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Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...

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Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

<strong>Fallstudie</strong><br />

<strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong><br />

Inhalt<br />

1 ALLGEMEINES ZU KENIA 2<br />

1.1 <strong>Kenia</strong> <strong>in</strong> Zahlen 2<br />

1.2 Ressourcen 2<br />

1.3 Wirtschaft <strong>und</strong> Soziales 3<br />

1.4 Geographische Lage 3<br />

1.5 Klima 4<br />

2 PROBLEME IN DER PLANTAGENWIRTSCHAFT 5<br />

2.1 Bewässerung der Kulturen 5<br />

2.2 Bodenversalzung 5<br />

2.3 Düngung 6<br />

3 DIE BANANENKULTUR 7<br />

3.1 Wichtigkeit des Anbaus <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong> 7<br />

3.2 Botanische E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Morphologie der Pflanze 7<br />

3.3 Standortbed<strong>in</strong>gungen 9<br />

3.4 Pflanzung von Bananen 10<br />

3.5 Pflege der Bananenplantage 11<br />

3.6 Bewässerung <strong>und</strong> Düngung 13<br />

3.7 Krankheiten <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Bananenkultur 13<br />

3.8 Ernte der Bananen 14<br />

4 DIE KAFFEEKULTUR 17<br />

4.1 Wirtschaftliche Bedeutung 17<br />

4.2 Systematik 17<br />

4.3 Unterschiede zwischen Arabica <strong>und</strong> Robusta 17<br />

4.4 Aussehen <strong>und</strong> Wuchs 17<br />

4.5 Die Ansprüche des Kaffees an se<strong>in</strong>e <strong>Umwelt</strong> 18<br />

4.6 Vermehrung 18<br />

4.7 Schnitt 19<br />

4.8 Düngung 19<br />

4.9 Schädl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Pilze 19<br />

4.10 Entwicklung der Frucht 19<br />

4.11 Ernte 20<br />

4.12 Aufbereitungsverfahren 21<br />

4.13 Rösten 21<br />

5 ERKENNTNISSE AUS DER REISE NACH MOMBASA 22<br />

5.1 Soziale Strukturen der Bevölkerung 22<br />

5.2 Kulturen der Kle<strong>in</strong>bauern <strong>und</strong> deren Probleme 22<br />

5.3 Plantagen <strong>in</strong> der Nähe von Mombasa 23<br />

6 QUELLEN 24<br />

6.1 Literatur 24<br />

6.2 Internet 24<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 1 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

1 ALLGEMEINES ZU KENIA<br />

1.1 <strong>Kenia</strong> <strong>in</strong> Zahlen<br />

Fläche <strong>in</strong> qkm 580 000<br />

Bevölkerung:<br />

30 Mio<br />

Bevölkerungsdichte pro qkm 50<br />

BIP (<strong>in</strong> US$)<br />

10,36 Mrd.<br />

Zuwachsrate (<strong>in</strong> %) -0,5<br />

Landwirtschaft (<strong>in</strong> % vom BIP) 23<br />

Industrie (<strong>in</strong> % vom BIP) 16<br />

Dienstleistungen (<strong>in</strong> % vom BIP) 61<br />

Jahrese<strong>in</strong>kommen je E<strong>in</strong>wohner (<strong>in</strong> US$) 310<br />

Arbeitslosigkeit (<strong>in</strong> %)<br />

50 (geschätzt)<br />

Inflationsrate (<strong>in</strong> %) 6,2<br />

Staatse<strong>in</strong>nahmen (<strong>in</strong> US$)<br />

2,37 Mrd.<br />

Staatsausgaben (<strong>in</strong> US$)<br />

2,66 Mrd.<br />

Zahlungsbilanz (<strong>in</strong> US$)<br />

11 Mio.<br />

Auslandsverschuldung (<strong>in</strong> US$)<br />

6,56 Mrd.<br />

Devisenreserven (<strong>in</strong> US$)<br />

898 Mio.<br />

Empfangene Entwicklungshilfe (<strong>in</strong> US$) 308 Mio.<br />

Ausländische Direkt<strong>in</strong>vestitionen (<strong>in</strong> US$) 14 Mio.<br />

Energieproduktion (<strong>in</strong> Tonnen ÖE) 11,61 Mio.<br />

Energie-Import (<strong>in</strong> Tonnen ÖE)<br />

3,07 Mio.<br />

Energieverbrauch (<strong>in</strong> Tonnen ÖE) 14,5 Mio.<br />

Bev.-Wachstum/Jahr: (<strong>in</strong> %) 2,6<br />

K<strong>in</strong>dersterblichkeit: (<strong>in</strong> %) 6,6<br />

Lebenserwartung<br />

60 Jahre<br />

E<strong>in</strong>wohner pro Arzt: 5999<br />

(Quelle: Internet, erdk<strong>und</strong>e-onl<strong>in</strong>e)<br />

1.2 Ressourcen<br />

- Tee<br />

- Kaffee<br />

- Gold<br />

- Kalkste<strong>in</strong> (Zement)<br />

- Rub<strong>in</strong>e<br />

- Granate<br />

- Öl-Raff<strong>in</strong>erien<br />

- Tourismus<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 2 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

1.3 Wirtschaft <strong>und</strong> Soziales<br />

<strong>Kenia</strong> ist e<strong>in</strong> Agrarland. 75% der Bevölkerung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Landwirtschaft tätig, die meisten <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>bäuerlichen Betrieben. Diese arbeiten <strong>für</strong> den eigenen Bedarf <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Markt. Die<br />

exportorientierten Grossplantagen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> europäischer oder <strong>in</strong>discher Hand. Sie erbr<strong>in</strong>gen<br />

45% aller Exporterlöse. Die Haupterzeugnisse s<strong>in</strong>d Tee <strong>und</strong> Kaffee. Für den Eigenbedarf<br />

werden Mais, Getreide, Bohnen, Süßkartoffeln, Erdnüsse, Sesam, Bananen, <strong>für</strong> den Export<br />

Kaffee, Tee <strong>und</strong> Sisal angebaut. <strong>Kenia</strong> ist e<strong>in</strong>es der wenigen afrikanischen Länder mit<br />

nennenswerter Milchwirtschaft. Die Viehwirtschaft wird von den Massai betrieben. Die<br />

Landverteilung hat sich seit der Kolonialzeit kaum verändert. Das bedeutet, dass drei<br />

Vierteln der E<strong>in</strong>wohner nur gerade 13% der fruchtbaren Fläche zur Verfügung stehen.<br />

An Bodenschätzen werden Flußspat <strong>und</strong> Gold abgebaut. Es gibt Nahrungsmittel- <strong>und</strong> Textil-<br />

Industrie, Alum<strong>in</strong>iumwalzwerke, Erdölraff<strong>in</strong>erien, Zement- <strong>und</strong> Papierfabriken. Außer Tee<br />

<strong>und</strong> Kaffee s<strong>in</strong>d Petroleumprodukte die Hauptexportgüter des Landes. Das Land importiert<br />

große Mengen Rohöl, außerdem Fertigprodukte, die hauptsächlich aus Großbritannien,<br />

Deutschland <strong>und</strong> Japan kommen. Großbritannien, Deutschland <strong>und</strong> Uganda s<strong>in</strong>d die<br />

Hauptabsatzmärkte des Landes. <strong>Kenia</strong> bezieht Entwicklungshilfe aus Großbritannien; der<br />

größte Teil dieser Gelder wird direkt zur Schuldentilgung verwendet. Wie viele afrikanische<br />

Länder unterschrieb <strong>Kenia</strong> Mitte der 90er Jahre e<strong>in</strong> Structural Adjustment Programme des<br />

Internationalen Währungsfonds. Unstimmigkeiten zwischen der kenianischen Regierung <strong>und</strong><br />

dem Fonds führten jedoch bald zum Erlöschen des Programms. Die politisch verworrene<br />

Lage <strong>und</strong> weitverbreitete Korruption trugen zu e<strong>in</strong>er generellen Abwendung westlicher<br />

Spendenorganisationen bei. Viele dieser Dispute wurden mittlerweile beigelegt, nachdem die<br />

Moi Regierung 1999 e<strong>in</strong>ige politische Reformen durchsetzte. Dennoch bleiben westliche<br />

Investoren misstrauisch gegenüber <strong>Kenia</strong>. Großbritannien ist der wichtigste Handelspartner,<br />

gefolgt von Deutschland, Japan <strong>und</strong> den Vere<strong>in</strong>igten Arabischen Emiraten. In Afrika ist<br />

Uganda <strong>Kenia</strong>s wichtigster Exportmarkt (Internet, erdk<strong>und</strong>e-onl<strong>in</strong>e).<br />

Das Eisenbahnnetz ist 2733 km, das Straßennetz 52’000 km lang (davon 13% asphaltiert).<br />

Wichtigster Hafen ist Mombasa. Internationale Flugplätze s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nairobi <strong>und</strong> Mombasa.<br />

Die mediz<strong>in</strong>ische Versorgung ist vor allem auf dem Land unzureichend, obwohl zur<br />

Entlastung der Krankenhäuser Krankenstationen gebaut wurden. Für K<strong>in</strong>der ist die<br />

Behandlung kostenlos, ebenso wie die achtjährige Gr<strong>und</strong>schulbildung (Internet, el-puente).<br />

Viele K<strong>in</strong>der werden als Sklaven <strong>in</strong>s Ausland geschmuggelt. In <strong>Kenia</strong> selbst arbeiten drei<br />

Millionen Sechs- bis Vierzehnjährige. E<strong>in</strong>e Million ist schweren Risiken ausgesetzt:<br />

gefährlichen Chemikalien <strong>in</strong> Plantagen <strong>und</strong> M<strong>in</strong>en, Misshandlungen <strong>in</strong> Haushalten <strong>und</strong><br />

sexueller Ausbeutung im Tourismussektor. Die Gründe <strong>für</strong> die K<strong>in</strong>derarbeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

wachsenden Armut, im grossen Bevölkerungswachstum <strong>und</strong> <strong>in</strong> der starken Landflucht zu<br />

f<strong>in</strong>den (Internet, share<strong>in</strong>ternational-de).<br />

1.4 Geographische Lage<br />

34° O - 42°O / 5° N – 5° S<br />

Das Land teilt sich <strong>in</strong> vier Gebiete: Wüste im Norden, Savanne im Süden, fruchtbare Ebenen<br />

an der Küste <strong>und</strong> an den Ufern des Victoria-Sees <strong>und</strong> das Bergland im Westen.<br />

Höchster Berg: Mount Kenya 5200 m<br />

(Internet, erdk<strong>und</strong>e-onel<strong>in</strong>e)<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 3 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

1.5 Klima<br />

<strong>Kenia</strong> liegt <strong>in</strong> den Warm-Trocken-Tropen mit äquatorialen Westw<strong>in</strong>den <strong>und</strong> östlicher<br />

Passatströmung, was Sommerregen <strong>und</strong> w<strong>in</strong>terliche Passatregen zur Folge hat. Die<br />

Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 25°C, wobei die jahreszeitlichen Schwankungen<br />

kle<strong>in</strong>, die Tag-Nacht-Temperaturunterschiede jedoch gross s<strong>in</strong>d (Tag 25-30°C, Nacht 8-<br />

20°C). Die Jahresniederschlagsmengen liegen zwischen 300 <strong>und</strong> 1000 mm.<br />

Im Hochland (Nairobi) herrscht das ganze Jahr angenehmes gemässigtes Klima mit vier<br />

Jahreszeiten. Von April bis Juni <strong>und</strong> von Oktober bis November ist Regenzeit, <strong>in</strong> der es meist<br />

nachts oder am Nachmittag oder Abend regnet. In Nairobi fallen knapp 1000 mm<br />

Niederschlag pro Jahr. Die Nächte s<strong>in</strong>d oft kühl. Der Juli <strong>und</strong> der August s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er<br />

Durchschnittstemperatur um die 10°C die kältesten Monate, am wärmsten ist es mit e<strong>in</strong>er<br />

Tagestemperatur um die 25°C im Januar <strong>und</strong> Februar. Die mittlere Luftfeuchtigkeit liegt bei<br />

65%. Starke Regenfälle, aber auch höhere Temperaturen s<strong>in</strong>d am Viktoria-See vorzuf<strong>in</strong>den.<br />

An der Küste (Mombasa) ist das Klima tropisch mit kühlen Monsunw<strong>in</strong>den, von April bis Juni<br />

fällt am meisten Regen, Januar <strong>und</strong> Februar s<strong>in</strong>d die trockensten Monate. Die Temperatur<br />

schwankt zwischen 22 <strong>und</strong> 32°C, die Luftfeuchtigkeit beträgt 75% (Internet, muenchen-<strong>in</strong>fo<br />

<strong>und</strong> Internet, derreiseführer).<br />

Die Pflanzen passen sich mit Sukkulenz oder fe<strong>in</strong>gliedrigen Blättern an die Bed<strong>in</strong>gungen der<br />

Warm-Trocken-Tropen an. Dornbuschsavannen s<strong>in</strong>d typisch <strong>für</strong> diese Klimazone. Es können<br />

nur tagneutrale Pflanzen angebaut werden, da die Tageslänge das ganze Jahr durch 12 h<br />

beträgt. Der Wechsel von Trocken- <strong>und</strong> Regenzeit bestimmt den Vegetationsrhythmus der<br />

Pflanzen (Caesar, 1986; Von Blankenburg <strong>und</strong> Cremer, 1986).<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 4 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

2 PROBLEME IN DER PLANTAGENWIRTSCHAFT<br />

2.1 Bewässerung der Kulturen<br />

E<strong>in</strong>e Bewässerung ist nötig, wenn die pflanzenwirksamen Niederschläge kle<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>d als die<br />

potentielle Verdunstung. Die potentielle Verdunstung ist def<strong>in</strong>iert als die Wassermenge,<br />

welche die Pflanzen bei ständig ausreichender Wasserversorgung verdunsten würden. Im<br />

Bewässerungsbetrieb wird bei der Ermittlung des Wasserbedarfs von der aktuellen<br />

Evapotranspiration ausgegangen <strong>und</strong> von dieser der pflanzenwirksame Anteil des<br />

Niederschlags abgezogen. Der resultierende Restbedarf wird durch Bewässerung gedeckt.<br />

E<strong>in</strong> Teil dieses Wassers geht jedoch durch Verdunstung oder Versickerung im<br />

Zuleitungssystem verloren. Der Wirkungsgrad der Bewässerung schwankt zwischen 50% bis<br />

80% <strong>und</strong> ist abhängig vom Bewässerungssystem. Das erforderliche Wasser wird<br />

Oberflächengewässern oder dem Gr<strong>und</strong>wasser entnommen. Es werden auch künstliche<br />

Wasserspeicher wie Stauseen, Tanks oder Zisternen angelegt. Für die Wasserförderung<br />

kommen Schöpfgeräte, Förderanlagen mit tierischer Zugkraft oder Motorpumpen zum<br />

E<strong>in</strong>satz.<br />

Die Vorteile der Bewässerung s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e optimale Wasserversorgung der Kulturen, die auch<br />

die Ausnutzung von Licht, Wärme <strong>und</strong> Nährstoffen verbessert <strong>und</strong> die dadurch entstehende<br />

Ertragssicherheit. Allerd<strong>in</strong>gs nehmen auch die Bewirtschaftungs<strong>in</strong>tensität <strong>und</strong> die Kosten zu.<br />

Der bewässerte Boden verlangt e<strong>in</strong>e häufige Lockerung <strong>und</strong> Belüftung, er muss gedüngt <strong>und</strong><br />

möglichst unkrautfrei gehalten werden. Durch wiederkehrende Überflutungen besteht die<br />

Gefahr von Verschlämmung, Luftmangel <strong>und</strong> Auswaschung fe<strong>in</strong>er Bodenteilchen <strong>und</strong><br />

Nährstoffe. Bei Sauerstoffmangel nach der Überflutung wird die Tätigkeit der<br />

Mikroorganismen bee<strong>in</strong>trächtigt, die Bed<strong>in</strong>gungen verbessern sich beim Wasserverbrauch,<br />

verschlechtern sich aber, sobald der Boden wieder trocken wird. Es ist deshalb von Vorteil,<br />

e<strong>in</strong> Bewässerungssystem e<strong>in</strong>zusetzen, das den Boden gleichmässig feucht hält, zum<br />

Beispiel Unterflurbewässerung oder Tropfbewässerung (Caesar, 1986; Von Blankenburg <strong>und</strong><br />

Cremer, 1986).<br />

2.2 Bodenversalzung<br />

Die Versalzung der bewässerten Böden ist der grösste Schaden, der durch Bewässerung<br />

entsteht. Jährlich müssen mehr als 100'000 – 125’000 ha Boden wegen durch Bewässerung<br />

entstandener Versalzung aufgegeben werden. Der Salze<strong>in</strong>trag <strong>in</strong> den bewässerten Boden<br />

erfolgt durch die im Bewässerungswasser enthaltenen Salze, unzureichende<br />

Wasserableitung, verschlechterte Bodenstruktur durch Oberflächenverschlämmung,<br />

ungeeignete Bewässerungssysteme oder mangelhafte Fruchtfolge <strong>und</strong> Bodenbearbeitung.<br />

Ebenso zu Versalzung führen können anthropogener <strong>und</strong> atmosphärischer E<strong>in</strong>trag <strong>und</strong><br />

Verwitterung. E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit zur Versalzung ist durch Meerwasser<strong>in</strong>trusion<br />

aufgr<strong>und</strong> Überentnahme von Süsswasser aus küstennahen Brunnen gegeben. Zu<br />

Salzanreicherung im Landes<strong>in</strong>nern kann es durch W<strong>in</strong>dverfrachtungen kommen. Wegen der<br />

Aufwärtsbewegung des Wassers <strong>in</strong> ariden Verhältnissen bei <strong>in</strong>tensiver Evapotranspiration<br />

kommt es zu e<strong>in</strong>er Anreicherung der Salze an der Bodenoberfläche. Gleichzeitig nimmt die<br />

Durchlüftung <strong>und</strong> Wasserdurchlässigkeit des Bodens ab <strong>und</strong> es entstehen Verkrustungen<br />

<strong>und</strong> Risse.<br />

Nicht alle Pflanzen reagieren gleich auf den Salzgehalt des Bodens. So s<strong>in</strong>d zum Beispiel<br />

Bohnen, Karotten <strong>und</strong> Zwiebeln sehr viel salzempf<strong>in</strong>dlicher als Sp<strong>in</strong>at, Rüben, Zuckerrüben<br />

<strong>und</strong> Gerste. Aufgr<strong>und</strong> der erhöhten osmotischen Saugspannung <strong>in</strong> der Bodenlösung ist der<br />

Wasser- <strong>und</strong> Nährstoffhaushalt der Pflanze bee<strong>in</strong>trächtigt, was zu e<strong>in</strong>er Austrocknung führt.<br />

Andere Symptome von Salzschäden s<strong>in</strong>d gestauchter Wuchs <strong>und</strong> dunklere Blätter.<br />

Die Bodenversalzung kann mit schonender Bodenbearbeitung, e<strong>in</strong>er auf die Erhaltung der<br />

Bodenfruchtbarkeit ausgerichteten Fruchtfolge (Luzerne), angemessener organischer<br />

Düngung, Bodenlockerung nach Verschlämmung <strong>und</strong> guter Qualität des<br />

Bewässerungswassers (diese ist allerd<strong>in</strong>gs kaum bee<strong>in</strong>flussbar, evtl. Ausfällung von Salzen<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 5 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

oder Zugabe von m<strong>in</strong>eralischen Nährstoffen) verm<strong>in</strong>dert werden. Zudem besteht die<br />

Möglichkeit der Salzauswaschung durch Überstau (Ableitung <strong>in</strong> tiefere Schichten) oder<br />

ausreichende Entwässerung <strong>in</strong> künstlich angelegten Gräben (Caesar, 1986; Von<br />

Blankenburg <strong>und</strong> Cremer, 1986).<br />

2.3 Düngung<br />

Probleme bei der Pflanzenernährung ergeben sich e<strong>in</strong>erseits aus den hohen Salzgehalten<br />

der Böden, andererseits aus den beschränken Mitteln, die den Bauern <strong>für</strong> die Düngung zur<br />

Verfügung stehen. Durch die Wahl von an diese Bed<strong>in</strong>gungen angepassten Pflanzen können<br />

die Probleme entschärft werden. Pflanzen können sich an Nährstoffknappheit anpassen,<br />

<strong>in</strong>dem sie Nährstoffe e<strong>in</strong>lagern, ihren Bedarf reduzieren, die Wurzeloberfläche vergrössern,<br />

die Aufnahmekapazität erhöhen, durch Wurzelausscheidungen die Mobilisierung von<br />

Nährstoffen verbessern oder Stickstoff b<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong>e Verh<strong>in</strong>derung von Nährstoffverlusten<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e effiziente Nährstoffnutzung kann erreicht werden durch die Mischkultur von Nicht-<br />

Legum<strong>in</strong>osen <strong>und</strong> Legum<strong>in</strong>osen (Stickstoff-B<strong>in</strong>dung). Ebenso können P-effiziente Pflanzen<br />

Phosphat <strong>für</strong> P-<strong>in</strong>effiziente Pflanzen im Boden mobilisieren. Die Mischkultur von Pflanzen mit<br />

unterschiedlichem Wurzelsystem trägt ebenfalls zur besseren Nährstoffnutzung bei <strong>und</strong><br />

verr<strong>in</strong>gert Verluste durch Auswaschung. Die Zufuhr von organischem Material kann die<br />

Gefahr von Al-Toxizität oder P-Sorption verm<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> die Verfügbarkeit von Fe, Cu <strong>und</strong> Zn<br />

erhöhen. Die Höhe des Humusgehaltes bee<strong>in</strong>flusst die Kationenaustauschkapazität, welche<br />

wiederum Auswirkungen auf die Auswaschung der Nährstoffe hat. Nährstoffentzüge durch<br />

Ernteprodukte, Auswaschung oder Denitrifikation können durch Zufuhr von organischer<br />

Substanz oder durch Anbau von Legum<strong>in</strong>osen ausgeglichen werden, bei Böden mit<br />

ger<strong>in</strong>gem Nährstoffvorrat ist aber e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>eraldüngung unerlässlich. Bereits ger<strong>in</strong>ge<br />

Düngergaben können den Ertrag erheblich steigern. Bei der Wahl der Düngerform spielen<br />

die Reaktionen im Boden e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. So kann e<strong>in</strong>e pH-Absenkung durch Düngung<br />

mit Ammonium <strong>in</strong> Böden mit niedriger Verfügbarkeit von Fe, Mn <strong>und</strong> Zn zu deren<br />

Mobilisierung führen, <strong>in</strong> schwach gepufferten Böden h<strong>in</strong>gegen könnte die gleiche Düngung<br />

Al-Toxizität verursachen. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Temperaturen werden die Dünger schneller<br />

m<strong>in</strong>eralisiert. Die Dünger wirken aber nur, wenn der Boden genügend feucht ist (Caesar,<br />

1986; Von Blankenburg <strong>und</strong> Cremer, 1986).<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 6 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

3 DIE BANANENKULTUR<br />

3.1 Wichtigkeit des Anbaus <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong><br />

Bevor <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong> von den Briten Mais als Hauptnahrungsmittel e<strong>in</strong>geführt wurde, hatte die<br />

Banane diese Funktion <strong>in</strong>ne. Doch bereits 1969/70 betrug der Anteil der Banane an der<br />

gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche nur noch 15%. E<strong>in</strong>e Stichprobenerhebung von<br />

1977/78 bestätigte diesen Trend e<strong>in</strong>deutig. Die Abnahme an Bedeutung liegt zum Teil auch<br />

an der Zunahme der Schädl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Bananenplantagen. Heute beschränken sich die<br />

Anbaugebiete hauptsächlich auf die günstigen Gebiete <strong>in</strong> Westkenia, <strong>in</strong> der Zentralprov<strong>in</strong>z<br />

<strong>und</strong> an der Küste (Hornetz, 1981).<br />

Die Banane hat e<strong>in</strong>en relativ hohen Gehalt an wichtigen Spurenelementen <strong>und</strong> den<br />

Vitam<strong>in</strong>en A <strong>und</strong> C. Dadurch wird sie zu e<strong>in</strong>er wichtigen Ergänzung der kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />

Ernährung <strong>in</strong> den Anbauländern. In Misserntejahren könnte sie auch heute noch, anstelle<br />

von Mais oder anderen annuellen Kulturen, die Rolle als Hauptnahrungsmittel zur<br />

Ernährungssicherung übernehmen.<br />

Die Pflanzenteile der Banane können auf verschiedenste Arten genutzt werden (Beispiele<br />

der Nutzung <strong>in</strong> Ostafrika):<br />

Blätter: Mulchmaterial, Humusgr<strong>und</strong>lage, Verpackungsmaterial, Back- <strong>und</strong><br />

Kochunterlagen, Viehfutter, Dachdeckmaterial, Düngemittellieferant (nach<br />

Verbrennen)<br />

Sche<strong>in</strong>stamm: Mulchmaterial, Faserlieferant, Viehfutter<br />

Früchte: werden auf verschiedene Arten genutzt:<br />

- Kochbananen (deren Gesamtstaudenzahl gut die Hälfte des<br />

Gesamtbestandes ausmacht <strong>in</strong> Gebieten, wo sie als<br />

Hauptnahrungsmittel dienen) werden gekocht oder geröstet <strong>und</strong> ergeben<br />

dadurch e<strong>in</strong>e stärkehaltige Nahrung ("Matoke", oft als Beilage zu Fisch,<br />

Fleisch oder Gemüsen).<br />

- Obstbananen werden als Ergänzung im Speiseplan roh verzehrt.<br />

- Bananen werden häufig zum Bierbrauen genutzt.<br />

(Hornetz, 1981)<br />

3.2 Botanische E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Morphologie der Pflanze<br />

Die Banane gehört <strong>in</strong> die Familie der Musaceae. Die Literaturangaben widersprechen sich<br />

bei der Unterteilung dieser Familie. Es ist zu vermuten, dass die neueren Angaben richtig<br />

s<strong>in</strong>d, da <strong>in</strong> der älteren Literatur schon e<strong>in</strong>e mögliche Änderung angesprochen wird. Danach<br />

wird die Familie <strong>in</strong> die zwei Gattungen Musa (mit den Sektionen Eumusa, Rhodochlamys,<br />

Australimusa <strong>und</strong> Callimusa) <strong>und</strong> Ensete unterteilt. Verschiedene Autoren s<strong>in</strong>d sich<br />

allerd<strong>in</strong>gs wieder e<strong>in</strong>ig, dass <strong>für</strong> den Fruchtanbau nur die Pflanzen aus der Sektion Eumusa<br />

aus der Gattung Musa <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957; Hornetz, 1981).<br />

Bei Bananen ist der eigentliche Stamm zu e<strong>in</strong>em knolligen Rhizom umgebildet. Dieses<br />

Rhizom trägt den Sprossvegetationspunkt, der von den Ansätzen der Blattscheiden<br />

umgeben ist. Was bei der Banane als Stamm ersche<strong>in</strong>t, ist <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong>stamm,<br />

der aus sich fest umschliessenden Blattscheiden besteht. Am Ende des vegetativen<br />

Wachstums wächst die Blütenachse <strong>in</strong> der Mitte durch den Sche<strong>in</strong>stamm hoch bis zum<br />

Zentrum der Blattkrone. Die Blütenachse hat erst ab dieser Stelle e<strong>in</strong>e eigene Festigkeit, im<br />

Sche<strong>in</strong>stamm ist sie auf dessen Stützung angewiesen. Sobald die Früchte der Pflanze<br />

ausgereift s<strong>in</strong>d, stirbt die ganze Pflanze e<strong>in</strong>schliesslich des Wurzelstockes ab. Zuvor werden<br />

allerd<strong>in</strong>gs an den Ansatzstellen der untersten Blätter Schössl<strong>in</strong>gsknospen ausgebildet, die<br />

zum Zeitpunkt des Absterbens bereits ausgetrieben s<strong>in</strong>d. Diese Schössl<strong>in</strong>ge können<br />

anschliessend vom Rhizom getrennt <strong>und</strong> neu ausgepflanzt werden, oder sie bleiben stehen<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 7 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

<strong>und</strong> entwickeln sich vor Ort zu neuen ausgewachsenen Bananenstauden (Ste<strong>in</strong>hausen,<br />

1957).<br />

Abbildung 1: Morphologischer Aufbau e<strong>in</strong>er Bananenstaude (Quelle: Hornetz 1981)<br />

Die Blätter der Banane haben e<strong>in</strong>en erstaunlichen Klappmechanismus. Die Blätter s<strong>in</strong>d am<br />

Morgen <strong>und</strong> bei Regen voll ausgebreitet. Mittags <strong>und</strong> bei Trockenheit ermöglicht der<br />

Klappmechanismus, dass die beiden Blatthälften entlang der Mittelrippe heruntergefaltet<br />

werden können, so dass sich die zwei Unterseiten berühren. Durch diesen Mechanismus hat<br />

die Banane bei Wasserknappheit <strong>und</strong> starker Sonnene<strong>in</strong>strahlung e<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e<br />

Verdunstungsfläche (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Der Blütenstand wächst wie bereits erwähnt durch den gesamten Sche<strong>in</strong>stamm h<strong>in</strong>durch.<br />

Beim Zentrum der Blattkrone neigt sich der Blütenstand meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schräge oder<br />

senkrechte Lage nach unten. Bei e<strong>in</strong>igen Sorten bleibt er allerd<strong>in</strong>gs auch senkrecht stehen.<br />

Der Blütenstand ist dem Aufbau nach e<strong>in</strong>e Ähre, bestehend aus Blütengruppen (<strong>in</strong> der<br />

Fachsprache "Hände"), die spiralig um die Mittelachse angeordnet s<strong>in</strong>d. Bei den<br />

Fruchtbananen besteht e<strong>in</strong>e Hand meist aus 15-20 Blüten, die <strong>in</strong> zwei Reihen stehen. Zum<br />

Schutz jeder Hand ist e<strong>in</strong> Hochblatt vorgesehen, das meist violett, we<strong>in</strong>rot oder bräunlich<br />

gefärbt ist. Nach der Erfüllung se<strong>in</strong>er Aufgabe fällt es meist ab. Die Hände mit weiblichen<br />

Blüten werden zuerst ausgebildet; sie s<strong>in</strong>d alle <strong>in</strong> der Nähe der Basis angeordnet. Die<br />

männlichen Blüten bef<strong>in</strong>den sich an der Spitze der "Ähre". Es wurden schon bis zu 100<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 8 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

männliche Hände mit r<strong>und</strong> 1500 E<strong>in</strong>zelblüten gezählt. Die weiblichen Blüten, die am<br />

weitesten von der Basis entfernt s<strong>in</strong>d, können steril se<strong>in</strong> (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Abbildung 2: Blütenstand e<strong>in</strong>er Banane (Quelle: Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />

Auch wenn es sowohl weibliche als auch männliche Hände gibt, ist zur Fruchtbildung der<br />

Obstbanane ke<strong>in</strong>e Bestäubung erforderlich. Die parthenokarpen Früchte enthalten ke<strong>in</strong>e<br />

Samen. Die kle<strong>in</strong>en braunen Körnchen im Fruchtfleisch der Banane s<strong>in</strong>d unentwickelte<br />

Samenkörner. Fertile Bananenvarietäten bilden bis zu 20 mm grosse Samen aus. Botanisch<br />

gesehen ist die Bananenfrucht übrigens e<strong>in</strong>e Beere. Aus 6-13 weiblichen Händen pro Staude<br />

oder etwa 200 e<strong>in</strong>zelnen Blüten entwickeln sich nach der Blüte die Früchte (Hornetz, 1981;<br />

Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

3.3 Standortbed<strong>in</strong>gungen<br />

Gute Anbaugebiete <strong>für</strong> Bananen f<strong>in</strong>det man zwischen der nördlichen <strong>und</strong> südlichen 20°C-<br />

Jahresisotherme. Es gibt aber auch Anbaugebiete, die nicht <strong>in</strong> dieser Zone liegen (z.B.: Côte<br />

d'Azur). Die optimalen Temperaturbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d bei 26.5-27°C Jahresmitteltemperatur,<br />

wobei die M<strong>in</strong>imumtemperaturen nicht unter 15.5°C bzw. die Monatsmitteltemperaturen nicht<br />

unter 21°C liegen dürfen, da sonst das Wachstum gehemmt <strong>und</strong> die Blütenphase verzögert<br />

wird. Die Anbaugebiete dürfen also nicht e<strong>in</strong>er starken jahreszeitlichen Schwankung der<br />

Witterung unterliegen. Die meisten Bananenarten s<strong>in</strong>d sehr frostempf<strong>in</strong>dlich. Ihre Blätter<br />

sterben bei Temperaturen unter 0°C ab (Hornetz, 1981; Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

E<strong>in</strong> besonderes Problem bei der Bananenkultur stellt der W<strong>in</strong>d dar. Leichte W<strong>in</strong>de<br />

verursachen lediglich e<strong>in</strong> mehr oder weniger fe<strong>in</strong>es Zerschlitzen der Blätter. Dies hat jedoch<br />

zur Folge, dass die Assimilation beh<strong>in</strong>dert wird. Zudem können die zerschlissenen Blätter<br />

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Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

den hervorbrechenden Blütenstand nicht mehr ausreichend schützen. Er ist dann der Sonne<br />

viel stärker ausgesetzt, was zu Schäden führen kann. Diese Schäden stehen allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>em Verhältnis zu den Schäden, die e<strong>in</strong> starker W<strong>in</strong>d verursacht: Wenn die<br />

W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit 40km/h überschreitet, wird es <strong>für</strong> die Bananenplantagen gefährlich. Die<br />

W<strong>in</strong>de besitzen dann e<strong>in</strong>e Kraft, die ausreicht, um sämtliche Stämme e<strong>in</strong>es ganzen<br />

Bestandes umzuwerfen. Nur noch die Schössl<strong>in</strong>ge mit noch nicht entwickelten Blattkronen<br />

bleiben stehen. Bis sich e<strong>in</strong> solch geschädigter Bestand erholt hat, dauert es ca. e<strong>in</strong> Jahr.<br />

Zudem gibt es ke<strong>in</strong>en effektiven Schutz gegen den starken W<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>zig die Wahl e<strong>in</strong>es<br />

Standortes, der nicht <strong>in</strong> Gebieten mit häufigen starken W<strong>in</strong>den liegt, hat e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />

die Ereignishäufigkeit (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Für den Bananenanbau ist beim Boden vor allem die physikalische Struktur von Wichtigkeit.<br />

Da die Wurzeln der Banane nicht besonders stark s<strong>in</strong>d, darf der Boden nicht zu schwer se<strong>in</strong>,<br />

weil sich das Wurzelsystem sonst nicht im Boden ausbreiten kann. Ideal s<strong>in</strong>d tiefgründige,<br />

durchlässige, humusreiche, sandige Lehmböden mit e<strong>in</strong>em guten Wasserhaltevermögen.<br />

Zudem sollten die Böden nährstoffreich <strong>und</strong> gut durchlüftet se<strong>in</strong>. Es gibt nicht viele Gebiete,<br />

die all diese Bodenansprüche erfüllen. Deshalb s<strong>in</strong>d Landreserven solcher Art <strong>in</strong> den<br />

Anbaugebieten seit längerer Zeit rar. Bananen werden heute auf verschiedensten Böden<br />

angebaut, was durch angepasste Bearbeitungs- <strong>und</strong> Kulturmassnahmen möglich wurde. E<strong>in</strong><br />

kompakter, schlecht durchlüfteter Boden kommt aber nach wie vor nicht <strong>für</strong> den Anbau <strong>in</strong><br />

Frage, da die Bananenwurzeln diese Böden nicht durchdr<strong>in</strong>gen können.<br />

Durchnässte Böden können mit e<strong>in</strong>em etwa 120 cm tiefen Grabensystem entwässert<br />

werden. Dadurch entsteht e<strong>in</strong>e zirka 60-80 cm dünne belüftete Erdschicht, die <strong>für</strong> den<br />

Bananenanbau ausreicht, da die Bananen Flachwurzler s<strong>in</strong>d. Bezüglich der Bodenreaktion<br />

ist die Banane anpassungsfähig. Sie gedeiht <strong>in</strong> Böden mit e<strong>in</strong>em pH zwischen 4,5 <strong>und</strong> 8<br />

problemlos (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

3.4 Pflanzung von Bananen<br />

Zur Vermehrung der Banane bieten sich zwei gr<strong>und</strong>legend verschiedene Möglichkeiten an:<br />

Die Vermehrung durch Knollen <strong>und</strong> die Vermehrung durch Schössl<strong>in</strong>ge. Bei der Vermehrung<br />

mit Hilfe von Knollen können ganze Knollen gepflanzt werden, die so behandelt wurden,<br />

dass sie nur noch e<strong>in</strong> bis vier triebfähige Augen tragen. E<strong>in</strong>e Knolle wiegt allerd<strong>in</strong>gs 20 bis<br />

30 kg, was e<strong>in</strong>e Pflanzmaterialmenge von 11 t je Hektar ergibt. Deshalb werden oft nur 1.5-2<br />

kg schwere Knollenstücke, sogenannte Bits, ausgepflanzt. E<strong>in</strong>e grosse Knolle wird mit e<strong>in</strong>em<br />

scharfen Messer so zerschnitten, dass jedes Stück zwei bis drei Augen trägt. In Gebeiten mit<br />

vielen tierischen <strong>und</strong> pilzlichen Schädl<strong>in</strong>gen wird allerd<strong>in</strong>gs von dieser Methode abgeraten,<br />

da die Schnittflächen ungeschützte E<strong>in</strong>trittsstellen darstellen.<br />

E<strong>in</strong>e andere Methode ist die Vermehrung aus Schössl<strong>in</strong>gen. Dabei werden meist etwa 6-8<br />

Monate alte Schössl<strong>in</strong>ge von ihren Mutterpflanzen getrennt. Die Stärkereserve des<br />

Schössl<strong>in</strong>gsrhizoms hat zu dieser Zeit ihr Maximum erreicht. Der Schössl<strong>in</strong>g wird<br />

anschliessend auf e<strong>in</strong>e Länge von zirka 20 cm gekürzt. Dabei wird auch die Blütenanlage<br />

zerstört. Manchmal wird noch mit e<strong>in</strong>em speziellen Instrument <strong>in</strong> den Stamm gebohrt, damit<br />

die Blütenanlage sicherlich abstirbt. Aus diesem Schössl<strong>in</strong>gsteil entwickelt sich sehr schnell<br />

e<strong>in</strong>e neue Staude. Je nach Anbauer werden auch kle<strong>in</strong>ere Schössl<strong>in</strong>ge zur Vermehrung<br />

verwendet. Dabei wird nur die Blattkrone entfernt, so dass die Blütenanlage erhalten bleibt.<br />

Nach e<strong>in</strong>er gewissen Erholungszeit wächst der schon vorhandene Schössl<strong>in</strong>g weiter. Diese<br />

Zeitspanne ist allerd<strong>in</strong>gs viel länger als die Entwicklungszeit der stärkeren Schössl<strong>in</strong>ge,<br />

wodurch die Pflanzen aus stärkeren Schössl<strong>in</strong>gen meist früher tragen.<br />

Die Knollen werden bei beiden Vermehrungsmethoden gänzlich von den Wurzeln befreit, da<br />

diese sowieso absterben würden. Dadurch würden sie e<strong>in</strong>e geeignete Angriffsstelle <strong>für</strong><br />

Schädl<strong>in</strong>ge aller Art bieten (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Bei der Pflanzung der Knollen oder der Schössl<strong>in</strong>ge werden die Löcher je nach Pflanzgut<br />

<strong>und</strong> Anbauregion <strong>in</strong> unterschiedlichen Grössen ausgehoben. Meist schwankt der<br />

Lochdurchmesser zwischen 50 <strong>und</strong> 75 cm <strong>und</strong> die Tiefe liegt im Bereich von 50-60 cm. Das<br />

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Abteilung Hortikultur<br />

ausgehobene Material kann vor dem Auffüllen der Löcher mit organischem oder<br />

m<strong>in</strong>eralischem Dünger vermischt werden, was die Pflanzen <strong>in</strong> der Anwachsphase<br />

unterstützt. In den trockenen Gebieten <strong>Kenia</strong>s wird e<strong>in</strong> Loch mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 1.5<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Tiefe von 0.9 m ausgehoben. Heftige Niederschläge können sich nach der<br />

Pflanzung im lockeren Boden um die Wurzeln sammeln, was e<strong>in</strong>e Wasseransammlung <strong>in</strong><br />

diesem Bereich zur Folge hat.<br />

Die Pflanzweiten s<strong>in</strong>d sehr vom Kultursystem abhängig. Zum Teil werden dabei bis zu fünf<br />

Schössl<strong>in</strong>ge pro Pflanze belassen, was viel weitere Pflanzdistanzen fordert. Es ist deshalb<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, dass die Anzahl Pflanzen pro Hektare zwischen 200 <strong>und</strong> 3000 Pflanzen<br />

schwankt (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

3.5 Pflege der Bananenplantage<br />

Früher wurde der Boden <strong>in</strong> den Bananenplantagen oft durch Bodenbearbeitungen offen<br />

gehalten. Heute ist das Mulchen <strong>in</strong> den Plantagen sehr bedeutsam: Es dient zur<br />

gleichmässigen Infiltration des Regen- <strong>und</strong> Bewässerungswassers <strong>und</strong> verr<strong>in</strong>gert zugleich<br />

die Bodenwasserverdunstung. Zudem verbessert die Mulchschicht die Bodentemperatur,<br />

fördert die Bodenfauna, verh<strong>in</strong>dert e<strong>in</strong> Unkrautwachstum <strong>und</strong> regt die Humusbildung an. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Mulchschicht von etwa 30 cm Dicke ist es meist möglich, zwei Jahre lang auf e<strong>in</strong>e<br />

Bodenbearbeitung zu verzichten. Als Mulchmaterial eignen sich abgestorbene oder<br />

ausgereifte Bananenblätter, abgeschlagene Schössl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> alte Sche<strong>in</strong>stämme. Da dieses<br />

Material oft nicht <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e genügende Abdeckung ausreicht, muss zusätzliches Material<br />

herangeschafft werden. Dazu eignet sich zum Beispiel abgeerntetes Gras. Der<br />

Arbeitsaufwand dieser Methode wird allerd<strong>in</strong>gs dadurch beim Aufbau e<strong>in</strong>er neuen<br />

Mulchschicht sehr hoch.<br />

Als Alternative bietet sich die Ansaat von kurzlebigen Legum<strong>in</strong>osen an. Dabei ist darauf zu<br />

achten, dass die Wachstumsperiode <strong>in</strong> die Hauptregenzeit fällt, da dann <strong>für</strong> die Bananen<br />

sicherlich genügend Wasser vorhanden ist (Hornetz, 1981; Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Die Regelung des Schössl<strong>in</strong>gswachstums ist e<strong>in</strong>e Arbeit, die nur im Bananenanbau gemacht<br />

werden muss. Lässt man alle Schössl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>er Pflanzstelle stehen, entwickelt sich schnell<br />

e<strong>in</strong>e grosse Menge von neuen Stämmen. Dadurch wird die Plantage überfordert, was e<strong>in</strong>e<br />

mangelhafte Fruchtqualität zur Folge hat.<br />

Das Schneiden der Schössl<strong>in</strong>ge wird durch geschultes Personal mit e<strong>in</strong>em Spaten gemacht.<br />

Es muss auch beachtet werden, dass ke<strong>in</strong>e Wasserschosse stehen gelassen werden, da<br />

diese Schosse ke<strong>in</strong>e ausreichende Fruchtqualität liefern. Diese Wasserschosse s<strong>in</strong>d<br />

dadurch zu erkenner, dass sie von Anfang an breite Blätter entwickeln <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en<br />

zyl<strong>in</strong>drischen Stamm haben (anstatt e<strong>in</strong>en leicht konischen). Sie müssen direkt am<br />

Knollengewebe abgetrennt werden, da nur so garantiert werden kann, dass sie nicht mehr<br />

austreiben.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 11 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


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Abteilung Hortikultur<br />

Abbildung 3: Schössl<strong>in</strong>ge der Banane, A: guter Schössl<strong>in</strong>g, B: Wasserschössl<strong>in</strong>g (Quelle:<br />

Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />

E<strong>in</strong> ideales Schoss tritt etwa e<strong>in</strong>e Handbreite neben dem Mutterschoss aus dem Boden.<br />

Zudem muss es <strong>in</strong> mechanisierten Anlagen <strong>in</strong> der Reihe stehen. Würde e<strong>in</strong>fach irgende<strong>in</strong><br />

Schoss genommen, egal ob <strong>in</strong> oder zwischen den Reihen, wäre die Plantage schon nach<br />

kurzer Zeit nicht mehr befahrbar.<br />

Durch die Schössl<strong>in</strong>gsregulierung kann zudem der Haupterntezeitpunkt der Plantage<br />

gesteuert werden. Will man e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Ernte erreichen, ist das Verfahren relativ<br />

e<strong>in</strong>fach. Immer nach e<strong>in</strong>em gewissen Zeitraum wird wieder e<strong>in</strong> junger Schössl<strong>in</strong>g an der<br />

Mutterstaude stehen gelassen. Je günstiger die Standortverhältnisse s<strong>in</strong>d, desto kürzer kann<br />

diese Periode gewählt werden. Die Kont<strong>in</strong>uität wird dadurch erreicht, dass jede<br />

Bananenstaude e<strong>in</strong>e etwas längere oder kürzere Entwicklungszeit hat als die andere <strong>und</strong> die<br />

Standortbed<strong>in</strong>gungen nicht überall genau gleich s<strong>in</strong>d. Dadurch ist bereits die Ernte der<br />

ersten Früchte auf mehrere Monate verteilt <strong>und</strong> schon nach kurzer Zeit kann kont<strong>in</strong>uierlich<br />

geerntet werden. Wird beispielsweise alle drei Monate e<strong>in</strong> Schössl<strong>in</strong>g stehen gelassen, so<br />

s<strong>in</strong>d im Jahr etwa vier Ernten pro Staude möglich. Natürlich ist das <strong>in</strong> der Natur nicht ganz so<br />

e<strong>in</strong>fach wie <strong>in</strong> der Theorie, da die Plantage von der Witterung abhängig ist. Zudem wird die<br />

Entwicklungszeit der Staude von e<strong>in</strong>er "Generation" zur anderen stets etwas länger.<br />

Mit etwas mehr Erfahrung kann mit der Schössl<strong>in</strong>gsregulierung e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Haupterntezeitpunkt erreicht werden. Da die Entwicklungszeit allerd<strong>in</strong>gs von vielen Faktoren<br />

bee<strong>in</strong>flusst wird, ist diese Methode sehr schwierig anzuwenden. Die Gründe <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e solche<br />

Schössl<strong>in</strong>gsregulierung s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich:<br />

- In Jamaika müssen die Bananenkulturen zur Zeit der Hurrikane sehr niedrig se<strong>in</strong>, damit<br />

die Plantagen ke<strong>in</strong>en grossen Schaden nehmen. Dies wird mit der Schössl<strong>in</strong>gsregulierung<br />

bewusst so term<strong>in</strong>iert.<br />

- Auf den Kanaren entwickeln sich die Bananen, die im Mai <strong>und</strong> Juni blühen, zu<br />

missgestalteten Früchten, da die Witterung zu dieser Zeit nicht ideal ist. Durch die<br />

Schössl<strong>in</strong>gsregulierung wird bewusst verh<strong>in</strong>dert, dass Stauden zu dieser Zeit blühen.<br />

- In Australien gibt es Anbaugebiete, die zur Regenzeit durch Überschwemmungen vom<br />

Bananenabnehmer abgeschnitten s<strong>in</strong>d. Es wird natürlich versucht, <strong>in</strong> dieser Zeit möglichst<br />

wenig reife Früchte zu haben.<br />

- In allen Anbaugebieten, wo der Preis regelmässigen Schwankungen unterliegt, wird durch<br />

die Schössl<strong>in</strong>gsregulierung gezielt e<strong>in</strong> Erntezeitpunkt mit hohen Preisen angesteuert.<br />

(Hornetz, 1981; Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 12 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


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Abteilung Hortikultur<br />

3.6 Bewässerung <strong>und</strong> Düngung<br />

Über den Wasserbedarf werden <strong>in</strong> der Literatur verschiedene Angaben gemacht. Meist<br />

handelt es sich um Zahlen zwischen 2000 <strong>und</strong> 5000 mm Niederschlag pro Jahr, der verteilt<br />

über das ganze Jahr fällt. Bei ger<strong>in</strong>geren Niederschlagsmengen oder ungleicher Verteilung<br />

über das Jahr ist e<strong>in</strong>e Zusatzbewässerung nötig, so dass die Plantage wöchentlich 25-44<br />

mm Wasser erhält. Es gibt aber auch Aussagen, wonach bereits 50 bis 100 mm<br />

Niederschlag pro Monat (600-1000 mm Jahresniederschlag) ausreichen sollten (Hornetz,<br />

1981).<br />

Die Banane hat e<strong>in</strong>en relativ ger<strong>in</strong>gen Wurzelraum im Verhältnis zu ihrem Pflanzenvolumen.<br />

Als schnellwüchsige Pflanze muss sie <strong>in</strong>nerhalb von wenigen Monaten den hohen<br />

Sche<strong>in</strong>stamm, die grosse Blattkrone <strong>und</strong> die mächtigen Bananenbündel aufbauen. Deshalb<br />

ist <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e Bananenkultur viel Nährstoff im Boden nötig. Nur etwa zwei Drittel der<br />

Nährstoffmenge bleibt als Ernterückstände (Sche<strong>in</strong>stamm <strong>und</strong> Blattkrone) auf dem Feld<br />

zurück. Der restliche Drittel wird mit den Früchten aus dem Feld entfernt. Es handelt sich<br />

dabei um e<strong>in</strong>e beträchtliche Mengen Nährstoffen, die nachgeliefert werden muss, damit der<br />

Boden nicht verarmt. Über die genauen Mengen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Literatur verschiedene Angaben<br />

zu f<strong>in</strong>den, je nach Sorte <strong>und</strong> Boden des Anbaugebietes. E<strong>in</strong> Bodenuntersuch <strong>in</strong> der Plantage<br />

kann genauen Aufschluss über die benötigten Düngermengen geben. In<br />

Düngungsversuchen wurde e<strong>in</strong> ideales Nährstoffverhältnis von N : P 2 O 5 : K 2 O = 4,7 : 1 : 22<br />

ermittelt. Daraus ist ersichtlich, dass Bananen e<strong>in</strong>en relativ hohen Anteil an Kalium <strong>für</strong> die<br />

ideale Entwicklung benötigen.<br />

Meist werden die Nährstoffe der Bananenkultur <strong>in</strong> m<strong>in</strong>eralischer Form zugeführt. E<strong>in</strong>e<br />

organische Düngung hat allerd<strong>in</strong>gs den Vorteil, dass damit der Humusgehalt des Bodens<br />

verbessert werden kann. Für die grossen Plantagen müssten aber riesige Mengen dieser<br />

Dünger herangeschafft werden, was meist nicht möglich ist (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

3.7 Krankheiten <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> der Bananenkultur<br />

Die grössten Verluste <strong>in</strong> der Bananenkultur entstehen durch die Panamakrankheit. Sie wird<br />

durch den Pilz Fusarium cubense verursacht, der <strong>in</strong> fast allen Anbaugebieten vorhanden ist.<br />

Der Pilz lebt im Boden <strong>und</strong> dr<strong>in</strong>gt über geschwächte oder beschädigte Wurzeln <strong>in</strong> die<br />

Pflanzen e<strong>in</strong>. Danach verbreitet er sich im Rhizom <strong>und</strong> auch <strong>in</strong> den oberirdischen Teilen der<br />

Pflanze. Dabei verursacht er das charakteristische Krankheitsbild: Die Ränder der äusseren<br />

(also der älteren) Blätter verfärben sich gelb. Dieser Rand breitet sich schnell bis zur<br />

Mittelrippe aus, wodurch das Blatt abstirbt. Schon nach e<strong>in</strong> bis zwei Tagen knickt der<br />

Blattstiel etwa e<strong>in</strong>e Handbreite über der Ansatzstelle am Sche<strong>in</strong>stamm. Dieser Vorgang<br />

wiederholt sich bei den jüngeren Blättern, bis die gesamte Pflanze abgestorben ist. Der Pilz<br />

kann so <strong>in</strong>nerhalb von kurzer Zeit ganze Bestände vernichten. Er entwickelt sich unabhängig<br />

von Standort- <strong>und</strong> <strong>Umwelt</strong>verhältnissen, wird allerd<strong>in</strong>gs durch häufigen <strong>und</strong> krassen Wechsel<br />

von Bodennässe <strong>und</strong> –trockenheit <strong>und</strong> durch e<strong>in</strong>en pH-Wert unter 5,5 gefördert. Zudem s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>ige Bananenvarietäten resistent gegen die Krankheit. E<strong>in</strong>e Bekämpfung der Krankheit ist<br />

nur durch die Rodung der befallenen <strong>und</strong> der umliegenden Stauden möglich. Dabei ist der<br />

Hygiene besondere Beachtung zu schenken, damit sich die Krankheit nicht noch weiter<br />

ausbreitet (Hornetz, 1981; Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Auch zahlreiche andere Krankheiten können die Banane befallen, wobei ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e solche<br />

Wichtigkeit wie die Panamakrankheit erreicht. E<strong>in</strong>ige der Krankheiten s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> gewissen<br />

Anbaugebieten vertreten, andere f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> nahezu allen Regionen. Oft werden sie durch<br />

Viren oder Bakterien verursacht <strong>und</strong> können deshalb nur durch gute Hygiene e<strong>in</strong>geschränkt<br />

werden.<br />

Neben der Panamakrankheit ist nur die Sigatoka-Blattfleckenkrankheit e<strong>in</strong>e durch e<strong>in</strong>en Pilz<br />

verursachte Krankheit, die e<strong>in</strong>e gewisse Wichtigkeit hat. Die Infektion erfolgt an der<br />

Unterseite der jüngsten Blätter. Zuerst bilden sich w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong>e gelb-grüne Flecken, aus<br />

welchen sich nach sieben bis neun Tagen zirka 1 cm lange Streifen bilden. Später werden<br />

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Abteilung Hortikultur<br />

die erkrankten Flecken hellgrau. Bei starkem Befall vere<strong>in</strong>igen sich die e<strong>in</strong>zelnen Flecken zu<br />

ganzen Komplexen. Selbst bei e<strong>in</strong>em solchen Befall werden nur 10% der Blattfläche direkt<br />

durch den Pilz zerstört. Doch da durch den Pilz auch Gefässbündel zerstört werden, setzt e<strong>in</strong><br />

Fleck am parallelnervigen Blatt das ganze Gewebe bis zum Blattrand h<strong>in</strong> ausser Funktion.<br />

Der Pilz kann erfolgreich mit Fungiziden bekämpft werden. Da der Pilz nur die jüngsten<br />

Blätter befällt, hat sich e<strong>in</strong> Fungizide<strong>in</strong>satz pro Monat bewährt. Diese Spritzungen treiben<br />

allerd<strong>in</strong>gs die Produktionskosten enorm <strong>in</strong> die Höhe (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Bei den tierischen Schädl<strong>in</strong>gen hat sich vor allem der Bananenbohrkäfer als gefährlich<br />

erwiesen. Er ernährt sich vom Gewebe des Bananenrhizoms. E<strong>in</strong> Befall von Schössl<strong>in</strong>gen<br />

oder jungen Pflanzen hat meist das Absterben der Pflanze zur Folge. Ältere Stauden<br />

überstehen gewöhnlich die durch den Käfer verursachten Schäden. An den Frassstellen<br />

können allerd<strong>in</strong>gs Infetionskrankheiten (z.B. die Panamakrankheit) e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen, was zu weit<br />

grösseren Schäden führt. Zur Bekämpfung wurden <strong>in</strong> manchen Gebieten erfolgreich<br />

Nützl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Andere Schädl<strong>in</strong>ge von grosser Bedeutung s<strong>in</strong>d kaum bekannt (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

3.8 Ernte der Bananen<br />

Die <strong>für</strong> den Export bestimmten Früchte werden grün geerntet, da sie nch e<strong>in</strong>en relativ langen<br />

Transportweg vor sich haben. Je nach Transportstrecke, werden sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

entsprechenden Reifestadium geerntet. Diese Stadien s<strong>in</strong>d an der Form des Querschnittes<br />

der Frucht erkennbar. Grob kann gesagt werden, je eckiger der Fruchtquerschnitt, desto<br />

unreifer wurde die Frucht geerntet. Doch auch <strong>für</strong> den Konsum <strong>in</strong> den Produktionsländern<br />

werden die Früchte nicht an der Staude belassen, bis sie vollständig ausgereift s<strong>in</strong>d, da die<br />

Früchte sonst e<strong>in</strong>e wesentliche E<strong>in</strong>busse an Aroma <strong>und</strong> Saftgehalt erleiden (Ste<strong>in</strong>hausen,<br />

1957).<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 14 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


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Abteilung Hortikultur<br />

Abbildung 4: Erntereifes Bananenbündel (Quelle: Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />

Zur Ernte werden lange Stäbe mit Stossmessern verwendet, da die Fruchtstände<br />

(sogenannte Bündel) <strong>in</strong> bis zu vier Metern Höhe hängen. Zuerst werden die Blätter der<br />

Staude, die <strong>in</strong> die Nachbarpflanzen hängen, entfernt. Danach wird die Staude auf der<br />

richtigen Höhe angestochen, so dass die Staude langsam knickt <strong>und</strong> die Früchte dadurch im<br />

Bodennähe gelangen. Dabei muss die Spitze des Fruchtstandes (von e<strong>in</strong>er zweiten Person)<br />

aufgefangen werden, damit sie nicht auf den Boden prallt <strong>und</strong> dabei beschädigt wird.<br />

Anschliessend wird der Bündel von der Staude getrennt <strong>und</strong> meist von e<strong>in</strong>em Träger zur<br />

nächsten "Sammelstelle" gebracht. Dort werden die Strünke der Bündel sauber<br />

abgeschnitten <strong>und</strong> beschädigte Hände entfernt. Die abgeerntete Staude wird je nach Betrieb<br />

direkt über dem Rhizom oder e<strong>in</strong>en Meter über Boden abgeschnitten <strong>und</strong> liegen gelassen.<br />

Die Staude dient zuerst als Mulchmaterial, wird aber relativ schnell abgebaut <strong>und</strong> eventuell<br />

bei der nächsten Bodenbearbeitung e<strong>in</strong>gearbeitet (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 15 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


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Abteilung Hortikultur<br />

Abbildung 5: Bananenernte <strong>in</strong> Kolumbien (Quelle: Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />

Die Bananen werden gekühlt <strong>in</strong> das Bestimmungsland transportiert, damit sie auf dem Weg<br />

nicht reifen. Dabei soll die Temperatur möglichst tief se<strong>in</strong>, wobei aber zubeachten ist, dass<br />

zu tiefe Temperaturen zu Schäden an den Früchten führen. Ausreifen dürfen die Früchte erst<br />

im Bestimmungsland <strong>in</strong> speziellen Bananenreifereien. Dort werden die Bündel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geschlossenen Raum aufgehängt <strong>und</strong> unter kontrollierten Bed<strong>in</strong>gungen (Temperatur,<br />

Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> bestimmter Ethylengehalt der Luft) zum Ausreifen gebracht<br />

(Ste<strong>in</strong>hausen, 1957).<br />

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4 DIE KAFFEEKULTUR<br />

4.1 Wirtschaftliche Bedeutung<br />

Der Kaffee nimmt wertmässig nach dem Erdöl die 2. Stelle im Welthandel e<strong>in</strong>. (Schröder,<br />

1991). Drei Viertel des Weltbedarfs wird mit Coffea arabica gedeckt.<br />

In <strong>Kenia</strong> ist der Kaffeeanbau e<strong>in</strong> wichtiger Landwirtschaftszweig. Die <strong>Kenia</strong>ner konsumieren<br />

selbst kaum Kaffee. Praktisch die gesamte Produktion gelangt deshalb <strong>in</strong> den Export. Es<br />

existieren etwa 300000 Plantagen, die <strong>in</strong> 150 Genossenschaften zusammengeschlossen<br />

s<strong>in</strong>d. Der Staat kauft den Rohkaffee auf <strong>und</strong> verkauft diesen bei Versteigerungen an die<br />

zugelassenen Exporteure weiter.<br />

4.2 Systematik<br />

Der Kaffee gehört zur Familie der Rubiaceae (Rötegewächse). Wirtschaftliche Bedeutung<br />

besitzen nur zwei Arten: Coffea arabica <strong>und</strong> Coffea canephora. Diese werden gewöhnlich<br />

nur als Arabica oder als Robusta bezeichnet.<br />

4.3 Unterschiede zwischen Arabica <strong>und</strong> Robusta<br />

Kaffee aus Arabica-Bohnen ist milder, aromatischer <strong>und</strong> nicht so bitter. Die Bohnen der<br />

Arabica s<strong>in</strong>d flacher, länger <strong>und</strong> haben e<strong>in</strong>en gew<strong>und</strong>enen E<strong>in</strong>schnitt. Jene der Robusta<br />

haben h<strong>in</strong>gegen e<strong>in</strong>e konvexere <strong>und</strong> r<strong>und</strong>lichere Form, der E<strong>in</strong>schnitt ist fast gerade. Wie der<br />

Name schon sagt ist die Robusta etwas widerstandsfähiger als die Arabica, sowohl gegen<br />

Parasiten als auch gegen Krankheiten <strong>und</strong> Hitze. Die Arabica reagiert besonders empf<strong>in</strong>dlich<br />

gegenüber dem Kaffeerost (Hemileia vastatrix). Nur <strong>in</strong> den Plantagen auf über 900 Metern<br />

Höhe lässt sich dieser Pilz erfolgreich bekämpfen. Dies erklärt, warum die Arabica-Plantagen<br />

hauptsächlich auf 900-2000 Metern Höhe angelegt werden. Die Robusta wächst h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong><br />

Höhen von 200- 300 Metern <strong>in</strong> etwas wärmeren <strong>und</strong> feuchteren Gegenden.<br />

Abbildung 6: Die Bohnen der zwei bekanntesten Kaffeearten.<br />

L<strong>in</strong>ks: Coffea arabica mit dem geschwungenen E<strong>in</strong>schnitt. Rechts: Coffea canephora mit<br />

e<strong>in</strong>em geraden E<strong>in</strong>schnitt (Quelle: Illy, 1993)<br />

4.4 Aussehen <strong>und</strong> Wuchs<br />

Natürlicherweise wächst die Kaffeepflanze baumförmig. In den Plantagen wird ihr aber durch<br />

den Schnitt e<strong>in</strong>e strauchartige Form mit teilweise mehreren Stämmen aufgezwungen. E<strong>in</strong>e<br />

wild aufwachsende Pflanze kann e<strong>in</strong>e Höhe von 8-10 Metern erreichen, während sie <strong>in</strong> den<br />

Plantagen kle<strong>in</strong>er gehalten wird, um Pflege <strong>und</strong> Ernte zu erleichtern. In se<strong>in</strong>em vegetativen<br />

Aufbau weicht der Kaffeestrauch von anderen Pflanzen durch die Bildung von zwei Arten von<br />

Achselknospen ab. Am aufrecht wachsenden Hauptspross sitzen e<strong>in</strong>ige Millimeter oberhalb<br />

jedes Blattes „primäre“ Knospen, aus denen die horizontal wachsenden, fruchttragenden<br />

Seitentriebe hervorgehen. Zwischen primärer Knospe <strong>und</strong> Ansatz des Blattstiels werden die<br />

schlafenden Augen angelegt. Durch Abschneiden oder Umbiegen des Hauptsprosses<br />

treiben diese aus. Sie bilden nur steil aufwärts wachsende Triebe.<br />

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Abteilung Hortikultur<br />

Die Blätter wachsen gepaart e<strong>in</strong>ander gegenüber, s<strong>in</strong>d 10-15 cm lang, oval oder<br />

lanzenförmig. Sie haben e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive, dunkelgrüne Farbe, ihre Oberfläche ist glänzend <strong>und</strong><br />

fleischig. Mit ihrem leicht gewellten Rand ähneln sie e<strong>in</strong>em Lorbeerblatt. Die Blüten s<strong>in</strong>d<br />

weiss <strong>und</strong> verströmen e<strong>in</strong>en angenehmen Duft. Die Ste<strong>in</strong>frucht erreicht e<strong>in</strong>en Durchmesser<br />

von etwa 15 mm <strong>und</strong> zeigt bei voller Reife e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensiv rote Farbe. Jede Frucht hat<br />

normalerweise zwei Samen. Die Wurzeln der Kaffeepflanze dr<strong>in</strong>gen bis etwa e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb<br />

Meter <strong>in</strong> den Erdboden e<strong>in</strong>.<br />

4.5 Die Ansprüche des Kaffees an se<strong>in</strong>e <strong>Umwelt</strong><br />

Alle <strong>für</strong> den menschlichen Genuss <strong>in</strong> Frage kommenden Arten stammen ursprünglich aus<br />

den tropischen Zonen Afrikas. Der natürliche Standort der Kaffeepflanze ist die<br />

Unterholzregion des Tropenwaldes. So bevorzugt der Kaffeebaum W<strong>in</strong>druhe, möglichst<br />

gleichmässigen Temperaturverlauf <strong>und</strong> erhöhte Luftfeuchtigkeit.<br />

Kaffee ist <strong>in</strong> hohem Masse frostempf<strong>in</strong>dlich. Während Frost am Äquator unter 2500 Metern<br />

Höhe nicht auftaucht, kann er sich <strong>in</strong> den Tropen auch bei 100-200 Metern bilden.<br />

Ideal s<strong>in</strong>d Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 20 <strong>und</strong> 25°C. Die Niederschläge<br />

liegen idealerweise bei 1500-2000 mm pro Jahr. Wenn sie unter 1000 mm s<strong>in</strong>ken, ist der<br />

Erfolg der Plantage <strong>in</strong> Frage gestellt. Die Pflanzen ertragen starke Sonne nur wenige<br />

St<strong>und</strong>en am Tag. Die Sonnene<strong>in</strong>strahlung lässt sich dosieren, <strong>in</strong>dem <strong>für</strong> die Plantagen<br />

günstig gelegene Hänge ausgesucht oder sogenannte Schattenbäume gepflanzt werden. Es<br />

handelt sich hierbei vorwiegend um Legum<strong>in</strong>osen mit e<strong>in</strong>er ausladenden Krone, welche<br />

zwischen den Kaffeesträuchern wachsen. Die Schattenbäume schützen die Kaffeepflanzen<br />

auch vor Frostschäden, die durch den nächtlichen Rauhreif entstehen können. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

verm<strong>in</strong>derten Sonnene<strong>in</strong>strahlung fällt die Ernte aber weniger reich aus <strong>und</strong> die Gefahr von<br />

Pilzkrankheiten nimmt zu.<br />

Plantagen s<strong>in</strong>d zudem empf<strong>in</strong>dlich gegen W<strong>in</strong>d, denn die Zweige der Kaffeesträucher s<strong>in</strong>d<br />

nicht besonders kräftig. Nur die kle<strong>in</strong>en Äste können bei Beschädigungen nachwachsen.<br />

Der Boden muss fruchtbar, tiefgründig <strong>und</strong> möglichst leicht säurehaltig se<strong>in</strong>. Besonders<br />

geeignet s<strong>in</strong>d Böden, welche sich aus oft meterdicken Ablagerungen vulkanischer Aschen<br />

gebildet haben.<br />

4.6 Vermehrung<br />

Neue Kaffeepflanzen entstehen entweder durch Aussaat, durch Steckl<strong>in</strong>ge oder durch<br />

Pfropfen. Die Samen werden auf humusreiche Erde gelegt <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er leichten Schicht<br />

Erde bedeckt. Für die Vermehrung durch Steckl<strong>in</strong>ge dürfen nur steil aufwärtswachsende<br />

Triebe verwendet werden. Die Zweige werden <strong>in</strong> 10 cm kle<strong>in</strong>e Stücke geschnitten, wobei<br />

sich auf jedem Stück e<strong>in</strong> Blätterpaar bef<strong>in</strong>den muss. Dann halbiert man sie der Länge nach.<br />

Das Blatt, das auf jedem Stück geblieben ist, wird e<strong>in</strong> wenig gestutzt. Sobald das sechste<br />

Blätterpaar gewachsen ist <strong>und</strong> bevor sich die Seitenzweige bilden, werden die Pflanzen<br />

endgültig <strong>in</strong> den vorher von Ste<strong>in</strong>en befreiten <strong>und</strong> gut gedüngten Boden gesetzt. Von der<br />

Pflanzung bis zu e<strong>in</strong>er lohnenden Vollernte vergehen 7 bis 8 Jahre. Die Erträge steigern sich<br />

zunächst, nehmen dann aber nach ungefähr 15 bis 20 Jahren wieder ab. E<strong>in</strong>zelne, gut<br />

gepflegte Bäume können bis zu 50 Jahren ertragsfähig bleiben.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 18 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

4.7 Schnitt<br />

Für das Schneiden des Kaffeebaumes gibt es mehrere Gründe. Nicht alle Zweige s<strong>in</strong>d<br />

fruchttragend. Der Baum soll zur stetigen Neubildung möglichst langer e<strong>in</strong>jähriger Triebe<br />

angeregt werden. Weiter ist es zweckmässig, den Baum auf e<strong>in</strong>er arbeitsgerechten Höhe zu<br />

halten, damit sich die Kulturarbeiten rationell durchführen lassen. Ebenso wird mit dem<br />

Schnitt e<strong>in</strong>e harmonische Ast- <strong>und</strong> Zweigverteilung angestrebt, was zu e<strong>in</strong>er besseren<br />

Durchlüftung führt <strong>und</strong> W<strong>in</strong>dbruchschäden vorbeugt.<br />

Der Kaffeestrauch wurde früher mit e<strong>in</strong>em Hauptstamm gezogen. Das Beschneiden der<br />

Seitenzweige erfordert viel Arbeit <strong>und</strong> Erfahrung. Heute wird daher das Mehrstammsystem<br />

vorgezogen. Durch das Herunterb<strong>in</strong>den des Hauptstammes werden mehrere steil aufrecht<br />

wachsende Triebe gebildet. Gewöhnlich lässt man vier stehen, von denen jedes Jahr e<strong>in</strong>er<br />

entfernt wird. Gleichzeit wird e<strong>in</strong> neuer als Ersatz nachwachsen. Noch e<strong>in</strong>facher ist es,<br />

jährlich jede vierte Reihe bis auf den Stammstumpf zurückzuschneiden, aus dem dann<br />

schnell neue steil aufrecht wachsende Triebe wachsen. Bei dieser Methode liefern nur zwei<br />

von vier Reihen e<strong>in</strong>en Ertrag.<br />

4.8 Düngung<br />

Wenige andere tropische Wirschaftspflanzen entziehen dem Boden <strong>in</strong> so hohem Masse<br />

Nahrungsstoffe wie der Kaffee, was e<strong>in</strong>e entsprechende Düngung notwendig macht. Durch<br />

die Rodung von Urwaldböden gehen grosse Mengen an organischem Material verloren. Der<br />

wenige Humus des Bodens unterliegt zusätzlich e<strong>in</strong>em sehr raschen Abbau. Deshalb ist es<br />

unbed<strong>in</strong>gt nötig, immer wieder organisches Material zuzuführen.<br />

4.9 Schädl<strong>in</strong>ge <strong>und</strong> Pilze<br />

Es ist unvermeidlich, dass die Kulturpflanzen <strong>in</strong> den Tropen <strong>und</strong> Subtropen gegenüber<br />

denen <strong>in</strong> gemässigten Zonen ungleich stärkeren Angriffen von Krankheiten <strong>und</strong> Schädl<strong>in</strong>gen<br />

ausgesetzt s<strong>in</strong>d, weil Mikroorganismen <strong>und</strong> Schad<strong>in</strong>sekten <strong>in</strong> den Tropen ausgezeichnete<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen haben. Wärme <strong>und</strong> Feuchtigkeit begünstigen ihr Wachstum.<br />

E<strong>in</strong> besonders ungeliebter Schädl<strong>in</strong>g ist der Kaffeekirschenkäfer, der <strong>in</strong> jedem<br />

Kaffeeanbaugebiet der Erde vorkommt. Er bohrt sich an der Ansatzstelle der Blütenkrone <strong>in</strong><br />

den Kaffee e<strong>in</strong> <strong>und</strong> legt hier se<strong>in</strong>e Eier ab.<br />

Der gefährlichste pilzliche Erreger ist der Kaffeerost, welcher im vorigen Jahrh<strong>und</strong>ert ganze<br />

Anbaugebiete zum Erliegen gebracht hat.<br />

4.10 Entwicklung der Frucht<br />

Die Blütezeit der Kaffeepflanze hängt von der Häufigkeit der Niederschläge ab, denn zwei<br />

Wochen nach jedem Regenfall blüht der Strauch auf. Es s<strong>in</strong>d also so viele Ernten notwendig,<br />

wie es Blütezeiten, d. h. Regenfälle gegeben hat. Je gleichmässiger die Niederschläge im<br />

Verlauf des Jahres verteilt s<strong>in</strong>d, desto ausgedehnter ist die Blüte <strong>und</strong> damit auch die Zeit der<br />

Reife. Längere Trockenperioden s<strong>in</strong>d <strong>für</strong> den Anbau jedoch günstiger, da dann der Regen<br />

e<strong>in</strong> gleichzeitiges Öffnen der Blüte auslöst <strong>und</strong> die Beeren <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er kurzen Periode<br />

reifen.<br />

Der grösste Anteil der Blüten bef<strong>in</strong>det sich an e<strong>in</strong>jährigen holzigen Zweigen. Je älter das<br />

Holz ist, umso ger<strong>in</strong>ger ist se<strong>in</strong>e Fruchtbarkeit. Die weissen Blüten öffnen sich nur kurz.<br />

Innerhalb von 2 bis 3 St<strong>und</strong>en muss die Bestäubung erfolgen. An diesem Vorgang s<strong>in</strong>d<br />

sowohl W<strong>in</strong>d als auch Insekten beteiligt. Die Fremdbestäubung ist nur bei der Coffea<br />

canephora erforderlich, während sich die Blüten der Coffea arabica selbst befruchten. Nach<br />

der Blüte entwickelt sich sehr schnell e<strong>in</strong>e grünfarbene Frucht. Nach 6-12 Wochen Reifung<br />

hat sie ihre endgültige Grösse erreicht. In den letzten Wochen ändert sich die Farbe der<br />

Früchte, zuerst werden sie gelb <strong>und</strong> dann leuchtendrot. Wenn sie nicht rechtzeitig gepflückt<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 19 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

werden, verfärben sie sich granatrot <strong>und</strong> dann bräunlich, das Fruchtfleisch <strong>und</strong> die Schale<br />

trocknen e<strong>in</strong>, die Früchte werden hart <strong>und</strong> fallen schliesslich ab.<br />

Abbildung 7: Zweig e<strong>in</strong>es Kaffeestrauchs mit allen Reifenphasen der Kaffeefrucht: Von der<br />

Blüte bis zur Reife (Quelle: Illy, 1993)<br />

4.11 Ernte<br />

In Zeiten, <strong>in</strong> denen die Kaffeepreise sehr niedrig s<strong>in</strong>d, ernten die Pflücker nur die trockenen,<br />

auf dem Boden liegenden Früchte. Die sorgfältigere <strong>und</strong> deshalb teurere Ernte erfolgt nach<br />

dem sogenannten Pick<strong>in</strong>g-System. In Abständen von mehreren Wochen werden die reifen,<br />

dunkelroten Früchte e<strong>in</strong>zeln gepflückt <strong>und</strong> die unreifen auf dem Strauch belassen. E<strong>in</strong>e<br />

andere sehr weit verbreitete Methode ist das Stripp<strong>in</strong>g. Bei dieser Erntemethode wartet man<br />

ab, bis die meisten Früchte reif s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> streift sie dann, vom Zweigansatz nach aussen,<br />

von den Zweigen ab <strong>und</strong> lässt sie auf den Boden fallen oder fängt sie <strong>in</strong> Körben auf. Diese<br />

weitverbreitete Erntemethode begünstigt e<strong>in</strong>erseits den Befall durch <strong>in</strong> der Erde bef<strong>in</strong>dliche<br />

Mikroorganismen. Andererseits gelangen ebenso überreife <strong>und</strong> unreife Früchte <strong>in</strong>s Erntegut.<br />

Überreife Früchte können zu gären beg<strong>in</strong>nen. Es vergärt nicht nur das Fruchtfleisch, sondern<br />

auch der Kern wird durch die Fermentation bee<strong>in</strong>trächtigt. E<strong>in</strong>e nicht ausgereifte Frucht hat<br />

nur e<strong>in</strong>en bitteren <strong>und</strong> weitaus weniger aromatischen Geschmack. In den letzten zehn<br />

Jahren s<strong>in</strong>d jedoch elektronische Auslesemasch<strong>in</strong>en entwickelt worden, die schlechte<br />

Früchte aus eiligen Stripp<strong>in</strong>g-Ernten grösstenteils aussortieren können.<br />

In vielen Ländern, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Brasilien, hat man oft versucht, die Ernte zu<br />

mechanisieren. Diese Masch<strong>in</strong>en reissen jedoch zusammen mit den Früchten auch e<strong>in</strong>en<br />

Grossteil der Blätter ab. Die Schäden an den Pflanzen s<strong>in</strong>d oft erheblich.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 20 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

Abbildung 8: Männer <strong>und</strong> Frauen bei der Kaffeernte (Quelle: Illy, 1993)<br />

4.12 Aufbereitungsverfahren<br />

Nach der Ernte wird der Kaffee speziell aufbereitet, denn nur so ist er versand- <strong>und</strong><br />

lagerfähig. Da<strong>für</strong> muss die gesamte Umhüllung des eigentlichen Samens der Kaffeefrüchte<br />

entfernt werden.<br />

4.12.1 Die trockene Aufbereitung<br />

Mit dieser Methode entsteht der „natürliche“ Kaffee. Die ganze Frucht wird während bis zu 20<br />

Tagen getrocknet, bis sich die <strong>in</strong> ihr enthaltenen Bohnen trocken <strong>und</strong> rückstandsfrei<br />

herausschälen lassen.<br />

4.12.2 Nasse Aufbereitung<br />

Mit dieser Methode entsteht der „gewaschene“ Kaffee. Dieses Verfahren f<strong>in</strong>det dort<br />

Anwendung, wo das Trocknen schwierig ist.<br />

Die Früchte werden von Hand gepflückt <strong>und</strong> mit den Verarbeitungsmasch<strong>in</strong>en entkernt. Die<br />

Bohnen s<strong>in</strong>d aber noch mit e<strong>in</strong>er Pergamenthaut <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Schleimschicht umhüllt. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Gärung löst sich diese Schleimschicht von der Pergamenthaut. Die Bohnen gelangen<br />

dazu <strong>in</strong> zirka e<strong>in</strong> Meter tiefe Wannen. Der Gärungsprozess wird durch die natürliche<br />

Feuchtigkeit der Schleimschicht oder die Zugabe von Wasser <strong>in</strong> Gang gesetzt. Nach dem<br />

Abtrennen der Schleimschicht enthalten die Bohnen 50% Feuchtigkeit, die durch Trocknung<br />

auf etwa 12% reduziert wird.<br />

4.13 Rösten<br />

Der grüne Kaffee ist fast unbegrenzt lagerfähig. Zur Entwicklung des Aromas wird der<br />

Rohkaffe bei 200 bis 250°C geröstet. Das Rösten muss im Verbrauchsland stattf<strong>in</strong>den, da<br />

der geröstete Kaffe auch bei guter Verpackung schnell an Aroma verliert.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 21 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

5 ERKENNTNISSE AUS DER REISE NACH MOMBASA<br />

5.1 Soziale Strukturen der Bevölkerung<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Arbeiter der Bamburi Zementfabrik kann <strong>in</strong> etwa mit e<strong>in</strong>em Monatslohn von<br />

50$ rechnen. Kaderleute erhalten 100 - 250$.<br />

In der Hoffnung auf e<strong>in</strong>en höheren Lebensstandard zogen viele E<strong>in</strong>heimische <strong>in</strong> die Nähe<br />

der Städte Nairobi <strong>und</strong> Mombasa. Infolge der hohen Arbeitslosigkeit sehen sich die<br />

Menschen nun aber gezwungen sich als Kle<strong>in</strong>bauern selbst zu versorgen. Die wenigsten<br />

betreiben wirklich Landwirtschaft aus Interesse an der Agronomie, sondern hoffen auf e<strong>in</strong>en<br />

besseren Job <strong>in</strong> der Stadt. Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass das meiste Land den<br />

Geme<strong>in</strong>den gehört. Die Bauern s<strong>in</strong>d deshalb nicht sonderlich motiviert zu <strong>in</strong>vestieren <strong>und</strong> die<br />

Kulturen s<strong>in</strong>d grössenteils schlecht gepflegt.<br />

5.2 Kulturen der Kle<strong>in</strong>bauern <strong>und</strong> deren Probleme<br />

Hauptsächlich werden Mais, Süsskartoffeln <strong>und</strong> Maniok (Kassava) angebaut, ergänzt mit<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bananenstauden <strong>und</strong> Papaya.<br />

Der Mais leidet während der regenarmen Zeit schnell unter Trockenstress. Andere Pflanzen,<br />

wie beispielsweise die Hirse, wären den klimatischen Gegebenheiten besser angepasst. Die<br />

Menschen lassen sich aber nicht vom Maisanbau abbr<strong>in</strong>gen; zu fest ist er <strong>in</strong> ihrem Denken<br />

verankert. Der Erfolg der Ernte hängt stark vom Aussaatzeitpunkt ab. Gelangt der Samen<br />

bereits zu Beg<strong>in</strong>n der Regenzeit <strong>in</strong> die Erde, so kann er am längsten vom Wasser der<br />

Regenfälle profitieren. Es ist jedoch schwierig den optimalen Zeitpunkt abzuschätzen, da die<br />

Regenzeit nicht immer zur gleichen Zeit im Jahr e<strong>in</strong>setzt. Viele Kulturen werden deshalb<br />

leider zu spät angelegt.<br />

Die Böden s<strong>in</strong>d meist sehr arm an Stickstoff. Die Düngung wird jedoch oft vernachlässigt.<br />

Wie entsprechende Versuche am Kenya Agricultural Research <strong>Institut</strong>e (KARI) belegen,<br />

könnten durch den Gebrauch von organischen Düngern oder den E<strong>in</strong>satz von Legum<strong>in</strong>osen<br />

die Erträge erheblich gesteigert werden.<br />

Zur Bekämpfung des ge<strong>für</strong>chteten Maiszünslers setzt das KARI auf die Zucht resistenter<br />

Sorten <strong>und</strong> auf die Gentechnik. Herr Haller, e<strong>in</strong> Schweizer Tropenagronom, erhofft sich<br />

dagegen das Problem mit der Zwischene<strong>in</strong>saat von Napiergras zu lösen. Napiergras soll auf<br />

die Maiszünsler attraktiver als der Mais wirken <strong>und</strong> so den Schädl<strong>in</strong>g von der Kulturpflanze<br />

weglocken. Sobald sich der Maiszünsler <strong>in</strong>s Blatt gefressen hat, scheidet das Napiergras e<strong>in</strong><br />

Harz aus, welches die Gänge verstopft <strong>und</strong> den Schädl<strong>in</strong>g ersticken lässt.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem stellt die Maiskultur vieler Kle<strong>in</strong>bauern an Hanglagen dar. Der Boden<br />

bleibt lange Zeit unbedeckt <strong>und</strong> ist somit e<strong>in</strong>er vermehrten Erosion ausgesetzt.<br />

Problematisch ist auch die Sortenwahl. Hybridsorten wachsen zwar schneller <strong>und</strong> ertragen<br />

das Klima besser. Die Samen lassen sich jedoch nicht weiterkultivieren <strong>und</strong> müssen jedes<br />

Jahr neu gekauft werden.<br />

Nach Angaben des KARI s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>folge der hohen Temperaturen Arbeiten im Sommer (Januar<br />

bis Februar) nur zwischen 7:00 <strong>und</strong> 10:00 Uhr möglich. 60% se<strong>in</strong>es Arbeitsaufwandes<br />

verwendet der Bauer <strong>für</strong> das Jäten. In vielen Farmen wird diese Arbeit augensche<strong>in</strong>lich<br />

vernachlässigt.<br />

Der Pflanzenschutz muss sich gänzlich anderen Herausforderungen stellen als <strong>in</strong> unseren<br />

Breitengraden. In der Nähe der Shimba Hills, e<strong>in</strong>es Nationalparks, gefährden vor allem<br />

Elefanten die Kulturen der Bauern. Aber auch Affen können Schäden anrichten. Versuche<br />

zur Abschreckung mit Gummischlangen scheiterten bisher an der Intelligenz der Tiere. Zum<br />

Schutz vor Insekten wenden die Bauern e<strong>in</strong>e Brühe aus den Blättern des Neem-Baumes <strong>und</strong><br />

aus Chilischoten an.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 22 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

5.3 Plantagen <strong>in</strong> der Nähe von Mombasa<br />

Nördlich von Mombasa s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Sisal Plantagen zu f<strong>in</strong>den. Die Agaven-Pflanzen bilden<br />

jährlich 12- 15 Blätter, die nach 2 Jahren zur Fasergew<strong>in</strong>nung geerntet werden. Bei der Ernte<br />

werden von Hand an der Basis jeweils so viele Blätter abgeschnitten, dass <strong>für</strong> das weitere<br />

Wachstum noch genügend Assimilationsmasse stehen bleibt. Im Alter von 12- 15 Jahren<br />

geht die Pflanze aus der vegetativen <strong>in</strong> die Blühphase über <strong>und</strong> stirbt nach dem Blühen ab.<br />

(Lötschert, 1992)<br />

Bananenplantagen lassen sich <strong>in</strong> Küstennähe nur wenige f<strong>in</strong>den. Der Anbau konzentriert<br />

sich vor allem auf das Hochland <strong>in</strong> der Gegen von Nairobi. Pflanzenmaterial ist rar. Mit <strong>in</strong>-<br />

Vitro lassen sich dagegen <strong>in</strong> relativ kurzer Zeit viele Jungpflanzen produzieren. Diese<br />

zeichnen sich aus durch Virusfreiheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>heitlichen Wuchs. In-Vitro Bananen s<strong>in</strong>d vor<br />

allem <strong>für</strong> Grossplantagen <strong>in</strong>teressant <strong>und</strong> weniger <strong>für</strong> die Kle<strong>in</strong>bauern.<br />

Weiter befand sich auch e<strong>in</strong>e Mango-Plantage <strong>in</strong> der Nähe. Der Betriebsleitung unterlief<br />

allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong> fataler Planungsfehler: Die gewählte Sorte blüht genau während der<br />

Regenzeit, was jeweils e<strong>in</strong>e ungenügende Befruchtung zur Folge hat. Die Erträge s<strong>in</strong>d<br />

deshalb so kle<strong>in</strong>, dass die Anlage unrentabel ist.<br />

Abbildung 9: Sisalplantage an der Küste <strong>Kenia</strong>s<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 23 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>


Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

6 QUELLEN<br />

6.1 Literatur<br />

Caesar, K. :<br />

Hornetz, B:<br />

Illy F. <strong>und</strong> R.:<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> den tropischen <strong>und</strong> subtropischen Pflanzenbau. DLG-<br />

Verlag, Frankfurt (Ma<strong>in</strong>), 1986<br />

Möglichkeiten der Ernährungssicherung durch Zusatzbewässerung,<br />

gezeigt am Beispiel des Bananenanbaues im Küstengebeit Kenyas,<br />

Geographische Gesellschaft Trier, Trier, 1981<br />

Kaffee von der Bohne zum Expresso, Edition Spangenberg, München,<br />

1993<br />

Lötschert, W. <strong>und</strong> Beese, G.: Pflanzen der Tropen, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München,<br />

1992<br />

Rehm, S.; Espig, G.: Die Kulturpflanzen der Tropen <strong>und</strong> Subtropen, Verlag Eugen<br />

Ulmer,1996<br />

Rothfos, B.: Kaffee Die Produktion, GORDIAN-Max Rieck GmbH, Hamburg, 1979<br />

Schröder, R.: Kaffee, Tee <strong>und</strong> Kardamom, Verlag Eugen Ulmer, 1991<br />

Ste<strong>in</strong>hausen, W.:<br />

Die Banane, Anbau <strong>und</strong> Düngung, Ruhr-Stickstoff Aktiengesellschaft,<br />

Bochum, 1957<br />

Von Blanckenburg, P.; Cremer, H. : Handbuch der Landwirtschaft <strong>und</strong> Ernährung <strong>in</strong> den<br />

Entwicklungsländern. 2. Aufl. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 1986<br />

6.2 Internet<br />

- www.el-puente.de/projekte/afrika/kenia/kenia.htm<br />

- www.erdk<strong>und</strong>e-onl<strong>in</strong>e.de/0781.htm<br />

- www.derreisefuehrer.com/data/ke/ke400.asp<br />

- www.muenchen-<strong>in</strong>fo.com/kenia/3-3.htm<br />

- www.share<strong>in</strong>ternational-de.org/hefte_2000/0009_k<strong>in</strong>derarbeit.htm<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 24 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>

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