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Leipziger Leichenpredigten [16. und 17. Jh.] - Familienforschung ...

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Armin Tille<br />

<strong>Leipziger</strong> <strong>Leichenpredigten</strong><br />

[<strong>16.</strong> <strong>und</strong> <strong>17.</strong> <strong>Jh</strong>.]<br />

Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1906<br />

mit einer Einführung von Bernhard Pabst<br />

Bonn 2002


Schriften<br />

zur Geschichte<br />

der Familie Pabst<br />

Bd. 14<br />

Armin Tille. <strong>Leipziger</strong> <strong>Leichenpredigten</strong> [<strong>16.</strong> <strong>und</strong> <strong>17.</strong> <strong>Jh</strong>.]. Nachdruck der Ausgabe 1906 mit einer Einleitung<br />

von Bernhard Pabst. Bonn: Bernhard Pabst 2002.<br />

© für den Nachdruck 2002 by Bernhard Pabst, Bonn.


Einleitung<br />

Die vorliegende Sammlung des ehemaligen Landtagsbibliothekars in Dresden 1 Armin Tille, in<br />

der die biographischen Angaben von 138 <strong>Leipziger</strong> <strong>Leichenpredigten</strong> referiert werden,<br />

erschien erstmals in Heft 2 der Zentralstelle für deutsche Personen- <strong>und</strong> Familiengeschichte<br />

Leipzig 1906, S. 65 - 127. Sie ist nach wie vor eine wichtige Sek<strong>und</strong>ärquelle (genauer Tertiärquelle)<br />

zur <strong>Leipziger</strong> Oberschicht des <strong>16.</strong> <strong>und</strong> <strong>17.</strong> <strong>Jh</strong>. mit einer Fülle von personengeschichtlichen<br />

Informationen. Unter meinen Ahnen erscheinen bspw. Joachim Anckelmann<br />

(1592-1641) 2 , Andreas Glauch (1637-1681) 3 , die Familien Lebzelter 4 <strong>und</strong> Volckmar 5 usw.<br />

Wie alle Quellen sind auch <strong>Leichenpredigten</strong> kritisch zu würdigen <strong>und</strong> die enthaltenen<br />

Angaben wo immer möglich anhand anderer Quellen zu überprüfen. Diese Gr<strong>und</strong>regel ergibt<br />

sich bereits, wenn man sich die Umstände vergegenwärtigt, unter denen <strong>Leichenpredigten</strong><br />

entstanden. Die biographischen Angaben mussten gegenüber dem Geistlichen entweder schon<br />

zu Lebzeiten des Verstorbenen von diesem selber oder nach seinem Tode von seiner Familie<br />

gemacht werden. Dabei konnten sich leicht Ungenauigkeiten einschleichen. Als Beispiel mag<br />

die (bei Tille nicht zusammengefasste) Leichenpredigt für meinen Ahn Gottfried Welsch<br />

(1618-1690) 6 dienen, wo der Geistliche Johann Benedikt Carpzov [II.] ausführlich über<br />

dessen Studienreise nach Italien <strong>und</strong> Frankreich in den Jahren 1639-1642 berichtet, also über<br />

Ereignisse, die 1690 schon 50 Jahre zurücklagen. Die Angaben, jedenfalls zu diesem frühen<br />

Lebensabschnitt können ganz offensichtlich nur vom Vorstorbenen selbst stammen. Wir<br />

müssen davon ausgehen, dass er noch zu Lebzeiten dem künftigen Trauerredner nicht nur<br />

Notizen, sondern sogar eine entsprechende Ausarbeitung seines Lebenslaufs hat zukommen<br />

lassen. Ob er sich dabei auf sein Gedächtnis oder schriftliche Quellen gestützt hat (z.B. ein<br />

Studien- oder Tagebuch), ist nicht mehr festzustellen. Hinzu kommt, dass Verstorbene<br />

üblicherweise nach höchstens drei Tage beerdigt wurden. In dieser kurzen Zeit musste der<br />

Pfarrer seine Rede fertigstellen, es sei denn, er hatte sie zuvor schon „für die Schublade“<br />

geschrieben (ein Verfahren, dass allerdings nur bei Personen in Betracht kommt, mit derem<br />

baldigen Tod auf Gr<strong>und</strong> ihres Alters oder Erkrankung zu rechnen war). Manche Leichenpredigt<br />

spricht selbst davon, dass sie „in höchster Eil’ entworffen“ wurde 7 . Ungünstige äußere<br />

Umstände mögen hinzukommen, in Leipzig etwa das Seuchenjahr 1601, die Kriegs- <strong>und</strong><br />

Seuchenjahre 1632 <strong>und</strong> 1642 oder das Pestjahr 1680, in denen überdurchschnittlich viele<br />

Begräbnisse zu begleiten <strong>und</strong> <strong>Leichenpredigten</strong> vorzubereiten waren, die „Arbeitsbelastung“<br />

der Geistlichen entsprechend stieg. Schließlich mag der Schwerpunkt des Interesse des<br />

Pfarrers auf dem Predigtteil <strong>und</strong> weniger auf dem biographischen Teil gelegen haben.<br />

Selbstverständlich wird man auch entsprechend dem Anlass <strong>und</strong> dem Kreis der gewürdigten<br />

Verstorbenen „objektive“, kritische Hinweise zum Geehrten weder finden oder auch nur<br />

erwarten. Überwiegend handelt es sich um Verstorbene aus den „wohlhabenden Kreisen“:<br />

1<br />

So die Berufsbezeichnung im Handbuch der praktischen Genealogie von Eduard Heydenreich, Bd. 2, Leipzig:<br />

H.A. Ludwig Degener 1913, in dem Tille als einer der sieben Mitautoren genannt ist.<br />

2<br />

Kekule-Nr. 2666, näher s. Bd. 7 der Schriftenreihe (Übersicht am Ende).<br />

3<br />

Kekule-Nr. 664.<br />

4<br />

S. im o.g. Bd. 7.<br />

5<br />

Zu dieser Familie s. Bd. 23 (in Vorbereitung).<br />

6<br />

Kekule-Nr. 1332, kurz bereits im o.g. Bd. 7. Eine ausführliche Biographie ist in Vorbereitung.<br />

7<br />

So im Titel der Leichenpredigt von Pfarrer Joachim Feller für Maria Magdalena Anckelmann verh. Schmidt<br />

von Schmiedefeld: Die Rechte Glücks-Schmiede/ bey Dem letzten sehr ansehnlichen <strong>und</strong> Volckreichen Ehren-<br />

Begängniß der Wohl-Edlen <strong>und</strong> Hoch Ehr- <strong>und</strong> Tugend-reichen Matronen/ Frau Maria Magdalena/ gebohrnen<br />

Anckelmannin/ Des ... Herrn Heinrich Schmidts von Schmiedefeld/ auf Stötteritz/ Hinterlassenen Fr. Wittib ...<br />

Den 5. Decembr. dieses 1689. Jahrs in höchster Eil entworffen von L. Joachim Fellern ... [Druck:] Leipzig:<br />

Lampe [Leipzig: Lampe, Christoph Balthasar] [1692]. Tatsächlich enthält die Leichenpredigt Unplausibilitäten<br />

<strong>und</strong> Widersprüchlichkeiten, s. die Diskussion im o.g. Bd. 7.


Großkaufleute, Ratsherren, Angehörige der Universität, des <strong>Leipziger</strong> „Schöppenstuhls“, usw.<br />

Die Aufgabe des Geistlichen war (<strong>und</strong> ist), die Verstorbenen zu würdigen, die Hinterbliebenen<br />

zu trösten, das Leben der Verstorbenen als beispielgebend für die Gemeinde<br />

darzustellen. Für etwaige dunkle Punkte ist in diesem Zusammenhang kein Raum.<br />

Für die vorliegende Arbeit von Tille kommt hinzu, dass er die ihm vorliegende<br />

Sek<strong>und</strong>ärquelle „<strong>Leichenpredigten</strong>“ nochmals verdichtet <strong>und</strong> zusammenfasst, teilweise auch<br />

aus dem Lateinischen übersetzt 8 . Ein weiterer Bearbeitungsschritt, bei dem sich Übertragungsfehler<br />

ergeben können.<br />

Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf ist der Tille nach wie vor eine gerade auch genealogisch<br />

hochinteressante Quelle für Leipzig-Forscher, die den vorliegenden Nachdruck rechtfertigt.<br />

Ergänzend sind heute mindestens folgende Standardwerke beizuziehen, die auch<br />

„<strong>Leipziger</strong>“ <strong>Leichenpredigten</strong> enthalten:<br />

Lenz, Rudolf (Hrsg.). Katalog ausgewählter <strong>Leichenpredigten</strong> <strong>und</strong> sonstiger Trauerschriften<br />

in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden. Marburger Personalschriften-Forschungen<br />

Bd. 19,1. Sigmaringen: Jan Thorbecke 1995.<br />

Roth, Fritz. Restlose Auswertungen von <strong>Leichenpredigten</strong> <strong>und</strong> Personalschriften für genealogische<br />

<strong>und</strong> kulturhistorische Zwecke. Bd. 1-10 Boppard a.Rh.: Autor 1959-1980.<br />

Wecken, Friedrich (Hrsg.). Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg’schen <strong>Leichenpredigten</strong>-<br />

Sammlung. Bd. 1-4 Leipzig 1932.<br />

Weitere Nachweise zu Katalogen von <strong>Leichenpredigten</strong> finden sich in den gängigen genealogischen<br />

Handbüchern, z.B. im Ribbe/Henning 9 .<br />

Schließlich ist auf das Verzeichnis deutscher Literatur des <strong>17.</strong> <strong>Jh</strong>. (VD17), eine retrospektive<br />

Nationalbiographie, hinzuweisen, die unter der Adresse www.vd<strong>17.</strong>de im Internet veröffentlicht<br />

ist <strong>und</strong> u.a. zahlreiche Personalschriften mit Bezug zu Leipzig aus den Jahren<br />

1600-1699 nachweist. Die <strong>Leichenpredigten</strong> der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel sind<br />

unter www.hab.de recherchierbar.<br />

Mein Dank gilt dem Goethe- <strong>und</strong> Leibniz-Genealogen Arndt Richter 10 , München, der die Anregung<br />

zur vorliegenden Broschüre gegeben <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>licherweise eine Kopie der Tille’schen<br />

Arbeit zur Verfügung gestellt hat.<br />

Bonn, Juni 2002 Bernhard Pabst<br />

Unveränderter Nachdruck der Sammlung von Tille 1906<br />

[vom Abdruck wurde vorliegend abgesehen. Bei Interesse schicken Sie mir bitte ein Mail.]<br />

8 Wie seine Fussnoten zeigen, geht er durchaus quellenkritisch vor, vgl. z.B. Nr. 65, wo er auf eine Widersprüchlichkeit<br />

bzgl. des „Lüneburger“ oder „Lübecker“ „Handelsmanns Heinrich Crüger“ hinweist.<br />

9 Ribbe. <strong>Leichenpredigten</strong>. In: Ribbe, Wolfgang / Henning, Eckart. Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung<br />

10. Aufl. Neustadt a.d. Aisch 1990, S. 132-134. Die überarbeitete 12. Aufl. 2001 liegt mir noch<br />

nicht vor.<br />

10 Ein Teil seiner Forschungen sind im Internet auf www.goethe-genealogie.de zu finden.

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