Kulturreferat - RIS
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Die freie Kunst- und Kulturszene in München stärken<br />
Antrag Nr. 08-14/ A 00252 von Frau StRin Dr. Ingrid Anker,<br />
Frau StRin Monika Renner, Herrn StR Nikolaus Gradl, Frau<br />
StRin Regina Salzmann, Herrn StR Siegfried Benker, Herrn<br />
StR Dr. Florian Roth vom 01.09. 2008<br />
2 Anlagen:<br />
1. Antrag Nr. 08-14 / A 00252<br />
2. Stellungnahme der Stadtkämmerei vom 28.11.2008<br />
Beschluss des Kulturausschusses vom 22.01.2009 (VB)<br />
Öffentliche Sitzung<br />
I. Vortrag des Referenten:<br />
1. Anlass für die Vorlage<br />
Mit Antrag der SPD-Fraktion und der Fraktion B 90 / Die Grünen/Rosa Liste vom<br />
01.09.2008 wurde das <strong>Kulturreferat</strong> gebeten darzustellen, welche Maßnahmen und<br />
Mittel nötig sind, um die freie Kunst- und Kulturszene, insbesondere die Bereiche Tanz<br />
und Theater, in all ihrer Vielfalt zu stärken und die Bedingungen zu verbessern, um sie<br />
sowohl lokal als auch überregional präsenter werden zu lassen.<br />
Ein Anhörungsrecht eines Bezirksausschusses besteht nicht.<br />
2. Im Einzelnen<br />
München hat sehr vielfältige und lebendige freie Kunst- und Kulturszenen, die es zu erhalten,<br />
zu stabilisieren und auszubauen gilt. Für einzelne Sparten sind jeweils unterschiedliche<br />
Maßnahmen notwendig, um eine größere Nachhaltigkeit in der Förderung zu<br />
erzielen. Damit sich die freie Kunst- und Kulturszene im lokalen, nationalen und internationalen<br />
Kontext besser positionieren kann, ist eine Aufstockung der Programm- und<br />
Projektmittel erforderlich. Dies stellt sich für die einzelnen Bereiche wie folgt dar:<br />
2.1 Darstellende Kunst<br />
<strong>Kulturreferat</strong> Seite 1 von 11<br />
Abteilung 1<br />
Bildende Kunst, Darstellende<br />
Kunst, Film, Literatur, Musik,<br />
Stadtgeschichte, Wissenschaft<br />
KULT-ABT1<br />
Mit den Infrastrukturmaßnahmen sowie der Einzelprojekt-, Options- und Debütförderung<br />
in den Bereichen Tanz und Theater und Freie Bühnen verfügt die Stadt München über<br />
eine sehr breit gefächerte Förderstruktur der freien Szene (siehe auch den Beschluss<br />
Förderung aktueller darstellender Kunst in den Jahren 2010 bis 2015 im heutigen Ausschuss).<br />
Damit wird der Vielseitigkeit des freien Produktionsbetriebes Rechnung getra-
Seite 2 von 11<br />
gen, und es werden Grundbedürfnisse wie die Nutzung von Proben-/Produktionsräumen<br />
und Aufführungsorten im Ansatz berücksichtigt. Was jedoch fehlt, ist ein Etat, aus dem<br />
beispielsweise Kooperations- und Fortbildungsmaßnahmen unterstützt werden können.<br />
Deshalb sollte die zusätzliche Förderung schwerpunktmäßig für Aktivitäten verwendet<br />
werden, mit denen die lokale und überregionale Wahrnehmbarkeit der Theater- und<br />
Tanzszene gestärkt wird. Insbesondere sollen die Mittel für Produktionswiederaufnahmen,<br />
die Realisierung von biennalen Showcases und für Gastspiele (durch einen sogenannten<br />
Kooperationsetat) sowie für Arbeits- und Fortbildungsstipendien verwendet<br />
werden. Mit diesen Maßnahmen können sowohl die Öffentlichkeitswirksamkeit als auch<br />
die Arbeitsbedingungen der Theater- und Tanzszene nachhaltig verbessert werden.<br />
Die freien Bühnen benötigen verstärkte Förderung, um sinnvoll weiterarbeiten zu können,<br />
da seit mehr als zehn Jahren weder Kosten- noch Mietsteigerungen durch eine<br />
Zuwendungserhöhung aufgefangen wurden.<br />
Über die Vergabe der zusätzlichen Mittel soll mit Ausnahme der Stipendien auf dem<br />
Verwaltungsweg entschieden werden. So kann auf kurzfristige Anfragen während des<br />
Jahres reagiert und dem Wunsch der Szene nach mehr Flexibilität bei der Förderung<br />
Rechnung getragen werden. Die Erarbeitung der Vergabevorschläge für die Fortbildungs-<br />
und Arbeitsstipendien soll jedoch über die Fachjury der freien Tanz- und Theatergruppen<br />
im Rahmen des Fördermodells aktueller darstellender Kunst erfolgen.<br />
Darüber hinaus sollen den drei Betreibern der Studiobühne schwere reiter (Tanztendenz<br />
e.V., Theater & Company e.V. und Karl Wallowsky) jährlich jeweils 10.000 € pro Sparte<br />
für dort angesiedelte Projekte zur Verfügung gestellt werden, um der Vielfalt der Aktivitäten<br />
und der Bedeutung dieses Ortes für die spartenübergreifende Arbeit der freien<br />
Szene Rechnung zu tragen. Bereits in der kurzen Zeit ihres Bestehens seit Februar 2008<br />
hat sich die Studiobühne zu einem wichtigen Proben- und Veranstaltungszentrum für die<br />
freie Theater-, Tanz- und Musikszene entwickelt.<br />
Insgesamt ist im Bereich Darstellende Kunst ein Mehrbedarf von 349.000 € erforderlich.<br />
Dieser Betrag soll für folgende Fördermaßnahmen eingesetzt werden:<br />
2.1.1 Tanzgruppen<br />
37.000 € Förderung von Wiederaufnahmen<br />
35.000 € Kooperationsetat (z. B. für Gastspiele, interdisplinäre Vernetzung)<br />
30.000 € jährlicher Anteil Tanz an biennalen Showcases<br />
15.000 € freie Mittel (für kleinere Beteiligungen, Maßnahmen und Projekte, die nicht<br />
vom Fördermodell aktueller darstellender Kunst abgedeckt werden.)<br />
10.000 € für die Realisierung von Projekten in der Probebühne schwere reiter<br />
______________<br />
127.000 € Gesamt
2.1.2 Theatergruppen<br />
Seite 3 von 11<br />
25.000 € Förderung von Wiederaufnahmen*<br />
12.000 € drei Fortbildungsstipendien à 4.000 €<br />
35.000 € Kooperationsetat (z. B. für Gastspiele, interdisplinäre Vernetzung) *<br />
30.000 € jährlicher Anteil Theater an biennalem Showcase<br />
10.000 € freie Mittel (für kleinere Beteiligungen Maßnahmen und Projekte, die nicht<br />
vom Fördermodell aktueller darstellender Kunst abgedeckt werden.)<br />
10.000 € für die Realisierung von Projekten in der Probebühne schwere reiter<br />
___________________<br />
122.000 € Gesamt<br />
Anmerkung: Wie im Theaterbereich sind auch im Tanzbereich die Vergabe von bis zu<br />
3 Stipendien für Arbeits- und Fortbildungsprojekte vorgesehen. Diese sollen im Rahmen<br />
des Fördermodells aktueller darstellender Kunst finanziert werden (vgl. hierzu die<br />
detaillierten Ausführungen im Beschluss zur Neukonzeption des Fördermodells im<br />
gleichen Ausschuss).<br />
* Für diese Maßnahmen können sich freie Theater- und Tanzgruppen und die freien<br />
Bühnen bewerben.<br />
2.1.3 Freie Bühnen<br />
Derzeit sieht das Fördermodell vor, dass bis zu acht Privattheater – die im Gegensatz zu<br />
den städtischen und staatlichen Theatern als „freie Bühnen“ bezeichnet werden – mit<br />
einer Gesamtsumme von 550.000 € unterstützt werden können. Diese Summe ist seit<br />
mehr als 10 Jahren nicht erhöht worden, obwohl die immensen Kosten- und<br />
Mietsteigerungen in diesem Zeitraum es allen Häusern inzwischen fast unmöglich<br />
machen, einen regelmäßigen Spielbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Folge ist, dass zum<br />
Teil nur noch geringe Honorare gezahlt werden können, dass die Betreiber und<br />
Betreiberinnen selbst in existentielle Notlagen geraten und dass Engagements von<br />
qualifizierten Künstlerinnen und Künstlern aufgrund der geringen Förderung kaum mehr<br />
möglich ist. Das Weiterexistieren einiger freien Bühnen ist also gefährdet. Um<br />
wenigstens sieben freien Bühnen das Überleben zu sichern, sollte dieser Etat um<br />
100.000 € auf 650.000 € aufgestockt werden.<br />
2.2 Musik<br />
Die freie Musikszene in München ist sehr vielfältig und produktiv. Hier sind die<br />
verschiedensten Formen zeitgenössischer Musik von Jazz, experimenteller Musik und<br />
Klangkunst, Popmusik in allen Facetten präsent bis hin zu vielen Projekten und<br />
Ensembles, deren Musik nicht mehr nach Sparten klassifiziert werden kann. Einen<br />
wichtigen Beitrag zum nicht-institutionalisierten Musikleben leisten auch die zahlreichen<br />
Chöre, die in ganz München das Musikleben der Stadtteile maßgeblich prägen. Im<br />
Musikbereich ist vor allem die Erhaltung und Stärkung bestimmter Initiativen, Ensembles<br />
und Projekte für die nachhaltige Weiterentwicklung der Szene von großer Bedeutung.
2.2.1 Projekte der freien Musikszene (zeitgenössische Musik und Chormusik)<br />
Seite 4 von 11<br />
Um die vielfältigen Aktivitäten der Chöre in München nachhaltiger zu unterstützen, sollten<br />
pro Jahr zusätzlich zur bisherigen Chorförderung Mittel in Höhe von 10.500 € zur<br />
Verfügung gestellt werden. Damit könnte das <strong>Kulturreferat</strong> drei besondere Projekte mit<br />
jeweils 3.500 € fördern, bei denen Werke zur Aufführung kommen, die selten oder gar<br />
nicht in München zu hören sind. Bei solchen Veranstaltungen ist das finanzielle Risiko<br />
für die Chöre besonders hoch, da der Publikumszuspruch nicht vorhersehbar ist. Mit<br />
dieser Zusatzförderung könnten die Chöre gezielt dazu ermutigt werden, ungewöhnliche<br />
Wege bei der Programmplanung zu beschreiten und die Vielfalt der aufgeführten Werke<br />
in München auch weiterhin zu erhalten und zu erweitern.<br />
Mit weiteren 22.500 € sollen jährlich zusätzlich die Projekte der professionellen freien<br />
Musikszene gefördert werden. Hierbei muss es vor allem darum gehen, eine Plattform-<br />
und kontinuierliche Netzwerkbildungsarbeit in der lokalen freien Szene zu stärken, die für<br />
die Drittmitteleinwerbung oder Organisation größerer Projekte im nationalen und internationalen<br />
Austausch eine wesentliche Grundlage bildet und die von bestimmten Initiativen<br />
(wie z. B. dem Ensemble piano possibile) geleistet wird.<br />
2.2.2 Studiobühne schwere reiter<br />
Wie bereits ausgeführt, hat sich die Studiobühne schwere reiter auch für die freie Musikszene<br />
zu einem wichtigen Veranstaltungs- und Probenort entwickelt.<br />
Um der Bedeutung des Ortes in diesem Bereich Rechnung zu tragen, sollten 10.000 €<br />
für die Realisation von Musikprojekten in der Studiobühne zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
2.2.3 Pop-Musik<br />
Seit 25 Jahren ist das Feierwerk ein bewährter Partner im Bereich der Jugend- und Popkultur<br />
für die Stadt München. Die beiden Einrichtungen (Kranhalle und Hansa 39), die<br />
Feierwerk im Auftrag der Stadt betreibt, werden jährlich mit insgesamt 682.000 € aus<br />
Mitteln des Sozialreferats gefördert. Ein Großteil dieser Summe geht in die Förderung<br />
der hiesigen jungen Rock- und Pop-Musik-Szene.<br />
Mit seiner vielgestaltigen professionellen Arbeit, die der ständigen Weiterentwicklung der<br />
Musikszene Rechnung trägt, hat sich das Feierwerk deutschlandweit als einer der führenden<br />
Ansprechpartner und Veranstalter etabliert. Das umfassende Konzept der Aktivitäten<br />
des Feierwerk, das ebenso die Vermietung von Bandprobenräumen umfasst wie<br />
Beratungsangebote, den vom <strong>Kulturreferat</strong> mit 10.000 € geförderten Nachwuchsbandwettbewerb<br />
„Sprungbrett“, Qualifizierungs-Workshops unterschiedlicher Art oder das<br />
Zurverfügungstellen von Technik und Know-How für nicht-kommerzielle Veranstalter, hat<br />
sich in den zweieinhalb Jahrzehnten so ausdifferenziert, dass es den Erfordernissen<br />
einer zeitgemäßen Popförderung immer noch grundlegend gerecht wird. Um das<br />
bestehende Angebot jedoch dem Bedarf gemäß ausweiten bzw. in seiner Qualität<br />
stabilisieren zu können, sollen die Aktivitäten des Feierwerk in Zukunft mit jährlich<br />
zusätzlich 40.000 € von Seiten des <strong>Kulturreferat</strong>es unterstützt werden. Damit kann zum
Beispiel das Beratungs- und Qualifizierungsangebot des Feierwerks, aber auch die<br />
Ausstattung des dortigen Technikpools verbessert werden.<br />
2.2.4 Theatron Musik Sommer<br />
Seite 5 von 11<br />
Die größte und auch bundesweit erfolgreichste Veranstaltung mit bis zu 100.000 Besuchern<br />
wird seit 1996 jährlich im Olympiapark-Theatron durch die Stadt München in einer<br />
beispielhaften Kooperation aus kommunalen und kommerziellen Partner/innen durchgeführt.<br />
Der mehrwöchige Theatron Musik Sommer findet in Kooperation des <strong>Kulturreferat</strong>s<br />
mit dem Sozialreferat/Stadtjugendamt, dem Feierwerk e.V. und Rock House e.V., dem<br />
Medienzentrum München und der Agentur EurArt statt und wird unterstützt von namhaften<br />
Sponsoren wie der Olympiapark München GmbH, der Kulturstiftung der Stadtsparkasse<br />
München, dem Musikverlag Global Chrysalis, dem renommierten Ausbildungsinstitut<br />
SAE, dem Musikalienhändler Music Shop, dem Ausbildungskanal Radio 92,4 und<br />
dem Cateringunternehmen Arena One. Rund 60 Musikgruppen, überwiegend aus der<br />
regionalen Münchner Szene treten hier auf. Die kostenlosen Konzerte im Münchner<br />
Olympiapark erreichen alle Schichten und Altersgruppen. Das <strong>Kulturreferat</strong> unterstützt<br />
diese Veranstaltung durch Übernahme eines Teiles der Programmkosten (s. u.) und<br />
stellt seine gesamte Technik in einer geldwerten Größenordnung von rund 96.000 €<br />
sowie zusätzliche Manpower im Bereich Technik und Organisation zur Verfügung.<br />
Zur Qualitätssteigerung und um jährliche Schwankungen bei den Sponsorenmitteln<br />
ausgleichen zu können, ist eine Aufstockung der Mittel notwendig. Aufgrund des<br />
nicht klar abzugrenzenden Zielpublikums besteht eine schwierige Sponsorenlage: Die<br />
generationenübergreifende Besucherspanne zwischen 14 und 70 Jahren wird zwar von<br />
den Veranstalter/innen selbst als großer Erfolg gewertet, von Sponsoren aber kritisch, da<br />
sie eine bestimmte Zielgruppe erreichen wollen. Außerdem kann die ARGE Theatron<br />
Musik Sommer nur Bannerwerbung und Aufnahme im Programmheft anbieten, eine<br />
Refinanzierungsmöglichkeit besteht daher für Sponsoren nicht. Da in der Regel weniger<br />
bekannte Bands auftreten, kann nur über einen freien Eintritt ein möglichst breites und<br />
zahlenmäßig großes Publikum erreicht werden. Um unabhängiger von Sponsorenmitteln<br />
zu sein, sind neben den bereits gewährten Programmmitteln des <strong>Kulturreferat</strong>s und des<br />
Sozialreferats (in Höhe von 20.300 €) zusätzliche Mittel in Höhe von 30.000 € jährlich<br />
notwendig. Damit könnten die Veranstaltungsgrundkosten für das kostenlose bis zu<br />
dreiwöchige Programm dauerhaft gesichert werden, aber auch jungen Bands<br />
beispielsweise ein kleiner Unkostenbeitrag gewährt werden.<br />
Insgesamt ist im Bereich Musik ein Mehrbedarf von 113.000 € erforderlich. Dieser Betrag<br />
wird für folgende Fördermaßnahmen eingesetzt:<br />
33.000 € Förderung von Konzerten und Projekten der Freien<br />
Musik- und Chorszene<br />
10.000 € Förderung von Musikprojekten in der Studiobühne schwere reiter<br />
40.000 € Förderung der Aktivitäten des Feierwerk<br />
30.000 € Erhöhung des Budgets für das Theatron-Festival<br />
_________<br />
113.000 € Gesamt
2.3 Literatur<br />
Seite 6 von 11<br />
In den letzten Jahren ist eine ganze Reihe junger Initiativen entstanden (u.a. "Kellergeister",<br />
"Im Aquarium", "Write Club", "Schwabinger Schaumschläger"). Diese können<br />
nur unzureichend gefördert werden, weil die "alten", traditionellen Veranstaltungen und<br />
Reihen weiterbestehen (u.a. Seerose, AutorenGalerie, Förderkreis zum Judentum, Lesungen<br />
in Buchhandlungen) und mit den seit 1995 eingefrorenen Unterstützungsleistungen<br />
ebenfalls kaum mehr auskommen.<br />
Eine Erhöhung der freien Projektmittel Literatur zur Förderung von literarischen Veranstaltungen<br />
um 5.000 € jährlich wäre wichtig, um diesen Entwicklungen Rechnung zu<br />
tragen.<br />
Anfang des Jahres 2006 wurde mit Einstellung des "Literaturblatts" der Projektetat<br />
Literaturförderung um rund die Hälfte (50.000 €) gekürzt. Der Verlust dieses wichtigen<br />
Informationsblattes wurde von der ganzen Szene beklagt und zog bei etlichen<br />
Veranstaltern Publikumseinbußen nach sich.<br />
Seit Frühjahr 2008 gibt es zwei Initiativen, die die Nachfolge des Literaturblatts angetreten<br />
haben: die vom Münchner Literaturbüro herausgegebenen “LiteraturSeiten” (als<br />
Druckausgabe und im Internet: www.literaturseiten-muenchen.de) und der “Klappentext”<br />
(nur im Internet, als pdf herunterzuladen bzw. zu abonnieren: www.literatur-muenchen.de).<br />
Beide Initiativen wurden von Buchhandel und Verlagen, Veranstaltern und<br />
Presse sowie dem literaturinteressierten Publikum sehr begrüßt. Zwar ist in den Internet-<br />
Fassungen der Service der Terminmeldungen (jeweils rund 100 monatlich) nahezu<br />
identisch, unterschiedlich aber sind - nach bisherigen Erfahrungen und Rückmeldungen<br />
- die redaktionelle Ausrichtung und die Zielgruppen: Die pdf-Version des "Klappentext"<br />
hat einen viel umfangreicheren redaktionellen Teil, berichtet jeweils zu Themengebieten<br />
(im September z. B. Münchner Buchhandlungen, im Oktober Buchmesse); die<br />
Nutzer/innen sind tendenziell jünger als die Leser/innen der LiteraturSeiten. Der große<br />
Vorteil der "LiteraturSeiten" besteht darin, dass sie als Druckfassung vorliegen, was vor<br />
allem auch für ältere Leserinnen und Leser unabdingbar ist.<br />
Ohne Unterstützung durch das <strong>Kulturreferat</strong> kann der Druck der "LiteraturSeiten" sowie<br />
eine umfängliche Veranstaltungsübersicht nicht finanziert werden. Darüber hinaus sind<br />
bei beiden Informationsmedien redaktionelle und graphische Leistungen sowie der<br />
Vertrieb bislang fast ausschließlich ehrenamtlichem Engagement zu verdanken, was ein<br />
dauerhaftes Bestehen fraglich macht. Es ist jedoch im Interesse der Stadt, dass die<br />
beiden für das literarische Leben in München sehr wichtigen Initiativen erhalten bleiben.<br />
Um dieses zu erreichen, wäre eine Summe von 13.000 € jährlich erforderlich, davon<br />
etwa zwei Drittel für die "LiteraturSeiten" und ein Drittel für den "Klappentext". Insgesamt<br />
ist im Literaturbereich eine dauerhafte Erhöhung von 18.000 € erforderlich.
2.4 Film<br />
Seite 7 von 11<br />
Im Bereich Film bestehen nur noch mehrfach gekürzte Fördermittel in Höhe von 5.000 €,<br />
die zu 100% für die Filmkunstwochen verwendet wurden. Die Stärkung der freien Szene<br />
im Bereich Film soll daher künftig durch die Stärkung des Umfelds erfolgen. Mittel in Höhe<br />
von 25.000 € für Werbemaßnahmen sind insbesondere für die Programmkinos, für<br />
den Ausbau der Angebote für Kinder und Jugendliche und Bildungsprojekte für erwachsene<br />
Kinobesucher (Einführungsvorträge, Diskussionen, Präsentation von Filmkulturen<br />
anderer Länder in Kooperation mit den jeweiligen Kulturinstituten) erforderlich, da nur in<br />
diesen Häusern anspruchsvolle Programme der freien Szene unterzubringen sind.<br />
2.5. Bildende Kunst<br />
Im Bereich der bildenden Kunst besteht für die freie Szene ein Mehrbedarf von<br />
28.000 €. Dieser Betrag soll vor allem für die junge Münchner Künstlerinnen- und Künstlerszene<br />
und zur Förderung freier Projekte in verschiedenen selbständigen Kunsträumen<br />
und Ausstellungseinrichtungen in der Stadt verwendet werden. Die Mittel für die<br />
Unterstützung der freien Szene belaufen sich derzeit auf 5.000 €. Damit kann aber nur<br />
ein verschwindend geringer Teil der beim <strong>Kulturreferat</strong> eingehenden Anträge und Anfragen<br />
positiv beantwortet werden. Gerade junge Künstlerinnen und Künstler sind z.B.<br />
nach dem Verlassen der Akademie auf Ausstellungsmöglichkeiten angewiesen, um sich<br />
einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Für diese Szene gibt es mehrere,<br />
wiederum von jungen Kuratorinnen bzw. Kuratoren oder Künstlerinnen und Künstlern in<br />
Eigenverantwortung betriebene Ausstellungsorte, die aber zu geringe Eigenmittel<br />
haben, um derartige Präsentationen zu ermöglichen. Mit der beantragten Mittelerhöhung<br />
könnten hier große Verbesserungen für die Szene erreicht werden. Das <strong>Kulturreferat</strong><br />
erreichen außerdem oft Anfragen zur Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit z.B.<br />
Druck und Versand von Einladungskarten und Plakaten oder für die Publikation von<br />
Ausstellungskatalogen. Auch hier würde eine Erhöhung des Ansatzes die Fördermöglichkeiten<br />
für entsprechende Projekte deutlich verbessern.<br />
2.6 Ateliers<br />
Neben den "offenen Ateliers", die die städtischen Atelierhäuser alljährlich veranstalten,<br />
organisieren unterschiedliche Initiativen der freien Szene „offene Ateliers“ und bewerben<br />
diese durch Publikationen wie Einladungskarten, Faltblätter, kleine Kataloge und Programmhefte.<br />
Beispiel dafür waren die bisherigen Domagk-Ateliertage, die Ateliertage<br />
der Otto-Steidle-Ateliers unter der Brücke in der Ganghoferstraße oder die jährlichen<br />
„offenen Ateliers“ in der Wiede Fabrik. Mit Projekten wie "open Westend" und "Kunst im<br />
Karree" wird zu einem Überblick der ansässigen Künstlerateliers im Stadtviertel eingeladen.<br />
Faltblätter wie der von "Art Aktuell - Münchner Initiative zur Förderung zeitgenössischer<br />
Kunst" herausgegebene "Der kleine Münchner Cicerone" veröffentlichen u.a. die<br />
Kontakte zu den "offenen Ateliers" von 19 Münchner Stadtbezirken. Das <strong>Kulturreferat</strong><br />
kann diese wichtigen Initiativen derzeit nur marginal durch den Versand von Informationsmaterial<br />
unterstützen, da im Bereich der Unterstützung von Veranstaltungen und<br />
Publikationen für die Ateliers keine gesonderten Mittel zur Verfügung stehen. Für eine<br />
nachhaltige Förderung der freien Künstlerschaft in den Ateliers (Veranstaltungen, Publikationen,<br />
Internetseiten) sind daher Mittel in Höhe von jährlich 27.000 € notwendig.
2.7 Internationale Kulturarbeit<br />
Seite 8 von 11<br />
Angesichts der stetig zunehmenden Internationalisierung auf allen gesellschaftlichen<br />
Ebenen ist die dauerhafte Stärkung des internationalen Kulturaustausches unerlässlich.<br />
Der internationale Austausch ist – wie in anderen gesellschaftlichen Feldern – auch im<br />
Kunst- und Kulturbereich eine wichtige Voraussetzung für Innovation und Weiterentwicklung.<br />
Heute gilt es, die Praxis des wechselseitigen Austausches und internationaler<br />
Kooperation (Koproduktionen) in allen Kunstbereichen nachhaltig zu stärken, um eine<br />
dauerhafte Qualitätsförderung zu erreichen. Bisher sind Projekte häufig unterfinanziert<br />
und gehen zu Lasten angemessener Honorare, Unterbringung, Öffentlichkeitsarbeit<br />
oder gar zu Lasten der Produktion selbst. Etliche internationale Projekte scheitern am<br />
Mangel an Räumen (oder an zu teuren Räumen) sowie an den hohen Lebenshaltungskosten<br />
in München, die vor allem Künstler/innen aus ärmeren Ländern hart treffen,<br />
wenn sie hier zu Gast sind. Das Budget im Bereich „Internationale Kulturarbeit“ in Höhe<br />
von derzeit 53.900,- € sollte daher um € 40.000,- erhöht werden. Diese Summe wird<br />
benötigt für die Förderung des Künstler/innenaustauschs (z.B. in Form von Artist-in-<br />
Residence-Programmen) sowie von internationalen Kooperationsprojekten Münchner<br />
Künstler/innen hier und im Ausland, insbesondere durch Zuschüsse für Reisekosten,<br />
Unterbringungs- und Produktionskosten (Honorare, Material und Materialtransporte,<br />
Räume, Öffentlichkeitsarbeit) und internationale Vernetzung (z.B. Teilnahme an Tagungen,<br />
Festivals, internationalen Workshops, etc.). Vgl. hierzu auch die Beschlussvorlage<br />
„Gesamtkonzept Internationale Kulturarbeit“ in diesem Ausschuss.<br />
3. Finanzierung<br />
Der dauerhafte Mehrbedarf in Höhe von insgesamt € 600.000 ab dem Haushaltsjahr<br />
2009 fortfolgende wird dem <strong>Kulturreferat</strong> aus zentralen Mitteln zur Verfügung gestellt.<br />
Davon sind folgende Haushaltsstellen betroffen:<br />
3410.717.5000.2 Atelierförderung 27.000 €<br />
3410.608.0000.8 Förderung Bildende Kunst 28.000 €<br />
3330.608.1000.5 Förderung Darstellende Kunst 349.000 €<br />
3330.608.0000.5 Förderung Musik (mit Ausnahme<br />
Theatron und Feierwerk) 43.000 €<br />
3330.717.9200.1 Zuschüsse Musikförderung – Feierwerk 40.000 €<br />
3550.608.4500.3 Förderung Theatron 30.000 €<br />
3410.608.6000.2 Förderung Film 25.000 €<br />
3550.608.0000.8 Förderung Literatur 18.000 €<br />
3000.608.5000.9 Förderung Internationale Kulturarbeit 40.000 €<br />
Die Anmeldung des Mehrbedarfs erfolgt zum 1. Nachtragshaushalt 2009 bzw. auf dem<br />
Büroweg.
4. Produktebezug<br />
Seite 9 von 11<br />
Das Kostenbudget des Produktes „Förderung von Kunst und Kultur“, Produktziffer -<br />
5611000, erhöht sich in den Jahren 2009 ff. dauerhaft und zahlungswirksam um die<br />
unter Ziffer 3 dargestellten Beträge i.H.v insgesamt 600.000 €. Die Etaterhöhung wird<br />
neben dem Produktkostenbudget gegebenenfalls auch die Leistungsmenge „Zahl der<br />
geförderten Veranstaltungen/Projekte“ erhöhen.<br />
5. Mitzeichnungen<br />
Die Stadtkämmerei hat der Beschlussvorlage nicht zugestimmt. Auf die als Anlage 2<br />
beigefügte Stellungnahme wird verwiesen.<br />
Die Vorlage muss als Nachtrag behandelt werden, weil die erforderlichen Abstimmungen aus<br />
terminlichen Gründen nicht früher erfolgen konnten.<br />
Eine Behandlung in diesem Ausschuss ist erforderlich, weil die Stärkung der freien Kunst- und<br />
Kulturszene schnellstmöglich ab 2009 umgesetzt werden soll.<br />
Die Korreferentin des <strong>Kulturreferat</strong>s, Frau Stadträtin Sabathil, die Verwaltungsbeirätin für<br />
Bildende Kunst, Städtische Galerie im Lenbachhaus, Artothek, Frau Stadträtin Dr. Ingrid<br />
Anker, der Verwaltungsbeirat für Literatur und Städtische Bibliotheken, Herr Stadtrat Gradl, der<br />
Verwaltungsbeirat für Filmwesen und Medienkunst, Herr Stadtrat Zöller, die<br />
Verwaltungsbeiratin für Eigenbetrieb Münchner Kammerspiele, Darstellende Kunst, Deutsches<br />
Theater und Volkstheater, Frau Stadträtin Stock, der Verwaltungsbeirat für Musik und<br />
Philharmoniker, Herr Stadtrat Quaas, sowie die Stadtkämmerei haben Kenntnis von der<br />
Vorlage.<br />
II. Antrag des Referenten:<br />
1. Die Ausführungen zur Stärkung der freien Kunst- und Kulturszene in München werden<br />
zur Kenntnis genommen.<br />
2. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST. 3330.608.1000.4 Förderung<br />
Darstellende Kunst ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus<br />
zentralen Mitteln um 349.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
3. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3410.608.6000.2 Förderung Film<br />
ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus zentralen Mitteln um<br />
25.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
4. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3410.608.0000.8 Förderung<br />
Bildende Kunst ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus zentralen<br />
Mitteln um 28.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.
Seite 10 von 11<br />
5. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3410.717.5000.2 Atelierförderung<br />
ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus zentralen Mitteln um<br />
27.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
6. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3330.608.0000.5 Förderung<br />
Musik ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus zentralen Mitteln<br />
um 43.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
7. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3330.717.9200.1 Zuschüsse<br />
Musik / Feierwerk ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus<br />
zentralen Mitteln um 40.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
8. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3550.608.4500.3 Förderung<br />
Theatron ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam um 30.000 € aus<br />
zentralen Mitteln zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
9. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3550.608.0000.8 Förderung<br />
Literatur ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus zentralen Mitteln<br />
um 18.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
10. Mit dem Vorschlag, den Haushaltsansatz bei der HST 3000.608.5000.9 Förderung<br />
Internationale Kulturarbeit ab dem Haushaltsjahr 2009 dauerhaft und budgetwirksam aus<br />
zentralen Mitteln um 40.000 € zu erhöhen, besteht Einverständnis.<br />
11. Die Mehrbedarfe werden zum 1. Nachtragshaushalt 2009 angemeldet bzw. auf dem<br />
Büroweg zur Verfügung gestellt.<br />
12. Mit der in den Jahren 2009 ff. dauerhaften und zahlungswirksamen Erhöhung des<br />
Kostenbudget des Produktes „Förderung von Kunst und Kultur“, Produktziffer 5611000,<br />
um die unter Ziffer 3 des Vortrages dargestellten Beträge i.H.v insgesamt 600.000 €<br />
besteht Einverständnis.<br />
13. Dem Antrag Nr. 08-14/A 00252 von Frau StRin Dr. Ingrid Anker, Frau StRin Monika<br />
Renner, Herrn StR Nikolaus Gradl, Frau StRin Regina Salzmann, Herrn StR Siegfried<br />
Benker, Herrn StR Dr. Florian Roth vom 01.09.2008 wird entsprochen. Er ist damit<br />
geschäftsordnungsgemäß behandelt.<br />
14. Dieser Beschluss unterliegt nicht der Beschlussvollzugskontrolle.<br />
III. Beschluss:<br />
nach Antrag.<br />
Über den Beratungsgegenstand entscheidet endgültig die Vollversammlung des Stadtrats.
Der Stadtrat der Landeshauptstadt München<br />
Der Vorsitzende: Der Referent:<br />
Ude Dr. Küppers<br />
Oberbürgermeister Berufsm. Stadtrat<br />
IV. Abdruck von I., II. und III.<br />
über den Stenografischen Sitzungsdienst<br />
an die Stadtkämmerei<br />
an das Direktorium – Dokumentationsstelle<br />
an das Revisionsamt<br />
mit der Bitte um Kenntnisnahme.<br />
V. Wv. <strong>Kulturreferat</strong> (Vollzug)<br />
Seite 11 von 11<br />
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Zu V. (Vollzug nach Beschlussfassung):<br />
1. Übereinstimmung vorstehender Ausfertigung mit dem Originalbeschluss wird bestätigt.<br />
2. Abdruck von I. mit V.<br />
an StD<br />
an GL-2<br />
an GL-4<br />
an Abt. 1(8 x)<br />
an Abt. 2 (2 x)<br />
an Abt. 4 (2 x)<br />
an das Direktorium – HA II/V 1 (Az.: 40/02-08/2)<br />
mit der Bitte um Kenntnisnahme bzw. weitere Veranlassung.<br />
3. Zum Akt<br />
München, den ............................<br />
<strong>Kulturreferat</strong><br />
I. A.