Zwischen Sozialstaat und Barmherzigkeit - Caritas NRW
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Der Kernbegriff ist<br />
Verlässlichkeit<br />
laumann will weiter Teilhabe von<br />
Behinderten fördern<br />
Politik für Menschen mit Behinderungen muss für<br />
<strong>NRW</strong>-Sozialminister Karl-Josef laumann „vor allem<br />
verlässlich sein“. Auf gutem aufbauend, will sein<br />
Programm „Teilhabe für alle“ mit r<strong>und</strong> 40 Projekten<br />
weiter das Ziel fördern, Menschen mit Behinderungen<br />
ein möglichst selbstbestimmtes leben zu<br />
ermöglichen. Er stellte es in den Emstor-Werkstätten<br />
der <strong>Caritas</strong> Rheine zur Diskussion.<br />
Laumann sprach dabei auch die Frage der Beschäftigungsförderung<br />
für die Menschen an, die nicht in einer<br />
Behindertenwerkstatt aufgenommen werden können,<br />
aber trotz boomender Wirtschaft keine Chance auf Arbeit<br />
haben: „Das lösen wir nur mit Kombilohn“, sagte er.<br />
Sonst sei die Alternative für diese Menschen, lebenslang<br />
von Arbeitslosengeld II leben zu müssen.<br />
Verlässlichkeit <strong>und</strong> Selbstbestimmung sind für Laumann<br />
die Kernbegriffe seiner Behindertenpolitik. Deshalb<br />
sei das geplante persönliche Budget eine gute Idee<br />
für manche Menschen, aber sicher nicht für alle. Weiterhin<br />
würden viele mit der bewährten Eingliederungshilfe<br />
besser fahren. Es sei gut, etwas Neues auszuprobieren,<br />
aber „es muss eine Rückkehrmöglichkeit geben“, sagte<br />
der Sozialminister.<br />
11 000 Beratungsfälle<br />
Fast 11 000 Beratungen konnten die Erziehungsberatungsstellen<br />
der <strong>Caritas</strong> im vergangenen Jahr abschließen<br />
<strong>und</strong> damit 00 mehr als 200 . Aber genauso<br />
viele Familien kamen neu in die Beratung, sodass<br />
die Wartelisten sich noch leicht verlängerten.<br />
Denn gleichzeitig sind die Mitarbeiter immer stärker<br />
eingeb<strong>und</strong>en in neue Aufgaben wie die Zusammenarbeit<br />
mit den Familienzentren oder die Online-Beratung,<br />
die im ersten Jahr 564 Beratungsfälle <strong>und</strong> viele Einzelanfragen<br />
mehr verzeichnete.<br />
Aiga Wegmann-Sandkamp, Referentin im Diözesan-<br />
<strong>Caritas</strong>verband Münster, freut sich einerseits über das<br />
Ziel des Ministers ist es, mehr Beschäftigung für Menschen<br />
mit Behinderung im ersten Arbeitsmarkt zu finden.<br />
Er forderte die Behindertenwerkstätten dazu auf,<br />
verstärkt über „Außenarbeitsplätze“ in privaten Firmen<br />
nachzudenken. Bei der Einrichtung von Stellen im<br />
ersten Arbeitsmarkt sowohl für behinderte Menschen<br />
als auch für Kombilöhner sollten soziale Einrichtungen<br />
wie Krankenhäuser <strong>und</strong> Altenheime mit gutem Beispiel<br />
vorangehen, erklärte Laumann.<br />
Rheines <strong>Caritas</strong>-Direktorin Irene Reddmann unterstützte<br />
das Bestreben Laumanns, behinderte Menschen<br />
am Leben teilhaben zu lassen. Teilhabe bedeute dabei<br />
auch, einbezogen zu werden in Entscheidungen, <strong>und</strong><br />
„die Chance auf Arbeit für alle“, erklärte die 1. Vorsitzende<br />
des Werkstattrats in den Emstor-Werkstätten,<br />
Rosi Holthaus. Sie könne durch ihre Tätigkeit ihr Leben<br />
selbst finanzieren, habe sich eine Rente erarbeitet <strong>und</strong><br />
erhalte in der Werkstatt Anerkennung <strong>und</strong> Wertschätzung.<br />
„Ich fühle mich nicht behindert“, sagte Holthaus.<br />
Sie sei sich wohl ihrer Einschränkungen bewusst, „aber<br />
die hat doch jeder Mensch, finden Sie nicht auch?“ b<br />
wachsende Interesse. Denn so werden problematische<br />
Entwicklungen zunehmend früher entdeckt. Andererseits<br />
sieht sie die Grenze der Kapazität erreicht: „Hier<br />
wünschen sich die Träger, dass das Land wieder an<br />
frühere Zeiten anknüpft <strong>und</strong> eine bessere finanzielle<br />
Ausstattung ermöglicht.“<br />
Hinter den genau 10 861 abgeschlossenen Beratungsfällen<br />
steht eine Menge mehr an Gesprächen. Nur<br />
2 000 davon konnten mit einem „Fachkontakt“ gelöst<br />
werden. In der Mehrzahl waren zwei bis fünf <strong>und</strong> in<br />
über 3 000 Fällen auch sechs bis 15 Kontakte notwendig.<br />
Deutlich mehr Anfragen verzeichnet die Statistik<br />
bei jungen Volljährigen. b<br />
Simultan wurde der<br />
Vortrag von Landes-<br />
sozialminister Karl-Josef<br />
Laumann von einer<br />
Gebärdendolmetscherin<br />
übersetzt.<br />
Foto: Harald Westbeld<br />
caritas in <strong>NRW</strong> · 4/07 41