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Migration und Gesundheit

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<strong>Migration</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Schirmherren :<br />

Prof. Dr. Jürgen Zöllner Dr. Frank Ulrich Montgomery<br />

Senator für Bildung, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung in Berlin Vizepräsident der B<strong>und</strong>esärztekammer<br />

Präsident der Ärztekammer Hamburg


<strong>Migration</strong><br />

<strong>Migration</strong> stellt ein lebenskritisches<br />

Ereignis dar, das durch Anpassungs-,<br />

Ein- <strong>und</strong> Umgewöhnungsprozesse<br />

charakterisiert ist.


<strong>Migration</strong><br />

Anpassung zum Beispiel an einer<br />

neuen Kultur, Land, Sprache oder<br />

Religion<br />

Ferner erweisen sich bisher erfolgreich<br />

einsetzbare Copingstrategien als<br />

nutzlos oder kontraproduktiv


<strong>Migration</strong><br />

Jerusalem, 1992; Hovey & Magaña, 2000; Merbach et al. 2008<br />

Verschiedene Studien konnten ein<br />

höheres Risiko für das Vorliegen<br />

psychischer Beschwerden wie<br />

Depression, Ängstlichkeit oder ein<br />

erhöhtes Suizidrisiko bei Menschen mit<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> aufweisen.


<strong>Migration</strong><br />

van Bergen et al., 2008; Razum & Zeeb, 2004; Grube, 2004<br />

Eine Studie in Niederlanden konnte ein<br />

erhöhtes Risiko für Suizidgedanken bei<br />

Migranten türkischer Herkunft zeigen.<br />

In Deutschland konnte bei jungen<br />

Frauen mit türkischem<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> eine höhere<br />

Suizidrate <strong>und</strong> Suizidversuchsrate<br />

festgestellt werden.


Studiendesign<br />

1. Bestimmung der Suizidversuchsraten<br />

2. Modelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens<br />

3. Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

4. Interventionsprogramm


Studiendesign<br />

1. Bestimmung der Suizidversuchsraten<br />

2. Modelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens<br />

3. Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

4. Interventionsprogramm


Bestimmung der Suizidversuchsraten<br />

An allen Berliner <strong>und</strong> Hamburger<br />

Rettungsstellen werden die<br />

Suizidversuchsraten von Frauen mit<br />

türkischem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong> ab 18<br />

Jahren im Verlauf von ca. drei Jahren<br />

erhoben (04/2009 – 12/2011).


Studiendesign<br />

1. Bestimmung der Suizid- <strong>und</strong><br />

Suizidversuchsraten<br />

2. Modelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens<br />

3. Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

4. Interventionsprogramm


Modelle des suizidalen Krisenverhaltens<br />

Mittels einer qualitativen Untersuchung<br />

werden in acht Fokusgruppen die<br />

Erklärungsmodelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens bei Frauen mit<br />

türkischem <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

erforscht.


Modelle des suizidalen Krisenverhaltens<br />

Die Erklärungsmodelle beinhalten:<br />

Die Vorstellungen über psychische<br />

Krisen, die möglichen Beweggründe für<br />

suizidales Krisenverhalten, die<br />

Auswirkung eines Suizidversuchs auf<br />

das Leben der Betroffenen <strong>und</strong> das<br />

Hilfesucheverhalten.


Beispielfragen:<br />

Fokusgruppe<br />

Was fällt Ihnen zum Thema Suizid ein?<br />

Was könnte so schwerwiegend sein, dass eine<br />

türkische Frau oder ein türkisches Mädchen<br />

sich das Leben nehmen will?


Studiendesign<br />

1. Erfassung der Suizidversuchsraten<br />

2. Modelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens<br />

3. Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

4. Interventionsprogramm


Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

Bevölkerungsstichprobe<br />

(Berliner Melderegister)<br />

340 Frauen mit türkischem<br />

<strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong><br />

340 Frauen ohne <strong>Migration</strong>shintergr<strong>und</strong>


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

N<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren


Neurotizismus<br />

(Big Five model, Costa and McCrae, 1978)<br />

Neurotizismus ist ein faktorenanalytisch<br />

ermitteltes Persönlichkeitsmerkmal.<br />

Nach Eysenck findet man bei Menschen mit<br />

einem hohen Neurotizismuswert folgende<br />

Eigenschaften:<br />

„ängstlich, unruhig, besorgt“<br />

Beispiele<br />

Manchmal fühle ich mich völlig wertlos.<br />

Ich fühle mich oft angespannt <strong>und</strong> nervös.


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

SB<br />

N<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren


Soziale Belastung<br />

F-SOZU; Sommer, G. & Fydrich, T. (1989)<br />

Wahrnehmung potenziell negativer oder<br />

belastender Merkmale bzw.<br />

Verhaltensweisen von Personen des<br />

sozialen Umfelds. Hierzu gehören<br />

Einschätzungen dazu, wie stark sich<br />

Personen abgelehnt, eingeengt, kritisiert <strong>und</strong><br />

überfordert fühlen<br />

Beispiele<br />

Ich fühle mich von wichtigen Personen abgelehnt.<br />

Ich wünschte, man würde mir nicht überall reinreden.


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

SB<br />

N<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren<br />

E


Extraversion<br />

(Big Five model, Costa and McCrae, 1978)<br />

Extraversion zeichnet sich durch eine<br />

nach außen gewandte Haltung aus.<br />

Extravertierte Charaktere empfinden<br />

den Austausch <strong>und</strong> das Handeln<br />

innerhalb sozialer Gruppen als<br />

anregend.<br />

Beispiele<br />

Ich habe gerne viele Leute um mich herum<br />

Ich bin leicht zum Lachen zu bringen.


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

SB<br />

N<br />

E S<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren


Selbstwirksamkeit (SWE)<br />

Jerusalem & Schwarzer, 1981<br />

Unter dem Begriff Selbstwirksamkeitserwartung<br />

wird die Annahme<br />

verstanden, dass aufgr<strong>und</strong> eigener<br />

Handlungsfähigkeiten die gewünschten<br />

Ziele - trotz eventueller Hindernisse -<br />

erreicht werden können.<br />

Beispiele<br />

Was auch immer passiert, ich werde schon<br />

klarkommen.<br />

Für jedes Problem kann ich eine Lösung finden.


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

SB<br />

N<br />

E S<br />

SÜ<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren


Wahrgenommene Soziale Unterstützung<br />

(BSSS; Schwarzer & Schulz, 2009)<br />

Soziale Unterstützung ist die allgemeine<br />

wahrgenommene oder antizipierte<br />

Unterstützung, d. h. die subjektive<br />

Überzeugung, im Bedarfsfall Unterstützung<br />

aus dem sozialen Netzwerk zu erhalten<br />

Beispiele<br />

Wenn ich Sorgen habe, gibt es jemanden, der mir hilft.<br />

Wenn mir alles zu viel wird, helfen mir andere.


Wird es als<br />

wichtig erachtet,<br />

in Kontakt zu der<br />

Mehrheitsgesellschaft<br />

zu<br />

stehen?<br />

Akkulturation<br />

(Ward & Kennedy 1994)<br />

Ja<br />

Wird es als wichtig erachtet, die eigene<br />

kulturelle Identität <strong>und</strong> die kulturellen<br />

Charakteristiken beizubehalten?<br />

Ja Nein<br />

Integration Assimilation<br />

Nein Separation Marginalisierung


Risiko- <strong>und</strong> Schutzfaktoren<br />

SB<br />

N<br />

Psychische Beschwerden<br />

E S<br />

SÜ<br />

Risikofaktoren Schutzfaktoren


Extraversion/<br />

Neurotizismus<br />

Soz. Unterstützung,<br />

Soz. Belastung<br />

Selbstwirksamkeits-<br />

erwartung<br />

Psychische<br />

Beschwerden


Extraversion/<br />

Neurotizismus<br />

Soz. Unterstützung,<br />

Soz. Belastung<br />

Selbstwirksamkeits-<br />

erwartung<br />

Akkulturation/<br />

Separation<br />

Psychische<br />

Beschwerden


Studiendesign<br />

1. Bestimmung der Suizid- <strong>und</strong><br />

Suizidversuchsraten<br />

2. Modelle des suizidalen<br />

Krisenverhaltens<br />

3. Der Einfluss von Risiko- <strong>und</strong><br />

Schutzfaktoren auf die Genese<br />

Psychischer Beschwerden<br />

4. Interventionsprogramm


Interventionsprogramm<br />

1. Expertenschulung<br />

Berufsgruppen aus den Bereichen<br />

Medizin, Pflege, Psychologie <strong>und</strong><br />

Sozialpädagogik werden in Seminaren<br />

ausgebildet.


Interventionsprogramm<br />

2. Medienintervention<br />

In lokalen türkischen Medien<br />

(Tageszeitungen, Radio, Fernsehen)<br />

werden regelmäßig Beiträge zu den<br />

Themen Konflikte, Krisen,<br />

Depression, Suizidalität <strong>und</strong><br />

Hilfsangebote in Berlin präsentiert.


Interventionsprogramm<br />

3. Telefonhotline<br />

Einführung einer Telefonhotline in<br />

türkischer Sprache an die sich<br />

Menschen in Krisensituationen<br />

wenden können (Berliner Krisendienst).


Erfassung der<br />

Suizidversuchsraten<br />

8 Fokusgruppen<br />

Bevölkerungsbezogene<br />

Stichprobe<br />

Intervention<br />

Zeitlicher Ablauf<br />

04.2009-12.2<br />

009<br />

01.2010-05.<br />

2010<br />

05.2010-11.2<br />

010<br />

11.2010-<br />

12.2011


Vorteile der Studie<br />

Durch das Erkennen der Schutz- bzw.<br />

Risikofaktoren kann die Möglichkeit<br />

einer Frühintervention erhöht <strong>und</strong> den<br />

Betroffenen rechtzeitig eine passende<br />

Unterstützung geboten werden.<br />

Suizid- <strong>und</strong> Suizidversuchsraten<br />

werden verringert.


Kooperationspartner<br />

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf<br />

Berliner Bündnis gegen Depression e. V<br />

Berliner Krisendienst- Region Mitte<br />

BMBF geförderte Studie


Marion Aichberger<br />

Rahsan Yesil<br />

Selver Temur-Erman<br />

Amanda Heredia<br />

Michael Rapp<br />

Meryam Schouler-Ocak<br />

Andreas Heinz<br />

Danke für die Aufmerksamkeit!<br />

Zohra Bromand

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