Forschungsprojekt Algenrasenfilter - Institut für Umwelt und ...
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<strong>und</strong> Nährstoffzufuhr ideale Wachstumsbedingungen<br />
geboten. Eine<br />
Kippschale beim Wassereinlauf sorgt<br />
<strong>für</strong> eine permanente Wellenbewegung,<br />
was das Algenwachstum um Faktor<br />
drei verbessert. Die Algen wachsen<br />
<strong>und</strong> entziehen dem Wasser so lange<br />
Phosphor, bis sie selbst phosphorlimitiert<br />
sind.In diesem Zustand wird auch<br />
das Algenwachstum im Schwimmteich<br />
stark reduziert oder verhindert, <strong>und</strong><br />
jeder neue Phosphoreintrag während<br />
der Badesaison wird im ARF geb<strong>und</strong>en.<br />
Diese Biomanipulation setzt also<br />
nach dem Bottom-up-Prinzip an.<br />
Der ARF wurde modulartig entwickelt,<br />
die Standardmasse sind 55 cm<br />
Breite <strong>und</strong> 200 cm Länge, was 1 m 2 Algenfläche<br />
ermöglicht. Die Filter können<br />
an beliebiger Stelle positioniert<br />
werden, ideal sind ungenutzte Flachdächer<br />
mit starker Sonnenexposition.<br />
Die Hochschule Wädenswil betreibt<br />
im Gewächshaus eine Laboranlage<br />
mit sechs unabhängigen Modulen. Seit<br />
Mai 2005 läuft der Praxistest bei einem<br />
privaten Schwimmteich mit fünf Modulen.Je<br />
nach Algenwachstum werden<br />
die Algen alle zwei bis drei Wochen<br />
manuell geerntet <strong>und</strong> kompostiert,<br />
wobei ein Modul r<strong>und</strong> 100 Liter Spülwasser<br />
verbraucht.<br />
Resultate der<br />
Algenproduktion<br />
In beiden Anlagen wurden bisher<br />
Wachstumsraten von 3.2 g Algen-<br />
Trockensubstanz pro m2 <strong>und</strong> Tag gemessen.<br />
Bei einem Trockensubstanzgehalt<br />
von durchschnittlich 8 Prozent<br />
entspricht das 40 g feuchten Fadenal-<br />
Algenernge aus fünf <strong>Algenrasenfilter</strong>n nach zwei Wochen Betrieb.<br />
gen, die täglich in einem Modul heranwachsen.<br />
Laut Literaturangaben <strong>für</strong><br />
ähnliche Systeme sind bis zu zehnmal<br />
höhere Wachstumsleistungen möglich<br />
(Craggs 1996 & 2001, Kebede 2003,<br />
Mostert 1987, Schumacher 2002, Wilkie<br />
2001). Diese Werte wurden jedoch<br />
bei Algenproduktion in Agrarabwässern<br />
erreicht, wo die Algen üppig mit<br />
Nährstoffen versorgt wurden (r<strong>und</strong> 5 mg<br />
P/l).Ein Versuch zur Phosphorelimination<br />
im Tagesverlauf zeigte, dass Fadenalgen<br />
auch im nährstoffarmen Wasser<br />
der Schwimmteiche gediehen <strong>und</strong><br />
ihr Wachstum erst bei r<strong>und</strong> 5 µg P/l limitiert<br />
wurde (Brunner 2005).<br />
Sechs Wochen nach Inbetriebnahme<br />
bot sich in der Praxisanlage ein gespenstisches<br />
Bild. Sämtliche Algen<br />
waren verschw<strong>und</strong>en, die Chromstahlwannen<br />
blitzblank geputzt, kaum<br />
mehr ein Algenfädchen sichtbar.<br />
Da<strong>für</strong> tummelten sich in den Becken<br />
massenweise Eintagsfliegenlarven, die<br />
emsig Algen abgrasten. Diese Reinigungstruppe<br />
ist im Schwimmteich sehr<br />
willkommen, reinigt sie doch sämtliche<br />
Oberflächen <strong>und</strong> verhindert offensichtlich<br />
hocheffizient das Wachstum<br />
von Fadenalgen. Das Prinzip des<br />
ARF hingegen basiert auf einem Algenwachstum,<br />
in den Algenwannen<br />
können diese Frassfeinde nicht toleriert<br />
werden. Geeignete Massnahmen<br />
zu ihrer Kontrolle werden nun geprüft.<br />
Phosphorentzug<br />
Die gemessene Elimination der<br />
Labormodule lag im Februar bei r<strong>und</strong><br />
14 mgP/m2 /Tag. Berechnet man den<br />
Phosphatentzug der Algen (Algenproduktion<br />
mal Phosporgehalt), wird<br />
64 Dezember 2005, <strong>Umwelt</strong> Perspektiven, Postfach, 8127 Forch<br />
deutlich, dass die Fixierung in der Algenbiomasse<br />
r<strong>und</strong> 20 bis 70 Prozent<br />
dieses Totalentzugs ausmacht.Ein weiterer<br />
Eliminationsweg ist die chemische<br />
Fällung, bei pH-Werten über 9<br />
wird Calciumphosphat ausgefällt. Im<br />
Juli stieg der Phosphorentzug auf 60<br />
bis 250 mgP/m2 /Tag an, die stärkere<br />
Sonneneinstrahlung hatte einen messbaren<br />
Einfluss auf das Algenwachstum.<br />
Verglichen mit Literaturwerten<br />
steht diese Entzugsleistung noch in<br />
den hinteren Rängen (Craggs 1996 &<br />
2001, Jarvie 2002, Kebede 2003, Schumacher<br />
2002,Wilkie 2002).Warum waren<br />
die Module bis zu Faktor neun<br />
langsamer im P-Entzug? Mögliche<br />
Gründe sind das Faktor 10 langsamere<br />
Algenwachstum, die Faktor 500 tiefere<br />
Phosphorkonzentration im Produktionswasser<br />
<strong>und</strong> vermutlich Lichtlimitierung<br />
(Mitteleuropa verglichen mit<br />
Kalifornien). Möglich wäre auch, dass<br />
in den Systemen nicht die idealen<br />
Algenarten wuchsen. Diese sind aber<br />
durch die Algengemeinschaft im<br />
Schwimmteich vorgegeben <strong>und</strong> nicht<br />
kontrollierbar.<br />
Mobile Messtechnik<br />
Zur Kontrolle der Auswirkungen<br />
der ARF <strong>und</strong> zur schnelleren Problemfindung<br />
bei Teichsanierungen<br />
wurde ein mobiles Messsystem konzipiert,<br />
das seit März 2005 erfolgreich<br />
im Einsatz ist. Damit erhält der<br />
Schwimmteichbauer ein Instrument,<br />
das ihm eine permanente Überwachung<br />
der Schwimmteiche ermöglicht.<br />
Die Messdaten werden per Mobilfunknetz<br />
auf das Internetportal<br />
www.m2m-control.com übermittelt.<br />
Der Teichbauer überwacht die Teiche<br />
am PC <strong>und</strong> spart so Kontrollgänge.Die<br />
HSW setzt das System auch in Fischzuchtbetrieben<br />
ein,wo Sauerstoff- <strong>und</strong><br />
Temperaturwerte gemessen <strong>und</strong> alarmiert<br />
werden.<br />
Einfluss der <strong>Algenrasenfilter</strong><br />
auf den pH-Wert<br />
In der Praxisanlage in Grünen BE<br />
fliesst das Schwimmteichwasser durch<br />
einen vertikalen Kiesfilter, bevor es in<br />
die ARF-Module gepumpt wird. Erstaunlicherweise<br />
war die pH-Amplitude<br />
im Schwimmteich dreimal grösser<br />
als die des <strong>Algenrasenfilter</strong>s <strong>und</strong> mit<br />
2 pH-Einheiten sehr ausgeprägt. Die<br />
Pufferfunktion im ARF-Ablauf ist<br />
vermutlich dem vorgeschalteten Kiesfilter<br />
zuzuschreiben. Die kurze Verweilzeit<br />
von r<strong>und</strong> fünf Minuten ist ein<br />
weiterer Gr<strong>und</strong>, dass in den ARF der<br />
pH nicht weiter anstieg. In der Laboranlage<br />
an der HSW wurden im ARF-<br />
Ablauf pH-Werte bis 10.5 erreicht, bei