Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde... Predigt zu 1. Mose 1,1-2,4
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde... Predigt zu 1. Mose 1,1-2,4
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde... Predigt zu 1. Mose 1,1-2,4
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<strong>Predigt</strong> <strong>zu</strong> <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> 1,1-4a.26-31;2,1-4a<br />
(Jubilate, 2<strong>1.</strong>4.13)<br />
Gnade sei mit euch <strong>und</strong> Friede von <strong>Gott</strong>, unserm Vater,<br />
<strong>und</strong> dem Herrn Jesus Christus. Amen.<br />
Liebe Gemeinde,<br />
gleich das erste Kapitel der Bibel macht deutlich, warum<br />
Bibellesen so faszinierend ist. Ohne langen Anlauf, ohne<br />
große Einleitung wird ganz am <strong>Anfang</strong> der Bibel eine span-<br />
nende <strong>und</strong> ganz zentrale Menschheitsfrage gestellt: Wie ist<br />
diese Welt entstanden?<br />
Und die Antwort auf diese Frage wird aus einer Perspek-<br />
tive gegeben, die wir Menschen von uns aus eigentlich gar<br />
nicht einnehmen können – aus <strong>Gott</strong>es Perspektive. Aber<br />
auch das macht ja die Faszination der Bibel aus: Sie ist die<br />
Heilige Schrift, <strong>Gott</strong> gebraucht sie, um uns etwas <strong>zu</strong> sagen.<br />
Er will mit uns reden, er ist uns <strong>zu</strong>gewandt – das wird<br />
gleich <strong>zu</strong> Beginn der Bibel deutlich: Der Schöpfer interes-<br />
siert sich für sein Geschöpf! Und das nicht nur beiläufig. Ich<br />
lese <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> 1, die Verse 1-4 sowie 26-31 <strong>und</strong> <strong>1.</strong> <strong>Mose</strong> 2,<br />
die Verse 1-4.<br />
1 Am <strong>Anfang</strong> <strong>schuf</strong> <strong>Gott</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong>.<br />
1
2 Und die <strong>Erde</strong> war wüst <strong>und</strong> leer, <strong>und</strong> es war finster<br />
auf der Tiefe; <strong>und</strong> der Geist <strong>Gott</strong>es schwebte auf<br />
dem Wasser.<br />
3 Und <strong>Gott</strong> sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.<br />
4 Und <strong>Gott</strong> sah, dass das Licht gut war. – Jetzt macht<br />
der <strong>Predigt</strong>text einen Sprung vom ersten Teil des ersten<br />
bis <strong>zu</strong>r zweiten Hälfte des sechsten Schöpfungstags, wo<br />
es heißt: –<br />
26 Und <strong>Gott</strong> sprach: Lasset uns Menschen machen, ein<br />
Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die<br />
Fische im Meer <strong>und</strong> über die Vögel unter dem <strong>Himmel</strong><br />
<strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über alle Tiere des Feldes<br />
<strong>und</strong> über alles Gewürm, das auf <strong>Erde</strong>n kriecht.<br />
27 Und <strong>Gott</strong> <strong>schuf</strong> den Menschen <strong>zu</strong> seinem Bilde, <strong>zu</strong>m<br />
Bilde <strong>Gott</strong>es <strong>schuf</strong> er ihn; <strong>und</strong> <strong>schuf</strong> sie als Mann<br />
<strong>und</strong> Frau.<br />
28 Und <strong>Gott</strong> segnete sie <strong>und</strong> sprach <strong>zu</strong> ihnen: Seid<br />
fruchtbar <strong>und</strong> mehret euch <strong>und</strong> füllet die <strong>Erde</strong> <strong>und</strong><br />
machet sie euch untertan <strong>und</strong> herrschet über die Fische<br />
im Meer <strong>und</strong> über die Vögel unter dem <strong>Himmel</strong><br />
<strong>und</strong> über das Vieh <strong>und</strong> über alles Getier, das auf <strong>Erde</strong>n<br />
kriecht.<br />
29 Und <strong>Gott</strong> sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben<br />
alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen<br />
<strong>Erde</strong>, <strong>und</strong> alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen,<br />
<strong>zu</strong> eurer Speise.<br />
30 Aber allen Tieren auf <strong>Erde</strong>n <strong>und</strong> allen Vögeln unter<br />
dem <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> allem Gewürm, das auf <strong>Erde</strong>n lebt,<br />
habe ich alles grüne Kraut <strong>zu</strong>r Nahrung gegeben.<br />
Und es geschah so.<br />
31 Und <strong>Gott</strong> sah an alles, was er gemacht hatte, <strong>und</strong><br />
siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend <strong>und</strong><br />
Morgen der sechste Tag.<br />
1 So wurden vollendet <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> mit ihrem<br />
ganzen Heer.<br />
2
2 Und so vollendete <strong>Gott</strong> am siebenten Tage seine<br />
Werke, die er machte, <strong>und</strong> ruhte am siebenten Tage<br />
von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.<br />
3 Und <strong>Gott</strong> segnete den siebenten Tag <strong>und</strong> heiligte<br />
ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken,<br />
die <strong>Gott</strong> geschaffen <strong>und</strong> gemacht hatte.<br />
4 So sind <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> geworden, als sie geschaffen<br />
wurden.<br />
(Gebet)<br />
Liebe Gemeinde,<br />
was für ein reicher, intensiver Text. Es wäre <strong>zu</strong>viel ge-<br />
wollt, wenn wir ihn in allen Details beleuchten wollten. Allein<br />
mit diesem Kapitel könnten wir ohne weiteres zehn Abende<br />
„Bibel im Gespräch“ füllen.<br />
Also müssen wir uns beschränken. Aber das macht<br />
nichts. Es ist eine gute geistliche Übung, sich <strong>zu</strong> beschrän-<br />
ken. Um sich nicht <strong>zu</strong> überfordern. Um sich nicht <strong>zu</strong> überhe-<br />
ben. ( schon die Auswahl des <strong>Predigt</strong>textes: Beschrän-<br />
kung…)<br />
Am <strong>Anfang</strong> <strong>schuf</strong> <strong>Gott</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> – das ist der<br />
erste Satz der Bibel. Dieser Satz macht deutlich: Hinter den<br />
<strong>Anfang</strong> können wir nicht schauen. Zwar bekommen wir ei-<br />
nen Einblick in <strong>Gott</strong>es Schöpferhandeln, aber dahinter <strong>zu</strong>-<br />
rück ist uns der Blick versperrt.<br />
3
Davor war nur <strong>Gott</strong>: keine Zeit, keine Schöpfung – für<br />
uns <strong>und</strong>enkbar, deshalb der Startpunkt: „Am <strong>Anfang</strong> <strong>schuf</strong><br />
<strong>Gott</strong> <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> <strong>Erde</strong> – wüst, leer <strong>und</strong> finster – aber bereits<br />
erfüllt von der Gegenwart von <strong>Gott</strong>es Geist.“<br />
Und <strong>Gott</strong> sprach: Es werde Licht. Welches Licht ei-<br />
gentlich? Die Sonne wird erst am vierten Tag geschaffen –<br />
<strong>zu</strong>sammen mit dem Mond <strong>und</strong> den Sternen.<br />
Und das ist wichtig. In der damaligen Zeit war das ein<br />
klares Bekenntnis: An vielen Orten wurden damals Sonne<br />
<strong>und</strong> Mond als <strong>Gott</strong>heiten verehrt. Der Schöpfungsbericht<br />
macht aber deutlich: Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne sind nichts<br />
weiter als Lampen, die <strong>Gott</strong> an den <strong>Himmel</strong> gesetzt hat.<br />
Und er kann sagen: „Es werde Licht“ – Und dann wird es<br />
hell. Licht ist mehr als der Unterschied von Tag <strong>und</strong> Nacht.<br />
Licht lässt erkennen, was da ist. Licht schafft Klarheit, auch<br />
darüber, wer diese Welt ins Leben gerufen hat <strong>und</strong> wer sie<br />
allein durch sein Wort erhält.<br />
„Ich bin das Licht der Welt“ sagt Jesus später. Und die-<br />
ses Licht kann Herzen erleuchten. Bei Paulus steht im 2. Ko-<br />
rintherbrief: „<strong>Gott</strong>, der sprach: Licht soll aus der Finsternis<br />
hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen<br />
gegeben.“<br />
„<strong>Gott</strong>, der sprach“ – darauf kommt es an. <strong>Gott</strong> spricht –<br />
<strong>und</strong> es geschieht, weil sein Wort immer „wirksames Wort“<br />
4
ist, damals bei der Schöpfung <strong>und</strong> heute, wenn ein Mensch<br />
<strong>Gott</strong>es Wort hört <strong>und</strong> erkennt: Ich brauche einen, der mein<br />
Leben hell macht <strong>und</strong> der mich erlöst von Schuld <strong>und</strong> Versa-<br />
gen, von Sünde <strong>und</strong> der Trennung von <strong>Gott</strong>.<br />
Und <strong>Gott</strong> sah, dass das Licht gut war. In der Tat –<br />
dieses Licht ist gut <strong>und</strong> es tut so gut, wenn Menschen ihr<br />
Leben in <strong>Gott</strong>es Licht neu erkennen <strong>und</strong> mit Jesus das Licht<br />
der Liebe <strong>Gott</strong>es in ihr Leben hinein scheint.<br />
<strong>Gott</strong> schafft <strong>zu</strong>nächst das Licht, dann trennt er <strong>Himmel</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Erde</strong>, schafft die Pflanzen, Sonne, Mond <strong>und</strong> Sterne,<br />
dann Vögel <strong>und</strong> Meerestiere, dann die restlichen Tiere <strong>und</strong><br />
schließlich den Menschen.<br />
Und <strong>Gott</strong> <strong>schuf</strong> den Menschen <strong>zu</strong> seinem Bilde. Was<br />
für ein Satz! Was für eine Würde. In Psalm 8 staunt David<br />
darüber: „Du hast den Menschen wenig niedriger gemacht<br />
als <strong>Gott</strong>. Mit Ehre <strong>und</strong> Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.“<br />
In der Tat: Der Mensch ist <strong>zu</strong>m Ebenbild <strong>Gott</strong>es geschaf-<br />
fen. Nur – was heißt das eigentlich?<br />
Es heißt sicher nicht: <strong>Gott</strong> sieht aus wie wir, mit Armen<br />
<strong>und</strong> Beinen, Augen, Nase, Ohren <strong>und</strong> M<strong>und</strong>. Nein, <strong>Gott</strong> ist<br />
für uns nicht <strong>zu</strong> schauen. Aber was heißt es dann?<br />
5
Es heißt: Der Mensch ist als <strong>Gott</strong>es Gegenüber geschaf-<br />
fen, er besitzt die besondere Würde, <strong>Gott</strong> antworten <strong>zu</strong> kön-<br />
nen. Schöpfer <strong>und</strong> Geschöpf sollen einander begegnen.<br />
Wir machen es uns <strong>zu</strong> einfach, wenn wir denken, dass da<br />
vielleicht mal einer einen Startpunkt gesetzt hat – aber<br />
dann hat er sich <strong>zu</strong>rückgezogen <strong>und</strong> jetzt ist ihm diese Welt<br />
egal <strong>und</strong> der Mensch muss mit sich alleine klarkommen.<br />
<strong>Gott</strong> sei Dank ist es nicht so: <strong>Gott</strong> möchte uns begegnen –<br />
wir sind ihm <strong>zu</strong>m Ebenbild geschaffen. Und nicht nur <strong>zu</strong>r<br />
Gemeinschaft mit ihm, auch <strong>zu</strong>r Gemeinschaft untereinan-<br />
der:<br />
Er <strong>schuf</strong> sie als Mann <strong>und</strong> Frau – auch das wird gleich<br />
<strong>zu</strong> Beginn betont. Zu keinem Zeitpunkt ist der Mensch mit<br />
sich allein. <strong>Gott</strong> hat uns als Gemeinschaftswesen geschaf-<br />
fen, auch in der Beziehung der beiden unterschiedlichen Ge-<br />
schlechter. Für Mann <strong>und</strong> Frau gilt in gleichem Maße: <strong>Gott</strong>es<br />
Ebenbild. Und es gehört <strong>zu</strong> <strong>Gott</strong>es guter Schöpfung, dass<br />
Mann <strong>und</strong> Frau auch sexuelle Gemeinschaft haben können –<br />
sie werden ein Fleisch, eine Einheit sein, so heißt es ein Ka-<br />
pitel später. Mit der Möglichkeit, sich fort<strong>zu</strong>pflanzen als Fol-<br />
ge dieser besonderen <strong>und</strong> intensivsten Form der Gemein-<br />
schaft von Mann <strong>und</strong> Frau.<br />
Geschaffen <strong>zu</strong>m Ebenbild <strong>Gott</strong>es – das hat schließlich<br />
noch eine weitere Bedeutung: Die Könige <strong>zu</strong>r Zeit der Antike<br />
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ließen in den Provinzen ihres Reiches Standbilder aufstellen,<br />
die Zeichen ihrer Herrschaft waren – stellvertretend. König-<br />
liche Abbilder als Erinnerung, wer hier das Sagen hat. Der<br />
Mensch ist also ein Hinweis auf <strong>Gott</strong>es Größe <strong>und</strong> Herr-<br />
schaft. Und er selbst soll Herrschaft ausüben.<br />
Machet euch die <strong>Erde</strong> untertan. Der Mensch hat eine<br />
besondere Verantwortung für die <strong>Erde</strong>. Nicht so wie es<br />
manchmal gesagt wird: Der Mensch soll die Schöpfung be-<br />
wahren – das können wir nicht, das kann nur <strong>Gott</strong> selbst.<br />
Aber auch nicht so, dass wir die <strong>Erde</strong> schamlos beherrschen<br />
<strong>und</strong> ausplündern.<br />
Wir sollen die <strong>Erde</strong> pflegen. Wir sollen sorgsam <strong>und</strong> ver-<br />
antwortungsvoll mit ihr umgehen, im Kleinen <strong>und</strong> im Gro-<br />
ßen. <strong>Im</strong>mer mehr wird uns bewusst, wie wichtig dieser Auf-<br />
trag ist.<br />
Die Gefahr ist groß, dass wir die <strong>Erde</strong> ausbeuten, statt<br />
sie <strong>zu</strong> pflegen. Dass wir rücksichtslos ihre Ressourcen ver-<br />
brauchen – Wasser, Energie, Boden, Sauerstoff – <strong>und</strong> da-<br />
durch schuldig werden an dem Auftrag, den <strong>Gott</strong> uns gege-<br />
ben hat, schuldig aber auch an den Generationen nach uns.<br />
Wie gut, dass <strong>Gott</strong> sich keine Illusionen darüber macht,<br />
wo<strong>zu</strong> wir Menschen in der Lage sind. Kurz nach der Schöp-<br />
fungserzählung wird von Noah berichtet, von der Sintflut,<br />
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die damit endet, dass <strong>Gott</strong> einerseits ganz nüchtern fest-<br />
stellt: Das Dichten <strong>und</strong> Trachten des Menschen ist böse von<br />
Jugend auf – aber im selben Vers steht die Zusage: Solange<br />
die <strong>Erde</strong> steht, soll nicht aufhören Saat <strong>und</strong> Ernte, Frost <strong>und</strong><br />
Hitze, Sommer <strong>und</strong> Winter, Tag <strong>und</strong> Nacht.<br />
<strong>Gott</strong> steht <strong>zu</strong> dieser <strong>Erde</strong> – <strong>und</strong> er steht <strong>zu</strong> seinen Men-<br />
schen. Aber er hat noch etwas anderes mit uns vor: Eine<br />
neue Schöpfung, neues Leben.<br />
Das Ende der Bibel <strong>und</strong> ihr <strong>Anfang</strong> sind eng aufeinander<br />
bezogen. In Offenbarung 21 wird nochmal ein Schöpfungs-<br />
bericht geschildert, der aber noch aussteht: „Und ich sah<br />
einen neuen <strong>Himmel</strong> <strong>und</strong> eine neue <strong>Erde</strong>. (…) Und <strong>Gott</strong><br />
selbst wird bei ihnen wohnen, <strong>und</strong> er wird abwischen alle<br />
Tränen, <strong>und</strong> kein Leid wird mehr sein <strong>und</strong> kein Schmerz.“<br />
Seit Ostern ist diese neue Schöpfung am Anbrechen –<br />
mitten in der alten. Und seit Ostern gilt mit dem Wochen-<br />
spruch: „Wenn wir <strong>zu</strong> Jesus Christus gehören, dann sind<br />
auch wir eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe:<br />
Neues ist geworden.“<br />
Und der Friede <strong>Gott</strong>es, der höher ist als alle Vernunft,<br />
bewahre eure Herzen <strong>und</strong> Sinne in Christus Jesus. G:<br />
Amen.<br />
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