83 - Ev. Kirche Berghausen

An - gedacht
In der Natur beobachten wir: Sonnenschein
und Regen wechseln sich
ab. Gerade so gedeihen Pflanzen.
Und im menschlichen Leben? Ich beobachte
immer mehr Menschen, die
nur die Sonnenseite suchen: schöner
soll es werden, erfolgreicher, interessanter.
Die Blüten sollen wachsen,
aufgehen und am liebsten ewig halten.
Und die andere Seite des Lebens
– das Vergehen? Wozu soll das gut
sein? In den biblischen Erzählungen
vergleicht Jesus das Leben des Menschen
mit dem Wachsen und Absterben
einer Pflanze. Die wächst, blüht
und bildet Samen. Der Samen fällt in
die Erde, geht auf. Die neue Pflanze
kommt aus der Erde.
So ist immer wieder deutlich, die Blüte
fällt ab. Das heißt: jede und jeder
büßt im Laufe seines Lebens seine ju-
gendliche Schönheit ein. Nicht alle
Blütenträume reifen. Es kommt der
Punkt, an dem es schwieriger wird,
mühsamer – für jeden Menschen. Es
kann so wirken, als habe uns Gott
das Schöne nur gegeben, um es uns
wieder nehmen zu können. Mehr
Menschen, als wir vermuten, verbinden
zum Beispiel mit der Entdeckung
der Veränderung der Haut Vorwürfe
gegen das Leben oder gegen Gott.
Es ist wichtig, dass man versteht,
was in dieser Phase geschieht. Es
fällt ja nicht nur die Blüte ab, es
entwickelt sich auch der Fruchtknoten.
Ein Hinweis darauf, dass das,
was das Leuchten der Blüte schön
gemacht hat, jetzt nach innen geht
und der wirkliche Mensch wächst
– die Frucht. Jede Pflanze ist anders.
Was ist meine Frucht?
Ulrike Eidam
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