Bericht zum Runden Tisch - Gespräch Thema ... - Flower Label FLP
Bericht zum Runden Tisch - Gespräch Thema ... - Flower Label FLP
Bericht zum Runden Tisch - Gespräch Thema ... - Flower Label FLP
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Dr. Uwe Meier 25.04 06<br />
Am Tafelacker 4a<br />
D 38104 Braunschweig<br />
c/o Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft<br />
Messeweg 11/12<br />
D 38104 Braunschweig<br />
<strong>Bericht</strong> <strong>zum</strong> <strong>Runden</strong> <strong>Tisch</strong> - <strong>Gespräch</strong><br />
<strong>Thema</strong>: „Sozialer als Sozial !?<br />
Zur Problematik der öko-sozialen Blumensiegel <strong>FLP</strong>, FFP und FAIRTRADE auf dem<br />
Organisation:<br />
österreichischen Blumenmarkt!<br />
Wien den 21.04.2006<br />
DI Margot Fassler; <strong>FLP</strong>-Blumenkampagne, FIAN Österreich<br />
Ass. Prof. Dr. Johannes Balas; Inst. für Garten-, Obst und Weinbau, Universität f. Bodenkultur<br />
Einführung:<br />
Dieser <strong>Bericht</strong> ist kein Protokoll und geht nicht auf die Wortmeldungen im Rahmen der<br />
Veranstaltung ein. Er konzentriert sich vielmehr auf die Aussagen des Ökonomen Herrn Gruber<br />
(FAIRTRADE), Herrn Steffeks (Österreichischer Blumengroßhändler und Branchenvertreter in<br />
der Wirtschaftskammer Ö) und auf die Informationen durch Frau Fassler (<strong>FLP</strong> Österreich), Frau<br />
Peters vorab telefonisch (<strong>FLP</strong> Deutschland) sowie Informationen aus dem Umfeld. Dieser<br />
<strong>Bericht</strong> enthält subjektive Einschätzungen. Er soll kritisieren und Handlungsoptionen aus der<br />
Sicht des Verfassers aufzeigen.<br />
Mit dem <strong>FLP</strong>-<strong>Label</strong> besteht in Österreich (wie in Deutschland) das älteste öko-soziale Blumen-<br />
Konsumenten-<strong>Label</strong> auf dem europäischen Blumenmarkt. Es ist aus der seit 1990 bestehenden
Blumenkampagne der Menschenrechtsorganisation FIAN und anderer<br />
Menschenrechtsorganisationen hervorgegangen.<br />
<strong>FLP</strong>-Blumen werden ausschließlich im Fachhandel vertrieben. Eine der Stärken des <strong>FLP</strong> als<br />
Programm für eine menschenwürdige und umweltschonende Schnittblumenproduktion liegt in<br />
seiner Authentizität und Glaubwürdigkeit, die von den anderen vertretenen Programmen gemäß<br />
ihrer Darbietung am <strong>Runden</strong> <strong>Tisch</strong> nicht erreicht wird; eine Schwäche des <strong>FLP</strong> liegt in seiner<br />
wirtschaftlich schwachen Situation. Von Seiten der unterstützenden Organisationen von <strong>FLP</strong> und<br />
FAIRTRADE (es handelt sich teilweise um identische Gruppen aus dem Bereich der<br />
Entwicklungszusammenarbeit, Gewerkschaften und Kirchen), aber auch innerhalb der beiden<br />
Zertifizierungsorganisationen ist angedacht, <strong>FLP</strong> in FairTrade einzubinden. Von Seiten der<br />
Unterstützer erhofft man sich davon sowohl Kostenersparnis als auch mögliche weitere<br />
Synergien. Zudem befürchtet man, dass drei ökosoziale <strong>Label</strong>s auf dem Schnittblumenmarkt zu<br />
Verunsicherungen der VerbraucherInnen führen könnten.<br />
Zu FFP<br />
Gemeinsam mit dem Deutschen Blumen Großhandels- und Importverband (BGI) und dem<br />
Niederländischen Blumenhandel wird es zukünftig ein neues <strong>Label</strong> geben: es wird unter<br />
anderem MPS ablösen und Fair <strong>Flower</strong>s Fair Plants (FFP) heißen. Die anstehende PR Kampagne<br />
wird mit ca. 2 Millionen EUR (EU und Holländische Fördergelder) in Kürze starten.<br />
Mit dem <strong>Flower</strong> <strong>Label</strong> Program (<strong>FLP</strong>) wurden lange Verhandlungen geführt, um es in FFP zu<br />
integrieren. Die Vorraussetzungen waren und sind noch im Grunde gut, weil FFP alle<br />
ökologischen und sozialen Standards ausnahmslos von <strong>FLP</strong> übernommen hat. Auch das<br />
Entscheidungsgremium über die Aufnahme der Betriebe in das Programm ist paritätisch besetzt:<br />
2 Importeure, 2 Produzenten, 2 Gewerkschafter, 2 NGOs.<br />
Die Verhandlungen sind dennoch gescheitert!<br />
Nach den Aussagen Herrn Steffeks sollten sie wieder aufgenommen werden: Es gäbe nach wie<br />
vor viele Gemeinsamkeiten.<br />
Aus für mich nachvollziehbaren Gründen scheint jedoch bei <strong>FLP</strong> das Vertrauen zu fehlen:<br />
Aufgrund zahlreicher negativer Erfahrungen aus der Vergangenheit muss bezweifelt werden,<br />
dass bei FFP tatsächlich die Implementierung von Menschenrechten im Schnittblumenanbau<br />
Motivationsgrund Nummer 1 für die Installierung des <strong>Label</strong>s ist; vielmehr wird befürchtet, dass<br />
es bei FFP vordergründig um Marktmacht auf dem europäischen Blumenmarkt geht; die<br />
2
europäische KonsumentIn ist sensibilisiert und bereit, umweltorientierte Produktion und soziale<br />
Gerechtigkeit durch ihren Blumeneinkauf zu unterstützen.<br />
Es reicht nicht, hervorragende Kriterien als Zertifizierungsgrundlage zu haben und diese<br />
technokratisch abzuprüfen (wahrscheinlich durch SGS). Es fehlt der ethische Geist auf Seiten<br />
des FFP, um nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial und ökologisch mit entsprechenden<br />
gesellschaftspolitischem Veränderungswillen erfolgreich zu sein.<br />
Fazit: FFP hat die ökonomische Macht und möchte über <strong>FLP</strong> auch die moralische. <strong>FLP</strong> hat die<br />
moralische Macht, jedoch kaum ökonomische. Vertrauen besteht nicht ausreichend, um zu<br />
kooperieren, <strong>zum</strong>al verschiedene Erfahrungen des <strong>FLP</strong> mit VertreterInnen des Handels dies<br />
auch nicht gerechtfertigt erscheinen lassen.<br />
(keine Händlerunterstützung des <strong>FLP</strong> in der Vergangenheit, wenn es darum ging,<br />
Menschenrechtsverletzungen in der Öffentlichkeit anzuprangern bzw. den zuständigen<br />
Behörden zu melden, bsp. Gewerkschaftsfreiheit in Kolumbien).<br />
Zu TransFair (TF)<br />
Die markt- und entwicklungspolitische Philosophie und das Vermarktungskonzept kolonialer<br />
Waren von TF war und ist gut und sinnvoll, soweit es sich auf die finanzielle Unterstützung von<br />
Kleinbauern-Kooperativen durch einen höheren Preis beim Verbraucher bezog. Das TF–Konzept<br />
ist erfolgreich, was Herr GRUBER in seinem Vortrag auf der Grundlage ökonomischer und<br />
markttechnischer Daten dokumentierte.<br />
Dieses Konzept ist nunmehr erweitert worden, indem Blumen aus der Blumenindustrie nach<br />
FLO-Standards produziert und in Supermärkten großer Handelsorganisationen verkauft werden.<br />
Das heißt, es werden nicht mehr nur Kooperativen und Kleinbauern durch TF unterstützt,<br />
sondern nunmehr auch Blumenunternehmen.<br />
Die Kriterien sind nicht identisch. TransFair hat die Kriterien von <strong>FLP</strong>-ICC deutlich entschärft. Im<br />
Vergleich <strong>zum</strong> <strong>FLP</strong>-ICC fehlt unter anderen der wesentliche Punkt der Wiederbetretungsfristen.<br />
An diesen entscheidet sich nämlich auch die Mittelwahl (toxisch oder nicht toxisch), der<br />
vorbeugende Arbeitsschutz durch langfristige unterschiedliche Expositionsbedingungen bei<br />
Pflanzenschutzmitteln.<br />
Das entwicklungspolitische Handeln liegt darin, dass die Importeure 12 % des Einkaufspreises<br />
(FOB), auf ein gesondertes Konto abzuführen haben. Diese Gelder werden unter Empfehlung<br />
eines paritätisch besetztes Gremiums an das Ursprungsland zurückgeführt, um damit soziale<br />
Projekte zu fördern, wie z. B. Fahrräder, Kindergärten, Gesundheitsdienste. Ferner wird vom<br />
3
Importeur eine Lizenzgebühr von 6,8 Cent pro 10 Rosen an TF abgeführt. Es stellt sich die<br />
Frage, wer bei dieser Regelung tatsächlich all die Kosten zahlt. Die Blumen werden äußerst<br />
preiswert als Sträuße in Supermärkten angeboten, der zahlende Importeur wird keinesfalls die<br />
Kosten übernehmen und der Einzelhändler auch nicht. Jede Erfahrung im Blumenhandel spricht<br />
dafür, dass letztendlich der Blumenproduzent zahlt. Es stellt sich also die Frage der<br />
Glaubwürdigkeit!<br />
TF wird von kirchlichen Organisationen und Gewerkschaften finanziell unterstützt und damit von<br />
den selben Organisationen, die auch <strong>FLP</strong> unterstützen. Auch auf Druck dieser Organisationen,<br />
die nicht zwei (ähnliche) Projekte, die real/potentiell als Konkurrenten am Markt auftreten,<br />
weiterhin zu fördern bereit sind, soll sich nun <strong>FLP</strong> mit TF zusammenschließen bzw. TF<br />
unerkennbar unterordnen. Herr Gruber stellte es so dar, dass dieses bereits geschehen sei.<br />
Nach meinen Informationen ist dem noch nicht so.<br />
Eine wesentliche und grundlegende Philosophie des <strong>FLP</strong> ist für mich immer gewesen, dass es<br />
darauf abzielt, dass sich unternehmerisches Verhalten in Eigenverantwortung ändert. Es geht<br />
nicht nur um technokratische Erfüllung von Kriterien und Geldtransfer: Ziel ist von <strong>FLP</strong>, dass der<br />
Unternehmer sich emanzipiert und durch Erfahrung erkennt, dass er auch mit freiwilliger<br />
ökologischer und sozialer Leistung ökonomisch erfolgreich sein kann. Langfristig sogar<br />
erfolgreicher.<br />
Dieser emanzipatorisch-politische Ansatz ist bei TF nur in Ansätzen (Joint-body) erkennbar. Die<br />
12 % (FOB) werden vom Unternehmen genommen und in Form einer sozialen Leistung an den<br />
Betrieb oder die Region zurückgegeben, nachdem die Kosten vermutlich zuvor abgezogen<br />
wurden. Die emanzipierte gesellschaftspolitische Leistung bestände jedoch darin, dass das<br />
Unternehmen selbstständig einen Betrag ( 12 % oder mehr) einbehält und diesen in<br />
Eigenverantwortung für soziale und ökologische Zwecke ausgibt. Mögliche Transaktionskosten<br />
würden sogar entfallen. Auch der entwicklungspolitisch emanzipatorische Ansatz wird verfehlt,<br />
weil nicht im Unternehmen über die Gelder alleine entschieden wird, sondern mit Hilfe einer<br />
Organisation aus einem sog. entwickelten Land.<br />
TF muss bestrebt sein möglichst viel Umsatz machen, denn je mehr Umsatz, desto absolut<br />
höher der Anteil von 12 % - Geld für Entwicklungsprojekte. Ferner werden kenianische Blumen<br />
(hauptsächlich Rosen) ganzjährig in Europa angeboten. <strong>FLP</strong>-Blumen dagegen werden fast nur in<br />
den lichtschwachen Monaten in Europa verkauft. TF bekennt sich mit seiner ganzjährigen<br />
Angebotsstrategie nicht <strong>zum</strong> europäischen Gartenbau, zu dem sich <strong>FLP</strong> immer öffentlich<br />
bekannt hat. TF wird daher insbesondere den mitteleuropäischen Gartenbau behindern, und<br />
4
das sowohl sozial als auch ökologisch, denn kenianische Blumen werden mehr mit<br />
Pflanzenschutzmitteln behandelt und sind durch den Transport ökologisch deutlich stärker<br />
belastet als europäische Blumen im Sommer. Aus dieser Sichtweise sind die öko-sozialen<br />
Handlungsweisen von TF und damit der Anspruch von TF massiv in Frage zu stellen. Die<br />
moralische Integrität und Glaubwürdigkeit von TF ist bei der Blumenkonzeption nicht mehr<br />
gegeben. Dass dieses Konzept von Kirchen und Gewerkschaften in Bezug auf Blumen<br />
unterstützt wird, ist nicht nachvollziehbar, um so weniger, wenn Zuschüsse an <strong>FLP</strong> nicht mehr<br />
gezahlt werden sollen: die Folge wäre auch die Aufgabe der zunehmend diskutierten<br />
wirtschaftsethischen Werte.<br />
Weiterhin halte ich den Billigabverkauf von Rosen in Supermärkten, unterstützt durch das in der<br />
Bevölkerung moralisch hochwertige TF-<strong>Label</strong> für kontraproduktiv im Rahmen des Fairen<br />
Handels. Der Faire Handel verkauft im Bewusstsein der Konsumenten nicht nur Waren (hier<br />
Billigblumen) sondern auch Entwicklungspolitik und Moral. Das passt jedoch nicht mit der<br />
unmoralischen „Geiz ist Geil“- Marketingstrategie der TF-Blumen zusammen und ist ein falsches<br />
Signal. Dieser Gedanke wird bei TF völlig außer acht gelassen. Darüber hinaus werden auch die<br />
Arbeiter nicht in das Programm mit einbezogen.<br />
Fazit: Bei TF steht <strong>zum</strong>indest bei den Blumen nicht mehr das drin, was darauf steht. Es hat bei<br />
TF den Anschein, dass ein neues Geschäftsfeld gefunden wurde und nach rein kommerziellen<br />
Gesichtspunkten entschieden wird, wobei die Entwicklungskooperation „Dekoration“ zu sein<br />
scheint. Hauptsache ist, dass das Gefühl bei allen Marktteilnehmern gut ist.<br />
Sowohl aus politisch- emanzipatorischer Sicht als auch aus Kostengründen halte ich den<br />
Blumenverkauf nach TF-Regeln nicht für zielführend, weil moralisch nicht integer. TF ist für den<br />
europäischen Markt im Sommer und Frühjahr weder ökologisch noch sozial vertretbar und<br />
fördert über die Billigblume auch noch die „Geiz ist Geil“- Mentalität über ein moralisch<br />
integeres Siegel. Dieses Vorgehen ist geradezu zerstörerisch und wird die Glaubwürdigkeit aller<br />
ethisch-ökologischen <strong>Label</strong> zukünftig in Frage stellen. Es ist festzuhalten, dass dieses<br />
unmoralisch Vorgehen auch noch durch eine raffinierte pseudo-entwicklungspolitische<br />
Handlungsweise gestärkt wird.<br />
<strong>FLP</strong><br />
<strong>FLP</strong> ist neben dem branchenspezifischen FSC (Forest Stewardship Council) das erste und<br />
einzige international eingeführte umwelt- und sozialorientierte Zertifizierungsprogramm für<br />
landwirtschaftliche Produktionsprozesse mit unabhängiger Kontrolle weltweit. Der nachhaltige<br />
5
Wert des <strong>FLP</strong> liegt in seiner anerkannt moralischen Integrität, wobei die Ökonomie nie außer<br />
Acht gelassen wird. Durch hinzufügen der „Kulturellen Nachhaltigkeit“ und seiner Kriterien<br />
entsprechend des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens“ (FHL) wäre das <strong>FLP</strong> das einzige <strong>Label</strong>,<br />
das von sich behaupten könnte, nach hohen wirtschaftsethischen Standards Unternehmen<br />
prüfen zu können. Die moralische Stärke des <strong>FLP</strong> ist schon heute ein Wert, den es zu pflegen<br />
und zu entwickeln gilt, denn die Wirkung kann weit über die Blumen in andere<br />
landwirtschaftliche Kulturen hinausgehen - auch über technische Kontrollmechanismen - die<br />
ohnehin nur ein Hilfsinstrument zur Messung des Handelns in Produktionsprozessen sind im<br />
Rahmen der Produktionsqualität.<br />
<strong>FLP</strong> ist keine simple Zertifizierungsorganisation mit ökologischen und sozialen Standards! <strong>FLP</strong> ist<br />
eine Organisation, die als integraler Bestandteil in einem der bedeutendsten internationalen<br />
agrarwirtschaftlichen Diskussionsprozesse der Gegenwart aktuell teilnimmt: Ziel ist die<br />
Implementierung ethischer Standards im Produktionsprozess - Ethik im Rahmen der<br />
ökologischen, sozialen und auch kulturellen Nachhaltigkeit in der Produktion und in der<br />
Branchenkette.<br />
Die Blumenkampagne und <strong>FLP</strong> ist ein internationales Erfolgsprogramm. Der internationale<br />
Blumenanbau wandelt sich in den wichtigen Produzentenländern ökologisch und sozial<br />
grundlegend. Eine hohe Sensibilisierung ist auch bei den Händlern eingetreten, was auch das<br />
FFP zeigt. Alle Kriterienkataloge in der Landwirtschaft (FFP, FAIRTRADE, Flor Verde, EUREPGAP,<br />
Rainforest Alliance) gehen auf die Kriterienentwicklung von <strong>FLP</strong> zurück. Das beweist, dass <strong>FLP</strong><br />
auch praxisorientiert ist. <strong>FLP</strong> unter dem Dach von TransFair ist nicht nur ein Widerspruch in sich<br />
und kontraproduktiv für die gerade erst beginnende Diskussion um ethische Standards in der<br />
globalisierten Wirtschaft, sondern würde <strong>FLP</strong> zusätzlich zerstören.<br />
Geberorganisationen<br />
Leider war der Vertreter der größten österreichischen Geberorganisation unerwarteterweise<br />
nicht anwesend. Falls es stimmt, dass die Geber aus ökonomischen Gründen <strong>FLP</strong> in TF integriert<br />
sehen möchten, ist festzustellen, dass auch sie dem Markt Vorrang vor Glaubwürdigkeit<br />
einräumen. Das ist aus dem Selbstanspruch der Geberorganisationen nicht verständlich, zeigt<br />
es doch, dass sie sich mit der Kompetenz und Tragweite des <strong>FLP</strong> und seiner Zukunftsfähigkeit<br />
im Kontext der Globalisierung und Wirtschaftsethik nicht befasst haben. Falls sie es getan<br />
hätten, würde diese Entscheidung so nicht zu fällen sein, <strong>zum</strong>al Fragen der Wirtschaftsethik<br />
zunehmend in den internationalen gesellschaftlichen Diskurs eingebunden werden. Die<br />
6
Geberorganisationen würden sich mit schuldig machen, dass ethisch orientierte Siegel an<br />
Billigblumen kleben und ethische Standards in der Landwirtschaft wahrscheinlich vor den<br />
Konsumenten diskriminiert würden. Diese kontraproduktive Handlungsweise hätten die<br />
Geberorganisationen zu verantworten. <strong>FLP</strong> könnte für die Geberorganisationen, so sie denn<br />
wollen, der leuchtende praxisorientierte Pfad zu einer gerechteren Wirtschaftsordnung in der<br />
Landwirtschaft sein, in der die zunehmend diskutierten Werte und Moral in der Wirtschaft<br />
wieder Bedeutung erlangen.<br />
Perspektive für <strong>FLP</strong><br />
Wenn sich die Geberorganisationen des hohen moralischen, ökonomischen und<br />
wissenschaftliches Wertes von <strong>FLP</strong> bewusst sind, sollte <strong>FLP</strong> in Zukunft nicht ein<br />
Blumenzertifizierungsprogramm sein und schon gar nicht in den Organisationen FFP und<br />
TransFair eingebunden werden, sondern ein transdisziplinäres, agrarethisches Arbeitsprogramm<br />
und Experimentierfeld im gesamten internationalen Agrarbereich. <strong>FLP</strong> ist auf eine<br />
praxisorientierte wissenschaftliche Ebene zu heben, mit kostenpflichtiger Beratungsfunktion vor<br />
offiziellen Audits. <strong>FLP</strong> sollte im Bereich der Kulturellen Nachhaltigkeit im Sinne des FHL in den<br />
Betrieben forschen und mithelfen, diese zu implementieren.<br />
<strong>FLP</strong> darf nicht am bescheidenen ökonomischen Erfolg der letzten Jahre gemessen werden<br />
sondern am großen Erfolg der internationalen Standardsetzung und am Vermögen, die<br />
Verhältnisse im Blumenanbau weltweit zu ändern. <strong>FLP</strong> ist zu messen an seiner anerkannten<br />
moralischen Integrität. Diese ökonomisch nicht abschätzbaren Erfolge sind zu nutzen und zu<br />
befördern. Sie sind nicht zu reduzieren, indem <strong>FLP</strong> auf ein simples Verfahren reduziert wird. Die<br />
dem <strong>FLP</strong>-Programm innewohnenden Werte sind im wahrsten Sinne des Wortes ein Programm<br />
und nicht eine öko-soziale Zertifizierungs- oder Vermarkungsorganisation.<br />
Vorschlag für eine Finanzierung von <strong>FLP</strong> als Beratungsunternehmen<br />
• Kostenpflichtige Beratung in allen Fragen der Agrarethik<br />
• Kostenpflichtige Vorbereitung von Agrarunternehmen auf Auditierungen<br />
• Kostenpflichtige Überprüfungen von Zertifizierungen<br />
• Kostenpflichtige Beratung von Handelsunternehmen<br />
• Kostenpflichtige Beratung von Zertifizierungsunternehmen<br />
• Kostenpflichtige Beratung von Anbau- und Handelsorganisationen<br />
• Kostenpflichtige Nutzung des <strong>FLP</strong>-<strong>Label</strong>s für alle Unternehmen und Organisationen,<br />
die die <strong>FLP</strong>-Beratung erfolgreich umsetzen<br />
7
• Beratung, Organisation und/oder Durchführung transdisziplinärer Agrar-Forschungsarbeiten<br />
im Bereich der Agrarethik<br />
• Einwerbung von Drittmitteln<br />
• Stabile Grundfinanzierung durch Organisationen, die ein politisches Interesse an<br />
ökologischen, sozialen und kulturellen Wirtschaftsverhältnissen haben<br />
Dr. Uwe Meier<br />
8