Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...
Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...
Fallstudie Plantagenwirtschaft in Kenia - Institut für Umwelt und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Hochschule Wädenswil<br />
Abteilung Hortikultur<br />
Abbildung 3: Schössl<strong>in</strong>ge der Banane, A: guter Schössl<strong>in</strong>g, B: Wasserschössl<strong>in</strong>g (Quelle:<br />
Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />
E<strong>in</strong> ideales Schoss tritt etwa e<strong>in</strong>e Handbreite neben dem Mutterschoss aus dem Boden.<br />
Zudem muss es <strong>in</strong> mechanisierten Anlagen <strong>in</strong> der Reihe stehen. Würde e<strong>in</strong>fach irgende<strong>in</strong><br />
Schoss genommen, egal ob <strong>in</strong> oder zwischen den Reihen, wäre die Plantage schon nach<br />
kurzer Zeit nicht mehr befahrbar.<br />
Durch die Schössl<strong>in</strong>gsregulierung kann zudem der Haupterntezeitpunkt der Plantage<br />
gesteuert werden. Will man e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche Ernte erreichen, ist das Verfahren relativ<br />
e<strong>in</strong>fach. Immer nach e<strong>in</strong>em gewissen Zeitraum wird wieder e<strong>in</strong> junger Schössl<strong>in</strong>g an der<br />
Mutterstaude stehen gelassen. Je günstiger die Standortverhältnisse s<strong>in</strong>d, desto kürzer kann<br />
diese Periode gewählt werden. Die Kont<strong>in</strong>uität wird dadurch erreicht, dass jede<br />
Bananenstaude e<strong>in</strong>e etwas längere oder kürzere Entwicklungszeit hat als die andere <strong>und</strong> die<br />
Standortbed<strong>in</strong>gungen nicht überall genau gleich s<strong>in</strong>d. Dadurch ist bereits die Ernte der<br />
ersten Früchte auf mehrere Monate verteilt <strong>und</strong> schon nach kurzer Zeit kann kont<strong>in</strong>uierlich<br />
geerntet werden. Wird beispielsweise alle drei Monate e<strong>in</strong> Schössl<strong>in</strong>g stehen gelassen, so<br />
s<strong>in</strong>d im Jahr etwa vier Ernten pro Staude möglich. Natürlich ist das <strong>in</strong> der Natur nicht ganz so<br />
e<strong>in</strong>fach wie <strong>in</strong> der Theorie, da die Plantage von der Witterung abhängig ist. Zudem wird die<br />
Entwicklungszeit der Staude von e<strong>in</strong>er "Generation" zur anderen stets etwas länger.<br />
Mit etwas mehr Erfahrung kann mit der Schössl<strong>in</strong>gsregulierung e<strong>in</strong> bestimmter<br />
Haupterntezeitpunkt erreicht werden. Da die Entwicklungszeit allerd<strong>in</strong>gs von vielen Faktoren<br />
bee<strong>in</strong>flusst wird, ist diese Methode sehr schwierig anzuwenden. Die Gründe <strong>für</strong> e<strong>in</strong>e solche<br />
Schössl<strong>in</strong>gsregulierung s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich:<br />
- In Jamaika müssen die Bananenkulturen zur Zeit der Hurrikane sehr niedrig se<strong>in</strong>, damit<br />
die Plantagen ke<strong>in</strong>en grossen Schaden nehmen. Dies wird mit der Schössl<strong>in</strong>gsregulierung<br />
bewusst so term<strong>in</strong>iert.<br />
- Auf den Kanaren entwickeln sich die Bananen, die im Mai <strong>und</strong> Juni blühen, zu<br />
missgestalteten Früchten, da die Witterung zu dieser Zeit nicht ideal ist. Durch die<br />
Schössl<strong>in</strong>gsregulierung wird bewusst verh<strong>in</strong>dert, dass Stauden zu dieser Zeit blühen.<br />
- In Australien gibt es Anbaugebiete, die zur Regenzeit durch Überschwemmungen vom<br />
Bananenabnehmer abgeschnitten s<strong>in</strong>d. Es wird natürlich versucht, <strong>in</strong> dieser Zeit möglichst<br />
wenig reife Früchte zu haben.<br />
- In allen Anbaugebieten, wo der Preis regelmässigen Schwankungen unterliegt, wird durch<br />
die Schössl<strong>in</strong>gsregulierung gezielt e<strong>in</strong> Erntezeitpunkt mit hohen Preisen angesteuert.<br />
(Hornetz, 1981; Ste<strong>in</strong>hausen, 1957)<br />
Silja Bollier, Jürg Gerber <strong>und</strong> Roland Huber 12 <strong>Plantagenwirtschaft</strong> <strong>in</strong> <strong>Kenia</strong>