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1 Predigt zu Jes 40,1-8 (3. Advent 2012) Gnade sei mit euch und ...

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<strong>Predigt</strong> <strong>zu</strong> <strong>Jes</strong> <strong>40</strong>,1-8 (<strong>3.</strong> <strong>Advent</strong> <strong>2012</strong>)<br />

<strong>Gnade</strong> <strong>sei</strong> <strong>mit</strong> <strong>euch</strong> <strong>und</strong> Friede von Gott, unserm Vater,<br />

<strong>und</strong> dem Herrn <strong>Jes</strong>us Christus. Amen.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

„Stärkt die müden Hände <strong>und</strong> macht fest die wanken-<br />

den Knie!“ So war der Beginn des <strong>Predigt</strong>textes in der ver-<br />

gangenen Woche.<br />

Stärken <strong>und</strong> Trost spenden – darum geht es in der Ad-<br />

ventszeit. Jedes Jahr aufs Neue. Trost spenden können<br />

aber nur die, die selbst getröstet, selbst bei Trost sind.<br />

Und deshalb fließt beides ineinander über: Sich den<br />

Trost <strong>und</strong> die neue Hoffnung <strong>zu</strong>sagen <strong>zu</strong> lassen – <strong>und</strong> sich<br />

dabei auffordern <strong>zu</strong> lassen: Gib den Trost weiter. Wenn es<br />

in deinem Leben hell geworden ist, dann hilf <strong>mit</strong>, dass die-<br />

ses Licht auch für andere aufl<strong>euch</strong>tet.<br />

Nie aus eigenem Gutdünken, nie aus eigener Kraft, nie<br />

aus eigener Glaubensstärke, sondern im Vertrauen: Gott,<br />

der mir Mut macht, macht auch anderen Mut. <strong>Jes</strong>us, der in<br />

mein Leben kommt, der will auch <strong>zu</strong> allen anderen kom-<br />

men.<br />

Ich lese den <strong>Predigt</strong>text aus <strong>Jes</strong>aja <strong>40</strong>, die Verse 1 bis 8:<br />

1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.<br />

1


2 Redet <strong>mit</strong> Jerusalem fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> predigt der<br />

Stadt, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass<br />

ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte<br />

Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle<br />

ihre Sünden.<br />

3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem<br />

HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene<br />

Bahn unserm Gott!<br />

4 Alle Täler sollen erhöht werden, <strong>und</strong> alle Berge <strong>und</strong><br />

Hügel sollen erniedrigt werden, <strong>und</strong> was uneben<br />

ist, soll gerade, <strong>und</strong> was hügelig ist, soll eben werden;<br />

5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart<br />

werden, <strong>und</strong> alles Fleisch <strong>mit</strong>einander wird es sehen;<br />

denn des HERRN M<strong>und</strong> hat's geredet.<br />

6 Es spricht eine Stimme: Predige!, <strong>und</strong> ich sprach:<br />

Was soll ich predigen? Alle Lebewesen sind wie<br />

Gras, <strong>und</strong> ihr ganzer Wert ist wie eine Blume auf<br />

dem Felde.<br />

7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn der<br />

Wind des HERRN bläst darein. Ja, Gras ist das Volk!<br />

8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das<br />

Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.<br />

(Gebet)<br />

Liebe Gemeinde,<br />

guter Trost war teuer in den Tagen <strong>Jes</strong>ajas. Ganz genau<br />

wissen wir nicht, <strong>zu</strong> welcher Zeit unser <strong>Predigt</strong>text ent-<br />

standen ist. Viele Forscher gehen davon aus, dass das Je-<br />

sajabuch in mehreren Zeitabschnitten entstanden ist, denn<br />

es werden verschiedene Könige genannt <strong>und</strong> verschiedene<br />

2


Situationen aus der Geschichte des Volkes Israel angedeu-<br />

tet.<br />

In <strong>Jes</strong>aja <strong>40</strong>, unserem <strong>Predigt</strong>text, könnte so ein neuer<br />

Zeitabschnitt einsetzen. In den Kapiteln <strong>zu</strong>vor wird von<br />

König Hiskia berichtet. Das war ein König, der Gott ge-<br />

fürchtet <strong>und</strong> auf <strong>sei</strong>ne Gebote geachtet hat, vor allem auf<br />

das erste Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir<br />

haben. Zu Hiskias Zeit war Jerusalem, die Hauptstadt des<br />

Südreichs Juda, von den Assyrern bedroht. Das Nordreich<br />

Israel war bereits eingenommen worden. Dort hatten die<br />

Menschen <strong>und</strong> die Könige <strong>zu</strong>vor aufgehört, sich auf Gott <strong>zu</strong><br />

verlassen <strong>und</strong> allein ihm <strong>zu</strong> dienen.<br />

Im Südreich ist es <strong>zu</strong>nächst anders: Unter Hiskia, dem<br />

gottesfürchtigen König wird Jerusalem auf w<strong>und</strong>erbare<br />

Weise gerettet. Gott greift ein, <strong>sei</strong>n Engel selbst führt das<br />

Schwert gegen die Feinde, <strong>und</strong> Hiskia <strong>und</strong> das Volk können<br />

aufatmen.<br />

Aber einige Generationen später geschieht es dann<br />

doch. Die Könige von Juda, auch das Volk in Jerusalem fällt<br />

von Gott ab. In der Zwischenzeit wird Assyrien als Welt-<br />

macht von den Babyloniern abgelöst, <strong>und</strong> nun stehen die<br />

Babylonier vor den Toren Jerusalems <strong>und</strong> belagern die<br />

3


Stadt. Im Jahr 586 vor Christus schließlich wird Jerusalem<br />

erobert, der Tempel zerstört <strong>und</strong> die Oberschicht gefangen<br />

ins Exil geführt. Es ist der absolute Tiefpunkt in der Ge-<br />

schichte des Volkes Israels, auch der Tiefpunkt in der Ge-<br />

schichte Gottes <strong>mit</strong> <strong>sei</strong>nem Volk. Und die Frage ist: War es<br />

das?<br />

Genau an diesem Punkt setzt nun vermutlich unser<br />

<strong>Predigt</strong>text in <strong>Jes</strong>aja <strong>40</strong> ein: „Tröstet, tröstet mein Volk!<br />

Verkündigt Jerusalem, dass <strong>sei</strong>ne Knechtschaft ein Ende<br />

hat. Seine Schuld ist vergeben.“<br />

Eine Trostbotschaft, die Gott selbst an <strong>sei</strong>n Volk richtet<br />

– <strong>und</strong> ein Trostauftrag, den Gott dem Propheten <strong>und</strong> allen<br />

gibt, die den Trost gehört <strong>und</strong> erlebt haben: „Tröstet, trö-<br />

stet!“<br />

Gott ist es, der <strong>zu</strong>m Trösten auffordert. Es ist keine<br />

platte Durchhalteparole, kein billiger Trost. Wenn hier nur<br />

Menschen trösten könnten, dann wäre da nicht viel <strong>zu</strong> ma-<br />

chen.<br />

Aber nur wenig später in Kap. 66 wird beschrieben, was<br />

das heißt, wenn Gott tröstet: „So spricht der Herr: Ich will<br />

<strong>euch</strong> trösten, wie einen <strong>sei</strong>ne Mutter tröstet.“ Und dieses<br />

Bild der tröstenden Mutter wird noch deutlicher gezeichnet:<br />

4


So wie ein Kind an der Brust <strong>sei</strong>ner Mutter trinkt <strong>und</strong> dabei<br />

still <strong>und</strong> friedlich wird, so ist Gottes Trost für uns: Trost,<br />

der beruhigt, Trost, der neue Kraft schenkt, Trost, der alles<br />

enthält, was wir <strong>zu</strong>m Leben brauchen.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

bis heute gibt es so viele Situationen: Wenn da nicht<br />

Gott selbst tröstet, dann ist alles Trösten vergeblich.<br />

Wenn ein junger Mann in einer Schule 20 Kinder, 6 Er-<br />

wachsene <strong>und</strong> am Schluss sich selbst erschießt – wie sollen<br />

da Menschen trösten?<br />

Wenn Menschen <strong>mit</strong> Unsicherheit <strong>und</strong> Trauer den Feier-<br />

tagen entgegen sehen, weil alles nicht mehr so ist, wie es<br />

früher einmal war – was können wir da tun? Da sind wir oft<br />

hilflos – trotz aller Zuwendung, die wichtig ist, trotz aller<br />

Trostversuche, die gut gemeint sind.<br />

„Tröstet, tröstet mein Volk!“ so beginnt ja auch der<br />

<strong>Predigt</strong>text. Aber ganz deutlich ist: Wer andere im Namen<br />

Gottes trösten will, muss wissen, <strong>mit</strong> welchem Gr<strong>und</strong> er<br />

das tut. Und gewiss: Dieser Trost hat guten Gr<strong>und</strong>!<br />

„Ihre Schuld ist vergeben!“ Das ist der Gr<strong>und</strong> für den<br />

Trost. Also nicht <strong>zu</strong>erst die Zusage: Es wird nun alles wie-<br />

der gut. Ihr dürft jetzt wieder <strong>zu</strong>rück in euer Land, der<br />

5


Tempel wird wieder aufgebaut, <strong>und</strong> das Leben auf den<br />

Straßen Jerusalems wird von neuem aufblühen.<br />

So schnell geht es nicht <strong>mit</strong> den äußeren Veränderun-<br />

gen. Bis heute ist der Friede, der uns im <strong>Advent</strong> <strong>und</strong> an<br />

Weihnachten in der Botschaft der Engel, in der Botschaft<br />

des Evangeliums, in der Botschaft vieler Lieder <strong>zu</strong>gesagt<br />

wird, nicht so sichtbar, wie wir es uns wünschen.<br />

Aber die Vorausset<strong>zu</strong>ngen sind geschaffen: „Eure<br />

Schuld ist <strong>euch</strong> vergeben. Gott hat <strong>sei</strong>ne Erlösung gesandt.<br />

Christ, der Retter ist da.“<br />

Die Frage ist: Lassen wir diesen Trost gelten? Können<br />

wir das überhaupt annehmen, dass wir Trost <strong>und</strong> dass wir<br />

Vergebung brauchen?<br />

Sind wir etwa nicht selbst stark genug, um uns den nö-<br />

tigen Mut <strong>zu</strong><strong>zu</strong>sprechen?<br />

Gerade wir Männer sind oft <strong>zu</strong> stolz, <strong>zu</strong><strong>zu</strong>geben, dass<br />

wir Trost nötig haben. Es soll doch bitte keiner denken,<br />

dass wir nicht alles im Griff hätten. Stark <strong>sei</strong>n – so haben<br />

wir´s gelernt, so soll es auch <strong>sei</strong>n. Schwachheit, Hilfsbe-<br />

dürftigkeit will doch keiner sehen. Heut<strong>zu</strong>tage erst recht<br />

nicht. Da setzen sich die Starken, die Erfolgreichen, die<br />

Coolen durch.<br />

6


Das Volk Israel hat im Exil ganz neu gemerkt: Wir<br />

brauchen Hilfe. Ohne unseren Gott sind wir verloren. Alle<br />

Ersatz-Götter, alle Ersatz-Tröster taugen nicht. Und sie ha-<br />

ben gemerkt: Wir sind schuldig geworden, weil wir uns von<br />

Gott abgewandt haben.<br />

Haben wir es auch schon gemerkt? Dass es Momente<br />

gibt, in denen unsere Kraft nicht ausreicht? In denen der<br />

selbsterzeugte Trost <strong>zu</strong> schwach ist? Und haben wir schon<br />

gemerkt, dass auch wir uns immer wieder von Gott ab-<br />

wenden, ihn bei<strong>sei</strong>te schieben.<br />

Der <strong>Predigt</strong>text sieht das ganz nüchtern: Alle Lebewe-<br />

sen sind wie Gras, <strong>und</strong> ihr ganzer Wert ist wie eine<br />

Blume auf dem Felde. Das Gras verdorrt, die Blume<br />

verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewig-<br />

lich.<br />

Blumen sind in der Bibel ein Zeichen von Vergänglich-<br />

keit. Auch die Blumen auf dem Altar haben nicht nur den<br />

Zweck, schön aus<strong>zu</strong>sehen, sondern uns daran <strong>zu</strong> erinnern:<br />

Unser Leben ist vergänglich. Heute blühen sie noch, in ein<br />

paar Tagen oder Wochen sind sie verwelkt. Es bleibt nichts<br />

von dem, an was wir uns so hängen: Erfolg, Schönheit,<br />

Reichtum, Ges<strong>und</strong>heit, Anerkennung, Ehre.<br />

7


Liebe Gemeinde,<br />

was bleibt, das ist Gottes Wort. Was bleibt, das ist <strong>sei</strong>n<br />

Trost <strong>und</strong> die Zusage, dass er kommt, dass er uns ganz<br />

nahe kommt. Manchmal ganz unscheinbar. Manchmal muss<br />

man ein wenig überlegen, bis es einem wieder einfällt, wie<br />

<strong>und</strong> wo <strong>und</strong> wann Gottes Nähe spürbar wurde.<br />

Ich möchte uns deshalb nun einen kurzen Moment ge-<br />

ben, in dem wir – jeder <strong>und</strong> jede für sich – einmal kurz<br />

nachdenken können, wofür wir Gott dankbar sind: ein kon-<br />

kretes Erlebnis, eine bestimmte Erfahrung, oder etwas an-<br />

deres, das uns <strong>sei</strong>ne Nähe hat deutlich werden lassen. Wir<br />

halten einen Moment Stille. (Stille...)<br />

Gott kommt <strong>zu</strong> uns. Wer das erfahren hat, hat guten<br />

Gr<strong>und</strong>, getrost <strong>zu</strong> <strong>sei</strong>n – in der Gemeinschaft <strong>mit</strong> denen,<br />

die es auch erfahren haben.<br />

Und er darf selbst Wegbereiter <strong>sei</strong>n – in der Gemein-<br />

schaft <strong>mit</strong> denen, in deren Herzen <strong>Jes</strong>us bereits eingezogen<br />

ist.<br />

„Bereitet dem Herrn den Weg – macht hoch die Tür, die<br />

Tor macht weit!“<br />

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft,<br />

bewahre eure Herzen <strong>und</strong> Sinne in Christus <strong>Jes</strong>us. G:<br />

Amen.<br />

8

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