Mehr Selbst- bestimmung - Caritas NRW
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caritas in <strong>NRW</strong> · 2/06<br />
Menschen mit Behinderung<br />
Immer mehr Ältere<br />
Weder Behinderten- noch Altenhilfe sind bislang auf die Versorgung alter<br />
Menschen mit Behinderungen konzeptionell ausreichend eingestellt<br />
Von Jürgen Sauer<br />
Ungewöhnliche Post von der <strong>Caritas</strong> haben im Februar 1700 Personen im<br />
Hochsauerlandkreis erhalten. Zusammen mit einem Schreiben des Landesversorgungsamtes<br />
hatte der <strong>Caritas</strong>verband für das Erzbistum Paderborn einen<br />
umfangreichen Fragebogen verschickt. Die Adressaten wurden nach dem<br />
Zufallsprinzip ausgewählt. Allen gemeinsam ist ein Behinderungsgrad von<br />
mindestens 50 Prozent, unabhängig davon, ob Eingliederungshilfe bezogen<br />
wird oder nicht. Der <strong>Caritas</strong>verband möchte von den Adressaten wissen, wie<br />
ihre persönlichen Vorstellungen zum Thema Alter aussehen. Welche Wünsche<br />
und Bedürfnisse haben sie, welche Unterstützung wird benötigt?<br />
Die Befragung ist Teil des Projekts „Gemeindeintegriertes<br />
Wohnen für Menschen mit Behinderungen<br />
im Alter“. Das Projekt untersucht exemplarisch im<br />
Hochsauerlandkreis die Lebenssituation von Betroffenen<br />
und entwickelt Konzepte für die Versorgung im<br />
Alter. „Wir möchten herausfi nden, was für Menschen<br />
mit Behinderungen getan werden muss, wenn sie älter<br />
werden“, fasst Projektleiterin Annett Herold vom<br />
Paderborner Diözesan-<strong>Caritas</strong>verband die Ziele zusammen.<br />
Im Hochsauerlandkreis gibt es exakt 16 542<br />
schwerbehinderte Menschen, etwa zehn Prozent werden<br />
derzeit befragt.<br />
Annett Herold: „Noch wissen wir wenig über die Vorstellungen<br />
von behinderten Menschen über ihr Altwerden.“<br />
Wie wollen sie leben, wohnen, wie wollen sie ihre<br />
Zeit verbringen? Und vor allem: Welche Unterstützung<br />
brauchen sie dazu? Was ist notwendig, dass sie<br />
am alltäglichen Leben teilnehmen können? Dass sie<br />
überhaupt ein zufriedenes Leben führen können? Auf<br />
solche und ähnliche Fragen erhofft sich nicht nur die<br />
<strong>Caritas</strong> neue Antworten. „Über diese Themen wissen<br />
die Verantwortlichen in den Behörden, aber auch in der<br />
Politik noch viel zu wenig.“<br />
Mechthild Berkmeier (42) arbeitet seit 1980 in den Schlosswerkstätten<br />
Schloss Neuhaus. Noch wohnt sie bei ihrer 82-jährigen<br />
Mutter in Delbrück-Westenholz. „Wenn ich alt, bin würde ich<br />
gern in einer Wohngemeinschaft leben.“