Perspektiven des Kirchenkreises - Pfr. Jochen Denker
Perspektiven des Kirchenkreises - Pfr. Jochen Denker
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Woher kommen wir?<br />
Mir geht es jetzt nicht um einen Blitzlichtdurchlauf durch die Geschichte der<br />
Kirche, sondern um einige Anmerkungen zu unserer Situation in Wuppertal.<br />
Der Kirchenkreis Wuppertal ist gerade einmal im Einschulungsalter. Wir sind<br />
noch immer eine frisch zusammengefügte Gemeinschaft.<br />
106 Jahre haben die beiden Kirchenkreise Barmen und Elberfeld ein<br />
selbständiges Leben entwickelt, geführt und dabei unterschiedliche Kulturen<br />
ausgeprägt.<br />
Innerhalb der Gemeinden der Kirchenkreise gab es ein reges Leben, und die<br />
Wahrnehmung, dass man als Gemeinde zu einer „Gemeinschaft von<br />
Gemeinden“ gehört, war sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Die Spannbreite ging von Gemeinden, die den Kirchenkreis eher als<br />
Aufsichtsbehörde wahrgenommen haben, mit der man am besten so wenig<br />
Kontakt wie möglich hat bis zu Gemeinden, die im eigenen Alltag erlebt haben,<br />
dass der Kirchenkreis eine Hilfe ist, weil in ihm Aufgaben, die man selber nicht<br />
bewältigen kann, gemeinschaftlich und geschwisterlich anpackt wurden.<br />
Ich denke, dass das im Kirchenkreis Wuppertal heute noch genau so ist.<br />
Wenn eines unseren Kirchenkreis prägt, dann ist es aus meiner Sicht das Bild<br />
starker, selbstbewusster Gemeinden, die je für sich und ihren Einflussbereich<br />
mit den personellen und finanziellen Möglichkeiten, die zur Verfügung standen<br />
und stehen, ein Profil ausgebildet haben.<br />
Auch wenn wir in den Gemeinden unter sehr ähnlichen finanziellen und<br />
strukturellen Problemen leiden: Dieser Kirchenkreis ist durch Heterogenität<br />
kennzeichnet und gerade darin liegt seine Stärke. Die relativ hohe Zahl bewusster<br />
Umgemeindungen kreuz und quer durch den Kirchenkreis ist für mich auch ein<br />
Beleg für diese erkennbare Heterogenität, die es ermöglicht, dass Menschen in der<br />
Evangelischen Kirche eine Heimat und Bezugspunkte finden, die ggf. in einer<br />
Monokultur „abtauchen“ oder der Kirche ganz den Rücken zuwenden würden.<br />
Damit bin ich schon bei dem nächsten Punkt: Wie leben wir?<br />
Wir leben in unseren Gemeinden noch weitgehend in parochialen Strukturen<br />
und Denkweisen, die sich dem 18. und 19. Jahrhundert verdanken. Sie haben<br />
ihren Segen entfaltet. Das Angebot an Gottesdiensten, Gemeindegruppen,<br />
Kasualien, die Beteiligung Ehrenamtlicher… ist nach wie vor beeindruckend.<br />
Ortsnah und oft mit persönlichen Beziehungen verknüpft, ist Kirche am Ort<br />
präsent und erkennbar.<br />
Dass die Gemeinden, wie es die Lan<strong>des</strong>synode 2007 gesagt hat, die<br />
„Grundstruktur gelebten Christseins“ ist, verpflichtet alle weiteren Ebene der<br />
Kirche, dazu, dieser Grundstruktur Leben zu ermöglichen und ihre Vielfältigkeit<br />
zu erhalten und zu fördern.<br />
Aus meiner Sicht wird es perspektivisch auch zu den Aufgaben <strong>des</strong><br />
<strong>Kirchenkreises</strong> gehören, lan<strong>des</strong>synodale Entscheidungsprozesse dadurch zu<br />
begleiten, dass diese Perspektive nicht aus dem Blick gerät. Und bei der<br />
Umsetzung von Entscheidungen hat der Kirchenkreis darauf zu achten, dass<br />
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