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Die „Schwierigsten“ im Blick - Teilhaben-teilsein.de

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<strong>Die</strong> <strong>„Schwierigsten“</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>Blick</strong><br />

Ambulante interdisziplinäre Konsulentenarbeit<br />

in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg – Grundlagen und<br />

erste Praxiserfahrungen<br />

Reutlingen, November 09


Herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Verhalten<br />

bei Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>de</strong>rung<br />

1 - Grundsätzliches<br />

2 - Mo<strong>de</strong>llprojekt TWG<br />

3 - An<strong>de</strong>re Projekte/ NL/ LVR<br />

4 - Konsulenten-Arbeit in Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg


Herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s<br />

Verhalten<br />

• Ausdruck einer Störung <strong>de</strong>s Verhältnisses<br />

zwischen einem Individuum und seinem<br />

ökologischen Kontext<br />

(Theunissen)


Systemtheoretischer<br />

Rahmen<br />

Bewohner<br />

Angehörige Mitarbeiter<br />

Mitbewohner


SHV-Epi<strong>de</strong>milogie<br />

England: 7-8 % <strong>de</strong>r Menschen mit GB<br />

zeigen SHV<br />

Kalifornien: 11 % <strong>de</strong>r Menschen mit GB<br />

zeigen SHV<br />

Männer > Frauen<br />

Altersgipfel: 15 – 20 Jahre (?)


HV und funktionale<br />

Störungen<br />

• HV ist häufig assoziiert mit Autismus<br />

• HV korreliert positiv mit Grad einer<br />

geistigen Behin<strong>de</strong>rung<br />

• HV ist häufig bei geistiger Behin<strong>de</strong>rung<br />

und Psychose<br />

• Hör- und Sehstörungen sind zusätzliche<br />

Risikofaktoren


Lebenssituation von geistig<br />

behin<strong>de</strong>rten Menschen mit SHV<br />

• Eigene Wohnung 5 %<br />

• Elterliche Wohnung 8 %<br />

• Gemein<strong>de</strong>zentrierte WG 9 %<br />

• Gemein<strong>de</strong>nahes WH 24 %<br />

• Komplexeinrichtung 49 %<br />

____________________________<br />

Kalifornien 1994


Haltung von Wohneinrichtungen<br />

gegenüber Personen mit SHV<br />

• Abschieben („remover“)<br />

• Verwahren („container“)<br />

• För<strong>de</strong>rn (<strong>de</strong>veloper“)<br />

______________________________<br />

Mansell Report 1993 UK


Ursachen/ Auslöser<br />

von SHV<br />

• Persönliche Disposition<br />

• Situative Bedingungen<br />

- Beziehungs-/Kommunikationsprobleme<br />

- Unterfor<strong>de</strong>rung/ Überfor<strong>de</strong>rung<br />

- Kritische Lebensereignisse<br />

- Übergänge<br />

- Verlusterfahrungen<br />

- Ungeeignete Betreuungskonzepte


Abklärung<br />

bei HV/ SHV<br />

• „Verstehen<strong>de</strong> Diagnostik“ (Jantzen)<br />

(lebenswelt-, kontext-orientiert)<br />

• Medizinische/ neurologische Diagnostik<br />

• Medizinische/ psychiatrische Diagnostik


Interventionen bei HV<br />

• Präventive Ansätze<br />

• Frühes Erkennen von HV und frühe Intervention<br />

• Beratung und Unterstützung von Einrichtungen<br />

• Spezifische Wohn- und Beschäftigungsangebote<br />

auf best<strong>im</strong>mte Zeit<br />

________________________________________<br />

Mansell-Report 1993 UK


Gestaltung von Hilfen<br />

(1)<br />

• Positive Behaviour Support<br />

• Gestaltung ökologischer Bedingungen,<br />

in <strong>de</strong>nen Menschen mit HV ihre Stär-<br />

ken entwickeln und ein Höchstmaß<br />

an Teilhabe erreichen können


Gestaltung von Hilfen<br />

• Differenzierung und Individualisierung <strong>de</strong>s<br />

Wohnumfelds<br />

• Differenzierte Arbeits- und Beschäftigungsangebote<br />

• Individuelles Betreuungskonzept,<br />

ausreichen<strong>de</strong> personelle Ressourcen<br />

• Spezielle beraten<strong>de</strong> und therapeutische<br />

<strong>Die</strong>nste (Konsulenten-Teams)


Lan<strong>de</strong>sgesundheitsamt Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg<br />

Arbeitsgruppe SHV 1993<br />

Definition von SHV:<br />

Emotional und sozial stark retardierte und/<br />

o<strong>de</strong>r psychisch gestörte Menschen, <strong>de</strong>ren<br />

Verhaltensweisen gekennzeichnet sind<br />

- durch manifeste Selbstgefährdung<br />

- o<strong>de</strong>r durch starke Fremdgefährdung<br />

- o<strong>de</strong>r durch massive Beeinträchtigung an<strong>de</strong>rer<br />

Personen


Lan<strong>de</strong>sgesundheitsamt Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg<br />

Arbeitsgruppe SHV 1993<br />

<strong>Die</strong>sen Personen droht auch <strong>im</strong> Wohnhe<strong>im</strong><br />

eine bleiben<strong>de</strong> Ausgrenzung, weshalb es das Ziel<br />

<strong>de</strong>r Betreuung und För<strong>de</strong>rung dieser Menschen<br />

sein muss, eine Ausglie<strong>de</strong>rung zu verhin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />

eine solche wie<strong>de</strong>r rückgängig zu machen.


Mo<strong>de</strong>llprojekt TWG<br />

2002 - 2005<br />

• Untersuchung <strong>de</strong>r Wirksamkeit zeitlich<br />

befristeter Betreuung von geistig behin<strong>de</strong>rten<br />

Menschen mit SHV in Therapeutischen<br />

Wohngruppen bei rehabilitativer Zielsetzung<br />

Träger:<br />

LWVe Ba<strong>de</strong>n und Württemberg-Hohenzollern


Ziel <strong>de</strong>r TWG-<br />

Betreuung<br />

• Wie<strong>de</strong>r-Einglie<strong>de</strong>rung von geistig<br />

behin<strong>de</strong>rten Menschen mit SHV in nicht<br />

ausson<strong>de</strong>rn<strong>de</strong> Wohndienste und<br />

Wohnformen


Aufgaben <strong>de</strong>r TWG-<br />

Betreuung<br />

• (Re-)aktivierung bzw. Erweiterung <strong>de</strong>r<br />

Kompetenzen <strong>de</strong>r Personen mit SHV<br />

• Lösung und Verän<strong>de</strong>rung festgefahrener<br />

Verhaltensweisen<br />

• Auswahl und Ausgestaltung einer<br />

zukünftigen Wohnumgebung


Mo<strong>de</strong>llprojekt TWG<br />

Rahmenbedingungen<br />

• Laufzeit: 3 Jahre<br />

• Beson<strong>de</strong>re Vergütungspauschale für Wohnen<br />

und Tagesstruktur<br />

• Personalschlüssel 1 : 0,71<br />

• Hohe Fachkraftquote<br />

• Einzelz<strong>im</strong>mer<br />

• Teilnahme an Evaluation


Mo<strong>de</strong>llprojekt TWG<br />

Teilnehmer/innen<br />

• 10 Einrichtungen (6 WH/ 4 B)<br />

• 241 Betreuungsplätze<br />

• 290 Personen (inkl. Nachrücker)


Evaluation/ Fragen<br />

• Merkmale <strong>de</strong>r Teilnehmer/innen<br />

• Arbeitsweise <strong>de</strong>r TWG<br />

• Effekte/ Erfolge<br />

• Prognosefaktoren für Re-Integration<br />

• Passung in regionale Hilfesysteme


Rangreihe SHV<br />

(n= 243 Personen)<br />

• 36 % Handgreifliche Wutausbrüche<br />

• 35 % Zwanghaftes Verhalten<br />

• 30 % Schlagen, treten, kneifen<br />

• 27 % Ständige motorische Unruhe<br />

• 26 % Ausdauern<strong>de</strong>s Fragen/ Klagen<br />

• 24 % Zerstörung von Gegenstän<strong>de</strong>n<br />

• 23 % Anhalten<strong>de</strong>s Schreien, Brummen<br />

• 23 % Sich selbst beißen, kratzen


Entwicklung von<br />

Kompetenzen<br />

• Sprachverständnis verbessert bei 22 %<br />

• Sprechfähigkeit verbessert bei 18 %


Reduktion von HV/<br />

SHV<br />

Zahl <strong>de</strong>r Nennungen – Median<br />

Zeitpunkt 1 : 22<br />

2 : 18 (-526)<br />

3 : 18 (-244)<br />

4 : 17 (-203)<br />

5 : 17 (- 54)<br />

Gefährdungspotenzial geringer


Freiheitsentziehen<strong>de</strong><br />

Maßnahmen<br />

• Zeitpunkt 1: 69 % <strong>de</strong>r TN<br />

• Zeitpunkt 2: 62 % <strong>de</strong>r TN<br />

• Zeitpunkt 3: 55 % <strong>de</strong>r TN<br />

• Zeitpunkt 4: 53 % <strong>de</strong>r TN<br />

• Zeitpunkt 5: 49 % <strong>de</strong>r TN


Mögliche/ tatsächliche<br />

Reintegration<br />

Reintegrat.<br />

möglich nicht mögl. tatsächl.<br />

Einrichtung 01 37 % 63 % 17 %<br />

Enrichtung 02 11 % 89 % 17 %<br />

Einrichtung 03 0 % 100 % 7 %<br />

Einrichtung 04 71 % 29 % 33 %<br />

Einrichtung 05 95 % 5 % 8 %<br />

Einrichtung 06 k. A. k. A. k. A.<br />

Einrichtung 07 88 % 12 % 97 %<br />

Einrichtung 08 5 % 95 % 10 %<br />

Einrichtung 09 47 % 53 % 33 %<br />

Einrichtung 10 60 % 40 % 8 %<br />

_______________________________________________________<br />

Gesamt 55 % 45 % 32 %


Prognostische Faktoren für<br />

Erfolg<br />

• Keine leicht erkennbaren<br />

Personenmerkmale, son<strong>de</strong>rn<br />

- Prozessvariablen wie Lenkbarkeit und<br />

Frustrationstoleranz und<br />

- eingehen<strong>de</strong> interdisziplinäre Diagnostik<br />

und Planung


Hemmen<strong>de</strong> Faktoren für<br />

Reintegration<br />

• Fehlen<strong>de</strong> Hilfeplanung<br />

• Fehlen<strong>de</strong> Vernetzung von Einrichtungen<br />

• Fehlen passen<strong>de</strong>r Hilfeangebote<br />

• Fehlen<strong>de</strong> Beratung und Unterstützung für<br />

Nachfolge-Einrichtungen


Empfehlungen nach<br />

Evaluation<br />

• Erweiterung <strong>de</strong>r TWG-Angebote für Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendliche<br />

• Schaffung <strong>de</strong>zentraler individueller Lösungen für<br />

Teilnehmer, bei <strong>de</strong>nen keine Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s<br />

HV erreicht wor<strong>de</strong>n ist<br />

• Entwicklung interdisziplinärer aufsuchen<strong>de</strong>r<br />

Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

(Konsulenten-Arbeit)


Konsulenten-Projekt HPH<br />

<strong>de</strong>s LVR<br />

Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong> ab 1990:<br />

• Gründung von Beratungszentren (CCE) in 5<br />

Regionen<br />

Koordinatoren für maßgeschnei<strong>de</strong>rte<br />

Unterstützungsleistungen<br />

• Einsatz fachspezifischer externer Experten


Konsulenten-Projekt HPH<br />

<strong>de</strong>s LVR<br />

• Fachkräfte <strong>de</strong>s HPH bil<strong>de</strong>n ein<br />

Organisationsteam für Konsulentenarbeit<br />

• Externe Evaluation <strong>de</strong>s Projekts


Effekte <strong>de</strong>r Konsulenten-<br />

Arbeit<br />

• Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Wohnsituation<br />

• Personelle Verän<strong>de</strong>rungen (Anzahl)<br />

• Erweiterung <strong>de</strong>r MA-Kompetenz<br />

• Erweiterung von Diagnostik/ Problemanalyse<br />

• Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Betreuungskonzepts<br />

• Verän<strong>de</strong>rung sozialer Beziehungen<br />

• Verän<strong>de</strong>rung bei Beschäftigung/ Freizeit<br />

• Spezielle Maßnahmen


Empfehlungen nach<br />

Evaluation<br />

• Konsulenten-Arbeit ist ein wichtiger<br />

Baustein <strong>im</strong> System regionaler Hilfestrukturen<br />

• Schaffung einer einrichtungs-unabhängigen<br />

Beratungs- und Koordinierungsstelle<br />

für Konsulentenarbeit notwendig


Konzept für<br />

Konsulentenarbeit in<br />

Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

• Zusammenarbeit <strong>de</strong>s MPD <strong>de</strong>s KVJS mit externen<br />

Beratern/ Fachkräften verschie<strong>de</strong>ner Disziplinen in<br />

einem „flexiblen“ Team, <strong>de</strong>ssen Aufgabe es ist:<br />

- Individuelle Problemlagen zu analysieren<br />

- Angepasste Handlungskonzepte zu entwickeln<br />

- Leistungsträger (SHT) darüber zu informieren<br />

- Einrichtungen bei <strong>de</strong>ren Umsetzung zu unterstützen


Projektphasen<br />

(i<strong>de</strong>altypisch)<br />

• Pilotphase (regional)<br />

- Entwicklung von Instrumenten<br />

- Erprobung von Instrumenten und Ablauf<br />

(Unterstützung KFH NRW Münster<br />

• Transferphase (überregional)<br />

- Einbindung weiterer MA <strong>de</strong>s MPD<br />

- Fachliche Profilierung<br />

- Aufbau eines Netzwerks fachlicher Berater<br />

• Evaluationsphase<br />

- Bewertung methodischer Aspekte<br />

- Bewertung von Ergebnissen


Instrumente/<br />

Arbeitshilfen<br />

• Antrag auf Beratung<br />

• Erhebungsbogen für Erstkontakt<br />

• Leitfa<strong>de</strong>n: Herausfor<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>s Verhalten<br />

• Leitfa<strong>de</strong>n: Bedürfnisse <strong>de</strong>s Klienten<br />

• Maßnahmenkatalog<br />

• Rückmeldung für Evaluation<br />

(KFH NRW Münster)


Anlässe/ Aufträge/<br />

Erwartungen<br />

• Einrichtung verlangt Zusatzvergütung<br />

• SHT bittet um Prüfung<br />

• Einrichtung hat individuelles Betreuungskonzept<br />

und erwartet Unterstützung gegenüber SHT<br />

• Einrichtung erwartet Beratung, Unterstützung,<br />

Lösungsvorschlag<br />

• Einrichtung will verlegen und erwartet<br />

entsprechen<strong>de</strong> Lösung


Auftrags-Klärung<br />

• Einrichtung<br />

• Betroffener/ Angehöriger<br />

• Leistungsträger/ SHT


Bisherige Erfahrungen/<br />

Problemfel<strong>de</strong>r<br />

• Nicht ausreichen<strong>de</strong> Diagnostik<br />

• Ungelöste Ablösungsproblematik<br />

• Nicht ausreichen<strong>de</strong> Kommunikation<br />

• Überfor<strong>de</strong>rung/ Unterfor<strong>de</strong>rung<br />

• Inkonsequentes Han<strong>de</strong>ln bei Delinquenz<br />

• Konflikte Eltern/ Einrichtung<br />

• Fehlen<strong>de</strong>s Handlungskonzept


Handlungsfel<strong>de</strong>r<br />

• Verbesserung diagnostischer Möglichkeiten<br />

• Methodische Unterstützung <strong>de</strong>r Einrichtungen<br />

• Begleitung von Betreuungsprozessen<br />

• Organisations-Entwicklung<br />

• Coaching von Fall-Managern<br />

• Beratung <strong>de</strong>r Sozialplanung


Beson<strong>de</strong>re<br />

Problemkonstellation<br />

• Lernbehin<strong>de</strong>rung/ leichte<br />

Intelligenzmin<strong>de</strong>rung<br />

• Verhaltens- und emotionale Störung<br />

• Persönlichkeitsstörung<br />

• Unterfor<strong>de</strong>rung / Überfor<strong>de</strong>rung<br />

• Delinquenz

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