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Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...

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Hochschule Wädenswil<br />

Abteilung Hortikultur<br />

5 ERKENNTNISSE AUS DER REISE NACH MOMBASA<br />

5.1 Soziale Strukturen der Bevölkerung<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Arbeiter der Bamburi Zementfabrik kann <strong>in</strong> etwa mit e<strong>in</strong>em Monatslohn von<br />

50$ rechnen. Kaderleute erhalten 100 - 250$.<br />

In der Hoffnung auf e<strong>in</strong>en höheren Lebensstandard zogen viele E<strong>in</strong>heimische <strong>in</strong> die Nähe<br />

der Städte Nairobi <strong>und</strong> Mombasa. Infolge der hohen Arbeitslosigkeit sehen sich die<br />

Menschen nun aber gezwungen sich als Kle<strong>in</strong>bauern selbst zu versorgen. Die wenigsten<br />

betreiben wirklich Landwirtschaft aus Interesse an der Agronomie, sondern hoffen auf e<strong>in</strong>en<br />

besseren Job <strong>in</strong> der Stadt. Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, dass das meiste Land den<br />

Geme<strong>in</strong>den gehört. Die Bauern s<strong>in</strong>d deshalb nicht sonderlich motiviert zu <strong>in</strong>vestieren <strong>und</strong> die<br />

Kulturen s<strong>in</strong>d grössenteils schlecht gepflegt.<br />

5.2 Kulturen der Kle<strong>in</strong>bauern <strong>und</strong> deren Probleme<br />

Hauptsächlich werden Mais, Süsskartoffeln <strong>und</strong> Maniok (Kassava) angebaut, ergänzt mit<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bananenstauden <strong>und</strong> Papaya.<br />

Der Mais leidet während der regenarmen Zeit schnell unter Trockenstress. Andere Pflanzen,<br />

wie beispielsweise die Hirse, wären den klimatischen Gegebenheiten besser angepasst. Die<br />

Menschen lassen sich aber nicht vom Maisanbau abbr<strong>in</strong>gen; zu fest ist er <strong>in</strong> ihrem Denken<br />

verankert. Der Erfolg der Ernte hängt stark vom Aussaatzeitpunkt ab. Gelangt der Samen<br />

bereits zu Beg<strong>in</strong>n der Regenzeit <strong>in</strong> die Erde, so kann er am längsten vom Wasser der<br />

Regenfälle profitieren. Es ist jedoch schwierig den optimalen Zeitpunkt abzuschätzen, da die<br />

Regenzeit nicht immer zur gleichen Zeit im Jahr e<strong>in</strong>setzt. Viele Kulturen werden deshalb<br />

leider zu spät angelegt.<br />

Die Böden s<strong>in</strong>d meist sehr arm an Stickstoff. Die Düngung wird jedoch oft vernachlässigt.<br />

Wie entsprechende Versuche am Kenya Agricultural Research <strong>Institut</strong>e (KARI) belegen,<br />

könnten durch den Gebrauch von organischen Düngern oder den E<strong>in</strong>satz von Legum<strong>in</strong>osen<br />

die Erträge erheblich gesteigert werden.<br />

Zur Bekämpfung des ge<strong>für</strong>chteten Maiszünslers setzt das KARI auf die Zucht resistenter<br />

Sorten <strong>und</strong> auf die Gentechnik. Herr Haller, e<strong>in</strong> Schweizer Tropenagronom, erhofft sich<br />

dagegen das Problem mit der Zwischene<strong>in</strong>saat von Napiergras zu lösen. Napiergras soll auf<br />

die Maiszünsler attraktiver als der Mais wirken <strong>und</strong> so den Schädl<strong>in</strong>g von der Kulturpflanze<br />

weglocken. Sobald sich der Maiszünsler <strong>in</strong>s Blatt gefressen hat, scheidet das Napiergras e<strong>in</strong><br />

Harz aus, welches die Gänge verstopft <strong>und</strong> den Schädl<strong>in</strong>g ersticken lässt.<br />

E<strong>in</strong> weiteres Problem stellt die Maiskultur vieler Kle<strong>in</strong>bauern an Hanglagen dar. Der Boden<br />

bleibt lange Zeit unbedeckt <strong>und</strong> ist somit e<strong>in</strong>er vermehrten Erosion ausgesetzt.<br />

Problematisch ist auch die Sortenwahl. Hybridsorten wachsen zwar schneller <strong>und</strong> ertragen<br />

das Klima besser. Die Samen lassen sich jedoch nicht weiterkultivieren <strong>und</strong> müssen jedes<br />

Jahr neu gekauft werden.<br />

Nach Angaben des KARI s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>folge der hohen Temperaturen Arbeiten im Sommer (Januar<br />

bis Februar) nur zwischen 7:00 <strong>und</strong> 10:00 Uhr möglich. 60% se<strong>in</strong>es Arbeitsaufwandes<br />

verwendet der Bauer <strong>für</strong> das Jäten. In vielen Farmen wird diese Arbeit augensche<strong>in</strong>lich<br />

vernachlässigt.<br />

Der Pflanzenschutz muss sich gänzlich anderen Herausforderungen stellen als <strong>in</strong> unseren<br />

Breitengraden. In der Nähe der Shimba Hills, e<strong>in</strong>es Nationalparks, gefährden vor allem<br />

Elefanten die Kulturen der Bauern. Aber auch Affen können Schäden anrichten. Versuche<br />

zur Abschreckung mit Gummischlangen scheiterten bisher an der Intelligenz der Tiere. Zum<br />

Schutz vor Insekten wenden die Bauern e<strong>in</strong>e Brühe aus den Blättern des Neem-Baumes <strong>und</strong><br />

aus Chilischoten an.<br />

Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 22 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>

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