Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...
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Hochschule Wädenswil<br />
Abteilung Hortikultur<br />
3 DIE BANANENKULTUR<br />
3.1 Wichtigkeit des Anbaus <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong><br />
Bevor <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong> von den Briten Mais als Hauptnahrungsmittel e<strong>in</strong>geführt wurde, hatte die<br />
Banane diese Funktion <strong>in</strong>ne. Doch bereits 1969/70 betrug der Anteil der Banane an der<br />
gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche nur noch 15%. E<strong>in</strong>e Stichprobenerhebung von<br />
1977/78 bestätigte diesen Trend e<strong>in</strong>deutig. Die Abnahme an Bedeutung liegt zum Teil auch<br />
an der Zunahme der Schädl<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> den Bananenplantagen. Heute beschränken sich die<br />
Anbaugebiete hauptsächlich auf die günstigen Gebiete <strong>in</strong> Westkenia, <strong>in</strong> der Zentralprov<strong>in</strong>z<br />
<strong>und</strong> an der Küste (Hornetz, 1981).<br />
Die Banane hat e<strong>in</strong>en relativ hohen Gehalt an wichtigen Spurenelementen <strong>und</strong> den<br />
Vitam<strong>in</strong>en A <strong>und</strong> C. Dadurch wird sie zu e<strong>in</strong>er wichtigen Ergänzung der kle<strong>in</strong>bäuerlichen<br />
Ernährung <strong>in</strong> den Anbauländern. In Misserntejahren könnte sie auch heute noch, anstelle<br />
von Mais oder anderen annuellen Kulturen, die Rolle als Hauptnahrungsmittel zur<br />
Ernährungssicherung übernehmen.<br />
Die Pflanzenteile der Banane können auf verschiedenste Arten genutzt werden (Beispiele<br />
der Nutzung <strong>in</strong> Ostafrika):<br />
Blätter: Mulchmaterial, Humusgr<strong>und</strong>lage, Verpackungsmaterial, Back- <strong>und</strong><br />
Kochunterlagen, Viehfutter, Dachdeckmaterial, Düngemittellieferant (nach<br />
Verbrennen)<br />
Sche<strong>in</strong>stamm: Mulchmaterial, Faserlieferant, Viehfutter<br />
Früchte: werden auf verschiedene Arten genutzt:<br />
- Kochbananen (deren Gesamtstaudenzahl gut die Hälfte des<br />
Gesamtbestandes ausmacht <strong>in</strong> Gebieten, wo sie als<br />
Hauptnahrungsmittel dienen) werden gekocht oder geröstet <strong>und</strong> ergeben<br />
dadurch e<strong>in</strong>e stärkehaltige Nahrung ("Matoke", oft als Beilage zu Fisch,<br />
Fleisch oder Gemüsen).<br />
- Obstbananen werden als Ergänzung im Speiseplan roh verzehrt.<br />
- Bananen werden häufig zum Bierbrauen genutzt.<br />
(Hornetz, 1981)<br />
3.2 Botanische E<strong>in</strong>teilung <strong>und</strong> Morphologie der Pflanze<br />
Die Banane gehört <strong>in</strong> die Familie der Musaceae. Die Literaturangaben widersprechen sich<br />
bei der Unterteilung dieser Familie. Es ist zu vermuten, dass die neueren Angaben richtig<br />
s<strong>in</strong>d, da <strong>in</strong> der älteren Literatur schon e<strong>in</strong>e mögliche Änderung angesprochen wird. Danach<br />
wird die Familie <strong>in</strong> die zwei Gattungen Musa (mit den Sektionen Eumusa, Rhodochlamys,<br />
Australimusa <strong>und</strong> Callimusa) <strong>und</strong> Ensete unterteilt. Verschiedene Autoren s<strong>in</strong>d sich<br />
allerd<strong>in</strong>gs wieder e<strong>in</strong>ig, dass <strong>für</strong> den Fruchtanbau nur die Pflanzen aus der Sektion Eumusa<br />
aus der Gattung Musa <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d (Ste<strong>in</strong>hausen, 1957; Hornetz, 1981).<br />
Bei Bananen ist der eigentliche Stamm zu e<strong>in</strong>em knolligen Rhizom umgebildet. Dieses<br />
Rhizom trägt den Sprossvegetationspunkt, der von den Ansätzen der Blattscheiden<br />
umgeben ist. Was bei der Banane als Stamm ersche<strong>in</strong>t, ist <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong>stamm,<br />
der aus sich fest umschliessenden Blattscheiden besteht. Am Ende des vegetativen<br />
Wachstums wächst die Blütenachse <strong>in</strong> der Mitte durch den Sche<strong>in</strong>stamm hoch bis zum<br />
Zentrum der Blattkrone. Die Blütenachse hat erst ab dieser Stelle e<strong>in</strong>e eigene Festigkeit, im<br />
Sche<strong>in</strong>stamm ist sie auf dessen Stützung angewiesen. Sobald die Früchte der Pflanze<br />
ausgereift s<strong>in</strong>d, stirbt die ganze Pflanze e<strong>in</strong>schliesslich des Wurzelstockes ab. Zuvor werden<br />
allerd<strong>in</strong>gs an den Ansatzstellen der untersten Blätter Schössl<strong>in</strong>gsknospen ausgebildet, die<br />
zum Zeitpunkt des Absterbens bereits ausgetrieben s<strong>in</strong>d. Diese Schössl<strong>in</strong>ge können<br />
anschliessend vom Rhizom getrennt <strong>und</strong> neu ausgepflanzt werden, oder sie bleiben stehen<br />
Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 7 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>