996<br />

VI R 5/95 BStBl. II 1996, 482 betr. berufl. Fortbildung eines Arbeitslosen).<br />

Ob es sich um abziehbare, nichtabziehbare o<strong>de</strong>r verlustverrechnungsbeschränkte<br />

WK han<strong>de</strong>lt, ist für die steuergesetzlich verankerte Vorrangstellung<br />

im Verhältnis zum SABereich unerheblich; umgekehrt ist eine „Rückqualifikation“<br />

von nichtabziehbaren SA in WK nicht möglich. Konstitutiv wirken<strong>de</strong> Zuordnungsregeln<br />

für Aufwendungen, die begrifflich WKQualität haben, zum SA-<br />

Bereich enthält § 10 uE nicht (betr. § 10 b und § 10 e s. u.); dies wäre<br />

E 42 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 27–28 §9<br />

steuersystematisch verfehlt (so auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 67; aA etwa<br />

betr. Rentenversicherungsbeiträge Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 5 unter Bezugnahme<br />

auf Söhn, StuW 1985, 404: konstitutive und endgültige Zuweisung<br />

zum SABereich; eingehend dazu Anm. 750 „Versicherungsbeiträge“ mwN).<br />

Das richterrechtlich im Zusammenhang mit § 12 Nr. 1 Satz 2 geschaffene allg.<br />

Aufteilungs- und Abzugsverbot für untrennbar gemischt erwerbs-/privatbezogen<br />

veranlaßte Aufwendungen erstreckt sich nach hM nicht auf SA (BFH v.<br />

10. 6. 1986 IX R 11/86, BStBl. II, 894 betr. Schuldzinsen); Privatabzüge können<br />

folglich generell auch im Schätzungswege geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Nutzt zB ein<br />

Stpfl. ein häusliches Arbeitszimmer sowohl für Ausbildungszwecke als auch zur<br />

Vorbereitung auf eine berufliche Tätigkeit, können die Aufwendungen für das<br />

Arbeitszimmer nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH entsprechend <strong>de</strong>r anteiligen Nutzung<br />

als WK o<strong>de</strong>r als Berufsausbildungskosten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Das Aufteilungs-<br />

und Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 gilt insoweit nicht (vgl. zB BFH<br />

v. 29. 4. 1992 VI R 33/89, BFH/NV 1992, 733; uE ist nach <strong>de</strong>r neueren BFH-<br />

Rspr. betr. berufsbegleiten<strong>de</strong>s Erststudium/Umschulungskosten systematisch in<br />

diesen Fällen zunächst zu prüfen, ob es sich auch bei <strong>de</strong>n Bildungsaufwendungen<br />

um WK han<strong>de</strong>lt).<br />

§ 10 b Abs. 2 einschl. Steuerermäßigung gem. § 34 g: Durch Rechtsverweis<br />

in § 9 Abs. 5 auf § 4 Abs. 6 ergibt sich, daß Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung<br />

staatspolitischer Zwecke trotz einer evtl. erwerbsbezogenen Mitveranlassung<br />

keine WK son<strong>de</strong>rn SA nach § 10 b Abs. 2 darstellen. Dabei han<strong>de</strong>lt es sich um<br />

eine gesetzlich normierte Durchbrechung <strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>s Vorrangs <strong>de</strong>s<br />

WKAbzugs. § 10 b Abs. 2 geht daher im Ergebnis § 9 als lex specialis vor (so<br />

auch Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 5; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 68).<br />

§ 10 e betr. selbstgenutzten Wohnraum: Die steuersystematische Vorrangstellung<br />

<strong>de</strong>s § 9 gilt auch gegenüber <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m SABereich zugeordneten Steuerbegünstigungsvorschrift<br />

<strong>de</strong>s § 10 e für eigengenutzten Wohnraum (zu weiteren Einzelheiten<br />

s. § 10 e Anm. 23 ff.). Diese stl. Vergünstigung über <strong>de</strong>n SA-Abzug wur<strong>de</strong><br />

ab 1. 1. 1996 durch eine progressionsunabhängige För<strong>de</strong>rung im EigZulG ersetzt.<br />

VI. Verhältnis zu § 11 (Vereinnahmung und Verausgabung)<br />

Im Aufwendungsbegriff <strong>de</strong>r WKDefinition <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 1 berühren sich<br />

sachliche und zeitliche Regelungsaspekte.<br />

E Sachlicher Regelungsinhalt <strong>de</strong>s § 9: Im wesentlichen beschäftigt sich § 9 mit <strong>de</strong>r<br />

Frage <strong>de</strong>r stl. Grundqualifikation von Aufwendungen als WK im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Überschußeinkünfte gem. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–22. Der Regelungsbereich<br />

<strong>de</strong>s § 9 erstreckt sich im einzelnen auf<br />

– die Definition <strong>de</strong>r WK (Abs. 1 Satz 1),<br />

– die Festlegung <strong>de</strong>r daran im Regelfall anknüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolge (Abs. 1<br />

Satz 2),<br />

– die Klarstellung, Begründung und Enumeration einzelner WKArten (Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1–7; str. hinsichtlich <strong>de</strong>r Konstitutivwirkung insbes. bei Nr. 7),<br />

– verschie<strong>de</strong>ne Son<strong>de</strong>r- und Verweisbestimmungen (Abs. 2–5).<br />

E Zeitlicher Regelungsinhalt <strong>de</strong>s § 11: Demgegenüber befaßt sich § 11 Abs. 2 unabhängig<br />

vom Dualismus <strong>de</strong>r Einkunftsarten (§ 2 Abs. 2) allein mit <strong>de</strong>r zeitlichen<br />

Perio<strong>de</strong>nzuordnung von Aufwendungen (s. § 11 Anm. 1). Im Fragenkomplex<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 43<br />

28


29<br />

§9 Anm. 28–29 Allgemeine Erläuterungen<br />

<strong>de</strong>r WK beschränkt sich die Be<strong>de</strong>utung von § 11 Abs. 2 darauf, <strong>de</strong>n Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung von <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach anerkannten Erwerbsaufwendungen<br />

im Hinblick auf <strong>de</strong>n Besteuerungsabschnitt – das jeweilige<br />

Kj. (§ 25 Abs. 1) – unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zu bestimmen;<br />

gleichzeitig wird damit die Rechtsfolge <strong>de</strong>r WKEigenschaft einer Aufwendung<br />

in zeitlicher Hinsicht präzisiert. In diesem rein zeitorientierten Regelungszweck<br />

auf Basis <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips erschöpft sich die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s § 11<br />

Abs. 2 (s. Prinz, DB 1985, 830; Schmidt/Heinicke XXII. § 11 Rn. 1; sehr <strong>de</strong>utlich<br />

auch Hirsch, Das Abflußprinzip als Konkretisierungsstufe <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />

beim Ansatz von WK, 1987, 37 f. mwN). Ob und in welcher<br />

Höhe WK vorliegen, wird <strong>de</strong>mgegenüber auf <strong>de</strong>n vorangegangenen Qualifikationsstufen<br />

entschie<strong>de</strong>n (zu dieser Gesetzessystematik s. auch Anm. 6).<br />

VII. Verhältnis zu § 12 (nicht abziehbare Ausgaben)<br />

Abgrenzung von Erwerbs- und Privatsphäre: Aufwendungen, die nach <strong>de</strong>n<br />

Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 130 ff.) o<strong>de</strong>r Spezialvorschriften<br />

(steuergesetzlichen Wertungen mit Konstitutivwirkung) in keinem ausreichen<strong>de</strong>n<br />

Zusammenhang mit einer steuerrelevanten Erwerbsleistung stehen, erfüllen<br />

nicht die Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs gem. § 9.<br />

Derartige Vermögensmin<strong>de</strong>rungen gehören als Privataufwendungen zum Einkommensverwendungsbereich;<br />

insofern spricht § 12 Nr. 1–4 für einen Teilbereich<br />

<strong>de</strong>r Einkommensverwendung, dh. die Privatsphäre ieS (s. zur Terminologie<br />

eingehend Anm. 179; <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Teilbereich bil<strong>de</strong>t die steuerneutrale Vermögenssphäre)<br />

von nichtabziehbaren Ausgaben, soweit in <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs teleologisch<br />

motivierten Abzugsvorschriften <strong>de</strong>r § 10 Abs. 1 Nr. 1, 2, 4, 6,7 und 9,<br />

§ 10 a, § 10 b und §§ 33–33 c nichts an<strong>de</strong>res bestimmt ist.<br />

Steuersystematisch erfüllt § 12 eine negative Abgrenzungsfunktion gegenüber<br />

§ 9, wobei die Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s WKBegriffs vorrangig zu prüfen sind<br />

(vgl. Uelner, StbJb. 1971/72, 406–408: Die Tatbestän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen<br />

sind bis an ihre Grenzen auszuschöpfen; s. auch Kröner, StuW 1985,<br />

115 f.; Wassermeyer, StuW 1981, 247; Görlich, DB 1979, 713). § 9 und § 12 bil<strong>de</strong>n<br />

unterschiedliche Blickwinkel <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips als maßgeben<strong>de</strong>r<br />

Rechtssatz (so auch Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />

Rn. 242; ähnlich Kröger, BB 1979, 1284; <strong>de</strong>rs., StuW 1978, 289).<br />

Unterschiedliche Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1–4: § 12 hat überwiegend<br />

klarstellen<strong>de</strong>, illustrative Be<strong>de</strong>utung und dient einer überschneidungsfreien Abgrenzung<br />

von Erwerbs- und Privatsphäre; teilweise wird man § 12 gegenüber<br />

§ 9 aber auch eine rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Wirkung zusprechen können, sofern bei<br />

Mischveranlassungen (dazu eingehend Anm. 179–183) eine steuergesetzliche<br />

Wesentlichkeitswertung im Hinblick auf Privataufwendungen vorgenommen<br />

wird. Im einzelnen gilt:<br />

E § 12 Nr. 1 Satz 1 (betr. Aufwendungen für <strong>de</strong>n Haushalt und Familienunterhalt)<br />

hat lediglich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter (vgl. Tipke, StuW 1979, 203 Fn. 44;<br />

Schmidt/Drenseck, XXII. § 12 Rn. 10). Derartige Aufwendungen fallen typischerweise<br />

im Privatbereich <strong>de</strong>s Stpfl. an; eine <strong>de</strong>nkbare Mitveranlassung zur Erhaltung<br />

<strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit ist dagegen regelmäßig von ganz untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung. Nur für überwiegend erwerblich veranlaßte Haushalts- und Unterhaltsmehraufwendungen<br />

kommt eine WK-Qualifikation in Betracht (zB Ver-<br />

E 44 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 29 §9<br />

pflegungsmehraufwand bei Dienstreisen und doppelter Haushaltsführung). Wegen<br />

<strong>de</strong>s Rechtscharakters von § 12 Nr. 1 Satz 2 s. u.<br />

E § 12 Nr. 2 (betr. verschie<strong>de</strong>ne Arten von Zuwendungen) dient uE im wesentlichen<br />

nur <strong>de</strong>r Klarstellung (zur rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>s<br />

im Einleitungssatz <strong>de</strong>s § 12 nicht genannten § 10 Abs. 1 Nr. 1a s. Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 12 Rn. 26). Da Zuwendungen unentgeltlich, dh. ohne beabsichtigte<br />

Gegenleistung aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n gewährt wer<strong>de</strong>n, fehlt es begrifflich<br />

an einer auf strelevante Einnahmeerzielung ausgerichteten Leistung.<br />

Daß es Zuwendungen an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt, ergibt sich somit materiell-rechtlich<br />

bereits aus § 9.<br />

E § 12 Nr. 3 (betr. Personensteuern, insbes. ESt., KiSt., ErbSt. und Schenkungsteuer<br />

sowie privat veranlaßte USt.) hat weitgehend klarstellen<strong>de</strong>, zT aber auch<br />

rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung (letzteres ist zB <strong>de</strong>nkbar bei Grundsteuer auf zur<br />

Überschußerzielung eingesetztes Grundvermögen; vgl. Schmidt/Drenseck<br />

XXII. § 12 Rn. 51). Zumin<strong>de</strong>st in seinem konstitutiven Wirkungsbereich nimmt<br />

§ 12 Nr. 3 eine stl. Wesentlichkeitswertung in Richtung Privataufwendungen<br />

vor; die erwerbliche Mitveranlassung wird insoweit vom Steuergesetzgeber als<br />

unerheblich eingestuft. Das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 3 erstreckt sich auch auf<br />

entsprechen<strong>de</strong> stl. Nebenleistungen (§ 3 Abs. 4 AO) und Folgekosten (zB Zinsen<br />

zur Finanzierung von Personensteuern).<br />

E §12Nr.4(betr. Geldstrafen und strafähnliche Sanktionen) dient nach überwiegen<strong>de</strong>r<br />

Auffassung aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rechtssicherheit <strong>de</strong>r Klarstellung<br />

(s. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 242; Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 12 Rn. 55). Auch die mit Erwerbshandlungen im Zusammenhang<br />

stehen<strong>de</strong>n Geldstrafen uä. bil<strong>de</strong>n somit Privataufwendungen, da kriminale<br />

Veranlassungsfaktoren <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Lebensführung (private Opfersphäre)<br />

zuzuordnen sind; uE wäre es steuersystematisch auf Basis <strong>de</strong>s von einem schuldhaften<br />

Verhalten grds. unabhängigen Veranlassungsprinzips sachgerechter, ein<br />

steuergesetzliches Abzugsverbot für WK zu konstituieren (so auch Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 12 Rn. 55, wo eine Platzierung bei § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5<br />

Nr. 8 vorgeschlagen wird).<br />

Gemischte Aufwendungen iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 als Son<strong>de</strong>rfall: Im Anwendungsbereich<br />

gemischter Aufwendungen ist eine überschneidungsfreie Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Erwerbs- von <strong>de</strong>r Privatsphäre nicht zu bewerkstelligen, falls es an einem<br />

<strong>de</strong>utlich im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>n Veranlassungsfaktor und an einem<br />

sachgerechten Aufteilungsmaßstab fehlt. Der stl. Qualifikationskonflikt ist nur<br />

im Rahmen einer werten<strong>de</strong>n Betrachtung mit Hilfe von Vorrangigkeitsregeln zu<br />

lösen. Über <strong>de</strong>n Wortlaut hinaus folgert die stRspr. <strong>de</strong>s BFH aus § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung ein grundsätzliches Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

für gemischte Aufwendungen, es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r erwerbsbezogene<br />

Aufwendungsanteil läßt sich mittels objektiver Merkmale und Unterlagen zutreffend<br />

und leicht nachprüfbar abspalten und ist zu<strong>de</strong>m nicht von untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung (grundlegend BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17 f.;<br />

kritisch dazu mwN Anm. 179). Selbst eine unstr. erwerbliche Mitveranlassung<br />

von Aufwendungen führt somit im Regelfall nicht einmal zu einem teilweisen<br />

WKAbzug (Ausnahme vor allem Telefonkosten, PKW-Aufwendungen, Kontoführungsgebühren;<br />

zum Vorschlag <strong>de</strong>r Aufteilung bei gemischten Aufwendungen<br />

nach <strong>de</strong>m Angemessenheitsprinzip vgl. Lang in Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250 ff.). Die BFH-Judikatur erkennt § 12 Nr. 1 Satz 2 somit<br />

über <strong>de</strong>n Gesetzestext hinaus Konstitutivwirkung zu (vgl. Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 12 Rn. 11).<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Kreft<br />

E 45


30–34<br />

35<br />

§9 Anm. 29–35 Allgemeine Erläuterungen<br />

Aus steuersystematischer Sicht ist im Schrifttum str.,<br />

p ob es <strong>de</strong>n nichtabziehbaren gemischten Aufwendungen gem. § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 bereits an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt (vgl. Kröger, BB 1979, 1284;<br />

Söhn, DStJG 3 [1980], 49 ff.; Schmidt/Drenseck XXII. § 12 Rn. 8; die BFH-<br />

Rspr. scheint seit <strong>de</strong>m Beschl. v. 19. 10. 1970 ebenfalls in diese Richtung zu<br />

gehen, wenn sie ausdrücklich ausspricht, daß die durch eine auf Erzielung<br />

von Einkünften gerichtete Tätigkeit mitveranlaßten Aufwendungen keine BA<br />

sind, wenn sie in gleicher Weise als Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung anzusehen<br />

sind) o<strong>de</strong>r<br />

p ob es sich vielmehr um sog. nichtabziehbare WK han<strong>de</strong>lt (vgl. Wassermeyer,<br />

StuW 1981, 246–249: § 12 Nr. 1 Satz 2 als „eigenständige Einkunftsberichtigungsvorschrift“,<br />

247 ff.). Insofern wür<strong>de</strong> eine private Mitveranlassung <strong>de</strong>r<br />

Aufwendungen nicht die grundsätzliche WKEigenschaft berühren, son<strong>de</strong>rn<br />

nur <strong>de</strong>ren Nichtabziehbarkeit nach sich ziehen.<br />

Die Streitfrage ist nicht nur von grundlegen<strong>de</strong>r steuerdogmatischer Be<strong>de</strong>utung,<br />

son<strong>de</strong>rn löst im Einzelfall auch unterschiedliche materielle Rechtsfolgen aus (etwa<br />

bei erwerbsgeneigten Risikoversicherungsbeiträgen, da nicht abziehbare WK<br />

niemals Son<strong>de</strong>rausgabencharakter iSd. § 10 Abs. 1 Nr. 2 erlangen können; vgl.<br />

auch Schmidt/Drenseck XXII. § 12 Rn. 8).<br />

UE ist <strong>de</strong>r zuerst aufgeführten Meinungsrichtung von <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n WKEigenschaft<br />

gemischter Aufwendungen iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 <strong>de</strong>r Vorzug zu geben, da<br />

ansonsten <strong>de</strong>r WKBegriff mit <strong>de</strong>r systemtypischen Rechtsfolge <strong>de</strong>s stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Abzugs bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung für eine Vielzahl von Sachverhaltskonstellationen<br />

verwässert wür<strong>de</strong>. Es kommt hinzu, daß eine Qualifikation von Aufwendungen<br />

als WK entsprechend <strong>de</strong>m allg. gelten<strong>de</strong>n Wesentlichkeitsgrundsatz<br />

betr. untrennbare Mischveranlassungen nur bei ganz überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug<br />

in Betracht kommt; allerdings sollte § 12 Nr. 1 Satz 2 entgegen <strong>de</strong>r stRspr.<br />

nur auf die seinem Wortlaut entsprechen<strong>de</strong>n Fallgruppen angewandt wer<strong>de</strong>n<br />

(vgl. auch Anm. 179). § 12 Nr. 1 Satz 2 und die dort kodifizierte Wertungsregelung<br />

sind folglich uE bereits bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation von Aufwendungen anwendbar<br />

und nicht erst im Rahmen <strong>de</strong>r nachgeordneten Rechtsfolgeanordnung.<br />

Einstweilen frei.<br />

VIII. Verhältnis zu außergewöhnlichen Belastungen (§§ 33–33 c)<br />

Gem. § 33 Abs. 2 Satz 2 kommen Aufwendungen, die als WK zu qualifizieren<br />

sind, nicht als außergewöhnliche Belastung in Betracht. Dies entspricht strechtssystematisch<br />

<strong>de</strong>r Subsidiarität <strong>de</strong>s Einkommensverwendungsbereichs (Abzug<br />

von agB als Teil <strong>de</strong>r Einkommensermittlung iSd. § 2 Abs. 4) gegenüber <strong>de</strong>n Vorschriften<br />

<strong>de</strong>r Einkunftsermittlung; bei erwerbsbezogener Veranlassung von Aufwendungen<br />

(in ganz überwiegen<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st abgrenzbarer Form) ist § 9<br />

vorrangig. Für das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 33 Abs. 2 Satz 2 genügt es, daß Aufwendungen<br />

„ihrer Natur nach“ zu <strong>de</strong>n WK gehören; eine evtl. fehlen<strong>de</strong> Abziehbarkeit<br />

o<strong>de</strong>r Verlustverrechnungsbeschränkung im WKBereich ermöglicht somit einen<br />

Abzug als agB nicht (eingehend dazu § 33 Anm. 202 und Schmidt/<br />

Drenseck XXII. § 33 Rn. 4 mwN auf die Rspr.).<br />

Die stsystematische Vorrangstellung <strong>de</strong>r WKQualifikation gem. § 9 gilt im<br />

Grundsatz auch im Verhältnis zu <strong>de</strong>n §§ 33 a–33c. Bei bestimmten erwerbsbezogen<br />

veranlaßten Fahrtkosten von Körperbehin<strong>de</strong>rten greifen gem. § 9<br />

E 46 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 35–40 §9<br />

Abs. 2 Son<strong>de</strong>rregelungen ein; § 33 b als Pauschbetrag für Körperbehin<strong>de</strong>rte und<br />

Hinterbliebene umfaßt dagegen ausschließlich zwangsläufig anfallen<strong>de</strong> private<br />

Aufwendungen, die Körperbehin<strong>de</strong>rten unmittelbar infolge ihrer Körperbehin<strong>de</strong>rung<br />

erwachsen (zB typische Erschwernisaufwendungen, Wäsche, Blin<strong>de</strong>nhund).<br />

Da nach hM auch in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong> Kin<strong>de</strong>rbetreuungskosten<br />

wegen <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n privaten Mitveranlassung keine WKQualifikation erlangen,<br />

enthält <strong>de</strong>r ab VZ 2002 anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> § 33 c für die Besteuerungspraxis insoweit<br />

eine abschließen<strong>de</strong> Regelung.<br />

Einstweilen frei.<br />

F. Zurechnung <strong>de</strong>r Werbungskosten (Abzugsberechtigung)<br />

Schrifttum: Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften, Berlin 1983, 33–49;<br />

Groh, Nutzungseinlagen im Han<strong>de</strong>ls und Steuerrecht, BB 1982, 133 (140–142); Biergans,<br />

Überlegungen zur personellen Zurechnung von Betriebsausgaben und Werbungskosten,<br />

FR 1984, 297; Ley, Nutzungseinlagen bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung, DStR<br />

1986, 23; D. Meyer, Nutzungseinlagen bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung, DStR<br />

1986, 18 (22 f.); <strong>de</strong>rs., Drittaufwand und Leistungsfähigkeitsprinzip, BB 1986, 986; Jakob,<br />

Zur Abzugsfähigkeit von Drittaufwand und zur AfA-Übertragung im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte,<br />

DStR 1987, 784; Ruppe, Einkommensteuerrechtliche Positionen bei<br />

Rechtsnachfolge, in DStJG 10 (1987), 45, (70–74); Jakob/Jüptner, Drittaufwand, Nutzungseinlage<br />

und Überschußeinkünfte, FR 1988, 141; Meyer-Arndt, Unentgeltliche Nutzungsüberlassung<br />

bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, DB 1988, 1237; Brandis, Drittaufwand<br />

als Aufwand <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen?, STuW 1990, 57; Heuermann, Abziehbarkeit von<br />

Drittaufwand, DStR 1996, 1518; Rössler, Keine Werbungskosten im Rahmen einer zeitlich<br />

beschränkten doppelten Haushaltsführung bei Drittaufwand, DStZ 1996, 769; P. Fischer,<br />

„Faktisches“, „Ver<strong>de</strong>cktes“ und subjektive Zurechnung von Einkünften, FR 1998,<br />

813; <strong>de</strong>rs., Drittaufwand im Steuerrecht, StbJb. 1999/2000, 35; Wolff-Diepenbrock, Die<br />

Entscheidungen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH zum Drittaufwand bei Eheleuten, DStR<br />

1999, 1642; Wassermeyer, Drittaufwand aus Sicht <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH, DB 1999,<br />

2486; Küffner/Haberstock, „Drittaufwand“: Eine Reise ins Ungewisse, DStR 2000,<br />

1672; Söffing, Die fünf Arbeitszimmer-Beschlüsse <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH vom<br />

30. 1. 1995 und 23. 8. 1999, BB 2000, 381; Paus, Aufwendungen für die Betrieb <strong>de</strong>s Ehegatten<br />

bei Abkürzung <strong>de</strong>s Vertragswegs, DStZ 2000, 556; Gröpl, Die Abgrenzung von Eigen-<br />

und Drittaufwand, DStZ 2001, 65.<br />

I. Grundsätze<br />

Abzugsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r die Einkünfte „erzielt“ (§ 2 Abs. 1 Satz 1),<br />

das ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einkunftstatbestand verwirklicht und <strong>de</strong>ssen wirtschaftliche<br />

Leistungsfähigkeit gemin<strong>de</strong>rt ist (s.u.); die Abzugsberechtigung geht nicht stets auf<br />

<strong>de</strong>n Rechtsnachfolger über (s.u.).<br />

We<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 noch aus <strong>de</strong>m von <strong>de</strong>r Rspr. für <strong>de</strong>n Werbungskostenbereich<br />

entwickelten Veranlassungsprinzip (s. eingehend Anm. 130) läßt sich in direkter<br />

Form eine Aussage zur persönlichen Zurechnung von Erwerbsaufwendungen entnehmen<br />

(ähnlich Ley, DStR 1986, 24; abweichend D. Meyer, DStR 1986, 22 f.). Es muß daher<br />

auf stsystematische Grundzusammenhänge, vor allem auch das Leistungsfähigkeitsprinzip<br />

als Orientierungsmaßstab zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>m stufenförmigen Aufbau <strong>de</strong>s EStTatbestands (vgl. dazu Biergans/<br />

Wasmer, FR 1985, 57; Bayer, FR 1985, 337) steht die Frage <strong>de</strong>r persönlichen StPflicht<br />

(§ 1) vor <strong>de</strong>r sachlich ausgerichteten Einkommensermittlung (§ 2). Das Bin<strong>de</strong>glied zwischen<br />

<strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Tatbestandsbereichen bil<strong>de</strong>n die Zurechnungsregeln; als <strong>de</strong>ren gesetzliche<br />

Grundlage gilt § 2 Abs. 1 Satz 1 (Bezüge, die <strong>de</strong>r Stpfl. „erzielt“; vgl. eingehend<br />

dazu Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 150, 220). Die persönliche<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 47<br />

36–39<br />

40


§9 Anm. 40 Allgemeine Erläuterungen<br />

Zuordnung von WK erfolgt daher uE auf einer <strong>de</strong>r sachlichen Einkünfteermittlung<br />

vorgelagerten (ersten) Stufe (glA Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984,<br />

42–45; Brandis, StuW 1990, 57; Frotscher, § 4 Rn. 298; aA Biergans, FR 1984, 305;<br />

D. Meyer, DStR 1985, 23; Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften, Berlin<br />

1983, 33 [34], wonach die personelle Zurechnung auf einer zweiten Stufe nach <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung<br />

zu erfolgen habe). Besteuerungsgegenstand bei <strong>de</strong>r ESt. ist nicht das<br />

wirtschaftliche Ergebnis <strong>de</strong>r stbaren Tätigkeit an sich (<strong>de</strong>r „Einkunftsquelle“), son<strong>de</strong>rn<br />

vielmehr das Ergebnis <strong>de</strong>r stbaren Tätigkeit, soweit es sich bei <strong>de</strong>r han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Person<br />

leistungsfähigkeitsbeeinflussend ausgewirkt hat (so auch Brandis, StuW 1990, 57<br />

[58 u. 61]).<br />

Werbungskostenabzug nur bei Tatbestandsverwirklichung: WK bei <strong>de</strong>n<br />

Überschußeinkünften können nur von <strong>de</strong>mjenigen abgezogen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

Tatbestand dieser Einkunftsart verwirklicht, dh. eine auf stbare Einkunftserzielung<br />

ausgerichtete Leistung erbringt (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 45; zu<br />

Zurechnungsfragen s. allgemein Fischer, FR 2001, 1ff.). Damit stimmt das<br />

Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>r WKZurechnung mit <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen zur<br />

Zurechnung von Einkünften überein (vgl. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />

2002, § 9 Rn. 220).<br />

Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit erfor<strong>de</strong>rlich:<br />

E Kostentragungsprinzip: Einschränkend zu dieser notwendigen Zurechnungsvoraussetzung<br />

verlangen sowohl <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1 als<br />

auch das Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2, daß <strong>de</strong>r betroffene Stpfl. eine entsprechen<strong>de</strong><br />

wirtschaftliche Vermögensmin<strong>de</strong>rung erlei<strong>de</strong>t, die allerdings nicht mit einer<br />

nachhaltigen wirtschaftlichen Belastung einhergehen muß. Dieses sog. Kostentragungsprinzip<br />

(hierzu Brandis, StuW 1990, 57) stützt sich auf das<br />

Leistungsfähigkeitsprinzip, konkretisiert durch das Nettoprinzip. Einkünfte können<br />

nur dann Ausdruck <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit sein, wenn sich<br />

auch ihre Komponenten, dh. Einnahmen und Erwerbsaufwendungen, daran<br />

orientieren. Wie <strong>de</strong>m Stpfl. nur solche Einnahmen zuzurechnen sind, die seine<br />

persönliche Leistungsfähigkeit erhöhen (§ 2 Abs. 2 Nr. 2 und § 8; s. zB BFH v.<br />

22. 7. 1988 III R 175/85, BStBl. II 1988, 995; § 8 Anm. 1), so sind entspr. nur<br />

solche Aufwendungen zu berücksichtigen, die die persönliche (wirtschaftliche)<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. min<strong>de</strong>rn (allg. Meinung: BFH v. 23. 8. 1999, GrS 2/<br />

97, BStBl. II, 782 mwN; Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 220; Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 70; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 20; Frotscher § 9 Rn. 67; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 170).<br />

Diese Grundsätze gelten auch bei <strong>de</strong>r Zusammenveranlagung von Ehegatten<br />

nach § 26 b. Die Subjektbezogenheit <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung wird durch die<br />

verfahrenstechnische Zusammenrechnung <strong>de</strong>r Einkünfte nicht aufgehoben (so<br />

BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; Groh, DB 1988, 514 [518]). Zu<br />

praxisrelevanten Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r Zurechnung von WK bei Ehegatten s.<br />

Anm. 43 ff.<br />

Unbeachtlich ist <strong>de</strong>r Rechtsgrund einer zu Erwerbsaufwendungen führen<strong>de</strong>n<br />

Zahlung o<strong>de</strong>r die Rechtmäßigkeit <strong>de</strong>r Inhaberschaft an einem zu Einnahmeerzielungszwecken<br />

eingesetzten Wirtschaftsgut (vgl. hierzu BFH v. 23. 8. 1999<br />

GrS 5/97, BStBl. II, 774 mit <strong>de</strong>r Darstellung von Ausnahmen).<br />

E Mittelherkunft: Woher die Mittel stammen, mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. die im Rahmen<br />

seiner Erwerbsleistung zu berücksichtigen<strong>de</strong>n Aufwendungen tätigt, ist ohne<br />

Be<strong>de</strong>utung; daher können auch Aufwendungen, die aus geerbten, geschenkten<br />

o<strong>de</strong>r kreditfinanzierten Mitteln erbracht wer<strong>de</strong>n, als WK beim Stpfl. Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n (allgemeine Meinung: zB BFH v. 3. 4. 1987 VI 91/85 BStBl. II,<br />

E 48 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 40–43 §9<br />

623; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 70; Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 221; v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 46 f.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 22).<br />

E Durchlaufen<strong>de</strong> Posten: Verwaltet <strong>de</strong>r Stpfl. aber lediglich Fremdgel<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r<br />

Verpflichtung, diese nach kurzer Zeit an einen an<strong>de</strong>re Person weiterzuleiten<br />

(sog. durchlaufen<strong>de</strong> Posten), so liegen im Fall <strong>de</strong>r Weiterleitung keine WK vor<br />

(entspr. § 4 Abs. 3 Satz 2). Vereinnahmung und Verausgabung fin<strong>de</strong>n in diesen<br />

Fällen im Namen und für Rechnung eines an<strong>de</strong>ren statt und beeinflussen die<br />

Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. nicht (so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B<br />

57).<br />

Für <strong>de</strong>n Regelfall, daß <strong>de</strong>r Stpfl. ausgelöst durch seine Erwerbstätigkeit (eigene)<br />

Aufwendungen leistet und trägt (sog. Eigenaufwand), bereitet die persönliche<br />

WKZurechnung keine Schwierigkeiten. Problematisch sind dagegen die Fälle<br />

<strong>de</strong>s sog. Drittaufwands (vgl. Anm. 43 ff.).<br />

Werbungskostenabzug bei Rechtsnachfolge:<br />

E Erbfolge: Lfd. Erwerbsaufwendungen <strong>de</strong>s verstorbenen Stpfl., die vom Rechtsnachfolger<br />

beglichen wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n bei letzterem WK <strong>de</strong>r ursprünglich betroffenen<br />

Einkunftsart (s. auch § 24 Nr. 2), und zwar auch dann, wenn das Erwerbsverhältnis<br />

<strong>de</strong>s Erblassers vom Rechtsnachfolger nicht fortgesetzt wird (vgl.<br />

Ruppe in DStJG 10 [1987], 45 [70 f.]).<br />

E Einzelrechtsnachfolge: Die Abzugsberechtigung für WK geht bei Schenkung,<br />

Schuldübernahme, Vertragseintritt oä. nicht automatisch auf <strong>de</strong>n Rechtsnachfolger<br />

über; es gelten vielmehr die allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s<br />

§ 9, <strong>de</strong>ren Vorliegen beim Einzelrechtsnachfolger originär zu prüfen ist (s. auch<br />

Anm. 43 „Aufwendungen für Dritte“). Mit <strong>de</strong>m Eintritt in bereits beim Rechtsvorgänger<br />

entstan<strong>de</strong>ne Zahlungsverpflichtungen mit WKCharakter kann beim<br />

Rechtsnachfolger eine stl. Umqualifikation verbun<strong>de</strong>n sein (zB bei Übernahme<br />

einer immobilienbezogenen Altfinanzierung u. entsprechen<strong>de</strong>r Finanzierungskostenerstattung<br />

durch <strong>de</strong>n Erwerber entstehen uU Anschaffungskosten; s.<br />

Prinz, BB 1985, 1975 mit Gestaltungshinweisen).<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Aufwendungen durch Dritte und für Dritte<br />

1. Abziehbarkeit von Drittaufwendungen beim Einkunftserzieler<br />

Persönliche Abzugsberechtigung für Erwerbsaufwendungen und tatsächliche<br />

Kostentragung fallen mitunter auseinan<strong>de</strong>r. Es treten personelle Zuordnungskonflikte<br />

im WKBereich auf mit <strong>de</strong>r zT unerwünschten Folge eines gänzlich einkünftemin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Ausfalls <strong>de</strong>rartiger Vermögenseinbußen.<br />

Um eine Klärung <strong>de</strong>r Zweifelsfragen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Abgrenzung<br />

von Eigen- und Drittaufwendungen hat sich <strong>de</strong>r Große Senat <strong>de</strong>s BFH seit<br />

Mitte <strong>de</strong>r 90er Jahre intensiv bemüht und damit eine breite Diskussion im<br />

Schrifttum ausgelöst. Seit <strong>de</strong>n Beschlüssen <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH v.<br />

30. 1. 1995 (GrS 4/92, BStBl. II, 281) und v. 23. 8. 1999 (GrS 1/97, BStBl. II,<br />

778; GrS 2/97, BStBl. II, 782; GrS 3/97, BStBl. II, 787 u. GrS 5/97, BStBl. II,<br />

774) scheinen zwar die rechtsdogmatischen Grundlagen für die Ausgrenzung<br />

<strong>de</strong>s sog. Drittaufwands aus <strong>de</strong>m Aufwandstatbestand geklärt zu sein (so Tipke/<br />

Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 221). Umstritten bleibt gleichwohl die<br />

Frage, in welchen Fällen <strong>de</strong>r Aufwand eines Dritten <strong>de</strong>m Stpfl. wie eigener Aufwand<br />

zugerechnet (nach <strong>de</strong>r Rspr. ist die Zurechnung das Ergebnis einer wer-<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 49<br />

41–42<br />

43


§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />

ten<strong>de</strong>n Betrachtung) wer<strong>de</strong>n kann. Hier hat sich nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH eine<br />

Art Drittaufwandskasuistik (so Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 224) herausgebil<strong>de</strong>t. In<br />

diesem Zusammenhang sind insbeson<strong>de</strong>re die Fallgruppen <strong>de</strong>s „abgekürzten Zahlungswegs“,<br />

<strong>de</strong>s „abgekürzten Vertragswegs“ und <strong>de</strong>s Abzugs von Drittaufwand bei<br />

„Rechtsanspruch auf Ersatz“ zu nennen. Beson<strong>de</strong>re Zurechnungsfragen ergeben<br />

sich darüber hinaus bei Ehegatten (s.u.).<br />

Begriff <strong>de</strong>s Drittaufwands: Drittaufwand (uE besser „Drittaufwendungen“, <strong>de</strong>nn<br />

Aufwand ist ein strechtlich nicht normierter Rechtsbegriff, ähnlich Jakob, DStR<br />

1987, 785) ist nach <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>s BFH gegeben, wenn ein Dritter Kosten<br />

trägt, die durch die Einkunftserzielung <strong>de</strong>s Stpfl. veranlaßt wur<strong>de</strong>n (BFH v.<br />

30. 1. 1995 GrS 4/92, BStBl. II, 281). Das ist zB <strong>de</strong>r Fall, wenn ein Stpfl. ein<br />

WG, <strong>de</strong>ssen AK o<strong>de</strong>r HK von einem Dritten getragen wur<strong>de</strong>n, zur Einkunftserzielung<br />

einsetzt (BFH v. 23. 8. 1999, GrS 2/97, BStBl. II, 782) o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r<br />

Dritte auf eine im eigenen Interesse eingegangene Schuld zahlt, und sich dieser<br />

Aufwand günstig für <strong>de</strong>n Einkünfte erzielen<strong>de</strong>n Stpfl. auswirkt (zB Schuldzinsen<br />

bei mit einem Vorbehaltsnießbrauch belasteten Kapitalvermögen, s. BFH v.<br />

21. 5. 2001 VIII R 11/00, BFH/NV 2001, 1393). Nicht unter <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s<br />

Drittaufwands fallen Aufwendungen, die <strong>de</strong>r Stpfl. selbst aus betrieblichem Anlaß<br />

auf ein frem<strong>de</strong>s WG macht (Eigenaufwand; so zutr. Frotscher, § 4 Rn. 296;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 74; BFH v. 15. 5. 1996 X R 99/92 BFH/NV<br />

1996, 891: WK auch dann, wenn ein Mietvertrag stl. nicht anzuerkennen ist).<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen: Ein Abzug<br />

von Drittaufwendungen als WK ist im Grundsatz mit <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip<br />

beruhen<strong>de</strong>n Kostentragungsprinzip nicht zu vereinbaren (BFH<br />

v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782). Durch die Tragung von Aufwendungen<br />

durch einen Dritten wird die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. nicht gemin<strong>de</strong>rt. Aufwendung<br />

und wirtschaftliches Ergebnis sind vielmehr zwei verschie<strong>de</strong>nen Personen<br />

zuzurechnen. Es liegen damit nichtabziehbare Aufwendungen vor (vgl.<br />

Brandis, StuW 1990, 57 [59] mwN auf die stRspr. zu Erwerbsaufwendungen).<br />

Dieser Grundsatz gilt sowohl für laufen<strong>de</strong> Aufwendungen als auch für die<br />

(Dritt-)AfA (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 52; Brandis aaO, 59;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71).<br />

Den Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen (und alle Ausnahmefälle)<br />

hat die höchstrichterliche Rspr. über <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen<br />

hinaus auch auf <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Abzugs von Drittaufwendungen<br />

als nachträgliche Anschaffungskosten iSv. § 17 konsequent übertragen (vgl.<br />

BFH v. 12. 12. 2000: VIII R 22/92, BStBl. II 2001, 385; VIII R 52/93 BStBl. II<br />

2001, 286; VIII R 62/93 BStBl. II 2001, 234).<br />

Ausnahmen unter Zurechnungsgesichtspunkten: Die konsequente Durchhaltung<br />

<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Nichtabziehbarkeit von Drittaufwendungen ist jedoch<br />

in <strong>de</strong>n Fällen be<strong>de</strong>nklich, in <strong>de</strong>nen eine Kollision mit <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r<br />

Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Mittelherkunft festzustellen ist. Grundsätzlich soll die Herkunft<br />

<strong>de</strong>r Mittel (dazu Anm. 40), die verausgabt wer<strong>de</strong>n, keine Rolle spielen.<br />

Der Stpfl. kann also die zur Verausgabung bestimmten Mittel auch von einem<br />

Dritten entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich zugewen<strong>de</strong>t bekommen. Ist daher in <strong>de</strong>r<br />

Bestreitung von Aufwendungen durch einen Dritten gleichzeitig eine Zuwendung<br />

an <strong>de</strong>n Stpfl. zu sehen (sog. Zuwendungsgedanke), han<strong>de</strong>lt es sich in Wirklichkeit<br />

um Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. Unter diesem Aspekt rechtfertigt sich eine<br />

Zurechnung <strong>de</strong>r Drittaufwendungen als Eigenaufwendungen. Der Maßstab <strong>de</strong>r<br />

Kostentragung wird in diesen Fällen wirtschaftlich auszulegen sein, um unter<br />

Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zutreffen<strong>de</strong> Ergebnisse zu erzielen (so auch<br />

E 50 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 43 §9<br />

Brandis, StuW 1990, 57 [60]). Umstritten ist, in welchen Fällen das Kostentragungsprinzip<br />

durch <strong>de</strong>n Zuwendungsgedanken eine erweiterte Auslegung erfahren<br />

kann. Der Kasuistik <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH folgend lassen sich in diesem Zusammenhang<br />

folgen<strong>de</strong> Fallgruppen unterschei<strong>de</strong>n:<br />

E „Abgekürzter Zahlungsweg“: Eine Zurechnung von Drittaufwendungen beim<br />

Stpfl. kommt in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs in Betracht. Darunter<br />

wird die Zuwendung eines Geldbetrags an <strong>de</strong>n Stpfl. in <strong>de</strong>r Weise verstan<strong>de</strong>n,<br />

daß <strong>de</strong>r Zuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong> im Einvernehmen mit <strong>de</strong>m Stpfl. <strong>de</strong>ssen Schuld tilgt (vgl.<br />

§ 267 Abs. 1 BGB), statt ihm <strong>de</strong>n Geldbetrag unmittelbar zu geben. Der Dritte<br />

muß also für Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. an <strong>de</strong>ssen Gläubiger leisten (vgl. BFH v.<br />

23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; v. 13. 3. 1996 VI R 103/95, BStBl. II, 375).<br />

Damit soll es im Ergebnis keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>n Geldbetrag<br />

zunächst <strong>de</strong>m Stpfl. zuwen<strong>de</strong>t und dieser dann <strong>de</strong>n Betrag an seinen<br />

Gläubiger zur Tilgung <strong>de</strong>r Schuld überweist, o<strong>de</strong>r ob <strong>de</strong>r Dritte dies im Einvernehmen<br />

mit <strong>de</strong>m Stpfl. übernimmt.<br />

Beispiele aus <strong>de</strong>r Rspr.: RFH v. 10. 2. 1937 VI A 111/37, RStBl. 1937, 898 u. BFH v.<br />

14. 4. 1965 IV 3/61 U, BStBl. III 1965, 359 betr. Zahlung von Reparaturaufwendungen<br />

<strong>de</strong>s Hauseigentümers durch Schwiegervater o<strong>de</strong>r Neffen; v. 6. 12. 1968 VI R 86/67,<br />

BStBl. II 1969, 237; v. 3. 4. 1987 VI R 91/85, BStBl. II 1987, 623 betr. Bezahlung von<br />

Schuldzinsen durch Ehemann o<strong>de</strong>r Ehefrau; v. 22. 7. 2003 VI R 4/02, juris betr. Rechnungszahlung<br />

durch Vater <strong>de</strong>s Stpfl.<br />

Die Behandlung von Drittaufwendungen in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs<br />

durch die Rspr. entspricht im Ergebnis (mit teilw. unterschiedlicher Begründung)<br />

<strong>de</strong>r allg. Meinung im Schrifttum (vgl. ua. Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 221; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 51; Stark in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 25 f.; Frotscher, § 4 Rn. 299; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 71; Brandis, StuW 1990, 57; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 175; Küffner/Haberstock,<br />

DStR 2000, 1672; Söffing, BB 2000, 381; Kirchhof/v. Beckerath<br />

IV. § 9 Rn. 24).<br />

Stellungnahme: Im Grundsatz ist dieser Rspr. zuzustimmen. Sachgerecht erscheint<br />

uE jedoch eine Beschränkung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Drittaufwendungen beim<br />

Einkunftserzieler auf wissentlich übernommene Beträge zur Abkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs,<br />

uU auch bei nachträglicher Billigung <strong>de</strong>s Stpfl. (zB bei Geschäftsführung<br />

ohne Auftrag gem. § 677 BGB; so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 51 für Fälle <strong>de</strong>r nachträglichen Genehmigung); <strong>de</strong>m Stpfl. etwa nicht bekannte,<br />

aber in seinem Interesse getätigte Drittaufwendungen können auch aus<br />

praktischer Sicht nicht von ihm geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (weitergehend wohl v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 51; Weber-Grellet, DB 1995, 2550 [2553], wonach<br />

allein eine Zuwendungsabsicht auf Seiten <strong>de</strong>s Dritten ausreichen soll).<br />

Unerheblich ist, ob <strong>de</strong>r Stpfl. einen Rechtsanspruch auf Zuwendung <strong>de</strong>r Leistung<br />

durch <strong>de</strong>n Dritten hatte o<strong>de</strong>r die Zahlung freiwillig erfolgte (v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. 53 a; Wagner in Heuermann/Wagner, Lohnst., Teil F<br />

Rn. 7).<br />

Bei <strong>de</strong>r Berücksichtigung von AfA als Erwerbsaufwendungen ist ein abgekürzter<br />

Zahlungsweg im Prinzip nicht <strong>de</strong>nkbar, weil die AfA keine im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Berücksichtigung<br />

entstehen<strong>de</strong> Aufwendung ist. Gleichwohl sind die Grundsätze<br />

anwendbar, wenn die AHK ganz o<strong>de</strong>r zT von einem Dritten im Wege <strong>de</strong>s abgekürzten<br />

Zahlungswegs beglichen wer<strong>de</strong>n (vgl. hierzu Söffing, BB 2000, 381<br />

[382]).<br />

Bei erzwungenen o<strong>de</strong>r „egoistischen“ Drittaufwendungen (s. Jakob, DStR 1987,<br />

788 Fn. 26) liegt unter Leistungsfähigkeitsaspekten eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berück-<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 51


§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />

sichtigung beim Dritten, soweit dieser selbst eine Erwerbsleistung ausübt, näher<br />

als beim Stpfl.<br />

E „Abgekürzter Vertragsweg“: Vom abgekürzten Zahlungsweg ist <strong>de</strong>r sog. abgekürzte<br />

Vertragsweg zu unterschei<strong>de</strong>n. In diesem Fall schließt <strong>de</strong>r Dritte im eigenen<br />

Namen für <strong>de</strong>n Stpfl. einen Vertrag und leistet auch selbst die geschul<strong>de</strong>ten<br />

Zahlungen (vgl. BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; v. 13. 3. 1996 VI R<br />

103/95, BStBl. II, 375: Vater schließt Mietvertrag über vom Sohn genutzte<br />

Wohnung ab und bezahlt die Miete, <strong>de</strong>ren stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r Sohn im<br />

Rahmen einer doppelten Haushaltsführung begehrt). Der Große Senat hat im<br />

Beschl. v. 23. 8. 1999 GrS 2/97 (aaO) zwar konstatiert, daß wie bei <strong>de</strong>r Abkürzung<br />

<strong>de</strong>s Zahlungswegs hier Vertrag und Leistung eine Zuwendung an <strong>de</strong>n<br />

Stpfl. bezwecken (so auch Weber-Grellet, DB 1995, 2550 [2555]). Die Frage<br />

<strong>de</strong>r Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Drittaufwendungen in diesen Fällen wur<strong>de</strong> aber ausdrücklich<br />

offengelassen. Die stl. Behandlung ist danach gegenwärtig sowohl in <strong>de</strong>r<br />

Rspr. <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Senate <strong>de</strong>s BFH als auch in <strong>de</strong>r Literatur umstritten:<br />

p BFH-Rspr.: Der VI. Senat <strong>de</strong>s BFH hat im og. Urteil v. 13. 3. 1996 (VI R 103/<br />

95 aaO) einem Abzug <strong>de</strong>r vom Vater getragenen Aufwendungen beim Sohn<br />

grundsätzlich nicht zugestimmt. Der VIII. Senat (Urt. v. 12. 12. 2000 VIII R<br />

22/92, BStBl. II 2001, 385 mit Ausnahme <strong>de</strong>r Fälle <strong>de</strong>s Rechtsanspruchs auf<br />

Ersatz, dazu s. u.) lehnt <strong>de</strong>n Abzug von Drittaufwendungen bei Abkürzung<br />

<strong>de</strong>s Vertragsweges ebenfalls ab, wenn ein Dritter Aufwendungen auf eine eigene<br />

Verbindlichkeit leistet (etwa in wirtschaftlichem Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangene<br />

Bürgschaft o<strong>de</strong>r Darlehenverbindlichkeit), läßt aber offen, ob ein<br />

WKAbzug bei Bargeschäften <strong>de</strong>s täglichen Lebens möglich ist (Urt. v.<br />

12. 12. 2000 VIII R 52/93, BStBl. II 2001, 286). Eine differenzieren<strong>de</strong> Betrachtung<br />

nimmt dagegen <strong>de</strong>r IV. Senat <strong>de</strong>s BFH (Urt. v. 24. 2. 2000 IV R 75/<br />

98, BStBl. II, 314) vor: Die Drittaufwendungen sind bei Abkürzung <strong>de</strong>s Vertragswegs<br />

dann zum Abzug zuzulassen, wenn es sich um Bargeschäfte <strong>de</strong>s täglichen<br />

Lebens han<strong>de</strong>lt. Hier soll es keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Stpfl. auf eine Bargeldschenkung verzichtet und gleich für<br />

Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. an <strong>de</strong>ssen Gläubiger zahlt o<strong>de</strong>r ob er <strong>de</strong>m Gläubiger vorenthält,<br />

daß er im Namen <strong>de</strong>s Stpfl. han<strong>de</strong>lt. Bei Dauerschuldverhältnissen (etwa<br />

Mietvertrag, Pachtvertrag, Darlehensvertrag) kommt ein Abzug dagegen nicht<br />

in Betracht. Begründung: In diesem Fall leistet <strong>de</strong>r Dritte auf eigene Rechnung<br />

und wen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>m Stpfl. nur ein unentgeltliches (und ungesichertes) Nutzungsrecht<br />

zu.<br />

p Schrifttum: Teilw. wird wegen <strong>de</strong>r (wirtschaftlichen) Vergleichbarkeit eine uneingeschränkte<br />

Übertragung <strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n „abgekürzten Zahlungsweg“ gelten<strong>de</strong>n<br />

Grundsätze vertreten (ua. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71;<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 56, 56 a; Trzaskalik in K/S/M, § 21 Rn.<br />

B 437; Söffing, BB 2000, 381 [382]; Rössler, DStZ 1996, 769; Heuermann,<br />

DStR 1996, 1518; wohl auch Frotscher, § 4 Rn. 299, <strong>de</strong>r maßgebend auf ein<br />

Zuwendungsverhältnis zwischen <strong>de</strong>m Stpfl. und <strong>de</strong>m Dritten abstellt). Teilw.<br />

wird eine Unterscheidung zwischen Bargeschäften <strong>de</strong>s täglichen Lebens (zur<br />

Auslegung <strong>de</strong>s Begriffs in Anlehnung an § 105 a BGB s. Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 28) und Dauerschuldverhältnissen befürwortet (ua. Wassermeyer, DB<br />

1999, 2486; Gröpl, DStZ 2001, 67; wohl auch Brandis, StuW 1990, 57 [64]<br />

mit Blick auf die bei Dauerschuldverhältnissen fehlen<strong>de</strong> Dispositionsfreiheit<br />

beim Begünstigten; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 28). Teilw. wird jedoch eine Abziehbarkeit<br />

<strong>de</strong>r Drittaufwendungen in Fällen <strong>de</strong>s abgekürzten Vertragswegs<br />

gänzlich abgelehnt (Wolff-Diepenbrock, DStR 1999, 1642; <strong>de</strong>rs., DStZ<br />

E 52 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 43 §9<br />

1999, 717; Fischer, NWB F 3, 10925 [10933]; wohl auch Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 223: keine an sich zur Verwirklichung <strong>de</strong>s Nettoprinzips<br />

gebotene strikte Gleichbehandlung von „abgekürzten Zahlungsund<br />

Vertragsweg“ wegen <strong>de</strong>r Unverträglichkeit <strong>de</strong>r StAbzugstatbestän<strong>de</strong> mit<br />

an<strong>de</strong>ren Steuernormen; wohl im Ergebnis auch Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 71).<br />

p Stellungnahme: Es spricht zwar mit Blick auf die gleichmäßige Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips im ersten Zugriff vieles für eine stl. Gleichbehandlung<br />

<strong>de</strong>r Fallgruppen „abgekürzter Zahlungsweg“ und „abgekürzter Vertragsweg“.<br />

Danach dürfte es keinen Unterschied machen, ob <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>m<br />

Stpfl. Geld schenkt, ob er Vertragsschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl. begleicht (abgekürzter<br />

Zahlungsweg) o<strong>de</strong>r ob er einen Vertrag zugunsten <strong>de</strong>s Dritten abschließt (abgekürzter<br />

Vertragsweg). UE erscheint es jedoch sachgerecht, die Erweiterungen<br />

<strong>de</strong>s Kostentragungsgrundsatzes nicht auf die Fälle <strong>de</strong>s abgekürzten Vertragswegs<br />

auszu<strong>de</strong>hnen. In diesen Fällen begrün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Dritte im<br />

Unterschied zum abgekürzten Zahlungswegsweg eine eigene Verpflichtung<br />

und erfüllt diese dann auch. Er wen<strong>de</strong>t hier <strong>de</strong>m Stpfl. unmittelbar we<strong>de</strong>r ein<br />

WG noch <strong>de</strong>ssen AK, son<strong>de</strong>rn allenfalls Nutzungsmöglichkeiten (zB im Fall<br />

<strong>de</strong>r auf eigener Verpflichtung beruhen<strong>de</strong>n Mietzahlung <strong>de</strong>s Vaters für <strong>de</strong>n<br />

nutzen<strong>de</strong>n Sohn) zu. Diese Fallgruppe ist uE unter Kostentragungsgesichtspunkten<br />

weiter entfernt von Eigenaufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl., so daß eine unterschiedliche<br />

Behandlung sachlich gerechtfertigt ist. Die Beurteilung, ob ein<br />

Zuwendungsverhältnis besteht bzw. ob <strong>de</strong>r Dritte mit Bereicherungsabsicht<br />

gehan<strong>de</strong>lt hat (vgl. hierzu Frotscher § 4 Rn. 299 a), unterliegt zu<strong>de</strong>m erheblichen<br />

Unsicherheiten. Die praktische Handhabbarkeit spricht daher neben<br />

<strong>de</strong>r von Tipke/Lang (aaO, § 9 Rn. 223 f.) angesprochenen Kompatibilität mit<br />

an<strong>de</strong>ren Steuernormen (zB bei <strong>de</strong>r unentgeltlichen Überlassung von WG;<br />

hier lehnt <strong>de</strong>r BFH die Einlagefähigkeit von Nutzungen ab, s. BFH v.<br />

26. 10. 1987 GrS 2/86, BStBl. II 1988, 348) eher für eine klare Regelung auf<br />

<strong>de</strong>r Grundlage eines restriktiv ausgelegten Kostentragungsprinzips. Der Zuwendungsgedanke<br />

hat sich uE daher in dieser Fallgruppe zu Recht in <strong>de</strong>r<br />

Rspr. <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH nicht durchgesetzt. Einer Son<strong>de</strong>rregelung<br />

für Bargeschäfte <strong>de</strong>s täglichen Lebens (die auch für normale Stpfl. – so die<br />

Kritik von Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71 – schwer verständlich sein<br />

dürfte) bedarf es uE ebenfalls nicht. Hier ist es hinnehmbar, <strong>de</strong>n Abzug von<br />

Aufwendungen auf Fälle <strong>de</strong>r Kostenerstattung durch <strong>de</strong>n Stpfl. und <strong>de</strong>r unentgeltlichen<br />

Zuwendung <strong>de</strong>s durch <strong>de</strong>n Dritten angeschafften WG (zB Dritter<br />

erwirbt Fachbuch und schenkt es anschließend <strong>de</strong>m Stpfl., <strong>de</strong>r es im strelevanten<br />

Bereich nutzt; hier Abzug über die AfA <strong>de</strong>s eingelegten WG, s. BFH<br />

v. 14. 2. 1989 IX R 109/84, BStBl. II, 922) zu beschränken.<br />

Die vorstehen<strong>de</strong>n Grundsätze gelten auch bei unentgeltlicher Überlassung von<br />

Dienstleistungen durch Dritte. Stellt zB <strong>de</strong>r Vater als ArbG seinem Sohn Arbeitskräfte<br />

unentgeltlich für die Renovierung <strong>de</strong>ssen vermieteten Mehrfamilienhauses<br />

zur Verfügung, kann <strong>de</strong>r Sohn <strong>de</strong>n anteiligen Lohn nicht als WK geltend machen.<br />

Alles an<strong>de</strong>re wür<strong>de</strong> überdies – worauf Tipke/Lang (aaO § 9 Rn. 223) zu<br />

Recht hinweisen – zu lstrechtlichen Friktionen führen.<br />

Gleiches gilt, wenn <strong>de</strong>r Dritte <strong>de</strong>m Stpfl. seine eigene Arbeitskraft zuwen<strong>de</strong>t (s.<br />

hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 73).<br />

E „Rechtsanspruch auf Ersatz“: Aufwendungen eines Dritten auf eine von ihm im<br />

eigenen Namen, aber im wirtschaftlichen Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangene Verbindlichkeit<br />

sind nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH auch dann bei <strong>de</strong>r Einkünfteermitt-<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 53


§9 Anm. 43 Allgemeine Erläuterungen<br />

lung <strong>de</strong>s Stpfl. abziehbar, wenn <strong>de</strong>r Dritte die Verbindlichkeit im Innenverhältnis<br />

für Rechnung <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangen ist, dh. wenn diesen die wirtschaftlichen<br />

Folgen <strong>de</strong>s Rechtsgeschäfts treffen sollen (Urt. v. 12. 12. 2000 VIII R 22/92,<br />

BStBl. II 2001, 385 unter Hinweis auf Wolff-Diepenbrock in FS Döllerer,<br />

1988, 757). Dies sei zB bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme eines Dritten aus einer im<br />

wirtschaftlichen Interesse <strong>de</strong>s Stpfl. eingegangenen Bürgschaft <strong>de</strong>r Fall, wenn<br />

<strong>de</strong>r Dritte gegen <strong>de</strong>m Stpfl. einen Rechtsanspruch auf Ersatz seiner Aufwendungen<br />

hat. Der BFH begrün<strong>de</strong>t diese Ausnahme damit, daß die Verpflichtung zum<br />

Aufwendungsersatz die Leistungsfähigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. min<strong>de</strong>re.<br />

E Stellungnahme: UE ist dieser Rspr. zuzustimmen mit <strong>de</strong>r Einschränkung, daß<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Kostentragungsprinzips ein Abzug <strong>de</strong>r Drittaufwendungen<br />

erst mit <strong>de</strong>r tatsächlichen Kostenerstattung durch <strong>de</strong>n Stpfl. in Betracht<br />

kommt, und nicht schon im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung durch <strong>de</strong>n Dritten (aA<br />

Stark in L/B/P, § 9 Rn. 29). Erst zu diesem Zeitpunkt tritt beim Stpfl. eine die<br />

Leistungsfähigkeit min<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Vermögenseinbuße ein. Alles an<strong>de</strong>re wäre in <strong>de</strong>n<br />

Fällen problematisch, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Dritte später auf die Erstattung verzichtet<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Stpfl. wegen eingetretener Zahlungsunfähigkeit tatsächlich nicht zahlt.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten bei Ehegatten: In <strong>de</strong>r stl. Praxis sind häufig Ehegatten von<br />

<strong>de</strong>r Drittaufwandsproblematik betroffen. Die praxisrelevanten Fallkonstellationen<br />

betreffen im wesentlichen die Kosten für die Nutzung eines Arbeitszimmers<br />

und die stl. Abziehbarkeit von Finanzierungskosten.<br />

Zusammenfassung bei Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rn. 224; vgl.<br />

zu <strong>de</strong>n fünf Arbeitszimmerbeschlüssen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH v. 30. 1. 1995<br />

(GrS 4/92, BStBl. II 1995, 281) und v. 23. 8. 1999 (GrS 1/97, BStBl. II, 778; GrS 2/<br />

97, BStBl. II, 782; GrS 3/97, BStBl. II, 787; GrS 5/97, BStBl. II, 774) ausführlich § 4<br />

Anm. 1503 ff.; Übersicht auch bei Stark in L/B/P, § 9 Rn. 30; vgl. auch die sehr <strong>de</strong>taillierte<br />

Darstellung nahezu aller <strong>de</strong>nkbaren Konstellationen bei Söffing, BB 2000, 381.<br />

Zur stl. Abziehbarkeit von Schuldzinsen bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Immobilien, die<br />

<strong>de</strong>m Einkunftserzieler-Ehegatten allein gehören, bzw. Immobilien im Miteigentum <strong>de</strong>r<br />

Ehegatten s. Anm. 382 u. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 71; vgl. auch Frotscher<br />

§ 4 Rn. 300.<br />

E Übertragung <strong>de</strong>r Rechtsgrundsätze auf Nicht-Ehegatten: Umstritten ist, ob die für<br />

Ehegatten entwickelten Rechtsprechungsgrundsätze auch bei an<strong>de</strong>ren nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Personen (zB Eltern/Kin<strong>de</strong>r, Geschwister o<strong>de</strong>r Partner einer nichtehelichen<br />

Lebensgemeinschaft) Anwendung fin<strong>de</strong>n (bejahend: Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 7 Rn. 35; Söffing, BB 2000, 392; Gröpl, DStZ 2001, 65; aA wohl Hutter,<br />

KFR F 3 EStG § 9, 7/99, 415; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 30, die auf die nur<br />

bei Ehegatten anwendbare zivilrechtliche Rechtsfigur <strong>de</strong>r „ehebedingten Zuwendung“<br />

als Begründung für <strong>de</strong>n ausnahmsweise zulässigen Abzug von Drittaufwendungen<br />

bei Ehegatten abstellen). UE spricht gegen eine Übertragung<br />

<strong>de</strong>r für Ehegatten entwickelten Rechtsgrundsätze auf Nicht-Ehegatten, daß die<br />

Rspr. die günstige Anwendung <strong>de</strong>s Kostentragungsprinzips erst durch das Eherecht<br />

begrün<strong>de</strong>t (Tipke/Lang aaO, § 9 Rn. 224). Nach Auffassung <strong>de</strong>s Großen<br />

Senats <strong>de</strong>s BFH (v. 23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl II., 778 [780 f.]) ist charakteristisch<br />

für eine Zuwendung, die ein Ehegatte ohne beson<strong>de</strong>re Vereinbarung <strong>de</strong>m<br />

an<strong>de</strong>ren Ehegatten macht, bereits zivilrechtlich, daß sie ein Beitrag zur Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>r ehelichen Lebensgemeinschaft (§ 1353 Abs. 1 BGB; BGH v.<br />

27. 11. 1991 IV ZR 164/90, BGHZ 116, 167 [170]), also eines gemeinsamen<br />

Ziels, ist. Dieses Ziel wer<strong>de</strong> ua. durch die jeweilige berufliche Tätigkeit <strong>de</strong>r Ehegatten<br />

verwirklicht. Auf dieser Grundlage scheint es geboten, die Ausnahmeregelungen<br />

auf Ehegatten zu beschränken.<br />

E 54 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 44–50 §9<br />

2. Übernahme von Aufwendungen für einen Dritten<br />

Im Umkehrschluß aus <strong>de</strong>n og. Grundsätzen ergibt sich für <strong>de</strong>n im Drittinteresse<br />

han<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n Träger <strong>de</strong>r Aufwendungen ein Abzugsverbot; bei ihm liegt eine im<br />

Grundsatz estl. unbeachtliche Einkommensverwendung vor (ggf. § 10, § 33).<br />

Bei nicht zur Verkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs geleisteten Beträgen sind beim Träger<br />

<strong>de</strong>r Aufwendung die allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen <strong>de</strong>s § 9 zu<br />

prüfen, falls bei ihm überhaupt ein Erwerbszusammenhang in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Erbringt allerdings <strong>de</strong>r kostentragen<strong>de</strong> Stpfl. eine eigene Erwerbsleistung und<br />

kommt ein wirtschaftlicher Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen sowohl zur eigenen<br />

als auch zur Leistung <strong>de</strong>s Dritten in Betracht, sind Wertungsüberlegungen<br />

im Einzelfall anzustellen (zB bei nicht klar geregelter Aufwendungsverteilung<br />

zwischen entgeltlichem Nießbraucher u. Eigentümer; vgl. auch Ruppe in DStJG<br />

10 [1987], 45 [73 f.]). Ein „konstruiert erscheinen<strong>de</strong>r“ wirtschaftlicher Zusammenhang<br />

mit zukünftigen Einnahmen dürfte allerdings im Regelfall nicht zum<br />

WKAbzug beim Träger <strong>de</strong>r Aufwendungen führen.<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>r AfA-Zurechnung<br />

Neben <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s Tatbestands <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkunftsart<br />

durch abnutzen<strong>de</strong> Verwendung <strong>de</strong>s WG setzt die persönliche Zurechnung<br />

von AfA gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff. voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl.<br />

die AHK <strong>de</strong>s WG ursprünglich getragen hat o<strong>de</strong>r ihm diese Aufwendungen als<br />

unentgeltlicher Rechtsnachfolger gesetzlich zuzurechnen sind (zB gem. § 11 d<br />

EStDV, zum Fallbereich <strong>de</strong>r Rechtsnachfolge eingehend Ruppe in DStJG 10<br />

[1987], 74–77). Die Abzugsberechtigung für die AfA erfor<strong>de</strong>rt somit we<strong>de</strong>r zivilrechtliches<br />

noch wirtschaftliches Eigentum am zu Erwerbszwecken eingesetzten<br />

WG; <strong>de</strong>ssen ungeachtet dürfte aber zumin<strong>de</strong>st die Stellung als wirtschaftlicher<br />

Eigentümer <strong>de</strong>r Regelfall sein.<br />

Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten hinsichtlich <strong>de</strong>r Vereinbarungen über die AfA-Berechtigung<br />

s. § 7 Anm. 41; zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Eigentums bzw. Miteigentums s. § 7<br />

Anm. 42 ff.; zur AfA-Berechtigung bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung s.<br />

§ 7 Anm. 50 ff., bei Miete und Pacht s. § 7 Anm. 57, bei Nießbrauch s. § 7<br />

Anm. 60 ff.<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Beson<strong>de</strong>rheiten bei Gesellschaften und Gemeinschaften<br />

Personenmehrheit als Subjekt <strong>de</strong>r Einkunftserzielung und -ermittlung:<br />

Die von Personenmehrheiten in ihrer gesamthän<strong>de</strong>rischen Verbun<strong>de</strong>nheit im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten (KG, GbR, Erbengemeinschaft o<strong>de</strong>r<br />

Bruchteilsgemeinschaft) erzielten Einkünfte sind auf Ebene <strong>de</strong>r Gesellschaft<br />

o<strong>de</strong>r Gemeinschaft durch Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Einnahmen und WK zu ermitteln<br />

(BFH v. 25. 6. 1984 GrS 4/82, BStBl. II, 751; v. 7. 10. 1986 IX R 167/83,<br />

BStBl. II 1987, 322).<br />

Entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n WKAbzug ist immer <strong>de</strong>r Abfluß bei <strong>de</strong>r Personenmehrheit<br />

(vgl. BFH v. 7. 10. 1986 IX R 167/83 aaO). Zahlungen eines Gesellschaf-<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 55<br />

44<br />

45–46<br />

47<br />

48–49<br />

50


§9 Anm. 50 Allgemeine Erläuterungen<br />

ters/Gemeinschafters an die Personenmehrheit zur Begleichung einer einem<br />

Dritten gegenüber bestehen<strong>de</strong>n Schuld führen daher erst im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abflusses<br />

bei <strong>de</strong>r dieser zu WK. Bis dahin han<strong>de</strong>lt es sich lediglich um einen vermögensumschichten<strong>de</strong>n<br />

Vorgang (vgl. hierzu auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 133).<br />

Für die Zurechnung von WK bei <strong>de</strong>r Personenmehrheit kommt es nicht darauf<br />

an, ob die Zahlungen von <strong>de</strong>m Bankkonto <strong>de</strong>r Personenmehrheit o<strong>de</strong>r von einzelnen<br />

Beteiligten getätigt wer<strong>de</strong>n. Aufwendungen, die von einem Gesellschafter<br />

o<strong>de</strong>r Gemeinschafter (im Interesse und für Rechnung <strong>de</strong>r Gesellschaft/Gemeinschaft)<br />

allein getragen wer<strong>de</strong>n, sind für diesen daher keine Son<strong>de</strong>r-WK (dazu<br />

s. u.), son<strong>de</strong>rn vielmehr WK <strong>de</strong>r Gesellschaft/Gemeinschaft (vgl. Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22 unter Hinweis auf BFH v. 30. 6. 1999 IX R 83/<br />

95, BFH/NV 2000, 118). Es ist dann von einem Fall <strong>de</strong>s abgekürzten Zahlungswegs<br />

auszugehen (so auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 132). Ob dies auch dann gilt,<br />

wenn die an<strong>de</strong>ren Mitgesellschafter/-gemeinschafter keinen zivilrechtlichen<br />

Ausgleich leisten (bei Weigerung) bzw. leisten können (bei Zahlungsunfähigkeit),<br />

ist uE unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten zumin<strong>de</strong>st zweifelhaft.<br />

So aber FG München v. 29. 8. 2001, EFG 2001, 1606, Rev. eingelegt, Az. <strong>de</strong>s BFH: IX<br />

R 59/01; aA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 49 b unter Berufung auf BFH v.<br />

5. 2. 1965 VI 234/63 U, BStBl. III, 256: WK beim Leisten<strong>de</strong>n im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Feststehens<br />

<strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rungsausfalls; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 135 unter Hinweis auf eine<br />

möglich ungerechtfertigte Doppelberücksichtigung; so wohl auch Kirchhof/v. Beckerath<br />

IV. § 9 Rn. 25; ebenfalls zweifelnd Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22; s.<br />

hierzu auch Spindler, INF 2002, 235.<br />

Die Zurechnung <strong>de</strong>r AfA als WK erfolgt auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Personenmehrheit,<br />

wenn diese das Gebäu<strong>de</strong> errichtet hat und zu Erwerbszwecken nutzt (vgl. BFH<br />

v. 7. 8. 2001 IX B 6/01, BFH/NV 2001. 1401).<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Einkünfte auf die Gesellschafter: Das Ergebnis wird auf die<br />

einzelnen Mitglie<strong>de</strong>r grds. entspr. <strong>de</strong>m Beteiligungsverhältnis aufgeteilt (s. § 21<br />

Anm. 39; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 179; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />

Rn. 25; Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 21; zur AfA-Berechtigung bei Miteigentümern<br />

vgl. § 7 Anm. 43 f.). Die Einkünfteverteilung erfolgt bei fehlen<strong>de</strong>r<br />

vertraglicher Vereinbarung entsprechend <strong>de</strong>n bürgerlich-rechtlichen Miteigentumsanteilen<br />

(§§ 743, 748 BGB) o<strong>de</strong>r bei Gesamthandsgemeinschaften nach<br />

Köpfen (s. § 722 BGB). Soweit eine Tätigkeit im Bereich <strong>de</strong>r Vermögensverwaltung<br />

ausgeübt wird, hat die anteilsmäßige Zurechnung <strong>de</strong>r Gesellschafter auf<br />

<strong>de</strong>n jeweiligen Zeitpunkt <strong>de</strong>s Zuflusses <strong>de</strong>r Einnahmen und Abflusses <strong>de</strong>r WK<br />

zu erfolgen (BFH v. 19. 8. 1986 IX S 5/83, BStBl. II 1987, 212; v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 49 a). Aus diesem Grund können einem Gesellschafter bei<br />

entgeltlichem Eintritt in eine Gesellschaft WK nicht zugerechnet wer<strong>de</strong>n, die<br />

vor seinem Eintritt entstan<strong>de</strong>n sind (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B<br />

49 a). Nur die Altgesellschafter erfüllen insoweit in ihrer gesamthän<strong>de</strong>rischen<br />

Verbun<strong>de</strong>nheit <strong>de</strong>n Einkunftserzielungstatbestand. Eine schuldrechtliche Rückbeziehung<br />

<strong>de</strong>s WKAbflusses auf <strong>de</strong>n Neugesellschafter ist mit stl. Wirkung nicht<br />

möglich (Rückwirkungsverbot).<br />

E Zulässigkeit abweichen<strong>de</strong>r Vereinbarungen: Die einzelnen Gesellschafter bzw. Gemeinschafter<br />

können allerdings grds. mit stl. Wirkung eine vom Beteiligungsverhältnis<br />

abweichen<strong>de</strong>n Zurechnungsvereinbarung (hinsichtlich <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen ohne AfA – hier idR Verteilung nach Eigentumsverhältnissen, s.<br />

BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 168/73, BStBl. II, 674) treffen (vgl. Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 179; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 25). Von <strong>de</strong>r Beteiligungsquote<br />

abweichen<strong>de</strong>, gesellschafts- o<strong>de</strong>r schuldrechtlich im vorhinein vereinbarte<br />

E 56 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 50–52 §9<br />

und durchgeführte Verteilungsabre<strong>de</strong>n zwischen <strong>de</strong>n Anteilseignern wer<strong>de</strong>n mit<br />

stl. Wirkung nur anerkannt, wenn sie ihren Grund im Gesellschaftsverhältnis haben<br />

und sich damit nicht als Einkommensverwendung (§ 12 Nr. 2) darstellen<br />

(stRspr., etwa BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 168/73 aaO; v. 22. 1. 1980 VIII R 74/<br />

77, BStBl. II, 244; v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510; v.<br />

7. 10. 1986 IX R 167/83, BStBl. II 1987, 322; v. 25. 8. 1992 IX R 320/87,<br />

BStBl. II 1993, 105). Denkbar sind in diesem Zusammenhang an<strong>de</strong>rweitige Zurechnungen,<br />

die sich zB an <strong>de</strong>n tatsächlichen Nutzungsverhältnissen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Kostentragung orientieren (vgl. hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 21 Rn. 22<br />

mit mwN auf die Rspr.).<br />

Wird eine abweichen<strong>de</strong> Zurechnungsvereinbarung zwischen nahen Angehörigen<br />

getroffen, kann diese stl. nur anerkannt wer<strong>de</strong>n, wenn sie <strong>de</strong>r Überprüfung anhand<br />

<strong>de</strong>r Grundsätze für die Anerkennung von Verträgen zwischen nahen Angehörigen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Fremdvergleich, standhält (BFH v. 31. 3. 1992 IX<br />

R 245/87, BStBl. II, 890; s. aber auch BFH v. 8. 9. 1992 IX R 335/87, BStBl. II<br />

1993, 281, wonach einer Zurechnungsvereinbarung im Gesellschaftsvertrag die<br />

stl. Anerkennung idR nicht mit <strong>de</strong>m Hinweis versagt wer<strong>de</strong>n kann, sie sei nur<br />

durch die familiären Bindungen <strong>de</strong>r Gesellschafter begrün<strong>de</strong>t und halte einem<br />

Fremdvergleich nicht Stand). Zu BA-Abzug bei Angehörigen s. § 4 Anm. 850 ff.<br />

Son<strong>de</strong>rwerbungskosten eines Gesellschafters sind die mit einer Beteiligung an<br />

einer vermögensverwalten<strong>de</strong>n PersGes. im wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />

stehen<strong>de</strong>n persönlichen Aufwendungen (einschl. AfA), welche in<br />

seinem eigenen originären Interesse stehen und keinen Eingang in die Überschußrechnung<br />

auf <strong>de</strong>r Gesellschaftsebene gefun<strong>de</strong>n haben (zB persönliche Finanzierungskosten<br />

<strong>de</strong>r Gesellschaftereinlage, von <strong>de</strong>m Beteiligten zu tragen<strong>de</strong><br />

Fahrtkosten); es darf sich dabei nicht um aktivierungspflichtige AHK eines erwerbsgenutzten<br />

WG han<strong>de</strong>ln (so auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 134). Sie sind<br />

<strong>de</strong>m beteiligten Gesellschafter außerhalb <strong>de</strong>r gemeinschaftlichen Überschußrechnung<br />

zuzurechnen (FG München v. 5. 8. 1998, EFG 1998, 1574, rkr.). Zu<br />

Son<strong>de</strong>r-BA s. § 4 Anm. 837.<br />

Verfahrensrecht: Die auf <strong>de</strong>r Gesellschaftsebene durchzuführen<strong>de</strong> Einkunftsermittlung<br />

u. die anschließen<strong>de</strong> Verteilung <strong>de</strong>s Überschusses auf die Gesellschafter<br />

erfolgt verfahrensrechtlich bei <strong>de</strong>r einheitlichen u. geson<strong>de</strong>rten Feststellung<br />

gem. § 180 Abs. 1 Nr. 2a o<strong>de</strong>r § 180 Abs. 2 AO. Gleiches gilt für die Zurechnung<br />

<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>r-WK. Verfahrenstechnisch kann <strong>de</strong>r Stpfl. die aufgewen<strong>de</strong>ten<br />

Son<strong>de</strong>r-WK daher grds. nur im Rahmen <strong>de</strong>s die Einkünfteermittlung <strong>de</strong>r Personenmehrheit<br />

betreffen<strong>de</strong>n Feststellungsverfahrens geltend machen (BFH v.<br />

23. 4. 1991 IX R 303/87, BFH/NV 1991, 653; v. 15. 1. 2002 IX R 21/98,<br />

BStBl. II, 309). Dieser Grundsatz gilt auch dann, wenn nur einer <strong>de</strong>r Beteiligten<br />

tatsächlich Aufwendungen gemacht hat (vgl. BFH v. 23. 4. 1991 IX R 303/97,<br />

BFH/NV 1991, 653). Ausnahmsweise können sie bei <strong>de</strong>n Veranlagungen <strong>de</strong>r<br />

Beteiligten berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wenn sie vom FA in einem Teilfeststellungsbescheid<br />

nicht erfaßt sind (BFH v. 1. 12. 1993 IX R 134/92, BFH/NV 1994,<br />

547). Der Feststellungsbescheid ist Grundlagenbescheid für die persönliche ESt-<br />

Veranlagung <strong>de</strong>r Gesellschafter (s. § 182 AO).<br />

Verlustverrechnungsbeschränkungen bei WKÜberschüssen wegen sinngemäßer<br />

Anwendung <strong>de</strong>s § 15 a bei <strong>de</strong>n VuV-Einkünften gem. § 21 Abs. 1 Satz 2<br />

sowie bei typischer stiller Beteiligung im KapVermBereich (§ 20 Abs. 1 Nr. 4<br />

Satz 2) sind zu beachten.<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 57<br />

51–52


53<br />

§9 Anm. 53 Allgemeine Erläuterungen<br />

G. Verfahrensfragen<br />

I. Berücksichtigung von Werbungskosten im Veranlagungs-,<br />

Vorauszahlungs- und Lohnsteuerverfahren<br />

Einkommensteuerveranlagung und Antragsveranlagung: Der Abzug <strong>de</strong>r<br />

WK erfolgt für die einzelne natürliche Person im Veranlagungsverfahren bei <strong>de</strong>r<br />

Ermittlung <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkünfte (§§ 25–26 c, § 46), bei <strong>de</strong>r<br />

Antragsveranlagung (§ 46, früher LStJA) beschränkt auf die Einkünfte aus nichtselbständiger<br />

Arbeit (ggf. WKAbzug bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>r Summe <strong>de</strong>r estpfl.<br />

Einkünfte iSd. § 46 Abs. 2 Nr. 1). Bei KStPflicht mit Überschußeinkünften (s.<br />

Anm. 14) erfolgt <strong>de</strong>r WKAbzug im Rahmen <strong>de</strong>r KStVeranlagung (§ 31 KStG).<br />

Für Überschußeinkünfte erwirtschaften<strong>de</strong> Personenmehrheiten ist eine einheitliche<br />

und geson<strong>de</strong>rte Feststellung durchzuführen (§ 180 AO; s. eingehend<br />

Anm. 50); <strong>de</strong>r darauf basieren<strong>de</strong> Feststellungsbescheid ist Grundlagenbescheid<br />

für die persönliche EStVeranlagung <strong>de</strong>s Gesellschafters (s. § 171 Abs. 10, § 182<br />

AO).<br />

Die WK müssen vom Stpfl. „geltend“ gemacht wer<strong>de</strong>n, sofern die von Amts<br />

wegen anzusetzen<strong>de</strong>n WKPauschbeträge gem. § 9 a Satz 1 Nr. 1–3 überschritten<br />

wer<strong>de</strong>n sollen. Im Rahmen <strong>de</strong>r allgemein gelten<strong>de</strong>n Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse und<br />

Beweislastregeln (s. Anm. 54, 55) besteht auf die Berücksichtigung von WK ein<br />

Rechtsanspruch, <strong>de</strong>r ggf. im außergerichtlichen und gerichtlichen Rechtsbehelfsverfahren<br />

durchzusetzen ist. Zur Frage <strong>de</strong>r Nachholung von WK s. Anm. 57.<br />

Einkommensteuer-Vorauszahlungen können vom FA durch Erhöhung o<strong>de</strong>r<br />

Ermäßigung <strong>de</strong>r bislang festgesetzten Vorauszahlungen (zu evtl. Wertgrenzen s.<br />

§ 37 Abs. 5) an diejenige ESt. angepaßt wer<strong>de</strong>n, die sich für <strong>de</strong>n VZ voraussichtlich<br />

ergeben wird (§ 37 Abs. 3 Satz 3). Für <strong>de</strong>n Anpassungszeitraum anfallen<strong>de</strong><br />

und zu erwarten<strong>de</strong> WK können dabei vom Stpfl. ohne betragsmäßige Grenzen<br />

geltend gemacht wer<strong>de</strong>n, uU mittels einer in die Zukunft gerichteten Glaubhaftmachung;<br />

dies gilt für WK im Rahmen <strong>de</strong>r Ermittlung negativer Einkünfte aus<br />

Vermietung und Verpachtung allerdings nur eingeschränkt (s. § 37 Abs. 3<br />

Sätze 8–12).<br />

Lohnsteuer-Abzugsverfahren: In die LStTabellen für die StKlassen I–V ist<br />

<strong>de</strong>r WKPauschbetrag gem. § 9 a Satz 1 Nr. 1 für ArbN gesetzlich eingearbeitet<br />

(s. § 39 b Abs. 2 Satz 6 Nr. 1; zu Einzelheiten s. § 9a Anm. 30). Eine darüber<br />

hinausgehen<strong>de</strong> Berücksichtigung von WK durch einen Freibetrag auf <strong>de</strong>r<br />

LStKarte ist aus verfahrensökonomischen Grün<strong>de</strong>n nur für bestimmte Fälle zulässig:<br />

E § 39 a Abs. 1 Nr. 1 betr. Einkünfte aus nichtselbst. Arbeit: Für nachgewiesene, <strong>de</strong>n<br />

Pauschbetrag <strong>de</strong>s § 9 a Nr. 1 überschreiten<strong>de</strong> WK ist die aufwendungsbezogene<br />

Eintragungsgrenze von 600 E gem. § 39 a Abs. 2 Satz 4 zu beachten; für zusammenveranlagte<br />

Ehepaare s. § 39 a Abs. 3. Eine entsprechen<strong>de</strong> Regelung zur<br />

Durchführung <strong>de</strong>s LStAbzugs für beschränkt stpfl. ArbN enthält § 39 d Abs. 2<br />

Nr. 1.<br />

E § 39 a Abs. 1 Nr. 5 Buchst. b betr. negative Summe <strong>de</strong>r Einkünfte im Sinne <strong>de</strong>s § 2<br />

Abs. 1 Nr. 1–3, 5–7: Soweit die Beträge bei <strong>de</strong>r Festsetzung <strong>de</strong>r EStVorauszahlungen<br />

nach § 37 Abs. 3 zu berücksichtigen sind, können nach § 39 a Abs. 1<br />

Nr. 5 Buchst. b als Freibeträge auch die negative Summe <strong>de</strong>r Einkünfte ua. iSd.<br />

§ 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 6 u. 7 und <strong>de</strong>r negativen Einkünfte iSv. § 2 Abs. 1 Satz 1<br />

Nr. 5 eingetragen wer<strong>de</strong>n (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 272 c). Zu<br />

E 58 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 53–54 §9<br />

<strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r eingeschränkten Berücksichtigung von Verlusten aus<br />

VuV und positiver und negativer Einkünfte aus KapVerm. s. § 39 a Anm. 22 ff.<br />

und Schmidt/Drenseck XXIII. § 39 a Rn. 5; BFH v. 21. 11. 1997 VI R 93/95,<br />

BStBl. II 1998, 208 zu Kapitalvermögen.<br />

Bei Pauschalierung <strong>de</strong>r Lohnsteuer gem. §§ 40–40 b und bei <strong>de</strong>r Kapitalertragsteuer<br />

kommt eine Berücksichtigung von WK systembedingt nicht in Betracht<br />

(s. Anm. 16; BFH v. 21. 7. 1989 VI R 157/87, BStBl. II, 1032 zu WK im<br />

LStPauschalierungsverfahren). Übernimmt <strong>de</strong>r ArbG für <strong>de</strong>n ArbN die pauschale<br />

LSt., kann <strong>de</strong>r ArbN die mit diesen Einkünften in Zusammenhang stehen<strong>de</strong>n<br />

WK nicht bei sich geltend machen (FG Hamburg v. 20. 5. 1981, EFG<br />

1981, 621, rkr.; so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 78, A 272 d).<br />

II. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse und Feststellungslast für Werbungskosten<br />

1. Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse<br />

Nachweisverpflichtung <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen für Werbungskosten: Die im<br />

Rahmen einer Überschußeinkunftsart dargelegten und geltend gemachten WK<br />

(zur Zurechnungsfrage s. Anm. 40) sind vom Stpfl. auf Verlangen <strong>de</strong>r FinVerw.<br />

(zum Amtsermittlungsprinzip s. § 88 AO), uU auch <strong>de</strong>r FG als Tatsacheninstanzen<br />

(s. § 76 FGO; dazu instruktiv BFH v. 3. 8. 1984 VI R 147/81, BB 1986,<br />

1497) sowohl hinsichtlich ihres Entstehungsgrun<strong>de</strong>s als auch hinsichtlich ihrer<br />

Höhe nachzuweisen, zumin<strong>de</strong>st – ggf. im Wege <strong>de</strong>r Schätzung gem. § 162 AO –<br />

glaubhaft zu machen; entsprechen<strong>de</strong>s gilt für die zeitliche Berücksichtigung von<br />

WK gem. § 11 Abs. 2. Dieser allgemeine verfahrensrechtliche Grundsatz läßt<br />

sich aus § 9a Satz 1 Halbs. 1 entnehmen. Trotz <strong>de</strong>s an sich ein<strong>de</strong>utigen Wortlauts<br />

(„..., wenn nicht höhere WK nachgewiesen wer<strong>de</strong>n.“) läßt die Rspr. (ua. BFH<br />

v. 1. 3. 2002 VI R 141/00, BFH/NV 2002, 787) und die hM (ua. v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 262; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 86; Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 141; s. hierzu § 9a Anm. 17) – im Wege <strong>de</strong>r teleologischen Reduktion (Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 86) – zu Gunsten <strong>de</strong>s Stpfl. die Glaubhaftmachung genügen.<br />

In diesem Zusammenhang be<strong>de</strong>utet Glaubhaftmachung, daß aufgrund<br />

<strong>de</strong>s bezeichneten Beweismittels (dazu s. u.) ein nicht nur geringes Maß an Wahrscheinlichkeit<br />

für die Richtigkeit <strong>de</strong>r Tatsachenbehauptung besteht (BFH v.<br />

8. 11. 1979 IV R 42/78, BStBl. II 1980, 147).<br />

Mit nicht überprüfbaren bzw. nicht nachvollziehbaren bloßen Behauptungen<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. zur Veranlassung von Aufwendungen kann sich die FinVerw. auch im<br />

Interesse <strong>de</strong>r Besteuerungsgerechtigkeit nicht zufrie<strong>de</strong>ngeben; dies gebietet darüber<br />

hinaus eine richtig verstan<strong>de</strong>ne Mißbrauchsabwehr (s. etwa § 160 AO betr.<br />

fehlen<strong>de</strong> Empfängerbenennung). So for<strong>de</strong>rt zB die Rspr. bei str. Abzug von Kosten<br />

für ein Fachbuch, daß <strong>de</strong>r Stpfl. neben <strong>de</strong>m Titel, <strong>de</strong>m Preis und <strong>de</strong>m Kauftag<br />

auch die konkrete Verwendung für die Einkünfteerzielung nachzuweisen<br />

bzw. glaubhaft zu machen hat (BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00, BFH/NV 2001,<br />

774). Gelingt <strong>de</strong>m Stpfl. <strong>de</strong>r im Einzelfall gebotene Nachweis nicht und verbleiben<br />

Zweifel an <strong>de</strong>r Richtigkeit seines Tatsachenvortrags, so kann <strong>de</strong>r von ihm<br />

begehrte WKAbzug nicht erfolgen (zur Beweislast s. Anm. 55).<br />

In <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis liegen zahlreiche Anwendungsschwierigkeiten <strong>de</strong>s § 9<br />

im Beweisbereich (zB betr. Arbeitsmittel iSd. § 9 Abs. 1 Nr. 6), <strong>de</strong>r daher für die<br />

vielfältigen Abgrenzungsfragen eine große Rolle spielt. Das <strong>de</strong>n rein materiellrechtlichen<br />

Tatbestandsmerkmalen <strong>de</strong>s § 9 nachgeordnete Beweisproblem ist uE<br />

<strong>de</strong>r stsystematisch geeignete Verankerungspunkt für die objektiven Kriterien <strong>de</strong>s<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 59<br />

54


§9 Anm. 54 Allgemeine Erläuterungen<br />

Veranlassungsprinzips (str.; siehe zum Nachweisproblem bei vorab veranlaßten<br />

Erwerbsaufwendungen: Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im<br />

Einkommensteuerrecht, 2000, 99 ff.).<br />

Zeitlich gesehen kann <strong>de</strong>r Stpfl. seiner Nachweisverpflichtung bei Anfechtung<br />

<strong>de</strong>s StBescheids als Ergänzung zum Tatsachenvortrag spätestens bis zur letzten<br />

mündlichen Verhandlung vor <strong>de</strong>m FG nachkommen (vgl. BFH v. 28. 2. 1980 V<br />

R 118/76, BStBl. II, 415 betr. umsatzsteuerlichen Ausfuhrnachweis; uU finanzgerichtliche<br />

Kostentragung gem. § 137 Satz 2 FGO auch bei Obsiegen <strong>de</strong>s<br />

Stpfl.); eine erstmalige Geltendmachung von WK vor <strong>de</strong>m BFH als Revisionsinstanz<br />

führt dagegen nicht zum Erfolg. Der Beweiswert von gegenüber <strong>de</strong>r Tatbestandsverwirklichung<br />

nachträglich erstellten Unterlagen und Bescheinigungen<br />

(zB Strichlisten wegen beruflichen Telefonkostenanteils) kann allerdings im Einzelfall<br />

zweifelhaft sein (vgl. auch BFH v. 13. 2. 1987 III R 208/81, BStBl. II, 427<br />

betr. außergewöhnliche Belastungen gem. § 33). Für bestandskräftige Verwaltungsakte<br />

gilt <strong>de</strong>r Berichtigungsrahmen <strong>de</strong>s § 173 Abs. 1 Nr. 2 AO. Im Übrigen<br />

ist die Auffor<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r FinVerw. zur Vorlage von Beweismitteln kein selbständig<br />

anfechtbarer Verwaltungsakt, son<strong>de</strong>rn lediglich Vorbereitungshandlung zum<br />

Erlaß eines Steuerbescheids (s. FG Ba.-Württ. v. 27. 8. 1987, EFG 1988, 10 l,<br />

rkr.).<br />

Zum gesetzlich gebotenen Nachweis <strong>de</strong>r Körperbehin<strong>de</strong>rung s. § 9 Abs. 2<br />

Satz 4.<br />

Einschränkungen <strong>de</strong>r Nachweisverpflichtung gelten für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen:<br />

E Steuergesetzliche WKPauschalen: Teilweise entfällt das Nachweisgebot völlig (§ 9a<br />

Satz 1 Nr. 1–3 enthalten unwi<strong>de</strong>rlegbare gesetzliche WKVermutungen in Form<br />

von Min<strong>de</strong>stbeträgen; s. zum Gesetzeszweck § 9a Anm. 5), teilweise ist es auf<br />

die Darlegung <strong>de</strong>s Entstehungsgrun<strong>de</strong>s von WK beschränkt (§ 9 Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 4 Satz 2, Nr. 5 Satz 5 betr. nicht überschreitbare Höchstbeträge für Fahrtkosten<br />

zwischen Wohnung und Arbeitsstätte).<br />

E Verwaltungspauschalen für WK: Es han<strong>de</strong>lt sich um auf <strong>de</strong>m Schätzungswege<br />

(§ 162 AO) ermittelte, nachweisfreie Höchstgrenzen, die durch die FinVerw. nur bei<br />

einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung unterschritten wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />

Dadurch wer<strong>de</strong>n sowohl <strong>de</strong>r Stpfl. als auch die FinVerw. <strong>de</strong>r Verpflichtung zum<br />

Einzelnachweis – zumin<strong>de</strong>st in Teilbereichen – enthoben (zu weiteren Einzelheiten<br />

s. § 9a Anm. 8).<br />

E Verwaltungsmäßige (einzelfallbezogene) Nichtbeanstandungsgrenzen für WK: Sofern<br />

WK vom Stpfl. im Rahmen <strong>de</strong>r örtlichen Erfahrungswerte angesetzt wer<strong>de</strong>n,<br />

verzichtet die FinVerw. auch außerhalb <strong>de</strong>r ausdrücklich anerkannten Pauschalen<br />

aus Zweckmäßigkeits- und Vereinfachungsgesichtspunkten für verschie<strong>de</strong>ne<br />

Fallgruppen auf belegmäßige Einzelnachweise und sieht statt <strong>de</strong>ssen Nichtbeanstandungsgrenzen<br />

für die Geltendmachung von WK vor. Von ihrer Wirkung her<br />

ähneln diese Nichtbeanstandungsgrenzen einer Pauschalierung. Sie sind üblicherweise<br />

so ausgestaltet, daß im Anschluß an eine repräsentative Phase <strong>de</strong>s<br />

WKNachweises bzw. <strong>de</strong>r Glaubhaftmachung eine einzelfallbezogene Pauschalierung<br />

durch die FinVerw. akzeptiert wird, sofern davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n<br />

kann, daß sich die Verhältnisse beim Stpfl. nicht wesentlich geän<strong>de</strong>rt haben (vgl.<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 264 unter Hinweis auf FinMin. NRW v.<br />

23. 1. 1979, FR 1979, 94; siehe zB OFD Karlsruhe v. 11. 2. 2003, DStR 2003,<br />

371 betr. Durchführung <strong>de</strong>r ArbNVeranlagung 2002: 16 E für beruflich veranlaßte<br />

Kontoführungsgebühren; 110 E Arbeitsmittel; bis zu 20 vH <strong>de</strong>s Rech-<br />

E 60 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 54 §9<br />

nungsbetrags für Telefon- u. Internetnutzung, höchstens 20 E oä., s. hierzu auch<br />

§ 9a Anm. 8). Den innerdienstlichen Nichtbeanstandungsgrenzen kommt nicht<br />

die Qualität eines Pauschbetrags zu mit <strong>de</strong>r Folge, daß auf <strong>de</strong>ren Beachtung auch<br />

kein Rechtsanspruch besteht (so FG Hamburg v. 22. 1. 2003 I 72/02, nv.; FG<br />

Bran<strong>de</strong>nb. v. 25. 2. 1999, EFG 1999, 601, rkr.; FG Köln v. 26. 7. 1993, EFG<br />

1994, 29, rkr.; zustimmend Stark in L/B/P, § 9 Rn. 151). Sie begrün<strong>de</strong>n keinen<br />

Vertrauensschutz dahingehend, daß sie <strong>de</strong>n Stpfl. von vornherein von <strong>de</strong>r Belegsammlung<br />

und <strong>de</strong>r Aufbewahrungsverpflichtung befreien (so FG Hamburg v.<br />

22. 1. 2003 aaO). Den Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen ist bei <strong>de</strong>r Geltendmachung geringfügiger<br />

Aufwendungen nicht bereits dadurch genüge getan, daß <strong>de</strong>ren Entstehung<br />

<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach glaubwürdig ist.<br />

Beweisfragen, Typisierung und Mitwirkungsbereitschaft <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen:<br />

Durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r ist bei <strong>de</strong>r von Amts wegen vorzunehmen<strong>de</strong>n<br />

Sachverhaltsaufklärung, Beweiserhebung und Beweiswürdigung zu prüfen,<br />

ob <strong>de</strong>r vom Stpfl. im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten behauptete<br />

Erwerbsbezug von Aufwendungen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach erkennbar,<br />

nachvollziehbar o<strong>de</strong>r wenigstens plausibel ist. Die gebotene Ermittlungsintensität<br />

und die verlangten Nachweise hängen stark von <strong>de</strong>n Gesamtumstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s<br />

Einzelfalls ab (s. auch § 88 Abs. 1 Satz 3 AO), wobei vor allem die FinVerw.<br />

überzogene Anfor<strong>de</strong>rungen und materielle Typisierungen auch bei unüblichem<br />

Sachverhaltsvortrag vermei<strong>de</strong>n sollte (zur Unterscheidung gegenüber <strong>de</strong>n im<br />

Grundsatz zulässigen formellen Typisierungen s. Lang in DStJG 9 [1986], 82);<br />

die gebotene Mitwirkungsbereitschaft <strong>de</strong>s Stpfl. steht dazu in direkter Wechselbeziehung<br />

(so zutr. BFH v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510,<br />

[514]; s. auch § 90 Abs. 1 Satz 3 AO). Aus verfahrensökonomischen Grün<strong>de</strong>n<br />

dürfte für die Strenge <strong>de</strong>r Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen auch die Höhe <strong>de</strong>r geltend<br />

gemachten WK eine Rolle spielen (s. aber BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00,<br />

BFH/NV 2001, 774 zur Nachweispflicht auch bei geringfügigen Kosten für Büromaterial).<br />

Bei verbleiben<strong>de</strong>r Ungewißheit am Sachverhaltsvortrag kann eine<br />

vorläufige StFestsetzung gem. § 165 AO von <strong>de</strong>r FinVerw. in Erwägung gezogen<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 19. 6. 1997 IV R 4/97, BFH/NV 1997, 758; Stark in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 149; Kreft aaO, 99, 112 f. zum Anspruch <strong>de</strong>s Stpfl. auf eine vorläufige<br />

StFestsetzung).<br />

E Prozessualer Nachweis: Zum einen kann <strong>de</strong>r Nachweis entstan<strong>de</strong>ner WK in<br />

streng prozessualer Form durch die anerkannten Beweismittel iSd. § 92 AO und<br />

§ 81 FGO erbracht wer<strong>de</strong>n (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 84; zB Erteilung<br />

von Auskünften, Vorlage von Urkun<strong>de</strong>n und Akten, Inaugenscheinnahme, Zeugen,<br />

Sachverständige). Dabei besteht für <strong>de</strong>n Stpfl. lediglich eine Beweismittel-<br />

Benennungspflicht (§ 90 Abs. 1 Satz 2 AO); die Beschaffung <strong>de</strong>r Beweismittel<br />

durch <strong>de</strong>n Stpfl. ist abgesehen von Auslandssachverhalten nicht erfor<strong>de</strong>rlich (dazu<br />

s. u.).<br />

Da <strong>de</strong>r WKBegriff auch subjektive, im Willensbereich <strong>de</strong>s Stpfl. liegen<strong>de</strong> Tatbestandselemente<br />

beinhaltet (zB bei vorab veranlaßten Aufwendungen u. Fehlaufwendungen),<br />

kommen als Beweisarten neben <strong>de</strong>m Anscheinsbeweis vor allem<br />

auch <strong>de</strong>r Indizienbeweis in Betracht (dazu allgemein Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 208 f.). Auf die durch die subjektiven Erwägungen <strong>de</strong>s<br />

Stpfl. notwendigerweise auftreten<strong>de</strong>n Beweisschwierigkeiten muß <strong>de</strong>r Rechtsanwen<strong>de</strong>r<br />

angemessen Rücksicht nehmen; überspannte Anfor<strong>de</strong>rungen im Indizienbereich<br />

sind zu vermei<strong>de</strong>n (so ausdrücklich BFH v. 8. 2. 1983 VIII R 163/<br />

81, BStBl. II, 355 betr. Abschlußgebühren für Bausparverträge; uE han<strong>de</strong>lt es<br />

sich um eine für Beweisfragen allgemein gelten<strong>de</strong> Aussage).<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 61


55<br />

§9 Anm. 54–55 Allgemeine Erläuterungen<br />

Erhöhte Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen durch die FinVerw. und entsprechen<strong>de</strong> Mitwirkungspflichten<br />

auf Seiten <strong>de</strong>r Beteiligten bestehen für WK bei Auslandsbeziehungen<br />

(s. § 90 Abs. 2 AO; vgl. hierzu Klein/Brockmeyer, AO, 8. Aufl.<br />

2003, § 90 Rn. 7 ff. mwN auf die Rspr., insbeson<strong>de</strong>re bei Einschaltung von Domizilgesellschaften;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 89, § 33 a Rn. 66, 166).<br />

E Glaubhaftmachung, Schätzung und Typisierung: Zum an<strong>de</strong>ren besteht für <strong>de</strong>n Stpfl.<br />

die Möglichkeit, die dargelegten WK durch substantiierten Sachvortrag glaubhaft<br />

und plausibel zu machen (vgl. ähnlich BFH v. 31. 3. 1987 IX R 111/86,<br />

BStBl. II, 668 betr. Überschußerzielungsabsicht beim Mietkaufmo<strong>de</strong>ll). An<strong>de</strong>renfalls<br />

wäre eine ökonomische Bewältigung <strong>de</strong>s stl. Massenverfahrens durch<br />

die FinVerw. nicht mehr möglich, da generelle Beweiserhebungen mit prozessualem<br />

Aufwand zu zeitintensiv wären (vgl. auch Lang in DStJG 9 [1986], 79).<br />

Im übrigen erfolgt eine auch <strong>de</strong>n Sachverhalt eingehend ermitteln<strong>de</strong> Außenprüfung<br />

gem. § 193 Abs. 2 Nr. 2 AO bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

nur selten (dazu eingehen<strong>de</strong>r v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />

A 283). Die Nachweisanfor<strong>de</strong>rungen steigen im finanzgerichtlichen Verfahren.<br />

Hinsichtlich Umfang und Höhe von WK ist eine sachgerechte Schätzung gem.<br />

§ 162 AO sowohl durch <strong>de</strong>n Stpfl. als auch durch die FinVerw. zulässig.<br />

Dazu BFH v. 25. 10. 1985 VI R 15/81, BStBl. II 1986, 200 (206) betr. beruflichen Telefonkostenanteil;<br />

v. 6. 11. 1986 VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188 (190 f.) betr. berufliche<br />

Umzugskosten; vgl. auch Tipke, StuW 1979, 206: keine Schätzung bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation<br />

von Aufwendungen; eingehend zu <strong>de</strong>n Schätzungsbefugnissen auch v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 265ff. u A 284 ff.; zur sog. tatsächlichen Verständigung<br />

s. u.<br />

So kann <strong>de</strong>r Stpfl. kleine Aufwendungen schätzen, wenn <strong>de</strong>ren Entstehung und<br />

<strong>de</strong>ren Höhe nach <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung im hohen Maße glaubhaft<br />

sind und die Aufwendungen im einzelnen aber nicht o<strong>de</strong>r nur sehr schwer nachweisbar<br />

sind (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 265). Der WKAbzug von<br />

geschätzten, insbeson<strong>de</strong>re kleineren Aufwendungen (zB Parkuhren, Trinkgel<strong>de</strong>rn)<br />

setzt aber voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Anlaß <strong>de</strong>r Aufwendung zwar plausibel<br />

erläutert, das Ausstellen o<strong>de</strong>r Sammeln von Belegen aber nicht möglich o<strong>de</strong>r<br />

nicht üblich ist, weil dies in keinem Verhältnis zur Geringfügigkeit <strong>de</strong>s Betrags<br />

stehen wür<strong>de</strong> (so FG Ba.-Württ. v. 8. 1. 2000, StE 2001, 168; zust. v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 265; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 145).<br />

Tatsächliche Verständigungen zwischen FinVerw. und Stpfl. in Fällen erschwerter<br />

Sachverhaltsermittlung (zB bei trotz Bemühung um Aufklärung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Wertschätzungen) sind im Interesse <strong>de</strong>s Rechtsfrie<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Besteuerungseffektivität<br />

zulässig und bin<strong>de</strong>nd; ein unzulässiger Vergleich über<br />

Steueransprüche bei materiellrechtlichen Fragen erfolgt dadurch nicht (allgem.<br />

Meinung: s. das Grundsatzurteil <strong>de</strong>s BFH v. 11. 12. 1984 VIII R 131/76,<br />

BStBl. II 1985, 354; BFH v. 14. 9. 1994 I R 125/93, BFH/NV 1995, 369 mwN;<br />

vgl. hierzu auch umfassend Seer, Verständigungen im Steuerverfahren, 1996,<br />

174 ff.; <strong>de</strong>rs., BB 1998, 85; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 288; Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 190). Diese Grundsätze gelten uE auch für im Sachverhaltsbereich<br />

angesie<strong>de</strong>lte Abgrenzungs- und Zuordnungsfragen bei WK.<br />

Eine tatsächliche Verständigung über Rechtsfragen ist gleichwohl unzulässig<br />

(BFH v. 14. 9. 1994 I R 125/93, BFH/NV 1995, 369).<br />

2. Feststellungslast<br />

Grundregeln: Die FinVerw. und die ggf. angerufene Gerichtsbarkeit haben die<br />

bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Sachverhalts festgestellten rechtserheblichen Fakten,<br />

E 62 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 55 §9<br />

Umstän<strong>de</strong>, Indizien, vom Stpfl. vorgetragenen Beweggrün<strong>de</strong> und sonstigen angebotenen<br />

Beweise für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen umfassend abzuwägen<br />

(sog. freie Beweiswürdigung gem. § 96 Abs. 1 Satz 1 FGO). Lassen sich<br />

die geltend gemachten WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong>, ggf. auch <strong>de</strong>r Höhe nach trotz Amtsermittlung<br />

und Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. für <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r nicht mit hinreichen<strong>de</strong>r<br />

Sicherheit feststellen, so trifft nach stRspr. <strong>de</strong>n Stpfl. <strong>de</strong>r Nachteil <strong>de</strong>r<br />

verbleiben<strong>de</strong>n Ungewißheit; entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln<br />

trägt <strong>de</strong>r Stpfl. für steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Umstän<strong>de</strong> die objektive Beweislast (Feststellungslast).<br />

Eine subjektive Beweislast (Beweisführungslast) wird <strong>de</strong>m Stpfl. damit<br />

allerdings nicht auferlegt. Diese Rechtsprechungsgrundsätze knüpfen an die<br />

Rosenbergsche Normenbegünstigungstheorie (Rosenberg, Die Beweislast auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>s bürgerlichen Gesetzbuches und <strong>de</strong>r Zivilprozessordnung, 1965,<br />

98 f.) an.<br />

Vgl. dazu zB: BFH v. 12. 11. 2001 VIII B 61/01, BFH/NV 2002, 220; v. 12. 9. 2001<br />

VI R 72/97, BStBl. II, 775; Bv. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II 1999, 676; v.<br />

24. 4. 1997 VIII R 53/95, BStBl. II, 682; v. 23. 4. 1996 IX R 5/94, BStBl. II, 595; v.<br />

21. 6. 1994 VIII R 37/91, BFH/NV 1994, 859. Zu <strong>de</strong>n Beweislastregeln im StRecht<br />

allgemein Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 217.<br />

Ausnahmen: In Einzelfällen ist eine differenzierte Anwendung <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Regeln zur Feststellungslast geboten. So kann etwa ein „Negativ-Beweis“ dahingehend,<br />

daß ein bei typischem Geschehensablauf erwerbsbezogener Gegenstand<br />

nicht privat genutzt wird, vom Stpfl. we<strong>de</strong>r verlangt noch erbracht wer<strong>de</strong>n; insoweit<br />

liegt die Beweislast nicht beim Stpfl., son<strong>de</strong>rn beim FA (Nachweis <strong>de</strong>s atypischen<br />

Sachverhalts, vgl. auch Bauwens, FR 1987, 458 f. betr. beruflich genutztes<br />

Fernsehgerät; Hess. FG v. 9. 12. 1986, EFG 1987, 552, rkr., betr.<br />

Dienstkleidung eines Revierförsters). UU kann vom Stpfl. bei <strong>de</strong>rartigen Sachverhalten<br />

eine ei<strong>de</strong>sstattliche Versicherung gem. § 95 AO zur Bekräftigung seiner<br />

Argumentation angeboten wer<strong>de</strong>n.<br />

Einer Modifikation <strong>de</strong>r starren Beweislastregeln nach <strong>de</strong>r Normenbegünstigungstheorie<br />

bedarf es aber auch dann, wenn das Sachaufklärungs<strong>de</strong>fizit nicht<br />

auf einer Mitwirkungspflichtverletzung <strong>de</strong>s Stpfl. beruht (vgl. hierzu Osterloh,<br />

Gesetzesbindung und Typisierungsspielräume, 1992, 264 ff.; Tenbrock, DieVerteilung<br />

<strong>de</strong>r objektiven Beweislast im Steuerrecht, 1997, 85 ff.; Schmidt, Die Problematik<br />

<strong>de</strong>r objektiven Beweislast im Steuerrecht, 1998, 220 ff.). In diesen Fällen<br />

ist das Beweismaß herabzusetzen (§ 162 AO; s. Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 21 Rn. 217 zur sphärenorientierten Beweisrisikoverteilung; Seer, Verständigungen<br />

im Steuerrecht, 1996, 194; Tipke/Kruse/Seer, § 162 AO, Rn. 8).<br />

Verpflichtung zur Beweisvorsorge: Da <strong>de</strong>n Stpfl. für die Geltendmachung<br />

von WK die objektive Beweislast als Folge verbleiben<strong>de</strong>r Zweifel an seinem<br />

Sachvortrag trifft, sollten frühzeitig Maßnahmen zur Nachweisvorsorge getroffen<br />

wer<strong>de</strong>n (zB Dokumentation <strong>de</strong>s Reiseablaufs, Nachweise wegen durchgeführter<br />

Geschäftsbewirtungen usw.). Der BFH geht in diesem Zusammenhang<br />

sogar von einer Verpflichtung <strong>de</strong>s Stpfl. zur Beweisvorsorge im Rahmen seiner<br />

Mitwirkungspflicht aus (vgl. BFH v. 22. 12. 2000 IV B 4/00, BFH/NV 2001,<br />

774 zur Beibringung geeigneter Aufzeichnungen zur Bestimmung <strong>de</strong>s beruflichen<br />

Anteils an <strong>de</strong>n Telefonkosten; s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A<br />

269). Der eingeschaltete stl. Berater erfüllt insoweit eine wichtige Präventivfunktion.<br />

Gesetzliche Aufzeichnungsverpflichtungen für WK bestehen allerdings<br />

nicht (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 272). Darüber hinaus kommt einer<br />

<strong>de</strong>zidierten Sachverhaltsaufbereitung und -darstellung im außergerichtlichen und<br />

gerichtlichen Rechtsbehelfsverfahren eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu (anschaulich<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 62/1


56<br />

57<br />

§9 Anm. 55–57 Allgemeine Erläuterungen<br />

zur sachverhaltsbezogenen Argumentationsebene neben <strong>de</strong>r rechtlichen Subsumtion<br />

in stlichen Konfliktfällen Streck, Der Steuerstreit, 1986, 64–66).<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Nachholung, Verzicht und Wahlrechte beim Werbungskostenabzug<br />

Nachholung: Entsprechend <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen Nettoprinzip (s.<br />

Anm. 6) können WK grds. nur im VZ <strong>de</strong>r Verausgabung o<strong>de</strong>r nach Maßgabe<br />

<strong>de</strong>r AfA-Vorschriften vom Stpfl. bei <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart geltend gemacht<br />

und abgezogen wer<strong>de</strong>n; eine Nachholungsmöglichkeit für WK in einem<br />

an<strong>de</strong>ren VZ etwa bei irrtümlich nicht angesetzten Aufwendungsbeträgen besteht<br />

im Grundsatz nicht. Anstelle einer Nachholung müssen die verfahrensrechtl.<br />

Berichtigungsmöglichkeiten (zB § 164, § 165, §§ 172–177 AO) durch <strong>de</strong>n<br />

Stpfl. ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n (zur Berichtigung bestandskräftiger StBeschei<strong>de</strong><br />

nach § 173 AO s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 274); eine <strong>de</strong>rartige nachträgliche<br />

Geltendmachung tatsächlich entstan<strong>de</strong>ner Erwerbsaufwendungen<br />

kommt auch im Rechtsbehelfsverfahren in Betracht, zT allerdings nur in einem<br />

begrenzten ¾n<strong>de</strong>rungsrahmen (§ 351 AO).<br />

Beschränkte vom Steuergesetzgeber und <strong>de</strong>r Rspr. zugelassene Nachholungsmöglichkeiten<br />

bestehen bei <strong>de</strong>n AfA-Vorschriften gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

iVm. §§ 7ff. (s. hierzu § 7 Anm. 95 ff.).<br />

Verzicht auf Geltendmachung: Ob <strong>de</strong>r Stpfl. auf <strong>de</strong>n Abzug von WK, die er<br />

im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten nachgewiesen hat o<strong>de</strong>r die <strong>de</strong>m FA aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Amtsermittlung bekanntgewor<strong>de</strong>n sind, auf Antrag verzichten kann,<br />

soweit die gesetzlichen WKPauschbeträge gem. § 9a Satz 1 Nr. 1–3 überschritten<br />

sind, ist str. (gegen Verzichtsmöglichkeit: BFH v. 14. 4. 1993 I R 120/91,<br />

BStBl. II, 738 zu § 46 für nicht antragsgebun<strong>de</strong>ne Aufwendungen; s. aber BFH<br />

v. 8. 10. 1991 IX R 162/87, BFH/NV 1993, 174, wo die Frage ausdrücklich offengelassen<br />

wur<strong>de</strong>; FG Saarl. v. 2. 4. 1992, EFG 1992, 607, rkr.; v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 303 a; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 157; Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 92; Schmidt/Glanegger XXIII. § 46 Rn. 35; aA FG Berlin v.<br />

4. 11. 1986, EFG 1987, 464, nrkr.; Endriss, DB 1982, 513). Die stl. Problematik<br />

hat sich durch das Außerkrafttreten <strong>de</strong>s § 46 Abs. 1 zum 31. 12. 1995 entschärft.<br />

Gleichwohl sind auch verschie<strong>de</strong>ne außerstl. Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>nkbar (zB Vorlage von<br />

StBeschei<strong>de</strong>n zur Bonitätsprüfung bei Kreditinstituten).<br />

UE gebietet § 9 Abs. 1 iVm. § 11 Abs. 2 vom Wortlaut her zwingend <strong>de</strong>n Abzug<br />

„amtsbekannter“ WK (§ 9 Abs. 1, 2: „sind ... abzuziehen“; § 11 Abs. 2 Satz 1:<br />

„sind ... abzusetzen“). Der Abzug <strong>de</strong>r WK dient überdies <strong>de</strong>r Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips und ist damit Grundlage <strong>de</strong>r Besteuerung nach <strong>de</strong>r<br />

Leistungsfähigkeit. Auf die Erfassung „amtsbekannter“ WK kann zur richtigen<br />

Erfassung <strong>de</strong>r Einkünfte daher nicht verzichtet wer<strong>de</strong>n (so auch v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. A 303). Ein Verzicht auf <strong>de</strong>n Ansatz <strong>de</strong>s Pauschbetrags nach<br />

§ 9a Satz 1 Nr. 1–3 ist rechtlich ebenfalls nicht zulässig (s. § 9a Anm. 22).<br />

Etwas an<strong>de</strong>res gilt lediglich für antragsgebun<strong>de</strong>ne WK (zB § 9 Abs. 2 o<strong>de</strong>r § 9<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 6 Abs. 2 Satz 1).<br />

Wegen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Stpfl. treffen<strong>de</strong>n Feststellungslast und seiner Mitwirkungsverpflichtung<br />

unabhängig vom Amtsermittlungsgrundsatz <strong>de</strong>r FinVerw. besteht bei<br />

Fallgestaltungen beabsichtigten WKVerzichts allerdings in <strong>de</strong>r Besteuerungspra-<br />

E 62/2 Kreft


Allgemeine Erläuterungen Anm. 57–59 §9<br />

xis ein nicht unwesentlicher Gestaltungsfreiraum (s. auch Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 157: „faktischer Verzicht“ durch Verschweigen; Klenk, FR 1972, 111).<br />

Wahlrechte, die <strong>de</strong>m Stpfl. auf Antrag im Steuer<strong>de</strong>klarationsverfahren zielentsprechend<br />

zu nutzen<strong>de</strong> Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen, fin<strong>de</strong>n sich im<br />

WKBereich an verschie<strong>de</strong>nen Stellen (zB im mit Wirkung ab 1. 1. 2004 wie<strong>de</strong>r<br />

eingeführten § 82 b EStDV; zu weiteren Hinweisen s. Anm. 10).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 214 Mai 2004 Kreft<br />

E 62/3<br />

58–59


§9 Allgemeine Erläuterungen<br />

E 62/4 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand §9<br />

Erläuterungen zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Allgemeiner Werbungskostentatbestand<br />

und Rechtsfolgen<br />

Schrifttum: Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, München 1974;<br />

Kröger, Zum Veranlassungsprinzip im EStRecht, StuW 1978, 289; Görlich, Zur<br />

Systematik <strong>de</strong>r Begriffe Betriebsausgaben, Werbungskosten und Aufwendungen für die<br />

Lebensführung, DB 1979, 711; Kröger, Zur steuerrechtlichen Abgrenzung zwischen betrieblich<br />

(beruflich) veranlaßten und durch die Lebensführung veranlaßten Aufwendungen<br />

– Eine Erwi<strong>de</strong>rung, BB 1979, 1284; Offerhaus, Zur steuerrechtlichen Abgrenzung zwischen<br />

betrieblich (beruflich) veranlaßten und durch die Lebensführung veranlaßten Aufwendungen,<br />

BB 1979, 617, 667; Tipke, Zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />

von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, StuW 1979, 193; Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r<br />

Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, Köln 1980, insbeson<strong>de</strong>re<br />

mit folgen<strong>de</strong>n Beiträgen zur Auslegung <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs: Söhn, Betriebsausgaben/Privatausgaben,<br />

gemischte Aufwendungen, 13; Ruppe, Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebsausgaben/Werbungskosten<br />

von <strong>de</strong>n Privatausgaben, 103; v. Bornhaupt, Der Begriff<br />

<strong>de</strong>r WK unter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung seines Verhältnisses zum Betriebsausgabenbegriff,<br />

149; v. Bornhaupt, Anmerkung zu BFH v. 28.11.1980 VI R 193/77, BB 1981, 773;<br />

Gorski, Zur Abzugsfähigkeit gemischter Aufwendungen (§ 12 Nr. 1 EStG), DStZ 1981,<br />

111; Kruse, Über Werbungskosten, FR 1981, 473; <strong>de</strong>rs., Streit um die WK, JbFStR 1981/<br />

82, 164; Richter, Zur Deckungsgleichheit <strong>de</strong>s WKBegriffs mit <strong>de</strong>m Betriebsausgabenbegriff,<br />

FR 1981, 556; Kruse, Über Werbungskosten, FR 1981, 473; Wassermeyer, Rechtssystematische<br />

Überlegungen zum WKBegriff, StuW 1981, 245; v. Bornhaupt, Zur Problematik<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs, FR 1982, 313; Richter, Neue Fragen zur Lohnsteuer, KÖSDI<br />

1982, 4802; Wassermeyer, Das Erfor<strong>de</strong>rnis objektiver u. subjektiver Tatbestandsmerkmale<br />

in <strong>de</strong>r ertragsteuerlichen Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH, StuW 1982, 352; Curtius-Hartung,<br />

Zur Abgrenzung <strong>de</strong>s WKBegriffs im Einkommensteuerrecht, StbJb. 1982/83, 11; v.<br />

Bornhaupt, Ermittlung <strong>de</strong>s WKBegriffs nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip im Wege <strong>de</strong>r<br />

Rechtsfortbildung, DStR 1983, 11; Richter, Neue Erkenntnisse zum WKBegriff bei <strong>de</strong>n<br />

Einkünften aus nichtselbst. Arbeit, Inf. 1983, 347; Söhn, WK wegen doppelter Haushaltsführung<br />

und allgemeiner WKBegriff, StuW 1983, 193; Streck, Betriebsausgaben, WK<br />

und Lebensführung – Grenzbereich –, KÖSDI 1983, 4970; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus VuV, Gelsenkirchen 1984; Felix, Betriebsausgaben- und Werbungskostenabzug<br />

nach <strong>de</strong>r reinen Steuerrechtslehre, KÖSDI 1985, 5938, Kröner, Differenzieren<strong>de</strong><br />

Betrachtungen zum Betriebsausgaben- und Werbungskostenbegriff, StuW 1985, 115; Pöllath/Raupach,<br />

WKAbzug für Aufwendungen <strong>de</strong>r allgemeinen Verwaltung privater Kapitalvermögen,<br />

DB 1985, 616; Lang, Die Einkünfte <strong>de</strong>s Arbeitnehmers – Steuerrechtssystematische<br />

Grundlegung, Köln 1986, 15; Prinz, Grundsatzbetrachtungen zum WKBegriff,<br />

FR 1986, 397; Walz, Steuerrechtliches Case Law o<strong>de</strong>r Dictum <strong>de</strong>s Gesetzgebers?, StuW<br />

1986, 21; Felix, Gemischte Ausgaben: Ausnahmen vom Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

(§ 12 Nr. 1 Satz 2 EStG), KÖSDI 1987, 6733; Wanner, Der einkommensteuerrechtliche<br />

Zurechnungszusammenhang steuerbarer Wertabgänge, StuW 1987, 302; Wüllenkemper,<br />

Rückfluß von Aufwendungen im Einkommensteuerrecht, Köln 1987; Hirsch, Die Einordnung<br />

<strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 EStG in das System <strong>de</strong>r Überschußrechnung, DStR<br />

1988, 197; Jakob/Wittmann, Von Zweck u. Wesen stlicher AfA FR 1988, 540; Kirchhof,<br />

Empfiehlt es sich, das EStRecht zur Beseitigung von Ungleichbehandlungen u. zur Vereinfachung<br />

neu zu ordnen?, Gutachten F zum 57. Deutschen Juristentag Mainz 1988,<br />

39–51, 92 f.; Lang, Die Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r ESt., Kölner Habilitationsschrift 1981/<br />

88, 318–338, 491–500; Ley, Neue Rechtsprechung und Verwaltungsübung zu Reisekosten<br />

u. doppelter Haushaltsführung, KÖSDI 1988, 7375; Loy, Aufbruch eines privaten PKW<br />

u. Diebstahl <strong>de</strong>s Autoradios o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Vermögensgegenstän<strong>de</strong> anläßlich beruflich veranlaßter<br />

Fahrten, DB 1988, 21; Mittmann, Aufwandsverteilung- und -übertragung durch<br />

AfA nach § 9 EStG?, DStZ 1988, 251; Meyer, Nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

VuV, DStZ 1988, 200; Seitrich, Einbringung zum Teilwert auch ohne Betriebsvermögen?,<br />

BB 1988, 734; Söffing, Die Angleichung <strong>de</strong>s Werbungskostenbegriffs an <strong>de</strong>n Be-<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 63


60<br />

§9 Anm. 60 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

triebsausgabenbegriff, DB 1990, 2086; Krüger, Führen Werbungskosten zu Überschusserzielungsvermögen?,<br />

FR 1995, 633; Prinz, Grundfragen und Anwendungsbereiche <strong>de</strong>s<br />

Veranlassungsprinzips im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>, StuW 1996, 267; Rauch, Nachträgliche Werbungskosten<br />

– Zu späte Aufwendungen, Diss., Frankfurt/Berlin 1996; Kreft, Vorab veranlasste<br />

Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, Diss., Berlin/ua. 2000; Ders.,<br />

Studienkosten als (vorab) veranlasste Erwerbsaufwendungen, FR 2002, 657; Stapperfend,<br />

Über Werbungskosten und Betriebsausgaben, in FS für H. W. Kruse, Köln 2001, 553;<br />

Fuhrmann, Brennpunkte und neue Rechtsentwicklungen zum Werbungskostenabzug,<br />

KÖSDI 2002, 13213.<br />

A. Überblick über die Tatbestandsmerkmale und<br />

Rechtsfolgen <strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs<br />

(Abs. 1 Sätze 1 und 2)<br />

Abs. 1 Satz 1 <strong>de</strong>finiert <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r WK allgemein, in<strong>de</strong>m er drei Voraussetzungen<br />

nennt, unter <strong>de</strong>nen Aufwendungen als WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach bei <strong>de</strong>r<br />

Einkünfteermittlung bei <strong>de</strong>n Überschusseinkünften (§ 2 Abs. 2 Nr. 2) entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Nettoprinzip (s. Anm. 6) von <strong>de</strong>n Einnahmen abzuziehen sind.<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r „Werbungskosten“ stellt sprachlich eine Abkürzung für Erwerbungs-<br />

o<strong>de</strong>r Erwerbskosten dar (Tipke, Steuerrechtsordnung II, 1993, 638). Unabhängig<br />

von seiner sprachlichen Interpretationsfähigkeit han<strong>de</strong>lt es sich allerdings<br />

um einen eigenständigen estspezifischen Begriff iS eines terminus technicus<br />

(vgl. zur historischen Entwicklung <strong>de</strong>s Begriffs mwN v. Bornhaupt in K/S/M,<br />

§ 9 Rn. B 3). Die im kaufmännischen Sprachgebrauch häufig als Werbungskosten bezeichneten<br />

Aufwendungen für Werbung (Werbekosten, Reklamekosten) sind dagegen<br />

Betriebsausgaben gem. § 4 Abs. 4.<br />

Tatbestandsmerkmale: Die gesetzliche Definition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 „Aufwendungen<br />

zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“ enthält im<br />

wesentlichen drei kumulativ erfor<strong>de</strong>rliche Tatbestandselemente:<br />

– „Aufwendungen“ müssen vorliegen, dh. Vermögensmin<strong>de</strong>rungen, die <strong>de</strong>m<br />

Stpfl. nach <strong>de</strong>n allg. Zurechnungsregeln zuzuordnen sind (s. Anm. 65 ff.);<br />

– „Einnahmen“ im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten (§ 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm.<br />

§§ 19–23) müssen Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen sein (s. Anm. 105 ff.);<br />

– „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ <strong>de</strong>r Einnahmen müssen die Aufwendungen<br />

dienen (s. Anm. 115–195).<br />

Diese Merkmale lassen (zu Unrecht) die stl. maßgebliche Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. (Tätigkeit,<br />

Handlung o<strong>de</strong>r sonstige Leistung), die Gegenstand <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart (nichtselbst.<br />

Tätigkeit, Kapitalüberlassung, Vermietung und Verpachtung, sonstige Leistung)<br />

und auf Einkunftserzielungsabsicht ausgerichtet ist, als notwendiges Bin<strong>de</strong>glied unerwähnt<br />

und bleiben in ihrer finalen Ausrichtung („zur“ Erwerbung usw.) hinter <strong>de</strong>m<br />

Veranlassungsprinzip <strong>de</strong>s Betriebsausgabenbegriffs (§ 4 Abs. 4) umfangmäßig zurück;<br />

<strong>de</strong>r BFH hat in<strong>de</strong>s <strong>de</strong>n WKBegriff im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung iSd. „Veranlassungsprinzips“<br />

erweitert (s. Anm. 130; kritisch hierzu Stapperfend, Über Betriebsausgaben<br />

und Werbungskosten, FS Kruse, 2001, 534 ff.).<br />

Der Werbungskostenbegriff läßt sich <strong>de</strong>mnach etwa wie folgt umschreiben:<br />

Werbungskosten sind Aufwendungen, die durch die jeweilige Einkunftsart, dh.<br />

die berufliche Tätigkeit o<strong>de</strong>r die sonstige erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />

veranlaßt sind.<br />

Zur inhaltlichen Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r Begriffe WK und BA s. Anm. 23.<br />

E 64 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 60–65 §9<br />

Rechtsfolge bei Vorliegen <strong>de</strong>r Voraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs (s.o.) ist gem.<br />

Abs. 1 Satz 2 <strong>de</strong>r Abzug bei <strong>de</strong>r Einkunftsart, bei <strong>de</strong>r die Erwerbsaufwendungen<br />

„erwachsen“ sind (s. Anm. 210 ff.).<br />

Einstweilen frei.<br />

B. Werbungskosten als „Aufwendungen“ (Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Begriff <strong>de</strong>r „Aufwendungen“ (= Ausgaben)<br />

1. „Aufwendungen“ als vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Abfluß von Gütern in<br />

Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert (Ausgabe)<br />

Der Begriff „Aufwendungen“ <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>m Begriffen „Ausgaben“ und<br />

läßt sich im Umkehrschluß aus § 8 (Einnahmebegriff) <strong>de</strong>finieren als „vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Abfluß von Gütern in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert“.<br />

Deckungsgleichheit mit <strong>de</strong>m Ausgabenbegriff: Werbungskosten setzen<br />

gem. Abs. 1 Satz 1 ua. das Entstehen von Aufwendungen voraus. Obwohl <strong>de</strong>r<br />

Aufwendungsbegriff an zahlreichen weiteren Stellen <strong>de</strong>s EStG Verwendung fin<strong>de</strong>t<br />

(zB § 4 Abs. 4–7, § 10, § 12 Nr. 1, § 33), hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber auf eine ausdrückliche<br />

Definition verzichtet.<br />

E Dessen ungeachtet gehen Rspr. und Schrifttum ganz überwiegend von <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r Begriffe Aufwendung und Ausgabe aus; eine<br />

Ausnahme dazu beinhaltet die am Aufwand orientierte Verteilungsregel <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Nr. 7 (s. Anm. 68).<br />

So zB BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338; BFH v. 9.11.1993 – IX R<br />

81/90, BStBl. II 1994, 289; BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830, BFH v.<br />

20.8.1986 – I R 29/85, BStBl. II 1987, 108; BFH v. 27.2.1985 – I R 20/82, BStBl II<br />

1985, 458; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 2; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />

Rn. 12; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 8; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, §§ 4,5, Rn. 1621;<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 14 ff.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 103; Frotscher,<br />

§ 9 Rn. 43; Offerhaus, BB 1979, 617; Wanner, StuW 1987, 302 (306).<br />

E Teilweise wird im Schrifttum dagegen die Auffassung vertreten, <strong>de</strong>r Begriff<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen erfasse neben <strong>de</strong>n „Ausgaben“ auch <strong>de</strong>n „Aufwand“.<br />

Insbes. Stapperfend, Über Betriebsausgaben und Werbungskosten, FS Kruse, 2001,<br />

534 (550 f.); s. auch § 4 Anm. 752 mwN; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9<br />

Rn. 226, die Aufwendungen im engeren, bilanzrechtlichen Sinn als Aufwand und im<br />

weiteren, steuerrechtlichen Sinn als Oberbegriff für Aufwand und Ausgaben <strong>de</strong>finieren;<br />

Kröner, StuW 1985, 115 (116); Söhn, StuW 1991, 270 (272); Ring, DStZ 1980,<br />

157: Aufwendungen iSv. laufen<strong>de</strong>n Aufwand o<strong>de</strong>r Kosten.<br />

Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r BA wird diese Auffassung teilweise aus <strong>de</strong>r Formulierung<br />

<strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 („Die nachfolgen<strong>de</strong>n Betriebsausgaben dürfen. . .“) hergeleitet.<br />

Danach gehörten zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren BA auch die unter § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser), § 4 Abs. 5 Nr. 6b (häusliches Arbeitszimmer) und<br />

§ 4 Abs. 5 Nr. 7 (unangemessene Aufwendungen) fallen<strong>de</strong>n Absetzungen für<br />

betrieblichen Aufwand (vgl. Stapperfend, aaO., 551). Dieses Argument solle<br />

auch für die Definition <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendungen iSv. § 9 gelten, <strong>de</strong>nn das<br />

Gesetz verwen<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Begriff ohne Unterschied in § 4 Abs. 4 und § 9 Abs. 1<br />

Satz 1. Aus <strong>de</strong>r auf diese Weise hergeleiteten fehlen<strong>de</strong>n Deckungsgleichheit <strong>de</strong>r<br />

Begriffe „Aufwendungen“ und „Ausgaben“ wird teilweise <strong>de</strong>r Schluß gezogen,<br />

daß eine Definition <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs nicht im Umkehrschluß aus § 8<br />

Abs. 1 möglich sein soll, son<strong>de</strong>rn eigenständig zu erfolgen habe (Begründung:<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 65<br />

61–64<br />

65


§9 Anm. 65 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

die Begriffe „Aufwendungen“ und „Einnahmen“ seien keine Gegensatzbegriffe;<br />

s. hierzu ausf. § 4 Anm. 752).<br />

E Stellungnahme: UE ist die <strong>de</strong>ckungsgleiche Begriffsinterpretation von Ausgabe<br />

u. Aufwendung zutreffend, zumal auch im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 selbst die Begriffe<br />

abwechselnd verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (s. Abs. 1 Nr. 2, <strong>de</strong>r von Ausgaben spricht;<br />

vgl. auch § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 6). Der Katalog <strong>de</strong>r nichtabziehbaren BA<br />

(insbes. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3, 6b und 7) ist uE kein überzeugen<strong>de</strong>r Beleg dafür,<br />

daß <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r Aufwendungen nicht nur <strong>de</strong>n tatsächlichen Aufwand,<br />

son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>n betrieblichen Aufwand umfaßt, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Begriff „Aufwand“<br />

wird in <strong>de</strong>n angeführten Vorschriften (wörtlich) nicht erwähnt. Allerdings sollten<br />

sich Gesetzgebung u. Rechtsanwen<strong>de</strong>r generell mehr um dogmatisch fundierte,<br />

einheitliche Sprachregelungen bemühen.<br />

Definition durch Umkehrschluß aus § 8 (Einnahmebegriff): Wegen <strong>de</strong>r inhaltlichen<br />

Gleichwertigkeit mit <strong>de</strong>m Ausgabenbegriff wer<strong>de</strong>n Aufwendungen in<br />

Umkehrung von § 8 steuerspezifisch durch zwei Bestimmungsfaktoren charakterisiert:<br />

E Gegenstand <strong>de</strong>r Aufwendung müssen Güter sein, die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen.<br />

Neben Nominalgütern (insbes. Barleistungen in Form inländ. o<strong>de</strong>r ausländ.<br />

Zahlungsmittel) fallen daher sämtliche einen konkretisierbaren wirtschaftlichen<br />

Wert verkörpern<strong>de</strong>n Sachgüter, Rechte u. sonstigen Vorteile unter <strong>de</strong>n Begriff<br />

<strong>de</strong>r Aufwendung; zur Bewertung s. Anm. 104. Barausgaben setzt <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />

somit nicht zwingend voraus.<br />

E Tatsächliche Vermögensmin<strong>de</strong>rung: Die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen<strong>de</strong>n Güter<br />

müssen im Rahmen einer <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm.<br />

§§ 19–23 aus <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Stpfl. tatsächlich abfließen; es müssen somit<br />

reale Vermögenswerte aufgeopfert bzw. wirtschaftlich verzehrt wer<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>r<br />

einkunftserzielen<strong>de</strong>n Person o<strong>de</strong>r Personenmehrheit zuzurechnen sind (vgl.<br />

BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338 betr. Kursverluste bei<br />

Fremdwährungsdarlehen; BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830,<br />

Abschn. C III 2d, aa; wegen Zurechnungsfragen u. <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Problematik<br />

von Drittaufwendungen vgl. Anm. 40, 43). Abfließen be<strong>de</strong>utet dabei das Ausschei<strong>de</strong>n<br />

eines Guts aus <strong>de</strong>m Vermögen <strong>de</strong>s Aufwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n durch Verlust <strong>de</strong>r<br />

wirtschaftlichen Verfügungsmacht (vgl. BFH v. 7.12.1999 – VIII R 8/98, BFH/<br />

NV 2000, 825; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 104; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 9;<br />

Frotscher, § 9 Rn. 44). Dies entspricht uE <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen Leistungsfähigkeitsprinzip.<br />

Für die stl. Aufwendungsqualifikation ist unerheblich, ob es sich um laufen<strong>de</strong>,<br />

einmalige, größere o<strong>de</strong>r kleinere erwerbsbezogene Vermögensmin<strong>de</strong>rungen han<strong>de</strong>lt.<br />

Auch die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten von in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozess<br />

eingesetzten WG bil<strong>de</strong>n Aufwendungen iS einer Min<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s übrigen Vermögens; eine WKBerücksichtigung kommt allerdings im wesentlichen<br />

nur im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 für abnutzbare WG in Betracht (zu Vermögensaufwendungen<br />

generell s. Anm. 68, 186–188).<br />

Eine endgültige wirtschaftliche Belastung muß mit <strong>de</strong>r Verausgabungshandlung<br />

nach hM allerdings nicht einhergehen (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 2; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 19a; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 106;<br />

s. allerdings BFH v. 7.11.2001 – XI R 24/01, BStBl. II 2002, 351 zur Erfor<strong>de</strong>rlichkeit<br />

einer endgültigen Belastung bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rausgaben; eingehend<br />

Anm. 77; aA Trzaskalik, StuW 1985, 226–228, <strong>de</strong>r wegen perio<strong>de</strong>nübergreifen<strong>de</strong>r<br />

Sinnzusammenhänge das Belastungsprinzip anwen<strong>de</strong>n will; uE nicht über-<br />

E 66 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 65 §9<br />

zeugend, da stl. Leistungsfähigkeit abschnittsbezogen ermittelt wird). Eine Verpflichtung<br />

zur Kostentragung durch <strong>de</strong>n Stpfl. läßt sich <strong>de</strong>m Aufwendungsbegriff<br />

ebenfalls nicht entnehmen (vgl. D. Meyer, BB 1986, 988). Erwerbsbezogene<br />

Ersatzleistungen etwa, die <strong>de</strong>r Stpfl. von an<strong>de</strong>rer Seite erhält (zB durch<br />

Versicherungen), bil<strong>de</strong>n vielmehr – entsprechend <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Einzelbeurteilung<br />

– separat zu erfassen<strong>de</strong> Einnahmen im Jahr <strong>de</strong>s Zuflusses (§ 11<br />

Abs. 1) bei <strong>de</strong>r betroffenen Einkunftsart; Gleiches gilt bei Entstehen eines<br />

Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruchs zum Realisationszeitpunkt (s. eingehend Anm. 77).<br />

Rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Vorgänge ohne Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s übrigen Vermögens<br />

sind dagegen keine strelevanten Aufwendungen (zB bei Rückzahlung eines<br />

Darlehens); diese Beurteilung hat ihre Ursache allerdings weniger im ausgabeni<strong>de</strong>ntischen<br />

Aufwendungsbegriff als vielmehr in <strong>de</strong>r Grundmethodik <strong>de</strong>r Überschusseinkunftsermittlung<br />

(s. auch Anm. 95). Darüber hinaus bil<strong>de</strong>n fiktive o<strong>de</strong>r<br />

kalkulatorisch geprägte Abzugspositionen keine Aufwendungen wegen fehlen<strong>de</strong>m<br />

tatsächlichen Vermögensverzehr (Ausnahme: Abs. 1 Nr. 7; s. eingehend<br />

Anm. 68).<br />

Keine Aufwendungen bei fehlen<strong>de</strong>r Vermögensmin<strong>de</strong>rung: Fehlt es an einem<br />

tatsächlichen Abfluß und tritt keine Vermögensmin<strong>de</strong>rung ein, liegen im<br />

Grundsatz keine Aufwendungen vor, die als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können (s.<br />

aber Stark in L/B/P, § 9 Rn. 16, die auf die Ausnahme <strong>de</strong>r WKPauschalen in<br />

Abs. 1 Satz 1 Nr. 4 u. 5 und Pauschbeträge in § 9a hinweist; hierzu Anm. 54).<br />

Daher ist in folgen<strong>de</strong>n Fällen <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff nicht erfüllt:<br />

E Ersparte Aufwendungen, zB ersparte Dienstreisekosten durch Übernachtung bei<br />

Freun<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Nichtausführung einer Reparatur (vgl. BFH v. 5.12.1990 – I R<br />

5/88, BStBl. II 1991, 308; an<strong>de</strong>rs aber BFH v. 4.6.1996 – IX R 70/94, BFH/<br />

NV 1997, 20 mwN, wenn ersparte Aufwendungen zu einer stpfl. Einnahme führen;<br />

s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 3; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 24; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 12 u. 15 betr. fiktive Aufwendungen)<br />

E Einsatz <strong>de</strong>r eigenen Arbeitskraft (BFH v. 27.8.1993 – VI R 7/92, BStBl. II 1994,<br />

235 betr. Eigenleistung bei Reparatur eines Kfz.)<br />

E nicht realisierte Verluste, zB bei Aktien (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 105)<br />

E entgangene Einnahmen, zB unfreiwillig bei Arbeitslosigkeit (BFH v. 15.12.1977 –<br />

VI R 102/75, BStBl. II 1978, 218), wenn Stpfl. keinen Mieter fin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r ein einen<br />

zugesagten Vorteil nicht erhält (vgl. BFH v. 29.1.1982 – VI R 59/78 n. v.)<br />

o<strong>de</strong>r freiwillig durch Verzicht zB auf Bruttomieterlöse (vgl. BFH v. 10.8.1988 –<br />

IX R 20/84, BFH/NV 1989, 161) o<strong>de</strong>r Urlaubsgeld (FG Bdb. v. 11.4.2001,<br />

EFG 2001, 886, rkr).<br />

Unbeachtliche Beurteilungsmerkmale: Da <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff an tatsächlich<br />

vollzogene Realakte anknüpft, kommt es auf an einem objektiven Maßstab<br />

gemessene Umstän<strong>de</strong> nicht an. Unerheblich daher:<br />

p Üblichkeit, Notwendigkeit o<strong>de</strong>r Zweckmäßigkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen; auch das „Veranlassungsprinzip“<br />

verlangt diese Voraussetzungen nicht.<br />

p Freiwilligkeit o<strong>de</strong>r Zwang, die die Aufwendungen auslösen. Es kommt daher<br />

nicht darauf, ob <strong>de</strong>r Abfluß mit o<strong>de</strong>r ohne Willen o<strong>de</strong>r Kenntnis <strong>de</strong>s Stpfl. erfolgt<br />

ist.<br />

Allg. Meinung s. etwa v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 17a u. B 155; Ders., FR 1982,<br />

313 (315); Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 55 ff.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 104;<br />

s. auch BFH v. 25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 zu unfreiwilligem Verlust<br />

eines privaten WG als WK; v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; aA FG<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 67


66–67<br />

68<br />

69–70<br />

§9 Anm. 65–70 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr; Wassermeyer, DStR 1982, 557: nur bewußte<br />

und gewollte Vermögensdispositionen.<br />

p Mittelherkunft: Unbeachtlich ist, aus welchen Mitteln die Aufwendungen bestritten<br />

wer<strong>de</strong>n (zB aus laufen<strong>de</strong>n Einnahmen, Vermögen, Kreditaufnahme,<br />

Schenkung, Erbschaft usw.; s. BFH v. 3.4.1987 – VI R 91/85, BStBl. II 1987,<br />

623; s. auch Anm. 40; zur Frage <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung von Drittaufwendungen<br />

vgl. Anm. 43).<br />

Gel<strong>de</strong>ntwertungsaspekte bleiben im übrigen wegen <strong>de</strong>s Nominalwertprinzips<br />

für die Begriffsbestimmung ebenfalls unbeachtlich.<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Begriffen: „Aufwand“ und „Kosten“<br />

Aufwand: Die in Anlehnung an § 8 Abs. 1 estspezifisch <strong>de</strong>finierten Aufwendungen<br />

sind vom Aufwand im betriebswirtschaftlichen u. bilanzrechtlichen Sinne (zB<br />

§ 5 Abs. 5) zu unterschei<strong>de</strong>n. Unabhängig von Verausgabungsvorgängen erfaßt<br />

<strong>de</strong>r Aufwandsbegriff <strong>de</strong>n nach gesetzlichen Regeln bewerteten Güterverzehr einer<br />

Perio<strong>de</strong>. Aufwand u. Aufwendungen können daher zeitlich auseinan<strong>de</strong>rfallen<br />

und gehören unterschiedlichen Kategorien von Abzugspositionen an.<br />

Vgl. Offerhaus, BB 1979, 617; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 21; k. Bauer, Der<br />

Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 4 (8).; auch BFH v. 23.2.1951 –<br />

IV 81/50 S, BStBl. III 1951, 77 (78) betr. aktivierungspflichtige Betriebsausgaben;<br />

BFH v. 7.7.1992 – VIII R 24/91, BFH/NV 1993, 461; s. auch Anm. 65.<br />

E Erweiterung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs durch Abs. 1 Satz 3 Nr. 7: Abweichend vom<br />

ausgabeni<strong>de</strong>ntischen allg. Aufwendungsbegriff sieht Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 mit <strong>de</strong>m<br />

Verweis auf verschie<strong>de</strong>ne Abschreibungsregelungen eine am Aufwand orientierte<br />

Verteilung vorangegangener Ausgaben vor; insoweit wird eine rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Erweiterung <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Aufwendung konstituiert, <strong>de</strong>r insoweit<br />

als Oberbegriff fungiert (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 108 zur streitigen Frage<br />

<strong>de</strong>r Rechtsnatur <strong>de</strong>r AfA mwN; s, hierzu auch § 4 Anm. 752).<br />

Im Jahr <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Fertigstellung <strong>de</strong>s WG (§ 9a EStDV) gilt die angeführte<br />

zeitliche Reihenfolge jedoch nur eingeschränkt, da eine AfA bereits vor<br />

Durchführung <strong>de</strong>s Zahlungsvorgangs geltend gemacht wer<strong>de</strong>n kann. Auch bei<br />

Einbeziehung von AfA-Beträgen in an<strong>de</strong>re Werbungskostenarten wird <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />

über Ausgaben hinaus auf sämtliche Formen <strong>de</strong>s Vermögensverzehrs<br />

erweitert (s. Stadie, Die persönliche Zurechnung von Einkünften,<br />

1983, 33 betr. Abs. 1 Nr. 4 u. 5).<br />

Kosten: Der <strong>de</strong>m betriebswirtschaftlichen Sprachgebrauch entstammen<strong>de</strong> Kostenbegriff<br />

(= bewerteter sachzielbezogener Güterverbrauch einer Perio<strong>de</strong>; vgl.<br />

Menrad in Grochla/Wittmann [Hrsg.], Handwörterbuch <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft,<br />

1975 Bd. 2 Sp. 2280) ist bei systematischer Betrachtung inhaltlich ebenfalls<br />

vom Aufwendungsbegriff abzugrenzen. Der Gesetzgeber verfährt dagegen<br />

sprachlich unpräzise u. verwen<strong>de</strong>t die Ausdrücke synonym (vgl. Frotscher, §9<br />

Rn. 43: „Bei WK können die Begriffe „Ausgabe“, „Aufwendung“ und „Kosten“<br />

als synonym verwandt wer<strong>de</strong>n“); so beinhaltet bereits <strong>de</strong>r Terminus Werbungs-<br />

„kosten“ <strong>de</strong>n Kostenbegriff als Wortbestandteil, ohne ihm allerdings <strong>de</strong>n betriebswirtschaftlichen<br />

Sinngehalt zuzumessen. Auch die bilanzrechtlichen Begriffe<br />

„Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten“ sind sprachlich ungenau; gemeint<br />

sind „Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen“ (vgl. Offerhaus,<br />

BB 1979, 617).<br />

Einstweilen frei.<br />

E 68 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 71–76 §9<br />

3. Verhältnis zur zeitlichen Zuordnung (Abfluß) und persönlichen<br />

Zurechnung (Abzugsberechtigung)<br />

Aus <strong>de</strong>r Begriffsbestimmung <strong>de</strong>r Aufwendungen als „vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r<br />

Abfluss von Gütern in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert“ (s. Anm. 65) entsteht eine stsystematisch<br />

enge Verknüpfung zwischen <strong>de</strong>m Anfall von WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach<br />

(§ 9), ihrer zeitlichen Perio<strong>de</strong>nzuordnung (§ 11) sowie <strong>de</strong>r personellen Zurechnung<br />

zu einem StRechtssubjekt (abzugsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige, <strong>de</strong>r die – <strong>de</strong>r<br />

Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> – Leistung o<strong>de</strong>r Tätigkeit erbringt; s. Anm. 40).<br />

Dennoch sollte <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff uE nicht iS einer ihm immanenten zeitlichen<br />

u. personellen Zuordnungsregel überstrapaziert wer<strong>de</strong>n; ansonsten hätte<br />

vor allem § 11 Abs. 2 keine eigenständige Funktion mehr im Rahmen <strong>de</strong>r zeitlichen<br />

Rechtsfolgeanordnung zu § 9.<br />

Beispiel: Probleme <strong>de</strong>r Vorauszahlung von WKBeträgen sollten vor allem im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n, da eine originäre<br />

zeitliche Zuordnungsfrage angesprochen ist. Wegen <strong>de</strong>r personellen Zurechnung von<br />

WK s. Anm. 40.<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Aufwendungen und kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche bzw. Leistungen<br />

1. Überblick<br />

Wer<strong>de</strong>n Aufwendungen zB durch Rückzahlungen o<strong>de</strong>r Ersatzleistungen Dritter<br />

o<strong>de</strong>r durch Ansprüche auf solche Rückzahlungen o<strong>de</strong>r Ersatzleistungen kompensiert<br />

(s. Anm. 76), so greift bei Überschußeinkünften <strong>de</strong>r Grundsatz ein, daß<br />

die einan<strong>de</strong>r kompensierend gegenüberstehen<strong>de</strong>n Komponenten (Einnahmen<br />

o<strong>de</strong>r Aufwendungen einerseits und Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r Ersatzansprüche an<strong>de</strong>rerseits)<br />

veranlagungszeitraumbezogen für sich zu beurteilen sind (s. Anm. 77; s.<br />

§ 4 Anm. 765ff. zum korrespondieren<strong>de</strong>n Problem bei BA).<br />

Daraus folgt zweierlei: Kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche o<strong>de</strong>r Leistungen<br />

– hin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Ansatz von Einnahmen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abzug von Aufwendungen<br />

nach <strong>de</strong>m Zu- und Abflußprinzip (§ 11) nicht,<br />

– wer<strong>de</strong>n erst bei Zu- o<strong>de</strong>r Abfluß <strong>de</strong>r Leistungen aufgrund <strong>de</strong>s kompensieren<strong>de</strong>n<br />

Anspruchs steuerwirksam.<br />

Beispiel: Entsteht mit <strong>de</strong>r Leistung von WK ein Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r Ersatzanspruch,<br />

so hin<strong>de</strong>rt das <strong>de</strong>n WKAbzug grds. nicht; bei Zufluß aufgrund <strong>de</strong>s Rückzahlungs- o<strong>de</strong>r<br />

Ersatzanspruchs ist vielmehr getrennt zu untersuchen, ob stpfl. Einnahmen vorliegen.<br />

2. Die Behandlung sog. kompensieren<strong>de</strong>r Ansprüche bei Überschußeinkünften<br />

a) Fälle sog. kompensieren<strong>de</strong>r Ansprüche<br />

Von kompensieren<strong>de</strong>n Ansprüchen läßt sich bei Überschußeinkünften in zwei<br />

Fällen sprechen:<br />

p Einnahmen müssen wegen einer von vornherein fehlen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r später wegfallen<strong>de</strong>n<br />

Anspruchsgrundlage vom Stpfl. zurückgezahlt, zurückgegeben o<strong>de</strong>r<br />

Dritten ersetzt wer<strong>de</strong>n bzw. sind rückfor<strong>de</strong>rbar.<br />

p Aufwendungen müssen wegen einer von vornherein fehlen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r später wegfallen<strong>de</strong>n<br />

Anspruchsgrundlage an <strong>de</strong>n Stpfl. vom Empfänger zurückgezahlt,<br />

zurückgegeben o<strong>de</strong>r von Dritten ersetzt wer<strong>de</strong>n bzw. sind rückfor<strong>de</strong>rbar.<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 69<br />

71<br />

72–74<br />

75<br />

76


77<br />

§9 Anm. 76–77 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Zur Unterscheidung von <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Rückgängigmachung eines Geschäftsvorfalls<br />

durch selbständiges Rechtsgeschäft s. Trzaskalik, StuW 1985, 222 FN 1 (er<br />

spricht zusammenfassend u. anschaulich von „gestreckten, perio<strong>de</strong>nübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Tatbestän<strong>de</strong>n“); s. auch die Begriffsabgrenzungen bei Wüllenkemper, Rückfluß von<br />

Aufwendungen im EStRecht, Diss., 1987, 1–5, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n gesetzlich nicht zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Begriff <strong>de</strong>s Rückflusses in <strong>de</strong>n Mittelpunkt stellt. Wegen <strong>de</strong>r in Kompensationsfällen<br />

uU auftreten<strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen Beweisprobleme s. Wüllenkemper aaO, 97 f.<br />

Die kompensieren<strong>de</strong> Rechtsbeziehung besteht<br />

– im Fall von Rückerstattungen zu <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r ursprünglich an <strong>de</strong>n Stpfl. geleistet<br />

(bzw. Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. empfangen) hatte,<br />

– im Fall einer Ersatz- o<strong>de</strong>r Zuschußleistung eines Dritten zu diesem bzw. zu<br />

<strong>de</strong>ren Rechtsnachfolgern. Der kompensieren<strong>de</strong> Anspruch kann im selben<br />

o<strong>de</strong>r einem an<strong>de</strong>ren VZ (§ 25 Abs. 1) verwirklicht wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Frage <strong>de</strong>r stl. Behandlung stellt sich gleichermaßen bei sämtlichen Überschußeinkünften<br />

iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23; sie hat unmittelbare Be<strong>de</strong>utung<br />

für die Anwendung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs.<br />

Das Qualifikationsproblem stellt sich für <strong>de</strong>n VZ <strong>de</strong>r Entstehung <strong>de</strong>s kompensieren<strong>de</strong>n<br />

Anspruchs (hin<strong>de</strong>rt er <strong>de</strong>n Einnahmenzufluß bzw. <strong>de</strong>n Aufwendungsabfluß?)<br />

und im Jahr <strong>de</strong>r Verwirklichung <strong>de</strong>s Anspruchs (liegt eine selbständige,<br />

die frühere Einnahme bzw. Ausgabe kompensieren<strong>de</strong> Ausgabe bzw. Einnahme<br />

vor?). Die hM beantwortet diese Frage dahingehend, daß Einnahmen (bzw. Ausgaben)<br />

und kompensieren<strong>de</strong> Ansprüche getrennt zu beurteilen sind (s.<br />

Anm. 77).<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen Einzelbeurteilung von<br />

Aufwendungen (bzw. Einnahmen) und kompensieren<strong>de</strong>m Anspruch<br />

Grundsatz: Nach hM ist grds. davon auszugehen, daß die sich kompensierend<br />

gegenüberstehen<strong>de</strong>n Abzugskomponenten u. Bezüge entsprechend <strong>de</strong>m abschnittsbezogenen<br />

Leistungsfähigkeitsprinzip separat zu beurteilen sind. Die jeweilige<br />

stl. Qualifikation entspricht <strong>de</strong>n allg. Regeln u. hat sich einheitlich am<br />

Veranlassungsprinzip auszurichten (dazu Anm. 130; insbes. § 3c ist zu beachten).<br />

Die Rückzahlung von Einnahmen ist folglich eine Aufwendung, <strong>de</strong>r Rückempfang<br />

früherer Aufwendungen eine Einnahme <strong>de</strong>r ursprünglich betroffenen Einkunftsart;<br />

bestehen<strong>de</strong> Rückzahlungsverpflichtungen o<strong>de</strong>r Ersatz- bzw. Erstattungsansprüche<br />

sind wegen noch fehlen<strong>de</strong>r tatsächlicher Durchführung unerheblich.<br />

Die kompensieren<strong>de</strong>n Ansprüche wer<strong>de</strong>n erst zum Zeitpunkt ihrer tatsächlichen<br />

Realisation entsprechend <strong>de</strong>m in § 11 normierten Zufluß-/Abflußprinzip u. <strong>de</strong>n<br />

allg. Zurechnungsregeln (s. Anm. 40) stl. erfaßt. Es erfolgt we<strong>de</strong>r materiell- noch<br />

verfahrensrechtlich eine echte Rückwirkung auf vergangene Steuerperio<strong>de</strong>n.<br />

Diese Grundsätze gelten auch für die AfaA. Nach nunmehr einhelliger Rspr.<br />

<strong>de</strong>s BFH (vgl. BFH v. 13.7.2000 – VI B 184/99, BFH/NV 2000, 1470 mwN) ist<br />

auch die AfaA unabhängig von etwaigen Ersatzansprüchen im VZ <strong>de</strong>s wertbeeinträchtigen<strong>de</strong>n<br />

Umstands vorzunehmen. Der Stpfl. hat danach auch kein<br />

Wahlrecht, mit <strong>de</strong>r Abschreibung zu warten, bis feststeht, ob und welcher Höhe<br />

<strong>de</strong>r eingetretene Scha<strong>de</strong>n ersetzt wird (so zutr. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 37).<br />

Eine saldieren<strong>de</strong>, zeitübergreifen<strong>de</strong> Zusammenfassung als Ergebnis einer wirtschaftlichen<br />

Einheitsbetrachtung unterbleibt, es sei <strong>de</strong>nn, die Vorgänge wer<strong>de</strong>n<br />

im gleichen Veranlagungszeitraum realisiert; insoweit erfolgt die Saldierung aus<br />

verfahrensökonomischen Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n (so auch Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 35).<br />

E 70 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 78 §9<br />

c) Einzelfälle (rückfor<strong>de</strong>rbare Werbungskosten, durchlaufen<strong>de</strong> Posten,<br />

irrtümliche Werbungskosten)<br />

Rückfor<strong>de</strong>rbare Werbungskosten: Auch falls gleichzeitig mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m ursprünglichen<br />

Charakter nach werbungskostenbezogenen Verausgabung ein<br />

Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch entsteht, hin<strong>de</strong>rt dies uE die Geltendmachung von<br />

WK gemäß <strong>de</strong>m sog. Istprinzip nicht; <strong>de</strong>r Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch ist bei erwerbsbezogener<br />

Veranlassung zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r tatsächlichen Realisation als<br />

stl. Bezug zu erfassen. Dies gilt unabhängig davon, ob <strong>de</strong>r Rückfor<strong>de</strong>rungsanspruch<br />

zum Termin <strong>de</strong>r Verausgabung feststeht o<strong>de</strong>r vom Stpfl. bestritten wird.<br />

GlA Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 4; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 33; Kirchhof/<br />

v. Beckerath IV. § 9 Rn. 28; Grube, FR 1989, 31, Sommer, DStR 1986, 14 betr. <strong>de</strong>n<br />

Son<strong>de</strong>rfall rückfor<strong>de</strong>rbarer Zahlungen im Bauherrenmo<strong>de</strong>ll mit Hinweis auf mögliche<br />

Umqualifikationserfor<strong>de</strong>rnisse; so wohl auch BFH v. 22.10.2002 – VI R 16/02, BFH/<br />

NV 2003, 164 mwN; s. auch § 4 Anm. 797.<br />

Durchlaufen<strong>de</strong> Posten und Auslagenersatz: Da <strong>de</strong>r Stpfl. bei sog. durchlaufen<strong>de</strong>n<br />

Posten keine ihm zuzurechnen<strong>de</strong> eigene vermögensmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufwendung<br />

tätigt, son<strong>de</strong>rn – <strong>de</strong>n planmäßigen Ablauf unterstellt – lediglich für kurze<br />

Zeit einen Betrag im ausschließlichen o<strong>de</strong>r ganz überwiegen<strong>de</strong>n Interesse eines<br />

Dritten verauslagt (regelmäßig in <strong>de</strong>ssen Namen u. für <strong>de</strong>ssen Rechnung, dh. in<br />

offener Stellvertretung gem. § 164 BGB), erfolgt kein WKAbzug (vgl. BFH v.<br />

14.12.1999 – IX R 69/98, BStBl. II 2000, 197; vgl. auch v. Bornhaupt, StuW<br />

1990, 46). Dies ergibt sich auch aus entsprechen<strong>de</strong>n Anwendung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 3<br />

Satz 2, wonach durchlaufen<strong>de</strong> Posten we<strong>de</strong>r Betriebseinnahmen noch Betriebsausgaben<br />

darstellen (vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 57 unter Hinweis<br />

auf BFH v. 11.12.1996 – IV B 54/96, BFH/NV 1997, 290 betr. von einem<br />

selbständigen Rechtsanwalt verauslagte Gerichtsgebühren).<br />

Beispiel: Vermieter bezahlt eine Paketzustellungsgebühr für <strong>de</strong>n Mieter, während sich<br />

dieser im Urlaub befin<strong>de</strong>t.<br />

Erst wenn <strong>de</strong>r ursprünglich durchlaufen<strong>de</strong> Posten zu einer tatsächlichen Vermögenseinbuße<br />

beim Stpfl. führt, erfolgt entsprechend <strong>de</strong>n Veranlassungsgrundsätzen<br />

ein WKAbzug im Zeitpunkt <strong>de</strong>s endgültigen Eintritts <strong>de</strong>s Vermögensscha<strong>de</strong>ns<br />

(vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 39 Rn. B 58a).<br />

Gleiches gilt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. Geld und an<strong>de</strong>re WG für einen Dritten in <strong>de</strong>ssen<br />

ausschließlichem o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong>n Interesse für eine gewisse Zeit verauslagt<br />

(sog. Auslagenersatz; s. auch § 3 Nr. 50: Auslagenersatz kein stpfl. Arbeitslohn;<br />

§ 3 Nr. 50 Anm. 2 ff.). Bei nicht vollständigem Auslagenersatz bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r vom<br />

Stpfl. übernommene Unterschiedsbetrag auch in diesem Fall WK.<br />

Vom Auslagenersatz ist <strong>de</strong>r WKErsatz zu unterschei<strong>de</strong>n (zB ArbG ersetzt <strong>de</strong>m<br />

ArbN Aufwendungen, die bei diesem WK sind). Der WKErsatz ist im Grundsatz<br />

stpfl., soweit nicht <strong>de</strong>r Gesetzgeber wie zB. in § 3 Nr. 16 etwas an<strong>de</strong>res bestimmt<br />

(vgl. BFH v. 19.2.1993 – VI R 74/91, BStBl. II 1993, 551; § 3 Nr. 16<br />

Anm. 3).<br />

Irrtümlich geleistete Aufwendungen mit Werbungskostencharakter, die<br />

im gleichen o<strong>de</strong>r im folgen<strong>de</strong>n VZ an <strong>de</strong>n Stpfl. zurückerstattet wer<strong>de</strong>n, sind<br />

aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n stneutral zu behan<strong>de</strong>ln; dies entspricht <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

durchlaufen<strong>de</strong>r Posten, da es an einer tatsächlich gewollten erwerbsbezogenen<br />

Veranlassung mangelt (so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 4;<br />

Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 28; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 63;<br />

s. aber Grube, FR 1989, 31 f.). Bei Zweifeln am Irrtumscharakter <strong>de</strong>r Zahlung<br />

erfolgt zunächst eine Beurteilung als WK, bei Rückerhalt als stpfl. Einnahme.<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 71<br />

78


79<br />

80<br />

§9 Anm. 78–80 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Zum Problem <strong>de</strong>r Rückzahlung von irrtümlich als sofort abziehbare WK geltend<br />

gemachter AK s. BFH v. 23.4.1991 – IX R 86/89, BStBl. II 1991, 712;<br />

BFH v. 3.12.1990 – IX B 136/89, BFH/NV 1991, 316.<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Rückzahlung früherer Einnahmen (negative Einnahmen)<br />

a) Negative Einnahmen o<strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

Für ohne Rechtsgrund erlangte strelevante Einnahmen, die vom Stpfl. an <strong>de</strong>n<br />

ursprünglich Leisten<strong>de</strong>n zurückerstattet wer<strong>de</strong>n, kommt nach Auffassung <strong>de</strong>r<br />

(im Kern älteren, allerdings verfestigten) höchstrichterlichen Rspr. wegen <strong>de</strong>s final<br />

formulierten Wortlauts von Abs. 1 Satz 1 ein WKAbzug nicht in Betracht.<br />

Die Rückzahlung früherer Einnahmen dient danach im allgemeinen nicht zur<br />

Erwerbung, Sicherung o<strong>de</strong>r Erhaltung von Einnahmen. Derartige Rückzahlungsbeträge<br />

wer<strong>de</strong>n, um sie nicht unberücksichtigt lassen zu müssen, von <strong>de</strong>r<br />

Rspr. im Jahr <strong>de</strong>s Abflusses als sog. negative Einnahmen behan<strong>de</strong>lt; die Kürzung<br />

von <strong>de</strong>n Bezügen zum Verausgabungszeitpunkt erfolgt bei <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart,<br />

<strong>de</strong>r die frühere Einnahme zum Zuflußtermin zuzurechnen war.<br />

Vgl. die Grundsatzentscheidung BFH v. 13.12.1963 – VI 22/61 S, BStBl. III 1964, 184<br />

unter Bezugnahme auf RFH v 8.11.1933, RStBl. 1934, 297 u. BFH v. 12.12.1958 – VI<br />

25/57 U, BStBl. 1959, 96; s. weiterhin BFH v. 19.12.1975 – VI R 157/72, BStBl. II<br />

1976, 322; v. 1.3.1977 – VIII R 106/74, BStBl. II 1977, 545; v. 19.1.1977 – I R 188/74,<br />

BStBl. II 1977, 847; v. 2.11.1977 – I R 92/75, BStBl. II 1978, 102; v. 6.3.1979 – VIII R<br />

26/78, BStBl. II 1979, 510; v. 9.7.1987 – IV R 87/85, BStBl. II 1988, 342; v. 22.6.1990<br />

– VI R 162/86, BFH/NV 1991, 156; v. 30.7.1997 – I R 11/96 BFH/NV 1998, 308;<br />

ausdrücklich jedoch offengelassen in BFH v. 25.5.1999 – VIII R 59/97, BStBl. II 2001,<br />

226 mit Anm. Kempermann, FR 1999, 947; BFH v. 26.1.2000 – IX R 87/96, BStBl. II<br />

2000, 396 mit Anm. Fischer, FR 2000, 775.<br />

Aus <strong>de</strong>r finanzgerichtlichen Rspr. vgl. FG Rhld.-Pf. v. 22.3.1982, EFG 1982, 608, rkr.<br />

(„negative Einkünfte“); FG Hamb. v. 3.9.1986, EFG 1987, 122, rkr., betr. <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfall<br />

einer Nettolohnvereinbarung; FG Bdb. v. 23.1.1996, EFG 1996, 702, rkr.; FG<br />

Düss. v. 12.8.1998, EFG 1998, 1678, rkr.<br />

Die FinVerw. und Teile <strong>de</strong>s älteren Schrifttums folgen <strong>de</strong>r Auffassung <strong>de</strong>r Rspr.<br />

zur Existenz negativer Einnahmen.<br />

FinVerw.: zB OFD Erfurt v. 19.12.1996, FR 1997, 240.<br />

Schrifttum: Kottke, BB 1981, 965; Stuhldreier, BB 1981, 1947; Brosch, NWB F. 3,<br />

5200; Ranft, StRK-Anm. EStG § 19 Abs. 1 Ziff. 1 R. 549 spricht allerdings unscharf<br />

von „negativen Einkünften“; Giloy, BB 1974, 1527.<br />

Rechtsfolgen: Wegen ihres beson<strong>de</strong>rs gearteten stl. Charakters entfällt eine Anrechnung<br />

auf die WKPauschbeträge <strong>de</strong>s § 9a Nr. 1–3. Hierin besteht <strong>de</strong>r wesentliche<br />

Unterschied zum vergleichbaren Abgrenzungsproblem bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften<br />

(s. § 4 Anm. 766: Für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Gewinneinkünfte kann <strong>de</strong>r<br />

Meinungsstreit dahinstehen, weil er nur theoretische Be<strong>de</strong>utung hat). Die nach<br />

Kürzung <strong>de</strong>r negativen Einnahmen verbleiben<strong>de</strong>n Bezüge dienen als Bemessungsgrundlage<br />

<strong>de</strong>r Vorsorgepauschale (§ 10c Abs. 3) o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer an Einnahmen<br />

anknüpfen<strong>de</strong>r Berechnungen (s. auch Brosch, NWB F. 3, 5200). Die Geltendmachung<br />

negativer Einnahmen ist allerdings nicht auf die Höhe <strong>de</strong>r im VZ<br />

erzielten positiven Bezüge begrenzt, son<strong>de</strong>rn kann auch zu einem Verlust führen<br />

(BFH v. 12.12.1958 – VI 25/57 U, BStBl. III 1959, 96; Brosch, NWB F. 3,<br />

5200).<br />

Stellungnahme: UE besteht für das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r negativen Einnahmen<br />

we<strong>de</strong>r eine stsystematische Berechtigung noch eine sachliche Notwendigkeit.<br />

E 72 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 80–81 §9<br />

Aus erwerbsbezogenen Grün<strong>de</strong>n zurückgezahlte Einnahmen sind vielmehr<br />

WK, die <strong>de</strong>n Pauschbetrag nach § 9a verbrauchen (vgl. § 9a Anm. 20).<br />

E Fehlen<strong>de</strong> stsystematische Berechtigung: Im Rahmen <strong>de</strong>r Überschußermittlung gem.<br />

§ 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 kennt das EStG nur die Begriffe „Einnahmen“<br />

und „Werbungskosten“ zur Bezeichnung <strong>de</strong>r positiven u. negativen Wertkomponenten.<br />

Die Rückzahlung früherer Einnahmen kann daher nur entwe<strong>de</strong>r als WK<br />

o<strong>de</strong>r gar nicht abgezogen wer<strong>de</strong>n; für negative Einnahmen ist stsystematisch<br />

kein Raum.<br />

E Fehlen<strong>de</strong> sachliche Notwendigkeit bei Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips: Interpretiert<br />

man <strong>de</strong>n WKBegriff entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip (s.<br />

Anm. 130), so führt auch die Rückzahlung früherer Einnahmen zu WK, falls<br />

wirtschaftlicher Auslöser <strong>de</strong>r Rückzahlung die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong><br />

Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. ist. Durch die im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />

vorgenommenen Erweiterung <strong>de</strong>s finalen WKBegriffs im Hinblick auf Veranlassungsgrundsätze<br />

ist die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelte gedankliche Konzeption <strong>de</strong>r<br />

negativen Einnahmen entbehrlich gewor<strong>de</strong>n. Den wegen <strong>de</strong>r Rückzahlung vor<br />

allem bei LStpfl. möglichen Ungleichbehandlungen und Abwicklungsproblemen<br />

(zB Wegfall <strong>de</strong>s WKPauschbetrags gem. § 9a Nr. 1; Berücksichtigung im lfd.<br />

LStAbzugsverfahren nur durch Freibetrag gem. § 39a müßte durch Son<strong>de</strong>rregelungen<br />

<strong>de</strong>r FinVerw. im Billigkeitswege o<strong>de</strong>r durch Maßnahmen <strong>de</strong>s Steuergesetzgebers<br />

begegnet wer<strong>de</strong>n (vgl. auch § 48 Abs. 4 RegE EStG 1975, BTDrucks.<br />

7/1470: zurückzuzahlen<strong>de</strong> Einnahmen sollten als WK neben einer WKPauschale<br />

abzuziehen sein). Derartige verfahrensmäßige Schwierigkeiten u. kleinere<br />

steuerökonomische Nachteile für einzelne Stpfl. berechtigen uE nicht dazu, eine<br />

im EStG stsystematisch nicht vorgesehene neue stl. Abzugsposition zu schaffen.<br />

Im Ergebnis glA: Ju<strong>de</strong>ich, BB 1961, 673 in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit Görbing, BB<br />

1961, 92; Vangerow, StuW 1964 Sp. 759 f.; Jakob, Steuern vom Eink. I, § 3 Rn. 23;<br />

Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 14–26; v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 233; <strong>de</strong>rs., DStZ 1990, 505; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 61; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 180; Crezelius, § 9 Rn. 9; FG Berlin v.<br />

22.6.1976, EFG 1977, 254, rkr.; ähnlich FG Köln v. 22.7.1981, EFG 1982, 184, rkr.<br />

betr. sog. negative Werbungskosten; s. auch § 4 Anm. 766.<br />

b) Einzelheiten zum Abzug negativer Einnahmen<br />

Abzugsvoraussetzungen: Die stl. Geltendmachung negativer Einnahmen<br />

hängt nach <strong>de</strong>r hM von verschie<strong>de</strong>nen Voraussetzungen ab, die sich wegen <strong>de</strong>r<br />

fehlen<strong>de</strong>n gesetzlichen Verankerung zT nicht o<strong>de</strong>r nur schwer methodisch begrün<strong>de</strong>n<br />

lassen (vgl. zur Diskussion um die Abziehbarkeit rückzahlbarer, ursprünglich<br />

stfreier Einnahmen: Kottke, BB 1981, 967 f.; Stuhldreier, BB 1981,<br />

1947; eingehend auch Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im<br />

EStRecht, 1987, 73–79). Einfacher u. sachgerechter wäre die strikte Anwendung<br />

<strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze entsprechend <strong>de</strong>m allg. WKBegriff.<br />

E Rückzahlung aus einkunftserzielungsbezogenen Motiven: Eine einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Berücksichtigung ist nicht zulässig, falls die Rückgewähr aus privaten (zB verwandtschaftlichen)<br />

Grün<strong>de</strong>n erfolgt o<strong>de</strong>r rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Zwekke<br />

verfolgt wer<strong>de</strong>n.<br />

Auch nach Beendigung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung aus einer erwerbsbezogenen Tätigkeit<br />

ist eine stl. Berücksichtigung zurückzuzahlen<strong>de</strong>r Einnahmen als negative<br />

Wertkomponente möglich, falls eine erwerbsbezogene Veranlassung vorliegt (zB<br />

Rückzahlung von Arbeitslohn während <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit; zu nachträglichen<br />

WK allgemein s. Anm. 170).<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 73<br />

81


§9 Anm. 81 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

E Rückzahlung auf Grund rechtlicher o<strong>de</strong>r tatsächlicher Verpflichtung: Zumin<strong>de</strong>st im<br />

Kapitalvermögensbereich bei Rückzahlung von Gewinnausschüttungen verlangt<br />

<strong>de</strong>r BFH zur einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung, daß <strong>de</strong>r Stpfl. dazu rechtlich<br />

o<strong>de</strong>r tatsächlich verpflichtet ist; eine freiwillig begrün<strong>de</strong>te Rechtspflicht soll<br />

allerdings nicht ausreichen.<br />

Vgl. BFH v. 19.1.1977 – I R 188/74, BStBl. II 1977, 847; v. 2.11.1977 – I R 92/75,<br />

BStBl. II 1978, 102; v. 6.3.1979 – VIII R 26/78, BStBl. II 1979, 510; s. hierzu auch<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 20 Rn. 31 Stichw. „negative Einnahmen“ u. Rn. 33 f.<br />

mwN auf die Rspr.<br />

UE ist es unter Veranlassungsgesichtspunkten unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Überschusseinkunftsart dagegen gleichgültig, ob die Rückzahlung freiwillig erfolgt<br />

o<strong>de</strong>r nicht; es kommt entschei<strong>de</strong>nd darauf an, ob allein o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

ganz überwiegend ein erwerbs- o<strong>de</strong>r privatbezogener Rückzahlungsanlaß vorliegt.<br />

Gegenstand negativer Einnahmen: Die Verpflichtung zur Rückgewähr erlangter<br />

Bezüge kann sich nicht nur auf Geld (zB Lohn- o<strong>de</strong>r Mietzahlungen),<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf Sachgüter erstrecken; letztere sind uE mit <strong>de</strong>n üblichen Mittelpreisen<br />

<strong>de</strong>r Verbrauchsorts, subsidiär mit <strong>de</strong>m gemeinen Wert <strong>de</strong>s Gegenstands<br />

im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rückgabe zu bewerten, so dass sich uU zwischenzeitlich eingetretene<br />

Wertsteigerungen stmin<strong>de</strong>rnd auswirken (str.; aA v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 236a; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 182; Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 64: Sachwert abzgl. <strong>de</strong>r ggf. angefallenen AfA).<br />

Abzugsverbot bei Rückzahlung steuerfrei vereinnahmter Bezüge: Bei auf<br />

Grund gesetzlicher Vorschriften stfrei vereinnahmten Bezügen (insbes. §§ 3, 3b)<br />

muß auch <strong>de</strong>ren Rückzahlung durch <strong>de</strong>n Stpfl. stl. unberücksichtigt bleiben. Die<br />

Rückgewähr steht im „unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />

stfreien Einnahmen“, so daß ein Abzugsverbot analog § 3c eingreift.<br />

Vgl. BFH v. 12.12.1958 – VI 25/57 U, BStBl. III 1959, 96; Stuhldreier, BB 1981,<br />

1947; Wüllenkemper aaO, 73, 79–111; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48; Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 181; FinVerw DStR 1997, 580; AA Ju<strong>de</strong>ich, BB 1961, 675; Kottke, BB<br />

1981, 967 f. mit <strong>de</strong>m Hinweis, § 3c regele nicht <strong>de</strong>n Fallbereich negativer Einnahmen.<br />

Die stsystematischen Schwierigkeiten zur Begründung <strong>de</strong>s Abzugsverbots lassen<br />

sich vermei<strong>de</strong>n, falls man die Rückzahlungsbeträge als WK entsprechend <strong>de</strong>n<br />

Veranlassungsgrundsätzen interpretiert (dazu eingehend Anm. 80).<br />

Unerheblich für die stl. Geltendmachung <strong>de</strong>r Rückzahlungsbeträge im Abflußjahr<br />

ist dagegen, ob sich die ursprünglichen Einnahmen tatsächlich belastungserhöhend<br />

ausgewirkt haben; auch falls die Einnahmen faktisch im Einzelfall nicht<br />

<strong>de</strong>r Besteuerung unterlagen (zB durch horizontalen o<strong>de</strong>r vertikalen Verlustausgleich,<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Son<strong>de</strong>rausgaben o<strong>de</strong>r außergewöhnlichen Belastungen),<br />

führt <strong>de</strong>ren Rückzahlung zu negativen Einnahmen resp. WK (vgl. Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63 unter Hinweis auf BFH v. 18.9.1964 – VI 244/63<br />

U, BStBl. III 1965, 11; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181); dies entspricht <strong>de</strong>m<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r Einzelbeurteilung (s. Anm. 77).<br />

E Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Rückzahlung zu Unrecht stfrei belassener Einnahmen: Wur<strong>de</strong> allerdings<br />

eine Einnahme zu Unrecht stfrei belassen (bestandskräftig; ansonsten Berichtigung<br />

im Zuflußjahr), während sie bei zutreffen<strong>de</strong>r Behandlung als stpfl. qualifiziert<br />

wor<strong>de</strong>n wäre (gleichviel in welcher Höhe, sofern nur überhaupt <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />

nach ein stpfl. Bezug vorliegt), so verbietet sich uE nach <strong>de</strong>n allg.<br />

Grundsätzen von Treu und Glauben die Berücksichtigung <strong>de</strong>s Rückzahlungsbetrags<br />

als negative Einnahme; ansonsten wür<strong>de</strong> eine doppelte stl. Vergünstigung<br />

E 74 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 81–85 §9<br />

gewährt (glA OFD Erfurt v. 19.12.1996, FR 1997, 240; Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 63; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48). Der Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />

Einzelbeurteilung wird insoweit aus Gleichbehandlungsgrün<strong>de</strong>n<br />

durchbrochen. Umgekehrt müssen – aus <strong>de</strong>n gleichen Überlegungen<br />

– zu Unrecht <strong>de</strong>r Besteuerung unterworfene, von Rechts wegen stfreie<br />

Bezüge bei Rückzahlung als negative Einnahmen behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (glA<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 63; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 237;<br />

Stark in L/B/P, § 9 Rn. 48; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181). Darüber hinaus<br />

uU im Einzelfall auftreten<strong>de</strong> Härten sollten im Billigkeitswege durch die Fin-<br />

Verw. geregelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Rückfluß früherer Werbungskosten (keine negativen WK)<br />

a) Rückfluß abgezogener Werbungskosten<br />

Keine negativen Werbungskosten, son<strong>de</strong>rn Einnahmen: Der Rückempfang<br />

früherer WK durch <strong>de</strong>n Stpfl. bil<strong>de</strong>t stpfl. Einnahmen zum Zuflußzeitpunkt bei<br />

<strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart, bei <strong>de</strong>r die Erwerbsabzüge geltend gemacht wor<strong>de</strong>n<br />

sind, falls <strong>de</strong>r Rückfluß durch die auf Einnahmeerzielung ausgerichtete Leistung<br />

veranlaßt ist. Dies gilt sowohl bei unmittelbarer Rückerstattung durch <strong>de</strong>n Empfänger<br />

<strong>de</strong>r Leistung als auch bei Ersatz von einem Dritten (zu letzterem s. BFH<br />

v. 13.7.2000 – VI R 184/99, BFH/NV 2000, 1470, u. Anm. 90). Unerheblich ist<br />

auch, ob <strong>de</strong>r Stpfl. im Rückflußzeitpunkt noch entsprechen<strong>de</strong> Einkünfte erzielt<br />

(BFH v. 28.3.1995 – IX R 86/89, BStBl. II 1995, 704). In Betracht für <strong>de</strong>rartige<br />

Sachverhalte kommen sämtliche Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2<br />

iVm. §§ 19–23; die WKPauschbeträge gem. § 9a Nr. 1–3 bleiben unberührt.<br />

Wohl wegen <strong>de</strong>s weitgefaßten steuergesetzlichen Einnahmebegriffs verzichtet<br />

die höchstrichterliche Rspr. auf die gedankliche Konzeption „negativer WK“,<br />

obgleich dies in folgerichtiger Konsequenz zum Rechtsinstitut <strong>de</strong>r „negativen<br />

Einnahmen“ (s. Anm. 80) nahegelegen hätte.<br />

Einnahmen nehmen an: zB BFH v. 13.3.1964 – VI 152/63, StRK EStG (bis 1974) § 11<br />

R. 50 betr. zurückgeflossene Prozeßkosten; v. 30.10.1964 – VI 346/61 U, BStBl. III<br />

1965, 67 betr. Erstattung von Grundsteuer; v. 8.12.1967 – VI R 154/66, BStBl. III<br />

1968, 272 betr. Rückfluß eines Zuschusses; v. 29.6.1982 – VIII R 6/79, BStBl. II 1982,<br />

755 betr. erstattete Vorsteuerbeträge; v. 28.3.1995 – IX R 41/93, BStBl. II 1995, 704; v.<br />

13.7.2000 – VI B 184/99, BFH/NV 2000, 1470; v. 19.2.2002 – IX R 36/98, BFH/NV<br />

2002, 1078; aber ausdrücklich offengelassen in BFH v. 14.12.1999 – IX R 69/98,<br />

BStBl. II 2000, 197 mwN.; GlA FG Köln v. 22.7.1981, EFG 1982, 184, rkr., u. v.<br />

6.10.1982, EFG 1983, 226; Wüllenkemper, Rückfluß von Aufwendungen im<br />

EStRecht, 1987, 12–14, 32; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 64; Stark in L/B/P,<br />

§ 9 Rn. 48 zumin<strong>de</strong>st bei Rückempfang früherer WK von einem Dritten; Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65; Frotscher, § 9 Rn. 45; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />

Rn. 28; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 184.<br />

Negative WK nehmen an: Nds. FG v. 9.2.1966, EFG 1966, 368, bestätigt; FG Berlin v.<br />

13.4.1967, EFG 1967, 619, rkr.; FG Nürnb. v. 13.9. 1968, EFG 1969, 14, rkr.; FG Ba.-<br />

Württ. v. 5.2.1976, EFG 1976, 278, rkr; Tiedtke, Einkommensteuer- und Bilanzsteuerrecht,<br />

1995, 472; Crezelius, § 8 Rn. B 48; Flies, FR 1997, 625, <strong>de</strong>rs., DB 1997, 799;<br />

Blümich/Glenk, §11Rn24.<br />

Die Annahme „negativer WK“ soll nach <strong>de</strong>r letztgenannten Auffassung dazu<br />

führen, daß die rückerstatteten WK nur bis zur Höhe <strong>de</strong>r WK verrechnet wer<strong>de</strong>n<br />

können, die <strong>de</strong>r Stpfl. im Rahmen dieser Einkunftsart im Jahr <strong>de</strong>s Rückflusses<br />

getätigt hat. Der darüber hinausgehen<strong>de</strong> Erstattungsbetrag ist danach stl.<br />

nicht als Einnahme zu erfassen.<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 75<br />

82–84<br />

85


86<br />

87<br />

§9 Anm. 85–87 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

UE ist diese Auffassung abzulehnen. Allein die Erfassung als Einnahme ist<br />

stsystematisch zutreffend. Materiellrechtlich wür<strong>de</strong>n ansonsten uU stpfl. Bezüge<br />

auf die (zufallsbedingte) Höhe <strong>de</strong>r im VZ angefallenen WK begrenzt.<br />

Erwerbsbezogene Veranlassung: Entsprechend <strong>de</strong>n Tatbestandsmerkmalen<br />

<strong>de</strong>s § 8 Abs. 1 setzt <strong>de</strong>r stl. Ansatz <strong>de</strong>r rückempfangenen Bezüge eine erwerbsbezogene<br />

Veranlassung voraus (vgl. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 181: Rückzahlung<br />

muß aus „in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n“ erfolgen). Erfolgt <strong>de</strong>r<br />

Rückfluß <strong>de</strong>r WK dagegen aus privaten (zB verwandtschaftlichen) Motiven o<strong>de</strong>r<br />

sind rein vermögensumschichten<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> (zB Rückgewähr als Darlehen) maßgeblich,<br />

so liegen keine stpfl. Einnahmen vor.<br />

Einstweilen frei.<br />

b) Rückfluß nicht als Werbungskosten abgezogener Aufwendungen<br />

Rückfluß von Werbungskosten, die sich nicht ausgewirkt haben: Wegen<br />

<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung (§ 25 Abs. 1) können WK, die sich<br />

wegen zu geringen Einkommens in einem VZ nicht auswirken konnten, nicht in<br />

einem späteren VZ mit <strong>de</strong>n hier anfallen<strong>de</strong>n Einnahmen verrechnet wer<strong>de</strong>n<br />

(BFH v. 29.6.1982 – VIII R 6/79, BStBl. II 1982, 755 [758]). Dieser Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Rspr. ist uE zuzustimmen, <strong>de</strong>nn sie folgt <strong>de</strong>n allgemein gelten<strong>de</strong>n Besteuerungsprinzipien<br />

(so auch zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. 66; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 184; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65). Zu prüfen bleiben<br />

uU Billigkeitsmaßnahmen iSd. §§ 163, 227 AO.<br />

Rückfluß nichtabziehbarer Aufwendungen: Im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung nichtabziehbare<br />

Aufwendungen (zB wegen § 3c) sind uE systementsprechend bei späterer<br />

Rückvereinnahmung im Grundsatz nicht zu versteuern; dies ist im Ergebnis<br />

str. (ebenso Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 65; Wüllenkemper, Rückfluß<br />

von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 44 ff.; § 4 Anm. 767; aA v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 67 unter Hinweis auf BFH v. 13.12.1973 – I R 136/72,<br />

BStBl. II 1974, 210, u. v. 15.12.1976 – I R 4/75, BStBl. II 1977, 220: „Denn das<br />

in § 3c nie<strong>de</strong>rgelegte Verbot <strong>de</strong>s Abzugs von WK, wenn sie mit stfreien Einnahmen<br />

in Zusammenhang stehen, gilt nicht in umgekehrten Sinne.“).<br />

UE ergibt sich diese Rechtsfolge aber unmittelbar aus <strong>de</strong>m EStG selbst (zB betr.<br />

Rückzahlung erwerbsbezogener Geldbußen gem. § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5<br />

Nr. 8 Satz 3) o<strong>de</strong>r aufgrund von Überlegungen zur Rechtsfortbildung (zB betr.<br />

<strong>de</strong>n Rückfluß nichtabziehbarer Steuern; s. eingehend Wüllenkemper, Rückfluß<br />

von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 87–98 mit Hinweis auf evtl. Beweisprobleme;<br />

er sieht in § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 3 ein verallgemeinerungsfähiges<br />

Rechtsprinzip).<br />

Eine Ausnahme gilt allerdings nach hM beim Rückempfang von Schmiergel<strong>de</strong>rn,<br />

die gem. § 160 AO nicht stmin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wur<strong>de</strong>n; bei Rückzahlung<br />

entstehen stpfl. Einnahmen, da es sich ursprünglich um echte WK han<strong>de</strong>lte, <strong>de</strong>nen<br />

lediglich aus Grün<strong>de</strong>n einer Gefährdungshaftung <strong>de</strong>r Abzug versagt wur<strong>de</strong><br />

(BFH v. 28.5.1968 – IV R 65/67, BStBl. III 1968, 581, § 3c gilt nicht analog; s.<br />

aber § 4 Anm. 767: Grundsatz <strong>de</strong>r Nichterfassung <strong>de</strong>r zurückgeflossenen nichtabziehbaren<br />

Aufwendungen als Einnahme gilt unabhängig vom Grund <strong>de</strong>r<br />

Nichtberücksichtigung; krit. dazu auch Wüllenkemper aaO, 37–39, 45 f.). UE<br />

be<strong>de</strong>nklich; die Versteuerung <strong>de</strong>s Rückflusses wür<strong>de</strong> eine Verdoppelung <strong>de</strong>r<br />

Sanktion <strong>de</strong>s § 160 AO be<strong>de</strong>uten. Denkbar scheint es uns, bei Versteuerung <strong>de</strong>s<br />

Rückflusses die Veranlagung für das Jahr <strong>de</strong>s Abflusses nach <strong>de</strong>n Grundsätzen<br />

über wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong> Steuerfestsetzungen (§ 174 AO) zu berichtigen und <strong>de</strong>n<br />

E 76 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 87–89 §9<br />

Abzug zuzulassen, weil die „Gefährdung“ und damit <strong>de</strong>r Grund für die Nichtabziehbarkeit<br />

entfallen ist.<br />

Rückfluß freiwillig nicht abgezogener Werbungskosten: Aufwendungen<br />

bleiben bei erwerbsbezogenem Anlass begrifflich auch dann WK, wenn <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. sie nicht im Rahmen seiner Mitwirkungspflichten geltend macht o<strong>de</strong>r<br />

nachweist, da die stl. Grundqualifikation einer tatsächlichen Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />

nicht von einer Willensentscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. hinsichtlich ihrer verfahrensrechtlichen<br />

Berücksichtigung (zB in <strong>de</strong>m einen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren VZ) abhängt<br />

(so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67b; s. auch § 4 Anm. 767).<br />

Zweifelhaft ist, ob <strong>de</strong>r Rückfluß von Aufwendungen stl. unberücksichtigt bleiben<br />

kann, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. von Anfang an auf die Geltendmachung einer erwerbsbezogenen<br />

Vermögensmin<strong>de</strong>rung verzichtet hat wegen eines sicher bestehen<strong>de</strong>n<br />

Kompensationsanspruchs (für stneutrale Vereinnahmung FG Nürnb.<br />

v. 13.9.1968, EFG 1969, 14, rkr. gewor<strong>de</strong>n betr. erstattete HGA-Zinsen). Entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen Einzelbeurteilung<br />

(s. Anm. 77) sollte uE bei Ausschöpfung <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen Berichtigungsvorschriften<br />

eine separate stl. Erfassung einerseits als WK, an<strong>de</strong>rerseits<br />

als Einnahme erfolgen. In beson<strong>de</strong>rs gelagerten Einzelfällen ist das Vorliegen eines<br />

stneutralen vermögensumschichten<strong>de</strong>n Vorgangs in Betracht zu ziehen (zB<br />

Darlehenshingabe und -rückzahlung o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st darlehensähnliches Verhältnis;<br />

durchlfd. Posten analog § 4 Abs. 3 Satz 2); ggf. sollte vom Stpfl. ein Billigkeitserlaß<br />

bezogen auf die stl. Belastung <strong>de</strong>s Bemessungsgrundlagenteils beantragt<br />

wer<strong>de</strong>n. Bei einer <strong>de</strong>rartigen Sachverhaltsbeurteilung muß man allerdings<br />

auch <strong>de</strong>n unplanmäßigen Ausfall <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. zustehen<strong>de</strong>n Rückgriffs- o<strong>de</strong>r<br />

Ersatzfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>retwegen er die Geltendmachung <strong>de</strong>r WK unterließ, als WK<br />

im Jahr <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße berücksichtigen.<br />

Rückfluß zu Unrecht nicht zum Abzug zugelassener Aufwendungen:<br />

Hatte die FinVerw. <strong>de</strong>n Abzug erwerbsbezogener Aufwendungen zu Unrecht<br />

versagt, weil zB Lebenshaltungskosten angenommen wur<strong>de</strong>n, so muß dies nach<br />

<strong>de</strong>n Grundsätzen von Treu und Glauben zugunsten <strong>de</strong>s Stpfl. zur steuerneutralen<br />

Vereinnahmung <strong>de</strong>s Rückflußbetrags führen, sofern nach <strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen<br />

Vorschriften (zB wegen wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>r Steuerfestsetzung gem. § 174<br />

AO) die frühere Veranlagung nicht berichtigt wer<strong>de</strong>n kann (s. auch § 4<br />

Anm. 767). Ggf. sind Billigkeitsmaßnahmen geboten.<br />

Rückfluß zuvor fehlerhaft als Werbungskosten behan<strong>de</strong>lter Aufwendungen:<br />

Wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r WKAbzug zu Unrecht zugelassen und kann <strong>de</strong>r fehlerhafte Ansatz<br />

nicht mehr korrigiert wer<strong>de</strong>n, müssen uE – entsprechend <strong>de</strong>r Behandlung<br />

<strong>de</strong>s Son<strong>de</strong>rfalls <strong>de</strong>r Rückzahlung zu Unrecht steuerfrei belassener Einnahmen (s.o.<br />

Anm. 81 aE.) – <strong>de</strong>m Grundsatz von Treu und Glauben folgend die zurückgeflossenen<br />

Aufwendungen als Einnahmen erfaßt wer<strong>de</strong>n (so auch Drenseck, FR<br />

1991, 497 für Fälle <strong>de</strong>s unrechtmäßigen WKAbzug nach Verständigung: im<br />

Hinblick auf <strong>de</strong>n Grundsatz von Treu und Glauben ist Rückfluß als stpfl. Einnahme<br />

zu behan<strong>de</strong>ln; offen gelassen in BFH v. 3.12.1990 – IX B 136/89, BFH/<br />

NV 1991, 316, u. BFH v. 23.4.1991 – IX R 86/89, BStBl. II 1991, 712; aA<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 67a). Der Grundsatz <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />

Einzelbeurteilung wird insoweit auch in diesen Fällen aus<br />

Gleichbehandlungsgrün<strong>de</strong>n durchbrochen. Alles an<strong>de</strong>re wür<strong>de</strong> zu einer ungerechtfertigten<br />

Doppelbegünstigung führen.<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 77<br />

88–89


90<br />

91<br />

§9 Anm. 90–91 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

5. Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen und Zuschüsse Dritter<br />

a) Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen durch Dritte<br />

Grundsatz: Entsprechend <strong>de</strong>m Prinzip <strong>de</strong>r veranlagungszeitraumbezogenen<br />

Einzelbeurteilung (s. Anm. 77) ist es für das Vorliegen einer strelevanten Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />

unerheblich, ob <strong>de</strong>r Stpfl. bereits zur Zeit <strong>de</strong>r Vornahme <strong>de</strong>r<br />

Aufwendung einen Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsanspruch gegenüber einem Dritten<br />

(zB einer Versicherungsgesellschaft) hat (zur unmittelbaren Rückerstattung von<br />

WK durch <strong>de</strong>n früheren Empfänger <strong>de</strong>r Leistung s. Anm. 85, 87; s. auch § 24<br />

Nr. 1a iVm. § 34). Grds. sind die erwerbsbezogen veranlaßten Aufwendungen<br />

für das Jahr ihres Abflusses als WK, die <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />

für das Jahr ihres Zuflusses als Einnahme zu versteuern. Ist<br />

<strong>de</strong>r gleiche VZ betroffen, erfolgt aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n eine Saldierung<br />

(zum Son<strong>de</strong>rfall vermögensumschichten<strong>de</strong>r Vorgänge s. Anm. 77).<br />

Steuerfreier Werbungskostenersatz: In Anlehnung an das Abzugsverbot <strong>de</strong>s<br />

§ 3c steht die Gewährung stfreier Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen durch<br />

Dritte <strong>de</strong>r Geltendmachung entsprechen<strong>de</strong>r WK beim Stpfl. stets entgegen; eine<br />

mehrfache stl. Begünstigung <strong>de</strong>sselben Aufwendungsblocks ist nicht zulässig.<br />

Allgemeine Meinung: vgl. zB BFH v. 26.3.2002 – VI R 26/00, BStBl. II 2002, 823<br />

mwN; s. zur Notwendigkeit eines unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhangs:<br />

BFH v. 23.11.2000 – VI R 93/98, BStBl. II 2001, 199; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 72; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 42; differenzierend Wüllenkemper, Rückfluß von<br />

Aufwendungen im EStRecht, 1987, 79 f., 98–105, <strong>de</strong>r im umgekehrten Fall stpfl. Bezüge<br />

annimmt, s. auch § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 Satz 3, <strong>de</strong>r nach hM nicht auf die<br />

Rückgewährung <strong>de</strong>r Geldbuße durch einen Dritten ausge<strong>de</strong>hnt wer<strong>de</strong>n kann; s. auch<br />

§ 4 Anm. 768.<br />

Dies gilt wegen <strong>de</strong>s wirtschaftlich gearteten Zusammenhangs unabhängig davon,<br />

ob die stfreien Einnahmen zeitlich vor, nach o<strong>de</strong>r im Verlaufe <strong>de</strong>s Kj. <strong>de</strong>r Verausgabung<br />

zufließen. Ein Abzugsverbot besteht selbst dann, wenn stfreie Einnahmen<br />

im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abflusses <strong>de</strong>r Aufwendungen noch nicht vorliegen,<br />

aber zumin<strong>de</strong>st künftig erwartet wer<strong>de</strong>n.<br />

Vgl. BFH v. 24.4.1992 – VI R 141/89, BStBl. II 1992, 666; v. 31.7.1992 – VI R 112/<br />

88, BFH/NV 1993, 224; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 72, 73 mit Hinweis darauf,<br />

die Veranlagung ggf. unter <strong>de</strong>n Vorbehalt <strong>de</strong>r Nachprüfung gem. § 164 AO zu stellen;<br />

Stark in L/B/P, § 9 Rn. 42.<br />

Soweit die erwerbsbezogenen Aufwendungen die stfreien Ersatzleistungen – die<br />

ggf. in pauschaler Form gewährt wer<strong>de</strong>n – übersteigen, erfolgt allerdings eine<br />

stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Geltendmachung als WK (vgl. BFH v. 26.9.1979 – VI R 58/76,<br />

BStBl. II 1980, 79 betr. Verpflegungsmehraufwendungen bei einem Gerichtsvollzieher;<br />

vgl. auch § 3 Nr. 16 Anm. 5).<br />

b) Zuschüsse<br />

Grundsatz: Bei <strong>de</strong>r stl. Beurteilung von Zuschüssen, die von dritter Seite zu Erwerbsaufwendungen<br />

gewährt wer<strong>de</strong>n, ist im Grundsatz ebenfalls <strong>de</strong>m Prinzip<br />

<strong>de</strong>r Einzelbeurteilung (s. Anm. 77) Rechnung zu tragen; dh.,<br />

p vereinfachungsbedingte Verrechnung mit <strong>de</strong>n WK bei Gewährung im Verausgabungsjahr,<br />

p getrennte stl. Erfassung bei <strong>de</strong>r betreffen<strong>de</strong>n Einkunftsart im jeweiligen VZ entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Zufluß-/Abflußprinzip (s. auch R 163 Abs. 1 EStR).<br />

Zuschüsse, die als stfreie Bezüge zu qualifizieren sind (zB § 3 Nr. 34), schließen<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n WKAbzug aus.<br />

E 78 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 91–92 §9<br />

Zuschüsse bei Vermietung und Verpachtung: Beson<strong>de</strong>rheiten gelten bei Zuschüssen<br />

für aktivierungspflichtige Immobilienaufwendungen im Rahmen von<br />

§ 21:<br />

p Private Mieterzuschüsse (etwa verlorene Baukostenzuschüsse) sind wegen ihres<br />

Zusammenhangs mit <strong>de</strong>r Gebrauchsüberlassung beim Vermieter als Einnahme<br />

anzusetzen; eine Verrechnung über eine Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Abschreibungsgrundlage<br />

ist nicht zulässig (BFH v. 28.10.1980 – VIII R 34/76,<br />

BStBl. II 1981, 161; s. differenzierend auch R 163 Abs. 3 EStR).<br />

p Zuschüsse aus öffentlichen Mitteln o<strong>de</strong>r private Zuschüsse, die keine Mieterzuschüsse sind,<br />

gehören grds. nicht zu <strong>de</strong>n Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung.<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich um bei <strong>de</strong>n bezuschußten Aufwendungen um HK, sind ab<br />

<strong>de</strong>m Jahr <strong>de</strong>r Bewilligung die Afa, erhöhte AfA und Son<strong>de</strong>rAfA nach <strong>de</strong>n um<br />

<strong>de</strong>n Zuschuß gemin<strong>de</strong>rten HK zu bemessen (zu weiteren Einzelheiten s.<br />

R 163 Abs. 1 EStR u. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 74d f.).<br />

c) Verzicht auf Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsleistungen<br />

Grundsatz: Nach hM steht <strong>de</strong>r Verzicht eines Stpfl. auf die Geltendmachung eines<br />

Ersatz- o<strong>de</strong>r Erstattungsanspruchs <strong>de</strong>r Aufwendungseigenschaft <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong><br />

liegen<strong>de</strong>n Beträge und <strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen; entsprechend<br />

<strong>de</strong>n allg. Grundsätzen setzt die Berücksichtigung als WK lediglich eine erwerbsbezogene<br />

Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen voraus. Dem Stpfl. kann nicht entgegengehalten<br />

wer<strong>de</strong>n, er hätte die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen vermin<strong>de</strong>rn können;<br />

die Vermeidbarkeit von Vermögensmin<strong>de</strong>rungen ist kein Kriterium <strong>de</strong>s<br />

Aufwendungsbegriffs (vgl. ua. BFH v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2001,<br />

668; v. 15.12.1967 – VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375; FG Saarl. v. 14.10.1993,<br />

EFG 1994, 238, rkr; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 188; Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 75).<br />

Der WKAbzug wird auch nicht durch <strong>de</strong>n Umstand beeinflußt, daß <strong>de</strong>r Stpfl.<br />

auf die Inanspruchnahme kostenfreier Leistungen (zB kostenfreie Übernachtungsmöglichkeit<br />

auf einer Dienstreise, s. hierzu FG Saarl. v. 14.10.1993, EFG<br />

1994, 238) verzichtet, die das Entstehen von WK verhin<strong>de</strong>rt hätten (Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 75; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 76).<br />

Ausnahmefall: Einschränkend zum o.g. Grundsatz soll nach BFH (v. 14.8.1970<br />

– VI R 70/69, BStBl. II 1970, 765 [767]) ein WKAbzug ausschei<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. aus rein persönlichen Grün<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Erhebung eines Scha<strong>de</strong>nsersatzanspruchs<br />

absieht (etwa weil <strong>de</strong>r Anspruch gegen die Ehefrau gerichtet ist); die Erlangung<br />

<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsersatzes soll zur Verrechnung mit <strong>de</strong>r Vermögensmin<strong>de</strong>rung<br />

fingiert wer<strong>de</strong>n (s. auch BFH v. 28.9.1993 – IX R 156/88, BStBl. II 1994,<br />

319 zum Verzicht eines Nießbrauchers gegenüber <strong>de</strong>m unterhaltsberechtigten<br />

Eigentümer auf die Geltendmachung eines Ersatzanspruchs; zust. Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 75; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 188).<br />

UE ist eine solche allg. Rechtsaussage unzutreffend, da die Beweggrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Stpfl. für <strong>de</strong>n Verzicht auf Einnahmen mangels einer tatsächlichen Realisation<br />

stl. unbeachtlich sind. Lediglich im Anwendungsbereich von § 12 Nr. 2 (Abzugsverbot<br />

für verschie<strong>de</strong>ne Zuwendungen, insbes. zwischen unterhaltsberechtigten<br />

Personen) können sich Ansatzpunkte für eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs ergeben;<br />

dies dürfte jedoch im Ergebnis uE regelmäßig daran scheitern, daß <strong>de</strong>r Verzicht<br />

auf Kompensationsansprüche nicht zur Fingierung zuwendungsfähiger<br />

Einnahmen führen und zu<strong>de</strong>m ein erkennbarer Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

beim Stpfl. vorliegt. Es verbleibt uE also bei <strong>de</strong>m o. g Grundsatz ohne Be-<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

E 79<br />

92


93–94<br />

95<br />

96–99<br />

100<br />

§9 Anm. 92–100 Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

rücksichtigung <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong> für <strong>de</strong>n Verzicht, auch im Bereich <strong>de</strong>s § 12 Nr. 2 (so<br />

jetzt auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 77 ff., insbes. B 79 u. B 82).<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Weitere Abgrenzungsfragen<br />

1. Aufwendungen auf das Vermögen<br />

Bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften gehen das Vermögen und seine Wertän<strong>de</strong>rung<br />

nicht in die Einkunftsermittlung ein; <strong>de</strong>mzufolge gibt es kein „steuerverhaftetes<br />

Vermögen“ im Privatbereich. Es fragt sich, ob damit auch Aufwendungen „auf“<br />

das Vermögen zwingend in <strong>de</strong>n Privatbereich fallen. Allgemein wird die Frage<br />

vor <strong>de</strong>m Hintergrund eines „Grundsatzes <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre“<br />

beantwortet; maßgebend für die Abgrenzung ist das Veranlassungsprinzip<br />

(s. ausf. hierzu Anm. 185).<br />

Steuersystematisch betrachtet steht bei längerfristig ertragbringen<strong>de</strong>n WG die Geltendmachung<br />

von substanzbezogenen Aufwendungen als WK iSd. Abs. 1 im Abgrenzungskonflikt<br />

zwischen strelevanter Erwerbssphäre einerseits und stl. irrelevanter Vermögenssphäre<br />

als Erscheinungsform <strong>de</strong>r Einkommensverwendung an<strong>de</strong>rerseits (zur<br />

Gesetzessystematik s. Anm. 6, 7; Prinz, FR 1986, 398).<br />

Keine Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs für die Abgrenzung: Der in<br />

Umkehrung von § 8 Abs. 1 <strong>de</strong>finierte Aufwendungsbegriff hilft bei <strong>de</strong>r Lösung<br />

<strong>de</strong>r Zuordnungsfrage Erwerbs-/Vermögenssphäre uE nicht weiter. Auch stl.<br />

nichtabziehbare Vermögensaufwendungen erfüllen uU die Kriterien <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs.<br />

So ist bspw. die Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung sowohl von<br />

ertragbringen<strong>de</strong>n abnutzbaren als auch von nichtabnutzbaren WG mit beim<br />

Stpfl. abfließen<strong>de</strong>n Ausgaben verbun<strong>de</strong>n (Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s übrigen Vermögens);<br />

<strong>de</strong>r WKAbzug kommt allerdings nur bei <strong>de</strong>n abnutzbaren Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />

im Anwendungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 (= aufwandswirksame Verteilung<br />

wegen <strong>de</strong>s nutzungsbedingten Wertverzehrs) als lex specialis in Betracht. Auch<br />

<strong>de</strong>r zB insolvenzbedingte Ausfall einer zinsbringen<strong>de</strong>n Darlehensfor<strong>de</strong>rung ist<br />

als Aufwendung iS eines erwerbsbezogenen Vermögensopfers zu qualifizieren,<br />

obgleich eine Berücksichtigung als WK nicht zulässig ist (BFH v. 19.10.1982 –<br />

VIII R 97/79, BStBl. II 1983, 295, krit. dazu Anm. 193). Ausgangspunkt zur Lösung<br />

<strong>de</strong>s Qualifikationskonflikts ist uE allein das Veranlassungsprinzip bei Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten innewohnen<strong>de</strong>n stsystematischen<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten. Dies ergibt sich nicht zuletzt auch daraus, daß <strong>de</strong>r Betriebsausgabenbegriff<br />

gem. § 4 Abs. 4 von Aufwendungen spricht und dabei in vollem<br />

Umfang <strong>de</strong>n betrieblichen Vermögensbereich mitumfaßt.<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Fiktive Aufwendungen<br />

Verbot <strong>de</strong>s Abzugs fiktiver Aufwendungen: Als WK kommen grds. nur solche<br />

Aufwendungen in Betracht, die <strong>de</strong>r Stpfl. tatsächlich gegenüber einem Dritten<br />

erbracht hat o<strong>de</strong>r die ihm als Einkunftserzieler bzw. als <strong>de</strong>ssen Rechtsnachfolger<br />

zuzurechnen sind (s. Anm. 43 betr. sog. Drittaufwendungen), nicht die,<br />

die er hätte machen können o<strong>de</strong>r wollen (vgl. RFH v. 13.11.1935, RStBl. 1936,<br />

202; s. weiterhin Trzaskalik, StuW 1983, 134 f.; v. Bornhaupt in K/S/M, §9<br />

Rn. B 22–28 mit Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr.). Auch sind Abzüge unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt<br />

kalkulatorisch zu berücksichtigen<strong>de</strong>r Eigenleistungen o<strong>de</strong>r eines<br />

E 80 Kreft


Allgemeiner Werbungskostentatbestand Anm. 100–104 §9<br />

Einnahmeverzichts nicht zulässig (vgl. BFH v. 1.10.1985 – IX R 58/81, BStBl. II<br />

1986, 142 betr. eigene Arbeitsleistungen für Hausverwaltung; v. 21.10.1980 –<br />

VIII R 190/78, BStBl. II 1981, 160 betr. Abzinsung von Kaufpreisraten; RFH v.<br />

7.7.1927, RStBl. 1927, 198 betr. die Aufzehrung von Arbeitskraft; FG Bdb. v.<br />

11.4.2001, EFG 2001, 886, rkr). Es gilt das Verbot <strong>de</strong>r einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung<br />

fiktiver Aufwendungen (vgl. anschaulich Nds. FG v. 13.2.1986,<br />

EFG 1986, 397, rkr., mit Hinweis auf BFH v. 30.6.1955 – IV 695/54 U,<br />

BStBl. III 1958, 238 u. v. 25.9.1980, EFG 1980, 231; s. auch BFH v. 1.10.1985 –<br />

IX R 58/81, BStBl. II 1986, 142). Das Anknüpfen <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs an<br />

konkrete wirtschaftliche Vermögensmin<strong>de</strong>rungen im VZ entspricht uE <strong>de</strong>n<br />

Grundsätzen einer abschnittbezogenen Leistungsfähigkeitsbesteuerung. Es gilt<br />

hier also <strong>de</strong>r Grundsatz: Keine Aufwendung ohne Vermögensmin<strong>de</strong>rung (zu<br />

weiteren Einzelheiten s. Anm. 65).<br />

Ausnahmen vom Abzugsverbot fiktiver Aufwendungen ergeben sich insbes.<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>r gesetzlichen Pauschalierungsregelung <strong>de</strong>s § 9a. Bei<br />

Fehlen tatsächlicher kleinerer erwerbsbezogener Aufwendungen führen diese<br />

Pauschbeträge im Rahmen <strong>de</strong>r festgelegten Beträge zur Berücksichtigung fiktiver<br />

WK (s. auch Stark in L/B/P, § 9 Rn. 16). Gleiches gilt uU für die beson<strong>de</strong>ren<br />

gesetzlichen Entfernungspauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 4 und Nr. 5, falls die tatsächlich<br />

anfallen<strong>de</strong>n Fahrtkosten geringer sind. Auch im Rahmen <strong>de</strong>r durch<br />

Verwaltungsanordnungen zugelassenen WKPauschalen kann sich aus Grün<strong>de</strong>n<br />

einer Schätzungsunschärfe <strong>de</strong>r Ansatz fiktiver WK ergeben, sofern keine offensichtlich<br />

unzutreffen<strong>de</strong> Besteuerung vorliegt (so auch Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 16).<br />

Für einen Son<strong>de</strong>rfall hat <strong>de</strong>r BFH darüber hinaus <strong>de</strong>n Abzug fiktiver Aufwendungen<br />

ausnahmsweise zugelassen: Führen ersparte Aufwendungen zu einer stpfl.<br />

Einnahme und wirkt sich dieser Vorteil im Rahmen einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsart<br />

aus, so führt dies zu einem fiktiven WKAbzug (BFH v. 4.6.1996 – X R 70/94,<br />

BFH/NV 1997, 20 mwN; so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 3).<br />

Beispiel: Ein Stpfl. erhält ein zinsloses ArbG-Darlehen und hat <strong>de</strong>n Nutzungsvorteil<br />

als Einkünfte aus § 19 zu versteuern. Das Darlehen wird eingesetzt zur Anschaffung<br />

einer vermieteten Immobilie und wirkt sich damit im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfte aus § 21<br />

aus. Die ersparten Zinsen führen zum fiktiven WKAbzug.<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Bewertung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

Geld (Nominalgüter): Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n vom Stpfl. getätigten erwerbsbezogenen<br />

Aufwendungen um Geld in inländ. Währung (Bargeld, Schecks usw.),<br />

so erfolgt die Bewertung mit <strong>de</strong>m Nominalbetrag. Ausländ. Geld aus Län<strong>de</strong>rn, die<br />

nicht an <strong>de</strong>r europäischen Währungsunion teilnehmen, ist mit <strong>de</strong>m zum Abflußzeitpunkt<br />

gelten<strong>de</strong>n Tageskurs in Euro umzurechnen; aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n sollte<br />

uE die Umrechnung nach durchschnittlichen Monatskursen unbeanstan<strong>de</strong>t bleiben.<br />

Sachgüter: Bei erwerbsbezogenen Sachaufwendungen (s. Anm. 65) fehlt eine<br />

spezielle estl. Bewertungsvorschrift. UE erfolgt die Bewertung bezogen auf <strong>de</strong>n<br />

Realisationsstichtag primär mit <strong>de</strong>n üblichen Mittelpreisen <strong>de</strong>s Verbrauchsorts<br />

(§ 8 Abs. 2 analog betr. Wohnung, Kost, Waren u. sonstige Sachbezüge), subsidiär<br />

mit <strong>de</strong>m gemeinen Wert gem. § 1 iVm. § 9 BewG (= gewöhnlicher Einzelveräußerungspreis),<br />

soweit <strong>de</strong>m nicht die allg. Rechtsanwendungsmetho<strong>de</strong>n im<br />

Einzelfall wi<strong>de</strong>rsprechen (zB das Verbot steuerverschärfen<strong>de</strong>r Analogie). Da <strong>de</strong>r<br />

HHR Lfg. 216 Oktober 2004 Kreft<br />

101–103<br />

E 81<br />

104


§9 Anm. 104 Abs. 1 Sätze 1 und 2: Allg. WKTatbestand<br />

Aufwendungsbegriff nach hM in Anlehnung an § 8 Abs. 1 <strong>de</strong>finiert wird (s.<br />

Anm. 65), sollte sich auch die Bewertung von Sachaufwendungen vorrangig an<br />

§ 8 orientieren (im Ergebnis glA Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984,<br />

350; Blümich/Glenk, § 8 Rn. 81; so auch ausdrücklich Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 18). Die bei<strong>de</strong>n Wertkategorien können aufgrund örtlicher, sachlicher o<strong>de</strong>r<br />

persönlicher Beson<strong>de</strong>rheiten uU voneinan<strong>de</strong>r abweichen; die Unterscheidung<br />

wird allerdings meist keine o<strong>de</strong>r nur geringe praktische Be<strong>de</strong>utung haben (zust.<br />

Stark aaO.). Eine eventuelle Einbindung <strong>de</strong>s Bewertungsobjekts in eine größere<br />

wirtschaftliche Einheit ähnlich <strong>de</strong>m Teilwertgedanken ist für bei<strong>de</strong> Bewertungsmaßstäbe<br />

dagegen unerheblich.<br />

Nach BFH v. 19.1.1982 – VIII R 102/78, BStBl. II 1982, 533 entspricht <strong>de</strong>r aufgeopferte<br />

Vermögenswert beim Verlust <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Eigentums an einem<br />

Gebäu<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten abzüglich <strong>de</strong>r bis zu<br />

diesem Zeitpunkt vorgenommenen Abschreibungen; uE gilt dies nur im Anwendungsbereich<br />

<strong>de</strong>r Absetzungsregelung gem. Abs. 1 Nr. 7 (zB für eine AfaA<br />

gem. § 7 Abs. 1 Satz 6). Bei Sachleistungen im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Satz 1 erfolgt die Bewertung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße dagegen mit <strong>de</strong>n<br />

örtlichen Mittelpreisen <strong>de</strong>s Verbrauchsorts bzw. <strong>de</strong>m gemeinen Wert (str.; s.<br />

hierzu Anm. 81 betr. negative Einnahmen).<br />

Für <strong>de</strong>n Fall, daß ein als Einnahme versteuerter und nach § 8 Abs. 2 zu bewerten<strong>de</strong>r<br />

Nutzungsvorteil zur Erzielung von Überschußeinkünften verwen<strong>de</strong>t wird<br />

(s. BFH v. 4.6.1996 – IX R 70/94, BFH/NV 1997, 20), erscheint es uE sachgerecht,<br />

<strong>de</strong>n versteuerten Wert als WK anzusetzen (nach Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 18, zwingend).<br />

E 82 82–84<br />

Kreft


Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 105–107 §9<br />

C. Einnahmen als Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

(Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen und Erwerbsbezug<br />

Abs. 1 Satz 1 for<strong>de</strong>rt als notwendige Bedingung zur Qualifikation von Aufwendungen<br />

als WK einen bestimmten Zusammenhang mit Einnahmen; nach <strong>de</strong>m<br />

Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes bil<strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>n Bezugspunkt <strong>de</strong>r zu beurteilen<strong>de</strong>n<br />

Vermögensmin<strong>de</strong>rung.<br />

UE ist die Definition ungenau: Die Aufwendungen müssen nicht in einem finalen<br />

Zusammenhang mit Einnahmen stehen, vielmehr durch eine Leistung (s.<br />

Anm. 116) veranlaßt sein (s. Anm. 117), die ihrerseits <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

dient (s. Anm. 110). Zur personellen Zurechnung von WK insbes. bei Drittaufwendungen<br />

s. Anm. 43.<br />

Einnahmen sind gem. § 8 Abs. 1 alle Güter, die in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert bestehen<br />

und <strong>de</strong>m Stpfl. im Rahmen einer <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2<br />

Abs. 1 Nr. 4–7 zufließen (zu Einzelheiten s. § 8). Es kann sich um geplante, laufen<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong> Einnahmen han<strong>de</strong>ln.<br />

Erwerbsbezug: Das Fehlen jeglicher <strong>de</strong>m Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong>r Einnahmen<br />

o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r nachhaltigen Einnahmeerzielungsabsicht (uE richtiger Einkunftserzielungsabsicht<br />

= Erwerbsbezug; s. Anm. 110) schließt die Geltendmachung<br />

von WK aus, da kein unter die Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 fallen<strong>de</strong>r<br />

Tatbestand vorliegt (vgl. hierzu BFH v. 25.6.1984 – GrS 4/82, BStBl. II<br />

1984, 751 unter C III., IV.; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/NV 1996, 28;<br />

Schmidt/Seeger XXIII. § 2 Rn. 18)<br />

Ob es sich um stpfl. o<strong>de</strong>r lediglich stbare Einnahmen han<strong>de</strong>ln muß, konkretisiert<br />

§ 9 nicht (s. Anm. 107). Zumin<strong>de</strong>st im Inland stbare Einnahmen müssen allerdings<br />

geplant sein, da es ansonsten an einem strelevanten Tatbestand fehlt (s.<br />

auch Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />

53 f.). Einen Bezug zu einer bestimmten Einkunftsart o<strong>de</strong>r Einkunftsquelle<br />

for<strong>de</strong>rt Abs. 1 Satz 1 seinem Wortlaut nach nicht (an<strong>de</strong>rs die Rechtsfolgeanordnung<br />

<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2 u. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 betr. Schuldzinsen). Wegen<br />

teilentgeltlicher Rechtsgeschäfte s. Anm. 112.<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Steuerbare o<strong>de</strong>r steuerpflichtige Einnahmen<br />

Üblicherweise wird in Rspr. und Schrifttum festgestellt, daß Aufwendungen nur<br />

dann als WK in Betracht kommen, wenn sie mit stpfl. Einnahmen bzw. Einkünften<br />

(s. Anm. 110) im Zusammenhang stehen. Das Erfor<strong>de</strong>rnis stpfl. Einnahmen<br />

wird dabei teilweise aus <strong>de</strong>m Umstand geschlossen, daß § 9 Abs. 1<br />

Satz 1 auf <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Einnahmen in § 8 Abs. 1 Bezug nimmt (so v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 144). Die Einnahmen dürfen nicht stbefreit sein<br />

(zB gem. §§ 3, 3b o<strong>de</strong>r aufgrund von DBA); dabei wird auf § 3c verwiesen.<br />

Vgl. zB BFH v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2002, 668; v. 23.11.2000 – VI R 93/<br />

98, BStBl. II 2001, 199; FG Hamb., EFG 2001, 1423, rkr.; s. auch Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 4; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 144–151; Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 87; Frotscher, § 9 Rn. 52; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 47.<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 85<br />

105<br />

106<br />

107


108–109<br />

110<br />

§9 Anm. 107–110 Abs. 1 Satz 1: Einnahmen als<br />

Stellungnahme: Stsystematisch betrachtet verkennt die hM, daß die StFreiheit<br />

von Einnahmen bzw. Einkünften lediglich zu einem Abzugsverbot führt, nicht<br />

jedoch die grundqualifikatorische Eigenschaft <strong>de</strong>r Aufwendungen als WK beeinträchtigt<br />

(zu <strong>de</strong>m in § 3c enthaltenen Abzugsverbot). Begrifflich können auch<br />

insoweit WK vorliegen, als sie nicht bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n können (sog. nichtabziehbare WK). Für die Grundqualifikation<br />

von Aufwendungen als WK genügt daher uE ein Zusammenhang mit steuerbaren<br />

Einkünften, dh. präziser mit einer auf stbare Einkunftserzielung ausgerichteten<br />

Erwerbsleistung (glA Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />

Einkommensteuerrecht, 53; Kreft, FR 2002, 657 [664]; Blümich/Thürmer, §9<br />

Rn. 112; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 58, 203; wohl auch Wassermeyer,<br />

StuW 1982, 355 f.). Als stbar können solche Bezüge bezeichnet wer<strong>de</strong>n,<br />

die nach <strong>de</strong>n Wertungen <strong>de</strong>s Gesetzgebers im steuerverhafteten Einkünftebereich<br />

anfallen. Wenngleich sowohl bei gänzlich fehlen<strong>de</strong>m strelevanten<br />

Erwerbsbezug als auch bei einem Zusammenhang mit stfreien Einkünften im<br />

Ergebnis gleichermaßen ein Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen bei <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung<br />

ausschei<strong>de</strong>t, ist die og. Differenzierung zumin<strong>de</strong>st aus rechtsmethodischen<br />

Grün<strong>de</strong>n sinnvoll und erfor<strong>de</strong>rlich.<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Einnahme- o<strong>de</strong>r Einkunftserzielung?<br />

Nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut müssen Aufwendungen, um WK zu sein, „zur Erwerbung,<br />

Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“ dienen. Diese Begriffe können<br />

zusammenfassend durch „Einnahmeerzielung“ ersetzt wer<strong>de</strong>n (vgl. Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 2). Ob sich die Aufwendungen – <strong>de</strong>m Wortlaut entsprechend – tatsächlich<br />

auf die Einnahmen (so zB BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/02, FR 2003,<br />

195; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 6; Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9<br />

Rn. 41; Kruse, FR 1981, 473; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 144; v. Bornhaupt,<br />

FR 1982, 314) o<strong>de</strong>r vielmehr auf die Einkünfte (so zB BFH v. 2.3.1962 –<br />

VI 79/60 S, BStBl. II 1962, 192: „Betriebsausgaben und WK sind ihrer Art nach<br />

gemeinsam Aufwendungen zur Erzielung von Einkünften“; v. 18.11.1980 – VIII<br />

R 194/78, BStBl. II 1981, 510) beziehen müssen, ist str.<br />

Stellungnahme: UE verlangt Abs. 1 Satz 1 über <strong>de</strong>n Wortlaut hinaus eine Verbindung<br />

zwischen Aufwendungen und Einkünften. Durch die Bezugnahme auf<br />

Einkünfte sollen Aufwendungen im nicht stbaren Bereich wegen fehlen<strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht<br />

von <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />

Da StPflicht nur eintritt, wenn auf eine größere Zahl von Jahren gesehen positive<br />

Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n (an<strong>de</strong>renfalls liegt uU eine nicht stpfl. Liebhaberei<br />

vor), sollte anstelle Einnahmeerzielung besser <strong>de</strong>r Begriff Einkunftserzielung<br />

verwandt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wortlaut und historische Entwicklung (das EStG 1934 führt „Einnahmen“ statt<br />

„Einkünfte“ ein) stehen <strong>de</strong>m nicht entgegen: Der Wortlaut trifft in vieler Hinsicht<br />

nicht <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Vorschrift, die auf eine einheitliche am Veranlassungsgedanken<br />

ausgerichtete Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen (WK und BA)<br />

von <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung gerichtet sein muß.<br />

Die finale Ausrichtung und die Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ sind<br />

zu eng; Aufwendungen sind zwar von <strong>de</strong>n Einnahmen abzuziehen, sie stehen aber<br />

nicht in einem so engen Zusammenhang, wie es Abs. 1 glauben macht, vielmehr ist<br />

Bin<strong>de</strong>glied die auf Einkunftserzielung gerichtete Leistung.<br />

E 86 Kreft


Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 110–112 §9<br />

Das Fehlen <strong>de</strong>r Erwerbsleistung erklärt auch die Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs „Einnahmen“,<br />

<strong>de</strong>nn das EStG bezeichnet die Erwerbsleistungen <strong>de</strong>r einzelnen Einkunftsarten<br />

regelmäßig durch Aufzählung von Einnahmen (vgl. §§ 19, 20, 21).<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Wortlaut entsprechend auf „Einnahmen“ abgestellt, so wür<strong>de</strong> die<br />

eben durch das Veranlassungsprinzip gewonnene Gleichbehandlung von WK<br />

mit BA wie<strong>de</strong>r aufgegeben, da BA keinen Einnahmebezug kennen; sie sind vielmehr<br />

abziehbar, wenn sie durch <strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt sind (§ 4 Abs. 4), <strong>de</strong>r seinerseits<br />

mit Gewinnerzielungsabsicht betrieben wer<strong>de</strong>n muß (§ 15 Abs. 2).<br />

In <strong>de</strong>r stl. Praxis wird diese Streitfrage – worauf Drenseck (in Schmidt XXIII.<br />

§ 9 Rn. 6) zu Recht hinweist – keine allzu große Be<strong>de</strong>utung haben, da Aufwendungen<br />

letztlich nur im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>r § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 als<br />

WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Einnahmen bei teilentgeltlichen Rechtsgeschäften<br />

Abs. 1 Satz 1 nennt – ohne nähere Konkretisierung – Einnahmen als Bezugspunkt<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen. Ohne Einnahmen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st die Absicht, Einnahmen<br />

(richtiger Einkünfte, s. Anm. 110) zu erlangen, fehlt es beim Stpfl. an<br />

einer Grundvoraussetzung für <strong>de</strong>n WKAbzug (zB bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung).<br />

Entsprechend diesem Grundsatz können teilentgeltliche Rechtsgeschäfte<br />

zu einer Kürzung <strong>de</strong>s WKUmfangs führen, ohne daß <strong>de</strong>m ein Aufteilungsverbot<br />

entgegensteht (sog. WKKappung, s. auch Anm. 200–203).<br />

Teilentgeltlichkeit kann sich zum einen auf die eingeschränkte Nutzung einer<br />

Einkunftsgrundlage beziehen (zB geplante Vermietung nur einer Wohnung in<br />

einem Mehrfamilienhaus); zum an<strong>de</strong>ren kann es sich auch um eine reduzierte<br />

Einnahmenhöhe han<strong>de</strong>ln.<br />

Bei nur eingeschränkter Nutzung einer Einkunftsgrundlage können sich<br />

Probleme bei <strong>de</strong>r Aufwendungszuordnung ergeben. Unmittelbar <strong>de</strong>m nicht erwerbsbezogen<br />

genutzten Bereich zuzuordnen<strong>de</strong> Einzelkosten sind vom WKAbzug<br />

ausgeschlossen; die gesamte Einkunftsgrundlage betreffen<strong>de</strong> Aufwendungen<br />

sind nach einem sachgerechten Aufteilungsschlüssel zuzuordnen. § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 gilt uE insoweit nicht. Hierher gehören auch die in <strong>de</strong>r Praxis häufig problematischen<br />

Fälle <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei <strong>de</strong>r Finanzierung gemischt genutzter<br />

Grundstücke (vgl. BFH v. 25.3.2003 – IX R 22/01, BStBl. II 2004, 348;<br />

v. 16.4.2002 – IX R 65/98, BFH/NV 2002, 1154; v. 9.7.2002 – IX R 65/00,<br />

BStBl. II 2003, 389; s. hierzu auch BMF v. 16.4.2004, FR 2004, 608).<br />

Reduzierte Einnahmenhöhe: Zwischen frem<strong>de</strong>n Dritten ist für das Vorliegen<br />

<strong>de</strong>r strelevanten Einkünfteerzielungsabsicht unerheblich, ob die realisierten o<strong>de</strong>r<br />

erwarteten Bezüge <strong>de</strong>r marktüblichen Höhe entsprechen; wegen <strong>de</strong>r wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>n<br />

wirtschaftlichen Interessen kann die Wertäquivalenz ohne Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>s WKUmfangs in aller Regel unterstellt wer<strong>de</strong>n. Verzichtet <strong>de</strong>r Stpfl. gegenüber<br />

„nahestehen<strong>de</strong>n Personen“ (die Konturen <strong>de</strong>s Begriffs sind unscharf; s.<br />

auch § 1 AStG) o<strong>de</strong>r Angehörigen iSd. § 15 AO ganz o<strong>de</strong>r teilweise auf die Einkünfteerzielung,<br />

so kommt nach <strong>de</strong>r Rspr. (zB <strong>de</strong>m Rechtsgedanken <strong>de</strong>s § 3c<br />

folgend: BFH v. 14.1.1998 – X R 57/93, DStR 1998, 887) eine völlige Versagung<br />

o<strong>de</strong>r eine <strong>de</strong>m Einkünfteverzicht entsprechen<strong>de</strong> Kürzung <strong>de</strong>s WKAbzugs in Betracht;<br />

es fehlt insoweit an einer erwerbsbezogenen Veranlassung, falls für <strong>de</strong>n<br />

Einnahmeverzicht persönliche, im privaten Bereich liegen<strong>de</strong> Grün<strong>de</strong> maßgeb-<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 87<br />

111<br />

112


113–114<br />

115<br />

§9 Anm. 112–115 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

lich sind. Ein Aufteilungsverbot greift nach hM bei Teilentgeltlichkeit nicht ein.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verwaltungsvereinfachung und <strong>de</strong>r Rechtssicherheit sollte jedoch<br />

in Anlehnung an § 21 Abs. 2 wie bei frem<strong>de</strong>n Dritten von <strong>de</strong>r Vollentgeltlichkeit<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n, sofern eine 56 vH-Grenze <strong>de</strong>s ortüblichen Entgelts<br />

nicht unterschritten wird. Eine Aufteilung könnte sich aber gleichwohl bei<br />

teilweise fehlen<strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht ergeben (vgl. hierzu auch BFH v.<br />

5.11.2002 – IX R 48/01, BFH/NV 2003, 253: Bei Mietzins unter 75 vH <strong>de</strong>r<br />

ortsüblichen Miete ist Einkünfteerzielungsabsicht auch bei langfristiger Vermietung<br />

zu prüfen.).<br />

Bei einem Teilentgelt von völlig untergeordnetem Charakter (üblicherweise<br />

10 vH <strong>de</strong>r realisierbaren Markteinnahmen) ist uE nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz<br />

<strong>de</strong>r WKAbzug gänzlich zu versagen.<br />

Einstweilen frei.<br />

D. Zusammenhang zwischen Aufwendungen und Einnahmen,<br />

insbes. Veranlassungsprinzip (Abs. 1 Satz 1)<br />

I. Der Gesetzeswortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />

1. Steuergesetzliche Unschärfen und Interpretationsvielfalt<br />

Für die sog. Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 iVm. §§ 19–23 bestimmt<br />

§ 9 die tatbestandsmäßigen Voraussetzungen, unter <strong>de</strong>nen Aufwendungen<br />

als WK zu qualifizieren sind. Daraus folgt als Ausfluß <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips<br />

ihr Abzug von <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n strelevanten Einnahmen. Um die<br />

Erwerbssphäre vom Einkommensverwendungsbereich sachgerecht abzugrenzen,<br />

for<strong>de</strong>rt Abs. 1 Satz 1 einen bestimmten Zusammenhang zwischen Aufwendungen<br />

und Einnahmen. Die Konkretisierung <strong>de</strong>s gesetzlich verlangten Erwerbsbezugs<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen bereitet allerdings sowohl aus stsystematischer<br />

Sicht als auch in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis erhebliche Schwierigkeiten, wohl nicht<br />

zuletzt wegen <strong>de</strong>s knappen und unklaren Gesetzestextes, <strong>de</strong>n terminologischen<br />

Ungereimtheiten innerhalb <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Aufwendungspositionen sowie<br />

<strong>de</strong>r Vielschichtigkeit <strong>de</strong>r Lebenssachverhalte.<br />

Unklarer Gesetzeswortlaut: Nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 müssen<br />

Aufwendungen, um WK zu sein, „zur Erwerbung, Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r<br />

Einnahmen“ dienen. Zusammenfassend be<strong>de</strong>utet dies, daß eine zweckgerichtete<br />

Verbindung <strong>de</strong>r Aufwendungen mit einer stbaren Einnahmeerzielung bestehen<br />

muß (s. auch Abs. 1 Satz 3 Nr. 2). Es läßt sich verkürzt auch von einem Erwerbsbezug<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen (s. auch Kreft, FR 2002, 657 [665]: „konkreter<br />

Erwerbsbezug“) sprechen, <strong>de</strong>r sowohl vom Lebensführungs- als auch vom Vermögensbereich<br />

abzugrenzen ist. Der in Abs. 1 Satz 1 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Aufzählung<br />

<strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“ kommt in diesem Zusammenhang<br />

keine eigenständige Be<strong>de</strong>utung zu (s. eingehend Anm. 121). Zu <strong>de</strong>n<br />

Begriffen „Aufwendungen“ und „Einnahmen“ s. Anm. 65, 105.<br />

Unter welchen Voraussetzungen <strong>de</strong>m Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong> Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />

zur Einnahmeerzielung dienen, sagt Abs. 1 Satz 1 nicht. Aus <strong>de</strong>m formalen<br />

Aufbau <strong>de</strong>s § 9 insgesamt und <strong>de</strong>n dort zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Einzelregelungen<br />

(Abs. 1 Satz 3 Nr. 1–7) lassen sich nur bedingt Rückschlüsse auf die Art <strong>de</strong>s qualifikationserheblichen<br />

Zusammenhangs ziehen (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus VuV, 1984, 53–62). Es muß daher vor allem auf <strong>de</strong>n Gesetzeszweck<br />

E 88 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 115 §9<br />

als Auslegungsmaßstab zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (s. dazu Anm. 6); die Meinungen<br />

zu einer auf Basis <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips sachgerechten und praktikablen<br />

Aufwendungsabgrenzung und -zuordnung sind <strong>de</strong>mzufolge unterschiedlich.<br />

Unterschiedliche Meinungsrichtungen: Die verschie<strong>de</strong>nen Interpretationsansätze<br />

und Rechtsauffassungen zum steuergesetzlich gebotenen Zusammenhang<br />

zwischen Aufwendungen und Einnahmen lassen sich grob in zwei Gruppen<br />

unterteilen. Die Rechtsanwendung im Einzelfall führt in Abhängigkeit vom<br />

jeweiligen stsystematischen Grundverständnis teilweise zu unterschiedlichen Ergebnissen;<br />

diese Unterschie<strong>de</strong> sollten allerdings für die Besteuerungspraxis nicht<br />

überbewertet wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; grundlegend<br />

zum Theorienstreit: Rauch, Nachträgliche WK – Zu späte Aufwendungen?,<br />

1996, 32 ff.):<br />

E Strenger und erweiterter finaler WKBegriff: Aus <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />

(„zur Erwerbung...<strong>de</strong>r Einnahmen“) folgerte vor allem zunächst die ältere BFH-<br />

Rspr., daß für die stl. Einstufung einer Aufwendung als WK ein streng finaler Zusammenhang<br />

zu <strong>de</strong>n Einnahmen gegeben sein müßte; danach müssen die Aufwendungen<br />

– im Regelfall unmittelbar – zum Zweck <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung getätigt<br />

wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 15.11.1957 – VI 79/55 U, BStBl. III 1958, 103). An<br />

dieser strengen Auslegung hat die Rspr. aber ab Anfang <strong>de</strong>r 60er Jahre nicht<br />

mehr festgehalten (s.u.). Bis heute wird jedoch im strechtlichen Schrifttum vertreten,<br />

<strong>de</strong>r finale WKBegriff sei entsprechend <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut von entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung, wer<strong>de</strong> jedoch im Bereich seiner ver<strong>de</strong>ckten Regelungslücken<br />

(bei Aufwendungen trotz gesicherter Einnahmen, bei nachträglichen und<br />

unfreiwilligen Ausgaben und Abwehraufwendungen) zur Unvollkommenheit<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 152 ff.) durch das Kriterium<br />

<strong>de</strong>r Veranlassung erweitert (sog. „erweiterter finaler WKBegriff“: zB<br />

Kruse, FR 1981, 473; Kruse, FS für W. Ritter, 1997, 416 ff.; Stapperfend, FS<br />

Kruse, 2001, 533 ff., 535). Die Vertreter dieser Auslegung kritisieren, daß bis<br />

heute die Rspr. zum veranlassungsorientierten WKBegriff (s.u.) keine Rechtsgrundlage<br />

für die Bestimmung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip<br />

benannt hat (so insbes. Stapperfend, FSKruse, 2001, 533 [535] unter Hinweis<br />

auf v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171, <strong>de</strong>r jedoch eine ausreichen<strong>de</strong> Basis<br />

darin sieht, daß <strong>de</strong>r BFH bewußt o<strong>de</strong>r unbewußt die Regelungslücken im Wege<br />

<strong>de</strong>r richterlichen Rechtsfortbildung geschlossen hat).<br />

E Veranlassungsorientierter WKBegriff: Die mittlerweile hM stellt jedoch ab auf die<br />

Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen durch eine stbare Einnahmeerzielung bzw.<br />

durch eine auf stbare Einnahmeerzielung (richtiger auf Einkunftserzielung,<br />

s. Anm. 110) ausgerichtete Leistung (s. zum verknüpfen<strong>de</strong>n Leistungsverhältnis<br />

Anm. 116). WK und Betriebsausgaben (§ 4 Abs. 4) wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach<br />

als <strong>de</strong>ckungsgleich beurteilt.<br />

Vgl. geän<strong>de</strong>rte BFH-Rspr. ab BFH v. 2.3.1962 – VI 79/60 S, BStBl. III 1962, 192; zB<br />

BFH v. 1.7.1994 – VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/<br />

NV 1996, 28; v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2002, 668; zB v. Bornhaupt in K/<br />

S/M, § 9 Rn. B 172; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; Offerhaus, BB 1979,<br />

620 f.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />

im Einkommensteuerrecht, 49 ff.; Kreft, FR 2002, 657, 665; Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 227 ff.; Lang/Seer, FR 1994, 521, 524; Prinz, StuW 1996,<br />

267.<br />

Die konkreten Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs und die vorzunehmen<strong>de</strong>n<br />

strechtlichen Gewichtungen bei einem in Betracht kommen<strong>de</strong>n<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 89


116<br />

117<br />

§9 Anm. 115–117 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Veranlassungsspektrum sind jedoch innerhalb dieses Theorienansatzes str. (s.<br />

eingehend Anm. 142; zur Unterscheidung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Gruppen von Veranlassungs-<br />

und Kausaltheorien vgl. Wanner, StuW 1987, 310–318; Kreft, Vorab<br />

veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 54 ff.).<br />

2. Das Leistungsverhältnis als fehlen<strong>de</strong>s Verknüpfungselement<br />

a) Fehlen<strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmal <strong>de</strong>r Erwerbsleistung<br />

(als „Einkunftsquelle“)<br />

Die Formulierung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 legt die Annahme nahe, Aufwendungen<br />

und Einnahmen müßten sich in einer direkten Beziehung zueinan<strong>de</strong>r befin<strong>de</strong>n<br />

(„Aufwendungen zur Erwerbung ... von Einnahmen“). Dies ist allerdings in <strong>de</strong>r<br />

Mehrzahl <strong>de</strong>r Fälle unzutreffend; <strong>de</strong>nn die unmittelbare Bezugnahme <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

WKBegriffs auf die Einnahmen ist zu eng, weil die strelevante Einnahmeerzielung<br />

(richtiger Einkünfteerzielung, s. Anm. 110) regelmäßig ein Han<strong>de</strong>ln<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. (Tun, Dul<strong>de</strong>n, Unterlassen) o<strong>de</strong>r ein Rechtsverhältnis (zB eine Darlehens-<br />

o<strong>de</strong>r Mietüberlassung) voraussetzt, durch welches die Aufwendungen ausgelöst<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf die Erwerbsleistung bezogene Interpretation: Die stbare Erwerbsleistung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. (so zusammenfassend Raupach in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980,<br />

407 f.), die letztlich <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dient,<br />

ist das Verknüpfungselement zwischen Aufwendung und Einnahme; diese Leistung,<br />

nicht die Aufwendung selbst, dient idR <strong>de</strong>r Einnahme- bzw. Einkunftserzielung.<br />

So auch u.a. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206ff.: „finale Handlungslehre“;<br />

Tipke, StuW 1979, 200 f.; Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung<br />

und Verpachtung, 1984, 219–221; Prinz, StuW 1996, 267 (270): „Veranlassung durch<br />

eine konkrete, <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> Erwerbsleistung“; Kreft, FR 2002,<br />

657 (664); zur Erwerbstätigkeit als Einkommensgegenstand generell Bayer, BB 1988, 1,<br />

141, 213.<br />

Der allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1, <strong>de</strong>r die stbare Erwerbstätigkeit als<br />

Grundtatbestand für das Entstehen von Aufwendungen in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

nicht erwähnt, ist gedanklich um dieses Bin<strong>de</strong>glied zu ergänzen. Die Rspr. folgt<br />

<strong>de</strong>m im Wege einer ver<strong>de</strong>ckten Rechtsfortbildung meist, in<strong>de</strong>m sie einen wirtschaftlichen<br />

Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. mit seinem Beruf, einer<br />

kapitalmäßigen Nutzungsüberlassung, einer Vermietungs- und Verpachtungstätigkeit<br />

o<strong>de</strong>r einer sonstigen Leistung iSd. § 22 for<strong>de</strong>rt.<br />

Vgl. etwa BFH v. 1.7.1994 – VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273 zu § 19; v. 2.5.2001 – VIII<br />

R 32/00, BFH/NV 2001, 1175 zu § 20; v. 27.6.1995 – IX R 29/90, BFH/NV 1996, 28<br />

zu § 21; v. 5.5.1993 – X R 128/90, BStBl. II 1003, 867 zu § 22. Für das Schrifttum gilt<br />

gleiches, etwa v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171 ff.; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 7; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 61;<br />

Stark in L/B/P, § 9 Rn. 71; Frotscher, § 9 Rn. 11 ff.).<br />

b) Zweifache Voraussetzung: Veranlassung durch eine Erwerbsleistung<br />

(Einkunftsquelle), die <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dient<br />

Folgt man mit <strong>de</strong>r hM einem veranlassungsbezogenen (statt einem finalen)<br />

WKBegriff und erkennt man, daß Aufwendungen und Einnahmen nicht in einer<br />

direkten Beziehung zu einan<strong>de</strong>r stehen, son<strong>de</strong>rn daß als Bin<strong>de</strong>glied eine Erwerbsleistung<br />

hinzuzu<strong>de</strong>nken ist (s. Anm. 116), dann tritt eine Aufspaltung in<br />

zwei Voraussetzungen ein:<br />

E 90 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 117–121 §9<br />

p Die Aufwendungen müssen ausschließlich, wesentlich o<strong>de</strong>r in abgrenzbarem<br />

Umfang durch ein strelevantes Leistungsverhältnis (dh. die berufliche Tätigkeit,<br />

die Kapitalüberlassung, die Vermietung, das Rechtsverhältnis iSd. § 22; s.<br />

Anm. 116) ausgelöst, motiviert o<strong>de</strong>r bewirkt sein (zur Interpretation <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs<br />

s. Anm. 140)<br />

p diese Erwerbstätigkeit muß letztlich <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Überschußeinkünfte <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dienen.<br />

Vgl. ähnlich Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206ff.; Tipke in Söhn<br />

(Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im<br />

EStRecht, 1980, 6–8; Prinz, StuW 1996, 267 (270); Kreft, FR 2002, 657, 644. Die<br />

Rspr. folgt <strong>de</strong>m regelmäßig, s. Anm. 116 mwN.<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe „Erwerbung, Sicherung und Erhaltung“<br />

Nach <strong>de</strong>m finalen Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 sind WK Aufwendungen „zur Erwerbung,<br />

Sicherung und Erhaltung <strong>de</strong>r Einnahmen“.<br />

Die einzelnen Begriffe:<br />

E „Erwerbung“ von Einnahmen be<strong>de</strong>utet, daß bisher noch nicht bestehen<strong>de</strong> Bezüge<br />

o<strong>de</strong>r die Erhöhung von Bezügen erstrebt wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Begriff „Erwerbung“<br />

hat insoweit einen einnahmebezogenen Zukunftsaspekt und erfaßt auch die Fallgruppe<br />

vorab entstan<strong>de</strong>ner (besser: vorab veranlaßter) Aufwendungen (glA v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 113; ausf. dazu Anm. 162–166).<br />

E „Sicherung“ von Einnahmen ist Schutz gegen <strong>de</strong>n Verlust abfließen<strong>de</strong>r Bezüge.<br />

E „Erhaltung“ von Einnahmen be<strong>de</strong>utet Gewährleistung <strong>de</strong>s Weiterbezugs von<br />

Einnahmen <strong>de</strong>r Art und <strong>de</strong>r Höhe nach.<br />

E „und“: Bei <strong>de</strong>r gesetzlichen Grund<strong>de</strong>finition von WK in Abs. 1 Satz 1 wer<strong>de</strong>n<br />

die Begriffe „Erwerbung, Sicherung, Erhaltung“ adjektivisch mit einem „und“<br />

verknüpft. Dies ist sowohl sprachlich wie inhaltlich ungenau und muß durch ein<br />

„o<strong>de</strong>r“ ersetzt wer<strong>de</strong>n (vgl. auch Offerhaus, BB 1979, 621; Prinz, FR 1986,<br />

399; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 117). Die einzelnen Bedingungskomponenten<br />

müssen nicht kumulativ vorliegen, son<strong>de</strong>rn ein alternatives Auftreten ist<br />

nach allg. Meinung ausreichend.<br />

Stellungnahme: Aus <strong>de</strong>n vom Gesetzgeber verwen<strong>de</strong>ten Bezeichnungen ist<br />

zwar ersichtlich, daß es verschie<strong>de</strong>ne Arten von WK geben kann; diese wer<strong>de</strong>n<br />

aber mehr ange<strong>de</strong>utet als scharf begrenzt (so schon Strutz, Kommentar zum<br />

EStG 1925, I. Bd., § 16 Anm. 8 Abs. 1). Erhaltung be<strong>de</strong>utet Gewährleistung <strong>de</strong>s<br />

Weiterbezugs und damit zugleich „Sicherung“. Damit umfaßt die „Erhaltung“<br />

von Einnahmen <strong>de</strong>ren „Sicherung“. Da die Sicherung bezogener Einnahmen<br />

gegen Verluste Aufwendungen auf das Vermögen bil<strong>de</strong>t, sofern nicht gleichzeitig<br />

die Erzielung neuer Einnahmen aus diesem Vermögen als Einkunftsgrundlage<br />

erstrebt wird, dienen auch „Sicherung“ und „Erhaltung“ <strong>de</strong>r „Erwerbung“<br />

künftiger Einnahmen. Die Begriffe gehen somit ineinan<strong>de</strong>r über und ermöglichen<br />

häufig keine klare Aufwendungszuordnung und -abgrenzung. Der Wortlaut<br />

<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 ist daher gera<strong>de</strong> in Grenzfällen für eine Aufwendungsqualifikation<br />

unergiebig.<br />

Seit jeher ist in Rspr. und Schrifttum <strong>de</strong>shalb wohl auch darauf verzichtet wor<strong>de</strong>n,<br />

die in <strong>de</strong>r Legal<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Begriffe „Erwerbung,<br />

Sicherung und Erhaltung“ wortgetreu und überschneidungsfrei zu interpretieren.<br />

Mangels selbständiger, in <strong>de</strong>n Konturen klar erkennbarer<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

118–120<br />

E 91<br />

121


122–129<br />

130<br />

131<br />

132<br />

§9 Anm. 121–132 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Begriffsinhalte erübrigt sich eine genaue Abgrenzung. Die verwen<strong>de</strong>ten Ausdrücke<br />

sollen lediglich bestimmte, mit einer Aufwendung bezweckte Wirkungsrichtungen<br />

umgrenzen; gleichwohl ist unumstritten, daß die ange<strong>de</strong>uteten Wirkungsrichtungen<br />

miteinan<strong>de</strong>r verwoben sind und nicht ein<strong>de</strong>utig voneinan<strong>de</strong>r<br />

unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können. Zu<strong>de</strong>m ist das Rangverhältnis <strong>de</strong>r Begriffe untereinan<strong>de</strong>r<br />

unklar. Zusammenfassend ist uE gemeint, daß die Aufwendungen zur<br />

Einnahmeerzielung dienen müssen (wegen Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

s. Anm. 110).<br />

Vgl. bereits Strutz, EStG 1925, § 16 Anm. 8; s. auch Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben<br />

– WK, München 1974, 9; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 168 f.;<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 116–118; Raupach in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 411<br />

spricht anschaulich von einer „topischen“ Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Begriffe, dh. es wer<strong>de</strong>n bestimmte<br />

Zielrichtungen <strong>de</strong>r WK herausgegriffen, da man das allg. Rechtsprinzip nicht<br />

klar formulieren konnte.<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Allgemeines zum Veranlassungsprinzip<br />

1. Überblick zum Veranlassungsprinzip<br />

Das Veranlassungsprinzip wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Rspr. im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung<br />

in Erweiterung <strong>de</strong>s finalen WKBegriffs einheitlich für Betriebsausgaben und<br />

Werbungskosten bei allen Überschußeinkünften entwickelt (s. Anm. 132 ff.).<br />

Der veranlassungsbezogene WKBegriff geht auf <strong>de</strong>n Anlaß (= auslösen<strong>de</strong>s Moment)<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen zurück und umfaßt damit auch alle Fälle <strong>de</strong>s finalen<br />

WKBegriffs (s. Anm. 138), stellt aber nicht auf die naturwissenschaftliche Kausalität<br />

ab (s. Anm. 142); zum Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl. s. Anm. 143. Der Veranlassungszusammenhang<br />

muß nicht zwischen Aufwendungen und Einnahmen bestehen,<br />

son<strong>de</strong>rn zu einem <strong>de</strong>r Einkunftserzielungsabsicht dienen<strong>de</strong>n<br />

Erwerbsbeitrag <strong>de</strong>s Stpfl. führen (s. Anm. 116, 145). Ob <strong>de</strong>r Zusammenhang<br />

subjektiv o<strong>de</strong>r objektiv sein muß, ist str. (s. Anm. 146–149); ein mittelbarer Zusammenhang<br />

genügt (s. Anm. 152); <strong>de</strong>r wirtschaftliche Zusammenhang geht<br />

<strong>de</strong>m rechtlichen vor (s. Anm. 153); ein zeitlicher und örtlicher Zusammenhang<br />

wird nicht gefor<strong>de</strong>rt (s. Anm. 154).<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

Veranlassungszusammenhang als übergeordnetes Prinzip <strong>de</strong>r Rechtsanwendung:<br />

Die finale WKDefinition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 bewirkt eine planwidrige<br />

Einschränkung <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach abziehbarer Erwerbsaufwendungen (vgl. eingehend<br />

zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen durch teleologische Reduktion gewonnenen Fallgruppen<br />

Anm. 139). Bei sachgerechter Orientierung am Nettoprinzip ist eine<br />

Erweiterung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r WK geboten.<br />

Nach einer jahrzehntelang innerhalb <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten schwanken<strong>de</strong>n<br />

Rspr. und intensiven Diskussionen im Schrifttum (vgl. vor allem die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Beiträge in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />

von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980) wird heute vom BFH<br />

allgemein das Veranlassungsprinzip als stsystematisch gebotener Ansatz zur Interpretation<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs, zumin<strong>de</strong>st zur Schließung seiner ver<strong>de</strong>ckten Rege-<br />

E 92 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 132 §9<br />

lungslücken angesehen. Dies gilt einheitlich für sämtliche Überschußeinkunftsarten<br />

iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 und bewirkt <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach die Deckungsgleichheit<br />

mit <strong>de</strong>m BA-Begriff (eingehend mit Hinweis auf die Grenzen <strong>de</strong>r Gleichstellung<br />

Anm. 23). Insofern ist bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs ein <strong>de</strong>utlicher<br />

Erkenntnisfortschritt zu verzeichnen; sämtliche Fallgestaltungen sind durchgängig<br />

auf dieser nunmehr gesicherten dogmatischen Grundlage zu lösen.<br />

Rechtsmethodische Zulässigkeit: Die einheitliche Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />

nach <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip und <strong>de</strong>n damit verbun<strong>de</strong>nen stjuristischen<br />

Wertungsüberlegungen ist nach hM mit <strong>de</strong>n Grundsätzen teleologischer Rechtsfortbildung<br />

vereinbar.<br />

Vgl. eingehend v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />

von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 185–189; v. Bornhaupt, BB 1981,<br />

774; v. Bornhaupt, DStR 1983, 12–16; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 171–173;<br />

Prinz, StuW 1996, 267; enger <strong>de</strong>mgegenüber Kruse, FR 1981, 474 f. Die methodische<br />

Zulässigkeit <strong>de</strong>r erweitern<strong>de</strong>n Auslegung bezweifelt Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben<br />

– Werbungskosten, 1974, 62–65; Stapperfend in FS KRUSE, 2001, 537:<br />

Rechtsfortbildung nur bei <strong>de</strong>n als Regelungslücken anerkannten Fallgruppen <strong>de</strong>r nachträglichen,<br />

unfreiwilligen und abwehren<strong>de</strong>n Aufwendungen; offengelassen bei Wanner,<br />

StuW 1987, 304.<br />

UE ist die rechtsfortbildungsbedingte Übernahme von Veranlassungsgedanken in <strong>de</strong>n<br />

Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte nicht nur zulässig, son<strong>de</strong>rn im Interesse einer sachgerechten<br />

und rechtssicheren Aufwendungsabgrenzung und -zuordnung sogar zwingend<br />

geboten, zumal sich zwischen Zweck und Anlaß einer Aufwendung häufig nicht klar<br />

unterschei<strong>de</strong>n läßt (s. Anm. 141). Es kommt hinzu, daß die Wortwahl im Bereich <strong>de</strong>s<br />

§ 9 das Ergebnis einer zufallsbedingten Formulierung ist (vgl. Anm. 65, 121); <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut<br />

kommt daher nur eingeschränkte Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>r Auslegung zu. Eine<br />

stverschärfen<strong>de</strong> Analogie, <strong>de</strong>ren strechtliche Zulässigkeit str. ist, erfolgt wegen einer<br />

Erweiterung <strong>de</strong>s WKUmfangs in aller Regel nicht (glA v. Bornhaupt, DStR 1983, 15).<br />

Grün<strong>de</strong> für die Übernahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips in <strong>de</strong>n Regelungsbereich<br />

<strong>de</strong>s § 9 sind die folgen<strong>de</strong>n (vgl. v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />

1980, 181–185; Prinz, FR 1986, 401f.):<br />

p Teleologischer Grund: WK und BA erfüllen in unterschiedlichen Einkunftsermittlungssystemen<br />

die gleiche Aufgabe; sie dienen bei<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Realisierung <strong>de</strong>s<br />

objektiven Nettoprinzips, in<strong>de</strong>m Aufwendungen <strong>de</strong>m Einkunftserzielungsbereich<br />

in Abgrenzung zur Sphäre <strong>de</strong>r Einkommensverwendung zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Trennlinie zu § 12 ist i<strong>de</strong>ntisch (vgl. auch BFH v. 28.11.1977 –<br />

GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 108).<br />

p Steuersystematischer Grund: Der Regelungs- und Anwendungsbereich <strong>de</strong>r WK<br />

weist sowohl finale Elemente als auch Veranlassungsgesichtspunkte (§ 9<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 5, § 22 Nr. 4 Satz 2) auf; dies gilt gleichermaßen für <strong>de</strong>n<br />

Normenkomplex <strong>de</strong>r BA (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 172). Die<br />

äußere Systematik <strong>de</strong>s Gesetzes <strong>de</strong>utet <strong>de</strong>mzufolge auf eine Vermengung von<br />

Zweck und Anlaß hin. Da <strong>de</strong>r Veranlassungsgedanke zur Interpretation <strong>de</strong>s<br />

WKBegriffs das finale Element vollinhaltlich mitumfaßt (vgl. Anm. 141; so<br />

auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 173), wird eine Abgrenzung entbehrlich.<br />

p Historischer Grund: WK und BA weisen in ihrer geschichtlichen Entwicklung<br />

eine enge Verzahnung auf (s. Anm. 2, 3). Zum einen ist <strong>de</strong>r BA-Begriff durch<br />

eine Abspaltung aus <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r WK entstan<strong>de</strong>n, ohne daß dadurch eine<br />

weitreichen<strong>de</strong>re Abzugsmöglichkeit geschaffen wer<strong>de</strong>n sollte (s. Begr. zum<br />

EStG 1934, RStBl. 1935, 39); zum an<strong>de</strong>ren wur<strong>de</strong> die Abzugsposition <strong>de</strong>r<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 93


133–134<br />

135<br />

136<br />

§9 Anm. 132–136 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

WK auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit schon immer über ihren finalen Wortlaut hinaus<br />

ausgelegt (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 146–178).<br />

Die genannten Grün<strong>de</strong> ver<strong>de</strong>utlichen, daß die Interpretation <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />

unter Zuhilfenahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips von <strong>de</strong>r allg. juristischen Rechtsfortbildungsmethodik<br />

ge<strong>de</strong>ckt ist, nicht zuletzt im Interesse <strong>de</strong>r Gleichmäßigkeit<br />

<strong>de</strong>r Besteuerung. Darüber hinaus ist das Veranlassungsprinzip ein tragen<strong>de</strong>r<br />

Grundsatz <strong>de</strong>s EStG überhaupt, <strong>de</strong>r in die verschie<strong>de</strong>nsten Regelungsbereiche<br />

Eingang gefun<strong>de</strong>n hat (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 178; s. auch<br />

Prinz, StuW 1996, 267 ff.: „regelungsübergreifen<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzip“).<br />

Zusammenfassung und verbleiben<strong>de</strong> Meinungsunterschie<strong>de</strong>: Durch<br />

Überwindung <strong>de</strong>s zu engen finalen Gesetzeswortlauts mit Hilfe <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

hat die um Rechtsfortbildung bemühte Judikatur <strong>de</strong>n WKBegriff<br />

<strong>de</strong>m BA-Begriff angeglichen und stsystematisch einheitlich für alle Überschußeinkunftsarten<br />

auf eine neue und tragfähige Grundlage gestellt. Auch wenn das<br />

Veranlassungsprinzip bedingt durch die darin eingeschlossenen Zuordnungswertungen<br />

keine bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung völlig problemlose Abgrenzung zwischen<br />

abziehbaren und nichtabziehbaren Aufwendungen ermöglicht, besitzt es<br />

bei rechtssystematisch sauberer Anwendung eine ausreichen<strong>de</strong> Trennschärfe,<br />

um auch in Grenzfällen zu überzeugen<strong>de</strong>n und vorhersehbaren Ergebnissen zu<br />

gelangen (so ausdrücklich Prinz, StuW 1996, 267 [274]).<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Kriterien <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs bleibt die Be<strong>de</strong>utung<br />

objektiver und subjektiver Elemente unklar (s. Anm. 146–149); gleiches gilt<br />

für die Anwendung <strong>de</strong>s Wesentlichkeitsgrundsatzes (s. Anm. 177) und die damit<br />

verbun<strong>de</strong>nen Wertungsüberlegungen bei gemischt veranlaßten Aufwendungen,<br />

die nach Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. nur in Ausnahmefällen aufspaltbar sind (s.<br />

Anm. 179). UE sollte sich <strong>de</strong>r Rechtsanwen<strong>de</strong>r teleologisch stärker am objektiven<br />

Nettoprinzip ausrichten und <strong>de</strong>n rein verfahrensrechtlichen Beweisfragen<br />

einen angemessenen Stellenwert einräumen; aus verfahrensökonomischen<br />

Grün<strong>de</strong>n und Praktikabilitätserwägungen sind in diesem Zusammenhang auch<br />

formell-typisieren<strong>de</strong> Kriterien als Ausfluß differenzieren<strong>de</strong>r Fallgruppensystematik<br />

heranzuziehen (vgl. eingehend Walz, StuW 1986, 2843; zur Typisierung<br />

allgemein s. Anm. 54).<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Geltungsbereich <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

a) Einheitliches Veranlassungsprinzip für Betriebsausgaben und<br />

Werbungskosten<br />

Wegen <strong>de</strong>r umfassen<strong>de</strong>n Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 132) sind<br />

WK- und BA-Begriff durch <strong>de</strong>n gleichen qualitativen Zusammenhang zwischen<br />

Aufwendungen und Erwerbsleistung (s. Anm. 116 f.) geprägt; die Deckungsgleichheit<br />

en<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n jeweiligen stgesetzlichen Spezialnormen sowie <strong>de</strong>r dualistischen<br />

Grundstruktur <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung (s. Anm. 23 mwN).<br />

b) Einheitliches Veranlassungsprinzip bei allen Überschußeinkunftsarten<br />

Einheitliche Geltung für Überschußeinkünfte: Der allg. WKBegriff auf<br />

Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips ist in § 9 Abs. 1 Satz 1 für alle Überschußeinkunftsarten<br />

iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 iVm. §§ 19–23 einheitlich festgelegt; er gilt<br />

folglich mit i<strong>de</strong>ntischem rechtlichen Inhalt für<br />

E 94 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 136–138 §9<br />

– Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19);<br />

– Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20);<br />

– Einkünfte aus VuV (§ 21) sowie<br />

– Sonstige Einkünfte iSd. §§ 22, 23.<br />

Dies ist in Rspr. und Schrifttum einmütig anerkannt und entspricht Wortlaut sowie<br />

stsystematischer Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Regelung.<br />

Einheitliche Abgrenzung zum Privatbereich: Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

vom Einkommensverwendungsbereich insbes. bei <strong>de</strong>n Lebensführungskosten<br />

sowie <strong>de</strong>n Vermögensaufwendungen ist daher für sämtliche privaten<br />

Einkunftsarten nach i<strong>de</strong>ntischen Grundsätzen und Maßstäben, dh. konkret <strong>de</strong>m<br />

Veranlassungsprinzip vorzunehmen (vgl. Lang/Seer, FR 1994, 521 [524]: „Die<br />

Funktion <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips besteht darin, möglichst exakt die Min<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r erwerbsbezogenen objektiven Leistungsfähigkeit durch Ausgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Einkommensverwendung auszuschälen“). Entsprechend <strong>de</strong>m objektiven<br />

Nettoprinzip gelten die gleichen Grundsätze bei <strong>de</strong>r Interpretation <strong>de</strong>s BA-Begriffs<br />

gem. § 4 Abs. 4 (s. eingehend Anm. 23).<br />

Unterschie<strong>de</strong> in tatsächlichen Verhältnissen: Der stsystematischen Einheitlichkeit<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs steht nicht entgegen, daß die durch eine Erwerbstätigkeit<br />

veranlaßten Aufwendungen bei <strong>de</strong>n vier Überschußeinkünften in tatsächlicher<br />

Hinsicht bedingt durch <strong>de</strong>ren unterschiedliche Ausgestaltung einen<br />

abweichen<strong>de</strong>n Umfang aufweisen können; insoweit erwachsen bspw. <strong>de</strong>m vermieten<strong>de</strong>n<br />

Hauseigentümer regelmäßig zahlreichere und höhere Erwerbsaufwendungen<br />

als <strong>de</strong>m Kapitaleigner. Die einkunftsartenspezifischen tatsächlichen<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten im Werbungskostenumfang wer<strong>de</strong>n auch im Katalog <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1–7 erkennbar, Nr. 4 u. 5 etwa enthalten <strong>de</strong>m Wortlaut nach speziell<br />

auf ArbN zugeschnittene Werbungskostenarten, die allerdings gem. Abs. 3 bei<br />

<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Überschußeinkunftsarten entsprechend abziehbar sind. Diese faktischen<br />

Abweichungen in Anwendungsbereich und Umfang <strong>de</strong>r WK än<strong>de</strong>rn am<br />

einheitlichen strechtlichen Inhalt <strong>de</strong>s WKBegriffs für alle privaten Einkunftsarten<br />

sowie <strong>de</strong>r übergreifen<strong>de</strong>n Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips nichts.<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Verhältnis zum finalen Werbungskostenbegriff <strong>de</strong>r Gesetzesfassung<br />

a) Kein bloß „erweiterter finaler Werbungskostenbegriff“<br />

Das Veranlassungsprinzip bezweckt eine über <strong>de</strong>n Wortlaut hinausgehen<strong>de</strong> Erweiterung<br />

<strong>de</strong>s finalen Werbungskostenbegriffs (s. Anm. 120). Es umfaßt aber<br />

das subjektive Finalitätskriterium vollinhaltlich mit (so auch v. Bornhaupt in K/<br />

S/M, § 9 Rn. B 173); Veranlassung, interpretiert als auslösen<strong>de</strong>s Moment im<br />

Rahmen einer werten<strong>de</strong>n Betrachtung, ist gegenüber <strong>de</strong>m Zweckbegriff das<br />

übergeordnete und umfassen<strong>de</strong> qualitative Merkmal. Bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung<br />

können die Begriffe häufig synonym verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da Finalität integrierte<br />

Teilmenge <strong>de</strong>r Veranlassung ist.<br />

We<strong>de</strong>r aus formalen noch aus materiellen Grün<strong>de</strong>n besteht eine Notwendigkeit,<br />

<strong>de</strong>n finalen WKBegriff lediglich im Bereich seiner ver<strong>de</strong>ckten Regelungslücken<br />

um Veranlassungsgesichtspunkte zu erweitern (so aber vor allem Kruse, FR<br />

1981, 474f., und neuerdings Stapperfend in FS Kruse, 2001, 537). Die Rechtsauffassung<br />

vom erweiterten finalen WKBegriff (vgl. Anm. 115), die wohl vornehmlich<br />

auf rechtsmethodisch geprägten Vorsichtsüberlegungen beruht (s.<br />

Kruse, JbFStR 1981/82, 251), wür<strong>de</strong> vielmehr zu ständigen gedanklichen Ab-<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 95<br />

137<br />

138


139<br />

§9 Anm. 138–139 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

grenzungsschwierigkeiten zwischen Anlaß und Zweck führen, ohne dadurch<br />

materiellrechtlich unterschiedliche Ergebnisse zu bewirken (vgl. Prinz, FR 1986,<br />

402).<br />

b) Die durch <strong>de</strong>n (aufgrund <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips) erweiterten Werbungskostenbegriff<br />

erfaßten Fallgruppen<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Aufwendungsarten, <strong>de</strong>ren einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung<br />

entgegen <strong>de</strong>m finalen Wortlaut <strong>de</strong>s WKBegriffs wegen <strong>de</strong>s engen wirtschaftlichen<br />

Erwerbsbezugs auf Basis <strong>de</strong>s Nettoprinzips allgemein als sachgerecht<br />

empfun<strong>de</strong>n wird, lassen sich nach Auffassung <strong>de</strong>s Schrifttums (zB<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 152–<br />

156; zust. Kruse, FR 1981, 474) zu vier Gruppen zusammenfassen:<br />

Aufwendungen bei gesicherten Einnahmen: Stehen die aus einem strelevanten<br />

Leistungsverhältnis resultieren<strong>de</strong>n Einnahmen unabhängig davon fest, ob<br />

vom Stpfl. Aufwendungen getätigt wer<strong>de</strong>n, so fehlt es an <strong>de</strong>r Zweckbestimmung<br />

<strong>de</strong>r Einnahmeerzielung. Feststehen<strong>de</strong> Einnahmen wer<strong>de</strong>n „durch beson<strong>de</strong>re<br />

Ausgaben we<strong>de</strong>r erworben noch erhöht, noch von ggf. bestehen<strong>de</strong>n Risiken befreit“<br />

(v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />

von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 176). Wegen <strong>de</strong>s engen<br />

wirtschaftlichen Zusammenhangs mit einer einkunftserzielungsorientierten Tätigkeit<br />

kommt <strong>de</strong>nnoch unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten ein WKAnsatz<br />

in Betracht.<br />

Beispiele: Steuerberatungshonorare, die <strong>de</strong>r Eigentümer eines Miethauses für die Ermittlung<br />

seiner Vermietungseinkünfte zahlt, bil<strong>de</strong>n trotz fehlen<strong>de</strong>r Einflußnahme auf<br />

die Höhe <strong>de</strong>r Einnahme WK (BFH v. 30.4.1965 – VI 207/62 S, BStBl. II 1965, 410).<br />

Gleiches gilt für nachweisbar beruflich motivierte Aufwendungen eines unkündbaren<br />

ArbN in <strong>de</strong>r höchsten für ihn erreichbaren Gehaltsstufe zB betr. Nutzung eines Arbeitszimmers,<br />

Fortbildungsmaßnahmen usw.<br />

Nachträgliche Aufwendungen: Wer<strong>de</strong>n von einem Stpfl. Aufwendungen zu<br />

einem Zeitpunkt getätigt, in welchem keine Einnahmen mehr aus einer stl. Erwerbstätigkeit<br />

fließen, so kommt <strong>de</strong>nnoch entsprechend <strong>de</strong>m objektiven Nettoprinzip<br />

eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Aufwendungsberücksichtigung in Betracht, falls ein<br />

ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang zur früheren Erwerbsleistung besteht<br />

und die Aufwendungen nicht <strong>de</strong>r Vermögenssphäre zuzurechnen sind (vgl.<br />

eingehend Anm. 170). An einer auf Einnahmeerzielung ausgerichteten Zweckbestimmung<br />

fehlt es <strong>de</strong>rartigen nachträglichen Aufwendungen jedoch.<br />

Beispiele: Kosten für Abwicklungsmaßnahmen (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99,<br />

BFH/NV 2003, 1043); Zahlung einer Vertragsstrafe an <strong>de</strong>n früheren ArbG wegen<br />

wettbewerbswidrigen Verhaltens (RFH v. 27.8.1930, RStBl. 1931, 20); abschließen<strong>de</strong><br />

Grundsteuerzahlungen nach Veräußerung eines Mietwohnhauses; Rückzahlung früherer<br />

Mieteinnahmen (evtl. sog. negative Einnahmen). Zu weiteren Einzelheiten s.<br />

Anm. 170 f.<br />

Unfreiwillige Aufwendungen bzw. Zwangsaufwendungen, die beim Stpfl.<br />

ohne o<strong>de</strong>r gegen seinen Willen im Zusammenhang mit einem Erwerbsengagement<br />

anfallen, kommen uU auch dann als WK in Betracht, falls sie nicht zur Erzielung<br />

von Einnahmen zweckdienlich sind. Die Tatsache, daß es meist an einem<br />

bewußt zielgerichteten Han<strong>de</strong>ln fehlt, steht <strong>de</strong>m WKAbzug nicht<br />

notwendig entgegen.<br />

Beispiele: Aufwendungen infolge eines Unfalls, <strong>de</strong>r sich während einer beruflichen<br />

Fahrt ereignet und nicht auf eine private, <strong>de</strong>r Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong><br />

Veranlassung zurückzuführen ist, bil<strong>de</strong>n WK (vgl. etwa BFH v. 3.8.1984 – VI R 8/81,<br />

BStBl. II 1984, 800). Dies gilt ebenfalls für <strong>de</strong>n bei einem Vermieter auftreten<strong>de</strong>n Ver-<br />

E 96 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 139–140 §9<br />

lust, <strong>de</strong>r durch Mietgeldveruntreuungen eines eingesetzten Hausverwalters bewirkt<br />

wird (FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1997, 1052 rkr.; an<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r BFH bei Veruntreuung<br />

durch Miteigentümer: BFH v. 20.12.1994 – IX R 122/92, BStBl. II 1995, 534).<br />

Zum Diebstahlsverlust auf einer Dienstreise s. BFH v. 30.6.1995 – VI R 26/95,<br />

BStBl. II 1995, 744. Weitere Bsp. aus <strong>de</strong>r Rspr. bei Stark in L/B/P, § 9 Rn. 78 f.; s.<br />

auch Anm. 190 ff. zu Vermögensverlusten.<br />

Abwehraufwendungen, die aus verschie<strong>de</strong>nen Interessenlagen einer Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>s vom Stpfl. angestrebten wirtschaftlichen Erfolgs entgegenwirken<br />

sollen, können uU ungeachtet <strong>de</strong>r finalen Definition <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 als<br />

WK abziehbar sein, wenn die abzuwehren<strong>de</strong> Gefahr durch die Einkünfteerzielung<br />

begrün<strong>de</strong>t ist (vgl. BFH v. 19.12.2000 – IX R 13/97, BStBl. II 2001, 342).<br />

Beispiele: Prozeß- und Anwaltskosten eines Stpfl., die mit einem Leistungsverhältnis<br />

im Zusammenhang stehen und etwa zur Vermeidung <strong>de</strong>r Rückzahlung von Arbeitslohn<br />

o<strong>de</strong>r Mieteinnahmen getätigt wer<strong>de</strong>n; Strafverteidigungskosten, wenn <strong>de</strong>r Schuldvorwurf<br />

durch berufliches Verhalten ausgelöst ist (BFH v. 19.2.1982 – VI R 31/78,<br />

BStBl. II 1982, 467; FG Rhld.-Pf. v. 21.1.1991, EFG 1991, 466, rkr.); aus rein beruflichen<br />

o<strong>de</strong>r sonstigen erwerbsbezogenen Grün<strong>de</strong>n zu zahlen<strong>de</strong> Versicherungsbeiträge<br />

zB für Haftpflichtversicherung; Aufwendungen zur wirtschaftlich vorteilhaften Umschuldung<br />

einer Bauhypothek, die auf einer vermieteten Immobilie lastet (vgl. BFH v.<br />

30.6.1967 – VI R 104/66, BStBl. III 1967, 655) o<strong>de</strong>r Zahlungen, um die Wie<strong>de</strong>reintragung<br />

eines bereits gelöschten Vorbehaltsnießbrauchs zu verhin<strong>de</strong>rn (vgl. BFH v.<br />

21.7.1992 – IX R 72/90, BStBl. II 1993, 486, als nachträgliche Anschaffungskosten<br />

qualifiziert).<br />

1. Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung<br />

III. Die Veranlassung<br />

In Rspr. und Schrifttum ist str., welche inhaltliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Veranlassungsbegriff<br />

abweichend vom Finalitätsaspekt als Zuordnungsmaßstab für Aufwendungen<br />

zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatsphäre und als Gewichtungskriterium hat (vgl.<br />

als Überblick Wanner, StuW 1987, 310–318; sehr krit. Walz, StuW 1986, 21–<br />

28). Daraus ergeben sich Folgerungen für die Anwendungsbreite <strong>de</strong>s Veranlassungsgedankens<br />

im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK (zum Meinungsstreit s.<br />

Anm. 115, 138). Im übrigen han<strong>de</strong>lt es sich um einen gesetzlich nicht <strong>de</strong>finierten,<br />

unbestimmten Rechtsbegriff normativer (wertausfüllungsbedürftiger) Art<br />

(dazu allg. Tipke in Leffson/Rückle/Grossfeld [Hrsg.], Handwörterbuch unbestimmter<br />

Rechtsbegriffe, 1986, 2–4).<br />

Anlaß bezeichnet das aus einem Faktorenbün<strong>de</strong>l herauszukristallisieren<strong>de</strong> innere<br />

o<strong>de</strong>r äußere auszulösen<strong>de</strong> Moment (das Motiv, <strong>de</strong>n Beweggrund, <strong>de</strong>n Anstoß) für<br />

eine Aufwendungen bewirken<strong>de</strong> Handlung o<strong>de</strong>r sonstige Zustandsverän<strong>de</strong>rung;<br />

dieser Handlung bzw. Leistung im Rahmen eines Gesamtengagements muß<br />

letztlich eine strelevante Überschußerzielungsabsicht zugrun<strong>de</strong> liegen. Es<br />

kommt somit auf die Umstän<strong>de</strong> an, die <strong>de</strong>n Stpfl. im wesentlichen bewogen haben,<br />

die Aufwendungen zu tätigen o<strong>de</strong>r etwa einen Vermögensscha<strong>de</strong>n zu erdul<strong>de</strong>n;<br />

<strong>de</strong>r solchermaßen im Rahmen einer stjuristischen Wertung festgestellte Anlaß<br />

<strong>de</strong>r Zustandsverän<strong>de</strong>rung muß mit <strong>de</strong>r strelevanten Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung<br />

in wirtschaftlichem Bezug stehen. Der Veranlassungsbegriff wird folglich idR<br />

herkunftsbezogen, nicht dagegen auswirkungsbezogen <strong>de</strong>finiert.<br />

Vgl. zu Begriffserläuterungen: Offerhaus, BB 1979, 620; Kröger, StuW 1978, 290;<br />

Kröner, StuW 1985, 120–126 mit <strong>de</strong>r Unterscheidung innerer und äußerer Auslöser;<br />

Walz, StuW 1986, 36 f.; Wassermeyer, StuW 1982, 358–361.<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 97<br />

140


141<br />

§9 Anm. 140–141 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Tätigt <strong>de</strong>r Stpfl. Aufwendungen, so können sich verschie<strong>de</strong>ne Veranlassungsfaktoren<br />

mit unterschiedlichem Gewicht überlagern (zB alkoholbedingte Unfallkosten<br />

bei einer Berufsfahrt mit <strong>de</strong>m Pkw: kein WKAbzug). Soweit möglich und<br />

zulässig, sind diese Faktoren mit Blick auf die jeweilige Beurteilungseinheit voneinan<strong>de</strong>r<br />

zu trennen (ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege; s. zur gemischten Veranlassung<br />

Anm. 175–183; vgl. zB auch BFH v. 25.2.1988 – IV R 135/85, BStBl. II<br />

1988, 766 betr. Konkurrenzfragen bei gemischten Fahrtkosten). Darüber hinaus<br />

erfolgt im Rahmen einer einzelfallbezogenen Gesamtwürdigung eine strechtliche<br />

Wertung unter wirtschaftlichen Wesentlichkeitsgesichtspunkten. Bei Dauersachverhalten<br />

(zB jährliche Schuldzinsen) kann <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang im<br />

Zeitablauf wechseln.<br />

2. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung vom Zweck<br />

Obgleich die Begriffe „Anlaß“ und „Zweck“ verschie<strong>de</strong>nen gedanklichen Kategorien<br />

angehören und theoretisch unterscheidbar sind (vgl. Tipke in Söhn<br />

[Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre<br />

im EStRecht, 1980, 6), verwischen sich die Grenzen bei <strong>de</strong>r einzelfallbezogenen<br />

Rechtsanwendung häufig. Teilweise wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Begriffen unterschiedliche Bezugspunkte<br />

zugeordnet (vgl. Tipke, StuW 1979, 201; Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 206: Aufwendungen beruhen ursächlich auf einem Han<strong>de</strong>ln<br />

zu Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatzwecken); uE ergibt sich diese unterschiedliche Bezugsbasis<br />

bereits aus <strong>de</strong>m strelevanten Leistungsverhältnis als Verknüpfungselement<br />

von Aufwendungen und Einnahmen (s. Anm. 116; ähnlich auch Kröner,<br />

StuW 1985, 126 f. mit Hinweis auf eine mehrstufige Betrachtung).<br />

Die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs kommen etwa bei Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 5 betr. doppelte Haushaltsführung zum Ausdruck: Dort wird zunächst <strong>de</strong>r<br />

Anlaß für die Aufwendungen genannt, nämlich die dHf.; sodann wird näher bestimmt,<br />

wann die dHf. (also <strong>de</strong>r „Anlaß“) einen ausreichen<strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Arbeitsverhältnis aufweist, damit ein Abzug als WK möglich ist (Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 5 Satz 2).<br />

Zweck bezeichnet die konkrete subjektive Zielrichtung, die ein Stpfl. mit <strong>de</strong>m Tätigen<br />

einer Aufwendung als Mittel verbin<strong>de</strong>t; die Aufwendung muß zum Zweck<br />

<strong>de</strong>r Einkunftserzielung erbracht wer<strong>de</strong>n. Sofern als auslösen<strong>de</strong>r Umstand für<br />

eine Vermögensmin<strong>de</strong>rung nur „innere Tatsachen“ (Erwägungen, Motive) feststellbar<br />

sind, verwischt sich die Abgrenzung zwischen Zweck und Anlaß; bei auf<br />

äußeren Auslösern beruhen<strong>de</strong>n Zwangsaufwendungen fehlt es zunächst gänzlich<br />

an einer zielgerichteten Zwecksetzung.<br />

Sowohl unter Finalitäts- als auch unter Veranlassungsgesichtspunkten basiert<br />

letztlich je<strong>de</strong> Tätigkeit in Erwerbsabsicht auf einem (regelmäßig rechtsgeschäftlich<br />

artikulierten) Willensentschluß o<strong>de</strong>r einem vermögensmäßigen Widmungsakt<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. (bei Zufallsereignissen und Dritthandlungen), <strong>de</strong>r durch verschie<strong>de</strong>ne<br />

Faktoren und Umstän<strong>de</strong> geprägt wur<strong>de</strong> (vgl. Wassermeyer, StuW 1982,<br />

360–362; Kröger, StuW 1978, 289 [291]). Das in Betracht kommen<strong>de</strong> Veranlassungsspektrum<br />

muß unter <strong>de</strong>m stspezifischen Maßstab <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips<br />

bewertet wer<strong>de</strong>n. Während jedoch unter Finalitätsaspekten <strong>de</strong>r aufwendungsbezogene<br />

Willensentschluß o<strong>de</strong>r vermögensmäßige Widmungsakt eine<br />

bestimmte Zielrichtung haben muß, nämlich stl. Einnahmen zu erzielen, ist unter<br />

Veranlassungsaspekten eine solche stringente Zweck- bzw. Zielverfolgung<br />

nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Ausreichend ist vielmehr, daß die Aufwendung – bei werten<strong>de</strong>r<br />

Betrachtung durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r – im wesentlichen aufgrund erwerbsbezogener<br />

Tätigkeit erbracht wird; insoweit gebietet das objektive Netto-<br />

E 98 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 141–142 §9<br />

prinzip die Qualifikation als Erwerbsabzug. Das Veranlassungsprinzip geht folglich<br />

über <strong>de</strong>n engeren Finalitätszusammenhang hinaus, umgreift aber die unter<br />

einen finalen WKBegriff fallen<strong>de</strong>n Aufwendungsarten vollständig mit (glA<br />

Prinz, FR 1986, 402; Wassermeyer in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />

o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 408; Kröger,<br />

StuW 1978, 290 f.). Zur Abgrenzung Veranlassung/Zweck s. auch § 4 Anm. 797.<br />

3. Abgrenzung <strong>de</strong>r Veranlassung von <strong>de</strong>r Verursachung<br />

Auch wenn sich heute die Anwendbarkeit <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips bei <strong>de</strong>r<br />

Auslegung <strong>de</strong>s WKBegriffs weitestgehend in Rspr. und im Schrifttum durchgesetzt<br />

hat, so besteht gleichwohl Uneinigkeit darüber, wie <strong>de</strong>r Veranlassungsbegriff<br />

im einzelnen auszufüllen ist. In diesem Zusammenhang ist insbes. str., ob<br />

die Begriffe „Veranlassung“ und „Verursachung“ gleichzusetzen sind, mit an<strong>de</strong>ren<br />

Worten, ob von einem kausalen WKBegriff gesprochen wer<strong>de</strong>n kann (zum<br />

Theorienstreit s. auch Stapperfend, FS für Kruse, 2001, 539 ff.).<br />

„Kausale Veranlassungstheorie“: Die Vertreter <strong>de</strong>r „kausalen Veranlassungstheorie“<br />

(zB Söhn, StuW 1983, 193; Wanner, StuW 1987, 302; Frotscher, §9<br />

Rn. 11 ff.; s. auch Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl 2002, § 9 Rn. 206 ff.: Problematik<br />

<strong>de</strong>r Zuordnung von Bezügen und Aufwendungen ist kausalrechtlicher<br />

Art) setzen <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r Veranlassung mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Verursachung gleich (zu<br />

weiteren Einzelheiten dieser Auffassung s. § 4 Anm. 790).<br />

„Finale Veranlassungstheorie“: Nach dieser Auffassung sind die Begriffe<br />

„Veranlassung“ und „Verursachung“ nicht inhaltsgleich; vielmehr sei <strong>de</strong>r Begriff<br />

<strong>de</strong>r Veranlassung weiter gefaßt. Ein bloßes Abstellen auf die Kausalität lasse das<br />

erfor<strong>de</strong>rliche subjektive Element (nur <strong>de</strong>r Mensch kann veranlassen) außer acht<br />

(zB Prinz, StuW 1996, 263; Wassermeyer, StuW 1981, 245; Wassermeyer, StuW<br />

1982, 352; s. hiezu auch § 4 Anm. 791).<br />

Stellungnahme: UE ist eine Gleichsetzung von Veranlassung und Verursachung<br />

sowohl sprachlich als auch steuersystematisch ungenau (glA Görlich, B<br />

1979, 712; Offerhaus, BB 1979, 620; Kröger, StuW 1978, 291; Kreft, Vorab<br />

veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, 61 ff. mit einer<br />

ausf. Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>m Theorienstreit; s. auch Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 69). Die Untersuchung naturgesetzlicher Ursachenzusammenhänge (Kausalketten)<br />

ist für die Zuordnung von Aufwendungen zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r Privatsphäre<br />

wegen <strong>de</strong>r Vielzahl logisch <strong>de</strong>nkbarer und zu bewerten<strong>de</strong>r Kausalfaktoren<br />

we<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlich noch geeignet (zu Veranlassungsprinzip und Kausalität s.<br />

ausf. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 185 ff.). Das auslösen<strong>de</strong> Moment für<br />

eine Leistungshandlung kann vielmehr von <strong>de</strong>ren eigentlicher Ursache abweichen,<br />

wenngleich regelmäßig eine enge Verbindung besteht, zumin<strong>de</strong>st klar unterscheidbare<br />

Konturen für <strong>de</strong>n Einzelfall meist nicht vorhan<strong>de</strong>n sind (Beispiel:<br />

Anlaß eines Unfalls ist eine Berufsfahrt, Unfallursache ist etwa ein Defekt an<br />

<strong>de</strong>n Bremsen; s. Offerhaus, BB 1979, 620). Der dargestellte Theorienstreit mag<br />

zwar nur in wenigen Fällen praktisch be<strong>de</strong>utsam sein; gleichwohl kommen die<br />

Theorien – zumin<strong>de</strong>st bei konsequenter Anwendung – bei <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Abziehbarkeit<br />

gemischter Aufwendungen wohl auch zu unterschiedlichen Ergebnissen<br />

(vgl.§ 4 Anm. 793; s. hierzu aber ausf. Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.<br />

2002, § 9 Rn. 239 ff.).<br />

Hinzu kommt, daß <strong>de</strong>m naturwissenschaftlichen Kausalitätsbegriff das subjektive<br />

Element fehlt, welches notwendiger Bestandteil <strong>de</strong>s WKBegriffs ist (dazu<br />

Anm. 146–149). Einer Auslegung <strong>de</strong>s Veranlassungsbegriffs nach <strong>de</strong>m schlich-<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 99<br />

142


143<br />

144<br />

145<br />

§9 Anm. 142–145 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

ten Wortsinn sollte daher <strong>de</strong>r Vorzug gegeben wer<strong>de</strong>n; von einem „kausalen<br />

WKBegriff“ kann dagegen nur mit Vorbehalt gesprochen wer<strong>de</strong>n. Im übrigen<br />

erfor<strong>de</strong>rt auch die Feststellung <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs bei verschie<strong>de</strong>nen<br />

äußerlich in Betracht kommen<strong>de</strong>n Veranlassungsfaktoren strechtliche<br />

Wertungsüberlegungen.<br />

4. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns <strong>de</strong>s Steuerpflichtigen<br />

Wegen <strong>de</strong>r eigenständigen, ausschließlich am Leistungsfähigkeitsprinzip ausgerichteten<br />

stl. Wertungsüberlegungen schließt ein Verschul<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Stpfl., dh. ein<br />

strafbares, ordnungswidriges o<strong>de</strong>r unmoralisches Verhalten die Geltendmachung<br />

von WK im Grundsatz nicht aus.<br />

Vgl. BFH v. 28.11.1977 – GrS 2–3/77, BStBl. II 1978, 105 (108) betr. Unfallaufwendungen<br />

wegen leichtfertigen Verstoßes gegen Verkehrsvorschriften; auch BFH v.<br />

25.3.1988 – VI R 207/84, BStBl. II 1988, 706; v. 21.11.1983 – GrS 2/82, BStBl. II<br />

1984, 160; v. 19.2.1982 – VI R 31/78, BStBl. II 1982, 467, und v. 12.6.2002 – XI R 35/<br />

01, BStBl. II 2002, 1441 betr. beruflich veranlaßte Strafverteidigungskosten; Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 23 mwN; § 4 Anm. 798; zur Rechtsentwicklung s. auch v.<br />

Bornhaupt, BB 1982, 1346.<br />

Das stspezifische Leistungsfähigkeitsprinzip ist wertneutral, zumal es auf verschul<strong>de</strong>nsbedingte<br />

Kausalzusammenhänge nicht ankommt. Der WKAbzug<br />

sollte allerdings aus rechtspolitischen Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n in an<strong>de</strong>ren Teilen <strong>de</strong>r<br />

Rechtsordnung zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Grundwertungen nicht zuwi<strong>de</strong>rlaufen (vgl.Felix,<br />

KÖSDI 1985, 5941; Walz, StuW 1986, 43: Rücksichtnahme auf die Einheit <strong>de</strong>s<br />

ordre public). Ausfluß <strong>de</strong>rartiger stgesetzlich geschaffener Wertkongruenzen<br />

sind etwa das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 8 betr. gerichtlich<br />

festgesetzte Geldbußen sowie § 12 Nr. 4 betr. Geldstrafen uä.). Der strelevante<br />

Veranlassungszusammenhang wird allerdings durchbrochen, falls das<br />

schuldhafte Fehlverhalten bei Gelegenheit einer erwerbsbezogenen Tätigkeit <strong>de</strong>s<br />

Stpfl. <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>s wesentlichen Veranlassungsfaktors erlangt; die erwerbsbezogenen<br />

Zielvorstellungen wer<strong>de</strong>n durch eine solche aus <strong>de</strong>m Lebensführungsbereich<br />

hinzukommen<strong>de</strong> Veranlassung verdrängt, so daß <strong>de</strong>r WKAbzug<br />

gänzlich ausschei<strong>de</strong>t (BFH v. 20.7.1994 – I B 11/94, BFH/NV 1995, 198; zB<br />

durch Alkoholgenuß herbeigeführter Unfall auf einer Berufsfahrt führt nicht zu<br />

WK, und zwar unabhängig davon, ob es sich um eine berufliche o<strong>de</strong>r private<br />

Feier han<strong>de</strong>lt, s. BFH v. 6.4.1984 – VI R 103/79, BStBl. II 1984, 434, und v.<br />

27.3.1992 – VI R 145/89, BStBl. II 1992, 837; hierzu auch Müller, DStZ 1999,<br />

334; vgl. auch BFH v. 18.9.1987 – VI R 121/84, BFH/NV 1988, 353 betr. Scha<strong>de</strong>nsersatzzahlungen<br />

bei bewußter Schädigung <strong>de</strong>s ArbG: kein WKAbzug).<br />

Einstweilen frei.<br />

1. Allgemeines<br />

IV. Der Veranlassungszusammenhang<br />

Der Veranlassungszusammenhang besteht nicht direkt zwischen Aufwendungen<br />

und Einnahmen, vielmehr schiebt sich als Bin<strong>de</strong>glied eine Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. als<br />

„Einkunftsquelle“ dazwischen (s. Anm. 116, 117): Die Aufwendungen wer<strong>de</strong>n<br />

nicht durch Einnahmen veranlaßt, son<strong>de</strong>rn durch eine <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />

dienen<strong>de</strong> Tätigkeit o<strong>de</strong>r sonstige Leistung, die eine „Einkunftsquelle“ iSd. Überschußeinkunftsarten<br />

bil<strong>de</strong>t (nichtselbst. Tätigkeit, Kapitalüberlassung, Vermie-<br />

E 100 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 145–147 §9<br />

tung und Verpachtung, sonstige Leistung). Wir sprechen vereinfacht von „Erwerbsleistung“<br />

(s. Anm. 116).<br />

Der Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>m Anlaß (= auslösen<strong>de</strong>m Moment, s.<br />

Anm. 140) für Aufwendungen und <strong>de</strong>r Erwerbsleistung bedarf <strong>de</strong>r näheren<br />

Kennzeichnung durch einzelne Kriterien:<br />

– Str. ist, ob ein subjektiver o<strong>de</strong>r objektiver Zusammenhang erfor<strong>de</strong>rlich ist (s.<br />

Anm. 146–149);<br />

– ein mittelbarer Zusammenhang genügt (s. Anm. 152);<br />

– maßgebend ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche, nicht <strong>de</strong>r rechtliche Zusammenhang (s.<br />

Anm. 153);<br />

– we<strong>de</strong>r ein zeitlicher noch ein örtlicher Zusammenhang sind zu for<strong>de</strong>rn (s.<br />

Anm. 154).<br />

2. Objektiver und subjektiver Zusammenhang als Elemente <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

a) Überblick<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Beantwortung <strong>de</strong>r Frage, wann Aufwendungen konkret durch<br />

eine erwerbsbezogene Leistung <strong>de</strong>s Stpfl., dh. etwa <strong>de</strong>n Beruf o<strong>de</strong>r die Kapitalüberlassung<br />

veranlaßt sind, fin<strong>de</strong>n sich in Rspr. und Schrifttum unterschiedliche<br />

Auffassungen.<br />

Im wesentlichen ist in diesem Zusammenhang die Maßgeblichkeit „subjektiver“<br />

und/o<strong>de</strong>r „objektiver“ Kriterien str.; eine Frage, die bis heute noch nicht ausdiskutiert<br />

ist (so Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 235). Die wohl<br />

hM verlangt sowohl einen objektiven als auch einen subjektiven Zusammenhang,<br />

die subjektive Komponente kann in<strong>de</strong>s uU entfallen (s. Anm. 147). Eine<br />

abweichen<strong>de</strong> Meinung stellt ausschließlich auf <strong>de</strong>n subjektiven Zusammenhang<br />

ab (s. Anm. 148).<br />

b) Herrschen<strong>de</strong> Meinung<br />

Nach <strong>de</strong>r jüngeren, stRspr. <strong>de</strong>s BFH ist eine erwerbsbezogene Veranlassung von<br />

Aufwendungen stets anzunehmen, wenn<br />

– objektiv ein Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbsleistung besteht und<br />

– subjektiv die Aufwendungen zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsleistung getätigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dieses zunächst als gleichwertig erscheinen<strong>de</strong> Nebeneinan<strong>de</strong>r von objektiven<br />

und subjektiven Kriterien (sog. zweigliedriger Veranlassungszusammenhang)<br />

wird vom BFH jedoch eingeschränkt: Während <strong>de</strong>r objektive Zusammenhang<br />

stets ein zwingen<strong>de</strong>s Erfor<strong>de</strong>rnis ist, kann die subjektive För<strong>de</strong>rungsabsicht im<br />

Einzelfall entfallen, etwa bei unfreiwilligen Aufwendungen und Zwangsaufwendungen.<br />

Entsprechend <strong>de</strong>m objektiven Nettoprinzip sind die bei<strong>de</strong>n letztgenannten<br />

Aufwendungsgruppen auch ohne Bestehen eines subjektiven För<strong>de</strong>rungszusammenhangs<br />

o<strong>de</strong>r einer subjektiven Zweckdienlichkeit als WK bei <strong>de</strong>r<br />

betroffenen Einkunftsart abziehbar. Die eine Aufwendung auslösen<strong>de</strong> Erwerbsleistung<br />

muß im übrigen eine konkrete Gestalt angenommen haben; regelmäßig<br />

wird es sich um bestimmte Einnahmen, zumin<strong>de</strong>st eine bestimmte Einkunftsart<br />

han<strong>de</strong>ln.<br />

Vgl. stRspr. seit BFH v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II 1979, 213; vgl. zB BFH v.<br />

24.8.2001 – VI R 40/94, BFH/NV 2002, 182; v. 10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II<br />

2002, 579; v. 18.12.2001 – IX R 122/92, BFH/NV 2002, 904; v. 17.12.2002 – VI R<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

E 101<br />

146<br />

147


148<br />

149<br />

§9 Anm. 147–149 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

137/01, FR 2003, 199. Das reichhaltige Schrifttum hat sich <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n BFH-<br />

Rspr. – bei unterschiedlicher Begründung im Detail – im Ergebnis ganz überwiegend<br />

angeschlossen (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 174; Stapperfend, FSKruse,<br />

2001, 542; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 114; Blümich/Wacker, § 4 Rn. 252; Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 7, und Seer/Lang, FR 1994, 521, 524, jeweils mit weiteren<br />

umfangreichen Nachweisen).<br />

c) Abweichen<strong>de</strong> Auffassung<br />

Teilweise wird jedoch im Schrifttum entgegen <strong>de</strong>m BFH die Meinung vertreten,<br />

alleiniges materielles Kriterium <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sei die subjektive Absicht<br />

o<strong>de</strong>r das Motiv <strong>de</strong>s Stpfl., mit <strong>de</strong>r Aufwendung einer erwerbsbezogenen<br />

Leistung zu dienen. Nur durch einen stets erfor<strong>de</strong>rlichen subjektiven Willenso<strong>de</strong>r<br />

Widmungsakt (causa movis, causa finalis) kann eine strelevante Verknüpfung<br />

zwischen Aufwendung und Einnahmeerzielung (besser: Einkunftserzielung)<br />

hergestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Be<strong>de</strong>utung objektiver Kriterien soll <strong>de</strong>mgegenüber allein im verfahrensrechtlichen<br />

Bereich <strong>de</strong>r Beweiserhebung und -würdigung liegen. Eine bestimmte,<br />

auf Erwerbsbezug ausgerichtete subjektive Absicht o<strong>de</strong>r Motivation<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. für das Erbringen einer Aufwendung kann nämlich nur dann zu einem<br />

rechtserheblichen Faktum wer<strong>de</strong>n, wenn sie durch objektive Merkmale und Kriterien<br />

äußerlich erkennbar ist. Eine weitergehen<strong>de</strong> materielle Be<strong>de</strong>utung wird<br />

<strong>de</strong>m objektiven Zusammenhang abgesprochen. Im übrigen weisen das <strong>de</strong>finitorische<br />

Nebeneinan<strong>de</strong>r von obligatorischen und fakultativen Tatbestandselementen<br />

in sich einen Bruch auf.<br />

Vgl. Prinz, StuW 1996, 267 (270); Prinz, FR 1986, 397 (402); Wassermeyer, StuW<br />

1981, 250–252; Wassermeyer, StuW 1982, 352 f., 359, 361–363, <strong>de</strong>r – modifizierend –<br />

insofern von einem „vorwiegend von subjektiven Kriterien geprägten Veranlassungsbegriff“<br />

spricht (359); Tipke, StuW 1979, 199; Felix, KÖSDI 1985, 5940; Kröger,<br />

StuW 1978, 291; ähnlich Kröner, StuW 1985, 119 f. für <strong>de</strong>n Fallbereich <strong>de</strong>r sog. inneren<br />

Auslöser.<br />

d) Eigene Auffassung<br />

Sowohl objektive als auch subjektive Kriterien haben ihre Berechtigung bei <strong>de</strong>r<br />

Interpretation und Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips; bei<strong>de</strong> Elemente bil<strong>de</strong>n<br />

notwendige Bestandteile einer umfassen<strong>de</strong>n stjuristischen Wertung <strong>de</strong>s Einzelfalls.<br />

Lediglich ihr rechtssystematisches Verhältnis zueinan<strong>de</strong>r ist str.<br />

UE ist – abweichend von <strong>de</strong>r bis Lfg. 158 vertretenen Auffassung – <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />

Rspr. und <strong>de</strong>r im Schrifttum überwiegend vertretenen Auffassung (s. Anm. 147)<br />

iE zu folgen. Allerdings liegt die Relevanz <strong>de</strong>r subjektiven Kriterien uE jedoch<br />

auf an<strong>de</strong>rer Ebene. Die Be<strong>de</strong>utung objektiver und subjektiver Kriterien wird<br />

sichtbar, wenn man <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang zwischen Aufwendung<br />

und Erwerbstätigkeit in zwei gedanklichen Schritten untersucht: die Beziehung<br />

zwischen Aufwendung und Anlaß einerseits und die Erwerbsbezogenheit <strong>de</strong>r<br />

Veranlassung an<strong>de</strong>rseits (so auch wohl Söhn, StuW 2002, 97 [100]).<br />

Be<strong>de</strong>utung subjektiver Kriterien: Zunächst ist die Frage zu stellen, wie eine<br />

Aufwendung veranlaßt wird. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r Frage, wie ein Umstand<br />

o<strong>de</strong>r Ereignis zu einem auslösen<strong>de</strong>n Moment für eine Aufwendung wird.<br />

Grds. wird man sagen können, daß es <strong>de</strong>m Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl. überlassen ist,<br />

ob er einen Umstand zum Anlaß für eine Verausgabung nimmt (so auch Wassermeyer,<br />

StuW 1982, 359; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />

im Einkommensteuerrecht, 2000, 67 f.; s. auch § 4 Anm. 807). Der Stpfl. hat<br />

dabei nicht nur einen Entscheidungsspielraum bezüglich <strong>de</strong>s „Ob“, son<strong>de</strong>rn<br />

E 102 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 149–151 §9<br />

gleichermaßen hinsichtlich <strong>de</strong>s „Wie“, also auf welche Weise und in welchem<br />

Umfang er tätig wird (zB hinsichtlich Preis und Menge eingekaufter Waren;<br />

vgl. Schmidt/Heinicke XXIII. § 4 Rn. 30; dies meinen wohl auch Tipke/<br />

Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 213, wenn ausgeführt wird, „nur <strong>de</strong>r<br />

Mensch kann etwas veranlassen“ o<strong>de</strong>r „Einkünfte entstehen durch planmäßiges<br />

Wirtschaften“). Dabei ist nicht entschei<strong>de</strong>nd, daß <strong>de</strong>r Umstand, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. zum auslösen<strong>de</strong>n Moment macht, in <strong>de</strong>r Gegenwart liegt. Auslöser kann<br />

auch ein zukünftiges Ereignis sein, zB Vorbereitungskosten für eine geplante<br />

Erwerbstätigkeit. Festzuhalten ist, daß also <strong>de</strong>r Stpfl. die „Brücke“ zwischen<br />

auslösen<strong>de</strong>m Moment und Aufwendung spannt, was insbes. bei äußerlich neutralen<br />

Aufwendungen von Be<strong>de</strong>utung ist. In <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s auslösen<strong>de</strong>n<br />

Moments liegt die wesentliche Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s subjektiven Elements <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

(vgl. Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />

im EStRecht, 2000, 68). Auf <strong>de</strong>n ersten Blick scheint die Anwendung subjektiver<br />

Kriterien dort ihre Grenzen zu haben, wo die Aufwendungen nicht auf einem<br />

Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl. beruhen (höhere Gewalt, Einwirkung Dritter). Bei<br />

genauerer Betrachtung behalten die subjektiven Kriterien aber auch hier ihre<br />

Be<strong>de</strong>utung: In <strong>de</strong>n Fällen <strong>de</strong>r Zerstörung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Diebstahls konkretisiert<br />

sich das für <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang erfor<strong>de</strong>rliche subjektive Element<br />

durch die Vornahme <strong>de</strong>r Widmung <strong>de</strong>s betroffenen Guts zur Erwerbso<strong>de</strong>r<br />

Privatsphäre (so auch Stapperfend, FS Kruse, 533 [542 f.], <strong>de</strong>r auch bei<br />

Verlust o<strong>de</strong>r Zerstörung ausschließlich privat genutzter Güter auf subjektive<br />

Elemente abstellt; vgl. auch § 4 Anm. 807 mit zahlreichen problematischen<br />

Fallgruppen).<br />

Be<strong>de</strong>utung objektiver Kriterien: Die Abziehbarkeit von Erwerbsaufwendungen<br />

hängt jedoch nicht allein davon ab, daß die Aufwendungen irgendwie veranlaßt<br />

sind. Erfor<strong>de</strong>rlich ist gera<strong>de</strong> eine Veranlassung durch die Erwerbstätigkeit.<br />

Eine <strong>de</strong>rartige erwerbsbezogene Veranlassung ist immer dann gegeben,<br />

wenn das im ersten Schritt herausgearbeitete auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

zuzuordnen ist (Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />

Einkommensteuerrecht, 2000, 68 mit zahlreichen Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s<br />

BFH in FN 173; Söhn, StuW 2002, 97 [100]). Besteht das auslösen<strong>de</strong> Moment<br />

in einem bestimmten konkreten Umstand o<strong>de</strong>r Ereignis, liegen Erwerbsaufwendungen<br />

vor, wenn ein objektiv wirtschaftlicher Zusammenhang dieses Umstands<br />

mit <strong>de</strong>r Erwerbssphäre besteht. Läßt das unmittelbar auslösen<strong>de</strong> Moment<br />

keine Rückschlüsse auf die Art <strong>de</strong>r Veranlassung zu, muß diese aus <strong>de</strong>n<br />

gesamten Umstän<strong>de</strong>n abgeleitet wer<strong>de</strong>n, die darauf Einfluß haben (so zutr.<br />

Schmidt/Heinicke XXIII. § 4 Rn. 28; zB Anlaß einer Unfallfahrt). Für subjektive<br />

Kriterien ist bei dieser Beurteilungsfrage kein Raum. Dieser objektive Zusammenhang<br />

ist nicht nur Beweiswürdigungskriterium, son<strong>de</strong>rn unabdingbare<br />

Voraussetzung für <strong>de</strong>n Abzug von WK (und gleichermaßen für BA) und hat<br />

insbes. Be<strong>de</strong>utung für die Abgrenzung zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung<br />

(so auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 177; Schmidt/Heinicke<br />

XXIII. § 4 Rn. 30; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im<br />

Einkommensteuerrecht, 2000, 69 f.; s. auch § 4 Anm. 807: „Objektiver Zusammenhang<br />

als Korrektiv“).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 217 Januar 2005 Kreft<br />

150–151<br />

E 103


152<br />

153<br />

§9 Anm. 152–153 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

3. Weitere Kriterien zur Kennzeichnung <strong>de</strong>s Zusammenhangs<br />

a) Unmittelbarer und mittelbarer Zusammenhang<br />

Wegen <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit von BA und WK sowie <strong>de</strong>r einheitlichen Geltung<br />

<strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips setzt <strong>de</strong>r WKBegriff keinen unmittelbaren Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>n Aufwendungen und <strong>de</strong>r auf Einkunftserzielung ausgerichteten<br />

Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung <strong>de</strong>s Stpfl. bzw. einer konkret meßbaren,<br />

einnahmeorientierten Gegenleistung voraus. Ein solches enges Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis<br />

wür<strong>de</strong> die Gefahr einer Rückkehr zum dogmatisch überwun<strong>de</strong>nen,<br />

da zu engen rein finalen Verständnis <strong>de</strong>s WKBegriffs in sich bergen (dazu<br />

eingehend Anm. 120–125). Nach <strong>de</strong>r höchstrichterlichen Rspr., <strong>de</strong>r das Schrifttum<br />

folgt, genügt für <strong>de</strong>n WKAbzug vielmehr ein mittelbarer, dh. über Zwischenstufen<br />

bestehen<strong>de</strong>r Zusammenhang (idR mit einer bestimmten Einkunfts- u. Einnahmeart),<br />

<strong>de</strong>r allerdings im Einzelfall entsprechend <strong>de</strong>n objektiven Kriterien <strong>de</strong>s<br />

Veranlassungsprinzips nicht allzu lose und entfernt sein darf.<br />

ZB BFH v. 19.3.1982 – VI R 25/80, BStBl. II 1982, 442; v. 11.7.1986 – VI R 39/83,<br />

BStBl. II 1986, 866; v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BFH/NV 2003, 533: ausreichend,<br />

wenn die Ausgaben die Einkünfteerzielung „im weitesten Sinne för<strong>de</strong>rn“; aus <strong>de</strong>m<br />

Schrifttum: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 193 ff.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 73;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 115; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 8 mit einer ausf.<br />

Darstellung <strong>de</strong>r gegenwärtigen Rechtslage zur Abziehbarkeit von Schuldzinsen als –<br />

mittelbar – veranlaßte WK.<br />

Dies gilt für sämtliche Überschußeinkünfte. Im übrigen wird bei <strong>de</strong>r praktischen<br />

Rechtsanwendung häufig zweifelhaft sein, ob ein unmittelbarer o<strong>de</strong>r mittelbarer<br />

Zusammenhang gegeben ist, vor allem bei Zwischenschaltung <strong>de</strong>r stbaren Erwerbstätigkeit<br />

als Bin<strong>de</strong>glied. Zu weiteren Einzelheiten s. auch § 4 Anm. 813.<br />

b) Wirtschaftlicher und rechtlicher Zusammenhang<br />

Wirtschaftlicher Zusammenhang: Zur Begründung <strong>de</strong>s WKAbzugs von Aufwendungen<br />

muß ein wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer konkreten auf<br />

Einnahmeerzielung ausgerichteten Tätigkeit (idR einer bestimmten Einkunftsart)<br />

bestehen; die hM interpretiert diese innere wirtschaftlich geartete Verbindung<br />

als Bestandteil <strong>de</strong>r objektiven Veranlassungskomponente (s. eingehend bereits<br />

Anm. 147, 149). Der wirtschaftliche Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

mit <strong>de</strong>r auf Einkünfteerzielung gerichteten Tätigkeit ist für die Abziehbarkeit erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

weil das auslösen<strong>de</strong> Moment <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen sein<br />

muß (so ausdrücklich: BFH v. 24.5.2000 – VI R 17/96, BStBl. II 2000, 584; v.<br />

4.6.1991 – IX R 30/89, BStBl. II 1991, 761; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 115;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 8; s. auch Anm. 149 zur Be<strong>de</strong>utung objektiver<br />

Kriterien).<br />

Rechtlicher Zusammenhang: Da <strong>de</strong>r für die WKQualifikation erfor<strong>de</strong>rliche<br />

Veranlassungszusammenhang durch wirtschaftliche Gegebenheiten geprägt und<br />

bestimmt ist, genügt eine rein rechtliche Verbindung zwischen Einnahmen und<br />

Aufwendungen bei abweichen<strong>de</strong>m wirtschaftlichen Konnex nicht zur Begründung<br />

<strong>de</strong>s WKAbzugs. Auf bestehen<strong>de</strong> rechtliche Zusammenhänge o<strong>de</strong>r einen<br />

zufällig auftreten<strong>de</strong>n Erwerbsbezug (zB private Aufwendungen und strelevante<br />

Einnahmen entstehen zeitgleich) kommt es nicht an (allgemeine Meinung: zB<br />

BFH v. 23.10.2001 – IX R 65/99, BFH/NV 2002, 342 mwN.; v. 27.10 1998 –<br />

IX R 44/94, BStBl. II 1999, 676; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 74; Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 118). Dies gilt sowohl für <strong>de</strong>n Zusammenhang von Aufwendungen<br />

mit einer bestimmten Einkunftsart als auch für die Zuordnung innerhalb eines<br />

Einkünftebereichs zu einer bestimmten Einkunftsquelle.<br />

E 104 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 154–160 §9<br />

c) Zeitlicher und örtlicher Zusammenhang<br />

Zeitlicher Zusammenhang: Die stl. Beurteilung von Aufwendungen als WK<br />

gem. Abs. 1 erfolgt unabhängig von zeitlichen Zusammenhängen (s. auch § 4<br />

Anm. 816). Notwendige materielle Bedingung für <strong>de</strong>n Ansatz von WK ist allein,<br />

daß die Vermögensmin<strong>de</strong>rungen mit <strong>de</strong>r auf stbare Einkunftserzielung ausgerichteten<br />

Erwerbsleistung in einem erkennbaren wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />

stehen (s. dazu eingehend Anm. 149). Auch Aufwendungen, die<br />

in einem VZ vor <strong>de</strong>r geplanten Einkunftserzielung o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />

Einnahmezuflusses anfallen, kommen somit <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach als WK in Betracht.<br />

Die zeitliche Nähe zwischen <strong>de</strong>m Entstehen <strong>de</strong>r Aufwendung und <strong>de</strong>r<br />

geplanten o<strong>de</strong>r realisierten Einnahmeerzielung hat allenfalls indizielle, nicht hingegen<br />

rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n veranlassungsgeprägten wirtschaftlichen<br />

Erwerbsbezug. Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH ist in diesem Zusammenhang<br />

ein ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang ausgeschlossen, wenn<br />

sich nicht absehen läßt, ob und ggf. wann Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n (so zB<br />

BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030). Dem zeitlichen Moment<br />

kommt damit aber auch nach <strong>de</strong>r Rspr. nicht die Be<strong>de</strong>utung eines gesetzlichen<br />

Tatbestandsmerkmals in <strong>de</strong>m Sinne zu, daß bei Überschreitung einer bestimmten<br />

Zeitspanne <strong>de</strong>r WKAbzug ausgeschlossen wäre (so ausdrücklich BFH v.<br />

29.12.2002 – VIII B 125/01, BFH/NV 2002, 314).<br />

Zeitliche Kriterien sind also nicht für <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach entschei<strong>de</strong>nd,<br />

wohl aber nach <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 für <strong>de</strong>n VZ <strong>de</strong>s Abzugs<br />

maßgebend. Überdies darf es sich nicht um (aktivierungspflichtige) Anschaffungs-<br />

o<strong>de</strong>r Herstellungskosten eines Privatwirtschaftsguts han<strong>de</strong>ln;<br />

insoweit verbietet Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 mit <strong>de</strong>m Verweis auf verschie<strong>de</strong>ne Abschreibungsregelungen<br />

<strong>de</strong>n Sofortabzug.<br />

Örtlicher Zusammenhang ist tatbestandsmäßig unerheblich, kann allerdings<br />

bei Aufwendungen mit Auslandsbezug indizielle Be<strong>de</strong>utung haben (s. auch<br />

Anm. 17).<br />

Einstweilen frei.<br />

V. Die Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

1. Vorbemerkung<br />

Das Veranlassungsprinzip (s. Anm. 130) erfährt seine Bewährung bei <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Abgrenzung <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

p in zeitlicher Hinsicht (s. Anm. 161):<br />

– bei Abzug vorab veranlaßter Werbungskosten (s. Anm. 162–166),<br />

– bei Abzug von Werbungskosten im Fall <strong>de</strong>r Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

(s. Anm. 167),<br />

– bei Abzug nachträglicher Werbungskosten (s. Anm. 170–172);<br />

p bei gemischten Aufwendungen (s. Anm. 175), die sowohl Erwerbszwecken<br />

als auch <strong>de</strong>r Lebensführung dienen o<strong>de</strong>r mit mehreren Einkunftsarten in Zusammenhang<br />

stehen:<br />

– in gesetzlich geregelten Fällen (s. Anm. 176),<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 105<br />

154<br />

155–159<br />

160


161<br />

§9 Anm. 160–161 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

– bei Abzug nach <strong>de</strong>m sog. Wesentlichkeitsprinzip: voller Abzug gemischter<br />

Aufwendungen nur bei weitaus überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug (s.<br />

Anm. 177),<br />

– bei Aufteilung gemischter Aufwendungen, ggf. im Schätzungswege (s.<br />

Anm. 178),<br />

– soweit nicht das Aufteilungs- und Abzugsverbot für Aufwendungen <strong>de</strong>r<br />

Lebensführung eingreift (s. Anm. 179);<br />

p bei Aufwendungen auf die Vermögenssphäre, und zwar<br />

– bei substanzbezogenen Aufwendungen (s. Anm. 185–188) und<br />

– bei Vermögensverlusten (s. Anm. 190–195).<br />

2. Zeitliche Abgrenzungsprobleme<br />

Schrifttum: Klumpp, Vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten bei Erwerb von Bauerwartungsland,<br />

DStR 1991, 1306; H.J. Herrmann, Vergebliche Aufwendungen zur Herstellung<br />

eines Gebäu<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r zur Anschaffung eines bebauten Grundstücks als abziehbare Werbungskosten<br />

bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, StuW 1991, 372; Lamminger/Traxel,<br />

Nachträgliche Werbungskosten und Leistungsfähigkeitsprinzip, DStZ<br />

1995, 429; Münch, Vergebliche Aquisitionskosten im Inland in bezug auf erhoffte Aufträge<br />

im Ausland, StBp. 1995, 54; Rauch, Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen?,<br />

Diss., Frankfurt 1996; Apitz, Aufwendungen während <strong>de</strong>r Zeit <strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit,<br />

DStZ 1997, 145; Balke, Aus- und Fortbildung – Abschied von <strong>de</strong>r herkömmlichen<br />

Unterscheidung nach Berufskästchen im EStR, NWB, 1269 (1997); Kiethe, Nachträgliche<br />

Werbungskosten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung, DStR 1997, 597;<br />

v. Bornhaupt, Erhaltungsaufwand nach Auszug <strong>de</strong>s Mieters als nachträgliche Werbungskosten,<br />

BB 1998, 136; Flies, Überlegungen zur Abgrenzung zwischen Ausbildungs- und<br />

Fortbildungskosten, DStR 1997, 725; Flies, Nachträgliche Schuldzinsen nach Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Erzielung von Überschusseinkünften, DB 1998, 2438; Drenseck, Studium und Berufsausbildung<br />

im Einkommensteuerrecht, StuW 1999, 1; Dendl, Rückzahlung von Studienkosten<br />

eines Berufssoldaten als nachträgliche Werbungskosten, DStR 2000, 1253;<br />

Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, Diss., Berlin<br />

ua. 2000; Kreft, Studienkosten als (vorab veranlasste) Erwerbsaufwendungen, FR 2002,<br />

657; Stapperfend, Über Werbungskosten und Betriebsausgaben, in FS für Kruse, Köln<br />

2001, 554 ff.; Söhn, Berufsausbildungskosten und Fortbildungskosten, StuW 2002, 97;<br />

Bergkemper/Kreft, Anm. zu <strong>de</strong>n BFH-Urt. v. 4.12.2002 (VI R 120/01) und 17.12.2002<br />

(VI R 137/01), FR 2003, 202; Nagel, Nachträgliche Geltendmachung von Studienkosten,<br />

EStB 2004, 122; Wübbelsmann, Werbungskostenabzug beim Erststudium, EStB 2004,<br />

163; Gebhard, Nachträgliche Aufwendungen im Steuerrecht, EStB 2004, 423; Heidrich,<br />

Son<strong>de</strong>rausgabenabzug nach <strong>de</strong>m Alterseinkünftegesetz, FR 2004, 1321; Balke, Rentenversicherungsbeiträge<br />

als vorab veranlasste Werbungskosten bei Alterseinkünften, Consultant<br />

2005, 43; Prinz, Bildungsaufwendungen im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>: Koordinatenverschiebungen<br />

durch <strong>de</strong>n BFH, Rechtsprechungsbrechung durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber, FR 2005, 229.<br />

a) Überblick<br />

Ein zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r sog. Erwerbsleistung (s. Anm. 116) ist für<br />

<strong>de</strong>n WKAbzug nicht erfor<strong>de</strong>rlich (s. Anm. 154). Wohl aber ergeben sich während<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Zeitabschnitte von <strong>de</strong>r Vorbereitungs- bis zur Auslaufphase<br />

typische Abgrenzungsprobleme (s.u. „Zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Erwerbsleistung“). Dagegen richtet sich die „zeitliche Zuordnung zum Veranlagungszeitraum“<br />

(s.u.) nach <strong>de</strong>m Abflußprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 (s. Anm. 220–<br />

222).<br />

Zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbsleistung: Da Erwerbsaufwendungen<br />

in unterschiedlichen zeitlichen Phasen eines strelevanten Engagements<br />

anfallen und dabei hinsichtlich <strong>de</strong>r Konkretisierung sowie <strong>de</strong>s Nachweises eines<br />

E 106 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 161–162 §9<br />

Veranlassungszusammenhangs beson<strong>de</strong>re Probleme auftreten können, ist eine<br />

Differenzierung durch Heranziehung <strong>de</strong>s Zeitmoments sowohl aus praktischer<br />

als auch aus stsystematischer Sicht sinnvoll und geboten. Es lassen sich unterschei<strong>de</strong>n:<br />

– vorab veranlaßte (zum Begriff s. Anm. 162) WK, das sind Aufwendungen,<br />

die vor einer geplanten o<strong>de</strong>r realisierten Einnahmeerzielung anfallen (sog.<br />

Vorbereitungsphase; s. Anm. 162–166),<br />

– WK während einer unterbrochenen Einnahmeerzielung (s. Anm. 167),<br />

– nachträgliche WK, dh. Aufwendungen, die nach Beendigung <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung<br />

anfallen (sog. Auslaufphase, s. Anm. 170–172).<br />

Zeitliche Zuordnung zum Veranlagungszeitraum: Im Anschluß an die stl.<br />

Grundqualifikation von Aufwendungen als WK erfolgt ihre zeitliche Zuordnung<br />

zum Besteuerungsabschnitt (§ 25; sog. Zeitqualifikation). WK können nach § 11<br />

Abs. 2 grds. nur in <strong>de</strong>mjenigen VZ abgezogen wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m sie geleistet wur<strong>de</strong>n,<br />

dh. abgeflossen sind (s. zu dieser Rechtsfolge und ihren Ausnahmen<br />

Anm. 220–222; zum Verhältnis von § 9 zu § 11 s. Anm. 28); dies ist materiellrechtlich<br />

unabhängig vom Zufluß <strong>de</strong>r Einnahmen. Wegen <strong>de</strong>r Unterscheidung<br />

vorausgezahlter und nachgezahlter WK von <strong>de</strong>n vorab veranlaßten und nachträglichen<br />

WK s. Anm. 222.<br />

b) Vorab veranlaßte Werbungskosten<br />

In stRspr. (zB BFH v. 4.12.2004 – VI R 120/01, FR 2003, 195) ist einheitlich für<br />

alle vier Überschußeinkünfte anerkannt, daß abziehbare WK schon zu einem<br />

Zeitpunkt bzw. in einem VZ entsprechend <strong>de</strong>m Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2<br />

anfallen können, in welchem mit <strong>de</strong>n Aufwendungen zusammenhängen<strong>de</strong> Einnahmen<br />

noch nicht erzielt wer<strong>de</strong>n bzw. mit <strong>de</strong>r auf die Erzielung stpfl. Einnahmen<br />

gerichteten Tätigkeit noch nicht begonnen wur<strong>de</strong>. Dies ist auch die allg.<br />

Meinung im strechtlichen Schrifttum (zB Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 35; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 124; Blümich/Thürmer, §9<br />

Rn. 160; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 82).<br />

Begriff <strong>de</strong>r vorab veranlaßten Werbungskosten: Zur Kennzeichnung <strong>de</strong>r<br />

Gruppe <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen, die entstehen, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>r eigentlichen,<br />

auf Einnahmenerzielung gerichteten Tätigkeit (zB Beruf, Vermietung,<br />

Kapitalüberlassung) noch nicht begonnen hat, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r älteren Rspr.<br />

(soweit ersichtlich zuerst RFH, StuW 1931, Nr. 94; zB BFH v. 20.10.1978 – VI<br />

R 132/76, BStBl. II 1979, 114) und im älteren Schrifttum (zB Vangerow, StuW<br />

1962, Sp. 378; Blümich/Falk, 9. Aufl. 1971, § 9 Rn. 3) zunächst <strong>de</strong>r Begriff<br />

„vorweggenommene Werbungskosten o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben“ verwen<strong>de</strong>t. Nicht<br />

zuletzt wohl aufgrund <strong>de</strong>r kritischen Anm. von Littmann (Einkommensteuerrecht,<br />

9. Aufl. 1969, § 9 Rn. 18: „Es han<strong>de</strong>lt sich nicht darum, etwa erst später<br />

entstehen<strong>de</strong> Werbungskosten bereits zu einem früheren Zeitpunkt zu berücksichtigen.<br />

Die Frage ist vielmehr, ob Aufwendungen, die vor <strong>de</strong>r Erzielung von<br />

Einnahmen, ja vor Schaffung <strong>de</strong>r Quelle, aus <strong>de</strong>r die Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n<br />

sollen, erwachsen, Werbungskosten sein sollen“.) bemühte sich <strong>de</strong>r BFH um<br />

eine neue Begriffsbestimmung und verwandte erstmals im Urt. v. 29.2.1980<br />

(BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395) <strong>de</strong>n Begriff „vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />

Werbungskosten“. Diesen Begriff hielt <strong>de</strong>r BFH nach eigener Aussage<br />

für zutreffen<strong>de</strong>r. Aber auch diese Kennzeichnung scheint sich angesichts vieler<br />

an<strong>de</strong>rer verwen<strong>de</strong>ter Begriffsschöpfungen (zB vorbereiten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vorweg entstan<strong>de</strong>ne<br />

Werbungskosten, Werbungskosten in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase, s. hierzu<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 107<br />

162


§9 Anm. 162 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Nachweise bei Kreft, FR 2002, 657, 664) und einer uneinheitlichen Terminologie<br />

in <strong>de</strong>r Rspr. (zB BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79, BStBl. II 1982, 495:<br />

vorweggenommene Werbungskosten; Nds. FG v. 25.3.1998, EFG 1999, 19: vorweggenommene<br />

Werbungskosten; FG Rhld.-Pf. v. 19.9.1985, EFG 1986, 71:<br />

vorweg entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten) nicht durchgesetzt zu haben. Es sollte<br />

<strong>de</strong>shalb die terminologische Frage nochmals überdacht wer<strong>de</strong>n. Der Begriff<br />

„vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen“ stellt uE die präziseste Beschreibung<br />

für Erwerbsaufwendungen in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase <strong>de</strong>r eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />

dar. Diese Begriffsbestimmung unter Einbeziehung <strong>de</strong>s Veranlassungsmoments<br />

entspricht <strong>de</strong>r heutigen Sichtweise von <strong>de</strong>r veranlassungsbezogenen<br />

Zuordnung von Aufwendungen. Die reine Beschreibung <strong>de</strong>s Entstehungszeitpunkts<br />

(„vorab o<strong>de</strong>r vorweg entstan<strong>de</strong>n“; „in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase“) dagegen<br />

beinhaltet insoweit nur einen Teilaspekt und läßt das tragen<strong>de</strong> Veranlassungsprinzip<br />

außer acht. Die allein darauf abstellen<strong>de</strong>n Begriffsbestimmungen sind<br />

durch die Entwicklung in <strong>de</strong>r Steuerrechtswissenschaft und Rspr. zum Veranlassungsprinzip<br />

überholt. UE sollte aus diesem Grund auch im Interesse einer inhaltlichen<br />

Klarheit eine wechselweise Terminologie vermie<strong>de</strong>n und einheitlich<br />

<strong>de</strong>r Begriff „vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen“ verwandt wer<strong>de</strong>n (so<br />

auch Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />

2000, 3–6; Kreft, FR 2002, 657, 664; s. hierzu auch Stark in L/B/P, § 9<br />

Rn. 82). Denn wie Schick (StRK-Anm. EStG § 4 BetrAusg. R. 96 und EStG § 9<br />

(Abs. 1) Ziff. 1 R. 38) zutreffend ausführt, ist eine unklare Terminologie immer<br />

verräterisch, so wie eine klare Terminologie eine Voraussetzung für überzeugen<strong>de</strong><br />

Lösungen darstellt.<br />

Voraussetzungen <strong>de</strong>s Abzugs vorab veranlaßter Werbungskosten: Es gelten<br />

im Prinzip die gleichen Grundvoraussetzungen und Beurteilungsleitlinien<br />

wie für vorab veranlaßte Betriebsausgaben (differenzierend aber Stapperfend,<br />

FS Kruse, 2001, 533, 544 f.). Dies entspricht <strong>de</strong>r einheitlichen Geltung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

für sämtliche Arten von Erwerbsaufwendungen (dazu<br />

Anm. 23, 135).<br />

Str. ist im einzelnen, welche Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Abzug vorab veranlaßter<br />

WK zustellen stellen sind:<br />

E Rspr. und Teile <strong>de</strong>s Schrifttums: Nach <strong>de</strong>r stRspr. <strong>de</strong>s BFH ist Voraussetzung für<br />

die Abziehbarkeit vorab veranlaßter WK, daß ein ausreichend bestimmter Zusammenhang<br />

zwischen ihnen und <strong>de</strong>r Einkunftsart besteht, in <strong>de</strong>ren Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Abzug begehrt wird, also ein hinreichend konkreter, objektiv feststellbarer<br />

Zusammenhang mit späteren Einnahmen.<br />

ZB BFH v. 18.4.1996 – VI R 89/93, BStBl. II 1996, 449; v. 19.4.1996 – VI R 24/95,<br />

BStBl. II 1996, 452; v. 31.5.2000 – IX R 6/96, BFH/NV 2001, 24; v. 4.12.2002 – VI R<br />

120/01, BStBl. II 2003, 403; v. 4.11.2003 – VI R 96/01, BFH/NV 2004, 404.<br />

Ein Zusammenhang <strong>de</strong>r Aufwendungen mit <strong>de</strong>r beabsichtigten Erwerbstätigkeit<br />

innerhalb einer Einkunftsart ist danach nicht gegeben, wenn die Vorbereitungen<br />

in einem so frühen Stadium steckengeblieben sind, daß für <strong>de</strong>n Stpfl. noch alle<br />

Möglichkeiten offenbleiben, Tätigkeiten auszuüben, die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n können (so BFH v. 3.11.1961 – VI R 196/60 U,<br />

BStBl. III 1962, 123). „Ins Blaue hinein“ getätigte Aufwendungen können nicht<br />

als vorab veranlaßte WK abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v. 19.4.1996 – VI R 24/95,<br />

BStBl. II 1996, 452). Der erfor<strong>de</strong>rliche hinreichen<strong>de</strong> wirtschaftliche Zusammenhang<br />

kann hiernach erst ab <strong>de</strong>m Zeitpunkt gegeben sein, zu <strong>de</strong>m sich anhand<br />

objektiver Umstän<strong>de</strong> feststellen läßt, daß <strong>de</strong>r Entschluß, Einkünfte aus einer bestimmten<br />

Einkunftsart zu erzielen, endgültig gefaßt ist (zB BFH v. 19.8.2002 –<br />

E 108 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 162 §9<br />

IX B 190/01, BFH/NV 2003, 147; s. auch BFH v. 9.7.2003 – IX R 102/00,<br />

BStBl. II 2003, 940 zur Einkünfteerzielungsabsicht bei leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung:<br />

neben <strong>de</strong>r Vermietungsabsicht bestehen<strong>de</strong> Verkaufsabsicht uU unschädlich).<br />

Ein ausreichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Zusammenhang ist auch ausgeschlossen,<br />

wenn sich nicht absehen läßt, ob und ggf. wann Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n (so<br />

zB BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030). Der Umstand, daß sich<br />

die Aufwendungen im nachhinein (zufällig) als nützlich erweisen, ist dann für<br />

die Abziehbarkeit ohne Be<strong>de</strong>utung (BFH v. 18.7.1972 – VIII R 12/68, BStBl. II<br />

1972, 930).<br />

E Teile <strong>de</strong>s Schrifttum sind dieser Auffassung gefolgt (zB v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 127 mwN in Fn. 264; v. Bornhaupt, FR 1982, 313 [317];<br />

Kirchhof/v. Beckerath IV. § 9 Rn. 64). Zur Begründung wird angeführt, daß<br />

eine Berücksichtigung von Aufwendungen, die sich noch keiner Einkunftsart<br />

zurechnen lassen, nach <strong>de</strong>m System <strong>de</strong>s EStRechts nicht möglich sei. WK könnten<br />

nur im Rahmen <strong>de</strong>r in § 2 Abs. 2 Nr, 2 genannten Überschußrechnung angesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n, die für je<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 geson<strong>de</strong>rt<br />

durchzuführen sei (so v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 128). Aufwendungen<br />

seien selbst dann nicht abziehbar, wenn noch nicht feststehe, ob sie <strong>de</strong>n WK<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Betriebsausgaben zuzuordnen seien (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn<br />

B 128, unter Hinweis auf FG Köln v. 11.7.1986, EFG 1986, 550, rkr.).<br />

E Überwiegen<strong>de</strong> Meinung im Schrifttum: Der überwiegen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>s Schrifttums ist<br />

diesen strengen Abzugsvoraussetzungen entgegengetreten. Danach genügt es,<br />

wenn im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung feststeht, daß die Aufwendung <strong>de</strong>r Erzielung<br />

von Einnahmen dient. In diesem Fall sei unschädlich, wenn die konkrete<br />

Einkunftsart noch offen sei (zB Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 162; Kruse, FR<br />

1981, 473; Stapperfend in FS Kruse, 2001, 533 [547]; Kreft, Vorab veranlaßte<br />

Erwerbsaufwendungen im EStR, 2000, 116; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 36; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 86; Frotscher, § 9 Rn. 28; so jetzt auch BFH v.<br />

26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497 mit Anm. Bergkemper: hinreichend konkreter,<br />

objektiv feststellbarer Zusammenhang mit künftigen stbaren Einnahmen).<br />

Dies gelte wegen <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Gleichbehandlung selbst dann, wenn<br />

noch nicht feststehe, ob es sich bei <strong>de</strong>r Einkunftsart im eine Gewinneinkunftsart<br />

iSd. § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 – 3 o<strong>de</strong>r um eine Überschußeinkunftsart iSd. § 2<br />

Abs. 1 Satz 1 Nr. 4–7 han<strong>de</strong>le (vgl. Stapperfend in FS Kruse, 2001, 548). Zur<br />

Begründung führen die Kritiker weiter an, daß ein von <strong>de</strong>r Rspr. gefor<strong>de</strong>rter Zusammenhang<br />

mit einer bestimmten Einkunftsart im Wortlaut <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />

Satz 1 keine Stütze fin<strong>de</strong> (vgl. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 86; Kreft, Vorab veranlaßte<br />

Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht, 2000, 39). Zu<strong>de</strong>m sei<br />

eine Abziehbarkeit auch bei ungewisser Einkunftsart aufgrund <strong>de</strong>s objektiven<br />

Nettoprinzips geboten (vgl. Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im<br />

Einkommensteuerrecht, 2000, 42).<br />

E Stellungnahme: Das Erfor<strong>de</strong>rnis eines hinreichend konkreten Zusammenhangs<br />

mit einer bestimmten in Aussicht genommenen Einkunftsart ist als Son<strong>de</strong>rvoraussetzung<br />

für vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen abzulehnen. Materiellrechtliche<br />

Fragen wer<strong>de</strong>n vielmehr mit verfahrensrechtliche Beweisfragen vermischt.<br />

Es ist mit <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip nicht vereinbar, wenn eine<br />

Aufwendung im Zeitpunkt <strong>de</strong>s Verausgabung trotz Erwerbsbezugs nur <strong>de</strong>shalb<br />

nicht steuermin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wird, weil eine konkrete Einkunftsart o<strong>de</strong>r<br />

auch nur die Zuordnung zu <strong>de</strong>n Gewinn- o<strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten nicht<br />

feststeht (so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 36). Hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

grundqualifikatorischen Voraussetzung gem. Abs. 1 Satz 1 dürfen keine an<strong>de</strong>ren<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 109


§9 Anm. 162 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Abzugsvoraussetzungen gelten wie für normale WK. Etwas an<strong>de</strong>res läßt sich<br />

auch nicht aus <strong>de</strong>m Wortlaut herleiten. Denn Abs. 1 Satz 2, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r<br />

WK in einer Einkunftsart vorgibt, hat insoweit keinen rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Charakter.<br />

Die Anwendung <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze gewährleistet darüber hinaus<br />

eine ausreichen<strong>de</strong> Abgrenzung zu <strong>de</strong>n nicht abziehbaren Kosten <strong>de</strong>r privaten<br />

Lebensführung.<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r Abzugsvoraussetzungen ist zwischen <strong>de</strong>r materiell-rechtlichen<br />

Ebene und <strong>de</strong>r Beweisebene wie folgt zu unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Die problematische Frage ist in materiell-rechtlicher Hinsicht, wann bei Tätigen einer<br />

Aufwendung ein ausreichen<strong>de</strong>r konkreter Erwerbsbezug vorliegt. UE ist<br />

dies <strong>de</strong>r Fall, wenn das die Aufwendung auslösen<strong>de</strong> Moment in einem objektiv<br />

wirtschaftlichen Zusammenhang mit zumin<strong>de</strong>st <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase <strong>de</strong>r geplanten<br />

Erwerbstätigkeit steht (ähnlich für die Betriebsausgaben: Stapperfend in<br />

FS Kruse, 2001, 533 [545], <strong>de</strong>r die mit <strong>de</strong>n ersten Vorbereitungshandlungen anfallen<strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen bereits durch <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n Betrieb veranlaßt<br />

sieht; s. auch § 4 Anm. 817). Eine solches Erfor<strong>de</strong>rnis setzt voraus, daß <strong>de</strong>r Beginn<br />

<strong>de</strong>r Vorbereitungsphase anhand möglichst allgemeingültiger Kriterien festgemacht<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Das Problem <strong>de</strong>s Feststellens eines konkreten Erwerbsbezugs<br />

wird sich größtenteils <strong>de</strong>cken mit <strong>de</strong>r Frage, wann eine strelevante<br />

Tätigkeit bzw. die Erwerbssphäre beginnt. Denn Erwerbsaufwendungen können<br />

stsystematisch nur innerhalb <strong>de</strong>r sieben Einkunftsarten <strong>de</strong>s EStG berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, und zwar zur Ermittlung <strong>de</strong>r Einkünfte aus einer Einkunftsart. Es läßt<br />

sich folglich <strong>de</strong>r Grundsatz aufstellen: Keine Erwerbsaufwendungen ohne –<br />

durch die sieben Einkunftsarten – bestimmte Erwerbssphäre. Insoweit ergeben<br />

sich, entgegen <strong>de</strong>r Auffassung von Stapperfend (in FS Kruse, 2001, 545, <strong>de</strong>r davon<br />

ausgeht, daß im Unterschied zu <strong>de</strong>n Betriebsausgaben – hier sind bereits<br />

Vorbereitungshandlungen durch <strong>de</strong>n entstehen<strong>de</strong>n Betriebs veranlaßt – eine<br />

Tatbestandsverwirklichung erst eintritt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>r eigentlichen Erwerbstätigkeit<br />

beginnt), keine Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Beurteilung von WK und Betriebsausgaben.<br />

Auch im Bereich <strong>de</strong>r WK beginnt die Erwerbsphase mit <strong>de</strong>n ersten<br />

Vorbereitungshandlungen, die für Dritte erkennbar auf die Begründung<br />

irgen<strong>de</strong>iner Erwerbstätigkeit iSd. § 2 Abs. 1 Nr. 1–7 hin<strong>de</strong>uten und sich bereits<br />

als eine nachhaltige und von Einkünftererzielungsabsicht getragene Teilnahme<br />

am allg. Wirtschaftsverkehr (o<strong>de</strong>r auch allg. Marktgeschehen) darstellen (so wohl<br />

auch Schick, StRK-Anm. EStG § 4 BetrAusg. R. 96: Spätestens mit <strong>de</strong>n ersten<br />

Aufwendungshandlungen muß irgen<strong>de</strong>ine Einkunftsart begrün<strong>de</strong>t sein; vgl.<br />

hierzu ausführlich Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen im EStR,<br />

2000, 84 ff.; Kreft, FR 2002, 657 [664f].). Ab diesem Zeitpunkt sind vorab veranlaßte<br />

Erwerbsaufwendungen <strong>de</strong>nkbar (ähnlich Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 36: ab Feststellen <strong>de</strong>r Einkunftserzielungsabsicht). Die Merkmale einer bestimmten<br />

Einkunftsart müssen dabei nicht erkennbar sein, da die Aufglie<strong>de</strong>rung<br />

in die sieben Einkunftsarten und die einkunftsartenbezogene Zuordnung von<br />

Ausgaben nur ein steuertechnisches Mittel ist, um die Gesamtleistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. zutreffend zu erfassen. In Zweifelsfällen können vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />

<strong>de</strong>r Einkunftsart zugerechnet wer<strong>de</strong>n, zu <strong>de</strong>r sie <strong>de</strong>n größten<br />

Bezug haben.<br />

Auf <strong>de</strong>r Beweisebene geht es wegen <strong>de</strong>s im StRecht gelten<strong>de</strong>n Untersuchungsgrundsatzes<br />

in diesem Zusammenhang um die Frage, zu wessen Lasten es geht,<br />

wenn nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n kann, ob die vorgenannten Voraussetzungen erfüllt<br />

sind (zu <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Feststellungslast s. Anm. 54). Können also<br />

keine Umstän<strong>de</strong> ermittelt wer<strong>de</strong>n, die darauf schließen lassen, daß bereits bei<br />

E 110 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 162–163 §9<br />

Verausgabung ein konkreter Erwerbsbezug gegeben ist, ist <strong>de</strong>r Abzug zu versagen.<br />

Da einige <strong>de</strong>r für die Bestimmung <strong>de</strong>s Beginns <strong>de</strong>r Erwerbsphase aufgestellten<br />

Kriterien nur einer Zeitraum bezogenen Betrachtung zugänglich sind<br />

und uU erst durch die Zusammenschau mehrerer Umstän<strong>de</strong> eine zuverlässige<br />

Beurteilung möglich ist, besteht in Zweifelsfällen die Notwendigkeit eines längeren<br />

Beurteilungszeitraums und einer Rückbetrachtung. Diese Probleme könnten<br />

unter Ausschöpfung <strong>de</strong>s bestehen<strong>de</strong>n Verfahrensrechts (insbes. die vorläufige<br />

Veranlagung gem. § 165 AO; ggf. Anscheinsbeweisgrundsätze, hierzu v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 133) gelöst wer<strong>de</strong>n (ähnlich BFH v. 8.2.1983 – VIII<br />

R 163/81, BStBl. II 1983, 355; BFH v. 26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497).<br />

c) Weitere Abzugsvoraussetzungen<br />

Neben <strong>de</strong>n vorstehen<strong>de</strong>n materiell-rechtlichen Voraussetzungen müssen noch<br />

folgen<strong>de</strong> Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllt sein:<br />

Kein Abzug von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Die Aufwendungen<br />

dürfen nicht <strong>de</strong>n AHK eines Einkunftserzielungszwecken dienen<strong>de</strong>n WG<br />

zugeordnet wer<strong>de</strong>n. Insoweit kommt nur bei abnutzbaren WG eine stl. Berücksichtigung<br />

über die AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7 ff. in Betracht (vgl.<br />

zB BFH v. 29.7.1986 – IX R 206/84, BStBl. II 1986, 747 betr. Erwerb einer<br />

Rentenanwartschaft); Beson<strong>de</strong>rheiten gelten für immobilienbezogene Fehlaufwendungen,<br />

s. Anm. 166. UE ist die Zuordnung nach <strong>de</strong>n bilanzstl. Aktivierungsregeln<br />

vorzunehmen.<br />

Kein Auslandbezug: Wegen <strong>de</strong>s in § 3c kodifizierten Abzugsverbots – zumin<strong>de</strong>st<br />

in entsprechen<strong>de</strong>r Anwendung – han<strong>de</strong>lt es sich beim angestrebten Bezugspunkt<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen regelmäßig um im Inland stbare und stpfl. Einnahmen.<br />

Dienen die Aufwendungen zB <strong>de</strong>r Vorbereitung einer Tätigkeit im<br />

Ausland, aus <strong>de</strong>r dann im Inland nicht stbare Einnahmen erzielt wer<strong>de</strong>n, schei<strong>de</strong>t<br />

nach <strong>de</strong>r Rspr. ein WK-Abzug aus.<br />

Vgl. zB. BFH v. 20.7.1973 – VI R 198/69, BStBl. II 1973, 732; v. 6.10.1993 – I R 32/<br />

93, BStBl. II 1994, 113; v. 7.3.1995 – VIII R 9/94, BStBl. II 1995, 697; v. 19.1.1996 –<br />

VI R 77/94, BFH/NV 1996, 541; s. aber BFH v. 20.10.1978 – VI R 132/76, BStBl. II<br />

1979, 114: WKAbzug bei Fortbildung für angestrebte Anstellung in Frankreich.<br />

Zwingend ist dies aber nicht, da es unabhängig von einem evtl. Auslandsbezug<br />

auf <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Veranlassungsfaktor zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Tätigens <strong>de</strong>r<br />

Aufwendung ankommt, losgelöst von <strong>de</strong>m zeitlich später liegen<strong>de</strong>n realisierten<br />

o<strong>de</strong>r nicht realisierten stl. Einnahmecharakter.<br />

Zum WK-Abzug von Aufwendungen mit Auslandsbezug bei <strong>de</strong>r Ermittlung<br />

<strong>de</strong>s Steuersatzeinkommens s. BFH v. 6.10.1993 – I R 32/93, BStBl. II 1994,<br />

113; v. Bornhauptin K/S/M, § 9 Rn. B 151; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 37.<br />

Kein Bezug zur Beendigung o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r ursprünglichen Erwerbsleistung:<br />

Aufwendungen zur Beendigung o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung eines strelevanten<br />

Engagements bereits in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase wer<strong>de</strong>n vom BFH nicht<br />

als vorab veranlaßte WK anerkannt (BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79,<br />

BStBl. II 1982, 495 betr. Kosten <strong>de</strong>s Rücktritts vom Kauf eines Einfamilienhauses;<br />

v. 29.11.1983 – VIII R 160/82, BStBl. II 1984, 307 betr. Abstandszahlung<br />

wegen Rücktritts von einem Immobilienkaufvertrag; v. 22.4.1975 – VIII R 110/<br />

70, BStBl. II 1975, 663 betr. Aufwendungen zur Beseitigung eines nicht wirksam<br />

gewor<strong>de</strong>nen Pachtverhältnisses). Dies gilt aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n für<br />

alle Überschußeinkünfte iSd. § 2 Abs. 2 Nr. 2 (glA o.V., HFR 1982, 404; Richter,<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 111<br />

163


164<br />

§9 Anm. 163–164 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

DStR 1984, 516) und soll eine Überspannung <strong>de</strong>s Begriffs vorab entstan<strong>de</strong>ner<br />

WK vermei<strong>de</strong>n (vgl. noch restriktiver als die Rspr. Mittmann, DStR 1985, 99;<br />

krit. dazu Drenseck, DStR 1985, 206). Abweichend zum allg. WKBegriff sind danach<br />

in <strong>de</strong>r Vorbereitungsphase einer strelevanten Tätigkeit o<strong>de</strong>r Leistung nur<br />

solche Aufwendungen abziehbar, die positiv auf die Aufnahme <strong>de</strong>s Engagements<br />

ausgerichtet sind (BFH v. 15.12.1981 – VIII R 107/79, BStBl. II 1982, 495).<br />

E Aufgrund erheblicher Kritik im stl. Schrifttum (zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />

B 226; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn 45; Rauch, Nachträgliche WK – zu<br />

späte Aufwendungen, 1996, 98 f.; Kreft, Vorab veranlaßte Erwerbsaufwendungen<br />

im EStR, 2000, 43 f., 54) hat sich diese strikte Rspr. in jüngster Zeit scheinbar<br />

gelockert (s. BFH v. 8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Kosten<br />

für ein nicht errichtetes Gebäu<strong>de</strong> als Werbungskosten; v. 5.11.2001 – IX B 92/<br />

01, BStBl. II 2002, 144 betr. Abzug von Schuldzinsen für ein gescheitertes Bauvorhaben;<br />

s. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 45; v. Bornhaupt in K/S/M,<br />

§ 9 Rn. B 226, spricht sogar von Aufgabe <strong>de</strong>r bisherigen BFH-Rspr.).<br />

E Stellungnahme: Unter Veranlassungsgesichtspunkten ist die Auffassung <strong>de</strong>s<br />

BFH auch bei Berücksichtigung <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes uE als<br />

zu eng abzulehnen. Abweichend zum BFH können Aufwendungen, die auf die<br />

Einstellung eines geplanten strelevanten Engagements abzielen, sehr wohl Ausfluß<br />

und möglicher Endpunkt eines zur Einkunftserzielung eingeleiteten Handlungsablaufs<br />

sein, soweit kein unmittelbarer wirtschaftlicher Veräußerungszusammenhang<br />

(keine privaten Veräußerungseinkünfte) besteht (vgl. o.V., HFR<br />

1982, 404, mit Hinweis darauf, daß <strong>de</strong>r BFH diese Überlegung nicht für überzeugend<br />

hält). Dies mag fiskalisch unerwünscht sein, entspricht aber <strong>de</strong>n<br />

Grundsätzen <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung. Die Auffassung <strong>de</strong>s BFH wurzelt<br />

dagegen noch im bereits überwun<strong>de</strong>nen, <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />

verhafteten Finalitätskonzept (s. Anm. 115) und steht daher zur allg. Rspr.-Entwicklung<br />

im Wi<strong>de</strong>rspruch. Schließlich kann die materiellrechtliche Beurteilung<br />

von Beendigungs- o<strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rungsaufwendungen nicht von <strong>de</strong>r zeitlichen<br />

Phase <strong>de</strong>r Aufwendungsentstehung abhängen (so aber BFH v. 15.12.1981 – VIII<br />

R 107/79, BStBl. II 1982, 495, und v. 29.11.1983 – VIII R 160/82, BStBl. II<br />

1984, 307); mit Schwierigkeiten im Beweisbereich läßt sich die Argumentation<br />

<strong>de</strong>r Judikatur uE nicht rechtfertigen.<br />

d) Anwendungsbeispiele für vorab veranlaßte Werbungskosten<br />

Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19): Bürgschaftsaufwendungen<br />

eines ArbN zugunsten seines ArbG im Hinblick auf die künftige berufliche Tätigkeit<br />

(BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395); Promotionskosten<br />

(BFH v. 4.11.2003 – VI R 96/01, BStBl. II 2004, 891 – Rspr.-¾n<strong>de</strong>rung);<br />

berufliche Fortbildungskosten wegen angestrebter Erwerbstätigkeit, nicht dagegen<br />

Ausbildungskosten (vgl. neuere weitergehen<strong>de</strong> BFH-Rspr. nach Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Rspr. zur Sperrwirkung <strong>de</strong>s § 10 Abs. 1 Nr. 7: BFH v. 17.12.2002 – VI R<br />

137/01, BFH/NV 2003, 259 betr. erstmaliges berufsbegleiten<strong>de</strong>n Hochschulstudium<br />

zur Vorbereitung eines Berufswechsels mit Anm. Bergkemper/Kreft,<br />

FR 2003, 202 ff.; v. 26.1.2005 – VI R 71/03, FR 2005, 497 betr. Erststudium<br />

nach Arbeitslosigkeit; zum WKAbzug beim Erststudium s. Wübbelsmann, EStB<br />

2004, 163; BFH v. 27.5.2003 – VI R 33/00, BFH/NV 2003, 1119 betr. Ausbildung<br />

zum Verkehrsflugzeugführer bei unmittelbar hieran anschließen<strong>de</strong>r<br />

Berufsausbübung; s. ausf. hierzu Prinz, FR 2005, 229); erwerbsbezogen konkretisierte<br />

Bewerbungs- und Umschulungskosten (zB für Stelleninserate, Portokosten,<br />

Telefon usw.; vgl. BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403<br />

E 112 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 164 §9<br />

betr. Umschulung von arbeitsloser Industriekauffrau zur Fahrlehrerin; v. 17.12.<br />

2002 – VI R 42/00, BFH/NV 2003, 474 betr. Umschulung von arbeitsloser<br />

Verkäuferin zur Arzthelferin; v. 17.12.2002 – VI R 121/01, BFH/NV 2003, 477<br />

betr. Umschulung von arbeitslosem Landwirt zum Dach<strong>de</strong>cker), und zwar auch<br />

bei längerfristig erfolglosen Bemühungen (s. Korn, KÖSDI 1982, 4478 f.). Zu<br />

diversen Folgenentscheidungen <strong>de</strong>s BFH zur Abgrenzung Ausbildung – Fortbildung<br />

s. Zusammenstellung in EStB 2004, 16 f. Sofern keine Einnahmen im VZ<br />

<strong>de</strong>r Verausgabung erzielt wer<strong>de</strong>n (insbes. bei nicht berufsbegleiten<strong>de</strong>n Studienkosten)<br />

kommt bis VZ 2003 nur die Nutzung eines Verlustvor-/Rücktrags in<br />

Betracht (vgl. zu verschie<strong>de</strong>nen Fallgruppen Nagel, EStB 2004, 122). Der für<br />

<strong>de</strong>n Stpfl. günstigen Rspr.-¾n<strong>de</strong>rung ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber nunmehr durch die<br />

rückwirkend ab 1.1.2004 gelten<strong>de</strong> ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 5 und § 10 Abs. 1<br />

Nr. 7 (Ausschluß <strong>de</strong>s Abzugs von Erwerbsaufwendungen und Einführung eines<br />

erhöhten Son<strong>de</strong>rausgabenabzugs entgegengetreten; vgl. dazu Drenseck, DStR<br />

2004, 1766).<br />

Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20): Schuldzinsen für <strong>de</strong>n Erwerb von<br />

Kapitalvermögenswerten (zB kreditfinanzierte Beteiligung an einer AG o<strong>de</strong>r<br />

GmbH), wenn auf Dauer gesehen ein Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen über die Ausgaben<br />

erwartet wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 21.7.1981 – VIII R 154/76, BStBl. II<br />

1982, 37).<br />

Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 21): Laufen<strong>de</strong> Aufwendungen<br />

für ein zur Bebauung und anschließen<strong>de</strong>n Vermietung vorgesehenes unbebautes<br />

Grundstück (zB Finanzierungskosten, Grundsteuer etc.) bil<strong>de</strong>n vorbereiten<strong>de</strong><br />

WK; als Indizien für <strong>de</strong>n von Anfang an bestehen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Erwerbsbezug sind die Stellung einer Bauvoranfrage und <strong>de</strong>r Abschluß mehrerer<br />

Bausparverträge zu werten (BFH v. 8.2.1983 – VIII R 130/79, BStBl. II<br />

1983, 554). Mit Aufgabe <strong>de</strong>r objektbezogenen Bebauungsabsicht en<strong>de</strong>t regelmäßig<br />

<strong>de</strong>r Erwerbsbezug, ohne diesen rückwirkend zu beseitigen (s. FG Nürnb. v.<br />

29.5.1984, EFG 1985, 13, rkr., betr. Schuldzinsen; kritisch dazu Dedner, BB<br />

1985, 504, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfall hinweist, daß das unverän<strong>de</strong>rte Einnahmestreben<br />

auf ein Ersatzgrundstück verlagert wer<strong>de</strong>n kann). Auch umgekehrte Fallgestaltungen<br />

sind <strong>de</strong>nkbar (dh. zunächst keine Bebauungsabsicht, die Einnahmeerzielungsabsicht<br />

stellt sich erst später ein).<br />

E Reisekosten, die <strong>de</strong>m Stpfl. auf <strong>de</strong>r Suche nach einem zum Kauf geeigneten<br />

und <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong>n Immobilienobjekt entstehen (vgl. BFH v.<br />

10.3.1981 – VIII R 195/77, BStBl. II 1981, 470).<br />

E Abschlußgebühren für einen Bausparvertrag: s. BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98,<br />

DStR 2000, 2037.<br />

Sonstige Einkünfte (§ 22): Beiträge eines ArbN zur gesetzlichen Rentenversicherung<br />

sind keine vorab veranlaßten WK im Rahmen <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Buchst. a;<br />

es han<strong>de</strong>lt sich vielmehr um <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rausgabenbereich zuzuordnen<strong>de</strong> Vorsorgeaufwendungen<br />

gem. § 10 Abs. 1 Nr. 2 Buchst. a (BFH v. 29.7.1986 – IX R<br />

206/84, BStBl. II 1986, 747; v. 14.5.1998 – X R 38/93, BFH/NV 1999, 163).<br />

Ob dies auch nach <strong>de</strong>m ab 1.1.2005 gelten<strong>de</strong>n Alterseinkünftegesetz (AltEinkG)<br />

Gültigkeit hat, ist uE zumin<strong>de</strong>st zweifelhaft, da nach einer Übergangszeit nunmehr<br />

die Renteneinkünfte vollständig <strong>de</strong>r Besteuerung unterliegen.<br />

Für einen Abzug als vorab veranlaßte WK: Heidrich, FR 2004, 1321 [1323 f.]; Balke,<br />

Consultant 2005, 43; Nds. FG v. 16.4.2003, EFG 2003, 1250 (1257): „Prüfung <strong>de</strong>s<br />

WKAbzugs hat rechtslogischen Vorrang“.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 113


165<br />

166<br />

§9 Anm. 164–166 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

E Schuldzinsen für einen Kredit, mit <strong>de</strong>m die Beiträge zur Erlangung einer Rentenanwartschaft<br />

finanziert wer<strong>de</strong>n, können dagegen abziehbar sein (BFH v.<br />

5.5.1993 – X R 128/90, BStBl. II 1993, 867 mwN).<br />

e) Fehlgeschlagene o<strong>de</strong>r vergebliche (vorab veranlaßte) Aufwendungen<br />

als Werbungskosten (Grundsätze)<br />

Von fehlgeschlagenen o<strong>de</strong>r vergeblichen Aufwendungen spricht man, wenn es<br />

letztlich zum Zufluß <strong>de</strong>r erstrebten Einnahmen nicht gekommen ist o<strong>de</strong>r wenn<br />

<strong>de</strong>n getätigten Aufwendungen kein Gegenwert gegenübersteht (s. aber BFH v.<br />

31.3.1992 – IX R 164/87, BStBl. II 1992, 805: keine vergeblichen Aufwendungen<br />

– son<strong>de</strong>rn Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten – bei bloßem Ungleichgewicht<br />

zwischen Leistung und Gegenleistung, zB bei mangelhafter Leistung<br />

o<strong>de</strong>r überhöhtem Preis). Derartige Aufwendungen wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Judikatur<br />

entsprechend <strong>de</strong>m erwerbsbezogenen Veranlassungsprinzip unter grds. gleichen<br />

Bedingungen anerkannt wie erfolgreiche.<br />

Vgl. zB BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830 betr. Vorauszahlungen ohne<br />

Gegenleistung; v. 15.4.1992 – III R 96/88, BStBl. II 1992, 819, 821; v. 21.9.1995 – IV<br />

R 117/94, BFH/NV 1996, 461, 462; v. 4.3.1997 – IX R 29/93, BStBl. II 1997, 610<br />

betr. Schuldzinsen nach Kündigung <strong>de</strong>r Beteiligung an einer Bauherrengemeinschaft; v.<br />

8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Architektenhonorar für nicht erbrachte<br />

Gegenleistung; v. 23.11.2000 – VI R 93/98, BStBl. II 2001, 199 betr. Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte während <strong>de</strong>r Zahlung von Konkursausfallgeld; v.<br />

23.3.2001 – VI R 139/00, BFH/NV 2001, 1379 betr. Aufwendungen für geplanten<br />

Umzug ins Ausland; v. 5.11.2001 – IX B 92/01, BStBl. II 2002, 144.<br />

Bei <strong>de</strong>r Glaubhaftmachung und <strong>de</strong>m Nachweis <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs bestehen allerdings<br />

ggf. strengere Nachprüfungserfor<strong>de</strong>rnisse (vgl. BFH v. 13.11.1973 –<br />

VIII R 157/70, BStBl. II 1974, 161 betr. vergebliche Planungskosten). Dies gilt<br />

einheitlich für alle Überschußeinkunftsarten (zB Kosten für ein vergebliches<br />

Vorstellungsgespräch o<strong>de</strong>r nicht verwendbare Arbeitsmittel bei § 19). Der Nachweis<br />

ist häufig allein dadurch erschwert, daß gera<strong>de</strong> keine Einnahmen erzielt<br />

wer<strong>de</strong>n, die ansonsten einen Rückschluß zuließen. Zweifel gehen auch hier zu<br />

Lasten <strong>de</strong>s Stpfl., <strong>de</strong>r die Feststellungslast für <strong>de</strong>n WKAbzug trägt (zB BFH v.<br />

9.4.1996 – X B 296/95, BFH/NV 1996, 739 betr. an einen Berater übergebene<br />

und von diesem unterschlagene Gel<strong>de</strong>r für die Anschaffung von Anteilen an einem<br />

Wertpapier- und Devisenfonds, sofern sich <strong>de</strong>r betriebliche Bezug we<strong>de</strong>r<br />

aus <strong>de</strong>r Herkunft <strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>r o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r künftigen betrieblichen Verwendung ergibt).<br />

Bei <strong>de</strong>n fehlgeschlagenen Aufwendungen wird es sich idR um vorab veranlaßte<br />

vergebliche Aufwendungen han<strong>de</strong>ln (so zB BFH v. 4.3.1997 – IX R 29/93,<br />

BStBl. II 1997, 610). Sie sind jedoch auch in Form <strong>de</strong>r nachträglichen Aufwendungen<br />

<strong>de</strong>nkbar (vgl. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 99, unter Hinweis auf BFH v.<br />

5.11.2001 – X B 92/01, BStBl. II 2002, 144; allgemein zu nachträglichen Aufwendungen<br />

s. Anm. 170).<br />

f) Fehlgeschlagene (vorab veranlaßte) Aufwendungen als Werbungskosten<br />

bei Vermietung und Verpachtung<br />

Beson<strong>de</strong>re strechtliche Probleme mit Fehlaufwendungen ergeben sich wegen<br />

<strong>de</strong>r Abgrenzung zur steuerneutralen Vermögenssphäre und <strong>de</strong>r als Son<strong>de</strong>rregelung<br />

interpretierten Vorschrift <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Nr. 7 bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV,<br />

zB betr. Planungskosten eines später nicht errichteten Mietwohnhauses.<br />

E 114 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 166 §9<br />

Es lassen sich ungeachtet <strong>de</strong>r Vielzahl von Sachverhaltsvarianten die folgen<strong>de</strong>n<br />

Fallgruppen unterschei<strong>de</strong>n:<br />

Vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung <strong>de</strong>s nichtabnutzbaren Grund<br />

und Bo<strong>de</strong>ns: Seit vielen Jahrzehnten ist die stl. Behandlung <strong>de</strong>r Fehlaufwendungen<br />

insbes. für <strong>de</strong>n Fall str., wenn die Aufwendungen ursprünglich <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

von nichtabnutzbarem Grund und Bo<strong>de</strong>n gedient haben und dieser Anschaffungsvorgang<br />

sich später nicht realisiert hat. Die FinanzRspr. und die,<br />

soweit ersichtlich, überwiegen<strong>de</strong> Meinung im strechtlichen Schrifttum gehen davon<br />

aus, daß in diesen Fällen ein WKAbzug nicht möglich ist, da bei <strong>de</strong>r Überschußrechnung<br />

nach § 2 Abs. 2 Nr. 2 Anschaffungskosten auf nichtabziehbare<br />

WG generell nicht berücksichtigungsfähig sind.<br />

Vgl. zB BFH v. 14.2.1978 – VIII R 9/76, BStBl. II 1978, 455; v. 25.7.1978 – VIII R<br />

42/76, BStBl. II 1979, 14; v. 9.9.1980 – VIII R 44/78, BStBl. II 1981, 418; v.<br />

29.11.1983 – VIII R 96/81, BStBl. II 1984, 303; v. 29.11.1983 – VIII R 173/81,<br />

BStBl. II 1984, 306; FG Rhld.-Pf. v. 23.4.1993, EFG 1993, 780, rkr; zust.: v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 811; v. Bornhaupt, FR 1981, 497, 500; Frotscher, §9<br />

Rn. 39; Blümich/Stuhrmann, § 21 Rn. 113; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen<br />

im EStRecht, 2000, 44 f.; so auch FinVerw., FR 1992, 347).<br />

Diese Auffassung wird teilweise im Schrifttum kritisiert. Nach <strong>de</strong>r Gegenmeinung<br />

können bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften die das Vermögen betreffen<strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen nur dann unberücksichtigt bleiben, wenn mit <strong>de</strong>n Aufwendungen<br />

ein nichtabnutzbares WG tatsächlich erworben wor<strong>de</strong>n ist, nicht jedoch,<br />

wenn sich die geplante Anschaffung nicht realisiert hat (so Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 166; wohl auch Herrmann, StuW 1991, 375; zumin<strong>de</strong>st zweifelnd:<br />

Knobbe-Keuk, DStZ 1984, 338; Jakob/Wittmann, FR 1988, 553). Teilweise<br />

wird die Auffassung <strong>de</strong>r älteren BFH-Rspr. sogar im Hinblick auf die – Herstellungskosten<br />

betreffen<strong>de</strong>n – Ausführungen <strong>de</strong>s Großen Senats <strong>de</strong>s BFH in <strong>de</strong>r<br />

Entscheidung v. 4.7.1990 (BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II 1990, 830) als<br />

überholt und <strong>de</strong>r Abzug zur Verwirklichung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips als geboten<br />

angesehen (so Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 47).<br />

E Stellungnahme: UE ist <strong>de</strong>r herrschen<strong>de</strong>n Auffassung zu folgen. Es han<strong>de</strong>lt sich<br />

wegen <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n planmäßigen Wertverzehrs um eine <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen<br />

<strong>de</strong>s WKBegriffs entsprechen<strong>de</strong> Rechtsfolge. Die Regelung <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 7 betrifft nur WG, die einem Wertverzehr unterliegen. Der Verlust<br />

<strong>de</strong>s WG als solches kann stl. dagegen – im Unterschied zur Gewinnermittlung<br />

durch Bestandsvergleich – nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Fehlt mithin eine <strong>de</strong>n<br />

Substanzverlust berücksichtigen<strong>de</strong> Rechtsnorm für <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten,<br />

die mittelbar o<strong>de</strong>r unmittelbar an <strong>de</strong>n WKBegriff in § 9 anknüpft,<br />

so fehlt auch die gesetzliche Grundlage, Aufwendungen auf Grund und<br />

Bo<strong>de</strong>n stl., dh. außerhalb <strong>de</strong>r Vermögenssphäre geltend machen zu können (so<br />

völlig zutr. FG Rhld-Pf. v. 24.3.1993, EFG 1993, 780, rkr). Bei dieser stsystematisch<br />

gebotenen Beurteilung ist auch ein Verstoß gegen das objektive Nettoprinzip<br />

nicht auszumachen. Danach ist nur die uneingeschränkte Berücksichtigung<br />

von Erwerbsaufwendungen zu gewährleisten. Wertverän<strong>de</strong>rungen führen aber<br />

– wie gezeigt – im Unterschied zum Wertverzehr bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

gera<strong>de</strong> nicht zu solchen Erwerbsaufwendungen. Aus diesem Grun<strong>de</strong> führt uE<br />

auch die Entscheidung <strong>de</strong>s Großen Senates <strong>de</strong>s BFH (BFH v. 4.7.1990 – GrS 1/<br />

89, BStBl. II 1990, 830) zu keiner an<strong>de</strong>ren Beurteilung. Vergebliche Aufwendungen<br />

für Herstellungskosten eines abnutzbaren WG unterliegen gera<strong>de</strong> einer an<strong>de</strong>ren<br />

Wertung, da diese Aufwendungen im Erfolgsfall zulässigerweise abgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 115


§9 Anm. 166 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Mangels Aktivierungspflicht gilt dieses Abzugsverbot regelmäßig nicht für Schuldzinsen<br />

und an<strong>de</strong>re Geldbeschaffungskosten, auch wenn <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong><br />

Kredit zur Finanzierung <strong>de</strong>s geplanten Grundstückserwerbs aufgenommen wur<strong>de</strong><br />

(vgl. Frotscher, § 9 Rn. 39; s. auch BFH v. 5.11.2001 – IX B 92/01, BStBl. II<br />

2002, 144 betr. Abzug von Schuldzinsen für ein gescheitertes Bauvorhaben).<br />

E Vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung abnutzbarer Wirtschaftsgüter<br />

(insbes. Gebäu<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r selbständig nutzbare Gebäu<strong>de</strong>teile): Vergebliche Aufwendungen<br />

zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung eines <strong>de</strong>r geplanten Vermietung<br />

dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>s o<strong>de</strong>r eines selbständig nutzbaren Gebäu<strong>de</strong>teils sind nach<br />

<strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH in voller Höhe als WK abziehbar, falls keine Einbeziehung<br />

in die Erwerbs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen einer Ersatzimmobilie geboten<br />

ist (Grundsatzentscheidung BFH v. 13.11.1973 – VIII R 157/70, BStBl. II 1974,<br />

161 betr. Planungskosten; BFH v. 12.12.1996 – X R 65/95, BStBl. II 1997, 603;<br />

zu <strong>de</strong>n „Einbeziehungsgrundsätzen“ s.u.); es han<strong>de</strong>lt sich bei <strong>de</strong>n Fehlaufwendungen<br />

somit nicht um estl. unbeachtliche Vermögensverluste. Die zeitliche<br />

Geltendmachung <strong>de</strong>r WK erfolgt in <strong>de</strong>m VZ, in welchem sich mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

herausstellt, daß es zu keiner Verteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen im<br />

Wege <strong>de</strong>r AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 kommen wird (zB bei endgültiger Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Bauabsicht wegen Versagung <strong>de</strong>r Baugenehmigung und Verzicht auf<br />

ein Ersatzhaus; vgl. BFH v. 14.2.1978 – VIII R 9/76, BStBl. II 1978, 455).<br />

Diese Ansicht <strong>de</strong>s BFH entspricht <strong>de</strong>r hM im strechtlichen Schrifttum (für viele<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 819; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 49;<br />

Frotscher, § 9 Rn. 39; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 165).<br />

Die vom BFH zur Begründung seines Auslegungsergebnisses herangezogene<br />

Rechtsgrundlage (§ 9 Abs. 1 Satz 1 o<strong>de</strong>r Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1<br />

Satz 7) bleibt allerdings unklar; eine Teilwertabschreibung kommt systementsprechend<br />

bei VuV als Überschußeinkunftsart nicht in Betracht (s. hierzu Kreft,<br />

Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 2000, 45 f.).<br />

Die Ursachen und Motive für das Scheitern <strong>de</strong>r geplanten Erwerbs- o<strong>de</strong>r Baumaßnahme<br />

sind für die stl. Qualifikation grds. unerheblich (vgl. Korn, KÖSDI<br />

1982, 4477). Gleiches gilt für Art und Umfang <strong>de</strong>r Fehlmaßnahme (zB durch Insolvenz<br />

bedingter Anzahlungsverlust, Veruntreuung von Bauaufwendungen oä.;<br />

s. hierzu BFH v. 28.6.2002 – IX R 51/01, BStBl. II 2002, 758; vgl. auch BFH v.<br />

8.9.1998 – IX R 75/95, BStBl. II 1999, 20 betr. Architektenhonorar für nicht erbrachte<br />

Leistungen).<br />

Ein einheitlicher Fehlbetrag für Grundstück und Gebäu<strong>de</strong>, etwa bei verlorenen<br />

Teilzahlungen an einen Bauträger, ist bei unterbliebener Zuordnung durch <strong>de</strong>n<br />

Stpfl. entsprechend <strong>de</strong>n ursprünglichen Wertverhältnissen aufzuteilen.<br />

Zur str. Abziehbarkeit von Erhaltungsaufwendungen (insbes. Aufwendungen<br />

zur Behebung größerer Baumängel) während <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>herstellung s. BFH v.<br />

31.3.1992 – IX R 164/87, BStBl. II 1992, 805, und Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 51.<br />

E Aktivierungspflichtige Gebäu<strong>de</strong>fehlaufwendungen: Soweit gebäu<strong>de</strong>bezogene Fehlaufwendungen<br />

in Anlehnung an die allg. Bilanzierungsregeln in einem engen und<br />

konkretisierten wirtschaftlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />

eines an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>s ursprünglich vorgesehenen Gebäu<strong>de</strong>s stehen, erfolgt<br />

eine stl. Berücksichtigung bei <strong>de</strong>n AHK <strong>de</strong>r Ersatzimmobilie, daran knüpfen<br />

wie<strong>de</strong>rum die AfA-Regelungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff. an.<br />

Eine Nachaktivierung von Planungskosten erfolgt etwa dann, wenn es sich nach<br />

Zweck und Bauart nicht um völlig verschie<strong>de</strong>ne Bauwerke han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r die ur-<br />

E 116 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 166–167 §9<br />

sprüngliche Planung in irgen<strong>de</strong>iner Form auch <strong>de</strong>r Neuerrichtung dient (keine<br />

meßbare Wertbestimmung erfor<strong>de</strong>rlich; eine sog. Negativerfahrung reicht aus).<br />

Wird das geplante Gebäu<strong>de</strong> selbst trotz <strong>de</strong>r Fehlaufwendungen vom Stpfl. später<br />

fertiggestellt, kommen we<strong>de</strong>r ein sofortiger WKAbzug noch eine AfaA in<br />

Betracht; ein wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen Leistung und Gegenleistung<br />

hin<strong>de</strong>rt die Aktivierung (mit anschließen<strong>de</strong>r planmäßiger Absetzung)<br />

nicht.<br />

Vgl. BFH v. 6.3.1975 – IV R 146/70, BStBl. II 1975, 574; v. 29.11.1983 – VIII R 173/<br />

81, BStBl. II 1984, 306: Zu <strong>de</strong>n HK eines Einfamilienhauses gehören grds. auch die<br />

früheren Planungskosten; v. 29.11.1983 – VIII R 96/81, BStBl. II 1984, 303: Erfahrungen<br />

für die Planung und Errichtung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s reichen aus, nicht jedoch reine Finanzierungserfahrungen;<br />

v. 1.12.1987 – IX R 134/83, BStBl. II 1988, 431: Nach Fertigstellung<br />

anfallen<strong>de</strong> Aufwendungen zur Baumängelbeseitigung sind Herstellungskosten<br />

<strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s; v. 30.8.1994 – IX R 2/90, BFH/NV 1995, 381: Scha<strong>de</strong>nersatzleistung<br />

wegen Rücktritts vom Erwerb als HK eines Gebäu<strong>de</strong>anbaus; v. 8.9.1998 – IX R 75/95,<br />

BStBl. II 1999, 20: Architektenhonorar für nicht erbrachte Leistungen; v. 2.11.2000 –<br />

IX B 95/00, BFH/NV 2001, 592: Rechtslage geklärt.<br />

Die Nachaktivierungsgrundsätze <strong>de</strong>s BFH mit <strong>de</strong>r Formel <strong>de</strong>s wertbestimmen<strong>de</strong>n<br />

Zusammenhangs sind uE teilweise zu weitreichend und bereiten in <strong>de</strong>r<br />

praktischen Umsetzung Schwierigkeiten (s. ausf. zur Kritik an dieser Rspr.<br />

Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im EStRecht, 46–49).<br />

g) Werbungskosten bei Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

Vorübergehen<strong>de</strong> Unterbrechung: Das vorübergehen<strong>de</strong> Fehlen strelevanter<br />

Einnahmen schließt entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

die Geltendmachung von WK nicht aus. Für die stl. Qualifikation kommt es unabhängig<br />

von zeitlichen Einnahmefriktionen – wie bei vorab veranlaßten Aufwendungen<br />

– allein darauf an, ob die betrachteten Aufwendungen – bei Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>s Wesentlichkeitserfor<strong>de</strong>rnisses und <strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen<br />

Nachweisgeboten – durch die auf Einkunftserzielung ausgerichtete Erwerbstätigkeit<br />

unverän<strong>de</strong>rt wirtschaftlich ausgelöst sind, solange <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Entschluß<br />

zur Einkünfteerzielung nicht endgültig aufgegeben hat.<br />

ZB bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung o<strong>de</strong>r vorübergehen<strong>de</strong>r Arbeitslosigkeit,<br />

hierzu speziell: Apitz, DStZ 1997, 145; allg. Meinung: zB BFH v. 14.2.1995 – IX R 74/<br />

92, BFH/NV 1995, 1051; v. 31.1.1997 – VI R 84/96, BFH/NV 1997, 648; v.<br />

21.9.2000 – IX B 75/00, BFH/NV 2001, 585; v. 19.8.2004 – VI R 103/01, n.v.;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 60; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 168; Stark in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 109 f.<br />

ZB besteht bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang<br />

von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit fort, wenn sich <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. ernsthaft und nachhaltig um die Vermietung <strong>de</strong>r Wohnung bemüht, selbst<br />

wenn er das Vermietungsobjekt daneben – zB wegen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten einer<br />

Vermietung – auch zum Erwerb anbietet (BFH v. 9.7.2003 – IX R 102/00,<br />

BStBl. II 2003, 940; v. 9.7.2003 – IX R 48/02, BFH/NV 2004, 170). Auch Aufwendungen<br />

eines Stpfl. für ein häusliches Arbeitszimmer, das er während <strong>de</strong>s<br />

Erziehungsurlaubs für die spätere Wie<strong>de</strong>raufnahme <strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit<br />

vorhält, können vorab veranlaßte WK sein (vgl. BFH v. 19.8.2004 – VI R 103/<br />

01, n.v.).<br />

Selbst wenn die vorübergehen<strong>de</strong> Einnahmeunterbrechung später unbeabsichtigt<br />

zu einer endgültigen erstarkt, bleibt <strong>de</strong>r WKAbzug bis zum Aufgabestichtag erhalten;<br />

uU ergeben sich allerdings Beweisprobleme.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 117<br />

167


168–169<br />

§9 Anm. 167–169 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Endgültige Unterbrechung: Eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs greift <strong>de</strong>mgegenüber<br />

ein, falls anläßlich einer Unterbrechung <strong>de</strong>s Erwerbsengagements die<br />

Einkunftserzielungsabsicht gänzlich aufgegeben wird und nicht im Rahmen eines<br />

wirtschaftlichen Fortsetzungszusammenhangs in modifizierter Form, evtl.<br />

bezogen auf einen an<strong>de</strong>ren Einkunftsgegenstand, bestehen bleibt (zu einem Beispiel<br />

Dedner, BB 1985, 504); <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche Veranlassungszusammenhang<br />

wird dann durchtrennt (vgl. BFH v. 4.3.1997 – IX R 29/93, BStBl. II 1997,<br />

610). Mit <strong>de</strong>r tatsächlichen Einstellung <strong>de</strong>r Arbeits-/Vermietungstätigkeit en<strong>de</strong>t die<br />

Einkunftserzielungsabsicht (vgl. BFH v. 2.3.1993 – IX R 69/89, BFH/NV<br />

1993, 532 betr. unbedingten Maklerauftrag für die Veräußerung eines leerstehen<strong>de</strong>s<br />

Hauses; BFH v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BFH/NV 2003, 160). Dasselbe gilt<br />

zB, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. keine Einnahmen erzielen kann, weil das Mietobjekte auf unabsehbare<br />

Zeit leersteht (vgl. BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990,<br />

1030; v. 16.2.1993 – IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646; v. 29.10.2002 – VIII B<br />

125/01, BFH/NV 2003, 314), das Mietobjekt unentgeltlich an einen Dritten zur<br />

Nutzung überlassen wird (vgl. BFH v. 14.12.1994 – X R 1–2/90, BStBl. II 1996,<br />

680) o<strong>de</strong>r die Erwerbstätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. in Liebhaberei umschlägt (vgl.<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 60; Weber/Grellet, FR 2002, 1228; s. aber<br />

BFH v. 15.5.2002 – X R 3/99, BStBl. II 2002, 809 betr. Schuldzinsen nach Betriebsaufgabe<br />

als nachträgliche Betriebsausgaben). We<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> Kosten noch<br />

AfA können nach Aufgabe <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />

BFH v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BFH/NV 2003, 160 betr. AfA für ein ursprünglich<br />

für die Vermietung bestimmtes Gebäu<strong>de</strong> nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungsabsicht;<br />

s. aber BFH v. 11. 3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043: Aufwendungen<br />

zwischen Auszug <strong>de</strong>s letzten Mieters und Veräußerung können noch<br />

durch die Vermietungstätigkeit veranlaßt sein). Zum Abzug von nachträglichen<br />

WK s. Anm. 170.<br />

In „gemischten Unterbrechungsfällen“, in <strong>de</strong>nen das frühere Erwerbsengagement<br />

nur noch in einem reduzierten Umfang weitergeführt wird (zB ein ArbN<br />

beginnt ein Studium und arbeitet nur noch aushilfsweise in seinem alten Beruf;<br />

bisher vermietetes Doppelhaus wird zur Hälfte selbstgenutzt o<strong>de</strong>r teilweise unentgeltlich<br />

zur Nutzung überlassen), sind die anfallen<strong>de</strong>n Aufwendungen unter<br />

wirtschaftlich sachgerechten Gesichtspunkten zuzuordnen bzw. aufzuteilen (vgl.<br />

BFH v. 27.10.1999 – IX R 44/95, BStBl. II 1999, 676; BFH v. 25.7.2000 – VIII<br />

R 35/99, BStBl. II 2001, 698; s. auch Anm. 112 zur Aufwendungszuordnung bei<br />

teilentgeltlichen Rechtsgeschäften).<br />

E Stellungnahme: Die Feststellung <strong>de</strong>r Beendigung eines Einkunftserzielungszusammenhangs<br />

ist eine Beweisfrage, <strong>de</strong>ren Lösung in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

häufig Schwierigkeiten bereitet. Der zeitliche Einschnitt wird von <strong>de</strong>r FinVerw.<br />

zT aufgegriffen (etwa bei leerstehen<strong>de</strong>n Mietobjekten), um das Fortbestehen <strong>de</strong>s<br />

Erwerbsbezugs zu prüfen. Der jeweilige Sachverhalt muß sorgfältig und alle<br />

Aspekte berücksichtigend daraufhin untersucht u. bewertet wer<strong>de</strong>n, ob die Einkunftserzielungsabsicht<br />

vom Stpfl. ganz o<strong>de</strong>r teilweise aufgegeben wur<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r<br />

ob lediglich eine temporär befristete Unterbrechung bzw. Einschränkung <strong>de</strong>s<br />

Einnahmestroms vorliegt. Die zeitliche Dauer <strong>de</strong>s Fehlens von Einnahmen kann<br />

dazu nur indizielle Hinweise geben (so ausdrücklich BFH v. 29.12.2002 – VIII<br />

B 125/01, BFH/NV 2002, 314). Evtl. wird <strong>de</strong>r ursprüngliche Erwerbsbezug<br />

auch lediglich in modifizierter Form weitergeführt (zur Umwidmung s. Schmidt/<br />

Seeger XXIII. § 24 Rn. 102).<br />

Einstweilen frei.<br />

E 118 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 170 §9<br />

h) Nachträgliche Werbungskosten<br />

Spiegelbildlich zur Behandlung von Einnahmen, die uU auch nach Beendigung<br />

eines aktiven Erwerbsengagements noch als zur Einkunftsquelle gehörig angesehen<br />

wer<strong>de</strong>n, besteht unstreitig auch die Möglichkeit zur steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Berücksichtigung<br />

nachträglicher Aufwendungen.<br />

Begriff <strong>de</strong>r nachträglichen Werbungskosten: Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um Abzugsbeträge,<br />

die zu einem Zeitpunkt getätigt wer<strong>de</strong>n und uE auch einen Zeitraum<br />

betreffen, in welchem keine Einnahmen mehr aus einem steuerrelevanten<br />

Leistungsverhältnis fließen; entfallen die Aufwendungen dagegen noch auf die<br />

Zeit <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung, so han<strong>de</strong>lt es sich um WKNachzahlungen, <strong>de</strong>ren<br />

stl. Abzug unproblematisch ist (vgl. BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV<br />

2003, 1043; v. 18.10.2003 – IX R 18/01, BStBl. II 2004, 263 betr. Erhaltungsaufwendungen<br />

vor Abwahl <strong>de</strong>r Nutzungswertbesteuerung, die aber erst im Folgejahr<br />

gezahlt wer<strong>de</strong>n; s. Anm. 222). Auch letztere wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r hM allerdings<br />

unter <strong>de</strong>r Kategorie <strong>de</strong>r nachträglichen WK erfaßt.<br />

Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einnahmen been<strong>de</strong>t somit nicht notwendig <strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen. Nachträgliche WK sind im übrigen bei sämtlichen<br />

vier Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>nkbar (zu Anwendungsbeispielen s.<br />

Anm. 172).<br />

Zulässigkeit <strong>de</strong>s Abzugs nachträglicher Werbungskosten: Steuersystematisch<br />

ergibt sich die Zulässigkeit nachträglicher WK aus folgen<strong>de</strong>n Überlegungen:<br />

E Entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip ist die Berücksichtigung von Erwerbsaufwendungen<br />

tatbestandsmäßig unabhängig von zeitlichen Kriterien bzw. einer<br />

zeitlichen Nähe zum Einnahmezufluß (vgl. Anm. 154). Es kommt allein auf <strong>de</strong>n<br />

wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang an, auch wenn die Einkunftsgrundlage<br />

nicht mehr besteht, nicht mehr genutzt wird o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. nicht<br />

mehr zugerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Dies gebieten auch die Grundsätze <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung.<br />

E § 24 als klarstellen<strong>de</strong> Ergänzungsnorm zur Einkunftsartensystematik spricht in<br />

Nr. 2 von „Einkünften“ aus einer ehemaligen Tätigkeit o<strong>de</strong>r einem früheren<br />

Rechtsverhältnis und bezieht damit die positive wie negative Einkunftsseite in<br />

die strelevante Erwerbssphäre ein (vgl. BFH v. 21.12.1982 – VIII R 48/82,<br />

BStBl. II 1983, 373; v. 9.8.1983 – VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29: Als Rechtsgrundlage<br />

wird neben § 9 auch § 24 Nr. 2 aufgeführt; so auch Schmidt/Seeger<br />

XXIII. § 24 Rn. 98).<br />

Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Abzug nachträglicher Werbungskosten: Eine Berücksichtigung<br />

als nachträgliche WK (dazu grundlegend Rauch, Nachträgliche<br />

Aufwendungen – zu späte Aufwendungen?, 1996) setzt voraus, daß die Aufwendungen<br />

noch mit <strong>de</strong>r ursprünglichen Tätigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Rechtsverhältnis iS einer<br />

Einkunftsart wirtschaftlich zusammenhängen und nicht auf die steuerneutrale<br />

Vermögenssphäre entfallen.<br />

Vgl. allg. Meinung: BFH v. 21.12.1982 – VIII R 48/82, BStBl. II 1983, 373; v. 9.8.1983<br />

– VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29; v. 26.6.2001 – IX R 22/98, BFH/NV 2002, 16; v.<br />

11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 167; v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn B 201; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 40.<br />

Die Abgrenzung zum Vermögensbereich bereitet zT Schwierigkeiten und ist in<br />

<strong>de</strong>n Einzelheiten vor allem betr. nachträgliche Schuldzinsen str. (s. eingehend<br />

Anm. 372).<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 119<br />

170


§9 Anm. 170 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

UE genügt ein <strong>de</strong>n allg. Kriterien entsprechen<strong>de</strong>r wirtschaftlich geprägter Veranlassungszusammenhang,<br />

<strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n einnahmebezogenen Beendigungsvorgang<br />

nicht notwendig unterbrochen wird (kritisch zur Schuldzinsen-Rechtspr. s.<br />

Anm. 372); analog <strong>de</strong>n vorab veranlaßten WK dürfte <strong>de</strong>r zeitlichen Nähe zum<br />

Einnahmezufluß keine eigenständige materiellrechtliche Be<strong>de</strong>utung zukommen.<br />

Bei bestehen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug bil<strong>de</strong>n die nachträglich geleisteten Zahlungen<br />

<strong>de</strong>n letzten Akt eines einnahmeerzielungsinduzierten Han<strong>de</strong>lns; Ursache und<br />

Form <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>s Erwerbsengagements sind grds. für die stl. Beurteilung<br />

unerheblich (vgl. Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 338).<br />

Nachträgliche Aufwendungen, die aus <strong>de</strong>r Rückzahlung ursprünglich vereinnahmter<br />

Bezüge resultieren, behan<strong>de</strong>lt die Judikatur als negative Einnahmen;<br />

dies läßt <strong>de</strong>n ggf. zustehen<strong>de</strong>n WKPauschbetrag gem. § 9a unberührt (vgl. krit.<br />

dazu mwN Anm. 80; § 9a Anm. 20).<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Vermietung und Verpachtung:<br />

Neben <strong>de</strong>m Problembereich <strong>de</strong>s Abzugs von Schuldzinsen als nachträgliche<br />

WK (dazu Anm. 372; s. hierzu auch ausf. Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 40<br />

mwN, und Stark in L/B/P, § 9 Rn. 102–107) sind gera<strong>de</strong> im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte<br />

aus VuVerpachtung folgen<strong>de</strong> Beson<strong>de</strong>rheiten zu beachten:<br />

E Typisierter WKAbzug bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vermietungszeit: Soweit Aufwendungen,<br />

die <strong>de</strong>r Stpfl. nach Auszug <strong>de</strong>s letzten Mieters und vor Veräußerung einer Immobilie<br />

tätigt, auf die Vermietungszeit entfallen, han<strong>de</strong>lt es sich nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />

auch nach Aufgabe <strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht typisierend noch um WK aus<br />

VuV, danach um nicht abziehbare, durch die spätere Veräußerung veranlaßte<br />

Aufwendungen (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043; einschränkend<br />

aber BMF v. 26.11.2001, BStBl. I 2001, 868 für Maßnahmen, die auf<br />

künftige Wohnbedürfnisse <strong>de</strong>s Stpfl. zugeschnitten sind). Hinsichtlich <strong>de</strong>s für<br />

diese Typisierung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Zeitpunkts <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />

hat <strong>de</strong>r BFH folgen<strong>de</strong> Grundsätze aufgestellt: Solange <strong>de</strong>r Vermieter<br />

<strong>de</strong>m Mieter die Nutzung <strong>de</strong>r Mietsache überläßt, dauert die Vermietungstätigkeit<br />

an; die Vermietungszeit en<strong>de</strong>t mit <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>s Nutzungsrechts <strong>de</strong>s Mieters.<br />

Anhaltspunkte dafür können zB ein ausdrücklicher o<strong>de</strong>r konklu<strong>de</strong>nt geschlossener<br />

Aufhebungsvertrag, die Kündigung, ein Übergabeprotokoll als Dokumentation<br />

<strong>de</strong>r endgültigen Rückgabe <strong>de</strong>r Mietsache o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Umstand sein, bis zu welchem<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>n Mietzins entrichtet bzw. <strong>de</strong>r Vermieter<br />

Mieteinnahmen erklärt hat (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003,<br />

1043). Bei mehreren Vermietungsobjekten ist uE die Beendigung <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />

getrennt für je<strong>de</strong> Immobilie festzustellen (so wohl auch Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42 unter Hinweis auf BFH v. 15.12.1987 – VIII R<br />

281/83, BStBl. II 1989, 16).<br />

E Gebäu<strong>de</strong>abbruch als letzter Akt <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit: Die Abbruch- und Aufräumkosten<br />

für ein Gebäu<strong>de</strong>, das ein Stpfl. zunächst zur Erzielung von Vermietungseinkünften<br />

nutzt, das dann aber wirtschaftlich und technisch verbraucht<br />

ist, sind idR ebenso wie die Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r<br />

wirtschaftliche Abnutzung (AfaA) als Werbungskosten abziehbar (BFH v.<br />

31.8.1993 – IX R 79/89, BFH/NV 1994, 232; v. 1.12.1992 – IX R 333/87,<br />

BStBl. II 1994, 12, jeweils mwN). Der Entschluß <strong>de</strong>s Stpfl., ein Gebäu<strong>de</strong> abzubrechen,<br />

bringt in diesen Fällen die Tatsache seines wirtschaftlichen Verbrauchs<br />

zum Ausdruck, und zwar ohne daß es darauf ankommt, ob an die Stelle <strong>de</strong>s abgebrochenen<br />

Gebäu<strong>de</strong>s ein <strong>de</strong>m gleichen Zweck gewidmeter Neubau tritt (BFH<br />

v. 13.3.1998 – IX R 26/96, BFH/NV 1998, 1212). Zur Problematik <strong>de</strong>r Abzieh-<br />

E 120 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 170–172 §9<br />

barkeit von Aufwendungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Einstellung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

s. Anm. 162 und Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42, 45).<br />

E Reparaturaufwendungen nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit: Unstr. sind Erhaltungsaufwendungen<br />

nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit und vor Selbstnutzung<br />

dann als nachträgliche WK abziehbar, wenn sie zur Beseitigung von Schä<strong>de</strong>n<br />

dienen, die die gewöhnliche Abnutzung <strong>de</strong>r Mietsache übersteigen (zB<br />

mutwillig verursachte Zerstörung), o<strong>de</strong>r wenn die Reparaturen aus mit <strong>de</strong>r als<br />

Einnahme erfaßten Mietkaution finanziert wer<strong>de</strong>n (BFH v. 11.7.2000 – IX R<br />

48/96, BStBl. II 2001, 784; v. 18.12.2001 – IX R 24/98, BFH/NV 2002, 904; v.<br />

17.12.2002 – IX R 6/99, BFH/NV 2003, 610). Fallen allerdings (normale)<br />

Schönheitsreparaturen o<strong>de</strong>r Aufwendungen zur Beseitigung kleinerer Schä<strong>de</strong>n<br />

in diesem Zeitraum an, ist die Rspr. restriktiver und läßt die Aufwendungen<br />

selbst dann nicht zum Abzug zu, wenn vertragsgemäß <strong>de</strong>r Mieter die Aufwendungen<br />

hätte tragen müssen und <strong>de</strong>r Stpfl. diesen Anspruch wegen Zahlungsunfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Mieters nicht durchsetzen kann (BFH v. 18.12.2001 – IX R 24/98,<br />

BFH/NV 2002, 904, und v, 17.12.2002 – IX R 6/99, BFH/NV 2003, 610; aA:<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42; v. Bornhaupt, BB 1998, 136; Rauch,<br />

Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen, 1996, 96 ff.). UE ist<br />

<strong>de</strong>r gegenteiligen Meinung im Schrifttum zuzustimmen. Zum einen spricht gegen<br />

die Beschränkung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit von Erhaltungsaufwendungen, daß<br />

auch normale Schönheitsreparaturen ihren Entstehungsgrund in <strong>de</strong>r strelevanten<br />

Vermietungszeit hatten. Ganz evi<strong>de</strong>nt erscheint dies in <strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Übernahme<br />

<strong>de</strong>r Schönheitsreparaturen für <strong>de</strong>n zahlungsunfähigen Mieter. Unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />

kann ein Abzug hier uE nicht versagt wer<strong>de</strong>n<br />

(insoweit kann das Urt. <strong>de</strong>s BFH v. 17.12.2003 aaO uE nicht überzeugen; so<br />

wohl auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 42). Zum an<strong>de</strong>ren wird die nach<br />

<strong>de</strong>r Rspr. erfor<strong>de</strong>rliche Unterscheidung zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen<br />

Erhaltungsaufwendungen in <strong>de</strong>r Praxis häufig nur schwer zu treffen<br />

sein.<br />

E Schuldzinsen auf ein Darlehen zur Finanzierung von WK: Nach Aufgabe <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />

gezahlte Schuldzinsen sind nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH als<br />

nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV zu berücksichtigen, wenn mit<br />

<strong>de</strong>m Kredit Aufwendungen finanziert wor<strong>de</strong>n sind, die während <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit<br />

als sofort abziehbare Werbungskosten (zB Erhaltungsaufwendungen,<br />

laufen<strong>de</strong> Hauskosten) zu beurteilen waren (BFH v. 16.9.1999 – IX R 42/<br />

97, BStBl. II 2001, 528; einschr. BMF v. 18.7.2001, BStBl. I 2001, 513: nur, sofern<br />

<strong>de</strong>r Veräußerungserlös nicht zur Schul<strong>de</strong>ntilgung ausreicht; dagegen aber<br />

zutr. Lehr, DStR 2002, 349). Diese Rspr. berücksichtigt zu Recht, daß <strong>de</strong>r durch<br />

die tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>s Kredits geschaffene Veranlassungszusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Vermietungstätigkeit auch nach <strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>s WG erhalten<br />

bleibt (vgl. hierzu auch B. Meyer, StBp. 1995, 30 [32 f.]). An<strong>de</strong>rs soll jedoch die<br />

Abziehbarkeit einer Vorfälligkeitsentschädigung, die bei Ablösung eines vorstehen<strong>de</strong>n<br />

Kredits gezahlt wird, behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 23.9.2003 – IX R 20/<br />

02, BStBl. II 2004, 57). Zur Problematik <strong>de</strong>s Abzugs von Schuldzinsen eines<br />

Kredits zur Finanzierung von AHK s. Anm. 372.<br />

Einstweilen frei.<br />

i) Anwendungsbeispiele für nachträgliche Werbungskosten<br />

Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (§ 19): Wird ein ehemaliger Geschäftsführer<br />

einer GmbH wegen <strong>de</strong>r unterlassenen Abführung von Sozialversi-<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 121<br />

171<br />

172


173–174<br />

§9 Anm. 172–174 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

cherungsbeiträgen haftungsmäßig in Anspruch genommen, sind nachträgliche<br />

WK anzuerkennen (BFH v. 14.10.1960 – VI 45/60 U, BStBl. III 1961, 20). Gleiches<br />

gilt, wenn <strong>de</strong>r GmbH-Gesellschafter-Geschäftsführer nach Beendigung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitsverhältnisses (zB wegen Insolvenz <strong>de</strong>r KapGes.) aus einer Bürgschaftsübernahme<br />

in Anspruch genommen wird (vgl. FG Köln v. 25.2.1986, EFG<br />

1986, 392, rkr.). Die Zahlung einer Vertragsstrafe an <strong>de</strong>n früheren ArbG wegen<br />

wettbewerbswidrigen Verhaltens durch vorzeitiges Erlangen einer neuen Arbeitsstelle<br />

führt ebenfalls zu nachträglichen WK (RFH v. 27.8.1930 – VI A<br />

1354/30, RStBl. 1931, 20). Keine nachträglichen WK sind dagegen die Kosten<br />

für die Forschungstätigkeit eines emeritierten Professors (BFH v. 5.11.1993 – VI<br />

R 24/93, BStBl. II 1993, 238).<br />

Einkünfte aus Kapitalvermögen (§ 20): Rückständige Zinsen für ein Darlehn<br />

zum Erwerb einer wesentlichen Beteiligung iSv. § 17, die auf die Zeit bis zur<br />

Veräußerung <strong>de</strong>r Beteiligung entfallen, können als nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n<br />

Einkünften aus Kapitalvermögen abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v. 18.8.1992 – VIII<br />

R 22/89, BFH/NV 1993, 465; v. 9.10.2001 – VIII B 43/01, StuB 2002, 29; an<strong>de</strong>rs<br />

aber BFH v. 27.11.1995 – VIII B 16/95, BFH/NV 1996, 406 für Zinsen<br />

nach Aufgabe einer wesentlichen Beteiligung). Nach <strong>de</strong>r Insolvenz o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Liquidation einer KapGes. anfallen<strong>de</strong> Schuldzinsen eines Gesellschafters (zB<br />

Schuldzinsen aus <strong>de</strong>r Finanzierung einer Beteiligung an einer GmbH sowie eines<br />

infolge einer Bürgschaft für die GmbH aufgenommenen Kredits) können dagegen<br />

nicht als nachträgliche WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen abgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n (BFH v. 28.5.1997 – VIII R 25/96, BStBl. II 1997, 724). Gleiches<br />

gilt für Schuldzinsen, die auf die Zeit nach Veräußerung einer GmbH-Beteiligung<br />

entfallen (BFH v. 9.8.1983 – VIII R 276/82, BStBl. II 1984, 29).<br />

Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (§ 21): Abstandszahlungen <strong>de</strong>s<br />

Vermieters an weichen<strong>de</strong> Mieter o<strong>de</strong>r die Kosten eines vermietungsbedingten<br />

Räumungsprozesses wer<strong>de</strong>n als nachträgliche WK anerkannt (vgl. BFH v.<br />

6.3.1979 – VIII R 110/74, BStBl. II 1979, 551; v. 21.12.1982 – VIII R 48/82,<br />

BStBl. II 1983, 373). Auch Aufwendungen für die Rückzahlung von Mieten<br />

nach Veräußerung <strong>de</strong>s Mietshauses können nachträgliche WK sein (so v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. B 202). Keine nachträglichen WK sind dagegen Aufwendungen,<br />

die dazu dienen, eine leerstehen<strong>de</strong> Immobilie in verkaufsfähigem<br />

Zustand zu halten (BFH v. 11.3.2003 – IX R 16/99, BFH/NV 2003, 1043).<br />

Zu weiteren Anwendungsbeispielen im Bereich <strong>de</strong>r Einkünfte aus VuV s.<br />

Anm. 170.<br />

Sonstige Einkünfte (§ 22): Beratungskosten wegen gewünschter Wie<strong>de</strong>raufnahme<br />

von Zahlungen aus <strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung; Rückzahlung<br />

von durch <strong>de</strong>n Stpfl. zuviel vereinnahmten Renten (lt. hM negative Einnahmen).<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Abgrenzungsprobleme bei gemischten Aufwendungen<br />

Schrifttum: Kruse, Zur Feier <strong>de</strong>s Tages (zum Aufteilungsverbot), FS Offerhaus, 1999,<br />

491; Drenseck, Gedanken zum Aufteilungs- und Abzugsverbot – § 12 Nr. 1 Satz 2 im<br />

Wan<strong>de</strong>l, FS Offerhaus, 1999, 497; Kottke, Zur Irrlehre vom Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

im Steuerrecht, DStR 1992, 129; Völlmeke, Die Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH zu § 12 –<br />

Aufweichung <strong>de</strong>s Aufteilungsverbots?, DStR 1995, 745; Eisendick, Das Aufteilungs- und<br />

Abzugsverbot, Die Rechtsprechung zu § 12; Frankfurt/Main ua. 1995; Drenseck, Gedanken<br />

zum Aufteilungs- und Abzugsverbot – § 12 Nr. 1 Satz 2 EStG im Wan<strong>de</strong>l, in FS Offerhaus,<br />

1999, 497; Eggers; Kehrtwen<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>r steuerlichen Behandlung von nur teilweise<br />

beruflich genutzten Computern, StuB 2002, 270; Claas, Brennpunkte und neue Entwick-<br />

E 122 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 175–176 §9<br />

lungen zum Werbungskostenabzug, KÖSDI 2002, 13213; Scheich, Das Abzugsverbot<br />

und -gebot gemischter Aufwendungen, Diss., München 1996; Scheich, Abzugsfähigkeit<br />

von gemischten Reiseaufwendungen, DStR 1997, 905; Scheich, Die neue Finanzrechtsprechung<br />

zum Aufteilungs- und Abzugsverbot für Computerkosten, INF 2002, 129;<br />

Ehehalt, Aufwendungen <strong>de</strong>s Arbeitgebers aus Anlass <strong>de</strong>s Geburtstags eines Arbeitnehmers<br />

sind nicht zwangsläufig Arbeitslohn, KFR F. 3 EStG § 19, 1/03, 241; Gosch, Zur<br />

Behandlung von Repräsentationsaufwand <strong>de</strong>s Arbeitgebers als Arbeitslohn, StBp. 2003,<br />

253; Strahl, Wi<strong>de</strong>r das Aufteilungs- und Abzugsverbot, KÖSDI 2004, 14019.<br />

a) Begriff <strong>de</strong>r gemischten Aufwendungen<br />

Aufwendungen können gleichzeitig veranlaßt sein durch die Privat- und die Erwerbssphäre<br />

o<strong>de</strong>r zwar ausschließlich durch die Erwerbssphäre, aber durch Erwerbsleistungen,<br />

die verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten zuzuordnen sind.<br />

Aufwendungen <strong>de</strong>r Privat- und Erwerbssphäre: Vom Stpfl. getätigte Aufwendungen<br />

beruhen häufig nicht nur auf klar im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen<br />

Veranlassungsmomenten, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n auch aus (mehr<br />

o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r versteckten) privaten Beweggrün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r sonstigen Einkommensverwendungsmotiven<br />

bewirkt.<br />

Beispiel: Aufwendungen für eine berufliche Auslandsreise, die auch privaten Erholungszwecken<br />

dient; Anschaffung einer Schreibmaschine, die gleichermaßen für private<br />

Zwecke verwen<strong>de</strong>t wird.<br />

Teilweise ergeben sich Vermögenseinbußen beim Stpfl. infolge Frem<strong>de</strong>inwirkung,<br />

wobei ebenfalls ein Zusammenhang sowohl zur Erwerbs- als auch zur Privatsphäre<br />

besteht.<br />

Beispiel: Unfallbedingte Beschädigung eines überwiegend beruflich genutzten Pkw.<br />

auf einer Privatfahrt wegen Fehlverhaltens eines an<strong>de</strong>ren Verkehrsteilnehmers.<br />

Die sachverhaltsmäßige Überlagerung und Verkettung verschie<strong>de</strong>ner Veranlassungsfaktoren<br />

wirft aus rechtssystematischer wie auch aus rechtsanwendungsbezogener<br />

Sicht komplexe Abgrenzungs-, Zuordnungs- und Wertungsfragen im<br />

WKBereich auf. Man spricht von sog. gemischten Aufwendungen (s. grundlegen<strong>de</strong>n<br />

Beschl. <strong>de</strong>s BFH v. 19.10.1971 – GrS 2/07, BStBl. II 1971, 17).<br />

Stsystematisch gesehen sind vom Themenbereich gemischter Aufwendungen zu<br />

unterschei<strong>de</strong>n die im Verfahrensbereich angesie<strong>de</strong>lten Beweisfragen zur Dokumentation<br />

und zum Nachweis einer rein erwerbsbezogenen Veranlassung bei<br />

objektiver Eignung eines WG für gemischte Zwecke.<br />

Aufwendungen für mehrere Einkunftsarten (gemischter Erwerbsbezug):<br />

Den gemischt erwerbsbezogen-privat veranlaßten Aufwendungen ähnliche<br />

Konkurrenzfragen stellen sich auch im Binnenbereich <strong>de</strong>r Überschuß- und Gewinneinkunftsarten<br />

etwa betr. die Zuordnung von Aufwendungen zu einer bestimmten<br />

Einkunftsart bzw. Einkunftsquelle, falls mehrere strelevante Zusammenhänge<br />

bestehen. Vor allem wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Ausgestaltung <strong>de</strong>r<br />

Einkunftsarten hat auch diese Zuordnungsfrage materielles Gewicht.<br />

Beispiele: Arbeitszimmeraufwendungen eines angestellten Steuerberaters o<strong>de</strong>r Richters,<br />

<strong>de</strong>r gleichzeitig aus schriftstellerischer Tätigkeit freiberufliche Einkünfte gem. § 18<br />

Abs. 1 Nr. 1 bezieht, Renovierungsaufwendungen bei einem zunächst fremdvermieteten,<br />

anschließend selbstgenutzten Einfamilienhaus.<br />

b) Gesetzlich geregelte Fälle gemischter Aufwendungen<br />

Für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen gemischter Aufwendungen (teilweise Einstufung<br />

str.) hat <strong>de</strong>r Steuergesetzgeber selbst beson<strong>de</strong>re Zuordnungsregeln getroffen.<br />

Sie entsprechen im Grundsatz <strong>de</strong>m sog. „Wesentlichkeitsprinzip“ (s. Anm. 177):<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 123<br />

175<br />

176


177<br />

§9 Anm. 176–177 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

p Abs. 1 Satz 3 Nr. 4, Abs. 2 betr. Aufwendungen eines Stpfl. für Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte, die – zT höhenmäßig begrenzt – <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

AA hinsichtlich <strong>de</strong>r Einstufung als gemischte Aufwendungen: Bergkemper, FR 2005,<br />

103; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 105; so nun auch BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/<br />

03, FR 2004, 101 zu beruflich veranlaßten Übernachtungskosten am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Arbeitsstätte außerhalb <strong>de</strong>r dHf., unter Hinweis auf BVerfG v. 4.12.2002 –<br />

2 BvR 400/98 u. 1735/00, BStBl. II 2003, 534; s. auch Anm. 442.<br />

p Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 betr. Verpflegungsmehraufwendungen bei erwerbsbezogenen<br />

Reisen und doppelter Haushaltsführung; <strong>de</strong>r private Versorgungscharakter<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen wird für <strong>de</strong>rartige Fallkonstellationen als unwesentlich<br />

eingestuft (Einstufung als gemischte Aufwendung str., s. Anm. 477).<br />

p Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Berufskleidung. Die Tatsache <strong>de</strong>s persönlichen Beklei<strong>de</strong>tseins<br />

wird insoweit vom Steuergesetzgeber in <strong>de</strong>n Hintergrund gerückt,<br />

<strong>de</strong>r Erwerbszusammenhang dominiert.<br />

p § 12 Nr. 1 Satz 2 betr. erwerbsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> allg. Lebensführungsaufwendungen,<br />

die vom einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzug gänzlich ausgeschlossen sind (eingehend<br />

dazu s. Anm. 179).<br />

p § 12 Nr. 3 und Nr. 4 betr. bestimmte Steuern, Geldstrafen und strafähnliche<br />

Sanktionen, die ungeachtet einer erwerblichen Mitveranlassung in vollem<br />

Umfang <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Ausgaben zugerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />

p § 12 Nr. 5 betr. Abzugsverbot von (erwerbsbezogenen) Aufwendungen <strong>de</strong>s<br />

Stpfl. für seine erstmalige Berufsausbildung und für ein Erststudium, wenn<br />

diese nicht im Rahmen eines Dienstverhältnisses stattfin<strong>de</strong>n (ab VZ 2004).<br />

c) Voller Werbungskostenabzug gemischter Aufwendungen nur bei weitaus<br />

überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug (Wesentlichkeitsprinzip)<br />

Nach stRspr. kommt für gemischte Erwerbs-/Privataufwendungen eine volle<br />

WKBerücksichtigung nur dann in Betracht, wenn <strong>de</strong>r Erwerbsbezug nach <strong>de</strong>n<br />

Grundsätzen <strong>de</strong>s wirtschaftlich geprägten Veranlassungsprinzips bei weitem<br />

überwiegt und Motive <strong>de</strong>r Lebensführung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sonstigen Einkommensverwendung<br />

(zB Realisierung nicht stbarer Wertsteigerungen) ganz in <strong>de</strong>n Hintergrund<br />

treten (vgl. BFH v. 27.12.2000 – IX B 133/99, BFH/NV 2001, 755; v.<br />

31.1.1997 – VI R 97/94, BFH/NV 1997, 346; v. 27.5.1994 – VI R 67/92,<br />

BStBl. II 1995, 17). Es han<strong>de</strong>lt sich letztlich um eine strechtliche Wertungsfrage<br />

bezogen auf <strong>de</strong>n einzelnen Sachverhalt, die in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis naturgemäß<br />

vom jeweiligen Rechtsanwen<strong>de</strong>r auf Basis seines Rechtsgefühls unterschiedlich<br />

beantwortet wird; eine allgemein verwendbare Wesentlichkeitsformel,<br />

etwa in Form eines quantitativen Maßstabs, ist bislang nicht gelungen und dürfte<br />

auch nicht erreichbar sein (vgl. Claas, KÖSDI 2002, 13213; ähnlich Wanner,<br />

StuW 1987, 315: keine mathematische Gleichung). Nur bei einem als wesentlich<br />

zu qualifizieren<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Veranlassungsfaktor ist die Einstufung<br />

als WK zulässig; ein lediglich mitursächlicher Erwerbsbezug reicht dagegen idR<br />

nicht aus. Eine stl. Aufspaltung von Aufwendungen bei gemischter Veranlassung<br />

ist lt. BFH wegen § 12 Nr. 1 Satz 2 nur in Son<strong>de</strong>rfällen möglich (krit. dazu s.<br />

Anm. 179).<br />

Beispiel: Unfallbedingte Aufwendungen wegen Alkoholgenusses auf einer Erwerbsfahrt<br />

sind wesentlich privat veranlaßt; zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. s. Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 12 Rn. 13.<br />

Die Rspr. hat, soweit ersichtlich, keine allgemeingültigen Anhaltspunkte für die<br />

quantitative Bestimmung <strong>de</strong>r unschädlichen Bagatellgrenze, son<strong>de</strong>rn diesbezüg-<br />

E 124 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 177–178 §9<br />

lich nur <strong>de</strong>n jeweiligen Einzelfall gewürdigt (zB. BFH v. 29.4.1983 – VI R 139/<br />

80, BStBl. II 1983, 586: 5 vH unschädlich bei Kfz; v. 19.2.2004 – VI R 135/01,<br />

BFH/NV 2004, 872: 10 vH unschädlich bei PC; v. 21.11.1986 – VI R 137/83,<br />

BStBl. II 1987, 262: 15,5 vH schädlich bei Sportgeräten und -bekleidung eines<br />

Lehrers). Eine private Mitveranlassung bis zu 10 vH dürfte aber im allgemeinen<br />

unschädlich sein (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 12; Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 145). UE han<strong>de</strong>lt es sich bei dieser quantitativen Grenzziehung lediglich<br />

um eine (wi<strong>de</strong>rlegbare) verfahrensökonomische Orientierungsleitlinie; im<br />

Einzelfall sind ergänzen<strong>de</strong> qualitative Wertungsüberlegungen im Rahmen einer<br />

Gesamtbildbetrachtung anzustellen (vgl. Prinz, FR 1987, 332). Ob <strong>de</strong>r BFH<br />

auch zukünftig noch an dieser Grenzziehung festhalten wird, ist fraglich. So hat<br />

<strong>de</strong>r BFH im Urt. v. 23.3.2001 (BFH v. 23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001,<br />

586 betr. Umzugskosten) entschie<strong>de</strong>n, daß ein Abzug trotz privater Mitveranlassung<br />

zuzulassen ist, wenn <strong>de</strong>r gemischte Aufwand in gewichten<strong>de</strong>r Betrachtungsweise<br />

durch berufliche o<strong>de</strong>r betriebliche Erwägungen geprägt ist. Teilweise wird diese<br />

Entscheidung als „Dammbruch“ in <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 als Aufteilungs-<br />

und Abzugsverbot und Abkehr von <strong>de</strong>n früheren Grundsätzen <strong>de</strong>s<br />

Vollabzug nur bei unwesentlicher privater Mitveranlassung gewertet (so ausdrücklich<br />

Strahl, KÖSDI 2004, 14019 [14022]).<br />

d) Aufteilung gemischter Aufwendungen<br />

Einen anteiligen WKAbzug hatte die höchstrichterliche Rspr. (zB grundlegegend<br />

BFH v. 19.10.1970 – GrS 3/70, BStBl. II 1971, 21; v. 31.1.1997 – VI R<br />

97/94, BFH/NV 1997, 346) schon seit jeher bei nicht untergeordneter privater<br />

Mitveranlassung zugelassen, wenn und soweit sich <strong>de</strong>r durch die Erwerbsleistung<br />

veranlaßte Teil nach objektiven Maßstäben zutreffend und in leicht nachprüfbarer<br />

Weise abgrenzen läßt (Beispiele: Kontoführungsgebühren, Kraftfahrzeugkosten,<br />

Telefonkosten; ausf. zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr.: Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 12 Rn. 13). Fehlt es an einem solchen Aufteilungsmaßstab,<br />

kommt aber nach bis heute vom BFH vertretener Auffassung eine griffweise<br />

Schätzung <strong>de</strong>s beruflichen Teils und <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 betroffenen Aufwendungen nicht in Betracht.<br />

Sog. Aufteilungs- und Abzugsverbot: BFH-Beschl. v. 19.10.1970 – GrS 3/70, BStBl. II<br />

1971, 21; v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II 1979, 213; vgl. auch Beschl. V. 4.7.1990 –<br />

GrS 2–3/88, BStBl. II 1990, 817; vorstehen<strong>de</strong> Grundsätze – bis heute – bestätigt durch<br />

zB BFH v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872.<br />

Aus neueren Entscheidungen <strong>de</strong>s BFH ist jedoch eine wi<strong>de</strong>r das Aufteilungsund<br />

Abzugsverbot gerichtete Ten<strong>de</strong>nz <strong>de</strong>rgestalt erkennbar, daß Aufwendungen<br />

anteilig o<strong>de</strong>r vollständig zum Abzug zugelassen wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nen eine private Veranlassung<br />

inhärent ist (so Strahl, KÖSDI 2003, 14019 [14021]). An folgen<strong>de</strong>n<br />

Beispielen sind diese Aufweichungsten<strong>de</strong>nzen erkennbar:<br />

E Häuslicher Computer: Wohl im Hinblick auf die StFreiheit <strong>de</strong>r privaten Nutzung<br />

eines betrieblichen PC seit <strong>de</strong>m VZ 2000 (§ 3 Nr. 45) ist <strong>de</strong>r BFH bei <strong>de</strong>r Aufteilung<br />

eines gemischt genutzten häuslichen PC großzügiger: Falls die nahezu<br />

ausschließliche berufliche Nutzung eines PC nicht nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann,<br />

ist <strong>de</strong>r berufliche Umfang im Hinblick auf die dann gebotene Aufteilung <strong>de</strong>r geltend<br />

gemachten Aufwendungen nach § 162 AO 1977 zu schätzen (BFH v.<br />

19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872; vgl. hierzu auch Scheich, INF<br />

2002, 129; Eggers, StuB 2002, 270). Aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n hält es <strong>de</strong>r<br />

BFH für vertretbar, daß (seitens <strong>de</strong>r Verwaltung) typisierend und pauschalierend<br />

von einer jeweils hälftigen privaten bzw. beruflichen Nutzung <strong>de</strong>s PC ausgegan-<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 125<br />

178


179<br />

§9 Anm. 178–179 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

gen wird. Will <strong>de</strong>r Stpfl. o<strong>de</strong>r das FA von diesem Aufteilungsmaßstab abweichen,<br />

so bedarf es zusätzlicher Anhaltspunkte und Umstän<strong>de</strong>, die von <strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n<br />

Beteiligten jeweils näher darzulegen sowie nachzuweisen bzw. glaubhaft<br />

zu machen sind.<br />

E Umzugskosten: Umzugkosten sind nach Ansicht <strong>de</strong>s BFH abziehbar, wenn <strong>de</strong>r<br />

Umzug zu einer arbeitstäglichen Fahrzeitersparnis <strong>de</strong>s ArbN von min<strong>de</strong>stens einer<br />

Stun<strong>de</strong> führt. Ist dies <strong>de</strong>r Fall, soll <strong>de</strong>m mitbestimmen<strong>de</strong>n privaten Umstand<br />

<strong>de</strong>r heiratsbedingten Gründung eines gemeinsamen Haushalts keine Be<strong>de</strong>utung<br />

mehr zukommen (BFH v. 23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001, 586). Die<br />

BFH-Rspr. stellt hier – quasi in Abkehr zu <strong>de</strong>n bisherigen Grundsätzen zum<br />

Aufteilungs- und Abzugsverbot (so Strahl, KÖSDI 2004, 14019 [14022] –<br />

<strong>de</strong>mnach auf eine gewichten<strong>de</strong> Betrachtung ab. Danach scheint es, als sei eine nahezu<br />

ausschließliche berufliche Veranlassung nicht mehr erfor<strong>de</strong>rlich, sofern die Erwerbsveranlassung<br />

offenkundig ist.<br />

E Vom ArbG ausgerichtete Geburtstagsfeier <strong>de</strong>s ArbN: In zwei Urteilen v. 28.1.2003<br />

(BFH v. 28.1.2003 – VI R 48/99, BStBl. II 2003, 724, und v. 28.1.2003 – VI R<br />

43/99 – BFH/NV 2003, 1039), in <strong>de</strong>nen es an sich um die Beurteilung <strong>de</strong>s gewährten<br />

Vorteils als Arbeitslohn ging, hob <strong>de</strong>r BFH hervor, daß <strong>de</strong>r Anwendungsbereich<br />

<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 sich nicht auf die Beurteilung <strong>de</strong>r als Arbeitslohn<br />

erzielten Einnahmen erstreckt, son<strong>de</strong>rn ausschließlich auf die<br />

Ausgabenseite. Diese Aussage hat Be<strong>de</strong>utung über <strong>de</strong>n entschie<strong>de</strong>nen Einzelfall<br />

hinaus (vgl. Ehehalt, KFR F. 3 EStG § 19, 1/03, 242). UE ist diese unterschiedliche<br />

Behandlung unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten und vor <strong>de</strong>m Hintergrund<br />

<strong>de</strong>s Gebotes <strong>de</strong>r Folgerichtigkeit kaum zu rechtfertigen (so auch Thomas,<br />

INF 2003, 287; Strahl, KÖSDI 2003, 13841; Bergkemper, FR 2003, 517 [518];<br />

s. hierzu auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 15).<br />

E Auslandssprachkurs: Eine einschränken<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>s Aufteilungs- und<br />

Abzugsverbots praktiziert <strong>de</strong>r BFH auch <strong>de</strong>r Beurteilung von Aufwendungen<br />

für Sprachkurse im Ausland. Im Urt. v. 13.6.2002 (BFH v. 13.6.2002 – VI R<br />

168/00, BFH/NV 2002, 1517) ließ <strong>de</strong>r BFH – ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r Umzugskosten – im Wege einer gewichten<strong>de</strong>n Betrachtung eine prägen<strong>de</strong><br />

berufliche Veranlassung trotz nicht unerheblicher privater Mitveranlassung<br />

(Kurs im Ausland; 6 Unterrichtsstun<strong>de</strong>n a 45 Minuten an 5 Tagen; Nachmittage<br />

zur freien Verfügung; Exkursionen am Wochenen<strong>de</strong>) ausreichen (hierzu auch<br />

Kanzler, FR 2002, 1235).<br />

Wer<strong>de</strong>n dagegen Aufwendungen durch mehrere strelevante Zusammenhänge<br />

veranlaßt, sei es mit einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>r Wirkung, sei es innerhalb einer<br />

Einkunftsart bezogen auf verschie<strong>de</strong>ne Einkunftsquellen bzw. Gegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Einkünfteerzielung, so erfolgt ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege bei Reduzierung<br />

<strong>de</strong>r Beurteilungseinheit eine wirtschaftliche Zuordnung (vgl. zB BFH v.<br />

15.12.1967 – VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375 mit Hinweis darauf, daß ein einseitiger<br />

pauschaler WKAnsatz zu einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung<br />

führen kann; v. 15.1.1980 – VIII R 70/78, BStBl. II 1980, 348; v. 10.6.1986<br />

– IX R 11/86, BStBl. II 1986, 894; Wassermeyer, StuW 1982, 363).<br />

e) Aufteilungs- und Abzugsverbot bei Aufwendungen für die Lebensführung<br />

Entsprechend seinem Wortlaut umfaßt <strong>de</strong>r Bereich <strong>de</strong>r „privaten Lebensführung“<br />

iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2 nur einen Teilausschnitt aus <strong>de</strong>r gesamten Einkommensverwendungssphäre,<br />

die noch weitere Arten steuerunerheblicher Aufwen-<br />

E 126 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 179 §9<br />

dungen beinhaltet, wie zB nichtabziehbare Vermögensaufwendungen (ähnlich<br />

BFH v. 19.10.1970 – GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17; Wassermeyer, StuW 1981,<br />

248 f.; vgl. zum Lebensführungsbegriff auch BFH v. 4.3.1986 – VIII R 188/84,<br />

BStBl. II 1986, 373 f.).<br />

Aufteilungs- und Abzugsverbot <strong>de</strong>r Rechtsprechung: Kann ein weitaus<br />

überwiegen<strong>de</strong>r Erwerbsbezug nicht festgestellt wer<strong>de</strong>n (Anm. 177) und sind die<br />

gemischten Aufwendungen auch nicht aufteilbar (Anm. 178), for<strong>de</strong>rt die stRspr.<br />

(zB BFH v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872) bis heute basierend<br />

auf § 12 Nr. 1 Satz 2 – strikt typisierend – ein grundsätzliches Aufteilungs- und<br />

Abzugsverbot für jegliche Art gemischt privat-erwerbsbezogener Aufwendungen.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r aufgezeigten Aufweichungsten<strong>de</strong>nzen (s. Anm. 178) ist aber<br />

zweifelhaft, ob die BFH-Rspr. tatsächlich noch ein generelles Aufteilungs- und<br />

Abzugsverbot vertritt (vgl. Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 15; „perforiertes<br />

Aufteilungsverbot“ s. Kruse, FS Offerhaus, 1999, 496).<br />

Kritik an <strong>de</strong>r Rechtsprechung: Das im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung vom BFH<br />

geschaffene allg. Aufteilungs- und Abzugsverbot ist in weiten Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums<br />

und vereinzelt in <strong>de</strong>r finanzgerichtlichen Judikatur auf Kritik gestoßen.<br />

Gefor<strong>de</strong>rt wird eine weitergehen<strong>de</strong> Aufwendungsaufteilung, falls die gemischte<br />

erwerbs-/privatbezogene Veranlassung erkennbar ist und feststeht. Dies setzt einen<br />

sachgerechten Aufteilungsmaßstab voraus; betriebswirtschaftliche Erkenntnisse<br />

<strong>de</strong>r Kostenrechnung können hier weiterhelfen. Vom Schrifttum bemängelt<br />

wird vor allem die über <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 hinausgehen<strong>de</strong>, mißbrauchsbedingte<br />

materielle Negativtypisierung, die zT zu sachverhaltsverkürzen<strong>de</strong>r<br />

Rechtsanwendung führt. Im Interesse <strong>de</strong>r Praktikabilität sind diese Verstöße<br />

gegen das Nettoprinzip we<strong>de</strong>r geboten noch erfor<strong>de</strong>rlich. Hinzu kommen die<br />

teilweise willkürlich erscheinen<strong>de</strong>n Falldifferenzierungen <strong>de</strong>s BFH im Hinblick<br />

auf die leichte Trennbarkeit von Aufwendungen.<br />

Vgl. zu <strong>de</strong>r in Einzelheiten unterschiedlich akzentuierten Kritik sowie differieren<strong>de</strong>n<br />

Lösungsmöglichkeiten Tipke, StuW 1979, 203–205; Tipke in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 8f.:<br />

Mit <strong>de</strong>m Aufteilungsverbot ist man „etwas zu sehr mit <strong>de</strong>m dicken Daumen auf <strong>de</strong>r<br />

Waage <strong>de</strong>r Justitia“; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250ff.: „§ 12<br />

Nr. 1 Satz 2 schließt nur Repräsentationsaufwendungen vom Abzug aus“; Offerhaus,<br />

BB 1979, 667–671, <strong>de</strong>r zur Trennbarkeit gemischter Aufwendungen vom Zeitmoment<br />

ausgeht; Görlich, DB 1979, 713f.; Ruppe in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />

o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 133–144, <strong>de</strong>r eine<br />

exaktere Trennung in einem mehrphasigen Entscheidungsprozeß vornimmt; Drenseck,<br />

FS Offerhaus, 1999, 497; Drenseck, DB 1987, 2483; Günther, DStZ 1988, 328;<br />

Strahl, KÖSDI 2004, 14019; Kruse, FS Offerhaus, 1999, 491; Kottke, DStR 1992,<br />

129; s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 12 Rn. 14, 15 mit einem Überblick über die<br />

kritischen Fallgestaltungen; s. weiter zur Kritik an <strong>de</strong>r Rspr. § 12 Anm. 66.<br />

Stellungnahme: Bei konsequenter Beachtung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>m WKBegriff teleologisch<br />

zugrun<strong>de</strong>liegen<strong>de</strong>n Leistungsfähigkeitsgedankens sollte das weitgefaßte Aufteilungs-<br />

und Abzugsverbot uE aufgegeben wer<strong>de</strong>n. Wortlaut und Zwecksetzung<br />

<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 gebieten eine Anwendungsbeschränkung allein auf erwerblich<br />

mitmotivierte Repräsentationsaufwendungen im gesellschaftlichen Bereich<br />

(vgl. Tipke, StuW 1979, 204 mit Hinweis auf die Gesetzgebungshistorie; Tipke/<br />

Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 250 ff.); nur insoweit tritt die private<br />

Lebensführung als wesentlicher Veranlassungsfaktor aufgrund steuergesetzlicher<br />

Anordnung in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund. Eine Vorschrift ähnlich <strong>de</strong>m § 4 Abs. 5 Nr. 7<br />

existiert für WK nicht. In <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Fallbereichen feststehen<strong>de</strong>r gemischter<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 127


§9 Anm. 179 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Veranlassung und fehlen<strong>de</strong>n allein überwiegen<strong>de</strong>n Beweggrunds sollten private<br />

und steuererhebliche Leistungsbereiche sachgerecht, ggf. auf <strong>de</strong>m Schätzungswege<br />

(§ 162 AO) separiert wer<strong>de</strong>n; dies gilt uE aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gleichbehandlung<br />

auch für <strong>de</strong>n Fixkostenanteil gemischt genutzter WG. Die Abgrenzung<br />

kann in einem mehrphasigen Entscheidungsprozeß erfolgen, in welchem das<br />

vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Veranlassungsspektrum zu analysieren, zu sezieren und zu bewerten<br />

ist (vgl. anschaulich und praxisbezogen Ruppe in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht,<br />

1980, 133–144). Zur sachgerechten Aufwendungstrennung und Wesentlichkeitswertung<br />

iS einer Einzelkostenzuordnung ist ggf. die Größe <strong>de</strong>r Beurteilungseinheit<br />

zu reduzieren (zB Trennung gemischt veranlaßter Reisen in ein<strong>de</strong>utig erwerbsbezogene<br />

und private Reisesegmente; vgl. BFH v. 14.4.1988 – IV R 86/86,<br />

BStBl. II 1988, 633; v. 23.4.1992 – IV R 27/91, BStBl. II 1992, 898). Als unwesentlich<br />

zu beurteilen<strong>de</strong> private o<strong>de</strong>r steuererhebliche Mitveranlassungen sollten<br />

jedoch aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n wegen praktikabler Rechtsanwendung für<br />

eine Aufwendungsaufspaltung unbeachtlich bleiben (zB Kosten <strong>de</strong>r Ernährung<br />

dienen vorrangig einem privaten menschlichen Grundbedürfnis, auch wenn die<br />

Ernährung letztlich beruflich leistungssteigernd wirkt). Auf dieser Linie scheint<br />

auch die neuere BFH-Rspr. zu sein, nach <strong>de</strong>r bei im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>r, wesentlicher<br />

Erwerbsveranlassung daneben vorhan<strong>de</strong>ne unwesentliche private Mitveranlassungsmomente<br />

<strong>de</strong>n Vollabzug <strong>de</strong>r WK nicht beeinflussen.<br />

ZB BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, FR 2005, 101 betr. Hotelkosten am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Arbeitsstätte als WK; v. 19.2.2004 – VI R 135/01, BFH/NV 2004, 872 zu privat<br />

angeschafftem PC; v. 2.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403, und v.<br />

17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II 2003, 407, jeweils zu Fortbildungskosten; v.<br />

23.3.2001 – VI R 175/99, BStBl. II 2001, 586 betr. Umzugskosten; vgl. Anm. 178.<br />

In diesen Fällen geht <strong>de</strong>r BFH offensichtlich gar nicht mehr von gemischten<br />

Aufwendungen aus und schränkt auf diesem Weg <strong>de</strong>n Anwendungsbereich <strong>de</strong>s<br />

Aufteilungs- und Abzugsverbots uE zu Recht zunehmend ein. Es bleibt zu hoffen,<br />

daß <strong>de</strong>r BFH auf dieser Linie seine Rspr. fortentwickelt, auch die verbleiben<strong>de</strong>n<br />

problembehafteten Fallgruppen (s. dazu Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 15; Strahl, KÖSDI 2004, 14019, 14024) einer kritischen Prüfung unterzieht<br />

und damit im Ergebnis faktisch <strong>de</strong>m generellen Aufteilungs- und Abzugsverbot,<br />

das mit seinem „Alles o<strong>de</strong>r Nichts-Prinzip“ <strong>de</strong>m Steuerbürger kaum zu vermitteln<br />

ist (so zutr. Nds. FG v. 7.2.1996, EFG 1997, 11, aufgeh. durch BFH v.<br />

31.1.1997 – VI R 83/96, BFH/NV 1997, 647), <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n entzieht.<br />

Nichtanwendbarkeit <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots: Nach übereinstimmen<strong>de</strong>r<br />

Auffassung greift die Verbotsnorm <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 nur bei<br />

Abgrenzungsfragen zwischen Erwerbssphäre und Lebensführungsbereich, und<br />

zwar beschränkt auf <strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Aufwendungsanteil. Keine Anwendungsmöglichkeit<br />

besteht daher bei Konkurrenz<br />

p zwischen verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten<br />

Vgl. BFH v. 8.11.1984 – IV R 186/82, BStBl. II 1985, 286 betr. Geschenkaufwendungen<br />

eines angestellten Chefarztes mit freiberuflicher Arztpraxis; v. 25.2.1988 – IV R<br />

135/85, BStBl. II 1988, 766 betr. Fahrtkosten eines selbst. Rechtsanwalts, <strong>de</strong>r gleichzeitig<br />

Hochschullehrer ist; FG Berlin v. 21.6.1985, EFG 1986, 173, rkr., betr. Arbeitszimmeraufwendungen<br />

eines ArbN, <strong>de</strong>r auch als Bezirksverordneter tätig ist.<br />

p innerhalb einer Überschußeinkunftsart<br />

Vgl. BFH v. 23.3.1984 – VI R 182/81, BStBl. II 1984, 557 [558 f.] betr. Einkünfte aus<br />

§ 19; v. 10.6.1986 – IX R 11/86, BStBl. II 1986, 894 betr. voll und beschränkt abziehbare<br />

WK bei § 21.<br />

E 128 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 179–185 §9<br />

p zwischen nicht stbarer und stpfl. Erwerbssphäre<br />

Vgl. BFH v. 8.7.2003 – VIII R 43/01, BStBl. II 2003, 937 betr. Aufteilung von Schuldzinsen<br />

bei Erwerb einer Kapitalanlage sowie im Grenzbereich von beschr. und unbeschr.<br />

StPflicht.<br />

p zwischen Son<strong>de</strong>rausgaben und WK<br />

Vgl. BFH v. 29.4.1992 – VI R 33/89, BFH/NV 1992, 733 betr. Arbeitszimmeraufwendungen<br />

als WK und Berufsausbildungskosten; v. 10.6.1986 – IX R 11/86, BStBl. II<br />

1986, 894 betr. gemischt veranlaßte Kontokorrentzinsen; v. 27.11.1987 – VI B 176/86,<br />

BFH/NV 1988, 640.<br />

Einstweilen frei.<br />

f) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

Bei Aufwendungen im Rahmen von Dauerschuldverhältnissen (zB laufen<strong>de</strong>n<br />

Zinszahlungen zur Finanzierung eines vermieteten Gebäu<strong>de</strong>s) kann <strong>de</strong>r steuererhebliche<br />

Veranlassungszusammenhang wegen einer erkennbar geän<strong>de</strong>rten Absicht<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. im Zeitablauf umschlagen (etwa bei Veräußerung <strong>de</strong>r Immobilie<br />

und nachträglichen Schuldzinsen; s. insbes. Anm. 170). Dies ist bei stsystematischer<br />

Betrachtung zutreffend, da <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang bei je<strong>de</strong>r<br />

Verausgabungshandlung grds. neu zu prüfen und zu bewerten ist. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich um eine im Tatsachenfeststellungs- und Beweiswürdigungsbereich mitunter<br />

schwer zu beurteilen<strong>de</strong> Frage.<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Aufwendungen auf die Vermögenssphäre<br />

Schrifttum: Grundlegend Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. Köln 2002, § 9 Rn. 471;<br />

Durchlaub, Zur Steuerpflicht <strong>de</strong>r Gewinne aus <strong>de</strong>r Veräußerung von Privatvermögen,<br />

Diss., Berlin 1993; Jonas, Fehlgeschlagene Aufwendungen als Werbungskosten (Die Vermögenssphäre<br />

bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften), Bonn 1993; Wolff, Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />

Grundsatzes <strong>de</strong>r Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre für die Abzugsfähigkeit von<br />

Aufwendungen bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen und aus Vermietung und<br />

Verpachtung, Frankfurt ua. 1993; Alt, Das Überschußerzielungsvermögen im Einkommensteuerrecht,<br />

StuW 1994, 138; Alt, Das Überschußerzielungsvermögen im Einkommensteuerrecht,<br />

Diss., Hei<strong>de</strong>lberg 1994; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />

Diss., Bochum 1995; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />

Diss., Bochum 1995; Krüger, Führen Werbungskosten zu Überschußerzielungsvermögen?,<br />

FR 1995, 633; Flies, Wann sind Verluste von privaten Wirtschaftsgütern Werbungskosten?,<br />

DStR 1996, 89; Flies;, Verluste nicht abziehbarer Wirtschaftsgüter bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />

FR 1996, 702; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, Diss.,<br />

Berlin 1996; Uhlän<strong>de</strong>r, Über Privatvermögensverluste im Privatvermögen, FR 1996, 301.<br />

a) Das Abgrenzungsproblem<br />

Soweit Vermögensgegenstän<strong>de</strong> in irgen<strong>de</strong>iner Form als Einkunftsgrundlage<br />

o<strong>de</strong>r Hilfsmittel im Rahmen einer strelevanten Erwerbsleistung verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, weisen substanzbezogene Aufwendungen einen ambivalenten<br />

Charakter auf (s. bereits OFH v. 26.3. 1947 – IV 1/47 S, StRK EStG [bis 1974]<br />

§ 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. KapVerm.). Es überlagern sich das Veranlassungsprinzip<br />

u. <strong>de</strong>r Grundsatz <strong>de</strong>r Nichtberücksichtigung <strong>de</strong>r Vermögenssphäre (krit.<br />

zum Vermögensneutralitätsprinzip Anm. 186; vgl. Prinz, FR 1986, 407). Das<br />

Veranlassungsprinzip zur Abgrenzung <strong>de</strong>r Erwerbssphäre vom Bereich <strong>de</strong>r Einkommensverwendung<br />

stößt in diesem Problembereich bedingt durch die dualistische<br />

Einkünfteermittlungsmethodik an seine Grenzen.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 129<br />

180–182<br />

183<br />

184<br />

185


186<br />

§9 Anm. 185–186 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Zum Streit, ob <strong>de</strong>r Dualismus <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung gegen Art. 3 GG verstößt, s. Tipke/Lang,<br />

Steuerrecht, § 9 Rn. 187, und grundlegend Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im<br />

Privatvermögen, 1996, 71 ff.; Durchlaub, Zur Steuerpflicht <strong>de</strong>r Gewinne aus <strong>de</strong>r Veräußerung<br />

von Privatvermögen, 1993.<br />

Nur falls es gänzlich an einem Einnahmeerzielungszusammenhang fehlt, zB bei<br />

Beendigung <strong>de</strong>r Einkünfteerzielungsabsicht mit <strong>de</strong>r tatsächlicher Einstellung <strong>de</strong>r<br />

Arbeits-/Vermietungstätigkeit (vgl. BFH v. 2.3.1993 – IX R 69/89, BFH/NV<br />

1993, 532 betr. unbedingten Maklerauftrag für die Veräußerung eines leerstehen<strong>de</strong>s<br />

Hauses; v. 25.9.2002 – IX B 4/02, BStBl. II 2003, 160) o<strong>de</strong>r wenn <strong>de</strong>r Stpfl.<br />

keine Einnahmen erzielen kann, weil das Mietobjekte auf unabsehbare Zeit leersteht<br />

(vgl. BFH v. 19.9.1990 – IX R 5/86, BStBl. II 1990, 1030; v. 16.2.1993 –<br />

IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646; v. 29.10.2002 – VIII B 125/01, BFH/NV<br />

2003, 314), schei<strong>de</strong>n substanzbezogene Aufwendungen von vornherein für <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug aus; es mangelt an einem auch nur beschei<strong>de</strong>nen tatsächlichen o<strong>de</strong>r<br />

geplanten Einnahmebezug.<br />

b) Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichen Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre<br />

(Vermögensneutralitätsprinzip)<br />

Kein „steuerverhaftetes Vermögen“ im Privatbereich: Die dualistische Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>r Einkünfteermittlung (kritisch dazu Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, 187 mwN) ist Ursache <strong>de</strong>s Abgrenzungsproblems bei Aufwendungen<br />

auf die Vermögenssphäre und daher bei <strong>de</strong>r systemgerechten Aus<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s WK-Begriffs zu berücksichtigen:<br />

p Während die Einkünfte bei <strong>de</strong>n sog. privaten Einkunftsarten gem. § 2 Abs. 2<br />

Nr. 2 iVm. §§ 19–23 als abschnittsbezogener Überschuß <strong>de</strong>r Einnahmen über<br />

die WK ermittelt wer<strong>de</strong>n,<br />

p erfolgt die Gewinnermittlung gem. § 2 Abs. 2 Nr. 1 im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />

<strong>de</strong>r §§ 13–18 durch umfassen<strong>de</strong>n Betriebsvermögensvergleich<br />

zweier Stichtage regelmäßig mittels einer StBil. (§ 4 Abs. 1, § 5; § 4 Abs. 3 begrün<strong>de</strong>t<br />

lediglich eine vereinfachte Form <strong>de</strong>r Gewinnermittlung).<br />

Nach <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers erfolgt bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten<br />

somit keine generelle wertmäßige Einbindung <strong>de</strong>s Vermögens in die Überschußermittlung,<br />

son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r die Einkunftsgrundlage bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Vermögensstamm<br />

(insbes. <strong>de</strong>r Beruf, das Kapital- o<strong>de</strong>r Sachvermögen) bleibt als Teil <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />

grds. außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung.<br />

Zur umstrittenen Rechtsfigur <strong>de</strong>s sog. Erwerbs- o<strong>de</strong>r Überschußerzielungsvermögens:<br />

ablehnend: zB v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 85; Uhlän<strong>de</strong>r, FR 1996, 301 [304];<br />

Rauch, Nachträgliche Werbungskosten – zu späte Aufwendungen?, 82 ff.; bejahend:<br />

zB Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 254; Krüger, FR 1995, 633 [635];<br />

Alt, StuW 1994, 138; Frotscher, § 9 Rn. 48.<br />

Die einkunftsneutrale Ausgrenzung <strong>de</strong>r Aufwendungen auf <strong>de</strong>n Vermögensstamm<br />

wurzelt historisch im quellentheoretischen Einkommenskonzept; danach<br />

sollen im Grundsatz nur die aus <strong>de</strong>r Einkunftsquelle (terminologisch präziser<br />

wäre Einkunftsgrundlage) entspringen<strong>de</strong>n Erwerbsbezüge und -aufwendungen<br />

stl. erfaßt wer<strong>de</strong>n, nicht hingegen die Wertentwicklung <strong>de</strong>s Vermögensstammes<br />

selbst.<br />

Zur Historie s. auch Anm. 2. Vgl. weiterhin Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV,<br />

1984, 41, 142–178; Lang in Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986,<br />

53–59; Krüger, FR 1995, 633; s. auch OFH v. 26.3.1947 – IV 1/47 S, StRK EStG [bis<br />

1974] § 9 Sätze 1 u. 2 R. 1 betr. allg. Verwaltungskosten bei Kapitalvermögen.<br />

E 130 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 186–187 §9<br />

Grundsatz <strong>de</strong>r steuerlichen Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre als<br />

allgemeines Rechtsprinzip?: Zur Charakterisierung <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n „steuerverhafteten<br />

Vermögens“ im Privatbereich sprechen Rspr. und Schrifttum teilweise<br />

vom sog. Grundsatz <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre; entsprechend diesem<br />

Prinzip sollen Aufwendungen auf das Vermögen als solches trotz Erfüllung<br />

<strong>de</strong>s Ausgabenkriteriums und eines – mitunter sehr entfernten – Einnahmebezugs<br />

nicht als WK einkunftsmin<strong>de</strong>rnd geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Vgl. BFH v. 26.3.1974 – VIII R 210/72, BStBl. II 1975, 6 betr. entgeltlich erworbenes<br />

dingliches Wohnrecht; v. 1.10.1982 – VI R 192/79, BStBl. II 1983, 18 (19 f.) betr. Zinsen<br />

für einen überwiegend privat genutzten Pkw.; v. 4.7.1990 – GrS 1/89, BStBl. II<br />

1990, 830 betr. vergebliche AK o<strong>de</strong>r HK eines Gebäu<strong>de</strong>s; v. 24.5.2000 – VI R 28/97,<br />

BStBl. II 2000, 474 betr. Veräußerungsverlust bei Verkauf eines selbstgenutzten EFH<br />

wegen einer Versetzung; Kruse, FR 1981, 478; B. Meyer, DStR 1981, 131; Curtius-<br />

Hartung, StbJb. 1982/83, 18, 20; v. Bornhaupt, NWB F. 6, 2885 f.; Wüllenkemper,<br />

Rückfluß von Aufwendungen im EStRecht, 1987, 17 f.; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 52 f.;<br />

Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 471 mwN.; Frotscher, § 9 Rn. 48; s.<br />

hierzu auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 24.<br />

E Stellungnahme: In Anbetracht <strong>de</strong>r engen Grenzen, die <strong>de</strong>r stl. irrelevante Vermögensbereich<br />

wegen <strong>de</strong>r Überlagerung durch erwerbsbezogene Veranlassungszusammenhänge<br />

letztlich aufweist (s. Anm. 187), sollte uE auf die Postulierung<br />

<strong>de</strong>s o.g. Grundsatzes verzichtet wer<strong>de</strong>n (so wohl auch Blümich/Thürmer, §9<br />

Rn. 136; zum verbleiben<strong>de</strong>n Anwendungsumfang <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips<br />

s. Stark in L/B/P, § 9 Rn. 53). Der Substanzbezug von Aufwendungen<br />

steht ihrer WKEigenschaft nicht generell entgegen (so auch Schmidt/Drenseck<br />

XXIII. § 9 Rn. 25); durch die obige Formulierung wird die stl. Grenzziehung daher<br />

eher verwischt als klargestellt (glA Knobbe-Keuk, DStZ 1984, 338–340;<br />

Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 60–62: „Steuerliche Zwitternatur<br />

<strong>de</strong>r Vermögenssphäre“; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 136: „... in dieser Allgemeinheit<br />

nicht zutreffend und damit mißverständlich“).<br />

c) Wirkungsbereich und Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsprinzips bei<br />

Anwendung auf vermögensbezogene Aufwendungen<br />

Das aus <strong>de</strong>r quellentheoretischen Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte herrühren<strong>de</strong><br />

Vermögensneutralitätsprinzip (s. Anm. 186) läßt sich hinsichtlich seiner<br />

konkreten Auswirkungen wie folgt abgrenzen:<br />

Realisierte Wertverän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz infolge von<br />

Verwertungsmaßnahmen o<strong>de</strong>r sonstigen Umschichtungsvorgängen bleiben<br />

– abgesehen von <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rtatbestän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r §§ 17, 23 – außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung.<br />

Insbes. die bei <strong>de</strong>r Veräußerung von WG <strong>de</strong>s Privatvermögens anfallen<strong>de</strong>n<br />

Gewinne o<strong>de</strong>r Verluste sowie die damit unmittelbar zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen sind stl. bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung nicht zu berücksichtigen<br />

(Ausnahme: Gewinne o<strong>de</strong>r Verluste aus privaten Veräußerungsgeschäften iSd.<br />

§ 23 Abs. 3 Satz 1; bei Vorgängen im Rahmen <strong>de</strong>s § 17 entstehen Betriebsausgaben).<br />

Derartige Aufwendungen fallen entsprechend <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />

im steuerneutralen Bereich an (vgl. zB BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98,<br />

BStBl. II 2001, 24 betr. Ausgabeaufgeld bei typisch stiller Beteiligung als AK)..<br />

Unplanmäßige erwerbsbezogene Vermögensverluste (zB Verlust eines Arbeitsmittels,<br />

Ausfall einer Kapitalfor<strong>de</strong>rung) sind nach <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>s betroffenen<br />

Vermögensgegenstan<strong>de</strong>s sowie <strong>de</strong>r konkreten Veranlassung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße<br />

differenziert zu beurteilen (s. eingehend Anm. 190–195).<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 131<br />

187


§9 Anm. 187 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

Nicht realisierte Wertverän<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz wie etwa<br />

konjunkturbedingte o<strong>de</strong>r durch Marktentwicklungen ausgelöste Werterhöhungen<br />

o<strong>de</strong>r Wertmin<strong>de</strong>rungen (zB Kursverluste bei Aktien; Wertverluste bei Immobilien)<br />

können stl. ebenfalls nicht berücksichtigt wer<strong>de</strong>n; es fehlt gemäß <strong>de</strong>m<br />

Aufwendungsbegriff bereits an einer tatsächlichen Vermögensmin<strong>de</strong>rung. Beim<br />

Betriebsvermögensvergleich zulässige Teilwertabschreibungen etwa sind im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nicht möglich, da kein nutzungsbezogener Wertverlust<br />

vorliegt.<br />

Aufwendungen zur Anschaffung, Herstellung o<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Vermögenssubstanz,<br />

die in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungszusammenhang eingesetzt ist,<br />

haben wegen <strong>de</strong>r Überlagerung durch Veranlassungsmotive einen ambivalenten<br />

Charakter (s. Prinz, FR 1986, 407; eingehend Anm. 185). Im Ergebnis schei<strong>de</strong>n<br />

nur die auf nichtabnutzbare WG entfallen<strong>de</strong>n Vermögensaufwendungen gänzlich<br />

aus <strong>de</strong>r stl. Erfassung aus, zB die Anschaffungskosten eines Wertpapiers<br />

o<strong>de</strong>r Grundstücks.<br />

Vgl. zB BFH v. 23.2.2000 – VIII R 40/98, BStBl. II 2001, 24; v. 30.10.2001 – VIII R<br />

29/00, BFH/NV 2002, 268; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 138; v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 91 f.; s. auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn 27 mit Bsp. für<br />

Aufwendungen auf das Vermögen.<br />

Bei abnutzbaren ertragbringen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n sind Abschreibungen<br />

gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 zulässig, ohne daß eine Wertkorrektur bei einer etwaigen<br />

späteren Veräußerung <strong>de</strong>s WG erfolgt (s. auch FG München v. 13.12.<br />

1974, EFG 1975, 251, rkr.: Mehrerlös bei Verkauf eines erwerbsgenutzten Pkw.<br />

ist erfolgsneutral). Der Rechtscharakter <strong>de</strong>r AfA-Regelung ist allerdings str. (wegen<br />

<strong>de</strong>r Erweiterung <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs durch Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 vgl.<br />

Anm. 68).<br />

Aufwendungen auf die Vermögenssubstanz im Zusammenhang mit<br />

Wertverzehr durch erwerbsbedingte Nutzung: Aufwendungen für die Vermögenssubstanz<br />

weisen einen mittelbaren Erwerbsbezug auf, falls <strong>de</strong>r Vermögensgegenstand<br />

zur Einkunftserzielung eingesetzt wird. Kommt ein durch die<br />

erwerbsbezogene Nutzung bedingter Wertverzehr an <strong>de</strong>r Einkunftsgrundlage<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m eingesetzten WG hinzu, so erfährt das o.g. Vermögensneutralitätsprinzip<br />

durch Gesetzgeber und Rspr. erhebliche Einschränkungen, <strong>de</strong>ren rechtssystematische<br />

Be<strong>de</strong>utung auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips str. ist (vgl. auch<br />

Prinz, FR 1986, 407–409). Diese Einschränkungen erstrecken sich auf:<br />

p Aufwendungen für Arbeitsmittel gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6;<br />

p Absetzungen für Abnutzung und Substanzverringerung gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 für<br />

abnutzbare ertragbringen<strong>de</strong> Privatwirtschaftsgüter (AfaA ist eingeschlossen;<br />

vgl. BFH v. 24.11.1994 – IV R 25/94, BStBl. II 1995, 318; v. 9.1.2002 – VI B<br />

222/01, nv., betr. jeweils AfaA bei Unfall auf beruflicher Fahrt)<br />

p Aufwendungen für sog. geringwertige WG gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und 7 iVm. § 6<br />

Abs. 2 (unter 410 E) sowie für Vermögensgegenstän<strong>de</strong> mit einer Nutzungsdauer<br />

von weniger als einem Jahr außerhalb <strong>de</strong>s Anwendungsbereichs von<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und Nr. 7;<br />

p verschie<strong>de</strong>ne weitere Aufwendungsarten, die zwar einen Substanzbezug aufweisen,<br />

aber vorrangig durch die strelevante Einkunftserzielung veranlaßt sind und<br />

nicht von <strong>de</strong>n auch im Überschußermittlungsbereich gelten<strong>de</strong>n Aktivierungsgrundsätzen<br />

erfaßt wer<strong>de</strong>n (zB bei Finanzierung einer fremdvermieteten Immobilie<br />

anfallen<strong>de</strong> Schuldzinsen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, Gebäu<strong>de</strong>versiche-<br />

E 132 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 187–188 §9<br />

rungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 2; Erhaltungsaufwendungen; Fehlaufwendungen);<br />

p unplanmäßige Verluste an Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n, die durch eine konkrete erwerbsbezogene<br />

Tätigkeit o<strong>de</strong>r ein <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen<strong>de</strong>s Scha<strong>de</strong>nsereignis<br />

veranlaßt sind (str.; s. Anm. 190–195);<br />

p Aufwendungen in unmittelbarem Zusammenhang mit stpfl. Gewinnen aus privaten Veräußerungsgeschäften<br />

iSd. § 22 Nr. 2 iVm. § 23. Bei Umschichtungsvorgängen im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s § 17 fallen dagegen Betriebsausgaben an.<br />

E Stellungnahme: UE entspricht die Geltendmachung <strong>de</strong>rartiger substanzbezogener<br />

Aufwendungen als WK <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung;<br />

bei strikter Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sollten sämtliche durch<br />

die Erwerbstätigkeit ausgelösten Vermögensopfer mit Ausnahme nutzungsunabhängiger,<br />

reiner Wertmin<strong>de</strong>rungen zum stl. Abzug zugelassen wer<strong>de</strong>n.<br />

So auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften,<br />

1995, 43 ff.; Flies, FR 1996, 702; aA: Satz 3: Blümich/Thürmer, §9<br />

Rn. 140; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 110ff.; Kruse, FS Ritter,<br />

413, 419 ff.; Jakob/Wittmann, FR 1988, 552.<br />

Dies ergibt sich unmittelbar aus Abs. 1 Satz 1, aber auch aus <strong>de</strong>n speziellen Anordnungen<br />

in Abs. 1 Satz 3. Die o.g. Grenzen <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes<br />

sind daher folgerichtig; die entsprechen<strong>de</strong>n Gesetzesanordnungen haben<br />

in ihrer inhaltlichen Kernaussage lediglich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Die vom<br />

Gesetzgeber getroffene Wertentscheidung zum grundsätzlichen Verzicht auf die<br />

stl. Erfassung insbes. von Veräußerungsgewinnen und -verlusten läßt die o.g. Beurteilung<br />

uE unberührt.<br />

d) Fallgruppen vermögensbezogener Aufwendungen<br />

Bei Berücksichtigung <strong>de</strong>r Überlagerung <strong>de</strong>r o.g. Prinzipien (s. Anm. 185), <strong>de</strong>ren<br />

Regel-/Ausnahmeverhältnis zueinan<strong>de</strong>r str. ist, lassen sich vermögensbezogene<br />

Aufwendungen rechtssystematisch wie folgt zuordnen, wobei dies allerdings in<br />

<strong>de</strong>r Besteuerungspraxis nicht immer ein<strong>de</strong>utig möglich ist:<br />

Aufwendungen zur Anschaffung, Herstellung, Erhaltung o<strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rung<br />

von ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsgütern kommen nur dann für<br />

einen WKAbzug in Betracht, falls es sich um eine planmäßig abnutzbare, dh. einem<br />

nutzungsbedingten Wertverzehr unterliegen<strong>de</strong> Vermögenssubstanz han<strong>de</strong>lt (s. bereits<br />

unter Bezugnahme auf <strong>de</strong>n Aufwendungsbegriff Anm. 95; auch Anm. 186,<br />

187). Die stl. Geltendmachung erfolgt bei <strong>de</strong>n aktivierungspflichtigen Aufwendungen<br />

regelmäßig über die AfA gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7; Erhaltungsaufwendungen<br />

sind dagegen zum Verausgabungszeitpunkt als allgemeine WK gem.<br />

Abs. 1 Satz 1 abziehbar. Ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>s erwerbsbezogenen Wertverzehrs<br />

wäre <strong>de</strong>r steuerrelevante Überschuß unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />

unzutreffend bemessen.<br />

Trotz evtl. bestehen<strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhangs schei<strong>de</strong>n die in einer<br />

nicht abnutzbaren Vermögenssubstanz nach <strong>de</strong>n Aktivierungsgrundsätzen gespeicherten<br />

Aufwendungen gänzlich aus <strong>de</strong>r strelevanten Erwerbssphäre aus (zB<br />

AK für verpachtete Grundstücke, ertragbringen<strong>de</strong> Wertpapiere; vgl. BFH v.<br />

30.10.2001 – VIII R 29/00, BFH/NV 2002, 268; s. auch v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 91 f.: keine Aufwendungen).<br />

Aufwendungen zur Erzielung nicht steuerbarer Einnahmen: Aufwendungen,<br />

die zwar einen ökonomischen Hintergrund haben, aber im wesentlichen<br />

durch Tätigkeiten o<strong>de</strong>r Leistungen zur Erzielung nicht stbarer Einnahmen wirt-<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 133<br />

188


§9 Anm. 188 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

schaftlich veranlaßt sind, bil<strong>de</strong>n keine WK. Das Fehlen „steuerverhafteten Privatvermögens“<br />

(s. Anm. 186) zieht insoweit – steuersystematisch konsequent –<br />

<strong>de</strong>n Ausschluß <strong>de</strong>s WKAbzugs nach sich. Eine Aufteilung gemischt substanzveranlaßter<br />

Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Folge <strong>de</strong>s anteiligen Abzugs kommt nur in<br />

Ausnahmefällen bei Vorliegen klarer Abgrenzungskriterien in Betracht; ansonsten<br />

gilt <strong>de</strong>r Wesentlichkeitsgrundsatz (s. Anm. 177). Die neuere Rspr. wen<strong>de</strong>t<br />

bei <strong>de</strong>r Versagung <strong>de</strong>s WKAnsatzes wegen überwiegen<strong>de</strong>n Substanzbezugs insoweit<br />

allgemein einen strengen Maßstab an, ist bei <strong>de</strong>r Bejahung von WK also<br />

großzügig. So besteht zB bei vorübergehend leerstehen<strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>r Veranlassungszusammenhang<br />

von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit fort, wenn<br />

sich <strong>de</strong>r Stpfl. ernsthaft und nachhaltig um die Vermietung <strong>de</strong>r Wohnung bemüht,<br />

selbst wenn er das Vermietungsobjekt daneben – zB wegen <strong>de</strong>r Schwierigkeiten<br />

einer Vermietung – auch zum Erwerb anbietet (BFH v. 9.7.2003 – IX R<br />

102/00, BStBl. II 2003, 940; v. 9.7.2003 – IX R 48/02, BFH/NV 2004, 170).<br />

Ausreichend ist, daß <strong>de</strong>r Stpfl. – neben einem stfreien Vermögensvorteil – einen<br />

(ggf. auch geringeren) Einnahmeüberschuß anstrebt (BFH v. 7.12.1999 – VIII R<br />

8/99, BFH/NV 2000, 825). Im übrigen kann <strong>de</strong>r strelevante Veranlassungsfaktor<br />

im Zeitablauf wechseln.<br />

E Finanzierungsaufwendungen: In die Kategorie <strong>de</strong>r stneutralen Vermögensaufwendungen<br />

fallen etwa Schuldzinsen und an<strong>de</strong>re Kreditkosten für <strong>de</strong>n Erwerb von<br />

Kapitalvermögenswerten (zB Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, GmbH-<br />

Beteiligungen), falls die Erwartung eines nicht stbaren Wertzuwachses (außerhalb<br />

von §§ 17, 23) gegenüber einer längerfristigen strelevanten Einkunftserzielung<br />

(zB durch Gewinnanteile, Zinserträge o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckte Gewinnausschüttungen)<br />

anhand äußerlich erkennbarer Merkmale <strong>de</strong>utlich und konkret im<br />

Vor<strong>de</strong>rgrund steht; eine nur mitursächliche Hoffnung auf im stneutralen Vermögensbereich<br />

zu realisieren<strong>de</strong> Wertsteigerungen reicht dagegen für die Versagung<br />

<strong>de</strong>s WKAbzugs nicht aus.<br />

Vgl. BFH v. 8.7.2003 – VIII R 43/01, BStBl. II 2003, 937 betr. Schuldzinsen bei einheitlich<br />

angeschafften, teilweise fremdfinanzierten Bun<strong>de</strong>sanleihen: keine Aufteilung,<br />

wenn Einkunftserzielung gegenüber <strong>de</strong>r stfreien Vermögensmehrung im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

steht; s. hierzu auch Völlmeke, HFR 2003, 1161.<br />

E Aufwendungen zur Vermögensumstrukturierung: Nichtabziehbare Vermögensaufwendungen<br />

liegen auch dann vor, wenn <strong>de</strong>ren unmittelbarer wirtschaftlicher<br />

Veranlassungsfaktor steuerneutrale Vermögensanlage-, Vermögensumschichtungs-<br />

o<strong>de</strong>r Vermögensverwertungsmotive sind; dies ist unabhängig davon, ob<br />

sich die Aufwendungen auf ertragbringen<strong>de</strong>, ertraglose, abnutzbare o<strong>de</strong>r nicht<br />

abnutzbare WG erstrecken. So bil<strong>de</strong>n zB Prozeß- und Anwaltskosten, die durch<br />

einen Rechtsstreit über <strong>de</strong>n Verkauf bzw. Kauf einer Immobilie außerhalb <strong>de</strong>r<br />

Veräußerungsfrist (§ 23 Abs. 1 Nr. 1) o<strong>de</strong>r über die Eigentumsverhältnisse verursacht<br />

sind, wegen dominanten Substanzbezugs keine WK.<br />

Vgl. BFH v. 8.6.1966 – VI 258/64, BStBl. III 1966, 536 betr. Prozeßkosten von im<br />

Ausland beschlagnahmten Wertpapieren; v. 22.4.1975 – VIII R 110/70, BStBl. II 1975,<br />

663; v. 3.6.1975 – VIII R 274/71, BStBl. II 1975, 664 betr. Anwaltskosten für einen<br />

Streit um das Eigentum an einem Grundstück;; v. 17.6.1999 – III R 37/98, BStBl. II<br />

1999, 600 betr. Kosten eines Erbschaftsstreits und <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Erbschaftsteuererklärung,<br />

auch wenn zum Nachlaß nur Einkunftserzielungsvermögen gehört; v.<br />

13.12.2000 – IX B 106/00, BFH/NV 2001, 766 zu Veräußerungskosten; an<strong>de</strong>rs jedoch<br />

bei Aufwendungen eines Hauseigentümers in einem Räumungsprozeß gegen <strong>de</strong>n Mieter,<br />

die <strong>de</strong>r Erwerbsphäre zugeordnet wer<strong>de</strong>n, obgleich <strong>de</strong>r Rechtsstreit unmittelbar<br />

<strong>de</strong>r Veräußerung <strong>de</strong>s Hauses diente: BFH v. 25.7.1972 – VIII R 56/68, BStBl. II 1972,<br />

880; v. 17.1.1978 – VIII R 97/75, BStBl. II 1978, 337; zu weiteren Bsp. aus <strong>de</strong>r Rspr.<br />

E 134 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 188–190 §9<br />

zu Aufwendungen auf das Vermögen bzw. im Zusammenhang mit Einnahmen s.<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 27 f.<br />

E Vorbereiten<strong>de</strong> und nachträgliche Vermögensaufwendungen: Aufwendungen, die in <strong>de</strong>r<br />

Vorbereitungsphase eines Engagements anfallen und zu diesem Zeitpunkt bereits<br />

wie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Beendigung bzw. Verhin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r steuerrelevanten Tätigkeit<br />

bzw. Leistung dienen, wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rechtsprechung als primär vermögensbezogen<br />

gänzlich vom Abzug ausgeschlossen (dazu krit. Anm. 162). Gleiches gilt<br />

für auf die Zeit nach Veräußerung eines ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsguts<br />

entfallen<strong>de</strong> Aufwendungen, zB nachträgliche Schuldzinsen (dazu Anm. 170).<br />

Unplanmäßig in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong> Vermögensverluste können außerhalb<br />

<strong>de</strong>s unmittelbaren Anwendungsbereichs von Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nur bei<br />

Vorliegen eines strengen Bedingungsrahmens als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n,<br />

zB Verlust von Arbeitsmitteln o<strong>de</strong>r immobilienbezogene Fehlaufwendungen<br />

(eingehend zum Beurteilungsraster Anm. 190–195). Bei <strong>de</strong>r Veräußerung von<br />

„steuerneutralen“ WG auftreten<strong>de</strong> Verluste sind systementsprechend in aller Regel<br />

nicht abziehbar (vgl. BFH v. 24.5.2000 – VI R 28/97, BStBl. II 2000, 474).<br />

Nichtrealisierte Vermögenswertmin<strong>de</strong>rungen (zB reine Kursverluste bei Aktien)<br />

erfüllen nicht die Kriterien <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs, <strong>de</strong>r allein an tatsächlich<br />

vollzogene Realakte anknüpft, so daß eine stl. Geltendmachung bereits von daher<br />

ausschei<strong>de</strong>t (s. Anm. 65).<br />

Einstweilen frei.<br />

5. Vermögensverluste<br />

Schrifttum: Flies, Vermögensverluste bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, Bochum 1995; Krüger,<br />

Führen Werbungskosten zu Überschußerzielungsvermögen?, FR 1995, 633; Flies,<br />

Wann sind Verluste von privaten Wirtschaftsgütern Werbungskosten?, DStR 1996, 89;<br />

Flies, Verluste nicht abziehbarer Wirtschaftsgüter bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, FR 1996,<br />

702; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 1996; Uhlän<strong>de</strong>r, Über Privatvermögensverluste<br />

im Privatvermögen, FR 1996, 301.<br />

a) Rechtsgrundlage für <strong>de</strong>n Abzug von Vermögensverlusten<br />

Die steuergesetzliche Basis für die Berücksichtigung von Vermögenseinbußen<br />

ist str. (vgl. v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; Knobbe-Keuk, JbFStR 1984/85, 49;<br />

FG Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr.); dies kann Folgen für Höhe und<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r WK haben (s. Wassermeyer, DStR 1982, 557f.). Zum Begriff<br />

„Vermögensverlust“ s. Anm. 191. UE ist zwischen folgen<strong>de</strong>n Rechtsgrundlagen<br />

und <strong>de</strong>ren Abgrenzung zu unterschei<strong>de</strong>n (vgl. hierzu auch v. Bornhaupt, DStZ<br />

1992, 777):<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 (Absetzung für außergewöhnliche<br />

Abnutzung): Bei Vermögenseinbußen an abnutzbarem Erwerbsvermögen<br />

(Frotscher, § 9 Rn. 48: „Berufsvermögen“) erfolgt die stl. Geltendmachung allein<br />

im Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfaA gem. § 9 Abs. 1 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1<br />

Satz 7 als lex specialis (vgl. BFH v. 9.1.2002 – VI B 222/01, n.v., betr. Unfall auf<br />

beruflicher Fahrt; Krüger, FR 1995, 633 [640]); bei gemischtgenutztem Erwerbsvermögen<br />

ist eine uU schätzungsweise Aufteilung <strong>de</strong>r AfaA vorzunehmen.<br />

Der WKAbzug erfolgt im Jahr <strong>de</strong>s Eintritts <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Vermögensmin<strong>de</strong>rung,<br />

spätestens bei <strong>de</strong>ren Ent<strong>de</strong>ckung. UU vom Stpfl. gezahlte, mit <strong>de</strong>r<br />

Vermögenseinbuße zusammenhängen<strong>de</strong> Beträge (zB Reparaturkosten) sind<br />

stneutral zu behan<strong>de</strong>ln, so daß eine Doppelberücksichtigung ausschei<strong>de</strong>t (glA<br />

Wassermeyer, DStR 1982, 558; FG Köln v. 29.10.1980, EFG 1981, 128, rkr.);<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 135<br />

189<br />

190


191<br />

§9 Anm. 190–191 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n sollte <strong>de</strong>m Stpfl. uE insoweit ein Wahlrecht eingeräumt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Abs. 1 Satz 1 (allgemeiner Werbungskostenbegriff): Die übrigen erwerbsbezogen<br />

veranlaßten Vermögenseinbußen (zB bei nicht abnutzbarem Erwerbsvermögen,<br />

wesensmäßig privaten Gegenstän<strong>de</strong>n) einschl. verlustbedingter<br />

Folgeaufwendungen (zB Ersatzleistung an <strong>de</strong>n ArbG wegen gestohlener Berufsgel<strong>de</strong>r)<br />

können nur im unmittelbaren Anwendungsbereich <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs<br />

gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Hiervon geht wohl auch <strong>de</strong>r BFH ohne weitere Begr. aus: zB BFH v. 1.9.1997 – VIII<br />

B 105/96, BFH/NV 1998, 450; v. 7.5.1993 – VI R 38/91, BStBl. II 1993, 663, jeweils<br />

zu Darlehensverlusten; so auch Krüger, FR 1995, 633, 940; aA betr. privatgenutzte<br />

WG Glanegger, DStZ 1984, 585; uE verstößt dies gegen <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1;<br />

s. auch v. Bornhaupt, BB 1986, 1963.<br />

Der Vermögensverlust bil<strong>de</strong>t bei tatsächlicher Realisation, ggf. aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />

erst bei Erkennbarkeit uE eine Aufwendung, die entsprechend <strong>de</strong>m<br />

eingetretenen Wertverzehr zu bewerten ist; eine Barausgabe setzt <strong>de</strong>r Aufwendungsbegriff<br />

nach allg. Verständnis nicht voraus (vgl. BFH v. 13.1.1989 – VI R<br />

51/85, BStBl. II 1989, 382 betr. Verlust einer For<strong>de</strong>rung eines ArbN gegenüber<br />

<strong>de</strong>m ArbG). Eingehend zum Aufwendungsbegriff s. Anm. 65–71).<br />

b) Veranlassungsprinzip als Beurteilungsleitlinie<br />

Bedingt durch die quellentheoretische Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

und die nur unvollständige stl. Einbindung <strong>de</strong>s Vermögensstammes als Einkunftsgrundlage<br />

(vgl. dazu eingehend Anm. 186) bereitet die Qualifikation unplanmäßiger,<br />

in Erwerbsnähe anfallen<strong>de</strong>r Vermögenseinbußen, -beschädigungen<br />

und -zerstörungen (= Vermögensverluste) einschl. verlustbedingter Folgeaufwendungen<br />

sowohl aus stsystematischer Sicht als auch in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

erhebliche Schwierigkeiten.<br />

Beispiele: Entwertung einer For<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r eines verzinslichen Darlehens; diebstahlsbedingter<br />

Geldverlust auf einer Dienstreise o<strong>de</strong>r Veruntreuung von Gel<strong>de</strong>rn; Ersatzleistungen<br />

durch <strong>de</strong>n ArbN an <strong>de</strong>n ArbG wegen gestohlener Gel<strong>de</strong>r; Zerstörung<br />

eines beruflich genutzten Pkw.; immobilienbezogene Fehlaufwendungen; Inanspruchnahme<br />

eines ArbN aus einer <strong>de</strong>m ArbG gewährten Bürgschaft.<br />

Das <strong>de</strong>n WKUmfang teleologisch bestimmen<strong>de</strong> Leistungsfähigkeitsprinzip gebietet<br />

zumin<strong>de</strong>st in Teilbereichen trotz fehlen<strong>de</strong>n Betriebsvermögens eine steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Berücksichtigung (ähnlich Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundlagen<br />

<strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 55).<br />

E Die BFH-Rspr. ist bei <strong>de</strong>r Anerkennung von Vermögensverlusten eher restriktiv<br />

und hat unter Anwendung <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze <strong>de</strong>n WKAbzug nur<br />

für bestimmte Ausnahmefälle zugelassen.<br />

ZB BFH v. 25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 betr. Diebstahl eines Privat-<br />

Pkw auf einer Dienstreise; v. 28.1.1994 – VI R 25/93, BStBl. II 1994, 355 betr. Beschädigung<br />

eines neben <strong>de</strong>r Dienstwohnung abgestellten Privat-Pkw; v. 7.5.1993 – VI R<br />

38/91, BStBl. II 1993, 663 betr. ArbN-Darlehen.<br />

In diesem Zusammenhang stellt <strong>de</strong>r BFH bei <strong>de</strong>r Abgrenzung zur stl. unbeachtlichen<br />

privaten Vermögenssphäre entschei<strong>de</strong>nd darauf ab, ob das betroffene<br />

WG ausschließlich o<strong>de</strong>r weitaus überwiegend Erwerbszwecken dient (zB. bei<br />

Arbeitsmitteln) o<strong>de</strong>r – bei privaten WG – ob <strong>de</strong>r Verlust bzw. die Beschädigung<br />

bei <strong>de</strong>ren Verwendung für erwerbsbezogene Zwecke eintritt o<strong>de</strong>r das scha<strong>de</strong>nsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Ereignis <strong>de</strong>r Erwerbssphäre zuzuordnen ist (s. BFH v. 9.12.2003 –<br />

VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v. 28.1.1994 – VI R 25/93, BStBl. II 1994,<br />

E 136 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 191 §9<br />

355). Dennoch bleiben im Ergebnis noch viele Fragen offen, zB die stl. Behandlung<br />

<strong>de</strong>r Darlehensverluste bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVermögen; vgl. hierzu<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25).<br />

E Das stl. Schrifttum und die finanzgerichtliche Rspr. sind teilweise großzügiger.<br />

So wird im Schrifttum die Auffassung vertreten, daß – abgesehen von bloßen<br />

Wertmin<strong>de</strong>rungen – je<strong>de</strong>s Vermögensopfer, das mit <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung zusammenhängt,<br />

als WK abziehbar ist.<br />

So ausdrücklich Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; Flies, Vermögensverluste bei<br />

<strong>de</strong>n Überschußeinkünften, 1995, 43 ff.; Flies, FR 1996, 702; aA: Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 140; Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 110ff.; Kruse, FS Ritter,<br />

1997, 413 [419 ff.]; Jakob/Wittmann, FR 1988, 552.<br />

Die finanzgerichtliche Rspr hat insbes. bestimmte Vermögensverluste im Bereich<br />

<strong>de</strong>r Einkünfte aus VuV als WK anerkannt.<br />

Vgl. zB FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1998, 1052, rkr, betr. vom Hausmeister veruntreute<br />

Gel<strong>de</strong>r; FG Düss. v. 22.8.1995, EFG 1995, 1096, rkr, betr. Verlust eines <strong>de</strong>m<br />

Mieter zwecks Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s Mietvertrags gewährten Darlehens.<br />

Stellungnahme: Entsprechend <strong>de</strong>n allg. Kriterien <strong>de</strong>s WKBegriffs (s. Anm. 60,<br />

130) kommt es für die stl. Qualifikation <strong>de</strong>s Einzelfalls uE entschei<strong>de</strong>nd darauf<br />

an, ob bei werten<strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> eine erwerbsbezogene<br />

wirtschaftliche Veranlassung <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße vorliegt, als wesentlich erscheint<br />

und nachweisbar ist.<br />

So auch <strong>de</strong>r BFH: vgl. zB BFH v. 13.12.2000 – IX B 106/00, BFH/NV 2001, 766; v.<br />

4.5.1993 – VIII R 7/91, BStBl. II 1993, 832; v. 4.5.1993 – VIII R 89/90, BFH/NV<br />

1994, 225; v. 7.5.1993 – VI R 38/91, BStBl. II 1993, 663; v. 4.7.1986 – VI R 227/83,<br />

BStBl. II 1986, 771; v. 19.3.1982 – VI R 25/80, BStBl. II 1982, 442; vgl. auch Blümich/Thürmer,<br />

§ 9 Rn. 137: entschei<strong>de</strong>nd, welcher Gesichtspunkt überwiegt.<br />

Der Vermögensbezug <strong>de</strong>r Aufwendung tritt durch Verankerung <strong>de</strong>s verlustauslösen<strong>de</strong>n<br />

Ereignisses im Erwerbsbereich strechtlich als unwesentlich in <strong>de</strong>n<br />

Hintergrund. Grds. kommen auch unfreiwillige und mittelbar veranlaßte Aufwendungen<br />

als WK in Betracht (s. Anm. 152); dies entspricht <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip.<br />

Ggf. ist gemäß <strong>de</strong>n Veranlassungsfaktoren eine schätzungsweise<br />

Aufteilung vorzunehmen (§ 12 Nr. 1 Satz 2 greift in diesem Fallbereich nicht<br />

ein, s. auch Anm. 179). Ob es sich um abnutzbare, nichtabnutzbare, materielle<br />

o<strong>de</strong>r immaterielle WG <strong>de</strong>s Privatvermögens han<strong>de</strong>lt, ist für die stl. Qualifikation<br />

auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips unerheblich; s. aber zur Rechtsgrundlage<br />

Anm. 190.<br />

Strelevante Verluste sind allerdings von <strong>de</strong>n nicht stbaren nutzungsunabhängigen<br />

Wertmin<strong>de</strong>rungen vor allem aufgrund geän<strong>de</strong>rter Marktverhältnisse und<br />

von Vermögensumschichtungsvorgängen abzugrenzen.<br />

ZB <strong>de</strong>n Verlust bei <strong>de</strong>r Veräußerung eines Miethauses o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kursverlust bei Aktien;<br />

allg. Meinung: BFH v. 29.11.1990 – X R 197/87, BStBl. II 1991, 300; v. 9.11.1993 – IX<br />

R 81/90, BStBl. II 1994, 338 betr. Verluste für Fremdwährungsdarlehen; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 140; Frotscher, § 9 Rn. 49; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 24<br />

mwN.<br />

In Grenzfällen wer<strong>de</strong>n daher subtile Unterscheidungen erfor<strong>de</strong>rlich, die naturgemäß<br />

beim jeweiligen Rechtsanwen<strong>de</strong>r unterschiedlich ausfallen und verfahrensrechtliche<br />

Beweisprobleme nach sich ziehen (vgl. o.V., HFR 1986, 625; Heinikke,<br />

FR 1987, 210). Nicht ausreichend für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug ist es, daß <strong>de</strong>r<br />

Scha<strong>de</strong>n ohne die konkrete berufliche Tätigkeit nicht eingetreten wäre (so ausdrücklich<br />

BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771). Auch die Frage<br />

<strong>de</strong>s Verschul<strong>de</strong>ns beim Anfall <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße ist grds. unerheblich.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 137


192<br />

193<br />

§9 Anm. 192–193 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

c) Fallgruppensystematik<br />

Unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen Überschußeinkunftsart lassen sich die einschlägigen<br />

Sachverhalte unter zwei aufeinan<strong>de</strong>r aufbauen<strong>de</strong>n Gesichtspunkten<br />

systematisieren:<br />

p nach <strong>de</strong>m Charakter <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße betroffenen Gegenstands (so auch<br />

BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; verfeinert durch v.<br />

Bornhaupt, BB 1986, 1963; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 86–89a) o<strong>de</strong>r<br />

p nach <strong>de</strong>m Grad <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Konkretisierung <strong>de</strong>s Vermögensverlusts (privater,<br />

neutraler o<strong>de</strong>r erwerbsbezogener wirtschaftlicher Auslöser; die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>s Erwerbsbezugs vom neutralen Ereignis wird allerdings unterschiedlich<br />

weit gezogen; s. o.V., HFR 1986, 625; Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen<br />

<strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 57 f.).<br />

Im Einzelfall können sich Überschneidungen ergeben. Wegen <strong>de</strong>r anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Rechtsgrundlagen vgl. Anm. 190.<br />

Im Ergebnis sind an die Konkretisierung <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Veranlassung<br />

<strong>de</strong>r Vermögenseinbuße um so strengere Anfor<strong>de</strong>rungen zu stellen, je ein<strong>de</strong>utiger<br />

<strong>de</strong>r Vermögensgegenstand selbst seinem objektiven Charakter nach <strong>de</strong>m reinen<br />

Privatbereich zuzuordnen ist. Ein strelevanter Wechsel in <strong>de</strong>r Funktion eines<br />

WG durch Eintritt <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße ist uE möglich und kann das<br />

Entstehen von Erwerbsaufwendungen bewirken. So fällt zB <strong>de</strong>r Verlust eines arbeitsplatzsichern<strong>de</strong>n<br />

Arbeitnehmerdarlehens aus <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 20 in<br />

<strong>de</strong>n Regelungsbereich <strong>de</strong>s § 19, wenn – ungeachtet <strong>de</strong>r Verzinsung – <strong>de</strong>r risikobehaftete<br />

Einsatz aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n erfolgt (vgl. BFH v. 7.5.1993 – VI R<br />

38/91, BStBl. II 1993, 663).<br />

d) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s reinen<br />

Erwerbsvermögens<br />

Es ist zu unterschei<strong>de</strong>n zwischen<br />

– Arbeitsmitteln iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und<br />

– Gegenstän<strong>de</strong>n, die selbst als Grundlage für eine Einkunftserzielung dienen<br />

(zB vermietete Immobilie, zinsbringen<strong>de</strong>s Darlehen).<br />

Der Verlust o<strong>de</strong>r die Beschädigung von Arbeitsmitteln führt – auch im<br />

Rahmen eines neutralen, handlungsunabhängigen Zufallsereignisses – zu WK,<br />

soweit nicht die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten selbst bereits einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />

berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

ZB als geringwertige WG; vgl. BFH v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v.<br />

4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 174;<br />

v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl Arbeitsmittel“; Frotscher, §9<br />

Rn. 48; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 215, 234, 249; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 600 „Vermögensverluste“).<br />

Die erwerbsbezogene Widmung <strong>de</strong>s Gegenstands bestimmt in aller Regel <strong>de</strong>ssen<br />

weiteres stl. Schicksal (nach hM Geltendmachung über AfaA gem. § 7 Abs. 1<br />

Satz 7); dies gilt uE auch für verlustbehaftete Nebenkosten im Zusammenhang<br />

mit Arbeitsmitteln. Eine Ausnahme besteht nach allg. Grundsätzen allerdings<br />

für erkennbar rein privat veranlaßte Vermögensverluste, da die erwerbsbezogene<br />

Widmung insoweit durch private Motive dominant überlagert wird (glA BFH v.<br />

9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491). Problematisch ist dies, wenn ein<br />

Angehöriger, zB <strong>de</strong>r Ehegatte, <strong>de</strong>n Verlust herbeiführt. Allein die Tatsache, daß<br />

ein Angehöriger gehan<strong>de</strong>lt hat, reicht dafür aber nicht (BFH v. 25.10.1989 – X<br />

R 69/88, BFH/NV 1990, 553 betr. Unterschlagung eines mitarbeiten<strong>de</strong>n Ehe-<br />

E 138 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 193 §9<br />

gatten; v. 3.6.1993 – VIII R 26/92, BFH/NV 1994, 366 betr. Veruntreuung <strong>de</strong>s<br />

früheren Ehegatten). Der Verlust eines Arbeitsmittels kann in diesen Fällen uE<br />

allenfalls dann <strong>de</strong>r privaten Sphäre <strong>de</strong>s Stpfl. zugeordnet wer<strong>de</strong>n, wenn er das<br />

Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Angehörigen (o<strong>de</strong>r sonstigen Dritten) dul<strong>de</strong>t (so auch Söhn in<br />

K/S/M, § 4 Rz. E 760).<br />

E Diebstahl eines nahezu ausschließlich beruflich genutzten Pkw (= Arbeitsmittel): Wird<br />

<strong>de</strong>r Pkw. entwen<strong>de</strong>t und später in stark beschädigtem Zustand wie<strong>de</strong>r aufgefun<strong>de</strong>n,<br />

so bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>ne und nicht durch eine Versicherung ersetzte Scha<strong>de</strong>n<br />

WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

nichtselbst. Arbeit (BFH v. 29.4.1983 – VI R 139/80, BStBl. II 1983, 586; v.<br />

25.5.1992 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44).<br />

E Verlust einer Violine einer Orchestermusikerin durch Diebstahl o<strong>de</strong>r Unterschlagung<br />

kann im Wege <strong>de</strong>r AfaA zu Erwerbsaufwendungen führen (BFH v.<br />

9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491).<br />

E Veruntreuung von für einen Arbeitsmittelerwerb geleisteten Anzahlungen soll bei einem<br />

ArbN nicht zu <strong>de</strong>n WK rechnen.<br />

BFH v. 21.3.1975 – VI R 131/73, BStBl. II 1975, 641 betr. einen zu 90 vH beruflich<br />

genutzten Pkw.; glA FG Münster v. 23.6.1982, EFG 1983, 165, rkr.; vgl. auch FG Ba.-<br />

Württ. v. 5.11.1986, EFG 1987, 299, rkr., betr. einen zum Verlustzeitpunkt nicht mehr<br />

beruflich genutzten Pkw.<br />

UE nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz unzutreffend und überholt, da es sich<br />

um reine verlorene Erwerbsaufwendungen han<strong>de</strong>lt (ähnlich bei immobilienbezogenen<br />

Fehlaufwendungen, s. hierzu Anm. 166); eine strengere Beurteilung<br />

greift bei gemischt genutzten WG mit einer erwerbsbezogenen Nutzungsquote<br />

zwischen 10 vH und 90 vH ein.<br />

E Diebstahl eines Arbeitskittels während einer Dienstreise führt zu WK (vgl. Heinicke,<br />

FR 1987, 210). Gleiches gilt bei Veruntreuung von Mietgel<strong>de</strong>rn durch einen<br />

Hausverwalter (vgl. FG Bremen v. 13.11.1997, EFG 1998, 1052, rkr.).<br />

Vermögenseinbußen an einer Einkunftsgrundlage führen nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />

<strong>de</strong>s BFH regelmäßig nur bei abnutzbarer Vermögenssubstanz zum WKAbzug,<br />

und zwar im Rahmen <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 (uU ist eine Einbeziehung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

in die AHK eines neuen WG geboten; zu vergeblichen Aufwendungen<br />

insbes. betr. Immobilien s. eingehend Anm. 166). Weitaus restriktiver verfährt<br />

<strong>de</strong>r BFH bei nicht abnutzbarem Erwerbsvermögen, wo die stl.<br />

Geltendmachung eines Vermögensverlustes nahezu ausgeschlossen ist (vgl. zB<br />

BFH v. 28.11.1990 – X R 197/87, BStBl. II 1991, 300; v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 94 mwN).<br />

E Verlorene Anzahlungen auf AK eines zur Erzielung von Überschußeinkünften<br />

vorgesehenen WG können, wenn das angestrebte Anschaffungsgeschäft nicht<br />

zustan<strong>de</strong> gekommen ist und eine Rückzahlung nicht erlangt wer<strong>de</strong>n kann, in vollem<br />

Umfang als WK gem. § 11 Abs. 2 Satz 1 in <strong>de</strong>m Zeitpunkt abzuziehen sein,<br />

in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utlich wird, daß sie ohne Gegenleistung bleiben und eine Rückzahlung<br />

nicht zu erlangen.<br />

Vgl. BFH v. 28.6.2002 – IX R 51/01, BStBl. II 2002, 758; s. weiterhin zu verlorenen<br />

Anzahlungen bei § 21: Anm. 165, 166, und Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 50<br />

mwN u. Rn. 57.<br />

E Verlust eines ArbN-Darlehens führt bei beruflicher Veranlassung zu WK bei <strong>de</strong>n<br />

Einkünften aus § 19. Auch wenn die Darlehensfor<strong>de</strong>rung normalverzinslich ist,<br />

ist dies ausnahmsweise dann nicht im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfte aus Kapitalvermögen<br />

(§ 20) zu würdigen, son<strong>de</strong>rn bei <strong>de</strong>n Einkünften aus nichtselbst. Arbeit<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 139


194<br />

§9 Anm. 193–194 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

(§ 19) zu berücksichtigen, wenn mit <strong>de</strong>r Darlehensgewährung <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>s<br />

Kapitals bewußt aus solchen Grün<strong>de</strong>n riskiert wird, die in <strong>de</strong>r beruflichen Sphäre<br />

<strong>de</strong>s ArbN liegen. Der (wirtschaftliche) Verlust <strong>de</strong>r Darlehensfor<strong>de</strong>rung ist danach<br />

dann durch das Arbeitsverhältnis veranlaßt, wenn <strong>de</strong>r risikobehaftete Einsatz<br />

<strong>de</strong>s Kapitals – und nicht die Überlassung zur Nutzung – aus beruflichen<br />

Grün<strong>de</strong>n (zB zur Arbeitsplatzsicherung) erfolgt ist (BFH v. 7.5.1993 – VI R 38/<br />

91, BStBl. II 1993, 663).<br />

E Verlust einer Darlehensfor<strong>de</strong>rung kann nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH nicht zu WK bei<br />

<strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen führen.<br />

Vgl. zB BFH v. 1.9.1997 – VIII B 105/96, BFH/NV 1998, 450; v. 12.5.1995 – VI R<br />

64/94, BStBl. II 1995, 644 (645); v. 19.5.1992 – VIII R 16/88, BStBl II. 1992, 902<br />

(904); v. 27.6.1989 – VIII R 30/88, BStBl. II 1989, 934, mwN.<br />

Tritt <strong>de</strong>r Verlust <strong>de</strong>r Darlehensfor<strong>de</strong>rung endgültig ein, ist aber uE unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />

– an<strong>de</strong>rs als bei bloßen Wertschwankungen (so<br />

zutr. BFH v. 9.11.1993 – IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289 zu Kursverlusten bei<br />

Fremdwährungsdarlehen) – eine Versagung <strong>de</strong>s WKAbzugs kaum zu rechtfertigen.<br />

So auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 25; aA wohl v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 94, <strong>de</strong>r zwischen <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>r Erwerbsquelle – kein Abzug – und <strong>de</strong>m Verlust<br />

eines nicht abschreibbaren WG, das zur Einkunftserzielung eingesetzt wird<br />

– WKAbzug –, unterschei<strong>de</strong>t.<br />

e) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit planmäßig gemischtgenutzten<br />

Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

Die vollumfängliche stl. Qualifikation <strong>de</strong>r Vermögenseinbuße als WK kommt<br />

nur dann in Betracht, wenn das Scha<strong>de</strong>nsereignis nach <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz<br />

bei <strong>de</strong>r Verwendung <strong>de</strong>s Gegenstands für rein erwerbsbezogene<br />

Zwecke eintritt (vgl. BFH v. 9.12.2003 – VI R 185/97, BStBl. II 2004, 491; v.<br />

4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771). Bei handlungsunabhängigen neutralen<br />

Scha<strong>de</strong>nsereignissen dürfte die stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von WK<br />

auf <strong>de</strong>n erwerbsbezogenen Nutzungsanteil begrenzt sein (glA Glanegger, DStZ<br />

1984, 584 f.).<br />

Anwendungsfälle:<br />

E Pkw.-Unfallkosten beim ArbN: Der BFH hat in stRspr. <strong>de</strong>n Grundsatz aufgestellt,<br />

daß <strong>de</strong>rartige Aufwendungen strechtlich das Schicksal <strong>de</strong>r Fahrt teilen, auf<br />

<strong>de</strong>r sie entstan<strong>de</strong>n sind, und ggf. neben <strong>de</strong>r Entfernungspauschale <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 4 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können. Ist die Vermögenseinbuße allerdings<br />

„allzu lose und entfernte Folge“ gelegentlich einer Geschäftsfahrt (also<br />

keine reisespezifischen Schä<strong>de</strong>n) o<strong>de</strong>r ist eine Überlagerung <strong>de</strong>r Geschäftsfahrt<br />

durch private Zielvorstellungen festzustellen, so wird <strong>de</strong>r Erwerbsbezug unterbrochen.<br />

Vgl. etwa BFH v. 6.4.1984 – VI R 103/79, BStBl. II 1984, 434; v. 11.10.1984 – VI R<br />

48/81, BStBl. II 1985, 10; v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; v. 25.5.1992<br />

– VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44; v. 30.11.1993 – VI R 21/92, BStBl. II 1994, 256; v.<br />

30.6.1995 – VI R 26/95, BStBl. II 1995, 744.<br />

E Zerstörung eines Pkw., <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Garage steht, durch Blitzschlag (zu 50 vH beruflich<br />

und zu 50 vH privat genutzt) führt uE zum anteiligen WKAbzug gem.<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 7 (str.).<br />

E 140 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 195 §9<br />

f) Vermögenseinbußen im Zusammenhang mit nicht <strong>de</strong>r Einkunftserzielung<br />

dienen<strong>de</strong>m Privatvermögen<br />

In diesem Sachverhaltsbereich kommt ein WKAbzug nur in Betracht, falls sich<br />

die Vermögenseinbuße auf ein konkretes erwerbsbezogenes Ereignis o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

eine ursächliche berufliche Risikobeziehung zurückführen läßt, die <strong>de</strong>n<br />

ursprünglichen Privatbezug überlagert und bei strechtlicher Wertung dominiert<br />

(BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83, BStBl. II 1986, 771; letzteres str., vgl. o.V.,<br />

HFR 1986, 625f.; Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts,<br />

1986, 57 f.). Ein neutrales Zufallsereignis allein ist nicht ausreichend. Die Voraussetzungen<br />

für <strong>de</strong>n Erwerbsbezug sind streng, wobei allerdings uE für die<br />

Grundqualifikation unerheblich ist, ob es sich um ein abnutzbares o<strong>de</strong>r ein<br />

nichtabnutzbares WG han<strong>de</strong>lt; letzteres hat aber ggf. für die anzuwen<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rechtsgrundlage Be<strong>de</strong>utung (uU mit materiellen Folgen, s. Anm. 190).<br />

Anwendungsfälle:<br />

E Zerstörung <strong>de</strong>s privaten Pkw. eines Polizeibeamten durch Einwirkung Dritter aus<br />

in <strong>de</strong>r Berufssphäre liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n (hier: Racheakt gegen <strong>de</strong>n Polizisten)<br />

bewirkt in Höhe <strong>de</strong>s Wertverlustes WK; die subjektiven Erwägungen <strong>de</strong>r scha<strong>de</strong>nsstiften<strong>de</strong>n<br />

Person stellen <strong>de</strong>n Erwerbsbezug her (BFH v. 19.3.1982 – VI R<br />

25/80, BStBl. II 1982, 442 unter Bezugnahme auf AfaA). UE unzutreffend hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r herangezogenen Rechtsgrundlage (AfaA gem. § 7 Abs. 1 Satz 7), da<br />

das WG nicht plangemäß in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß eingesetzt wird.<br />

Der WKAbzug ergibt sich vielmehr unmittelbar aus Abs. 1 Satz 1; die wertmäßig<br />

zu bestimmen<strong>de</strong> Vermögenseinbuße selbst hat Aufwendungscharakter (so<br />

wohl nun auch <strong>de</strong>r BFH v. 25.5.1993 – VI R 171/88, BStBl. II 1993, 44 betr.<br />

Diebstahl eines Privat-Pkw während einer Dienstreise).<br />

E Beschädigung eines privaten Pkw eines Leiten<strong>de</strong>n Baudirektors durch unbekannte<br />

Täter führt zu WK, wenn dies Beschädigung aus berufsbedingten Grün<strong>de</strong>n erfolgte<br />

(FG Saarl. v. 30.8.2000, EFG 2000, 1249, rkr.). Die Beschädigung eines<br />

privaten Pkw. erfolgt aber nicht dann schon aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n, weil dieser<br />

neben <strong>de</strong>r Dienstwohnung abgestellt ist. Der Wohnbereich <strong>de</strong>s Stpfl. ist auch<br />

dann <strong>de</strong>ssen privater Lebenssphäre zuzuordnen, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. aus beruflichen<br />

Grün<strong>de</strong>n seinen Wohnsitz an einem solchen Ort innehat o<strong>de</strong>r sogar innehaben<br />

muß, an <strong>de</strong>m sein privates Eigentum einer erhöhten Gefährdung (zB Diebstahls-<br />

o<strong>de</strong>r Beschädigungsgefahr) ausgesetzt ist (BFH v. 28.1.1994 – VI R 25/<br />

93, BStBl. II 1994, 355).<br />

E Verlust von Privatkleidung o<strong>de</strong>r sonstiger Privatgegenstän<strong>de</strong> während einer Dienstreise<br />

kann bei beruflicher Veranlassung zu WK führen. Die erfor<strong>de</strong>rliche Erwerbsveranlassung<br />

ist gegeben, wenn ein ArbN auf einer Dienstreise einen Scha<strong>de</strong>n an<br />

solchen Gegenstän<strong>de</strong>n erlitten hat, die er mitgenommen hat, weil er sie auf <strong>de</strong>r<br />

Dienstreise verwen<strong>de</strong>n musste, und wenn <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n sich als Konkretisierung<br />

einer reisespezifischen Gefährdung (zB Diebstahls-, Transport- o<strong>de</strong>r Unfallscha<strong>de</strong>n)<br />

erweist und nicht nur gelegentlich <strong>de</strong>r Reise eingetreten ist (vgl. BFH v.<br />

30.11.1993 – VI R 21/92, BStBl. II 1994, 256, best. durch BFH v. 30.6.1995 –<br />

VI R 26/95, BStBl. II 1995, 744). Bei <strong>de</strong>r Beschädigung von Klei<strong>de</strong>rn bei einem<br />

Berufskraftfahrer von schweren Lkw realisiert sich zB – an<strong>de</strong>rs als bei normalen<br />

Flug- o<strong>de</strong>r Bahnreisen<strong>de</strong>n – ein berufsbedingtes Risiko, das <strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlichen<br />

Veranlassungszusammenhang zur Erwerbssphäre herstellt (vgl. Thür. FG v.<br />

4.11.1999, EFG 2000, 211). Der berufliche Zusammenhang ist dagegen nicht<br />

ein<strong>de</strong>utig erkennbar, wenn mitgenommene Schmuckgegenstän<strong>de</strong> auf einer<br />

Dienstreise gestohlen wer<strong>de</strong>n (vgl. FG München v. 7.7.1999, EFG 1999, 1216,<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 141<br />

195


§9 Anm. 195 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

rkr.). Gleiches gilt nach <strong>de</strong>r vorstehen<strong>de</strong>n BFH-Rspr. für <strong>de</strong>n Verlust von Privatgegenstän<strong>de</strong>n,<br />

die <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Stpfl. auf <strong>de</strong>r Dienstreise begleiten<strong>de</strong> Ehegatte mitgeführt<br />

hat. Der für die Konkretisierung <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs anzulegen<strong>de</strong> Maßstab<br />

sollte nicht zu streng gehandhabt wer<strong>de</strong>n; uE daher bereits WK bei Vergießen<br />

von Tinte über <strong>de</strong>n Anzug im Büro.<br />

E Verlust einer Geldbörse o<strong>de</strong>r von Geld ist unter <strong>de</strong>nselben Voraussetzungen wie<br />

<strong>de</strong>r Verlust von sonstigen bei einer Dienstreise mitgeführten Kleidung o<strong>de</strong>r Privatgegenstän<strong>de</strong>n<br />

als WK abziehbar (s.o.; so auch Schmidt/Drenseck XXIII. § 9<br />

Rn. 57; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl von Geld“). Danach<br />

kommt ein WKAbzug <strong>de</strong>s Diebstahlsverlusts von Geld, das <strong>de</strong>r Stpfl. während<br />

einer Dienstreise mit sich führt, grds. nicht in Betracht, auch wenn sich <strong>de</strong>r<br />

Diebstahl auf einer Dienstreise ereignet. Insoweit han<strong>de</strong>lt es sich nur um einen<br />

Verlust „gelegentlich“ einer Dienstreise (BFH v. 4.7.1986 – VI R 227/83,<br />

BStBl. II 1986, 771). Als WK abziehbar ist uE nach diesen Grundsätzen aber<br />

<strong>de</strong>r Verlust von Geld, das sich im auf einer Dienstreise gestohlenen Reisegepäck<br />

befun<strong>de</strong>n hat, da sich hier eine typische Reisegefahr konkretisiert (so zutr. v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl von Geld“; im Ergebnis auch<br />

FG Hamb. v. 13.10.1982, EFG 1983, 344, rkr.). Gleiches wird für <strong>de</strong>n Verlust von<br />

zweckbestimmtem Geld (Reisekostenvorschuß; Geld zur Anschaffung von für <strong>de</strong>n<br />

ArbG bestimmten WG) gelten müssen (str.; glA: FG Köln v. 29.10.1980, EFG<br />

1981, 128, rkr.; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 57; aA: Hess. FG v.<br />

3.6.1986, EFG 1986, 597, rkr.; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 700 „Diebstahl<br />

von Geld“). Insbes. wegen <strong>de</strong>r äußeren Neutralität <strong>de</strong>s Gel<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>ssen<br />

Austauschbarkeit wird die stl. Beurteilung von Geldverlusten in <strong>de</strong>r Praxis auf<br />

<strong>de</strong>r Beweisebene sehr schwierig sein. Gleichwohl sollte uE bei atypisch gelagerten<br />

Sachverhalten mit beson<strong>de</strong>rs hohem erwerbsbezogenen Risikograd o<strong>de</strong>r erkennbarem<br />

wirtschaftlichen Risikozusammenhang bei werten<strong>de</strong>r Anwendung<br />

von Veranlassungsgrundsätzen eine großzügigere Auffassung vertreten wer<strong>de</strong>n.<br />

E Verlust von Hausrat bei einem dienstlich veranlaßten Umzug löst nach hM <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 in Höhe <strong>de</strong>s Wertverlusts zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s<br />

Scha<strong>de</strong>nseintritts, ggf. <strong>de</strong>n Wie<strong>de</strong>rbeschaffungskosten aus (vgl. v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 630 „Verlust von Hausrat“; nach FG Düss. v. 5.4.1978, EFG<br />

1978, 539, rkr., können nur die eventuelle Wie<strong>de</strong>rbeschaffungskosten WK sein).<br />

E Bürgschaftsverlust: Die Inanspruchnahme eines ArbN aus einer für <strong>de</strong>n ArbG<br />

übernommenen Bürgschaft ohne einen werthaltigen Rückgriffsanspruch bil<strong>de</strong>t<br />

WK im Zusammenhang mit einem Dienstverhältnis (zB bei <strong>de</strong>m Fremdgeschäftsführer<br />

einer GmbH; ggf. liegen vorbereiten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Aufwendungen<br />

vor), falls die Bereitschaft zur Risikotragung im Übernahmezeitpunkt<br />

überwiegend aus im beruflichen Bereich liegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n erfolgt (zB<br />

zur Sicherung <strong>de</strong>r Unternehmensfortführung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r angestrebten beruflichen<br />

Karriere), nicht dagegen aus privater Verbun<strong>de</strong>nheit. Dem steht nicht entgegen,<br />

daß Bürgschaftsprovisionen vereinbart waren (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. B 402a). Dies gilt bei stl. anerkanntem Arbeitsverhältnis auch für ArbN-<br />

Ehegatten. Ein Mißverhältnis zwischen <strong>de</strong>r Bürgschaftssumme und <strong>de</strong>r Höhe<br />

<strong>de</strong>r Berufsbezüge läßt uU auf private Veranlassungsmotive schließen. Die<br />

Bürgschaftsübernahme selbst erfolgt im steuerneutralen Bereich, erst beim Anfall<br />

von Aufwendungen aus einer Inanspruchnahme stellt sich die Frage <strong>de</strong>s einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n<br />

Abzugs. Später vom ArbN erlangter Ersatz <strong>de</strong>r Bürgschaftsaufwendungen<br />

führt zu stpfl. Einnahmen bei § 19.<br />

BFH v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395 betr. angestellte Filmschauspielerin;<br />

entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bürgschaftsübernahme: BFH v. 24.4.1997 – IV<br />

E 142 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 195–199 §9<br />

R 42/96, BFH/NV 1997, 837; vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 401–B<br />

407; Schmidt/Drenseck XXIII. § 19 Rn. 60 „Bürgschaft“; grundlegend auch Rauch,<br />

Nachträgliche WK – zu späte Aufwendungen, 1996, 89 f.; glA FG Berlin v. 31.3.1978,<br />

EFG 1979, 172 betr. nachträgliche WK bei Bürgschaftsinanspruchnahme eines ArbN-<br />

Ehegatten, best. durch BFH v. 7.8.1981 – VI R 113/78, n.v. Mit einer Bürgschaftsübernahme<br />

im Zusammenhang stehen<strong>de</strong> Provisionsbezüge <strong>de</strong>s ArbN gehören zu <strong>de</strong>n sonstigen<br />

Einkünften gem. § 22 Nr. 3, so daß auch ggf. bei dieser Einkunftsart abzugsbeschränkte<br />

WK anfallen können; s. FG München v. 6.8.1987, EFG 1988, 295, rkr., dazu<br />

auch Glanegger, FR 1988, 483.<br />

Die Beurteilung auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips gilt gleichermaßen bei <strong>de</strong>r<br />

Bürgschaftsinanspruchnahme eines Gesellschafter-Geschäftsführers für seine<br />

GmbH. Kriterien für Erwerbsaufwendungen im Rahmen <strong>de</strong>s § 19 sind etwa: Sicherung<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsbezüge als Existenzgrundlage; Erhalt <strong>de</strong>r Geschäftsführerstellung;<br />

kein wirtschaftliches Risikomißverhältnis; allein haftungsbeschränken<strong>de</strong><br />

Funktion <strong>de</strong>r GmbH. Vor allem bei Allein- o<strong>de</strong>r Mehrheitsgesellschaftern können<br />

sich Abgrenzungsprobleme zu § 20 ergeben, falls neben <strong>de</strong>r ArbNTätigkeit<br />

auch ein nicht unwesentliches Renditeinteresse im Zusammenhang mit <strong>de</strong>n<br />

GmbH-Anteilen besteht (s. aber Nds. FG v. 22.11.1994, VIII (II) 241/90, VIII<br />

241/90, II 241/90, n.v.: kein WKAbzug bei § 20); entschei<strong>de</strong>nd ist <strong>de</strong>r engere<br />

wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang, bei gleichwertigen Veranlassungsfaktoren<br />

ist aufzuteilen. UU sind die Sicherheitsgestellungen aber auch – insbes.<br />

bei umfangreichen Beteiligungen (vgl. hierzu Schmidt/Drenseck XXIII. § 19<br />

Rn 60 „Bürgschaft“, und v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 404 ff., jeweils<br />

mwN) – durch das Gesellschaftsverhältnis veranlaßt und stellen insoweit nachträgliche<br />

AK <strong>de</strong>r Beteiligung dar, die nur im Rahmen <strong>de</strong>s § 17 Berücksichtigung<br />

fin<strong>de</strong>n (zur Inanspruchnahme aus Mitverpflichtung bzw. Bürgschaften als nachträgliche<br />

AK iSd. § 17 <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach s. insbes. BFH v.<br />

6.7.1999 – VIII R 9/98, BStBl. II 1999, 817; s. auch Degen, DStR 1996, 1753).<br />

Auch bei an<strong>de</strong>ren Sachverhaltsgestaltungen, die in sämtlichen Überschußeinkunftsarten<br />

anzutreffen sind, kommt eine stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von<br />

Bürgschaftszahlungen in Betracht, falls die Risikoübernahme durch <strong>de</strong>n Stpfl. einen<br />

konkreten Erwerbsbezug aufweist; dies ist meist Tatfrage.<br />

E Kautionsverlust: Der Verlust einer <strong>de</strong>m ArbG zur Begründung <strong>de</strong>s Dienstverhältnisses<br />

gestellten Kaution (zB wegen Insolvenz) ist beim ArbN als WK im<br />

Rahmen <strong>de</strong>s § 19 stmin<strong>de</strong>rnd zu berücksichtigen, und zwar zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt,<br />

in welchem sich die Verlustrealisation mit großer Wahrscheinlichkeit herausstellt<br />

(BFH v. 13.1.1989 – VI R 51/85, BStBl. II 1989, 382). Gleiches kann für ein arbeitsplatzsichern<strong>de</strong>s<br />

Schuldanerkenntnis gelten (vgl. FG Köln v. 8.2.2001, EFG<br />

2001, 624, nrkr.).<br />

Einstweilen frei.<br />

E. Angemessenheit von Werbungskosten<br />

Schrifttum: Leu, Steuerän<strong>de</strong>rungsgesetz 1992 – verschärfte Bestimmungen für Bewirtung<br />

und Geschenke, DStZ 1992, 563; Woring, Die „neue“ Angemessenheit <strong>de</strong>r Werbungskosten<br />

nach <strong>de</strong>m Steuerän<strong>de</strong>rungsgesetz 1992, KÖSDI 1992, 8937; Helkenberg, Die Unangemessenheit<br />

von Betriebsausgaben nach § 4 Abs. 5 Nr. 7 EStG, Frankfurt u.a., 1994.<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

196–199<br />

E 143


200<br />

201<br />

§9 Anm. 200–201 Abs. 1 Satz 1: Aufwendungen und<br />

I. Vorbemerkung<br />

Das Angemessenheitsprinzip durchzieht das gesamte StRecht und greift überall<br />

dort Platz, wo das besteuerungsrelevante Wesen eines wirtschaftlichen Vorgangs<br />

durch besteuerungsirrelevante Umstän<strong>de</strong> überlagert o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckt wird (so Tipke/Lang,<br />

Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 251). Sichtbar wird dieses Prinzip<br />

insbes. bei <strong>de</strong>r Prüfung von unangemessenen Gestaltungen (§ 42 AO), bei unangemessenen<br />

Gewinnverteilungen, ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttungen o<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckten<br />

Einlagen, Verträgen zwischen nahen Angehörigen und Geschäftsbeziehungen<br />

zu nahe stehen<strong>de</strong>n Personen im Ausland gem. § 1 AStG (Maßstab ist<br />

hier jeweils <strong>de</strong>r Fremdvergleich).<br />

Auch <strong>de</strong>r WKAbzug unterliegt <strong>de</strong>r Angemessenheitsprüfung. Dies wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Vergangenheit kontrovers diskutiert, da insbes. die Frage nach <strong>de</strong>r Rechtsgrundlage<br />

nicht geklärt war. Nunmehr hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber im St¾ndG 1992 v.<br />

25.2.1992 (BGBl. I 1992, 297; BStBl. I 1992, 146) mit Wirkung ab <strong>de</strong>m VZ 1992<br />

auch in diesem Punkt über § 9 Abs. 5 eine weitgehen<strong>de</strong> Gleichbehandlung von<br />

BA und WK durch sinngemäße Anwendung <strong>de</strong>r Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

(insbes. Nr. 7: unangemessene Aufwendungen) quasi rechtsprechungsbrechend<br />

(vgl. noch BFH v. 12.1.1990 – VI R 29/86, BStBl. II 1990, 423: keine Angemessenheitsprüfung<br />

betr. Charterkosten für Privatflugzeug) hergestellt (zur Neufassung<br />

<strong>de</strong>s § 9 Abs. 5: Woring, KÖSDI 1992, 8937; Leu, DStZ 1992, 563).<br />

Angemessenheitsprüfung im vorliegen<strong>de</strong>n Zusammenhang besagt, daß eine<br />

privatautonom getroffene Entscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. über die Höhe einer Erwerbsaufwendung<br />

durch die FinVerw. und die Gerichte anhand objektivierbarer<br />

Kriterien (allg. Verkehrsauffassung) im Fremdvergleich auf ihre Zweckmäßigkeit,<br />

Erfor<strong>de</strong>rlichkeit, Üblichkeit und wirtschaftliche Berechtigung überprüft<br />

und ggf. durch das Resultat <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rweitig durchgeführten Feststellung ersetzt<br />

wird.<br />

II. Notwendigkeit, Zweckmäßigkeit und Üblichkeit<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

Die tatbestandsmäßige Zuordnung von Aufwendungen zum Bereich <strong>de</strong>r WK einerseits<br />

(§ 9 Abs. 1) und zum Bereich <strong>de</strong>r privaten Einkommensverwendung an<strong>de</strong>rerseits<br />

erfolgt nach neuerer stRspr. mit Hilfe <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (vgl.<br />

Anm. 130 mwN). Liegt nachweisbar eine <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz genügen<strong>de</strong><br />

erwerbsbezogene Veranlassung von Aufwendungen im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Überschußeinkünfte vor, sind die Aufwendungen im Grundatz WK. Es kommt<br />

nach hM nicht darauf an, ob die Aufwendungen notwendig, üblich o<strong>de</strong>r zweckmäßig<br />

sind.<br />

BFH v. 15.5.1981 – VI R 66/78, BStBl. II 1981, 735 betr. Aufwendungen eines ArbN<br />

für ein kostspieliges Arbeitsmittel; best. in BFH v. 31.1.1986 – VI R 78/82, BStBl. II<br />

1986, 355 betr. einen antiquarischen Wert aufweisen<strong>de</strong> Arbeitsmittel; v. 17.7.1992 – VI<br />

R 12/91, BStBl. II 1992, 1036; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 20 mwN; Frotscher,<br />

§ 9 Rn. 24; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 118; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 122.<br />

Es liegt ausschließlich im Ermessen <strong>de</strong>s Stpfl., Art und Höhe <strong>de</strong>s erwerbsbezogenen<br />

Aufwendungsumfangs, zB für Arbeitsmittel und Fortbildung, zu bestimmen.<br />

Eine Eingrenzung <strong>de</strong>r abziehbaren Aufwendungen durch <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r<br />

sozialen Adäquanz ist nicht zulässig (BFH v. 15.5.1981 – VI R 66/78, BStBl. II<br />

1981, 735). Ausschließlich <strong>de</strong>r Stpfl. kann entschei<strong>de</strong>n, welche Aufwendungen<br />

E 144 Kreft


Einnahmen, Veranlassungsprinzip Anm. 201–202 §9<br />

er im Interesse <strong>de</strong>r Einkunftserzielung für sachdienlich erachtet, auch wenn sie<br />

nach objektivem Maßstab unwirtschaftlich sind; er muß <strong>de</strong>n Erwerbsbezug <strong>de</strong>r<br />

Aufwendungen allerdings entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen verfahrensrechtl. Regeln<br />

<strong>de</strong>r Feststellungslast nachweisen (s. eingehend Anm. 54, 55). Dies gilt uE<br />

selbst dann, wenn ein ArbN dabei gegen Weisungen <strong>de</strong>s ArbG verstößt.<br />

So auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 123; Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 20; v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 119; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 118; an<strong>de</strong>rs aber BFH<br />

v. 15.12.1967 – VI R 33/65, BStBl. II 1968, 150, und v. 15.12.1967 – VI R 202/67,<br />

BStBl. II 1968, 395; v. 10.12.1971 – VI R 180/71, BStBl. II 1972, 257.<br />

Die Unüblichkeit, Unzweckmäßigkeit o<strong>de</strong>r Nichtnotwendigkeit einer Aufwendung<br />

vermag lediglich in Grenzfällen, wo die stl. Zuordnung zur Erwerbs- o<strong>de</strong>r<br />

Privatsphäre zweifelhaft ist (zB bei Aufwendungen, die ebenso gut privater Natur<br />

sein könnten), einen wi<strong>de</strong>rlegbaren Hinweis darauf zu geben, daß <strong>de</strong>r auslösen<strong>de</strong><br />

Beweggrund für das Tätigen <strong>de</strong>r Aufwendungen ganz o<strong>de</strong>r teilweise im<br />

privaten Bereich liegt.<br />

Vgl. BFH v. 31.1.1975 – VI R 42/74, BStBl. II 1975, 421; v. 11.10.1973, VIII R 187/<br />

71, BStBl. II 1974, 200; v. 28.10.1976 – IV R 35/76, BStBl. II 1977, 238; v. 4.3.1986 –<br />

VIII R 188/84, BStBl. II 1986, 373. Vgl. aus <strong>de</strong>m Schrifttum Wassermeyer, StuW<br />

1981, 249f.; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 124; Gosch, StBp. 1997, 190.<br />

Eine zwingen<strong>de</strong> Versagung o<strong>de</strong>r Begrenzung <strong>de</strong>s Aufwendungsabzugs kann aus<br />

<strong>de</strong>r Unangemessenheit allein jedoch nicht gefolgert wer<strong>de</strong>n; es han<strong>de</strong>lt sich lediglich<br />

um ein wi<strong>de</strong>rlegbares Indiz im verfahrensrechtlichen Beweisbereich.<br />

III. Abzugsverbot für die Lebensführung berühren<strong>de</strong><br />

unangemessene Aufwendungen<br />

Nach § 4 Abs. 5 Nr. 7 dürfen Aufwendungen, die die Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rer Personen berühren, nicht als Betriebsausgaben abgezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

soweit sie nach allg. Verkehrsauffassung als unangemessen anzusehen sind (hierzu<br />

ausf.: Helkenberg, Die Unangemessenheit von Betriebsausgaben nach § 4<br />

Abs. 5 Nr. 7 EStG, 1994; zur Auslegung <strong>de</strong>s Tatbestands s. § 4 Anm. 1600 ff.).<br />

Seit <strong>de</strong>m VZ 1992 (s. Anm. 200) gilt diese Vorschrift über § 9 Abs. 5 auch für<br />

WK (s. auch Anm. 700).<br />

Im Grundsatz steht <strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen, wenn die Aufwendungen<br />

wirtschaftlich unangemessen sind (ebenso wie bei fehlen<strong>de</strong>r Zweckmäßigkeit,<br />

Üblichkeit, Notwendigkeit, s. Anm. 201). Das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Nr. 7 greift nur in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen die Aufwendungen an sich in vollem<br />

Umfang durch die Erwerbstätigkeit veranlaßt sind, aber <strong>de</strong>nnoch einen Bezug<br />

zur privaten Lebensführung haben (so zutr. § 4 Anm. 1623; Frotscher, §9<br />

Rn. 65; Stark in L/B/P, § 9 Rn. 120; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 572). Dagegen<br />

sind Aufwendungen, die bereits durch die Lebensführung – und damit privat –<br />

mitveranlaßt sind, ggf. nach <strong>de</strong>r BFH-Rspr. bei fehlen<strong>de</strong>r Aufteilbarkeit schon<br />

insgesamt keine abziehbaren WK.<br />

Ein (bloßes) Berühren <strong>de</strong>r Lebensführung iSd. § 4 Abs. 5 Nr. 7 ist uE gegeben,<br />

wenn neben <strong>de</strong>r ausschließlichen Erwerbsveranlassung gleichzeitig – objektiv<br />

gesehen – private Motive und Bedürfnisse <strong>de</strong>s Stpfl. o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>ren Person<br />

eine Rolle gespielt haben (ausf. zum Tatbestandsmerkmal <strong>de</strong>s „Berührens“ und<br />

zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Gra<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r privaten Motive: § 4 Anm. 1623 f.).<br />

Nach <strong>de</strong>m Wortlaut <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 7 aE richtet sich <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>s nichtabziehbaren<br />

Teils (nach Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 273: ver-<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 145<br />

202


203–209<br />

210<br />

§9 Anm. 202–210 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />

<strong>de</strong>ckt privat veranlaßten Teils) <strong>de</strong>r WK nach <strong>de</strong>r allg. Verkehrauffassung (zu <strong>de</strong>n<br />

Rechtsbegriffen „allgemeine Verkehrsauffassung“ und „Unangemessenheit“ s.<br />

ausf. § 4 Anm. 1628 ff.). Danach gilt das Abzugsverbot im Grundsatz nur für<br />

<strong>de</strong>n unangemessenen Teil <strong>de</strong>r Aufwendungen („soweit“; s. hierzu insbes. § 4<br />

Anm. 1645; vgl. auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 573; in Ausnahmefällen auch<br />

vollständiges Abzugsverbot).<br />

Die Beurteilung <strong>de</strong>r Angemessenheit <strong>de</strong>r Aufwendungen erfolgt dabei nicht anhand<br />

von festen Betragsgrenzen, son<strong>de</strong>rn hängt entschei<strong>de</strong>nd von <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Einzelfalls ab (vgl. zB BFH v. 10.3.1978 – VI R 111/76, BStBl. II 1978,<br />

459: 17 200 DM für einen Flügel einer Gymnasiallehrerin unangemessen; dagegen<br />

BFH v. 26.1.2001 – VI R 26/98, BStBl. II 2001, 194: 247 280 DM für eine<br />

Geige eines angestellten Konzertmeisters angemessen). Dem Fremdvergleich als<br />

Beurteilungsmaßstab kommt dabei eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu (vgl. Tipke/<br />

Lang, Steuerrecht, 17. Aufl. 2002, § 9 Rn. 252).<br />

Einstweilen frei.<br />

F. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

als Rechtsfolgeanordnung (Abs. 1 Satz 2)<br />

I. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2<br />

Nach Abs. 1 Satz 2 sind WK bei <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart abzuziehen, bei welcher<br />

sie erwachsen sind; <strong>de</strong>r sachliche Geltungsbereich <strong>de</strong>s § 9 ist dabei auf die<br />

Überschußeinkunftsarten <strong>de</strong>s § 2 Abs. 2 Nr. 2 beschränkt (s. Anm. 15). Während<br />

sich Rspr. und Schrifttum mit <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s WKBegriffs<br />

und <strong>de</strong>r Übernahme <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips aus <strong>de</strong>m Gewinnermittlungsbereich<br />

bereits ausführlich befaßt haben, erfolgt eine Diskussion <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1<br />

Satz 2 nur vereinzelt (s.u.). Stsystematische Be<strong>de</strong>utung und konkreter Inhalt <strong>de</strong>r<br />

Vorschrift sind daher unklar; dies beruht uE nicht zuletzt auf <strong>de</strong>m tatbestandsmäßig<br />

ungenauen Gesetzeswortlaut (s. etwa Anm. 235 zum Begriff „erwachsen“)<br />

sowie einer fehlen<strong>de</strong>n steuergesetzlichen Harmonisierung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Regelungskomplexes <strong>de</strong>r WK (§ 9, § 11 Abs. 2, § 12, §§ 19–23).<br />

Abs. 1 Satz 2 als Rechtsfolgeanordnung zu Satz 1: UE beinhaltet Abs. 1<br />

Satz 2 eine sachliche Rechtsfolgeanordnung zur technischen Durchführung <strong>de</strong>s<br />

WKAbzugs, die in zeitlicher Hinsicht wegen <strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Abschnittsbesteuerung<br />

durch § 11 Abs. 2 präzisiert wird (zu <strong>de</strong>n zeitbezogenen Ausnahmeregelungen<br />

Anm. 221). Die allg. grundqualifikatorischen Tatbestandsvoraussetzungen<br />

für WK wer<strong>de</strong>n dagegen in Abs. 1 Satz 1 sowie ggf. in Satz 3<br />

Nr. 1–7 bestimmt, soweit <strong>de</strong>m ein konstitutiver Charakter zukommt (so auch<br />

Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />

2000, 39 ff.). Dafür spricht insbes. <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2: „Sie sind abzuziehen<br />

...“. Durch diese Formulierung wird <strong>de</strong>utlich, daß <strong>de</strong>r Gesetzgeber bereits<br />

vom Vorliegen von WK (iSd. Abs. 1 Satz 1) bei <strong>de</strong>r Zuordnung zu einer Einkunftsart<br />

ausgeht (vgl. Kreft, aaO, 40). Diese grundsätzliche Unterscheidung<br />

zwischen Grundqualifikation und von Aufwendungen als WK o<strong>de</strong>r Betriebsausgaben<br />

und <strong>de</strong>ren Zuordnung zu einer Einkunftsart bzw. <strong>de</strong>ren Abziehbarkeit ist<br />

auch sonst typisch für das EStG, so zB bei § 3c, § 4 Abs. 5 (vgl. § 4 Anm. 1607),<br />

§ 10 Abs. 1 Satz 1, § 33 Abs. 2 Satz 2. Die inhaltliche Beurteilung von Aufwendungen<br />

als WK setzt daher lediglich eine konkrete Veranlassung durch eine er-<br />

E 146 Kreft


ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 210–216 §9<br />

werbsbezogene Leistung voraus, nicht jedoch generell einen speziellen Einkunftsarten-<br />

o<strong>de</strong>r Einkunftsquellenbezug. Erst bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s<br />

WKAbzugs als Vollzug <strong>de</strong>r steuergesetzlichen Rechtsfolgeanordnung ist zwingend<br />

die Zuordnung zu einer Einkunftsart vorzunehmen. Die einkunftsartenbezogene<br />

Zuordnung ist dabei lediglich das Mittel, um die Gesamtleistungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. zutreffend zu erfassen (so zutr. Drenseck, StuW 1999, 1 [3]). Bei<br />

<strong>de</strong>r praxisbezogenen Rechtsanwendung dürften <strong>de</strong>rartige Differenzierungen allerdings<br />

nur in Ausnahmefällen erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n, da bei <strong>de</strong>r Bestimmung <strong>de</strong>s<br />

wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs von Aufwendungen idR <strong>de</strong>r Einkunftsarten-<br />

und Einkunftsquellenbezug mit festgelegt wird. Dies entspricht<br />

– soweit ersichtlich – <strong>de</strong>r hM im strechtlichen Schrifttum, die teilweise in vorstehen<strong>de</strong>m<br />

Sinne Abs. 1 Satz 2 als Zuordnungsvorschrift begreift.<br />

Vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 2; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 200; Schmidt/<br />

Drenseck XXIII. § 9 Rn. 80; Kreft, Vorab veranlasste Erwerbsaufwendungen im Einkommensteuerrecht,<br />

2000, 40; Wassermeyer, StuW 1981, 245 (246).<br />

Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Abzug vorab veranlaßter Werbungskosten: Ob man<br />

Abs. 1 Satz 2 lediglich als besteuerungstechnische Folgeanordnung begreift o<strong>de</strong>r<br />

die Zuordnung zu einer bestimmten Einkunftsart als Grundvoraussetzung für<br />

<strong>de</strong>n WKBegriff ansieht (so wohl noch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. A 10:<br />

„Die Sätze 1 und 2 <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 hängen inhaltlich eng miteinan<strong>de</strong>r zusammen....“),<br />

hat insbes. Be<strong>de</strong>utung für die Bestimmung <strong>de</strong>r Voraussetzungen, nach<br />

<strong>de</strong>nen ein Abzug als vorab veranlaßte WK möglich ist (dazu ausf. Anm. 162). So<br />

wird teilweise aus Abs. 1 Satz 2 geschlossen, daß Aufwendungen erst dann als<br />

vorab entstan<strong>de</strong>ne WK zu berücksichtigen sind, wenn im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung<br />

ein hinreichend konkreter Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart<br />

zu erkennen ist, innerhalb <strong>de</strong>rer Einnahmen künftig erstrebt wer<strong>de</strong>n<br />

(so ausdrücklich v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 127; uE unzutr., s.<br />

Anm. 162).<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Abzug <strong>de</strong>r Werbungskosten („sind ... abzuziehen“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung<br />

Die Formulierung „sind ... abzuziehen“ bezeichnet die zwingen<strong>de</strong> systemtypische<br />

Rechtsfolge von Erwerbsaufwendungen als Ausfluß <strong>de</strong>s Nettoprinzips (vgl.<br />

dazu Anm. 6), die nur für Ausnahmefälle durchbrochen wird (wegen nichtabziehbarer<br />

WK s. Anm. 216). Bei Vorliegen eines erwerbsbezogenen Veranlassungszusammenhangs<br />

und <strong>de</strong>ssen verfahrensrechtlichem Nachweis (s. Anm. 54)<br />

besteht ein durchsetzbarer Rechtsanspruch auf WKAbzug im entsprechen<strong>de</strong>n<br />

VZ; Abzugswahlrechte bestehen nur vereinzelt (etwa § 82b EStDV; s. Anm. 57,<br />

221). Eine Nachholung von WK in einem vom Verausgabungsjahr abweichen<strong>de</strong>n<br />

VZ ist im Grundsatz nicht zulässig (s. Anm. 57, 222).<br />

2. Abzugsverbote (nichtabziehbare Werbungskosten)<br />

Begriff: Für verschie<strong>de</strong>ne Fallgruppen wer<strong>de</strong>n ihrer Natur nach als WK qualifizierte<br />

Aufwendungen von Gesetzgebung und Rspr. einer Abzugsbeschränkung<br />

o<strong>de</strong>r einem Abzugsverbot unterworfen (zB. Abs. 5 o<strong>de</strong>r § 3c). Die systemtypische<br />

Rechtsfolge <strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen, dh. ihr steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>r Abzug<br />

von <strong>de</strong>n Einnahmen <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschußeinkunftsart (§ 9 Abs. 1<br />

Satz 2), wird dadurch ganz o<strong>de</strong>r teilweise negiert (vgl. Kirchhof in Söhn [Hrsg.],<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 147<br />

211–214<br />

215<br />

216


217–219<br />

220<br />

§9 Anm. 216–220 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />

Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im<br />

EStRecht, 1980, 201 f., <strong>de</strong>r von einer Rechtswidrigkeitsprüfung <strong>de</strong>s Veranlassungstatbestands<br />

spricht; uE zu eng, da nichtabziehbare WK verschie<strong>de</strong>ne Ursachen<br />

haben können). Man spricht – scheinbar wi<strong>de</strong>rsprüchlich in sich – von<br />

nichtabziehbaren WK (vgl. auch Kirchhof in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 201 f.:<br />

„run<strong>de</strong>s Quadrat“).<br />

Be<strong>de</strong>utung: Aus stsystematischer Sicht ist be<strong>de</strong>utsam, daß die Grundqualifikation<br />

von Aufwendungen <strong>de</strong>r Beurteilung ihrer Abziehbarkeit zwingend vorangeht<br />

(vgl. eingehend Anm. 6 mit <strong>de</strong>r Unterscheidung von Grund-, Höhen- und Zeitqualifikation<br />

im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK); bei <strong>de</strong>r praktischen Rechtsanwendung<br />

ergeben sich teilweise Überschneidungen. Der WKCharakter einer Aufwendung<br />

wird von <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkung nicht beeinträchtigt (s.u.<br />

„Wirkungen“). Zu <strong>de</strong>r im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 im Schrifttum diskutierten Frage, ob es sich bei gemischt<br />

veranlaßten Aufwendungen um nichtabziehbare WK han<strong>de</strong>lt o<strong>de</strong>r ob es<br />

ihnen vielmehr <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach an <strong>de</strong>r WKEigenschaft mangelt, vgl. eingehend<br />

Anm. 29; uE gilt aufgrund <strong>de</strong>s Wesentlichkeitsgrundsatzes letzteres.<br />

Wirkungen: Der WKCharakter einer Aufwendung geht trotz einer Abzugsbeschränkung<br />

o<strong>de</strong>r eines Abzugsverbots nicht verloren; auch nichtabziehbare WK<br />

bleiben begrifflich WK. Eine Behandlung <strong>de</strong>s nichtabziehbaren Betrags als Son<strong>de</strong>rausgabe<br />

o<strong>de</strong>r außergewöhnliche Belastung ist daher nicht zulässig. Führt <strong>de</strong>r<br />

Abzug von WK zu einem stl. Verlust, so stellt sich anschließend die Frage <strong>de</strong>s<br />

Verlustausgleichs und Verlustabzugs gem. § 10d; obgleich Verlustverrechnungsbeschränkungen<br />

und -verbote im wirtschaftlichen Ergebnis bezogen auf <strong>de</strong>n<br />

VZ die gleiche Wirkung entfalten wie ganz o<strong>de</strong>r teilweise nichtabziehbare WK,<br />

sind sie stsystematisch einer nachgeordneten Stufe <strong>de</strong>r Einkommensermittlung<br />

zuzuordnen (vgl. § 2).<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

a) Grundsatz <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 1 (Abflußprinzip)<br />

Der Zeitpunkt <strong>de</strong>r stl. Berücksichtigung von WK ergibt sich aus § 11 Abs. 2<br />

Satz 1 (zum Verhältnis von § 9 zu § 11 s. Anm. 28). Danach sind Erwerbsaufwendungen<br />

für das Kj. abzusetzen, in <strong>de</strong>m sie geleistet wor<strong>de</strong>n sind, dh. im Abfluß-<br />

bzw. Verausgabungsjahr, we<strong>de</strong>r früher noch später. Der Stpfl. muß sich<br />

zur Bewirkung <strong>de</strong>s Abflusses <strong>de</strong>r Verfügungsmacht über das Geld o<strong>de</strong>r die geldwerten<br />

Güter durch eine Leistungshandlung begeben; regelmäßig erfolgt dies<br />

durch einen Zahlungsvorgang.<br />

Der Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs ist unabhängig davon, ob es sich um laufen<strong>de</strong>, vorab<br />

veranlaßte o<strong>de</strong>r nachträgliche WK han<strong>de</strong>lt (s. Anm. 160 ff.). Auch Vorauszahlungen<br />

und Nachzahlungen von WK wer<strong>de</strong>n mit stl. Wirkung anerkannt, soweit<br />

kein Gestaltungsmißbrauch iSd. § 42 AO vorliegt (s. Anm. 222). Zu evtl. auftreten<strong>de</strong>n<br />

zeitlichen Zuordnungsproblemen bei Personengemeinschaften, <strong>de</strong>ren<br />

Überschußeinkünfte einheitlich und geson<strong>de</strong>rt gem. § 180 AO festgestellt wer<strong>de</strong>n,<br />

s. Anm. 20 und 50.<br />

E 148 Kreft


ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 221–222 §9<br />

b) Ausnahmen von § 11 Abs. 2 Satz 1<br />

Abweichend zur üblichen Rechtsfolge <strong>de</strong>s Verausgabungsprinzips sind bei <strong>de</strong>r<br />

zeitlichen Geltendmachung von WK verschie<strong>de</strong>ne durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber, die<br />

Rspr. und die FinVerw. geschaffene Ausnahmebestimmungen zu beachten:<br />

Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten abnutzbarer ertragbringen<strong>de</strong>r Privatwirtschaftsgüter<br />

(sog. Werbungskosten iwS) erlangen zeitverteilt über <strong>de</strong>ren<br />

Nutzungsdauer stl. Geltung (Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. §§ 7ff.; die AfA-Regelung<br />

gilt im Rahmen eines Wahlrechts nicht für sog. geringwertige WG iSv. § 6 Abs. 2<br />

und für WG mit weniger als einjähriger planmäßiger Nutzungsdauer).<br />

Regelmäßig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Ausgaben (zB Mieten, Pachten, Zinsen, Renten<br />

uä.), die vom Stpfl. kurze Zeit vor o<strong>de</strong>r nach Beendigung <strong>de</strong>s Kj. geleistet und<br />

fällig wer<strong>de</strong>n (regelmäßig innerhalb eines 10-Tages-Zeitraums), wer<strong>de</strong>n zeitlich<br />

nach <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Perio<strong>de</strong>nzugehörigkeit unabhängig von <strong>de</strong>r Verausgabungshandlung<br />

zugeordnet (s. § 11 Abs. 2 Satz 2 iVm. Abs. 1 Satz 2).<br />

Größere Erhaltungsaufwendungen an im Privatvermögen befindlichen Wohnimmobilien:<br />

Nach <strong>de</strong>m ab 1.1.2004 wie<strong>de</strong>r eingeführten § 82b EStDV können<br />

größere Erhaltungsaufwendungen abweichend von § 11 Abs. 2 auf 2 bis 5 Jahre<br />

verteilt wer<strong>de</strong>n.<br />

Unplanmäßige Vermögensverluste in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre, die als WK zu qualifizieren<br />

sind (zB bei vergeblichen Planungskosten eines endgültig nicht errichteten<br />

Mietwohnhauses), wer<strong>de</strong>n stmin<strong>de</strong>rnd abweichend vom Abflußprinzip uU<br />

erst dann berücksichtigt, wenn sich die Vermögenseinbuße mit großer Wahrscheinlichkeit<br />

herausstellt (s. eingehend Anm. 190–195).<br />

Leistungseinnahmen iSd. § 22 Nr. 3: WK, insbes. vorab veranlaßte WK, wer<strong>de</strong>n<br />

wegen <strong>de</strong>r Verlustverrechnungsbeschränkung (Satz 3) aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n<br />

abweichend vom Verausgabungsjahr berücksichtigt, falls diese ansonsten stl. ins<br />

Leere laufen wür<strong>de</strong>n (vgl. mwN § 22 Anm. 377; BFH v. 3.6.1992 – X R 91/90,<br />

BStBl. II 1992, 1017 betr. Abzug künftiger, mit Sicherheit anfallen<strong>de</strong>r WK;<br />

Schmidt/Wacker XXIII. § 22 Rn. 143). Unter Leistungsfähigkeitsgesichtspunkten<br />

erscheint diese Vorgehensweise sachgerecht. Auch nach <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>r<br />

Verlustvortragsmöglichkeit gem. § 22 Nr. 3 Satz 4 besteht dieses grundsätzliche<br />

Problem fort. Die nachträgliche Rückzahlung von regelmäßig erhaltenen Bestechungsgel<strong>de</strong>rn<br />

soll jedoch nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH erst im Zahlungsjahr steuermin<strong>de</strong>rnd<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 26.1.2000 – IX R 87/95, BStBl. II<br />

2000, 396; v. 31.5.2000 – IX R 73/96, BFH/NV 2001, 25; zust. Fischer, FR<br />

2000, 775). Zur Frage <strong>de</strong>s Abzugszeitpunkts von feststehen<strong>de</strong>n, später zu leisten<strong>de</strong>n<br />

negativen Einnahmen (Rückzahlungen) und nachträglichen WK s. BFH<br />

v. 18.12.1997 – X S 22/96, BFH/NV 1998, 703.<br />

Private Veräußerungsgeschäfte iSv. § 22 iVm. § 23: WK, insbes. vorab veranlaßte<br />

WK, wer<strong>de</strong>n abweichend von § 11 Abs. 2 ebenfalls zur Vermeidung von<br />

Wertungswi<strong>de</strong>rsprüchen zum Abzug in <strong>de</strong>m VZ zugelassen, in <strong>de</strong>m die zu versteuern<strong>de</strong>n<br />

Einnahmen zufließen (vgl. BFH v. 17.7.1991 – X R 6/91, BStBl. II<br />

1991, 916; s. hierzu auch § 23 Anm. 294).<br />

c) Vorauszahlung, Nachzahlung und Nachholung von Werbungskosten<br />

Vorauszahlung: Die bei <strong>de</strong>r Grundqualifikation von Aufwendungen auftreten<strong>de</strong>n<br />

Fragen <strong>de</strong>s Abzugs vorab veranlaßter WK sind zu unterschei<strong>de</strong>n vom Themenbereich<br />

sog. vorgezogener WK, <strong>de</strong>r allein die zeitliche Perio<strong>de</strong>nzuordnung<br />

<strong>de</strong>r Erwerbsaufwendungen gem. § 11 Abs. 2 betrifft. Bei vorgezogenen WK<br />

han<strong>de</strong>lt es sich um vom Stpfl. meist für ein o<strong>de</strong>r mehrere Jahre, unabhängig von<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 149<br />

221<br />

222


223–234<br />

235<br />

§9 Anm. 222–235 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />

ihrer wirtschaftlichen Zugehörigkeit und Fälligkeit, im voraus geleistete Beträge<br />

(zB Schuldzinsen, Verwaltergebühren, Nutzungsentgelte). Die Rspr. hat Vorauszahlungen<br />

im Überschußermittlungsbereich entsprechend <strong>de</strong>m Verausgabungsprinzip<br />

mit steuerlicher Wirkung anerkannt, soweit nicht ein Mißbrauch rechtlicher<br />

Gestaltungsmöglichkeiten iSd. § 42 AO vorliegt und keine „ver<strong>de</strong>ckte<br />

Darlehensgewährung“ erfolgt; ein Gestaltungsmißbrauch insbes. wegen Zusammenballung<br />

von Aufwendungen mit <strong>de</strong>r Folge angemessener WKVerteilung ist<br />

nur dann zu bejahen, wenn für die Vorauszahlung keinerlei wirtschaftlich vernünftige<br />

Erwägungen mit außersteuerlichem Charakter erkennbar sind („willkürliche<br />

Vorauszahlungen“; vgl. BFH v. 5.5.1994 – VI R 100/93, BStBl. II 1994,<br />

643; s. hierzu auch § 11 Anm. 9).<br />

Nachzahlung: Nachträgliche WK, die zeitlich gesehen nach <strong>de</strong>r Beendigung eines<br />

Einnahmezuflusses entstehen, sind von <strong>de</strong>n sog. WKNachzahlungen zu unterschei<strong>de</strong>n;<br />

bei letzteren han<strong>de</strong>lt es sich um Beträge, die nach ihrem Fälligkeitszeitpunkt<br />

bzw. nach ihrer wirtschaftlichen Entstehung vom Stpfl. verausgabt<br />

wer<strong>de</strong>n. Die stl. Anerkennung nachgezogener WK ist im Grundsatz wegen <strong>de</strong>s<br />

Abflußprinzips gem. § 11 Abs. 2 unstr. und wird wegen <strong>de</strong>r Stundungswirkung<br />

zugunsten <strong>de</strong>s Fiskus regelmäßig nicht auf Schwierigkeiten stoßen. Für eine im<br />

Einzelfall <strong>de</strong>nkbare Mißbrauchsmöglichkeit mit <strong>de</strong>r Folge eines steuerwirksamen<br />

Vorziehens bzw. einer zeitl. Verteilung <strong>de</strong>r Nachzahlung bestehen enge Anwendungsvoraussetzungen<br />

(zB bei erheblichen Progressionseffekten durch verzögerte<br />

WKZahlungen o<strong>de</strong>r einer außersteuerlich motivierten Vermeidung <strong>de</strong>s<br />

Unterschreitens bestimmter Grenzwerte); diese liegen uE nur in extrem gelagerten<br />

Ausnahmefällen vor, da ausschließliche Steuerersparnismotive nur selten<br />

vorliegen dürften (s. auch oben „Vorauszahlung“).<br />

Nachholung: Die stmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Berücksichtigung von <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach anerkannten<br />

WK erfolgt gem. <strong>de</strong>m Abflußprinzip iSd. § 11 Abs. 2 zu <strong>de</strong>m Zeitpunkt,<br />

in welchem sich <strong>de</strong>r Leisten<strong>de</strong> <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verfügungsmacht<br />

über das Geld o<strong>de</strong>r die geldwerten Güter begibt (s. Anm. 221 mit Hinweisen auf<br />

bestehen<strong>de</strong> Ausnahmen). Die Geltendmachung zu einem an<strong>de</strong>ren Zeitpunkt, etwa<br />

im Rahmen einer Nachholung irrtümlich o<strong>de</strong>r bewußt nicht angesetzter<br />

WK, schei<strong>de</strong>t aus; insoweit ist eine „Nachholung“ nur mittels <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen<br />

Berichtigungsvorschrift im Abflußjahr zulässig (vgl. auch Anm. 57).<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Abzug bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart<br />

(„bei <strong>de</strong>r Einkunftsart ..., bei <strong>de</strong>r sie erwachsen sind“)<br />

1. Inhalt <strong>de</strong>r gesetzlichen Regelung<br />

Der Gesetzestext ist in mehrfacher Hinsicht unklar und uE verunglückt:<br />

Abzug bei <strong>de</strong>r Einkunftsart meint entsprechend <strong>de</strong>m Nettoprinzip die steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Berücksichtigung von WK im Rahmen <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung iSd.<br />

§ 2 Abs. 2 Nr. 2, dh. ihr Abzug von <strong>de</strong>n zugehörigen Einnahmen.<br />

Der Begriff „erwachsen“ ist steuergesetzlich nicht <strong>de</strong>finiert und sprachlich un<strong>de</strong>utlich.<br />

Gemeint ist, daß WK nur im Rahmen <strong>de</strong>rjenigen Einkunftsart abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n können, bei welcher sie wirtschaftlich entstan<strong>de</strong>n sind, mit <strong>de</strong>r sie in wirtschaftlichem<br />

Zusammenhang stehen (vgl. ua. Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 200;<br />

Schmidt/Drenseck XXIII. § 9 Rn. 80; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 7).<br />

E 150 Kreft


ei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart Anm. 235–236 §9<br />

Der einkunftsarten- und einkunftsquellenspezifische Bezugspunkt <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

ergibt sich regelmäßig bereits bei <strong>de</strong>r Prüfung ihrer WKQualifikation; es<br />

han<strong>de</strong>lt sich dabei aber nicht um ein gesetzliches Tatbestandserfor<strong>de</strong>rnis. Schon<br />

auf dieser Beurteilungsstufe wird im allgemeinen ein wirtschaftlicher Erwerbsbezug<br />

für sämtliche Arten von WK im Rahmen <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs<br />

gefor<strong>de</strong>rt, unabhängig davon, ob <strong>de</strong>r steuergesetzliche Wortlaut dies ausdrücklich<br />

vorsieht (zB § 9 Abs. 1 Nr. 1; § 50 Abs. 1 Satz 1; s. auch v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. B 7). Zu auftreten<strong>de</strong>n Qualifikationskonflikten s. Anm. 236.<br />

2. Einkunftsarten- und einkunftsquellenbezogene Qualifikationskonflikte<br />

Bei Zuordnungskonflikten von ihrer Natur nach als WK o<strong>de</strong>r BA anerkannten<br />

Aufwendungen kommt es bei <strong>de</strong>r Durchführung <strong>de</strong>s Erwerbsabzugs gem. § 9<br />

Abs. 1 Satz 2 auf <strong>de</strong>n mittels einer Wesentlichkeitswertung festzulegen<strong>de</strong>n wirtschaftlichen<br />

Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart o<strong>de</strong>r Einkunftsquelle<br />

an (zum Begriff „erwachsen“ s. Anm. 235); ggf. sind schätzungsweise<br />

Aufteilungen vorzunehmen. Dies entspricht <strong>de</strong>n im gesamten WKBereich<br />

herrschen<strong>de</strong>n Auslegungsgrundsätzen.<br />

Zusammenhang mit mehreren Einkunftsarten: Hängen WK mit mehreren<br />

Einkunftsarten nach Maßgabe <strong>de</strong>r Veranlassungsgrundsätze wirtschaftlich zusammen,<br />

so sind sie vorrangig – ggf. im Schätzwege – <strong>de</strong>n einzelnen Einkunftsarten<br />

anteilig zuzuordnen (BFH v. 14.9.1999 – III R 39/97, BStBl. II 2000, 69;<br />

v. 2.5.2001 – VIII R 32/00, BStBl. II 2001, 668). Die veranlassungsbezogene<br />

Zuordnung zu <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsarten setzt allerdings einen sachgerechten<br />

Aufteilungsmaßstab voraus. Ist hiernach keine Aufteilung möglich, sind<br />

die WK nach hM bei <strong>de</strong>r Einkunftsart zu berücksichtigen, mit <strong>de</strong>r sie nach<br />

Grund und Wesen die engere Beziehung haben.<br />

BFH v. 26.11.1993 – VI R 3/92, BStBl. II 1994, 242; v. 2.5.2001 – VIII R 32/00,<br />

BStBl. II 2001, 668; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 8; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 80; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 201.<br />

§ 12 Nr. 1 Satz 2 beinhaltet bereits nach seinem Wortlaut insofern kein Aufteilungsverbot<br />

(s. Anm. 179). Zu weiteren Einzelheiten mit Beispielen s. Leu, DStZ<br />

1990, 589. ¾n<strong>de</strong>rt sich <strong>de</strong>r Verwendungszweck von Aufwendungen, so daß auf<br />

diese Weise nacheinan<strong>de</strong>r ein wirtschaftlicher Zusammenhang zu mehreren Einkunftsarten<br />

besteht, bedarf es <strong>de</strong>r zeitanteiligen Zuordnung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

zu <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart (vgl. BFH v. 4.10.1990 – X R 150/88, BFH/NV<br />

1991, 237).<br />

Zusammenhang mit mehreren Einkunftsquellen innerhalb einer Einkunftsart:<br />

Es gelten die gleichen Beurteilungsgrundsätze, so daß es bei einem<br />

fehlen<strong>de</strong>n praktikablen Aufteilungsmaßstab auf <strong>de</strong>n engeren wirtschaftlichen<br />

Bezug <strong>de</strong>r WK ankommt (zB bei <strong>de</strong>r WKZuordnung bei mehreren Arbeitsverhältnissen;<br />

so auch Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 201; Schmidt/Drenseck XXIII.<br />

§ 9 Rn. 80).<br />

Die Zuordnungsfrage ist von materieller Be<strong>de</strong>utung, falls für einzelne erwerbsbezogene<br />

Leistungen innerhalb <strong>de</strong>r Einkunftsart Abzugsverbote o<strong>de</strong>r -beschränkungen<br />

bestehen o<strong>de</strong>r es ggf. bei einem einzelnen Leistungsverhältnis an einer<br />

strelevanten Überschußerzielungsabsicht mangelt (zB bei fremdfinanzierten,<br />

langfristig divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nlosen Aktien innerhalb eines Depots).<br />

Obgleich § 9 Abs. 1 Satz 2 seinem Wortlaut nach lediglich einen einkunftsartenspezifischen<br />

Abzug for<strong>de</strong>rt, ist im Wege teleologischer Rechtsfortbildung – so-<br />

HHR Lfg. 218 März 2005 Kreft<br />

E 151<br />

236


237–239<br />

§9 Anm. 236–239 Abs. 1 Satz 2: WKAbzug<br />

weit erfor<strong>de</strong>rlich – <strong>de</strong>r Abzug nach verschie<strong>de</strong>nen Einkunftsquellen bzw. Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Einkunftserzielung zu differenzieren (ähnlich v. Bornhaupt,<br />

DStR 1983, 13).<br />

Einstweilen frei.<br />

E 164 152–E 164<br />

Kreft


Fortbildungskosten Anm. 240 §9<br />

Anhang zu Abs. 1 Sätze 1 und 2:<br />

Wichtige Anwendungsfälle <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

Werbungskostenbegriffs<br />

A. Allgemeine Erläuterungen<br />

Abs. 1 enthält in Satz 1 eine Definition <strong>de</strong>s allg. Werbungskostenbegriffs (s. Anm. 60–<br />

202). Satz 2 regelt als Rechtsfolge <strong>de</strong>n Abzug bei <strong>de</strong>r zugehörigen Einkunftsart (s.<br />

Anm. 210–236). Satz 3 zählt in <strong>de</strong>n Nr. 1–7 beispielhaft – also nicht erschöpfend – spezielle<br />

WK auf (s. Anm. 350–621). Eine Reihe wichtiger WK sind jedoch in <strong>de</strong>r Aufzählung<br />

<strong>de</strong>r Nr. 1–7 nicht enthalten, zur Beurteilung <strong>de</strong>r Abziehbarkeit muß in diesen Fällen auf<br />

die Definition <strong>de</strong>s allg. WK-Begriffs in Satz 1, insbes. auf das Veranlassungsprinzip<br />

(Anm. 130–195), zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (s. Anm. 350). Dies geschieht in <strong>de</strong>n nachfolgen<strong>de</strong>n<br />

Anmerkungen für die wichtigsten in Nr. 1–7 nicht geregelten WK.<br />

B. Die wichtigsten in Nr. 1–7 nicht geregelten Werbungskosten<br />

I. Fortbildungskosten<br />

Schrifttum: Beul, Abzugsfähigkeit von Ausbildungskosten im Einkommensteuerrecht,<br />

FR 1986, 340; Birke, Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen und ihre einkommensteuerliche<br />

Abzugsfähigkeit, DRiZ 2004, 70; V. Bornhaupt, Studien- und Umschulungskosten<br />

als Werbungskosten -¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rechtsprechung durch BFH-Urt. v. 4.12.2002 VI R<br />

120/01 und v. 17.12.2002 VI R 137/01, NWB F. 6, 4325; Dilthey, Hochschulaufwendungen<br />

als vorab entstan<strong>de</strong>ne Werbungskosten und Betriebsausgaben, FR 1984, 333; Drenseck,<br />

Aufwendungen für berufliche Bildungsmaßnahmen – Anmerkungen zur ¾n<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s § 10 Abs. 1 Nr. 7 und § 12 Nr. 5 EStG durch das Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Abgabenordnung<br />

und weiterer Gesetze vom 9.7.2004, DStR 2004, 1766; Drenseck, Studium und<br />

Berufsausbildung im Einkommensteuerrecht, StuW 1999, 3; Durst, Aktuelle Rechtsprechungsentwicklung<br />

zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aus- und Fortbildungskosten,<br />

DStZ 2004, 285; Ehehalt, Bildungseinrichtung als regelmäßige Arbeitsstätte, BFH-PR,<br />

2004, 5; Elisabeth, Aufwendungen für Bildungsmaßnahmen und ihre steuerliche Abzugsfähigkeit,<br />

DRiZ, 2004, 70; Flies, Überlegungen zur Abgrenzung zwischen Ausbildungsund<br />

Fortbildungskosten, DStR 1997, 725; Jochum, Zur einkommensteuerrechtlichen Behandlung<br />

erstmaliger Berufsausbildung, Erststudium und Promotion, DStZ 2005, 260;<br />

Jörissen, Die neueste Entwicklung <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>sfinanzhofs zur Abzugsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen für die Berufsausbildung, FR 2004, 258; Kreft, Studienkosten<br />

als (vorab veranlasste) Erwerbsaufwendungen, FR 2002, 657; Kussmaul/Zabel,<br />

Bildungsaufwendungen im Spannungsfeld zwischen BFH-Rechtsprechung und Gesetzgebung,<br />

ZSteu 2005, 206; Lohwasser/Vater, Richtungswechsel in <strong>de</strong>r BFH-Rechtsprechung<br />

ermöglicht steuerliche Berücksichtigung von Promotionskosten, StB 2004, 132; Marx,<br />

Die steuerliche Qualifikation von Bildungsaufwendungen – Studium und Umschulung mit<br />

Erwerbsbezogenem Veranlassungszusammenhang, BB 2003, 2267; Morsch/Becker,<br />

Überlegungen zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aufwendungen für die Berufsausund<br />

Fortbildung, DStR 2004, 73; Prinz, Bildungsaufwendungen im <strong>Ertragsteuerrecht</strong>:<br />

Koordinatenverschiebungen durch <strong>de</strong>n BFH, Rechtsprechungsbrechung durch <strong>de</strong>n Gesetzgeber,<br />

FR 2005, 229; Schiessl, Neues zum Abzug von Promotionsaufwendungen als<br />

Werbungskosten, DStZ 2004, 119; Söhn, Berufsausbildungskosten und Fortbildungskosten<br />

– Erststudium/Erstausbildung, Zweitstudium/Zweitausbildung, Umschulung, StuW<br />

2002,97; Schmidt, Selbstgeschaffene Probleme bei <strong>de</strong>r Berufsfortbildung lösen, FR 1997,<br />

762; Stöcker, Dammbruch bei <strong>de</strong>r steuerlichen Absetzbarkeit von Aus- und Fortbildungskosten,<br />

NJW 2004, 249; Stolz, Sind die Kosten eines Hochschulstudiums Werbungskosten<br />

o<strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rausgaben?; FR 1979, 242; Treisen/Zeller, Neues zur steuerlichen<br />

Behandlung von Promotionskosten, DB 2003, 1753; Wolff-Diepenbrock, Zum<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

E 165<br />

240


241<br />

242<br />

§9 Anm. 240–242 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

Nettoprinzip, DStZ 1999, 717; Wulff, Steuerliche Behandlung vom Promotionskosten –<br />

zugleich Anmerkung zum BFH-Urteil vom 4.11.2003, DStR 2004, 799.<br />

Verwaltungsanweisungen: R 34 LStR 2005; OFD Münster v. 11.3.2005, DStR 2005,<br />

651; FinMin NRW, DB 2003,1822; OFD Hannover v. 19.8.2004 DStR 2004,1790; OFD<br />

Mag<strong>de</strong>burg v. 7.4.2004, DB 2004, 1125; OFD Hamb. v. 13.8.2003, DStR 2003,1619; OFD<br />

Koblenz v. 8.4.2003, DStR 2003, 1074<br />

1. Allgemeine Erläuterungen<br />

a) Rechtsentwicklung<br />

Bis zum Jahr 2002 unterschied die Rspr. zwischen <strong>de</strong>n<br />

– unbeschränkt als WK (§ 9 Abs. 1 Satz 1) abziehbaren beruflichen Fortbildungs-(Weiterbildungs-)kosten<br />

(u.a. BFH v. 9.3.1979 – VI R 141/77, BStBl.<br />

II 1979, 337; v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 216; v. 28.9.1984 –<br />

VI R 44/83, BStBl. II 1985, 94) und<br />

– <strong>de</strong>n nur begrenzt als SA absetzbaren Berufsausbildungskosten, die <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugeordnet wur<strong>de</strong>n (§§ 12 Nr. 1, 10 Nr. 7).<br />

Hierunter fiel sowohl eine erstmalige Berufsausbildung als auch je<strong>de</strong>s erstmalige<br />

Studium, unabhängig davon, ob im Anschluß an die allg. Schulausbildung,<br />

neben einer nichtselbständigen Tätigkeit o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r vorhan<strong>de</strong>nen<br />

Ausbildung aufbauend, d.h. insoweit qualifizierend (BFH v. 9.3.1979 – VI R<br />

141/77, BStBl. II 1979, 337; v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 216).<br />

Die nahezu unüberschaubare kasuistische Rspr. zur Abgrenzung von Berufsfortbildungs-<br />

und Ausbildungskosten geriet zunehmend in die Kritik (u.a. Beul,<br />

FR 1986, 340; Schmidt, FR 1997; 762; Flies, DStR 1997; 725, Drenseck, StuW<br />

1999; 3; Söhn, StuW 2002, 98; Kreft, FR 2002, 657; Marx, BB 2003, 2267).<br />

Beginnend ab Dezember 2002 hat <strong>de</strong>r BFH allein als maßgeblich angesehen, ob<br />

die Aufwendungen an sich einen hinreichen<strong>de</strong>n Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erzielung<br />

von Einnahmen erkennen lassen (BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01,<br />

BStBl. II 2003, 403 – Umschulung; BFH v. 17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II<br />

2003, 403 – berufsbegleiten<strong>de</strong>s erstmaliges Hochschulstudium; BFH v. 27.5.<br />

2003 – VI R 33/01, BStBl. II 2004, 884 – Verkehrsflugzeugführer; v. 4.11.2003<br />

– VI R 96/01, BStBl. II 2004, 891, zu Promotionsaufwendungen).<br />

Dem ist <strong>de</strong>r Gesetzgeber so nicht gefolgt (Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r AO und<br />

weiterer Gesetze v. 21.7.2004, BGBl. I 2004, 1753, BStBl. I 2004, 554). Er hat<br />

vielmehr rückwirkend ab <strong>de</strong>m 1.1.2004 die Aufwendungen für eine erstmalige<br />

Berufsausbildung und für ein Erststudium durch Anfügen einer Nr. 5 in § 12<br />

<strong>de</strong>n nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zugeordnet, soweit nicht in<br />

§ 10 Abs. 1 Nr. 7 an<strong>de</strong>rs geregelt und die Ausbildung o<strong>de</strong>r das Studium nicht im<br />

Rahmen eines Dienstverhältnisses stattfin<strong>de</strong>t. Aufwendungen für die „eigene“<br />

Berufsausbildung sind nunmehr ab <strong>de</strong>m VZ 2004 (Art. 6 Abs. 2 <strong>de</strong>s Gesetzes)<br />

nur noch bis zu 4000 E im Kj. als SA berücksichtigungsfähig.<br />

Somit können – abgesehen von Ausbildungsdienstverhältnissen – nur beruflich<br />

veranlaßte Bildungsaufwendungen nach einer erstmaligen Berufsausausbildung<br />

o<strong>de</strong>r einem erstmaligen Studium zu als WK abziehbaren Fortbildungskosten<br />

führen (krit. Drenseck, DStR 2004, 1766; Prinz, FR 2005, 229; Jochum, DStZ<br />

2005, 260).<br />

b) Fortbildungskosten und objektives Nettoprinzip<br />

Die grundsätzliche Zuweisung <strong>de</strong>r Aufwendungen für die erstmalige Berufsausbildung<br />

und ein Erststudium zum Bereich <strong>de</strong>r Lebenshaltungskosten überzeugt<br />

E 166 Kempe


Fortbildungskosten Anm. 242–244 §9<br />

steuersystematisch nicht. Sie unterläuft das objektive Nettoprinzip (u.a. bereits<br />

Beul, DStR 1997, 725; Anm. 6, ausf. § 2 Anm. 13 und 503). Was im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit aufgewandt wird, kann letztlich nicht <strong>de</strong>m Steuerzugriff<br />

unterliegen (BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403; v.<br />

30.1.1995 – GrS 4/92, BStBl. II 1995, 281, C. III <strong>de</strong>r Grün<strong>de</strong>; Wolff-Diepenbrock,<br />

DStZ 1999, 717). Auch die Aufwendungen für die erstmalige Berufsausbildung<br />

und das Erststudium sind in aller Regel auf die Erzielung stpfl. Einnahmen<br />

gerichtet. Die Grenze zu <strong>de</strong>n Lebenshaltungskosten dürfte vielmehr dort<br />

zu ziehen sein, wo es um die Vermittlung von Allgemeinwissen ohne je<strong>de</strong>n beruflichen<br />

o<strong>de</strong>r erwerbsmäßigen Bezug geht (BFH v. 22.1.1993 – VI R 23/91,<br />

BFH-NV 1993, 527; v. 3.12.1974 – VI R 78/73, BStBl. II 1975, 334; v.<br />

10.12.1971 – VI R 255/70, BStBl. II 1972, 242; FG Bremen v. 14.1.2004, EFG<br />

2004, 560 – Rev. VI R 5/04). Hier ist die Zuordnung zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren<br />

Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung sachgerecht, da ein Zusammenhang mit stbaren Einnahmen<br />

und mithin eine berufliche/betriebliche Veranlassung nicht besteht.<br />

c) Veranlassungszusammenhang<br />

Fortbildungskosten sind im Gesetz nach wie vor nicht genannt. Sie lassen sich<br />

nur aus <strong>de</strong>m allg. WK-Begriff als Aufwendungen zur Erwerbung, Sicherung und<br />

Erhaltung von Einnahmen herleiten (§ 9). WK und mithin Fortbildungskosten<br />

liegen vor, wenn die Aufwendungen durch <strong>de</strong>n Beruf bzw. die Erzielung stpfl.<br />

Einnahmen veranlaßt sind (ausf. Anm. 115 ff.).<br />

Eine berufliche Veranlassung ist anzunehmen, wenn ein objektiver Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>m Beruf besteht und die Aufwendungen subjektiv zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Berufs getätigt wer<strong>de</strong>n (zB BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003,<br />

403; v. 1.10.1982 – VI R 192/79, BStBl. II 1983, 17; v. 6.11.1992 – VI R 12/90,<br />

BStBl. II 1993, 108). Ein mittelbarer Zusammenhang genügt und ist dann gegeben,<br />

wenn die Aufwendungen in einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r auf Einnahmeerzielung gerichteten Tätigkeit stehen. Das auslösen<strong>de</strong> Moment<br />

für die Aufwendungen muß <strong>de</strong>r estl. relevanten Erwerbsphäre zuzuordnen<br />

sein bzw. mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren Vorbereitungsphase im wirtschaftlichen<br />

Zusammenhang stehen (BFH v. 4.7.1990 – GrS 2–3/88, BStBl. II 1990,<br />

817; Kreft, FR 2002, 657; zum Veranlassungszusammenhang, Anm. 130 ff.,<br />

145–154). Beim Studium <strong>de</strong>r Numismatik einer beurlaubten Lehrerin für<br />

Deutsch und Geschichte ist ein hinreichend konkreter Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

Erwerbstätigkeit nicht gegeben (BFH v. 13.5.2004 – IV R 47/02, BFH/NV<br />

2004, 1402) und ebenso wenig beim Studium <strong>de</strong>r Philosophie eines über 70jährigen<br />

Senioren (BFH, Beschl. v. 10.2.2005 – VIB 33/04, nv.).<br />

d) Nachweis/Feststellungslast<br />

Der Stpfl. trägt für das Vorliegen von Erwerbsaufwendungen, d.h. die erwerbsbezogene<br />

Veranlassung, die Feststellungslast (BFH v. 19.8.2004 – VI R 103/01,<br />

BFH/NV 2005, 48; ausf. Anm. 54, 55).<br />

Der berufliche Verwendungsbezug bedarf <strong>de</strong>r konkreten Darlegung, die bloße<br />

Behauptung genügt nicht (BFH v. 22.7.2003 – VI R 137/99, BStBl. II 2004,<br />

888). Es muß bereits im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Verausgabung ein hinreichend konkreter<br />

und objektiv feststellbarer Zusammenhang mit stbaren Einnahmen aus <strong>de</strong>r ausgeübten<br />

o<strong>de</strong>r angestrebten Tätigkeit nachvollziehbar sein (BFH v. 26.1.2005 –<br />

VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349; v. 27.5. 2003 – VI R 33/01, BStBl. II 2004, 884<br />

– Berufspilot; v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403 – Umschulung<br />

Industriekauffrau zur Fahrlehrerin). Für die Beurteilung <strong>de</strong>r beruflichen Veran-<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

E 167<br />

243<br />

244


245<br />

246<br />

§9 Anm. 244–246 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

lassung sind letztlich die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls entschei<strong>de</strong>nd (BFH v.<br />

4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403, unter II 3b). Sie obliegt <strong>de</strong>r tatrichterlichen<br />

Einschätzung, wobei die Bekundungen <strong>de</strong>s Stpfl. sowohl unter Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Beweisschwierigkeiten als auch <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Gegebenheiten<br />

zu würdigen sind (BFH v. 8.6.2004 – VI B 158/03, BFH/NV, 1406;<br />

v. 26.1.2005 – VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349; s. auch Anm. 54, 55) sowie<br />

Anm. Bergkemper, FR 2005, 499. Die Entscheidung <strong>de</strong>r Schulbehör<strong>de</strong> über die<br />

Gewährung bezahlten Son<strong>de</strong>rurlaubs für die Teilnahme an einer Fortbildungsveranstaltung<br />

im Ausland ist kein „Grundlagenbescheid“ für das Vorliegen von<br />

WK, son<strong>de</strong>rn lediglich ein Indiz für die berufliche Veranlassung (BFH, Beschl.<br />

v. 13.4.2005 – VIB 197/04, nv.).<br />

e) Abgrenzung zum Familienleistungsausgleich<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r Berufsausbildung im Rahmen <strong>de</strong>s Familienleistungsausgleichs<br />

(§ 32 Abs. 4 Nr. 2a) und <strong>de</strong>rjenige, welcher <strong>de</strong>r Abgrenzung von Ausbildungskosten<br />

iSv. § 10 Abs. 1 Nr. 7 und <strong>de</strong>n als WK o<strong>de</strong>r BA abziehbaren Fortbildungskosten<br />

zugrun<strong>de</strong> liegt, ist wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Zielrichtung <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Steuernorm nicht einheitlich auszulegen.<br />

BFH v. 26.11.2003 – VIII R 30/03, BFH/NV 2004, 1223; v. 9.6.1999 – VI R 92/98,<br />

BStBl. II 1999, 708; v. 2.7.1993 – III R 79/92, BStBl. II 1993, 871; v. 11.10.1984 –<br />

VI R 69/83, BStBl. II 1985, 91.<br />

f) Vorab entstan<strong>de</strong>ne Fortbildungskosten<br />

Nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH sind WK auch solche Aufwendungen, die vor Beginn einer<br />

Tätigkeit o<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>r Erzielung von Einnahmen getätigt wer<strong>de</strong>n, soweit ein<br />

hinreichend konkreter Zusammenhang mit angestrebten stbaren Einnahmen aus<br />

<strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit besteht (BFH v. 14.2.1992 – VI R 69/90, BStBl. II<br />

1992, 961; v. 29.2.1980 – VI R 165/78, BStBl. II 1980, 395, v. 20.10.1978 – VI R<br />

132/76, BStBl. II 1979, 114; vgl. auch Anm. 162). Der wirtschaftliche Zusammenhang<br />

zwischen <strong>de</strong>n Aufwendungen und stpfl. Einnahmen muß sich anhand<br />

objektiver Umstän<strong>de</strong> feststellen lassen (Kreft, FR 2002, 657; vgl. dazu BFH v.<br />

26.1.2005 – VI R 71/03, BStBl. II 2005, 349 = FR 2005, 497 mit Anm. Bergkemper).<br />

Der Stpfl. muß eine Anstellung anstreben und <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt – ggf.<br />

nach Abschluß <strong>de</strong>r Weiterbildungsmaßnahme – tatsächlich uneingeschränkt zur<br />

Verfügung stehen (BFH v. 13.5.2004 – IV R 47/02, BFH/NV 2004, 1402).<br />

Eine konkret und gezielt auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten<strong>de</strong> Qualifikationsmaßnahme<br />

führt selbst dann zu WK, wenn diese wegen kindbedingter Arbeitspause<br />

nicht unmittelbar an <strong>de</strong>n Lehrgangsabschluß aufgenommen wird<br />

(BFH v. 4.11.2003 – VI R 1/03, BFH/NV 2004, 483) o<strong>de</strong>r, wenn sich bereits an<br />

<strong>de</strong>n Abschluß einer Berufsausbildung Maßnahmen anschließen, um die Kenntnisse<br />

im erlernten Beruf noch zu vertiefen und zu erweitern (BFH v. 18.4.1996<br />

– VI R 89/93, BStBl. II 1996, 449).<br />

Umschulungsmaßnamen führen zu vorweggenommen WK, weil damit die Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen wer<strong>de</strong>n, daß <strong>de</strong>r Stpfl. das hierdurch erworbene<br />

Berufswissen am Arbeitsmarkt einsetzen kann, um künftig Einnahmen zu erzielen<br />

(BFH v. 4.12.2002 – VI R 120/01, BStBl. II 2003, 403; v. 18.4.1996 – VI R<br />

89/93, BStBl. II 1996, 449; v. 19.4.1996 – VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452).<br />

Aufwendungen für einen Meisterlehrgang sind auch dann vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />

WK, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. vor Lehrgangsbeginn vorübergehend in einem an<strong>de</strong>ren als<br />

<strong>de</strong>m erlernten Beruf tätig und nach Abschluß <strong>de</strong>s Lehrgangs kurzfristig arbeitslos<br />

gewesen ist (BFH v. 18.4.1996 – VI R 75/95, BStBl. II 1996, 529).<br />

E 168 Kempe


Fortbildungskosten Anm. 246–248 §9<br />

Die Aufwendungen eines Diplomkaufmanns in Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung,<br />

wie Schulungs- und Seminarkosten sowie für Steuer- und Finanzsoftware,<br />

sind (vergebliche) WK, selbst wenn die Prüfung nicht erfolgreich abgelegt<br />

wird (BFH v. 22.7.2003 – VI R 48/02, BFH/NV 2004, 34; vgl.<br />

Anm. 165).<br />

2. Arten <strong>de</strong>r zu Werbungskosten führen<strong>de</strong>n Fortbildungsmaßnahmen<br />

a) Ausbildung/Studium im Rahmen eines Dienstverhältnisses<br />

Kosten für die Berufsausbildung sind WK, wenn die Berufsausbildung in <strong>de</strong>r<br />

Weise Gegenstand eines Dienstverhältnisses (§ 1 Abs. 1 LStDV) ist, daß die<br />

vom ArbN geschul<strong>de</strong>te Leistung, für die <strong>de</strong>r ArbG ihn bezahlt, in <strong>de</strong>r Teilnahme<br />

an <strong>de</strong>n Berufsausbildungsmaßnahmen besteht (BFH v. 15.4.1996 – VI R 99/95,<br />

BFH/NV 1996, 804). Der WK-Abzug wird aus <strong>de</strong>r stl. Erfassung <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m<br />

öffentlich- o<strong>de</strong>r privatrechtlichen Ausbildungsdienstverhältnis gewährten Bezüge<br />

als Einnahmen aus nichtselbständiger Arbeit abgeleitet (BFH v. 19.4.1985 –<br />

VI R 131/81, BStBl. II 1985, 465; BFH v. 18.7.1985 – VI R 93/80, BStBl. II<br />

1985, 644).<br />

Ausbildungsdienstverhältnisse sind die klassischen Lehrausbildungen im Bereich<br />

<strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls, Handwerks o<strong>de</strong>r sonstiger Dienstleistungen ebenso wie die Ausbildung<br />

von Anwärtern im öffentlichen Dienst, zB Referendare, Finanzanwärter,<br />

Lehramtskandidaten (BFH v. 13.7.2004 – VIII R 20/02, BFH/NV 2005, 36 –<br />

juristischer Vorbereitungsdienst auf Ausbildung gerichtete Dienstverpflichtung;<br />

BFH v. 3.12.1974 – VI R 159/74, BStBl. II 1975, 356; BFH v. 28.9.1984 – VI R<br />

127/80, BStBl. II 1985, 87 – Studium <strong>de</strong>r Zahnmedizin eines hierfür beurlaubten<br />

Sanitäts-Offiziersanwärters).<br />

Insoweit kann auch <strong>de</strong>r Erwerb <strong>de</strong>r mittleren Reife, d.h. die Vermittlung von<br />

Allgemeinwissen einen WK-Abzug begrün<strong>de</strong>n, da ein Zusammenhang mit stpfl.<br />

Einnahmen besteht (BFH v. 28.9.1984 – VI R 144/83, BStBl. II 1985, 89 – Abordnung<br />

eines Soldaten auf Zeit an die Bun<strong>de</strong>swehrfachschule). Auch bei einem<br />

Erststudium sind dann die Aufwendungen als WK zu berücksichtigen (BFH v.<br />

7.8.1987 – VI R 60/84, BStBl. II 1987, 780 – Promotionsstudium eines katholischen<br />

Geistlichen unter Fortzahlung <strong>de</strong>r Bezüge; Hochschulstudium bei Offizieren<br />

<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr WK s. BFH v. 28.9.1984 – VI R 127/80, BStBl. II 1985,<br />

87; BFH v. 7.11.1980 – VI R 50/79, BStBl. II 1981, 516).<br />

Ein Ausbildungsvertrag mit <strong>de</strong>m eigenen Kind muß seinem Inhalt nach <strong>de</strong>m<br />

zwischen Frem<strong>de</strong>n Üblichen entsprechen (BFH v. 11.12.1997 – IV R 42/97,<br />

BFH/NV 1998, 952; § 4 Anm. 850 ff. Angehörige).<br />

b) Weiterbildung/Fortbildung im engeren Sinn<br />

Aufwendungen für die berufliche Fort- und Weiterbildung in einem ausgeübten<br />

Beruf sind nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH (zur Rechtslage bis 2003) WK. Hierunter fallen<br />

Ausgaben, die ein Stpfl tätigt, um in <strong>de</strong>m ausgeübten Beruf auf <strong>de</strong>m Laufen<strong>de</strong>n<br />

zu bleiben, <strong>de</strong>n jeweiligen Anfor<strong>de</strong>rungen gerecht zu wer<strong>de</strong>n und so im ausgeübten<br />

Beruf besser voran zu kommen (BFH v. 7.11.1980 – VI R 50/79,<br />

BStBl. II 1981, 216). Das kann je<strong>de</strong> konkret berufsbezogene Fortbildungsmaßnahme,<br />

wie Lehrgänge, Tagungen und Seminare, sein, insbes. wenn vom ArbG<br />

angeboten bzw. veranlaßt. Dies gilt gleichermaßen auch für im Hinblick auf eine<br />

konkrete künftige/beabsichtigte berufliche Tätigkeit unternommene Bildungsmaßnahmen.<br />

Es darf es sich jedoch nicht um eine Maßnahme han<strong>de</strong>ln, die zu ei-<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

E 169<br />

247<br />

248


249<br />

§9 Anm. 248–249 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

ner erstmaligen Berufsausbildung iSd § 12 Nr. 5 führt (Jochum, DStZ 2005,<br />

260).<br />

Sowohl die Aufwendungen eines nichtselbständig tätigen Handwerksgesellen im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Ablegung <strong>de</strong>r Meisterprüfung (BFH v. 15.12.1989 –<br />

VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 18.4.1990 – III R 5/8 8, BFH/NV 1991, 25)<br />

als auch diejenigen eines Betriebsprüfers zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung<br />

sind daher WK (BFH v. 6.11.1992 – VI R 12/90, BStBl. II 1993, 108),<br />

ebenso die Aufwendungen einer Diplom-Psychologin für die Teilnahme an Veranstaltungen<br />

eines Instituts für Psychotherapie mit <strong>de</strong>m Ziel, Psychotherapeutin<br />

zu wer<strong>de</strong>n (BFH v. 18.3.1977 – VI R 2/76, BStBl. II 1977, 547).<br />

c) Umschulung/„weitere“ Berufsausbildung<br />

Es kommt nach <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Rspr. (s.o.) nicht mehr darauf an, ob die Bildungsmaßnahme<br />

mit einem Wechsel <strong>de</strong>r Berufs- o<strong>de</strong>r Erwerbsart verbun<strong>de</strong>n ist.<br />

Damit sind die Kosten einer Umschulung als WK abziehbar (BFH v. 4.12.2002<br />

– VI R 120/01 BStBl. II 2003, 403 – Industriekauffrau zur Fahrlehrerin; BFH v.<br />

17.12.2002 – VI R 42/00, BFH/NV 2003, 474 – arbeitslose Verkäuferin zur<br />

Arzthelferin; BFH v. 4.11.2003 – VI R 1/03, BFH/NV 2003, 483 – Qualifizierung<br />

einer Gemein<strong>de</strong>diakonin zur staatlich anerkannten Sozialpädagogin), soweit<br />

nicht auf diesem Weg erstmals ein Berufsabschluß erreicht wird (noch an<strong>de</strong>rs<br />

BFH v. 13.10.2003 VI R 71/02, BStBl. II 2004, 886). Umschulungskosten<br />

setzen begrifflich voraus, daß <strong>de</strong>r Stpfl. bereits einen Berufsabschluß hat.<br />

Damit eröffnen nunmehr alle Maßnahmen im Hinblick auf eine konkrete neue<br />

berufliche Orientierung die Möglichkeit <strong>de</strong>s WK-Abzugs (R 34 Abs. 1 Satz 4<br />

LStR 2005; auch Aufwendungen eines Anlagenelektronikers für die Ausbildung<br />

zum Rettungssanitäter – BFH v. 22.7.2003 – VI R 72/02, nv.; einer Bilanzbuchhalterin<br />

für die Ausbildung zur Heilpraktikerin – hier vorweggenommene BA –<br />

BFH v. 13.2.2002 – IV R 44/01, BStBl. II 2003, 698).<br />

Liegt noch keine abgeschlossene Berufsausbildung vor, so ist, auch wenn <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. bereits in <strong>de</strong>m Beruf tätig ist und <strong>de</strong>n Berufsabschluß nachholt, fraglich,<br />

ob als WK abziehbare Fortbildungskosten o<strong>de</strong>r nach § 10 Abs. 1 Nr. 7 beschränkt<br />

abziehbare Son<strong>de</strong>rausgaben anzunehmen sind (zu Abgrenzungsfragen<br />

vgl. Jochum, DStZ 2005, 260). Nach früherer Rspr. setzte eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung <strong>de</strong>n Besuch einer <strong>de</strong>r beruflichen Bildung dienen<strong>de</strong>n Schule<br />

und die Ablegung einer Prüfung, <strong>de</strong>n Erhalt eines Zeugnisses o<strong>de</strong>r einer an<strong>de</strong>rweitigen<br />

Urkun<strong>de</strong> als Qualifikationsnachweis voraus (BFH v. 6.3.1992 – VI R<br />

168/88, BStBl. II 1992, 661; FG München v. 21.12.1997, EFG 2000, 356 – Ausbildung<br />

zum Verkehrsflugzeugführers erst mit <strong>de</strong>m Erwerb <strong>de</strong>r Musterberechtigung<br />

abgeschlossen; an<strong>de</strong>rs FG Düss. v. 2.8.2002, EFG 2002, 1585 – dort aber<br />

bereits allg. Lizenz zum Führen von Verkehrsflugzeugen; BFH v. 27.3.2003 –<br />

VI R 85/02, BFH/NV 2004, 167 – Aufwendungen zum Erwerb einer Verkehrsflugzeugführerlizenz<br />

einschließlich Musterberechtigung einer Stewar<strong>de</strong>ß sind<br />

WK). Der Stpfl. muß bereits eine Facharbeiter- o<strong>de</strong>r Gesellenprüfung o<strong>de</strong>r eine<br />

das Studium abschließen<strong>de</strong> Prüfung erfolgreich abgelegt haben (keine Fortbildungskosten<br />

bei einer im Bereich <strong>de</strong>r Altenpflege tätigen Stpfl. ohne abgeschlossene<br />

Berufsausbildung beim Besuch einer Schule für Altenpflege und entsprechen<strong>de</strong>r<br />

Lehrgänge – BFH v. 4.8.1994 – VI R 22/94, BFH/NV 1995, 112).<br />

E 170 Kempe


Fortbildungskosten Anm. 250 §9<br />

d) „weiteres“ Studium<br />

Da die Aufwendungen für ein Erststudium typisierend <strong>de</strong>n Lebensführungskosten<br />

zugeordnet sind (§ 12 Nr. 5), liegen WK – abgesehen vom Studium im<br />

Rahmen eines Dienstverhältnisses – nur vor, wenn es sich um ein „weiteres“<br />

Studium han<strong>de</strong>lt. Dh <strong>de</strong>r Stpfl. muß bereits ein mit einem aka<strong>de</strong>mischen Titel<br />

o<strong>de</strong>r graduiert abgeschlossenes Studium absolviert haben. Insofern kann auf die<br />

frühere Rspr. mit all ihren Fragwürdigkeiten zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n (BFH v.<br />

23.8.1979 – VI R 87/78, BStBl. II 1979, 773; v. 14.2.1992 – VI R 26/90,<br />

BStBl. II 1992, 556; v. 14.2.1992 – 106/90, BStBl. II 1992, 962; v. 14.2.1992 –<br />

V R 69/90, BStBl. II 1992, 961). Aufwendungen eines Berufsoffiziers für das<br />

erstmalige Hochschulstudium, das nicht Gegenstand eines Ausbildungsdienstverhältnisses<br />

ist, sind daher keine WK (BFH v. 26.4.1989 – VI R 95/85,<br />

BStBl. II 1989, 616).<br />

Die Aufwendungen eines Finanzbeamten für ein Jura- o<strong>de</strong>r BWL-Studium sind<br />

aber nunmehr abziehbare WK (BFH v. 17.4.1996 – VI R 2/95, BStBl. II 1996,<br />

445; BFH v. 17.4.1996 – VI R 87/95, BStBl. II 1996, 448), ebenso die Aufwendungen<br />

eines Diplom Bauingenieurs (FH) für ein Hochschulstudium <strong>de</strong>r Betriebswirtschaft<br />

(BFH v. 19.6.1997 – IV R 4/97, BStBl. II 1998, 239) o<strong>de</strong>r für<br />

das Wirtschaftsingenieurstudium eines Diplom-Ingenieurs (BFH v. 10.7.1991 –<br />

VI R 19/91, BStBl. II 1992, 966; v. 30.10.1992 – VI R 25/90, BFH/NV 1994,<br />

154), weiter die Aufwendungen eines Diplom-Verwaltungswirts für das Studium<br />

<strong>de</strong>r Sozialwissenschaften (BFH v. 17.4.1996 – VI R 29/94, BStBl. II 1996, 444)<br />

o<strong>de</strong>r eines katholischen Priesters für ein Pädagogikstudium (BFH v. 9.12.2003 –<br />

VI R 8/03, BFH/NV 2004, 768).<br />

Masterstudium: Die Aufwendungen sind als WK abziehbare Fortbildungskosten<br />

soweit es sich nicht um ein Erststudium han<strong>de</strong>lt (BFH v. 19.4.1996 –<br />

VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452).<br />

Bei einem Master of Laws-Studium nach <strong>de</strong>m ersten Staatsexamen soll es sich<br />

nicht um Fortbildungskosten han<strong>de</strong>ln, da trotz <strong>de</strong>s bestan<strong>de</strong>nen ersten Staatsexamens<br />

noch kein abgeschlossener Beruf vorliege (Prinz, FR 2005, 229; uE<br />

fraglich). Der BFH läßt hingegen zu Recht <strong>de</strong>n erfolgreichen Abschluß <strong>de</strong>s Studiums<br />

<strong>de</strong>r Rechtswissenschaften genügen, wobei es ihm gera<strong>de</strong> nicht darauf ankommt,<br />

ob ein neuer an<strong>de</strong>rer o<strong>de</strong>r erstmaliger Beruf ausgeübt wer<strong>de</strong>n soll (BFH<br />

v. 22.7.2003 – VI R 4/02, BFH/NV 2004, 32).<br />

Fortbildungskosten sind auch gegeben im Fall <strong>de</strong>s Hochschulstudiums einer<br />

französischen Grundschullehrerin, wenn ihre Ausbildung in Frankreich mit <strong>de</strong>m<br />

Studium an einer <strong>de</strong>utschen Fachhochschule vergleichbar ist (BFH v. 16.1.1998<br />

– VI R 92/96, BFH/NV 1998, 844). Im Hinblick auf die zunehmen<strong>de</strong> Öffnung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsmarkts, insbes. im Rahmen <strong>de</strong>r EU, wird noch eine Vielzahl von Einzelfragen<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r Abgrenzung eines Erststudiums o<strong>de</strong>r einer erstmaligen<br />

Berufsausbildung auf die Verwaltung und die Gerichte zukommen.<br />

Auch das berufsbegleiten<strong>de</strong> Erststudium ist <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Lebensführung zugewiesen<br />

(BTDrucks. 15/13339, 11; R 34 Abs. 1 Satz 2 LStR 2005; uE mit <strong>de</strong>m<br />

objektiven Nettoprinzip nicht vereinbar; an<strong>de</strong>rs zu Recht noch BFH v.<br />

19.2.2004 – VI B 73/03, nv.; v. 28.1.2003 – VI R 100/01, BFH/NV 2003, 620;<br />

v. 17.12.2002 – VI R 137/01, BStBl. II 2003, 407; v. 17.12.2002 – VI R 113/00,<br />

BFH/NV 2003, 609).<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

E 171<br />

250


251<br />

252<br />

§9 Anm. 251–252 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

3. Rechtsfolgen<br />

Abziehbar sind alle Aufwendungen, die im konkreten wirtschaftlichen Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r jeweiligen Fortbildungsmaßnahme anfallen, zum einen die unmittelbaren<br />

Kosten, wie Schul-, Lehrgangs-, Kurs-, Studien- und Lehrgangsgebühren,<br />

die Aufwendungen für Schreib- und Lehrmaterialien, aber auch die<br />

mittelbar durch die Bildungsmaßnahme veranlaßten Aufwendungen, wie Reise-,<br />

Fahrt- und Unterbringungskosten o<strong>de</strong>r ggf. auch die Aufwendungen für ein<br />

häusliches Arbeitszimmer. Der Umfang <strong>de</strong>r abziehbaren WK läßt sich nur bezogen<br />

auf <strong>de</strong>n jeweiligen Einzelfall bestimmen.<br />

Aufwendungen für Gegenstän<strong>de</strong>, die ihrer Art nach auch im Rahmen <strong>de</strong>r privaten<br />

Lebensführung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, können nach bisheriger Rspr. als WK<br />

nur berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, wenn feststeht, daß sie weitaus überwiegend beruflich<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, d.h. eine private Mitnutzung von untergeordneter Be<strong>de</strong>utung<br />

ist (BFH v. 15.1.1993 – VI R 98/88, BStBl. II 1993, 348).<br />

Abzugsberechtigung: Ein Stpfl. kann nur von ihm selbst getragene Aufwendungen<br />

und Verluste geltend machen, d.h. er muß durch die tatsächlichen Aufwendungen<br />

selbst wirtschaftlich belastet sein (Vorlagebeschl. <strong>de</strong>s BFH v.<br />

28.7.2004 – XI R 54/99, BStBl. II 2005, 262; vgl. Anm. 43).<br />

Ersatzleistungen Dritter: Soweit stfreie Leistungen nicht für <strong>de</strong>n Lebensunterhalt<br />

bestimmt sind, sind sie auf die WK anzurechnen (Anm. 90; § 3c Anm. 20,<br />

27; Marx, BB 2003, 2267). Fahrtkosten sind um Fahrtkostenerstattungen iSv.<br />

§ 45 AFG (§§ 79,80 SGB II) zu kürzen, Unterhaltsgeld iSv. § 44 AFG (§ 153, 77<br />

SGB II) ist hingegen nicht anzurechnen (BFH v. 13.10. 2003 – VI R 71/02,<br />

BStBl. II 2004, 886; v. 4.3.1977 VI R 213/75, BStBl. II 1977, 507).<br />

Als WK anzuerkennen<strong>de</strong> Promotionskosten sind um ein unmittelbar damit zusammenhängen<strong>de</strong>s<br />

stfreies Stipendium zu kürzen (BFH v. 4.11.2003 – VI R 28/<br />

03, BFH/NV 2004, 928).<br />

Abzugszeitpunkt: Die Aufwendungen sind in <strong>de</strong>m VZ abzuziehen, in <strong>de</strong>m sie<br />

geleistet wur<strong>de</strong>n (§ 11), wobei Aufwendungen für abnutzbare WG über die Nutzungsdauer<br />

zu verteilen sind, soweit es sich nicht um geringwertige WG han<strong>de</strong>lt<br />

(§ 9 Abs. 1 Nr. 7, Anm. 585 ff.).<br />

Auch fremd finanzierte Fortbildungsaufwendungen sind im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Bezahlung<br />

<strong>de</strong>r eigentlichen Kosten abziehbar, ebenso die Finanzierungsaufwendungen,<br />

jedoch nur in <strong>de</strong>m Umfang, wie das Darlehen unmittelbar <strong>de</strong>r Finanzierung<br />

abziehbarer Fortbildungskosten gedient hat (ausf. zum Schuldzinsenabzug<br />

Anm. 362ff.).<br />

4. ABC <strong>de</strong>r Fortbildungskosten<br />

Arbeitsmittel: Arbeitsmittel sind Gegenstän<strong>de</strong>, die ausschließlich o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st<br />

überwiegend <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung, hier – ggf. auch – <strong>de</strong>r beruflichen<br />

Fortbildung, dienen. In Frage kommen die in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 genannten<br />

Werkzeuge o<strong>de</strong>r typische Berufsbekleidung (Anm. 550 ff.) sowie insbes. Fachbücher<br />

(BFH v. 21.2.1986 – VI R 182/82, BFH/NV 1986, 401; Anm. 559–566),<br />

Büromaterial im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r konkreten Fortbildungsmaßnahme,<br />

<strong>de</strong>r Schreibtisch (BFH v. 18.2.1977 – VI R 182/75, BStBl. II 1977, 464) o<strong>de</strong>r<br />

auch <strong>de</strong>r häusliche PC (Anm. 566–569). Die Aufwendungen für einen PC, <strong>de</strong>r<br />

sowohl privat als auch beruflich genutzt wird, sind – ggf. hälftig – aufzuteilen<br />

und iHd. beruflichen Nutzungsanteils als WK zu berücksichtigen (BFH v.<br />

19.2.2004 – VI R 135/01, BStBl. II 2004, 958; BFH v. 10.3.2004 – VI R 44/02,<br />

BFH/NV 2004, 1242).<br />

E 172 Kempe


Fortbildungskosten Anm. 252 §9<br />

Aufwendungen für Arbeitsmittel (Anm. 599 ff.), <strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />

sich auf mehr als ein Jahr erstreckt, sind auf die voraussichtliche Nutzungsdauer<br />

zu verteilen (§ 9 Abs. 1 Nr. 7), soweit nicht ein geringwertiges WG vorliegt<br />

(§ 6 Abs. 2).<br />

Arbeitszimmer: Es muß ein konkreter beruflicher Verwendungsbezug vorliegen<br />

(BFH v. 22.7.2003 – VI R 137/99, BStBl. II 2004, 888 – im Erziehungsurlaub<br />

befindliche Lehrerin).<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r ArbN das häusliche Arbeitszimmer für Fortbildungszwecke und<br />

zum Lesen beruflicher Unterlagen nutzt, besteht keine Abzugsmöglichkeit,<br />

wenn ihm hierfür ein an<strong>de</strong>rer Arbeitsplatz zur Verfügung steht, egal aus welchen<br />

Grün<strong>de</strong>n er diesen hierfür nicht nutzt (BFH v. 29.6.2004 – VI B 135/03, BFH/<br />

NV 2004,1638).<br />

Die Aufwendungen für Arbeitsmittel sind vorrangig abziehbar (BFH v.<br />

21.11.1997 – VI R 4/97, BStBl. II 1998, 351; s. auch Anm. 580, § 4<br />

Anm. 1490 ff.).<br />

Doppelte Haushaltführung: s. Anm. 475 ff.<br />

Fahrtkosten/Reisekosten/Verpflegungsmehraufwand (Anm. 285 ff.): Maßgeblich<br />

ist, wo sich <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen „Arbeitsstätte“, bezogen auf die jeweilige<br />

Fortbildung, befin<strong>de</strong>t. Bei Auszubil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ist das üblicherweise <strong>de</strong>r Ausbildungsbetrieb,<br />

aber auch eine Bildungseinrichtung kann einen<br />

Betätigungsmittelpunkt darstellen (BFH v. 29.4.2003 – VI R 86/99, BStBl. II<br />

2003, 749), wenn diese häufig über einen längeren Zeitraum hinweg zum Zwekke<br />

<strong>de</strong>s Vollzeitunterrichts aufgesucht wird (BFH v. 22.7.2003 – VI R 190/97,<br />

BStBl. II 2004, 886). Die entsprechen<strong>de</strong>n Fahrten sind dann als Fahrten zwischen<br />

Wohnung und Arbeitsstätte anzusehen (zB Universität, Hochschule beim<br />

herkömmlichen Studium, bei einem Fernstudium die Wohnung <strong>de</strong>s Stpfl.), ansonsten<br />

gelten Dienstreisegrundsätze (R 34 Abs. 2 und 3 LStR 2005). Wird die<br />

Ausbildungs- o<strong>de</strong>r Fortbildungsstätte an nicht mehr als zwei Tagen wöchentlich<br />

aufgesucht, ist jeweils von einer neuen Dienstreise auszugehen (R 34 Abs. 2<br />

Satz 4 LStR 2005).<br />

Mehrere auswärtige Lehrgänge sind nicht als Einheit zu behan<strong>de</strong>ln, wenn die<br />

Ausbildung zwischenzeitlich an an<strong>de</strong>rer Stelle länger als 4 Wochen planmäßig<br />

fortgesetzt wird (BFH v. 4.5.1990 – VI R 93/86, BStBl. II 1990, 859; v. 4.5.1990<br />

– VI R 156/86, BStBl. II 1990, 861).<br />

Für Fortbildungsveranstaltungen am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte sind<br />

Verpflegungsmehraufwendungen nicht zu berücksichtigen (BFH v. 5.8.2004 –<br />

VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074 – Heimatflughafen einer Flugbegleiterin, mit<br />

Anm. Bergkemper FR 2005, 103).<br />

Flugschein: Aufwendungen zum Erwerb eines Verkehrsflugzeugführerscheins<br />

sind in <strong>de</strong>r Regel WK (BFH v. 27.5.2003 – VI R 90/02, BFH/NV 2003, 1319; v.<br />

24.4.1992 – VI R 131/98, BStBl. II 1992, 963); für einen Privatflugzeugführerschein<br />

regelmäßig nicht (BFH v. 27.5.2003 – VI R 85/02, BFH/NV 2004,167).<br />

Habilitation: Aufwendungen hierfür sind WK, wenn ein hinreichend konkreter<br />

Erwerbsbezug besteht, zB bei einer auf Einkunftserzielung ausgerichteten aka<strong>de</strong>mischen<br />

Professur o<strong>de</strong>r Privatdozententätigkeit (BFH v. 7.8.1967 – VI R 25/<br />

67, BStBl. III 1967, 778).<br />

Heilpraktiker: Die Aufwendungen sind Fortbildungskosten, wenn bereits eine<br />

abgeschlossene Berufsausbildung vorliegt (BFH v. 13.2.2002 – VI R 44/01,<br />

BStBl. II 2002, 698).<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

E 173


§9 Anm. 252 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

Master: Es liegen Fortbildungskosten vor (Master of Business Administration –<br />

MBA), BFH v. 31.1.1997 – VI R 84/96, BFH/NV 1997, 648; v. 19.4.1996 –<br />

VI R 24/95, BStBl. II 1996, 452; v. 19.4.1996 – VI R 19/95, BFH/NV 1996,<br />

879; Master of Law (LLM) – BFH v. 26.6.2003 – VI R 67/01, HFR 2004, 216).<br />

Meisterprüfung: Aufwendungen eines nichtselbständig tätigen Handwerksgesellen<br />

im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Ablegung <strong>de</strong>r Meisterprüfung sind Fortbildungskosten<br />

(BFH v. 15.12.1989 – VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 18.4.1990<br />

– III R 5/88, BFH/NV 1991, 25). Das gilt selbst dann, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. vor<br />

Lehrgangsbeginn vorübergehend in einem an<strong>de</strong>ren als <strong>de</strong>m erlernten Beruf tätig<br />

und nach Abschluß <strong>de</strong>s Meisterlehrgangs kurzfristig arbeitslos gewesen ist (BFH<br />

v. 18.4.1996 – VI R 75/95, BStBl. II 1996, 529).<br />

Lerngemeinschaften: Es muß <strong>de</strong>r Nachweis <strong>de</strong>r rein beruflichen Veranlassung<br />

geführt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 20.9.1996 – VI R 32/96, BFH/NV 1997, 349; BFH v.<br />

5.3.1993 VI R 82/91, BFH/NV 1993, 533).<br />

Promotion: Maßgeblich ist, ob ein hinreichend konkreter und objektiv feststellbarer<br />

Zusammenhang mit späteren stpfl. Einnahmen aus <strong>de</strong>r angestrebten beruflichen<br />

Tätigkeit besteht. Die Aufwendungen sind regelmäßig nicht als Kosten<br />

<strong>de</strong>r privaten Lebensführung zu betrachten (BFH v. 4.11.2003 – VI R 96/01,<br />

BFH/NV 2004, 404; BFH v. 4.11.2003 – VI R 28/03, BFH/NV 2004, 928), es<br />

sei <strong>de</strong>nn es fehlt <strong>de</strong>r notwendige Erwerbsbezug (BFH v. 8.6.2004 – VI B 15 8/<br />

03, BFH/NV 2004, 1406). Eine Promotion kann für das berufliche Fortkommen<br />

von erheblicher Be<strong>de</strong>utung sein (Prinz, FR 2005, 229). Soweit nicht eine<br />

Hobbypromotion anzunehmen ist (Seniorenpromotion, Promotion auf einem<br />

berufsfernen Gebiet, Aufwendungen im Zusammenhang mit einer Promotion<br />

ehrenhalber – Theisen/Zeller, DB 2003, 1753), han<strong>de</strong>lt es sich um eine Zusatzqualifikation<br />

nach einem ersten Hochschulabschluß o<strong>de</strong>r Staatsexamen, ggf.<br />

nach<strong>de</strong>m bereits <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n beruflichen Tätigkeit nachgegangen wird<br />

(Lohwasser/Vater, StB 2004, 132; Wulff, DStR 2004, 799; zur Abgrenzung<br />

vom Erststudium im Rahmen <strong>de</strong>s § 12 Nr. 5 vgl. Jochum, DStZ 2005, 260).<br />

Sportseminare/-kurse: Wegen <strong>de</strong>s engen Zusammenhangs zur Freizeitgestaltung<br />

(private Lebensführung) als WK nur abziehbar bei feststehen<strong>de</strong>r beruflicher<br />

Verwendung, straffer Organisation und Abschluß mit einem Zertifikat<br />

(BFH v. 22.1.1993 – VI R 91/93, BFH/NV 1993, 416; v. 31.7.1992 – VI R 161/<br />

88, BFH/NV 1993, 93; v. 27.3.1991 – VI R 103/86, BFH/NV 1991, 593 – Skileiterlizenz).<br />

Sprachkurs: Als WK abziehbar, wenn ein konkreter und enger Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Berufstätigkeit besteht (BFH v. 10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II 2002,<br />

579; v. 26.11.1993 – VI R 67/91, BStBl. II 1994, 248). Zu <strong>de</strong>n Merkmalen, die<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r Gesamtwürdigung als gewichtige Indizien für eine private o<strong>de</strong>r<br />

berufliche Veranlassung sprechen können – grundlegend BFH v. 31.7.1980 –<br />

VI R 153/79, BStBl. II 1980, 746. Danach muß <strong>de</strong>r Sprachkurs auf die beson<strong>de</strong>ren<br />

betrieblichen o<strong>de</strong>r beruflichen Bedürfnisse <strong>de</strong>s Teilnehmers zugeschnitten<br />

sein. Bei Sprachkursen im Ausland kann nicht ohne Beachtung bleiben, in welcher<br />

Gegend <strong>de</strong>s besuchten Lan<strong>de</strong>s und in welcher Jahreszeit <strong>de</strong>r Kurs stattfin<strong>de</strong>t<br />

und ob seitens <strong>de</strong>r Teilnehmer die Möglichkeit besteht, an unterrichtsfreien<br />

Tagen allein o<strong>de</strong>r unter Anleitung <strong>de</strong>s Veranstalters Einrichtungen o<strong>de</strong>r Beson<strong>de</strong>rheiten<br />

<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s kennen zu lernen.<br />

Selbst wenn <strong>de</strong>r Sprachkurs im europäischen Ausland stattfin<strong>de</strong>t, kann aber<br />

nicht typischerweise unterstellt wer<strong>de</strong>n, daß wegen <strong>de</strong>r je<strong>de</strong>r Auslandsreise innewohnen<strong>de</strong>n<br />

touristischen Elemente eher Berührungspunkte zur privaten Le-<br />

E 174 Kempe


Fortbildungskosten Anm. 252–284 §9<br />

bensführung bestehen als bei einem ein Inlandssprachkurs. Eine Sprache ist in<br />

<strong>de</strong>m Land, in <strong>de</strong>m sie gesprochen wird, im allgemeinen effizienter zu erlernen<br />

(BFH v. 13.6.2002 – VI R 168/00, BStBl. II 2003, 765; so auch für einen<br />

Sprachkurs in Südafrika FG Ba.-Württ. v. 9.9.2003, EFG 2005, 29, Rev. VI R<br />

61/04).<br />

Wer<strong>de</strong>n Grundkenntnisse in einer gängigen Fremdsprache vermittelt, han<strong>de</strong>lt es<br />

sich bei <strong>de</strong>n Aufwendungen regelmäßig nicht um Fortbildungskosten (BFH v.<br />

22.7.1993 – VI R 103/92, BStBl. II 1993, 787), es sei <strong>de</strong>nn, es besteht ein konkreter<br />

und enger Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Berufstätigkeit (BFH v. 26.11.1993 –<br />

VI R 67/91, BStBl. II 1994, 248). Die Aufwendungen für einen Sprachkurs können<br />

insbes. dann beruflich veranlaßt sein, wenn die nächste Stufe <strong>de</strong>s beruflichen<br />

Fortkommens <strong>de</strong>s Stpfl. Fremdsprachenkenntnisse erfor<strong>de</strong>rt (BFH v.<br />

10.4.2002 – VI R 46/01, BStBl. II 2002, 579).<br />

Studienreisen/Fachkongresse: Die Verfolgung privater Interessen, wie zB<br />

Erholung, Bildung und Erweiterung <strong>de</strong>s allg. Gesichtskreises, muß nach <strong>de</strong>m<br />

Anlaß <strong>de</strong>r Reise, <strong>de</strong>m vorgesehenen Programm und <strong>de</strong>r tatsächlichen Durchführung<br />

nahezu ausgeschlossen sein (BFH v. 27.11.1978 – GrS 8/77, BStBl. II<br />

1979, 213; v. 30.4.1993 – VI R 94/90, BStBl. II 1993, 674; v. 2.3.1995 – IV R<br />

59/94, BFH/NV 1995, 959; v. 31.1.1997 – VI R 72/95, BFH/NV 1997, 476;<br />

vgl. auch § 4 Anm. 918; § 12 Anm. 150). Aufwendungen einer Religionslehrerin<br />

für die Teilnahme an Gruppenreisen nach Israel und Rom sind in <strong>de</strong>r Regel<br />

nicht <strong>de</strong>r beruflichen Sphäre zuzuordnen (BFH v. 19.10.2004 – VI B 110/04,<br />

BFH/NV 2005, 339).<br />

Steuerberaterprüfung: Die Aufwendungen zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung<br />

sind als WK abziehbare Fortbildungskosten (BFH v. 22.7. 2003 –<br />

VI R 48/02, BFH/NV 2004, 34; v. 6.11.1992 – VI R 12/90, BStBl. II 1993,<br />

108).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Kempe<br />

[Anschluß S. E 210/3]<br />

253–284<br />

E 175


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


§9 Anhang zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 176 176–E 210/2<br />

Kempe


Umzugskosten Anm. 310 §9<br />

1. Voraussetzungen für <strong>de</strong>n Werbungskostenabzug<br />

a) Veranlassungsprinzip als Abgrenzungsmaßstab<br />

Allgemeiner WKBegriff und Veranlassungsprinzip: Das Bewohnen einer<br />

Wohnung am Lebensmittelpunkt <strong>de</strong>s Stpfl. und seiner Familie ist <strong>de</strong>m privaten<br />

Lebensbereich zuzurechnen. Daher sind Aufwendungen für einen Umzug in<br />

eine solche Wohnung grundsätzlich stlich nicht abziehbare Kosten <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Lebensführung (§ 12 Nr. 1 Satz 2). Aufwendungen, die einem ArbN durch<br />

einen beruflich veranlaßten Wohnungswechsel entstehen, sind allgemeine WK<br />

iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1 (zum WKUmfang s. Anm. 315–317). Dies gilt sowohl für<br />

Inlands- als auch für Auslandsumzüge, sofern die Einkünfte <strong>de</strong>r inl. Besteuerung<br />

unterliegen (§ 3c; dazu auch Turnbull/Fink, DB 1989, 1844). Die berufliche<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. muß entsprechend objektiven und subjektiven Veranlassungskriterien<br />

(eingehend Anm. 145–149) <strong>de</strong>n wesentlichen Grund für <strong>de</strong>n Umzug<br />

darstellen; Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung dürfen keine bzw. nur<br />

eine ganz untergeordnete Rolle spielen, da § 12 Nr. 1 Satz 2 nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>n WKAbzug ansonsten gänzlich ausschließt (BFH v. 22.11.1991 –<br />

VI R 77/89, BStBl. II 1992, 494; v. 16.10.1992 – VI R 132/88, BStBl. II 1993,<br />

610; uE problematisch, Aufteilung ist uU auf <strong>de</strong>m Schätzungswege geboten, s.<br />

Anm. 179; eingehend auch Auf <strong>de</strong>r Springe, DStZ 1985, 89).<br />

Sofern sich verschie<strong>de</strong>ne Veranlassungsfaktoren überlagern, erfolgt die stliche<br />

Beurteilung durch Wertung <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls. UU ist auf die Verhältnisse<br />

aller Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>s ArbN abzustellen (so zutr. FG Ba.-<br />

Württ. v. 6.4.1990, EFG 627, rkr.). Es han<strong>de</strong>lt sich im wesentlichen um eine Tatfrage;<br />

entsprechend allgemeinen verfahrensrechtlichen Grundsätzen muß die<br />

berufliche Veranlassung ein<strong>de</strong>utig feststehen (zur objektiven Beweislast s.<br />

Anm. 55; s. auch FG Ba.-Württ. v. 23.2.1984, EFG 450, rkr.; Stöcker, DStZ<br />

1983, 43f).<br />

Für <strong>de</strong>n Betriebsausgabenbereich gelten nach <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r Deckungsgleichheit<br />

(s. Anm. 23) i<strong>de</strong>ntische Abgrenzungsüberlegungen, BFH v. 28.4.1988 – IV R 42/86,<br />

BStBl. II 1988, 777 betr. frei praktizieren<strong>de</strong>n Arzt. Zu Umzugskosten als<br />

außergewöhnliche Belastung iSd. § 33 s. § 33 Anm. 300.<br />

Die Geltendmachung <strong>de</strong>r Umzugsaufwendungen erfolgt im Veranlagungs-, Vorauszahlungs-<br />

o<strong>de</strong>r LStErmäßigungsverfahren (s. Anm. 53).<br />

E Abgrenzung zu dHf.: Im Einzelfall können Umzugskosten als notwendige<br />

Mehraufwendungen im Rahmen einer dHf. gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n; dies ist in Umzugsfällen stets zu prüfen. Ein Umzug zum Beschäftigungsort<br />

bei Beendigung <strong>de</strong>r dHf. ist beruflich veranlaßt (BFH v.<br />

21.7.1989 – VI R 129/86, BStBl. II 1989, 917). Aufwendungen für einen Rückumzug<br />

aus Anlaß <strong>de</strong>r Beendigung einer dHf. können ebenso beruflich veranlaßt<br />

sein wie die Aufwendungen für <strong>de</strong>n vorangegangenen Bezug <strong>de</strong>r Zweitwohnung<br />

am Arbeitsort (BFH v. 29.4.1992 – VI R 146/89, BStBl. II 1992, 667; zum<br />

Rückumzug ins Ausland BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92, BStBl. II 1993, 722<br />

und v. 8.11.1996 – VI R 65/94, BStBl. II 1997, 207 bei privater Mitveranlassung;<br />

s. Anm. 312).<br />

Zeitlicher Zusammenhang zwischen Aufnahme, Beendigung u. Unterbrechung<br />

<strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit u. Umzugskosten ist für <strong>de</strong>n Berufsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

lediglich von indizieller, nicht von materieller Be<strong>de</strong>utung. Beruflich<br />

veranlaßte Umzugsaufwendungen fallen beim ArbN idR als laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r vorab<br />

entstan<strong>de</strong>ne WK an (zB Umzug vor erstmaligem Dienstantritt; Voraussetzung:<br />

klar erkennbarer Einnahmenbezug, s. Anm. 162). Auch nachträglich in Abwick-<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Bergkemper<br />

E 210/19<br />

310


311<br />

§9 Anm. 310–311 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

lung eines Arbeitsverhältnisses anfallen<strong>de</strong> Umzugsaufwendungen wer<strong>de</strong>n als<br />

WK anerkannt.<br />

Fehlgeschlagene Umzugskosten können im Einzelfall ebenfalls Erwerbscharakter<br />

haben (zB Umzug wegen vereinbarter beruflicher Versetzung, die dann unterbleibt).<br />

Vgl. auch betr. Aufwendungen für eine Zwischenwohnung infolge<br />

nicht zu vertreten<strong>de</strong>r zeitlicher Verzögerungen FG München v. 15.1.1990, EFG<br />

1990, 418, rkr.<br />

Umzugskostenvergütungen: Nach § 3 Nr. 16 sind Vergütungen, die ArbN außerhalb<br />

<strong>de</strong>s öffentlichen Dienstes von ihrem ArbG zur Erstattung von Umzugskosten<br />

erhalten, stfrei, soweit sie die beruflich veranlaßten Mehraufwendungen<br />

nicht übersteigen (s. dazu im einzelnen § 3 Nr. 16 Anm. 26 ff.). Nach § 3 Nr. 13<br />

sind die aus öffentlichen Kassen an ArbN im öffentlichen Dienst gezahlten Umzugskostenvergütungen<br />

stfrei (s. dazu § 3 Nr. 13 Anm. 20 ff.). Dabei sind die Erstattungen<br />

nur dann stfrei, wenn sie <strong>de</strong>r Abgeltung eines Aufwands dienen, <strong>de</strong>r,<br />

hätte ihn <strong>de</strong>r ArbN selbst zu tragen, als WK abziehbar wäre. Denn wie bei § 3<br />

Nr. 16 han<strong>de</strong>lt es sich auch bei <strong>de</strong>n nach § 3 Nr. 13 stfrei gestellten ArbG-<br />

Leistungen um WKErsatz (s. § 3 Nr. 13 Anm. 2).<br />

Soweit ein Stpfl. die StBefreiung nach § 3 Nr. 13 bzw. 16 in Anspruch nimmt, ist<br />

ein Abzug <strong>de</strong>r Umzugskosten ausgeschlossen (§ 3c; s. § 3 Nr. 13 Anm. 5, 22: § 3<br />

Nr. 16, Anm. 5 mwN).<br />

b) Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />

Erwerbsbezogene Umzugskosten fallen im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte idR<br />

beim ArbN mit Einkünften nach § 19 an (zu Umzugskosten als Betriebsausgaben<br />

s. § 4 Anm. 62). Ein WKAbzug kommt im Grundsatz aber auch bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Überschußeinkünften in Betracht (zB Umzug wegen verbesserter Wahrnehmung<br />

von Verwaltungsaufgaben als Vermieter: WK bei § 21). Es können<br />

einkunftsartenbezogene Konkurrenzsituationen auftreten; maßgebend ist <strong>de</strong>r<br />

engere Wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang (ggf. Aufteilung durch<br />

Schätzung; zur Konkurrenzsituation zwischen § 19 und §§ 21, 21a s. BFH v.<br />

6.11.1986 – VI R 106/85,<br />

E 210/20 210/20–E 210/24<br />

Bergkemper<br />

[Anschluß S. E 210/25]


Umzugskosten Anm. 317–349 §9<br />

wenn ein ausländischer ArbN aus Berufsgrün<strong>de</strong>n in das Inland umzieht; die einschränken<strong>de</strong>n<br />

speziellen beamtenrechtlichen Gesichtspunkte haben aus teleologischen<br />

Grün<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n WKAbzug keine Be<strong>de</strong>utung (BFH v. 6.11.1986 – VI R<br />

135/85, BStBl. II 1987, 188). Zum Rückumzug eines Auslän<strong>de</strong>rs in sein Heimatland<br />

s. BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92 (BStBl. II 1993, 722).<br />

Katalog <strong>de</strong>r abziehbaren Umzugskosten bei Auslandsumzügen nach <strong>de</strong>r<br />

AUV:<br />

p Notwendige Auslagen für das Beför<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Umzugsguts nach § 2 AUV;<br />

p notwendige Auslagen für das Lagern und Unterstellen von Umzugsgut nach § 3 AUV;<br />

p Reisekosten unter Berücksichtigung von Beson<strong>de</strong>rheiten für mitreisen<strong>de</strong> Hausangestellte sowie<br />

notwendige Auslagen für das Beför<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Reisegepäcks nach § 4 AUV;<br />

p Doppelmietzahlungen nach § 5 AUV;<br />

p Aufwendungen zur Beschaffung technischer Geräte nach § 7 AUV;<br />

p Auslagen für umzugsbedingten zusätzlichen Unterricht nach § 8 AUV;<br />

p Pauschvergütung für sonstige Umzugsauslagen nach § 10 AUV: Bei Auslandsumzügen<br />

gelten grundsätzlich die doppelten <strong>de</strong>r in § 10 BUKG angegebenen Beträge.<br />

Sie min<strong>de</strong>rn sich bei einem Umzug vom Ausland in das Inland auf<br />

80 vH (§ 10 Abs. 4 AUV). Davon abweichend steht einem ausländischen<br />

Stpfl., <strong>de</strong>r im Inland als ArbN eingestellt wird, <strong>de</strong>r volle doppelte Pauschbetrag<br />

zu (BFH v. 6.11.1986 – VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188). Zieht ein nur<br />

auf vorübergehen<strong>de</strong> Zeit in das Inland versetzter ausländischer ArbN in sein<br />

Heimatland zurück, sind die Pauschbeträge nach § 10 AUV um 20 vH zu kürzen<br />

(BFH v. 4.12.1992 – VI R 11/92, BStBl. II 1993, 722). Zieht ein unbefristet<br />

an einen Arbeitsort im Inland versetzter ausländischer ArbN nach Erreichen<br />

<strong>de</strong>r Pensionsgrenze in sein Heimatland zurück, steht einem Abzug <strong>de</strong>r<br />

Umzugskosten § 12 Nr. 1 Satz 2 entgegen (BFH v. 8.11.1996 – VI R 65/94,<br />

BStBl. II 1997, 206).<br />

Nicht abziehbar sind die Aufwendungen für die Anschaffung klimabedingter<br />

Kleidung iSd. § 11 AUV (BFH v. 20.3.1992 – VI R 55/89, BStBl. II 1993, 192;<br />

v. 27.4.1994 – VI R 67/92, BStBl. II 1995, 17; Völlmeke, DB 1993, 1590;<br />

LStH 41; aA noch beim Umzug vom Inland ins Ausland BMF v. 8.2.1993,<br />

BStBl. I 1993, 247; v. 29.12.1994, BStBl. I 1995, 53), <strong>de</strong>r Wohnungsausstattung<br />

iSd. § 12 AUV (BFH v. 6.11.1986 – VI R 135/85, BStBl. II 1987, 188; LStH 41;<br />

aA Bertram/Keppler, DB 1994, 1999) und auch <strong>de</strong>r Einrichtung iSd. § 13 AUV.<br />

Insoweit han<strong>de</strong>lt es sich um typische Lebenshaltungskosten iS von § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 (s. § 3 Nr. 16 Anm. 27).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 219 Juli 2005 Bergkemper<br />

[Anschluß S. E 211]<br />

E 210/31<br />

318–349


§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 210/32 Bergkemper


§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 210/32 Bergkemper


§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 210/32 Bergkemper


§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 210/32 Bergkemper


§9 Anh. zu Abs. 1: Wichtige Anwendungsfälle<br />

E 210/32 Bergkemper


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 359 §9<br />

betrag für Werbungskosten aus <strong>de</strong>r Vermietung und Verpachtung von Wohnzwecken<br />

dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>n die nach § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 abziehbaren<br />

Schuldzinsen abgezogen wer<strong>de</strong>n. Ebenso wie <strong>de</strong>r Pauschbetrag war die Vorschrift<br />

letztmalig für <strong>de</strong>n VZ 1998 anwendbar.<br />

§21aenthielt eine Spezialregelung mit abzugsbeschränken<strong>de</strong>r Wirkung für <strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsenabzug bei <strong>de</strong>r Besteuerung selbstgenutzten Wohnraums bis<br />

31. 12. 86. Durch Übergangsregelungen hatte die Vorschrift bis einschlieûlich<br />

VZ 1998 Be<strong>de</strong>utung (sog. groûe Übergangsregelung; s. eingehend § 21 a<br />

Anm. 140ff., 180 ff.). Der dort verwen<strong>de</strong>te Schuldzinsenbegriff stimmt inhaltlich<br />

mit <strong>de</strong>m in § 9 Abs. 1 Nr. 1 überein.<br />

Nach <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>r Besteuerung selbstgenutzten Wohnraums (sog. Konsumgutlösung)<br />

lieûen § 10 e Abs. Abs. 6 für vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Eigennutzung entstan<strong>de</strong>ne<br />

Schuldzinsen einen unbeschränkten Abzug (s. § 10 e Anm. 500 ff.; 700<br />

¹Schuldzinsenª) und darüber hinaus § 10 e Abs. 6 a einen beschränkten Abzug<br />

wie SA zu (sog. erweiterter Schuldzinsenabzug iHv. max. 36 000 DM; s. insbes.<br />

zum zeitlichen Anwendungsbereich § 10 e Anm. 587). Auch die letztgenannte<br />

Vorschrift verwen<strong>de</strong>te einen mit § 9 Abs. 1 Nr. 1 inhaltlich übereinstimmen<strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsenbegriff.<br />

Die rein stl. Wohneigentumsför<strong>de</strong>rung nach § 10 e wur<strong>de</strong> durch das EigZulG v.<br />

15. 12. 1995 (BGBl. I, 1783; BStBl. I, 775) abgelöst. An die Stelle <strong>de</strong>s § 10 e<br />

Abs. 6 trat § 10 i. § 10 i sieht für Kosten vor Beginn <strong>de</strong>r Eigennutzung, also auch<br />

Schuldzinsen, eine Pauschale von 3 500 DM vor, die wie SA abgezogen wer<strong>de</strong>n<br />

kann (s. zur erstmaligen Anwendung § 10 i Anm. 1).<br />

Verhältnis von Nr. 1 (Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten) zu § 10 Abs. 1 Nr. 1a,<br />

§ 12 Nr. 2 und § 22 Nr. 1: Eine subsidiäre Regelung zur Abziehbarkeit wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Leistungen fin<strong>de</strong>t sich im SABereich unter § 10 Abs. 1 Nr. 1a (s. § 10<br />

Anm. 31 ff.), falls es an einem wirtschaftlichen Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

fehlt. Bei<strong>de</strong> Vorschriften kommen nicht zur Anwendung, soweit das vorrangige<br />

Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 2 greift (s. § 12 Anm. 79 ff.). Der in Nr. 1 Satz 2<br />

verwen<strong>de</strong>te Leibrentenbegriff stimmt inhaltlich mit <strong>de</strong>m in § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a. überein. Hieraus kann jedoch kein Korrespon<strong>de</strong>nzprinzip für die stl.<br />

Behandlung von Leisten<strong>de</strong>m und Leistungsempfänger hergeleitet wer<strong>de</strong>n (BFH<br />

v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676 [680]; ausführlich Schmitz, Besteuerung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 73 ff.). Die unterschiedliche Behandlung<br />

beim Empfänger einerseits und beim Leisten<strong>de</strong>n an<strong>de</strong>rerseits kann auch<br />

nicht durch (analoge) Anwendung <strong>de</strong>s § 174 Abs. 1 Satz 1 AO beseitigt wer<strong>de</strong>n<br />

(BFH v. 26. 1. 1994 X R 57/89, BStBl. II, 597).<br />

Verhältnis von Nr. 1 (dauern<strong>de</strong> Lasten) zu Nr. 7: Im Falle <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

von Erwerbsvermögens gegen dauern<strong>de</strong> Last schlieût die insoweit vorrangige<br />

Norm <strong>de</strong>s § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 <strong>de</strong>n vollen Abzug <strong>de</strong>r Zahlungen im Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>s Abflusses aus und schreibt dafür eine Verteilung <strong>de</strong>s Barwerts <strong>de</strong>r<br />

dauern<strong>de</strong>n Last im Wege <strong>de</strong>r AfA nach § 7 vor (s. Anm. 396).<br />

Verhältnis von Nr. 1 (Schuldzinsen) zu § 4 Abs. 4a: s. § 4 Anm. 1040, 1043.<br />

II. Schuldzinsen als Werbungskosten (Nr. 1 Satz 1)<br />

Neueres Schrifttum: Schuhmann, Schuldzinsen als Werbungskosten, StBp. 1997, 320;<br />

Kiethe, Nachträgliche Werbungskosten bei Einkünften aus VuV, DStR 1997, 597; Paus,<br />

Steuerliche Behandlung auûerbetrieblicher Schuldzinsen, StWa. 1997, 193; Kupfer,<br />

Schuldzinsen als Betriebsausgaben und Werbungskosten, KÖSDI 1998, 11506; Flies,<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 215


360<br />

§9 Anm. 359±360 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Nachträgliche Schuldzinsen, DB 1998, 2438; Drenseck, Schuldzinsenabzug nach Funktionswechsel<br />

eines Wirtschaftsguts, DStR 1998, 1326; Spindler, Zum Schuldzinsenabzug<br />

bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, DStZ 1999, 706; Meyer-Koppitz, Schuldzinsen als nachträgliche<br />

Werbungskosten, DStR 1999, 2053; Paus, Schuldzinsen nach Betriebsveräuûerung<br />

bzw. -aufgabe, BB 1999, 1737; Risthaus, Schuldzinsenabzug bei einem Darlehen für die<br />

Herstellung eines teilweise vermieteten und teilweise selbstgenutzten Gebäu<strong>de</strong>s, DB 2000,<br />

293; Paus, Getrennte Finanzierung gemischt genutzter Grundstücke, NWB F. 3, 11331;<br />

Horlemann, Auswirkungen <strong>de</strong>s StEntlG und <strong>de</strong>s StBereinG auf fremdfinanzierte Renten?,<br />

FR 2000, 1314; Tiedtke/Wälzholz, Die steuerliche Aufteilung von Schuldzinsen,<br />

FR 2001, 225; Spindler, Schuldzinsenabzug bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, Stbg. 2001, 49.<br />

1. Begriff und Abgrenzung <strong>de</strong>r einkommensteuerlichen Schuldzinsen<br />

a) Begriff <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />

Wirtschaftlicher Zinsbegriff: Eine steuergesetzliche Definition <strong>de</strong>s Begriffs<br />

<strong>de</strong>r Schuldzinsen fehlt. Nach stRspr. (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />

1995, 47 mwN) sind Schuldzinsen sämtliche einmaligen o<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Leistungen<br />

in Geld o<strong>de</strong>r Gel<strong>de</strong>swert (Bar- o<strong>de</strong>r Sachaufwendungen), die <strong>de</strong>r Schuldner<br />

an <strong>de</strong>n Gläubiger als Entgelt für die Überlassung eines bestimmten Kapitals zur<br />

Nutzung entrichtet (Kapitalnutzungsvergütung; s. auch § 4 Anm. 1048). Der stl.<br />

Schuldzinsenbegriff ist dabei weit auszulegen mit in Randbereichen flieûen<strong>de</strong>n<br />

Grenzen (insbeson<strong>de</strong>re bei Kreditnebenkosten u. allgemeinen Geldbeschaffungskosten;<br />

so ausdrücklich BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990,<br />

460); die durch die Rspr. gefun<strong>de</strong>nen Konturen sind jedoch für Besteuerungszwecke<br />

ausreichend (glA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 170).<br />

Auf die formale Bezeichnung <strong>de</strong>s Kapitalnutzungsentgelts zwischen <strong>de</strong>n Parteien<br />

kommt es nicht an. Entschei<strong>de</strong>nd ist vielmehr <strong>de</strong>r konkrete wirtschaftliche<br />

Leistungsgehalt (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47 mwN), zu<br />

<strong>de</strong>ssen Bestimmung jedoch auch die getroffenen und durchgeführten vertraglichen<br />

Vereinbarungen herangezogen wer<strong>de</strong>n. Neben <strong>de</strong>n klassischen Darlehenszinsen<br />

gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen damit auch Kurssicherungsaufwendungen<br />

(s. Anm. 385), Zahlungen aufgrund einer Wertsicherungsklausel (s. Anm. 385),<br />

Verzugszinsen (s. Anm. 385), Bargebotszinsen nach einer Zwangsversteigerung<br />

(s. Anm. 385 ¹Bargebotszinsenª), Zinsanteile bei einer für mehr als ein Jahr<br />

zinslos gestun<strong>de</strong>ten For<strong>de</strong>rung (s. Anm. 385 ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª) u. Verzinsung<br />

eines Rückerstattungsanspruchs zB bei einer vGA (s. Anm. 385 ¹Beteiligungª).<br />

Zur Tilgung einer Schuld gezahlte Beträge sind begrifflich u. inhaltlich keine Schuldzinsen<br />

(BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47); die Darlehensrückzahlung<br />

ist ein vermögensumschichten<strong>de</strong>r Vorgang (s. dazu wegen <strong>de</strong>s Aufwendungsbegriffs<br />

auch Anm. 65, 77; zur Aufteilung s. Anm. 361; zum Son<strong>de</strong>rfall<br />

<strong>de</strong>s Tilgungsstreckungsdarlehens s. Anm. 385 ¹Damnumª). Diese Grundsätze<br />

gelten auch für Zahlungen im Rahmen von Nieûbrauchsgestaltungen (glA<br />

Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 180).<br />

P Zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen gehören neben <strong>de</strong>m regelmäûig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Zins auch<br />

ein bei Darlehensvalutierung einbehaltenes Damnum (s. Anm. 385), einbehaltene<br />

Zinsbegrenzungsprämien (s. Anm. 385), einmalige Kreditnebenkosten und<br />

Geldbeschaffungskosten (zinsähnliche Aufwendungen) wie Bankkosten u. -gebühren,<br />

Notar- u. Gerichtsgebühren für die dingliche Sicherung, Finanzierungsprovisionen<br />

und -gebühren (s. Anm. 385), Bereitstellungszinsen (s. Anm. 385),<br />

Reisekosten zur Kreditbesorgung (BFH v. 4. 3. 1966 VI 258/65, BStBl. II, 451),<br />

Vorfälligkeitsentschädigungen (s. Anm. 385), Umschuldungskosten (Schmidt/<br />

E 216 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 360±361 §9<br />

Drenseck XX. § 9 Rn. 91), Abschluû- u. Zuteilungsgebühren für Bausparverträge<br />

(s. Anm. 385 ¹Bauspardarlehenª).<br />

P Nicht zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen gehören Kursverluste, insbeson<strong>de</strong>re bei Fremdwährungsdarlehen<br />

(BFH v. 9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 338; ebenso v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Kursverlusteª; Schmidt/Drenseck XX.<br />

§ 9 Rn. 25; Heuermann, DStZ 1994, 229; kritisch Maly, FR 1994, 457; zu Kursverlusten<br />

allgemein s. Anm. 750), Aufwendungen für <strong>de</strong>n Verkauf eines Wirtschaftsguts<br />

zur Finanzierung eines an<strong>de</strong>ren Wirtschaftsguts (s. Anm. 385 ¹Verkaufsprovisionenª),<br />

Zahlungen wegen einer schenkweise abgetretenen<br />

Eigentümergrundschuld (BFH v. 18. 10. 1974 VI R 175/72, BStBl. II 1975,<br />

502).<br />

Zu Aufwendungsarten, die sowohl Schuldzinsen, Anschaffungs-/Herstellungskosten<br />

<strong>de</strong>s Wirtschaftsguts als auch nichtabziehbare Aufwendungen in <strong>de</strong>r<br />

Vermögenssphäre sein können (zB stl. Nebenleistungen, Bauzeitzinsen)<br />

s. Anm. 385).<br />

Verhältnis zum zivilrechtlichen Zinsbegriff: Der estl. Schuldzinsenbegriff<br />

geht wegen seines wirtschaftlichen Verständnisses über <strong>de</strong>n engeren zivilrechtliche<br />

Zinsbegriff iSd. §§ 246±248 BGB hinaus, <strong>de</strong>r nur Laufzeit abhängige Kapitalnutzungsvergütungen<br />

umfaût, hat diesen allerdings zur Grundlage (ausführlich<br />

zum zivilrechtlichen Zinsbegriff Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9<br />

Rn. 166 f.).<br />

Be<strong>de</strong>utung von Rückgriffsansprüchen: Da es sich bei Schuldzinsen um<br />

finanzierungsbezogene Aufwendungen han<strong>de</strong>lt, muû nach allgemeinen Grundsätzen<br />

eine endgültige wirtschaftliche Belastung <strong>de</strong>s Stpfl. nicht vorliegen (s. eingehend<br />

Anm. 65). Ein Rückgriffsanspruch <strong>de</strong>s Stpfl. wegen von ihm bezahlter<br />

Zinsen (zB als voll in Anspruch genommener Gesamtschuldner gegen die Mitschuldner,<br />

als Bürge gegen <strong>de</strong>n Hauptschuldner) steht <strong>de</strong>m Abzug von WK daher<br />

nicht entgegen. Die Erstattung ist dann als Einnahme <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Einkunftsart im Jahr <strong>de</strong>s Zuflusses zu behan<strong>de</strong>ln (aA Trzaskalik in K/S/M,<br />

§ 11 Rn. C 40 ff.). Zu <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rfällen darlehensähnlicher Gestaltungen u.<br />

durchlaufen<strong>de</strong>r Posten s. Anm. 78. Wegen <strong>de</strong>r Behandlung von Zinszuschüssen<br />

s. Anm. 385.<br />

b) Abgrenzung zur Kapitalrückzahlung<br />

Wer<strong>de</strong>n Schuldzinsen und Tilgungsbeträge einheitlich geleistet, was insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei Annuitäts- und Ratenkrediten <strong>de</strong>r Fall ist, muû <strong>de</strong>r nicht abziehbare Tilgungsanteil<br />

ausgeson<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />

1995, 47). Fehlt eine vertragliche Vereinbarung über die Aufteilung, erfolgt die<br />

rechnerische Ermittlung <strong>de</strong>s Zinsanteils idR nach <strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> (vgl.<br />

BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10 Abs. 1 Ziff. 1 R. 152 betr. Teilzahlungskredit;<br />

zu Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Ratenkrediteª); wegen an<strong>de</strong>rer<br />

Ermittlungsmetho<strong>de</strong>n s. Meilicke, NWB F. 3, 5544.<br />

Probleme <strong>de</strong>r Tilgungsreihenfolge: Ist zweifelhaft, ob eine die Gesamtschuld<br />

nicht ab<strong>de</strong>cken<strong>de</strong> Zahlung als Zins o<strong>de</strong>r Schul<strong>de</strong>ntilgung anzusehen ist, gilt die<br />

Anrechnungsreihenfolge <strong>de</strong>s § 367 BGB (1. Kosten, 2. Zinsen, 3. Hauptleistung).<br />

Sie ist auch anzuwen<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Schuldner aufgrund seiner schlechten<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse ± im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Zahlung ± nicht in <strong>de</strong>r Lage<br />

ist, das gesamte Kapital zurückzuzahlen (BFH v. 23. 1. 1964 IV 448/60, HFR<br />

1964, 393; s. eingehen<strong>de</strong>r § 20 Anm. 75). Zur modifiziert geregelten Tilgungsreihenfolge<br />

bei Ansprüchen aus <strong>de</strong>m Steuerschuldverhältnis s. § 225 AO.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 217<br />

361


362<br />

363<br />

§9 Anm. 362±363 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

2. Wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />

a) Voraussetzungen und Rechtsfolgen<br />

Schuldzinsen sind gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nur WK, soweit sie mit einer <strong>de</strong>r in<br />

§ 2 Abs. 1 Nr. 4±7 angegebenen Einkunftsarten in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />

stehen. Für erwerbsbezogene Schuldzinsen ist § 9 Abs. 1 Nr. 1 lex specialis<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 (eingehen<strong>de</strong>r Anm. 357).<br />

Voraussetzung:<br />

P Ein wirtschaftlicher Zusammenhang ist erfor<strong>de</strong>rlich, dh. ein wirtschaftlich bestimmter<br />

Veranlassungszusammenhang (s. Anm. 363); entschei<strong>de</strong>nd ist hierbei<br />

<strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme (s. Anm. 370; s. auch § 4 Anm. 1049).<br />

P Ein rechtlicher Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>r zinsauslösen<strong>de</strong>n Darlehensaufnahme<br />

und einem ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgut etwa durch die dingliche<br />

Belastung eines vermieteten Grundstücks mit einer Grundschuld reicht bei<br />

abweichen<strong>de</strong>r wirtschaftlicher Darlehensverwendung zur Begründung <strong>de</strong>s<br />

WKAbzugs nicht aus (stRspr., zuletzt BFH v. 27. 10. 1998 IX R 44/95, BStBl. II<br />

1999, 676 mwN); gleiches gilt bspw., wenn ein finanziertes Bausparguthaben zur<br />

Sicherung eines nicht mit Einkünften im Zusammenhang stehen<strong>de</strong>s Darlehen<br />

eingesetzt wird (BFH v. 18. 2. 1992 VIII R 94/90, BStBl. II, 1005).<br />

Dies entspricht <strong>de</strong>n allgemeinen, wirtschaftlich geprägten Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

(s. eingehend Anm. 145±149). Ebenfalls unbeachtlich für die<br />

WKQualifikation ist ein örtlicher, zeitlicher o<strong>de</strong>r sonstiger zufallsbedingter Erwerbszusammenhang<br />

(vgl. Anm. 154).<br />

Rechtsfolge: Bei bestehen<strong>de</strong>m wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang sind<br />

die Schuldzinsen nach zeitlicher Maûgabe <strong>de</strong>s Abfluûprinzips bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Einkunftsart in Abzug zu bringen (Abs. 1 Satz 2). Im Einzelfall<br />

sind allerdings die verschie<strong>de</strong>nen steuergesetzlich festgelegten Abzugsverbote u.<br />

-beschränkungen zu beachten (s. als Überblick Anm. 216, 217).<br />

b) Erwerbsbezogenes Veranlassungsprinzip und Nachweisgebot<br />

Entsprechend seiner steuersystematischen Be<strong>de</strong>utung als gesetzlich kodifizierter<br />

Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen Veranlassungsprinzips (s. Anm. 357) be<strong>de</strong>utet<br />

<strong>de</strong>r in Abs. 1 Nr. 1 verlangte wirtschaftliche Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />

folgen<strong>de</strong>s:<br />

Wirtschaftliche Veranlassung: Die Schuldzinsen müssen durch eine auf stbare<br />

und stpfl. Einkünfte ausgerichtete Erwerbstätigkeit objektiv u. idR auch subjektiv<br />

wirtschaftlich veranlaût sein (zB BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II<br />

1997, 454; v. 24. 4. 1997 VII R 53/95, BStBl. II, 682, jeweils mwN; s. allgemein<br />

zum Veranlassungszusammenhang bei WK Anm. 145 ff.). Schuldzinsen sind<br />

durch eine Erwerbstätigkeit immer nur mittelbar veranlaût (s. Anm. 357); die<br />

unmittelbare Veranlassung liegt in <strong>de</strong>r Begründung einer verzinslichen Verpflichtung.<br />

Die hierdurch bedingte Nähe zum Vermögensbereich hin<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug nicht (Grundsatz <strong>de</strong>r Finanzierungsfreiheit, zB BFH v. 23. 1. 1991<br />

X R 37/86, BStBl. II, 398). Eine Notwendigkeit zur Kreditaufnahme zB wegen<br />

Fehlens von Eigenmitteln muû nicht bestehen, so daû auf <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug<br />

gestaltend Einfluû genommen wer<strong>de</strong>n kann (zuletzt BFH v. 27. 10. 1998<br />

IX R 29/96, BStBl. II 1999, 680; grundlegend BFH v. 8. 12. 1997 GrS 1±2/95,<br />

BStBl. II 1998, 193 mwN). Zum wirtschaftlichen Veranlassungszusammenhang<br />

von Schuldzinsen bei Nieûbrauchsgestaltungen, sonstigen Nutzungsrechten und<br />

E 218 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 363±369 §9<br />

Bauten auf frem<strong>de</strong>m Grund u. Bo<strong>de</strong>n s. Anm. 750; vgl. auch A. Söffing/<br />

M. Söffing, DStR 1993, 1690 ff.<br />

Fehlt es an einer ganz überwiegen<strong>de</strong>n (Wesentlichkeitsgrundsatz) o<strong>de</strong>r klar abgrenzbaren<br />

(zur Aufteilungsproblematik s. Anm. 177±179) erwerbswirtschaftlichen<br />

Veranlassung, liegt allenfalls eine SA (s. § 10 Anm. 24; Tiedtke/Wälzholz,<br />

DStR 1999, 1794 ff.) o<strong>de</strong>r auûergewöhnliche Belastung (s. § 33 Anm. 134)<br />

vor.<br />

Zusammenhang mit einer bestimmten Einkunftsart: Der wirtschaftliche<br />

Zusammenhang besteht regelmäûig zu einer bestimmten Einkunftsart und<br />

± ohne gesetzliche Nennung ± zu einer Einkunftsquelle (zB einem bestimmten<br />

Immobilienprojekt, einem Wertpapier), bei <strong>de</strong>r die Schuldzinsen vollständig<br />

o<strong>de</strong>r beschränkt in Abzug zu bringen sind (zur Problematik <strong>de</strong>r Zuordnung bei<br />

Depotfinanzierungen s. Anm. 375). Vor allem bei vorbereiten<strong>de</strong>n Schuldzinsen<br />

reicht jedoch eine klar erkennbare erwerbsbezogene Veranlassung aus, ohne daû<br />

die konkret betroffene Einkunftsart von vornherein feststeht (so auch BFH v.<br />

5. 5. 1993 X R 128/90, BStBl. II, 867; grundlegend BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/<br />

88, BStBl. II, 817); diese Auslegung geht uE aus teleologischen Grün<strong>de</strong>n über<br />

<strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut hinaus (s. eingehend Anm. 163). Die ermittlungstechnisch<br />

zwingen<strong>de</strong> Einkunftsartenzuordnung erfolgt erst bei <strong>de</strong>r Rechtsfolgebestimmung.<br />

Zeitlicher Zusammenhang: Ein zeitlicher Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erwerbstätigkeit<br />

ist für <strong>de</strong>n WKAbzug nicht erfor<strong>de</strong>rlich (s. Anm. 154). Bei Schuldzinsen<br />

iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 kann es sich um vorbereiten<strong>de</strong>, laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche<br />

Schuldzinsen han<strong>de</strong>ln (als Überblick s. Mienert, DB 1982, 1129). Vor allem für<br />

nachträgliche Schuldzinsen hat <strong>de</strong>r BFH jedoch wegen <strong>de</strong>r Nähe zur steuerneutralen<br />

Vermögenssphäre <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang eng<br />

begrenzt (s. Anm. 371). Auch bei einem Fehlschlag <strong>de</strong>r beabsichtigten Einkunftserzielung<br />

(zB Ausfall <strong>de</strong>r refinanzierten Darlehensfor<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Konkurs <strong>de</strong>r<br />

GmbH als kreditfinanziertes Beteiligungsengagement) können Schuldzinsen<br />

entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips zumin<strong>de</strong>st<br />

bis zur gesicherten Kenntnis <strong>de</strong>s Stpfl. von <strong>de</strong>m Fehlschlag WK darstellen<br />

(BFH v. 30. 3. 1999 VIII R 30/96, BFH/NV 1999, 1321 ¹Zahlungsunfähigkeitª;<br />

v. 10. 12. 1992 VIII R 98/90, BFH/NV 1993, 468 ¹Konkursª).<br />

Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse: Der wirtschaftliche Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />

muû vom Stpfl. in substantiierter Form dargelegt und nachgewiesen wer<strong>de</strong>n; es<br />

gelten die allgemeinen Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse (Amtsermittlungspflicht <strong>de</strong>s FA<br />

und Mitwirkungspflicht <strong>de</strong>r Stpfl. ergänzen sich) u. die Regeln zur Feststellungslast<br />

(zuletzt BFH v. 27. 10. 1999 IX R 44/95, BStBl. II, 676; v. 24. 4. 1997 VII R<br />

53/95, BStBl. II, 682 mwN; s. zum Verfahrensrecht eingehend Anm. 54, 55).<br />

Die Intensität <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Stpfl. obliegen<strong>de</strong>n Darlegungs- und Nachweispflichten<br />

hängt von <strong>de</strong>r Üblichkeit <strong>de</strong>s begehrten Schuldzinsenabzugs ab (BFH v.<br />

18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510).<br />

Nahesten<strong>de</strong> Personen: Wegen <strong>de</strong>s oftmals fehlen<strong>de</strong>n Interessengegensatzes gelten<br />

beson<strong>de</strong>re Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse bei Darlehensverträgen zwischen nahestehen<strong>de</strong>n<br />

Personen, insbeson<strong>de</strong>re Angehörigen iSd. § 15 AO (s. allgemein § 2<br />

Anm. 170ff., speziell zu Darlehensverträgen s. § 20 Anm. 837 f.).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

364±369<br />

E 219


370<br />

§9 Anm. 370 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

c) Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme als Kriterium erwerbsbezogener<br />

Veranlassung<br />

Nach <strong>de</strong>r BFH-Rspr. ist für die Bestimmung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs<br />

<strong>de</strong>r Zinsaufwendungen <strong>de</strong>r alleinige o<strong>de</strong>r überwiegen<strong>de</strong> Zweck<br />

<strong>de</strong>r Schuldaufnahme bei <strong>de</strong>ckungsgleicher zweckentsprechen<strong>de</strong>r Verwendung<br />

maûgeblich (grundlegend BFH v. 21. 11. 1989 IX R 10/84, BStBl. II 1990, 213;<br />

v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817 [823]; v. 8. 12. 1997 GrS 1±2/95,<br />

BStBl. II 1998, 193 [197]; zuletzt v. 27. 10. 1998 IX R 19/96, 44/95, 29/96,<br />

BStBl. II 1999, 676ff.; zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Schuldzinsen als Fehlaufwendungen<br />

s. Anm. 371; nach Aufgabe <strong>de</strong>r sog. Sekundärfolgen-Rspr. gelten die o. g. Grundsätze<br />

uneingeschränkt auch im Falle <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei vorweggenommener<br />

Erbfolge u. Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung, s. Anm. 385). Maûgeblich dafür, ob<br />

ein wirtschaftlicher Erwerbszusammenhang besteht, ist zum einen die werten<strong>de</strong><br />

Beurteilung <strong>de</strong>s die betreffen<strong>de</strong>n Aufwendungen auslösen<strong>de</strong>n Moments (so<br />

BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817 [823]), zum an<strong>de</strong>ren die Zuweisung<br />

dieses maûgeblichen Bestimmungsgrunds zur estrechtlich relevanten Erwerbssphäre<br />

(BFH v. 14. 4. 1992 VIII R 6/87, BStBl. II 1993, 275). Der BFH<br />

stellt im Anschluû an Groh (DB 1992, 444 [447]) nahezu ausschlieûlich darauf<br />

ab, ob die Primärverbindlichkeit unmittelbar mit einer Einkunftsart zusammenhängt<br />

(s. Anm. HFR 1993, 379).<br />

Kritik: Bei <strong>de</strong>r Konkretisierung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Einkunftsartenzusammenhangs<br />

stellt die Rspr. Finalitätsaspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund und nimmt Rückgriff<br />

auf das ± steuerdogmatisch bereits überwun<strong>de</strong>ne ± Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis.<br />

UE ist gera<strong>de</strong> bei Schuldzinsen als typisch mittelbaren Werbungskosten<br />

(s. Anm. 357) zur Grundqualifikation <strong>de</strong>r Aufwendungen eine wirtschaftliche<br />

Veranlassungsanalyse entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Kriterien ausreichend<br />

(s. allgemein zum WKBegriff Anm. 149); bezogen auf Schuldzinsen wer<strong>de</strong>n die<br />

Schwächen <strong>de</strong>r Rspr. beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich bei nur mittelbar mit <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

zusammen hängen<strong>de</strong>n Zinsaufwendungen nach vorweggenommener<br />

Erbfolge und Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung (s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

und Erbfolgeª).<br />

Von <strong>de</strong>r Rspr. anerkannte Erwerbszwecke: Der Erwerbszweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme<br />

ist insbeson<strong>de</strong>re dann zu bejahen (keine abschlieûen<strong>de</strong> Aufzählung;<br />

siehe zB BFH v. 5. 5. 1993 X R 128/90, BStBl. 1993, 867, betr. Schuldzinsenabzug<br />

zur Finanzierung <strong>de</strong>s anläûlich einer Ehescheidung nach § 1587 o BGB vereinbarten<br />

Versorgungsausgleichs), wenn die Kreditmittel nachweisbar zur Finanzierung<br />

folgen<strong>de</strong>r Vorgänge verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, und zwar unabhängig von <strong>de</strong>r<br />

betroffenen Überschuûeinkunftsart:<br />

p Zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung von ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern (zB divi<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nberechtigte<br />

Wertpapiere, GmbH-Anteile, Rentenstammrechte, verpachtete<br />

Grundstücke, vermietete Gebäu<strong>de</strong>) o<strong>de</strong>r Erwerbsmitteln; die Abnutzbarkeit <strong>de</strong>r<br />

WG u. damit die stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

selbst ist unerheblich; zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Einbeziehung von Finanzierungsaufwendungen<br />

in die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten s.<br />

Anm. 375). Es kann sich auch um die Finanzierung nachträglicher Anschaffungs-<br />

o<strong>de</strong>r Herstellungskosten han<strong>de</strong>ln.<br />

p Zur Durchführung von Erhaltungsmaûnahmen an abnutzbaren ertragbringen<strong>de</strong>n<br />

Wirtschaftsgütern.<br />

p Zur Durchführung o<strong>de</strong>r Inanspruchnahme von Erwerbsleistungen, die selbst WK darstellen<br />

(zB Grundsteuerzahlungen, Hausmeisterentgelt).<br />

E 220 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 370±371 §9<br />

Für die Beurteilung <strong>de</strong>s Erwerbszwecks maûgeben<strong>de</strong>r Zeitpunkt: Aus <strong>de</strong>r<br />

auf die tatsächlichen Verwendung fixierten Rspr. ergibt sich, daû <strong>de</strong>r Erwerbszweck<br />

<strong>de</strong>r Schuldaufnahme zur Begründung <strong>de</strong>s WKAbzugs zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Investitionsdurchführung vorliegen muû. Dies ist bei <strong>de</strong>r Finanzierung sofort abziehbarer<br />

WK unproblematisch, da im Verwendungszeitpunkt die endgültige<br />

Rechtslage eintritt. An<strong>de</strong>res gilt für wirtschaftsgutbezogene Kreditfinanzierungen.<br />

Eine spätere Darlehensaufnahme bspw. zum Austausch einer ursprünglichen<br />

Eigenkapitalfinanzierung führt bei bereits angeschafften o<strong>de</strong>r hergestellten<br />

ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern nicht zum Schuldzinsenabzug.<br />

Vgl. BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817, Abschn. C. II. 5. f.; v. 27. 1. 1993<br />

IX R 229/87, BFH/NV 1993, 603; v. 7. 11. 1996 IV R 87/95, BFH/NV 1997, 339;<br />

nach Kempermann, DB 1991, 669 (671), ist ausnahmsweise eine Zwischenfinanzierung<br />

aus eigenen Mitteln unschädlich, wenn die Entscheidung zur Fremdfinanzierung nachweislich<br />

feststeht und sich lediglich die Bereitstellung <strong>de</strong>r Darlehensvaluta verzögert;<br />

ebenso Wassermeyer, StuW 1982, 352 (362).<br />

Stellungnahme: UE als allgemeiner Grundsatz unter wirtschaftlichen Veranlassungsgesichtspunkten<br />

zu eng, falls die spätere Kreditaufnahme nicht auf rein<br />

privaten o<strong>de</strong>r im sonstigen steuerneutralen Bereich liegen<strong>de</strong>n Erwägungen beruht,<br />

son<strong>de</strong>rn finanzierungsbezogene Grün<strong>de</strong> (zB Renditeaspekte) im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />

stehen (zum Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs s. Anm. 380).<br />

Wirtschaftsgutbezogene Nachfinanzierungen sind dagegen uE möglich u. steuerunschädlich<br />

(s. auch betr. Berlin-Darlehen OFD Berlin v. 8. 1. 1988, DStR 1988,<br />

327). Generell kommt bei Dauerschuldverhältnissen auch ein Wechsel <strong>de</strong>s steuerrelevanten<br />

Veranlassungszusammenhangs in Betracht (s. Anm. 380). Bei einer<br />

vorzeitigen Auszahlung <strong>de</strong>r Darlehensmittel an <strong>de</strong>n Stpfl. muû <strong>de</strong>ren zwischenzeitliche<br />

zweckfrem<strong>de</strong> (private) Verwendung (zB durch Tages- o<strong>de</strong>r Termingeldanlage<br />

bis zum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Rechnungsbegleichung) ausgeschlossen sein (BFH<br />

v. 18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510 [514]).<br />

d) Vorab entstan<strong>de</strong>ne/vergebliche Schuldzinsen<br />

Vorab entstan<strong>de</strong>ne (= vorbereiten<strong>de</strong>) Schuldzinsen bil<strong>de</strong>n unabhängig von <strong>de</strong>r konkreten<br />

Zeitspanne bis zur voraussichtlichen Einnahmeerzielung bei einem ausreichend<br />

bestimmten wirtschaftlichen Erwerbszusammenhang WK im Rahmen<br />

<strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte. Der wirtschaftliche Zusammenhang ist ausreichend<br />

bestimmt, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. anhand objektiver Umstän<strong>de</strong> nachweisen kann, daû er<br />

endgültig <strong>de</strong>n Entschluû gefaût hat, mittels <strong>de</strong>s finanzierten Objekts Einkünfte<br />

zu erzielen (stRspr. zB BFH v. 4. 3. 1997 IX R 29/93, BStBl. II 1997, 610<br />

mwN). Der Entschluû muû sich uE nicht auf eine bestimmte Einkunftsart<br />

beziehen (s. ausführlich Anm. 163).<br />

Typische vorab entstan<strong>de</strong>ne Schuldzinsen sind: Bauzeitzinsen, Bereitstellungszinsen, Damnum<br />

(s. jeweils Anm. 385 unter <strong>de</strong>m entspr. Stichwort), Abschluûgebühren/Auffüllungszinsen<br />

für einen Bausparvertrag (s. Anm. 385 ¹Bauspardarlehenª), Finanzierungskosten<br />

zum Bauplatzerwerb (s. Anm. 385 ¹Grundstück, unbebautª), Finanzierungskosten zur<br />

Ablösung eines Nieûbrauchs (s. Anm. 385 ¹Nieûbrauchª), Finanzierung <strong>de</strong>s Einmalbeitrags<br />

einer privaten Kapital- o<strong>de</strong>r Rentenversicherung, fremdfinanzierte Nachentrichtung<br />

freiwilliger Beiträge zur Angestelltenversicherung, Schuldzinsen und an<strong>de</strong>re Finanzierungskosten<br />

<strong>de</strong>s anläûlich einer Ehescheidung nach § 1587 o BGB vereinbarten<br />

Versorgungsausgleichs (s. jeweils Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª); keine vorab entstan<strong>de</strong>nen<br />

Schuldzinsen sind: Zinsaufwand <strong>de</strong>s Eigentümers bei vorbehaltenem Wohnungsrecht/Nieûbrauch<br />

(BFH v. 10. 6. 1998 IX B 47/98, BFH/NV 1998, 1346); an<strong>de</strong>rs bei<br />

ernst gemeinter Übertragungszusage (BFH v. 31. 5. 2000 IX R 6/96, DStRE 2000,<br />

1180).<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 221<br />

371


372<br />

§9 Anm. 371±372 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Wird <strong>de</strong>r nachgewiesene Erwerbszweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme endgültig nicht<br />

erreicht, än<strong>de</strong>rt dies nichts am WKAbzug <strong>de</strong>r bereits entstan<strong>de</strong>nen Schuldzinsen<br />

(stRspr. zB BFH v. 4. 3. 1997 IX R 29/93, BStBl. II, 610 mwN). Es gelten die<br />

allgemeinen Grundsätze zu vergeblichen WK (vgl. dazu Anm. 165, 166). Eine<br />

Aktivierung <strong>de</strong>r vom Stpfl. für eigene Finanzierungszwecke vergeblich aufgewen<strong>de</strong>ten<br />

Schuldzinsen bei einem ähnlichen Investitionsobjekt kommt uE nicht<br />

in Betracht.<br />

e) Nachträgliche Schuldzinsen<br />

Schuldzinsen, die erst nach Aufgabe <strong>de</strong>r auf Einnahmeerzielung gerichteten<br />

Tätigkeit anfallen (sog. nachträgliche Schuldzinsen) könne als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn sie noch in wirtschaftlichem Zusammenhang mit <strong>de</strong>r früheren Einnahmeerzielung<br />

stehen (zum allgemeinen Begriff nachträgliche WK s. Anm. 170, 172).<br />

Stand <strong>de</strong>r BFH-Rechtsprechung:<br />

P Rückständige Schuldzinsen wer<strong>de</strong>n vom BFH als nachträgliche WK anerkannt,<br />

soweit Sie auf die Zeit <strong>de</strong>r einnahmeerzielungsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />

Erwerbsvermögens entfallen, aber erst nach Ablauf <strong>de</strong>r Zeit bezahlt<br />

wer<strong>de</strong>n (zB BFH v. 14. 6. 1994 VIII R 14/93, BFH/NV 1995, 377 bzgl. Kapitalvermögen;<br />

v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289 bzgl. VuV;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen).<br />

P Bei Schuldzinsen zur Finanzierung von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten besteht<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftliche Zusammenhang mit <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />

nur solange <strong>de</strong>r mit Kredit finanzierte Vermögensstamm Erwerbszwecken gewidmet<br />

ist (BFH v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289). Ist dies nicht<br />

mehr <strong>de</strong>r Fall, sind die Schuldzinsen eine in <strong>de</strong>r Erwerbssphäre unbeachtliche<br />

Gegenleistung für die Überlassung eines Kapitals, das nicht mehr <strong>de</strong>r Erzielung<br />

von Einkünften dient (BFH v. 7. 8. 1990 VIII R 67/86, BFHE 162, 48). Mithin<br />

sind Schuldzinsen nicht als WK abziehbar, soweit sie auf die Zeit nach <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />

<strong>de</strong>s finanzierten Vermögensstamms o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r sonstigen Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Einkunftserzielung zB durch Nutzungsän<strong>de</strong>rung entfallen. Gleiches gilt,<br />

wenn ein refinanziertes Darlehen getilgt wird und <strong>de</strong>r Tilgungsbetrag nicht zur<br />

Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungsdarlehens verwen<strong>de</strong>t wird (bei Begleichung<br />

von als WK abziehbaren Kosten mit <strong>de</strong>m Tilgungsbetrag s. Anm. 380). Unerheblich<br />

ist, ob die Beendigung freiwillig o<strong>de</strong>r zwangsweise erfolgt (BFH v.<br />

12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II 1992, 289; v. 10. 11. 1992 VIII R 98/90,<br />

BFH/NV 1993, 468). Der Veräuûerung gleichzustellen ist <strong>de</strong>shalb die Zwangsversteigerung<br />

eines Grundstücks (BFH v. 12. 11. 1991 IX R 15/90, BStBl. II<br />

1992, 289) o<strong>de</strong>r die erwiesene Zahlungsunfähigkeit <strong>de</strong>s Schuldners einer refinanzierten<br />

For<strong>de</strong>rung (BFH v. 30. 3. 1999 VIII R 30/96, BFH/NV 1999, 1321<br />

mwN). Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r Erlös zur Tilgung <strong>de</strong>r restlichen Darlehensschuld<br />

nicht ausreicht (BFH v. 12. 10. 1995 IX R 115/90, BFH/NV 1996, 208<br />

mwN) o<strong>de</strong>r Kredite zunächst nicht abgelöst wer<strong>de</strong>n können, weil <strong>de</strong>r Kaufpreis<br />

auf einem Notar-An<strong>de</strong>rkonto hinterlegt ist (BFH v. 12. 10. 1995 IX R 115/90,<br />

BFH/NV 1996, 208; siehe aber ggf. Anm. 380 bei einem verzinslichen Notar-<br />

An<strong>de</strong>rkonto). Beabsichtigt <strong>de</strong>r Stpfl. zwar das Erwerbsvermögen zu veräuûern,<br />

führt er seine auf Einkunftserzielung gerichtete Tätigkeit jedoch (vorübergehend)<br />

fort, ist <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug weiterhin möglich (BFH v. 4. 3. 1997 IX R<br />

29/93, BStBl. II, 610). Unschädlich ist ebenso die vorübergehen<strong>de</strong> Unterbrechung<br />

<strong>de</strong>r Einnahmeerzielung (BFH v. 10. 11. 1992 VIII R 98/90, BFH/NV<br />

1993, 468 mwN). Zur entgegenstehen<strong>de</strong>n Schuldzinsen-Rspr. bei Betriebsaufgabe<br />

s. § 16 Anm. 274, 439.<br />

E 222 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 372 §9<br />

P Schuldzinsen auf ein Darlehen zur Finanzierung laufen<strong>de</strong>r WK (zB Erhaltungsaufwand)<br />

sind unabhängig von ihrer Entstehung auch nach Veräuûerung <strong>de</strong>s<br />

Vermögensstamms als WK abziehbar (BFH v. 16. 9. 1999 IX R 42/97, BStBl. II<br />

2001, 528; aA BMF v. 18. 7. 2001, BStBl. I, 1130).<br />

Die Finanzverwaltung teilt bis auf die letztgenannte Fallgruppe die Auffassung<br />

<strong>de</strong>s BFH (siehe nur OFD Kiel v. 26. 7. 1990, StEK EStG § 9 Nr. 531; OFD<br />

Münster v. 14. 7. 1992, StEK EStG § 9 Nr. 593).<br />

Kontroverse Rechtsauffassungen im Schrifttum:<br />

P Im Schrifttum wird die durch <strong>de</strong>n BFH gefor<strong>de</strong>rte Behandlung nachträglicher<br />

Schuldzinsen<br />

p teilweise begrüût, zumin<strong>de</strong>st im Ergebnis akzeptiert (vgl. v. Bornhaupt in<br />

K/S/M, § 9 Rn. C 60 ff. mwN in Rdnr. C 55 f.; Gericke in Bor<strong>de</strong>win/Brandt,<br />

§ 9 Rn. 88 f., 119; La<strong>de</strong>mann/Classen, § 9 Rn. 26 a; Blümich/Thürmer, §9<br />

Rn. 600 Stichwort: Zinsen; aus <strong>de</strong>r neueren Literatur: Meyer, StBp. 1995, 30;<br />

Sel<strong>de</strong>r, DStZ 1995, 8; Spindler, DStZ 1999, 706 [709]; <strong>de</strong>rs., Stbg. 2001, 49<br />

[55], <strong>de</strong>r jedoch im Fall <strong>de</strong>r Steuerbarkeit <strong>de</strong>s Veräuûerungsvorgangs zB nach<br />

§ 23 eine Abziehbarkeit bejaht).<br />

p teilweise abgelehnt als Verstoû gegen das Veranlassungsprinzip, gegen das objektive<br />

Nettoprinzip und <strong>de</strong>n Gleichheitsgrundsatz <strong>de</strong>s Art. 3 GG (vgl. v. Re<strong>de</strong>n<br />

in L/B/P, § 9 Rn. 195; Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 40 ff.; aus <strong>de</strong>r neueren<br />

Literatur: Kupfer, KÖSDI 1993, 9431 [9434]; Depping/Rösel, GmbHR 1994,<br />

105; Rauch, Nachträgliche WK, 1996, 107 ff.; Kiethe, DStR 1997, 597;<br />

Schuhmann, StBp. 1997, 320; Meyer-Koppitz, DStR 1999, 2053; Paus, BB<br />

1999, 1737, differenzierend Flies, DB 1998, 2438).<br />

P Zusammenfassung: Die Rechtslage muû weiterhin als str. bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Ausnahmen gelten allerdings für <strong>de</strong>n Fallbereich <strong>de</strong>r rückständigen Schuldzinsen<br />

(uE han<strong>de</strong>lt es sich hierbei nicht um nachträgliche, son<strong>de</strong>rn um nachgezahlte<br />

WK; zur Unterscheidung s. Anm. 222, auch Anm. 170) und neuerdings auch für<br />

nachträgliche Schuldzinsen aus <strong>de</strong>r Finanzierung laufen<strong>de</strong>r WK (s. auch Spindler,<br />

DStZ 1999, 706)<br />

Stellungnahme: Nachträgliche Schuldzinsen im Zusammenhang mit einem stl.<br />

Erwerbsengagement können sich in unterschiedlichen Situationstypen und aus<br />

unterschiedlichen Grün<strong>de</strong>n darstellen (siehe ausführlich Rauch, Nachträgliche<br />

WK, 1996, 101 ff.); dies gebietet uE abweichend zum BFH eine differenzierte<br />

Beurteilung.<br />

Ausgangspunkt einer sachgerechten Lösung ist die Frage, ob sich <strong>de</strong>r während<br />

<strong>de</strong>r Hauptphase <strong>de</strong>s Engagements im Rahmen eines Dauerschuldverhältnisses<br />

bestehen<strong>de</strong> wirtschaftliche Veranlassungszusammenhang zwischen Zinsaufwendung<br />

und Erwerbsleistung (Verwendung <strong>de</strong>s Darlehens zu mittelbaren Einkunftserzielungszwecken)<br />

durch die Nutzungsbeendigung gelöst hat o<strong>de</strong>r noch<br />

fortwirkt.<br />

P Zwingen<strong>de</strong> Fortführung <strong>de</strong>s Kreditengagements: Können die Darlehensverbindlichkeiten<br />

nicht getilgt wer<strong>de</strong>n, weil <strong>de</strong>r realisierte Veräuûerungserlös bei freiwilliger<br />

o<strong>de</strong>r zwangsweiser Übertragung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens nicht zur (vollständigen)<br />

Schul<strong>de</strong>ntilgung ausreicht o<strong>de</strong>r das Erwerbsvermögen (teilweise) ersatzlos<br />

untergeht (Naturkatastrophe/Brand bei Grundstücken, Konkurs/Zahlungsunfähigkeit<br />

bei Beteiligungen und Krediten), so haben die nachträglichen Zinszahlungen<br />

auch nach <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung ihren auslösen<strong>de</strong>n<br />

wirtschaftlichen Beweggrund in <strong>de</strong>m ehemaligen stl. Leistungsverhältnis; uE<br />

liegen daher weiterhin WK vor.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 223


373<br />

§9 Anm. 372±373 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Dies gilt unabhängig davon, ob die Fremdmittel zur Finanzierung abnutzbarer<br />

o<strong>de</strong>r nicht abnutzbarer Wirtschaftsgüter aufgenommen wur<strong>de</strong>n (s. bereits<br />

Anm. 370). Der Hinweis <strong>de</strong>s BFH auf <strong>de</strong>n Charakter <strong>de</strong>r Überschuûrechnung<br />

und das Fehlen ¹steuerverhaftetenª Privatvermögens vermag dagegen nicht zu<br />

überzeugen. Schuldzinsen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Anschaffung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />

sind von vornherein auch durch die bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften<br />

stl. unbeachtliche private Vermögensbildung veranlaût. Diese Mitveranlassung<br />

sieht <strong>de</strong>r BFH bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung als unbeachtlich an<br />

(Anm. 375, s. allgemein Anm. 185±188). Scheitert nun die private Vermögensbildung,<br />

weil die finanzierten ursprünglichen Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

nicht mehr am Markt realisiert wer<strong>de</strong>n können, än<strong>de</strong>rt dies nichts am<br />

nach wie vor bestehen<strong>de</strong>n vorrangigen Erwerbsbezug <strong>de</strong>r Schuldzinsen. Zu<br />

fragwürdigen Ergebnissen führt die Argumentation <strong>de</strong>s BFH bei nachträglichen<br />

Schuldzinsen im Zusammenhang mit § 17 EStG, <strong>de</strong>nn diese Vorschrift durchbricht<br />

gera<strong>de</strong> die estl. Irrelevanz von Wertsteigerungen im Privatvermögen (so<br />

auch Meyer-Koppitz, DStR 1999, 2053 [2056]).<br />

Auch das objektive Nettoprinzip als Ausfluû <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />

gebietet <strong>de</strong>n Abzug, da die nachträglichen Zinsaufwendungen weiterhin ohne<br />

Einfluûnahme durch <strong>de</strong>n Stpfl. und losgelöst von <strong>de</strong>r vergegenständlichten Einkunftsgrundlage<br />

ein fortgesetztes Resultat erwerbsbezogenen Han<strong>de</strong>lns ist.<br />

Schlieûlich fügt sich die vorgenannte Lösung auch in die Rspr. zum Abzug von<br />

Schuldzinsen als nachträgliche Betriebsausgaben; die Deckungsgleichheit von<br />

Betriebsausgaben- und WKBegriff wäre damit in einem sachgerechten Rahmen<br />

gewahrt.<br />

P Freiwillige Fortführung <strong>de</strong>s Kreditengagements: Führt <strong>de</strong>r Stpfl. trotz Übertragung<br />

<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens das Kreditengagement (teilweise) fort, weil er auf ein<br />

Entgelt bzw. angemessenes Entgelt aus erwerbsfrem<strong>de</strong>n Motiven (bei erwerbsbezogenen<br />

Motiven s. Anm. 380) verzichtet o<strong>de</strong>r weil er aus <strong>de</strong>nselben Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n<br />

realisierten Veräuûerungserlös nicht o<strong>de</strong>r nicht vollständig zur Tilgung <strong>de</strong>r Darlehensverbindlichkeit<br />

verwen<strong>de</strong>t, so löst er hiermit <strong>de</strong>n ursprünglich bestehen<strong>de</strong>n<br />

Erwerbsbezug <strong>de</strong>s Darlehens. Da <strong>de</strong>r mittelbare Zusammenhang zwischen<br />

Schuldzinsen und Einkunftserzielung durch die Entwidmung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />

aufgehoben wird, ist eine Abzug als nachträgliche WK ausgeschlossen.<br />

Gleiches gilt, wenn die Einkunftserzielung nicht wegen Übertragung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens,<br />

son<strong>de</strong>rn aus an<strong>de</strong>ren Grün<strong>de</strong>n ihr En<strong>de</strong> gefun<strong>de</strong>n hat, etwa<br />

weil <strong>de</strong>r Stpfl. die Einkunftserzielung aufgegeben hat, die Schuldzinsen jedoch<br />

ganz o<strong>de</strong>r teilweise weiter zu entrichten sind. Bei freiwilliger teilweiser Fortführung<br />

<strong>de</strong>s Kreditengagements ist <strong>de</strong>r WKAbzug anteilig zu kürzen. Hat <strong>de</strong>r Stpfl.<br />

darüber hinaus das Erwerbsvermögen mit Eigen- und Fremdmitteln finanziert,<br />

wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r eigen- und fremdfinanzierte Kapitalanteil von <strong>de</strong>r Kürzung in <strong>de</strong>m<br />

Verhältnis betroffen, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ursprünglichen Relation zwischen Eigen- und<br />

Fremdkapital entspricht (BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 88/94, BStBl. II 1997, 424,<br />

betr. teilweise Tilgung eines gemischt finanzierten Berlindarlehens; krit.: v.<br />

Re<strong>de</strong>n in L/B/P, § 9 Rn. 187 f.; krit. hinsichtlich einer fehlen<strong>de</strong>n Übergangsregelung:<br />

Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 82; Vereinfachungsregel: FinVerw.,<br />

DStR 1998, 247). Diese Rspr. wird nicht angewen<strong>de</strong>t auf in jährlichen Rentenzahlungen<br />

enthaltene Kapitalanteile, die nicht zur Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungskredits<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000,<br />

267; v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660; aA OFD Berlin v. 29. 12. 1998,<br />

DStR 2000, 687; s. Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª).<br />

Einstweilen frei.<br />

E 224 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 374 §9<br />

3. Abgrenzungsprobleme<br />

a) Abgrenzung zur Lebensführung<br />

Der Schuldzinsenabzug gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 unterliegt gleichermaûen wie<br />

sämtliche an<strong>de</strong>ren WKArten bei gemischt erwerbsbezogen-privater Veranlassung<br />

<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Rspr. und Literatur zu § 12 EStG entwickelten Grundsätzen.<br />

(vgl. kritisch Anm. 179). Beruhen die Zinsaufwendungen nicht o<strong>de</strong>r in nur unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>m<br />

Maûe auf privaten, <strong>de</strong>r Lebensführung <strong>de</strong>s Stpfl. zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />

Umstän<strong>de</strong>n, so sind sie in vollem Umfang als WK anzuerkennen; an<strong>de</strong>rnfalls<br />

sind die Schuldzinsen anhand <strong>de</strong>s tatsächlichen Verwendungszwecks <strong>de</strong>r Darlehensmittel<br />

<strong>de</strong>r Erwerbs- und Privatsphäre anteilig zuzuordnen (grundlegend:<br />

BFH v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817; v. 25. 7. 2000 VIII R 35/99,<br />

BFH/NV 2001, 242; zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten bei Kontokorrentschul<strong>de</strong>n s.<br />

Anm. 385 ¹Kontokorrentª).<br />

Hinsichtlich teils vermieteter und teils selbstgenutzter Gebäu<strong>de</strong>, die mit Eigen- und<br />

Fremdmitteln finanziert sind, hat <strong>de</strong>r BFH Grundsätze zur Aufteilung und Zuordnung<br />

von Schuldzinsen aufgestellt (Urt. v. 27. 10. 1998, IX R 44/95,<br />

BStBl. II 1999, 676, IX R 19/96, BStBl. II 1999, 679, IX R 29/96, BStBl. II<br />

1999, 680 m. Anm. Luttermann, FR 1999, 468). Der Stpfl. kann danach das<br />

Darlehen <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung dienen<strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>teil dadurch zuordnen,<br />

daû er die Darlehensvaluta tatsächlich zur Finanzierung <strong>de</strong>r Herstellung<br />

dieses Gebäu<strong>de</strong>teils verwen<strong>de</strong>t (s. auch BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />

Hierzu sind we<strong>de</strong>r die bautechnische Trennbarkeit <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>teile noch geson<strong>de</strong>rtes<br />

zivilrechtliches Wohnungseigentum erfor<strong>de</strong>rlich (BFH v. 27. 10. 1998<br />

IX R 59/95, BFH/NV 1999, 764; für <strong>de</strong>n Fall, daû geson<strong>de</strong>rtes zivilrechtliches<br />

Wohnungseigentum besteht s. OFD Rostock v. 20. 1. 2000, StEK EStG § 9<br />

Nr. 736).<br />

In einem ersten Schritt sind die auf <strong>de</strong>n vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teil entfallen<strong>de</strong>n Herstellungskosten<br />

zu ermitteln. Dazu sind zunächst die Aufwendungen, die ausschlieûlich<br />

diesen Gebäu<strong>de</strong>teil betreffen (zB Innenausbau), geson<strong>de</strong>rt auszuweisen.<br />

Nicht direkt zuzuordnen<strong>de</strong> Kosten <strong>de</strong>s Gesamtgebäu<strong>de</strong>s sind nach <strong>de</strong>m<br />

Verhältnis <strong>de</strong>r Wohn-/Nutzflächen anteilig zu berücksichtigen. In einem zweiten<br />

Schritt muû <strong>de</strong>r Stpfl. nachweisen, daû er die so ermittelten Kosten tatsächlich<br />

mit Fremdmitteln gezahlt hat. Dies kann am einfachsten dadurch geschehen,<br />

daû er die Kosten zu Lasten eines Kontos leistet, <strong>de</strong>ssen Guthaben nur aus Darlehensmitteln<br />

besteht. Diese Metho<strong>de</strong> führt uE auch dann zum vollem Abzug<br />

<strong>de</strong>r auf die Herstellungskosten <strong>de</strong>s vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teils entfallen<strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsen, wenn die Herstellungskosten anteilig nach <strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r<br />

Wohn-/Nutzfläche ermittelt wur<strong>de</strong>n (ebenso Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 9;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen; Kohlrust-Schulz/Hausen,<br />

INF 1999, 678; Pezzer, FR 2000, 650; Risthaus, DB 2000, 293; aA BMF v.<br />

10. 12. 1999, BStBl. I, 1130; Paus, NWB F. 3, 11331). Bei Bezahlung von einem<br />

allgemeinen Konto kommt es auf die Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls an (siehe zB<br />

Pezzer, FR 2000, 650 [654]; FG Rhld.-Pf. v. 24. 8. 1999, DStRE 2000, 514, nrkr.;<br />

FG Köln v. 15. 5. 2001, DStRE 2001, 1268). Die bloû willentliche Zuordnung<br />

<strong>de</strong>r Darlehensmittel durch <strong>de</strong>n Stpfl. zB bei einheitlicher Abrechnung <strong>de</strong>s gesamten<br />

Bauvorhabens reicht ebenso nicht aus wie <strong>de</strong>r im Darlehensvertrag angegebene<br />

Verwendungszweck (zB BFH v. 27. 10. 1998 IX R 39/96, BFH/NV<br />

1999, 765). Läût sich hiernach die tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>r Darlehensmittel<br />

für <strong>de</strong>n vermieteten Gebäu<strong>de</strong>teil nicht feststellen, so sind die Schuldzinsen entsprechend<br />

<strong>de</strong>n zurechenbaren Herstellungskosten schätzungsweise aufzuteilen.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 225<br />

374


375<br />

§9 Anm. 374±375 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

UE gelten diese Grundsätze nicht nur in <strong>de</strong>n entschie<strong>de</strong>nen Herstellungsfällen,<br />

son<strong>de</strong>rn entsprechend bei Schuldzinsen für Anschaffungskosten von gemischt<br />

genutzten Gebäu<strong>de</strong>n (ebenso FG München v. 7. 7. 1999, DStRE 1999, 901, rkr.;<br />

Nds. FG v. 9. 3. 2000, EFG 2000, 1064, nrkr.; Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />

Rn. 9; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 600 Stichwort: Zinsen; Kohlrust-Schulz/<br />

Hausen, INF 1999, 678; Pezzer, FR 2000, 650 [655]; Risthaus, DB 2000, 293;<br />

Tiedtke/Wälzholz, FR 2001, 225; Spindler, DStZ 1999, 706 [708]; <strong>de</strong>rs., Stbg.<br />

2001, 49 [52] mit Gestaltungshinweisen; aA BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130;<br />

Paus, NWB F. 3, 11331). Ebenso ist die Rspr. auch auf Gebäu<strong>de</strong> mit häuslichen<br />

Arbeitszimmern übertragbar (s. auch BMF v. 10. 12. 1999, BStBl. I, 1130).<br />

b) Abgrenzung zum Vermögensbereich<br />

Wegen <strong>de</strong>r Systematik <strong>de</strong>r Überschuûermittlung ist <strong>de</strong>r wirtschaftliche Erwerbszusammenhang<br />

von Schuldzinsen gegenüber <strong>de</strong>m steuerneutralen Vermögensbereich<br />

abzugrenzen (dazu allgemein Anm. 185±188; zu Kursverlusten bei<br />

Fremdwährungsfor<strong>de</strong>rungen s. Anm. 360).<br />

Abgrenzung zu nichtsteuerbaren Wertsteigerungserwartungen und Kapitalrückzahlungen:<br />

Vor allem mit <strong>de</strong>m Erwerb von Wertpapieren, Beteiligungen<br />

und Grundstücken verbin<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Stpfl. meist nicht nur laufen<strong>de</strong> Ertragserwartungen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Hoffnungen auf im Privatvermögen nichtsteuerbare<br />

(Ausnahme: §§ 17, 23) Wertsteigerungen. Aus diesem Doppelzweck eines Engagements<br />

resultieren im Rahmen <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte bei kreditfinanzierten<br />

Gestaltungen Probleme für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug. Gleiches gilt beim Erwerb<br />

von Rentenanwartschaften, aus <strong>de</strong>nen später nur mit ihrem Ertrags- o<strong>de</strong>r Zinsanteil<br />

zu erfassen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Bezüge anfallen (§ 22 Nr. 1 Buchst. a).<br />

Nach <strong>de</strong>r neueren Rspr. <strong>de</strong>s BFH stehen Wertzuwachserwartungen o<strong>de</strong>r Kapitalrückzahlungsüberlegungen<br />

<strong>de</strong>m vollumfänglichen Abzug <strong>de</strong>r Schuldzinsen als<br />

WK nicht entgegen, sofern die Absicht, steuerfreie Vermögensvorteile zu realisieren,<br />

nur mitursächlich für die Anschaffung <strong>de</strong>r Ertrag bringen<strong>de</strong>n Kapitalanlage<br />

ist. Dabei ist die Mitursächlichkeit nicht in <strong>de</strong>r Weise zu verstehen, daû ein betragsmäûiges<br />

Überwiegen <strong>de</strong>s vom Stpfl. beabsichtigten steuerrelevanten Einnahmeüberschusses<br />

erfor<strong>de</strong>rlich ist. Die Absicht, steuerfreie Vermögensvorteile<br />

zu realisieren, tritt stets zurück und kann nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen, wenn<br />

eine Überschuûerzielungsabsicht zumin<strong>de</strong>st in Form einer beschei<strong>de</strong>nen Rendite<br />

festgestellt wer<strong>de</strong>n kann. Das gilt selbst dann, wenn nach <strong>de</strong>r für die Dauer <strong>de</strong>r<br />

Kapitalanlage gebotenen Prognose zu erwarten ist, daû die erwarteten steuerfreien<br />

Vermögensvorteile die beabsichtigten steuerpflichtigen Einnahmeüberschüsse<br />

voraussichtlich übersteigen wer<strong>de</strong>n. Einer Aufteilung <strong>de</strong>r Schuldzinsen durch<br />

Begrenzung ihrer Abziehbarkeit auf die im selben Jahr erzielten Erträge erteilt<br />

<strong>de</strong>r BFH ± in Abän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r älteren Rspr. ± ausdrücklich eine Absage. Nur<br />

falls ausnahmsweise die Realisierung nichtsteuerbarer Wertzuwächse gegenüber<br />

<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Ertragserwartungen äuûerlich erkennbar im Vor<strong>de</strong>rgrund steht,<br />

entfällt ± abgesehen von WK bei <strong>de</strong>n §§ 17, 23 EStG ± <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug<br />

gänzlich (zB BFH v. 30. 10. 1990 VIII R 42/87, BStBl. II 1991, 340). Steht fest,<br />

daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Kredit in einigen Jahren mit Eigenmitteln ablösen wird (zB<br />

Fälligkeit einer Lebensversicherung), müssen die Zeiträume <strong>de</strong>r Fremdfinanzierung<br />

und <strong>de</strong>r Finanzierung aus Eigenmitteln zusammen beurteilt wer<strong>de</strong>n (BFH<br />

v. 30. 3. 1999 VIII R 70/96, BFH/NV, 1323; aA Paus, StWa. 1997, 193).<br />

Vgl. grundlegend: BFH v. 21. 7. 1981 VIII R 154/76, BStBl. II 1982, 37, betr. Aktien; VIII<br />

R 128/76, BStBl. II 1982, 36, betr. nicht wesentliche GmbH-Beteiligung; VIII R 200/<br />

78, BStBl. II 1982, 40, betr. festverzinsliche Wertpapiere; VIII R 32/80, BStBl. II 1982,<br />

E 226 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 375 §9<br />

41, betr. Nachentrichtung freiwilliger Beiträge zur Angestelltenversicherung; aus neuerer<br />

Zeit: BFH v. 24. 3. 1992 VIII R 12/89, BStBl. II 1993, 18, betr. ein in seinem Bestand<br />

wechseln<strong>de</strong>s Wertpapier<strong>de</strong>pot; siehe hierzu auch Carl, INF 1993, 196; v. 30. 3. 1999<br />

VIII R 70/96, BFH/NV 1999, 1323, betr. nicht wesentliche GmbH-Beteiligung; v.<br />

7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825, betr. Kapitallebensversicherung gegen<br />

Einmalbetrag; v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, betr. Rentenversicherung<br />

gegen Einmalbetrag; dieser Rspr. grundsätzlich zustimmend: v. Bornhaupt in K/S/M,<br />

§ 9 Rn. C 89; Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 29; aA: Tipke/Lang, StRecht, 16. Aufl.<br />

1998, § 9 Rn. 473; Lang, Die Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r ESt., 1988, 494 ff.; zu weiteren<br />

Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Versicherungsbeiträgeª, ¹Wertpapiereª.<br />

P Wesentliche Beteiligung (§ 17): Bei einer (steuerverhafteten) wesentlichen Beteiligung<br />

iSd. § 17 sind Schuldzinsen für einen Anschaffungskredit selbst dann WK<br />

bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm., wenn nur eine durch Veräuûerung zu realisieren<strong>de</strong><br />

Wertsteigerung erstrebt wird (BFH v. 8. 10. 1985 VIII R 234/84, BStBl. II<br />

1986, 596; v. 19. 1. 1993 VIII R 74/91, BFH/NV 1993, 714; uE hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Einkunftsartenzuordnung nicht konsequent; ebenso Paus, StWa. 1997, 193).<br />

Nur falls die Beteiligung ohne jegliche absehbare steuerrelevante Rendite aus<br />

persönlichen Grün<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Neigungen begrün<strong>de</strong>t und aufrechterhalten wird,<br />

schei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug aus.<br />

P Private Veräuûerungsgeschäfte (§ 23): Bei nicht <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n Einkunftserzielung<br />

dienen<strong>de</strong>n Wirtschaftsgütern kommt ein finanzierungsbedingter Schuldzinsenabzug(auûerhalb<br />

von § 17) nur in Betracht, falls ein wirtschaftlicher Zusammenhang<br />

mit einem privaten Veräuûerungsgeschäft iSd. § 22 Nr. 2 iVm. § 23 vorliegt.<br />

Dieser Zusammenhang ist im Rahmen <strong>de</strong>s § 23 nicht auf ausschlieûlich im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Veräuûerungsvorgang angefallene Aufwendungen beschränkt,<br />

son<strong>de</strong>rn umfaût auch laufen<strong>de</strong> Aufwendungen zB in Form von<br />

Schuldzinsen (BFH v. 12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603). Wird das<br />

Gebäu<strong>de</strong> dagegen vor <strong>de</strong>r Veräuûerung auûerhalb <strong>de</strong>r Erwerbssphäre privat<br />

genutzt (zB für eigene Wohnzwecke), verneint die Rspr. <strong>de</strong>n WKAbzug (BFH v.<br />

12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603 mwN, zur heutigen Rechtslage<br />

bei eigengenutztem Wohneigentum (sog. Konsumgutlösung); v. 4. 10. 1990<br />

X R 150/88, BFH/NV 1991, 237, zur Rechtslage vor <strong>de</strong>r Konsumgutlösung);<br />

dagegen uE zu Recht: Blümich/Glenk, § 23 Rn. 129; Bansemer in L/B/P, § 23<br />

Rn. 143; Meyer, StBp. 1995, 30; Warnke, DStR 1998, 1073; Paus, StWa. 1997,<br />

193; s. auch § 23 Anm. 202 ¹Schuldzinsenª. Bei Veräuûerungsgeschäften nach<br />

Ablauf <strong>de</strong>r Veräuûerungsfrist schei<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Schuldzinsenabzug gänzlich aus.<br />

Abgrenzung zu <strong>de</strong>n Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten: Schuldzinsen<br />

und sonstige Kreditkosten gehören im Regelfall wegen <strong>de</strong>s wirtschaftlich geprägten<br />

Veranlassungsprinzips nicht zu <strong>de</strong>n Anschaffungs(neben)kosten <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />

Vermögensgegenstands (vgl. BFH v. 2. 8. 1977 VIII R 104/74,<br />

BStBl. II 1978, 143; v. 25. 5. 1999 VIII R 59/97, BStBl. II 2001, 226; aA FG<br />

Ba.-Württ. v. 4. 5. 1999, DStRE 2000, 511, betr. Finanzierungskosten für eine<br />

private Rentenversicherung); gleiches gilt für die Herstellung eines Wirtschaftsguts.<br />

Ein Wahlrecht <strong>de</strong>s Stpfl., Schuldzinsen zu <strong>de</strong>n Herstellungskosten o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>n sofort abziehbaren WK zu rechnen, besteht bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften<br />

nicht. Gleiches gilt für die während <strong>de</strong>r Bauzeit angefallenen Nebenkosten <strong>de</strong>r<br />

Kreditaufnahme (zB Bereitstellungszinsen u. das durch Verrechnung mit <strong>de</strong>r<br />

Darlehensauszahlung abgeflossene Damnum).<br />

BFH v. 9. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460, m. ablehnen<strong>de</strong>r Anm. Wichmann,<br />

BB 1991, 1835; Abgrenzungshinweise dazu bei Drenseck, FR 1990, 365; zum Herstellungskostenbegriff<br />

allgemein s. Anm. 263.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 227


376±378<br />

379<br />

380<br />

§9 Anm. 375±380 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Wegen <strong>de</strong>r Angemessenheitsprüfung als Abgrenzungs- u. Zuordnungsmaûstab<br />

für WK bei sog. gekoppelten Beziehungen s. eingehend Anm. 200, 203.<br />

Bauzeitzinsen u. Finanzierungskostenerstattungen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines<br />

Wirtschaftsguts (insbes. an <strong>de</strong>n Bauträger bei Erwerb von Immobilien) bereiten<br />

allerdings Abgrenzungsschwierigkeiten. Sie können beim Erwerber entsprechend<br />

<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Zwecksetzung u. Durchführung <strong>de</strong>r gewählten Vertragsgestaltung<br />

entwe<strong>de</strong>r originäre Zinsaufwendungen für die eigene Geldbeschaffung<br />

mit WKCharakter o<strong>de</strong>r einen (meist ver<strong>de</strong>ckten) Kaufpreisbestandteil<br />

bil<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Anm. 385 ¹Bauzeitzinsenª, ¹Finanzierungskostenerstattungenª).<br />

Vorbereiten<strong>de</strong> und nachträgliche Schuldzinsen können nach stRspr. auûerhalb<br />

<strong>de</strong>s wirtschaftlichen Einkunftsartenzusammenhangs in <strong>de</strong>r steuerneutralen<br />

Vermögenssphäre anfallen, so daû <strong>de</strong>r WKAbzug entfällt. Zu Einzelheiten<br />

s. Anm. 163, 371 f.<br />

Einstweilen frei.<br />

c) Zusammenhang zu mehreren Einkunftsarten/-quellen<br />

Wird ein Kredit für mehrere erwerbsbezogene Zwecke aufgenommen und verwen<strong>de</strong>t,<br />

und zwar<br />

± für mehrere Einkunftsgegenstän<strong>de</strong> (Einkunftsquellen) innerhalb einer Einkunftsart<br />

(zB mehrere Immobilien),<br />

± für Gegenstän<strong>de</strong> mehrerer Einkunftsarten innerhalb <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte<br />

(zB Arbeitsmittel, Immobilien u. Wertpapiere) o<strong>de</strong>r<br />

± sowohl für Überschuû- als auch für Gewinneinkünfte,<br />

so sind die anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen, soweit kein dominanter Beziehungszusammenhang<br />

besteht, aufzuteilen und zuzuordnen (für bei<strong>de</strong> Fallgruppen s. BFH v.<br />

25. 7. 2000 VIII R 35/99, BFH/NV 2001, 242). Die Aufteilung muû notfalls<br />

durch Schätzung (§ 162 AO) vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Vgl. Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 81; BFH v. 23. 1. 1991 X R 37/86, BStBl. II, 398;<br />

v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660; dies gilt gleichermaûen bei einer Darlehensverwendung<br />

für steuerfreie u. steuerpflichtige Zwecke (BFH v. 21. 2. 73 I R 148/71,<br />

BStBl. II, 509; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 46).<br />

§ 12 Nr. 1 Satz 2 greift bei <strong>de</strong>rartigen Sachverhalten nicht ein, da ausschlieûlich<br />

(zumin<strong>de</strong>st ganz überwiegend) die Erwerbssphäre <strong>de</strong>s Stpfl. betroffen ist. Für<br />

einzelne Einkunftsbereiche sind ggf. Abzugsverbote (§ 3c, insbeson<strong>de</strong>re Abs. 2<br />

zum hälftigen Abzugsverbot für Refinanzierungszinsen, die mit <strong>de</strong>m Halbeinkünfteverfahren<br />

unterliegen<strong>de</strong>n Einnahmen im Zusammenhang stehen) o<strong>de</strong>r<br />

Pauschbeträge (zB für Arbeitsmittel, s. § 9a Anm. 28) zu beachten, so daû die<br />

sachgerechte Schuldzinsenzuordnung erhebliche steuerökonomische Auswirkungen<br />

haben kann.<br />

d) Wechsel <strong>de</strong>s Veranlassungszusammenhangs (¹Umwidmungª)<br />

Für <strong>de</strong>n notwendigen Veranlassungszusammenhang von Schuldzinsen mit Einkünften<br />

kommt es zunächst auf <strong>de</strong>n ursprünglichen Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme<br />

an (s. Anm. 370). Fällt dieser ursprüngliche Veranlassungzusammenhang ersatzlos<br />

weg, ist unter Umstän<strong>de</strong>n ein Abzug <strong>de</strong>r Schuldzinsen als nachträgliche WK<br />

möglich (s. Anm. 372). Wird dagegen gleichzeitig ein neuer Erwerbszusammenhang<br />

begrün<strong>de</strong>t, kann das Darlehen mit stl. Wirkung umgewidmet wer<strong>de</strong>n; die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Schuldzinsen bleibt so erhalten. Han<strong>de</strong>lt es sich um eine Umwidmung<br />

von <strong>de</strong>r Privat- in die Erwerbssphäre, kann hierdurch ein erstmaliger<br />

E 228 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 380 §9<br />

WKAbzug erlangt wer<strong>de</strong>n. Ein <strong>de</strong>rartiger Wechsel <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Veranlassungsfaktors<br />

im Zeitablauf kommt allerdings nur bei Wirtschaftsgut bezogenenen<br />

Krediten in Betracht.<br />

Zwei Fallgruppen <strong>de</strong>r ¹Umwidmungª <strong>de</strong>s ursprünglichen Darlehenszwecks<br />

sind <strong>de</strong>nkbar. Zum einen kann <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Erlös aus <strong>de</strong>r Veräuûerung eines<br />

ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsguts aufgrund einer neuen Anlageentscheidung<br />

zum Erwerb einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsquelle einsetzen. Unter diese Fallgruppe ist<br />

auch <strong>de</strong>r Sachverhalt zu subsumieren, daû <strong>de</strong>r Stpfl. eine empfangene Tilgungsleistung<br />

für ein von ihm gewährtes Darlehen nicht zur Tilgung seines Refinanzierungsdarlehens,<br />

son<strong>de</strong>rn zur Begleichung fälliger Schuldzinsen und Kreditkosten<br />

verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 25. 7. 2000 VIII R 35/99, DStR 2001, 14). Die zweite<br />

Fallgruppe besteht darin, daû ein kreditfinanziertes Wirtschaftsgut im Rahmen<br />

einer an<strong>de</strong>ren Einkunftsart verwen<strong>de</strong>t wird.<br />

ZB BFH v. 23. 1. 1991 X R 37/86, BStBl. II, 398, betr. Leibrentenfor<strong>de</strong>rung aus<br />

Grundstücksveräuûerung; v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II 1997, 454, betr. Festgeldanlage<br />

aus Veräuûerungserlös Grundstück; v. 4. 9. 2000 IX R 44/97, BFH/NV<br />

2001, 310, betr. verzinsliches Notaran<strong>de</strong>rkonto wegen Grundstücksveräuûerung; v.<br />

7. 7. 1998 VIII R 5/96, BStBl. II 1999, 209, betr. GmbH-Anteile aus Einbringung eines<br />

Einzelunternehmens; unterschreitet <strong>de</strong>r gemeine Wert <strong>de</strong>r erlangten GmbH-Anteile<br />

<strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r zurückbehaltenen Betriebsschul<strong>de</strong>n, so sind die weiterhin entstehen<strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsen zum einen Teil WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus Kapitalvermögen und zum<br />

an<strong>de</strong>ren Teil nachträgliche BA im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m eingebrachten Einzelunternehmen;<br />

v. 19. 8. 1998 X R 96/95, BStBl. II 1999, 353 m. Anm. Meyer/Ball, DStR<br />

1999, 781; Paus, BB 1999, 1737; BFH v. 28. 7. 1999 X R 63/95, BFH/NV 2000, 40; v.<br />

25. 1. 2001 IX R 27/97, BStBl. II 2001, 573 betr. vermögensverwalten<strong>de</strong> Vermietung<br />

eines früheren Betriebsgrundstücks; keiner dieser bei<strong>de</strong>n Gruppen ordnet <strong>de</strong>r BFH <strong>de</strong>n<br />

Fall unter, daû erst bei <strong>de</strong>r Betriebsveräuûerung durch Zurückbehalten eines Betriebsgrundstücks<br />

ein zu finanzieren<strong>de</strong>r Veräuûerungsverlust entsteht (BFH v. 12. 11. 1997<br />

IX R 98/96, BStBl. II 1998, 144; s. auch FinVerw., DStR 1998, 1719; zu Recht krit.:<br />

Drenseck, DStR 1998, 1326).<br />

Voraussetzung für eine steuerrechtlich anzuerkennen<strong>de</strong> Umwidmung ist,<br />

daû<br />

1. die durch die erstmalige tatsächliche Verwendung <strong>de</strong>r Darlehensmittel eingetretene<br />

Zuordnung zu einer bestimmten Einkunftsquelle o<strong>de</strong>r gegebenenfalls<br />

zur privaten Vermögenssphäre (zB durch Veräuûerung o<strong>de</strong>r Nutzungsän<strong>de</strong>rung)<br />

ein<strong>de</strong>utig been<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist,<br />

2. <strong>de</strong>r Stpfl. eine neue, gleichfalls kreditfinanzierte Anlageentscheidung trifft,<br />

durch die das Objekt <strong>de</strong>s Kreditbedarfs ausgewechselt wird, und<br />

3. diese ¾n<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Zweckbestimmung nach auûen hin, an objektiven Beweisanzeichen<br />

feststellbar, in Erscheinung tritt.<br />

Aufgrund dieser Voraussetzungen kann <strong>de</strong>r einmal entstan<strong>de</strong>ne wirtschaftliche<br />

Zusammenhang <strong>de</strong>r Schuldzinsen mit einer bestimmten Einkunftsart nicht<br />

durch bloûe Willensentscheidung <strong>de</strong>s Stpfl. hergestellt o<strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n<br />

(BFH v. 17. 4. 1997 VIII R 48/95, BFH/NV 1998, 20; v. 7. 7. 1998 VIII R 57/<br />

96, BFH/NV 1999, 594 mwN; v. 1. 9. 1998 VIII R 4/97, BFH/NV 1999, 599;<br />

krit.: Kupfer, KÖSDI 1998, 11506 [11515]). Umgekehrt setzt die Umwidmung<br />

nicht zwingend voraus, daû <strong>de</strong>r Darlehensgläubiger <strong>de</strong>r ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Darlehenszwecks<br />

zustimmt; es han<strong>de</strong>lt sich hierbei lediglich um ein gewichtiges Indiz,<br />

<strong>de</strong>ssen Vorliegen jedoch entbehrlich ist, wenn die ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Zweckbestimmung<br />

an<strong>de</strong>rweitig nachgewiesen wird (BFH v. 7. 3. 1995 VIII R 9/94,<br />

BStBl. II, 697; v. 1. 10. 1996 VIII R 68/94, BStBl. II 1997, 454; nach Schmidt/<br />

Drenseck XX. § 9 Rn. 82 soll gar eine abre<strong>de</strong>widrige Verwendung <strong>de</strong>s Darlehens<br />

unschädlich sein; aA: v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 72).<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 229


381<br />

382<br />

383<br />

§9 Anm. 380±383 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Verwen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Veräuûerungserlös nicht vollständig wie<strong>de</strong>r zur Einkunftserzielung,<br />

son<strong>de</strong>rn teilweise auch privat, so können die Schuldzinsen nur<br />

noch in <strong>de</strong>m entsprechen<strong>de</strong>n Verhältnis als WK/BA abgezogen wer<strong>de</strong>n (BFH v.<br />

24. 4. 1997 VIII R 53/95, BStBl. II, 682; Nds. FG v. 12. 1. 1999, DStRE 2001,<br />

176, nrkr.; krit. zum Aufteilungsmaûstab <strong>de</strong>r Rspr.: Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />

Rn. 82; v. Re<strong>de</strong>n in L/B/P, § 9 Rn. 187 f; Kempermann, FR 1997, 954; Söffing,<br />

Stbg. 1998, 4).<br />

Zur Umwidmung s. auch § 20 Anm. 82 ¹Schuldzinsenª.<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Abzugsberechtigung<br />

Aus <strong>de</strong>m Grundsatz <strong>de</strong>r persönlichen Leistungsfähigkeit ergibt sich, daû <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. die Zinsaufwendungen selbst getragen haben muû (grundlegend BFH v.<br />

23. 8. 1999 GrS 2/97, BStBl. II, 782; s. allgemein Anm. 40 ff.). Nehmen Ehegatten<br />

gemeinsam ein gesamtschuldnerisches Darlehen zur Finanzierung eines vermieteten<br />

Gebäu<strong>de</strong>s auf, das einem von ihnen gehört, sind die Schuldzinsen in<br />

vollem Umfang als WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV <strong>de</strong>s Eigentümerehegatten<br />

abziehbar; nimmt ein Ehegatte dagegen allein ein Darlehen zur Finanzierung<br />

eines vermieteten Gebäu<strong>de</strong>s auf, das <strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Ehegatten gehört, sind die<br />

Schuldzinsen nicht abziehbar, es sei <strong>de</strong>nn, <strong>de</strong>r Eigentümerehegatte hat sie aus<br />

eigenen Mitteln bezahlt (BFH v. 2. 12. 1999 IX R 45/95, BStBl. II 2000, 310, dazu<br />

Anm. Fischer, FR 2000, 662). Sind Darlehen für eine Immobilie eines Ehegattens<br />

teils von <strong>de</strong>n Eheleuten gemeinschaftlich, teils allein vom Nichteigentümer-Ehegatten<br />

aufgenommen wor<strong>de</strong>n und wird <strong>de</strong>r Zahlungsverkehr für die<br />

Immobilie insgesamt über das Konto <strong>de</strong>s Nichteigentümer-Ehegatten abgewikkelt,<br />

so wer<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n vom Eigentümer-Ehegatten auf dieses Konto geleiteten<br />

eigenen Mitteln (zB Mieteinnahmen) vorrangig Schuldzinsen für die gemeinschaftlich<br />

aufgenommenen Darlehen abge<strong>de</strong>ckt (BFH v. 4. 9. 2000 IX R 22/97,<br />

DStR 2000, 2079). Unbeachtlich ist, ob <strong>de</strong>r Eigentümerehegatte für das Darlehen<br />

eine selbstschuldnerische Bürgschaft übernommen o<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m Grundstück<br />

lasten<strong>de</strong> Grundpfandrechte als Sicherheit eingesetzt hat (BFH v. 2. 12<br />

1999 IX R 21/96, BStBl. II 2000, 312; zum Schuldbeitritt s. FG Münster v.<br />

7. 12. 1999, DStRE 2000, 678, nrkr.). Da es sich bei Darlehen um keine Geschäfte<br />

<strong>de</strong>s täglichen Lebens han<strong>de</strong>lt, sind die Grundsätze zur Abkürzung <strong>de</strong>s<br />

Vertragswegs nicht anwendbar (BFH v. 24. 2. 2000 IV R 75/98, BStBl. II, 314;<br />

s. auch FG Düss. v. 19. 12. 2000, DStRE 2001, 449, rkr., betr. Finanzierung eines<br />

Rentenrechts <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Ehegatten). Zu <strong>de</strong>n Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Ehegattenfinanzierung<br />

von Arbeitszimmern s. Anm. 385.<br />

Soweit einem Nieûbraucher die Erträge als Einkünfte zuzurechnen sind, kann<br />

<strong>de</strong>r Nieûbrauchsbelastete die Schuldzinsen, die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Erwerb<br />

<strong>de</strong>s Vermögensstamms stehen, nicht bei seinen Einkünften als WK abziehen<br />

(BFH v. 29. 5. 2001 VIII R 11/00, BFH/NV 2001, 1393; siehe auch<br />

Söffing/Söffing, DStR 1993, 1690, zu Einkünften aus VuV).<br />

5. Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Nach <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen zur zeitlichen Berücksichtigung von WK<br />

sind erwerbsbezogene Schuldzinsen in <strong>de</strong>m VZ abzusetzen, in <strong>de</strong>m sie vom<br />

Stpfl. geleistet wor<strong>de</strong>n sind (vgl. etwa BFH v. 25. 11. 1986 IX R 51/82, BFH/<br />

NV 1987, 159; eingehend Anm. 220). Es gilt das Abfluû- bzw. Verausgabungs-<br />

E 230 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 383±385 §9<br />

prinzip gem. § 11 Abs. 2, wonach sich <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verfügungsmacht<br />

über die Schuldzinsen durch eine Leistungshandlung begeben<br />

haben muû (s. § 11 Anm. 112; zum Abfluû im Falle <strong>de</strong>r sog. Novation von Zinsen<br />

vgl. BFH v. 7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825). Rein formale<br />

Kontenbewegungen sind dagegen nicht ausreichend. Die tatsächliche Durchführung<br />

<strong>de</strong>s vertraglich vereinbarten Schuldzinsenabzugs wird von <strong>de</strong>r FinVerw.<br />

regelmäûig beson<strong>de</strong>rs eingehend bei Beziehungen zwischen nahestehen<strong>de</strong>n Personen<br />

geprüft (dazu Anm. 363).<br />

Ob es sich um vorab entstan<strong>de</strong>ne, laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r nachträgliche Schuldzinsen<br />

han<strong>de</strong>lt und sich ggf. eine Verlustsituation einstellt, ist für die zeitliche Berücksichtigung<br />

im Abfluûjahr unerheblich. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n konkreten Charakter<br />

<strong>de</strong>r Schuldzinsen, bspw. ob eine laufen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r einmalige Kapitalnutzungsvergütung<br />

vorliegt (siehe insbeson<strong>de</strong>re zum Damnum Anm. 385).<br />

Schuldzinsenvorauszahlungen und -nachzahlungen, die ggf. zu einer progressionsbedingt<br />

gebün<strong>de</strong>lten Entlastungswirkung beim Stpfl. führen, sind im Verausgabungsjahr<br />

zu berücksichtigen,<br />

p soweit kein Miûbrauch rechtlicher Gestaltungsmöglichkeiten iSd. § 42 AO vorliegt<br />

(siehe insbeson<strong>de</strong>re Anm. 385 ¹Damnumª) o<strong>de</strong>r<br />

p soweit keine ¹ver<strong>de</strong>ckte Darlehensgewährungª erfolgt (s. Anm. 221, 222).<br />

Zu weiteren Hinweisen s. § 11 Anm. 10, § 21 a Anm. 150 ¹Damnumª).<br />

Einstweilen frei.<br />

6. ABC <strong>de</strong>r Schuldzinsen<br />

Arbeitgeberaktien: Wird die Aufnahme eines Arbeitsverhältnisses im Arbeitsvertrag<br />

davon abhängig gemacht, daû <strong>de</strong>r Stpfl. Aktien <strong>de</strong>s Arbeitgebers erwirbt,<br />

so sind Schuldzinsen für ein Darlehen zur Finanzierung <strong>de</strong>s Aktienerwerbs als<br />

WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus nichtselbständiger Arbeit abziehbar (Hess. FG v.<br />

7. 9. 2000, DStRE 2001, 302, nrkr.).<br />

Arbeitsmittel: Wer<strong>de</strong>n Arbeitsmittel (zB Fachliteratur, Arbeitskleidung usw.) vom<br />

Stpfl. unter Aufnahme eines Darlehens angeschafft o<strong>de</strong>r hergestellt, so sind die<br />

Schuldzinsen gem. Abs. 1Satz3Nr.1alsWK<strong>de</strong>rentsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />

(insbes. § 19) zu berücksichtigen (BFH v. 21. 10. 1988 VI R 18/86, BStBl. II 1989,<br />

356; Anm. 543; zu <strong>de</strong>n Anerkennungsvoraussetzungen für Arbeitsmittel<br />

s. Anm. 540±549; wegen kreditfinanzierter Pkw.-Anschaffung s.u. ¹Kraftfahrzeugª).<br />

Bei kleineren Investitionsbeträgen wer<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Unüblichkeit <strong>de</strong>r<br />

Finanzierung an <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Darlehensaufnahme u.<br />

±verwendung allerdings strenge Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt (s. allgemein BFH v.<br />

18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510 [514]; eingehend auch Anm. 363).<br />

Arbeitszimmer: Die auf ein Arbeitszimmer im eigenen Haus anteilig entfallen<strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsen im Zusammenhang mit Krediten zur Anschaffung, Herstellung<br />

o<strong>de</strong>r Renovierung <strong>de</strong>r Immobilie (Gebäu<strong>de</strong> sowie Grund u. Bo<strong>de</strong>n) bil<strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Nr. 6b WK, und zwar regelmäûig<br />

bei <strong>de</strong>r Einkunftsart nichtselbständiger Arbeit (vgl. BFH v. 18. 10. 1983<br />

VI R 68/83, BStBl. II 1984, 112; bei nachträglicher Erweiterung <strong>de</strong>r Gesamtwohnfläche<br />

s. BFH v. 21. 8. 1995 VI R 49/95, BStBl. II, 729, m. Anm. SP, DStR<br />

1995, 1548; § 4 Anm. 1519). Ist <strong>de</strong>r ArbN nicht Eigentümer <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s und<br />

übernimmt er teilweise <strong>de</strong>ssen Finanzierung, so gelten die von ihm aufgewen<strong>de</strong>ten<br />

Schuldzinsen bis zur Höhe <strong>de</strong>r auf das Arbeitszimmer anteilig entfallen<strong>de</strong>n<br />

Anschaffungs-/Herstellungskosten vorrangig als auf das Arbeitszimmer aufge-<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 231<br />

384<br />

385


§9 Anm. 385 Abs. 1Satz3Nr.1:<br />

wen<strong>de</strong>t (BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/97, BStBl. II, 778; v. 12. 5. 2000 VI R 78/95,<br />

BFH/NV 2000, 1202; zur Ehegattenfinanzierung allgemein s. Anm. 382).<br />

Ausland: s. Anm. 358.<br />

Bargebotszinsen, die gem. § 49 Abs. 2 ZVG bei <strong>de</strong>r Zwangsversteigerung<br />

eines Grundstücks bis zum Verteilungstermin anfallen, sind aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s<br />

Ersteigerers nutzungsbezogene Aufwendungen u. bil<strong>de</strong>n daher WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus VuV (BFH v. 29. 4. 1992 XI R 3/85, BStBl. II, 727).<br />

Bauspardarlehen:<br />

P Abschluûgebühren für einen Bausparvertrag bil<strong>de</strong>n als zinsähnliche Geldbeschaffungskosten<br />

vorbereiten<strong>de</strong> WK, falls <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rliche ausreichend bestimmte<br />

wirtschaftliche Erwerbszusammenhang vom Stpfl. anhand objektiver<br />

Umstän<strong>de</strong> nachgewiesen wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 23. 2. 2000 VIII R 40/98, DStR<br />

2000, 2037; s. allgemein zu vorbereiten<strong>de</strong>n WK Anm. 371). Ist alleiniger Zweck<br />

<strong>de</strong>s Vertragsabschlusses die Erlangung eines Baudarlehens und <strong>de</strong>ssen Verwendung<br />

zu Immobilien bezogenen Einkunftserzielungszwecken, liegen WK bei<br />

<strong>de</strong>n Einkünften aus VuV vor (BFH v. 8. 2. 1983 VIII R 163/81, BStBl. II, 355).<br />

Hat <strong>de</strong>r Stpfl. dagegen keine konkreten Pläne zum Einsatz <strong>de</strong>s Bausparvertrags<br />

für ein Bauvorhaben und kann auf Dauer gesehen ein ± wenn auch nur beschei<strong>de</strong>ner<br />

± Überschuû aus <strong>de</strong>n Zinsgutschriften erwartet wer<strong>de</strong>n, gehört die<br />

Abschluûgebühr zu <strong>de</strong>n WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. (BFH v.<br />

24. 7. 1990 VIII R 45/85, BStBl. II, 975, m. Anm. Söffing, NWB F. 3, 7623; so<br />

nunmehr auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 175; krit. Schmidt/Heinicke<br />

XX. § 20 Rn. 230 ¹Bausparvertragª mwN). Gleiches gilt für Zuteilungsgebühren<br />

und Bereitstellungsprovisionen. Die Zinserträge aus <strong>de</strong>r Bauspareinlage sind<br />

entsprechend zu behan<strong>de</strong>ln (Einzelheiten bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. C 175 f.). Sind die Abschluûgebühren nicht als WK zu qualifizieren, so<br />

erfolgt ggf. eine Berücksichtigung im SABereich. Zu Bausparzinsen s. § 20<br />

Anm. 850 ¹Bausparzinsenª.<br />

P Schuldzinsen zur Zwischenfinanzierung eines noch nicht zuteilungsreifen Bauspardarlehens<br />

stellen unter <strong>de</strong>n gleichen Voraussetzungen wie Abschluûgebühren<br />

WK bei <strong>de</strong>r Einkunftsart VuV dar. Da Zwischen- und Vorfinanzierungskredite<br />

± an<strong>de</strong>rs als sog. Auffüllungskredite (BFH v. 24. 7. 1990 VIII R 45/85, BStBl. II,<br />

975) ± nicht zum Erwerb <strong>de</strong>r verzinslichen Bausparfor<strong>de</strong>rung dienen, kommt<br />

ansonsten kein WKAbzug bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. in Betracht (BFH<br />

v. 18. 2. 1992 VIII R 94/90, BStBl. II, 1005; OFD Berlin v. 21. 7. 1995, StEK<br />

EStG § 20 Nr. 196).<br />

Bauzeitzinsen gehören grundsätzlich zu <strong>de</strong>n originären Finanzierungsaufwendungen<br />

<strong>de</strong>s Herstellers eines Wirtschaftsguts (meist Gebäu<strong>de</strong>s) u. bil<strong>de</strong>n ± soweit<br />

eine Nutzung zu Zwecken <strong>de</strong>r Einkunftserzielung erfolgt ± WK gem.<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 (BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460; zur<br />

Aktivierung von Bauzeitzinsen s. Anm. 375; wegen <strong>de</strong>r Abgrenzung zu <strong>de</strong>n Anschaffungskosten<br />

bei Erstattung von Bauzeitzinsen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines<br />

Wirtschaftsguts, insbes. an Bauträger bei Erwerb von Immobilien, s. unter<br />

¹Finanzierungskostenerstattungenª.<br />

Bearbeitungsgebühren als einmalig zu leisten<strong>de</strong> Nebenkosten im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Kreditgewährung gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen iSd. Abs. 1Satz3<br />

Nr. 1, falls das Kapital erwerbsbezogen verwen<strong>de</strong>t wird. Bei Zuschlag zur Kreditsumme<br />

u. ratierlicher Rückzahlung gelten sie idR als mit <strong>de</strong>r ersten Rate abgeflossen<br />

(§ 367 BGB; vgl. BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10<br />

Abs. 1Ziff. 1R.152 = HFR 1980, 49, ergangen zum Schuldzinsenabzug im<br />

E 232 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

SABereich, jedoch von Be<strong>de</strong>utung auch für § 9; glA Nissen, DStZ 1980, 55;<br />

o. V., HFR 1980, 49; o. V., KÖSDI 1980, 3581).<br />

Bereitstellungszinsen haben <strong>de</strong>n Charakter von Kapitalnutzungsvergütungen<br />

u. sind daher Schuldzinsen gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nach Maûgabe <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Grundsätze (vgl. BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990, 460);<br />

zur Vorauszahlungsproblematik s. unter ¹Damnumª.<br />

Berlindarlehen: Die bei <strong>de</strong>r Refinanzierung eines verzinslichen Darlehens nach<br />

§ 17 Abs. 2 BerlinFG (seit 1. 1. 1993 kein Neuabschluû mehr möglich) anfallen<strong>de</strong>n<br />

Schuldzinsen und sonstige Kreditkosten sind als WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus KapVerm. zu berücksichtigen. Tilgungsleistungen auf ein vom Stpfl. gewährtes<br />

einheitliches Berlindarlehen, das teils mit Eigen- und teils mit Fremdmitteln<br />

finanziert wur<strong>de</strong>, haben zur Folge, daû die Schuldzinsen für das (nicht<br />

anteilig getilgte) Refinanzierungsdarlehen nur im Verhältnis <strong>de</strong>r Valuta <strong>de</strong>s hingegebenen<br />

Darlehens zu <strong>de</strong>r Valuta <strong>de</strong>s Refinanzierungsdarlehens als WK abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n können (BFH v. 1. 10. 1996 VIII R 88/94, BStBl. II 1997, 424; v.<br />

17. 12. 1996 VIII R 39/95, BFH/NV 1997, 644; FinVerw. v. 20. 1. 1998, StEK<br />

EStG § 9 Nr. 697; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Berlindarlehenª; aA<br />

Meyer-Scharenberg, DStR 1994, 1213; krit. hinsichtlich einer fehlen<strong>de</strong>n Übergangsregelung:<br />

Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 82; Vereinfachungsregel: Fin-<br />

Verw., DStR 1998, 247; s. allgemein Anm. 372 aE).<br />

Beteiligungen: s. ¹Wertpapiere, Beteiligungen und an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerteª.<br />

Bürgschafts- bzw. Avalgebühren: Provisionen, die vom Hauptschuldner eines<br />

Kredits für die Übernahme einer Bürgschaft gezahlt wer<strong>de</strong>n (banküblich sind<br />

2 vH jährlich <strong>de</strong>s verbürgten und zugesagten Betrages, BMF v. 26. 7. 1990,<br />

BStBl. I, 366, Tz. 4.1.6), haben wegen ihrer finanzierungsbezogenen Sicherungsfunktion<br />

wirtschaftlich Zinscharakter. Sie gehören daher <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach als<br />

Geldbeschaffungskosten zu <strong>de</strong>n WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 (zu <strong>de</strong>rartigen<br />

Gebühren bei sog. Steuersparmo<strong>de</strong>llen s. unter ¹Finanzierungsprovisionen und<br />

-gebührenª).<br />

Damnum:<br />

P Rechtsnatur bis 1989: Für VZ bis einschlieûlich 1989 beurteilte die Rspr. das<br />

Damnum (Unterschiedsbetrag zwischen <strong>de</strong>m Darlehensnennwert = Bruttodarlehen<br />

und <strong>de</strong>m an <strong>de</strong>n Darlehensnehmer tatsächlich ausgezahlten Verfügungsbetrag)<br />

in Anlehnung an <strong>de</strong>n BGH (Urt. v. 2. 7. 1981 III ZR 8/80 u. III ZR 17/80,<br />

NJW 1981, 2180, 2181) als einmalig anfallen<strong>de</strong>, vorwiegend laufzeitunabhängige<br />

Kapitalnutzungsvergütung, die neben <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Zins zu leisten war u. zur<br />

Ab<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r beim Kreditgeber bereits entstan<strong>de</strong>nen Kosten diente.<br />

Siehe nur BFH v. 8. 6. 1994 X R 26/92, BStBl. II, 930 mwN, zu § 10 e, wo die zeitliche<br />

Zuordnung entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung hat; s. ausführlich § 10 e Anm. 700 ¹Damnumª,<br />

§ 21a Anm. 150 ¹Damnumª.<br />

P Rechtsnatur ab 1990: Seit einer Rechtsprechungsän<strong>de</strong>rung im Zivilrecht aus<br />

<strong>de</strong>m Jahr 1990 (BGH v. 29. 5. 1990 XI ZR 231/89, DB 1990, 1610) sieht auch<br />

<strong>de</strong>r BFH das Damnum regelmäûig als laufzeitabhängigen Ausgleich für einen<br />

niedrigeren Nominalzins u. damit als Vorauszahlung eines Teils <strong>de</strong>r Zinsen an<br />

(BFH v. 20. 10. 1999 X R 69/96, BStBl. II 2000, 259). Damit wird er <strong>de</strong>n geän<strong>de</strong>rten<br />

Verhältnissen am Kapitalmarkt gerecht, wo das Damnum <strong>de</strong>r Feinsteuerung<br />

<strong>de</strong>s laufen<strong>de</strong>n Nominalzinses dient.<br />

P Steuerliche Qualifikation: Wegen seines wirtschaftlichen Charakters als Kapitalnutzungsvergütung<br />

gehört das Damnum zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen iSd. Abs. 1 Satz 3<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 233


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Nr. 1, so daû <strong>de</strong>r erwerbsbezogene Veranlassungszusammenhang für <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug entschei<strong>de</strong>nd ist (BFH v. 7. 11. 1989 IX R 190/85, BStBl. II 1990,<br />

439 mwN). Es kann sich in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Sachverhaltsgestaltung um<br />

vorab entstan<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong> WK han<strong>de</strong>ln (s. Anm. 371); zum Übergang <strong>de</strong>s<br />

Damnums bei Erwerb einer Immobilie s. unter ¹Finanzierungskostenerstattungenª.<br />

P Zeitliche Berücksichtigung: Aufgrund <strong>de</strong>s Abfluûprinzips (§ 11 Abs. 2) ist das ein<br />

vermietetes Objekt betreffen<strong>de</strong> Damnum immer nur im Zeitpunkt seiner Zahlung<br />

als WK abziehbar. Hieran än<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>l in <strong>de</strong>r Rechtsnatur nichts<br />

(BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 92).<br />

Auswirkungen ergeben sich jedoch in <strong>de</strong>n Fällen eines Nutzungswechsels innerhalb<br />

<strong>de</strong>s Zinsbindungszeitraums. Hat <strong>de</strong>r Stpfl. das Damnum im Zeitpunkt <strong>de</strong>r<br />

Zahlung in voller Höhe als WK abgezogen, ist mit Ausschei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s finanzierten<br />

Objekts aus <strong>de</strong>r Erwerbssphäre <strong>de</strong>r WKAbzug im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung rückgängig<br />

zu machen (es gelten hier die allg. Grundsätze zu nachträglichen Schuldzinsen,<br />

s. Anm. 372). Umgekehrt kann <strong>de</strong>r Stpfl. bei einem Nutzungswechsel hin zur<br />

Erwerbssphäre <strong>de</strong>n auf die Zeit <strong>de</strong>r Vermietung entfallen<strong>de</strong>n Teil <strong>de</strong>s Damnums<br />

als vorab entstan<strong>de</strong>ne WK (s. Anm. 371) im Jahr <strong>de</strong>r Zahlung abziehen. Die<br />

FinVerw. will diese aus <strong>de</strong>r geän<strong>de</strong>rten Rechtsnatur <strong>de</strong>s Damnums resultieren<strong>de</strong>n<br />

Grundsätze erst für Zahlungen nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1999 anwen<strong>de</strong>n (OFD<br />

Koblenz v. 20. 11. 2000, FR 2001, 166).<br />

Der Stpfl. entrichtet das Damnum idR bei Einbehaltung durch das Kreditinstitut<br />

(Zeitpunkt <strong>de</strong>r Belastungsbuchung) anläûlich <strong>de</strong>r Gesamtauszahlung <strong>de</strong>s Darlehens<br />

bzw. <strong>de</strong>r ersten Darlehensrate; in Betracht kommt auch ein Einbehalt bei<br />

Valutierung <strong>de</strong>r jeweiligen Darlehensrate, so daû <strong>de</strong>r Abfluû zeitlich gestreckt<br />

erfolgt. Im Falle <strong>de</strong>r Vereinbarung eines Zusatzdarlehens zur Begleichung <strong>de</strong>s<br />

Damnums (sog. Tilgungsstreckungsdarlehen) können bei rechtlicher und wirtschaftlicher<br />

Einheit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Darlehen nur die Zinsen und die zur Tilgung <strong>de</strong>s<br />

Zusatzdarlehens geleisteten Teilbeträge gleich einem Damnum als WK abgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n (BFH v. 15. 11. 1994 IX R 11/92, BFH/NV 1995, 669; FG Köln v.<br />

23. 1. 2001, DStRE 2001, 620, rkr., betr. engen zeitlichen Zusammenhang). Eine<br />

<strong>de</strong>rartige Einheit liegt nicht vor, wenn es sich um verschie<strong>de</strong>ne Darlehensgläubiger<br />

han<strong>de</strong>lt (Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 92; aA Wolff-Diepenbrock in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Damnumª). Diese Grundsätze gelten auch dann, wenn das<br />

Tilgungsstreckungsdarlehen erst anläûlich einer Kreditverlängerung vereinbart<br />

wird (BFH v. 13. 9. 1994 IX R 20/90, BFH/NV 1995, 293). Erstattet <strong>de</strong>r Gläubiger<br />

Damnumbeträge (zB bei Verkauf <strong>de</strong>s finanzierten Wirtschaftsguts), än<strong>de</strong>rt<br />

dies nichts am bereits vorgenommenen WKAbzug; insoweit han<strong>de</strong>lt es sich im<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Erstattung um Einnahmen aus <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart<br />

(BFH v. 28. 3. 1995 IX R 41/93, BStBl. II, 704).<br />

P Vorauszahlung und Miûbrauch: Der Grundsatz sofortiger Abziehbarkeit wird<br />

durchbrochen, soweit <strong>de</strong>m § 42 AO entgegensteht. Während die Rspr. für die<br />

Vorausleistung <strong>de</strong>s Damnums in <strong>de</strong>n Anwendungsbereichen <strong>de</strong>s § 21 a (s. dort<br />

Anm. 150 ¹Damnumª) und § 10 e (s. dort Anm. 700 ¹Damnumª) strenge Maûstäbe<br />

anlegte, verfährt sie ansonsten groûzügiger u. verlangt ± grundsätzlich<br />

unabhängig vom zeitlichen Rahmen ± sinnvolle wirtschaftliche Erwägungen auf<br />

Basis einer vertraglichen Vereinbarung (BFH v. 3. 2. 1987 IX R 85/85, BStBl. II,<br />

492, m. Anm. Drenseck, FR 1987, 350; enger BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484<br />

und v. 31. 8. 1990, BStBl. I, 366 Tz. 3. 3. 4: maximal 3 Monate vor Darlehensauszahlung).<br />

Sind diese Grenzen überschritten, hat dies die Verteilung nur <strong>de</strong>s<br />

rechtsmiûbräuchlichen Teils <strong>de</strong>s Damnums zur Folge (Schmidt/Drenseck XX.<br />

E 234 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

§ 9 Rn. 92; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 177 i; aA wohl FG Bremen,<br />

EFG 1998, 1052, rkr.; Blümich/Stuhrmann, § 21 Rn. 168).<br />

Der Sofortabzug eines vom Stpfl. entrichteten Damnums wird auch bei einem<br />

¹offensichtlichen Miûverhältnisª zwischen einmaliger u. laufen<strong>de</strong>r Kapitalnutzungsvergütung<br />

versagt (vgl. Schmidt, DStR 1982, 249; restriktiver die FinVerw.,<br />

die <strong>de</strong>n Sofortabzug auf marktübliche Beträge beschränken will, s. BMF v.<br />

31. 8. 1990, BStBl. I, 366 Tz. 3. 3. 4: bei Zinsfestschreibungszeitraum von mind.<br />

5 Jahren maximal 10 vH Damnum). UE sollte eine WKVerteilung wegen <strong>de</strong>r<br />

Höhe <strong>de</strong>s Damnums allenfalls bei kraû gelagerten Ausnahmefällen vorgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n, da die Entrichtung <strong>de</strong>s Damnums für <strong>de</strong>n Stpfl. mit einer Reduzierung<br />

seiner Leistungsfähigkeit einhergeht.<br />

Diskontspesen (einschlieûlich sonstiger Nebenkosten) bei <strong>de</strong>r Hingabe eines<br />

noch nicht fälligen Wechsels an ein Kreditinstitut gehören zu <strong>de</strong>n Schuldzinsen<br />

iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, falls <strong>de</strong>r Einlösungsbetrag für erwerbsbezogene Zwecke<br />

verwen<strong>de</strong>t wird; das Wechselgeschäft hat wirtschaftlich betrachtet Darlehenscharakter<br />

(so FG Rhld.-Pf. v. 17. 4. 1975, EFG 1975, 419, rkr., betr. § 10 Abs. 1<br />

Nr. 1 EStG 1967).<br />

Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolge:<br />

P Geerbte Schuldzinsenverpflichtung: Rückständige Schuldzinsen <strong>de</strong>s Erblassers, die<br />

bei diesem WK gebil<strong>de</strong>t hätten, können vom Erben bei Zahlung ebenfalls einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, da er als Gesamtrechtsnachfolger in die<br />

Rechtsstellung <strong>de</strong>s Erblassers eintritt. Dies gilt generell bei von Rechtsvorgängern<br />

übernommenen erwerbsbezogenen Verbindlichkeiten, so daû auch <strong>de</strong>r einkunftsbezogene<br />

Charakter einer Schuld <strong>de</strong>s Erblassers auf <strong>de</strong>n Erben übergeht<br />

(zutr. FG Hbg. v. 5. 2. 1987, EFG 1987, 401, rkr.).<br />

P Kreditfinanzierte Gleichstellung von Miterben: Die bei <strong>de</strong>r Finanzierung von Ausgleichs-<br />

u. Abfindungszahlungen anläûlich einer Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung vom<br />

übernehmen<strong>de</strong>n Miterben zu zahlen<strong>de</strong>n Schuldzinsen sind WK gem. Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1, falls das ins Alleineigentum übernommene Wirtschaftsgut zu Erwerbszwecken<br />

genutzt wird (zB BFH v. 26. 6.1991 XI R 5/85, BFH/NV 1992,<br />

24). Hierbei ist es ohne Be<strong>de</strong>utung, ob <strong>de</strong>r Erbe die Gleichstellungszahlung ganz<br />

o<strong>de</strong>r teilweise auch aus seinem übrigen Anteil am Nachlaû hätte aufbringen können<br />

(BFH v. 9. 7. 1985 IX R 49/83, BStBl. II, 722). Die im Rahmen <strong>de</strong>r Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

geleistete Abfindungszahlung ist stets als entgeltlicher Vorgang<br />

im Rahmen eines Leistungsaustauschs zu werten, <strong>de</strong>r beim erwerben<strong>de</strong>n<br />

Miterben zu Anschaffungskosten, beim weichen<strong>de</strong>n Erben zu einem (ggf. stpfl.)<br />

Veräuûerungsgeschäft führt (BFH v. 5. 7. 1990 GrS 2/89, BStBl. II, 837). Auf<br />

die Dauer zwischen Erbfall und Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung kommt es hierbei nicht<br />

an (s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 179). Die gleichen Grundsätze<br />

gelten, wenn im Rahmen einer vorweggenommenen Erbfolge <strong>de</strong>r Empfänger<br />

eines Wirtschaftsguts kreditfinanzierte Ausgleichszahlungen an potentielle Miterben<br />

leistet (s. § 21 Anm. 300 ¹Vorweggenommene Erbfolgeª).<br />

P Kreditfinanzierte Erbfallschul<strong>de</strong>n: Bis zum Jahr 1993 lieûen Rspr. und Verwaltung<br />

Schuldzinsen im Zusammenhang mit kreditfinanzierten Pflichtteils-, Vermächtnis-<br />

und Erbersatzverpflichtungen zum Abzug zu, soweit diese als Sekundärfolge<br />

mittelbar Erwerbsvermögen betrafen, das aufgrund <strong>de</strong>s Erbfalls auf <strong>de</strong>n Zahlungsverpflichteten<br />

übergegangen war (sog. Sekundärfolgen-Rspr.).<br />

Zu Gewinneinkünften BFH v. 2. 4. 1987 IV R 92/85, BStBl. II, 621; v. 28. 4. 1989<br />

III R 4/87, BStBl. II, 618; v. 17. 10. 1991 IV R 97/89, BStBl. II 1992, 392; bereits<br />

damals verneinend bei VuV BFH v. 28. 4. 1992 IX R 178/88, BFH/NV 1992, 658; die<br />

Verwaltung hat die Sekundärfolgen-Rspr. für die Gewinn- und Überschuûeinkünfte<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 235


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

akzeptiert (BMF v. 11. 1. 1993, BStBl. I, 62); Lit. s. bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. C 179 c.<br />

Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r VIII. Senat <strong>de</strong>s BFH im Jahr 1993 mit Zustimmung <strong>de</strong>s I.,<br />

III. und IV. Senats unter Hinweis auf die Beschl. <strong>de</strong>s GrS zur stl. Behandlung<br />

von Kontokorrentzinsen (v. 4. 7. 1990 GrS 2±3/88, BStBl. II, 817; s. unter<br />

¹Kontokorrentª) und zur Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung (v. 5. 7. 1990 GrS 2/89,<br />

BStBl. II, 837) als überholt aufgegeben. Die wirtschaftliche Belastung <strong>de</strong>s Nachlasses<br />

soll für die erwerbsbezogene Veranlassung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs nicht<br />

ausreichen, da <strong>de</strong>r Anspruch in Bezug auf das Erwerbsvermögen nicht gegenständlich<br />

konkretisiert ist.<br />

Grundlegend BFH v. 2. 3. 1993 VIII R 47/90, BStBl. II 1994, 619; v. 13. 9. 1994<br />

IX R 104/90, BFH/NV 1995, 384, zum Pflichtteilsanspruch; v. 25. 11. 1993 IV R 66/<br />

93, BStBl. II 1994, 623, zum höferechtlichen Abfindungsanspruch; zustimmend: v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 179 f. mwN; aA: Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 11<br />

mwN; Paus, StWa. 1997, 193; s. auch BMF v. 11. 8. 1994, BStBl. I, 603, wonach die<br />

geän<strong>de</strong>rte Rspr. erstmals für <strong>de</strong>n VZ 1995 anzuwen<strong>de</strong>n ist; zu Billigkeitsmaûnahmen<br />

s. FinVerw., FR 1995, 626.<br />

Kritik: Auch die Rspr. erkennt an, daû ein Nachlaû mit Erwerbsvermögen durch<br />

Erbfallschul<strong>de</strong>n wirtschaftlich belastet ist (s. nur BFH v. 2. 3. 1993 VIII R 47/90,<br />

BStBl. II 1994, 619, mit Anm. Schmidt, FR 1993, 683). In<strong>de</strong>m sie darüber hinaus<br />

für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug eine gegenständliche Konkretisierung verlangt,<br />

stellt die Rspr. Finalitätsaspekte in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund und nimmt Rückgriff auf<br />

das ± steuerdogmatisch bereits überwun<strong>de</strong>ne ± Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis. Damit<br />

engt die Rspr. <strong>de</strong>n Zweck <strong>de</strong>r Schuldaufnahme als Kriterium erwerbsbezogener<br />

Veranlassung unnötig ein (s. allg. Anm. 370).<br />

Erbbauzinsen sind laufen<strong>de</strong>s Entgelt für die Bestellung eines Erbbaurechts<br />

(§ 9 ErbbaurechtsVO) und haben daher keinen Kreditüberlassungscharakter.<br />

Finanzierungskostenerstattungen an <strong>de</strong>n Veräuûerer eines Wirtschaftsguts<br />

(zB Bauzeitzinsen und Disagioerstattungen) sind beim Erwerber idR keine<br />

sofort abziehbaren WK bei <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart, son<strong>de</strong>rn gehören<br />

zu <strong>de</strong>n (ggf. abschreibbaren) Anschaffungskosten. Nur ausnahmsweise han<strong>de</strong>lt<br />

es sich um originäre Zinsaufwendungen für die eigene Geldbeschaffung mit<br />

WKCharakter. Für die Abgrenzung sind die formale Bezeichnung <strong>de</strong>s Zahlungsgrunds,<br />

<strong>de</strong>r abrechnungsmäûige Ausweis <strong>de</strong>r Zahlung (zB in separaten Verträgen),<br />

<strong>de</strong>ren ursprüngliche Rechtsnatur sowie die Person <strong>de</strong>s Zahlungsempfängers<br />

wegen <strong>de</strong>r Anwendung wirtschaftlicher Beurteilungskriterien idR<br />

unerheblich (s. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 176 a). Eine rückwirken<strong>de</strong><br />

Abspaltung von finanzierungsbedingten Aufwendungen aus einem einheitlichen<br />

Kaufpreis ist mit stl. Wirkung nach allgemeinen Grundsätzen nicht<br />

möglich (s. nur BFH v. 17. 2. 1981 VIII R 95/80, BStBl. II, 466). Trotz<strong>de</strong>m bieten<br />

die nachfolgend aufgeführten Abgrenzungsgrundsätze <strong>de</strong>r Rspr. verschie<strong>de</strong>nartige<br />

Ansatzpunkte für eine zielentsprechen<strong>de</strong> Einfluûnahme auf <strong>de</strong>n<br />

WKUmfang (s. ausführlich mit Gestaltungshinweisen Prinz, BB 1985, 1975):<br />

P Originäre Finanzierungsaufwendungen sind wirtschaftlich durch die eigenen Geldbeschaffungsbedürfnisse<br />

<strong>de</strong>s Erwerbers wegen bestehen<strong>de</strong>r Kaufpreisfälligkeit<br />

veranlaût. WK liegen <strong>de</strong>mnach vor,<br />

p wenn die Mittelbeschaffung wirtschaftlich zur Begleichung <strong>de</strong>r bereits fällig<br />

gestellten Schuld bzw. <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Kaufpreisteils erfor<strong>de</strong>rlich ist (zB<br />

vom Veräuûerer weiter berechnete Zinsen, die ihm durch eine infolge Zahlungsverzugs<br />

<strong>de</strong>s Erwerbers notwendig gewor<strong>de</strong>ne Darlehensaufnahme entstan<strong>de</strong>n<br />

sind (BFH v. 19. 4. 1977 III 119/75, BStBl. II, 601) o<strong>de</strong>r<br />

E 236 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

p wenn die (vertragsmäûig eigenständige) Finanzierungsübernahme vom Veräuûerer<br />

<strong>de</strong>m Erwerber ansonsten nicht erlangbare Finanzierungsvorteile<br />

bietet (zB Zahlung an <strong>de</strong>n Veräuûerer für die Überlassung eines zuteilungsreifen<br />

Bausparvertrags (BFH v. 2. 8. 1977 VIII R 104/74, BStBl. II 1978,<br />

143), Erstattung vorausgezahlte Bereitstellungszinsen (BFH v. 13. 12. 1983<br />

VIII R 173/83, BStBl. II 1984, 428).<br />

P Zu <strong>de</strong>n Anschaffungskosten gehören<strong>de</strong> Finanzierungsaufwendungen liegen dagegen<br />

vor, falls <strong>de</strong>r Veräuûerer die in seiner Person wirtschaftlich bereits vor <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />

entstan<strong>de</strong>nen Finanzierungskosten <strong>de</strong>m Erwerber weiter berechnet.<br />

Dies ist <strong>de</strong>r Fall, wenn <strong>de</strong>r Erwerbspreis erst nach Entstehen <strong>de</strong>r Zinsen beim<br />

Veräuûerer zu entrichten ist.<br />

Bauzeitzinsen (BFH v. 22. 4. 1980, BStBl. II, 441; v. 14. 11. 1989 IX R 197/84, BStBl. II<br />

1990, 299), Zinserstattungen (FG Köln v. 6. 3. 2001, DStRE 2001, 1143, nrkr.),<br />

Disagioerstattungen (BFH v. 17. 2. 1981 VIII R 95/80, BStBl. II, 466; v. 14. 1. 1986 IX<br />

R 188/84, BFH/NV 1986, 280; uE mit <strong>de</strong>r gewan<strong>de</strong>lten Rechtsnatur <strong>de</strong>s Disagios [s.<br />

unter ¹Damnumª] nicht mehr zu vereinbaren; s. bereits Prinz, BB 1985, 1975, zum<br />

Eintritt in ein Tilgungsstreckungsdarlehen).<br />

Finanzierungsprovisionen und -gebühren wer<strong>de</strong>n vor allem im Rahmen sog.<br />

steuerbegünstigter Immobilienmo<strong>de</strong>lle (insbes. Bauherren- u. Erwerbermo<strong>de</strong>lle,<br />

geschlossene Immobilienfonds) zur Optimierung <strong>de</strong>s WKUmfangs kreiert. Für<br />

die Gebührentatbestän<strong>de</strong> mit Finanzierungsbezug (zB Zinsgarantie-, Zinsbürgschafts-<br />

und Zinsfreistellungsgebühren, Eigenkapitalvermittlungsprovisionen)<br />

hat die Rspr. spezielle Abgrenzungsmerkmale zu <strong>de</strong>n Anschaffungs- und Herstellungskosten<br />

aufgestellt. Aus § 42 AO leitet sie darüber hinaus für <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug weitere, insbes. formale Kriterien ab (zB Vereinbarung vor <strong>de</strong>r Zahlung,<br />

Angemessenheit, Abgrenzbarkeit).<br />

Grundlegend BFH v. 14. 11. 1989 IX R 197/84, BStBl. II 1990, 299; dazu BMF v.<br />

31. 8. 1990, BStBl. I, 366 u. FinVerw. v. 21. 3. 1994, DB 1994, 857 zum zeitlichen<br />

Anwendungsbereich; zur Finanzierungsgebühr bei Rentenversicherungen s. BFH v.<br />

15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, m. Anm. Meyer-Scharenberg, DStR<br />

2000, 670; zu Darlehensvermittlungsprovisionen s. BFH v. 20. 6. 2000 VIII R 37/99,<br />

BFH/NV 2000, 1342; allgemein zu mo<strong>de</strong>llbedingten Aufwendungen vgl. BFH v.<br />

8. 5. 2001 IX R 10/96, BStBl. II, 720 und BMF v. 24. 10. 2001, BStBl. I, 780 mit Übergangsregelung.<br />

For<strong>de</strong>rungstundung: Wird eine Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung mit einem bestimmten<br />

(zumin<strong>de</strong>st annähernd bestimmbaren) Fälligkeitstermin gestun<strong>de</strong>t, so enthält<br />

<strong>de</strong>r Kaufpreis neben <strong>de</strong>m auf <strong>de</strong>r Vermögensebene angesie<strong>de</strong>lten Tilgungsanteil<br />

eine steuerrelevante Zinskomponente (vgl. § 12 Abs. 3 Satz 1 BewG); nur <strong>de</strong>r<br />

Barwert als Summe <strong>de</strong>r Tilgungsanteile bil<strong>de</strong>t die (ggf. abschreibbaren) aktivierungspflichtigen<br />

Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Wirtschaftsguts (zuletzt BFH v.<br />

26. 6. 1996 VIII R 67/95, BFH/NV 1997, 175 mwN).<br />

P Die Kaufpreiszerlegung erfolgt, da § 12 Abs. 3 BewG nicht abdingbar ist, unabhängig<br />

davon, ob eine Verzinsung ausdrücklich vereinbart, nicht erwähnt o<strong>de</strong>r<br />

sogar ausgeschlossen ist (grundlegend BFH v. 25. 6. 1974 VIII R 163/71,<br />

BStBl. II 1975, 431). Der für die Stundung maûgebliche Rechnungszinsfuû ist in<br />

<strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s § 42 AO im Grundsatz frei vereinbar; bei fehlen<strong>de</strong>r Vereinbarung<br />

beträgt er entsprechend <strong>de</strong>m BewG 5,5 vH (BFH v. 19. 5. 1992 VIII R 37/<br />

90, BFH/NV 1993, 87 mwN).<br />

Vom Schuldner bei Kaufpreisstundung geleistete Raten sind regelmäûig nach<br />

<strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> aufzuteilen (zur Abgrenzung von Raten gegenüber Renten<br />

u. dauern<strong>de</strong>n Lasten s. Anm. 391). Der Zinsanteil gehört beim Verkäufer zu<br />

<strong>de</strong>n stpfl. Einnahmen aus KapVerm., beim Käufer liegen bei erwerbsbezoge-<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 237


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

nem Anlaû <strong>de</strong>s Kaufs Betriebsausgaben o<strong>de</strong>r WK vor. Dies gilt über Kaufpreisfor<strong>de</strong>rungen<br />

hinaus für sämtliche Arten einer Kapitalüberlassung (zB BFH v.<br />

24. 6. 1977 VI R 233/74, BFHE 122, 303 betr. Ratenzahlungen auf Pflichtteilsanspruch;<br />

v. 26. 6. 1996 VIII R 67/95, BFH/NV 1997, 175 für Wertausgleichszahlungen<br />

bei Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung).<br />

Kritik: UE ist die Aufteilung einer gestun<strong>de</strong>ten For<strong>de</strong>rung entgegen <strong>de</strong>r ausdrücklichen<br />

Parteivereinbarung u. tatsächlich fehlen<strong>de</strong>r ver<strong>de</strong>ckter Kapitalüberlassungsvergütung<br />

problematisch, da die gewollte u. vollzogene Sachverhaltsgestaltung<br />

für die Besteuerung negiert wird. Eine unangemessene<br />

Zinsvereinbarung sollte nur in extrem gelagerten Ausnahmefällen in Betracht<br />

gezogen wer<strong>de</strong>n (ebenfalls von <strong>de</strong>r Rspr. nicht überzeugt ist Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 91; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Stundungª).<br />

P Keine Zerlegung <strong>de</strong>r Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung erfolgt allerdings, wenn die Vertragsparteien<br />

<strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r Kaufpreiszahlung weitgehend offen gelassen haben<br />

(BFH v. 14. 2. 1984 VIII R 41/82, BStBl. II, 550, betr. Versteuerung etwaiger<br />

Zinserträge). Den im Falle <strong>de</strong>s vorzeitigen Erhalts einer verzinslich gestun<strong>de</strong>ten<br />

Kaufpreisfor<strong>de</strong>rung die Kapitalschuld min<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzinsungsbetrag kann <strong>de</strong>r<br />

Veräuûerer nicht als WK bei § 20 berücksichtigen; es han<strong>de</strong>lt sich um entgangene<br />

Einnahmen, <strong>de</strong>nen es am Aufwendungscharakter mangelt (so zutr. BFH v.<br />

21. 10. 1980 VIII R 190/78, BStBl. II 1981, 160).<br />

Geldbeschaffungskosten sind die mit <strong>de</strong>r Aufnahme eines Kredits verbun<strong>de</strong>nen<br />

Aufwendungen. Aufgrund <strong>de</strong>s im Steuerrecht gelten<strong>de</strong>n wirtschaftlichen Zinsbegriffs<br />

(s. Anm. 360), sind sie bei Erwerbsbezug <strong>de</strong>s finanzierten Objekts als<br />

WK abziehbar (BFH v. 24. 5. 1968 VI R 6/67, BStBl. II, 574). Der Übergang zu<br />

<strong>de</strong>n ebenfalls unter Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 fallen<strong>de</strong>n Kreditnebenkosten ist flieûend.<br />

Erfaût wer<strong>de</strong>n zB Bereitstellungs- u. Zuteilungsgebühren für die Bank sowie<br />

Abschluûgebühren bei Bausparkassen. Es ist unerheblich, ob die Geldbeschaffungskosten<br />

an <strong>de</strong>n Gläubiger o<strong>de</strong>r einen Dritten geleistet wer<strong>de</strong>n, so daû auch<br />

Kreditmaklerprovisionen, Hypothekenbestellungs-, Notariats- und Reisekosten<br />

zur Kreditbesorgung nach Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 abziehbar sind (BFH v. 4. 3. 1966<br />

VI 258/65, BStBl. III, 451).<br />

Grundstück, unbebaut: Soweit nachweisbar ein wirtschaftlicher Einkunftsartenzusammenhang<br />

besteht (zu <strong>de</strong>n allg. Voraussetzungen s. Anm. 371), was insbes.<br />

bei späterer Bebauung und Vermietung <strong>de</strong>r Fall sein kann, sind die durch<br />

<strong>de</strong>n Erwerb eines unbebauten Grundstücks anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen vorab entstan<strong>de</strong>ne<br />

WK. Entsprechen<strong>de</strong>s gilt hinsichtlich Zinsen für fremdfinanzierte/<br />

rückständige Nebenkosten (zB Erschlieûungskosten).<br />

BFH v. 4. 6. 1991 IX R 30/89, BStBl. II, 761 mwN, nennt als Indizien für wirtschaftlichen<br />

Zusammenhang: Abschluû von Bausparverträgen zur Mittelansparung, Beauftragung<br />

eines Architekten, Bauvoranfrage, tatsächliches späteres Verhalten, Bebaubarkeit<br />

<strong>de</strong>s Grundstücks (s. hierzu auch BFH v. 4. 6. 1991 IX R 89/88, BFH/NV 1991, 741;<br />

Anm. Klumpp, DStR 1991, 1306); kein WKAbzug: FG München v. 30. 4. 1998, DStRE,<br />

621, rkr., bei fehlen<strong>de</strong>m Flächennutzungsplan; FG Münster v. 24. 9. 1996, EFG 1997,<br />

213, rkr., wenn keine Vermietbarkeit; umfassend FinVerw. v. 21. 1. 1991, StEK EStG<br />

§ 9 Nr. 549.<br />

Kapitalvermögen: s. ¹Wertpapiere, Beteiligungen u. an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerteª.<br />

Kontokorrent: Schuldzinsen für einen gemischten Kontokorrentkredit im<br />

Überschuûeinkünftebereich (Abwicklung erwerbsbezogener u. privater Zahlungsvorgänge)<br />

können nach stRspr. nur dann als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

soweit die Verwendung <strong>de</strong>r Kreditmittel für Erwerbszwecke erfolgt u. die privat<br />

E 238 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

veranlaûte Kreditierung unwesentlich ist o<strong>de</strong>r ein<strong>de</strong>utig u. zuverlässig abgegrenzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann (sog. Aufteilungs- u. Abzugsverbot, s. allgemein § 12<br />

Anm. 63 ff.).<br />

Bis 1990 vertrat die Rspr. unter Berufung auf diese Grundsätze die Ansicht, daû<br />

ein einheitlicher Kontokorrentkredit nur dann zu als WK abziehbaren Kreditzinsen<br />

führe, wenn die Verschuldung ausschlieûlich auf Zahlungen zurückzuführen<br />

ist, die <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einnahmeerzielung dienen (zB BFH v.<br />

18. 11. 1980 VIII R 194/78, BStBl. II 1981, 510).<br />

Abweichend davon hat <strong>de</strong>r Groûe Senat <strong>de</strong>s BFH im sog. Kontokorrentkontobeschluû<br />

v. 4. 7. 1990 zu Recht entschie<strong>de</strong>n, daû es auch im Bereich <strong>de</strong>r Überschuûeinkünfte<br />

nicht gegen § 12 Nr. 1 Satz 2 EStG verstöût, wenn die durch<br />

einen einheitlichen Kontokorrentkredit veranlaûten Schuldzinsen in erwerbsbezogene<br />

und private aufgeteilt wer<strong>de</strong>n; technisch kann dies mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

Zinsstaffelmetho<strong>de</strong>, ggf. auf Basis eines an<strong>de</strong>rweitigen Schätzungsverfahrens<br />

erfolgen (GrS 2±3/88, BStBl. II 1990, 817). Dieser Ansicht hat sich die Finanzverwaltung<br />

angeschlossen (BMF v. 10. 11. 1993, BStBl. I, 930 Tz. 19).<br />

Um Probleme bei <strong>de</strong>r Aufteilung <strong>de</strong>s gemischten Kontokorrentkontos zu vermei<strong>de</strong>n<br />

sollte allerdings das sog. Zwei-Konten-Mo<strong>de</strong>ll als Gestaltungsmittel gewählt<br />

wer<strong>de</strong>n. Hierbei wer<strong>de</strong>n erwerbsbezogene Einnahmen und Ausgaben auf getrennten<br />

Konten erfaût, wobei private Ausgaben nur mittels <strong>de</strong>s Einnahmekontos<br />

beglichen wer<strong>de</strong>n (kein Gestaltungsmiûbrauch, s. auch BFH v. 8. 12. 1997<br />

GrS 1±2/95, BStBl. II 1998, 193; zu Einzelheiten s. § 4 Anm. R 31; zu Gestaltungen<br />

s. Ba<strong>de</strong>r, NWB F. 2, 10575; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 8).<br />

Die durch das StEntlG 1999/2000/2002 eingeführte Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s<br />

§ 4 Abs. 4 a, die über § 9 Abs. 5 auch für Überschuûeinkünfte Anwendung<br />

fin<strong>de</strong>n sollte, wur<strong>de</strong> durch das StBereinG 1999 für Überschuûeinkünfte rückwirkend<br />

aufgehoben (s. § 4 Anm. 1033 ff.; BMF v. 22. 5. 2000, BStBl. I, 588<br />

Tz. 1; Wendt, FR 2000, 417 [430]; Hoch, DStZ 2000, 358 [364]).<br />

Wer<strong>de</strong>n über ein Kontokorrentkonto Zahlungsvorgänge abgewickelt, die einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>n<br />

Charakter haben (zB für Wertpapiere u. Vermietungsobjekte)<br />

o<strong>de</strong>r mehrere Einkunftsgegenstän<strong>de</strong> betreffen (zB verschie<strong>de</strong>ne<br />

Mietwohngrundstücke), so greift das Aufteilungs- u. Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12<br />

Nr. 1 Satz 2 nicht ein, da ausschlieûlich die Erwerbssphäre betroffen ist. Die<br />

anfallen<strong>de</strong>n Kontokorrentzinsen sind nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten,<br />

ggf. im Schätzungswege, aufzuteilen und zuzuordnen; im WKBereich bestehen<strong>de</strong><br />

Abzugsverbote (zB § 3 c) sind dabei allerdings zu beachten.<br />

Kraftfahrzeug: Schuldzinsen im Zusammenhang mit gewöhnlich anfallen<strong>de</strong>n<br />

Kraftfahrzeugkosten (Anschaffung, Erhaltung) sind als WK abziehbar, soweit<br />

das Fahrzeug zur Erzielung von Überschuûeinkünften eingesetzt wird und die<br />

tatsächlichen Kosten geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (Anm. 580 ¹Kraftfahrzeugª).<br />

Soweit das Kraftfahrzeug für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte eingesetzt<br />

wird, haben die hierauf entfallen<strong>de</strong>n anteiligen Schuldzinsen zwar auch<br />

WKCharakter, sind jedoch durch die Entfernungspauschale nach Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 4 Satz 2 abgegolten (s. Abs. 2 Satz 1; s. Anm. 457, 467). Gleiche Wirkung<br />

haben die Fahrtkosten-Pauschbeträge <strong>de</strong>r LStR, wenn <strong>de</strong>r ArbN das Fahrzeug<br />

für Dienstreisen verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 30. 11. 1979 VI R 129/78, BStBl. II 1980,<br />

141; s. dazu Anm. 297).<br />

Kurssicherungsaufwendungen sind Gegenleistung für die Kapitalnutzung<br />

und fallen daher unter <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Begriff <strong>de</strong>r Schuldzinsen, nicht dagegen<br />

in <strong>de</strong>n steuerneutralen Vermögensbereich (s. Hinweis bei BFH v.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 239


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

9. 11. 1993 IX R 81/90, BStBl. II 1994, 289; glA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. C 180 ¹Kursgarantieª).<br />

Beispiel: Der Gläubiger veräuûert Wertpapiere und überläût <strong>de</strong>n erzielten Erlös <strong>de</strong>m<br />

Stpfl. zinsgünstig als Darlehen. Der Stpfl. verpflichtet sich, <strong>de</strong>m Gläubiger <strong>de</strong>n Darlehensnennbetrag,<br />

min<strong>de</strong>stens aber <strong>de</strong>njenigen Betrag zurückzuzahlen, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Gläubiger<br />

für die Wie<strong>de</strong>rbeschaffung <strong>de</strong>r Wertpapiere aufwen<strong>de</strong>n muû.<br />

Gleiches gilt uE auch für Kurssicherungsaufwendungen bei Fremdwährungsdarlehen<br />

(siehe Beispiel bei Meilicke, StbJb. 1981/82, 225); zu wechselkurbedingten<br />

Kursverlusten bei Fremdwährungsdarlehen s. Anm. 360.<br />

Nieûbrauch: Finanziert <strong>de</strong>r Eigentümer Aufwendungen zur Ablösung eines<br />

Nieûbrauchs, um das belastete Wirtschaftsgut künftig zur Erzielung von Einkünften<br />

zu nutzen, so stehen die Schuldzinsen in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r künftigen Einkunftserzielung und sind <strong>de</strong>mgemäû als WK abziehbar<br />

(BFH v. 29. 6. 1993 IX R 44/89, BFH/NV 1994, 460; allgemein<br />

s. Anm. 360; zur persönlichen Abzugsberechtigung s. Anm. 382).<br />

Provisionen: s. ¹Finanzierungsprovisionenª.<br />

Ratenkredite: Bei für Erwerbszwecke verwen<strong>de</strong>ten Teilzahlungskrediten, <strong>de</strong>nen<br />

Zinsen und Bearbeitungsgebühren in einer Summe zugeschlagen wer<strong>de</strong>n<br />

(sog. Teilzahlungszuschlag) und die vom Schuldner in gleichbleiben<strong>de</strong>n Raten<br />

zurückzuzahlen sind, ist bei je<strong>de</strong>r Rate nach <strong>de</strong>r Zinsstaffelmetho<strong>de</strong> eine Zerlegung<br />

in Zins- und Kapitalanteil vorzunehmen. Dies gilt zumin<strong>de</strong>st dann, wenn<br />

eine vertragliche Vereinbarung über die Ratenaufteilung fehlt. Die einmalig anfallen<strong>de</strong><br />

Bearbeitungsgebühr hat zinsähnlichen Charakter und gilt regelmäûig als<br />

mit <strong>de</strong>r ersten Rate abgeflossen (s. unter ¹Bearbeitungsgebührenª).<br />

BFH v. 26. 9. 1979 VI R 82/76, StRK EStG § 10 Abs. 1 Ziff. 1 R. 152 = HFR 1980,<br />

49; vgl. dazu Nissen, DStZ 1980, 55; zu an<strong>de</strong>ren Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zinsermittlung s.<br />

Meilicke, NWB F. 3, 5544; s. auch oben ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª.<br />

Steuerliche Nebenleistungen:<br />

P Zinsen: Nachfor<strong>de</strong>rungszinsen (§ 233 a AO), Stundungszinsen (§ 234 AO),<br />

Hinterziehungszinsen (§ 235 AO) und Aussetzungszinsen (§ 237 AO) sind stl.<br />

Nebenleistungen gem. § 3 Abs. 3 AO, <strong>de</strong>ren WKEigenschaft sich nach <strong>de</strong>r stl.<br />

Qualifikation <strong>de</strong>r Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung richtet. Damit sind sie nur als WK<br />

berücksichtigungsfähig, wenn die Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung zu sofort (zB GrSt.)<br />

o<strong>de</strong>r im Wege <strong>de</strong>r Abschreibung (zB GrESt.) abziehbaren WK führt.<br />

BFH v. 25. 7. 1995 IX R 38/93, BStBl. II, 835; v. 30. 1. 1996 IX R 83/90, BFH/NV<br />

1996, 542, betr. Aussetzungszinsen zur GrESt.; Schmidt/Drenseck XX. § 21 Rn. 100<br />

¹Grun<strong>de</strong>rwerbsteuerª; s. auch OFD v. 11. 9. 1990, StEK EStG § 9 Nr. 530.<br />

P Zuschläge: Säumniszuschläge (§ 240 AO) und Verspätungszuschläge (§ 152<br />

AO) sind unabhängig von <strong>de</strong>r zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n Hauptsteuerfor<strong>de</strong>rung niemals<br />

WK in Form von Schuldzinsen. Sie stellen zwar auch stl. Nebenleistungen<br />

dar, sind als beson<strong>de</strong>rs ausgestaltete steuergesetzliche Druckmittel aber kein<br />

laufzeitabhängiges Entgelt für eine Kapitalnutzung (BFH v. 14. 1. 1992<br />

IX R 226/87, BStBl. II, 464; s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 21 Rn. 100<br />

¹Grun<strong>de</strong>rwerbsteuerª; Grube, DB 1992, 1123; aA betr. Säumniszuschläge<br />

Jestädt, DStR 1992, 1011; Paus, DStZ 1993, 123).<br />

Steuerzahlungskredite:<br />

P Erbschaft- und Schenkungsteuer: Schuldzinsen für einen Kredit zur Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r beim unentgeltlichen Erwerb eines ertragbringen<strong>de</strong>n Wirtschaftsguts anfallen<strong>de</strong>n<br />

Erbschaft- und Schenkungsteuer sind nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH keine<br />

WK <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Einkunftsart (zB BFH v. 9. 8. 1983 VIII R 35/80,<br />

BStBl. II 1984, 27). Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n vergleichbaren Fallgestaltungen <strong>de</strong>r<br />

E 240 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

zwischenzeitlich aufgegebenen Sekundärfolgen-Rspr. (s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

und Erbfolgeª) hat die Rspr. bei Steuerzahlungskrediten <strong>de</strong>n mittelbaren<br />

Erwerbszusammenhang nie ausreichen lassen.<br />

Zur insoweit übertragbaren Kritik s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª.<br />

Wegen Gestaltungsmöglichkeiten zur Erlangung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs<br />

s. kk., KÖSDI 1987, 6642 (Veräuûerung mit Barschenkung o<strong>de</strong>r Schenkung<br />

unter Auflage).<br />

P Einkommen- und Vermögensteuer: Da Aufwendungen im Zusammenhang mit<br />

<strong>de</strong>r Finanzierung estl. nicht abziehbarer Steuern ebenfalls <strong>de</strong>m Abzugsverbot<br />

<strong>de</strong>r § 12 Nr. 3 unterliegen, führen kreditfinanzierte Einkommen- und Vermögensteuerzahlungen,<br />

selbst wenn die Steuerbelastung auf klar erkennbaren Einkunftsgrundlagen<br />

und -quellen beruht, nicht zum WKAbzug hinsichtlich <strong>de</strong>r als<br />

Folgekosten anfallen<strong>de</strong>n Schuldzinsen (BFH v. 28. 11. 1991 IV R 122/90,<br />

BStBl. II 1992, 342; für Aufteilung wohl Arndt in K/S/M, § 12 Rn. D 7). Umgekehrtes<br />

gilt bei Finanzierungskosten für abziehbare Steuern (zB GrSt.) bzw.<br />

für stl. Nebenleistungen hierzu (zB Säumniszuschlag zu GrESt.).<br />

Stückzinsen wen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r Erwerber eines festverzinslichen Wertpapiers auf, um<br />

die seit <strong>de</strong>m vorherigen Zinstermin bis zum Anschaffungszeitpunkt entstan<strong>de</strong>ne<br />

Zinsfor<strong>de</strong>rung zu erwerben. Nach allgemeiner Auffassung können Stückzinsen<br />

vom Erwerber als negative Einnahmen abgezogen wer<strong>de</strong>n, seit <strong>de</strong>m 1. 1. 1994<br />

im Jahr <strong>de</strong>s Abflusses (zu Einzelheiten s. § 20 Anm. 850 ¹Stückzinsenª). Stückzinsen<br />

sind somit aus stl. Sicht keine Schuldzinsen iSd. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1;<br />

aA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Stückzinsenª.<br />

Schätzgebühren im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Beleihung von zu Einkunftserzielungszwecken<br />

eingesetztem Grundbesitz gehören zu <strong>de</strong>n WK gem. Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 (vgl. BFH v. 19. 8. 1986 IX S 5/83, BStBl. II 1987, 212).<br />

Teilzahlungszuschläge: s. ¹Ratenkrediteª.<br />

Umschuldungskosten zur Erlangung eines günstigeren o<strong>de</strong>r Ablösung eines<br />

Kredits sind grundsätzlich WK (s. nur BFH v. 29. 10. 1985 IX R 56/82,<br />

BStBl. II 1986, 143).<br />

Verkaufsprovisionen (Maklerprovisionen) im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Veräuûerung<br />

eines Hauses sind auch dann keine abziehbaren Geldbeschaffungskosten,<br />

falls <strong>de</strong>r Verkaufserlös zur Finanzierung <strong>de</strong>s Erwerbs eines an<strong>de</strong>ren<br />

Hauses verwen<strong>de</strong>t wird. Es han<strong>de</strong>lt sich um nicht abziehbare Aufwendungen<br />

für Substanzverwertung innerhalb <strong>de</strong>r Vermögenssphäre (FG Köln v. 28. 2.<br />

1985, EFG, 549, rkr.; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Verkaufsprovisionenª;<br />

krit. Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91).<br />

Vermittlungsprovisionen: s. unter ¹Finanzierungsprovisionen und -gebührenª.<br />

Versicherungsbeiträge:<br />

P Rentenversicherungen, gesetzlich: Schuldzinsen für eine kreditfinanzierte Nachentrichtung<br />

freiwilliger Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung stellen in vollem<br />

Umfang vorweggenommene WK (s. allgemein Anm. 371) bei <strong>de</strong>n sonstigen<br />

Einkünften iSd. § 22 Nr. 1 Satz 3 Buchst. a dar. Dies gilt unabhängig von <strong>de</strong>m<br />

zeitlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Rentenzahlungen und <strong>de</strong>r Frage, ob <strong>de</strong>r Versicherungsfall<br />

tatsächlich eintritt; die Überschuûerzielungsabsicht <strong>de</strong>s Stpfl. wird<br />

unterstellt. Trotz <strong>de</strong>r Beschränkung <strong>de</strong>r Einnahmebesteuerung auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

kommt § 3 c nicht zur Anwendung, da <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Kreditaufnahme<br />

nicht in <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Kapitalrückzahlung, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>s Anspruchs auf<br />

Rentenzahlung besteht.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 241


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

BFH v. 21. 7. 1981 VIII R 32/80, BStBl. II 1982, 41; v. 5. 5. 1993 X R 128/90.<br />

BStBl. II, 867, zum vergleichbaren Fall <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>s ehelichen Versorgungsausgleichs;<br />

Horlemann, FR 2000, 1314; Reuter, NWB F. 3, 10695. Die FinVerw. hat sich<br />

dieser Auffassung angeschlossen, zB OFD Frankfurt v. 23. 2. 1996, DStR 1996, 827;<br />

OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687.<br />

P Rentenversicherungen, privat: Während Rspr. und FinVerw. bei <strong>de</strong>r Refinanzierung<br />

<strong>de</strong>r gesetzlichen Rentenversicherung die Überschuûerzielungsabsicht unterstellen,<br />

muû <strong>de</strong>r Stpfl. im Falle einer privaten Rentenversicherung stets seine<br />

Absicht nachweisen, auf die voraussichtliche Dauer <strong>de</strong>r Versicherung einen<br />

Totalüberschuû zu erzielen. Nach <strong>de</strong>r insoweit zutreffen<strong>de</strong>n Rspr. genügt hierbei<br />

ein ¹beschei<strong>de</strong>nerª Überschuû (zB BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II<br />

2000, 267 mwN). Aus Sicht <strong>de</strong>r FinVerw. muû <strong>de</strong>r Überschuû jedoch erheblich<br />

sein (zB OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687). Der Überschuû ermittelt<br />

sich grundsätzlich (zum Beurteilungswechsel s. Meyer-Scharenberg, DStR<br />

1994, 1213) an Hand <strong>de</strong>r voraussichtlichen Dauer <strong>de</strong>s Leistungsbezugs (Zeitraum<br />

zwischen Vertragsbeginn und statistischer Lebenserwartung <strong>de</strong>s/<strong>de</strong>r Berechtigten),<br />

<strong>de</strong>r in dieser Zeitspanne voraussichtlich erzielten steuerpflichtigen<br />

Erträge (Ertragsanteil) und <strong>de</strong>r in diesem Zeitraum voraussichtlich anfallen<strong>de</strong>n<br />

Erwerbsaufwendungen, wobei ein gleichbleiben<strong>de</strong>s Zinsniveau für die Refinanzierung<br />

nach Ablauf einer etwaigen Zinsbindungsfrist unterstellt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die Zahlungsströme wer<strong>de</strong>n mit ihrem Nennwert erfaût, also nicht abgezinst<br />

(krit. Paus, StWa. 1997, 193). Zahlungen in einer Fremdwährung sind mit <strong>de</strong>m<br />

durchschnittlichen historischen Umrechnungskurs anzusetzen (zur Länge <strong>de</strong>s<br />

historischen Betrachtungszeitraums s. FG Münster v. 7. 12. 2000, DStRE 2001,<br />

1009, nrkr.). Im Gegensatz zur Rspr. bei Kapitalanlagen iSd. § 20 (zB Berlindarlehen)<br />

führen die in <strong>de</strong>n jährlichen Rentenzahlungen enthaltenen Kapitalanteile<br />

auch dann nicht zu einer anteiligen Versagung <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs,<br />

wenn sie nicht zur Rückführung <strong>de</strong>s Refinanzierungskredits verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

(s. Anm. 372 aE).<br />

BFH v. 15. 12. 1999 X R 23/95, BStBl. II 2000, 267, m. Anm. Meyer-Scharenberg,<br />

DStR 2000, 670; v. 9. 5. 2000 VIII R 77/97, BStBl. II, 660, jeweils betr. sofort beginnen<strong>de</strong><br />

Rentenversicherung gegen Einmalbetrag in einer Fremdwährung; zu diesen Versicherungen<br />

ausführlich OFD Berlin v. 29. 12. 1998, DStR 2000, 687; gänzlich aA zum<br />

WKAbzug s. FG Ba.-Württ. v. 4. 5. 1999, DStRE 2000, 511, nrkr.: Finanzierungskosten<br />

sind Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Rentenrechts; zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen und Auswirkungen<br />

<strong>de</strong>s gesetzlichen Kündigungsrechts nach § 165 VVG s. FG München v.<br />

30. 11. 1999, DStRE 2000, 561; zu <strong>de</strong>n Auswirkungen <strong>de</strong>s gesetzlichen Kündigungsrechts<br />

und eines Kapitalwahlrechts s. auch Horlemann, FR 2000, 1316, und Reuter,<br />

NWB F. 3, 10695.<br />

Bei mo<strong>de</strong>llhaften Rentenversicherungsangeboten sind zusätzlich die Einschränkungen<br />

<strong>de</strong>s § 2b zu berücksichtigen (BMF v. 5. 7. 2000, BStBl. I, 1148 Tz. 11;<br />

Horlemann, FR 2000, 1314; <strong>de</strong>rs., BB 2001, 650; ausführlich zu <strong>de</strong>n einzelnen<br />

Mo<strong>de</strong>llen s. OFD Kiel v. 4. 10. 2000, FR 2001, 323; allg. s. auch § 2 b Anm. R<br />

26).<br />

P Kapitallebensversicherungen: Sind die auûerrechnungsmäûigen und rechnungsmäûigen<br />

Zinsen aus einer Kapitallebensversicherung nach § 20 Abs. 1 Nr. 6 stpfl.<br />

(zB Versicherungen gegen Einmalbeitrag, keine Min<strong>de</strong>stlaufzeit von 12 Jahren,<br />

schädliche Beleihung, ¹Second-hand-Policenª) gilt hinsichtlich <strong>de</strong>r Finanzierungskosten<br />

das gleiche wie für private Rentenversicherungen; entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>s<br />

Kriterium ist die Absicht <strong>de</strong>s Stpfl., einen Totalüberschusses zu erzielen (zB<br />

BFH v. 7. 12. 1999 VIII R 8/98, BFH/NV 2000, 825; Reuter, NWB F. 3,<br />

10695). Sind die Erträge aus <strong>de</strong>r Kapitallebensversicherung dagegen steuerfrei, ist<br />

E 242 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385 §9<br />

ein WKAbzug <strong>de</strong>r Finanzierungskosten ausgeschlossen (zB BFH v. 25. 7. 2000<br />

VIII R 35/99, DStR 2001, 14).<br />

P Sonstige Versicherungen: Bei <strong>de</strong>n übrigen Sach- und Personenversicherungen<br />

(Gebäu<strong>de</strong>versicherung, Pkw.-Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung usw.)<br />

richtet sich die Beurteilung <strong>de</strong>r Schuldzinsen nach <strong>de</strong>m WKCharakter <strong>de</strong>r kreditfinanzierten<br />

Versicherungsbeiträge (s. auch Anm. 420±423).<br />

Versicherungsdarlehen: Für <strong>de</strong>n Schuldzinsenabzug gelten nach Maûgabe <strong>de</strong>s<br />

wirtschaftlichen Erwerbszusammenhangs die allgemeinen Grundsätze, und zwar<br />

unabhängig von <strong>de</strong>r Person <strong>de</strong>s Darlehensgebers.<br />

Verzugszinsen sind trotz <strong>de</strong>r vom Schuldner erzwungenen Kapitalüberlassung<br />

in vollem Umfang als Entgelt für eine Kapitalüberlassung auf Zeit und damit als<br />

Zinsen anzusehen (zB BFH v. 30. 1. 1996 IX R 83/90, BFH/NV 1996, 542<br />

mwN). Sie sind als WK abziehbar, wenn sie mit einer Einkunftsart in wirtschaftlichem<br />

Zusammenhang stehen (BFH v. 14. 4. 1992 VIII R 6/87, BStBl. II 1993,<br />

275). Das ist nach <strong>de</strong>r uE angreifbaren Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. grundsätzlich nicht<br />

<strong>de</strong>r Fall, wenn die Aufwendungen im Zusammenhang mit einem Prozeû zur<br />

Abwehr von Gefahren für das <strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong> Vermögen entstan<strong>de</strong>n<br />

sind (BFH v. 10. 10. 1995 VIII R 56/91, BFH/NV 1996, 304 mwN; v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Verzugszinsenª; Wolff-Diepenbrock in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 78, 83).<br />

Vorfälligkeitsentschädigungen, die <strong>de</strong>m Schuldner für die vorzeitige Kündigung<br />

eines zu Erwerbszwecken eingesetzten Darlehens seitens <strong>de</strong>s Kreditinstituts<br />

in Rechnung gestellt wer<strong>de</strong>n, fallen als Kreditnebenkosten unter <strong>de</strong>n stl.<br />

Schuldzinsenbegriff (s. nur BFH v. 29. 10. 1985 IX R 56/82, BStBl. II 1986,<br />

143). Ihre Abziehbarkeit als WK richtet sich danach, aus welchem Grund <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. das Darlehen vorzeitig gekündigt hat. Beabsichtigt er, dasselbe Erwerbsvermögen<br />

weiterhin zur Einkunftserzielung einzusetzen, han<strong>de</strong>lt es sich bei<br />

<strong>de</strong>r Vorfälligkeitsentschädigung um abziehbare Umschuldungskosten (s. unter<br />

Anm. 385 ¹Umschuldungskostenª).<br />

Soll das Vermögen dagegen veräuûert o<strong>de</strong>r sonst auûerhalb <strong>de</strong>r Erwerbssphäre<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, ist die Behandlung umstritten. Nach <strong>de</strong>r Rspr. ist in diesen Fällen<br />

± abgesehen vom Anwendungsbereich <strong>de</strong>r §§ 17, 23 ± <strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Zusammenhang mit Einkünften nicht (mehr) gegeben. Die Vorfälligkeitsentschädigung<br />

soll mit einem nicht steuerbaren Vorgang im Vermögensbereich<br />

bzw. in <strong>de</strong>r Privatsphäre zusammen hängen.<br />

BFH v. 25. 1. 2000 VIII R 95/97, BStBl. II, 458 mwN; v. 23. 1. 1990 IX R 8/85,<br />

BStBl. II, 464; v. 22. 3. 1994 IX R 100/91, BFH/NV 1994, 782: Zahlungszeitpunkt<br />

unbeachtlich; BFH v. 24. 5. 2000 VI R 147/99, BStBl. II 2000, 476: auch dann kein<br />

Abzug, wenn Veräuûerung wegen eines beruflich veranlaûten Umzugs; FG Ba.-Württ.<br />

v. 17. 12. 1997, EFG 1998, 546, nrkr.: keine Verrechnung mit Einnahmen aus Disagioerstattung.<br />

In <strong>de</strong>r Literatur wird die Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. teilweise geteilt (zB v. Bornhaupt<br />

in K/S/M, § 9 Rn. C 180 ¹Entschädigung ¼ª; Röhrig, DB 1990, 1738) und<br />

teilweise abgelehnt (zB Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91; Wolff-Diepenbrock in<br />

L/B/P, § 9 Rn. 173; Grube, INF 1997, 294; s. auch Kempermann, FR 2000, 713).<br />

Stellungnahme: Die Rspr. betont selbst, daû die Vorfälligkeitsentschädigung Bestandteil<br />

<strong>de</strong>r auf die (verkürzte) Gesamtlaufzeit <strong>de</strong>s Kredits bezogenen Gegenleistung<br />

<strong>de</strong>s Darlehensnehmers für die Inanspruchnahme <strong>de</strong>s Fremdkapitals<br />

und damit kein Scha<strong>de</strong>nersatz für die vorzeitige Vertragsbeendigung ist (s. BFH<br />

v. 25. 2. 1999 IV R 55/97, BStBl. II, 473). Die vorzeitige Vertragsbeendigung ist<br />

zwar Auslöser für die Aufwendungen, <strong>de</strong>r wirtschaftliche Erwerbszusammenhang<br />

besteht jedoch zu <strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Darlehensgebers<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 243


§9 Anm. 385 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

zu niedrig verzinsten, Kapitalüberlassung. Die Aufwendungen entfallen auf<br />

die Zeit <strong>de</strong>r einnahmeerzielungsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s kreditfinanzierten<br />

Erwerbsvermögens und können damit uE wie rückständige Schuldzinsen<br />

(s. Anm. 372) stets als nachträgliche WK abgezogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Vorfälligkeitsentschädigung ist dagegen auch nach <strong>de</strong>r Rspr. abziehbar,<br />

wenn die Aufwendungen als vorweggenommene WK für <strong>de</strong>n Erwerbs neuen,<br />

<strong>de</strong>m Erzielen von Einkünften dienen<strong>de</strong>n Vermögens zu beurteilen sind. Hierfür<br />

muû <strong>de</strong>r Stpfl. bereits bei <strong>de</strong>r Veräuûerung im vorhinein so unwi<strong>de</strong>rruflich über<br />

<strong>de</strong>n verbleiben<strong>de</strong>n Restkaufpreis verfügen, daû er ihn unmittelbar in seiner Verwendung<br />

zum Erzielen von Einkünften mit konkretem Erwerbsvermögen festlegt<br />

(BFH v. 23. 4. 1996 IX R 5/94, BStBl. II, 595; Nds. FG v. 8. 3. 2001,<br />

DStRE 2001, 694, rkr.; zur faktischen Verfügung s. FG Köln v. 3. 5. 2001,<br />

DStRE 2001, 904, nrkr.; zu vorweggenommenen WK allgemein s. Anm. 371).<br />

Wertpapiere, Beteiligungen und an<strong>de</strong>re Kapitalvermögenswerte: Zinsaufwendungen<br />

für Darlehen zum Erwerb von GmbH-Beteiligungen, Aktien,<br />

festverzinslichen Wertpapieren uä. bil<strong>de</strong>n unabhängig von <strong>de</strong>n kalen<strong>de</strong>rjährlichen<br />

Einnahmen entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip WK gem. Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 regelmäûig bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm. (zur Ausnahme siehe<br />

unter ¹Arbeitgeberaktienª), falls längerfristig (¹auf Dauer gesehenª; unbestimmter<br />

Rechtsbegriff) ein steuerrelevanter Überschuû erzielt wer<strong>de</strong>n kann; die<br />

Absicht zur Realisierung nicht stbarer Wertsteigerungen in <strong>de</strong>r Vermögensebene<br />

darf nur nicht im Vor<strong>de</strong>rgrund <strong>de</strong>s Engagements stehen (aA bei Fremdfinanzierung<br />

niedrig verzinster Wertpapiere Kutz, DB 1992, 2164; zu Einzelheiten<br />

s. Anm. 375). Auch wenn das Verhältnis zwischen stpfl. Ertrag und nicht stbarer<br />

Wertsteigerung feststeht, sind die Zinsen gänzlich entwe<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vermögenssphäre<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kapitalnutzung zuzuordnen (so auch OFD Düss. v. 14. 6. 1993,<br />

StEK EStG § 20 Nr. 180; aA OFD Nürnb. v. 6. 8. 1991, StEK EStG § 9<br />

Nr. 568; Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 200 ¹Wertpapiereª). Die gleichen<br />

Beurteilungsgrundsätze gelten bei <strong>de</strong>r Finanzierung an<strong>de</strong>rer Kapitalvermögenswerte<br />

(zB typische stille Beteiligung, Investmentanteile, Berlindarlehen oä.)<br />

Zum Schuldzinsenabzug bei Zero-Bonds s. OFD Münster v. 28. 7. 1986, StEK EStG<br />

§ 20 Nr. 116; zu neuen Anlageformen s. OFD Düss. v. 14. 6. 1993, StEK EStG § 20<br />

Nr. 180; zu sog. WARAG-Anleihen s. OFD Münster v. 28. 12. 1993, StEK EStG § 9<br />

Nr. 628; zu Berlindarlehen s. OFD Nürnb. v. 15. 4. 1991, StEK EStG § 20 Nr. 162; zur<br />

Wertpapierleihe s. OFD Frankf. v. 25. 6. 1996, StEK EStG § 22 Nr. 134; zu Auslandsrentenfinanzierung<br />

s.o. ¹Versicherungsbeiträgeª sowie FG Bran<strong>de</strong>nb. v. 18. 9. 1997,<br />

EFG 1998, 311, nrkr.<br />

Wegen <strong>de</strong>s Schuldzinsenabzugs bei wesentlichen Beteiligungen iSd. § 17 und<br />

stpfl. privaten Veräuûerungsgeschäften gem. § 23 s. Anm. 375. Muû <strong>de</strong>r Gesellschafter<br />

einer KapGes. <strong>de</strong>n Anspruch auf Rückgewähr einer ihm zugewen<strong>de</strong>ten<br />

ver<strong>de</strong>ckten Gewinnausschüttung verzinsen, han<strong>de</strong>lt es sich um WK bei <strong>de</strong>n Einkünften<br />

aus KapVerm. (BFH v. 25. 5. 1999 VIII R 59/97, BStBl. II 2001, 226,<br />

m. Anm. Kempermann, FR 1999, 947).<br />

Bei <strong>de</strong>r Prüfung <strong>de</strong>r Überschuûerzielungsabsicht stellt die Rspr. grundsätzlich<br />

auf das einzelne Wertpapier ab (zB BFH v. 24. 3. 1992 VIII R 12/89, BStBl. II<br />

1993, 18; s. auch § 20 Anm. 82 ¹Schuldzinsenª; krit. Schmidt/Drenseck XX.<br />

§ 9 Rn. 14). Erwirbt <strong>de</strong>r Stpfl. verschie<strong>de</strong>ne Wertpapiere bei einheitlicher Finanzierung,<br />

müssen die Zinsen auf die einzelnen Wertpapiere aufgeteilt wer<strong>de</strong>n (zB<br />

durch Verhältnisrechnung, Zinsstaffelmetho<strong>de</strong>, Schätzung, zu Einzelheiten s.<br />

Leu, DStZ 1990, 89). Eine Aufteilung ist dagegen nicht erfor<strong>de</strong>rlich, wenn<br />

gleichartige Wertpapiere teils mit Eigenmitteln und teils mit Kreditmitteln finanziert<br />

wer<strong>de</strong>n (so auch OFD Nürnberg v. 6. 8. 1991, StEK EStG § 9 Nr. 568;<br />

E 244 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 385±389 §9<br />

Wyschnewsky, DStR 1992, 1229; Wüllenkemper, DB 1993, 406; aA Siegel,<br />

DStR 1992, 1595; Paus, StWa. 1997, 193).<br />

Wertsicherungsklausel: Zusatzvereinbarung, die insbeson<strong>de</strong>re bei längerfristigen<br />

Ratenzahlungen die realen Wertverluste <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung aufgrund Zeitablaufs<br />

ausgleichen soll. Ergibt sich aufgrund <strong>de</strong>r Klausel eine Mehrzahlung, ist <strong>de</strong>r gesamte<br />

Erhöhungsbetrag wegen seines Kapitalnutzungscharakters als Schuldzinsen<br />

zu behan<strong>de</strong>ln. Die wertmäûige Entwicklung <strong>de</strong>s erworbenen Wirtschaftsguts<br />

ist von <strong>de</strong>r Wertsicherungsklausel völlig losgelöst, so daû die ursprünglichen Anschaffungskosten<br />

unberührt bleiben (BFH v. 19. 5. 1992 VIII R 37/90, BFH/<br />

NV 1993, 87).<br />

BFH v. 16. 1. 1979 VIII R 38/76, BStBl. II, 334, betr. privates Baugrundstück; bestätigt<br />

durch Urt. v. 29. 11. 1983 VIII R 231/80, BStBl. II 1984, 109; v. 19. 5. 1992 VIII R 37/<br />

90, BFH/NV 1993, 87; glA Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 91; aA Biergans, Renten<br />

und Raten, 4. Aufl. 1993, 299f.: Abzug nur <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>m Mehrbetrag enthaltenen Zinsanteils;<br />

zurabweichen<strong>de</strong>n Rechtslage bei Leibrentenzahlungen s. Anm. 404.<br />

Zinsbegrenzungsprämien bei variabel verzinslichen Darlehen gehören<br />

± ebenso wie das Damnum ± zu <strong>de</strong>n laufzeitbezogenen zinsähnlichen Aufwendungen<br />

(BFH v. 24. 11. 1999 X R 144/96, BStBl. II 2000, 263). Aufgrund <strong>de</strong>s<br />

Abfluûprinzips (§ 11 Abs. 2) ist die Prämie grundsätzlich in voller Höhe im Zeitpunkt<br />

ihrer Zahlung als WK abziehbar (BMF v. 19. 4. 2000, BStBl. I, 484).<br />

Zinszuschüsse haben grundsätzlich keine Kürzung <strong>de</strong>r WK zur Folge, son<strong>de</strong>rn<br />

sind als Einnahmen bei <strong>de</strong>r Einkunftsart zu erfassen, aus <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Zinsvorteil<br />

resultiert (zB § 19 bei Arbeitgeberzuschüssen). Fallen Zinszuschuû und Schuldzinsen<br />

in einen VZ, ist aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n eine Verrechnung möglich<br />

(R 163 Abs. 1 EStR 2001; s. allgemein Anm. 91). Soweit allerdings <strong>de</strong>r Zinszuschuû<br />

stfrei gewährt wird, zB bei Arbeitgeberdarlehen nach § 3 Nr. 38, sind<br />

die Schuldzinsen gemäû § 3 c nicht als WK abziehbar (BFH v. 27. 4. 1993<br />

IX R 26/92, BStBl. II, 784).<br />

Zugewinnausgleich: Entsprechend <strong>de</strong>r sog. Sekundärfolgen-Rspr. bei kreditfinanzierten<br />

Erbfallschul<strong>de</strong>n (s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª)<br />

erkannte die frühere Rspr. Schuldzinsen für einen Kredit zur Abgeltung einer<br />

Zugewinnausgleichsfor<strong>de</strong>rung (§ 1378 BGB) als WK an, soweit sie in Zusammenhang<br />

mit Erwerbsvermögen stan<strong>de</strong>n (BFH v. 24. 1. 1989 IX R 111/84,<br />

BStBl. II, 706).<br />

Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH ± ebenso wie bei kreditfinanzierten Erbfallschul<strong>de</strong>n ±<br />

zwischenzeitlich aufgegeben, da er mangels gegenständlicher Konkretisierung<br />

eine erwerbsbezogene Veranlassung <strong>de</strong>r Schuldzinsen verneint.<br />

Grundlegend BFH v. 8. 12. 1992 IX R 68/89, BStBl. II 1993, 434; v. 23. 3. 1993<br />

IX R 4/87, BFH/NV 1993, 597; v. 11. 5. 1993 IX R 25/89, BStBl. II, 751, jeweils betr.<br />

VuV; v. 13. 7. 1993 VIII R 41/92, BFHE 173, 22, betr. KapVerm., mit Son<strong>de</strong>rproblem<br />

Verzugszinsen; dagegen bejaht die Rspr. eine gegenständliche Konkretisierung bei <strong>de</strong>r<br />

Finanzierung <strong>de</strong>s ehelichen Versorgungsausgleichs (BFH v. 5. 5. 1993 X R 128/90,<br />

BStBl. II, 867; aA FG Rhld.-Pf. v. 23. 4. 2001, DStRE 2001, 1270, nrkr.; s. hierzu auch<br />

Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 11).<br />

Zur insoweit übertragbaren Kritik s. unter ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª.<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

386±389<br />

E 245


390<br />

391<br />

§9 Anm. 390±391 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

III. Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten als Werbungskosten (Nr. 1 Satz 1)<br />

1. Allgemeines<br />

Zu <strong>de</strong>n Werbungskosten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 gehören neben Schuldzinsen<br />

auch auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n beruhen<strong>de</strong> Renten und dauern<strong>de</strong><br />

Lasten, soweit sie mit einer Einkunftsart in wirtschaftlichem Zusammenhang<br />

stehen (wegen Schrifttumsnachweisen s. § 22 Anm. 100).<br />

Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 regelt die Grundqualifikation bestimmter<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen als Erwerbsaufwendungen bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften.<br />

Gegenüber Abs. 1 Satz 1 hat Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>klaratorischen Inhalt, so daû die allgemeinen Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnisse und<br />

Abgrenzungen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips gelten. Zur Abgrenzungsfunktion <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 betr. Leibrenten als spezieller Rentenform<br />

s. Anm. 400.<br />

Geltungsbereich: Wegen <strong>de</strong>s erfor<strong>de</strong>rlichen wirtschaftlichen Zusammenhangs<br />

mit einer Einkunftsart schei<strong>de</strong>n Unterhalts- und Versorgungsleistungen (s. dazu § 10<br />

Anm. 38) für <strong>de</strong>n WKAbzug aus. Dagegen bil<strong>de</strong>n vor allem solche wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen Erwerbsaufwendungen, die als teil- o<strong>de</strong>r vollentgeltliche Gegenleistungen<br />

für <strong>de</strong>n Erwerb von zu Einkunftserzielungszwecken eingesetzten<br />

Wirtschaftsgütern (zB Mietwohngrundstücken) o<strong>de</strong>r zur Ablösung von solche<br />

Wirtschaftsgüter betreffen<strong>de</strong> Nutzungsrechten (zB Nieûbrauch) vereinbart wor<strong>de</strong>n<br />

sind. In <strong>de</strong>r Praxis han<strong>de</strong>lt es sich insbeson<strong>de</strong>re um Veräuûerungsleibrenten<br />

o<strong>de</strong>r veräuûerungsbedingte dauern<strong>de</strong> Lasten; Veräuûerungszeitrenten wer<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>r Rspr. dagegen regelmäûig als Raten aufgefaût und behan<strong>de</strong>lt (s. Anm. 391).<br />

Darüber hinaus kommen als WK auch durch die Einkunftserzielung veranlaûte<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen in Betracht (vgl. § 10 Anm. 37, 38). Renten<br />

und dauern<strong>de</strong> Lasten, die keine WK sind, können uU als Son<strong>de</strong>rausgaben<br />

gem. § 10 Abs. 1 Nr. 1 a o<strong>de</strong>r als auûergewöhnliche Belastungen iSd. § 33 geltend<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Abzugsberechtigung: Der Stpfl. kann als WK nur solche wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen abziehen, die er als Schuldner bzw. als <strong>de</strong>ssen Rechtsnachfolger aus<br />

beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n geleistet hat; zurProblematik von Drittaufwendungen<br />

vgl. allgemein Anm. 43.<br />

2. Begriff und Abgrenzung <strong>de</strong>r auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n<br />

beruhen<strong>de</strong>n Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten<br />

a) Begriff <strong>de</strong>r Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten<br />

Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten sind (ebenso wie die in Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 nicht<br />

ausdrücklich erwähnten Raten) wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen. Da steuergesetzliche<br />

Definitionen nicht existieren, griff die Rspr. früher auf zivilrechtliche<br />

Begriffsbestimmungen und Abgrenzungen zurück (zB BFH v. 29. 3. 1962<br />

VI 105/61 U, BStBl. III, 304). Seit <strong>de</strong>m grundlegen<strong>de</strong>n Beschl. <strong>de</strong>s GrS v.<br />

25. 4. 1990 (X R 38/86, BStBl. II, 625) steht dagegen die Trennung <strong>de</strong>s steuerbaren<br />

Zinsanteils (Ertragsanteils) von <strong>de</strong>r nicht steuerbaren Vermögensumschichtung<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund (ausführlich dazu Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 7ff.). Die Begriffe wer<strong>de</strong>n mit i<strong>de</strong>ntischem Inhalt in § 10<br />

Abs. 1 Nr. 1a und in § 22 Nr. 1 verwen<strong>de</strong>t (vgl. zum Verhältnis <strong>de</strong>r Vorschriften<br />

Anm. 359).<br />

E 246 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 391±392 §9<br />

Renten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 sind auf Lebenszeit (sog. Leibrenten) o<strong>de</strong>r für<br />

eine gewisse Dauer (sog. Zeitrenten) regelmäûig wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>, gleichmäûige,<br />

nach Zahl o<strong>de</strong>r Wert bestimmte Leistungen (Aufwendungen), die in Geld o<strong>de</strong>r<br />

vertretbaren Sachen bestehen und auf einem einheitlichen Rechtsgrund o<strong>de</strong>r<br />

Entschluû beruhen. Durch die Loslösung <strong>de</strong>s Rentenbegriffs vom Zivilrecht hat<br />

das einschränken<strong>de</strong> zivilrechtliche Merkmal <strong>de</strong>s Rentenstammrechts steuerrechtlich<br />

keine Be<strong>de</strong>utung mehr (vgl. eingehend zu <strong>de</strong>n einzelnen Begriffsmerkmalen<br />

und Ausprägungsformen § 10 Anm. 33 b, 35±39). Die Vereinbarung einer Wertsicherungsklausel,<br />

die längerfristig ausgerichtete Zahlungen vor einer Verschlechterung<br />

<strong>de</strong>s Geldwerts schützen soll, steht <strong>de</strong>m Rentenmerkmal <strong>de</strong>r<br />

Gleichmäûigkeit nicht entgegen (zu Einzelheiten § 10 Anm. 35; s. auch BFH v.<br />

13. 10. 1993 X R 81/91, BFH/NV 1994, 620).<br />

Dauern<strong>de</strong> Lasten iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 sind wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen, bei<br />

<strong>de</strong>nen min<strong>de</strong>stens eines <strong>de</strong>r für Renten erfor<strong>de</strong>rlichen Merkmale fehlt (insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Gleichmäûigkeit <strong>de</strong>r Leistungen, zB BFH v. 18. 10. 1994 IX R 46/<br />

88, BStBl. II 1995, 169, bei Anknüpfung an Mieterträge; zur Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abän<strong>de</strong>rungsklausel<br />

gem. § 323 ZPO für die Unterscheidung Rente/dauern<strong>de</strong> Last<br />

s. § 10 Anm. 35). Die Min<strong>de</strong>stdauer von dauern<strong>de</strong>n Lasten (früher 10 Jahre)<br />

macht die Rspr. nunmehr von <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalls abhängig (BFH v.<br />

26. 1. 1994 X R 54/92, BStBl. II, 633). Von Teilen <strong>de</strong>r Literatur wird dagegen<br />

eine Min<strong>de</strong>stdauer zu Recht als nicht mit <strong>de</strong>m Leistungsfähigkeitsprinzip vereinbar<br />

abgelehnt (Söhn in K/S/M, § 10 Rn. D 47, 90; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 186 ff.).<br />

Raten (zB Kaufpreisraten) liegen vor, wenn ein <strong>de</strong>r Höhe nach fest bestimmter<br />

Anspruch zB aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zahlungserleichterung in Teilleistungen zu erbringen<br />

ist. Sie sind nach obiger Begriffsbestimmung <strong>de</strong>n Renten (gleichmäûig)<br />

o<strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n Lasten (abän<strong>de</strong>rbar) zuzuordnen. Aus historischen Grün<strong>de</strong>n betrachtet<br />

die Rspr. Raten jedoch nicht als wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen (RFH v.<br />

7. 5. 1930 VI A 827/27, RStBl., 578; v. 27. 1. 1944 IV 157/43, RStBl., 363). Der<br />

in <strong>de</strong>n einzelnen Raten enthaltene Zinsanteil kommt für einen WKAbzug iSd.<br />

Abs. 1 Nr. 1 (Schuldzinsen) in Betracht (BFH v. 29. 10. 1974 VIII R 131/70,<br />

BStBl. II 1975, 173 u. Anm. 385 ¹For<strong>de</strong>rungsstundungª). Auf gleiche Weise verfährt<br />

die Rspr. mit in Zeitrenten enthaltenen Zinsanteilen (BFH v. 24. 4. 1970<br />

VI R 212/69, BStBl. II, 541; v. 7. 4. 1992 VIII R 59/89, BStBl. II, 809; v.<br />

26. 11. 1992 X R 187/87, BStBl. II 1993, 298).<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Abgrenzung: Während Leibrenten gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 mit <strong>de</strong>m tabellenmäûig festgelegten Zinsanteil (Ertragsanteil) einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können (s. Anm. 400 ff.), muû bei Zeitrenten,<br />

dauern<strong>de</strong>n Lasten und Raten <strong>de</strong>r allein abziehbare Zinsanteil pro rata temporis<br />

bestimmt wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>r Wortlaut <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 1 Satz 1, <strong>de</strong>r bei Zeitrenten und<br />

dauern<strong>de</strong>n Lasten für eine volle Abziehbarkeit spricht, ist insoweit einschränkend<br />

auszulegen (dazu Anm. 396). Mithin hat die Zuordnung von Zeitrenten zu<br />

<strong>de</strong>n Raten o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Renten keine Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />

b) Beson<strong>de</strong>rer Verpflichtungsgrund<br />

Für <strong>de</strong>n WKAbzug von Renten und dauern<strong>de</strong>n Lasten ist neben <strong>de</strong>m Zusammenhang<br />

mit einer Einkunftsart (dazu Anm. 393) das Vorliegen eines beson<strong>de</strong>ren<br />

Verpflichtungsgrunds als weiteres Tatbestandsmerkmal zwingend erfor<strong>de</strong>rlich<br />

(gleiches gilt für § 10 Abs. 1 Nr. 1 a; s. eingehend § 10 Anm. 52).<br />

Rechtsgrundlage hierfür sind im WKBereich vor allem vertragliche Vereinbarun-<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 247<br />

392


393<br />

§9 Anm. 392±393 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

gen (zB bei erwerbsbezogenen Veräuûerungsrenten) o<strong>de</strong>r gesetzliche Vorschriften<br />

(etwa bei Scha<strong>de</strong>nsrenten); freiwillig eingegangene vertragliche Vereinbarungen<br />

schlieûen wegen § 12 Satz 1 Nr. 2 EStG <strong>de</strong>n WKAbzug von vornherein aus.<br />

Als beson<strong>de</strong>re Verpflichtungsgrün<strong>de</strong> kommen auch Hoheitsakte, letztwillige<br />

Verfügungen o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re testamentarische Vereinbarungen in Betracht. Hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r zu beachten<strong>de</strong>n Formvorschriften s. § 10 Anm. 52.<br />

3. Wirtschaftlicher Zusammenhang mit einer Einkunftsart<br />

Auf beson<strong>de</strong>ren Verpflichtungsgrün<strong>de</strong>n beruhen<strong>de</strong> Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten<br />

können nur als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, soweit sie mit einer Überschuûeinkunftsart<br />

in wirtschaftlichem Zusammenhang stehen. Für solchermaûen bestimmte<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen ist Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 lex specialis<br />

gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1, allerdings lediglich mit <strong>de</strong>klaratorischem<br />

Inhalt, so daû die allgemeinen Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips mit<br />

<strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n verfahrensrechtlichen Nachweisgeboten gelten (vgl. auch<br />

Anm. 357). Dies be<strong>de</strong>utet aus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>s Verpflichteten:<br />

Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen stehen mit einer Überschuûeinkunftsart in wirtschaftlichem<br />

Zusammenhang, wenn sie auf einer Erwerbshandlung beruhen (zB<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen) o<strong>de</strong>r Gegenleistung für die Erlangung<br />

o<strong>de</strong>r Nutzbarmachung von Erwerbsvermögen sind.<br />

Rechtsgeschäfte unter frem<strong>de</strong>n Dritten, bei <strong>de</strong>nen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen die Gegenleistung<br />

für erlangtes Erwerbsvermögen sind, begrün<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r Rspr. aufgrund<br />

ihrer Entgeltlichkeit einen wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen <strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen und <strong>de</strong>r betroffenen Überschuûeinkunftsart. Zu<br />

<strong>de</strong>nken ist hier insbeson<strong>de</strong>re an die Übertragung von Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n<br />

(zB Mietwohngrundstücke) und an die Einkunftserzielung ermöglichen<strong>de</strong><br />

Rechtsverzichte (zB Nieûbrauchs-, Wohnrechte). Bei Rechtsgeschäften zwischen<br />

frem<strong>de</strong>n Dritten vermutet die Rspr. ein Gegenleistungsverhältnis und damit <strong>de</strong>n<br />

wirtschaftlichen Zusammenhang als Grundvoraussetzung für <strong>de</strong>n WKAbzug.<br />

BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88,<br />

BStBl. II 1995, 169: Erwerb gegen dauern<strong>de</strong> Last; v. 10. 7. 1990 IX R 138/86, BFH/<br />

NV 1991, 227: Erwerb gegen Leibrente.<br />

Bei Rechtsgeschäften unter Angehörigen nimmt die Rspr. dagegen wi<strong>de</strong>rlegbar an, daû<br />

nicht die Gegenleistung in Form <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Unterhalts-<br />

o<strong>de</strong>r Versorgungsgedanke (zur Abgrenzung bei<strong>de</strong>r Begriffe s. § 10 Anm.<br />

38) im Vor<strong>de</strong>rgrund steht. Mangels Gegenleistungsverhältnisses zwischen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen und erworbenem Erwerbsvermögen verneint die<br />

Rspr. einen wirtschaftlichen Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Einkunftserzielung; eine<br />

Aufteilung in WK und Son<strong>de</strong>rausgaben bzw. nichtabziehbaren Zuwendungen<br />

iSd. § 12 Nr. 2 läût sie nicht zu. Haben die Parteien ausnahmsweise wie unter<br />

frem<strong>de</strong>n Dritten ein unter Ausgleich wi<strong>de</strong>rstreiten<strong>de</strong>r Interessen entgeltliches<br />

Rechtsgeschäft abgeschlossen, ist dagegen <strong>de</strong>r WKAbzug <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen möglich.<br />

Zu <strong>de</strong>n WK betr. Rechtsgeschäften wie unter frem<strong>de</strong>n Dritten vgl. BFH v. 13. 10. 1993<br />

X R 81/91, BFH/NV1994, 620 mwN; v. 14. 2. 1996 X R 106/91, BStBl. II, 687, jeweils<br />

betr. Leibrente; v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676, betr. Zeitrente; v.<br />

25. 11. 1992 X R 148/90, BFH/NV 1993, 586.<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten gelten bei im Rahmen von Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzungen und vorweggenommenen<br />

Erbfolgen vereinbarten wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen. Ein Unterhalts- o<strong>de</strong>r<br />

Versorgungsmotiv wird hier bei Leistungen an <strong>de</strong>n Vermögensübergeber o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>ssen Ehegatten (vorweggenommene Erbfolge) o<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n überleben<strong>de</strong>n<br />

E 248 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 393 §9<br />

Ehegatten und einen familienfrem<strong>de</strong>n Dritten (Erbfall) angenommen. Bei Ausgleichszahlungen<br />

in wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Form an erbberechtigte Geschwister<br />

vermutet die Rspr. dagegen wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Interessenlagen einen<br />

Gegenleistungscharakter; die Leistungen sind also entsprechend <strong>de</strong>n Rechtsgeschäften<br />

unter frem<strong>de</strong>n Dritten zu behan<strong>de</strong>ln. Ist <strong>de</strong>r Stpfl. mit einer Erbfallschuld<br />

in Form wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen belastet, ist nach Aufgabe <strong>de</strong>r sog.<br />

Sekundärfolgen-Rspr. durch <strong>de</strong>n BFH auch bei mittelbarem Zusammenhang<br />

mit Erwerbsvermögen kein WKAbzug mehr möglich (s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

und Erbfolgeª).<br />

Vgl. grundlegend zur vorweggenommenen Erbfolge BFH v. 5. 7. 1990 GrS 4±6/89,<br />

BStBl. II, 847; zu Leistungen an familienfrem<strong>de</strong> Dritte im Rahmen <strong>de</strong>r vorweggenommenen<br />

Erbfolge vgl. BFH v. 14. 12. 1994 X R 1, 2/90, BStBl. II 1996, 680; zur Ablösung<br />

einer Erbfallschuld gegen Leibrente s. BFH v. 30. 8. 1994 IX R 2/91, BFH/NV<br />

1995, 291; v. 27. 11. 1996 X R 85/94, BStBl. II 1997, 284.<br />

Stellungnahme: Die auf tatsächlichen Vermutungen basieren<strong>de</strong> Rspr. ist überzeugend.<br />

Sie führt im Regelfall zu einer Offenlegung <strong>de</strong>s nur subjektiv zu bestimmen<strong>de</strong>n<br />

Gegenleistungscharakters wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen und damit zur<br />

sachgerechten Bestimmung <strong>de</strong>s wirtschaftlichen Zusammenhangs. Nicht überzeugend<br />

ist dagegen das strikte Aufteilungsverbot bei wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Unterhalt-<br />

und Versorgungsleistungen, <strong>de</strong>ren Barwert <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>s übernommenen<br />

Vermögens nicht erreicht. Entsprechend <strong>de</strong>r Behandlung bei Zeitrenten sollte<br />

hier von einem teilentgeltlichen Vorgang und damit einem partiellen WKAbzug<br />

ausgegangen wer<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 249). Zur hier ebenfalls einschlägigen Kritik an <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r<br />

Sekundärfolgen-Rspr. s. Anm. 385 ¹Erbauseinan<strong>de</strong>rsetzung und Erbfolgeª; wi<strong>de</strong>rsprüchlich<br />

ist die Rspr. insoweit, als sie bei <strong>de</strong>r vergleichbaren Konstellation<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r vorweggenommenen Erbfolge eine WKAbzug zuläût (s. o.).<br />

Wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen, die mit bei <strong>de</strong>r Veranlagung auûer Betracht bleiben<strong>de</strong>n<br />

Einkünften zusammenhängen, bil<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

keine WK o<strong>de</strong>r sind zumin<strong>de</strong>st nicht als WK abziehbar (s. dazu betr.<br />

Son<strong>de</strong>rausgaben § 10 Anm. 53). Ebenso wie bei Schuldzinsen ist ein allein rechtlicher<br />

Zusammenhang zwischen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen und Erwerbsvermögen<br />

nicht ausreichend.<br />

Zusammenhang mit bestimmter Einkunftsart: Der Veranlassungszusammenhang<br />

besteht in aller Regel zu einer bestimmten Überschuûeinkunftsart und<br />

zu einer Einkunftsquelle (etwa einer vermieteten Immobilie), bei <strong>de</strong>r die wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsermittlung in Abzug zu bringen<br />

sind (zur Höhe <strong>de</strong>s Abzugs s. Anm. 396). Wegen <strong>de</strong>r langfristigen Ausrichtung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen dürfte auch bei vorab entstan<strong>de</strong>nen Renten und<br />

dauern<strong>de</strong>n Lasten zumin<strong>de</strong>st die betroffene Einkunftsart von vornherein feststehen;<br />

zwingend ist dies aber aus steuersystematischen Grün<strong>de</strong>n nicht (zu vorbereiten<strong>de</strong>n<br />

WK allgemein vgl. Anm. 162±166). Bei einkunftsartenübergreifen<strong>de</strong>r<br />

Begründung einer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistung ist eine Aufteilung ggf. im<br />

Wege <strong>de</strong>r Schätzung zulässig und geboten (zB Erwerb von Immobilien und<br />

KapVerm. gegen Leibrente).<br />

Zeitlicher Zusammenhang: Der WKAbzug verlangt keinen zeitlichen Zusammenhang<br />

mit steuerrelevanten Einnahmen (s. Anm. 154). Renten und dauern<strong>de</strong><br />

Lasten mit WKCharakter kommen daher in Gestalt vorab entstan<strong>de</strong>ner, laufen<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r nachträglicher Aufwendungen vor, wobei entsprechend <strong>de</strong>m Veranlassungsprinzip<br />

die allgemeinen Beurteilungsgrundsätze gelten (dazu eingehend<br />

Anm. 161±172). Der Veranlassungszusammenhang kann im Zeitablauf wechseln<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 249


394±395<br />

396<br />

§9 Anm. 393±396 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

(zB bei Rentenzahlungen nach Immobilienveräuûerungen, vgl. BFH v. 16. 12.<br />

1997 VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339). Vorab entstan<strong>de</strong>ne WK liegen etwa<br />

vor bei Kauf eines Baugrundstücks auf Leibrentenbasis; bei einer <strong>de</strong>rartigen<br />

Fallkonstellation kommen auch abziehbare Fehlaufwendungen in Betracht (zB<br />

bei finanzierungsbedingter Aufgabe <strong>de</strong>r ursprünglich bestehen<strong>de</strong>n Bebauungsabsicht;<br />

vgl. betr. Schuldzinsen Anm. 371 u. allgemein Anm. 165). Entsprechend<br />

<strong>de</strong>r restriktiven Schuldzinsenrspr. <strong>de</strong>s BFH (s. Anm. 372) sind nach Verwertung<br />

<strong>de</strong>r Einkunftsgrundlage (zB durch Verkauf, Schenkung, Zwangsversteigerung)<br />

fortzuzahlen<strong>de</strong> wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong> Leistungen nicht mehr als WK abziehbar. UE<br />

ist <strong>de</strong>mgegenüber zwischen <strong>de</strong>r zwingen<strong>de</strong>n (WKAbzug) und freiwilligen Fortführung<br />

(kein WKAbzug) <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen zu unterschei<strong>de</strong>n<br />

(zu Einzelheiten s. Anm. 372).<br />

Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse: Wi<strong>de</strong>rspricht die Absicht <strong>de</strong>s Stpfl. bei Begründung<br />

<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungsverpflichtung <strong>de</strong>n o.g. Vermutungsregeln, muû<br />

er seine tatsächliche Motivation in substantiierter Form darlegen und gegebenenfalls<br />

beweisen. Beson<strong>de</strong>rs strenge Maûstäbe gelten hier bei <strong>de</strong>r Ablösung unentgeltlich<br />

eingeräumter Nutzungsrechte (vgl. BFH v. 30. 8. 1994 X R 2/91,<br />

BFH/NV1995, 291 mwN).<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Durchführung <strong>de</strong>s WKAbzugs<br />

a) Höhe <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Da Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 ausdrücklich nur für Leibrenten eine Abzugsbegrenzung<br />

<strong>de</strong>r Höhe nach vorschreibt, gilt für die an<strong>de</strong>ren Gestaltungsformen<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen (Zeitrenten und dauern<strong>de</strong> Lasten) nach <strong>de</strong>m Wortlaut<br />

<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 2 <strong>de</strong>m Grundsatz nach eine unbeschränkte Abziehbarkeit<br />

(zu <strong>de</strong>n steuergesetzlich festgelegten Abzugsverbote u. -beschränkungen s. als<br />

Überblick Anm. 216, 217). Entgegen <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut beschränken Rspr.,<br />

Verwaltung und Teile <strong>de</strong>r Literatur jedoch auch bei Zeitrenten und dauern<strong>de</strong>n<br />

Lasten im Rahmen von Erwerbsgeschäften die Abziehbarkeit (zu Einzelheiten<br />

s. u.).<br />

Erwerbsbezogene Leibrenten kann <strong>de</strong>r Verpflichtete gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 nur mit einem tabellenmäûig festgelegten Ertragsanteil einkunftsmin<strong>de</strong>rnd<br />

berücksichtigen. Dieser pauschal ermittelte Zinsanteil ergibt sich aus § 22<br />

Nr. 1 Satz 3 Buchst. a und § 55 Abs. 2 EStDV. Zu Einzelheiten <strong>de</strong>r Ermittlung<br />

s. Anm. 400±404; im übrigen gelten die für die Rentenbesteuerung beim Empfänger<br />

festgelegten Grundsätze.<br />

Tilgungsanteile einer Leibrente: Die Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 besagt nichts über <strong>de</strong>n WKAbzug <strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n einzelnen Leibrentenzahlungen<br />

enthaltenen Tilgungsanteils. So bil<strong>de</strong>t bei Veräuûerungsleibrenten <strong>de</strong>r zum<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>s Vertragsabschlusses ermittelte Barwert die Anschaffungskosten<br />

<strong>de</strong>s erworbenen Wirtschaftsguts, die bei Abnutzbarkeit über die Absetzung für<br />

Abnutzung gem. § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7ff. geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können.<br />

Der Rentenbarwert wird hierzu nach <strong>de</strong>r zutreffen<strong>de</strong>n Auffassung <strong>de</strong>r<br />

Rspr. gem. §§ 13, 14 BewG ermittelt. Der Wegfall <strong>de</strong>r Rente durch Tod <strong>de</strong>s Rentenberechtigten<br />

läût die ursprünglich ermittelten Anschaffungskosten unberührt;<br />

es han<strong>de</strong>lt sich insbeson<strong>de</strong>re um kein rückwirken<strong>de</strong>s Ereignis iSd. § 175<br />

Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 AO (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47).<br />

E 250 Schmitz


Schuldzinsen, Renten und dauern<strong>de</strong> Lasten Anm. 396 §9<br />

Vgl. BFH v. 13. 10. 1993 X R 81/91, BFH/NV 1994, 620 mwN; Schmitz, Besteuerung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 149 ff.; Teile <strong>de</strong>r Lit. wollen <strong>de</strong>n Rentenbarwert dagegen nach<br />

<strong>de</strong>r versicherungsmathematischen Metho<strong>de</strong> bestimmen (zB Jansen/Wre<strong>de</strong>, Renten,<br />

Raten, Dauern<strong>de</strong> Lasten, 12. Aufl. 1998, Rn. 1071 mwN), während die FinVerw. <strong>de</strong>m<br />

Stpfl. ein Wahlrecht zwischen bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n zugesteht (R 32a EStR 2001); offen gelassen<br />

in BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90. BStBl. II 1995, 47.<br />

Tilgungsanteile einer Leibrente können unter <strong>de</strong>n Voraussetzungen <strong>de</strong>s § 9<br />

Satz 1 auch sofort abziehbare WK sein. Zu <strong>de</strong>nken ist hier etwa an wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />

Scha<strong>de</strong>nsersatzleistungen in Leibrentenform, gröûere Erhaltungsmaûnahmen an<br />

einem Mietgebäu<strong>de</strong>, die vom Stpfl. über Leibrentenzahlungen beglichen wer<strong>de</strong>n,<br />

o<strong>de</strong>r Abstandszahlungen in Form von Leibrenten, die bei Einmalzahlung sofort<br />

abziehbare WK wären (BFH v. 25. 2. 1975 VIII R 115/70, BStBl. II, 730).<br />

Erwerbsbezogene Zeitrenten und dauern<strong>de</strong> Lasten unterliegen an<strong>de</strong>rs als<br />

Leibrenten nicht <strong>de</strong>r Abzugsbeschränkung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2. Trotz<strong>de</strong>m<br />

verneint die Rspr. bei <strong>de</strong>rartigen Leistungen im Austausch mit einer Gegenleistungen<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug <strong>de</strong>s Zahlungsbetrages.<br />

Bei Zeitrenten erreicht sie dies durch eine Behandlung <strong>de</strong>r Leistungen als Ratenzahlungen,<br />

so daû private Veräuûerungszeitrenten in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

nicht anzutreffen sind (vgl. BFH v. 31. 8. 1994 X R 44/93, BStBl. II 1996, 676<br />

mwN; zur Ermittlung <strong>de</strong>r als WK abziehbaren Zinskomponente s. Anm. 385<br />

¹For<strong>de</strong>rungsstundungª).<br />

Erwerbsbezogene dauern<strong>de</strong> Lasten ordnet die Rspr. zwar <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n<br />

Leistungen zu, verneint jedoch <strong>de</strong>n uneingeschränkten WKAbzug. Sie begrün<strong>de</strong>t<br />

dies damit, daû Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 für die dort genannten Aufwendungen<br />

keine über die Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 hinausgehen<strong>de</strong> geson<strong>de</strong>rte<br />

(vorrangige) Abzugsmöglichkeit regelt, son<strong>de</strong>rn nur beispielhaft Anwendungsfälle<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen WKDefinition aufzählt. Aus diesem Grun<strong>de</strong> soll im Falle<br />

von Anschaffungen gegen dauern<strong>de</strong> Last die insoweit vorrangige Norm <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 <strong>de</strong>n vollen Abzug <strong>de</strong>r Zahlungen ausschlieûen und eine Verteilung<br />

<strong>de</strong>s Barwerts <strong>de</strong>r dauern<strong>de</strong>n Last auf die Gesamtnutzungsdauer im Wege<br />

<strong>de</strong>r Absetzung für Abnutzung vorschreiben (grundlegend BFH v. 9. 2. 1994<br />

IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88, BStBl. II 1995,<br />

169). Überträgt man diesen Gedanken konsequent auf die übrigen in § 9 geregelten<br />

Fälle <strong>de</strong>s WKAbzugs, kann nach Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 1 stets nur <strong>de</strong>r<br />

in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Zahlungen enthaltene Zinsanteil als Schuldzinsen abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Dieser Abzug vollzieht sich aber nicht im Wege einer vorrangigen<br />

Verrechnung <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen mit <strong>de</strong>m Wert <strong>de</strong>r Gegenleistung<br />

und ihrem anschlieûen<strong>de</strong>m vollständigen Abzug als WK (sog.<br />

Wertverrechnungslehre, s. hierzu § 10 Anm. 56d), son<strong>de</strong>rn durch eine laufen<strong>de</strong><br />

Aufteilung <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistung in einen Zins- und Tilgungsanteil<br />

(grundlegend BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II 1995, 47). Noch nicht<br />

gänzlich geklärt ist, wie diese laufen<strong>de</strong> Aufteilung von Zins- und Tilgungsanteil<br />

zu geschehen hat. Der IX. Senat wen<strong>de</strong>t die Ertragsanteilstabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1<br />

Satz 3 Buchst. a entsprechend an (BFH v. 9. 2. 1994 IX R 110/90, BStBl. II<br />

1995, 47; v. 18. 10. 1994 IX R 46/88, BStBl. II 1995, 169), während <strong>de</strong>r X. Senat<br />

wohl zu einer finanzmathematischen Berechnungsweise unter Verwendung eines<br />

Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH tendiert (BFH v. 14. 12. 1994 X R 1±2/90,<br />

BStBl. II 1996, 680). Die FinVerw. schlieûlich räumt <strong>de</strong>m Stpfl. ein Wahlrecht<br />

zwischen bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n ein (BMF v. 23. 12. 1996, BStBl. I, 1508, Tz. 45).<br />

Während die Auffassung <strong>de</strong>r Rspr. von Teilen <strong>de</strong>r Lit. begrüût wird (zB<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 220; Gericke in Bor<strong>de</strong>win/Brandt, § 9 Rn. 132; v.<br />

HHR Lfg. 205 Januar 2002 Schmitz<br />

E 250/1


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

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§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


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398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


397<br />

398±399<br />

400<br />

§9 Anm. 396±400 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1:<br />

Beckenrath in K/S/M, § 9 Rn. 123; Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r<br />

Bezüge, 1999, 139ff. mwN), befürworten an<strong>de</strong>re unter Berufung auf <strong>de</strong>n Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n vollen WKAbzug dauern<strong>de</strong>r Lasten (zB Schmidt/Drenseck<br />

XX. § 9 Rn. 98 mwN; s. auch § 20 Anm. 835 für die Einnahmeseite). Eine weitere<br />

Auffassung in <strong>de</strong>r Literatur will die Wertverrechnungslehre auch im WKBereich<br />

anwen<strong>de</strong>n (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. C 160; Jansen, DStR 1995,<br />

203; Paus, FR 1995, 363).<br />

Stellungnahme: UE überzeugen die von <strong>de</strong>r Rspr. entwickelten Grundsätze. Ebenso<br />

wie Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 für Leibrenten lediglich eine Aussage über die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Zinsanteils in Form <strong>de</strong>s Ertragsanteils macht, betrifft Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 1 hinsichtlich <strong>de</strong>r übrigen wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen ausschlieûlich<br />

<strong>de</strong>n darin enthaltenen Zinsanteil. Eine generelle Abziehbarkeit <strong>de</strong>s Tilgungsanteils<br />

dauern<strong>de</strong>r Lasten aufgrund <strong>de</strong>r Zahlungsweise <strong>de</strong>r Leistung wi<strong>de</strong>rspricht<br />

<strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff. Dieser Begriff setzt eine wirtschaftliche Belastung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. voraus, die durch einen regelmäûig aus einer Vermögensumschichtung<br />

resultieren<strong>de</strong>n Tilgungsanteil per se nicht indiziert wird. Lediglich in <strong>de</strong>n Fällen,<br />

in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Tilgungsanteil einen an<strong>de</strong>ren Tatbestand <strong>de</strong>s § 9 erfüllt, ist sein Abzug<br />

gerechtfertigt. Wegen <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Analogiefähigkeit <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 1<br />

Satz 2 ist <strong>de</strong>r in dauern<strong>de</strong>n Lasten enthaltene Zinsanteil mit <strong>de</strong>m X. Senat <strong>de</strong>s<br />

BFH grundsätzlich nach <strong>de</strong>r finanzmathematischen Berechnungsweise unter<br />

Verwendung eines Rechnungszinsfuûes von 5,5 vH zuermitteln (zu Einzelheiten<br />

s. Schmitz, Besteuerung wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Bezüge, 1999, 145ff.). Dies<br />

schlieût in Einzelfällen von geringerer betragsmäûiger Auswirkung eine vereinfachte<br />

Berechnung in Anlehnung an die Ertragswerttabelle <strong>de</strong>s § 22 Nr. 1 Satz 3<br />

Buchst. a aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n nicht aus.<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>s Abzugs<br />

Die in <strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen enthaltenen Werbungskostenanteile<br />

sind gem. § 11 Abs. 2 im Kj. <strong>de</strong>r Zahlung abzuziehen (sog. Abfluûprinzip; vgl.<br />

eingehend Anm. 220±222). Dies gilt auch im Falle von Voraus- und Nachzahlungen,<br />

soweit im Einzelfall nicht ein Gestaltungsmiûbrauch vorliegt. Bei Zahlung<br />

wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen um das Jahresen<strong>de</strong> muû die Son<strong>de</strong>rregelung<br />

<strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 Satz 2 beachtet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei Vereinbarung erwerbsbezogener wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>r Leistungen zwischen einan<strong>de</strong>r<br />

nahestehen<strong>de</strong>n Personen ist die tatsächliche Vertragsdurchführung beson<strong>de</strong>rs<br />

zu prüfen (s. allgemein § 2 Anm. 170 ff., zu wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong>n Leistungen<br />

§ 10 Anm. 54 a).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begrenzung <strong>de</strong>s Abzugs für Leibrenten auf <strong>de</strong>n Ertragsanteil<br />

(Nr. 1 Satz 2)<br />

1. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 1 Satz 2<br />

Rechtsentwicklung und Be<strong>de</strong>utung: Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 Satz 2 enthält für<br />

Leibrenten (zum Begriff s. Anm. 391) eine spezielle Abzugsbegrenzung im<br />

WKBereich, die mit Geltung ab <strong>de</strong>m VZ 1955 durch das StNG v. 16. 12. 1954<br />

eingefügt wur<strong>de</strong> (zur verfassungsrechtlichen Zulässigkeit s. BFH v. 16. 12. 1997<br />

VIII R 38/94, BStBl. II 1998, 339, 341, m. Anm. Steinhauff, NWB F. 3,<br />

10839). Die Vorschrift ist insoweit konstitutiv, als sie die Anwendung einer be-<br />

E 250/2 Schmitz


Doppelte Haushaltsführung Anm. 475–476 §9<br />

F. Mehraufwendungen wegen doppelter Haushaltsführung<br />

(Abs. 1 Satz 3 Nr. 5)<br />

I. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 5<br />

StÄndG v. 23.12.1966 (BGBl. I 1966, 702; BStBl. I 1967, 2): Durch Einfügung<br />

von Nr. 5 in <strong>de</strong>n Katalog von § 9 Abs. 1 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abzug von Mehraufwendungen<br />

für dHf. erstmals gesetzlich geregelt.<br />

Ges. zur Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EntwLStG und <strong>de</strong>s EStG v. 21.5.1979 (BGBl. I<br />

1979, 558; BStBl. I 1979, 681): Nr. 5 Satz 1 wur<strong>de</strong> neu gefasst und um <strong>de</strong>n<br />

Halbs. 2 erweitert. („und zwar unabhängig davon, aus welchen Grün<strong>de</strong>n die<br />

doppelte Haushaltsführung beibehalten wird“).<br />

JStG 1996 v. 11.10.1985 (BGBl. I 1985, 1250; BStBl. I 1985, 438): Durch Einfügung<br />

von Satz 3 wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Abzug <strong>de</strong>r Mehraufwendungen bei einer Beschäftigung<br />

am selben Ort auf insgesamt 2 Jahre begrenzt. Halbs. 2 von Satz 1 wur<strong>de</strong><br />

wie<strong>de</strong>r gestrichen. Über § 9 Abs. 5 wur<strong>de</strong> § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 Satz 6 für anwendbar<br />

erklärt.<br />

Gesetz zur Einführung <strong>de</strong>r Entfernungspaschale v. 21.12.2000 (BGBl. I<br />

2000, 1918; BStBl. I 2001, 36): Zur Abgeltung <strong>de</strong>r Aufwendungen für Familienheimfahrten<br />

wur<strong>de</strong> eine Entfernungspauschale von 0,80 DM für je<strong>de</strong>n vollen<br />

Kilometer eingefügt. Durch Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s StEuglG v. 19.12.2000 (BGBl. I<br />

2000, 1790; BStBl. I 2001, 3) war <strong>de</strong>r Betrag ab 1.1.2002 auf 0,40 E umzustellen.<br />

StÄndG 2003 v. 15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645; BStBl. I 2003, 710): Wegfall<br />

<strong>de</strong>r 2-Jahresfrist und Wie<strong>de</strong>reinfügung von Halbs. 2 in Satz 1 (s.o.). Satz 2 wur<strong>de</strong><br />

um das Wort „nur“ ergänzt (s. dazu Anm. 500).<br />

HBeglG 2004 v. 29.12.2003 (BGBl. I 2003, 3076; BStBl. I 2004, 120): Die Entfernungspauschale<br />

wur<strong>de</strong> auf 0,30 E gesenkt.<br />

StÄndG 2007 v. 19.7.2006 (BGBl. I 2006, 1652; BStBl. I 2006, 432): Aufhebung<br />

von Nr. 5 Sätze 3–6. Durch Satz 7 <strong>de</strong>s neu gefassten Abs. 2 wur<strong>de</strong> bestimmt,<br />

dass Aufwendungen für eine Familienheimfahrt einmal wöchentlich „wie“ WK<br />

abgesetzt wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

Gesetz zur Fortführung <strong>de</strong>r Gesetzeslage 2006 bei <strong>de</strong>r Entfernungspauschale<br />

v. 20.4.2009 (BGBl. I 2009, 774; BStBl. I 2009, 536): Nach <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s BVerfG v. 9.12.2008 – 2 BvL 1/07 ua. (BVerfGE 122, 210) wur<strong>de</strong><br />

auch im Rahmen <strong>de</strong>r Nr. 5 die Gesetzeslage 2006 rückwirkend wie<strong>de</strong>r hergestellt.<br />

II. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 5<br />

Grundsätzliche Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Kosten verfassungsrechtlich geboten:<br />

Kosten <strong>de</strong>r Haushaltsführung (zB für Wohnen, Verpflegung, Krankheit etc.) gehören<br />

wegen ihrer ausschließlich o<strong>de</strong>r überwiegend privaten Veranlassung grds.<br />

zu <strong>de</strong>n nichtabziehbaren Lebensführungsaufwendungen iSd. § 12 Nr. 1. Dagegen<br />

gehören Kosten einer beruflich begrün<strong>de</strong>ten dHf. zu <strong>de</strong>n im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

objektiven Nettoprinzips abziehbaren beruflichen Aufwendungen (BVerfG v.<br />

4.12.2002 – 2 BvR 400/98, 1735/00, BStBl. II 2003, 534; v. 9.12.2008 – 2 BvR<br />

1/07 ua., BVerfGE 122, 210; BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, BFH/NV 2004,<br />

1593, mit Anm. Bergkemper, FR 2005, 101). Es han<strong>de</strong>lt sich um Aufwendungen<br />

für die Erwerbstätigkeit, die im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 stl. absetzbar sind. Dem Ge-<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 285<br />

475<br />

476


§9 Anm. 476 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

setzgeber ist es untersagt, <strong>de</strong>n Abzug <strong>de</strong>r Kosten für eine dHf. abzuschaffen<br />

(glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; aA Söhn, Festschr. Offerhaus,<br />

1999, 477). Denn Ausnahmen von <strong>de</strong>r folgerichtigen Umsetzung <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m<br />

objektiven Nettoprinzip getroffenen Belastungsentscheidung bedürfen eines beson<strong>de</strong>ren,<br />

sachlich rechtfertigen<strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>s (BVerfG v. 4.12.2002 – 2 BvR<br />

400/98, 1735/00, BStBl. II 2003, 534; v. 9.12.2008 – 2 BvL 1/07 ua., BVerfGE<br />

122, 210; v. 6.7.2010 – 2 BvL 13/09, DB 2010, 1674).<br />

Gemischte Aufwendungen: Nach wohl hM sind Aufwendungen für eine dHf.<br />

begrifflich gemischte Aufwendungen (BVerfG v. 26.9.1988 – 1 BvR 849/88,<br />

StRK EStG 1975 § 9 Abs. 1 Nr. 5 R. 30; BFH v. 21.1.2000 – IV R 78/99,<br />

BStBl. II 2001, 70; v. 18.3.1988 – VI R 90/84, BStBl. II 1988, 988; KSM/<br />

v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 5; LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1002; Söhn, Festschr. Offerhaus,<br />

1999, 477), die nach <strong>de</strong>r inzwischen aufgegebenen Rspr. <strong>de</strong>s BFH (s. BFH<br />

v. 21.9.2009 – GrS 1/06, DB 2010, 101) grds. <strong>de</strong>m Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1<br />

unterlagen. Dabei wird allerdings teilweise zugestan<strong>de</strong>n, dass <strong>de</strong>r Bezug zur Lebensführung<br />

zurücktritt (Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 341).<br />

UE beruhen die Kosten einer beruflich begrün<strong>de</strong>ten dHf. ausschließlich auf einem<br />

beruflichen Veranlassungsgrund. Nr. 5 ist unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r kostenauslösen<strong>de</strong>n<br />

Handlungsfaktoren Ausfluss und Anwendungsfall <strong>de</strong>s von <strong>de</strong>r<br />

Rspr. im Wege <strong>de</strong>r Rechtsfortbildung entwickelten Veranlassungsprinzips. Anlass<br />

für die Gründung eines zweiten Hausstands ist ein <strong>de</strong>m Beruf entstammen<strong>de</strong>s<br />

Erfor<strong>de</strong>rnis. Wer <strong>de</strong>shalb im Rahmen einer dHf. eine Wohnung anmietet,<br />

wohnt aus ausschließlich beruflichen Grün<strong>de</strong>n außerhalb seines Lebensmittelpunkts.<br />

Dieses Wohnen ist kein Umstand <strong>de</strong>r privaten Lebensführung (Drenseck,<br />

DB 1987, 2483; vgl. zu Bildungsaufwendungen BFH v. 4.12.2002 – VI R<br />

120/01, BStBl. II 2003, 403 unter II. 3. d; zu Hotelübernachtung s. BFH v. 5.8.<br />

2004 – VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074). Die die Aufwendungen auslösen<strong>de</strong><br />

Handlung dient nur Erwerbszwecken. Die Aufwendungen sind <strong>de</strong>shalb nicht<br />

gemischt (glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; vgl. auch BFH v. 5.8.<br />

2004 – VI R 40/03, BFH/NV 2004, 1593; v. 5.3.2009 – VI R 58/06, BStBl. II<br />

2009, 1012).<br />

Teils <strong>de</strong>klaratorische, teils konstitutive Norm: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH ist<br />

Satz 3 Nr. 5 eine Satz 1 verdrängen<strong>de</strong> Spezialvorschrift. Sie entfaltet ihre verdrängen<strong>de</strong><br />

Wirkung auch dann, wenn zwar <strong>de</strong>ren Regelungsgegenstand betroffen<br />

ist, ihre Voraussetzungen im Einzelnen aber nicht vorliegen (BFH v. 22.4.<br />

1998 – XI R 59/97, BFH/NV 1998, 1216; v. 13.3.1996 – VI R 58/95, BStBl. II<br />

1996, 315; v. 2.10.1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113). Der Regelungsbereich<br />

von Nr. 5 soll danach stets dann, aber auch nur dann betroffen sein,<br />

wenn eine einheitliche Haushaltsführung auf zwei Haushalte aufgeteilt ist. Ist<br />

das so, soll Nr. 5 im Rang vorgehen (BFH v. 7.10.1994 – VI R 54/91, BFH/NV<br />

1995, 386).<br />

Dieser Auffassung kann nicht zugestimmt wer<strong>de</strong>n. Vielmehr stellt Nr. 5 nur einen<br />

Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs nach Abs. 1 Satz 1 dar. Das<br />

bringt Satz 3 zum Ausdruck. Dieser Satz beginnt: „Werbungskosten sind<br />

auch...“. Daraus geht hervor, dass hier nur einzelne Fälle von WK aufgezählt<br />

wer<strong>de</strong>n, dass aber die Möglichkeit, hier nicht behan<strong>de</strong>lte Fälle nach Abs. 1<br />

Satz 1 zu berücksichtigen, nicht berührt wird (s. zB BFH v. 5.8.2004 – VI R<br />

40/03, BStBl. II 2004, 1074 zu Kosten für gelegentliche Hotelübernachtung am<br />

Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte). Auch <strong>de</strong>r BFH hat die Mehraufwendungen<br />

bei dHf. iSd. Nr. 5 ursprünglich als einen Anwendungsfall <strong>de</strong>s allgemeinen<br />

WKBegriffs qualifiziert (BFH v. 9.11.1971 – VI R 96/70, BStBl. II 1972, 134; v.<br />

E 286 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 476–486 §9<br />

14.2.1975 – VI R 125/74, BStBl. II 1975, 607; v. 2.9.1977 – VI R 114/76,<br />

BStBl. II 1978, 26; s. im Einzelnen Bergkemper, DB 2006, Beil. Nr. 6, 45).<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass Nr. 5 gegenüber <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 <strong>de</strong>klaratorischer<br />

Natur ist. Deshalb wer<strong>de</strong>n im Bereich <strong>de</strong>r Nr. 5 auftreten<strong>de</strong> Regelungslücken<br />

unter Heranziehung <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs geschlossen (BFH<br />

v. 28.1.1983 – VI R 136/79, BStBl. II 1983, 313).<br />

Lediglich wegen ihres in verschie<strong>de</strong>ner Hinsicht <strong>de</strong>n WKAbzug begrenzen<strong>de</strong>r<br />

Wirkung („Notwendigkeit“ <strong>de</strong>r Kosten, 1 Familienheimfahrt wöchentlich, Entfernungspauschale)<br />

hat Nr. 5 in Sätzen 3ff. konstitutiven Charakter (Schmidt/<br />

Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 4ff.; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 341).<br />

Zu<strong>de</strong>m berührt Nr. 5 § 12 Nr. 1 nicht, da die durch eine dHf. veranlassten Aufwendungen<br />

ausschließlich Erwerbsaufwendungen sind. Die Vorschrift entfaltet<br />

<strong>de</strong>shalb auch gegenüber § 12 Nr. 1 allenfalls eine klarstellen<strong>de</strong> Wirkung (glA<br />

Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 140; aA die hM, die eine konstitutive Be<strong>de</strong>utung<br />

annimmt: vgl. etwa BFH v. 18.3.1988 – VI R 90/84, BStBl. II 1988, 988;<br />

KSM/v. Bornhaupt, §9Rn.G5;Söhn, Festschr. Offerhaus, 1999, 477; LBP/<br />

Zimmer, § 9 Rn. 1002).<br />

Verhältnis zur Auswärtstätigkeit: Eine dHf. ist nur dann gegeben, wenn <strong>de</strong>r<br />

ArbN die zweite Unterkunft am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte nimmt.<br />

Wird dagegen die Unterkunft am Ort <strong>de</strong>r auswärtigen Baustelle für die Zeit <strong>de</strong>r<br />

dort ausgeübten Tätigkeit genommen, han<strong>de</strong>lt es sich nicht um eine dHf., son<strong>de</strong>rn<br />

um eine Auswärtstätigkeit mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Abzugs <strong>de</strong>r tatsächlichen<br />

Kosten als WK gem. Abs. 1 Satz 1 (BFH v. 11.5.2005 – VI R 7/02,<br />

BStBl. II 2005, 782; v. 11.5.2005 – VI R 34/04, BStBl. II 2005, 793).<br />

Verhältnis zu § 32 Abs. 4 Satz 2: s. BFH v. 29.5.2008 – III R 33/06, BFH/<br />

NV 2008, 1664, mwN.<br />

Einstweilen frei.<br />

III. Notwendige Mehraufwendungen für doppelte<br />

Haushaltsführung als Werbungskosten (Nr. 5 Satz 1)<br />

1. Begründung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung aus beruflichem Anlass<br />

(Halbs. 1)<br />

Nach Nr. 5 Satz 1 sind WK auch notwendige Mehraufwendungen, die einem<br />

ArbN wegen einer aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>ten dHf. entstehen. Der Begriff<br />

<strong>de</strong>r dHf. wird in Satz 2 erläutert.<br />

Für <strong>de</strong>n WKAbzug ist nicht ausreichend, dass eine einheitliche Haushaltsführung<br />

auf zwei verschie<strong>de</strong>ne Haushalte aufgesplittet ist. Die dHf. muss vielmehr<br />

ganz o<strong>de</strong>r überwiegend aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n veranlasst sein. Das ist nur <strong>de</strong>r<br />

Fall, wenn die Einrichtung – nicht die Führung – <strong>de</strong>r zweiten Wohnung aus beruflichem<br />

Anlass begrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n ist. Nach <strong>de</strong>r früheren Rspr. <strong>de</strong>s BFH kam<br />

es entschei<strong>de</strong>nd auf die im Einzelfall konkret erkennbaren privaten o<strong>de</strong>r beruflichen<br />

Umstän<strong>de</strong> an, die zur Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts geführt haben, da<br />

nur insoweit eine Mehraufwendungen auslösen<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Haushaltsführung<br />

erfolgt (BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297; v.<br />

2.12.1981 – VI R 22/80, BStBl. II 1982, 323; v. 30.10.1987 – VI R 76/84,<br />

BStBl. II 1988, 358). Nach dieser Rspr. war jeweils entschei<strong>de</strong>nd, ob <strong>de</strong>r Gründung<br />

<strong>de</strong>s zweiten Haushalts ein beruflicher o<strong>de</strong>r ein privater Anlass zugrun<strong>de</strong><br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 287<br />

477–485<br />

486


§9 Anm. 486 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

gelegen hatte. Dabei war <strong>de</strong>r Gesamtkomplex <strong>de</strong>r die dHf. ergeben<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong><br />

auf ihre überwiegen<strong>de</strong> Veranlassung bei Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts zu<br />

untersuchen (BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79, BStBl. II 1982, 297). Deshalb<br />

schied regelmäßig dHf. aus, wenn <strong>de</strong>r Stpfl. aus privaten Grün<strong>de</strong>n unter Beibehaltung<br />

seiner bisherigen Wohnung am Beschäftigungsort die Familienwohnung<br />

an einen an<strong>de</strong>ren Ort verlegte (BFH v. 22.9.1988 – VI R 53/85, BStBl. II 1989,<br />

293; BVerfG v. 14.12.1987 – 1 BvR 156/87, HFR 1988, 582). Zu <strong>de</strong>n Ausnahmen<br />

von diesen Grundsätzen s. BFH v. 15.3.2007 – VI R 31/05 (BStBl. II 2007,<br />

533 mwN).<br />

Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH mit BFH v. 5.3.2009 – VI R 58/06 (BStBl. II 2009,<br />

1012) und v. 5.3.2009 – VI R 23/07 (BStBl. II 2009, 1016) aufgegeben. Eine beruflich<br />

begrün<strong>de</strong>te dHf. liegt danach vor, wenn aus beruflicher Veranlassung in<br />

einer Wohnung am Beschäftigungsort ein zweiter (doppelter) Haushalt zum<br />

Hausstand <strong>de</strong>s Stpfl. hinzutritt. Der Haushalt in <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort<br />

ist beruflich veranlasst, wenn ihn <strong>de</strong>r Stpfl. nutzt, um seinen Arbeitsplatz<br />

von dort erreichen zu können. Auch dann, wenn ein Stpfl. seinen Haupthausstand<br />

aus privaten Grün<strong>de</strong>n verlegt und eine bereits vorhan<strong>de</strong>ne o<strong>de</strong>r neu<br />

eingerichtete Wohnung am Beschäftigungsort als Zweithaushalt nutzt, fin<strong>de</strong>t die<br />

nunmehr dHf. ihre berufliche Veranlassung darin, dass ein weiterer Haushalt am<br />

Beschäftigungsort aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n begrün<strong>de</strong>t wird.<br />

Es kommt für die Frage, ob die dHf. beruflich begrün<strong>de</strong>t ist, nicht mehr auf <strong>de</strong>n<br />

Gesamtkomplex aller unmittelbaren und mittelbaren Motive im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Gründung eines zweiten Haushalts an. Maßgeblich ist nur, ob die – isoliert<br />

zu betrachten<strong>de</strong> – Gründung <strong>de</strong>r Zweitwohnung beruflich veranlasst ist.<br />

Ob im Vorfeld auch private Motive eine Rolle gespielt haben, ob etwa <strong>de</strong>r<br />

Haupthausstand aus privaten Grün<strong>de</strong>n vom Beschäftigungsort verlegt wor<strong>de</strong>n<br />

ist, ist unerheblich.<br />

Die Rechtsprechungsän<strong>de</strong>rung ist zu begrüßen. Sie wird <strong>de</strong>m <strong>de</strong>m WKBegriff<br />

immamnenten Veranlassungsprinzip besser gerecht (Bergkemper, FR 2007,<br />

847). Private Beweggrün<strong>de</strong>, die zur Aufspaltung eines ursprünglich einheitlichen<br />

Hausstands bzw. zur Gründung eines neuen Haupthausstands geführt haben,<br />

betreffen einen vorgelagerten Sachverhalt, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Veranlassungszusammenhang<br />

zwischen Gründung <strong>de</strong>s Zweithaushalts und <strong>de</strong>m Beruf nicht beeinflusst<br />

(s. zum Veranlassungsprinzip BFH v. 10.1.2008 – VI R 17/07, BStBl. II 2008,<br />

234). Es bleibt dabei, dass die dHf. beruflich „begrün<strong>de</strong>t“ sein muss (zweifelnd<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 270; LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1054). Das ist <strong>de</strong>r Fall,<br />

wenn die Errichtung <strong>de</strong>s Zweithaushalts am Beschäftigungsort konkreten beruflichen<br />

Zwecken dient. Die private Wahl <strong>de</strong>s Haupthausstands macht aus <strong>de</strong>r beruflich<br />

veranlassten Errichtung <strong>de</strong>s Zweithaushalts am Beschäftigungsort und<br />

damit aus <strong>de</strong>r aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>ten dHf. keine privat veranlasste.<br />

Anwendungsbeispiele:<br />

E Eine beruflich begrün<strong>de</strong>te doppelte Haushaltsführung liegt nach <strong>de</strong>r Lebenserfahrung<br />

regelmäßig vor bei einer Versetzung, <strong>de</strong>m erstmaligen Antritt einer Stellung o<strong>de</strong>r<br />

bei einem Wechsel <strong>de</strong>s ArbG und einem damit verbun<strong>de</strong>nen Wechsel <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts<br />

(R 9.11 Abs. 2 LStR; zur dHf. ohne Wechsel <strong>de</strong>r Arbeitsstätte<br />

vgl. etwa BFH v. 9.3.1979 – VI R 223/77, BStBl. II 1979, 520; v. 16.12.1983 –<br />

VI R 93/81, BStBl. II 1984, 271). Bei je<strong>de</strong>r mit einem Ortswechsel verbun<strong>de</strong>nen<br />

Aufnahme einer neuen Beschäftigung kann eine neue dHf. begrün<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

(BFH v. 26.8.1988 – VI R 111/85, BStBl. II 1989, 89). Bei verheirateten ArbN<br />

kann für je<strong>de</strong>n Ehegatten eine dHf. beruflich veranlasst sein, wenn die Ehegat-<br />

E 288 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 486–489 §9<br />

ten außerhalb <strong>de</strong>s Orts ihres gemeinsamen Hausstands an verschie<strong>de</strong>nen Orten<br />

beschäftigt sind und am jeweiligen Beschäftigungsort eine Zweitwohnung beziehen<br />

(BFH v. 6.10.1994 – VI R 136/89, BStBl. II 1995, 184; zur Beibehaltung<br />

<strong>de</strong>s Familienwohnsitzes als Zweitwohnung vgl. BFH v. 2.10.1987 – VI R<br />

149/84, BStBl. II 1987, 852).<br />

E Heirat: Eine berufliche Veranlassung ist ferner gegeben, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten<br />

vor ihrer Heirat an verschie<strong>de</strong>nen Orten berufstätig waren, an ihren Beschäftigungsorten<br />

wohnten und nach <strong>de</strong>r Eheschließung eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohnungen<br />

zur Familienwohnung gemacht haben (BFH v. 4.10.1989 – VI R 44/87,<br />

BStBl. II 1990, 321).<br />

Im Übrigen entsprach es auch ständiger höchstrichterlicher Rspr., dass eine dHf.<br />

grundsätzlich dann nicht aus beruflichem Anlass begrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, wenn ein<br />

ArbN heiratete und neben seiner fortbestehen<strong>de</strong>n Wohnung am Beschäftigungsort<br />

mit seinem Ehegatten einen Hausstand an einem an<strong>de</strong>ren Ort grün<strong>de</strong>te.<br />

Die Rspr. hatte aber unter Hinweis auf Art. 6 Abs. 1 GG eine aus beruflichem<br />

Anlass begrün<strong>de</strong>te dHf. dann angenommen, wenn bei<strong>de</strong> Ehegatten im<br />

Zeitpunkt <strong>de</strong>r Eheschließung an verschie<strong>de</strong>nen Orten beruflich tätig waren, jeweils<br />

dort wohnten und anlässlich ihrer Heirat eine <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Wohnungen o<strong>de</strong>r<br />

eine neue Wohnung an einem dritten Ort zum Familienhausstand machten<br />

BFH v. 15.3.2007 – VI R 31/05, BStBl. II 2007, 533, auch zur Be<strong>de</strong>utung dieser<br />

Rspr. für nicht verheiratete Personen; v. 6.3.2008 – VI R 3/05, BFH/NV 2008,<br />

1314).<br />

Dieser Rspr. kommt nach <strong>de</strong>n Entscheidungen <strong>de</strong>s BFH v. 5.3.2009 – VI R<br />

58/09 (BStBl. II 2009, 1012) und v. 5.3.2009 – VI R 23/07 (BStBl. II 2009,<br />

1016) keine Be<strong>de</strong>utung mehr zu. Die Begründung einer dHf. nach <strong>de</strong>r Heirat ist<br />

beruflich veranlasst, wenn ein Ehegatte am Beschäftigungsort eine Zweitwohnung<br />

grün<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r beibehält, um von dort seinen Arbeitsplatz errreichen zu<br />

können. Voraussetzung ist jedoch, dass die Eheleute eine Familienwohnung begrün<strong>de</strong>n.<br />

Behalten sie nämlich nach <strong>de</strong>r Heirat ihre bisherigen Wohnungen bei,<br />

ohne einen Familienwohnsitz zu begrün<strong>de</strong>n, so liegt keine dHf. vor (zur stl. Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Besuchsfahrten s. Neblung, DStR 2007, 1237). Haben sie jedoch<br />

an einem <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Beschäftigungsorte einen solchen begrün<strong>de</strong>t, ist es<br />

unschädlich, wenn dieser nachträglich an <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Beschäftigungsort verlegt<br />

wird (BFH v. 30.10.2008 – VI R 10/07, BStBl. II 2009, 153). Ein Wechsel <strong>de</strong>r<br />

Familienwohnung am gleichen Ort been<strong>de</strong>t die dHf. nicht, wenn <strong>de</strong>r ArbN wegen<br />

Trennung die Familienwohnung verlässt und unter Beibehaltung <strong>de</strong>r Zweitwohnung<br />

am Beschäftigungsort am Familienwohnort eine neue Wohnung bezieht<br />

(BFH v. 4.4.2006 – VI R 11/02, BStBl. II 2006, 714).<br />

E Wegverlegung: Die Wegverlegung <strong>de</strong>s gemeinsamen Hausstands vom Beschäftigungsort<br />

unter Beibehaltung o<strong>de</strong>r Einrichtung einer Zweitwohnung am Beschäftigunsort<br />

erfüllte nach früher Rspr. nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>r Nr. 5<br />

(sog. Wegverlegungsfälle). Diese Rspr. hat <strong>de</strong>r BFH aufgegeben (BFH v. 5.3.<br />

2009 – VI R 58/09, BStBl. II 2009, 1012; v. 5.3.2009 – VI R 23/07, BStBl. II<br />

2009, 1016 mwN; s.o.).<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Beibehaltung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung (Satz 1 Halbs. 2)<br />

Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Beibehaltungsgrün<strong>de</strong>: Nach Nr. 5 Satz 1 Halbs. 2<br />

kommt es auf die Grün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Beibehaltung <strong>de</strong>r dHf. nicht an. Maßgeblich ist<br />

nur die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r Gründung <strong>de</strong>r dHf. Der Gesetzestext stellt<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 289<br />

487–488<br />

489


490<br />

§9 Anm. 489–490 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

klar, dass eine einmal aus beruflichem Anlass entstan<strong>de</strong>ne dHf. auch aus privaten<br />

Grün<strong>de</strong>n fortgesetzt wer<strong>de</strong>n kann, ohne dass dies schädlich für <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug wäre. Bloßer Zeitablauf allein berührt die berufliche Veranlassung<br />

<strong>de</strong>s Dauersachverhalts „doppelter Haushalt“ nicht. Die Frage, ob <strong>de</strong>m Stpfl. ein<br />

Umzug an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort nach einer gewissen Zeit zuzumuten wäre, ist<br />

obsolet. Der doppelte Haushalt selbst muss durch <strong>de</strong>n Stpfl. allerdings beibehalten<br />

wer<strong>de</strong>n, nur die Beibehaltungsgrün<strong>de</strong> sind unerheblich.<br />

Die Vorschrift ist durch das StÄndG 2003 v. 15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645;<br />

BStBl. I 2003, 710) eingefügt wor<strong>de</strong>n. Durch die Neufassung <strong>de</strong>s Satzes 1 <strong>de</strong>r<br />

Nr. 5 wur<strong>de</strong> die bis VZ 1995 gültige Fassung <strong>de</strong>r Vorschrift wie<strong>de</strong>rhergestellt.<br />

Die Neufassung steht in sachlichem Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Wegfall <strong>de</strong>r Zweijahresfrist<br />

von Nr. 5 Satz 3 aF (s.u. auch zur zeitlichen Geltung).<br />

Beendigung <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung: Von einer „Beibehaltung“<br />

<strong>de</strong>r dHf. kann nicht mehr gesprochen wer<strong>de</strong>n, wenn die dHf. en<strong>de</strong>t. Das ist <strong>de</strong>r<br />

Fall, wenn <strong>de</strong>r Familienwohnsitz an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort verlegt wird bzw.<br />

<strong>de</strong>r Hausstand <strong>de</strong>s Stpfl. am Beschäftigungsort <strong>de</strong>n Lebensmittelpunkt bil<strong>de</strong>t<br />

(Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 154; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 211;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 390; vgl. auch Anm. 510). Ein besuchsweiser Aufenthalt<br />

<strong>de</strong>r Familie am Beschäftigungsort kann allerdings die dHf. unberührt lassen<br />

(BFH v. 19.11.1989 – VI R 27/86, BStBl. II 1990, 308 mwN; Blümich/<br />

Thürmer, § 9 Rn. 391). Nach Beendigung <strong>de</strong>r dHf. können nur noch die<br />

Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n<br />

(Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 Satz 6).<br />

Wegfall <strong>de</strong>r Zwei-Jahres-Frist (Nr. 5 Satz 3 aF): Durch das StÄndG 2003 v.<br />

15.12.2003 (BGBl. I 2003, 2645; BStBl. I 2003, 710) wur<strong>de</strong> Nr. 5 Satz 3 aF gestrichen<br />

und damit die zeitliche Begrenzung bei Berücksichtigung einer dHf. beseitigt<br />

(s. Anm. 475). Der Wegfall dieser Frist ist Konsequenz <strong>de</strong>r durch BVerfG<br />

v. 4.12.2002 – 2 BvR 400/98 (BStBl. II 2003, 534) festgestellten Unvereinbarkeit<br />

<strong>de</strong>s bisherigen Satzes 3 mit Art. 3 Abs. 1 GG in Fällen fortlaufend verlängerter<br />

Abordnung <strong>de</strong>s ArbN und mit Art. 3 Abs. 1 iVm. Art. 6 Abs. 1 GG in Fällen<br />

bei<strong>de</strong>rseits berufstätiger Ehegatten (zu an<strong>de</strong>ren Fallgestaltungen s. BFH v. 9.9.<br />

2003 – VI B 71/03, BFH/NV 2004, 43; zur Verfassungsmäßigkeit <strong>de</strong>r Überleitungsvorschrift<br />

s. BFH v. 10.10.2007 – VI B 13/07, BFH/NV 2008, 44).<br />

3. Rechtsfolge: Abzug von notwendigen Mehraufwendungen als<br />

Werbungskosten<br />

Abzugsbeschränkungen: Die Beschränkung <strong>de</strong>s WKUmfangs wegen dHf.<br />

<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r Höhe nach auf „notwendige Mehraufwendungen“ beinhaltet<br />

zwei Aspekte:<br />

E Beschränkung auf Mehraufwendungen: „Mehr“-Aufwendungen sind nach <strong>de</strong>r Rspr.<br />

die wegen <strong>de</strong>r beruflichen Gründung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts und <strong>de</strong>r dadurch<br />

hervorgerufenen Verän<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Haushaltsführung grds. anfallen<strong>de</strong>n Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />

(s. etwa BFH v. 10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983,<br />

515 betr. Unterbringungskosten; vgl. auch Söhn, StuW 1983, 199; Hinweis: die<br />

Ausrichtung allein auf <strong>de</strong>n zweiten Haushalt ist gesetzlich nicht gefor<strong>de</strong>rt, s.<br />

Anm. 486). Bei <strong>de</strong>rartigen Mehraufwendungen tritt durch gesetzliche Wesentlichkeitswertung<br />

das private Moment <strong>de</strong>s Wohnens und <strong>de</strong>r Ernährung als stl.<br />

vernachlässigbar in <strong>de</strong>n Hintergrund (ähnlich BFH v. 2.12.1981 – VI R 167/79,<br />

BStBl. II 1982, 297 [299]). UE hat dies lediglich klarstellen<strong>de</strong> Wirkung und ergibt<br />

sich bereits aus einer sachgerechten, am Leistungsfähigkeitsprinzip ausgerichteten<br />

Anwendung von allg. Veranlassungsgrundsätzen (s. Anm. 476).<br />

E 290 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 490–491 §9<br />

E Notwendigkeit <strong>de</strong>r Mehraufwendungen: Das Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis besagt<br />

nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH insbes., dass die Mehraufwendungen nicht als überhöht<br />

iS eines Angemessenheitsvorbehalts beurteilt wer<strong>de</strong>n dürfen (vgl. BFH v.<br />

9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 9.8.2007 – VI R 23/05, BStBl. II<br />

2009, 722; v. 16.3.1979 – VI R 126/78, BStBl. II 1979, 473; v. 3.12.1982 – VI R<br />

228/80, BStBl. II 1983, 467; zu einer abweichen<strong>de</strong>n Begriffsbestimmung s.<br />

Stolz, FR 1978, 546: notwendig = wesentlich). Die Prüfung erfolgt idR nach<br />

<strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Einzelfalls und dient wohl auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Höhenqualifikation<br />

<strong>de</strong>r Ausson<strong>de</strong>rung privat mitveranlasster Aufwendungsteile. Be<strong>de</strong>utung<br />

hat das Merkmal insbes. für die Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am Beschäftigungsort (s.<br />

Anm. 491). Allerdings ist zu beachten, dass beruflich veranlasste Aufwendungen<br />

grundsätzlich unabhängig davon, ob sie notwendig, angemessen, üblich o<strong>de</strong>r<br />

zweckmäßig sind, in voller Höhe als WK abziehbar sind. Davon mach Nr. 5 eine<br />

Ausnahme, was im Hinblick auf das objektive Nettoprinzip nicht be<strong>de</strong>nkenfrei<br />

ist. Je<strong>de</strong>nfalls bestimmt sich das Notwendige nicht nach subjektiven Vorstellungen<br />

<strong>de</strong>s Stpfl., son<strong>de</strong>rn nach objektiven Maßstäben.<br />

4. Die einzelnen Mehraufwendungen<br />

Fahrtkosten:<br />

E Erstfahrt und Letztfahrt: Kosten für die erste Fahrt zum Beschäftigungsort und<br />

für die letzte Fahrt vom Beschäftigungsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands als<br />

zeitliche Grenzpunkte <strong>de</strong>r beruflich veranlassten dHf. sind in tatsächlich entstan<strong>de</strong>ner<br />

Höhe abziehbar (R 9.11 Abs. 6, R 9.5 Abs. 1 LStR). Rechtsgrundlage<br />

dafür ist uE Nr. 5 Satz 1. Die Abzugsbeschränkungen für Familienheimfahrten<br />

greifen nicht ein (s.u.).<br />

E Familienheimfahrten unterliegen gem. Nr. 5 Sätze 4–6 verschie<strong>de</strong>nen Abzugsbeschränkungen<br />

(Wochenprinzip; Entfernungspauschale; Kfz.-Gestellung durch<br />

<strong>de</strong>n ArbG; s. eingehend Anm. 520–522).<br />

Verpflegungsmehraufwendungen: Der Umfang <strong>de</strong>r stl. zu berücksichtigen<strong>de</strong>n<br />

Mehraufwendungen für die Verpflegung richtet sich auch für die dHf. nach<br />

<strong>de</strong>n für Reisekosten gelten<strong>de</strong>n Regeln (§ 9 Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5;<br />

wegen <strong>de</strong>r Einzelheiten s. Anm. 298 und § 4 Anm. 1390 ff.; zu <strong>de</strong>n Pauschbeträgen<br />

bei Auslandsaufenthalten s. Anh. 25 LStR. Verpflegungsmehraufwendungen<br />

sind danach nur für die ersten 3 Monate nach Begründung <strong>de</strong>r dHf. iHv. maximal<br />

24 E täglich abziehbar. Ein Einzelnachweis tatsächlicher Aufwendungen ist<br />

nicht möglich. Bei Unterbrechung <strong>de</strong>r dHf. und Neubegründung beginnt die<br />

3-Monatsfrist neu zu laufen (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 156; FG Köln<br />

v. 11.12.2008, EFG 2009, 822, nrkr., Rev. Az. BFH VI R 15/09). Zur Berechnung<br />

<strong>de</strong>r 3-Monatsfrist s. R 9.11 Abs. 7 iVm. R 9.6 Abs. 4 LStR. Ist <strong>de</strong>r dHf. eine<br />

längere Auswärtstätigkeit vorangegangen, so soll die Dauer auf die Frist angerechnet<br />

wer<strong>de</strong>n (R 9.11 Abs. 7 Satz 2 LStR; uE fraglich).<br />

Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft: Notwendige Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am inländ. Beschäftigungsort<br />

sind in nachgewiesener Höhe (BFH v. 12.9.2001 – VI R 72/97,<br />

BStBl. II 2001, 775) abziehbar, soweit sie nicht überhöht sind. Bei einer gemieteten<br />

Wohnung umfassen die Unterbringungskosten auch Folgeaufwendungen<br />

für Heizung, Strom, Reinigung und ähnliche Nebenkosten einschließlich Zweitwohnungssteuer;<br />

zu weiteren notwendigen Mehraufwendungen s. auch unten.<br />

Der Abzug <strong>de</strong>r Kosten scheitert nicht daran, dass <strong>de</strong>r Stpfl. die Wohnung von<br />

seinem Ehegatten gemietet hat (BFH v. 11.3.2003 – IX R 55/01, BStBl. II 2003,<br />

627; vgl. dazu Fischer, FR 2003, 777; Heuermann, BB 2003, 1465). Bewohnt<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 291<br />

491


§9 Anm. 491 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

<strong>de</strong>r Stpfl. am Beschäftigungsort eine in seinem Eigentum stehen<strong>de</strong> Wohnung<br />

(Eigentumswohnung o<strong>de</strong>r Wohnung im eigenen Haus), so sind die Aufwendungen<br />

dafür abziehbar. Dazu zählen AfA, Betriebs- und Finanzierungskosten und<br />

Reparaturen. Allerdings sind die Aufwendungen nur insoweit notwendig, als sie<br />

die üblichen Kosten nicht übersteigen, die im Fall <strong>de</strong>r Anmietung einer Wohnung<br />

entstan<strong>de</strong>n wären (sog. fiktive Mietkosten; BFH v. 24.5.2000 – VI R<br />

28/97, BStBl. II 2000, 474; v. 27.7.1995 – VI R 32/96, BStBl. II 1995, 841).<br />

Der Abzug <strong>de</strong>r Aufwendungen für die Zweitwohnung ist ausgeschlossen, wenn<br />

die Aufwendungen auf Grund eines Dauerschuldverhältnisses (zB Mietvertrag)<br />

von einem Dritten getragen wer<strong>de</strong>n (Drittaufwand; BFH v. 13.3.1996 – VI R<br />

103/95, BStBl. II 1996, 375; uE fraglich). Kosten für eine beruflich vernalsste<br />

gelegentliche Hotelübernachtung am Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen Arbeitsstätte sind als<br />

WK nach Abs. 1 Satz 1 abziehbar, auch wenn im Übrigen die Voraussetzungen<br />

einer dHf. nicht vorliegen (BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074;<br />

zu Unterbringung bei Besuchsfahrten s. BFH v. 21.8.1974 – VI R 201/72,<br />

BStBl. II 1975, 64, uE fraglich).<br />

Nicht überhöht und damit notwendig sind nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH Unterkunftskosten<br />

am Beschäftigungsort nur, wenn sie <strong>de</strong>n Durchschnittspreis einer<br />

60-qm-Wohnung am Beschäftigungsort nicht überschreiten (BFH v. 9.8.2007 –<br />

VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 9.8.2007 – VI R 23/05, BStBl. II 2009, 722).<br />

Die Rspr. gilt für gemietete und eigenen Wohnzwecken dienen<strong>de</strong> Wohnungen<br />

gleichermaßen. Maßgeblich ist <strong>de</strong>r ortsübliche Durchschnittspreis (Mietspiegel<br />

<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>). Auf die individuellen Umstän<strong>de</strong> wie Mangel an kleineren o<strong>de</strong>r<br />

preiswerteren Wohnungen, Eilbedürftigkeit <strong>de</strong>r Wohnungswahl o<strong>de</strong>r einzelne<br />

Stadtgebiete kommt es nicht an. Bei einer Wohnung am Beschäftigungsort mit<br />

einem anzuerkennen<strong>de</strong>n häuslichen Arbeitszimmer sind vorab die auf das Arbeirszimmer<br />

entfallen<strong>de</strong>n Kosten auszugrenzen und die verbleiben<strong>de</strong> Miete <strong>de</strong>r<br />

genannten Überprüfung <strong>de</strong>r Notwendigeit zu unterzeihen (BFH v. 9.8.2007 –<br />

VI R 23/05, BStBl. II 2009, 722).<br />

Die bestimmen<strong>de</strong>n Merkmale Wohnfläche und ortsüblicher Durchschnittsmietzins<br />

haben zur Folge, dass die Grenze <strong>de</strong>s Notwendigen einerseits bereits bei einer<br />

Wohnfläche unter 60 qm (Luxuswohnung) überschritten, an<strong>de</strong>rerseits bei einer<br />

Wohnfläche über 60 qm noch eingehalten sein kann.<br />

Die vom BFH vorgenommene Typisierung <strong>de</strong>s Tatbestandsmerkmals „notwendig“<br />

mag zwar <strong>de</strong>r „einfachen Handhabung im stl. Massenverfahren“ gerecht<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Rspr. lei<strong>de</strong>t uE jedoch an <strong>de</strong>m Mangel einer fehlen<strong>de</strong>n Rechtsgrundlage.<br />

Es ist fraglich, ob es Aufgabe <strong>de</strong>r Rspr. ist, das stl. Massenverfahren<br />

handhabbar zu machen. Soweit <strong>de</strong>r BFH für seine Rspr. sozialrechtl. Vorgaben<br />

und die Rspr. <strong>de</strong>s BSG zum Vorbild genommen hat, ist zu beachten, dass das<br />

Fundamentalprinzip <strong>de</strong>s EStG das objektive Nettoprinzip ist.<br />

E Bei Unterkunft am ausländischen Beschäftigungsort können bei entsprechen<strong>de</strong>m<br />

Einzelnachweis die tatsächlichen Kosten geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Ohne Einzelnachweis<br />

dürfen die notwendigen Kosten mit Pauschbeträgen angesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Maßgebend sind die vom BMF im Einvernehmen mit <strong>de</strong>n obersten<br />

FinBeh. <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>r höchsten Auslandsübernachtungstagegel<strong>de</strong>r<br />

nach <strong>de</strong>m BRKG bekanntgemachten Pauschbeträge (vgl. R 9.11<br />

Abs. 5–10 LStR; LStR Anh. 25).<br />

Wahlrecht zwischen Nr. 5 und Nr. 4: ArbN, die Aufwendungen für wöchentlich<br />

mehrere Fahrten tätigen, steht ein Wahlrecht zu. Sie können entwe<strong>de</strong>r lediglich<br />

die Aufwendungen für – dann allerdings sämtliche – tatsächlich durch-<br />

E 292 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 491–500 §9<br />

geführte Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte als WK geltend machen.<br />

O<strong>de</strong>r sie können die Aufwendungen zwar nur für eine tatsächlich durchgeführte<br />

Familienheimfahrt pro Woche, dann aber zusätzliche Unterkunftskosten berücksichtigt<br />

bekommen (vgl. im Einzelnen R 9.11 Abs. 5 Satz 2 LStR). Das<br />

Wahlrecht mil<strong>de</strong>rt Härten bei <strong>de</strong>n ArbN, die am Beschäftigungsort keine o<strong>de</strong>r<br />

nur geringe Unterkunftskosten haben, aber pro Woche mehrfach Familienheimfahrten<br />

unternehmen. Dagegen können die Aufwendungen für eine am Beschäftigungsort<br />

angemietete Wohnung nicht mehr neben <strong>de</strong>n Aufwendungen für<br />

sämtliche Heimfahrten nach Abs. 1 Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Denn Nr. 4<br />

und Nr. 5 gehen als lex specialis insoweit vor.<br />

BFH v. 2.10.1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113; v. 13.3.1996 – VI R 58/95,<br />

BStBl. II 1996, 315; v. 7.10.1994 – VI R 54/91, BFH/NV 1995, 386 zu Rufbereitschaft-<br />

und Schichtdienstleisten<strong>de</strong>n; zu gelegentlichen beruflich bedingten Übernachtungen<br />

am Beschäftigungsort, zB in einem Hotel: BFH v. 5.8.2004 – VI R 40/03,<br />

BStBl. II 2004, 1074.<br />

Sonstige notwendige Mehraufwendungen: Die <strong>de</strong>nkbaren Möglichkeiten für<br />

sonstige notwendige Mehraufwendungen wegen beruflich begrün<strong>de</strong>ter dHf. sind<br />

vielfältig. Der überwiegen<strong>de</strong> berufliche Veranlassungszusammenhang sowie das<br />

Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis müssen dabei vom Rechtsanwen<strong>de</strong>r wegen <strong>de</strong>r Nähe<br />

zur Privatsphäre beson<strong>de</strong>rs sorgfältig unter Heranziehung <strong>de</strong>r vorgelegten<br />

Nachweise geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />

In Betracht für <strong>de</strong>n WKAbzug kommen vor allem die für die Wohnung am Beschäftigungsort<br />

benötigten Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> (Mitnahme aus eigenem Hausstand<br />

nicht möglich), soweit <strong>de</strong>ren Kosten nicht als überhöht anzusehen sind (s. BFH v.<br />

3.12.1982 – VI R 228/80, BStBl. II 1983, 467 [471]; zur Kücheneinrichtung und Afa s.<br />

FG Sachsen v. 18.9.2008, EFG 2010, 131, nrkr., Rev. Az. BFH VIII R 24/09), sowie<br />

Telefonaufwendungen und ähnliche Nebenkosten (BFH v. 18.3.1988 – VI R 90/84,<br />

BStBl. II 1988, 988; v. 8.11.1996 – VI R 48/96, BFH/NV 1997, 472; v. 29.6.1993 – VI<br />

R 44/89, BFH/NV 1994, 19; H 9.11 [5–10] „Telefonkosten“ LStH). Umzugskosten<br />

anlässlich <strong>de</strong>r Begründung, Beendigung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Wechsels <strong>de</strong>r dHf. sind für <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug anzuerkennen (BFH v. 29.4.1992 – VI R 146/89, BStBl. II 1992, 668; v.<br />

24.5.2000 – VI R 28/97, BStBl. II 2000, 474; R 9.11 Abs. 9 LStR). Dazu zählen auch<br />

Maklergebühren und <strong>de</strong>r Verfall einer vom Stpfl. gestellten Mietkaution.<br />

Erstattung durch Arbeitgeber: Die notwendigen Mehraufwendungen können<br />

nur als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n, soweit sie nicht vom ArbG gem. § 3 Nr. 13 bzw.<br />

Nr. 16 stfrei erstattet wer<strong>de</strong>n (R 9.11 Abs. 10 LStR).<br />

Einstweilen frei.<br />

5. Werbungskostenabzug bei Arbeitnehmern ohne eigenen Hausstand<br />

Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH können ledige ArbN, die die Voraussetzungen<br />

von Nr. 5 nicht erfüllen, die notwendigen Aufwendungen, die durch die<br />

Tätigkeit am auswärtigen Beschäftigungsort entstehen, als WK nach Abs. 1<br />

Satz 1 zeitlich beschränkt geltend machen (sog. zeitlich beschränkte dHf. o<strong>de</strong>r<br />

auch als unechte bzw. quasi dHf. bezeichnet: BFH v. 6.10.1994 – VI R 39/93,<br />

BStBl. II 1995, 186). Der BFH hat seine Rspr. nach Anerkennung <strong>de</strong>r dHf. Alleinstehen<strong>de</strong>r<br />

mit eigenem Hausstand (vgl. dazu grundlegend BFH v. 5.10.1994<br />

– VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; Anm. 515) nicht ausdrücklich aufgegeben.<br />

Diese Rspr. hat <strong>de</strong>shalb ihre Be<strong>de</strong>utung auch in Zukunft vor allem bei solchen<br />

nicht verheirateten ArbN behalten, die in <strong>de</strong>n Haushalt <strong>de</strong>r Eltern eingeglie<strong>de</strong>rt<br />

und vorübergehend an einem auswärtigen Ort beschäftigt sind (BFH v. 6.10.<br />

1994 – VI R 39/93, BStBl. II 1995, 186; v. 20.7.2006 – VI R 20/04, BFH/NV<br />

2006, 2068: zumin<strong>de</strong>st bis VZ 2003; v. 12.11.2009 – VI R 59/07, BFH/NV<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 293<br />

492–499<br />

500


§9 Anm. 500 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

2010, 631; zweifelnd dagegen BFH v. 13.3.1996 – VI R 103/95, BStBl. II 1996,<br />

375). Nach Auffassung <strong>de</strong>r FinVerw. ist dagegen für das Rechtsinstitut <strong>de</strong>r sog.<br />

quasi o<strong>de</strong>r unechten dHf. ab VZ 2004 kein Raum mehr (BMF v. 30.6.2004,<br />

BStBl. I 2004, 852; s. auch BFH v. 16.12.2004 – IV R 8/04, BStBl. II 2005, 475;<br />

Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 161; KSM/v. Bornhaupt, § 9 Rn. G 275 ff.;<br />

LBP/Zimmer, § 9 Rn. 1113; Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 430). Die LStR sehen<br />

die Anwendungsmöglichkeit nicht mehr vor. Bis VZ war die FinVerw. in ihren<br />

Dienstanweisungen <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH gefolgt (R 43 Abs. 5 LStR 1999–2004)<br />

und zT – aus Billigkeitsgrün<strong>de</strong>n – sogar darüber hinausgegangen. Im Rahmen<br />

von § 32 Abs. 4 Satz 3 erkennt <strong>de</strong>r BFH Mietaufwendungen als sog. ausbildungsbedingten<br />

Mehraufwand für eine zeitlich beschränkte dHf. nicht an (BFH<br />

v. 22.5.2002 – VIII R 74/01, BStBl. II 2002, 695 mwN; v. 25.5.2004 – VIII R<br />

104/03, BFH/NV 2004, 1525).<br />

E Der Rückgriff auf die Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s allgemeinen Werbungskostenbegriffs ist uE<br />

zutreffend und bestätigt, dass Nr. 5 im Wesentlichen nur klarstellen<strong>de</strong>n Charakter<br />

hat (eingehend Anm. 476). Entstehen ArbN ohne eigenen Hausstand durch<br />

die Tätigkeit am neuen Beschäftigungsort notwendige, beson<strong>de</strong>re Aufwendungen,<br />

sind diese beruflich veranlasst, auch wenn im Übrigen Aufwendungen für<br />

die Unterkunft und Verpflegung am Arbeitsplatz zu <strong>de</strong>n Lebenshaltungskosten<br />

gehören und im Grundfreibetrag Berücksichtung fin<strong>de</strong>n sollten (vgl. dazu BFH<br />

v. 16.11.1971 – VI R 347/69, BStBl. II 1972, 152; v. 17.2.1961 – VI R 32/00,<br />

BStBl. III 1961, 169). Ihre Abziehbarkeit nach Abs. 1 Satz 1 gebietet das objektive<br />

Nettoprinzip. Durch die Einfügung <strong>de</strong>s Worts „nur“ in Nr. 5 Satz 2 ist keine<br />

Rechtsän<strong>de</strong>rung eingetreten (s. dazu Anm. 503 und im Einzelnen Bergkemper,<br />

DB 2006, Beil. 6, 45; glA Korn/Fuhrmann, § 9 Rn. 114). Diese<br />

Bestimmung sperrt, da Nr. 5 ohnehin weitestgehend nur klarstellen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

hat, <strong>de</strong>n Rückgriff auf <strong>de</strong>n allg. WKBegriff nach Abs. 1 Satz 1 nicht.<br />

E Anwendungsfälle: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH können bei ledigen ArbN (ohne eigenen<br />

Hausstand) die notwendigen Aufwendungen, die durch die Tätigkeit am<br />

auswärtigen Beschäftigungsort entstehen, als WK nach Abs. 1 Satz 1 berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n, und zwar für die ersten zwei Wochen <strong>de</strong>r Tätigkeit am Beschäftigungsort<br />

in allen Fällen und in <strong>de</strong>r Folgezeit, wenn es sich<br />

p um eine auswärtige Beschäftigung von verhältnismäßig kurzer Dauer han<strong>de</strong>lt,<br />

<strong>de</strong>r ArbN <strong>de</strong>n Mittelpunkt seiner Lebensführung am bisherigen Wohnort beibehält,<br />

nach Beendigung <strong>de</strong>r auswärtigen Beschäftigung voraussichtlich wie<strong>de</strong>r<br />

an diesen Wohnort zurückkehrt und ihm <strong>de</strong>shalb die Aufgabe seiner bisherigen<br />

Wohnung nicht zumutbar ist,<br />

BFH v. 20.7.2006 – VI R 20/04, BFH/NV 2006, 2068; v. 6.10.1994 – VI R 39/93,<br />

BStBl. II 1995, 186; v. 20.12.1982 – VI R 123/81, BStBl. II 1983, 269; v. 10.2.1983 –<br />

VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515; v. 11.3.1983 – VI R 65/80, BStBl. II 1983, 629; v.<br />

10.10.1991 – VI R 44/90, BStBl. II 1992, 237; v. 6.10.1994 – VI R 38/92, BFH/NV<br />

1995, 54<br />

o<strong>de</strong>r<br />

p um eine längerfristige o<strong>de</strong>r auf Dauer abgestellte Beschäftigung han<strong>de</strong>lt, solange<br />

<strong>de</strong>r ArbN am Beschäftigungsort eine nach objektiven Maßstäben angemessene<br />

Wohnung nicht erlangen kann (s. dazu BFH v. 12.10.1990 – VI R<br />

117/87, BFH/NV 1991, 663; v. 23.7.1976 – VI R 228/74, BStBl. II 1976,<br />

795).<br />

Dabei kommt es nicht darauf an, ob <strong>de</strong>m ArbN für die Beibehaltung seiner bisherigen<br />

Wohnung Aufwendungen entstehen (BFH v. 10.10.1991 – VI R 44/90<br />

– BStBl. II 1992, 237 mwN; v. 23.7.1976 – VI R 228/74, BStBl. II 1976, 795; v.<br />

E 294 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 500–504 §9<br />

11.3.1983 – VI R 65/80, BStBl. II 1983, 629; s. auch R 43 Abs. 5 LStR 2004<br />

und H 43 (1–5) LStH 2004; BMF v. 30.6.2004, BStBl. I 2004, 852).<br />

E Umfang <strong>de</strong>r absetzbaren Aufwendungen: Bei Anerkennung <strong>de</strong>r Grundvoraussetzungen<br />

kann ein Alleinstehen<strong>de</strong>r bei auswärtiger Beschäftigung auch ohne eigenen<br />

Hausstand verschie<strong>de</strong>ne, durch die auswärtige Tätigkeit veranlasste notwendige<br />

Mehraufwendungen für <strong>de</strong>n zweiten Haushalt als WK nach Abs. 1 Satz 1<br />

geltend machen. Dabei sind allerdings nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH die Abzugsgrenzen<br />

von Nr. 5, insbes. die für Heimfahrten (Nr. 5 Sätze 3, 4) aus Grün<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Gleichmäßigkeit <strong>de</strong>r Besteuerung zu beachten (BFH v. 25.10.1985 – VI R<br />

18/84, BFH/NV 1987, 233; v. 10.11.1978 – VI R 13–14/76, BStBl. II 1979,<br />

157).<br />

E Fahrtkosten: WK sind die tatsächlichen Fahrtkosten für die erste Fahrt zum<br />

Beschäftigungsort und die letzte Fahrt zurück zum Wohnort sowie für jeweils<br />

eine Heimfahrt wöchentlich zum Ort <strong>de</strong>r Unterkunft gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 5<br />

Sätze 4–6 (zu Einzelheiten Anm. 520 ff.).<br />

E Verpflegungsmehraufwendungen: Für <strong>de</strong>n Drei-Monats-Zeitraum Geltendmachung<br />

entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r „klassischen“ dHf. (Pauschbeträge<br />

nach Abs. 5 iVm. § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 Satz 2; s. Anm. 491 mwN).<br />

E Die notwendigen Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft am Beschäftigungsort können entsprechend<br />

<strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r „klassischen“ dHf. angesetzt wer<strong>de</strong>n (s. eingehend<br />

Anm. 491; BFH v. 29.1.1988 – VI R 192/84, BFH/NV 1988, 367). Aufwendungen<br />

für die Unterkunft am bisherigen Wohnort müssen <strong>de</strong>m Stpfl. nicht entstehen<br />

(so zutreffend BFH v. 10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515).<br />

E Sonstige notwendige Mehraufwendungen können entsprechend <strong>de</strong>n allg. Grundsätzen<br />

bei dHf. in Ansatz gebracht wer<strong>de</strong>n (s. Anm. 491).<br />

Einstweilen frei.<br />

IV. Begriff <strong>de</strong>r doppelten Haushaltsführung (Nr. 5 Satz 2)<br />

1. Begriffsbestimmung in Satz 2<br />

Eine dHf liegt nach Satz 2 vor, wenn <strong>de</strong>r ArbN außerhalb <strong>de</strong>s Orts, in <strong>de</strong>m er<br />

einen eigenen Hausstand unterhält, beschäftigt ist und auch am Beschäftigungsort<br />

wohnt. Die Errichtung <strong>de</strong>s zweiten Haushalts begrün<strong>de</strong>t die dHf. Der erste<br />

Haushalt – <strong>de</strong>r „eigene Hausstand“ – ist <strong>de</strong>ssen Grundlage. Der Hausstand iSd.<br />

Satzes 2 ist <strong>de</strong>r Haushalt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r ArbN am Lebensmittelpunkt führt, also sein<br />

Erst- o<strong>de</strong>r Haupthausstand. Dieser ist bei Beginn <strong>de</strong>r dHf. schon vorhan<strong>de</strong>n<br />

und wird nach Satz 2 tatbestandlich vorausgesetzt (BFH v. 5.3.2009 – VI R<br />

23/07, BStBl. II 2009, 1016).<br />

Durch die Einfügung <strong>de</strong>s Worts „nur“ in Satz 2 durch das StÄndG 2003 (vgl.<br />

Anm. 500) hat <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r dHf. keine Än<strong>de</strong>rung erfahren. Die Einfügung<br />

hat uE nur klarstellen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung. Der im Bericht <strong>de</strong>s BTFinAussch.<br />

(BTDrucks. 15/1945, 8) angeführte Regelfall (Wegfall <strong>de</strong>r dHf. wegen Trennung<br />

<strong>de</strong>r Ehegatten) wäre auch nach <strong>de</strong>r bis VZ 2003 gelten<strong>de</strong>n Rechtslage nicht an<strong>de</strong>rs<br />

zu beurteilen gewesen, da bei Verbleib <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren Ehegatten in <strong>de</strong>r bisherigen<br />

Familienwohnung <strong>de</strong>r ArbN dort idR keinen eigenen Hausstand mehr unterhält<br />

(vgl. Anm. 506).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 295<br />

501–502<br />

503<br />

504


505<br />

506<br />

§9 Anm. 505–506 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

2. Auswärtige Beschäftigung<br />

DHf. setzt eine auswärtige Beschäftigung voraus. Der Ort <strong>de</strong>r Beschäftigung<br />

muss außerhalb <strong>de</strong>s Orts liegen, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Stpfl. einen eigenen Hausstand unterhält.<br />

Beschäftigungsort iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 ist <strong>de</strong>r Ort <strong>de</strong>r regelmäßigen,<br />

dauerhaften Arbeitsstätte. Regelmäßige Arbeitsstätte ist <strong>de</strong>r ortsgebun<strong>de</strong>ne Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r dauerhaft angelgten beruflichenTätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. (BFH v. 24.5.<br />

2007 – VI R 47/03, BStBl. II 2007, 609). Deshalb kann ein beweglicher Ort wie<br />

zB ein Schiff kein Beschäftigungsort sein, auch wenn <strong>de</strong>r Stpfl. auf ihm ständig<br />

seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht (BFH v. 19.12.2005 – VI R 30/05, BStBl. II<br />

2006, 378). Die gegenteilige Auffassung <strong>de</strong>s BFH (v. 16.12.1981 – VI R 227/80,<br />

BStBl. II 1982, 302; v. 3.10.1985 – VI R 129/82, BStBl. II 1986, 369) ist nach <strong>de</strong>r<br />

Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Reisekostenrechtsprechung <strong>de</strong>s BFH (s. dazu Anm. 285) überholt.<br />

Nimmt <strong>de</strong>r Stpfl. im Rahmen einer Auswärtstätigkeit Unterkunft – etwa am Ort<br />

<strong>de</strong>r Baustelle – für die Zeit <strong>de</strong>r dortigen Tätigkeit, han<strong>de</strong>lt es sich ebenfalls nicht<br />

um eine dHf., son<strong>de</strong>rn um eine Auswärtstätigkeit mit <strong>de</strong>r Möglichkeit <strong>de</strong>s Abzugs<br />

<strong>de</strong>r tatsächlichen Kosten als WK (BFH v. 11.5.2005 – VI R 7/02, BStBl. II 2005,<br />

782; v. 11.5.2005 – VI R 34/04, BStBl. II 2005, 793).<br />

„Beschäftigungsort“ ist die politische Gemein<strong>de</strong> und <strong>de</strong>ren Einzugsbereich<br />

(Umgebung; BFH v. 16.12.1981 – VI R 227/80, BStBl. II 1982, 302; v. 9.11.<br />

1971 – VI R 96/70, BStBl. II 1972, 134; v. 2.10.2008 – VI B 33/08, ZSteu.<br />

2008, R 1178). Nr. 5 verlangt nicht, dass <strong>de</strong>r Stpfl. ausschließlich außerhalb <strong>de</strong>s<br />

Orts, in <strong>de</strong>m er einen eigenen Hausstand unterhält, beschäftigt ist und auch am<br />

Beschäftigungsort wohnt. Vielmehr kommt ein Abzug <strong>de</strong>r Kosten als WK auch<br />

dann in Betracht, wenn <strong>de</strong>r ArbN auch zugleich am Ort seines Hausstands beschäftigt<br />

ist (BFH v. 24.5.2007 – VI R 47703, BStBl. II 2007, 609).<br />

Bei mehreren auswärtigen Arbeitsstätten sind auch mehrere dHf. gleichzeitig<br />

möglich (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141 mwN).<br />

3. Unterhalt eines eigenen Hausstands bei Verheirateten<br />

Eigener Hausstand: Es ist zwischen <strong>de</strong>m Wohnen in einer Zweitwohnung am<br />

Beschäftigungsort und <strong>de</strong>m Unterhalten eines davon getrennten eigenen Hausstands<br />

(idR außerhalb dieses Orts) zu unterschei<strong>de</strong>n. Mit „Hausstand“ ist <strong>de</strong>r<br />

Haushalt umschrieben, an <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r ArbN – abgesehen von <strong>de</strong>n Zeiten <strong>de</strong>r<br />

Arbeitstätigkeit – regelmäßig aufhält, <strong>de</strong>n er fortwährend nutzt und von <strong>de</strong>m<br />

aus er sein Privatleben führt, dh. wo er seinen Lebensmittelpunkt hat. Das Vorhalten<br />

einer Wohnung außerhalb <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts für gelegentliche Besuche<br />

o<strong>de</strong>r Ferienaufenthalte ist nicht als Unterhalt eines Hausstands zu werten<br />

(BFH v. 4.11.2003 – VI R 170799, BFH/NV 2004, 136; v. 5.10.1994 – VI R<br />

62790, BStBl. II 1995, 180). Eine dHf. ist nicht gegeben, wenn <strong>de</strong>r Beschäftigungsort<br />

<strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt ist. Ob <strong>de</strong>r Hausstand gegenüber <strong>de</strong>r Wohnung<br />

am Beschäftigungsort <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt bzw. <strong>de</strong>r Ort ist, an <strong>de</strong>m Ehegatten<br />

iSd. § 1353 Abs. 1 BGB zusammenleben, erfor<strong>de</strong>rt eine Abwägung und Bewertung<br />

aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls. Indizien können sich aus einem Vergleich<br />

von Größe und Ausstattung <strong>de</strong>r Wohnung sowie aus Dauer und<br />

Häufigkeit <strong>de</strong>r Aufenthalte in <strong>de</strong>n Wohnungen ergeben (BFH v. 30.10.2008 –<br />

VI R 10/07, BStBl. II 2009, 152 mwN). Bei einem verheirateten ArbN befin<strong>de</strong>t<br />

sich <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen regelmäßig am tatsächlichen Wohnort<br />

<strong>de</strong>r Familie (BFH v. 9.7.2008 – VI B 4708, BFH/NV 2008, 2000, mwN).<br />

Der Wohnungsbegriff ist wie in Nr. 4 weit auszulegen (s. Anm. 510). Einfache<br />

o<strong>de</strong>r beengte Wohnverhältnisse stehen <strong>de</strong>m Wohnungsbegriff nicht entgegen.<br />

E 296 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 506 §9<br />

Es reicht aus, wenn für <strong>de</strong>n Stpfl. und seine Familie ein räumlicher Bereich zur<br />

Verfügung steht, <strong>de</strong>r von ihm als Lebensmittelpunkt betrachtet wer<strong>de</strong>n kann<br />

und dies auch ist (BFH v. 27.7.1990 – VI R 5/88, BStBl. II 1990, 585). Es<br />

kommt nicht darauf an, ob die Räumlichkeiten <strong>de</strong>n bewertungsrechtl. Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

an eine Wohnung gerecht wer<strong>de</strong>n (BFH v. 14.10.2004 – VI R 82/02,<br />

BStBl. II 2005, 98; v. 30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986: Gemeinschaftsküche<br />

unschädlich; s. zum Fehlen einer Küche BFH v. 28.10.2009 – VIII<br />

R 13/09, BFH/NV 2010, 411).<br />

Ein „eigener“ Hausstand erfor<strong>de</strong>rt, dass er aus eigenem Recht (zB Eigentum, eigener<br />

Mietvertrag) genutzt wird, wobei nicht ein alleiniges, son<strong>de</strong>rn auch ein gemeinsames<br />

bzw. abgeleitetes Recht iS einer geschützten Rechtsposition ausreichen<br />

kann (BFH v. 5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; s. dazu<br />

Anm. 515). Davon ist auszugehen, wenn <strong>de</strong>r Ehepartner, Lebensgefährte o<strong>de</strong>r<br />

ein sonstiger Familienangehöriger Eigentümer o<strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>r Wohnung ist.<br />

Die Mitbenutzungsmöglichkeit reicht aus, sofern <strong>de</strong>r Stpfl. sich dauerhaft dort<br />

aufhält und sich finanziell in einem Umfang an <strong>de</strong>r Haushaltsführung beteiligt,<br />

dass daraus auf eine gemeinsame Haushaltsführung geschlossen wer<strong>de</strong>n kann<br />

(BFH v. 12.9.2000 – VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29). Bei verheirateten, nicht<br />

getrennt leben<strong>de</strong>n ArbN kann regelmäßig davon ausgegangen wer<strong>de</strong>n, dass sie<br />

am Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen einen „eigenen“ Hausstand gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>m Ehepartner unterhalten (glA Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141).<br />

Deshalb kommt <strong>de</strong>m Merkmal „eigener“ Hausstand vorrangig bei Nichtverheirateten<br />

Be<strong>de</strong>utung zu (s. Anm. 515).<br />

Eigenen Hausstand unterhalten: Der Unterhalt eines eigenen Hausstands erfor<strong>de</strong>rt,<br />

dass <strong>de</strong>r ArbN in Bezug auf die Wohnung einen über <strong>de</strong>n reinen Besitz<br />

hinausgehen<strong>de</strong>n, auch das Leben in <strong>de</strong>r Wohnung umfassen<strong>de</strong>n Einfluss ausübt,<br />

<strong>de</strong>r finanziell und persönlich geprägt ist (s. eingehend BFH v. 4.11.2003 – VI R<br />

170/99, BFH/NV 2004, 136; v. 2.9.1977 – VI R 114/76, BStBl. II 1978, 26).<br />

Die persönliche und finanzielle Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. am hauswirtschaftlichen<br />

Leben in <strong>de</strong>r Familienwohnung belegt, dass sich dort <strong>de</strong>r Mittelpunkt <strong>de</strong>r Lebensinteressen<br />

befin<strong>de</strong>t (Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 355, mit Hinweis auf BFH<br />

v. 17.1.1986 – VI R 16/83, BStBl. II 1986, 306).<br />

E Maßgebliche finanzielle Beteiligung: Der Stpfl. muss sich auch weiterhin an <strong>de</strong>n<br />

Kosten <strong>de</strong>s Haupthausstands maßgeblich beteiligen. Wann das <strong>de</strong>r Fall ist, lässt<br />

sich nicht generell festlegen. Das hängt von <strong>de</strong>n Lebensumstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s einzelnen<br />

ArbN ab und ist idR schwierig festzustellen. Die Rspr. verzichtet <strong>de</strong>shalb<br />

grds. auf <strong>de</strong>n Nachweis, welche Beträge im Einzelfall zur Haushaltsführung notwendig<br />

sind. Bei Nachweis <strong>de</strong>r persönlichen Beteiligung am Haushalt kann<br />

die finanzielle unterstellt wer<strong>de</strong>n (Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141;<br />

Blümich/Thürmer, § 9 Rn. 364). Das Moment <strong>de</strong>r finanziellen Beteiligung darf<br />

nicht überbewertet wer<strong>de</strong>n (BFH v. 16.12.1983 – VI R 3/81, BStBl. II 1984,<br />

521). Eine finanzielle Beteiligung kann auch in <strong>de</strong>r Anschaffung von Haushaltsgegenstän<strong>de</strong>n<br />

und Möbeln liegen (BFH v. 17.11.1978 – VI R 93/77, BStBl. II<br />

1979, 146). Eine maßgebliche finanzielle Beteiligung am Familienhaushalt im<br />

Ausland ist nur zu verneinen, wenn die Beiträge für <strong>de</strong>n Unterhalt <strong>de</strong>s Haushalts<br />

erkennbar unbe<strong>de</strong>utend sind (BFH v. 17.1.1986 – VI R 16/83, BStBl. II 1986,<br />

306).<br />

E Maßgebliche persönliche Mitwirkung be<strong>de</strong>utet, dass <strong>de</strong>r ArbN in Bezug auf die<br />

Wohnung einen über <strong>de</strong>n reinen Besitz hinausgehen<strong>de</strong>n, auch das Leben in <strong>de</strong>r<br />

Wohnung umfassen<strong>de</strong>n Einfluss ausübt. Das ist etwa nicht <strong>de</strong>r Fall, wenn er<br />

sich nur darauf beschränkt, die materiellen Grundlagen <strong>de</strong>r durch <strong>de</strong>n Ehepart-<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 297


507–509<br />

510<br />

§9 Anm. 506–510 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

ner betriebenen Hauswirtschaft zu verbessern (BFH v. 9.11.1971 – VI R<br />

285/70, BStBl. II 1972, 148).<br />

Der Umfang <strong>de</strong>r maßgeblichen Mitwirkung bemisst sich stets nach <strong>de</strong>n konkreten<br />

Möglichkeiten, die <strong>de</strong>m ArbN hierfür im Einzelfall zur Verfügung stehen.<br />

Bei einem inländ. ArbN genügen normalerweise bereits wenige Familienheimfahrten<br />

im Kj. (Nachweis o<strong>de</strong>r Glaubhaftmachung), ggf. gekoppelt mit einer höheren<br />

finanziellen Beteiligung. Bei ausländ. ArbN sind die Anfor<strong>de</strong>rungen noch<br />

niedriger. Bei ihnen kann sich die persönliche Mitwirkung wegen <strong>de</strong>r meist erheblichen<br />

räumlichen Trennung von <strong>de</strong>r Familie auf ein Minimum beschränken,<br />

sofern zwischenzeitlich brieflicher o<strong>de</strong>r telefonischer Kontakt besteht (BFH v.<br />

2.9.1977 – VI R 114/76, BStBl. II 1978, 25). So reicht bei einer Wohnung im<br />

Ausland bereits eine Heimfahrt im Kj. aus, um diese als Lebensmittelpunkt anzuerkennen<br />

(s. auch BFH v. 10.10.2000 – VI R 60/98, BFH/NV 2000, 949 zum<br />

Son<strong>de</strong>rfall eines nur vorübergehend im Inland tätigen alleinstehen<strong>de</strong>n Gastarbeiters<br />

mit eigener Wohnung im Heimatland: 3 Heimfahrten ausreichend [R 9.11<br />

Abs. 3 Sätze 5, 6 LStR]).<br />

Hauswirtschaftliches Leben: Ein doppelter Haushalt wird unterhalten, wenn<br />

in <strong>de</strong>r außerhalb <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts befindlichen Wohnung auch während<br />

<strong>de</strong>r Abwesenheit <strong>de</strong>s Stpfl. hauswirtschaftliches Leben herrscht, das <strong>de</strong>m Stpfl.<br />

zugerechnet wer<strong>de</strong>n kann. Das ist bei Verheirateten stets anzunehmen, wenn<br />

sich während seiner Abwesenheit in <strong>de</strong>r Wohnung Familienangehörige als Zurechnungspersonen<br />

aufhalten. Allerdings setzt das Unterhalten eines eigenen<br />

Hausstands am Mittelpunkt <strong>de</strong>s Lebensinteresses nicht voraus, dass dort auch<br />

während <strong>de</strong>r berufsbedingten Abwesenheit <strong>de</strong>s Stpfl. hauswirtschaftliches Leben<br />

durch die Anwesenheit von Familienangehörigen herrschen muss (BFH v. 6.10.<br />

1994 – VI R 55/93, BFH/NV 1995, 585; R 9.11 Abs. 3 Satz 3 LStR; s.<br />

Anm. 510).<br />

Der berufliche Veranlassungszusammenahng einer dHf. wird nicht allein dadurch<br />

been<strong>de</strong>t, dass <strong>de</strong>r Familienhaushalt innerhalb <strong>de</strong>sselben Orts verlegt wird<br />

(BFH v. 4.4.2006 – VI R 11/02, BStBl. II 2006, 714).<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Wohnung am Beschäftigungsort<br />

Zwei Haushalte: Neben <strong>de</strong>r Unterhaltung eines eigenen Hausstands am<br />

Wohnort setzt dHf. eine (räumlich an an<strong>de</strong>rer Stelle liegen<strong>de</strong>) Wohnung am Beschäftigungsort<br />

(zweiter Haushalt) voraus; die Zweitwohnung muss zumin<strong>de</strong>st<br />

in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s Beschäftigungsorts liegen (zum Beschäftigungsort s. Anm. 505).<br />

Erfor<strong>de</strong>rlich ist also nur, dass zum ohnehin vorhan<strong>de</strong>nen Hauspthaushalt ein<br />

Zweithaushalt hinzukommt. Dabei entschei<strong>de</strong>t nicht die Wahl <strong>de</strong>s Orts <strong>de</strong>s<br />

Haupthausstands über die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r dHf. Entschei<strong>de</strong>nd ist,<br />

ob die Errichtung <strong>de</strong> Zweithaushalts am Beschäftigungsort konkreten beruflichen<br />

Zwecken dient (s. Anm. 486). Soweit die frühere Rspr. diesen Vorgang mit<br />

<strong>de</strong>r Notwendigkeit einer „Aufspaltung“ (= Aufsplitterung) zu umschreiben versucht<br />

hat, war dies nicht falsch, aber auch nicht zielführend (BFH v. 5.3.2009 –<br />

VI R 23/07, BStBl. II 2009, 1016, mwN).<br />

Eigener Hausstand und weiterer Haushalt können (ausnahmsweise) auch in <strong>de</strong>rselben<br />

Stadt liegen (zB Berlin; Schmidt/Drenseck XXIX. § 9 Rn. 141).<br />

Wohnung am Beschäftigungsort kann je<strong>de</strong> <strong>de</strong>m ArbN entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Unterkunft sein, also zB eine angemietete (auch<br />

vom Ehegatten: BFH v. 11.3.2001 – IX R 55/01, BStBl. II 2003, 627) o<strong>de</strong>r im<br />

E 298 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 510–515 §9<br />

Eigentum befindliche Raumeinheit (Haus, Wohnung), ein möbliertes Zimmer<br />

o<strong>de</strong>r ein Hotelzimmer. Die Räumlichkeiten müssen <strong>de</strong>m Stpfl. aber längerfristig<br />

zur Verfügung stehen. Nicht erfor<strong>de</strong>rlich ist, dass <strong>de</strong>r ArbN die Mehrzahl <strong>de</strong>r<br />

Wochentage in dieser Wohnung anwesend ist und übernachtet (BFH v. 2.10.<br />

1992 – VI R 11/91, BStBl. II 1993, 113; v. 9.6.1988 – VI R 85/85, BStBl. II<br />

1988, 990). Nutzt allerdings <strong>de</strong>r Stpfl. die ihm zur Verfügung gestellte Wohnung<br />

nachweislich nicht, kann von einem „Wohnen“ keine Re<strong>de</strong> sein. Das ist etwa<br />

<strong>de</strong>r Fall, wenn ein Soldat entgegen <strong>de</strong>r dienstrechtl. Verpflichtung, in <strong>de</strong>r Kaserne<br />

(Gemeinschaftsunterkunft) zu übernachten, zu Hause schläft. Soweit ihm für<br />

die Übernachtungsmöglichkeit (zu Recht o<strong>de</strong>r zu Unrecht) ein geldwerter Vorteil<br />

lohnversteuert wird, steht ihm ein WKAbzug in gleicher Höhe zu (BFH v.<br />

10.2.1983 – VI R 51/79, BStBl. II 1983, 515). Auch eine gelegentliche Hotelübernachtung<br />

erfüllt nicht die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Satzes 2 (BFH v. 5.8.2004 –<br />

VI R 40/03, BStBl. II 2004, 1074). Die Hotelkosten sind in diesem Fall als WK<br />

nach Abs. 1 Satz 1 abziehbar.<br />

Aufenthalt <strong>de</strong>s Ehepartners in <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort: Die<br />

dHf. setzt voraus, dass <strong>de</strong>r ArbN am Beschäftigungsort regelmäßig allein ohne<br />

seine Familie lebt, dort übernachtet und nicht täglich zu seiner Familie zurückkehrt.<br />

Wird sowohl am Wohn- als auch am Beschäftigungsort ein eigener Hausstand<br />

mit Familie o<strong>de</strong>r Ehepartner unterhalten, so ist auf <strong>de</strong>n Mittelpunkt <strong>de</strong>r<br />

Lebensinteressen abzustellen. Sobald <strong>de</strong>r eigene Hausstand am Beschäftigungsort<br />

gleichzeitig <strong>de</strong>n Lebensmittelpunkt <strong>de</strong>s Stpfl. bil<strong>de</strong>t, en<strong>de</strong>t die dHf. (BFH v.<br />

21.1.1972 – VI R 95/71, BStBl. II 1972, 262; v. 29.11.1974 – VI R 77/73,<br />

BStBl. II 1975, 459; v. 25.3.1988 – VI R 32/85, BStBl. II 1988, 582).<br />

E Bei Besuchen <strong>de</strong>s Ehepartners gilt etwas an<strong>de</strong>res. Allerdings ist jeweils zu prüfen,<br />

ob es sich um einen besuchsweisen Aufenthalt o<strong>de</strong>r um die Verlegung <strong>de</strong>s Familienwohnsitzes<br />

han<strong>de</strong>lt (BFH v. 9.7.2008 – VI B 4/08, BFH/NV 2008, 2000; v.<br />

19.11.1989 – VI R 27/86, BStBl. II 1990, 308; v. 20.3.1992 – VI R 90/89, BFH/<br />

NV 1992, 652 zum Besuch <strong>de</strong>r Ehefrau eines Gastarbeiters; s. Anm. 486).<br />

E Lebt <strong>de</strong>r Steuerpflichtige am Beschäftigungsort auf Dauer mit einer an<strong>de</strong>ren Frau und einem<br />

gemeinsamen Kind in einem gemeinsamen Haushalt, so ist eine dHf. auch dann<br />

nicht mehr gegeben, wenn die Ehefrau und gemeinsame Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wohnung<br />

verbleiben (BFH v. 25.3.1988 – VI R 32/85, BStBl. II 1988, 582; v. 25.3.<br />

1988 – VI R 142/87, BStBl. II 1988, 584 zu dHf. bei Doppelehe; v. 26.11.1997<br />

– IX B 47/97, BFH/NV 1998, 585).<br />

E Bei bei<strong>de</strong>rseits berufstätigen Ehegatten kann, da es sich bei <strong>de</strong>m eigenen Hausstand<br />

am Wohnsitz nicht um einen Familienwohnsitz han<strong>de</strong>ln muss (BFH v. 5.10.<br />

1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; s. Anm. 506), eine dHf. auch vorliegen,<br />

wenn sie außer <strong>de</strong>r Wohnung an ihrem Lebensmittelpunkt während <strong>de</strong>r Woche<br />

am Beschäftigungsort gemeinsam eine Wohnung bewohnen, von <strong>de</strong>r sie ihre jeweilige<br />

Arbeitsstelle aufsuchen (BFH v. 6.10.1994 – VI R 55/93, BFH/NV<br />

1995, 585; s. auch BFH v. 6.10.1994 – VI R 136/89, BStBl. II 1995, 184 zur<br />

dHf. bei<strong>de</strong>rseits auswärtig beschäftigter und an ihrem jeweiligen Beschäftigungsort<br />

wohnen<strong>de</strong>r Ehegatten).<br />

Einstweilen frei.<br />

5. Eigener Hausstand bei Ledigen (Nichtverheirateten)<br />

Die Annahme einer dHf. ist nicht von vornherein auf verheiratete ArbN beschränkt;<br />

obgleich die Rechtsfolgebestimmung <strong>de</strong>r Nr. 5 Satz 3 von Familien-<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 299<br />

511–514<br />

515


§9 Anm. 515 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

heimfahrten spricht, erfor<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>r Grundtatbestand von Nr. 5 keinen ehelichen<br />

Haushalt.<br />

Auch Nichtverheiratete (Geschie<strong>de</strong>ne, Verwitwete, dauernd getrennt Leben<strong>de</strong>,<br />

Lebenspartner) können in <strong>de</strong>r bisherigen Wohnung einen eigenen Hausstand<br />

unterhalten, wenn sie dort ihren Lebensmittelpunkt beibehalten (BFH v. 5.10.<br />

1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; v. 14.6.2007 – VI R 60/05, BStBl. II<br />

2007, 890, auch zur früheren Rspr.; v. 5.3.2009 – VI R 23/07, BStBl. II 2009,<br />

1016; v. 30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986).<br />

Voraussetzungen:<br />

E Einen eigenen Hausstand unterhält ein nicht verheirateter ArbN nur dann, wenn<br />

er am Ort seines Lebensmittelpunkts eine eigene, seinen Lebensbedürfnissen<br />

entsprechen<strong>de</strong> Wohnung aus eigenem o<strong>de</strong>r abgeleitetem Recht nutzen kann<br />

(zum Wohnungsbegriff vgl. Anm. 506). Sofern er nicht alleiniger Eigentümer<br />

o<strong>de</strong>r Mieter <strong>de</strong>s Hausstands ist, muss anhand <strong>de</strong>r Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Falls untersucht<br />

wer<strong>de</strong>n, ob <strong>de</strong>r Hausstand je<strong>de</strong>nfalls auch ihm als eigener zugerechnet wer<strong>de</strong>n<br />

kann. Wesentlich ist, dass sein Verbleiben in <strong>de</strong>r Wohnung gesichert ist (BFH v.<br />

30.7.2009 – VI R 13/08, BFH/NV 2009, 1986).<br />

Die Voraussetzungen sind gegeben, wenn die Wohnung zwar vom Lebenspartner angemietet<br />

wur<strong>de</strong>, <strong>de</strong>r ArbN sich aber mit Duldung seines Partners dauerhaft dort aufhält<br />

und sich finanziell in einem Umfang an <strong>de</strong>r Haushaltsführung beteiligt, dass daraus<br />

auf eine gemeinsame Haushaltsführung geschlossen wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 12.9.2000 –<br />

VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29; v. 18.11.2008 – VI B 37/08, BFH/NV 2009, 563).<br />

Ein eigenes Recht zur Nutzung <strong>de</strong>r Wohnung steht <strong>de</strong>m Stpfl. zu, wenn an <strong>de</strong>m Haus<br />

ein Vorbehaltsnießbrauch für die Eltern besteht (BFH v. 4.11.2003 – VI R 170/99,<br />

BStBl. II 2004, 16).<br />

E Unterhalten <strong>de</strong>s eigenen Hausstands: Der eigene Hausstand muss vom ArbN unterhalten<br />

wer<strong>de</strong>n. Unterhalten be<strong>de</strong>utet die Führung <strong>de</strong>s Haushalts. Dazu gehört<br />

auch, dass <strong>de</strong>r ArbN für die Kosten <strong>de</strong>s Haushalts aufkommt. Es kommt darauf<br />

an, dass <strong>de</strong>r ledige ArbN sich in <strong>de</strong>m Haushalt, im Wesentlichen nur unterbrochen<br />

durch die arbeitsbedingte Abwesenheit und ggf. Urlaubsfahrten, aufhält.<br />

Denn allein das Vorhalten einer Wohnung für gelegentliche Besuche o<strong>de</strong>r für<br />

Ferienaufenthalte ist noch nicht als Unterhalten eines Hausstands zu bewerten.<br />

Ebenfalls wird ein eigener Hausstand nicht unterhalten, wenn <strong>de</strong>r ArbN die<br />

Haushaltsführung nicht zumin<strong>de</strong>st mitbestimmt, son<strong>de</strong>rn in einen frem<strong>de</strong>n<br />

Haushalt (Eltern) eingeglie<strong>de</strong>rt ist, so dass von einer eigenen Haushaltsführung<br />

nicht gesprochen wer<strong>de</strong>n kann. Es ist nicht allein ausschlaggebend, ob die Wohnung<br />

entgeltlich o<strong>de</strong>r unentgeltlich überlassen wird (BFH v. 14.6.2007 – VI R<br />

60/05, BStBl. II 2007, 890; dazu Bergkemper, FR 2007, 1121; s. aber BFH v.<br />

5.7.2007 – VI R 44–45/06, BFH/NV 2007, 1878.<br />

E Eigener Hausstand als Lebensmittelpunkt: Der Stpfl. muss <strong>de</strong>n eigenen Hausstand<br />

am Mittelpunkt seiner Lebensinteressen unterhalten, so dass dieser gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort als <strong>de</strong>r Haupthausstand anzusehen ist.<br />

Nach stRspr. <strong>de</strong>s BFH erfor<strong>de</strong>rt die Feststellung, dass <strong>de</strong>r eigene Hausstand gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort als „Haupthausstand“ anzusehen<br />

ist, eine Gesamtwürdigung sämtlicher Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls (BFH v. 12.9.<br />

2000 – VI R 165/97, BStBl. II 2001, 29; v. 14.6.2007 – VI R 60/05, BStBl. II<br />

2007, 890; v. 9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II 2007, 820; v. 21.4.2010 – VI R<br />

26/09, DB 2010, 1801). Indizien können sich aus einem Vergleich von Größe<br />

und Ausstattung <strong>de</strong>r Wohnung <strong>de</strong>s ArbN sowie aus <strong>de</strong>r Dauer und Häufigkeit<br />

<strong>de</strong>r jeweiligen Aufenthalte ergeben (BFH v. 5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II<br />

1995, 180).<br />

E 300 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 515–520 §9<br />

E Bei Nichtverheirateten spricht, je länger die auswärtige Beschäftigung dauert,<br />

vieles dafür, dass die eigentliche Haushaltsführung und damit auch <strong>de</strong>r Mittelpunkt<br />

<strong>de</strong>r Lebensinteressen an <strong>de</strong>n Beschäftigungsort verlegt wor<strong>de</strong>n sind und<br />

die Heimatwohnung lediglich für Besuchszwecke vorgehalten wird (BFH v.<br />

5.10.1994 – VI R 62/90, BStBl. II 1995, 180; v. 9.8.2007 – VI R 10/06, BStBl. II<br />

2007, 820). Umgekehrt <strong>de</strong>utet eine kurzfristige auswärtige Beschäftigung darauf<br />

hin, dass <strong>de</strong>r Lebensmittelpunkt am ursprünglichen Wohnort beibehalten wird<br />

(BFH v. 10.10.2000 – VI R 60/98, BFH/NV 2000, 949).<br />

Einstweilen frei.<br />

V. Abzugsbegrenzungen für Familienheimfahrten (Nr. 5 Sätze 3–6)<br />

1. Aufwendungen für Familienheimfahrten und Wochenprinzip<br />

(Nr. 5 Satz 3)<br />

Die maßgebliche persönliche Mitwirkung <strong>de</strong>s Stpfl. am hauswirtschaftlichen Leben<br />

wird durch die Fahrten zum Haupthausstand indiziert (s. Anm. 506), Dennoch<br />

kann <strong>de</strong>r Stpfl. die entsprechen<strong>de</strong>n Kosten nicht uneingeschränkt als WK<br />

abziehen. Satz 3 (und ebenso Satz 4) enthält insoweit vielmehr in Abweichung<br />

vom objektiven Nettoprinzip eine Abzugsbeschränkung (zu <strong>de</strong>n sonstigen<br />

Fahrtkosten s. Anm. 491; zum Wahlrecht s. Anm. 491). Während <strong>de</strong>r dHf. kann<br />

<strong>de</strong>r Stpfl. danach die Aufwendungen nur für jeweils einen Weg pro Woche vom<br />

Beschäftigungsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und zurück als WK geltend<br />

machen. Das Gesetz spricht insoweit von einer „Familienheimfahrt“.<br />

Die Abziehbarkeit von Aufwendungen für Familienheimfahrten ist unabhängig<br />

vom gewählten Beför<strong>de</strong>rungsmittel auf eine Heimfahrt wöchentlich begrenzt.<br />

Dies soll eine gesetzliche Konkretisierung <strong>de</strong>s allgemein im Rahmen <strong>de</strong>r dHf.<br />

gelten<strong>de</strong>n Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnisses sein (so BFH v. 16.3.1979 – VI R<br />

126/78, BStBl. II 1979, 473; dazu auch Anm. 490) und soll „<strong>de</strong>r Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r beruflich veranlaßten Fahrten gegenüber <strong>de</strong>n aus persönlichen Grün<strong>de</strong>n unternommenen<br />

Fahrten“ dienen (BTDrucks. V/1068, 24). Das Wochenprinzip<br />

gilt auch für Körperbehin<strong>de</strong>rte. Eine Verteilung von in unterschiedlichem Turnus<br />

tatsächlich durchgeführten Familienheimfahrten nach <strong>de</strong>m wöchentlichen<br />

Durchschnitt ist unzulässig (FG Saarl. v. 28.2.1992, EFG 1992, 595, rkr.; KSM/<br />

v.Bornhaupt, § 9 Rn. G 119). Bei Verwendung öffentlicher o<strong>de</strong>r privater Verkehrsmittel<br />

ist hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufwendungshöhe eine Angemessenheitsprüfung<br />

nicht mehr zulässig. Denn Nr. 5 Satz 3 ist im Verhältnis zu Nr. 5 Satz 1 uE lex<br />

specialis (vgl. Anm. 476); <strong>de</strong>m Notwendigkeitserfor<strong>de</strong>rnis ist nach hM bereits<br />

durch das Wochenprinzip Genüge getan. Macht <strong>de</strong>r ArbN bei einer Familienheimfahrt<br />

aus beruflichem Anlass einen Umweg (Dienstreise), so können für die<br />

gesamte Strecke die tatsächlichen Fahrtkosten nach Abs. 1 Satz 1 in Abzug gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn die dienstliche Obliegenheit im Vor<strong>de</strong>rgrund stand. Im<br />

umgekehrten Fall ist ein Abzug <strong>de</strong>r tatsächlichen Kosten nur für die Umwegstrecke<br />

zulässig (BFH v. 12.10.1990 – VI R 165/87, BStBl. II 1991, 134).<br />

Aufwendungen für die Besuchsreise <strong>de</strong>r Ehefrau – und ggf. <strong>de</strong>r sie begleiten<strong>de</strong>n<br />

Kin<strong>de</strong>r – können wie Kosten für eine Familienheimfahrt berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn die Besuchsreise an die Stelle einer Familienheimfahrt getreten ist (BFH v.<br />

21.8.1974 – VI R 201/72, BStBl. II 1975, 64; v. 28.1.1983 – VI R 136/79,<br />

BStBl. II 1983, 313).<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 301<br />

516–519<br />

520


521<br />

§9 Anm. 520–521 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

Für die Wege zwischen <strong>de</strong>r Wohnung am Beschäftigungsort und <strong>de</strong>r regelmäßigen<br />

Arbeisstätte kann <strong>de</strong>r Stpfl. jeweils die Entfernungspauschale gem. Nr. 4<br />

geltend machen.<br />

2. Entfernungspauschale zur Abgeltung von Aufwendungen<br />

(Nr. 5 Sätze 4 und 5)<br />

Satz 4: Während <strong>de</strong>r dHf. ist für Familienheimfahrten, also für die Wege vom<br />

Beschäftigunsort zum Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und zurück, die Entfernungspauschale<br />

von 0,30 E anzusetzen. Sie kommt in dieser Höhe ab <strong>de</strong>m ersten<br />

Entfernungskilometer zur Anwendung. Die Entfernungspauschale ist verkehrsmittelunabhängig.<br />

Sie gilt sowohl für die Kfz.-Nutzer als auch für die<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel als auch für bei<strong>de</strong>s. Auch wenn <strong>de</strong>r Stpfl.<br />

die Wegstrecke als Mitfahrer einer Fahrgemeinschaft zurücklegt und keine Aufwendungen<br />

hat, kann er die Entfernungspauschale in Anspruch nehmen. Ausgenommen<br />

von <strong>de</strong>r Entfernungspauschale ist bei Flügen die reine Flugstrecke<br />

(Nr. 5 Satz 5 iVm. Nr. 4 Satz 3). Sind die Aufwendungen für die Benutzung öffentlicher<br />

Verkehrsmittel höher als die Entfernungspauschale, so können zu<strong>de</strong>m<br />

diese höheren Kosten angesetzt wer<strong>de</strong>n (Abs. 2 Satz 2; glA LBP/Zimmer, §9<br />

Rn. 1082). Davon abgesehen ist <strong>de</strong>r Ansatz tatsächlicher Kosten im Rahmen einer<br />

dHf. nicht möglich (s. aber Anm. 475 zu Abs. 2); an<strong>de</strong>rerseits ist die Entfernungspauschale<br />

auch nicht, wie in Nr. 4, <strong>de</strong>r Höhe nach begrenzt, da Nr. 5<br />

Satz 5 nicht auf Nr. 4 Satz 2 verweist (BMF v. 1.12.2006, BStBl. I 2006, 778<br />

Tz. 2).<br />

Zur Abgeltung <strong>de</strong>r Aufwendungen ist die Entfernungspauschale anzusetzen.<br />

Die Regelung entspricht Abs. 2 Satz 1. Sämtliche Aufwendungen, die durch Familienheimfahrten<br />

veranlasst sind, wer<strong>de</strong>n verkehrsmittelunabhängig durch die<br />

Entfernungspauschale abgegolten. Das be<strong>de</strong>utet, dass auch Aufwendungen<br />

aufgrund außergewöhnlicher Umstän<strong>de</strong> (bei Benutzung eines Kfz. zB: Unfall<br />

[s. aber H 9.10 „Unfallschä<strong>de</strong>n“ EStH], Diebstahl, Motorscha<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Straßenbenutzungsgebühren)<br />

nicht zusätzlich als WK berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können (s.<br />

im Einzelnen Anm. 641).<br />

Nr. 4 Satz 3 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Die Entfernungspauschale<br />

gilt nicht für die reine Flugstrecke, wenn die Familienheimfahrt ganz o<strong>de</strong>r<br />

teilweise mit <strong>de</strong>m Flugzeug durchgeführt wird (vgl. Anm. 458), und (ab VZ<br />

2004) für Strecken mit stfreier Sammelbeför<strong>de</strong>rung nach § 3 Nr. 32. Der Umstand,<br />

dass <strong>de</strong>r Gesetzgeber Flugstrecken nicht in die Entfernungspauschale einbezogen<br />

hat, begegnet keinen verfassungsrechtl. Be<strong>de</strong>nken (BFH v. 26.3.2009 –<br />

VI R 42/07, BStBl. II 2009, 724).<br />

Nr. 4 Satz 4 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Für die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>r Entfernung zwischen <strong>de</strong>m Ort <strong>de</strong>s eigenen Hausstands und <strong>de</strong>m Beschäftigungsort<br />

ist die kürzeste Straßenverbindung (einschl. evtl. Fährverbindung)<br />

maßgebend. Es ist danach grundsätzlich unerheblich, wie <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Weg tatsächlich<br />

zurücklegt (s. im Einzelnen Anm. 459).<br />

Nr. 4 Satz 5 ist entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n (Satz 5): Stfreie ArbGLeistungen<br />

nach § 8 Abs. 3 sind auf die Entfernungspauschale für Familienheimfahrten anzurechnen.<br />

Zu <strong>de</strong>nken ist hier in erster Linie an die Gewährung von Freifahrten<br />

durch <strong>de</strong>n ArbG, <strong>de</strong>r mit Beför<strong>de</strong>rungsleistungen an <strong>de</strong>n Markt tritt (s. im Einzelnen<br />

Anm. 460).<br />

E 302 Bergkemper


Doppelte Haushaltsführung Anm. 522–529 §9<br />

3. Kraftfahrzeug-Gestellung durch <strong>de</strong>n Arbeitgeber (Nr. 5 Satz 6)<br />

Aufwendungen für wöchentliche Familienheimfahrten mit einem Kfz. sind<br />

nicht abziehbar, wenn es sich dabei um ein im Rahmen einer Einkunftsart überlassenes<br />

Fahrzeug han<strong>de</strong>lt. Die durch das JStG 1996 eingefügte Regelung korrespondiert<br />

mit § 8 Abs. 2 Satz 5 (s. zur Be<strong>de</strong>utung dieser Vorschrift BFH v.<br />

4.4.2008 – VI R 85/04, BStBl. II 2008, 887); danach ist ein geldwerter Vorteil<br />

für die Nutzung eines Kfz. betr. wöchentliche Familienheimfahrten bei dHf.<br />

nicht anzusetzen, soweit dafür ein WKAbzug nach Nr. 5 Satz 3 und 4 in Betracht<br />

käme (zur Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s § 8 Abs. 2 Satz 5 s. § 8 Anm. 70 ff.;<br />

zum Verhältnis zwischen § 8 Abs. 2 Satz 5 und § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5 s. § 8<br />

Anm. 111). Dem Verzicht auf die Einnahmenzurechnung entspricht <strong>de</strong>r Ausschluss<br />

<strong>de</strong>s WKAbzugs. Soweit ein WKAbzug für Familienheimfahrten nach<br />

Nr. 5 Satz 3 nicht in Betracht kommt (mehr als eine wöchentliche Heimfahrt),<br />

führt dies zum Ansatz eines Lohnzuflusses.<br />

Im Rahmen einer Einkunftsart überlassenes Kraftfahrzeug ist ein „betriebliches“<br />

iSd. § 8 Abs. 2 Satz 2. Ein solches ist anzunehmen, wenn es sich um ein<br />

(vom ArbG o<strong>de</strong>r Dritten) im Rahmen einer Überschusseinkunft überlassenes<br />

Kfz. han<strong>de</strong>lt (s. im Einzelnen § 8 Anm. 80).<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 243 September 2010 Bergkemper<br />

E 303<br />

522<br />

523–529


§9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 5: Doppelte Haushaltsführung<br />

E 304 Bergkemper


Arbeitsmittel Anm. 530 §9<br />

G. Aufwendungen für Arbeitsmittel (Abs. 1 Satz3Nr.6)<br />

Schrifttum: Meyer, Die Behandlung beruflich genutzter WG <strong>de</strong>s Privatvermögens als<br />

WK, DStR 1981, 131; <strong>de</strong>rs., Anm. zum BFH-Urteil v. 15. 5. 1981 VI R 66/78, DStR<br />

1982, 134; Richter, Praxisfragen zum ¹geringwertigenª Arbeitsmittel von ArbN, DStR<br />

1984, 680; Handzik, Sind Aufwendungen für einen Computer als BA bzw. WK abzugsfähig?,<br />

FR 1989, 401; Stache, Aufwendungen für Arbeitsmittel, RWP 1990 5-2-1853;<br />

Paus, Anm. zum BFH-Urteil v. 14. 5. 1991 VI R 119/88, DStZ 1991, 758; Rössler, Anm.<br />

zum BFH-Urteil v. 30. 10. 1990 VIII R 42/87, DStZ 1991, 475; Wolff-Diepenbrock, Zur<br />

Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers, DStZ 1991, 295; Paus, Anm. zum BFH-Urteil v.<br />

27. 9. 1991 VI R 1/90, DStZ 1992, 211; Woring, Anm. zum BFH-Urteil v. 27. 9. 1991 VI<br />

R 1/90, KFR 1992, 81; v. Bornhaupt, Anm. zum BFH-Urteil v. 15. 1. 1993 VI R 98/88,<br />

DStZ 1993, 376; Delp, Zur Abzugsfähigkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen für <strong>de</strong>n Bezug von Tageszeitungen<br />

als Werbungskosten, Inf. 1994, 257; Völlmeke, Die Rspr. <strong>de</strong>s BFH zu § 12<br />

EStG ± Aufweichung <strong>de</strong>s Aufteilungsverbots?, DStR 1995, 745; Apitz, Ausstattung u.<br />

Einrichtung eines Arbeitszimmers nach <strong>de</strong>m EStG 1996, StBp. 1996, 159; Flies, Arbeitsmittel<br />

u. Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers ± Was wollte <strong>de</strong>r Gesetzgeber?, DStZ 1998,<br />

474; Kottke, Zum sofortigen WKAbzug bei Umwidmung bisher privat genutzter WG,<br />

DB 1998, 1255; Leister, Zur steuerlichen Abzugsfähigkeit von Aufwendungen <strong>de</strong>r Lehrer,<br />

Dozenten u. Professoren, StWa. 1998, 24; Rössler, Anm. zum BFH-Urteil v. 21. 11. 1997<br />

VI R 4/97, DStZ 1998, 798; Söhn, Ausstattungsgegenstän<strong>de</strong> eines häuslichen Arbeitszimmers<br />

u. Arbeitsmittel, FR 1998, 637; Thomas, Anm. zum BFH-Urteil v. 21. 11. 1997 VI R<br />

4/97, KFR 1998, 209; v. Bornhaupt, Arbeitsmittel beim ArbN, NWB F. 6, 4001 (1999);<br />

Müller, Die als WK absetzbaren Aufwendungen <strong>de</strong>r ArbN für Rechtsberatung, Fachliteratur<br />

u. beruflich veranlaûte Rechtsstreite, DStZ 1999, 50; Wolf, Wie spielt die Musik im<br />

Steuerrecht ± o<strong>de</strong>r: Das Musikinstrument aus steuerlicher Sicht, FR 1999, 841; Bartone,<br />

Die steuerliche Behandlung von Aufwendungen für Computer u. <strong>de</strong>ren Zubehör unter<br />

Berücksichtigung von Online-Verbindungen, Inf. 2000, 747; v. Bornhaupt, Zweifelsfragen<br />

bei Arbeitsmitteln, FR 2000, 971; Drenseck, Möglichkeiten <strong>de</strong>r ArbN zur Einsparung<br />

von LSt ± LStMerkblatt 2000 ± Beilage zu DB Nr. 1/2000; Schnei<strong>de</strong>r/Hoffmann, Steuerliche<br />

Anerkennung <strong>de</strong>s beruflich genutzten Computers, Stbg 2000, 320.<br />

Verwaltungsanordnungen: R 44 LStR 2001; H 44 LStH 2001<br />

1. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 6<br />

I. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 6<br />

EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl. I, 189): In § 16 Abs. 5 Nr. 5 wur<strong>de</strong>n die Arbeitsmittel<br />

(Werkzeuge und Berufskleidung) erstmalig als WK erwähnt, allerdings<br />

auf ArbN beschränkt.<br />

EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl. I, 1005; RStBl. I, 1261): Die Vorschrift wur<strong>de</strong>,<br />

erweitert auf alle Überschuûeinkünfte, in § 9 Satz 3 Nr. 5 übernommen. Sie<br />

galt bis zur ¾n<strong>de</strong>rung durch das StReformG 1990 als Nr. 6 unverän<strong>de</strong>rt weiter<br />

(s. auch Anm. 4).<br />

StReformG 1990 v. 25. 7. 1988 (BGBl. I, 1093; BStBl. I, 224): Die Vorschrift<br />

wur<strong>de</strong> neu gefaût. Satz 1 enthielt die Klarstellung, daû nur typische Berufskleidung<br />

Arbeitsmittel ist; Werkzeuge und typische Berufskleidung wur<strong>de</strong>n als Beispiele<br />

<strong>de</strong>s Arbeitsmittelbegriffs ausdrücklich kenntlich gemacht. Darüber hinaus<br />

wur<strong>de</strong>n die Sätze 2 und 3 angefügt. Danach galten die Regeln für gWG gem. § 6<br />

Abs. 2 sinngemäû (Satz 2) und die AfA-Verweise <strong>de</strong>r Nr. 7 sollten unberührt<br />

bleiben (Satz 3).<br />

WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Der in Satz 2 enthaltene<br />

Hinweis auf die Anwendung <strong>de</strong>r Regeln für gWG gem. § 6 Abs. 2 wur<strong>de</strong><br />

wegen <strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>n ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Nr. 7 als redaktionelle Anpassung wie<strong>de</strong>r<br />

gestrichen.<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 305<br />

530


531<br />

532<br />

§9 Anm. 531±532 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

2. Be<strong>de</strong>utung und Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 6<br />

Steuersystematik: Von <strong>de</strong>r hM wird <strong>de</strong>r Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 6 gegenüber <strong>de</strong>n Grun<strong>de</strong>rfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs<br />

gem. Abs. 1 Satz 1 zT klarstellen<strong>de</strong>, zT aber auch rechtsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung<br />

zugesprochen; letzteres vor allem mit Blick auf die Berufsbekleidungskosten sowie<br />

wegen <strong>de</strong>s üblicherweise werbungskostenschädlichen Vermögensbezugs <strong>de</strong>r<br />

Aufwendungen (vgl. zB BFH v. 20. 11. 1979 VI R 143/77, BStBl. II 1980, 73;<br />

abweichend v. 15. 5. 1981 VI R 66/78, BStBl. II, 735; v. Bornhaupt in K/S/M,<br />

§ 9 Rn. H 2). Bei zutreffen<strong>de</strong>m Verständnis <strong>de</strong>s <strong>de</strong>n WKBegriff <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong>n<br />

Veranlassungsprinzips kommt uE <strong>de</strong>r als lex specialis anzusehen<strong>de</strong>n Arbeitsmittelregelung<br />

dagegen ein ausschlieûlich klarstellen<strong>de</strong>r Aussagegehalt zu (vgl. eingehend<br />

Anm. 350, 586±588). Wegen <strong>de</strong>s rechtssystematischen Verhältnisses von<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 betr. Berufskleidung zu § 12 Nr. 1 s. Anm. 550. Zum Verhältnis<br />

von Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 zu Nr. 7 s. Anm. 532.<br />

Vermögensbezug: WG, die die stl. Qualifikation als Arbeitsmittel (AM) erlangen,<br />

verlieren dadurch nicht ihre Zugehörigkeit zum im Grundsatz stneutralen<br />

Privatvermögen (vgl. B. Meyer, DStR 1981, 131; <strong>de</strong>rs., DStR 1982, 135); aus<br />

<strong>de</strong>m Substanzbezug <strong>de</strong>r Aufwendungen läût sich uE jedoch ± wie für an<strong>de</strong>re<br />

Fallgruppen auch (zB Erhaltungsaufwendungen an Gebäu<strong>de</strong>n) ± kein konstitutiver<br />

Regelungsgehalt gegenüber Abs. 1 Satz 1 herleiten (s. Anm. 185±188). An<strong>de</strong>rs<br />

als das Betriebsvermögen bleiben Veräuûerungsgewinne und -verluste im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Verwertung von AM ± unabhängig von <strong>de</strong>r Geltendmachung<br />

von WK (zB in Gestalt <strong>de</strong>r AfA-Beträge) ± auûerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung<br />

(Ausnahme: Spekulationsgeschäfte iSd. § 23); s. auch BFH v. 15. 5. 1981 VI R<br />

66/78, BStBl. II, 735 (737); FG Nürnberg v. 20. 6. 1973, EFG 1974, 12, rkr.,<br />

betr. Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong>; wi<strong>de</strong>rsprüchlich uE Wolff-Diepenbrock in L/<br />

B/P, § 9 Rn. 383. Allgemein dazu und wegen <strong>de</strong>r daraus systembedingt resultieren<strong>de</strong>n<br />

Einschränkung <strong>de</strong>s WKUmfangs s. Anm. 185±188.<br />

Zur gedanklichen und sprachlichen Umgrenzung <strong>de</strong>r AMEigenschaft von WG<br />

wird in Rspr. u. Schrifttum teilweise vom sog. Arbeits- o<strong>de</strong>r Berufsvermögen gesprochen<br />

(vgl. BFH v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. <strong>de</strong>n nahezu<br />

ausschlieûlich beruflich genutzten Pkw eines ArbN; o. V., HFR 1986, 282;<br />

Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 382 f.; Wassermeyer, DStR 1982, 558).<br />

Die Existenz einer <strong>de</strong>rartigen Son<strong>de</strong>rform <strong>de</strong>s Privatvermögens einschl. <strong>de</strong>r daran<br />

zu knüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolgen ist allerdings äuûerst str. (eingehend Anm. 589,<br />

610; s. auch FG Berlin v. 6. 11. 1985, EFG 1986, 439, rkr., betr. die spätere Umwidmung<br />

von zunächst aus privaten Grün<strong>de</strong>n angeschafften WG). UE eröffnet<br />

die vermögensmäûige Ausson<strong>de</strong>rung erwerbsgenutzter PrivatWG als stsystematische<br />

Denkfigur neue Einsichten mit evtl. materiellen Folgen (zu <strong>de</strong>n str. Fragen<br />

s. Anm. 589, 610). Die Begriffsbildung ¹Arbeits- o<strong>de</strong>r Berufsvermögenª ist<br />

allerdings uE zu eng, da lediglich auf die Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 ausgerichtet; umfassen<strong>de</strong>r<br />

könnte von ¹Erwerbsvermögenª gesprochen wer<strong>de</strong>n.<br />

Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 6: Der Anwendungsbereich beschränkt sich nicht auf<br />

§ 19. Die Regelung gilt im Grundsatz für sämtliche Überschuûeinkunftsarten (s.<br />

dazu Anm. 544).<br />

3. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />

Verhältnis zu Nr. 4: Nr. 4 ist im Verhältnis zu Nr. 6 lex specialis. Aufwendungen<br />

für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitstätte mit einem PKW können<br />

E 306 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 532±540 §9<br />

<strong>de</strong>shalb nur nach Nr. 4 als WK geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. Entsprechen<strong>de</strong>s trifft auf<br />

Familienheimfahrten nach Nr. 5 zu (glA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 3).<br />

Verhältnis zu § 3 Nr. 30 und 31: Entschädigungen für die betriebliche Benutzung<br />

von Werkzeugen eines ArbN durch <strong>de</strong>n ArbG sind stfrei. Ein WKAbzug<br />

kommt insoweit nicht in Betracht (§ 3 c; s. auch § 3 Nr. 30 Anm. 3). Die kostenlose<br />

o<strong>de</strong>r verbilligte Überlassung typischer Berufskleidung durch <strong>de</strong>n ArbG an<br />

<strong>de</strong>n ArbN ist ebenfalls stfrei (§ 3 Nr. 31; s. Anm. 556).<br />

Verhältnis zu § 3 Nr. 45: Seit VZ 2000 ist die private Nutzung von betrieblichen<br />

PC und Telekommunikationsgeräten stfrei (s. § 3 Nr. 45 Anm. 1ff.;<br />

zu PC als WK s. Anm. 566).<br />

Verhältnis zu § 3c: Der WKAbzug ist ausgeschlossen, wenn die Kosten für<br />

das Arbeitsmittel in einem unmittelbaren wirtschaftlichen Zusammenhang mit<br />

stfreien Einnahmen stehen (FG Nds. v. 10. 6. 1999, EFG 1999, 1216, rkr., betr.<br />

Computeranlage eines Gerichtsvollziehers).<br />

Verhältnis zur AfA und § 6 Abs. 2: s. Anm. 549.<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Aufwendungen für Arbeitsmittel als Werbungskosten (Satz 1)<br />

1. Begriff <strong>de</strong>r Arbeitsmittel<br />

Eine gesetzliche Definition <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r Arbeitsmittel (AM) existiert nicht.<br />

Lediglich als Beispiele nennt das Gesetz Werkzeuge und typische Berufskleidung.<br />

Nach ständiger Rechtsprechung <strong>de</strong>s BFH sind AM solche WG, die unmittelbar<br />

<strong>de</strong>r Erledigung beruflicher bzw. sonstiger erwerbsbezogener Arbeiten dienen<br />

bzw. zu dienen bestimmt sind.<br />

BFH v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341; v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/<br />

NV 1994, 18; v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II, 348; v. 27. 9. 1991 VI R 1/90,<br />

BStBl. II 1992, 195; v. 15. 12. 1989 VI R 44/86, BStBl. II 1990, 692; v. 21. 7. 1989 VI R<br />

102/88, BStBl. II 1990, 972; v. 21. 10. 1988 VI R 18/86, BStBl. II 1987, 262.<br />

Es gilt <strong>de</strong>r allgemeine WGBegriff (s. dazu Vor §§ 4±7 Anm. 116; zum Verständnis<br />

<strong>de</strong>s WGBegriffs bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften allgemein s. Anm. 605). Die<br />

zT in <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH anzutreffen<strong>de</strong> Definition, AM seien Gegenstän<strong>de</strong>, die<br />

vom Stpfl. ausschlieûlich o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend zur Einnahmeerzielung<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 19. 4. 1991 VI R 164/87, BFH/NV 1991, 598;<br />

v. 25. 9. 1992 VI R 109/87, BStBl. II 1993, 106), berücksichtigt die wegen <strong>de</strong>s<br />

Aufteilungs- und Abzugsverbots <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 erfor<strong>de</strong>rliche Abgrenzung<br />

zu Aufwendungen für die Lebensführung, ohne jedoch inhaltlich von <strong>de</strong>r o. g.<br />

Begriffsbestimmung abzurücken.<br />

Das Unmittelbarkeitserfor<strong>de</strong>rnis (s. hierzu Anm. 152) hat <strong>de</strong>r BFH danach im<br />

Bereich <strong>de</strong>r AM nicht aufgegeben, wenngleich es zB bei <strong>de</strong>r Begriffs<strong>de</strong>finition<br />

betr. Anschaffung einer Brille fehlt (BFH v. 23. 10. 1992 VI R 31, BStBl. II<br />

1993, 193). UE kommen auch WG, die lediglich einen mittelbaren Erwerbsbezug<br />

aufweisen, bei einem nachweisbaren, <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Veranlassungszusammenhang als AM in Betracht.<br />

Bei <strong>de</strong>r Beurteilung <strong>de</strong>r AMEigenschaft wird jedoch die Frage, ob zwischen <strong>de</strong>n<br />

Aufwendungen und <strong>de</strong>r Tätigkeit ein unmittelbarer Zusammenhang besteht,<br />

überlagert durch die notwendige Abgrenzung zu Aufwendungen für die Lebensführung,<br />

die die wirtschaftliche o<strong>de</strong>r gesellschaftliche Stellung <strong>de</strong>s Stpfl. mit sich<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 307<br />

533±539<br />

540


541±542<br />

543<br />

§9 Anm. 540±543 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

bringen. Derartige Aufwendungen können, auch wenn sie zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

Berufs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tätigkeit anfallen, nach § 12 Nr. 1 Satz 2 nicht als WK abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Als AM kann ein WG nur dann angesehen wer<strong>de</strong>n, wenn feststeht,<br />

daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n Gegenstand zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend beruflich verwen<strong>de</strong>t,<br />

eine private Mitbenutzung also von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist<br />

(s. Anm. 547).<br />

Kreis <strong>de</strong>r Arbeitsmittel: Wenngleich es sich bei AM, wie auch die beispielhafte<br />

Erwähnung von Werkzeugen und Berufskleidung ver<strong>de</strong>utlicht, üblicherweise um<br />

körperliche Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt, sind uE auch immaterielle Wirtschaftsgüter (zB Rechte,<br />

wirtschaftlich konkretisierte Anwartschaften oä.) unter die AMRegelung subsumierbar.<br />

Die vom BFH gegebene Definition <strong>de</strong>r AM läût dies zu (bejahend<br />

für einen beruflich genutzten Telefonanschluû FG Nbg. v. 22. 11. 1979, EFG<br />

1980, 176, rkr.; vgl. auch v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 11; zum Verständnis<br />

<strong>de</strong>s WGBegriffs bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften allgemein s. Anm. 605; aA<br />

Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 381). Wegen <strong>de</strong>s lediglich <strong>de</strong>klaratorischen<br />

Charakters von Abs. 1 Nr. 6 im Verhältnis zum allgemeinen WKBegriff<br />

(vgl. Anm. 530) kommt dieser Streitfrage jedoch keine groûe praktische Be<strong>de</strong>utung<br />

zu (glA Wolff-Diepenbrock in L/B/P, § 9 Rn. 381).<br />

Werkzeuge sind nur beispielhaft erwähnt. Werkzeuge sind Geräte zur Bearbeitung<br />

von Werkstücken o<strong>de</strong>r Werkstoffen per Hand o<strong>de</strong>r Maschine, also Hand- o<strong>de</strong>r<br />

Maschinenwerkzeuge bzw. Hilfsmittel, die zur leichteren Handhabung, zur Herstellung<br />

o<strong>de</strong>r zur Bearbeitung eines Gegenstands verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (s. § 3<br />

Nr. 30 Anm. 6; s. auch Anm. 580).<br />

Zur Berufskleidung s. Anm. 550 ff.<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Zusammenhang zwischen Aufwendungen und Einkunftserzielung<br />

a) Aufwendungen<br />

Zu <strong>de</strong>n AMAufwendungen gehören vor allem die für <strong>de</strong>n Erwerb bzw. die Herstellung<br />

<strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n WG getätigten Beträge, wobei es sich üblicherweise<br />

um AK han<strong>de</strong>ln dürfte. Zum Aufwendungsbegriff im einzelnen gelten die Ausführungen<br />

im Rahmen <strong>de</strong>r allgemeinen WKDefinition, s. Anm. 65. Auch die<br />

mittelbar durch die erwerbsbezogene Nutzung <strong>de</strong>s WG veranlaûten Aufwendungen<br />

(zB Kreditkosten zur Kaufpreisfinanzierung eines AM, laufen<strong>de</strong> Erhaltungsaufwendungen,<br />

Reisekosten zur Beschaffung von AM) können abziehbar<br />

sein (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 26).<br />

Aufwendungen durch Dritte stellen beim Einkunftserzieler WK dar, falls <strong>de</strong>r<br />

Dritte sie lediglich zur Verkürzung <strong>de</strong>s Zahlungswegs an <strong>de</strong>n Empfänger zahlt<br />

und sie <strong>de</strong>m Dispositionsbereich <strong>de</strong>s Stpfl. zuzuordnen sind. Der BFH hat die<br />

Abziehbarkeit <strong>de</strong>s echten Drittaufwands (Schuldner <strong>de</strong>r Verbindlichkeit ist <strong>de</strong>r<br />

Dritte) verneint (Beschl. <strong>de</strong>s Groûen Senats <strong>de</strong>s BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97,<br />

BStBl. II 1999, 782, zu C. IV. c; BFH v. 7. 6. 2000 III R 82/92, BFH/NV 2000,<br />

1462).<br />

Der Grundsatz, daû Üblichkeit, Notwendigkeit o<strong>de</strong>r Zweckmäûigkeit von Aufwendungen<br />

keine Elemente <strong>de</strong>s WKBegriffs sind, gilt auch für die AM (s.<br />

Anm. 201). Allerdings ist zu beachten, daû <strong>de</strong>r Angemessenheitsvorbehalt <strong>de</strong>s<br />

§ 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7 auch im Regelungsbereich <strong>de</strong>r WK anzuwen<strong>de</strong>n ist (§ 9<br />

Abs. 5; s. § 4 Anm. 1603). Wegen <strong>de</strong>r Einzelheiten, insbes. <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Ange-<br />

E 308 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 543±546 §9<br />

messenheit, s. die Erl. zu § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7(§4Anm. 1621 ff.). Der Verlust<br />

o<strong>de</strong>r die Beschädigung von AM führt zu WK, soweit nicht die AHK selbst bereits<br />

einkunftsmin<strong>de</strong>rnd berücksichtigt wor<strong>de</strong>n sind (s. Anm. 193).<br />

b) Zusammenhang mit Einkunftserzielung<br />

Erwerbsbezogene Veranlassung: Die <strong>de</strong>n allgemeinen WKBegriff <strong>de</strong>finieren<strong>de</strong>n<br />

Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips mit ihrer objektiven und subjektiven<br />

Inhaltskomponente gelten auch für die AMAufwendungen (s. allgemein zum<br />

Veranlassungsprinzip Anm. 130±139, zur Veranlassung Anm. 140±143, zum<br />

Veranlassungszusammenhang 145±154). Danach setzt die AMQualifikation voraus,<br />

daû die Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>s WG nachweisbar im wesentlichen<br />

durch eine auf Einkunftserzielung ausgerichtete Tätigkeit veranlaût ist; es<br />

schlieût sich idR eine erwerbsbezogene Nutzung an (B. Meyer, DStR 1982,<br />

134).<br />

Zum Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r auch im AMBereich anzutreffen<strong>de</strong>n Fehlaufwendungen s.<br />

allgemein Anm. 165 und zur Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r Privatsphäre s.<br />

Anm. 547 (zu Fehlaufwendungen s. auch v. Bornhaupt, FR 2000, 971).<br />

Bezug zu einer Einkunftsart: Abs. 1 Nr. 6 gilt rechtssystematisch einheitlich<br />

für alle vier Überschuûeinkunftsarten.<br />

Beispiele: Werkzeuge, Büromaterial o<strong>de</strong>r rein erwerbsbezogen genutzte Schreibmaschine<br />

eines Vermieters; Fachbücher und Fachzeitschriften eines Wertpapierinhabers<br />

o<strong>de</strong>r Rentenbeziehers; nicht durch eine Aufwandsentschädigung abge<strong>de</strong>ckte AM eines<br />

Abgeordneten.<br />

Ungeachtet <strong>de</strong>ssen ist festzustellen, daû die Probleme <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis<br />

schwerpunktmäûig bei <strong>de</strong>n Einkünften <strong>de</strong>s § 19 liegen.<br />

Steht ein als AM qualifiziertes WG im Zusammenhang mit mehreren Einkunftsarten<br />

(zB Verwendung eines Computers im Rahmen <strong>de</strong>r Einkunftsarten <strong>de</strong>s<br />

§ 19 und <strong>de</strong>s § 21), so ist uE ± falls es an einem dominanten Beziehungszusammenhang<br />

entsprechend <strong>de</strong>m Wesentlichkeitsgrundsatz fehlt ± wegen <strong>de</strong>s einkunftsartenspezifisch<br />

ausgestalteten Leistungsfähigkeitsprinzips eine ggf. schätzungsweise<br />

Aufteilung vorzunehmen (glA Woring in L/B/P, § 9 Rn. 395; BFH<br />

v. 15. 12. 1967 VI R 151/67, BStBl. II 1968, 375). § 12 Nr. 1 Satz 2 steht <strong>de</strong>m<br />

nicht entgegen, da es um eine Zuordnungsfrage im Binnenbereich <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />

geht (allgemein auch Anm. 179).<br />

Zeitlicher Zusammenhang: Der Erwerbsbezug von AMAufwendungen kann<br />

sich ± entsprechend <strong>de</strong>m allgemeinen WKBegriff ± in einer geplanten, laufen<strong>de</strong>n<br />

o<strong>de</strong>r zurückliegen<strong>de</strong>n steuerrelevanten Tätigkeit manifestieren. Auch vorab<br />

entstan<strong>de</strong>ne u. vergebliche Aufwendungen zur Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />

von AM kommen entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Tatbestandsvoraussetzungen<br />

als WK gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 in Betracht (s. allgemein Anm. 161±172).<br />

Zur Unterbrechung <strong>de</strong>r Einkunftserzielung s. Anm. 167 und zum Wechsel <strong>de</strong>s<br />

Veranlassungszusammenhangs s. Anm. 183.<br />

Einstweilen frei.<br />

c) Abgrenzung zur Privatsphäre<br />

Die Zugehörigkeit zu <strong>de</strong>n AM kann idR für solche WG leicht bejaht wer<strong>de</strong>n, die<br />

bereits ihrer Art o<strong>de</strong>r ihrem objektiven Charakter nach <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen<br />

Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. zu dienen bestimmt sind (zB berufsspezifische Werkzeuge<br />

eines ArbN). Dagegen ist bei WG, die auch <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung<br />

dienen können, die Zugehörigkeit zu <strong>de</strong>n AM oft umstritten. Nach stRspr. sind<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 309<br />

544<br />

545<br />

546


§9 Anm. 546 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

AM solche WG, die unmittelbar <strong>de</strong>r Erledigung <strong>de</strong>r beruflichen Arbeiten dienen<br />

und <strong>de</strong>ren Einsatz eine sinnvolle und effektive Erledigung <strong>de</strong>r berufsbedingten<br />

Arbeiten ermöglicht bzw. för<strong>de</strong>rt. Dabei ist grundsätzlich <strong>de</strong>r tatsächliche Verwendungszweck<br />

<strong>de</strong>s WG im Einzelfall entschei<strong>de</strong>nd. Bei <strong>de</strong>r Anschaffung von<br />

solchen WG, die ihrer Art nach auch im Rahmen <strong>de</strong>r privaten Lebensführung<br />

verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n (zB Computer, Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik), kommt<br />

eine Anerkennung als WK nur in Betracht, wenn feststeht, daû <strong>de</strong>r ArbN <strong>de</strong>n<br />

Gegenstand weitaus überwiegend beruflich verwen<strong>de</strong>t hat, eine private Mitbenutzung<br />

also von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist. Die Beurteilung dieser<br />

Frage hängt grundsätzlich von <strong>de</strong>r tatsächlichen Zweckbestimmung und Funktion<br />

<strong>de</strong>s WG im Einzelfall ab. Da die private Nutzung gegenüber <strong>de</strong>r festgestellten<br />

beruflichen von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein muû, ist zunächst <strong>de</strong>r<br />

Umfang <strong>de</strong>r jeweiligen Nutzung zu ermitteln. Die Bestimmung <strong>de</strong>r Unschädlichkeitsgrenze<br />

für eine private Mitbenutzung ist uE eine Wertungsfrage im Einzelfall.<br />

Aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Verwaltungsvereinfachung ist die teilweise im Schrifttum<br />

zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong> 10 vH-Bagatellgrenze für <strong>de</strong>n privaten Nutzungsanteil als vom<br />

Stpfl. im Einzelfall wi<strong>de</strong>rlegbare Orientierungsleitlinie geeignet (die 10 vH-<br />

Grenze wird ausdrücklich offengelassen in BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83,<br />

BStBl. II 1987, 262 ± ein privater Nutzungsanteil von 15,5 vH ist danach jedoch<br />

schädlich ± und in BFH v. 25. 9. 1992 VI R 109/87, BStBl. II 1993, 106; s. auch<br />

v. Bornhaupt, FR 2000, 971; <strong>de</strong>rs. in K/S/M, § 9 Rn. H 8; Woring in L/B/P,<br />

§ 9 Rn. 393). Das gelegentliche Ausleihen eines AM an Kollegen ist dabei allein<br />

nicht als wesentliche private Mitveranlassung zu beurteilen (BFH v. 15. 5. 1981<br />

VI R 66/78, BStBl. II, 735).<br />

Ist die private Mitbenutzung von nicht ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung, so gehören<br />

nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH grundsätzlich die gesamten Aufwendungen zu<br />

<strong>de</strong>n nach § 12 Nr. 1 Satz 2 nichtabziehbaren Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung (s. aber<br />

Anm. 179 u. § 12 Anm. 66 f.). Der BFH erklärt eine Aufteilung sog. gemischter<br />

Aufwendungen (s. Anm. 175 ff.) in nicht abziehbare Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung<br />

und in WK ausnahmsweise nur dann für zulässig, wenn objektive Merkmale und<br />

Unterlagen eine zutreffen<strong>de</strong> und leicht nachprüfbare Trennung ermöglichen<br />

und wenn auûer<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r erwerbsbezogene Nutzungsanteil nicht von untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung ist.<br />

BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17; v. 29. 1. 1971 VI R 31/68, BStBl. II,<br />

327; v. 29. 1. 1971 VI R 6/68, BStBl. II, 159; v. 29. 4. 1977 VI R 208/75, BStBl. II, 716;<br />

v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987,<br />

262; v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/NV 1994, 18; v. 22. 9. 1995 VI R 40/95, BFH/<br />

NV 1996, 207; v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341.<br />

Objektiver Charakter: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH spielt bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung<br />

zur Feststellung <strong>de</strong>s Verwendungszwecks <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s WG<br />

eine groûe Rolle. So ist das Gericht im Rahmen <strong>de</strong>r freien Beweiswürdigung<br />

auch zur Beachtung von Erfahrungssätzen (aus <strong>de</strong>r Lebenserfahrung abgeleitete<br />

Regeln zur Beurteilung o<strong>de</strong>r Feststellung von Tatsachen) aufgerufen. Solche Erfahrungssätze<br />

(zB daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig auch im<br />

privaten Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n) können nur entkräftet wer<strong>de</strong>n, wenn ein<br />

Beteiligter die ernsthafte Möglichkeit darlegt, daû im konkreten Einzelfall eine<br />

vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong> Gestaltung vorliegt. Allein die bloûe Behauptung<br />

über das Vorliegen eines Ausnahmesachverhalts vermag eine gewisse<br />

Wahrscheinlichkeit für die Richtigkeit <strong>de</strong>s Vorbringens nicht zu begrün<strong>de</strong>n. Aus<br />

Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stl. Gerechtigkeit sind Aufwendungen für die Anschaffung eines<br />

AM zu <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zu rechnen, wenn nicht nachprüfbar<br />

o<strong>de</strong>r klar erkennbar ist, ob <strong>de</strong>r Gegenstand weitaus überwiegend <strong>de</strong>m Beruf<br />

E 310 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 546±548 §9<br />

dient (BFH v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II, 348). Hiervon scheinbar abweichend<br />

kommt es nach Auffassung <strong>de</strong>s IV. Senats <strong>de</strong>s BFH grundsätzlich weniger<br />

auf <strong>de</strong>n objektiven Charakter <strong>de</strong>s angeschafften Gegenstands an, als vielmehr<br />

auf seine Funktion im Einzelfall, also auf <strong>de</strong>n tatsächlichen Verwendungszweck.<br />

Letztlich stellt aber auch <strong>de</strong>r IV. Senat auf <strong>de</strong>n objektiven Charakter ab, in<strong>de</strong>m<br />

er zB zwischen Fachbüchern und Büchern schöngeistigen Inhalts unterschei<strong>de</strong>t<br />

(BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91, BStBl. II, 1015).<br />

Tatsächliche Zweckbestimmung: Die Formulierung <strong>de</strong>s BFH läût offen, ob<br />

es bei <strong>de</strong>r Würdigung <strong>de</strong>r AMEigenschaft auf die Verwendungsabsicht bei <strong>de</strong>r<br />

Anschaffung/Herstellung o<strong>de</strong>r auf die tatsächliche spätere Nutzung <strong>de</strong>s WG<br />

ankommt (glA Woring in L/B/P, § 9 Rn. 392). Wegen <strong>de</strong>r uE materiellrechtlich<br />

subjektiven Ausrichtung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips (s. Anm. 149) ist <strong>de</strong>r beabsichtigte<br />

Einsatz <strong>de</strong>s WG in Grenzfällen (zB bei Fehlaufwendungen) entschei<strong>de</strong>nd,<br />

wobei die subjektive Erwerbsabsicht zum Verausgabungszeitpunkt nachweisbar<br />

sein muû (aA BFH v. 21. 3. 1975 VI R 131/73, BStBl. II, 641; v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 21). Bei einer späteren zweckentfrem<strong>de</strong>ten<br />

Verwendung eines mehrjährig nutzbaren AM o<strong>de</strong>r atypischem Geschehensablauf<br />

kommt eine nutzungsbedingte Korrektur in Betracht (s. Anm. 183).<br />

d) Nachweis <strong>de</strong>s Erwerbsbezugs<br />

Gemäû <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln (vgl. hierzu Anm. 55) muû <strong>de</strong>n Nachweis<br />

<strong>de</strong>r entstan<strong>de</strong>nen Aufwendungen <strong>de</strong>r Art und Höhe nach sowie <strong>de</strong>r ausschlieûlich<br />

erwerbsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>r Stpfl. führen, <strong>de</strong>r die Aufwendungen<br />

stmin<strong>de</strong>rnd geltend macht (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987,<br />

262). Dabei gilt im finanzgerichtlichen Verfahren <strong>de</strong>r in § 96 Abs. 1 Satz 1 FGO<br />

verankerte Grundsatz <strong>de</strong>r freien Beweiswürdigung, wobei das Gericht zur Beachtung<br />

von Erfahrungssätzen aufgerufen ist und <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s<br />

WG für die Feststellung <strong>de</strong>r tatsächlichen Zweckbestimmung und Funktion eine<br />

groûe Rolle spielt. Die allgemeine Feststellung <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung reicht<br />

nicht aus. Erfor<strong>de</strong>rlich ist die Ermittlung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r jeweiligen Nutzung,<br />

wobei eine nach <strong>de</strong>r Lebenserfahrung anzunehmen<strong>de</strong> und nicht wi<strong>de</strong>rlegte<br />

geringe private Nutzung dann be<strong>de</strong>utungslos wer<strong>de</strong>n kann, wenn ihr eine beson<strong>de</strong>rs<br />

intensive berufliche Verwendung gegenübersteht (BFH v. 27. 9. 1991 VI R<br />

1/90, BStBl. II 1992, 195). Von Seiten <strong>de</strong>s Stpfl. wer<strong>de</strong>n hierfür genaue, <strong>de</strong>taillierte<br />

Angaben insbes. zum Inhalt und <strong>de</strong>n äuûeren Bedingungen <strong>de</strong>s Beschäftigungsverhältnisses<br />

bzw. <strong>de</strong>r beruflichen Tätigkeit, ggf. auch zum Arbeitsplatz,<br />

zum Lebenszuschnitt und seinen sonstigen Interessen zu machen sein.<br />

Wenngleich die Heranziehung <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung als materielle<br />

Typisierung uE problematisch ist, wird sich ein solches Vorgehen insbes. in <strong>de</strong>n<br />

Fällen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. ± häufig wegen <strong>de</strong>s zT unverhältnismäûigen Aufwands<br />

± nicht bereit o<strong>de</strong>r nicht in <strong>de</strong>r Lage ist, die nahezu ausschlieûlich berufliche<br />

Nutzung nachzuweisen bzw. zumin<strong>de</strong>st glaubhaft zu machen, nicht vermei<strong>de</strong>n<br />

lassen.<br />

e) Pauschalen und Nichtbeanstandungsgrenzen<br />

Für Aufwendungen für AM bis zu einem Höchstbetrag von 200 DM wird von<br />

<strong>de</strong>r FinVerw. vielfach auf einen Einzelnachweis verzichtet. Jedoch beruht diese<br />

Handhabung lediglich auf innerdienstlichen Anweisungen (sog. Nichtbeanstandungsgrenzen).<br />

Diese sollen <strong>de</strong>n Verwaltungsaufwand begrenzen, ohne aber<br />

einen Vertrauensschutz dahingehend zu begrün<strong>de</strong>n, daû sie <strong>de</strong>n Stpfl. von <strong>de</strong>r<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 311<br />

547<br />

548


549<br />

§9 Anm. 548±549 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Belegsammlung und <strong>de</strong>r Aufbewahrungsverpflichtung befreien, und zwar auch<br />

dann, wenn in <strong>de</strong>n Vorjahren Aufwendungen ohne Einzelnachweis anerkannt<br />

wur<strong>de</strong>n. Im finanzgerichtlichen Verfahren gibt es keinen Rechtssatz, wonach es<br />

für <strong>de</strong>n Nachweis geringfügiger Aufwendungen ausreicht, daû <strong>de</strong>ren Entstehung<br />

<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach glaubwürdig ist (FG Bran<strong>de</strong>nb. v. 25. 2. 1999, EFG 1999,<br />

601, rkr.; s. auch § 9 a Anm. 78).<br />

III. Nr. 7 bleibt unberührt (Satz 2)<br />

Wegen <strong>de</strong>s Verweises in Nr. 6 Satz 2 auf Nr. 7 gelten <strong>de</strong>ren Regelungen auch für<br />

Arbeitsmittel (AM). Danach sind zum einen die AfA-Regeln <strong>de</strong>s § 7 zu beachten<br />

(Nr. 7 Satz 1). Im übrigen ist die Bewertungsfreiheit <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2 zu berücksichtigen<br />

(Nr. 7 Satz 2). Stsystematisch betrachtet hat die Regelung <strong>de</strong>r Nr. 7,<br />

und damit insbes. die AfA-Regelung, Vorrang vor Nr. 6 (BFH v. 16. 2. 1990 VI<br />

R 85/87, BStBl. II, 883).<br />

Vorrang <strong>de</strong>r AfA-Regelung (Nr. 7 Satz 1): Grundsätzlich gilt für die zeitliche<br />

Berücksichtigung von AMAufwendungen ± wie für alle an<strong>de</strong>ren WKArten ± das<br />

Abfluûprinzip <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 (zB bei nicht abnutzbaren AM o<strong>de</strong>r gWG).<br />

Han<strong>de</strong>lt es sich bei <strong>de</strong>n AM iSd Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 allerdings um abnutzbare<br />

WG, <strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung durch <strong>de</strong>n Stpfl. sich erfahrungsgemäû<br />

über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr erstreckt und die keine gWG darstellen,<br />

so sind die getätigten AHK (zu Ermittlung und Umfang s. Anm. 608, 609)<br />

auf die voraussichtliche Nutzungsdauer mit <strong>de</strong>n jährlichen AfA-Beträgen zu verteilen.<br />

Bei als AM anerkannten WG mit einer zeitlich begrenzten Nutzung haben die<br />

Stpfl. daher die Möglichkeit, eine wirtschaftliche o<strong>de</strong>r eine technische AfA unabhängig<br />

voneinan<strong>de</strong>r geltend zu machen. Zur AfA bei alten Musikinstrumenten s.<br />

Anm. 574.<br />

Auch eine Absetzung für auûergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung gem.<br />

Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 5 ist betr. AM zulässig, falls das die Abschreibung<br />

auslösen<strong>de</strong> scha<strong>de</strong>nsbegrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Ereignis nicht ausnahmsweise<br />

<strong>de</strong>m privaten Bereich zuzuordnen ist.<br />

BFH v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. die Anerkennung einer technischen<br />

AfaA bei <strong>de</strong>r Entwendung u. Beschädigung eines zu 95 vH beruflichen Zwecken<br />

dienen<strong>de</strong>n Pkw.; vgl. auch die Abgrenzungshinweise von Offerhaus, StBp. 1983, 213 f.<br />

§ 7 Abs. 1 Satz 6 Halbs. 2 kommt nicht zur Anwendung. Zur AfA-Zurechnung<br />

bei unentgeltlicher Nutzung s. grds. Anm. 47 u. Anm. 535 betr. gWG. Die AfA<br />

en<strong>de</strong>t spätestens mit <strong>de</strong>r Aufgabe <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen Nutzung <strong>de</strong>s WG.<br />

Vereinfachungswahlrecht bei innerjährlicher AMAnschaffung o<strong>de</strong>r -herstellung: Gem. R 44<br />

Satz 3 LStR 2001 kann aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n bei Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />

eines AM in <strong>de</strong>r ersten Jahreshälfte die volle, bei Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung<br />

in <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte die halbe Jahres-AfA einkünftemin<strong>de</strong>rnd geltend<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Geringwertige Wirtschaftsgüter:<br />

P Vereinfachungswahlrecht: Die frühere, seit 1975 gelten<strong>de</strong> Verwaltungsregelung<br />

(Abschn. 84 a EStR aF) zur Anwendung <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2 betr. die Vollabsetzung<br />

gWG, die <strong>de</strong>r BFH nicht zugelassen hatte (v. 8. 11. 1963 VI 43/63, BStBl. III<br />

1964, 36; v. 8. 2. 1974 VI R 326/70, BStBl. II, 306), wur<strong>de</strong> durch die Ergänzung<br />

in Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 Satz 2 (neu eingefügt durch WoBauFG v. 22. 12. 1989) ab<br />

1990 auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Da es sich um ein Wahlrecht han-<br />

E 312 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 549±vor 550 §9<br />

<strong>de</strong>lt, kann anstelle <strong>de</strong>r Vollabsetzung im Verausgabungsjahr eine zeitliche Verteilung<br />

auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG beginnend mit <strong>de</strong>m Jahr<br />

<strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung (§ 9a EStDV) wie im Gewinnermittlungsbereich<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

P Kreis <strong>de</strong>r gWG: § 6 Abs. 2 betrifft abnutzbare bewegliche WG, <strong>de</strong>ren AHK<br />

800 DM nicht übersteigen, wobei stets vom reinen Warenpreis ohne Vorsteuer<br />

(USt.) auszugehen ist. Dies gilt auch für WG <strong>de</strong>s Privatvermögens, die wie AM<br />

für Überschuûeinkünfte genutzt wer<strong>de</strong>n (s. § 9b ¹Geringwertige Anlagegüterª<br />

Anm. 80; § 6 Anm. 1263; R 44 Satz 1 LStR 2001). Der Wortlaut <strong>de</strong>s § 6 Abs. 2<br />

Satz 1 ist uE insoweit ein<strong>de</strong>utig. Zur selbständigen Nutzungsfähigkeit von WG<br />

nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 u. 3 (Be<strong>de</strong>utung, Begriff und Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit) s. § 6 Anm. 1270 ff. (zu Computer-Anlagen § 6<br />

Anm. 1276 aE). Zum ABC <strong>de</strong>r gWG s. § 6 Anm. 1300.<br />

Str. ist die sofortige Vollabschreibung bei <strong>de</strong>r Umwidmung von zunächst nicht<br />

zur Einkunftserzielung genutzten WG, <strong>de</strong>ren Restwert (AHK abzüglich fiktiver<br />

AfA für die Zeit vor <strong>de</strong>r Umwidmung) im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Umwidmung 800 DM<br />

nicht übersteigt. Im Schrifttum wird unter Hinweis auf <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Gesetzes,<br />

das nur von Anschaffung und Herstellung spricht, <strong>de</strong>r Sofortabzug von zur<br />

Einkunftserzielung umgewidmeten WG zT abgelehnt (Schmidt/Drenseck XX.<br />

§ 9 Rn. 177). Der BFH hat die Frage für die vor 1990 gelten<strong>de</strong> Rechtslage zwar<br />

bejaht, aber ausdrücklich offengelassen, ob ab 1990 im Hinblick auf § 9 Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 7 idF <strong>de</strong>s WoBauFG v. 22. 12. 1989 etwas an<strong>de</strong>res gilt (v. 16. 2. 1990<br />

VI R 85/87, BStBl. II, 883; bejahend: FG Thüringen v. 16. 2. 1994, EFG 1994,<br />

788, rkr., weil einlageähnlicher Vorgang und Vereinfachung beabsichtigt; H 44<br />

LStH 2001; Kottke, DB 1998, 1255; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 34).<br />

UE entspricht die Umwidmung bei wirtschaftlicher Betrachtung <strong>de</strong>r Einlage eines<br />

WG, für das im Jahr <strong>de</strong>r erstmaligen Verwendung als AM die ursprünglichen<br />

AK als WK sofort abgezogen wer<strong>de</strong>n können, wenn sie unter <strong>de</strong>r 800-DM-<br />

Grenze liegen (s. § 6 Anm. 1293 aE; ebenso Schmidt/Glanegger XX. § 6<br />

Rn. 459). Gleiches gilt uE in Anlehnung an § 11 d EStDV bei geringwertigen<br />

AM, die <strong>de</strong>r Stpfl. unentgeltlich erlangt hat, falls nicht bereits <strong>de</strong>r Rechtsvorgänger<br />

die Bewertungsfreiheit in Anspruch genommen hat (glA Kottke aaO, <strong>de</strong>r allerdings<br />

auch bei mehrmaligen Schenkungen Sofortabschreibungen für möglich<br />

hält, falls kein Scheingeschäft vorliegt).<br />

P Formvoraussetzungen: Die sofortige Absetzbarkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen für gWG<br />

im WKBereich ist von keinerlei formellen Voraussetzungen abhängig. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

braucht kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2 Satz 4 geführt zu wer<strong>de</strong>n, weil in<br />

Nr. 7 darauf nicht verwiesen wird.<br />

IV. Wichtige Anwendungsfälle <strong>de</strong>r Nr. 6 (Arbeitsmittel)<br />

1. Typische Berufskleidung<br />

Schrifttum: Kottke, Zur Abzugsfähigkeit von Aufwendungen für Kleidung, StBp. 1977,<br />

154; Fischer, Anm. zu <strong>de</strong>n BFH-Urteilen v. 20. 11. 1979 VI R 25/78 u. VI R 143/77, DB<br />

1980, 1373; Söhn, Bürgerliche Kleidung, typische Berufskleidung u. WK, FR 1980, 301;<br />

Gorski, Zur Abzugsfähigkeit gemischter Aufwendungen, DStZ 1981, 117; Apitz, Aufwendungen<br />

für Berufskleidungen, FR 1982, 191; Dostmann, Der Begriff ¹Berufskleidungª in<br />

<strong>de</strong>r Finanzrechtsprechung, BB 1987, 1296; Fischer, Zum steuerlichen Begriff <strong>de</strong>r Berufskleidung<br />

± ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Rspr.? DB 1987, 1968; Rössler, Anm. zum BFH-Urteil v.<br />

6. 7. 1989 IV R 91±92/87, FR 1990, 247; Allgaier, Die Gar<strong>de</strong>robe im Steuerrecht, DStZ<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 313


550<br />

551<br />

§9 Anm. 550±551 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

1991, 528; Offerhaus, Anm. zum BFH-Urteil v. 6. 12. 1990 IV R 65/90, StBp. 1991, 95;<br />

Richter, Immer ¾rger mit <strong>de</strong>r Berufskleidung, typisch!, DStR 1991, 1413; Schall, Anm.<br />

zum BFH-Urteil v. 6. 12. 1990 IV R 65/90, KFR 1991, 157; v. Bornhaupt, Anm. zu <strong>de</strong>n<br />

BFH-Urteilen v. 29. 6. 1993 VI R 77/91 u. VI R 53/92, BB 1993, 2431; Richter, Steuerfragen,<br />

wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, DStR 1993, 1695; Rössler, WK für<br />

Reinigung <strong>de</strong>r Berufskleidung u. Verpflegungsmehraufwand im Licht <strong>de</strong>r jüngsten Rspr.,<br />

FR 1995, 178; Gast-<strong>de</strong> Haan, Anm. zum BFH-Urteil v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, KFR<br />

1996, 215; Ritzrow, Abgrenzung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung von <strong>de</strong>n BA u. WK ±<br />

Aufwendungen für Kleidung, StWa. 1998, 210; s. auch Anm. 580 ¹Sportsachenª.<br />

a) Grundsätze<br />

Aufwendungen eines Stpfl. für Bekleidung gehören im Normalfall auch bei<br />

einer gewissen Erwerbsnähe ebenso wie etwa Wohnungs- und Verpflegungsaufwendungen<br />

zu <strong>de</strong>n nicht abziehbaren Lebensführungskosten gem. § 12 Nr. 1.<br />

Derartige gemischte Aufwendungen stehen typischerweise vorrangig mit <strong>de</strong>r<br />

Privatsphäre im Zusammenhang; das richterrechtlich auf <strong>de</strong>r Grundlage <strong>de</strong>s<br />

§ 12 Nr. 1 Satz 2 geschaffene Aufteilungs- und Abzugsverbot bei fehlen<strong>de</strong>n objektivierbaren<br />

Trennungsmaûstäben wird bei <strong>de</strong>r Rechtsanwendung strikt zur<br />

Geltung gebracht (krit. dazu Anm. 179 mwN). Die stl. Berücksichtigung solcher<br />

üblichen Bekleidungsaufwendungen erfolgt nicht bei <strong>de</strong>r Einkünfteermittlung, son<strong>de</strong>rn<br />

ver<strong>de</strong>ckt durch die StFreiheit <strong>de</strong>s sog. Existenzminimums, insbes. <strong>de</strong>n<br />

Grundfreibetrag gem. § 32 a Abs. 1 Nr. 1.<br />

Als Ausnahme zum o. g. Grundsatz hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6<br />

erläuternd zur AMRegelung festgelegt, daû Aufwendungen für typische Berufskleidung<br />

WK sind. Hier tritt <strong>de</strong>r berufliche Bezug <strong>de</strong>rart in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgrund,<br />

daû <strong>de</strong>r Bezug zur allgemeinen Lebensführung nach <strong>de</strong>m Willen <strong>de</strong>s Gesetzgebers<br />

für die Einkommensbesteuerung vernachlässigt wer<strong>de</strong>n kann (BFH v. 29. 6.<br />

1993 VI R 77/91, BStBl. II, 837). Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 stellt insofern eine konstitutive<br />

Regelung dar, die die typische Berufskleidung in <strong>de</strong>n WKBereich verlagert<br />

und die Anwendbarkeit <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots <strong>de</strong>s § 12 insoweit<br />

als spezialgesetzliche Norm verdrängt (BFH v. 29. 6. 1993 VI R 53/92,<br />

BStBl. II, 838 mwN).<br />

b) Begriff <strong>de</strong>r typischen Berufskleidung<br />

Zur typischen Berufskleidung gehören nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH solche Kleidungsstücke,<br />

die ihrer Beschaffenheit nach objektiv nahezu ausschlieûlich nur<br />

für die berufliche Nutzung bestimmt und geeignet und wegen <strong>de</strong>r Eigenart <strong>de</strong>s<br />

Berufs nötig sind (BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202). Kleidungsstücke,<br />

<strong>de</strong>ren Benutzung als normale bürgerliche Kleidung im Rahmen <strong>de</strong>s<br />

Möglichen und Üblichen liegt, schei<strong>de</strong>t als typische Berufskleidung aus. Mit <strong>de</strong>r<br />

Begrenzung auf typische Berufskleidung wollte <strong>de</strong>r Gesetzgeber <strong>de</strong>n WKAbzug<br />

auf solche Berufskleidung beschränken, bei <strong>de</strong>r offensichtlich ist, daû sie im<br />

wesentlichen nur für die berufliche Verwendung geeignet ist und damit eine<br />

Kollision zur privaten Lebensführung und zum privaten Beklei<strong>de</strong>tsein von vornherein<br />

ausschlieût.<br />

Eine geringfügige private Mitbenutzung typischer Berufskleidung ist unbeachtlich<br />

(BFH v. 4. 2. 1972 VI R 256/68, BStBl. II, 579; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77,<br />

BStBl. II, 519). Eine private Mitbenutzung von 15,5 vH ist nicht mehr geringfügig,<br />

so daû ein WKAbzug insgesamt ausschei<strong>de</strong>t (BFH v. 21. 11. 1986 VI R<br />

173/83, BStBl. II 1982, 262).<br />

E 314 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 551±552 §9<br />

Beispiele für typische Berufskleidung: Büromäntel von Architekten, Ingenieuren,<br />

technischen Zeichnern, sonstigen Büroangestellten ua., nicht jedoch sog. Sommerstaubmäntel<br />

(vgl. BFH v. 24. 4. 1956 1228/55 U, BStBl. III, 195; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77<br />

aaO); weiûer Arzt- o<strong>de</strong>r Apothekerkittel (s. auch FG Hbg. v. 28. 11. 1986, EFG 1987,<br />

396, rkr., betr. weiûe Hosen, Hem<strong>de</strong>n u. Socken eines Arztes; aA FG Hbg. v.<br />

11. 9. 1987, EFG 1988, 116, rkr., u. FG München v. 30. 6. 1987, EFG 1988, 300, rkr.);<br />

graue Arbeitsmäntel technischer Kaufleute, die bei Arbeiten in Lager- u. Fabrikationsräumen<br />

zum Schutz gegen Verschmutzung getragen wer<strong>de</strong>n (FG Stuttg. v. 10. 7. 1962,<br />

EFG 1963, 40, rkr.); Monteuranzüge; Zunftkleidung <strong>de</strong>r Handwerker; Arbeitskleidung<br />

<strong>de</strong>r Bergleute u. Schornsteinfeger; Artistengar<strong>de</strong>robe; typische Schutzkleidung <strong>de</strong>r Kanalarbeiter<br />

o<strong>de</strong>r Schiffer; Lichtschutzbrille <strong>de</strong>s Flugpersonals (FG Hbg. v. 17. 1. 1972,<br />

EFG 1972, 329, rkr.; s. auch Anm. 580 ¹Brilleª); Uniformen von Soldaten (BFH v.<br />

4. 2. 1972 VI R 256/68, BStBl. II, 379; v. 9. 3. 1979 VI R 171/77 aaO; v. 20. 11. 1979<br />

VI R 25/78 aaO), Polizisten, Stewar<strong>de</strong>ssen, Pförtnern, Hotelpagen oä. (vgl. Hinweise<br />

bei Offerhaus, StBp. 1980, 68); Talar eines Geistlichen; Robe u. Barett <strong>de</strong>r Richter u.<br />

Rechtsanwälte (BFH v. 24. 1. 1958 VI 278/56 U, BStBl. III, 117; v. 3. 7. 1959 VI 60/57<br />

U, BStBl. III, 328); Sportkleidung (Turnschuhe, Turnhose, Trainingsanzüge usw.) <strong>de</strong>r<br />

Sportlehrer u. sonstigen Erzieher, falls die private Mitbenutzung von ganz untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung ist (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262; eingehend<br />

dazu Anm. 580 ¹Sportsachenª).<br />

Die aufgezählten Beispiele zeigen, daû in <strong>de</strong>r Praxis im wesentlichen solche<br />

Kleidungsstücke zur typischen Berufskleidung zu rechnen sind, die berufstypisch<br />

die Funktion entwe<strong>de</strong>r einer Schutzkleidung o<strong>de</strong>r einer Art Uniform erfüllen.<br />

Dabei erlangt bürgerliche Kleidung nicht allein dadurch <strong>de</strong>n Charakter<br />

von typischer Berufskleidung, daû <strong>de</strong>r ArbG das Tragen <strong>de</strong>r Kleidung (zB Lo<strong>de</strong>nmantel<br />

eines Forstbeamten) angewiesen o<strong>de</strong>r mit einem Dienstabzeichen<br />

versehen hat, wenn dadurch eine Nutzung im privaten Bereich nicht nahezu ausgeschlossen<br />

ist (BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202).<br />

c) Abgrenzung zur bürgerlichen Kleidung<br />

Die Rspr. versteht unter bürgerlicher Kleidung solche Kleidungsstücke, die entsprechend<br />

<strong>de</strong>n regionalen und zeitlichen Gepflogenheiten von <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />

im täglichen Leben üblicherweise sowohl beruflich als auch privat getragen wer<strong>de</strong>n<br />

können, zB weiûe Hem<strong>de</strong>n, normale Hosen und Anzüge, schwarze Schuhe<br />

uä. Damit im Zusammenhang stehen<strong>de</strong> Aufwendungen bewirken keinen<br />

WKAbzug, auch wenn feststeht, daû die Kleidungsstücke ausschlieûlich bei <strong>de</strong>r<br />

Berufsausübung benutzt und verschlissen wer<strong>de</strong>n; <strong>de</strong>nn an<strong>de</strong>rs als bei <strong>de</strong>r typischen<br />

Berufskleidung wür<strong>de</strong> die bürgerliche Kleidung auch ohne <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n<br />

Beruf angeschafft und getragen (BFH v. 20. 11. 1979 VI R 25/78,<br />

BStBl. II 1980, 75 betr. einen Dekorateur, <strong>de</strong>r seine Kleidungsstücke nachweislich<br />

nur während <strong>de</strong>r Dienstzeit trägt u. sie in seinem beruflichen Spind aufbewahrt).<br />

Vgl. BFH v. 20. 11. 1979 VI R 143/77, BStBl. II 1980, 73: Trachtenanzug <strong>de</strong>s Geschäftsführers<br />

eines im bayerischen Stil gehaltenen Nürnberger Lokals gehört zur<br />

bürgerlichen Kleidung, da private Nutzung nicht ausgeschlossen. An<strong>de</strong>rs allerdings uU,<br />

falls bayerischer Trachtenanzug vom Personal einer Gaststätte in Nord<strong>de</strong>utschland<br />

getragen wird, vgl. v. Bornhaupt, BB 1980, 192; BFH v. 7. 6. 1984 IV R 81/82, BFH/<br />

NV 1986, 160: Abendgardarobe u. Folklorekleidung einer Sängerin; BFH v. 6. 12. 1990<br />

IV R 65/90, BStBl. II 1991, 348: weiûe Hem<strong>de</strong>n (T-Shirts), Schuhe u. Socken eines<br />

Arztes; BFH v. 18. 4. 1991 IV R 13/90, BStBl. II 1991, 751: Konzertklei<strong>de</strong>r u. schwarze<br />

Hose einer selbständig tätigen Musikerin u. Solistin; BFH v. 7. 4. 1992 VI R 113/88,<br />

BStBl. II, 854: Feldjacke; BFH v. 24. 4. 1992 VI R 94/89, BFH/NV 1993, 12: Tropenkleidung<br />

einschl. Tropenhelm; BFH v. 19. 1. 1996 VI R 73/94, BStBl. II, 202: Lo<strong>de</strong>nmantel<br />

(auch mit Dienstabzeichen) eines Forstbeamten.<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 315<br />

552


§9 Anm. 552 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Ausnahmefälle abziehbarer Aufwendungen für bürgerliche Kleidung:<br />

Ausnahmsweise können auch solche Kleidungsstücke zur typischen Berufskleidung<br />

gehören, die ihrer Art nach <strong>de</strong>r bürgerlichen Kleidung zuzurechnen sind.<br />

Voraussetzung dafür ist jedoch, daû die Verwendung dieser Kleidungsstücke für<br />

Zwecke <strong>de</strong>r privaten Lebensführung auf Grund berufsspezifischer Eigenschaften<br />

so gut wie ausgeschlossen ist. Ist eine private Nutzungsmöglichkeit <strong>de</strong>r Kleidung<br />

objektiv nicht so gut wie ausgeschlossen, fehlt es für die Abziehbarkeit <strong>de</strong>r<br />

insoweit entstan<strong>de</strong>nen Aufwendungen an <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Abgrenzbarkeit zu<br />

<strong>de</strong>n nicht berücksichtigungsfähigen Aufwendungen für die private Lebensführung<br />

nach zuverlässigen objektiven und leicht nachprüfbaren Maûstäben. Eine<br />

ggf. teilweise Zurechnung <strong>de</strong>r Aufwendungen zu <strong>de</strong>n WK o<strong>de</strong>r BA ist mit <strong>de</strong>m<br />

Regelungsgehalt <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 unvereinbar (BFH v. 18. 4. 1991 IV R 13/<br />

90 aaO).<br />

Beispiele:<br />

bejaht für: schwarzer Anzug eines Leichenbestatters (BFH v. 30. 9. 1970 I R 33/69,<br />

BStBl. II 1971, 50); Cut eines Empfangschefs, Frack und schwarzer Anzug eines Kellners<br />

(BFH v. 9. 3. 1979 VI R 171/77, BStBl. II, 519); schwarze Hose eines Kellners<br />

iVm. <strong>de</strong>r Kellnerjacke (BFH v. 4. 12. 1987 VI R 20/85, BFH/NV 1988, 703); schwarzer<br />

Anzug eines katholischen Geistlichen (BFH v. 10. 11. 1989 VI R 159/86, BFH/NV<br />

1990, 288); Hem<strong>de</strong>n mit Schulterklappen eines Flugingenieurs (Hess. FG v. 28. 11.<br />

1988, EFG 1989, 173, rkr.); Sportkleidung eines Sportlehrers (FG Düss. v. 16. 11. 1995,<br />

EFG 1996, 176, rkr.; FG Münster v. 12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr.).<br />

verneint für: Abendgardarobe, Folklorekleidung sowie Kleidung im Freizeitlook einer<br />

selbständig tätigen Sängerin, selbst wenn eigens für Bühnen- o. Fernsehauftritte beschafft<br />

u. nur anläûlich dieser Auftritte getragen (BFH v. 7. 6. 1984 IV R 81/82 aaO);<br />

auûergewöhnlich hohe Aufwendungen einer Schauspielerin u. Fernsehansagerin für<br />

Kosmetika u. bürgerliche Kleidung (BFH v. 6. 7. 1989 VI R 91±92/87, BStBl. II 1990,<br />

49); Abendklei<strong>de</strong>r u. schwarze Hosen einer Instrumentalsolistin (BFH v. 18. 4. 1991 IV<br />

R 13/90 aaO); weiûe Bekleidung eines Masseurs (BFH v. 16. 8. 1994 I B 5/94, BFH/<br />

NV 1995, 207); schwarze Röcke u. weiûe Blusen einer Hotel-Empfangssekretärin (FG<br />

Saarl. v. 12. 10. 1988, EFG 1989, 110, rkr.); schwarze Schuhe eines Flugingenieurs, die<br />

er zu seiner Uniform trägt (Hess. FG v. 28. 11. 1988, EFG 1989, 173, rkr.); Schuhe<br />

eines Briefträgers (FG Saarl. v. 26. 11. 1993, EFG 1994, 237, rkr.).<br />

Beruflich bedingte Bekleidungsmehraufwendungen: Wegen <strong>de</strong>s Aufteilungs-<br />

u. Abzugsverbots nach § 12 Nr. 1 Satz 2 versagt <strong>de</strong>r BFH grundsätzlich<br />

auch bei einem beson<strong>de</strong>rs hohen, berufsbedingten Verschleiû bürgerlicher Kleidung<br />

<strong>de</strong>n WKAbzug; eine stl. Berücksichtigung kommt ausnahmsweise nur<br />

dann in Betracht, falls die nicht unwesentliche beruflich veranlaûte Abnutzung<br />

vom normalen Kleidungsverschleiû nach objektiven Maûstäben zutreffend und<br />

in leicht nachprüfbarer Weise abgrenzbar ist.<br />

BFH v. 24. 7. 1981 VI R 171/78, BStBl. II, 781 betr. Kfz-Elektrikermeister bei Arbeit<br />

mit Säuren; v. 10. 10. 1986 VI R 61/83, BFH/NV 1987, 33 betr. einen Bauingenieur;<br />

BFH v. 6. 7. 1989 IV R 91±92/87, BStBl. II 1990, 49 betr. Kleidung einer Schauspielerin<br />

u. Fernsehansagerin.<br />

Beispiele für berufsbedingten Verschleiû: Beschädigung o<strong>de</strong>r Verschmutzung bürgerlicher<br />

Kleidung durch einen nachweisbar beruflich veranlaûten Unfall bzw. ein entsprechen<strong>de</strong>s<br />

Scha<strong>de</strong>nsereignis (s. o. V., HFR 1981, 566; Rössler, FR 1982, 283; Woring<br />

in L/B/P, § 9 Rn. 402: Kleidung; wegen <strong>de</strong>s Verlusts von Kleidungsstücken s. eingehend<br />

Anm. 193).<br />

Soweit die strikte Anwendung <strong>de</strong>s Aufteilungs- u. Abzugsverbots in beson<strong>de</strong>rs<br />

gelagerten Ausnahmefällen allerdings wegen sehr hoher erwerbsgeneigter Mehraufwendungen<br />

zu einer offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n und damit gleichheitswidrigen<br />

Besteuerung führt, sollte uE unter Heranziehung allgemeiner<br />

Gesichtspunkte <strong>de</strong>r Steuergerechtigkeit sowie <strong>de</strong>s verfassungsrechtlichen Über-<br />

E 316 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 552±558 §9<br />

maûverbots ein Abzug <strong>de</strong>s angemessenen Bekleidungsmehraufwands zugelassen<br />

wer<strong>de</strong>n; ggf. ist auch ein Billigkeitserlaû gem. §§ 163, 227 AO in Erwägung zu<br />

ziehen.<br />

Vgl. BFH v. 20. 11. 1979 VI R 25/78 aaO (im Ergebnis sehr zurückhaltend) unter<br />

Bezugnahme auf BFH v. 11. 11. 1976 IV R 3/73, BB 1978, 1293 mit Anm. Oswald<br />

aaO, 1294 betr. eine freiberuflich tätige Sängerin; distanzierend dazu v. 7. 6. 1984 IV R<br />

81/82, BFH/NV 1986, 160; zust. zu BFH v. 11. 11. 1976 IV R 3/73 aaO: FG Hbg. v.<br />

28. 11. 1986, EFG 1987, 396, rkr., betr. verschie<strong>de</strong>ne weiûe Kleidungsstücke eines<br />

Arztes. Den Ausnahmecharakter dieser Rspr. betonen übereinstimmend Görlich, DB<br />

1979, 715; Söhn, FR 1980, 307; Felix, KÖSDI 1987, 6738 f.<br />

Einstweilen frei.<br />

d) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />

Ist ein Kleidungsstück als typische Berufskleidung zu qualifizieren, sind nicht<br />

nur die AK, son<strong>de</strong>rn auch sonstige Aufwendungen zu seiner Instandhaltung<br />

o<strong>de</strong>r Reinigung WK, wobei es ± wie bei <strong>de</strong>r Anschaffung ± auf das Entstehen<br />

von Mehraufwand nicht ankommt (BFH v. 29. 6. 1993 VI R 77/91, BStBl. II,<br />

837). Auch im eigenen Haushalt anfallen<strong>de</strong> Reinigungskosten sind beruflich veranlaût,<br />

und zwar sowohl die unmittelbaren Kosten <strong>de</strong>s Waschvorgangs (Kosten<br />

für Wasser, Energie, Wasch- u. Spülmittel) als auch die Aufwendungen in Form<br />

<strong>de</strong>r Abnutzung <strong>de</strong>r eingesetzten Wachmaschine (BFH v. 13. 3. 1964 IV R 158/<br />

61, BStBl. III 1965, 455; v. 25. 10. 1985 III R 173/80, BFH/NV 1986, 281; v.<br />

29. 6. 1993 VI R 77/91 aaO). Abziehbar sind auch die Aufwendungen für<br />

Instandhaltung, Wartung und Reparatur typischer Berufskleidung. Der BFH<br />

erkennt die berufliche Veranlassung <strong>de</strong>r Reinigung auch dann an, wenn die typische<br />

Berufskleidung zusammen mit privater Wäsche in einheitlichen Waschvorgängen<br />

gereinigt wird. Dabei kann <strong>de</strong>r beruflich verursachte Aufwand auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s einzelnen Waschmaschinenlaufs zB anhand repräsentativer<br />

Daten von Verbraucherverbän<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Herstellern geschätzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Schätzung kann auch ausgehend von <strong>de</strong>r jährlich anfallen<strong>de</strong>n Menge <strong>de</strong>r zu<br />

reinigen<strong>de</strong>n typischen Berufskleidung in <strong>de</strong>r Form erfolgen, daû die dafür insgesamt<br />

erfor<strong>de</strong>rliche Zahl zusätzlicher Waschmaschinenläufe bestimmt und mit<br />

<strong>de</strong>n Kosten eines einzelnen Waschmaschinenlaufs vervielfältigt wird (BFH v.<br />

29. 6. 1993 VI R 77/91 aaO).<br />

Zum Verlust typischer Berufskleidung s. Anm. 193. Die Anschaffungsaufwendungen<br />

sind über die Regelung betr. gWG zum Zahlungszeitpunkt absetzbar; uU erfolgt<br />

eine Verteilung auf mehrere Jahre (s. Anm. 532).<br />

Stfrei ist die Gestellung (u. Übereignung) typischer Berufskleidung durch <strong>de</strong>n<br />

ArbG, wobei die FinVerw. von typischer Berufskleidung ausgeht, wenn <strong>de</strong>r<br />

ArbN sie zusätzlich zu <strong>de</strong>m ohnehin geschul<strong>de</strong>ten Arbeitslohn erhält und das<br />

Gegenteil nicht offensichtlich ist (§ 3 Nr. 31; R 20 Abs. 1 Satz 2 LStR 2001).<br />

Ebenso stfrei sind pauschale Barablösungen zur Abgeltung regelmäûiger AfA<br />

sowie <strong>de</strong>r üblichen Instandhaltungs- u. Instandsetzungskosten und die betrieblich<br />

veranlaûten, nicht nur einzelvertraglich vereinbarten Barablösungen, die die<br />

Aufwendungen <strong>de</strong>s Stpfl. nicht offensichtlich übersteigen.<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 317<br />

553±555<br />

556<br />

557±558


559<br />

560<br />

561<br />

562<br />

§9 Anm. 559±562 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

2. Bücher<br />

a) Veranlassungsprinzip<br />

Bücher stellen nur dann AM und damit WK dar, wenn sie nachweisbar ausschlieûlich<br />

o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st weitaus überwiegend für erwerbsbezogene Zwecke<br />

genutzt wer<strong>de</strong>n, wobei dies für je<strong>de</strong>s einzelne Buch geson<strong>de</strong>rt zu entschei<strong>de</strong>n ist<br />

(BFH v. 19. 4. 1991 VI R 164/87, BFH/NV 1991, 598). Entschei<strong>de</strong>nd ist die<br />

konkrete Funktion <strong>de</strong>s Buchs im Einzelfall, also <strong>de</strong>r tatsächliche Verwendungszweck.<br />

Hierfür gelten die allgemeinen Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

und die Beweislastregeln (s. Anm. 55). Führt die Untersuchung <strong>de</strong>s tatsächlichen<br />

Verwendungszwecks zu keinem ein<strong>de</strong>utigen Ergebnis, kann <strong>de</strong>r objektive<br />

Charakter <strong>de</strong>s Buchs <strong>de</strong>n Ausschlag geben (BFH v. 21. 5. 1992 VI R 70/91,<br />

BStBl. II, 1015; v. 19. 4. 1991 VI R 164/87 aaO; v. 2. 2. 1990 VI R 112/87,<br />

BFH/NV 1990, 564). Das Aufteilungs- u. Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 Satz 2<br />

wird bei gemischt veranlaûten Aufwendungen von <strong>de</strong>r Rspr. ± wohl vor allem<br />

zur Miûbrauchsabwehr ± streng zur Anwendung gebracht.<br />

b) Typische Fachbücher<br />

Typische Fachbücher sind dadurch charakterisiert, daû sich ihr sachlicher Inhalt<br />

ganz überwiegend auf das spezielle berufliche o<strong>de</strong>r sonstige erwerbsbezogene<br />

Fachgebiet <strong>de</strong>s Stpfl. beschränkt; die Verwendung für erwerbliche Zwecke kann<br />

insoweit unterstellt wer<strong>de</strong>n, so daû AM gegeben sind. Wann konkret ein Fachbuch<br />

vorliegt, kann nur im Einzelfall entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiele: mehrbändige Enzyklopädie <strong>de</strong>s Tierreichs für einen Biologielehrer Fachbuch<br />

(FG Berlin v. 27. 8. 1971, EFG 1972, 179, im Ergebnis bestätigt durch BFH v.<br />

21. 8. 1974 VI R 232/71, nv.); daû ein solches Fachbuch auch von Lesern, die keine<br />

berufliche Beziehung zu <strong>de</strong>ssen Inhalt haben, benutzt wird, ist nicht stschädlich; anerkannt<br />

auch Aufwendungen für die Propyläen-Weltgeschichte bei einem Geschichtslehrer<br />

(FG Münster v. 15. 12. 1967, StLex. FG 3. 9. 1984, rkr.). Vgl. weiterhin Nds. FG v.<br />

9. 3. 1988, NWB 1988 F. 1, 120, rkr.: fünfbändiges Musiklexikon einer Musiklehrerin;<br />

stl. Sammel- u. Ergänzungswerk eines Steuerbeamten (FG Nürnberg v. 12. 12. 1979,<br />

EFG 1980, 233, rkr.); zur Abziehbarkeit <strong>de</strong>r Aufwendungen eines Geistlichen für Fachbücher<br />

s. BFH v. 28. 6. 1963 VI 45/63 U, BStBl. III, 435. Auch im Vermietungsbereich<br />

o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>n Kapitalvermögenseinkünften kommt Fachliteratur in Betracht (zB Bücher<br />

über Mietrecht o<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Kapitalanlageformen; vgl. Schmidt/Drenseck XX. § 9<br />

Rn. 175; vgl. auch Anm. 563).<br />

Die bloûe Bezeichnung eines Buches als ¹Fachliteraturª etwa auf einem Buchhandlungsbeleg<br />

reicht ohne eine nähere, vom Aussteller vermerkte Spezifizierung<br />

(Autorenname und Titel) für <strong>de</strong>n WKAnsatz nicht aus.<br />

Einstweilen frei.<br />

c) Bücher allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Inhalts<br />

Allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Literatur wie Nachschlagewerke und Biographien sowie Bücher<br />

schöngeistigen Inhalts wer<strong>de</strong>n nicht nur von Stpfl. gekauft und gelesen, die<br />

sie im Rahmen ihres Berufs o. Betriebs verwen<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch von zahlreichen<br />

an<strong>de</strong>ren Personen. Nach stRspr. gilt daher für sie, daû ihre Anschaffung<br />

schon aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r stl. Gerechtigkeit <strong>de</strong>n Kosten <strong>de</strong>r Lebensführung zuzurechnen<br />

ist, wenn nicht nachprüfbar o<strong>de</strong>r klar erkennbar ist, ob sie weitaus überwiegend<br />

<strong>de</strong>m Beruf o<strong>de</strong>r Betrieb dienen (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91,<br />

BStBl. II, 1015; v. 27. 9. 1991 VI R 1/90, BStBl. II 1992, 195; v. 16. 10. 1981 VI<br />

R 180/79, BStBl. II 1982, 67). Denn bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung zur Feststellung<br />

E 318 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 562±564 §9<br />

<strong>de</strong>s Verwendungszwecks spielt <strong>de</strong>r objektive Charakter <strong>de</strong>s WG eine groûe Rolle<br />

(BFH v. 27. 9. 1991 VI R 1/90 aaO) und indiziert nach <strong>de</strong>r allgemeinen Lebenserfahrung<br />

ihre nicht unerhebliche private Mitbenutzung (BFH v. 29. 4. 1977 VI<br />

R 208/75, BStBl. II, 716). Nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n zB bei einem Lehrer ¹Der<br />

groûe Brockhausª (BFH v. 5. 7. 1957 VI 39/56, BStBl. III, 328), ¹Der groûe<br />

Her<strong>de</strong>rª (BFH v. 6. 5. 1959 VI 183/57, BStBl. III, 292) u. die ¹Brockhaus-Enzyklopädieª<br />

(BFH v. 29. 4. 1977 VI R 208/75, BStBl. II, 716) sowie bei einem<br />

Rechtsanwalt das Konversationslexikon (BFH v. 5. 4. 1962 IV 127/60,<br />

BStBl. III, 368).<br />

Unter Hinweis auf Haag (Börsenblatt <strong>de</strong>s Deutschen Buchhan<strong>de</strong>ls Nr. 45/91),<br />

nach <strong>de</strong>ssen Vorstellung je nach <strong>de</strong>n Umstän<strong>de</strong>n 20, 30 o<strong>de</strong>r 40 vH <strong>de</strong>r Bücheraufwendungen<br />

<strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r privaten Lebensführung zugeordnet wer<strong>de</strong>n<br />

sollen, hält <strong>de</strong>r BFH eine Aufteilung im Wege <strong>de</strong>r Schätzung im Rahmen einer<br />

tatsächlichen Verständigung mit <strong>de</strong>m FA für möglich und vielfach sogar das Vernünftigste.<br />

Ohne eine solche Einigung sind jedoch we<strong>de</strong>r das FA noch die Gerichte<br />

zu einer griffweisen Schätzung befugt (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91<br />

aaO).<br />

Ausnahme: Daû auch Bücher allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r schöngeistigen Inhalts<br />

nahezu ausschlieûlich beruflich verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, hat <strong>de</strong>r BFH in <strong>de</strong>n Fällen<br />

für möglich gehalten, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Stpfl. das gleiche Buch zweimal besitzt o<strong>de</strong>r<br />

es zum konkreten Einsatz bei bestimmten Forschungsarbeiten o<strong>de</strong>r Lehrveranstaltungen<br />

bzw. zum Zwecke einer Besprechung (Publizist) angeschafft wor<strong>de</strong>n<br />

ist. Dagegen reicht es nicht aus, wenn das Buch in eine eigenständige Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. eingeht, zB in Form eines Zitats o. <strong>de</strong>r ausschnittsweisen<br />

Wie<strong>de</strong>rgabe in einem Prolog (BFH v. 21. 5. 1992 IV R 70/91 aaO). Als AM anerkannt<br />

wur<strong>de</strong> ein allgemeines Nachschlagewerk in englischer Sprache (Encyclopaedia<br />

Britannica) bei einem Englischlehrer wegen <strong>de</strong>r offenkundigen speziellen<br />

beruflichen Zielsetzung (BFH v. 16. 10. 1981 VI R 180/79, BStBl. II 1982, 67).<br />

Stellungnahme: UE ist <strong>de</strong>r Rspr. hier zuzustimmen. Die formelle Unterscheidung<br />

zwischen Fachbüchern und Büchern allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Inhalts dient <strong>de</strong>r<br />

stl. Gerechtigkeit und <strong>de</strong>r Verwaltungsökonomie. Die typisieren<strong>de</strong> Rechtsvermutung<br />

für einen nicht unwesentlichen Privatbezug bei Büchern allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Inhalts kann durch intensives Mitwirken <strong>de</strong>s Stpfl. im Rahmen seiner Nachweismöglichkeiten<br />

wi<strong>de</strong>rlegt wer<strong>de</strong>n.<br />

d) Bezug zu einer Einkunftsart<br />

Die meisten Probleme bereitet die AMEigenschaft von Büchern in <strong>de</strong>r Praxis<br />

bei <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 (s. H 44 LStH 2001). Aber auch bei Stpfl. mit Einkünften<br />

aus Vermietung u. Verpachtung (zB Erläuterungswerk zum Mietrecht,<br />

Grundsteuerrecht), Kapitalvermögen (soweit die Bücher überwiegend zur Erzielung<br />

von Erträgen dienen) o<strong>de</strong>r mit sonstigen Einkünften nach § 22 (Fachliteratur<br />

eines Rentenbeziehers) können Bücher AM bil<strong>de</strong>n.<br />

e) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />

Bei nachgewiesener AMEigenschaft dürfen die Aufwendungen grds. das übliche<br />

Maû überschreiten, weil <strong>de</strong>r Stpfl. selbst <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

bestimmt, ohne daû es auf Notwendigkeit, Zweckmäûigkeit o<strong>de</strong>r Üblichkeit ankommt<br />

(s. Anm. 201). Allerdings kann zB die fehlen<strong>de</strong> Notwendigkeit <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

von Büchern ein Indiz für eine nicht nur untergeordnete private Mitveranlassung<br />

sein, wenn beispielsweise die Aufwendungen zur Befriedigung<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 319<br />

563<br />

564


565<br />

566<br />

§9 Anm. 564±566 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

einer Sammlerlei<strong>de</strong>nschaft erfolgen (BFH v. 18. 4. 1958 VI 61/56, Inf. 1959,<br />

347).<br />

Hinsichtlich <strong>de</strong>r zeitlichen Berücksichtigung <strong>de</strong>r WK gilt das Abfluûprinzip<br />

gem. § 11 Abs. 2, ergänzt durch die Vereinfachungsregelung zur Vollabsetzbarkeit<br />

<strong>de</strong>r gWG (s. Anm. 535). Zum Eingreifen von AfA-Vorschriften s.<br />

Anm. 532.<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Computer<br />

a) Veranlassungsprinzip<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Einsatz von Computern mittlerweile in sämtlichen Lebensbereichen<br />

selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n ist, führt die stl. Beurteilung <strong>de</strong>rartiger<br />

Anschaffungsaufwendungen nach wie vor häufig zu Streit (s. zB FG Rhld.-Pf. v.<br />

8. 5. 2001, LEXinf.-Nr. 0572401, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 26. 7. 2000, EFG 2001,<br />

352, rkr.; FG Rhld.-Pf. v. 2. 5. 2000, DStRE 2000, 1069, rkr.; FG Rhld.-Pf. v.<br />

26. 4. 2000, LEXinf.-Nr. 0553869 u. 0553870, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 23. 11.<br />

1999, EFG 2000, 313, rkr.; FG Sa.-Anh. v. 10. 9. 1999, EFG 2000, 168, Rev.<br />

BFH VI R 30/00; FG Rhld.-Pf. v. 16. 9. 1998, DStRE 1999, 123, rkr.; FG München<br />

v. 30. 9. 1997, EFG 1998, 279, rkr.). Ursächlich dafür könnte eine restriktiver<br />

gewor<strong>de</strong>ne Haltung <strong>de</strong>r FinVerw. sein (vgl. zB OFD Saarbrücken v.<br />

11. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 686; OFD Bremen v. 16. 7. 1997 StEK EStG<br />

§ 9 Nr. 685; OFD Berlin v. 2. 6. 2000, FR 2000, 949).<br />

Nach <strong>de</strong>r Rechtsprechung gelten für die stl. Berücksichtigung von Aufwendungen<br />

für einen privat angeschafften PC keine Beson<strong>de</strong>rheiten. Sie sind nur zu<br />

berücksichtigen, wenn eine so gut wie ausschlieûliche berufliche Nutzung nachgewiesen<br />

bzw. glaubhaft gemacht wird. Die Rspr. ist allerdings sichtlich bemüht,<br />

ausgehend von <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips und<br />

unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Aufteilungs- u. Abzugsverbots griffige Abgrenzungsmerkmale<br />

zur Feststellung <strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r jeweiligen tatsächlichen Nutzung<br />

im Einzelfall zu beschreiben. Da <strong>de</strong>r häusliche Bereich <strong>de</strong>r amtlichen<br />

Nachprüfung beson<strong>de</strong>rs unzugänglich ist, wird beim häuslichen PC zu Recht<br />

eine erhöhte Mitwirkungspflicht <strong>de</strong>s Stpfl. gefor<strong>de</strong>rt. Zu <strong>de</strong>n sog. arbeitnehmerbezogenen<br />

objektiven Beweisanzeichen rechnen die berufliche Tätigkeit <strong>de</strong>s Stpfl. (berufsbezogener<br />

PC-Einsatz; zB für Lehrer FG Rhld.-Pf. v. 6. 5. 1985, EFG 1985,<br />

605, rkr.; Hess. FG v. 23. 2. 1987, EFG 1987, 301, rkr.; FG Düss. v. 23. 7. 1987,<br />

EFG 1988, 172, rkr.), das häusliche Umfeld (zB Standort im häuslichen Arbeitszimmer,<br />

<strong>de</strong>r nach FG Rhld.-Pf. v. 26. 4. 2000 aaO ein gewichtiges Indiz für die<br />

berufliche Nutzung <strong>de</strong>s PC darstellt, weil die Anerkennung eines Raumes als Arbeitszimmer<br />

auch die Feststellung beinhaltet, daû dieser Raum mit beruflichen<br />

Zwecken dienen<strong>de</strong>n AM ausgestattet ist, so daû das FA darzulegen habe, weshalb<br />

dies für <strong>de</strong>n PC nicht gelten solle), Nutzungsmöglichkeiten durch an<strong>de</strong>re<br />

Haushaltsangehörige, Vorhan<strong>de</strong>nsein eines weiteren PC sowie die klare u. nachprüfbare<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r Nutzungszeiten auf weitere Einkunftsarten. Zu <strong>de</strong>n<br />

PC-bezogenen objektiven Beweisanzeichen zählen die technische Ausstattung<br />

<strong>de</strong>s PC (nicht berufsbezogene Komponenten wie Joy-Stick, notwendige Komponenten<br />

wie Monitor, Tastatur, Maus und ambivalente Komponenten wie<br />

Scanner, Fax-Mo<strong>de</strong>m), Speicherleistung von Festplatte und Arbeitsspeicher, die<br />

eingesetzte Software (Vorhan<strong>de</strong>nsein berufsspezifischer Programme), wobei jedoch<br />

zu berücksichtigen ist, daû <strong>de</strong>r PC idR gemeinsam mit Softwarepaketen<br />

E 320 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 566 §9<br />

geliefert wird (FG Rhld.-Pf. v. 16. 9. 1998 aaO). Dennoch wird <strong>de</strong>m Inhalt <strong>de</strong>s<br />

Festplattenverzeichnisses eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zukommen (FG München<br />

v. 30. 9. 1997, EFG 1998, 279, rkr.). Ein Internetanschluû soll eine nicht unerhebliche<br />

private Mitveranlassung indizieren (FG Ba.-Württ. v. 23. 11. 1999,<br />

EFG 2000, 313, rkr., uE fraglich). Hohe Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>r<br />

beruflichen Veranlassung sind insbes. dann zu stellen, wenn die Anschaffung eines<br />

Computers mit <strong>de</strong>m Erwerb von Grundkenntnissen <strong>de</strong>r für die berufliche<br />

Arbeit erfor<strong>de</strong>rlichen o<strong>de</strong>r sinnvollen Computeranwendung begrün<strong>de</strong>t wird<br />

(Feststellungen über <strong>de</strong>n Kenntnisstand vor Anschaffung, über die konkreten<br />

Arbeitsschritte mit <strong>de</strong>m Computer und <strong>de</strong>ren Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Beruf;<br />

BFH v. 22. 9. 1995 VI R 40/95, BFH/NV 1996, 207; v. 15. 1. 1993 VI R 98/88,<br />

BStBl. II, 348). Das gilt auch, wenn <strong>de</strong>r PC für einen in <strong>de</strong>r Zukunft liegen<strong>de</strong>n<br />

beruflichen Einsatz angeschafft wird (BFH v. 9. 6. 1988 VI R 132/87, BFH/<br />

NV 1988, 708; zum objektiven Charakter insbes. von Spielecomputern s. FG<br />

Bremen v. 28. 6. 1991, EFG 1992, 326, rkr.; FG Ba.-Württ. v. 14. 12. 1988, EFG<br />

1989, 407, rkr.; zur Nachweispflicht s. BFH v. 15. 1. 1993 VI R 98/88, BStBl. II<br />

1993, 348). Nach <strong>de</strong>m Urteil <strong>de</strong>s FG Rhld.-Pf. v. 8. 5. 2001, LEXinf.-<br />

Nr. 0572401, rkr., können Aufwendungen für Computer auch anteilig als WK<br />

abgesetzt wer<strong>de</strong>n, weil sich die berufliche Nutzung an Hand <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r beruflichen<br />

bzw. privaten Nutzung ermitteln läût.<br />

Steht die tatsächliche berufliche Nutzung fest, so kommt es letztlich entschei<strong>de</strong>nd<br />

auf <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r privaten Nutzung an. Der BFH hat bisher offen gelassen,<br />

ob auch hier von einer schädlichen Grenze von mehr als 10 vH Privatnutzung<br />

auszugehen ist (BFH v. 21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262).<br />

Dies wird in <strong>de</strong>r Lit. zT für sinnvoll gehalten (s. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9<br />

Rn. H 100; aA FG Sa.-Anh. v. 10. 9. 1999, EFG 2000, 168, rkr.). Auch die Fin-<br />

Verw. vertrat bislang die Auffassung, daû die Aufwendungen für einen privat angeschafften<br />

PC einschlieûlich <strong>de</strong>r Aufwendungen, die durch die Internetnutzung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Erwerb von PC-Fachliteratur uä. entstehen, <strong>de</strong>m Aufteilungs- und Abzugsverbot<br />

<strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 unterliegen.<br />

Die FinVerw. versucht mittels Fragebogen und Auswertungshilfen die AMEigenschaft<br />

von Computern, Software u. Peripheriegeräten typisierend zu beurteilen<br />

(zu <strong>de</strong>n Abgrenzungsmerkmalen s. OFD Berlin v. 2. 6. 2000, FR 2000, 949;<br />

OFD Bremen v. 16. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 685; OFD Saarbrücken v.<br />

11. 7. 1997, StEK EStG § 9 Nr. 686).<br />

An dieser Rechtsauffassung hält die FinVerw. für die Zukunft nicht mehr fest<br />

und begibt sich damit in einen Gegensatz zur Rspr. § 12 Nr. 1 soll einer Aufteilung<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen nicht mehr entgegenstehen. Die Aufwendungen<br />

können nunmehr in Höhe <strong>de</strong>s beruflichen Nutzungsanteils zum WKAbzug zugelassen<br />

wer<strong>de</strong>n, sofern <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung eines privat angeschafften<br />

PC nachgewiesen o<strong>de</strong>r glaubhaft gemacht wird. Für die Aufteilung <strong>de</strong>r<br />

Aufwendungen sollen zukünftig festgelegte vH-Sätze vorgegeben wer<strong>de</strong>n (Fin-<br />

Min. NRW v. 8. 12. 2000, DB 2001, 231; OFD Hannover v. 2. 11. 2000, FR<br />

2000, 1372; OFD Berlin v. 12. 6. 2001, FR 2001, 973; zur StFreiheit <strong>de</strong>r Privatnutzung<br />

eines betrieblichen PC s. § 3 Nr. 45 Anm. 532).<br />

Stellungnahme: UE han<strong>de</strong>lt es sich auch bei <strong>de</strong>n Aufwendungen für einen privat<br />

angeschafften PC um gemischte Aufwendungen, sofern <strong>de</strong>r PC nicht nur<br />

unwesentlich beruflich genutzt wird (s. dazu Anm. 546; 175 ff.). Es kann hier<br />

nichts an<strong>de</strong>res gelten als für einen privaten Telefonanschluû (s. Anm. 303). Eine<br />

Aufteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen hat daher bei nachgewiesener bzw. glaubhaft ge-<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 321


567±568<br />

569<br />

570±571<br />

572<br />

§9 Anm. 566±572 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

machter nicht unwesentlicher beruflicher Mitveranlassung im Wege <strong>de</strong>r Schätzung<br />

o<strong>de</strong>r mittels pauschaler Regelungen zu erfolgen.<br />

Einstweilen frei.<br />

b) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />

Die AHK eines Computers und <strong>de</strong>r Peripheriegeräte, die zwar selbständig bewertungsfähige,<br />

nicht aber selbständig nutzungsfähige WG darstellen, sind auch<br />

dann zusammenzufassen u. auf die Nutzungsdauer zu verteilen, wenn einzelne<br />

Komponenten die 800-DM-Grenze (§ 6 Abs. 2 Satz 2) unterschreiten. AK für<br />

die nachträgliche Erweiterung sind <strong>de</strong>m Restwert <strong>de</strong>s Computers hinzuzurechnen<br />

u. auf die Restnutzungsdauer zu verteilen. Die verbleiben<strong>de</strong> Nutzungsdauer<br />

verlängert sich zB bei einer nicht unerheblichen Aufrüstung.<br />

Die Verwaltung geht nach <strong>de</strong>r ab 1. 1. 2001 gelten<strong>de</strong>n amtlichen AfA-Tabelle<br />

für allgemein verwendbare Anlagegüter (BMF v. 15. 12. 2000, BStBl. I, 1532)<br />

beim PC sowie <strong>de</strong>n Peripheriegeräten (Drucker, Scanner, Bildschirme uä) von<br />

drei Jahren Nutzungsdauer aus. Für vorher angeschaffte PC galt idR eine Nutzungsdauer<br />

von 4 Jahren (BMF v. 18. 4. 1997, BStBl. I, 376). Für vor <strong>de</strong>m<br />

30. 6. 1997 angeschaffte PC wur<strong>de</strong> eine 5jährige Nutzungsdauer nach <strong>de</strong>r amtlichen<br />

AfA-Tabelle angenommen (bestätigt durch BFH v. 16. 6. 1995 X B 237/<br />

94, BFH/NV 1995, 1062; v. 8. 11. 1996 VI R 29/96, BFH/NV 1997, 288; ebenso<br />

FG Nds. v. 14. 3. 1997, EFG 1997, 954, rkr.; FG Rhld.-Pf. v. 8. 11. 1995,<br />

EFG 1996, 362: 3 Jahre bei geringer Speicherkapazität).<br />

Für Software liegt <strong>de</strong>r Abschreibungszeitraum bei drei bis vier Jahren, wobei<br />

AK bis 800 DM (ausschl. USt.) für sog. Trivialsoftware (EStR 31 a Abs. 1) u.<br />

selbständig nutzungsfähige Computer sofort als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Systemsoftware ist wie die Anwen<strong>de</strong>rsoftware idR ein selbständiges u.<br />

immaterielles WG u. bil<strong>de</strong>t nur in Ausnahmefällen (zB Erwerb von Hardware u.<br />

zugehöriger Systemsoftware im Rahmen eines sog. Bundling, dh. ohne geson<strong>de</strong>rte<br />

Berechnung bzw. ohne Aufteilbarkeit <strong>de</strong>s Entgelts) eine Einheit mit <strong>de</strong>r<br />

Computerhardware (BFH v. 28. 7. 1994 III R 47/92, BStBl. II, 873; zur<br />

Speicherkarte als eigenständiges WG s. FG Rhld.-Pf. v. 8. 11. 1995 aaO).<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Musikinstrumente<br />

a) Veranlassungsprinzip<br />

Musikinstrumente wer<strong>de</strong>n in einer Vielzahl von Fällen zur privaten Verwendung<br />

angeschafft u. gehören nicht zu <strong>de</strong>n typischen AM, die bereits von ihrer objektiven<br />

Beschaffenheit her ausschlieûlich beruflich genutzt wer<strong>de</strong>n. Zur Beurteilung<br />

<strong>de</strong>r beruflichen Veranlassung sind <strong>de</strong>shalb regelmäûig eingehen<strong>de</strong> Feststellungen<br />

über <strong>de</strong>n Umfang <strong>de</strong>r beruflichen u. privaten Nutzung zu treffen (BFH v.<br />

30. 4. 1993 VI R 99/89, BFH/NV 1993, 722). Eine private Mitbenutzung darf<br />

nur von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung sein, um eine (nahezu) ausschlieûliche<br />

berufliche Veranlassung bejahen zu können.<br />

Die nicht immer einheitliche Rspr. stellt im Rahmen <strong>de</strong>r Beweiswürdigung, bei<br />

<strong>de</strong>r regelmäûig die Probleme <strong>de</strong>r Rechtsanwendung liegen, primär darauf ab, ob<br />

das Beherrschen <strong>de</strong>s Instruments die Grundlage <strong>de</strong>r wirtschaftlichen Existenz<br />

bil<strong>de</strong>t, so daû eine intensive berufliche Nutzung, insbes. auch ständiges häusliches<br />

Üben, ohne weiteres angenommen wer<strong>de</strong>n kann, wie zB bei einem<br />

E 322 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 572 §9<br />

Konzertpianisten, Instrumentallehrer o. Orchestermusiker. Bei Musiklehrern an<br />

allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen stehen <strong>de</strong>mgegenüber nicht die praktischen Fertigkeiten,<br />

son<strong>de</strong>rn die theoretische Ausbildung <strong>de</strong>r Schüler im Vor<strong>de</strong>rgrund. Von<br />

einem ständigen häuslichen Üben in erheblichem Umfang kann <strong>de</strong>shalb bei<br />

diesem Personenkreis idR nicht ausgegangen wer<strong>de</strong>n (s. dazu BFH v. 30. 4. 1993<br />

VI R 99/89, BFH/NV 1993, 722 betr. Cembalo eines Musiklehrers; FG München<br />

v. 29. 7. 1999, EFG 1999, 1176, rkr., betr. eine Son<strong>de</strong>rschullehrerin, die ein<br />

für 1800 DM gebraucht angeschafftes Klavier, das nicht im Arbeitszimmer aufgestellt<br />

war, mit einem Aufwand von über 11 000 DM generalüberholen lieû).<br />

Weitere Anhaltspunkte können <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>s Instruments (zB in einem anerkannten<br />

Arbeitszimmer), das häusliche Umfeld (musikinteressierte Familienmitglie<strong>de</strong>r,<br />

Zweitinstrument) u. die Höhe <strong>de</strong>r AK (ggf. auch <strong>de</strong>r Reparaturkosten)<br />

insbes. im Verhältnis zum tatsächlichen Umfang <strong>de</strong>r beruflichen Nutzung sein.<br />

Hohe Kosten u. eine zeitlich eher geringe berufliche Verwendung <strong>de</strong>s Instruments<br />

sprechen für eine nicht unbe<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> private Mitveranlassung.<br />

Weitere Einzelfälle:<br />

Nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n Aufwendungen für einen neuen Konzertflügel einer<br />

Musiklehrerin unter Bezugnahme auf die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen (BFH v.<br />

10. 3. 1978 VI R 111/76, BStBl. II, 459; ähnlich einschränkend BFH v.<br />

10. 10. 1986 VI R 193/83, BFH/NV 1987, 88) u. die Aufwendungen für die<br />

Reparatur eines im privaten Wohnzimmer aufgestellten, 75 Jahre alten Steinway-<br />

Flügels iHv. rd. 21 000 DM durch eine Grundschullehrerin mit <strong>de</strong>n Fächern<br />

Musik und Textiles Werken (FG Ba-Württ. v. 18. 12. 1997, EFG 1998, 643, rkr.;<br />

s. auch Nds. FG v. 21. 5. 1982, EFG 1982, 562, rkr; s. auch FG Ba.-Württ. v.<br />

10. 7. 1984, EFG 1985, 69, rkr., betr. einen angestellten Musiklehrer, <strong>de</strong>r seinen<br />

Schülern in erheblichem Umfang im Rahmen seines Arbeitsverhältnisses zu<br />

Hause Klavierunterricht erteilt).<br />

Anerkannt wur<strong>de</strong>n die Aufwendungen für eine Elektroorgel mit Vollpedal iHv.<br />

18 666 DM sowie für ein Violincello bei einem hauptberuflichen Musikschullehrer<br />

an einer Kreismusikschule, <strong>de</strong>r Einzel- u. Gruppenunterricht erteilt u. als<br />

Korrepititor für Teilnehmer an ¹Jugend musiziertª u. Konservatoriumsbesucher<br />

auf häusliches Üben in erheblichem Umfang angewiesen ist (FG Düss. v.<br />

20. 4. 1993, EFG 1993, 575, rkr.); ebenso FG Schl.-Holst. v. 28. 11. 1955, EFG<br />

1956, 222, rkr.; FG Berlin v. 13. 11. 1973, EFG 1974, 311, rkr., betr. Elektroorgel<br />

einer Musiklehrerin; FG Münster v. 19. 9. 1975, EFG 1976, 178, rkr., betr.<br />

Cembalo eines hauptamtlichen Kirchenmusikers; FG Köln v. 23. 3. 1982, EFG<br />

1982, 560, rkr., betr. <strong>de</strong>n gebrauchten Flügel eines Musiklehrers an einer allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schule; Nds. FG v. 11. 6. 1982, EFG 1982, 561, rkr., betr. Bechsteinflügel<br />

u. Querflöte einer Instrumentallehrerin. ZT abweichend von <strong>de</strong>n<br />

genannten Kriterien für die berufliche Veranlassung berücksichtigte das FG<br />

Rhld.-Pf. (v. 25. 1. 1995, LEXinf.-Nr. 0126423, rkr.) die Aufwendungen für<br />

einen neuen Flügel iHv. 29 800 DM bei einer unverheirateten, kin<strong>de</strong>rlosen<br />

Musiklehrerin an einer Schule, bei <strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Musikunterricht ein traditionell<br />

hoher Stellenwert zukommt, auf Grund <strong>de</strong>r beruflichen, familiären u. räumlichen<br />

Umstän<strong>de</strong> sowie <strong>de</strong>s beson<strong>de</strong>ren musikalischen Engagements im gesamten<br />

schulischen Musikbereich.<br />

Stellungnahme: UE schaffen die in <strong>de</strong>r Rspr. vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Typisierungen<br />

zwar in gewissem Umfang Rechtssicherheit bei <strong>de</strong>r in diesem Bereich beson<strong>de</strong>rs<br />

schwierigen Rechtsanwendung. Jedoch sollte <strong>de</strong>r Höhe <strong>de</strong>r AK (s. zur Angemessenheitsfrage<br />

Anm. 200±203), <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Instrument verbun<strong>de</strong>nen Berufsfreu<strong>de</strong><br />

u. insbes. <strong>de</strong>m häuslichen Umfeld als Beurteilungskriterien im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 323


573<br />

574±579<br />

580<br />

§9 Anm. 572±580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Beweiswürdigung nicht eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung beigemessen wer<strong>de</strong>n.<br />

Der Stpfl., <strong>de</strong>r gera<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r Anzahl <strong>de</strong>r zu seinem Haushalt gehören<strong>de</strong>n<br />

Personen kein stl. anerkanntes Arbeits- o. Musizierzimmer einrichten kann, wäre<br />

möglicherweise doppelt ¹bestraftª.<br />

b) Umfang <strong>de</strong>s Werbungskostenabzugs<br />

Bei einer Anerkennung <strong>de</strong>r AMEigenschaft können die mit <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

<strong>de</strong>s Musikinstruments zusammenhängen<strong>de</strong>n Kreditzinsen, die lfd. Unterhaltskosten<br />

(zB für Instandhaltungen) u. die von <strong>de</strong>r voraussichtlichen Nutzungsdauer<br />

abhängigen AfA-Beträge (ggf. Sofortabzug als gWG) stl. in Abzug gebracht<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Frage <strong>de</strong>r Nutzungsdauer ist vor allem bei wertvollen alten<br />

Instrumenten äuûerst umstritten (zur Nutzungsdauer von Musikinstrumenten s.<br />

Wolf, FR 1999, 841). Die Rspr. <strong>de</strong>r FG ist nicht einheitlich (s. FG Ba.-Württ. v.<br />

18. 7. 2000, LEXinf.-Nr. 0554375; FG Berlin v. 25. 6. 1998, LEXinf.-Nr.<br />

0550007; FG Düss. v. 12. 2. 1998, LEXinf.-Nr. 0145685; FG Ba.-Württ. v.<br />

12. 11. 1996, EFG 1997, 154, rkr.; Hess. FG v. 24. 2. 1992, LEXinf.-<br />

Nr. 0101962). Nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH unterliegt eine über 300 Jahre alte<br />

Meistergeige, die im Konzertalltag regelmäûig gespielt wird, einem technischen<br />

Verschleiû, <strong>de</strong>r eine AfA auch dann rechtfertigt, wenn es wirtschaftlich zu einem<br />

Wertzuwachs kommt. Bei Instrumenten, die bereits über 100 Jahre alt sind und<br />

die regelmäûig im Konzertalltag bespielt wer<strong>de</strong>n, soll grundsätzlich eine Restnutzungsdauer<br />

von 100 Jahren angesetzt wer<strong>de</strong>n (BFH v. 26. 1. 2001 VI R 26/<br />

98, BStBl. II, 194).<br />

UE sollte mit <strong>de</strong>m FG Ba.-Württ. (v. 18. 7. 2000 aaO) auch bei antiquarisch erworbenen<br />

Musikinstrumenten grds. von einer technischen Abnutzung durch<br />

Gebrauch ausgegangen wer<strong>de</strong>n, wenn das Instrument nicht als Sammlerstück,<br />

son<strong>de</strong>rn für <strong>de</strong>n (nahezu) täglichen Gebrauch angeschafft wur<strong>de</strong>. Dabei erscheint<br />

es ± trotz <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Sache her offenkundigen Unterschie<strong>de</strong> ± sinnvoll,<br />

auch hier ± insbes. bei regelmäûiger Pflege ± die Abschreibungsdauer in Anlehnung<br />

an § 7 Abs. 4 Satz 1 auf 50 Jahre zu begrenzen, und zwar unabhängig davon,<br />

ob es sich um ein neues o<strong>de</strong>r ein bereits über 100 Jahre altes Meisterinstrument<br />

han<strong>de</strong>lt.<br />

Bei neuen Musikinstrumenten hängt <strong>de</strong>r Abschreibungssatz von <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Nutzungsdauer ab (vgl. die amtlichen AfA-Tabellen mit einheitlichen AfA-Sätzen<br />

von 7±10 vH). Bei neuen Meistergeigen sieht <strong>de</strong>r BFH eine typisieren<strong>de</strong><br />

Nutzungsdauer von 50 Jahren als unbe<strong>de</strong>nklich an (BFH v. 26. 1. 2001 VI R<br />

26/98, BStBl. II, 194).<br />

Einstweilen frei.<br />

V. ABC <strong>de</strong>r Arbeitsmittel<br />

Aktentasche, Aktenkoffer: Wird eine Aktentasche, ein Aktenkoffer oä. so gut<br />

wie ausschlieûlich erwerbsbezogen genutzt, etwa zum Transport beruflich zu<br />

bearbeiten<strong>de</strong>r Unterlagen, han<strong>de</strong>lt es sich um ein AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6<br />

(FG Berlin v. 2. 6. 1978, EFG 1979, 225, rkr., betr. die Aktentasche eines Betriebsprüfers;<br />

ironisch dazu Risse, BB 1979, 1074). Diese Beurteilung gilt unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r betroffenen Berufsgruppe für sämtliche Überschuûeinkünfte,<br />

wenngleich <strong>de</strong>r praktische Schwerpunkt bei <strong>de</strong>r Einkunftsart <strong>de</strong>s § 19 liegen<br />

dürfte (zB Lehrer, Richter, Rechtsanwälte, Steuerberater u. Verwaltungsange-<br />

E 324 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />

stellte). Die für <strong>de</strong>n täglichen Sportunterricht benötigte Sporttasche eines Lehrers<br />

wur<strong>de</strong> als mit <strong>de</strong>r Aktentasche eines Betriebsprüfers vergleichbar angesehen<br />

und als AM anerkannt (FG Münster v. 12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr.). Bei<br />

einer gemischt-genutzten Aktentasche greift <strong>de</strong>mgegenüber das Aufteilungsund<br />

Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 Satz 2 ein (vgl. BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/<br />

70, BStBl. II 1971, 17; krit. dazu Anm. 179).<br />

Für ¹typischeª Aktentaschen, Aktenkoffer oä. kann uE die rein erwerbsbezogene Verwendung<br />

als wi<strong>de</strong>rlegbare Rechtsvermutung unterstellt wer<strong>de</strong>n (glA Streck/<br />

Korn, KÖSDI 1979, 3451 f.).<br />

Normale Koffer kommen dagegen auch beim fliegen<strong>de</strong>n Cockpitpersonal einer<br />

Fluggesellschaft nicht als AM in Betracht, da auch private Reiseutensilien transportiert<br />

wer<strong>de</strong>n (so FG Hbg. v. 17. 1. 1972, EFG, 329, rkr., mit Abgrenzungshinweis<br />

auf beson<strong>de</strong>rs ausgestaltete ¹Pilotenarbeitstaschenª, die AM sind).<br />

Aktenordner: s. Karteikasten.<br />

Aktenschrank: Ist im allgemeinen als AM anzuerkennen; es gelten die gleichen<br />

Beurteilungsgrundsätze wie für Bücherregale (s. u.).<br />

Anrufbeantworter: s. ¹Telefonª.<br />

Antiquitäten: Bei rein erwerbsbezogener Verwendung kommen unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Aufwendungshöhe im Grundsatz auch Antiquitäten als AM in Betracht<br />

(zB ältere u. wertvolle Möbelstücke, alte Musikinstrumente uä.; s. auch BFH v.<br />

31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; dazu o. V., HFR 1986, 291; Klein, FR<br />

1986, 249). Die Anschaffung beson<strong>de</strong>rs kostbarer ¹Liebhaberstückeª läût im<br />

Einzelfall allerdings selbst bei überwiegend beruflicher Verwendung auf eine<br />

private Mitveranlassung schlieûen, so daû das Abzugsverbot gem. § 12 Nr. 1 eingreift.<br />

Das Nds. FG (v. 16. 4. 1997, EFG 1997, 953, rkr.) hat einen 150 Jahre<br />

alten Empireschrank, <strong>de</strong>r zur Aufbewahrung beruflicher Unterlagen genutzt<br />

wird, als AM anerkannt, das bei ständigem Gebrauch idR einer gewissen technischen<br />

Abnutzung unterliegen kann (aber keine AfA, wenn eine technische Abnutzung<br />

sich in so groûen Zeiträumen und <strong>de</strong>mentsprechend im jeweiligen VZ<br />

nur in einem so geringfügigen Maûe vollzieht, daû sie stl. vernachlässigt wer<strong>de</strong>n<br />

kann). Zur Anerkennung antiker Musikinstrumente als AM und ihrer Abschreibung<br />

s. Anm. 573.<br />

Arbeitsmaterial, das für berufliche o<strong>de</strong>r sonstige erwerbsbezogene Zwecke verwen<strong>de</strong>t<br />

wird, gehört zu <strong>de</strong>n typischen AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 (zB Schreibmaterial,<br />

Zeichengeräte uä.; s. BFH v. 28. 9. 1984 VI R 144/83, BStBl. II 1985,<br />

89 [91] betr. Fortbildung eines Zeitsoldaten). Bei gemischt verwen<strong>de</strong>tem Arbeitsmaterial<br />

ist uE <strong>de</strong>r erwerbliche Anteil zu schätzen.<br />

Arbeitszimmer: Nach hM stellt das Arbeitszimmer selbst kein AM dar, obwohl<br />

die rein erwerbsbezogen genutzte Raumeinheit lediglich eine Hilfsfunktion bei<br />

<strong>de</strong>r Ausübung <strong>de</strong>r Berufstätigkeit erfüllt. Die Arbeitszimmeraufwendungen können<br />

jedoch unabhängig von Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s<br />

Abs. 1 Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n. AM, die sich in einem häuslichen Arbeitszimmer<br />

befin<strong>de</strong>n und zu <strong>de</strong>ssen Ausstattung gehören (Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong><br />

wie Bücherregal, Bücherschrank, Schreibtisch, Stuhl, Telekommunikationsanlagen,<br />

PC-Schreibtisch, ggf. sonstige Möbelstücke; s. BFH v. 8. 11. 1996<br />

VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341), sind auch bei Begrenzung <strong>de</strong>r abziehbaren<br />

Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer auf 2400 DM (§ 9 Abs. 5 iVm.<br />

§ 4 Abs. 5 Nr. 6 b) unbeschränkt bzw. in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Nr. 7 iVm.<br />

§ 9 Abs. 5 abziehbar. Denn Aufwendungen für ein AM in einem stl. anerkannten<br />

häusl. Arbeitszimmer sind unter <strong>de</strong>n gleichen Nutzungsvoraussetzungen an-<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 325


§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

zuerkennen, wie das auûerhalb <strong>de</strong>s Arbeitszimmers <strong>de</strong>r Fall ist (BFH v.<br />

21. 11. 1997 VI R 4/97, BStBl. II 1998, 351; BMF v. 16. 6. 1998, BStBl. I, 863).<br />

Berufskleidung: s. Anm. 550±556.<br />

Bil<strong>de</strong>r: Nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH sind Kunstgegenstän<strong>de</strong> zur Ausschmückung<br />

<strong>de</strong>s Arbeitszimmers, wozu regelmäûig auch Bil<strong>de</strong>r gehören, keine AM (BFH v.<br />

30. 10. 1990 VIII R 42/87, BStBl. II 1991, 340; v. 14. 5. 1991 VI R 119/88,<br />

BStBl. II, 837; v. 12. 3. 1993 VI R 92/92, BStBl. II, 506). Der unmittelbare<br />

Zweck von Gegenstän<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Kunst im weitesten Sinn besteht darin, durch<br />

ihren Anblick zum Wohlbefin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Betrachters beizutragen o<strong>de</strong>r bei ihm im<br />

weitesten Sinne geistig anregend o<strong>de</strong>r entspannend zu wirken. Dieses Erlebnis<br />

ist überwiegend <strong>de</strong>m persönlichen und privaten Bereich <strong>de</strong>s Betrachters zuzurechnen.<br />

Selbst bei För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Berufs o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Tätigkeit sind Aufwendungen<br />

hierfür nach § 12 Nr. 1 nicht als WK abziehbar (zur Anschaffung eines Kupferstichs<br />

für die Ausschmückung eines häusl. Arbeitszimmers eines Deutschlehrers<br />

FG Rhld.-Pf. v. 9. 4. 1991, EFG 1992, 65, rkr.). Diese uE eher restriktive Rspr.<br />

vermag zumin<strong>de</strong>st in diesem Bereich <strong>de</strong>r Gefahr <strong>de</strong>s Miûbrauchs vorzubeugen.<br />

Brille: Auch eine ausschlieûlich am Arbeitsplatz getragene und aufbewahrte<br />

¹normaleª Brille ist ein medizinisches Hilfsmittel zur Kompensation körperlicher<br />

Behin<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Mängel und betrifft <strong>de</strong>shalb nach <strong>de</strong>r Rspr. <strong>de</strong>s BFH<br />

auch die allgemeine Lebensführung iSd. § 12 Nr. 1 Satz 2, so daû Aufwendungen<br />

hierfür nicht abziehbar sind (BFH v. 23. 10. 1992 VI R 31/92, BStBl. II<br />

1993, 193, an<strong>de</strong>rs bei Sehschwäche als Berufskrankheit, vgl. BFH v. 17. 4. 1980<br />

IV R 207/75, BStBl. II, 639). Dies gilt auch für Kontaktlinsen, die ausschlieûlich<br />

für die Berufstätigkeit Verwendung fin<strong>de</strong>n (FG München v. 6. 12. 2000, LEXinf.-<br />

Nr. 0571788, rkr.). Als AM anzuerkennen sind <strong>de</strong>mgegenüber Brillen, die eine<br />

Schutzfunktion gegenüber <strong>de</strong>n speziellen Gefahren einer bestimmten Berufstätigkeit<br />

erfüllen (¹typische Berufsbrillenª, wie etwa Schutzbrillen für Schweiûer u.<br />

Taucher, die Lichtschutzbrille <strong>de</strong>s Flugpersonals, FG Hbg. v. 17. 1. 1972, EFG<br />

1972, 329, rkr.; nicht aber für eine Sonnenbrille mit Korrekturgläsern und Ersatzbrille<br />

eines Flugkapitäns, Nds. FG v. 8. 12. 1992, EFG 1993, 375, rkr.); nach<br />

BFH v. 23. 10. 1992 (aaO) sind diese Voraussetzungen auch bei einer Bildschirmtätigkeit<br />

nicht erfüllt).<br />

Bücher: s. Anm. 559±564.<br />

Bücherregale wer<strong>de</strong>n bei überwiegend erwerbsbezogener Verwendung (nach<br />

BFH v. 7. 9. 1990 VI R 141/86, BFH/NV 1991, 445 kommt die Anerkennung<br />

einer Regalwand als AM nicht mehr in Betracht, wenn <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r darin befindlichen<br />

privaten Unterlagen 15 vH beträgt; s. auch BFH v. 30. 10. 1990 VIII<br />

R 42/87, BStBl. II 1991, 340) als AM akzeptiert. Die Unterbringung im Arbeitszimmer<br />

ist nicht notwendige Anerkennungsvoraussetzung (BFH v. 18. 2. 1977<br />

VI R 182/75, BStBl. II, 464; s. auch unten ¹Schreibtischª). Die Höhe <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

begrün<strong>de</strong>t nur in beson<strong>de</strong>rs gelagerten Ausnahmefällen <strong>de</strong>n Privatbezug<br />

<strong>de</strong>r Bücherregalanschaffung.<br />

In privaten Wohnräumen befindliche Bücherregalteile können idR nicht als AM anerkannt<br />

wer<strong>de</strong>n, da eine private Mitbenutzung wahrscheinlich ist (so FG Rhld.-<br />

Pf. v. 29. 3. 1973, EFG 1973, 536, rkr.).<br />

CD (Musik): Die für schöngeistige Literatur gelten<strong>de</strong>n Grundsätze (s.<br />

Anm. 562) wer<strong>de</strong>n hier entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n sein, weil es sich nach <strong>de</strong>m<br />

objektiven Charakter idR um typischerweise privat genutzte Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>lt<br />

(s. FG München v. 11. 5. 1999, EFG 1999, 891, rkr., betr. Anschaffung klas-<br />

E 326 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />

sischer Musik-CDs durch Gymnasiallehrer für Musik und Englisch; s. auch<br />

¹Schallplattenª).<br />

CD-Player im Auto wur<strong>de</strong> als AM eines Redakteurs anerkannt, <strong>de</strong>r damit auf<br />

<strong>de</strong>n morgendlichen und abendlichen Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />

von ihm beruflich zu besprechen<strong>de</strong> CDs hören und auswählen wollte und<br />

konnte, um diese später vor <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschrift <strong>de</strong>r Besprechung mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

hochwertigen Anlage in seinem häuslichen Arbeitszimmer anzuhören (FG Ba.-<br />

Württ. v. 15. 7. 1997, EFG 1998, 276, rkr.).<br />

Computer: s. Anm. 566±569.<br />

Darlehensfor<strong>de</strong>rung: s. ¹Geldª.<br />

Diktiergerät ist ein typisches Hilfsmittel bei <strong>de</strong>r Erwerbsausübung in <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Berufszweigen u. daher in aller Regel als AM anzuerkennen (etwa<br />

bei einem Richter, angestellten Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwalt<br />

o<strong>de</strong>r Arzt). Eine gelegentliche Verwendung für private Korrespon<strong>de</strong>nz steht<br />

<strong>de</strong>m WKAbzug nicht entgegen; für die Wie<strong>de</strong>rgabe privater Musikaufnahmen<br />

ist ein Diktiergerät nicht geeignet (vgl. auch BFH v. 29. 1. 1971 VI R 31/68,<br />

BStBl. II, 327; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100; Schmidt/Drenseck<br />

XIX. § 9 Rn. 175.<br />

Elektronenrechner: s. ¹Computerª in Anm. 566±569.<br />

Fachliteratur: s. ¹Bücherª, in Anm. 559±564 und hier ¹Zeitungen und Zeitschriftenª.<br />

Fahrrad: Das Fahrrad <strong>de</strong>s angestellten Wachmanns einer Wach- und Schlieûgesellschaft<br />

kann ± trotz lediglich mittelbarer Funktion im Erwerbsprozeû ± ein<br />

AM sein (BFH v. 15. 9. 1961 VI 228/60 U, BStBl. III, 552; bestätigt durch BFH<br />

v. 9. 4. 1963 VI 6/61 U, BStBl. III, 299). Dies gilt etwa auch für das Fahrrad<br />

eines angestellten Zeitungsausträgers (vgl. v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H<br />

100). Der WKAbzug erfolgt über die AfA o<strong>de</strong>r als gWG.<br />

Fahrrä<strong>de</strong>r dagegen, die lediglich für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte<br />

benutzt wer<strong>de</strong>n, bil<strong>de</strong>n wegen nicht unwesentlicher privater Mitverwendung<br />

keine AM.<br />

Fernsehgerät: Wegen <strong>de</strong>s Aufteilungs- und Abzugsverbots gem. § 12 Nr. 1<br />

Satz 2 sind Aufwendungen für ein Fernsehgerät auch bei einem auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>s Films u. <strong>de</strong>s Fernsehens tätigen Stpfl. regelmäûig nach Auffassung <strong>de</strong>r Rspr.<br />

nicht als WK abziehbar; da <strong>de</strong>ren Nutzung im privaten Lebensbereich üblich ist,<br />

wird ein nicht unwesentlicher privater Veranlassungszusammenhang typisierend<br />

unterstellt (so BFH v. 19. 10. 1970 GrS 3/70, BStBl. II 1971, 21 bei einem Fernsehgerät<br />

in einem stl. anerkannten Arbeitszimmer). So besteht ua. ein Erfahrungssatz,<br />

daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig auch im privaten<br />

Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n (BFH v. 27. 9. 1991 VI R 1/90, BStBl. II 1992,<br />

195). Er kann nur entkräftet wer<strong>de</strong>n, wenn ein Beteiligter die ernsthafte Möglichkeit<br />

darlegt, daû im konkreten Einzelfall eine vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong><br />

Gestaltung vorliegt (BFH v. 27. 5. 1993 VI R 54/90, BFH/NV 1994,<br />

18). Aufwendungen für eine Satellitenempfangsanlage sind keine WK (FG<br />

Rhld.-Pf. v. 30. 4. 1997, EFG 1997, 952, rkr.).<br />

Filmkamera: Die Filmkamera eines Lehrers für bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Kunst stellt nach Auffassung<br />

<strong>de</strong>s FG Rhld.-Pf. v. 8. 8. 1978 (NWB 1978 F. 1, 290, rkr.) unter Berufung<br />

auf die Lebenserfahrung selbst dann kein AM dar, wenn <strong>de</strong>r Ehepartner<br />

eine höherwertige, ausschlieûlich privat genutzte Kamera besitzt; uE hinsichtlich<br />

<strong>de</strong>r Beweislast zu restriktiv. Die Filmkamera eines hauptberuflichen Fotografen<br />

kann dagegen ein AM sein (v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100).<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 327


§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Geld in seiner Eigenschaft als Zahlungsmittel fällt nicht unter Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 6, da ein Erwerbsbezug wesensmäûig nicht konkretisierbar ist (BFH v.<br />

4. 7. 1986 VI R 227/83, BStBl. II, 771, zust. v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; vgl.<br />

auch Bormann, DStZ 1982, 98). Auch Darlehensfor<strong>de</strong>rungen bil<strong>de</strong>n keine AM<br />

(BFH v. 19. 10. 1982 VIII R 97/79, BStBl. II 1983, 295, jedoch offen gelassen<br />

für atypisch gelagerte Sachverhalte von ArbN-Darlehen an <strong>de</strong>n ArbG; eingehend<br />

dazu Anm. 193).<br />

Gemäl<strong>de</strong>: s. ¹Bil<strong>de</strong>rª.<br />

Hun<strong>de</strong>:<br />

P Aufwendungen für Wachhun<strong>de</strong> einschl. Futter und Pflegekosten bil<strong>de</strong>n bei einem<br />

ArbN im Bewachungsgewerbe WK; <strong>de</strong>r Hund ist dort ein berufstypisches AM<br />

(nicht anerkannt wur<strong>de</strong>n die von einem Hausmeister für seinen privaten Wachhund<br />

aufgewen<strong>de</strong>ten Futterkosten wegen nicht unwesentlicher privater Nutzung<br />

und fehlen<strong>de</strong>r Trennbarkeit, BFH v. 10. 9. 1990 VI R 101/86, BFH/NV 1991,<br />

234; v. 29. 3. 1979 IV R 103/75, BStBl. II, 512 betr. BA-Abzug einer unverheirateten<br />

Landärztin; FG Hbg. v. 13. 10. 1982, EFG 1983, 342, rkr., betr. Hun<strong>de</strong>haltung<br />

zur Sicherung eines Tanzschulbetriebs). Diese Beurteilung gilt neben § 19<br />

auch für die an<strong>de</strong>ren Überschuûeinkünfte (s. FG München v. 18. 3. 1987, EFG<br />

1987, 451, rkr., betr. Aufwendungen für Hun<strong>de</strong>haltung bei Vermietungseinkünften).<br />

P Aufwendungen für einen Jagdhund bei einem angestellten Forstbediensteten gehören<br />

dagegen grundsätzlich zu <strong>de</strong>n WK, da die überwiegen<strong>de</strong> Verwendung <strong>de</strong>r<br />

Tiere für berufliche Jagdzwecke unterstellt wer<strong>de</strong>n kann (so zutr. BFH v.<br />

29. 1. 1960 VI 9/59 U, BStBl. III, 163 mit abgrenzen<strong>de</strong>n Hinweisen zur gewerblichen<br />

Betätigung bei Hun<strong>de</strong>zucht).<br />

P Aufwendungen eines blin<strong>de</strong>n ArbN für seinen Blin<strong>de</strong>nhund sind als WK im Rahmen<br />

<strong>de</strong>s § 19 zu berücksichtigen, soweit <strong>de</strong>r Blin<strong>de</strong>nhund aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n<br />

beansprucht wird (FG München v. 16. 11. 1984, EFG 1985, 390, rkr.: anteiliger<br />

WKAbzug wegen leichter u. einwandfreier Trennbarkeit; Abgrenzung zu<br />

§ 33 b erfor<strong>de</strong>rlich; krit. dazu Schmidt, FR 1986, 35; s. auch § 9 Abs. 2 betr.<br />

Körperbehin<strong>de</strong>rte).<br />

Karteikästen, Mappen und Aktenordner sind typische Hilfsmittel <strong>de</strong>r Büroorganisation<br />

und bil<strong>de</strong>n daher AM (s. auch FG Hbg. v. 30. 11. 1955, EFG 1956,<br />

263, rkr., betr. Hochschullehrer); uE gilt dies für sämtliche mit Schreibtischarbeiten<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nsten Art befaûten Personenkreise. Evtl. stfrei vom ArbG erlangte<br />

Kostenerstattungen sind gegenzurechnen.<br />

Klavier: s. Anm. 572±574.<br />

Kraftfahrzeug (s. auch Anm. 750 ¹Autokostenª):<br />

P Kriterien <strong>de</strong>r AMEigenschaft: Ein Kfz., welches von einem Stpfl. nahezu<br />

ausschlieûlich im Rahmen einer erwerbsbezogenen Tätigkeit genutzt wird (zB<br />

bei einem angestellten Reisen<strong>de</strong>n), ist AM iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 (BFH v.<br />

29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. <strong>de</strong>n zu 95 vH beruflich genutzten<br />

Pkw. eines im Auûendienst tätigen angestellten Maschinenbauingenieurs; s. auch<br />

BFH v. 21. 3. 1975 VI R 131/73, BStBl. II, 641 betr. veruntreute Anzahlung für<br />

einen Pkw., <strong>de</strong>r als AM genutzt wer<strong>de</strong>n sollte; wegen Vermögensbezug keine<br />

WKBerücksichtigung).<br />

Es genügt für die Einstufung als AM nicht, daû ein im übrigen auch privat genutztes<br />

Kfz. lediglich für Fahrten zwischen Wohnung u. Arbeitsstätte verwen<strong>de</strong>t<br />

wird; die private Mitbenutzung überschreitet insoweit die Bagatellgrenze (BFH<br />

v. 7. 2. 1964 VI 201/62 S, BStBl. III, 251; Nds. FG v. 21. 1. 1970, EFG 1970,<br />

E 328 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />

279, bestätigt durch BFH; s. auch BFH v. 30. 11. 1979 VI R 83/77, BStBl. II<br />

1980, 138). Kein AM ist das Kfz. eines Richters, <strong>de</strong>r ausschlieûlich mit verkehrsrechtlichen<br />

Angelegenheiten befaût ist und dadurch zu Fahrerfahrung gelangen<br />

will (BFH v. 10. 3. 1955 IV 633/54 U, BStBl. III, 131; an<strong>de</strong>rs bei einem um<br />

100 vH in seiner Erwerbsfähigkeit gemin<strong>de</strong>rten, gehbehin<strong>de</strong>rten ArbN, da das<br />

Kfz. für ihn ein beruflich unentbehrliches Fortbewegungsmittel ist; es sind die<br />

tatsächlich entstan<strong>de</strong>nen Fahrtkosten abziehbar (BFH v. 28. 1. 1966 VI 66/65,<br />

BStBl. III, 291; s. auch § 9 Abs. 2).<br />

Vorführwagen eines angestellten Kfz.-Verkäufers, die ihm selbst gehören, sind<br />

AM, verlieren diese Eigenschaft aber im Augenblick <strong>de</strong>r Veräuûerung, da hierin<br />

eine vom Dienstverhältnis gelöste gewerbliche Tätigkeit liegt (FG Münster v.<br />

21. 12. 1966, EFG 1967, 502, rkr.).<br />

P Umfang <strong>de</strong>s WK-Abzugs: Wenn das Kfz AM ist, gehören die gesamten Aufwendungen,<br />

dh. neben <strong>de</strong>n tatsächlich anfallen<strong>de</strong>n laufen<strong>de</strong>n Kosten (Treibstoff, Versicherung,<br />

Kfz.-Steuer, Reparaturen, Garagenmiete, Finanzierungskosten usw.)<br />

auch die AfA auf die AK, zu <strong>de</strong>n WK. Auch bei aufwendigen Instandsetzungsmaûnahmen,<br />

die zu einer Werterhöhung u. einer Verlängerung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />

<strong>de</strong>s Pkw. führen, geht die Rspr. regelmäûig von zum Zahlungszeitpunkt<br />

abziehbarem Erhaltungsaufwand aus (BFH v. 11. 4. 1986 VI R 141/82, BFH/<br />

NV 1986, 529). Wegen <strong>de</strong>r Konkurrenz zu Abs. 1 Satz 3 Nr. 4 mit <strong>de</strong>n gesetzlichen<br />

WKPauschbeträgen s. Anm. 447.<br />

Zum Abzug von Aufwendungen für Kfz., die keine AM sind, s. Anm. 750<br />

¹Kraftfahrzeugª und ¹Fahrtkostenª.<br />

Lexikon: s. Anm. 559±564.<br />

Mikrofilme: Aufwendungen eines Geistlichen für Mikrofilme von Predigerhandschriften<br />

sind WK wegen beruflicher Fortbildung, ohne daû es auf <strong>de</strong>ren<br />

Höhe ankommt (BFH v. 28. 6. 1963 VI 45/63 U, BStBl. III, 435).<br />

Musikinstrumente: s. Anm. 572±574.<br />

Papierkorb: s. ¹Schreibtischª.<br />

Pistole: s. ¹Waffenª.<br />

Reitpferd: Aufwendungen eines angestellten Reitlehrers für ein eigenes Reitpferd,<br />

welches überwiegend für berufliche Zwecke eingesetzt wird (zB im Reitunterricht<br />

u. bei vom ArbG veranstalteten Reitturnieren), stellen WK dar; das<br />

Reitpferd ist in einem solchen Fall ein AM (übereinstimmend FG Düss. v.<br />

22. 6. 1982, EFG 1983, 65, rkr.; Hess. FG v. 2. 12. 1982, EFG 1983, 226, rkr.).<br />

Als WK kommen neben <strong>de</strong>r AfA insbeson<strong>de</strong>re die laufen<strong>de</strong>n Unterhaltskosten<br />

in Betracht.<br />

Tritt die Nutzung <strong>de</strong>s Reitpfer<strong>de</strong>s für private Sportzwecke dagegen nicht völlig<br />

in <strong>de</strong>n Hintergrund, so liegen nichtabziehbare gemischte Aufwendungen gem.<br />

§ 12 Nr. 1 Satz 2 vor (FG Rhld.-Pf. v. 17.3. 1995, EFG 1995, 746, rkr., betr. eigenes<br />

Reitpferd einer angestellten Reitlehrerin, die mit ihrem auch im Reitunterricht<br />

eingesetzten Pferd bei sechs Turnieren im Jahr mitgeritten ist; im Ergebnis<br />

ebenso FG Münster v. 6. 8. 1990, EFG 1992, 452, rkr., betr. Reitpferd einer<br />

Fach-Journalistin; FG Rhld.-Pf. v. 26. 5. 2000, LEXinf.-Nr. 0554646, rkr., betr.<br />

Reitpferd einer angestellten Pfer<strong>de</strong>meisterin, die mit ihrem Pferd bei acht Turnieren<br />

im Jahr selbst mitgeritten ist).<br />

Rundfunkgerät: Eine Qualifikation als AM ist nur in beson<strong>de</strong>rs gelagerten<br />

Ausnahmefällen <strong>de</strong>nkbar, da es sich um einen typischen Gegenstand <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Lebensführung han<strong>de</strong>lt. Radiogeräte bieten vielfältige Möglichkeiten <strong>de</strong>r<br />

Unterhaltung und <strong>de</strong>r Information und wer<strong>de</strong>n üblicherweise nicht nur zur Un-<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 329


§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

terrichtung und Fortbildung auf <strong>de</strong>m betrieblichen o<strong>de</strong>r beruflichen Gebiet <strong>de</strong>s<br />

jeweiligen Halters genutzt (BFH v. 7. 9. 1989 IV R 128/88, BStBl. II 1990, 19).<br />

Ebenso wie die Kosten eines Fernsehgeräts fallen <strong>de</strong>shalb auch die Kosten eines<br />

Radiogeräts unter das Abzugs- und Aufteilungsverbot, sofern nicht wegen seiner<br />

Funktion im Einzelfall, zB bei einem in Betriebsräumen von ArbN genutzten<br />

Gerät, ein Bezug zur Lebensführung ausschei<strong>de</strong>t (s. BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/<br />

70, BStBl. II 1971, 17 [21]) o<strong>de</strong>r es sich um ein Autoradio han<strong>de</strong>lt, das unselbständiger<br />

Bestandteil eines zum Betriebsvermögen gehören<strong>de</strong>n Kfz. ist (BFH v.<br />

24. 10. 1972 VIII R 201/71, BStBl. II 1973, 78).<br />

Schallplatten bil<strong>de</strong>n für einen Berufsmusiker AM, zumin<strong>de</strong>st soweit es sich um<br />

Musikwerke han<strong>de</strong>lt, an <strong>de</strong>ren Aufführung er mitgewirkt hat (Hess. FG v. 9. 3.<br />

1972, EFG 1972, 329, rkr.). Bei einer Musiklehrerin haben Schallplatten idR<br />

auch einen Privatbezug, so daû die Geltendmachung als WK ausschei<strong>de</strong>t (s. v.<br />

Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. H 100 mit Hinweis auf BFH v. 17. 9. 1976 VI R<br />

220/74, nv.; ähnlich Woring in L/B/P, § 9 Rn. 400); uE sind bei entsprechen<strong>de</strong>m<br />

Nachweis auch Ausnahmen <strong>de</strong>nkbar (zB Anschaffung einer speziellen<br />

Schallplatte rein für Unterrichtszwecke). Die für schöngeistige Literatur gelten<strong>de</strong>n<br />

Grundsätze (s. Anm. 562) wer<strong>de</strong>n entsprechend anzuwen<strong>de</strong>n sein (s. FG<br />

München v. 11. 5. 1999, EFG 1999, 891, rkr., betr. Musik-CD; gilt auch für Musikkassetten<br />

u. Mini-Disc).<br />

Schreibmaschine ist als AM anzuerkennen bei Anschaffung aus ganz überwiegen<strong>de</strong>n<br />

Erwerbsgrün<strong>de</strong>n und entsprechen<strong>de</strong>r Nutzung für dienstliche Zwecke,<br />

eine untergeordnete private Mitverwendung ist nicht stschädlich. Ansonsten<br />

gelten bei gemischter Nutzung die allgemeinen restriktiven Abgrenzungs- und<br />

Zuordnungsüberlegungen <strong>de</strong>s BFH (v. 19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971,<br />

17; dazu eingehend Anm. 179). Die stl. Qualifikation ist im Grundsatz unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r betroffenen Überschuûeinkunftsart u. <strong>de</strong>r Berufsgruppe, wenngleich<br />

auf <strong>de</strong>r Lebenserfahrung beruhen<strong>de</strong> Typisierungen die Anerkennung im Einzelfall<br />

erleichtern o<strong>de</strong>r erschweren können. Eine zweite, <strong>de</strong>m Stpfl. für Privatkorrespon<strong>de</strong>nz<br />

zur Verfügung stehen<strong>de</strong> Schreibmaschine indiziert <strong>de</strong>n Erwerbsbezug.<br />

Für AMEigenschaft vgl. BFH v. 29. 1. 1971 VI R 31/68, BStBl. II, 327 betr. einen Richter,<br />

bestätigt durch BFH v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; auch bereits v.<br />

9. 4. 1963 VI 6/61 U, BStBl. III, 299 betr. Prüfer eines genossenschaftlichen Prüfungsverbands.<br />

Vgl. weiterhin FG Berlin v. 31. 1. 1969, EFG 1969, 399, best. durch BFH v.<br />

15. 10. 1971 VI R 74/69, EFG 1972, 470; FG Ba.-Württ. v. 29. 4. 1982, EFG 1983,<br />

167, rkr., betr. zeitanteilige Geltendmachung bei Anschaffung für Übungszwecke zur<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Schreibfertigkeit; FG Münster v. 2. 4. 1987, EFG 1987, 501, rkr., betr.<br />

Polizeianwärter (uE zutr. bei <strong>de</strong>r Bewertung <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Bereitschaftspolizei erteilten<br />

Auskunft).<br />

Ablehnend dagegen: FG Düss. v. 20. 6. 1974, EFG 1974, 516, rkr., betr. Reparaturkosten<br />

einer Schreibmaschine für Lehrerin, FG Ba.- Württ. v. 28. 8. 1987, EFG 1988, 116, rkr.<br />

(Zweifel an <strong>de</strong>r behaupteten Art u. <strong>de</strong>m behaupteten Umfang <strong>de</strong>r privaten Mitbenutzung).<br />

Bei stl. Anerkennung <strong>de</strong>r Schreibmaschine als AM sind auch anfallen<strong>de</strong> Nebenkosten<br />

uE abziehbar (zB für lfd. Wartung u. Reparaturen); dies erstreckt sich<br />

auch auf Schreibmaterial (s. auch Hinweis bei v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn.<br />

H 100; BFH v. 28. 9. 1984 VI R 144/83, BStBl. II 1985, 89); s. im übrigen<br />

Anm. 566±569 betr. Computer, <strong>de</strong>r die ¹klassischeª Schreibmaschine weitgehend<br />

verdrängt hat.<br />

Schreibtisch (s. ferner ¹Arbeitszimmerª): Falls ein<strong>de</strong>utig vom Stpfl. nachgewiesen,<br />

zumin<strong>de</strong>st glaubhaft gemacht wer<strong>de</strong>n kann, daû <strong>de</strong>r Schreibtisch weit überwiegend<br />

zu beruflichen o<strong>de</strong>r sonstigen erwerbsbezogenen Arbeiten benutzt<br />

E 330 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />

wird u. nicht privaten Repräsentationszwecken dient, han<strong>de</strong>lt es sich um ein AM<br />

iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Überschuûeinkunftsart. Dies gilt<br />

materiell-rechtlich unabhängig davon, ob das Möbelstück in einem als häusliches<br />

Arbeitszimmer anerkannten Raum steht o<strong>de</strong>r nicht. Allerdings indiziert die stl.<br />

Anerkennung <strong>de</strong>s Arbeitszimmers die AMQualität <strong>de</strong>s Schreibtischs. Unbeachtlich<br />

ist im Grundsatz auch die Höhe <strong>de</strong>r Schreibtischkosten.<br />

StRspr.: BFH v. 21. 1. 1966 VI 92/64, BStBl. III, 219; v. 18. 2. 1977 VI R 182/75,<br />

BStBl. II, 464; v. 31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; v. 25. 9. 1992 VI R 109/87,<br />

BStBl. II 1993, 106; FG Rhld.-Pf. v. 29. 3. 1973, EFG 1973, 536, rkr.<br />

Die gleiche stl. Beurteilung greift ein für sämtliche zum Schreibtisch dazugehörigen<br />

Gegenstän<strong>de</strong> wie Schreibtischlampe, Schreibtischsessel, Schreibtischgarnitur<br />

u. Papierkorb (ausdrücklich BFH v. 18. 2. 1977 VI R 182/75, BStBl. II, 464; v.<br />

31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355; v. 8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV<br />

1997, 341).<br />

Bei <strong>de</strong>r zeitlichen Geltendmachung <strong>de</strong>r WK ist die AfA-Regelung gem. Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 7 zu beachten, wobei unabhängig voneinan<strong>de</strong>r eine wirtschaftliche<br />

o<strong>de</strong>r eine nutzungsbedingte technische AfA in Betracht kommen (BFH v.<br />

31. 1. 1986 VI R 78/82, BStBl. II, 355 betr. AfA für über 100 Jahre alte, ständig<br />

in Gebrauch befindliche Möbelstücke, die wirtschaftlich im Wert steigen, dazu<br />

o.V., HFR 1986, 291 mit Hinweis auf eine uU abweichen<strong>de</strong> Behandlung ¹echterª<br />

Antiquitäten; vgl. auch Nds. FG v. 16. 4. 1997, EFG 1997, 953, wonach ein<br />

150 Jahre alter, bisher nicht restaurierter, voll gebrauchsfähiger Schrank, <strong>de</strong>r<br />

zum Aufbewahren beruflicher Unterlagen genutzt wird, jährlich nur einem so<br />

geringen Wertverzehr unterliegt, daû die AfA stl. zu vernachlässigen ist). Zum<br />

¹Einlagewertª bei späterer beruflicher Umwidmung eines zunächst privat angeschafften<br />

Schreibtischs s. Anm. 610.<br />

Schreibtischgarnitur: s. ¹Schreibtischª.<br />

Schreibtischlampe: s. ¹Schreibtischª.<br />

Sportsachen (Sportbekleidung, Sportgeräte): s. auch ¹Berufskleidungª in<br />

Anm. 550±556.<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>r höchstrichterlichen Rspr. bil<strong>de</strong>n Aufwendungen für Sportgeräte<br />

u. Sportbekleidung in vollem Umfang WK, wenn die private Mitbenutzung<br />

<strong>de</strong>r Sportsachen gegenüber <strong>de</strong>m Erwerbsbezug von ganz untergeordneter<br />

Be<strong>de</strong>utung ist. Die Aufwendungen sollen bei einer privaten Nutzung von<br />

15,5 vH unter das Aufteilungs- und Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 Satz 2 fallen<br />

und insgesamt nicht mehr abziehbar sein. Entschei<strong>de</strong>nd für die stl. Qualifikation<br />

dürfte letztlich eine werten<strong>de</strong> Betrachtung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> sein. Zu <strong>de</strong>n<br />

abziehbaren Aufwendungen gehören auch Reinigungskosten (s. ¹Waschmaschinenª).<br />

BFH v. 23. 2. 1990 VI R 149/87, BFH/NV 1990, 765 betr. einen ua. Sport unterrichten<strong>de</strong>n<br />

Lehrer wegen Sportschuhen, Sporthemd, Trainingsanzug u. Trainingsjacke; v.<br />

21. 11. 1986 VI R 137/83, BStBl. II 1987, 262 betr. ein mit Sportunterricht befaûtes<br />

Diplom-Pädagogen-Ehepaar, bei welchem Aufwendungen für Turnschuhe, Fuûballschuhe<br />

und Badmintonschläger stl. anerkannt wer<strong>de</strong>n, nicht dagegen Aufwendungen,<br />

die sich auf einen Surflehrgang, eine Surfausrüstung sowie das Abonnement einer<br />

Schachzeitschrift erstrecken; krit. unter verschie<strong>de</strong>nen stsystematischen Gesichtspunkten<br />

Prinz, FR1987, 330; s. auch bereits BFH v. 24. 10. 1974 IV R 101/72, BStBl. II<br />

1975, 407 betr. die Versagung <strong>de</strong>s BA-Abzugs für einen nebenberuflich tätigen Skilehrer.<br />

Zur Diskussion um die quantitativen Grenzen einer stschädlichen privaten Mitbenutzung<br />

s. Anm. 547.<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 331


§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Die früher uneinheitliche und eher restriktive Rspr. <strong>de</strong>r FG verfährt nach <strong>de</strong>n<br />

genannten Rechtsgrundsätzen <strong>de</strong>s BFH, wobei letztlich <strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong><br />

zu ermitteln<strong>de</strong> private Nutzungsanteil ausschlaggebend ist.<br />

FG Düss. v. 16. 11. 1995, EFG 1996, 176, rkr., betr. Sportschuhe, Sporthem<strong>de</strong>n, Trainingsanzüge,<br />

Trikots eines ua. Sport unterrichten<strong>de</strong>n Lehrerehepaars, das für <strong>de</strong>n privaten<br />

Sport mit nahezu 500 DM pro Person bereits groûzügig ausgestattet war und <strong>de</strong>ren<br />

beruflich angeschaffte Kleidung in <strong>de</strong>r Schule aufbewahrt wur<strong>de</strong>; FG Köln v. 5. 6.<br />

1996, LEXinf.-Nr. 0136615, rkr., betr. Surfbrett und Surfausrüstung eines Sportlehrers<br />

an einem Gymnasium, <strong>de</strong>r die Surfartikel für zwei nicht entlohnte Fortbildungslehrgänge<br />

und eine Schulveranstaltung ca. 2±3 Wochen im Jahr beruflich verwen<strong>de</strong>t, wobei<br />

nach Auffassung <strong>de</strong>s FG Köln bei Sportartikeln in aller Regel zunächst eine Vermutung<br />

besteht, daû sie auch aus privaten Grün<strong>de</strong>n angeschafft wor<strong>de</strong>n sind; FG Münster v.<br />

12. 11. 1996, EFG 1997, 334, rkr., betr. Sporttasche, Pfeife, Trainingsanzüge, Gymnastikschuhe,<br />

T-Shirts einer 11 Stun<strong>de</strong>n Sport unterrichten<strong>de</strong>n Lehrerin mit einer Wochenstun<strong>de</strong>nverpflichtung<br />

von 21 Stun<strong>de</strong>n, für die die Sportkleidung typische Berufskleidung<br />

darstelle, so daû die zur bürgerlichen Kleidung entwickelten Grundsätze nicht<br />

zur Anwendung kommen.<br />

Die FinVerw. anerkennt regelmäûig <strong>de</strong>n WKAbzug hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

für Sportbekleidung (zB Turnschuhe, Trainingsanzug, Turnhose uä.) durch<br />

angestellte Sportlehrer an Schulen. Bei einer nicht völlig untergeordneten privaten<br />

Mitbenutzung <strong>de</strong>r Sportkleidung greift allerdings das Aufteilungs- u. Abzugsverbot<br />

ein; ein solcher Privatbezug wird etwa typisierend unterstellt bei <strong>de</strong>r<br />

Anschaffung u. Instandhaltung einer Skiausrüstung.<br />

Vgl. als koordinierten Län<strong>de</strong>rerlaû FinMin. NRW v. 10. 5. 1985 u. Nds. v. 6. 5. 1985, FR<br />

1985, 323; davor bereits OFD Köln v. 2. 10. 1984, StEK EStG § 9 Nr. 346.<br />

UE sollte das erwerbsbezogene Veranlassungsprinzip im Einzelfall strikt zur<br />

Anwendung gebracht wer<strong>de</strong>n, wobei sich eine generalisieren<strong>de</strong> Beurteilung wegen<br />

<strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>nkbarer Sachverhalte verbietet (ähnlich Stahl, KÖSDI 1987,<br />

6706). Entsprechend <strong>de</strong>n allgemeinen Beweislastregeln sollte <strong>de</strong>m Stpfl. zur Vermeidung<br />

unzulässiger Sachverhaltsverkürzung die Möglichkeit zum Nachweis<br />

<strong>de</strong>s Erwerbsbezugs eingeräumt wer<strong>de</strong>n; materiell-typisieren<strong>de</strong> Regelungen sind<br />

daher durch <strong>de</strong>n Rechtsanwen<strong>de</strong>r zu vermei<strong>de</strong>n.<br />

Stereoanlage ist typischerweise als Gegenstand <strong>de</strong>r allgemeinen Lebensführung<br />

kein AM. Der Erfahrungssatz, daû Geräte <strong>de</strong>r Unterhaltungselektronik regelmäûig<br />

auch im privaten Interesse angeschafft wer<strong>de</strong>n, kann nur entkräftet wer<strong>de</strong>n,<br />

wenn <strong>de</strong>r Stpfl. die ernsthafte Möglichkeit darlegt, daû im konkreten Einzelfall<br />

eine vom Erfahrungssatz abweichen<strong>de</strong> Gestaltung vorliegt. Allein <strong>de</strong>r Hinweis<br />

auf <strong>de</strong>n Standort im Arbeitszimmer, aufdie Existenz einer weiteren Stereoanlage<br />

und auf die starke Arbeitsbelastung reicht zur Wi<strong>de</strong>rlegung <strong>de</strong>s Anscheinsbeweises<br />

nicht aus. Von Be<strong>de</strong>utung sein können zB <strong>de</strong>r genaue Inhalt <strong>de</strong>r Beschäftigung,<br />

die Ausstattung <strong>de</strong>s Arbeitsplatzes, Gröûe und Einrichtung <strong>de</strong>s<br />

Arbeitszimmers, die Wertigkeit <strong>de</strong>r jeweiligen Bausteine <strong>de</strong>r Stereoanlage sowie<br />

<strong>de</strong>r Lebenszuschnitt und die sonstigen Interessen <strong>de</strong>s Stpfl. (BFH v. 27. 5. 1993<br />

VI R 54/90, BFH/NV 1994, 18; vgl. auch FG Düss. v. 16. 12. 1981, EFG 1982,<br />

563, rkr., betr. einen angestellten Musiklehrer: Der Installation <strong>de</strong>r Stereoanlage<br />

in einem stl. anerkannten Arbeitszimmer kommt danach keine entscheidungserhebliche<br />

Be<strong>de</strong>utung zu; maûgeblich ist vielmehr <strong>de</strong>r einwandfrei feststehen<strong>de</strong><br />

Verwendungszweck <strong>de</strong>r Anlage, wobei das Fehlen einer zweiten Anlage für private<br />

Zwecke uU die StSchädlichkeit indiziert).<br />

Telefon: Nicht anerkannt wur<strong>de</strong> das schnurlose Telefon als AM eines Lehrers<br />

mit <strong>de</strong>n Fächern Sport und Physik, weil kein objektiver Zusammenhang zwischen<br />

<strong>de</strong>r Berufstätigkeit und <strong>de</strong>r Anschaffung <strong>de</strong>s schnurlosen Telefons feststellbar<br />

war (FG Rhld.-Pf. v. 22. 11. 1994, EFG 1995, 513). Trotz seiner Eigen-<br />

E 332 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580 §9<br />

schaft als immaterielles WG ist ein Telefonanschluû bei überwiegen<strong>de</strong>m Erwerbsbezug<br />

als AM zu qualifizieren (FG Nürnberg v. 22. 11. 1979, EFG 1980,<br />

176, rkr.; str., s. Anm. 540). Der Anrufbeantworter beim häuslichen Telefonanschluû<br />

ist kein AM (FG Saarb. v. 25. 1. 2001, LEXinf.-Nr. 0571796, rkr.). Zum<br />

WKAbzug von Telefonkosten s. Anm. 303±307.<br />

Teleskop eines Lehrers, <strong>de</strong>r neben Mathematik und Physik an einer Schule auch<br />

Astronomie unterrichtet, ist kein AM, wenn es wegen Installation im privaten<br />

Garten für Schüler grundsätzlich nicht zugänglich ist (Nds. FG v. 22. 5. 1987,<br />

LEXinf.-Nr. 0079726, rkr.).<br />

Teppich im stl. anerkannten Arbeitszimmer ist zwar kein AM, führt aber als<br />

Einrichtungsgegenstand zumWKAbzug, wenn seine Zugehörigkeit zur Ausstattung<br />

eines beruflich genutzten Raums nicht untypisch ist und nicht vorwiegend<br />

zur Ausschmückung <strong>de</strong>s Raums dient. Bei einem Teppich von durchschnittlicher<br />

Qualität und durchschnittlichem Preis wird <strong>de</strong>r Charakter als Gebrauchsgegenstand<br />

regelmäûig zu bejahen sein (so bei Teppich für 3900 DM BFH v.<br />

8. 11. 1996 VI R 22/96, BFH/NV 1997, 341; s. a. BFH v. 7. 9. 1990 VI R 141/<br />

86, BFH/NV 1991, 445 sowie FG Rhld.-Pf. v. 15. 11. 1993, EFG 1994, 236,<br />

rkr.; nicht anerkannt: FG Saarl. v. 14. 10. 1993, EFG 1994, 235, rkr.).<br />

Tonbandgerät kann im Einzelfall AM sein, zB bei einem Musiklehrer, <strong>de</strong>r das<br />

Gerät rein für musikbezogene Unterrichtszwecke verwen<strong>de</strong>t (BFH v. 24. 8. 1962<br />

VI 57/62, HFR 1963, 57, gebilligt durch BFH v. 19. 10. 1970 GrS 2/70,<br />

BStBl. II 1971, 17 [21]). Dies gilt gleichermaûen für einen hauptberuflich tätigen<br />

Musiker, <strong>de</strong>r das Gerät zur Selbstkontrolle seines Spiels verwen<strong>de</strong>t (BFH v.<br />

29. 1. 1971 VI R 6/68, BStBl. II, 459). Generell sind auch Aufwendungen für<br />

ein solches Gerät abziehbar, welches zwar in <strong>de</strong>r Privatwohnung steht, aber<br />

¹nach seiner Beschaffenheit unter Berücksichtigung aller Umstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Falls<br />

nur für berufliche Diktate verwendbar ist und verwen<strong>de</strong>t wird, weil zB mit ihm<br />

befriedigen<strong>de</strong> Musikaufnahmen nicht hergestellt wer<strong>de</strong>n könnenª (BFH v.<br />

19. 10. 1970 GrS 2/70, BStBl. II 1971, 17 [21]; s. auch ¹Diktiergerätª). Für die<br />

Anerkennung als WK auch: FG Karlsruhe v. 21. 9. 1956, EFG 1957, 66, rkr.,<br />

betr. Religionslehrer; VG Berlin v. 7. 2. 1957, EFG 1957, 345, rkr., betr. Rundfunkaufnahmeleiter;<br />

FG Düss. v. 27. 8. 1959, EFG 1960, 26, rkr., betr. Gewerbelehrer.<br />

Ablehnend dagegen wegen fehlen<strong>de</strong>r leichter Trennbarkeit bei gemischter Nutzung<br />

BFH v. 6. 5. 1959 VI 183/57 U, BStBl. III, 292 betr. Lehrer, <strong>de</strong>r das Tonband<br />

als Medium auch im allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Unterricht verwen<strong>de</strong>t; bestätigt in<br />

BFH v. 8. 4. 1960 VI 164/59 U, BStBl. III, 274; v. 29. 1. 1971 VI R 31/68,<br />

BStBl. II, 327 betr. Richter.<br />

Vorführwagen: s. ¹Kraftfahrzeugª.<br />

Waffen: Das Jagdgewehr eines Forstbeamten im Revierdienst ist idR AM, da die<br />

Anschaffung aus überwiegend beruflichen Erwägungen typisierend unterstellt<br />

wer<strong>de</strong>n kann (vgl. BFH v. 10. 7. 1964 VI 280/63, StRK EStG § 9 Sätze 1 u. 2<br />

R. 75; gleiches Ergebnis BFH v. 18. 4. 1958 VI 24/58 U, BStBl. III, 300; aA<br />

Nds. FG v. 8. 1. 1973, EFG 1973, 204, rkr., betr. <strong>de</strong>n Forstwart einer Landwirtschaftskammer);<br />

uE als formelle Rechtsvermutung zutreffend. Die stl. Qualifikationen<br />

<strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>ten Waffe dürfte idR auf die Beurteilung <strong>de</strong>r anfallen<strong>de</strong>n<br />

Nebenkosten durchschlagen, zB Munition, Reinigungsgeräte usw.<br />

Aufwendungen eines Strafrichters, <strong>de</strong>r sich aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit<br />

bedroht fühlt, zur Anschaffung einer Pistole sind keine WK, da <strong>de</strong>r Schutz <strong>de</strong>s<br />

eigenen Lebens und <strong>de</strong>s Lebens <strong>de</strong>r Familienangehörigen <strong>de</strong>m auûerberuflichen<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

E 333


§9 Anm. 580 Abs. 1 Satz 3 Nr. 6:<br />

Bereich angehört; es liegt daher eine zumin<strong>de</strong>st nicht unwesentliche private Mitveranlassung<br />

vor.<br />

So FG Ba.-Württ. v. 26. 7. 1979, EFG 1979, 546, rkr.; so auch bereits die FinVerw. in<br />

einer Referentenbesprechung v. 16./19. 2. 1971, FR 1971, 372; gleiches gilt danach für<br />

Aufwendungen im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Erlangung eines Waffenscheins u. für ähnliche<br />

Verteidigungskosten.<br />

Stellungnahme: Die Entscheidung erscheint zu undifferenziert; uE ist vielmehr ein<br />

WKAnsatz geboten, falls <strong>de</strong>r Waffenerwerb nahezu ausschlieûlich durch die Erwerbstätigkeit<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. ausgelöst wur<strong>de</strong> (glA wohl Risse, BB 1980, 25 in einer Urteilsanmerkung;<br />

s. auch Schmidt/Drenseck XX. § 9 Rn. 175 ¹Pistoleª mit Hinweis auf FG Nbg.<br />

v. 20. 6. 1984, nv.).<br />

Waschmaschinen gehören üblicherweise zu <strong>de</strong>n überwiegend privat genutzten<br />

Haushaltsgegenstän<strong>de</strong>n. Für das Reinigen typischer Berufskleidung im eigenen<br />

Haushalt gilt jedoch, daû die unmittelbaren Kosten <strong>de</strong>s Waschvorgangs (Wasserund<br />

Energiekosten, Wasch- und Spülmittel), aber auch Aufwendungen in Form<br />

<strong>de</strong>r Abnutzung <strong>de</strong>r eingesetzten Waschmaschine (BFH v. 13. 3. 1964 IV R 158/<br />

61, BStBl. III 1965, 455, und v. 25. 10. 1985 III R 173/80, BFH/NV 1986, 281)<br />

und für <strong>de</strong>ren Instandhaltung und Wartung als WK abziehbar sind. Beruflich<br />

veranlaût sind diese Aufwendungen auch, soweit sie durch <strong>de</strong>n Betrieb einer<br />

Waschmaschine entstehen, die auch zum Reinigen privater Wäsche genutzt wird.<br />

Dies gilt selbst dann, wenn typische Berufskleidung zusammen mit privater<br />

Wäsche in einheitlichen Waschvorgängen gereinigt wird. Schätzung auf <strong>de</strong>r<br />

Grundlage <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>s einzelnen Waschmaschinenlaufs (BFH v. 29. 6. 1993<br />

VI R 77/91, BStBl II, 837; v. 13. 4. 1961 IV 54/60 U, BStBl. III, 308 u. v.<br />

13. 3. 1964 IV 158/61 S, BStBl. III, 455; vgl. auch FG Berlin v. 22. 10. 1981,<br />

EFG 1982, 463, rkr.); s. auch Anm. 556.<br />

Werkzeuge sind in Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 ausdrücklich als AM anerkannt. In Betracht<br />

kommen sämtliche Arbeitsgeräte zur Verrichtung handwerklicher Arbeiten,<br />

vor allem bei <strong>de</strong>n Einkunftsarten § 19 und § 21, wobei kein allzu kleinlicher<br />

Maûstab anzulegen ist (vgl. aber zur Abgrenzung Werkzeug von AM im Hinblick<br />

auf § 3 Nr. 30 BFH v. 21. 8. 1995 VI R 30/95, BStBl. II, 906; v. 9. 4. 1963<br />

VI 6161 U, BStBl. III, 299). Ein durch <strong>de</strong>n ArbG stfrei gewährter Kostenersatz<br />

ist gegenzurechnen (s. § 3 Nr. 30 und Anm. 532).<br />

Zeitungen u. Zeitschriften (s. auch ¹Bücherª in Anm. 559±564):<br />

P Grundsätzliches: Entsprechend <strong>de</strong>r stl. Beurteilung von Bücheraufwendungen<br />

gelten die Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips sowie die allgemeinen verfahrensrechtlichen<br />

Beweislastregeln (s. Anm. 55, 130 ff.). Es kommt somit entschei<strong>de</strong>nd<br />

auf <strong>de</strong>n nachweisbaren tatsächlichen Verwendungszweck <strong>de</strong>r Zeitungen u.<br />

Zeitschriften u. <strong>de</strong>ren konkrete Funktion im Einzelfall an. Der objektive Charakter<br />

<strong>de</strong>r Zeitschriften spielt lediglich bei <strong>de</strong>r Beweiswürdigung eine Rolle (vgl.<br />

BFH v. 21. 2. 1986 VI R 192/82, BFH/NV 1986, 401). Die Berufsgruppenzugehörigkeit<br />

<strong>de</strong>s Stpfl. ist materiell-rechtlich grundsätzlich unerheblich, erlangt<br />

allerdings bei verwaltungsseitigen Typisierungen Be<strong>de</strong>utung. Letztlich entschei<strong>de</strong>nd<br />

ist eine Würdigung <strong>de</strong>r Gesamtumstän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Einzelfalls.<br />

P Allgemeine Tageszeitungen, Illustrierte o<strong>de</strong>r sonstigen Wochenzeitschriften: Die Aufwendungen<br />

bil<strong>de</strong>n auch bei einer gewissen Erwerbsnähe üblicherweise nicht abziehbare<br />

Lebensführungskosten gem. § 12 Nr. 1. Falls eine private Mitbenutzung<br />

<strong>de</strong>rartiger Zeitungen wegen <strong>de</strong>r idR auch vorzufin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Beiträge allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Inhalts vom Stpfl. im Einzelfall nicht ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n kann,<br />

greift mangels objektivierbarer Abgrenzungskriterien das Aufteilungs- u. Abzugsverbot<br />

ein (s. krit. Anm. 179).<br />

E 334 Rappl


Arbeitsmittel Anm. 580±584 §9<br />

Vgl. BFH v. 30. 6. 1983 IV R2/81, BStBl. II, 715 betr. Versagung <strong>de</strong>s BA-Abzugs für<br />

Bezugsgebühren <strong>de</strong>r Frankfurter Allgemeinen Zeitung (dazu mit unterschiedlich akzentuierter<br />

Kritik: Woerner, BB 1983, 2034; Risse, BB 1983, 2236; Brezing, BB 1984,<br />

394); BFH v. 21. 11. 1986 VI R137/83, BStBl. II 1987, 262 betr. Abonnement einer<br />

Schachzeitschrift durch Schachunterricht erteilen<strong>de</strong>n Lehrer: keine WK wegen nicht<br />

unwesentlicher privater Mitveranlassung; ebenso ablehnend BFH v. 7. 9. 1989 IV R<br />

128/88, BStBl. II 1990, 19, betr. Bezug <strong>de</strong>r ¹Frankfurter Allgemeinen Zeitungª, <strong>de</strong>r<br />

¹Frankfurter Rundschauª, <strong>de</strong>r ¹Süd<strong>de</strong>utschen Zeitungª u. <strong>de</strong>r Wochenzeitschriften<br />

¹Der Spiegelª u. ¹Die Zeitª durch einen Journalisten (Kulturkritiker) sowie BFH<br />

27. 4. 1990 VI R35/86, BFH/NV 1990, 701 betr. Zeitschrift ¹Testª bei einem angest.<br />

Referatsleiter für Marketing, Einkauf u. Materialwirtschaft; glA FG Düss. v. 23. 7. 1980,<br />

EFG 1981, 12, rkr., betr. die Mehraufwendungen eines angestellten Wirtschaftsprüfers<br />

für <strong>de</strong>n Erwerb von Zeitungen auf mehrtägigen Dienstreisen, ähnlich Hess. FG v.<br />

6. 4. 1983, BB 1983, 1392 betr. einen Rechtsanwalt; ablehnend für die Zeitschriften<br />

¹Capitalª u. ¹Wirtschaftswocheª bei einem Diplom-Wirtschaftsingenieur FG Düss. v.<br />

4. 10. 1983, EFG 1984, 228, rkr. Gleiches gilt für <strong>de</strong>n Bezug <strong>de</strong>r Zeitschrift ¹Geoª betr.<br />

einen Erdkun<strong>de</strong>lehrer FG Münster v. 8. 4. 1986, EFG 1986, 491, rkr.; für die Zeitschriften<br />

¹Management-Wissenª, ¹Rechtsmagazin für Wirtschaftª, ¹Wirtschaftswocheª,<br />

¹Manager-Magazinª u. ¹Impulseª einer angest. Sekretärin, FG Köln v. 19. 7. 1990,<br />

EFG 1991, 21, rkr.; für die Zeitschrift ¹Effecten-Spiegelª betr. angest. Steuerberater,<br />

FG Saarl. v. 19. 3. 1991, EFG 1991, 468, rkr.; für die Zeitschrift ¹Flightª eines angest.<br />

Flugkapitäns, Nds. FG v. 8. 12. 1992, EFG 1993, 375, rkr. Anerkannt wur<strong>de</strong>n die Aufwendungen<br />

für verschie<strong>de</strong>ne Tageszeitungen bei einem Verkaufsleiter durch FG Köln<br />

v. 7. 7. 1993, EFG 1994, 199, rkr.; ablehnend für Tageszeitung und ¹Welt am Sonntagª<br />

bei Lan<strong>de</strong>sgeschäftsführerin einer Partei FG Saarland v. 25. 1. 2001, LEXinf.-<br />

Nr. 0571796, rkr.<br />

P Fachzeitungen und -zeitschriften: Lässt sich im Einzelfall vom Stpfl. eine ausschlieûliche<br />

o<strong>de</strong>r ganz überwiegend erwerbsbezogene Verwendung <strong>de</strong>r Zeitungen<br />

u. Zeitschriften nachweisen o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st glaubhaft machen, so ist die<br />

WKEigenschaft zu bejahen; vor allem typische Fachzeitschriften sind daher als<br />

AM anzuerkennen (zB spezielle Börsenzeitschriften, Zeitschriften zu verschie<strong>de</strong>nen<br />

Rechtsgebieten oä). Lt. BFH v. 12. 11. 1982 VI R 193/79, StRK EStG<br />

1975 § 9 Abs. 1 Nr. 6 R. 3 spricht <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Charakter <strong>de</strong>s ¹Han<strong>de</strong>lsblattsª<br />

dafür, daû diese Tageszeitung von einem angestellten Berater in Wirtschafts- u.<br />

Steuerfragen nahezu ausschlieûlich aus beruflichen Grün<strong>de</strong>n ähnlich einer Fachzeitung<br />

bezogen wird (offen gelassen vom IV. Senat in BFH v. 30. 6. 1983 IV R<br />

2/81 aaO; s. auch BFH v. 19. 1. 1996 VI R64/95, BFH/NV 1996, 402). Auch<br />

<strong>de</strong>r mehrfache Bezug <strong>de</strong>rselben Zeitschrift zum einen für private, zum an<strong>de</strong>ren<br />

für berufliche Verwendungszwecke o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r berufsbedingte Erwerb mehrerer<br />

Tageszeitungen ohne ein erkennbares privates Informationsinteresse führt zur<br />

WKEigenschaft <strong>de</strong>r erwerbsbezogen veranlaûten Aufwendungen, wenngleich es<br />

sich uU nicht um typische Fachzeitschriften han<strong>de</strong>lt.<br />

P Zur Geltung <strong>de</strong>r o. g. Grundsätze für sämtliche privaten Überschuûeinkunftsarten u.<br />

zum Umfang <strong>de</strong>r WK s. Anm. 563 u. 564 betr. Bücher. Als abziehbare Nebenkosten<br />

kommen insbes. auch Aufwendungen für das Bin<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Zeitschriften in<br />

Betracht.<br />

Einstweilen frei.<br />

HHR Lfg. 203 Juli 2001 Rappl<br />

581±584<br />

E 335


§9 Abs.1Satz 3 Nr. 6: Arbeitsmittel<br />

E 336±E 338 Rappl


Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 Anm. 585–586 §9<br />

H. Absetzungen für Abnutzung und für Substanzverringerung<br />

(Abs. 1 Satz 3 Nr. 7)<br />

1. Überblick zu Nr. 7<br />

I. Allgemeine Erläuterungen zu Nr. 7<br />

Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7 im Verhältnis zum allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1<br />

ist ebenso umstritten (nach hM konstitutiv, s. Anm. 588, uE <strong>de</strong>klaratorisch, s.<br />

Anm. 589) wie die Frage, ob wegen Nr. 7 für Überschußeinkünfte ein beson<strong>de</strong>res<br />

„Erwerbsvermögen“ anzunehmen und aus <strong>de</strong>m übrigen Privatvermögen<br />

auszuson<strong>de</strong>rn ist (s. Anm. 590).<br />

Die Absetzungsberechtigung folgt allg. Regeln, dh. absetzungsberechtigt ist <strong>de</strong>rjenige,<br />

<strong>de</strong>r durch die Nutzung <strong>de</strong>s WG Einkünfte erzielt (s. Anm. 47, 595)<br />

Dagegen erfahren die Begriffe<br />

– Wirtschaftsgut als Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung (s. Anm. 605),<br />

– Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten als Bemessungsgrundlage (s. Anm. 608 f.)<br />

und<br />

– Nutzungsdauer (s. Anm. 613–615)<br />

durch die Übernahme aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Gewinneinkünfte in <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

systembedingte ¾n<strong>de</strong>rungen. Der WKAbzug erfor<strong>de</strong>rt Erwerbsbezug<br />

(s. Anm. 618). Zur Absetzungspflicht s. Anm. 619 und zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r Absetzung s. Anm. 620. Wegen Hinweisen zur Rechtsentwicklung s.<br />

Anm. 3f.; weiterhin auch Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 142–<br />

178: Vorläuferregelungen bis zum Pr. EStG v. 19. 6. 1906.<br />

2. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />

Preuß. EStG v. 24. 6. 1891 (Ges. Slg., 175): Die für alle Einkunftsarten gelten<strong>de</strong><br />

Regelung in § 9 Abs. 1 Nr. 5 enthielt die im Grundsatz <strong>de</strong>r heutigen Nr. 7 entsprechen<strong>de</strong><br />

Regelung, daß vom Einkommen die regelmäßigen jährlichen Absetzungen<br />

für Abnutzung von Gebäu<strong>de</strong>n, Maschinen, Betriebsgerätschaften usw. in<br />

Abzug zu bringen sind, soweit solche nicht bereits unter <strong>de</strong>n Betriebsausgaben<br />

verrechnet sind.<br />

Preuß. EStG v. 19. 6. 1906 (Ges. Slg., 206): In § 8 Nr. I 4 wur<strong>de</strong> fast wörtlich<br />

die bisherige Regelung übernommen (usw. wird ersetzt durch <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s<br />

sonstigen toten Inventars).<br />

EStG 1920 v. 29. 3. 1920 (RGBl., 359): Erstmals wur<strong>de</strong>n in § 13 Nr. 1c die Abschreibungen<br />

für Substanzverringerungen als WK aufgenommen. Die ursprünglich<br />

in § 13 Nr. 1 b enthaltene Fassung, wonach die jährlichen, <strong>de</strong>n Verhältnissen<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Abschreibungen für Wertmin<strong>de</strong>rung zu <strong>de</strong>n WK gehören, wur<strong>de</strong><br />

angesichts <strong>de</strong>s inflationären Preisanstiegs durch die Gesetzesnovelle v.<br />

24. 3. 1921 (RGBl., 313) dahingehend geän<strong>de</strong>rt, daß „Abschreibungen für Wertmin<strong>de</strong>rung“<br />

durch „Absetzung für Abnutzung“ ersetzt wur<strong>de</strong>.<br />

EStG 1925 v. 10. 8. 1925 (RGBl., 189): Obwohl <strong>de</strong>r Dualismus Gewinneinkünfte/Überschußeinkünfte<br />

nunmehr ausdrücklich in § 7 Abs. 2 festgeschrieben<br />

wur<strong>de</strong>, regelte § 16 Abs. 2–4 wegen vorhan<strong>de</strong>ner Zweifel über das Verhältnis<br />

von Betriebsausgaben zu WK die Abschreibung weiterhin einheitlich für alle<br />

Einkunftsarten. Dabei wur<strong>de</strong>n die gesamten Anschaffungs- und Herstellungsko-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 339<br />

585<br />

586


587<br />

§9 Anm. 586–587 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

sten ohne Rücksicht auf eine Wertmin<strong>de</strong>rung als WK zugelassen, bei Gegenstän<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>ren Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung durch <strong>de</strong>n Stpfl. sich bestimmungsgemäß<br />

auf einen längeren Zeitraum erstreckt, zeitanteilig (s. auch § 7 Anm. 6).<br />

EStG 1934 v. 16. 10. 1934 (RGBl., 1005; RStBl. I, 1261): Sowohl die Formulierung<br />

„Absetzungen für Abnutzung und Substanzverringerung“ in § 9 Nr. 6 als<br />

auch die erstmals vorgenommene Beschränkung auf die sog. Überschußeinkünftsarten<br />

entspricht im wesentlichen <strong>de</strong>r heutigen Rechtslage. Auf die für die<br />

Gewinneinkünfte gelten<strong>de</strong> Regelung in § 7 wur<strong>de</strong> pauschal verwiesen.<br />

II. StNG v. 20. 4. 1949 (WiGBl., 1949, 69): Im Zuge <strong>de</strong>r Einfügung <strong>de</strong>s § 7b<br />

(erhöhte Absetzungen für Einfamilienhäuser, Zweifamilienhäuser und Eigentumswohnungen)<br />

und <strong>de</strong>s § 7d (erhöhte Absetzungen für Schiffe) in das EStG<br />

wur<strong>de</strong> die Verweisung in § 9 Nr. 6 auf § 7b und § 7d Abs. 1 erweitert.<br />

Gesetz zur Neuregelung <strong>de</strong>r Absetzungen für Abnutzung bei Gebäu<strong>de</strong>n<br />

v. 16. 6. 1964 (BGBl. I, 353; BStBl. I, 384): Die Verweisungen im Klammerzusatz<br />

wur<strong>de</strong>n an die für Gebäu<strong>de</strong> neu in § 7 eingefügten Absätze 4 u. 5 sowie an<br />

§ 54 (Son<strong>de</strong>rvorschriften für Wohngebäu<strong>de</strong>) angepaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1,<br />

4, 5 und 6, §§ 7b, 54).<br />

Gesetz zur ¾n<strong>de</strong>rung und Vereinfachung <strong>de</strong>s EStG u. a. Ges. v. 18. 8. 1980<br />

(BGBl. I, 1537; BStBl. I, 681): Die Verweisungen in Abs. 1 Nr. 7 wur<strong>de</strong>n ergänzt<br />

und neu gefaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1 und 4 bis 6, § 7a Abs. 1 bis 3, 5 und 8,<br />

§§ 7 b, 54).<br />

StBereinG v. 14. 12. 1984 (BGBl. I, 1493; BStBl. I, 659): Die bisherigen Verweisungen<br />

wur<strong>de</strong>n redaktionell angepaßt (Verweis auf § 7 Abs. 1 und 4 bis 6,<br />

§ 7a Abs. 1 bis 3, 5 und 7 und § 7b).<br />

WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Neben <strong>de</strong>m Wegfall<br />

<strong>de</strong>s Klammerzusatzes mit <strong>de</strong>r Verweisung auf bestimmte Absätze von § 7, 7 a<br />

sowie § 7 b wur<strong>de</strong> in Fällen <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung von WG die entsprechen<strong>de</strong><br />

Anwendung von § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 aufgenommen (sofortige Absetzung<br />

von sog. geringwertigen WG bis 800 DM bzw. 410 E). Durch <strong>de</strong>n Wegfall<br />

<strong>de</strong>s Klammerzusatzes hat sich inhaltlich keine ¾n<strong>de</strong>rung ergeben.<br />

3. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />

a) Vorbemerkung<br />

Wegen <strong>de</strong>r Polarität und <strong>de</strong>r teilweisen Überlagerung von Vermögens- u. Erwerbssphäre<br />

bei <strong>de</strong>n quellentheoretisch ausgestalteten Überschußeinkünften ist<br />

die rechtssystematische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7 str.; trotz <strong>de</strong>s Vermögensneutralitätsgrundsatzes<br />

(s. Anm. 186) wer<strong>de</strong>n bestimmte erwerbsbezogene Vermögensmin<strong>de</strong>rungen<br />

vom Gesetzgeber zum staatlichen Abzug zugelassen.<br />

Die rechtsdogmatische Grundsatzfrage stellt sich gleichermaßen bei <strong>de</strong>r Arbeitsmittelregelung<br />

<strong>de</strong>r Nr. 6 (s. Anm. 531).<br />

Die Klärung <strong>de</strong>s Rechtscharakters von Nr. 6 und Nr. 7 hat vor allem für Grenzfälle<br />

materielle Folgen, zB bei wirtschaftsgutbezogenen Fehlaufwendungen, sonstigen<br />

unplanmäßigen Vermögensverlusten, vorab entstan<strong>de</strong>nen und nachträglichen<br />

WK, bei Veräußerung <strong>de</strong>s Vermögensstamms (s. Anm. 161–172) o<strong>de</strong>r bei<br />

<strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>r AfA-Berechtigung, insbes. betr. Nießbrauchgestaltungen (s.<br />

§ 7 Anm. 60 ff.). Bei planmäßiger Nutzung <strong>de</strong>s WG ergeben sich in materieller<br />

Hinsicht dagegen aus <strong>de</strong>r Rechtsnatur <strong>de</strong>r Vorschriften allein keine Unterschie<strong>de</strong>.<br />

E 340 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 587–588 §9<br />

Str. ist vor allem,<br />

– ob Nr. 7 (im Verhältnis zum allgemeinen WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1) konstitutive<br />

(hM) o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung hat (Anm. 588; uE nur <strong>de</strong>klaratorisch,<br />

Anm. 589) und<br />

– ob im Hinblick auf die Zulässigkeit von Absetzungen gem. Nr. 7 für Überschußeinkünfte<br />

ein sog. Erwerbsvermögen anzunehmen ist und worin die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens besteht (Anm. 590).<br />

b) Konstitutive o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />

Die Rechtsnatur <strong>de</strong>r Nr. 7 wird wie folgt unterschiedlich beurteilt (s. als Überblick<br />

auch § 7 Anm. 9):<br />

Konstitutive Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7: Nach zwischenzeitlich st. BFH-Rspr. und<br />

Teilen <strong>de</strong>s Schrifttums sind die AHK eines zur Einkunftserzielung eingesetzten<br />

Vermögensgegenstands trotz <strong>de</strong>s Zusammenhangs mit <strong>de</strong>n Einkünften keine<br />

WK iSv. § 9 Abs. 1 Satz 1. Das <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung dienen<strong>de</strong> Vermögen und<br />

seine Wertverän<strong>de</strong>rungen dürfen sich nicht auf die Höhe <strong>de</strong>r Einkünfte auswirken.<br />

Dieser Grundsatz wird durch die stl. Berücksichtigung <strong>de</strong>r AfA auf <strong>de</strong>n zur<br />

Einkünfteerzielung eingesetzten Vermögensgegenstand konstitutiv in Nr. 7<br />

durchbrochen, die insoweit eine originäre Abzugsberechtigung für einen typisierten<br />

bzw. tatsächlichen Wertverzehr im Zusammenhang mit abnutzbaren<br />

ertragbringen<strong>de</strong>n Privatwirtschaftsgütern begrün<strong>de</strong>t. Erst die Absetzungsregelungen<br />

im Überschußermittlungsbereich bewirken abw. von Abs. 1 Satz 1 WK<br />

<strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach; die AHK <strong>de</strong>rartiger WG dienen lediglich als Bemessungsgrundlage<br />

zur Ermittlung <strong>de</strong>r Absetzungen, sind selbst jedoch steuerneutral.<br />

Nr. 7 wird als systemfrem<strong>de</strong>s Element <strong>de</strong>r Überschußrechnung aufgefaßt. Folgerichtig<br />

erlangt daher auch die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 6 konstitutive<br />

Be<strong>de</strong>utung.<br />

Rechtsprechung: BFH v. 14. 2. 1978 VIII R 9/76, BStBl. II, 455; v. 21. 12. 1982 VIII R<br />

215/78, BStBl. II 1983, 410; BFH v. 4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830; BFH v.<br />

28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758.<br />

Schrifttum: Ring, DStZ 1980, 157 f.; B. Meyer, DStR 1981, 131–133; Ders., DStR 1982,<br />

134 f.; Ders., FR 1987, 57 f.; v. Bornhaupt in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs-<br />

o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 162 f.; Ders., FR<br />

1981, 499f.; Ders., NWB F. 6, 2885; Mittmann, DStR 1985, 99; Ders., DStZ 1988,<br />

251; Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 45 f.; Lang in Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s<br />

LStRechts, 1986, 54; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 97 f.; Schmidt/Drenseck<br />

XXII. § 9 Rn. 176; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl., 2002, § 9 Rn. 474.<br />

Deklaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7: Nach <strong>de</strong>r zT im Schrifttum und einigen<br />

älteren BFH-Entscheidungen vertretenen Gegenauffassung beinhaltet Nr. 7<br />

eine rein zeitliche Verteilungsregel in Abweichung zum Abflußprinzip gem. § 11<br />

Abs. 2. Die AHK von abnutzbaren Vermögensgegenstän<strong>de</strong>n erfüllen <strong>de</strong>n vom<br />

Veranlassungsprinzip geprägten allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 und stellen<br />

bei mehr als einjähriger Nutzung selbst WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach dar, die ohne<br />

Nr. 7 im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung voll abziehbar wären. Die AfA-Regelung hat daher<br />

inhaltlich ausschließlich <strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Lediglich wegen <strong>de</strong>s<br />

mehrperiodigen Nutzungspotentials <strong>de</strong>r Erwerbsgegenstän<strong>de</strong> sollen die „gespeicherten“<br />

WK – bei planmäßigem Ablauf – sukzessive in Höhe <strong>de</strong>r jährlichen<br />

Absetzungsbeträge steuerwirksam wer<strong>de</strong>n (Orientierung an „perio<strong>de</strong>ngerechter“<br />

Verteilung <strong>de</strong>r Aufwendungen). In konsequenter Fortentwicklung dieser Rechtsauffassung<br />

erlangt daher auch Abs. 1 Nr. 6 einen ausschließlich <strong>de</strong>klaratorischen<br />

Charakter (s. Anm. 531).<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 341<br />

588


589<br />

§9 Anm. 588–589 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

Rechtsprechung: BFH v. 13. 11. 1973 VIII R 157/70, BStBl. II 1974, 161 betr. vergebliche<br />

Planungskosten; zumin<strong>de</strong>st verbal noch weitergehend v. 29. 10. 1953 IV 238/53 U,<br />

BStBl. III, 353 betr. Schuldzinsen vor Bezug eines Einfamilienhauses: „Auch Aufwendungen<br />

zur Schaffung einer neuen Einkunftsquelle stellen Werbungskosten dar“; ähnlich<br />

v. 24. 1. 1969 VI R 173/67, BStBl. II, 312. Zu Abs. 1 Nr. 6 vgl. BFH v. 15. 5. 1981<br />

VI R 66/78, BStBl. II, 735 betr. kostspielige Arbeitsmittel.<br />

Schrifttum: Jakob, Steuern vom Eink. I., 1980, 233, 241; Ders., DStR 1987, 789 f.; Kruse,<br />

FR 1981, 477 f.; Korn KÖSDI 1982, 4477; Wassermeyer, FR 1983, 163 f.; Glanegger,<br />

DStZ 1984, 585; L/B/P, § 9 Rn. 404–408; Ippisch, DStR 1985, 265; Prinz, FR<br />

1986, 408; Hirsch, Das Abflußprinzip als Konkretisierungsstufe <strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips<br />

beim Ansatz von WK, 1987, 159–170; Ders., DStR 1988, 197; Jakob/<br />

Wittmann, FR 1988, 540. Wi<strong>de</strong>rsprüchlich uE Rössler, DStZ 1981, 277f. betr. AfA<br />

bei unentgeltlich erworbenem Nutzungsrecht.<br />

c) Eigene Auffassung: <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Nr. 7<br />

Bei konsequenter Anwendung <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips haben die AfA-Vorschriften<br />

<strong>de</strong>r Nr. 7 sowie die Arbeitsmittelregelung <strong>de</strong>r Nr. 6 unter <strong>de</strong>m teleologischen<br />

Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeitsbesteuerung uE eine ausschließlich<br />

<strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung. Die Vorschriften fügen sich nahtlos in <strong>de</strong>n allg.<br />

WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 ein. Ein Systembruch innerhalb <strong>de</strong>r WK entsteht<br />

dadurch inhaltlich uE nicht (aA v. Bornhaupt in Söhn [Hrsg.], Die Abgrenzung<br />

<strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 166 f.;<br />

Lang in Stolterfoht [Hrsg.], Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 54). Abs. 1<br />

Nr. 7 konstituiert nur einen Ausnahmetatbestand zum Abflußprinzip in Bezug<br />

auf die zeitliche Verteilung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen.<br />

Wertverzehr- und Verteilungsfunktion: Entwe<strong>de</strong>r unterliegen die <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />

dienen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong> wegen <strong>de</strong>r begrenzten Nutzbarkeit<br />

aufs Ganze gesehen einem Wertverzehr (zB vermietete Gebäu<strong>de</strong>, Arbeitsmittel,<br />

zeitlich begrenzte Nutzungsrechte) o<strong>de</strong>r aber sie bleiben unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r Nutzung wertbeständig (zB Grundstücke, Wertpapiere).<br />

E Die Einnahmen beim Einsatz nichtabnutzbarer WG sind entsprechend <strong>de</strong>r Nutzungsüberlassung<br />

leistungsfähigkeitsgerecht bemessen. Die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r<br />

Herstellungsaufwendungen sind zwar mittelbar durch <strong>de</strong>n Erwerbsbezug veranlaßt;<br />

sie wer<strong>de</strong>n aber wegen <strong>de</strong>r Zuordnung zur Einkunftsgrundlage zu steuerneutralen<br />

Aufwendungen umqualifiziert und gelangen wegen <strong>de</strong>s fehlen<strong>de</strong>n<br />

Nutzungsverschleißes auch nicht wie<strong>de</strong>r in die steuererhebliche Sphäre zurück<br />

(zum Son<strong>de</strong>rfall erwerbsbezogener Vermögensverluste s. Anm. 190–195).<br />

E Die Einnahmen beim Einsatz abnutzbarer WG enthalten einen vermögensumschichten<strong>de</strong>n<br />

Bestandteil, <strong>de</strong>r zwar als Ausgleich für <strong>de</strong>n Wertverzehr dient,<br />

gleichwohl aber als Bezugsgröße versteuert wer<strong>de</strong>n muß (vgl. Jakob, Steuern<br />

vom Eink. I., 1980, 226; Jakob/Wittmann, FR 1988, 551 f.). Bei einer am Leistungsfähigkeitsprinzip<br />

orientierten Besteuerung (zum Nettoprinzip als Ausdruck<br />

<strong>de</strong>s Leistungsfähigkeitsprinzips s. Wolff-Diepenbrock, DStZ 1999, 717)<br />

müssen diese nutzungsbedingten Wertmin<strong>de</strong>rungen als Abzugskomponente berücksichtigt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Die steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Erfassung <strong>de</strong>s nutzungsabhängigen Wertverzehrs ertragbringen<strong>de</strong>r<br />

Privatwirtschaftsgüter steht somit als genereller Rechtfertigungsgrund hinter<br />

Abs. 1 Nr. 6 und Nr. 7 (vgl. auch Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 46, allerdings mit uE<br />

zu weitgehen<strong>de</strong>n Schlußfolgerungen). Inhaltlich ist dies jedoch ein bereits im<br />

allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 verankerter Rechtsgedanke (vgl. zum Begriff<br />

<strong>de</strong>r Aufwendungen Anm. 65; von einer „Vermengung bei<strong>de</strong>r Elemente“ spricht<br />

anschaulich FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG 1982, 71, rkr.).<br />

E 342 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 589 §9<br />

So wer<strong>de</strong>n etwa substanzbezogene Erhaltungsaufwendungen für vermietete Gebäu<strong>de</strong><br />

(s. R 157 Abs. 1 u. 2 EStR), bestimmte Fehlaufwendungen im Zusammenhang mit Gebäu<strong>de</strong>erwerb<br />

o<strong>de</strong>r -herstellung (BFH v. 28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758), sog. geringwertige<br />

WG o<strong>de</strong>r Aufwendungen für abnutzbares Erwerbsvermögen mit einer<br />

Nutzungsdauer von weniger als einem Jahr (keine Arbeitsmittel) als allg. WK <strong>de</strong>m<br />

Grun<strong>de</strong> nach anerkannt, obwohl Abs. 1 Nr. 6 und Nr. 7 tatbestandsmäßig nicht eingreifen.<br />

Zu<strong>de</strong>m besagt die generelle stl. Erfassung <strong>de</strong>s nutzungsabhängigen Wertverzehrs<br />

eines WG noch nichts über <strong>de</strong>n Zeitpunkt <strong>de</strong>r steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Geltendmachung.<br />

Losgelöst vom tatsächlichen perio<strong>de</strong>nbezogenen Wertverzehr eines Vermögensgegenstands,<br />

<strong>de</strong>r nur in Einzelfällen Be<strong>de</strong>utung erlangt (zB AfaA gem. § 7 Abs. 1<br />

Satz 6, verkürzte lineare Gebäu<strong>de</strong>absetzung gem. § 7 Abs. 4 Satz 2), ist das gesamte<br />

Gefüge <strong>de</strong>r stl. Absetzungsregelungen vornehmlich vom Verteilungsgedanken<br />

beherrscht; bei Orientierung am Nettoprinzip gilt dies unabhängig von<br />

<strong>de</strong>r Einkunftsermittlungsmetho<strong>de</strong> und <strong>de</strong>r wertmäßigen Einbindung <strong>de</strong>s Vermögens<br />

selbst. Die perio<strong>de</strong>ngerechte zeitliche Aufwandsverteilung über die begrenzte<br />

Nutzungsdauer eines zur Einkunftserzielung eingesetzten WG ist entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />

Zweck <strong>de</strong>r Absetzungsregelungen (vgl. BFH v. 15. 3. 1990 IV R<br />

30/88, BStBl. II, 623).<br />

Da Dauer und perio<strong>de</strong>nbezogener Verlauf <strong>de</strong>s tatsächlichen Wertverzehrs wegen<br />

<strong>de</strong>r Verwendung gesetzlicher Verschleißfunktionen (zT in Form von verbindlichen<br />

AfA-Sätzen seitens <strong>de</strong>s Steuergesetzgebers, zB § 7 Abs. 5) regelmäßig<br />

unerheblich sind, stellen uE die AHK abnutzbarer ertragbringen<strong>de</strong>r WG <strong>de</strong>m<br />

Grun<strong>de</strong> nach WK o<strong>de</strong>r BA dar, die bei mehrperiodigem Nutzungspotential zeitverteilt<br />

über die Abschreibungen stl. Geltung erlangen (WK iwS o<strong>de</strong>r BA iwS).<br />

Wegen <strong>de</strong>s Verteilungsgedankens muß <strong>de</strong>r Stpfl. für die AfA-Zurechnung die<br />

Erwerbs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen selbst getragen haben (s. allg. zur<br />

AfA-Berechtigung § 7 Anm. 41). Zum Konkurrenzverhältnis von Abs. 1 Nr. 6<br />

und Nr. 7 vgl. Anm. 549.<br />

Der bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften nur in engen Grenzen gelten<strong>de</strong> Grundsatz<br />

<strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>s Vermögensstamms (s. kritisch Anm. 186 f.; zust.<br />

auch Jakob/Wittmann, FR 1988, 547–549) zwingt uE nicht dazu, die AfA-Regelungen<br />

als WK konstituieren<strong>de</strong> Vorschriften zu interpretieren. Die Absetzungsregelungen<br />

allein unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt eines perio<strong>de</strong>nbezogenen Wertverzehrs<br />

zu sehen, be<strong>de</strong>utet eine Überstrapazierung dieser Rechtsnormen, zumal<br />

sich <strong>de</strong>r Wertverzehrgedanke bereits im allg. WKBegriff <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 nie<strong>de</strong>rgeschlagen<br />

hat.<br />

Notwendige und hinreichen<strong>de</strong> Bedingungskomponenten: Um substanzbezogene<br />

Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen als WK <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />

nach zu qualifizieren, müssen zwei Kriterien kumulativ erfüllt sein:<br />

– als notwendige Bedingung muß das WG im steuerrelevanten Einkunftserzielungsprozeß<br />

bestimmungsgemäß eingesetzt wer<strong>de</strong>n und<br />

– als hinreichen<strong>de</strong> Bedingung ist ein perio<strong>de</strong>nmäßig fingierter o<strong>de</strong>r im Einzelfall tatsächlicher<br />

Wertverzehr erfor<strong>de</strong>rlich, <strong>de</strong>r durch die beabsichtigte o<strong>de</strong>r tatsächliche<br />

erwerbsbezogene Nutzung bzw. durch die zeitlich beschränkte Nutzungsfähigkeit<br />

ausgelöst wird.<br />

Sowohl die im nicht abnutzbaren Privatvermögen gespeicherten Aufwendungen<br />

als auch solche Aufwendungen, die im Zusammenhang stehen mit langfristig ertraglosen<br />

o<strong>de</strong>r ertragschwachen WG, schei<strong>de</strong>n daher aus <strong>de</strong>r werbungskostenrelevanten<br />

Erwerbssphäre aus. Der Grundsatz <strong>de</strong>r stl. Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>s Ver-<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 343


590<br />

§9 Anm. 589–590 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

mögensbereichs hat hier seine äußere Grenzlinie. Ansonsten liegen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong><br />

nach WK zumin<strong>de</strong>st im weiteren Sinne vor.<br />

Nr. 7 als zeitorientierte Son<strong>de</strong>rregelung: Während die Anschaffungs- o<strong>de</strong>r<br />

Herstellungsaufwendungen kurzfristig abnutzbaren Erwerbsvermögens (voraussichtliche<br />

Nutzungsdauer nicht mehr als ein Jahr) o<strong>de</strong>r sog. geringwertiger WG<br />

im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung als WK gem. Abs. 1 Satz 1 abziehbar sind, greifen bei<br />

WG mit einer längerfristigen Nutzungsdauer die zeitverteilen<strong>de</strong>n Absetzungsregelungen<br />

<strong>de</strong>r Nr. 7 ein (zur Konkurrenz gegenüber Nr. 6 vgl. Anm. 549). Im<br />

Interesse einer „perio<strong>de</strong>ngerechten“ Aufwendungszuordnung verdrängen die<br />

Absetzungsregelungen als lex specialis <strong>de</strong>n über Abs. 1 Satz 1 iVm. § 11 Abs. 2<br />

möglichen sofortigen Abzug im Verausgabungsjahr. Die in <strong>de</strong>n AHK gespeicherten<br />

WK können <strong>de</strong>shalb nur zeitverteilt bei zur Einkunftserzielung eingesetzten<br />

und einem erwerbsbezogen veranlaßten (fiktiven o<strong>de</strong>r tatsächlichen)<br />

Werteverzehr unterliegen<strong>de</strong>n WG berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die bei<strong>de</strong>n oa. Meinungsrichtungen (s. Anm. 588) gleichen sich bei <strong>de</strong>r praktischen<br />

Rechtsanwendung abgesehen von untypischen Geschehensabläufen und<br />

Grenzfällen daher an.<br />

Trotz <strong>de</strong>r grundsätzlichen WKEigenschaft von Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen<br />

für abnutzbares Erwerbsvermögen sind also in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Veranlagungsperio<strong>de</strong> die notwendige u. hinreichen<strong>de</strong> Bedingung für einen<br />

WKAnsatz zu prüfen, weil die als lex specialis gelten<strong>de</strong>n Absetzungsregelungen<br />

<strong>de</strong>r Nr. 7 die sachlichen Grundvoraussetzungen <strong>de</strong>s WKBegriffs, zu <strong>de</strong>nen auch<br />

<strong>de</strong>r erwerbsbezogen veranlaßte Vermögensverzehr zählt, erfüllen müssen (vgl.<br />

auch die Argumentation in BFH v. 19. 3. 1982 VI R 25/80, BStBl. II, 442 betr.<br />

einen beruflich bedingten Vermögensscha<strong>de</strong>n). Insoweit hat Nr. 7 aber ausschließlich<br />

<strong>de</strong>klaratorischen Charakter. Bei einer Unterbrechung <strong>de</strong>r erwerbsbezogenen<br />

Nutzung o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>ren zeitlicher Befristung können daher die AHK nur<br />

teilweise als WK Berücksichtigung fin<strong>de</strong>n. Gleiches gilt für substanzbezogene<br />

Arbeitsmittelaufwendungen iSd. Nr. 6, soweit die AfA-Vorschriften zur Anwendung<br />

gelangen (s. zur Streitfrage Anm. 549).<br />

d) Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

Bei <strong>de</strong>n historisch an die Quellentheorie anknüpfen<strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

besteht abw. vom Gewinnermittlungsbereich kein in die stl. Einkünfteermittlung<br />

eingebun<strong>de</strong>nes Betriebsvermögen (die Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften<br />

<strong>de</strong>r §§ 4–6 haben wegen ihres auf die Gewinnermittlung ausgerichteten Zuschnitts<br />

keine unmittelbare Geltung, s. aber Anm. 593, 621).<br />

Sowohl ertragbringen<strong>de</strong> als auch ertragslose WG gehören zum Privatvermögen, welches<br />

nach <strong>de</strong>r Wertung <strong>de</strong>s Gesetzgebers im Grundsatz, dh. bei Berücksichtigung verschie<strong>de</strong>ner<br />

vom Leistungsfähigkeitsprinzip gezogener Grenzen, außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung<br />

steht (s. eingehend Anm. 186 f.). Eine steuergesetzliche Unterteilung <strong>de</strong>s<br />

Privatvermögens in sich fehlt.<br />

Diskussionsstand: Unbescha<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r oa. Grundaussage ist in finanzgerichtlicher<br />

Rspr. und im Schrifttum str., ob bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften ein Erwerbsvermögen<br />

existiert (auch Einkunftserzielungs- o<strong>de</strong>r Überschußvermögen<br />

genannt), welches ähnlich <strong>de</strong>n Gewinneinkünften abw. vom übrigen Privatvermögen<br />

einer beson<strong>de</strong>ren stl. Behandlung bedarf; höchstrichterliche Urteile zu<br />

dieser Frage liegen bislang nicht vor.<br />

Vgl. als Überblick: Bormann, DStZ 1982, 199; v. Bornhaupt, BB 1986, 1963; Lang in<br />

Stolterfoht (Hrsg.), Grundfragen <strong>de</strong>s LStRechts, 1986, 45, 55; Heinicke FR 1987,<br />

210; B. Meyer, FR 1987, 56–58 betr. Son<strong>de</strong>rfragen aufgrund <strong>de</strong>s WohneigFG bei Über-<br />

E 344 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 590–592 §9<br />

gang von Selbstnutzung zu Immobilienvermietung; Seitrich, BB 1988, 734; Meyer-<br />

Arndt, B 1988, 1237; Alt, StuW 1994, 138; Krüger, FR 1995, 633; Fröschl, HFR<br />

2000, 795; Schmidt/Drenseck XXII. § 9 Rn. 178; Tipke/Lang, Steuerrecht, 17. Aufl.,<br />

2002, § 9 Rn. 254. Lediglich gestreift wird das Thema in BFH v. 8. 10. 1985 VIII R<br />

234/84, BStBl. II 1986, 596.<br />

Selbst wenn die Existenz von Erwerbsvermögen bejaht wird, sind zumin<strong>de</strong>st die daran<br />

zu knüpfen<strong>de</strong>n Rechtsfolgen str. Von Berufs- o<strong>de</strong>r Arbeitsvermögen sollte uE aus<br />

Grün<strong>de</strong>n terminologischer Klarheit nur bezogen auf § 19 gesprochen wer<strong>de</strong>n, vgl.<br />

Prinz, FR 1986, 409 Fn. 111; Ippisch, DStR 1985, 264.<br />

Losgelöst von <strong>de</strong>r steuerdogmatischen Grundsatzfrage wird materiellrechtlich in<br />

diesem Zusammenhang vor allem darüber diskutiert, ob erwerbsbezogen veranlaßte<br />

Vermögensschä<strong>de</strong>n wegen <strong>de</strong>r Existenz eines Erwerbsvermögens nur im<br />

Anwendungsbereich von Abs. 1 Nr. 7 o<strong>de</strong>r alternativ bzw. allein über <strong>de</strong>n vornehmlich<br />

an pagatorische Vorgänge anknüpfen<strong>de</strong>n allg. WKBegriff gem. Abs. 1<br />

Satz 1 geltend gemacht wer<strong>de</strong>n können. Be<strong>de</strong>utung hat dies sowohl für <strong>de</strong>n Umfang<br />

als auch für die zeitliche Berücksichtigung von Erwerbsaufwendungen (s.<br />

Anm. 190, 615). Die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Annahme eines Erwerbsvermögens<br />

früher auch umstrittene Frage, ob bei einer nutzungsbedingten Umwidmung<br />

von WG analog <strong>de</strong>n Gewinneinkunftsarten Entnahme- und Einlageregeln<br />

betreffend ein Erwerbsvermögen (vgl. § 6 Abs. 1 Nr. 4 und 5) anzuwen<strong>de</strong>n sind<br />

mit Folgen für Geltendmachung und Höhe <strong>de</strong>r AfA, ist seit <strong>de</strong>r Entscheidung<br />

<strong>de</strong>s BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84 (BStBl. II, 922) in <strong>de</strong>r Praxis nicht mehr<br />

relevant (s. Anm. 610).<br />

Eigene Auffassung zum Erwerbsvermögen:<br />

E Formal betrachtet läßt sich uE ein Erwerbsvermögen bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

gleichermaßen nach <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips abgrenzen<br />

wie das <strong>de</strong>m Gewinnermittlungssektor zuzuordnen<strong>de</strong> Betriebsvermögen.<br />

¾hnlich Lang in Stolterfoht (Hrsg.) aaO, 45; zur Abgrenzung Betriebsvermögen/Privatvermögen<br />

nach Veranlassungsgrundsätzen vgl. Wassermeyer in Söhn (Hrsg.), Die<br />

Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980,<br />

321–337; aA v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. B 85.<br />

Danach umfaßt das Erwerbsvermögen eines Stpfl. sämtliche ihm zuzurechnen<strong>de</strong>n<br />

verkehrsfähigen Gegenstän<strong>de</strong>, <strong>de</strong>ren Anschaffung, Herstellung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />

ganz überwiegend erwerbsbezogen veranlaßt ist (zB Arbeitsmittel iSd. § 9<br />

Abs. 1 Nr. 6, vermietete Grundstücke, ertragbringen<strong>de</strong> Wertpapiere usw.).<br />

E Materiell führt dies wegen <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Ausgestaltung <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

allerdings nicht zu einer grundsätzlichen stl. Einbindung <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />

ähnlich <strong>de</strong>m Betriebsvermögen; das Erwerbsvermögen bleibt vielmehr<br />

Bestandteil <strong>de</strong>s Privatvermögens, das darüber hinaus auch die nicht unmittelbar<br />

<strong>de</strong>r Einkunftserzielung dienen<strong>de</strong>n Vermögensgegenstän<strong>de</strong> mitumfaßt (vgl. Lang<br />

in Stolterfoht [Hrsg.] aaO, 55). Beim Erwerbsvermögen han<strong>de</strong>lt es sich somit<br />

lediglich um eine durch Rechtsfortbildung geschaffene Denkfigur, die sprachliche und<br />

argumentative Vereinfachung bewirkt. Materielle Konsequenzen sind aus <strong>de</strong>r<br />

Existenz eines Erwerbsvermögens allein nicht zu ziehen.<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Geltungsbereich <strong>de</strong>r Nr. 7<br />

Die Möglichkeit zur Geltendmachung von Absetzungen iSd. Nr. 7 erstreckt sich<br />

auf:<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 345<br />

591<br />

592


593<br />

594<br />

595<br />

§9 Anm. 592–595 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

– sämtliche technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich abnutzbaren materiellen u. immateriellen<br />

WG <strong>de</strong>s Privatvermögens (einschl. Arbeitsmittel, s. die gesetzliche Verankerung<br />

in Nr. 6 Satz 2, Anm. 549),<br />

– WG, die <strong>de</strong>r Erzielung von Einnahmen im Rahmen einer <strong>de</strong>r Einkunftsarten<br />

<strong>de</strong>s § 2 Abs. 1 Nr. 4–7 dienen (betroffen sind vor allem die Einkünfte aus<br />

VuV, s. auch Anm. 618) und<br />

– <strong>de</strong>ren erwerbsbezogene Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung sich erfahrungsgemäß<br />

auf einen Zeitraum von mehr als einem Jahr erstreckt.<br />

Wegen <strong>de</strong>r teleologisch gebotenen einengen<strong>de</strong>n Auslegung <strong>de</strong>s WGBegriffs im<br />

Bereich nichtkörperlicher WG vgl. Anm. 605; über gemischtgenutzte WG s.<br />

Anm. 618.<br />

5. Verhältnis zu an<strong>de</strong>ren Vorschriften<br />

Verhältnis zu § 6: Auf Grund <strong>de</strong>r ab 1990 gelten<strong>de</strong>n Verweisung in Nr. 7 Satz 2<br />

auf § 6 Abs. 2 Satz 1 bis 3 in Fällen <strong>de</strong>r Anschaffung und Herstellung von geringwertigen<br />

WG ist das bereits bisher durch Verwaltungsregelung gelten<strong>de</strong> Vereinfachungswahlrecht<br />

für geringwertige WG, dh für abnutzbare bewegliche WG,<br />

<strong>de</strong>ren AHK 410 E (bis 2001: 800 DM) ohne USt. nicht übersteigen, Gesetz gewor<strong>de</strong>n<br />

(s. im einzelnen Anm. 549). Im übrigen sind die Bewertungsvorschriften<br />

grds. <strong>de</strong>m Betriebsvermögen vorbehalten und daher auf das sog. „Erwerbsvermögen“<br />

bei Überschußeinkünften nicht anwendbar (s. Anm. 590). Die früher<br />

str. Frage, ob bei Nutzungsän<strong>de</strong>rungen die Einlagebewertungsvorschrift <strong>de</strong>s § 6<br />

Abs. 1 Nr. 5 gilt, ist seit BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84 (BStBl. II, 922) ohne<br />

praktische Be<strong>de</strong>utung (s. Anm. 610).<br />

Verhältnis zum allgemeinen Werbungskostenbegriff (§ 9 Abs. 1 Satz 1):<br />

Str. ist, ob Nr. 7 im Verhältnis zum allg. WKBegriff lediglich <strong>de</strong>klaratorische Be<strong>de</strong>utung<br />

hat o<strong>de</strong>r ob ihr mit <strong>de</strong>r hM ein konstitutiver Charakter beizumessen ist<br />

(s. Anm. 588 f.). Hinsichtlich <strong>de</strong>s Abzugszeitpunkts ist Nr. 7 iVm. § 7 aber auf<br />

je<strong>de</strong>n Fall lex specialis gegenüber § 9 Abs. 1 Satz 1 iVm. § 11 Abs. 2. Auch bei<br />

<strong>de</strong>r Geltendmachung von Vermögensverlusten geht Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 6<br />

(außergewöhnliche AfA) vor (s. Anm. 190, 615).<br />

Verhältnis zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Nummern <strong>de</strong>s § 9: Durch die ab VZ 2001 neu<br />

eingeführten verkehrsmittelunabhängigen Entfernungspauschalen <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Nr. 4 u. Nr. 5 an Stelle <strong>de</strong>r bisherigen Kilometer-Pauschbeträge sind alle Aufwendungen<br />

abgegolten (vgl. Abs. 2 Satz 1). Im Gegensatz zur früheren Rechtslage<br />

(s. hierzu Anm. 467) erstreckt sich die Abgeltungswirkung damit uE aufgrund<br />

<strong>de</strong>s ein<strong>de</strong>utigen Wortlauts auch auf außergewöhnliche Aufwendungen, zB<br />

durch Unfall bei Kfz-Benutzung (s. Anm. 457, 523). Allerdings berücksichtigt<br />

die FinVerw. auch weiterhin Unfallkosten neben <strong>de</strong>r Entfernungspauschale (s.<br />

im einzelnen Anm. 631). Wegen <strong>de</strong>r Einbeziehung von Fahrtkosten zur Tätigkeitsstätte<br />

in die Herstellungskostenermittlung (Bemessungsgrundlage für<br />

Abs. 1 Nr. 7) s. Anm. 447, 657. Im Verhältnis zu Abs. 1 Nr. 6 (Arbeitsmittelregelung)<br />

ist Abs. 1 Nr. 7 vorrangig (BFH v. 16. 2. 1990 VI R 85/87, BStBl. II, 883;<br />

s. Anm. 549).<br />

Einstweilen frei.<br />

6. Absetzungsberechtigung<br />

Persönlich zur Vornahme von AfA berechtigt ist regelmäßig <strong>de</strong>r rechtliche o<strong>de</strong>r<br />

wirtschaftliche Eigentümer bzw. <strong>de</strong>ssen unentgeltlicher Rechtsnachfolger, soweit<br />

E 346 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 595–600 §9<br />

er das WG zur Einkunftserzielung nutzt. Allerdings ist für <strong>de</strong>n Abzug von AfA<br />

als WK nicht Voraussetzung, daß <strong>de</strong>m Stpfl. das WG, an <strong>de</strong>ssen AHK er sich<br />

beteiligt, als Eigentümer zuzurechnen ist. Ausschlaggebend ist vielmehr, ob <strong>de</strong>r<br />

Stpfl. Aufwendungen im beruflichen Interesse trägt (BFH v. 23. 8. 1999 GrS 1/<br />

97, BStBl. II, 778). Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten <strong>de</strong>r AfA-Berechtigung bei Miteigentümern<br />

s. § 7 Anm. 43 f., bei unentgeltlicher Nutzungsüberlassung § 7<br />

Anm. 50 ff., bei Nießbrauch s. § 7 Anm. 60 ff.<br />

Einstweilen frei.<br />

II. Absetzungen bei Überschußeinkünften (Nr. 7 Satz 1)<br />

1. Absetzungen für Abnutzung, Substanzverringerung und erhöhte<br />

Absetzungen<br />

a) Allgemeines<br />

Nr. 7 bestimmt in Satz 1 in allg. Form die Berücksichtigung von Afa, AfS und<br />

erhöhten Absetzungen als WK im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte. Zu <strong>de</strong>n Begriffen<br />

Afa und erhöhte Absetzungen s. § 7 Anm. 103 bzw. § 7a Anm. 7; zur<br />

AfS vgl. § 7 Abs. 6. Wegen <strong>de</strong>r allg. Verweisung gelten die Bestimmungen über<br />

die Afa, AfS und die erhöhten Absetzungen im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

entsprechend. Insoweit kann auf die Kommentierungen zu <strong>de</strong>n einzelnen Vorschriften<br />

verwiesen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die sinngemäß anwendbaren Absetzungsregelungen aus <strong>de</strong>m Bereich <strong>de</strong>r Gewinnermittlung<br />

erfahren allerdings im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte Verän<strong>de</strong>rungen,<br />

und zwar bei <strong>de</strong>n Begriffen<br />

– „Wirtschaftsgut“ als Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung (s. Anm. 605),<br />

– „betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer“ (s. Anm. 613) und<br />

– „Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten“ als Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r Absetzung<br />

(s. Anm. 608 f.).<br />

Darüber hinaus sind aufgrund ihres speziellen Zuschnitts auf <strong>de</strong>n betrieblichen<br />

Bereich einzelne Absetzungen bei Überschußeinkünften unzulässig.<br />

b) Zulässige Absetzungen<br />

AfA: Auch ohne ausdrückliche Verweisung sind unter verschie<strong>de</strong>nen Anwendungsvoraussetzungen,<br />

ggf. auch wahlweise, bei abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens<br />

– wie bisher – folgen<strong>de</strong> Absetzungen mit <strong>de</strong>n AHK als Bemessungsgrundlage<br />

zulässig (s. auch § 7 Anm. 16):<br />

E §7Abs.1:<br />

– Lineare AfA (AfA in gleichen Jahresbeträgen, Satz 1),<br />

– AfA nach <strong>de</strong>r Leistung (Satz 5),<br />

– Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung<br />

(Satz 6 1. Halbsatz).<br />

Grundnorm und praktischer Hauptanwendungsfall ist die lineare AfA; diese<br />

erstreckt sich auf sämtliche abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens (außer Gebäu<strong>de</strong>n),<br />

soweit sie erfahrungsgemäß mehr als ein Jahr zur Einkunftserzielung<br />

verwen<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r genutzt wer<strong>de</strong>n. Zu Einzelheiten s. § 7 Anm. 100 ff. Bei kürzerer<br />

üblicher Nutzungsdauer erfolgt die stl. Geltendmachung im Jahr <strong>de</strong>r Verausgabung<br />

gem. § 9 Abs. 1 Satz 1 o<strong>de</strong>r Satz 3 Nr. 6 iVm. § 11 Abs. 2.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 347<br />

596–598<br />

599<br />

600


§9 Anm. 600 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

E § 7 Abs. 4:<br />

– Typisieren<strong>de</strong> lineare AfA bei Gebäu<strong>de</strong>n (Satz 1 Nr. 2) einschl.<br />

– <strong>de</strong>r Gebäu<strong>de</strong>-AfA nach <strong>de</strong>r tatsächlich kürzeren Nutzungsdauer (Satz 2) sowie<br />

<strong>de</strong>r<br />

– Gebäu<strong>de</strong>-Absetzung für außergewöhnliche technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche<br />

Abnutzung (Satz 3).<br />

Da die Immobilien im Anwendungsbereich von § 9 Abs. 1 Nr. 7 zwingend zum<br />

stl. Privatvermögen gehören, entfällt die Möglichkeit zur höheren Absetzung für<br />

Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong> bei Antrag auf Baugenehmigung nach <strong>de</strong>m 31. 3. 1985 gem.<br />

§ 7 Abs. 4 Satz 1 Nr. 1. Zu Einzelheiten bei an<strong>de</strong>ren als Wirtschaftsgebäu<strong>de</strong>n s.<br />

§ 7 Anm. 413 ff.<br />

E § 7 Abs. 5: Die starre <strong>de</strong>gressive Staffel-Absetzung gibt es ab 1996 nur noch<br />

für neu hergestellte Gebäu<strong>de</strong>, die Wohnzwecken dienen (Satz 1 Nr. 3 Buchst. b).<br />

Die Gebäu<strong>de</strong> müssen außer<strong>de</strong>m im Inland belegen sein. Die <strong>de</strong>rzeit (2003) gültigen<br />

AfA-Sätze betragen im Jahr <strong>de</strong>r Fertigstellung und <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n 7 Jahren<br />

5 vH, in <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n 6 Jahren 2,5 vH und in <strong>de</strong>n darauffolgen<strong>de</strong>n 36<br />

Jahren 1,25 vH. Auch im Anwendungsbereich <strong>de</strong>s § 7 Abs. 5 ist eine AfaA zulässig<br />

(R 44 Abs. 13 EStR).<br />

E § 7 Abs. 5a: Entsprechen<strong>de</strong> Anwendung <strong>de</strong>r linearen und <strong>de</strong>gressiven Gebäu<strong>de</strong>-AfA<br />

(Abs. 4, 5) auf selbständige Gebäu<strong>de</strong>teile, Eigentumswohnungen und im<br />

Teileigentum stehen<strong>de</strong> Räume.<br />

Absetzung für Substanzverringerung: AfS bei nichtbetrieblichen Bo<strong>de</strong>nschätzen<br />

(Substanzvorkommen ist ab Verwertung ein eigenes WG neben <strong>de</strong>m<br />

Grund und Bo<strong>de</strong>n), zB Verpachtung eines Bergbauunternehmens o<strong>de</strong>r Steinbruchs<br />

(s. zur AfS bei unentgeltlichem Erwerb § 11 d Abs. 1 Satz 3, Abs. 2<br />

EStDV).<br />

Nach Auffassung <strong>de</strong>s BFH ist die AfS – einschränkend zum Gesetzeswortlaut – nur<br />

nach Maßgabe <strong>de</strong>s Substanzverzehrs (§ 7 Abs. 6 Halbs. 2), also nicht linear nach <strong>de</strong>r<br />

Dauer <strong>de</strong>s Rechts (§ 7 Abs. 6 Halbs. 1 iVm. Abs. 1) zu bemessen (vgl. BFH v.<br />

27. 6. 1978 VIII R 12/72, BStBl. II 1979, 38).<br />

Son<strong>de</strong>rabschreibungen (zB die auslaufen<strong>de</strong>n Regelungen <strong>de</strong>s För<strong>de</strong>rgebietsgesetzes)<br />

sind trotz fehlen<strong>de</strong>r ausdrücklicher Erwähnung vom Gesetzeszweck her<br />

in <strong>de</strong>n Regelungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Nr. 7 einzubeziehen (unplanmäßige Gesetzeslücke),<br />

soweit sie nicht speziell auf die Gewinnermittlungseinkünfte zugeschnittenen<br />

sind.<br />

Erhöhte Absetzungen:<br />

E §7a:Mit Ausnahme <strong>de</strong>r speziell auf die Gewinnermittlungseinkünfte zugeschnittenen<br />

Absätze 4, 6 und 8 (zu Einzelheiten s. § 7a Anm. 70–72, 108 f.,<br />

130–149) sind die allg. Grundsätze für erhöhte Absetzungen und Son<strong>de</strong>rabschreibungen<br />

auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften anzuwen<strong>de</strong>n; dies erstreckt<br />

sich konkret auf § 7 a<br />

– Abs. 1 für nachträgliche AHK,<br />

– Abs. 2 für Anzahlungen auf Anschaffungskosten und Teilherstellungskosten,<br />

– Abs. 3 für die Geltendmachung linearer Min<strong>de</strong>st-AfA bei erhöhten Absetzungen,<br />

– Abs. 5 betr. ein Kumulierungsverbot bei Zusammentreffen mehrerer erhöhter<br />

Absetzungen und Son<strong>de</strong>rabschreibungen,<br />

– Abs. 7 bei Inanspruchnahme durch mehrere Beteiligte,<br />

– Abs. 9 betr. Restwert-AfA nach Son<strong>de</strong>rabschreibungen.<br />

E 348 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 600–602 §9<br />

E §7b: Erhöhte Absetzungen für Einfamilienhäuser, Zweifamilienhäuser und<br />

Eigentumswohnungen, die vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1987 – in <strong>de</strong>n alten Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn –<br />

hergestellt o<strong>de</strong>r angeschafft wur<strong>de</strong>n. Die erhöhten Absetzungen waren bis En<strong>de</strong><br />

1986 im Rahmen <strong>de</strong>r WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV abziehbar. Begonnene<br />

§ 7b-Absetzungen konnten ab 1987 bis 1998 nach wie vor als WK abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n, wenn es sich um ein vermietetes Objekt han<strong>de</strong>lte. Be<strong>de</strong>utung besitzt<br />

§ 7b seit<strong>de</strong>m allein noch für die Restwert-AfA.<br />

E §7c:Erhöhte Absetzungen von 20 vH je Jahr bei auf 60 000 DM beschränkter<br />

Bemessungsgrundlage für die Herstellung neuer Wohnungen in bestehen<strong>de</strong>n<br />

inländischen Gebäu<strong>de</strong>n für das Jahr <strong>de</strong>r Fertigstellung sowie die folgen<strong>de</strong>n vier<br />

Jahre, wenn <strong>de</strong>r Bauantrag nach <strong>de</strong>m 2. 10. 1989 (bzw. Beginn <strong>de</strong>r Herstellung<br />

nach <strong>de</strong>m 2. 10. 1989) gestellt, die Wohnung vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1996 fertiggestellt<br />

und keine Mittel aus öffentlichen Haushalten gewährt wur<strong>de</strong>n.<br />

E §7h:Erhöhte Absetzungen bei Gebäu<strong>de</strong>n in Sanierungsgebieten und städtebaulichen<br />

Entwicklungsbereichen; es han<strong>de</strong>lt sich dabei um die Nachfolgevorschrift<br />

<strong>de</strong>s § 82 g EStDV, <strong>de</strong>r auf HK von vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1991 abgeschlossene<br />

Baumaßnahmen anzuwen<strong>de</strong>n war (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7 h).<br />

E §7i: Erhöhte Absetzungen bei Bau<strong>de</strong>nkmälern; Vorgängerregelung zu § 7i<br />

war § 82 i EStDV; § 7i ist erstmals auf nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1990 abgeschlossene<br />

Baumaßnahmen anzuwen<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7i).<br />

E §7k: Erhöhte Absetzungen für Wohnungen mit Sozialbindung; die Vorschrift<br />

gilt erstmals für <strong>de</strong>n VZ 1989 (§ 52 Abs. 12 a aF) bzw. bei Wohnungen in<br />

<strong>de</strong>n neuen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn für nach <strong>de</strong>m 31. 12. 1990 verwirklichte Tatbestän<strong>de</strong>.<br />

Begünstigt wer<strong>de</strong>n allerdings nur vor <strong>de</strong>m 1. 1. 1996 fertiggestellte Wohnungen.<br />

Erhöhte Absetzungen können daher (bei Fertigstellung im Jahr 1995) letztmalig<br />

2004 beansprucht wer<strong>de</strong>n (zu Einzelheiten s. Erl. zu § 7 k).<br />

Einstweilen frei.<br />

c) Unzulässige Absetzungen<br />

Trotz <strong>de</strong>s allgemein gefaßten Wortlauts ohne Begrenzung auf bestimmte Absetzungsvorschriften<br />

schei<strong>de</strong>t bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften weiterhin die Anwendbarkeit<br />

<strong>de</strong>rjenigen Abschreibungsregelungen aus, die ein Betriebsvermögen o<strong>de</strong>r<br />

Anlagevermögen voraussetzen, weil es solche im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte<br />

nicht gibt.<br />

Folgen<strong>de</strong> allein im Gewinnermittlungsbereich angesie<strong>de</strong>lte Absetzungen sind<br />

daher nicht zulässig:<br />

Degressive Absetzung gem. § 7 Abs. 2 für bewegliche Wirtschaftsgüter:<br />

Der Ausschluß liegt uE begrün<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n „Steuerverhaftung“ <strong>de</strong>s privaten<br />

Vermögensbereichs, wodurch eine Korrekturmöglichkeit <strong>de</strong>gressiver AfA<br />

beim Verwertungsvorgang entfällt; insbes. bei kürzerlebigen WG wäre die <strong>de</strong>gressive<br />

AfA wegen Abweichung vom tatsächlichen Wertverzehr be<strong>de</strong>nklich. Zu<br />

weiteren Einzelheiten zB bei Wechsel eines <strong>de</strong>gressiv abgeschriebenen WG <strong>de</strong>s<br />

Betriebsvermögens in das ertragbringen<strong>de</strong> Privatvermögen s. § 7 Anm. 276.<br />

Durch <strong>de</strong>n Ausschluß <strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiven Absetzung wird auch § 7 Abs. 3 betr. <strong>de</strong>n<br />

Wechsel von Absetzungsmetho<strong>de</strong>n für die Überschußeinkünfte rechtlich obsolet.<br />

Verschie<strong>de</strong>ne Absetzungen, die in ihren Tatbestandsvoraussetzungen und<br />

nach <strong>de</strong>r ihnen immanenten Teleologie speziell auf <strong>de</strong>n betrieblichen Bereich zugeschnitten<br />

sind, zB § 7 d, § 7 e, § 7f, § 7g.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 349<br />

601<br />

602


603<br />

604<br />

605<br />

§9 Anm. 602–605 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

Teilwertabschreibungen (§ 6 Abs. 1 Nr. 1) sind nur bei WG <strong>de</strong>s Betriebsvermögens<br />

zulässig, sofern die Gewinnermittlung durch Vermögensvergleich gem.<br />

§ 4 Abs. 1, § 5 erfolgt. § 9 Abs. 1 Nr. 7 Satz 2 verweist ausdrücklich nicht auf § 6<br />

Abs. 1.<br />

Vgl. vor allem BFH v. 12. 6. 1978 GrS 1/77, BStBl. II, 620; v. 31. 1. 1992 VI R 57/88,<br />

BStBl. II, 401; v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306; s. eingehend zur<br />

Tw.-AfA § 6 Anm. 554–624.<br />

Der Ausschluß von Teilwertabschreibungen bei <strong>de</strong>n privaten Überschußeinkunftsarten<br />

ist systemgerecht, weil zum einen im Rahmen <strong>de</strong>s Teilwertansatzes<br />

zu berücksichtigen<strong>de</strong> Wertmin<strong>de</strong>rungen unabhängig vom Einsatz <strong>de</strong>s betrachteten<br />

WG im steuerrelevanten Einkunftserzielungsprozeß anfallen; zum an<strong>de</strong>ren<br />

wäre wegen <strong>de</strong>r Zuordnung <strong>de</strong>r WG zum Privatvermögen – von Ausnahmen<br />

abgesehen (§§ 17, 23) – eine ggf. erfor<strong>de</strong>rliche Korrektur <strong>de</strong>s Teilwertansatzes<br />

durch eine spätere Erfassung <strong>de</strong>s Veräußerungsgewinns nicht möglich.<br />

Zur im Einzelfall mitunter schwierigen Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r nur bei abnutzbaren<br />

WG zulässigen AfaA gem. § 7 Abs. 1 Satz 6 vgl. § 7 Anm. 243.<br />

d) AfA-Metho<strong>de</strong>nwechsel<br />

Der Stpfl. kann seit 1996 nur noch bei neu errichteten Mietwohngebäu<strong>de</strong>n zwischen<br />

<strong>de</strong>r linearen AfA nach Abs. 4 Satz 1 Nr. 2 und <strong>de</strong>r <strong>de</strong>gressiven AfA nach<br />

Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 Buchst. b wählen. Das Wahlrecht kann nur zu Beginn <strong>de</strong>r<br />

Absetzungsperio<strong>de</strong> ausgeübt wer<strong>de</strong>n und zwar regelmäßig durch erstmalige Anwendung<br />

von § 7 Abs. 4 o<strong>de</strong>r Abs. 5 in <strong>de</strong>r Steuererklärung und ihren Unterlagen<br />

(s. § 7 Anm. 492). Solange die Veranlagung über die erstmalige Anwendung<br />

<strong>de</strong>s Abs. 4 o<strong>de</strong>r Abs. 5 noch nicht bestandskräftig ist, kann <strong>de</strong>r Stpfl. die<br />

Wahl än<strong>de</strong>rn. Ein Übergang von <strong>de</strong>r linearen AfA nach Abs. 4 zur <strong>de</strong>gressiven<br />

AfA nach Abs. 5 und umgekehrt ist nach hM nicht zulässig. An<strong>de</strong>rnfalls wür<strong>de</strong><br />

das System <strong>de</strong>r starren, unverän<strong>de</strong>rlichen Staffelsätze nach § 7 Abs. 5 gestört<br />

(zur Unzulässigkeit <strong>de</strong>s Wechsels von <strong>de</strong>gressiver zu linearer AfA vgl. BFH v.<br />

10. 3. 1987 IX R 24/86, BStBl. II, 618, und zum umgekehrten Fall FG Nürnb.<br />

v. 2. 8. 2000, EFG 2001, 351, rkr.; FG Köln v. 21. 5. 2001, EFG, 1116, rkr.)<br />

Bei <strong>de</strong>n übrigen abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens ist – abgesehen vom<br />

Regelungsgehalt <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1 selbst (zum Übergang von <strong>de</strong>r Leistungs-AfA<br />

zur linearen AfA und umgekehrt s. § 7 Anm. 234) – ein AfA-Metho<strong>de</strong>nwechsel<br />

ohnehin nicht <strong>de</strong>nkbar, weil bei beweglichen WG <strong>de</strong>s Privatvermögens eine <strong>de</strong>gressive<br />

AfA nicht zulässig ist (s. Anm. 602).<br />

Einstweilen frei.<br />

2. Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung: Wirtschaftsgutbegriff bei Überschußeinkünften<br />

Gegenstand <strong>de</strong>r Absetzung sind nach § 7 Abs. 1 WG (zum WGBegriff s. § 7<br />

Anm. 105ff.). Der WGBegriff <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens als Teil <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />

(s. Anm. 590) muß jedoch die systembedingten Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Einkünfteermittlungsmethodik<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Gewinnermittler berücksichtigen.<br />

Eine steuergesetzliche Definition existiert nicht. Rspr. u. Schrifttum zu diesem<br />

Fragenbereich weisen ein erhebliches steuerdogmatisches Defizit auf.<br />

Um im Bereich erwerbsbezogen veranlaßter Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen<br />

<strong>de</strong>n Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfA-Vorschriften gem. Nr. 7 gegenüber <strong>de</strong>n WK<br />

iSd. Abs. 1 Satz 1 (zeitliche Rechtsfolge: Abflußprinzip gem. § 11 Abs. 2) abzugrenzen,<br />

muß geklärt wer<strong>de</strong>n, welche Aufwendungen im Rahmen separat zu erfassen<strong>de</strong>r WG<br />

E 350 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 605 §9<br />

<strong>de</strong>s Privatvermögens zunächst aus <strong>de</strong>m allg. Veranlassungszusammenhang auszuglie<strong>de</strong>rn<br />

sind. Auch § 7 Abs. 1 als Grundregel <strong>de</strong>r Absetzungsvorschriften, auf die § 9<br />

Abs. 1 Nr. 7 nunmehr allgemein verweist, setzt das Vorhan<strong>de</strong>nsein eines WG voraus (s.<br />

auch § 11 d Abs. 1 EStDV). WG im Bereich <strong>de</strong>r privaten Überschußeinkunftsarten sind<br />

somit Grundlage und objektbezogener Gegenstand <strong>de</strong>r Ausson<strong>de</strong>rung von Anschaffungs-<br />

o<strong>de</strong>r Herstellungsaufwendungen aus <strong>de</strong>m allg. Veranlassungszusammenhang.<br />

Der Begriff <strong>de</strong>s WG hat im Steuerbilanzrecht zentrale Be<strong>de</strong>utung, da er die wesentlichen<br />

in das Rechenwerk aufzunehmen<strong>de</strong>n positiven und negativen Bilanzierungsobjekte<br />

bezeichnet. Der stbilanzielle WGBegriff erfährt <strong>de</strong>mgemäß eine<br />

weite Auslegung; er umfaßt nach stRspr. nicht nur „Sachen und Rechte, son<strong>de</strong>rn<br />

tatsächliche Zustän<strong>de</strong>, konkrete Möglichkeiten und Vorteile für <strong>de</strong>n Betrieb, <strong>de</strong>ren<br />

Erlangung <strong>de</strong>r Kaufmann sich etwas kosten läßt und die nach <strong>de</strong>r Verkehrsauffassung<br />

einer beson<strong>de</strong>ren Bewertung zugänglich sind“ (BFH v. 29. 4. 1965<br />

IV 403/62 U, BStBl. III, 414; zu Einzelheiten s. § 7 Anm. 105–112). Es muß<br />

sich dabei um eine objektiv werthaltige Position han<strong>de</strong>ln (BFH v. 7. 8. 2000 GrS<br />

2/99, BStBl. II, 632).<br />

Wegen <strong>de</strong>r systembedingten Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>r an kaufmännischen<br />

Grundsätzen orientierten Gewinnermittlung und <strong>de</strong>n vornehmlich an pagatorische<br />

Vorgänge anknüpfen<strong>de</strong>n Überschußeinkünften sind die Konturen <strong>de</strong>s<br />

WGBegriffs im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 enger zu ziehen.<br />

Vgl. eingehend Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV, 1984, 293–300; an<strong>de</strong>utungsweise<br />

auch Tipke in Söhn (Hrsg.), Die Abgrenzung <strong>de</strong>r Betriebs- o<strong>de</strong>r Berufssphäre<br />

von <strong>de</strong>r Privatsphäre im EStRecht, 1980, 11. AA Kruse, FR 1981, 478, <strong>de</strong>r von einer<br />

inhaltlichen I<strong>de</strong>ntität ausgeht; v. Bornhaupt in K/S/M, § 9 Rn. I 10, 20–24; L/B/P, §9<br />

Rn. 410; Wichmann, Stbg. 1990, 133; BFH v. 31. 8. 1971 VIII R 61/68, BStBl. II, 768,<br />

770; die Frage wur<strong>de</strong> offengelassen in BFH v. 26. 11. 1973 GrS 5/71, BStBl. II 1974,<br />

132 (134).<br />

Rechtsmethodisch erfolgt dies uE durch einengen<strong>de</strong> Auslegung <strong>de</strong>s WGBegriffs<br />

(zur Abgrenzung gegenüber <strong>de</strong>r teleologischen Reduktion Tipke/Lang, Steuerrecht,<br />

17. Aufl. 2002, § 5 Rn. 75).<br />

Positive Abgrenzung: Von einem regelmäßig durch Aufwendungen erworbenen<br />

o<strong>de</strong>r geschaffenen eigenständigen WG <strong>de</strong>s Privatvermögens kann nur dann<br />

gesprochen wer<strong>de</strong>n, falls – aus wirtschaftlicher Sicht – selbständig verkehrsfähige<br />

körperliche (Sachen) o<strong>de</strong>r nichtkörperliche Gegenstän<strong>de</strong> (Rechte) vorliegen<br />

(vgl. auch § 90 BGB). Diese Gegenstän<strong>de</strong> müssen <strong>de</strong>m Stpfl. eigenständig bei<br />

<strong>de</strong>r Entfaltung einer auf Einkunftserzielung ausgerichteten Tätigkeit bzw.<br />

Leistung dienen (zB Gebäu<strong>de</strong> einschl. selbständig nutzbarer Gebäu<strong>de</strong>teile, Kapitalvermögenswerte,<br />

Nießbrauchrechte, sonstige Nutzungsrechte uä.; wegen <strong>de</strong>r<br />

Frage <strong>de</strong>s Nutzungs- und Funktionszusammenhangs betr. Immobilien s. R 13<br />

Abs. 4 Satz 1 EStR; BFH v. 30. 1. 1995 GrS 4/92, BStBl. II, 281). Bei unentgeltlich<br />

erlangten WG zB im Rahmen einer Erbfolge wer<strong>de</strong>n die Buchwerte <strong>de</strong>s<br />

Rechtsvorgängers fortgeführt (s. § 11 d EStDV); zum Spezialfall unentgeltlicher<br />

Nutzungsrechte Coste<strong>de</strong>, StuW 1986, 46–48, 52. Der WGBegriff <strong>de</strong>r Überschußeinkunftsarten<br />

ist somit an einen wirtschaftlich geprägten Gegenstandsbegriff<br />

anzunähern. Für die Geltendmachung von AfA gem. Abs. 1 Nr. 7 muß es<br />

sich darüber hinaus um abnutzbare Gegenstän<strong>de</strong> han<strong>de</strong>ln, die zu Einkunftserzielungszwecken<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Negative Abgrenzung: Im Bereich immaterieller Werte und sonstiger wirtschaftlicher<br />

Vorteile erfährt <strong>de</strong>r weite WGBegriff <strong>de</strong>s Steuerbilanzrechts systementsprechen<strong>de</strong><br />

Einschränkungen. Für die Überschußeinkunftsarten ist es unerheblich,<br />

daß die gegenständlich nicht konkretisierten Aufwendungen <strong>de</strong>m Stpfl.<br />

einen über mehrere Jahre sich erstrecken<strong>de</strong>n Nutzen verschaffen und daß ein<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 351


606–607<br />

608<br />

§9 Anm. 605–608 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

Erwerber <strong>de</strong>s Betriebs <strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Aufwand erlangten Vorteil bei <strong>de</strong>r Berechnung<br />

<strong>de</strong>s Gesamtkaufpreises selbständig bewerten wür<strong>de</strong>; es han<strong>de</strong>lt sich insoweit<br />

um speziell bilanzorientierte Überlegungen (Teilwertgedanke; perio<strong>de</strong>ngerechte<br />

Gewinnabgrenzung; vgl. BFH v. 17. 1. 1978 VIII R 97/75, BStBl. II, 337;<br />

v. 24. 10. 1979 VIII R 92/77, BStBl. II 1980, 187 betr. Abstandszahlungen im<br />

VuV-Bereich, die sofort abziehbare WK darstellen; v. 14. 10. 1980 VIII R 22/76,<br />

BStBl. II 1981, 128). Für die WKQualifikation kommt es wegen Fehlens eines<br />

selbständig <strong>de</strong>r Einnahmeerzielung dienen<strong>de</strong>n Gegenstands allein auf die erwerbsbezogene<br />

Veranlassung <strong>de</strong>r Aufwendungen an mit <strong>de</strong>r Rechtsfolge <strong>de</strong>s<br />

einkunftsmin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Abzugs im VZ <strong>de</strong>r Verausgabung, § 11 Abs. 2. Gleiches<br />

gilt für Rechnungsabgrenzungsposten und Rückstellungen, die nur beim Bilanzieren<strong>de</strong>n<br />

zur perio<strong>de</strong>ngerechten Gewinnabgrenzung wie WG behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n.<br />

Beispiele: Damnum bei Fremdfinanzierung einer vermieteten Immobilie ist regelmäßig<br />

bei Einbehalt durch das Kreditinstitut als WK zu berücksichtigen, keine steuermin<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Verteilung über die Laufzeit <strong>de</strong>s Kredits (BFH v. 6. 12. 1965 GrS 2/64 S,<br />

BStBl. II 1966, 144; v. 13. 9. 1994 IX R 29/90, BFH/NV 1995, 293; vgl. auch<br />

Anm. 385 „Damnum“); Leasing-Son<strong>de</strong>rzahlung für Pkw ist bei einem ArbN, <strong>de</strong>r die<br />

tatsächlichen Kosten geltend macht, sofort als WK abziehbar (BFH v. 5. 5. 1994 VI R<br />

100/93, BStBl. II, 643).<br />

Derartige Abgrenzungspositionen existieren systemgemäß bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

nicht. Zu weiteren Beispielen aus <strong>de</strong>r Rspr. s. Paus, DStZ 1987, 50.<br />

Einstweilen frei.<br />

3. Bemessungsgrundlage <strong>de</strong>r Absetzungen<br />

a) Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten als<br />

Bemessungsgrundlage<br />

Die rechtssystematische Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r AHK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

hängt davon ab, welche Rechtsnatur Nr. 7 zugemessen wird (zum Meinungsstreit<br />

s. Anm. 587–589).<br />

Interpretiert man die Absetzungsregelung <strong>de</strong>r Nr. 7 als WK konstituieren<strong>de</strong><br />

Son<strong>de</strong>rvorschrift, so übernehmen die AHK von WG lediglich die Rolle als im<br />

steuerneutralen Bereich stehen<strong>de</strong> AfA-Bemessungsgrundlage (vgl. auch BFH v.<br />

4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830 betr. immobilienbezogene Fehlaufwendungen).<br />

Nach <strong>de</strong>r Gegenauffassung bestimmt <strong>de</strong>r Umfang <strong>de</strong>r AHK zunächst einmal<br />

mit darüber, welche substanzbezogenen Aufwendungen <strong>de</strong>m Grun<strong>de</strong> nach WK<br />

darstellen. Denn nur die auf abnutzbares Erwerbsvermögen entfallen<strong>de</strong>n Beträge<br />

sind <strong>de</strong>m strelevanten Bereich zuzuordnen (WK iwS), während solche, die<br />

<strong>de</strong>n nichtabnutzbaren (ertragbringen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ertraglosen) WG zuzurechnen<br />

sind, außerhalb <strong>de</strong>r stl. Erfassung stehen. Erst im Zusammenhang mit abnutzbaren,<br />

in <strong>de</strong>n Einnahmeerzielungsprozeß eingesetzten Gegenstän<strong>de</strong>n weist die Bestimmung<br />

<strong>de</strong>s Umfangs <strong>de</strong>r AHK <strong>de</strong>n Weg zu ihrer grundsätzlichen zeitlichen<br />

Geltendmachung über die AfA (s. auch Prinz, WK bei <strong>de</strong>n Einkünften aus<br />

VuV, 1984, 300 f.).<br />

Einigkeit besteht darüber, daß die AHK bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften wegen<br />

<strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n allg. Vermögenseinbindung (zu Wirkungsbereich u. Grenzen s.<br />

Anm. 186f.) nicht <strong>de</strong>n Charakter eines stichtagsbezogenen Bewertungsmaßstabs<br />

haben. Sie sind vielmehr vornehmlich eine rechnerische Größe zur Bemessung<br />

<strong>de</strong>r Einkünfte eines VZ entsprechend <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit (vgl. § 6 Anm. 271;<br />

E 352 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 608–609 §9<br />

anschaulich auch FG Berlin v. 6. 11. 1985, EFG 1986, 439, rkr.). Die teilweise in<br />

diesem Zusammenhang zu fin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n bilanzstl. Begriffe „Aktivierung, Buchwert,<br />

Restbuchwert“ uä. wer<strong>de</strong>n daher in einem mehr untechnischen Sinne zur<br />

Bezeichnung <strong>de</strong>s potentiellen WK- u. AfA-Volumens verwen<strong>de</strong>t (vgl. auch § 6<br />

Anm. 271).<br />

b) Ermittlung <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

Trotz ihrer teilweise unterschiedlichen Funktion und <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

nicht unmittelbar gelten<strong>de</strong>n Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung<br />

einschließlich <strong>de</strong>s Maßgeblichkeitsprinzips (s. § 5 Anm. 9, 28 ff.) sind die<br />

AHK nach überwiegen<strong>de</strong>r Auffassung in bei<strong>de</strong>n Einkunftsermittlungsbereichen<br />

begrifflich und inhaltlich i<strong>de</strong>ntisch.<br />

Zum einen folgt die Einheitlichkeit <strong>de</strong>r Begriffe aus formal-systematischen<br />

Überlegungen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um abnutzbare o<strong>de</strong>r<br />

nichtabnutzbare WG han<strong>de</strong>lt (s. § 6 Anm. 271 mit Hinweis auf <strong>de</strong>n Zusammenhang<br />

<strong>de</strong>r Vorschriften § 9 Abs. 1 Nr. 7/§ 7 Abs. 1/§ 6 Abs. 1 Nr. 1).<br />

Zum an<strong>de</strong>ren legt die Teleologie <strong>de</strong>s § 9 eine inhaltlich i<strong>de</strong>ntische Aus<strong>de</strong>utung<br />

nahe, da bei<strong>de</strong> Wertkategorien einen vom Einkunftsartendualismus unabhängigen<br />

Indikator wirtschaftlicher, abschnittsbezogener Leistungsfähigkeit verkörpern<br />

(uE ist dies an<strong>de</strong>rs beim WGBegriff, s. Anm. 605).<br />

GlA Bauer, Der Dualismus Betriebsausgaben – Werbungskosten, 1974, 53–62 mit eingehen<strong>de</strong>r,<br />

teleologisch orientierter Begründung für die Anwendbarkeit <strong>de</strong>r bilanzstl.<br />

Aktivierungsregeln bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften; Kruse, FR 1981, 478; Pöllath/Raupach,<br />

DB 1985, 619; Walz, StuW 1986, 39; Wichmann, FR 1990, 242; Ders., BB 1991,<br />

1835.<br />

Nach <strong>de</strong>r Entscheidung <strong>de</strong>s BFH v. 4. 7. 1990 (GrS 1/89, BStBl. II, 830) ist eine<br />

unterschiedliche Auslegung <strong>de</strong>r Begriffe Anschaffungskosten und Herstellungskosten<br />

für die Bereiche <strong>de</strong>s Betriebsvermögens (Gewinneinkünfte) einerseits<br />

und <strong>de</strong>s Privatvermögens (Überschußeinkünfte) an<strong>de</strong>rerseits zwar nicht ohne<br />

weiteres ausgeschlossen; sie bedarf jedoch <strong>de</strong>r Rechtfertigung durch unabweisbare<br />

Grün<strong>de</strong>, die sich aus <strong>de</strong>r Systematik <strong>de</strong>s Gesetzes und aus beson<strong>de</strong>ren<br />

Zwecken <strong>de</strong>r in Betracht kommen<strong>de</strong>n gesetzlichen Vorschriften ergeben müßten.<br />

Denn die Regelung <strong>de</strong>r §§ 7 ff. unterschei<strong>de</strong>t nicht nach Einkunftsarten.<br />

Zur Begründung für einen einheitlichen Begriff <strong>de</strong>r AHK verweist <strong>de</strong>r BFH<br />

auch auf die Regelung <strong>de</strong>s § 6 Abs. 1 Nr. 5 Sätze 1 und 2, die zur Folge hat, daß<br />

bei Einlegung eines bisher zur Erzielung von Einkünften aus VuV genutzten<br />

Gebäu<strong>de</strong>s von <strong>de</strong>n für diese Einkünfte maßgeben<strong>de</strong>n Herstellungskosten auszugehen<br />

ist. Es wäre in <strong>de</strong>r Tat nicht plausibel, sie an<strong>de</strong>rs zu ermitteln als bei einer<br />

unmittelbaren Herstellung <strong>de</strong>s Gebäu<strong>de</strong>s für die Zwecke <strong>de</strong>s Unternehmens. Bis<br />

zur Entscheidung <strong>de</strong>s BFH war die Rspr. uneinheitlich (s. BFH v. 3. 8. 1976 VIII<br />

R 101/71, BStBl. II 1977, 65: einheitliche Begriffe; ebenso v. 24. 2. 1987 IX R<br />

114/82, BStBl. II, 810; aA v. 24. 3. 1987 IX R 31/84, BStBl. II, 695).<br />

Finaler Anschaffungs- und Herstellungskostenbegriff: Sowohl im Gewinnermittlungs-<br />

als auch im Überschußeinkunftsbereich sind die AHK eine unter<br />

Beachtung <strong>de</strong>s Vorsichtsprinzips originär zu ermitteln<strong>de</strong> Maßstabsgröße; es<br />

kommt für die Zuordnung auf die wirtschaftliche Zweckbestimmung <strong>de</strong>r Aufwendungen<br />

an. Bei einem einheitlichen Kaufpreis für eine stl. unterschiedlich zu<br />

beurteilen<strong>de</strong> Sachgesamtheit (zB Grund und Bo<strong>de</strong>n sowie Gebäu<strong>de</strong>) ist nach<br />

<strong>de</strong>m Verhältnis <strong>de</strong>r Verkehrswerte aufzuteilen (zur schätzungsweisen Aufteilung<br />

<strong>de</strong>s Kaufpreises auf Grund u. Bo<strong>de</strong>n sowie Gebäu<strong>de</strong> s. BFH v. 10. 10. 2000<br />

IX R 86/97, BStBl. II 2001,183). Im Rahmen gekoppelter Beziehungen und<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 353<br />

609


§9 Anm. 609 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

Leistungen (zB bei Bauherrenmo<strong>de</strong>llen) erfolgt eine sachgerechte Aufwendungsabgrenzung<br />

uU im Wege einer Angemessenheitsprüfung (s. Anm. 200,<br />

203).<br />

Definition gem. § 255 HGB: Seit Einfügung <strong>de</strong>s § 255 HGB durch das Bilanzrichtlinien-Gesetz<br />

(BiRiLiG) v. 19. 12. 1985 (BGBl. I, 2355) ist für die strechtliche<br />

Inhaltsbestimmung <strong>de</strong>r Begriffe Anschaffungs- und Herstellungskosten bei<br />

<strong>de</strong>n Überschußeinkünften (wie auch bei <strong>de</strong>n Gewinneinkünften) allein diese<br />

Vorschrift maßgeblich (BFH v. 12. 9. 2001 IX R 39/97, BFH/NV 2002, 968).<br />

Danach sind Anschaffungskosten die Aufwendungen, die geleistet wer<strong>de</strong>n, um<br />

einen Vermögensgegenstand zu erwerben und ihn in einen betriebsbereiten Zustand<br />

zu versetzen, soweit sie <strong>de</strong>m Vermögensgegenstand einzeln zugeordnet<br />

wer<strong>de</strong>n können. Herstellungskosten sind die Aufwendungen, die durch <strong>de</strong>n Verbrauch<br />

von Gütern und die Inanspruchnahme von Diensten für die Herstellung<br />

eines Vermögensgegenstands, seine Erweiterung o<strong>de</strong>r für eine über seinen ursprünglichen<br />

Zustand hinausgehen<strong>de</strong> wesentliche Verbesserung entstehen (vgl.<br />

eingehend zum Begriff <strong>de</strong>r Anschaffungskosten § 6 Anm. 281–303, <strong>de</strong>r Herstellungskosten<br />

Anm. 459–466; s. auch § 7 Anm. 130–148; Anm. 263 f. mit Abgrenzung<br />

zum Erhaltungsaufwand).<br />

Nach Abs. 1 Satz 1 abziehbare WK: Sämtliche nicht aktivierungsfähigen u.<br />

-pflichtigen Aufwendungen (auch nachträglich anfallen<strong>de</strong>) gehören bei Vorliegen<br />

eines strelevanten Veranlassungszusammenhangs trotz Substanzbezugs zu<br />

<strong>de</strong>n zum Verausgabungszeitpunkt abziehbaren WK, zB laufen<strong>de</strong> Erhaltungsaufwendungen<br />

bei vermieteten Gebäu<strong>de</strong>n (s. Abschn. 157 EStR) o<strong>de</strong>r originär entstehen<strong>de</strong><br />

Finanzierungsaufwendungen bei Kapitalvermögens- u. Immobilienerwerben<br />

(s. auch § 9 Abs. 1 Satz 3 Nr. 1, dazu Anm. 375; vgl. weiterhin betr.<br />

Immobilienvermögen Prinz, BB 1985, 1975); die wirtschaftliche Veranlassung<br />

<strong>de</strong>rartiger Aufwendungen durch die erwerbsbezogene Leistung ist notwendige<br />

und hinreichen<strong>de</strong> Bedingung zugleich für ihre Berücksichtigung als allg. WK<br />

iSd. § 9 Abs. 1 Satz 1. Zu <strong>de</strong>n sog. anschaffungsnahen Aufwendungen, die abw.<br />

zu <strong>de</strong>n allg. Abgrenzungskriterien bisher von <strong>de</strong>r hM als aktivierungspfl. Kosten<br />

beurteilt wur<strong>de</strong>n, s. nunmehr BFH v. 12. 9. 2001 IX R 39/97, BFH/NV 2002,<br />

968 (s. auch Vogelgesang, DB 2003, 65; Hergarten, DStR 2003, 307; Pfertner,<br />

BB 2002, 1357; Wolff-Diepenbrock, DB 2002, 1286; Söffing, DStZ 2002, 587;<br />

Spindler, BB 2002, 2041; Fischer, DStZ 2002, 860; Siebenhüter, EStB 2002,<br />

263). Danach sind Aufwendungen nicht allein wegen ihrer Höhe o<strong>de</strong>r ihrer zeitlichen<br />

Nähe zur Anschaffung eines Gebäu<strong>de</strong>s als Herstellungskosten zu beurteilen<br />

(insoweit ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r bisherigen Rspr., s. BFH v. 9. 5. 1995 IX R 116/92,<br />

BStBl. II 1996, 632; zur bisherigen Behandlung sog. anschaffungsnaher Aufwendungen<br />

s. § 6 Anm. 505 ff.). Soweit sie nicht <strong>de</strong>r Herstellung o<strong>de</strong>r Erweiterung<br />

eines Gebäu<strong>de</strong>s dienen, können sie nur bei einer wesentlichen Verbesserung<br />

gem. § 255 Abs. 2 Satz 1 HGB Herstellungskosten darstellen. Zur Beurteilung<br />

von sog. Fehlaufwendungen, insbes. vergeblichen Planungskosten s. BFH v.<br />

12. 12. 1996 X R 65/95, BStBl. II 1997, 603; BFH v. 30. 8. 1994 IX R 2/90,<br />

BFH/NV 1995, 382; BFH v. 4. 7. 1990 GrS 1/89, BStBl. II, 830; Anm. 166.<br />

In formal-technischer Hinsicht weicht die Geltendmachung <strong>de</strong>r Absetzungen auf<br />

Basis <strong>de</strong>r Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungskosten in bei<strong>de</strong>n Einkunftsermittlungssystemen<br />

voneinan<strong>de</strong>r ab, da es bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten an einem<br />

an kaufmännischen Grundsätzen ausgerichteten Rechenwerk fehlt. Die Berechnung<br />

<strong>de</strong>r Absetzungen im Rahmen <strong>de</strong>s § 9 erfolgt letztlich auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>s<br />

Inhalts <strong>de</strong>r für stl. Zwecke angefertigten Unterlagen (vgl. BFH v. 27. 6. 1978 VIII<br />

R 12/72, BStBl. II 1979, 38, 40; Jakob, Steuern vom Eink. I., 1980, 237, 240).<br />

E 354 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 610–613 §9<br />

c) Bemessungsgrundlage nach Nutzungsän<strong>de</strong>rung<br />

Umwidmung: Wer<strong>de</strong>n zunächst privat angeschaffte WG später zur Einkunftserzielung<br />

genutzt (Umwidmung), sind Bemessungsgrundlage die ursprünglichen<br />

AHK, die auf die Gesamtnutzungsdauer zu verteilen sind und zwar einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Zeit, in <strong>de</strong>r die WG nicht zur Erzielung von Einkünften genutzt wor<strong>de</strong>n<br />

sind (fiktive AfA; stRspr. seit BFH v. 14. 2. 1989 IX R 109/84, BStBl. II, 922;<br />

zum sofortigen WKAbzug bei Umwidmung bisher privat genutzter WG s.<br />

Kottke, DB 1998, 1255; s. auch o. V., HFR 1990, 422). Nur eine solche Aufteilung<br />

<strong>de</strong>r gesamten Aufwendungen trägt <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung, daß die für das<br />

WG aufgewen<strong>de</strong>ten Kosten zeitanteilig auch mit einer Verwendung zu estrechtlich<br />

nicht be<strong>de</strong>utsamen Zwecken in wirtschaftlichem Zusammenhang gestan<strong>de</strong>n<br />

haben. Da eine technische o<strong>de</strong>r wirtschaftliche Abnutzung regelmäßig nämlich<br />

auch in <strong>de</strong>r Zeit erfolgt, in <strong>de</strong>r das WG nicht zum Zwecke <strong>de</strong>r Einkünfteerzielung<br />

verwen<strong>de</strong>t wird, ist es gerechtfertigt, diesem Zeitraum einen Teil <strong>de</strong>r AfA<br />

zuzuordnen. An<strong>de</strong>renfalls wür<strong>de</strong>n Kosten, die zeitanteilig <strong>de</strong>r Lebensführung<br />

(§ 12 Nr. 1 Satz 2) zuzuordnen sind, in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>r WK verlagert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ist im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Umwidmung die übliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG bereits<br />

abgelaufen und damit das AfA-Volumen bereits verbraucht, so soll nach <strong>de</strong>r<br />

Rspr. <strong>de</strong>s BFH <strong>de</strong>r Stpfl. keine weitere AfA als WK in Anspruch nehmen können.<br />

UE ist in diesem Fall die gesamte Nutzungsdauer von <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

o<strong>de</strong>r Herstellung bis zum voraussichtlichen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nutzung neu zu schätzen<br />

mit <strong>de</strong>r Folge, daß die AHK auf die neue Nutzungsdauer zu verteilen sind (s. im<br />

einzelnen § 7 Anm. 142).<br />

Übersteigt <strong>de</strong>r auf die Zeit nach <strong>de</strong>r Umwidmung entfallen<strong>de</strong> Teil <strong>de</strong>r AHK<br />

410 E (bis 2001: 800 DM) nicht, so ist entsprechend § 6 Abs. 2 Satz 1 bis 3 eine<br />

sofortige Abschreibung möglich.<br />

Unentgeltlicher Erwerb: Wur<strong>de</strong> das WG unentgeltlich erworben (zB Schenkung),<br />

bemißt sich die AfA bei nicht zum Betriebsvermögen gehören<strong>de</strong>n WG<br />

gem. § 11 d Abs. 1 EStDV nach <strong>de</strong>n Anschaffungskosten <strong>de</strong>s Rechtsvorgängers<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Wert, <strong>de</strong>r beim Rechtsvorgänger an <strong>de</strong>ren Stelle getreten ist o<strong>de</strong>r treten<br />

wür<strong>de</strong>, wenn dieser noch Eigentümer wäre, zuzüglich <strong>de</strong>r vom Rechtsnachfolger<br />

aufgewen<strong>de</strong>ten Herstellungskosten, nach <strong>de</strong>m Vomhun<strong>de</strong>rtsatz, <strong>de</strong>r für<br />

<strong>de</strong>n Rechtsvorgänger maßgebend sein wür<strong>de</strong>, wenn er noch Eigentümer <strong>de</strong>s<br />

WG wäre (BFH v. 16. 2. 1990 XI R 85/87, BStBl. II, 883; Kessler, LSW Gr. 3,<br />

3557; Offerhaus, StBp. 1990, 214; s. § 7 Anm. 143).<br />

Von diesen Grundsätzen ist auch bei <strong>de</strong>r Entwidmung von WG, d.h. bei Beendigung<br />

ihres Einsatzes zur Einkunftserzielung, auszugehen. Mit <strong>de</strong>r Entwidmung<br />

en<strong>de</strong>t die AfA, ohne daß das restliche AfA-Volumen noch abgeschrieben<br />

wer<strong>de</strong>n könnte. Auch hier sind die AfA auf die Gesamtnutzungsdauer einschließlich<br />

<strong>de</strong>r Zeit vorzunehmen, in welcher das WG nicht mehr zur Erzielung<br />

von Einkünften genutzt wird (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV<br />

1993, 599).<br />

Einstweilen frei.<br />

4. Bestimmung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />

a) Grundsätzliches<br />

Im Bereich <strong>de</strong>r Überschußeinkünfte ist die Nutzungsdauer die Zeit, in <strong>de</strong>r sich<br />

das WG voraussichtlich technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich abnutzt. Sie ist zu schätzen<br />

(BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599; v. 7. 2. 1975 VI R<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 355<br />

610<br />

611–612<br />

613


614<br />

§9 Anm. 613–614 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

133/72, BStBl. II, 478; s. § 7 Anm. 170). Für die Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />

ist regelmäßig von <strong>de</strong>m Zeitraum auszugehen, in <strong>de</strong>m sich das WG technisch<br />

abnutzt. Eine hiervon abweichen<strong>de</strong> kürzere wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

kommt nur in Betracht, wenn das WG erfahrungsgemäß vor Ablauf <strong>de</strong>r technischen<br />

Nutzungsdauer objektiv wirtschaftlich wertlos wird (BFH v. 19. 11. 1997<br />

X R 78/94, BStBl. II 1998, 59; zur Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer s. eingehend<br />

§ 7 Anm. 185–192). Die evtl. Veräußerung <strong>de</strong>s WG vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Nutzungsdauer<br />

ist ohne Einfluß auf die Bemessung.<br />

Dies gilt im Grundsatz sowohl für körperliche als auch für nichtkörperliche abnutzbare<br />

WG <strong>de</strong>s Privatvermögens, wie etwa zeitlich begrenzte Nutzungsrechte.<br />

Wirtschaftliche o<strong>de</strong>r technische Abnutzung ist jeweils für sich zu beurteilen und<br />

berechtigt jeweils für sich gesehen zur Inanspruchnahme von AfA, wobei eine<br />

Saldierung von technischer Abnutzung und wirtschaftlichem Wertzuwachs ausgeschlossen<br />

ist (BFH v. 26. 1. 2001 VI R 26/98, BStBl. II, 194, betr. eine über<br />

300 Jahre alte, im Konzertalltag regelmäßig bespielte Meistergeige; s. hierzu<br />

Hollatz, HFR 2001, 435 u. Rössler, DStZ 2001, 441). Bei <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>-Abschreibungen<br />

nach typisieren<strong>de</strong>n Sätzen ist nur eine von <strong>de</strong>r gesetzlichen Norm<br />

abweichen<strong>de</strong> kürzere tatsächliche Nutzungsdauer (unter 50 bzw. 40 Jahren) steuerrelevant<br />

(§ 7 Abs. 4 Satz 2; § 11 c Abs. 1 Satz 1 EStDV).<br />

Der Stpfl. muß im Rahmen <strong>de</strong>r Grundnorm <strong>de</strong>s § 7 Abs. 1 die AHK auf die gesamte<br />

Verwendungs- o<strong>de</strong>r Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG verteilen, nicht nur auf die<br />

voraussichtliche Dauer <strong>de</strong>r Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung zur Einkunftserzielung<br />

durch ihn selbst (und ggf. seinen Gesamtrechtsnachfolger). Entsprechend <strong>de</strong>m<br />

Veranlassungsprinzip sind allerdings WK nur diejenigen AfA-Beträge, die auf<br />

die Dauer <strong>de</strong>r durch ihn erfolgten erwerbsbezogenen Verwendung o<strong>de</strong>r Nutzung<br />

entfallen. Dies gilt sowohl in <strong>de</strong>n Fällen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Verwendungs- o<strong>de</strong>r<br />

Nutzungszweck <strong>de</strong>s WG voraussichtlich wechseln wird, als auch dann, wenn das<br />

WG voraussichtlich vor Ablauf <strong>de</strong>r erfahrungsgemäßen Nutzungsdauer veräußert<br />

wird (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599); dabei ist die<br />

AfA grds. unabhängig vom estl. unbeachtlichen voraussichtlichen Veräußerungserlös<br />

vorzunehmen (BFH v. 7. 2. 1975 VI R 133/72, BStBl. II, 478; wegen<br />

„grober Schätzungsunschärfen“ s. Anm. 614). Bei Gebäu<strong>de</strong>n, die in Abbruchabsicht<br />

erworben wur<strong>de</strong>n, ist für die Zeit <strong>de</strong>r estrechtlich relevanten Zwischennutzung<br />

ebenfalls die planmäßige AfA zu berücksichtigen; eine AfaA ist <strong>de</strong>mgegenüber<br />

nicht zulässig (BFH v. 16. 4. 2002 IX R 50/00, BFH/NV 2002, 1380; zu<br />

Einzelheiten <strong>de</strong>r AfaA s. Anm. 615).<br />

b) Anwendung von AfA-Tabellen<br />

Als Hilfsmittel für die Schätzung <strong>de</strong>r Nutzungsdauer hat das BMF unter Beteiligung<br />

<strong>de</strong>r Fachverbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Wirtschaft für allgemein verwendbare Anlagegüter<br />

und für verschie<strong>de</strong>ne Wirtschaftszweige AfA-Tabellen (s. § 7 Anm. 195–197)<br />

herausgegeben, die sowohl die technische als auch die wirtschaftliche Nutzungsdauer<br />

eines WG berücksichtigen und die zwar zunächst die Vermutung <strong>de</strong>r<br />

Richtigkeit für sich haben, für die Gerichte aber nicht bin<strong>de</strong>nd sind (BFH v.<br />

19. 11. 1997 X R 78/94, BStBl. II 1998, 59). Die FinVerw. zieht sie als Schätzungsgrundlage<br />

für die „erfahrungsgemäße“ Nutzungsdauer von WG <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />

entsprechend heran (BdF v. 23. 2. 1978 u. FinMin. NRW v.<br />

14. 3. 1978, FR 1978, 242). Trotz <strong>de</strong>r dadurch bewirkten Selbstbindung <strong>de</strong>r Verwaltung<br />

(s. hierzu allg. § 9a Anm. 66 f.) verbleibt für <strong>de</strong>n Stpfl. die Möglichkeit,<br />

eine tatsächlich kürzere Nutzungsdauer im Einzelfall konkret darzulegen (eingehend<br />

dazu § 7 Anm. 195). Der Ansatz einer von <strong>de</strong>n AfA-Tabellen abweichen-<br />

E 356 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 614–615 §9<br />

<strong>de</strong>n längeren Nutzungsdauer mit <strong>de</strong>m Argument, es fehle bei <strong>de</strong>n privaten<br />

Überschußeinkünften das Korrektiv einer Besteuerung <strong>de</strong>s Verkaufserlöses, ist<br />

uE unter steuersystematischen Gesichtspunkten verfehlt; <strong>de</strong>r nutzungsbedingte<br />

Wertverzehr eines WG nach Maßgabe <strong>de</strong>r erfahrungsgemäßen Nutzungsdauer<br />

ist unabhängig vom Dualismus <strong>de</strong>r Einkunftsarten (glA FG Düss. v. 10. 2. 1987,<br />

EFG 1987, 402, rkr.; aA FG Rhld.-Pf. v. 10. 3. 1986, EFG 1986, 491, rkr.; vgl.<br />

auch Schmidt/Drenseck XXII. § 7 Rn. 85). Gewisse Unschärfen müssen naturgemäß<br />

bei je<strong>de</strong>r pauschalieren<strong>de</strong>n Schätzung in Kauf genommen wer<strong>de</strong>n. Ein<br />

hoher (nicht stbarer) Veräußerungsgewinn läßt allenfalls in beson<strong>de</strong>rs gelagerten<br />

Ausnahmefallen auf eine „offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong> Nutzungsdauer“ (s. hierzu<br />

insbes. § 7 Anm. 195) schließen, die im Rahmen <strong>de</strong>r verfahrensrechtlichen<br />

Berichtigungsvorschriften zu einer Korrektur <strong>de</strong>r AfA berechtigt (so zutreffend<br />

BFH v. 7. 2. 1975 VI R 133/72, BStBl. II, 478; zu <strong>de</strong>n Voraussetzungen einer<br />

„offensichtlich unzutreffen<strong>de</strong>n Besteuerung“ generell § 9a Anm. 69); dies gilt<br />

mit umgekehrten Vorzeichen bei Entstehen eines hohen Veräußerungsverlusts.<br />

c) Absetzungen für außergewöhnliche Abnutzung (§ 7 Abs. 1 Satz 6)<br />

Auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften sind Absetzungen für außergewöhnliche<br />

Abnutzung (AfaA) zulässig, wenn bei einem abnutzbaren WG <strong>de</strong>s Privatvermögens<br />

durch beson<strong>de</strong>re erwerbsbezogene Umstän<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>m normalen<br />

Wertverzehr ein erhöhter Substanzverbrauch eintritt (außergewöhnliche technische<br />

Abnutzung) o<strong>de</strong>r die wirtschaftliche Nutzbarkeit abnimmt (außergewöhnliche<br />

wirtschaftliche Abnutzung). Dies gilt daher auch für Gebäu<strong>de</strong> (§ 7 Abs. 1<br />

Satz 6, § 7 Abs. 4 Satz 3; R 44 Abs. 13 EStR). Bei Erfüllung <strong>de</strong>r tatbestandsmäßigen<br />

Voraussetzungen (hierzu u. zur technischen Geltendmachung auch in zeitlicher<br />

Hinsicht s. § 7 Anm. 248–260, 450) besteht eine Pflicht zur Vornahme <strong>de</strong>r<br />

AfaA (kritisch dazu § 7 Anm. 257). Durch die leistungsfähigkeitsgerechte Korrektur<br />

<strong>de</strong>r planmäßigen AfA entsprechend <strong>de</strong>m tatsächlichen Wertverzehr (vgl.<br />

FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG 1982, 71, rkr.) fügt sich die AfaA systemgerecht<br />

in <strong>de</strong>n vom Veranlassungsprinzip bestimmten WKBegriff ein (zum Zeitpunkt<br />

<strong>de</strong>r AfaA s. v. Bornhaupt, DStZ 1993, 536).<br />

Die Abgrenzung zulässiger AfaA von <strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten<br />

nicht berücksichtigungsfähigen reinen Wertmin<strong>de</strong>rungen und nutzungsunabhängigen<br />

Entwertungen ist in <strong>de</strong>r Besteuerungspraxis häufig schwierig (s. auch<br />

Anm. 190–195 betr. unplanmäßige erwerbsbezogene Vermögensverluste). Verän<strong>de</strong>rungen<br />

im Vermögensbereich sind bei <strong>de</strong>n Überschußeinkunftsarten grds.<br />

stl. unbeachtlich (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599; zu<br />

Katastrophenschä<strong>de</strong>n an privaten Wohngebäu<strong>de</strong>n s. Grube, DStZ 2000, 469).<br />

Vorrangige Anwendung auf Vermögensverluste? Str. ist, ob Vermögensverluste<br />

bei Überschußeinkünften im Rahmen <strong>de</strong>s allg. WKBegriffs <strong>de</strong>s Abs. 1<br />

Satz 1 abziehbar sind o<strong>de</strong>r im Anwendungsbereich <strong>de</strong>r AfaA gem. Abs. 1 Satz 3<br />

Nr. 7 iVm. § 7 Abs. 1 Satz 6 liegen (eingehend dazu Anm. 190–195; s. auch<br />

BFH v. 13. 1. 1989 VI R 51/85, BStBl. II, 382, wonach § 9 Abs. 1 Satz 1 allg.<br />

auch Vermögensmin<strong>de</strong>rungen umfaßt, die im Rahmen einer gesetzlichen Einkunftsart<br />

eintreten).<br />

Vgl. Wassermeyer, DStR 1982, 557 unter kritischer Bezugnahme auf BFH v.<br />

18. 12. 1981 VI R 201/78, BStBl. II 1982, 261; s. auch Glanegger, DStZ 1984, 583;<br />

Paus, FR 1983, 502; Bormann, DStZ 1982, 99 in Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit FG Köln v.<br />

29. 10. 1980, EFG 1981, 128, rkr.; v. Bornhaupt, DStZ 1992, 777; Wolff, Die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Grundsatzes <strong>de</strong>r Unbeachtlichkeit <strong>de</strong>r Vermögenssphäre für die Abzugsfähigkeit<br />

von Aufwendungen bei <strong>de</strong>n Einkünften aus KapVerm u. VuV, 1993; Heuermann,<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 357<br />

615


§9 Anm. 615 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

DStZ 1994, 229; Maly, FR 1994, 457; Richter, DStR 1994, 1340; Flies, Vermögensverluste<br />

bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften, 1995; Ders., DStR 1996, 86; Ders., FR 1996, 702;<br />

Uhlän<strong>de</strong>r, Vermögensverluste im Privatvermögen, 1996; Ders., FR 1996, 301; Kupfer,<br />

KÖSDI 1999, 11913; U<strong>de</strong>r, NWB 1999, F. 3, 10737; Schnitter, EStB 2001, 23; Tipke/<br />

Lang, Steuerrecht, 17. Aufl., 2002, § 9 Rn. 267.<br />

E Stellungnahme: Bei substanzbezogenen Aufwendungen, die sich auch auf Gegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Erwerbsvermögens erstrecken, sind die Grenzen <strong>de</strong>r stl. Geltendmachung<br />

ausschließlich durch Anwendung <strong>de</strong>r Grundsätze <strong>de</strong>s Veranlassungsprinzips<br />

abzustecken, wobei die Eigenarten <strong>de</strong>r Einkunftsermittlungsmethodik<br />

zu beachten sind; Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und 7 sind insoweit uE lediglich systementsprechen<strong>de</strong><br />

Anwendungsfälle <strong>de</strong>s allgemeinen WKBegriffs (s. eingehend<br />

Anm. 587–589). Da die AfA-Regelungen gem. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 allerdings lex<br />

specialis im Verhältnis zu Abs. 1 Satz 1 sind und in zeitlicher Hinsicht eine konstitutive<br />

Ausnahmeregelung zum Abflußprinzip enthalten, sind Verluste und Beschädigungen<br />

an abnutzbaren Erwerbsvermögensgegenstän<strong>de</strong>n zunächst im<br />

Anwendungsbereich <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 zu beurteilen (ähnlich <strong>de</strong>r Lösungsweg<br />

von Wassermeyer, DStR 1982, 558 betr. beruflich veranlaßte Unfallschä<strong>de</strong>n<br />

an einem Pkw., zu weitgehend uE allerdings FG Köln v. 29. 10. 1980, EFG<br />

1981, 128, rkr., da es an <strong>de</strong>r Abnutzbarkeit <strong>de</strong>s Gegenstands fehlt); <strong>de</strong>r allg.<br />

WKBegriff mit <strong>de</strong>r zeitlichen Rechtsfolge <strong>de</strong>s § 11 Abs. 2 gelangt nur subsidiär<br />

bei Einhaltung eines strengen Bedingungsrahmens zur Anwendung (s. eingehend<br />

Anm. 191–195). Das Vorliegen von abnutzbarem Erwerbsvermögen zieht<br />

somit die Anwendung <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 nach sich (zum Konkurrenzverhältnis<br />

zu Abs. 1 Satz 3 Nr. 6 und zum Vereinfachungswahlrecht bei geringwertigen<br />

WG s. Anm. 549).<br />

Anwendungsfälle <strong>de</strong>r AfaA:<br />

E AfaA zulässig bei ganzer o<strong>de</strong>r teilweiser Zerstörung eines Arbeitsmittels, Gebäu<strong>de</strong>s<br />

oä., ohne daß <strong>de</strong>r Stpfl. einen entsprechen<strong>de</strong>n Ersatz erlangt (vgl. BFH<br />

v. 29. 4. 1983 VI R 139/80, BStBl. II, 586 betr. Pkw. als Arbeitsmittel); bei<br />

Beendigung eines Mietverhältnisses auf die Einrichtungsgegenstän<strong>de</strong> einer<br />

möbliert vermieteten Eigentumswohnung (FG Ba.-Württ. v. 26. 3. 1981, EFG<br />

1982, 71, rkr.); bei Beschädigung eines auch privat genutzten Pkw während einer<br />

beruflich veranlaßten Fahrt (nach BFH v. 24. 11. 1994 IV R 25/94, BStBl. II<br />

1995, 318 bemißt sich die Höhe – beim privaten Pkw eines Selbständigen – nach<br />

<strong>de</strong>n Anschaffungskosten abzüglich <strong>de</strong>r normalen AfA, uE auch auf Überschußeinkünfte<br />

anwendbar, zumal <strong>de</strong>r VI. Senat im Urt. v. 31. 1. 1992 VI R 57/88<br />

(BStBl. II, 401) seine abweichen<strong>de</strong> Auffassung v. 9. 11. 1979 VI R 156/77<br />

(BStBl. II 1980, 71) – AfaA in Höhe <strong>de</strong>s Unterschiedsbetrags zwischen <strong>de</strong>n<br />

Zeitwerten <strong>de</strong>s Fahrzeugs vor und nach <strong>de</strong>m Unfall – zwischenzeitlich selbst in<br />

Zweifel gezogen hat, s. auch Flies, DStR 1996, 92; die AfaA ist im VZ <strong>de</strong>s Eintritts<br />

<strong>de</strong>s beeinträchtigen<strong>de</strong>n Ereignisses – spätestens im VZ <strong>de</strong>r Ent<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>r AfaA – unabhängig von evtl. Ersatzansprüchen vorzunehmen, da kein<br />

Wahlrecht besteht, zu warten, bis feststeht, ob und in welcher Höhe <strong>de</strong>r Scha<strong>de</strong>n<br />

ersetzt wird; s. BFH v. 13. 3. 1998 VI R 27/97, BFH/NV 1998, 1169, Becker,<br />

StW 1997, 577); Zerstörung eines privaten Pkw aus in <strong>de</strong>r Berufssphäre liegen<strong>de</strong>n<br />

Grün<strong>de</strong>n (BFH v. 19. 3. 1982 VI R 25/80, BStBl. II, 442); Totalscha<strong>de</strong>n<br />

eines gebraucht erworbenen Pkw auf beruflich veranlaßter Fahrt vor Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Restnutzungsdauer, die nach <strong>de</strong>m Erwerb unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Alters<br />

und <strong>de</strong>s voraussichtlichen Einsatzes <strong>de</strong>s Pkw zu schätzen ist (Hess. FG v.<br />

9. 5. 2000, EFG 2000, 1377, rkr.); bei Abbruch eines wirtschaftlich o<strong>de</strong>r technisch<br />

noch nicht verbrauchten Gebäu<strong>de</strong>s und ursprünglich fehlen<strong>de</strong>r Abbruch-<br />

E 358 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 615 §9<br />

absicht (BFH v. 12. 6. 1978 GrS 1/77, BStBl. II, 620; v. 26. 6. 2001 IX R 22/98,<br />

BFH/NV 2002, 16); bei Entfernung von Gebäu<strong>de</strong>teilen im Rahmen eines Umbaus<br />

im Anschluß an <strong>de</strong>n Erwerb, wenn <strong>de</strong>r Erwerber im Zeitpunkt <strong>de</strong>r Anschaffung<br />

keine Umbauabsicht hatte, die entfernten Gebäu<strong>de</strong>teile einen abgrenzbaren<br />

Nie<strong>de</strong>rschlag in <strong>de</strong>n Anschaffungskosten gefun<strong>de</strong>n haben und ihr<br />

Wert nicht von ganz untergeordneter Be<strong>de</strong>utung ist (BFH v. 10. 5. 1994 IX R<br />

26/89, BStBl. II, 902); bei vollständiger Auswechslung <strong>de</strong>r Computer beim<br />

ArbG gegen nicht kompatible Nachfolgegeräte wirtschaftliche Abnutzung eines<br />

vom ArbN nahezu ausschließlich beruflich genutzten privaten PC (FG Düss. v.<br />

1. 7. 1992, EFG 1992, 660, rkr.), keine AfaA jedoch, wenn die außergewöhnliche<br />

Abnutzung durch sofort abziehbare Erhaltungsaufwendungen (zB für Updates)<br />

ausgeglichen wer<strong>de</strong>n kann (Nds. FG v. 16. 1. 2003, EFG 2003, 601, rkr.).<br />

E AfaA unzulässig bei Baumängeln vor Fertigstellung eines Gebäu<strong>de</strong>s, auch<br />

wenn <strong>de</strong>swegen während <strong>de</strong>r Bauzeit unselbständige Bauteile wie<strong>de</strong>r abgetragen<br />

wer<strong>de</strong>n (BFH v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306); Verteuerung <strong>de</strong>r<br />

Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung eines Gebäu<strong>de</strong>s, etwa aufgrund Konkurses <strong>de</strong>s<br />

Bauunternehmers o<strong>de</strong>r fehlgeschlagener Planungskosten (BFH v. 24. 3. 1987<br />

IX R 31/84, BStBl. II, 695); bei überhöhten Preisen, weil ein bloßes Ungleichgewicht<br />

<strong>de</strong>r aufgewen<strong>de</strong>ten Kosten und <strong>de</strong>s Werts <strong>de</strong>r erlangten Leistung nicht<br />

genügt (BFH v. 30. 8. 1994 IX R 23/92, BStBl. II 1995, 306); während <strong>de</strong>r<br />

Dauer <strong>de</strong>r Pauschalierung nach § 21 a (BFH v. 31. 8. 1993 IX R 79/89, BFH/<br />

NV 1994, 232); bei in Abbruchabsicht erworbenen Gebäu<strong>de</strong>n wegen Verkürzung<br />

<strong>de</strong>r Nutzungsdauer (BFH v. 15. 12. 1981 VIII R 116/79, BStBl. II 1982,<br />

385, nur planmäßige AfA für Zeit <strong>de</strong>r Zwischennutzung zulässig bei zuvor<br />

estrechtlich be<strong>de</strong>utsamer Nutzung; s. BFH v. 16. 4. 2002 IX R 50/00, BFH/NV<br />

2002, 1380) o<strong>de</strong>r bei unentgeltlichem Erwerb eines Gebäu<strong>de</strong>s (= Schenkung)<br />

und bereits bestehen<strong>de</strong>r Abbruchabsicht (BFH v. 7. 10. 1986 IX R 93/82,<br />

BStBl. II 1987, 330); bei Abbruch von objektiv technisch o<strong>de</strong>r wirtschaftlich<br />

noch nicht verbrauchten Gebäu<strong>de</strong>n, um ein unbebautes Grundstück veräußern<br />

zu können (BFH v. 6. 3. 1979 VIII R I 10/74, BStBl. II, 551; v. 13. 12. 2000 IX<br />

B 106/00, BFH/NV 2001, 766); neben <strong>de</strong>m Abzug von Reparaturkosten, wenn<br />

die Reparatur technisch fehlerfrei ausgeführt ist, sowie bei Wertmin<strong>de</strong>rung,<br />

wenn sie durch Ersatzleistungen Dritter o<strong>de</strong>r das Verhalten <strong>de</strong>s Geschädigten<br />

selbst wie<strong>de</strong>r ausgeglichen wor<strong>de</strong>n ist (insoweit kein Wahlrecht, BFH v.<br />

27. 8. 1993 VI R 7/92, BStBl. II 1994, 235); bei Beschädigung eines privaten<br />

Pkw durch Dritte (BFH v. 28. 1.1994 VI R 25/93, BStBl. II, 355); bei einem Gebäu<strong>de</strong>,<br />

das bereits vor seinem technischen o<strong>de</strong>r wirtschaftlichen Verbrauch jahrelang<br />

leer stand, ohne konkrete Umstän<strong>de</strong> für Einkunftserzielungsabsicht<br />

(BFH v. 16. 2. 1993 IX R 132/88, BFH/NV 1993, 646); bei Mietmin<strong>de</strong>rung von<br />

lediglich 5 vH wegen geringerer Wohngröße (BFH v. 27. 1. 1993 IX R 146/90,<br />

BStBl. II, 702); bei Beendigung <strong>de</strong>r Erzielung von Einkünften hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

WG (BFH v. 15. 12. 1992 VIII R 27/91, BFH/NV 1993, 599); nach Ablauf <strong>de</strong>r<br />

Nutzungsdauer (FG München v. 18. 3. 1998, EFG 1998, 1083, rkr.); Installierung<br />

neuer Software auf einem PC mit größerer Kapazität (FG Rhld.-Pf. v.<br />

29. 9. 1999 5 K 1759/99, nv., rkr.). Die kürzere Absetzungsdauer für bestimmte<br />

im Betriebsvermögen befindliche, nicht Wohnzwecken dienen<strong>de</strong> Gebäu<strong>de</strong><br />

rechtfertigt eine AfaA für Privatimmobilien ausdrücklich nicht (§ 7 Abs. 4<br />

Satz 4). AfaA ist unzulässig, falls es sich ihrem Wesen nach um nicht abnutzbare<br />

WG han<strong>de</strong>lt (systematisch unzutreffend daher FG Köln v. 29. 10. 1980, EFG<br />

1981, 128, rkr., betr. Diebstahl von Geld auf einer Dienstreise; glA o. V.,HFR<br />

1983, 264 f.).<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 359


616–617<br />

618<br />

619<br />

§9 Anm. 615–619 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7:<br />

Verfahren bei Ersatzleistungen: Soweit für die außergewöhnliche Abnutzung<br />

eine Entschädigung gezahlt wird, beseitigt dies nicht <strong>de</strong>n Tatbestand <strong>de</strong>r AfaA.<br />

Die Ersatzleistung bil<strong>de</strong>t eine Einnahme. Fließt sie in einem späteren VZ zu als<br />

die außergewöhnliche Abnutzung entstan<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong>, ist eine Saldierung<br />

nicht zulässig. Der Stpfl. kann mit <strong>de</strong>r Geltendmachung <strong>de</strong>r AfaA nicht<br />

warten, bis die Ersatzleistung erfolgt bzw. feststeht (BFH v. 13. 3. 1998 VI R<br />

27/97, BStBl. II, 443; s. mwN § 7 Anm. 251; zu Kompensationsansprüchen allg.<br />

Anm. 75–92); dies gilt nicht bei Entschädigungen für reine Wertmin<strong>de</strong>rungen,<br />

da diese <strong>de</strong>r nicht stbaren Vermögenssphäre zuzuordnen sind (vgl. § 7<br />

Anm. 251).<br />

Einstweilen frei.<br />

5. Veranlassungszusammenhang mit Überschußeinkünften<br />

Der Abzug von WK iSd. Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 setzt generell voraus, daß das angeschaffte<br />

o<strong>de</strong>r hergestellte WG zur Erzielung von Einnahmen im Rahmen einer<br />

Überschußeinkunftsart verwen<strong>de</strong>t wird (s. BFH v. 23. 8. 1999 GrS 2/97,<br />

BStBl. II, 778).<br />

Bei gemischter Nutzung eines Wirtschaftsguts sind nur AfA entsprechend<br />

<strong>de</strong>m Erwerbsanteil abziehbar, falls eine ausreichen<strong>de</strong> Trennbarkeit gem. § 12<br />

Nr. 1 Satz 2 gegeben ist (§ 7 Anm. 16), zB bei Kfz.-Nutzung o<strong>de</strong>r nach Rechtsauffassung<br />

<strong>de</strong>r FinVerw. nunmehr auch beim Computer (§ 9 Anm. 566); ggf.<br />

liegen bei gemischter Nutzung (zB Vermietung zu Wohnzwecken u. eigenbetriebliche<br />

Nutzung eines Gebäu<strong>de</strong>s) verschie<strong>de</strong>ne WG vor. Zur vereinfachungsbedingten<br />

Vollabsetzbarkeit von geringwertigen WG s. Anm. 621, 549. Auch bei<br />

einer erst nach <strong>de</strong>m Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsjahr beginnen<strong>de</strong>n erwerbsbezogenen<br />

Nutzung ist die Geltendmachung einer AfA uU zulässig (s. eingehend<br />

Anm. 620).<br />

Einkunftsartenzusammenhang: Der Schwerpunkt <strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 3 Nr. 7 für<br />

die Besteuerungspraxis liegt bei <strong>de</strong>n Einkünften aus VuV sowie nichtselbständiger<br />

Arbeit (s. § 7 Anm. 16).<br />

Beispiele: AfA auf vermietete o<strong>de</strong>r verpachtete Gebäu<strong>de</strong>; AfA bei Vermietung beweglicher<br />

Sachen, etwa <strong>de</strong>s Mobiliars eines Zimmers; AfA auf Arbeitsmittel, zB<br />

Schreibtisch, erwerbsbezogen genutzter Computer oä.; AfA auf zeitlich begrenzte Nutzungsrechte<br />

(BFH v. 27. 6. 1978 VIII R 12/72, BStBl. II 1979, 38).<br />

Vor allem die Anschaffungskosten für Kapitalvermögenswerte iSd. § 20 (vgl.<br />

BFH v. 23. 2. 2000 VIII R 40/98, BStBl. II 2001, 24) sowie die Erwerbskosten<br />

<strong>de</strong>s Grund und Bo<strong>de</strong>ns können wegen fehlen<strong>de</strong>n planmäßigen Wertverzehrs<br />

nicht über Abs. 1 Nr. 7 stl. geltend gemacht wer<strong>de</strong>n (betr. erwerbsbezogene Vermögensverluste<br />

str., s. Anm. 190–195). Die Beeinträchtigung <strong>de</strong>r zum land- und<br />

forstwirtschaftlichen Betrieb gehören<strong>de</strong>n Ackerkrume im Interesse <strong>de</strong>r Erzielung<br />

von Einkünften aus VuV führt zu WK (BFH v. 16. 10. 1997 IV R 5/97,<br />

BStBl. II 1998, 185).<br />

6. Vornahme <strong>de</strong>r Absetzung<br />

a) Verpflichtung zur Absetzung<br />

Bei Erfüllung <strong>de</strong>r gesetzlichen Tatbestandsvoraussetzungen ist die Geltendmachung<br />

von AfA bei <strong>de</strong>n privaten Einkunftsarten zwingend (vgl. § 7<br />

Anm. 93); insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Gebäu<strong>de</strong>-AfA bestehen verschie<strong>de</strong>ne zielentsprechend<br />

nutzbare Wahlmöglichkeiten (s. Anm. 600). Zur Nachholung unterlassener<br />

AfA s. Anm. 620.<br />

E 360 Rappl


Absetzungen für Abnutzung Anm. 620 §9<br />

b) Zeitpunkt <strong>de</strong>r Absetzung<br />

AfA im Jahr <strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung: Aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n<br />

beginnt die AfA losgelöst vom Verausgabungsprinzip gem. § 11 Abs. 2 grds. mit<br />

<strong>de</strong>r Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung <strong>de</strong>s erwerbsbezogen zu nutzen<strong>de</strong>n WG<br />

(BFH v. 28. 6. 2002 IX R 51/01, BStBl. II, 758), wobei die Anschaffung mit <strong>de</strong>r<br />

Lieferung und die Herstellung mit <strong>de</strong>r Fertigstellung erfolgt (§ 9a EStDV; R 44<br />

Abs. 1 EStR). Für die AHK sog. geringwertiger WG ist nunmehr in Abs. 1<br />

Satz 3 Nr. 7 Satz 2 ausdrücklich geregelt, daß sie im Verausgabungsjahr an Stelle<br />

einer zeitlichen Verteilung auf die voraussichtliche Nutzungsdauer voll abgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n können (Wahlrecht; s. eingehend Anm. 549). Im Erstjahr kann die Jahres-AfA<br />

nur zeitanteilig in Anspruch genommen wer<strong>de</strong>n, und zwar regelmäßig<br />

bemessen nach vollen Monaten gerun<strong>de</strong>t zugunsten <strong>de</strong>s Stpfl. (zu Einzelheiten<br />

s. § 7 Anm. 165, 166); dies gilt für die typisierten Gebäu<strong>de</strong>-AfA nur eingeschränkt<br />

(s. § 7 Anm. 490).<br />

Nach R 44 Satz 3 LStR kann für Arbeitsmittel bei Anschaffung und Herstellung<br />

in <strong>de</strong>r ersten Jahreshälfte die volle, in <strong>de</strong>r zweiten Jahreshälfte die halbe Jahres-<br />

AfA abgezogen wer<strong>de</strong>n; uE muß dies aus Gleichheitsgesichtspunkten für sämtliche<br />

beweglichen WG <strong>de</strong>s Erwerbsvermögens unabhängig von <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Überschußeinkunftsart gelten. Darüber hinaus ist die Geltendmachung von AfA<br />

auch bei einer erst nach <strong>de</strong>m Anschaffungs- o<strong>de</strong>r Herstellungsjahr beginnen<strong>de</strong>n<br />

erwerbsbezogenen Nutzung mit Wirkung ab diesem Stichtag zulässig (grundlegend<br />

Anm. 590, 610 betr. Einlage von WG in ein Erwerbsvermögen).<br />

AfA im Jahr <strong>de</strong>r Beendigung <strong>de</strong>r Nutzung: Die AfA ist zeitanteilig vorzunehmen,<br />

falls nicht ausnahmsweise Anschaffung o<strong>de</strong>r Herstellung u. Beendigung<br />

<strong>de</strong>r Nutzung im gleichen Jahr erfolgen. Eine Aufrundung auf volle Monate<br />

ist zulässig (s. § 7 Anm. 168). Die Anwendung <strong>de</strong>r Vereinfachungsregelung <strong>de</strong>s<br />

R 44 Abs. 2 Satz 3 EStR ist nicht vorgesehen (R 44 Abs. 9 EStR).<br />

AfA-Nachholung: Obgleich entsprechend <strong>de</strong>n Grundsätzen <strong>de</strong>r abschnittsbezogenen<br />

Leistungsfähigkeitsbesteuerung eine Verpflichtung zur Vornahme von<br />

AfA besteht, können bzw. müssen nach hM versehentlich unterlassene Absetzungen<br />

nachgeholt wer<strong>de</strong>n; gleiches gilt bei absichtlich unterlassenen Absetzungen<br />

aus an<strong>de</strong>ren als Steuerersparnisgrün<strong>de</strong>n (zur str. Rechtslage im einzelnen s.<br />

§ 7 Anm. 95–97, Anm. 552 betr. AfS; Schmidt/Drenseck XXII. § 7 Rn. 6; ggf.<br />

lassen verfahrensrechtliche Berichtigungsvorschriften eine Korrektur an <strong>de</strong>r<br />

Fehlerquelle zu; gegen je<strong>de</strong> Nachholung von AfA vor allem B. Meyer, FR 1981,<br />

577). UE ist dies folgerichtige Konsequenz aus <strong>de</strong>m WKCharakter <strong>de</strong>r AHK abnutzbaren<br />

Erwerbsvermögens (dazu Anm. 589, 608). Die Nachholung erfolgt<br />

allerdings nicht durch Sofortabzug <strong>de</strong>s Unterlassungsbetrags, son<strong>de</strong>rn im allgemeinen<br />

durch Verteilung <strong>de</strong>s ungeschmälerten Restwerts auf die ggf. neu zu<br />

schätzen<strong>de</strong> Restnutzungsdauer; das entspricht <strong>de</strong>m Verteilungsgedanken <strong>de</strong>r<br />

AfA. Bei <strong>de</strong>n typisierten Gebäu<strong>de</strong>-Absetzungen kommt eine Nachholung regelmäßig<br />

nicht durch Erhöhung <strong>de</strong>s AfA-Satzes (nur bei kürzerer tatsächlicher<br />

ND), son<strong>de</strong>rn durch lineare Verlängerung <strong>de</strong>s Abschreibungszeitraums gem. § 7<br />

Abs. 4 Satz 1 in Betracht.<br />

Vgl. BFH v. 29. 8. 1989 IX R 176/84, BStBl. II 1990, 430; v. 20. 1. 1987 IX R 103/83,<br />

BStBl. II, 491 mit Anm. Drenseck, FR 1987, 381; v. 3. 7. 1984 IX R 45/84, BStBl. II,<br />

709, kritisch dazu Drenseck, FR 1984, 596; auch Seitrich, FR 1985, 9; s. eingehend<br />

weiterhin § 7 Anm. 414 a. UU kann eine AfaA geltend gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

HHR Lfg. 210 Juli 2003 Rappl<br />

E 360/1<br />

620


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


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622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


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622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


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622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

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622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


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622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

622–629<br />

§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


621<br />

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§9 Anm. 621–629 Abs. 1 Satz 3 Nr. 7<br />

III. Bewertungsfreiheit für geringwertige Wirtschaftsgüter (Nr. 7 Satz 2)<br />

Die früher von <strong>de</strong>r FinVerw. in ihren Richtlinien vor allem aus Vereinfachungsgrün<strong>de</strong>n<br />

zugelassene Anwendung <strong>de</strong>r in § 6 Abs. 2 Sätze 1–3 enthaltenen Bewertungsvorschrift<br />

für gWG wur<strong>de</strong> ab 1990 (neu eingefügt durch das WoBauFG<br />

v. 22. 12. 1989, BStBl. I, 505) auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Wie im<br />

Gewinnermittlungsbereich kann <strong>de</strong>r Stpfl. auch bei <strong>de</strong>n Überschußeinkünften<br />

wählen, ob er bei WG, <strong>de</strong>ren AHK (reiner Warenpreis ohne USt) 410 E (bis<br />

2001: 800 DM) nicht übersteigen, die Aufwendungen voll im Verausgabungsjahr<br />

o<strong>de</strong>r zeitlich verteilt auf die voraussichtliche Nutzungsdauer <strong>de</strong>s WG stl. geltend<br />

machen will (s. zur Ermittlung <strong>de</strong>r 800 DM-Grenze Richter, StW 1995, 680).<br />

Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten von Begriff und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r selbständigen Nutzungsfähigkeit<br />

von WG nach § 6 Abs. 2 Sätze 2 und 3 und <strong>de</strong>n Folgen fehlen<strong>de</strong>r selbständiger<br />

Nutzungsfähigkeit s. § 6 Anm. 1276, zur Frage <strong>de</strong>r Vollabschreibung<br />

bei <strong>de</strong>r Umwidmung zunächst privat genutzter WG sowie beim unentgeltlichen<br />

Erwerb gWG s. Anm. 549, 610; s. auch Günther, FR 1990, 279.<br />

Für die sofortige Absetzbarkeit von Aufwendungen für gWG sind keinerlei formelle<br />

Voraussetzungen zu erfüllen, insbes. muß kein Verzeichnis iSd. § 6 Abs. 2<br />

Satz 4, auf <strong>de</strong>n nicht verwiesen wird, geführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 360/2 Rappl


Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 685±687 §9<br />

± für häusliche Arbeitszimmer, unangemessene Aufwendungen, Geldbuûen,<br />

Ordnungsgel<strong>de</strong>r, Hinterziehungszinsen und Bestechungsgel<strong>de</strong>r (§ 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 6b±8a und Nr. 10)<br />

± für Parteispen<strong>de</strong>n (§ 4 Abs. 6)<br />

± sowie § 4 Abs. 5 Sätze 2 ± 3 (Ausnahmen von Abzugsverboten; s. Anm. 687).<br />

Sinngemäû gelten nicht<br />

± die beson<strong>de</strong>ren Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4 Abs. 7<br />

± die Regelungen für Schuldzinsen <strong>de</strong>s § 4 Abs. 4 a.<br />

II. Rechtsentwicklung <strong>de</strong>s Abs. 5<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Parteiengesetzes und an<strong>de</strong>rer Gesetze v.<br />

22. 12. 1983 (BGBl. I, 1577; BStBl. I, 1984, 7): Erstmalige Anfügung eines<br />

Abs. 5, <strong>de</strong>r ab VZ 1984 die sinngemäûe Geltung <strong>de</strong>s in § 4 Abs. 6 geregelten<br />

Abzugsverbots für Parteispen<strong>de</strong>n anordnete.<br />

Ges. zur ¾n<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s EStG und <strong>de</strong>s KStG v. 25. 7. 1984 (BGBl. I, 1006;<br />

BStBl. I, 401): Ergänzung <strong>de</strong>s Abs. 5; das für BA in § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 neugeschaffene<br />

Abzugsverbot für Geldbuûen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r ua. gilt sinngemäû<br />

auch für WK. Zur rückwirken<strong>de</strong>n Geltung s. § 4 Anm. 1707.<br />

WoBauFG v. 22. 12. 1989 (BGBl. I, 2408; BStBl. I, 505): Weitere Ergänzung<br />

<strong>de</strong>s Abs. 5; das Abzugsverbot für Hinterziehungszinsen (§ 4 Abs. 5 Satz 1<br />

Nr. 8 a) gilt ab VZ 1990 sinngemäû.<br />

St¾ndG 1992 v. 25. 2. 1992 (BGBl. I, 297; BStBl. I, 146): Ab VZ 1992 erfolgt<br />

bei <strong>de</strong>n Abzugsverboten eine weitgehen<strong>de</strong> Gleichbehandlung von BA und WK<br />

durch sinngemäûe Anwendung auch <strong>de</strong>r Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1<br />

Nr. 1±4 (Geschenke; Bewirtungsaufwendungen; Gästehäuser; Jagd ua.), <strong>de</strong>r<br />

Nr. 5 (Verpflegungsmehraufwendungen; gleichzeitig Streichung <strong>de</strong>s bisherigen<br />

Abs. 4) und <strong>de</strong>r Nr. 7 (unangemessene Aufwendungen).<br />

JStG 1996 v. 11. 10. 1995 (BGBl. I 1250; BStBl. I, 438): Die Abzugsverbote für<br />

häusliche Arbeitszimmer und für Schmiergel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b<br />

und Nr. 10 gelten ab VZ 1996 auch für WK.<br />

StEntlG 1999/2000/2002 v. 24. 3. 1999 (BGBl. I, 402; BStBl. I, 304): Die neuen<br />

Regelungen <strong>de</strong>s betrieblichen Schuldzinsenabzugs in § 4 Abs. 4 a sollen ab<br />

VZ 1999 auch für WK gelten.<br />

StBereinG 1999 v. 22. 12. 1999 (BGBl. I 2601; BStBl. I 2000, 13): Rückwirken<strong>de</strong><br />

Aufhebung <strong>de</strong>r Verweisung auf § 4 Abs. 4a (vgl. § 52 Abs. 23 a), so daû die<br />

Regelungen zum Abzug von Schuldzinsen im WKBereich we<strong>de</strong>r im VZ 1999<br />

noch später gelten.<br />

III. Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Abs. 5<br />

Korrektur zum weiten Werbungskostenbegriff: Der sehr weite WKBegriff<br />

<strong>de</strong>s Abs. 1 Satz 1 schränkt <strong>de</strong>n Abzug von Aufwendungen, die durch die jeweilige<br />

Einkunftsart veranlaût sind, nicht ein. Ebenso wie beim <strong>de</strong>ckungsgleichen<br />

BABegriff (vgl. Anm. 135 und § 4 Anm. 721) hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber eine Begrenzung<br />

durch eine spezielle gesetzliche Regelung für nötig gehalten. In erster Linie<br />

geht es dabei um Aufwendungen, die die private Lebensführung <strong>de</strong>r Stpfl. berühren.<br />

Mit <strong>de</strong>r Verweisung auf die Abzugsverbote <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 und 6 wer<strong>de</strong>n<br />

HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />

E 369<br />

686<br />

687


688±689<br />

690<br />

§9 Anm. 687±690 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />

beson<strong>de</strong>rs be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r miûbrauchsanfällige Lebensbereiche typisierend geregelt<br />

und <strong>de</strong>r Abzug von WK ± über die allgemeine Regelung <strong>de</strong>s § 12 hinaus ±<br />

ausgeschlossen. Der frühere Streit über die Frage, ob § 4 Abs. 5 analog angewen<strong>de</strong>t<br />

wer<strong>de</strong>n kann (vgl. Anm. 690 ff.), ist damit gegenstandslos gewor<strong>de</strong>n.<br />

Zur Frage <strong>de</strong>r konstitutiven o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>klaratorischen Wirkung <strong>de</strong>r Vorschrift s. § 4<br />

Anm. 1128, zur Durchbrechung <strong>de</strong>s objektiven Nettoprinzips § 4 Anm. 1102.<br />

Sinngemäûe Geltung: Gesetzestechnisch bedient sich Abs. 5 <strong>de</strong>r Rechtsverweisung<br />

und bezweckt die Gleichbehandlung von Aufwendungen unabhängig<br />

von <strong>de</strong>r jeweiligen Einkunftsart und <strong>de</strong>r technischen Metho<strong>de</strong> zur Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Einkünfte. Diesem Gesetzeszweck entsprechend sind die Abzugsverbote für<br />

BA bei <strong>de</strong>n Überschuûeinkünften so auszulegen, daû bei gleichartigen Sachverhalten<br />

<strong>de</strong>r Abzug von Aufwendungen unabhängig von <strong>de</strong>r Einkunftsart zulässig<br />

o<strong>de</strong>r ausgeschlossen ist. Damit wird auch verhin<strong>de</strong>rt, daû das Abzugsverbot für<br />

BA umgangen wird, in<strong>de</strong>m ArbG höheren Lohn zahlen und ihre ArbN entsprechen<strong>de</strong><br />

Ausgaben tätigen. Damit die Gleichbehandlung lückenlos gewahrt wird,<br />

kommen auch die in § 4 Abs. 5 Satz 2 geregelten Ausnahmen von Abzugsverboten<br />

zur Anwendung, obwohl es an einer ausdrücklichen Verweisung fehlt. Dagegen<br />

gelten die beson<strong>de</strong>ren Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4 Abs. 7 nicht sinngemäû.<br />

Einstweilen frei.<br />

B. Sinngemäûe Geltung von § 4 Abs. 5Satz1Nr.1±5,<br />

6b±8a, 10 und Abs. 6<br />

I. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5Satz1Nr.1(Aufwendungen für Geschenke)<br />

Geschenke als Werbungskosten: Das gesetzliche Abzugsverbot für BA war<br />

ohne ausdrückliche gesetzliche Regelung beim Abzug von WK nicht analog anzuwen<strong>de</strong>n.<br />

Damit konnten Stpfl. bis VZ 1991 im Rahmen von Einkünften mit<br />

Einnahme-Überschuûrechnung Geschenke, die durch die jeweilige Einkunftsart<br />

veranlaût waren, unbeschränkt abziehen (vgl. BFH v. 13. 1. 1984 VI R 194/80,<br />

BStBl. II, 315: ArbNGeschenke an Geschäftsfreun<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ArbG). Ab VZ 1992<br />

schlieût die Verweisung auf § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 1 die Besteuerungslücke für<br />

Geschenke im Wert von mehr als 40 e (vor 2002: 75 DM). Soweit <strong>de</strong>r WKAbzug<br />

noch in Betracht kommt, ist zu beachten, daû <strong>de</strong>r BFH bei Geschenken von<br />

ArbN mit erfolgsunabhängigen Gehältern an Untergebene o<strong>de</strong>r Kollegen eine<br />

private (Mit-)Veranlassung annimmt, die <strong>de</strong>n WKAbzug verhin<strong>de</strong>rt (§ 12 Nr. 1;<br />

vgl. BFH v. 8. 11. 1984 IV R 186/82, BStBl. II 1985, 286: Weihnachtsgeschenke<br />

eines Chefarztes; v. 1. 7. 1994 VI R 67/93, BStBl. II 1995, 273: Geschenke bei<br />

Feiern von Behör<strong>de</strong>nleitern).<br />

Sinngemäûe Geltung: Die Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 1 führt bei WK zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten; s. daher § 4 Anm. 1150 ff.;<br />

vgl. ferner R 21 EStR 2001 und § 10 b Anm. 10 zur Abgrenzung Spen<strong>de</strong>n/Geschenke.<br />

E 370 Siebenhüter


Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 691±693 §9<br />

II. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 (Bewirtungsaufwendungen)<br />

Bewirtungsaufwendungen als Werbungskosten: Bis VZ 1991 konnten Bewirtungsaufwendungen<br />

nach <strong>de</strong>n allgemeinen Grundsätzen als WK abgezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Die damaligen beson<strong>de</strong>ren Abzugsregelungen für BA waren nicht analog<br />

anzuwen<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 16. 3. 1984 VI R 174/80, BStBl. II, 433). Ab VZ<br />

1992 hat <strong>de</strong>r Gesetzgeber durch die ausdrückliche Verweisung <strong>de</strong>n Abzug auf<br />

80 vH <strong>de</strong>r angemessenen und nachgewiesenen Aufwendungen begrenzt und die<br />

Gleichbehandlung von BA und WK sichergestellt.<br />

Sinngemäûe Geltung: § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 regelt nach <strong>de</strong>m Gesetzeswortlaut<br />

<strong>de</strong>n Abzug von Bewirtungsaufwendungen ¹aus geschäftlichem Anlaûª. Dementsprechend<br />

ist bei WK von <strong>de</strong>r Veranlassung durch die jeweilige Einkunftsart<br />

auszugehen. In <strong>de</strong>r Praxis liegt die Problematik in <strong>de</strong>r Abgrenzung zu privat<br />

(mit-)veranlaûten Bewirtungen (s. § 12 Anm. 150 unter ¹Bewirtungskostenª, sowie<br />

§ 4 Anm. 1214 ff.). Das Abzugsverbot greift nicht ein, wenn die Bewirtung<br />

Gegenstand einer mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Betätigung ist (§ 4<br />

Abs. 5 Satz 2).<br />

Beispiel: Eine Ferienwohnung wird mit Frühstück vermietet, ohne daû <strong>de</strong>swegen gewerbliche<br />

Einkünfte erzielt wer<strong>de</strong>n (vgl. BFH v. 28. 6. 1984 IV R 150/82, BStBl. II<br />

1985, 211).<br />

Die beson<strong>de</strong>ren Nachweiserfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 Satz 2 müssen<br />

aufgrund <strong>de</strong>r Verweisung ± an<strong>de</strong>rs als die Aufzeichnungspflichten <strong>de</strong>s § 4<br />

Abs. 7, auf die Abs. 5 nicht verweist ± beachtet wer<strong>de</strong>n. Im übrigen s. zur Auslegung<br />

<strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 § 4 Anm. 1201 ff.;<br />

vgl. ferner R 21 Abs. 5 ff. EStR 2001.<br />

III. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 3 (Gästehäuser)<br />

Ab VZ 1992 gilt das Abzugsverbot für auûerhalb <strong>de</strong>s Betriebsorts (sinngemäû:<br />

Arbeitsstätte) befindliche Gästehäuser <strong>de</strong>s Stpfl., soweit sie <strong>de</strong>r Bewirtung, Beherbergung<br />

o<strong>de</strong>r Unterhaltung von Nichtarbeitnehmern dienen, auch bei <strong>de</strong>n<br />

Einkunftsarten mit Einnahme-Überschuûrechnung. Zu <strong>de</strong>n Einzelheiten s. § 4<br />

Anm. 1250 ff.<br />

IV. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 4<br />

(Aufwendungen für Jagd, Fischerei, Jachten und ähnliche Zwecke)<br />

Ergänzung <strong>de</strong>r Abzugsverbote in § 12 Nr. 1 und Nr. 7: Bei Aufwendungen<br />

für die Jagd, Fischerei, Segeljachten, Motorjachten und ähnliche Zwecke liegt<br />

eine private (Mit-)Veranlassung ebenso nahe wie ggf. die Annahme von <strong>de</strong>r Höhe<br />

nach unangemessenen Aufwendungen. Der Gesetzgeber hat zur Miûbrauchsbekämpfung<br />

ein spezielles Abzugsverbot für notwendig gehalten, so daû<br />

es auf die wesentlichen Streitfragen bei <strong>de</strong>r Anwendung <strong>de</strong>s § 12 Nr. 1 und <strong>de</strong>r<br />

Nr. 7 im Ergebnis nicht mehr ankommt. Ist eine private (Mit-)Veranlassung von<br />

Aufwendungen gegeben, so nützt es einem Stpfl. nichts mehr, wenn er zB ihre<br />

völlig untergeordnete Be<strong>de</strong>utung im Vergleich zur beruflichen Veranlassung geltend<br />

macht o<strong>de</strong>r sich auf die Möglichkeit <strong>de</strong>r Trennung privater und beruflicher<br />

Aufwendungen beruft. Denn das vollständige Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5<br />

Satz 1 Nr. 4 greift gleichwohl ein, es sei <strong>de</strong>nn, es liegt einer <strong>de</strong>r nachfolgend erläuterten<br />

Son<strong>de</strong>rfälle vor.<br />

HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />

E 371<br />

691<br />

692<br />

693


694<br />

695±698<br />

699<br />

§9 Anm. 693±699 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />

Gesetzliche Ausnahme vom Abzugsverbot: Nach § 4 Abs. 5 Satz 2 gilt das<br />

Abzugsverbot nicht, wenn <strong>de</strong>r Zweck <strong>de</strong>r Jagd bzw. <strong>de</strong>r ähnlichen Tätigkeit Gegenstand<br />

einer mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Betätigung <strong>de</strong>s Stpfl.<br />

ist. Diese Ausnahmeregelung ist zur Gleichbehandlung bei allen Einkunftsarten<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Denn Satz 2 stellt klar, daû es nicht <strong>de</strong>r Sinn <strong>de</strong>s Abzugsverbots<br />

ist, zB <strong>de</strong>n gewerblichen Verpächter von Segel- o<strong>de</strong>r Motorjachten vom Abzug<br />

seiner Aufwendungen auszuschlieûen (vgl. BFH v. 3. 2. 1993 I R 18/92,<br />

BStBl. II, 367). Dies muû auch gelten, wenn die Verpachtung im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

Einkunftsart Vermietung und Verpachtung erfolgt o<strong>de</strong>r wenn ein nichtselbständiger<br />

Förster beruflich zur Jagd verpflichtet ist (vgl. FG Rhld.-Pf. v. 15. 6. 1981,<br />

EFG 1982, 180, rkr.: freiwillige Teilnahme an einer ¹Verwaltungsjagdª genügt<br />

für WK nicht; s. auch Anm. 580 ¹Waffenª).<br />

Einschränken<strong>de</strong> Auslegung <strong>de</strong>s Abzugsverbots: Zur Vermeidung unbilliger<br />

Härten legt <strong>de</strong>r BFH <strong>de</strong>n Wortlaut <strong>de</strong>s Abzugsverbots einschränkend aus. Es<br />

greift nicht bereits dann ein, wenn <strong>de</strong>r Art nach Aufwendungen für die Jagd uä.<br />

getätigt wer<strong>de</strong>n. Aufgrund <strong>de</strong>r Formulierung ¹Aufwendungen für die Jagd uä.ª<br />

stellt <strong>de</strong>r BFH vielmehr auf <strong>de</strong>n Zweck ab, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Stpfl. mit <strong>de</strong>n Aufwendungen<br />

verfolgt. Fehlt je<strong>de</strong>r Bezug zum Privatbereich, können die Aufwendungen<br />

abgezogen wer<strong>de</strong>n. Das Abzugsverbot greift nur, wenn die Aufwendungen einer<br />

sportlichen Betätigung, <strong>de</strong>r Unterhaltung von Geschäftsfreun<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r Freizeitgestaltung<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Repräsentation dienen (vgl. BFH v. 30. 7. 1980 I R 111/77,<br />

BStBl. II 1981, 58; v. 3. 2. 1993 I R 18/92, BStBl. II, 367; v. 10. 5. 2001 IV<br />

R 6/00, BStBl. II, 575: Fahrten zur Arbeitsstätte mit <strong>de</strong>m Motorboot).<br />

Beispiel: Ein Polizeibeamter will Jagdsachbearbeiter wer<strong>de</strong>n, um nicht mehr im<br />

Schichtdienst arbeiten zu müssen. Der Abzug von Aufwendungen für die Jagdprüfung<br />

als WK ist zulässig, wenn ihm <strong>de</strong>r Nachweis gelingt, daû er die Jagdprüfung ausschlieûlich<br />

aus <strong>de</strong>m beruflichen Grund ablegte.<br />

Sinngemäûe Geltung: Zur Auslegung <strong>de</strong>s Abzugsverbots s. im übrigen die<br />

Erl. zu § 4.<br />

V. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 5<br />

(Mehraufwendungen für die Verpflegung)<br />

Der WKAbzug von nachgewiesenen Verpflegungsmehraufwendungen war bis<br />

VZ 1991 durch Abs. 4 und in <strong>de</strong>n VZ 1992±1995 durch die Verweisung auf § 4<br />

Abs. 5 Satz 1 Nr. 5 aF auf Höchstbeträge begrenzt. Daneben lieûen Verwaltungsvorschriften<br />

<strong>de</strong>n Abzug pauschaler Mehraufwendungen zu. Ab VZ 1996<br />

erfolgte in <strong>de</strong>r Nr. 5 eine umfassen<strong>de</strong> gesetzliche Neuregelung, die auch die für<br />

ArbN be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>n und typischen Sachverhalte (zB Einsatzwechseltätigkeit;<br />

Fahrtätigkeit; doppelte Haushaltsführung) umfaût. Die ¹sinngemäûe Anwendungª<br />

führt im WKBereich zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten, s. <strong>de</strong>shalb § 4<br />

Anm. 1350 ff.<br />

Einstweilen frei.<br />

VI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 6b (Häusliches Arbeitszimmer)<br />

Bis einschlieûlich VZ 1995 galten für <strong>de</strong>n WKAbzug die allgemeinen strechtlichen<br />

Grundsätze. Entschei<strong>de</strong>nd war die Abgrenzung <strong>de</strong>r Aufwendungen vom<br />

Bereich <strong>de</strong>r privaten Lebensführung (§ 12 Nr. 1). Da Verwaltung und Rspr.<br />

E 372 Siebenhüter


Abzugsverbote für Werbungskosten Anm. 699±703 §9<br />

± trotz <strong>de</strong>s ständigen Miûbrauchsverdachts ± immer groûzügiger wur<strong>de</strong>n, war in<br />

vielen Fällen <strong>de</strong>r unbegrenzte Abzug von Wohnungsaufwendungen möglich.<br />

Die gesetzliche Neuregelung ab VZ 1996, die dies wie<strong>de</strong>r einschränken soll,<br />

führt zu keinen einkunftsartspezifischen Beson<strong>de</strong>rheiten für WK; s. daher § 4<br />

Anm. 1490 ff. (ABC: Anm. 1577); s. auch Anm. 580 ¹Arbeitszimmerª.<br />

VII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7<br />

(Unangemessene Aufwendungen)<br />

Unangemessene Werbungskosten: Die ältere BFH-Rspr. hat das gesetzliche<br />

Abzugsverbot für unangemessene BA zunächst als Regelung eines allgemeinen<br />

Rechtsgedankens angesehen, <strong>de</strong>r auch für WK gelten sollte (BFH v. 10. 3. 1978<br />

VI R 111/76, BStBl. II, 459). Die Kritik an dieser Ansicht führte zur ¾n<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Rspr. Nach <strong>de</strong>m Urt. v. 12. 1. 1990 VI R 29/86 (BStBl. II, 423: Charterkosten<br />

für Privatflugzeug) war § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 7 beim WKAbzug nicht entsprechend<br />

anzuwen<strong>de</strong>n. Mit <strong>de</strong>r ausdrücklichen Verweisung ab VZ 1992 hat <strong>de</strong>r<br />

Gesetzgeber diese Rspr. korrigiert.<br />

Sinngemäûe Geltung: Zur Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>r Nr. 7 im<br />

einzelnen s. § 4 Anm. 1600 ff. Zu beachten ist insbes., daû sich im Laufe <strong>de</strong>r Zeit<br />

das Verständnis <strong>de</strong>s Begriffs ¹unangemessenª geän<strong>de</strong>rt hat. Beurteilte <strong>de</strong>r BFH<br />

im Urt. v. 10. 3. 1978 VI R 111/76 (BStBl. II, 459) noch 17 200 DM für <strong>de</strong>n Flügel<br />

einer Gymnasiallehrerin als unangemessen, so hatte er im Urt. v. 26. 1. 2001<br />

VI R 26/98 (BStBl. II, 194) bei Aufwendungen einer angestellten Konzertmeisterin<br />

von 247280 DM für eine Geige keine Be<strong>de</strong>nken mehr (s. auch<br />

Anm. 572ff.).<br />

VIII. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 (Geldbuûen)<br />

Die Verweisung auf das BA-Abzugsverbot für Geldbuûen, Ordnungsgel<strong>de</strong>r,<br />

Verwarnungsgel<strong>de</strong>r uä. führt bei WK zu keinen Beson<strong>de</strong>rheiten; s. daher § 4<br />

Anm. 1700 ff.<br />

IX. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 8 a (Hinterziehungszinsen)<br />

Hinterziehungszinsen wären nach allgemeinen Grundsätzen als WK zu berücksichtigen,<br />

wenn auch die verkürzten Steuern als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n könnten<br />

(vgl. BFH v. 9. 2. 1993 VIII R 83/91, BFH/NV 1993, 644). Das absolute Abzugsverbot<br />

verhin<strong>de</strong>rt dies. Es ergänzt damit das Abzugsverbot <strong>de</strong>s § 12 Nr. 4<br />

bei vollen<strong>de</strong>ten Steuerhinterziehungen, die durch Tätigkeiten im Rahmen einer<br />

Einkunftsart mit Einnahme-Überschuûrechnung veranlaût sind (Einzelheiten<br />

s. § 4 Anm. 1760).<br />

X. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 5 Satz 1 Nr. 10<br />

(Bestechungs- und Schmiergel<strong>de</strong>r)<br />

Schmiergel<strong>de</strong>r als Werbungskosten: Nach <strong>de</strong>r allgemeinen Systematik dürfen<br />

Schmiergel<strong>de</strong>r grundsätzlich als WK abgezogen wer<strong>de</strong>n, wenn sie mit konkreten<br />

Geschäftsvorfällen in Zusammenhang stehen und die allgemeinen Abzugsver-<br />

HHR Lfg. 207 August 2002 Siebenhüter<br />

E 373<br />

700<br />

701<br />

702<br />

703


704<br />

705±749<br />

§9 Anm. 703±749 Abs. 5: Abzugsverbote für Werbungskosten<br />

bote <strong>de</strong>s § 160 AO (Empfängerbenennung) und für Geschenke (= Zahlungen<br />

lediglich zur allgemeinen Verbesserung von Geschäftsbeziehungen; s. Anm. 690<br />

und § 4 Anm. 1158) nicht greifen (vgl. BFH v. 16. 2. 1990 III R 21/86, BStBl. II,<br />

575 und v. 22. 10. 1991 VIII R 64/86, BFH/NV 1992, 449). Diese Konsequenz<br />

<strong>de</strong>s Nettoprinzips wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r politischen Diskussion als nicht akzeptable stl.<br />

Begünstigung von Straftaten angesehen. Mit <strong>de</strong>r Verweisung schränkt <strong>de</strong>r Gesetzgeber<br />

<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n WKAbzug unter <strong>de</strong>n einzelnen Voraussetzungen <strong>de</strong>r<br />

Nr. 10 ein. Die praktische Be<strong>de</strong>utung dürfte im WKBereich auch nach <strong>de</strong>r Neufassung<br />

<strong>de</strong>r Nr. 10 ab VZ 1999 gering sein, da ArbN regelmäûig für ihre ArbG<br />

und mit <strong>de</strong>ren Mitteln tätig wer<strong>de</strong>n.<br />

Rechtswidrige Handlungen: Ab VZ 1999 greift das Abzugsverbot bereits<br />

dann ein, wenn die Zuwendung <strong>de</strong>r Vorteile eine rechtwidrige Handlung darstellt,<br />

die <strong>de</strong>n Tatbestand eines Strafgesetzes o<strong>de</strong>r eines Gesetzes verwirklicht,<br />

das die Ahndung mit einer Geldbuûe zuläût (Aufzählung möglicher Strafvorschriften,<br />

insb. bei Bestechungen im Ausland, s. R 24 EStR 2001 und OFD<br />

Frankfurt v. 29. 5. 2000, StEK EStG § 4 BetrAusg Nr. 517). Im Gegensatz zur<br />

früheren Rechtslage kommt es also nicht mehr darauf an, daû <strong>de</strong>r Stpfl. <strong>de</strong>n subjektiven<br />

Tatbestand <strong>de</strong>r jeweiligen Strafnorm erfüllt und rechtskräftig verurteilt<br />

wird. Zu <strong>de</strong>n Praxisproblemen <strong>de</strong>r Vorschrift s. Randt, BB 2000, 1006 und<br />

Dörn, DStZ 2001, 736 mwN.<br />

Das Abzugsverbot gilt für die ¹Vorteileª, also die gewährten Schmiergel<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r Sachleistungen, und für die damit zusammenhängen<strong>de</strong>n Aufwendungen<br />

(zB Reise-, Telefon-, Beratungskosten). Entstehen einem ArbN anläûlich einer<br />

Schmiergeldzahlung somit WK, die <strong>de</strong>r ArbG nicht ersetzt, ist <strong>de</strong>r Abzug auch<br />

dann ausgeschlossen, wenn die Bestechung im Interesse <strong>de</strong>s ArbG erfolgt.<br />

Nachweisprobleme: In <strong>de</strong>r Praxis wird es <strong>de</strong>r Verwaltung häufig nicht gelingen,<br />

einen strafbaren Bestechungsversuch ausreichend zu belegen. Dennoch<br />

läuft das Abzugsverbot uE nicht ± wie vielfach vertreten (vgl. Schmidt/Heinikke<br />

XXI. § 4 Rn. 608) ± weitgehend ins Leere. Verzichtet ein Stpfl. nicht auf <strong>de</strong>n<br />

WKAbzug, so muû er nicht nur <strong>de</strong>n wahren Sachverhalt verschleiern, son<strong>de</strong>rn<br />

auch noch einen an<strong>de</strong>ren zum WKAbzug führen<strong>de</strong>n Tatbestand erfin<strong>de</strong>n. Damit<br />

dürfte <strong>de</strong>r WKAbzug häufig am fehlen<strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>s fiktiven Sachverhalts<br />

scheitern.<br />

XI. Geltung <strong>de</strong>s § 4 Abs. 6 (Parteispen<strong>de</strong>n)<br />

Mitgliedsbeiträge und Spen<strong>de</strong>n an politische Parteien iSd. § 2 PartG sind kraft<br />

gesetzlicher Definition we<strong>de</strong>r BA noch WK. Die stl. Berücksichtigung erfolgt<br />

bei <strong>de</strong>n Son<strong>de</strong>rausgaben (§ 10 b) o<strong>de</strong>r durch die Steuerermäûigung <strong>de</strong>s § 34 g.<br />

Zur Auslegung <strong>de</strong>r Tatbestandsmerkmale <strong>de</strong>s Abzugsverbots <strong>de</strong>s Abs. 6, insbes.<br />

zur Abgrenzung von Spen<strong>de</strong>n und Zahlungen gegen konkrete Gegenleistung, s.<br />

§ 4 Anm. 2000 ff.; s. auch § 10 b Anm. 10. Zum Sponsoring s. BMF v.<br />

18. 2. 1998, BStBl. I, 212.<br />

Einstweilen frei.<br />

E 374 Siebenhüter

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