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Die Geschichte der BruderhausDiakonie - 200 Jahre Gustav Werner ...

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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

180918371855 1881 1887 1909<br />

1952<br />

<strong>200</strong>4<br />

<strong>200</strong>9<br />

Gott im Maschinensaal<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie im Spiegel <strong>der</strong> Zeit<br />

Von <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung und Haus am Berg zur Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

Von den Anfängen bis heute<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>


2<br />

Inhalt<br />

Seite 3 Vorwort<br />

Seite 4 1. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – sein Leben und Werk<br />

Seite 5 2. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – Chronik eines Lebens<br />

Seite 8 3. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – Das Vermächtnis<br />

Seite 8 4. <strong>Die</strong> Hausgenossenschaft<br />

Seite 10 5. Frauen im Bru<strong>der</strong>haus<br />

Seite 12 6. Das Netzwerk <strong>der</strong> Hilfe<br />

Seite 13 7. Das Erziehungswerk <strong>der</strong> Liebe<br />

Seite 14 8. <strong>Die</strong> Fabrik als Tempel Gottes<br />

Werkstätten und Fabriken<br />

<strong>Die</strong> Erfi n<strong>der</strong> Daimler und Maybach<br />

Seite 20 9. <strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />

Seite 21 10. Chronik bis 1952<br />

Seite 25 11. <strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH<br />

Seite 26 12. Chronik von 1952 bis <strong>200</strong>1<br />

Seite 36 13. Chronik ab <strong>200</strong>2


Vorwort<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, ein Gründungsvater des mo<strong>der</strong>nen<br />

Württembergs!<br />

Aus Anlass <strong>der</strong> <strong>200</strong>. Wie<strong>der</strong>kehr des Geburtstages<br />

unseres Stiftungsgrün<strong>der</strong>s <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> legen wir<br />

diese Broschüre neu auf. „Teil haben. Teil sein.“ Unter<br />

diesem Motto steht das Jubiläumsjahr. Zu seiner Zeit<br />

hat die aufkommende Industrialisierung viele Verlierer<br />

produziert. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> wollte, dass keiner von Gottes<br />

geliebten Kin<strong>der</strong>n verloren geht. Aus tiefem christlichem<br />

Herzen und in <strong>der</strong> Nachfolge Jesu hat er Waisenkin<strong>der</strong><br />

aufgenommen, später auch Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen,<br />

Leistungsschwache und Alte. Er wollte keinen<br />

abweisen. Je<strong>der</strong> sollte Teil haben an dem, was für ein<br />

gelingendes Leben wichtig ist – an Heimat, an Bildung<br />

und an Arbeit.<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> steht an <strong>der</strong> Wiege des mo<strong>der</strong>nen Industrielandes<br />

Baden-Württemberg. Der große Pädagoge hat<br />

Entscheidendes dafür getan, dass in unserem Land ein<br />

mo<strong>der</strong>nes Qualifi kationsverständnis für die Industriearbeit<br />

und damit <strong>der</strong> Facharbeiterstand sich herausgebildet<br />

haben. Er hat Maschine und Industrie „getauft“.<br />

Mit seinen Industriegründungen und seinem Vorbild<br />

hat er diese Welt für die wichtige Gruppe <strong>der</strong> christlich<br />

geprägten Unternehmer im Land erschlossen. <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> steht für Begabungsgerechtigkeit und Chancengerechtigkeit.<br />

Sein Zögling Wilhelm Maybach, <strong>der</strong><br />

Mercedes-Konstrukteur, hat über dem Schwabenland<br />

den Stern aufgehen lassen, <strong>der</strong> bis heute Symbol ist für<br />

seine Innovationskraft, für das Qualitätsniveau seiner<br />

Produkte und für seinen breit gestreuten Wohlstand.<br />

Mit dem Beispiel seines immensen sozialen Wirkens und<br />

mit seinem Modell <strong>der</strong> christlichen Fabrik hat <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> eine unübersehbare Marke in die schwäbische<br />

Landschaft gesetzt, an <strong>der</strong> man sich künftig zu messen<br />

hatte. Er ist bis heute eine Gewissensinstanz in unserem<br />

Land. Sollen Industrie- und Wirtschaftsentwicklung<br />

erfolgreich sein, so müssen sie mit einer ausgewogenen<br />

Sozialentwicklung Hand in Hand gehen. <strong>Die</strong> Befriedung<br />

<strong>der</strong> Klassengegensätze war ihm ein wichtiges Anliegen.<br />

Pfarrer Lothar Bauer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes<br />

<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

Sein Herz wendete er beson<strong>der</strong>s den Allerschwächsten<br />

zu, den Waisenkin<strong>der</strong>n, die nichts und niemand mehr<br />

hatten, und den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und<br />

geringen Begabungen. Letzteren hat er in seinen Einrichtungen<br />

die Möglichkeit geschaffen, dass sie sich mit<br />

ihren Möglichkeiten einbringen konnten. Teilhabe an<br />

Bildung und Arbeit war für ihn unteilbar. Und eigentlich<br />

ist es nicht überraschend, dass ein solches Bildungsverständnis,<br />

das sich mit individueller Aufmerksamkeit<br />

jedem Einzelnen zuwendet, grade auch herausragende<br />

Talente geför<strong>der</strong>t und Persönlichkeiten hervorgebracht<br />

hat.<br />

<strong>Die</strong> Wirksamkeit von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ist Ausdruck für<br />

die Selbsthilfekräfte des Landes, die aus <strong>der</strong> Motivation<br />

des Glaubens heraus zur Entfaltung kamen. Das damals<br />

bitter arme Württemberg ist nicht im Elend versunken<br />

und ist auch nicht an den Tropf externer Entwicklungshelfer<br />

geraten. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte die Begabung, die<br />

besten Kräfte des Landes zu wecken und zu sammeln.<br />

Unter dem Gedanken christlicher Nächstenliebe hat er<br />

die Menschen in gegenseitiger Verantwortung zusammengeführt.<br />

Zeitlebens wurde er von einem großen<br />

Kreis an Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Freunden<br />

unterstützt, ohne die sein Werk nicht möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Das Vermächtnis <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s wurde nach seinem<br />

Tod von <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />

und in <strong>der</strong> Nachkriegszeit daneben von <strong>der</strong> von Paul<br />

Stäbler gegründeten Haus am Berg weitergeführt.<br />

<strong>200</strong>4 wurde die Haus am Berg Stiftung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus zugelegt, und diese<br />

benannte sich um in Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />

Mit <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie, <strong>der</strong> von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gegründeten<br />

Stiftung, lebt vieles fort, was er angefangen<br />

hat. Seinem Erbe und Geist sind wir verpfl ichtet. Weit<br />

darüber hinaus aber war er Impulsgeber und prägende<br />

Kraft – eben einer <strong>der</strong> Gründungsväter unseres Landes.<br />

Pfarrer Lothar Bauer<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

3


1.<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> –<br />

sein Leben und Werk<br />

Wie alles anfi ng<br />

„Was nicht zur Tat wird hat keinen Wert!“ <strong>Die</strong>ser Leitspruch<br />

von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ist auch heute noch vielen<br />

vertraut. Angefangen aber hat seine Wirksamkeit mit<br />

dem Wort. Im Jahr 1834 kam er als junger Vikar nach<br />

Walddorf im Oberamt Tübingen. Nach seiner ersten Predigt<br />

sagte <strong>der</strong> Bürgermeister: „So hent mr no koin ghet.“<br />

Bald predigte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> auch in vielen an<strong>der</strong>en Gemeinden<br />

und bei Versammlungen oft unter dem freien<br />

Himmel, nicht immer nur zur Freude seiner Amtskollegen.<br />

Seinen zahlreichen Zuhörern erschien durch seine<br />

Verkündigung eine bessere Welt und die Überwindung<br />

von Armut und Ungerechtigkeit möglich.<br />

Umzug nach Reutlingen<br />

Es ist eine seltsame Kolonne, die sich am 14. Februar<br />

1840 von Walddorf bei Tübingen nach Reutlingen<br />

bewegt. An <strong>der</strong> Spitze geht <strong>der</strong> Vikar des kleinen Dorfes,<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, neben ihm zwei Frauen mittleren Alters.<br />

Mit ihnen unterwegs sind zehn Kin<strong>der</strong>, auf einem Leiterwagen<br />

ist das gesamte Hab und Gut <strong>der</strong> kleinen Schar<br />

verstaut. Man könnte sie für eine obdachlose Familie<br />

halten, aber eine Familie im herkömmlichen Sinne sind<br />

sie nicht.<br />

<strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong> sind allesamt Waisenkin<strong>der</strong>, bei den Frauen<br />

handelt es sich um Maria Agnes Jakob und Barbara<br />

Welsch, Mitarbeiterinnen des ehemaligen Vikars.<br />

Ja, ehemalig. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gab seine Pfarrstelle in<br />

Walddorf auf und widmete sich nun ganz und gar <strong>der</strong><br />

Erziehung und Ausbildung von Waisenkin<strong>der</strong>n. Daher<br />

auch <strong>der</strong> Umzug nach Reutlingen.<br />

In Reutlingen haben sie eine Fünf-Zimmer-Wohnung<br />

gemietet. Dort wird die „Familie“ in Zukunft leben.<br />

4<br />

Vater <strong>Werner</strong><br />

(Gemälde von Robert Heck)<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als<br />

junger Vikar<br />

Viele Nöte im Zeitalter <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

Waisenkin<strong>der</strong>, Obdachlose und geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen hat es damals viele gegeben im Königreich<br />

Württemberg. Es war eine Zeit von Hungersnöten, großer<br />

Armut und Ausbeutung <strong>der</strong> Elenden. Menschen, die<br />

diesem Übel entschlossen entgegentreten wollten, gab<br />

es dagegen nur wenige. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte in Walddorf<br />

begonnen, sich um Waisen und an<strong>der</strong>e arme Kin<strong>der</strong><br />

zu kümmern, ihnen Essen und Kleidung zu geben, aber<br />

noch viel mehr: Er wollte ihnen durch Erziehung und<br />

Ausbildung ein selbstständiges und würdevolles Leben<br />

ermöglichen.<br />

Der Zug <strong>der</strong> kleinen Schar verwandelte sich recht<br />

schnell in eine ansehnliche Bewegung, auch die Zahl <strong>der</strong><br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wuchs rasch an. Es<br />

entstanden die <strong>Werner</strong>schen Anstalten, daraus wurde<br />

das Bru<strong>der</strong>haus und die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum<br />

Bru<strong>der</strong>haus. <strong>200</strong>4 wurde die Haus am Berg Stiftung<br />

<strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus zugelegt,<br />

und diese benannte sich um in Bru<strong>der</strong>hausDiakonie. Sie<br />

wurde bis heute vielen Menschen zum Ort, wo sie Hilfe<br />

o<strong>der</strong> Heimat fanden.


1809 1823 1827 1834 1837 1840<br />

Chronik eines Lebens<br />

<strong>Gustav</strong> Albert <strong>Werner</strong> wird am 12. März in Zwiefalten geboren. Seine Mutter ist Frie<strong>der</strong>ike Christiane<br />

von <strong>Werner</strong>. Vater Johannes von <strong>Werner</strong>, zunächst Forstkassier, wirkt später in Reutlingen als<br />

Finanzkammerpräsident und als Abgeordneter im württembergischen Landtag.<br />

Besuch des Seminars Maulbronn (Internats-Gymnasium) bis 1827.<br />

Studium <strong>der</strong> Theologie in Tübingen bis 1832. Beschäftigung mit <strong>der</strong> Gedankenwelt des Theologen<br />

Swedenborg.<br />

Privatlehrer in Straßburg. Begegnung mit dem Lebenswerk des elsässischen Pfarrers Johann Friedrich<br />

Oberlin (1740-1826). <strong>Die</strong>ser hat durch gemeindediakonische Aktivitäten die bittere<br />

Armut <strong>der</strong> Menschen seiner Gemeinde in bescheidenen Wohlstand verwandelt.<br />

„In Oberlin hatte ich mein Ideal gefunden. Und praktisches Christentum zu treiben, wie er in<br />

seinem Steintal, stand mir nun als meine Lebensaufgabe vor Augen.“<br />

Vikar in Walddorf bei Tübingen. Der junge Vikar übt seinen Beruf in den Gemeinden Walddorf,<br />

Gniebel, Häslach und Rübgarten mit wahrem Feuereifer aus. Er versucht, den Gemeindeglie<strong>der</strong>n in<br />

seinen Predigten deutlich zu machen, dass <strong>der</strong> Glaube an Christus kein Gnadenpolster zum Ausruhen<br />

ist, son<strong>der</strong>n dass wahrer Glaube in Liebe tätig wird.<br />

Der Bürgermeister urteilt nach <strong>der</strong> ersten Predigt 1834: „So hent mer no koin ghet!“<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> beginnt seine diakonische Tätigkeit mit <strong>der</strong> Gründung einer Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />

(Kin<strong>der</strong>garten) und einer Industrieschule, in <strong>der</strong> Unterricht in Stricken und Häkeln sowie im<br />

Spitzenklöppeln erteilt wird. Als wenig später eine Mutter von sechs Kin<strong>der</strong>n stirbt, nimmt <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> ein Kind selber auf. Dann sorgt er dafür, dass die an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> von Menschen aus <strong>der</strong><br />

Gemeinde aufgenommen werden. Es kommt zur Gründung einer Kin<strong>der</strong>rettungsanstalt, in die<br />

weitere Waisenkin<strong>der</strong> aufgenommen werden.<br />

Umzug nach Reutlingen. Erste Mitarbeiterinnen beteiligen sich an dem Werk. <strong>Werner</strong>s auswärtige<br />

Vortrags- und Predigttätigkeit zum Zweck <strong>der</strong> Spendensammlung führt zum Konfl ikt mit Ortspfarrern<br />

und <strong>der</strong> Kirchenleitung. Er verzichtet auf das Pfarramt und zieht am 14. Februar mit zwei<br />

Mitarbeiterinnen und zehn Kin<strong>der</strong>n zu Fuß nach Reutlingen. Sie beziehen eine gemietete 5-Zimmer-Wohnung.<br />

Bald wird <strong>der</strong> erste Acker gepachtet und eine Kuh gekauft. <strong>Die</strong> Gemeinschaft fi nanziert sich durch<br />

die Opfer <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>- und Reisepredigertätigkeiten und die Erträge aus eigener Arbeit; Kostgeld<br />

für die Kin<strong>der</strong> erhält sie kaum.<br />

1809<br />

5<br />

2.<br />

1823<br />

1827<br />

1832<br />

1834<br />

1837<br />

1840


1841 1842 1848 1850 1851 1854 1861<br />

1841<br />

1842<br />

1848<br />

1850<br />

1851<br />

1854<br />

1861<br />

1861-66<br />

1881<br />

6<br />

Am 8. November heiratet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine seiner treuesten Mitstreiterinnen, die Reutlinger<br />

Kaufmannstochter Albertine Zwißler. Es ist keine Ehe im herkömmlichen Sinne und bleibt kin<strong>der</strong>los.<br />

<strong>Die</strong> eheliche Verbindung sollte lediglich dazu dienen, den angenommenen Kin<strong>der</strong>n eine rechtmäßige<br />

Mutter zu geben. <strong>Die</strong> Gemeinschaft wächst und lebt nach genossenschaftlichen Prinzipien<br />

(Hausgenossenschaften).<br />

<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> aufgenommenen Kin<strong>der</strong> ist auf 29 angewachsen. Reutlinger Bürgerstöchter treten als<br />

Mitarbeiterinnen ein. Es bildet sich ein „Strickverein Reutlinger Jungfrauen mittlerer und nie<strong>der</strong>er<br />

Stände“ mit 80 Mitglie<strong>der</strong>n, dessen Handarbeiten zu einer wichtigen Einnahmequelle werden.<br />

<strong>Werner</strong> erwirbt mit Hilfe von Spenden und Darlehen von Freunden ein größeres Wohnhaus auf<br />

dem Stadtgraben am Zimmerplatz, genannt „Gottes-Hülfe“. Im August zieht er dort mit 30 Kin<strong>der</strong>n<br />

und fünf Mitarbeiterinnen ein.<br />

82 Kin<strong>der</strong> und Hilfebedürftige leben in <strong>der</strong> Anstalt zusammen.<br />

Kauf <strong>der</strong> Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz.<br />

<strong>Die</strong> ersten männlichen Mitarbeiter aus Reutlinger Handwerker- und Winzerfamilien treten ein und<br />

gründen die anstaltseigenen Handwerksbetriebe.<br />

Kauf <strong>der</strong> Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz in Reutlingen, weitere Fabrikgründungen folgen, die ab 1858 zur<br />

Maschinenfabrik des Bru<strong>der</strong>hauses wird.<br />

Zum ersten Mal taucht <strong>der</strong> Begriff „Bru<strong>der</strong>haus“ in dem Lied „Rolle, rüstige Turbine“ auf, später<br />

gründet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> mit <strong>der</strong> Satzung von 1858 den „Verein zum Bru<strong>der</strong>haus“.<br />

<strong>Die</strong> Reutlinger Anstalt, die „Mutteranstalt“, erhält 1858 den Namen „Bru<strong>der</strong>haus“. Bru<strong>der</strong>haus deshalb,<br />

weil für <strong>Werner</strong> im Zeichen <strong>der</strong> Nächstenliebe je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> Hilfe braucht, Bru<strong>der</strong> ist.<br />

Nach drei <strong>Jahre</strong>n Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong> Württembergischen Landeskirche scheidet <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> aus dem Pfarrdienst aus.<br />

Gründung <strong>der</strong> ersten Zweiganstalt in Fluorn im Schwarzwald. Nach etlichen Missernten war die<br />

Not in dieser Gemeinde sehr groß und viele Kin<strong>der</strong> blieben unversorgt. Weitere Bru<strong>der</strong>häuser in den<br />

Schwarzwald-Gemeinden wie Rodt, Schernbach und Göttelfi ngen kommen bald hinzu.<br />

Neben <strong>der</strong> Reutlinger Mutteranstalt gibt es über Württemberg verstreut rund 30 Zweiganstalten,<br />

in denen 437 Kin<strong>der</strong> und 216 erwachsene Menschen leben. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> unentgeltlich Mitarbeitenden<br />

(Hausgenossen) hat mit 280 ihren Höhepunkt erreicht. In den Werkstätten und Fabriken des<br />

Bru<strong>der</strong>hauses sind 866 Arbeiter beschäftigt. <strong>Die</strong> Gesamtpersonenzahl <strong>der</strong> im Bru<strong>der</strong>haus lebenden<br />

Menschen wird mit 1746, <strong>der</strong> Grundbesitz mit 1282 Morgen angegeben.<br />

Schwere Sorgen um die Krise und das Weiterbestehen des Werkes. Rettung durch den Aktienverein.<br />

Abfassung <strong>der</strong> Stiftungsurkunde für die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus am 30. März.<br />

Gründung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus.


1866 1881 1882 1884 1885 1887<br />

Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des Friedrichsordens. Albertine <strong>Werner</strong> stirbt am 19. September.<br />

Für körperlich, geistig o<strong>der</strong> seelisch behin<strong>der</strong>te Menschen – <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> nennt sie<br />

„halbe Kräfte“ – werden im ehemaligen Gasthof „Alte Krone“ Arbeitsplätze eingerichtet. <strong>Die</strong> 1882<br />

ins Leben gerufene „Kartonagen- und Tütenfabrikation“ kann als Vorläuferin <strong>der</strong> heutigen Werkstatt<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen angesehen werden.<br />

Gründung des Kin<strong>der</strong>hauses.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Reutlingen benennt den Papiermühlenweg in <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße um.<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> erhält die Ehrenbürgerrechte <strong>der</strong> Stadt Reutlingen.<br />

Gründung des Krankenhauses.<br />

„Vater“ <strong>Werner</strong> stirbt am 2. August im „Krankenhäusle“ in Reutlingen. Das württembergische Königshaus<br />

und viele Menschen in Stadt und Land nehmen Anteil.<br />

Johannes Schnei<strong>der</strong> übernimmt als Geistlicher Leiter die Nachfolge von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>. In Reutlingen<br />

spricht man von <strong>der</strong> „Weiberwirtschaft“ im Bru<strong>der</strong>haus. <strong>Die</strong> Hausgenossinnen halten die Fäden<br />

in <strong>der</strong> Hand.<br />

Scheunenpredigt (Gemälde von Robert Heck)<br />

Das Haus <strong>der</strong> Charlotte Nagel in Walddorf, in dem<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> 1837 eine Kleinkin<strong>der</strong>schule einrichtete<br />

Erste Anstaltsgebäude<br />

auf dem Stadtgraben Rosine Barbara Jakob, eine <strong>der</strong><br />

ersten Mitarbeiterinnen<br />

1882<br />

1884<br />

1885<br />

1887<br />

7


3.<br />

4.<br />

Das Vermächtnis<br />

Mit seiner diakonischen und industriellen Tätigkeit, die ins ganze Land ausstrahlte, war<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine <strong>der</strong> Gründungsgestalten des mo<strong>der</strong>nen Württembergs am Übergang<br />

vom Agrar- zum Industrieland. In die konservativ-kirchlichen Kreise hinein vermittelte<br />

er Aufgeschlossenheit gegenüber den mo<strong>der</strong>nen Kräften von Maschine und Industrie.<br />

Für die neu entstehende Unternehmerschicht war er Mahner und ein Vorbild für soziale<br />

Verantwortung.<br />

Im Juni 1887 diktierte er sein Vermächtnis – lei<strong>der</strong> nur noch im Bruchstück vorhanden –,<br />

in dem er Grundgedanken zum Fortbestehen seines Werkes darlegte: „Das göttliche<br />

Gesetz als das Beste, weil es von <strong>der</strong> Liebe ausgeht, soll nach und nach alle Menschen<br />

und all ihr Tun durchdringen, weil dadurch in den Herzen die reinste Liebe zu den<br />

Mitmenschen und zugleich die treueste und weiseste Liebesbeweisung gegen den<br />

Nächsten bewirkt wird, wodurch dann ganz befriedigende Zustände in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

hergestellt und die vielerlei Schäden in <strong>der</strong>selben völlig geheilt werden.“<br />

Am 2. August 1887, abends um 19 Uhr, ist <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> im Kreise von Hausgenossen<br />

und Angehörigen verstorben. Am 5. August eröffneten 100 Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mutteranstalt den<br />

Trauerzug. Nahezu <strong>200</strong>0 Menschen folgten dem Sarg zum Friedhof Unter den Linden,<br />

geleitet vom Geläute aller Reutlinger Kirchenglocken. Stadtpfarrer Ströle sprach an<br />

<strong>der</strong> Ruhestätte zum Bibelwort 1. Joh 3,16: „Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er<br />

sein Leben für uns gelassen hat, wir sollen auch das Leben für die Brü<strong>der</strong> lassen.“ Der<br />

Reutlinger Oberbürgermeister sagte: „Unsere Stadt betrauert heute am Grabe Vater<br />

<strong>Werner</strong>s ihren besten Bürger.“ Mit dem Bru<strong>der</strong>haus und <strong>der</strong> Stadt trauerte das gesamte<br />

schwäbische Land.<br />

<strong>Die</strong> Hausgenossenschaft<br />

„Der Grundsatz ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’<br />

hat meine Mitarbeiter angezogen und festgehalten und<br />

sie zur willigen Ausübung <strong>der</strong> weiteren evangelischen<br />

Hauptgrundsätze vermocht, das Ihre zu verkaufen und<br />

den Armen zu geben und als treue Haushalter die Güter<br />

zu verwalten, die <strong>der</strong> Herr ihnen gegeben hat. Sie arbeiten<br />

daher ohne Lohn, betrachten die ihnen anvertrauten<br />

Pfl eglinge als ihre eigenen und besorgen ebenso<br />

die ihnen übergebenen Haushaltungen, Geschäfte,<br />

Güter und Gewerbe als ihre eigenen, wodurch die wahre<br />

Liebe zu den Pfl eglingen und die echte Treue im Haushalt<br />

erzielt wird.“ (<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> 1862)<br />

8<br />

Grabmal von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />

mit <strong>der</strong> Inschrift „Vater <strong>Werner</strong><br />

– die Liebe ist des Gesetzes<br />

Erfüllung“<br />

Lebens- und Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte einer <strong>der</strong> ersten Mitarbeiterinnen<br />

seines Werkes, <strong>der</strong> Reutlinger Bürgerstochter<br />

Rike Schirm, Lohn für ihre Arbeit angeboten. <strong>Die</strong>se<br />

aber hatte abgelehnt. Ihrem Beispiel folgten später<br />

viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />

sogenannten „Hausgenossen“. Sie erhielten für ihre<br />

Arbeit stattdessen die volle Versorgung bis zum<br />

Lebensende zugesichert. Ihr Vermögen stellten sie<br />

<strong>der</strong> diakonischen Arbeit zur Verfügung, wodurch <strong>der</strong><br />

große Umfang <strong>der</strong> Hilfeleistung erst möglich wurde.


Im Jahr 1859 wurde <strong>der</strong> Hausgenossenschaft mit dem<br />

„Verein zum Bru<strong>der</strong>haus“ ein rechtlicher Rahmen<br />

gegeben. <strong>Die</strong> Satzung enthielt eine Verpfl ichtung, in<br />

<strong>der</strong> die Hausgenossen erklärten: „Wir, die nachstehend<br />

unterzeichneten Hausgenossen des <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hier,<br />

die wir uns sowohl in dem von demselben gegründeten<br />

Mutter- und Bru<strong>der</strong>hause hierselbst als auch dessen<br />

auswärtigen Zweiganstalten befi nden, bekennen hiermit,<br />

dass wir nach den Grundsätzen, die wir während<br />

unseres mehrjährigen Aufenthaltes in den genannten<br />

Anstalten kennen gelernt und ins Leben gestellt haben,<br />

dem von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gestifteten Verein beitreten<br />

und entschlossen sind, demselben unsere ganze Zeit<br />

und Kraft zu widmen, weil wir <strong>der</strong> Überzeugung sind,<br />

dass wir in denselben dem Herrn, welchem wir uns<br />

heute ganz zu eigen geben wollen, in wohlgefälliger<br />

Weise dienen können. Ebenso sind wir entschlossen, für<br />

alle durch <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als Vorsteher des Vereins in<br />

Zwecken desselben gemachten Unternehmungen materieller<br />

Art mit unserem ganzen Vermögen ohne allen<br />

und jeden Vorbehalt als Selbstschuldner zu haften...“<br />

Das Werk wächst dynamisch.<br />

Haushalterschaft ist gefragt.<br />

<strong>Die</strong> Hausgenossinnen arbeiteten in <strong>der</strong> Betreuung und<br />

Unterrichtung <strong>der</strong> Jugendlichen, die Hausgenossen als<br />

Handwerker und in <strong>der</strong> Landwirtschaft. In <strong>der</strong> Aufbauphase<br />

<strong>der</strong> 40er und 50er <strong>Jahre</strong> waren sie die Manager<br />

des Erfolges. Auf dem Höhepunkt des Bru<strong>der</strong>hauses um<br />

1862 betrug die Zahl <strong>der</strong> Hausgenossinnen und Hausgenossen<br />

280. Ein Freund des Bru<strong>der</strong>hauses, Diakon Hirzel<br />

aus Zürich, urteilt im Mai 1861 über dieses „ökonomische<br />

Unternehmen“:<br />

„<strong>Die</strong> Einfachheit, Sparsamkeit, praktische Zweckmäßigkeit<br />

aller Einrichtungen in Haus und Gewerbe, die enorme<br />

Summe, die an<strong>der</strong>n Etablissements gegenüber an<br />

Löhnen erspart wird, da niemand, we<strong>der</strong> <strong>Werner</strong> selbst<br />

noch irgendeiner seiner Hausgenossen, irgendwelchen<br />

Lohn o<strong>der</strong> Einzelgewinn bezieht; <strong>der</strong> Eifer, die Treue, <strong>der</strong><br />

Albertine <strong>Werner</strong> im Kreis<br />

von Hausgenossinnen<br />

Schwung, mit dem je<strong>der</strong> an seinem Ort und somit das<br />

Ganze in religiöser Begeisterung arbeitet; dies alles macht<br />

es begreifl ich, dass diese christliche Genossenschaft, ausnahmsweise<br />

unseres Wissens, als die einzige auf unserem<br />

Kontinent, innerlich wie äußerlich, moralisch wie ökonomisch<br />

sehr gut gedeiht.“ Faktisch war die wirtschaftliche<br />

Lage schwierig. Erst 1866 erhält das Gesamtwerk durch<br />

den Aktienverein eine ökonomisch solide Basis.<br />

<strong>Die</strong> Hausgenossenschaft war nicht frei von Problemen:<br />

So war es zum Beispiel nicht einfach, als Ehepaar in <strong>der</strong><br />

Hausgenossenschaft zu leben, weil es <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als<br />

gefährlich empfand, „sich an Personen an<strong>der</strong>en Geschlechts<br />

in natürlicher Liebe zu hängen.“ Auch blieb <strong>der</strong><br />

Einfl uss <strong>der</strong> Hausgenossen auf die Fabriken gering, weil<br />

dort technische und wirtschaftliche Fachleute gefragt<br />

waren, und die arbeiteten in <strong>der</strong> großen Mehrheit als<br />

bezahlte Angestellte.<br />

Bewahrer des <strong>Werner</strong>‘schen Geistes<br />

Ab 1866 ging die Zahl <strong>der</strong> Hausgenossinnen und Hausgenossen<br />

kontinuierlich zurück. Nach Gründung <strong>der</strong> Stiftung<br />

1882 verän<strong>der</strong>te sich die Stellung <strong>der</strong> Hausgenossenschaft,<br />

Aufsichtsrat und Vorstand übernahmen die Leitung. Doch<br />

blieb auch in den späteren <strong>Jahre</strong>n die Hausgenossenschaft<br />

<strong>der</strong> Ort, wo <strong>der</strong> Geist <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s und die geistliche<br />

Haltung und Vision <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit lebendig blieben.<br />

1908 fand die letzte Aufnahme statt. 1963 stirbt die letzte<br />

Hausgenossin, Marie Gestrich, in Reutlingen.<br />

9


5.<br />

Frauen im Bru<strong>der</strong>haus<br />

„Möchte auch die männliche Jugend zu diesem <strong>Die</strong>nst erweckt werden!“, das wünscht sich Lotte Merkh am Ende des<br />

Sammelbandes „Vater <strong>Werner</strong>, Bil<strong>der</strong> aus einem Leben“, den sie 1909 zu <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s 100. Geburtstag herausgibt.<br />

<strong>Die</strong>ser Wunsch macht auf eine Tatsache aufmerksam, die von Beginn <strong>der</strong> Einrichtung an bestand: Es waren vor allem<br />

junge Frauen, die sich von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> zur Mitarbeit gewinnen ließen. „In den ersten zehn <strong>Jahre</strong>n war eigentlich<br />

kein Mann im Haus außer dem Vater“, stellt Nane Merkh 1881 in ihren Erinnerungen aus dem Bru<strong>der</strong>haus fest. Um<br />

1850 sind in einer ersten Zählung 30 Frauen und sieben Männer in <strong>der</strong> Hausgenossenschaft genannt. Was heute für<br />

die Diakonie mit ihrem hohen Anteil an Frauen in <strong>der</strong> Arbeit (rund drei Viertel) gilt, galt bereits damals: Ohne die<br />

Frauen im Bru<strong>der</strong>haus wäre das Werk <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s nicht möglich geworden.<br />

<strong>Die</strong> erste Mitarbeiterin <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s war Maria Agnes Jakob, genannt das „Bäsle“, eine schwäbische Koseform<br />

für „Tante“. Geboren 1800 in Walddorf, lernt sie 1834 <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> kennen, <strong>der</strong> als Vikar in den Ort nahe Tübingen<br />

kommt. „Sie ging mit ganzem Herzen in meine Lehrweise ein“, so <strong>Werner</strong> über die einfache Näherin. Er bewog sie,<br />

in Reutlingen die dort übliche Strick- und Filetarbeit zu erlernen und auch in einer Kleinkin<strong>der</strong>schule zu hospitieren.<br />

1837 fi ng Maria Agnes Jakob in Walddorf an, in <strong>der</strong> von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gegründeten Industrieschule Handarbeit zu<br />

unterrichten. Der Erfolg dieser Schule ermutigte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, mit Hilfe von Maria Agnes Jakob und ihrer Nichte<br />

Rosine Barbara auch eine Kleinkin<strong>der</strong>schule zu eröffnen.<br />

In Maria Agnes Jakob fi ndet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> auch die entscheidende Hilfe, als er wenig später das erste Kind aufnimmt:<br />

Sie übernimmt dessen Versorgung. Wenige Wochen später folgen vier Jungen, so dass <strong>der</strong> Anfang zur Kin<strong>der</strong>rettungsanstalt<br />

gemacht ist. 1840 zieht Maria Agnes Jakob mit <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, einer weiteren Mitarbeiterin und<br />

zehn Waisenkin<strong>der</strong>n nach Reutlingen und ist die erste Haushälterin im Haus „Gotteshilfe“. Ihre Nichte folgt ihr 1843<br />

nach Reutlingen und wird 1887 von Königin Olga von Württemberg für ihre Verdienste im Bru<strong>der</strong>haus mit Diplom<br />

und Ehrenkranz ausgezeichnet.<br />

Bald wuchs in Reutlingen die Zahl <strong>der</strong> Waisenkin<strong>der</strong> wie auch die <strong>der</strong> Helferinnen im Haus „Gotteshilfe“. Im Jahr 1841<br />

fanden dort bereits 30 Kin<strong>der</strong> ein neues Zuhause.<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und seine Frau Albertine,<br />

geb. Zwißler, mit Amelie Wagenmann,<br />

einer <strong>der</strong> ersten Hausgenossinnen<br />

10<br />

<strong>Die</strong> Frau an <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s Seite<br />

Der junge, unverheiratete <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> zog vor allem die jungen Frauen <strong>der</strong><br />

Stadt an, die schon frühmorgens zu seinen Bibelstunden kamen. Um bösem<br />

Gerede ein Ende zu bereiten, rieten ihm Freunde, sich doch mit einer <strong>der</strong><br />

Frauen zu verheiraten. Damit konnte er auch seiner Überzeugung Rechnung<br />

tragen, dass „das Weib dem Mann als Gehilfi n zur Seite treten muss, wenn die<br />

Grundsätze <strong>der</strong> Nächstenliebe in einem Hause richtig durchgeführt werden<br />

sollen“. In Albertine Zwißler glaubte er die „Richtige“ gefunden zu haben.<br />

„Dass diese Wahl eine in je<strong>der</strong> Hinsicht richtige und Gott wohlgefällige war,<br />

das hat die ganze Entwicklung unseres Hauses bewiesen. Wohl selten sind<br />

einer Frau so viele Mühen, Arbeiten und Selbstverleugnung auferlegt worden,<br />

als dieser scheinbar schlichten und einfachen Frau, und mit Gottes Kraft und<br />

Beistand hat sie in 37-jähriger Wirksamkeit bewiesen, dass sie… sich mit ungeteiltem<br />

Herzen ihrer Aufgabe gewidmet hat“, so beschreibt Nane Merkh, eine<br />

spätere Hausgenossin, Albertine <strong>Werner</strong>.


<strong>Die</strong> e ersten<br />

en GGru<br />

Grundschullehrerinnen rund ndsc schu hull lleh ehre r rinnen in Württember<br />

Württemberg erg<br />

Neben Nebe b n Al AAlbertine be bert rtin ine e We Wern <strong>Werner</strong>, r er er, di ddie e vor allem fü ffür r di ddie e Or OOrga ganisation<br />

<strong>der</strong> Haushaltung<br />

ng zuständig<br />

ig war, tr trat<br />

at Ama Amalie m li lie e<br />

Wagenmann Wa Wage genm nm n ann n ih iihm m er ergä ergänzend gänz nzen end d zu zur<br />

r Se Seit Seite. it i e. SSie<br />

Sie ie war<br />

ar eein<br />

eine ine e de <strong>der</strong><br />

r<br />

engsten engste t n Mita Mitarbeiterinnen tarb rbei eite teri rinn nn n en uund<br />

und nd VVer<br />

Vertraute ertr trau aute te vvon<br />

von on Gus <strong>Gustav</strong> usta tav v<br />

<strong>Werner</strong> We W rner beim Au AAufbau fbb f au a des<br />

es Brude Bru<strong>der</strong>hauses. <strong>der</strong>h rhau ause ses. s. AAls<br />

Als ls Dek Dekanstoch-<br />

ek e an anst stoc o hter<br />

r au aaus s Backna Backnang nang ng hhat<br />

hatte atte te ssie<br />

sie ein eine i e hö höhe höhere here re Sch Schule chule e be bbesucht su such cht t<br />

und d übernahm<br />

h jet jetzt etzt zt ddie<br />

die ie ges gesamte e amte te Kor Korrespondenz o resp spon o de denz nz Gus <strong>Gustav</strong> usta tav v<br />

<strong>Werner</strong>s, Wern rner ers, füh führte ü rte e di ddie e Ha Haus Hausbücher usbü büch c er und<br />

ndd rec rechnete echn h et ete e da das<br />

s Ko Kost<br />

stgeldge<br />

geld ld uund<br />

und nd die<br />

ie Ausgaben Aus Ausga<br />

gabe ben n für fü für r die di d e Pfl eglinge egl gl g in inge ge ab. ab. b. Vor or o allem all llem em<br />

aber ab aber er prä pprägte<br />

rägt gte e si ssie e au auch<br />

ch c die<br />

ie Erz Erziehung rzie iehung ng und<br />

nd Aus Ausbildung usbildun ung g<br />

<strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Ki Kind Kin<strong>der</strong> n<strong>der</strong> er mit mmit.<br />

it. . Au Auf<br />

f Be Betr Betreiben treiben vo von Gu Gust <strong>Gustav</strong> stav WWer<br />

<strong>Werner</strong> er e ne ner le legt legte gte e<br />

sie si sie e ge geme gemeinsam mein insa sam m mi mit<br />

t So Soph Sophie phie ie Sch Schöller chöl ö le ler r un und<br />

d An AAnna na HHai<br />

Hai<strong>der</strong> ai a de <strong>der</strong> r<br />

nach na nach ch ein einer iner er ent entsprechenden ntsp spre r chen ende den n Au AAusbildung sb sbildu dung ng aals<br />

als erste<br />

te Frau in<br />

Württemberg Wü Würt rtte temb mb m erg g da das<br />

s Ex Exam Examen amen en zzur<br />

ur Gru Grundschullehrerin rund ndsc schu hullehre rerin ab.<br />

<strong>Die</strong> Di <strong>Die</strong> e Ge GGeschwister sc schw hw h is iste ter r Me Merk Merkh rkh<br />

Beson<strong>der</strong>e Be Beso sond n<strong>der</strong> ere e Be Bede Bedeutung deut utun ung g fü für<br />

r di die<br />

e Ha Haus Hausgenossinnenschaft<br />

usge geno noss ssinne nensch c aft<br />

kommt ko komm mmt t de den<br />

n si sieb sieben eben en SSch<br />

Schwestern chwe west ster ern n Me Merk Merkh rk rkh h zu zu.<br />

. Si Sie<br />

e st stam stammten ammten<br />

aus au aus s ei einf einfachen nfac ache hen n Ve Verh Verhältnissen, rhäl ältn tnis isse sen, n, d<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> er VVat<br />

Vater ater er wwar<br />

war ar BBor<br />

Bortenma- orte tenm nmaacher<br />

ch cher her<br />

iin<br />

in n Re Reut Reutlingen utli ling ngen en und<br />

nd bbet<br />

betrieb etri rieb eb ddaz<br />

dazu azu u no noch<br />

ch eein<br />

eine ine e kl kkleine ei eine ne<br />

Landwirtschaft. La Land nd n wi wirt rtsc scha ha h ft ft. . Sc Schu Schulden huld lden en las lasteten aste tete ten n au auf<br />

f de <strong>der</strong><br />

r Fa Fami Familie. m li lie. So<br />

o<br />

mussten mu muss sste ten n di ddie e Tö Töch Töchter ch chte te ter r vo von<br />

n fr ffrühauf üh ühau au a f mi mit<br />

t Ha Hand Handarbeiten<br />

ndar arbe be beit it iten en<br />

einen ei einen n Be Beit Beitrag itra rag g zu zzum m Fa FFamilieneinkommen mi m li lien en enei eink nkom omme men n le leis leisten. is i te t n. n DDes<br />

Deshalb esha halb lb<br />

waren wa w ren n di die<br />

e El Elte Eltern tern rn nnic<br />

nicht icht ht ddamit<br />

damit i eeinve<br />

einverstanden, vers rsta tanden, als al als s na nnach ch <strong>der</strong><br />

er<br />

älteren äl älte te tere ren n To Toch Tochter chte ter r Sa Salo Salome, lome me me, di die<br />

e 18 1844<br />

44 ins<br />

ns Bru Bru<strong>der</strong>haus ru rude d rh rhau aus s ei eeintrat, ntra rat, t,<br />

auch au auch ch ddie<br />

die ie näc nnächste<br />

ächs hs hste te TToc<br />

Tochter oc ocht hter er e MMar<br />

Maria a ia i CChr<br />

Christiane, hr h isti ti t ane, gen genannt enan annt<br />

Nane, Na Nane ne, , sich zzum<br />

zum um EEin<br />

Eintritt intr tr t itt t ins Br Brud Bru<strong>der</strong>haus u<strong>der</strong> erha haus us ber berufen eruf u en fühlte.<br />

Gegen Ge Gege gen de den Wi Will Willen llen en <strong>der</strong> d<strong>der</strong><br />

EElt<br />

Eltern lter e n ta tat<br />

t si ssie e di ddiesen es esen e Schri Schritt. r tt tt. Na NNach ch<br />

dem de d m Tod <strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Eltern El E te tern rn 1853 185 85 8 3 zogen zo zoge gen n drei dr d ei e <strong>der</strong> er Schwestern Sch chwest ster er e n mit mi m t<br />

Nane Na Nane ne in<br />

n di die<br />

e „M „Mut „Mutteranstalt“. utte tera rans nsta talt“. “ <strong>Die</strong> jün jüngste, üngs g te t , Lotte,<br />

e war<br />

gerade ge gera rade d kon konfi onfi firmie rmiert. iert rt. . Na Nach<br />

ch kkur<br />

kurzer urze zer r Ze ZZeit it fol folgten o gt g en e auc auch uch de <strong>der</strong><br />

r<br />

Halbbru<strong>der</strong> Ha Halb lbbr br b ud u<strong>der</strong> er und<br />

nd die<br />

ie lletzten<br />

et etzt zten en bei beiden e de d n Sc Schw Schwestern, hweste t rn, ob oobwohl wo w hl<br />

eine ei e ne von<br />

o ihnen ihnen, en, Ma Marie, zun zunächst unäc ä hs h t erkl erklärt k är ärt t hatte, nicht<br />

ht mit mmit<br />

it<br />

100 10 1 0 Pf PPferden erden bringe<br />

ge man<br />

an sie ins<br />

ns BBru<br />

Bru<strong>der</strong>haus.<br />

rude <strong>der</strong>h rhau a s. s<br />

Alle Al Alle fan fanden ande d n le lebe lebenslang bens n la lang ihr ihre hre e Heimat<br />

at im<br />

m Brud Bru<strong>der</strong>haus. u<strong>der</strong> e ha h us us.<br />

<strong>Die</strong> Schwestern Schweste t rn r Jak JJakobine, obine, Lotte Lotte, tte, Nane, , SSalo<br />

Salome, alome, me, Ma Marie<br />

rie un und<br />

d<br />

Luise Merkh (v.l.n.r.) aus Reutlinge Reutlingen n n trat traten ra en n in die Ha Hausg Hausgeusgeenossenschaft ein. Insbeson<strong>der</strong>e Lotte und d NNane<br />

ane waren wa waren en vi viele<br />

ele<br />

Jahrzehnte Jah Jahrzehnte in leiten<strong>der</strong> leitend en<strong>der</strong> e Ste Stellu Stellung l ng tät tätig ä ig<br />

Si SSie e bliebe blieben b n un unve unverheiratet, verh r ei e rate tet, t, wie wwie<br />

ie ees<br />

es de <strong>der</strong> fa fast<br />

st kklö<br />

klösterlichen<br />

lö lösterli l chen<br />

Gemeinschaft <strong>der</strong><br />

e Hau Hausgenossinnen ausg sgenos ossi sinn nnen e ent entsprach. ntsp spra rach. Bis auf<br />

f<br />

ei eeine ne Ausnahme: Aus us u na n hm hme: e: Luise. Lui<br />

u se. <strong>Die</strong> e Merkh-Schwestern Me M rkhh-Schw<br />

hwes este tern rn gelangen gelange gen n<br />

in lei leitende e te tend nde e St SStellungen el ellu lung ng ngen e als<br />

ls Hei Heimleiterin, e ml mlei eite teri rin, n, Kinde Kin<strong>der</strong>gärtnerin,<br />

de <strong>der</strong>gär ärtn tnerin in, ,<br />

Lehr Lehrerin hrerin uund<br />

und nd Red Redakteurin edak akte te t urin <strong>der</strong> d<strong>der</strong><br />

er Hau Hauszeitschrift.<br />

ausz szei eits tschri rift ft.<br />

He Heraus Herausgeberinnen u ge gebe beri rinnen en <strong>der</strong> „Friede „Friedensblätter“.<br />

densbl blät ätte ter“ r“.<br />

Nach<br />

ch GGus<br />

<strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong>s rner ers s To Tod<br />

d wa waren<br />

n Na NNane ne und Lotte<br />

te MMer<br />

Merkh erkh kh<br />

fü führ führend hren end d un unte unter ter r de den Ha Haus Hausgenossinnen. usge ge g no noss ssin innen. n Sie SSie<br />

ie leistet leisteten eten en eein<br />

einen inen en<br />

gr groß großen oßen en BBei<br />

Beitrag eitr tr t ag zum<br />

um u Geden Gedenken e ken n an Gus <strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong> rn rner er e iin<br />

in n un und<br />

d<br />

au auße außerhalb ßerh rhal alb de <strong>der</strong><br />

r St Stif Stiftung, if iftu tung ng ng, in iindem de dem m si sie<br />

e di ddie e „F „Fri „Friedensblätter“<br />

ried eden en e sb sblätt tter er“<br />

he hera herausgaben, raus usga gabe ben, ein eine in i e Zeit Zeitschrift itsc schr hr h if ift t mi mmit t Pr Pred Predigten edig igte ten n vo von Gu Gust <strong>Gustav</strong> stav av<br />

Wern <strong>Werner</strong> r er e und<br />

nd n BBer<br />

Berichten eric icht hten en übe über ber r da das<br />

s Mu Mutt Mutterhaus tter erha haus us uund<br />

und nd n ddie<br />

die ie<br />

Zwei Zweiganstalten. e ga gans n talten en. . Au Auße Außerdem ßerdem em ssch<br />

schrieb ch c ri rieb eb NNan<br />

Nane ane e Me Merkh 18 1881<br />

81<br />

das er eerste st ste Buch übe über b r di ddie e Ar AArbeit be beit it von vvon<br />

on GGus<br />

<strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong>: rner er: :<br />

„Ein „Einige i ige Zü Züge<br />

g aaus<br />

aus u d<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> er G G<strong>Geschichte</strong><br />

es esch chic icht hte de des<br />

s Br Brud Bru<strong>der</strong>hauses,<br />

u<strong>der</strong> erha haus uses es, ,<br />

geschi geschil<strong>der</strong>t hil<strong>der</strong> ert t au aus<br />

s <strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Erinnerung“. Er Erin i ne neru rung ng“. “. Ihre Ihr h e Schwester Sc Schw hwes este ter Lotte Lo Lott tte e<br />

wurde<br />

e da dann<br />

nn 190 1905 905 5 He Hera Herausgeberin raus usge gebe berin ei eines Ba Band Bandes, ndes, , in ddem<br />

dem em<br />

viele de d<strong>der</strong> r Ar Arti Artikel tike kel l au aus<br />

s de den<br />

n Fr Frie Friedensblättern, iede dens nsbl blät ätte tern rn, , ab aaber er auch<br />

h<br />

Na Nach Nachrufe chru rufe fe f aauf<br />

auf uf HHau<br />

Hausgenossinnen ausg sgen enos ossi sinn nnen en uund<br />

und nd Fre Freunde reun u de d<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> er AArb<br />

Arbeit rbei eit<br />

zu fi nde nden den n si sind sind. nd.<br />

Maria Christiane „Nane“<br />

Merkh, Reutlinger Bürgertochter<br />

und führende Kraft in <strong>der</strong><br />

Hausgenossenschaft<br />

11


6.<br />

Das Netzwerk <strong>der</strong> Hilfe<br />

In den <strong>Jahre</strong>n 1853 bis 1862 kam es zu 31 Anstaltsgründungen.<br />

Wie ein Netz spannte sich schließlich das<br />

<strong>Werner</strong>-Werk übers Land: vom Hohenlohischen bis zum<br />

Schwarzwald, vom Oberschwäbischen bis ins Unterland,<br />

vom Albdorf bis zur Landeshauptstadt. Viele Einrichtungen<br />

bestanden nur wenige <strong>Jahre</strong>, weil die Notstände<br />

nach Starthilfen durch eigene Kräfte <strong>der</strong> Betroffenen<br />

behoben werden konnten.<br />

Grüne Revolution im Schwarzwald<br />

Typisch ist die <strong>Geschichte</strong> des Bru<strong>der</strong>hauses Fluorn im<br />

Schwarzwald. Mehrere nasse <strong>Jahre</strong>, Kartoffelkrankheit<br />

und wie<strong>der</strong>holter Hagelschlag hatten die Gemeinde<br />

ruiniert. Sehr viele wan<strong>der</strong>ten nach Amerika aus, viele<br />

Bauernhöfe waren in Konkurs gegangen, etwa 70 Kin<strong>der</strong><br />

waren unversorgt und auf öffentliche Hilfe angewiesen,<br />

die Fel<strong>der</strong> wurden nicht mehr bebaut, weil die<br />

Einwohner zu entkräftet waren. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> wurde<br />

von Freunden zu Hilfe gerufen. Zwei Hausgenossen,<br />

Erhard Krum und Christian Härlen, übernahmen 1854<br />

die „Pochenmühle“ und verwandelten den heruntergekommenen<br />

Betrieb innerhalb weniger <strong>Jahre</strong> in einen<br />

blühenden Gutshof. Im Jahr 1864 wohnten im Bru<strong>der</strong>haus<br />

Fluorn 16 Hausgenossen und -genossinnen, acht<br />

Lohnarbeiter, sowie 57 jugendliche und erwachsene<br />

Betreute.<br />

<strong>Die</strong> Mutteranstalt <strong>der</strong> Stiftung im Jahr 1886<br />

12<br />

Helfende Freunde – Netzwerk <strong>der</strong> Unterstützung<br />

Weit verzweigt war auch die Anhängerschaft <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong>s. Er besuchte etwa 100 Gemeinden pro Jahr,<br />

ein unglaubliches Pensum, das er überwiegend zu Fuß<br />

bewältigte. Im Jahr 1852 gründete <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> den<br />

„Verein zur gegenseitigen Hilfeleistung“, um Freunde<br />

und Hausgenossen miteinan<strong>der</strong> zu verbinden. <strong>Die</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />

sollten einan<strong>der</strong> Arbeit und Verdienst verschaffen<br />

und sich gegenseitig ihre Erzeugnisse abnehmen,<br />

überdies wurden Kredite gewährt. Ein Jahr später waren<br />

bereits 533 Personen aus ganz Württemberg Mitglied.<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Zeit verlagerte sich die Arbeit des Vereins<br />

mehr und mehr auf die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Werner</strong>‘schen<br />

Anstalten. Daher wurde er 1859 in den „Verein zum<br />

Bru<strong>der</strong>haus“ umgewandelt. Es gab zwei Klassen von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n: die Hausgenossen, (genannt „Leviten“), die<br />

mit Hab und Gut eingetreten waren, und die Unterstützer<br />

(genannt „Israeliten“), die in normalen Lebensverhältnissen<br />

verblieben.<br />

Ein Beispiel für viele ist etwa <strong>der</strong> Jurist Dr. Friedrich<br />

Schlemmer (1803-1890) aus Frankfurt. Er erlebte, wie<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ohne Fragen und Vorbedingungen not-<br />

leidende Kin<strong>der</strong> aus Frankfurt aufnahm, und wurde zu<br />

einem lebenslangen Verehrer und Unterstützer von<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e erwarb er 1867 die Zweiganstalt<br />

Schernbach und<br />

überließ die Nutzung den<br />

<strong>Werner</strong>‘schen Anstalten.<br />

Auch fi nanzierte er den<br />

Wie<strong>der</strong>aufbau, nachdem<br />

die Anstalt 1883 abgebrannt<br />

war. Nach dem<br />

Tod <strong>der</strong> Ehefrau Nanette<br />

Schlemmer fi el Schernbach<br />

1900 an die <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> Stiftung.


Das Erziehungswerk <strong>der</strong> Liebe<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> widmete <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> aufgenommenen Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendlichen größte Sorgfalt. Für ihn war je<strong>der</strong> Mensch, ob Kind<br />

o<strong>der</strong> Erwachsener, welcher Religion o<strong>der</strong> Nationalität auch immer, das<br />

Ebenbild Gottes und daher mit einer unvergleichlichen Würde ausgestattet.<br />

Sein Erziehungsprinzip war die Liebe. In seinem Haus durfte<br />

kein Zwang o<strong>der</strong> die damals übliche körperliche Züchtigung ausgeübt<br />

werden. Nur so konnte die Einglie<strong>der</strong>ung in eine familienähnliche Gemeinschaft<br />

verantwortet werden, die den Aufgenommenen Heimat<br />

und Geborgenheit geben und auf dem Lebensweg weiterhelfen sollte.<br />

So sagte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>: „Meinem Haus den Charakter einer Familie<br />

zu erwerben und zu bewahren, lag mir immer als Hauptsache an. <strong>Die</strong><br />

Familie ist <strong>der</strong> Boden, in welchem Kin<strong>der</strong> allein gedeihen können.“<br />

Auch für die schulische Bildung seiner Kin<strong>der</strong> setzte er sich mit ganzer<br />

Kraft und eigenen Ideen ein. Er gründete schon in den 40er <strong>Jahre</strong>n<br />

eine eigene Schule, in <strong>der</strong> Anstaltskin<strong>der</strong> und Kin<strong>der</strong> aus Reutlingen<br />

gemeinsam unterrichtet wurden. Drei seiner Hausgenossinnen ließ<br />

er 1850 zu Lehrerinnen ausbilden zu einer Zeit, als dieser Berufszweig<br />

für Frauen in Württemberg noch nicht zugänglich war (siehe unter<br />

„Frauen im Bru<strong>der</strong>haus“).<br />

Anfänge <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />

Zugleich sorgte <strong>Werner</strong> über die Schule hinaus für eine weiterführende<br />

Berufsausbildung. „Das Erziehungswerk ist unvollkommen“,<br />

erläuterte er, „wenn es nicht zugleich mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> heranwachsenden<br />

Jugend in einen ihre Zukunft sichernden Erwerbs- und<br />

Berufskreis verbunden ist“.<br />

<strong>Die</strong>sem Zweck <strong>der</strong> „Jugendberufshilfe“ (so <strong>der</strong> heutige Fachbegriff)<br />

dienten die zahlreichen Handwerksbetriebe und die Fabriken. Lehrlinge<br />

erhielten im Bru<strong>der</strong>haus von Anfang an Entlohnung, dazu auch<br />

Gelegenheit und Anleitung zum Selbststudium in fachlicher Hinsicht.<br />

Wöchentliche Sing- und Turnstunden und gemeinsame Wan<strong>der</strong>ungen<br />

standen auf dem Plan. Theaterspielen für den Hausgebrauch war<br />

möglich. Pfl icht hingegen war die Teilnahme an den Übungen <strong>der</strong><br />

Bru<strong>der</strong>haus-Feuerwehr. Schon damals ermöglichte er Auslän<strong>der</strong>n<br />

(vor allem Griechen) in seinen Einrichtungen eine Ausbildung, um<br />

so dem betreffenden Land einen <strong>Die</strong>nst zu erweisen.<br />

Feuerwehr des Bru<strong>der</strong>hauses<br />

Eine Schulklasse im Kin<strong>der</strong>haus um 1900<br />

Lehrlingswerkstatt in <strong>der</strong> Möbelfabrik<br />

Gruppenbild aus <strong>der</strong> Mutteranstalt um 1928<br />

7.<br />

13 13


8.<br />

<strong>Die</strong> Fabrik als Tempel Gottes<br />

Ackergeräte-Fabrik um 1863<br />

Heinrich Schlatter, Leiter <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte,<br />

mit Familie<br />

<strong>Die</strong> erste Papierfabrik in Reutlingen<br />

14<br />

Der Beginn <strong>der</strong> Industrialisierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte<br />

große soziale Nöte für die Arbeiterschaft, die von einem<br />

rücksichtslosen Unternehmertum ausgebeutet wurde. <strong>Die</strong><br />

Antwort <strong>der</strong> Arbeiter war endlich die Bildung von Gewerkschaften,<br />

die ihre Interessen vertraten und auch durchsetzten.<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> versuchte, einen an<strong>der</strong>en Weg zu<br />

beschreiten, um die Not <strong>der</strong> Arbeiter zu beheben. Er gründete<br />

„christliche Fabriken“, in denen aus christlichem Geist die<br />

Interessen des Unternehmers und <strong>der</strong> Arbeiterschaft einen<br />

harmonischen Ausgleich fi nden sollten.<br />

Er schrieb dazu: „Entwe<strong>der</strong> geht die aufblühende Industrie<br />

mit ihren die Volksgemeinschaft schädigenden Grundsätzen<br />

<strong>der</strong> freien Konkurrenz, <strong>der</strong> Lohnsklaverei, <strong>der</strong> rücksichtslosen<br />

Durchsetzung kapitalistischer Erwerbsgesetze einem<br />

totalen Materialismus entgegen, was die Verarmung breiter<br />

Volksmassen zur Folge haben könnte, o<strong>der</strong> es ist möglich,<br />

die Industrie mit christlichen Grundsätzen zu durchdringen,<br />

die Fabriken zu einem Tempel Gottes auszubauen, die Arbeit<br />

dem <strong>Die</strong>nste Gottes unterzuordnen.“<br />

Das Zeitalter <strong>der</strong> Liebe und Gerechtigkeit<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> sah den Aufbau einer christlichen Industrie<br />

als Teil seiner Vision des Reichs Gottes. <strong>Die</strong> Liebe wird zum<br />

einigenden Band <strong>der</strong> Menschen. „Mit ihrer Herrschaft beginnt<br />

eine neue Welt, die an die Stelle <strong>der</strong> alten treten wird.“<br />

Der rasche Ausbau <strong>der</strong> Anstalten und die fl ächendeckende<br />

Eröffnung christlicher Fabriken sollte die „Liebe in unserer<br />

Gesellschaft zur Anerkennung und Herrschaft“ bringen.<br />

Ursprünglich war geplant gewesen, dass in den Fabriken<br />

nur Hausgenossen und Betreute arbeiten sollten. Aber <strong>der</strong><br />

Bedarf an Fachkräften konnte damit nicht gedeckt werden,<br />

so dass von Anfang an auch Lohnarbeiter angestellt wurden.<br />

<strong>Werner</strong> achtete sehr auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen:<br />

Qualifi zierte Ausbildungen, Begrenzung <strong>der</strong> Arbeitszeit,<br />

ausreichen<strong>der</strong> Lohn, Krankenversorgung. Weiter gab es<br />

eine Leih- und Vorschusskasse, und für Mitarbeiter, die über<br />

zehn <strong>Jahre</strong> im Betrieb tätig waren, wurde eine Altersversicherung<br />

in Höhe von 1000 bis <strong>200</strong>0 Mark abgeschlossen.


Schwärmer o<strong>der</strong> Rechner<br />

Man Ma Man n ve vers versteht rste teht die<br />

ie HHin<br />

Hingabe inga gabe be GGus<br />

<strong>Gustav</strong> usta tav v We W<strong>Werner</strong>s rner ers un und<br />

d se sein seiner i er<br />

Hausgenossen Ha Haus usge geno noss ssen en besser, bes esse ser, r, wenn n man ma man n bedenkt, be bede denk n t, welch ch univer- uunive<br />

verrsalensa<br />

sale len Ho Hori Horizont rizo zont nt ddie<br />

diese iese se BBew<br />

Bewegung eweg egun ung g ha hatt hatte. tt tte. e. e Sie<br />

ie verstanden sich<br />

als Vorboten eines Zeita Zeitalters talt lter ers de d<strong>der</strong> r Lieb Liebe. ebe. e.<br />

„Liebe, , Geere Gerechtigkeit rech chtigk gkei eit und Hausha Haushalterschaft“ halt lter ersc scha haft ft“ so soll sollten llte t n zu zur<br />

r<br />

Grundlage Gr Grun undl dlag age e al aller Le LLebensbereiche bensbereic iche wer werden. erde den. n. Auc Auch uch h de <strong>der</strong> Bereic Bereich ich h<br />

Arbeit Ar Arbe b it war<br />

ar TTeil<br />

Teil l di dies dieser e er e Vor Vorstellung.<br />

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15


8.<br />

<strong>Die</strong> erste christliche Fabrik<br />

Mit dem Kauf einer Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz begann<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> erste Versuche einer „christlichen<br />

Fabrik“, zu <strong>der</strong> 1861 eine größere und mo<strong>der</strong>ne Fabrik<br />

in Dettingen kam. Mit <strong>der</strong> Papierfabrik wird außerdem<br />

eine Reparatur-Werkstätte und verschiedene Handwerksbetriebe<br />

eingerichtet, aus denen die Mechanische<br />

Werkstätte hervorging.<br />

Von 1859 bis 1862 war die Mechanische Werkstätte,<br />

auch Maschinenfabrik genannt, fast ausschließlich mit<br />

<strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Einrichtung für die Papierfabrik in<br />

Dettingen beschäftigt.<br />

Nach 1862 war das Fertigungsprogramm wie<strong>der</strong><br />

außerordentlich vielseitig: Mühlwerke, Wasserrä<strong>der</strong>,<br />

Turbinen, Tangentialrä<strong>der</strong>, Fabrikanlagen, Papierfertigungsmaschinen,<br />

Transmissionen, Pumpen, Pressen,<br />

landwirtschaftliche Maschinen, ab 1864 außerdem<br />

Schrotmühlen, Göppel- und Wasserwerke, Obstmühlen,<br />

Brückenwaagen.<br />

16<br />

Ausgezeichnete Produkte<br />

<strong>Die</strong> Fabriken des Bru<strong>der</strong>hauses genossen bestes Ansehen<br />

im In- und Ausland und wurden für ihre Erzeugnisse<br />

mehrmals ausgezeichnet, zum Beispiel 1881 die<br />

Maschinenfabrik mit einer Goldenen Medaille bei <strong>der</strong><br />

Württembergischen Landesausstellung und 1900 mit<br />

einem Ersten Preis auf <strong>der</strong> Weltausstellung in Paris.<br />

<strong>Die</strong> Papiermaschine PM1 wurde in <strong>der</strong> Maschinenfabrik zum<br />

Bru<strong>der</strong>haus hergestellt und war über 100 <strong>Jahre</strong> in <strong>der</strong> Dettinger<br />

Papierfabrik in Betrieb


Arbeitsplätze schaffen<br />

1884 war die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten auf 250 gestiegen.<br />

In Ausbildung standen 32 Lehrlinge als Mechaniker,<br />

Schlosser, Eisendreher, Schmied, Modellschreiner und<br />

Eisengießer. Fortbildung in Rechnen, Rechtschreiben und<br />

Zeichnen wurde kostenlos erteilt. Unternehmensziel<br />

war aber nie die Profi tmaximierung, son<strong>der</strong>n Teilhabe<br />

an Arbeit für benachteiligte Menschen. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />

sagte: „Ich überzeugte mich zur Genüge, dass eines <strong>der</strong><br />

wirksamsten Mittel, <strong>der</strong> Armut und <strong>der</strong> ihr folgenden<br />

Entsittlichung und Verkümmerung zu steuern, in <strong>der</strong><br />

Arbeitgebung ist. Abgabe von Almosen, auch von Nahrungsmitteln,<br />

wirkt in den meisten Fällen ver<strong>der</strong>blich ...<br />

Alle, welche helfen wollen, sollten nur ein Ziel ins Auge<br />

fassen, Verdienst zu schaffen und dann den Armen zu<br />

überlassen, für sich selbst zu sorgen, damit sie selbstständig<br />

und tätig werden.“<br />

Neben <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte und <strong>der</strong> Papierfabrik<br />

existierten auch in den Zweiganstalten Industrie-<br />

o<strong>der</strong> Handwerksbetriebe. In Reutlingen entstand im Jahr<br />

1875 außerdem eine Möbelfabrik.<br />

Verkaufsräume <strong>der</strong> Möbelfabrik am<br />

Nikolaiplatz in Reutlingen<br />

Polsterei <strong>der</strong> Möbelfabrik<br />

17


8.<br />

Gottlieb Daimler<br />

Wilhelm Maybach<br />

18<br />

<strong>Die</strong> Erfi n<strong>der</strong> Daimler und Maybach<br />

Am 20. März 1856 erschien im „Stuttgarter Anzeiger“ ein<br />

Aufruf mit <strong>der</strong> herzlichen Bitte an wohltätige Menschen,<br />

sich fünf verwaister Jungen im Alter von vier bis zwölf <strong>Jahre</strong>n<br />

durch Liebesgaben annehmen zu wollen. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />

antwortete auf die Anzeige und so fand <strong>der</strong> zehnjährige<br />

Waise Wilhelm Maybach im Frühjahr 1856 eine neue Heimat<br />

im Bru<strong>der</strong>haus.<br />

Gottlieb Daimler – Leiter <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte<br />

1865 übernimmt <strong>der</strong> Ingenieur Gottlieb Daimler die Leitung<br />

<strong>der</strong> in fi nanziellen Schwierigkeiten steckenden Mechanischen<br />

Werkstätte, organisiert die Produktion neu und gestaltet<br />

den Betrieb rentabel. Zu Daimlers Ausscheiden 1869 soll<br />

beigetragen haben, dass für seine Pläne zur Entwicklung von<br />

Kleinmotoren – für diese „ausgefallenen Ideen“ – nicht das<br />

gewünschte Verständnis vorhanden war.<br />

Ab den 70er <strong>Jahre</strong>n konzentrierte sich die Mechanische<br />

Werkstätte auf die Produktion von Maschinen zur Papierherstellung.<br />

Wilhelm Maybach – ein echter Sohn des Bru<strong>der</strong>hauses<br />

Der zehnjährige Wilhelm Maybach wurde auf Veranlassung<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s ins Bru<strong>der</strong>haus aufgenommen. Nach dem<br />

Schulbesuch ermöglichte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> dem begabten<br />

Jungen gegen den Willen seiner Lehrer, die ihn in eine<br />

Bäckerlehre geben wollten, die Ausbildung zum technischen<br />

Zeichner (im Jahr 1861). Am 1. Mai 1869 erhielt er einen<br />

Arbeitsvertrag mit einem Gehalt von monatlich 48 Gulden,<br />

rückwirkend vom 1. Mai 1868 an.<br />

Über seine Zeit im Bru<strong>der</strong>haus schreibt Wilhelm Maybach<br />

viel später, am 12. Januar 1921: „Geboren am 9. Februar 1846<br />

als zweiter von fünf Söhnen eines geschickten Schreinermeisters<br />

in Heilbronn am Neckar, kam ich nach allzu frühem<br />

Ableben von Vater und Mutter, zehn <strong>Jahre</strong> alt, zu dem<br />

bekannten Kin<strong>der</strong>freund <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ins Bru<strong>der</strong>haus in<br />

Reutlingen. Zu Hause, wie auch im Bru<strong>der</strong>haus, wurde ich<br />

schon neben Unterrichtszeit und Spielen auch zur Arbeit<br />

angehalten, wie auch früh zu Bett gehen und wie<strong>der</strong> früh<br />

heraus. Fünfzehn <strong>Jahre</strong> alt kam ich in die Lehre und, weil<br />

im Zeichnen gut, ins technische Büro <strong>der</strong> zum Bru<strong>der</strong>haus<br />

gehörigen Maschinenfabrik.


Während <strong>der</strong> fünfjährigen Lehrzeit besuchte ich<br />

abends die städtische Fortbildungsschule in Physik<br />

und Freihandzeichnen, in welch letzterem ich mit Hilfe<br />

meines technischen Zeichnens es zur Anfertigung<br />

perspektivisch-konstruierter Anlagen brachte (...) Am<br />

Ende meiner Lehrzeit durfte ich die mathematischen<br />

Fächer <strong>der</strong> städtischen Oberrealschule besuchen (...)<br />

Sprachunterricht erteilte mir und meinen Freunden ein<br />

kaufmännischer Angestellter unserer Fabrik; in aller<br />

Frühe durften wir ihn dazu wecken (...)<br />

13 <strong>Jahre</strong> im Bru<strong>der</strong>haus<br />

Während meiner Lehrzeit durfte ich alle meine Konstruktionen<br />

in <strong>der</strong> Werkstätte in <strong>der</strong> Ausführung<br />

verfolgen und auch ein halbes Jahr lang praktisch<br />

arbeiten. Ums Jahr 1865 kam Herr Daimler als Vorstand<br />

in die Maschinenfabrik zum Bru<strong>der</strong>haus; etwa vier <strong>Jahre</strong><br />

später nahm er eine Stellung in <strong>der</strong> Maschinenbau-<br />

Gesellschaft Karlsruhe als Werkstätten-Vorstand an.<br />

Dort brachte er mich gelegentlich in Vorschlag zur<br />

Anstellung im Konstruktionsbüro, dessen Chef Herr<br />

Schumm war; so kam ich im <strong>Jahre</strong> 1869 nach dreizehnjährigem<br />

Aufenthalt im Bru<strong>der</strong>haus nach Karlsruhe; mit<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und dem Bru<strong>der</strong>haus blieb ich aber stets<br />

in dankbarer Fühlung.“<br />

Das Bru<strong>der</strong>haus mit den Vereinigten Werkstätten nach<br />

einer Zeichnung von Wilhelm Maybach<br />

Das erste gemeinsame Patent<br />

Gottlieb Daimler war von 1865 bis 1869 Leiter <strong>der</strong> Mechanischen<br />

Werkstätte des Bru<strong>der</strong>hauses. Seine Hauptstütze<br />

im Konstruktionsbüro war Wilhelm Maybach.<br />

Daimler ging von Reutlingen nach Karlsruhe, Maybach<br />

folgte ihm. Beide Männer gingen von da aus einen<br />

gemeinsamen Lebens- und Arbeitsweg, <strong>der</strong> bis nach<br />

Stuttgart-Cannstatt und zur Erfi ndung des Automobils<br />

führte.<br />

Beide Männer erhielten während ihrer Reutlinger Zeit<br />

ihr erstes Patent, Maybach für eine „Heizvorrichtung an<br />

Vergoldungs- und Hochdruckpressen“, Daimler für eine<br />

„neue Schaltvorrichtung an Sägewerken“.<br />

„Kaiser o<strong>der</strong> Krüppel“<br />

Im Jahr 1882 wollte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine Veranstaltung<br />

mit Kaiser Wilhelm I. auf dem Cannstatter Volksfest<br />

besuchen. Unterwegs stieß er auf bettelnde Menschen<br />

mit Behin<strong>der</strong>ungen, die sich am Straßenrand nie<strong>der</strong>gelassen<br />

hatten. Eine innere Stimme mahnte: „Du<br />

willst den Kaiser sehen, was we<strong>der</strong> dir noch ihm einen<br />

wirklichen Nutzen bringt. Gehe heim und sorge für die<br />

Krüppel, damit sie nicht mehr nötig haben, bettelnd an<br />

<strong>der</strong> Straße zu stehen.“<br />

So entstand als letzter Arbeitsbereich <strong>der</strong> Werkstätten<br />

zu Lebzeiten <strong>Werner</strong>s die Kartonagenfertigung. Sie war<br />

speziell für körperlich und geistig behin<strong>der</strong>te Menschen<br />

vorgesehen, denen damit eine Beschäftigung ermöglicht<br />

wurde, die ihren Fähigkeiten entsprach.<br />

19


9.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s letztes Lebensjahrzehnt war bestimmt<br />

von Überlegungen um den Fortbestand des Bru<strong>der</strong>hauses<br />

nach seinem Tod.<br />

Drei Ziele galt es zu vereinen:<br />

• den wirtschaftlichen und rechtlichen Fortbestand<br />

des Werkes<br />

• die Existenzsicherung <strong>der</strong> Hausgenossen<br />

• die bisherige Zweckbestimmung des Werkes, Heimat<br />

für Hilfebedürftige in christlicher Bru<strong>der</strong>liebe zu sein<br />

Er dachte zuerst an eine eingetragene Genossenschaft<br />

o<strong>der</strong> Stiftung. Im Hinblick auf die Hausgenossen neigte<br />

<strong>Werner</strong> <strong>der</strong> ersten Lösung zu. <strong>Die</strong> Erhaltung des Vermögens<br />

schien jedoch in einer Stiftung besser gewährleistet.<br />

Schon 1877 las <strong>Werner</strong> beim Erntefest in Fluorn die<br />

Grundzüge <strong>der</strong> neuen Verfassung vor.<br />

1878 gaben die Hausgenossen trotz Bedenken ihre<br />

Zustimmung. Es vergingen jedoch noch <strong>Jahre</strong> bis zur<br />

endgültigen Einrichtung <strong>der</strong> Stiftung am 30. März 1881.<br />

20<br />

<strong>Die</strong> Stiftungs-Urkunde<br />

Lange gehegte Gedanken fanden in <strong>der</strong> Stiftungs-<br />

Urkunde ihren Nie<strong>der</strong>schlag:<br />

„Der Zweck, welchem die Stiftung dienen soll, ist <strong>der</strong>selbe,<br />

<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Anstalten von mir ins<br />

Auge gefasst und seither festgehalten worden ist: Das<br />

geistige und leibliche Wohl des Nebenmenschen auf<br />

jegliche Weise zu för<strong>der</strong>n und den Armen und Verlassenen,<br />

welchen die Kraft zum eigenen Fortkommen<br />

fehlt, eine Heimat zu schaffen und solche im Geist<br />

christlicher Bru<strong>der</strong>liebe zu verwalten. (...)<br />

Ich habe, um diesen Zweck erreichen und immer weiter<br />

ausdehnen zu können, solchen Personen männlichen<br />

und weiblichen Geschlechts den Eintritt und die Hausgenossenschaft<br />

in den Anstalten eröffnet, die Jesum<br />

Christum als Herrn und seine Gebote, wie sie in seinem<br />

Wort offenbart sind, als die obersten Gesetze anerkennen<br />

und im Leben ausführen wollen und sodann bereit<br />

waren, ihre geistigen und körperlichen Kräfte <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

des unternommenen Werkes zu widmen. (...)<br />

Nach dem Vorbilde einer Familie sollten sich dabei die<br />

einzelnen Anstalten gestalten, <strong>der</strong>en Angehörige sich<br />

wie Familienglie<strong>der</strong> ansehen, und alle das Wohl des<br />

Ganzen je nach ihrer Begabung und Befähigung mit<br />

voller o<strong>der</strong> schwächerer Arbeitskraft zu för<strong>der</strong>n bestrebt<br />

sein. In gleichem Geist und nach denselben Grundsätzen<br />

soll auch die Stiftung verwaltet werden.“<br />

1887 war die Stiftung wirtschaftlich völlig gesichert. Das<br />

Reinvermögen betrug 1.040.470,03 Mark. In dem weit<br />

verzweigten Werk lebten und arbeiteten 1006 Personen:<br />

142 Hausgenossinnen und -genossen, 864 Kin<strong>der</strong>,<br />

Jugendliche und Behin<strong>der</strong>te, darunter 98 Personen aus<br />

<strong>der</strong> Schweiz. Für 364 Versorgte bekam die Stiftung kein<br />

Kostgeld. Ihr Lebensunterhalt musste aus den Erträgen<br />

<strong>der</strong> Fabriken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe<br />

bestritten werden.


1840 1844 1850 1852 1853 1855<br />

Chronik bis 1952<br />

Umzug nach Reutlingen. Fortsetzung <strong>der</strong> Arbeit <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s in einer gemieteten 5-Zimmer-<br />

Wohnung. Später zahlreiche Haus-, Werkstatt- und Fabrikgründungen, Schule für Anstalts- und<br />

Stadtkin<strong>der</strong>, Strickvereine, Ladengeschäfte, Kartonagenfabrik für „halbe Kräfte“.<br />

Ab 1842 im eigenen Haus, genannt „Gottes-Hülfe“, mit 30 Kin<strong>der</strong>n und fünf Mitarbeiterinnen.<br />

Anhänger <strong>Werner</strong>s in Oberensingen bei Nürtingen nehmen zusätzlich zu fünf eigenen zehn fremde<br />

Kin<strong>der</strong> bei sich auf. Sie gründen eine Kleinkin<strong>der</strong>schule und einen Nähverein zur Herstellung von<br />

Klei<strong>der</strong>n für arme Kin<strong>der</strong>. 1861 wird ein kleines Schlösschen dazu erworben und damit die Einrichtung<br />

vergrößert. Sie besteht bis 1885.<br />

Erwerb <strong>der</strong> Papierfabrik in Reutlingen an <strong>der</strong> Echaz. Nach <strong>der</strong> Einweihung 1851 sind dort 130 Personen<br />

beschäftigt, je zur Hälfte Hausgenossen und Lohnarbeiter. Da die Wasserkraft zu gering ist,<br />

wird die Papierfertigung ab 1861 in Dettingen fortgeführt. In <strong>der</strong> Papierfabrik wird eine Reparatur-<br />

Werkstätte für das Inventar eingerichtet. Daraus entwickelt sich schon bald die selbstständige<br />

„Mechanische Werkstätte“ mit zunächst etwa 40 Mitarbeitern und breiter Produktionspalette. Ab<br />

1872 erfolgt die Spezialisierung auf Papiermaschinen. <strong>Die</strong> Maschinenfabrik zum Bru<strong>der</strong>haus gerät<br />

1981 in Konkurs.<br />

Ein Freund <strong>Werner</strong>s, <strong>der</strong> Buchhändler Rommelsbacher in Stuttgart, stellt ein Haus zur Verfügung<br />

als Geschäftsstelle des „Vereins zur Beschäftigung brotloser Arbeiter <strong>der</strong> Stadt Stuttgart“. Ladenverkauf<br />

sämtlicher Bru<strong>der</strong>haus-Erzeugnisse, Kin<strong>der</strong>garten, Frauenarbeitsschule für ehemalige<br />

Bru<strong>der</strong>haus-Mädchen. Vortrags- und Versammlungsraum <strong>der</strong> Freunde <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s.<br />

Einrichtung eines Kin<strong>der</strong>heims mit Landwirtschaft und Strickschule in Baiersbronn, weil teilweise<br />

über 100 Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde zu versorgen sind (bis 1859).<br />

Ein Freund <strong>Werner</strong>s kauft verschiedene Hofgüter in Oberlengenhardt bei Calw mitsamt drei Wohnhäusern.<br />

Mit Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung wird versucht, eine<br />

Musterlandwirtschaft aufzubauen (bis 1864).<br />

Erwerb <strong>der</strong> Pochenmühle in Fluorn/Schwarzwald mit Gebäuden und Boden durch Hausgenossen<br />

im Auftrag <strong>Werner</strong>s. Pfl ege und Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Beschäftigung „halber Kräfte“ in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

(heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Rottweil).<br />

Erwerb eines Hauses in Heilbronn durch Freunde. Kleinkin<strong>der</strong>schule, Versorgung armer Stadtkin<strong>der</strong>,<br />

Beschäftigung Armer mit Handarbeiten (bis 1863).<br />

<strong>Werner</strong>s Anhänger erwerben einige Häuser und Grundstücke in Frutenhof bei Grüntal im Schwarzwald.<br />

Versorgung und Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen, Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />

und Gebrechlichen (bis 1865).<br />

1840<br />

1844<br />

1850<br />

1852<br />

1853<br />

1854<br />

1855<br />

10.<br />

21


10.<br />

1855<br />

1856<br />

1857<br />

1858<br />

22<br />

1855 1856 1857 1858<br />

Zwei Freunde <strong>Werner</strong>s kaufen die Wirtschaft zum Ochsen in Loßburg bei Freudenstadt mit Ackerland<br />

und Wald. Erziehung und Bildung von Kin<strong>der</strong>n (heute Jugendhilfeverbund Kin<strong>der</strong>heim Rodt<br />

mit Ludwig-Haap-Schule, eine Schule für Erziehungshilfe).<br />

Erwerb mehrerer Häuser am Marktplatz von Freudenstadt durch Freunde <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s, die im<br />

Folgenden eine enge Lebens- und Arbeitsgemeinschaft bilden. Handwerksbetriebe, Ladengeschäft<br />

und Landwirtschaft. Erziehung und Ausbildung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen (bis 1867).<br />

Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n durch den Landwirt Gröner auf seinem Hof in Ballendorf bei Ulm.<br />

Gründung eines Ladengeschäfts und Beschickung <strong>der</strong> Märkte in <strong>der</strong> Region.<br />

In Bönnigheim bei Besigheim werden eine Strickerei, eine Strickschule und ein Laden eingerichtet,<br />

später Weberei, Erziehung und Ausbildung von Kin<strong>der</strong>n und verwahrlosten Jugendlichen (bis 1867).<br />

<strong>Werner</strong> erwirbt ein Wohnhaus in Murrhardt mit Gebäude und 33 Webstühlen. Lehrlingsausbildung,<br />

Beschäftigung älterer Arbeitsloser und körperbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>, Strickschule (bis 1858).<br />

<strong>Werner</strong> erwirbt in Alpirsbach ein Haus am Markt mit Tuchmacherei, Färbhaus und Ladengeschäft.<br />

Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Lehrlingsausbildung, Schule (heute Seniorenzentrum Alpirsbach).<br />

Freunde <strong>Werner</strong>s kaufen zwei Wohnhäuser in Göttelfi ngen bei Altensteig mit landwirtschaftlichen<br />

Gebäuden und Äckern. Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Schule, Landwirtschaft, Laden (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen im Landkreis Freudenstadt).<br />

Erwerb eines leer stehenden größeren Hauses in Geisingen bei Ludwigsburg. Schuhmacherei,<br />

Erziehung von Kin<strong>der</strong>n (bis 1900).<br />

In Dettingen wird ein Wohnhaus errichtet, zuerst als Wohnheim für Arbeiter, später als Heim für<br />

Pfl egebedürftige (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />

Erwerb <strong>der</strong> „Alten Krone“ in Reutlingen, die als Wohnhaus genutzt wird.<br />

Erwerb eines Bauernhofes in Schernbach bei Altensteig mit Äckern. Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Schule<br />

und Landwirtschaft (heute Sozialpsychiatrische Hilfen und Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Freudenstadt).<br />

Erwerb eines Bauernhofes mit Äckern in Büchenberg bei Rodt. Wohnung und Arbeit für Kin<strong>der</strong> und<br />

Arbeitslose (bis 1863).<br />

Hausschenkung in Michelbach bei Schwäbisch Hall, Landwirtschaft mit Lehrlingsausbildung<br />

(bis etwa 1860).<br />

Erwerb eines Wirtshauses samt Ziegelei und Liegenschaften in Wilhelmsglück bei Schwäbisch Hall.<br />

Zunächst Wirtshausbetrieb und Aufnahme<br />

„halber Kräfte“, später Kin<strong>der</strong>heim mit<br />

Schule, ab 1913 Altenheim (bis 1931).<br />

<strong>Werner</strong> übernimmt das verschuldete<br />

Anwesen eines Anhängers in Spielberg bei<br />

Brackenheim. Heimarbeit für Arme aus dem<br />

Ort, Laden, Erziehung von Kin<strong>der</strong>n (bis 1873).<br />

<strong>Die</strong> Pochenmühle in Fluorn


1859 1861 1862 1863 1875 1882<br />

Beginn des Baus einer Papierfabrik in Dettingen bei Urach mit ca. 240 Arbeitsplätzen, Inbetriebnahme<br />

1861, 1864 wird sie erweitert (die Papierfabrik wird 1981 an Arjo Wiggins verkauft).<br />

Ursprünglich sollte in Honau bei Pfullingen die Papierfabrik entstehen. Wegen <strong>der</strong> zu erwartenden<br />

Wasserverschmutzung muss stattdessen eine Baumwollzwirnerei eingerichtet werden. Einige<br />

Hausgenossen betreiben sie zusammen mit einigen Jugendlichen bis 1861, dann wird sie nach<br />

Reutlingen verlegt.<br />

<strong>Die</strong> Gemeinde Sulzbach bei Backnang ersucht <strong>Werner</strong> um Errichtung einer Spinnerei. Er erwirbt ein<br />

Wohnhaus, Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n, Nähunterricht für Mädchen, Laden und Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />

(bis 1863).<br />

Erwerb einer chemischen Fabrik samt Wald und Landwirtschaft in Ödendorf bei Schwäbisch Hall.<br />

Fabrikation mit „halben Kräften“, Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n, Schule (bis 1867).<br />

Erwerb einer Wollspinnerei in Altensteig mit Ladengeschäft.<br />

Fabrikation von Wolle und Tuchen, Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Arbeit für halbe Kräfte (bis 1910). Jenes<br />

Haus in Walddorf bei Tübingen, in dem 1837 alles begonnen hat, steht 1861 zum Verkauf. Nach dem<br />

Erwerb wird dort wie<strong>der</strong> eine Kleinkin<strong>der</strong>schule eingerichtet, aber auch Kin<strong>der</strong> werden aufgenommen<br />

(die Einrichtung besteht etliche Jahrzehnte).<br />

<strong>Werner</strong> kauft zwei Häuser in Althütte bei Welzheim. Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n und Arbeitslosen,<br />

Betrieb einer Holzdreherei (bis 1868).<br />

Am 23. November muss <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> sich <strong>der</strong> gerichtlichen Vermögensuntersuchung stellen. Das<br />

stürmische Wachstum <strong>der</strong> Anstalten und Fabriken ist in wirtschaftlicher Hinsicht nicht genügend<br />

gesichert. Etliche seiner Anstalten und Fabriken müssen geschlossen und verkauft werden.<br />

Aus <strong>der</strong> Maschinenfabrik heraus entsteht die Möbelfabrik als eigenständiger Betrieb<br />

(wurde in <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise 1932 stillgelegt).<br />

Beginn <strong>der</strong> Kartonagenfertigung in Reutlingen mit körperlich und geistig behin<strong>der</strong>ten<br />

Menschen. Sie wird bis heute als Abteilung <strong>der</strong> Werkstätten <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie geführt.<br />

<strong>Die</strong> „Alte Krone“ in Reutlingen,<br />

1857 als Wohnhaus erworben<br />

<strong>Die</strong> <strong>Werner</strong>´schen Anstalten um 1860<br />

1859<br />

1861<br />

1862<br />

1863<br />

1875<br />

1882<br />

10.<br />

23


10.<br />

1902<br />

1905<br />

1911<br />

1914<br />

1919<br />

1933<br />

1935<br />

1939<br />

1941<br />

1945<br />

1947<br />

1949<br />

1951<br />

24<br />

1902 1905 1914 1933 1935 1939 1945 1947 1949 1951<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung erwirbt das Hofgut Bleiche bei Bad Urach (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

Ermstal, Biolandhof Bleiche).<br />

Das Hofgut Gaisbühl (damals noch weit vor den Toren Reutlingens) wird erworben.<br />

Auf dem Areal befi nden sich heute die Verwaltung <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie sowie Einrichtungen<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe, Behin<strong>der</strong>tenhilfe, Jugendhilfe und Sozialpsychiatrie.<br />

Pfarrer Alfred Krockenberger folgt auf Johannes Schnei<strong>der</strong>, den Nachfolger <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s im<br />

Vorstand.<br />

Einrichtung einer Betriebskrankenkasse <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus.<br />

Paul Stäbler tritt im Alter von 23 <strong>Jahre</strong>n in die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung ein. Er übernimmt ab 1921 die<br />

Leitung des Bru<strong>der</strong>hauses Schernbach und wird dabei seit 1921 von seiner Ehefrau Martha unterstützt.<br />

1940 wird er Stiftungsvorstand.<br />

Gründung des Vereins <strong>der</strong> „Freunde <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>schen Anstalten“ in Stuttgart.<br />

In Organen <strong>der</strong> Stiftung fi nden sich auch Anhänger des NS-Regimes. <strong>Die</strong> kirchlich gesonnenen<br />

Freunde <strong>der</strong> Stiftung wollen die Verwendung <strong>der</strong> Mittel kontrollieren, die sie für die <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />

Arbeit aufbringen und gründen den Freundeverein.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie wird heute von vielen För<strong>der</strong>ern, Freunden und Unterstützern begleitet.<br />

Das Weidenbach‘sche Rittergut in Buttenhausen wird Einrichtung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />

1959 übernimmt die Haus am Berg gGmbH die Trägerschaft (heute Landheim Buttenhausen).<br />

Beginn <strong>der</strong> Ermordung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen („Euthanasie“) durch die Nationalsozialisten.<br />

Im März und April 1941 werden 24 Personen aus vier Einrichtungen <strong>der</strong> Stiftung abgeholt und<br />

in Hadamar getötet.<br />

<strong>Die</strong> Fabriken gelten als kriegswichtig und werden unter „Kriegsbewirtschaftung“ gestellt.<br />

Durch einen Fliegerangriff werden am 15. Januar zerstört: Mutterhaus mit Werkstätten, Haus<br />

Gottes-Hülfe, Speisesaal, Maschinenfabrik, Hauptverwaltung. Nahezu sämtliches Aktenmaterial<br />

wird vernichtet.<br />

Säuglingsheim Hülben wird eröffnet (bis 1967). <strong>Die</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Betreuten in <strong>der</strong> Stiftung<br />

beträgt etwa 1300.<br />

Hun<strong>der</strong>tjahrfeier „Christentum <strong>der</strong> Tat“ in Reutlingen, Festredner Bundespräsident Theodor Heuss.<br />

Das Haus am See in Friedrichshafen wird für Kriegsheimkehrer in Betrieb genommen. Karl Maybach<br />

wohnt in den Nachkriegsjahren bei seinen Aufenthalten in Friedrichshafen im Haus am See.<br />

<strong>Die</strong> Einrichtung in Dettingen wird zum Wohnheim für Kriegsfl üchtlinge.<br />

Bau des Gemeinschaftshauses auf dem Gaisbühl in Reutlingen.<br />

Pfarrer Ludwig Schlaich wird Vorstand, Paul Stäbler sein Stellvertreter. Gleichzeitig leitet Schlaich<br />

die Anstalt Stetten. Nach 1956 konzentriert er sich auf Stetten.


<strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH<br />

Paul Stäbler, Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Haus am Berg gGmbH,<br />

hier rechts im Bild<br />

Getrennte Wege –<br />

Das soziale Unternehmen „Haus am Berg“<br />

Paul Stäbler, Direktor <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, gründete<br />

1952 die Haus am Berg gGmbH. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s<br />

Grundsätze und Lebenswerk dienten auch für Paul Stäbler<br />

als maßgebendes Vorbild. Stäbler war seit 1919 in <strong>der</strong><br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung tätig und wurde als Vorstand<br />

Ende 1951 auf das zum Verkauf stehende Anwesen „Hotel<br />

am Berg“ in Bad Urach aufmerksam. Bei <strong>der</strong> Besichtigung<br />

verfestigte sich <strong>der</strong> Plan, hier ein Lehrlings- und Altenheim<br />

zu betreiben.<br />

Da <strong>der</strong> damalige Stiftungsrat diesem Vorhaben jedoch<br />

nicht zustimmte, gründete <strong>der</strong> diakonieerfahrene Paul<br />

Stäbler gemeinsam mit engagierten und vom Pietismus<br />

geprägten Christen eine gemeinnützige Gesellschaft mit<br />

beschränkter Haftung (gGmbH), bei <strong>der</strong> auch die <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> Stiftung von Anfang an Gesellschafter war. Was<br />

damals als eine ungewöhnliche Rechtsform für einen<br />

diakonischen Träger erschien, erwies sich als zukunftsweisend.<br />

Im März 1952 entstand die gemeinnützige Haus am<br />

Berg GmbH Heime für Jugendliche und Ältere.<br />

Zwar scheiterten die Kaufverhandlungen um das „Hotel<br />

am Berg“, im Juli 1952 konnte jedoch das Anwesen <strong>der</strong><br />

Holzwarenfabrik Ritter erworben und auch <strong>der</strong>en Belegschaft<br />

übernommen werden.<br />

Es folgten engagierte Aufbaujahre. Haus am Berg stellte<br />

sich <strong>der</strong> Not behin<strong>der</strong>ter und alter Menschen in den 50er<br />

und 60er <strong>Jahre</strong>n ohne Berührungsängste, Paul Stäbler<br />

etablierte beispielsweise Verbesserungen in <strong>der</strong> Lebensqualität<br />

psychisch kranker Menschen durch den Aufbau<br />

dezentraler und überschaubarer Strukturen außerhalb<br />

psychiatrischer Großanstalten.<br />

Paul Stäbler redet vor Festgästen<br />

Bis zu seinem Tod im Jahr 1970 wurden acht Einrichtungen<br />

gegründet, mit insgesamt fast 1000 Plätzen für<br />

hilfebedürftige Menschen. Danach wurde die Haus am<br />

Berg gGmbH über 30 <strong>Jahre</strong> lang von Stäblers Söhnen<br />

Gerhard und <strong>Werner</strong> weitergeführt. <strong>Werner</strong> Stäbler übte<br />

die Rolle des Geschäftsführers aus und Gerhard Stäbler<br />

hatte den Vorsitz in <strong>der</strong> Gesellschafterversammlung<br />

und im Aufsichtsrat.<br />

In die letzten <strong>Jahre</strong> ihrer Tätigkeit fi el die Diskussion um<br />

die Entprivatisierung <strong>der</strong> Haus am Berg gGmbH. Fast<br />

90% <strong>der</strong> Stimmrechte in <strong>der</strong> Gesellschaft lagen bei den<br />

acht Grün<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Enkeln. <strong>Die</strong> Erkenntnis<br />

setzte sich durch, dass die <strong>der</strong>zeitige Konstruktion<br />

für eine Einrichtung mit diakonischem Auftrag langfristig<br />

nicht tragfähig sein konnte. Am 22. März 1996<br />

wurde daher die Kirchliche Stiftung Haus am Berg<br />

gegründet und alle privat gehaltenen Anteile an <strong>der</strong><br />

gGmbH <strong>der</strong> Stiftung zugestiftet.<br />

„Wir helfen leben“ war das Motto <strong>der</strong> Haus am Berg. Ein<br />

Motto, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in <strong>der</strong><br />

Haus am Berg gGmbH in über 50 <strong>Jahre</strong>n glaubwürdig<br />

verkörperten.<br />

11.<br />

25


12.<br />

1952<br />

1953<br />

1955<br />

1956<br />

1958<br />

26<br />

Chronik ab 1952<br />

1952 1953 1955 1958<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Einweihung des Lehrlings- und Jugendwohnheims<br />

„Friedrich-Naumann-Haus“ in Reutlingen.<br />

Das Altenpfl egeheim in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße<br />

(heute Seniorenzentrum Stadtmitte) in Reutlingen<br />

wird eröffnet. Neben den Heimbewohnern ist dort<br />

bis 1973 die Verwaltung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />

untergebracht.<br />

Pfarrer Magnus Schiebe, Urgroßneffe von <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong>, wird Vorstand und Geistlicher Leiter<br />

Umwandlung des Hauses in Alpirsbach in ein Altenheim<br />

(heute Seniorenzentrum Alpirsbach).<br />

Erwerb des Riesenhofes bei Ravensburg (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen Ravensburg-Bodenseekreis).<br />

Riesenhof in den 60er <strong>Jahre</strong>n<br />

Das Altenpfl egeheim<br />

in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<br />

<strong>Werner</strong>-Straße im<br />

Bau<br />

Gründung <strong>der</strong> Haus am Berg gGmbH durch Paul<br />

Stäbler, vorher Direktor <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />

Kauf des Ritterschen Anwesens und Übergabe <strong>der</strong><br />

Holzwarenfabrik G. A. Ritter an Haus am Berg.<br />

Umbau des Gebäudes an <strong>der</strong> Münsinger Straße in<br />

Bad Urach zu einem Alten- und Lehrlingsheim, in<br />

dem 40 alte Menschen, 45 Lehrlinge, 10 Haustöchter<br />

sowie 3 Mitarbeiter wohnen.<br />

Johannes Brenz<br />

Haus (l.), Käthe<br />

Luther Haus (r.),<br />

in Bad Urach<br />

Zunächst Anmietung und dann Bau eines Mädchenwohnheimes<br />

mit 50 Plätzen sowie Errichtung eines<br />

Altenwohnheims mit zwölf Plätzen in Stuttgart-<br />

Schönberg (heute Seniorenzentrum Schönberg).<br />

Mädchenwohnhaus in Stuttgart-Schönberg<br />

Das Mädchenwohnheim „Maria-Martha-Stift“ in<br />

<strong>der</strong> Eugenstraße 4 in Stuttgart-Mitte wird mit 80<br />

Plätzen fertiggestellt. Grundstückseigentümerin ist<br />

die Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation.<br />

In den beiden Mädchenwohnheimen werden<br />

vorwiegend Mädchen aus <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />

Republik (DDR) aufgenommen, die so lange<br />

im Heim wohnen, bis sie eine neue Heimat fi nden.<br />

Mitte <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> werden diese beiden Einrichtungen<br />

zu Wohnhäusern für psychisch kranke<br />

und seelisch behin<strong>der</strong>te Frauen umgewandelt (heute<br />

Sozialpsychiatrische Hilfen Stuttgart).


1959 1960 1962 1964<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Einweihung <strong>der</strong> Oberlinschule<br />

(Schule für<br />

Erziehungshilfe) und des<br />

Mutter-<strong>Werner</strong>-Altenheims<br />

(heute Seniorenzentrum am<br />

Markwasen) in Reutlingen<br />

in Anwesenheit von Bundespräsident<br />

Theodor Heuss.<br />

Übernahme des Jugendheimes Deggingen (heute<br />

Jugendhilfen Deggingen und Oberbergschule).<br />

Einweihung des Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhauses,<br />

Fachklinik für Sozialpsychiatrie in Reutlingen, benannt<br />

nach dem Schwager von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, <strong>der</strong><br />

die Psychiatrie-Klinik Christophsbad in Göppingen<br />

gegründet hatte. Sein Enkel <strong>Werner</strong> Lan<strong>der</strong>er ist<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Stiftungsrates von 1951 – 1972.<br />

Einweihung des Vater-<strong>Werner</strong>-Hauses in Reutlingen,<br />

eines Wohnangebots für Menschen mit geistigen<br />

Behin<strong>der</strong>ungen (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen).<br />

Einweihung des Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhauses<br />

(heute PP.rt)<br />

Pachtweise Übernahme des <strong>der</strong> Stadt Stuttgart gehörenden<br />

Landheims Buttenhausen bei Münsingen.<br />

Aufbau eines Heimes für psychisch kranke und seelisch<br />

behin<strong>der</strong>te Menschen und eines Jugendheims<br />

für Mädchen und Frauen (heute Landheim Buttenhausen).<br />

Direktor Paul Stäbler erhält am 18. August 1960 das<br />

Bundesverdienstkreuz am Bande.<br />

Paul Stäbler mit<br />

Mitarbeitern und<br />

Bewohnern auf<br />

<strong>der</strong> Königshöhe<br />

Neubau und Fertigstellung <strong>der</strong> beschützenden<br />

Werkstätte in Urach, nachdem das alte Werkstattgebäude<br />

abgebrannt war. Von nun an werden die<br />

beiden Gebäude getrennt voneinan<strong>der</strong> genutzt, das<br />

eine als Altenheim und das an<strong>der</strong>e als Jugendheim<br />

für 14 lernbehin<strong>der</strong>te Jugendliche aus Stetten im<br />

Remstal (heute Bru<strong>der</strong>hausDiakonie Werkstätten,<br />

Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />

<strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH betreut an vier Standorten<br />

550 Menschen und hat 80 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter.<br />

Erwerb <strong>der</strong> Königshöhe in Dettingen/Erms und<br />

Umbau zu einem Heim für 40 psychisch kranke<br />

Frauen aus dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus<br />

Winnenden (heute Gerontopsychiatrisches Pfl egeheim<br />

Königshöhe).<br />

Im Herbst 1964 Kauf des Gasthofs „Fischerhof“ in<br />

Hammereisenbach und pachtweise Übernahme <strong>der</strong><br />

dortigen Landwirtschaft. Umbau des Gasthofes zu<br />

einem Heim für behin<strong>der</strong>te Jugendliche und 1965<br />

Belegung mit jungen behin<strong>der</strong>ten Menschen aus<br />

Stetten (heute Wohnverbund Fischerhof Schwarzwald-Baar).<br />

12.<br />

1959<br />

1960<br />

1962<br />

1964<br />

27


12.<br />

1966<br />

1967<br />

1969<br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

28<br />

1966 1967 1969 1970 1971 1972<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Einweihung <strong>der</strong> Ludwig-Haap-Schule (Schule für<br />

Erziehungshilfe) beim Kin<strong>der</strong>heim Rodt (heute<br />

Jugendhilfeverbund Kin<strong>der</strong>heim Rodt).<br />

Einrichtung einer Schule für Pfl egehelfer in Reutlingen.<br />

Pfarrer Immanuel Steudle wird Geistlicher Leiter<br />

und Vorstand.<br />

Einweihung des Hochhaus-Neubaus des Mutter-<br />

<strong>Werner</strong>-Heims (heute Seniorenzentrum am Markwasen)<br />

am Gaisbühl in Reutlingen.<br />

Am Johann-Hinrich-Wichern-Heim in Reutlingen<br />

wird eine Son<strong>der</strong>berufsschule genehmigt, die seit<br />

1988 den Namen Wilhelm-Maybach-Schule trägt.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>haus-Werkstätten am Gaisbühl entstehen<br />

als eine <strong>der</strong> ersten Werkstätten für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />

<strong>Die</strong> Verwaltung <strong>der</strong><br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />

kurz vor <strong>der</strong> Einweihung<br />

„Heim Kirnhalden“,<br />

in Herbolzheim-<br />

Kenzingen<br />

Pachtweise Übernahme des „Heims Kirnhalden“ in<br />

Bleichheim, Kreis Emmendingen, einer Pockenstation<br />

mit 100 Plätzen (heute Sozialpsychiatrisches<br />

Pfl egeheim Kirnhalden).<br />

Im Oktober 1969 wird das „Heim Waldeck“ in Nagold<br />

im Kreis Calw vom Land Baden-Württemberg pachtweise<br />

übernommen. 75 psychisch kranke Frauen aus<br />

dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus Zwiefalten<br />

fi nden hier Aufnahme (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen und Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Calw).<br />

Am 26. April 1970 stirbt <strong>der</strong> erste Geschäftsführer<br />

von Haus am Berg, Paul Stäbler. Sein Sohn <strong>Werner</strong><br />

Stäbler wird als hauptamtlicher Geschäftsführer von<br />

Haus am Berg in sein Amt berufen.<br />

Der Neubau des „Martha-Stäbler-Heims“ in Buttenhausen<br />

wird bezogen, ein Heim für 70 psychisch<br />

kranke Frauen (heute Landheim Buttenhausen).<br />

Im August 1972 Erwerb des „St. Georgenhofs“<br />

in Pfronstetten, Kreis Reutlingen, eines landwirtschaftlichen<br />

Gutsbetriebs und Freizeitheims<br />

(heute Freizeitheim St. Georgenhof).


1973 1974 1975 1976 1978<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

<strong>Die</strong> zentrale Verwaltung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />

zieht ins neue Gebäude am Gaisbühl in Reutlingen.<br />

Für die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mitarbeitenden <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> Stiftung in Reutlingen wird eine Kin<strong>der</strong>krippe<br />

eröffnet (heute Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus-<br />

Diakonie).<br />

<strong>Die</strong> erste Außenwohngruppe für geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen in Reutlingen wird eingerichtet.<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Grafi schen Werkstätte in Reutlingen<br />

mit Arbeitsplätzen für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen.<br />

Einweihung des Ferienheimes Eisenbach.<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Schule für Heilerziehungspfl ege in<br />

Reutlingen (ab 1981 auf dem Traifelberg bei Lichtenstein<br />

– heute Diakonisches Institut für soziale<br />

Berufe).<br />

Einweihung des Treffpunkts für Ältere in Reutlingen.<br />

Einweihung <strong>der</strong> Wohnhäuser des Oberlin-Jugendhilfeverbundes<br />

in Reutlingen, wo Jugendliche und<br />

Mitarbeiter unter einem Dach wohnen.<br />

Einweihung <strong>der</strong> neuen Werkstatt auf dem Riesenhof<br />

(heute Sozialpsychiatrische Hilfen Ravensburg-<br />

Bodenseekreis).<br />

Aufbau des „Wohngruppenverbundes Reutlingen“<br />

vorwiegend für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung:<br />

<strong>Die</strong> Heimplätze werden reduziert und immer<br />

mehr Bewohner ziehen in Wohnungen im Stadtgebiet.<br />

In Schernbach im Schwarzwald beginnen umfangreiche<br />

Baumaßnahmen. 1982 wird ein neuer Bau für<br />

Wohngruppen fertiggestellt. <strong>Die</strong> letzte Maßnahme,<br />

die Renovierung des Stammhauses, wird 1997 abgeschlossen.<br />

Gründung und Eröffnung <strong>der</strong> Altenpfl egeschule<br />

Haus am Berg in Stuttgart als Ausbildungsstätte für<br />

Mitarbeitende im Pfl egedienst (heute Diakonisches<br />

Institut für soziale Berufe).<br />

Der Bau eines zentralen Wirtschaftsgebäudes in<br />

Buttenhausen mit Küche, Metzgerei, Bäckerei und<br />

Mitarbeiterspeisesaal kommt im Juni 1973 zum<br />

Abschluss. Von hier aus werden die einzelnen Zweigeinrichtungen<br />

versorgt.<br />

Fertigstellung eines Erweiterungsbaues <strong>der</strong> Werkstatt<br />

für behin<strong>der</strong>te Menschen und <strong>der</strong> Hauptverwaltung<br />

in Urach, Münsinger Straße 96 (heute<br />

Werkstätten, Ausbildungsverbund).<br />

Beschäftigte im Heim Fischerhof<br />

19. Oktober 1976 Umzug <strong>der</strong> Altenpfl egeschule von<br />

Stuttgart nach Bad Urach (heute Diakonisches Institut<br />

für soziale Berufe).<br />

Lädle Heim Waldeck, Nagold<br />

12.<br />

1973<br />

1974<br />

1975<br />

1976<br />

1978<br />

29


12.<br />

1979<br />

1980<br />

1981<br />

1982<br />

1984<br />

30<br />

1979 1980 1981 1982 1984<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

<strong>Die</strong> Diakoniestation Oberes Kinzigtal, ein Angebot<br />

<strong>der</strong> ambulanten Pfl ege, wird zusammen mit <strong>der</strong><br />

Kirchengemeinde Alpirsbach gegründet. Seit 1999<br />

hat die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, später die Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

die Trägerschaft.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus und die<br />

Lebenshilfe e.V. gründen gemeinsam in Reutlingen<br />

ein offenes Angebot für Menschen mit und ohne<br />

Behin<strong>der</strong>ungen, genannt BAFF (Bildung - Aktion -<br />

Freizeit - Feste).<br />

Eröffnung des Seniorentreffpunkts in Betzingen.<br />

Kauf des „Hotels Traifelberg“. <strong>Die</strong> Heilerziehungspfl<br />

egeschule fi ndet dort ihre Heimat.<br />

Das Friedrich-Naumann-Haus in Reutlingen wird<br />

zum Übergangswohnheim für psychisch kranke<br />

Menschen.<br />

<strong>Die</strong> Stiftung hat für die Bru<strong>der</strong>haus-Fabriken in<br />

großem Umfang gebürgt und muss nun bei <strong>der</strong>en<br />

Konkurs große Teile des Stiftungsvermögens veräußern.<br />

<strong>Die</strong> Funktion des Verwaltungsleiters wird in eine<br />

Vorstandsposition umgewandelt. Der Kaufmann<br />

<strong>Die</strong>ter Adel tritt in den Vorstand ein. Pfarrer Steudle<br />

wird Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>, <strong>Die</strong>ter Adel ist Stellvertreter.<br />

Seine Aufgabe ist die Sanierung <strong>der</strong> Stiftung.<br />

Friedrich-Naumann-Haus<br />

Maria-Martha-Stift,<br />

Eugensstraße 4 in<br />

Stuttgart<br />

Das psychiatrische Altenpfl egeheim mit Therapiezentrum<br />

in Stuttgart-Schönberg wird fertiggestellt<br />

und Bewohner aus dem Haus Röhrlingweg 9<br />

und aus dem Maria-Martha-Stift in Stuttgart ziehen<br />

ein (heute Seniorenzentrum Schönberg).<br />

In den Folgejahren ist es verstärkt das Bemühen von<br />

Haus am Berg, die Arbeit weiter zu qualifi zieren.<br />

Räumliche Verbesserungen für die Unterbringung<br />

<strong>der</strong> Heimbewohner stehen an, eine Aufl ockerung<br />

<strong>der</strong> Belegung an den unterschiedlichsten Standorten<br />

sind die Folge.<br />

<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitarbeitenden erhöht sich in wenigen<br />

<strong>Jahre</strong>n auf etwa 550, und die hierfür notwendigen<br />

Arbeitsplätze werden geschaffen. Insgesamt werden<br />

etwa 1000 Menschen an acht Standorten versorgt,<br />

geför<strong>der</strong>t und gepfl egt.<br />

Im Februar 1982 wird in Bad Urach mit dem Neubau<br />

eines Altenpfl egeheimes begonnen (heute Seniorenzentrum<br />

Herzog Christoph).<br />

Im Januar 1984 sind 100 alte und pfl egebedürftige<br />

Menschen in das Altenpfl egeheim „Herzog Christoph“<br />

(heute Seniorenzentrum Herzog Christoph)<br />

in Bad Urach eingezogen. <strong>Die</strong>ses neue Altenpfl egeheim<br />

wurde Nachfolger <strong>der</strong> Altenheime von Haus<br />

am Berg und <strong>der</strong> Stadt Bad Urach.


1984 1985 1987 1988 1990<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

In Kooperation mit <strong>der</strong> Lebenshilfe Reutlingen wird<br />

das bestehende Angebot BAFF um den Familienunterstützenden<br />

<strong>Die</strong>nst Reutlingen (FeDeR) erweitert.<br />

Beide sind im Kaffeehäusle in Reutlingen untergebracht.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>haus-Werkstätten eröffnen in <strong>der</strong><br />

Alteburgstraße in Reutlingen eine Werkstatt<br />

für psychisch kranke Menschen<br />

(heute Bru<strong>der</strong>hausDiakonie, Werkstätten).<br />

Der Sozialpsychiatrische <strong>Die</strong>nst im Landkreis<br />

Reutlingen, ein ambulantes Hilfeangebot, nimmt<br />

seine Arbeit auf (heute Sozialpsychiatrische Hilfen<br />

Reutlingen-Zollernalb).<br />

Einweihung <strong>der</strong> neuen Lehrlingswerkstatt für<br />

Metall-Fachwerker in Pfullingen<br />

(heute Ausbildungsverbund).<br />

Entfl echtung <strong>der</strong> Angebote für geistig behin<strong>der</strong>te<br />

Menschen und psychisch Erkrankte.<br />

Das Bru<strong>der</strong>haus Gaisbühl (bisher Wohnangebote<br />

für geistig und seelisch behin<strong>der</strong>te Menschen)<br />

und das Friedrich-Naumann-Haus (bislang Übergangswohnheim<br />

für psychisch kranke Menschen)<br />

werden zum Sozialpsychiatrischen Wohnverbund<br />

Reutlingen zusammengeführt, wobei die Bewohner<br />

des Friedrich-Naumann-Hauses in Wohnungen im<br />

Stadtbereich ziehen (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen Reutlingen-Zollernalb).<br />

Gedenk-Gottesdienst für die<br />

Opfer <strong>der</strong> Euthanasie im Dritten<br />

Reich im Bru<strong>der</strong>haus mit<br />

Vorstellung einer Dokumentation<br />

und Enthüllung von<br />

Gedenktafeln in Reutlingen<br />

und im Schwarzwald.<br />

<strong>Die</strong> Landwirtschaft auf <strong>der</strong><br />

Bleiche wird Biolandhof.<br />

Weitere bauliche Verbesserungen und Neubauten<br />

von Wohnheimen, Wohngruppen und Außenwohngruppen<br />

folgen auch je ein Neubau zweier<br />

Behin<strong>der</strong>ten-Zweigwerkstätten in Buttenhausen<br />

und Hammereisenbach.<br />

Das Landheim Buttenhausen geht in den Besitz von<br />

Haus am Berg über.<br />

Landheim Buttenhausen<br />

Am <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Platz wird das Denkmal für<br />

die Opfer <strong>der</strong> Euthanasie enthüllt.<br />

12.<br />

1984<br />

1985<br />

1987<br />

1988<br />

1990<br />

31


12.<br />

1991<br />

32<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

1992 <strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus über- 33 Bewohnerinnen vom Maria-Martha-Stift in <strong>der</strong><br />

1993<br />

1991 1992 1993<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Sanierung nach dem Konkurs <strong>der</strong><br />

Fabriken wird das Bru<strong>der</strong>hausgelände an die Stadt<br />

Reutlingen veräußert. Außer dem Krankenhäusle<br />

werden alle noch vorhandenen Gebäude abgerissen<br />

und müssen Platz machen für die neue Straßenführung<br />

zwischen Wandel- und AOK-Knoten. Für die<br />

Bewohnerinnen und Bewohner insbeson<strong>der</strong>e des<br />

Kin<strong>der</strong>hauses werden die Heime am <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />

Platz an <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße geschaffen.<br />

Auf dem Gaisbühlgelände entsteht die Gemeinschaftsküche<br />

zur Versorgung <strong>der</strong> Einrichtungen in<br />

Reutlingen. Für Mitarbeiter und Beschäftigte <strong>der</strong><br />

Werkstatt entsteht eine Kantine.<br />

In Friedrichshafen zieht man vom Haus am See um<br />

in das neu gebaute <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift im Stadtteil<br />

Oberhof (heute Seniorenzentrum <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />

Stift). Zusammen mit dem Pfl egeheim entstehen<br />

Betreute Seniorenwohnungen.<br />

nimmt die Trägerschaft <strong>der</strong> Jugendgemeinschaftswerke<br />

in Reutlingen und Nürtingen (heute Jugendmigrationsdienst).<br />

In Reutlingen wird das „Tagwerk“ eingerichtet. Es<br />

bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen<br />

mit psychischer Behin<strong>der</strong>ung (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen Reutlingen-Zollernalb).<br />

Einstieg in die Schulsozialarbeit.<br />

Der Vorstand wird erweitert. Neben Pfarrer Immanuel<br />

Steudle und <strong>Die</strong>ter Adel sind nun auch die seitherigen<br />

Bereichsleiter <strong>Werner</strong> Opitz und Dr. Albert<br />

Haas Mitglie<strong>der</strong> im Vorstand.<br />

Das renovierte und erweiterte Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-<br />

Krankenhaus wird in Anwesenheit von Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker eröffnet.<br />

<strong>Die</strong> Grafi sche Werkstätte in Reutlingen übernimmt<br />

den Diakonie-Verlag.<br />

Im Oktober wird das Wohnhaus für Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen in Waldachtal-Lützenhardt<br />

eröffnet.<br />

Blick vom Calverbühl<br />

in Dettingen/Erms<br />

Eugenstraße 4 ziehen ins Haus am Eugensplatz,<br />

Alexan<strong>der</strong>straße 1 in Stuttgart um. Das Maria-<br />

Martha-Stift wird wegen <strong>der</strong> Stuttgarter Kulturmeile<br />

(Staatsgalerie) abgerissen (heute Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen Stuttgart).<br />

Haus am Eugensplatz, Stuttgart


1994 1995 1996 1997<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Pfarrer Lothar Bauer wird Geistlicher Leiter und<br />

Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>.<br />

Auf dem Gaisbühlgelände wird die Psychiatrische<br />

Tagesklinik mit 20 Plätzen eröffnet. Zusammen<br />

mit dem kurz zuvor renovierten und erweiterten<br />

Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhaus (34 Betten) vervollständigt<br />

sie das Angebot für gemeindenahe<br />

Psychiatrie in Reutlingen. In Verbindung mit dem<br />

Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhaus kann nun auch eine<br />

Psychiatrische Tagesklinik eröffnet werden.<br />

Eröffnung des Hauses am Schulberg in Pliezhausen<br />

(heute Altenpfl egeheim Haus am Schulberg).<br />

<strong>Die</strong> Sanierung <strong>der</strong> Stiftung ist abgeschlossen. <strong>Die</strong><br />

letzte Rate <strong>der</strong> Schuldentilgung aus den Fabrikkonkursen<br />

wird überwiesen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus übernimmt<br />

die Trägerschaft <strong>der</strong> Sozialstation Südwest in<br />

Reutlingen und erweitert somit ihre Angebote <strong>der</strong><br />

Altenhilfe um die ambulante Pfl ege.<br />

Beim Mutter-<strong>Werner</strong>-Heim entsteht neben dem<br />

„Hochhaus“ ein Pfl egeheimneubau mit 63 Plätzen,<br />

<strong>der</strong> sogenannte „Rundbau“.<br />

Diakon Friedemann Staiger geht als jahrzehntelanger<br />

Leiter <strong>der</strong> Mutter-Anstalt in den Ruhestand. Mit<br />

ihm endet die Ära <strong>der</strong> Hausväter und Hauseltern in<br />

<strong>der</strong> Stiftung.<br />

<strong>Die</strong> Stiftung stellt das historische „Krankenhäusle“<br />

für das erste Gemeindepsychiatrische Zentrum in<br />

Baden-Württemberg zur Verfügung. Im Sinne <strong>der</strong><br />

„Personenzentrierung“ entsteht zusammen mit<br />

an<strong>der</strong>en Trägern eine nie<strong>der</strong>schwellige Anlaufstelle<br />

für alle sozialpsychiatrischen <strong>Die</strong>nste.<br />

Werkstatt in Dettingen/Erms<br />

Für Haus am Berg wird mit einem neuen Gesellschaftsvertrag<br />

und mit <strong>der</strong> Bildung einer Stiftung<br />

eine dauerhafte gemeinnützige Organisation<br />

gegründet (Ausson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschafteranteile<br />

aus Familien und Privatvermögen). Vorstand <strong>der</strong><br />

Stiftung werden Prof. Martin Beck und Immanuel<br />

Rösch, sechs Mitglie<strong>der</strong> bilden den Stiftungsrat,<br />

neun Mitglie<strong>der</strong> eine Stiftungsversammlung.<br />

Haus am Berg erhält im Alb-Donau-Kreis zehn Plätze<br />

für das ambulant betreute Wohnen.<br />

Zunächst wird ein Büro im Landratsamt Ulm eingerichtet<br />

und mit einer Mitarbeiterin besetzt (heute<br />

Sozialpsychiatrische Hilfen Alb-Donau).<br />

Haus am Berg verlegt aus Platzgründen die Altenpfl<br />

egeschule von Bad Urach nach Metzingen. Der<br />

Ausbildungsbedarf steigt, und es wird ein jährlicher<br />

Ausbildungsbeginn nötig.<br />

12.<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

33


12.<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

<strong>200</strong>0<br />

34<br />

1997 1998 1999 <strong>200</strong>0<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Eine Sammlerin für den „Verein <strong>der</strong> Freunde des<br />

Bru<strong>der</strong>hauses“ vermacht <strong>der</strong> Stiftung ihr Haus in<br />

Ebingen. Dort beginnt die Arbeit für psychisch kranke<br />

Menschen im Zollernalbkreis.<br />

<strong>Die</strong> Stiftung unterstützt die seither jährlich durchgeführte<br />

Reutlinger Vesperkirche und liefert das Essen<br />

aus ihrer Zentralküche.<br />

Gründung <strong>der</strong> Evangelischen Diakonie gGmbH zusammen<br />

mit <strong>der</strong> Kirchengemeinde Friedrichshafen,<br />

eines Angebots <strong>der</strong> ambulanten Pfl ege innerhalb<br />

<strong>der</strong> Altenhilfe.<br />

Einweihung von drei neuen Wohnhäusern im Bru<strong>der</strong>haus<br />

Fluorn (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis<br />

Rottweil).<br />

In Reutlingen und Friedrichshafen entsteht das Angebot<br />

Essen auf Rä<strong>der</strong>n, genannt „Menü-Service“.<br />

Beginn <strong>der</strong> Schul-Kooperation „Rommelsbacher<br />

Modell“.<br />

Inbetriebnahme des Altenpfl egeheims im Gebrü<strong>der</strong>-<br />

Hehl-Stift in Loßburg (heute Seniorenzentrum<br />

Gebrü<strong>der</strong>-Hehl-Stift).<br />

Beginn <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausinitiative für Arbeit in Reutlingen.<br />

„Mechanikus“ beschäftigt Menschen mit<br />

psychischen Erkrankungen und Langzeitarbeitslose.<br />

Beginn des Projektes „Radstall“ für arbeitslose Jugendliche<br />

in Tübingen.<br />

<strong>Die</strong> Aus- und Fortbildungsstätte Traifelberg fi ndet<br />

im Diakonischen Institut für soziale Berufe eine<br />

neue Trägerschaft in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />

zusammen mit Haus am Berg.<br />

Einweihung des neu errichteten Hauses Bleichfeld<br />

<strong>der</strong> Heime im Ermstal in Bad Urach (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />

Ermstal).<br />

In Tübingen wird ein niedrigschwelliges Arbeits-,<br />

Beschäftigungs- und Qualifi zierungsangebot für<br />

Jugendliche und junge Erwachsene eingerichtet.<br />

Zunächst „Nabe“ genannt, lautet <strong>der</strong> Name ein Jahr<br />

später „Spielwerk“.<br />

Verpachtung <strong>der</strong> Landwirtschaft in Buttenhausen.<br />

In Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung wird<br />

das Diakonische Institut für soziale Berufe mit dem<br />

Ziel <strong>der</strong> Aus-, Fort- und Weiterbildung gegründet.<br />

In Dettingen/Erms wird im September eine Zweigwerkstatt<br />

<strong>der</strong> Bad Uracher Werkstätten erbaut.<br />

Entsprechend den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen einer anerkannten<br />

Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen wird<br />

diese mit 100 Plätzen gebaut und bezogen.<br />

Direktor <strong>Werner</strong> Stäbler erhält das Bundesverdienstkreuz<br />

am Bande.<br />

Am 30. Juni 1998 wird – nach mehr als 30-jähriger<br />

Tätigkeit – <strong>der</strong> zweite Geschäftsführer von Haus<br />

am Berg, Direktor <strong>Werner</strong> Stäbler, in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Als Nachfolger werden die beiden<br />

Prokuristen berufen, <strong>der</strong> Diplom-Pädagoge Günter<br />

Braun und <strong>der</strong> Diplom-Volkswirt Rainer Single.<br />

Das Dach des gerontopsychatrischen Pfl egeheims<br />

Königshöhe in Dettingen/Erms wird in zwei Etappen<br />

angehoben. Darunter wird ein neues Stockwerk<br />

aufgesetzt und es werden vorwiegend Ein- und<br />

Zweibettzimmer für die dort lebenden Bewohnerinnen<br />

und Bewohner geschaffen.<br />

Gernotopysychiatrisches Pfl egeheim Königshöhe in<br />

Dettingen/Erms


<strong>200</strong>0 <strong>200</strong>1<br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />

Mit <strong>der</strong> Stadt Reutlingen wird ein Plan zur Dezentralisierung<br />

<strong>der</strong> Altenpfl egeeinrichtungen in <strong>der</strong><br />

Stadt vereinbart. <strong>Die</strong> Stiftung wird künftig ohne<br />

wesentliche Erhöhung ihrer Platzzahlen an sechs<br />

anstatt wie zuvor zwei Standorten stationäre<br />

Pfl ege anbieten.<br />

Eröffnung des Betreuten Seniorenwohnens am<br />

Mutter-<strong>Werner</strong>-Heim in Reutlingen (heute Seniorenzentrum<br />

am Markwasen). Hier wird auch die<br />

erste Solaranlage in Betrieb genommen.<br />

Gründung <strong>der</strong> Saale-Neckar-Diakonie gGmbH<br />

zusammen mit <strong>der</strong> Evangelischen Stiftung Christopherushof.<br />

<strong>Die</strong> Saale-Neckar-Diakonie betreibt<br />

in Thüringen das Therapeutische Zentrum Saalfeld,<br />

eine Einrichtung für Suchtkranke. Daneben<br />

betreibt die SANE Pfl egeheime und Diakoniestationen.<br />

<strong>Die</strong> Stiftung unterstützt mit ihrem Engagement<br />

den Aufbau diakonischer Einrichtungen in<br />

Thüringen.<br />

Gründung <strong>der</strong> Psychiatrie gGmbH zusammen mit<br />

<strong>der</strong> Münsterklinik Zwiefalten zur Sicherstellung<br />

<strong>der</strong> wohnortnahen psychiatrischen Versorgung in<br />

Reutlingen.<br />

Eröffnung eines Appartement-Hauses in zentraler<br />

Lage (Wohnhaus für Menschen mit geistiger<br />

Behin<strong>der</strong>ung) des Wohngruppenverbunds Reutlingen<br />

(heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen).<br />

<strong>Die</strong> Ludwig-Haap-Schule erweitert ihr schulisches<br />

Angebot um eine Außenstelle in Calw.<br />

Am Gaisbühl in Reutlingen eröffnet die Stiftung<br />

das erste Fachpfl egeheim in Baden-Württemberg.<br />

Den psychisch kranken Menschen, die pfl egebedürftig<br />

geworden sind, sollen die Leistungen <strong>der</strong><br />

Pfl egeversicherung in vollem Umfang erschlossen<br />

werden.<br />

Wohnhaus am Spital<br />

in Ehingen (Donau)<br />

Im Januar <strong>200</strong>1 wird das „Wohnhaus am Spital“ in<br />

Ehingen (Donau) eingeweiht. 17 Bewohnerinnen<br />

und Bewohner bereiten sich hier auf eine offenere<br />

Wohnform vor. Dem Wohnhaus angeglie<strong>der</strong>t ist ab<br />

diesem Zeitpunkt das ambulant betreute Wohnen<br />

(heute Sozialpsychiatrische Hilfen Alb-Donau).<br />

21 betreute Seniorenwohnungen „An den Mauergärten“<br />

in Bad Urach werden fertiggestellt und im Dezember<br />

<strong>200</strong>1 bezogen. <strong>Die</strong>se Wohnanlage entspricht<br />

allen Anfor<strong>der</strong>ungen für Betreutes Seniorenwohnen<br />

und erhält dafür das Qualitätssiegel.<br />

Betreute Seniorenwohnanlage An den Mauergärten<br />

12.<br />

<strong>200</strong>0<br />

<strong>200</strong>1<br />

35


13.<br />

<strong>200</strong>3<br />

<strong>200</strong>4<br />

<strong>200</strong>5<br />

36<br />

Chronik ab <strong>200</strong>2<br />

<strong>200</strong>2 <strong>200</strong>3 <strong>200</strong>4 <strong>200</strong>5<br />

<strong>200</strong>2 Auf Initiative des Vorstandes <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, Martin Beck, und des Vorsitzenden des<br />

Stiftungsrates <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, Siegfried Hörrmann, beschlossen die Gremien <strong>der</strong><br />

<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung und <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, in einem Unternehmensverbund als zwei<br />

selbstständige Unternehmen zusammenzuarbeiten.<br />

Mit einer Satzungsän<strong>der</strong>ung wurden sechs Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg in den Stiftungsrat<br />

aufgenommen (gemeinsames Aufsichtsgremium), in die Stiftungsversammlung wurden zwölf<br />

weitere Mitglie<strong>der</strong> aufgenommen, die von <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg bestimmt wurden.<br />

<strong>Die</strong>s schuf die Voraussetzung für die gemeinsame fünfköpfi ge Geschäftsführung bei<strong>der</strong> Unternehmen.<br />

<strong>Die</strong> Vorstände <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung werden gleichzeitig zu Geschäftsführern <strong>der</strong> Haus<br />

am Berg gGmbH, umgekehrt die Geschäftsführer von Haus am Berg zu Vorständen <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />

<strong>Werner</strong> Stiftung.<br />

In <strong>der</strong> Röntgenstraße 17 wird eine Zweigstelle <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hauswerkstätte für psychisch kranke<br />

Menschen in Reutlingen eingerichtet.<br />

Renovierung des Altbaus auf <strong>der</strong> Bleiche, Bad Urach (Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />

Eröffnung des Frischemarktes in Orschel-Hagen: Im Supermarkt <strong>der</strong> Tochterfi rma Intego GmbH<br />

werden Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit psychischen Behin<strong>der</strong>ungen geschaffen.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie stabilisiert mit dem Markt das Zentrum des Stadtteils Orschel-Hagen.<br />

Einweihung des Hauses am See in Friedrichshafen mit 17 betreuten Seniorenwohnungen.<br />

Für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung wird die „Beratungsstelle für selbstbestimmtes Leben“ eröffnet.<br />

In Horb wird eine Wohngruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen gestartet.<br />

Martin Bauch übernimmt den Stiftungsratsvorsitz von Kirchenrat Siegfried Hörrmann.<br />

Zum 1. Januar fusionieren beide Unternehmen nach Satzungsän<strong>der</strong>ung durch die Stiftungsversammlung<br />

zur Bru<strong>der</strong>hausDiakonie. <strong>Die</strong>s erfolgt nach Beschluss des Stiftungsrates und <strong>der</strong> Zustimmung<br />

<strong>der</strong> Stifter <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, <strong>der</strong> Landeskirche und <strong>der</strong> Stiftungsaufsicht durch<br />

Zulegung <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg zur <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />

Das Seniorenzentrum <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift in Ravensburg wird eröffnet.<br />

In Balingen wird die neue betreute Wohneinrichtung Talstraße eingeweiht (heute: Sozialpsychiatrische<br />

Hilfen Reutlingen-Zollernalb)<br />

<strong>Die</strong> Karl-Olga-Altenpfl ege Stuttgart wird Tochtergesellschaft <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />

Im Oberlin-Jugendhilfeverbund entsteht ein Angebot für Kin<strong>der</strong> von psychisch kranken Eltern.<br />

Am 1. Januar geht die Trägerschaft von FABI (Fachdienst Assistenz, Beratung, Inklusion) an den<br />

Oberlin-Jugendhilfeverbund.<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Gemeindepsychiatrischen Zentren in Horb a.N. und Ehingen (Donau).<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie und die Bürgerinitiative WIM e.V. (Wohnen in Metzingen) richten gemeinsam<br />

ein Wohnhaus für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in Metzingen-Neuhausen ein.<br />

Das Seniorenzentrum in Betzingen wird eingeweiht.


<strong>200</strong>6 <strong>200</strong>7<br />

Wilhelm-Maybach-Jahr. <strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie erinnert daran, dass <strong>der</strong> Industriepionier Wilhelm<br />

Maybach vor 150 <strong>Jahre</strong>n ins Bru<strong>der</strong>haus gekommen ist, und sie zeigt den Zusammenhang von<br />

Wirtschaft und Sozialem.<br />

<strong>Die</strong> Werkstatt übernimmt die Versorgung von drei Schulkantinen.<br />

Der Ausbildungsverbund Tübingen eröffnet die Gebrauchtwarenbörse Retour – Service rund ums<br />

Haus, um Menschen mit wenig Aussicht auf einen regulären Arbeitsplatz eine Chance zu bieten.<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung arbeiten im Biolandbetrieb auf dem Gaisbühl. Im neu eröffneten<br />

Bioland-Hofl aden werden eigene Erzeugnisse verkauft.<br />

<strong>Die</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen erweitert ihr Angebot um ein neues Wohnhaus.<br />

Das Seniorenzentrum Gönningen wird in Betrieb genommen.<br />

Seniorenzentrum Gönningen<br />

Einweihung <strong>der</strong> Seniorenzentren Teningen und Mittelstadt.<br />

Das Seniorenzentrum Alpirsbach wird nach Umbau neu eröffnet.<br />

<strong>Die</strong> Werkstätten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in Dettingen/Erms weihen in Zusammenarbeit<br />

mit dem Automobilzulieferer ElringKlinger KG neue Lagerräume ein.<br />

Der Ausbildungsverbund Tübinger Werkstätten richtet neue Werkstatträume ein.<br />

In <strong>der</strong> Reutlinger City-Kirche entsteht das Café Nikolai, in dem Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im<br />

Service arbeiten.<br />

Der Wohnverbund Fischerhof weiht Haus Forbental ein, in Donaueschingen werden neue Werkstatträume<br />

für Behin<strong>der</strong>te eröffnet und eine Kontaktstelle <strong>der</strong> Offenen Hilfen wird eingerichtet –<br />

Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und Angehörige erhalten Beratung und Unterstützung.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie kauft das Grundstück und übernimmt die gemeinnützige Betriebs-GmbH<br />

des Pfl egeheims Villa Seckendorff in Bad Cannstatt.<br />

Im Vorstand verbleiben Pfarrer Lothar Bauer als Vorsitzen<strong>der</strong>, Günter Braun und Rainer Single als<br />

Stellvertreter. <strong>Die</strong> Stiftung organisiert sich nach <strong>der</strong> baden-württembergischen Kommunalreform<br />

stärker nach regionalen Gesichtspunkten und mo<strong>der</strong>nisiert ihre zentralen <strong>Die</strong>nste.<br />

<strong>200</strong>6<br />

<strong>200</strong>7<br />

13.<br />

37


13.<br />

<strong>200</strong>8 Das Seniorenzentrum Schönberg in Stuttgart wird nach Umbau neu eröffnet.<br />

Richtfest des Sozialzentrums <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift Friedrichshafen.<br />

Spatenstich für die Seniorenzentren <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift Weingarten und Walddorfhäslach,<br />

am Ausgangspunkt des Wirkens von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe Rottweil richtet die Beratungs- und Begegnungsstätte Solifer ein, die<br />

auch Freizeit- und Bildungsangebote für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen anbietet.<br />

Das Altenpfl egeheim Haus am Schulberg in Pliezhausen wird erweitert.<br />

Gründung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stiftung für Bildung und Beruf <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />

<strong>200</strong>9<br />

38<br />

<strong>200</strong>8 <strong>200</strong>9<br />

Eröffnung des Sozialzentrums Wilhelm-Maybach-Stift als erstes Passivhaus <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

in Friedrichshafen. Das Sozialzentrum besteht aus einem klassischen Pfl egeheim,<br />

Betreutem Seniorenwohnen und einem Sozialpsychiatrischen Fachpfl egeheim. <strong>Die</strong><br />

Kombination dieser Angebote ist in Baden-Württemberg einmalig.<br />

Neubezug <strong>der</strong> Werkstätten in Reutlingen.<br />

<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie feiert das Jubiläum <strong>200</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> unter dem Motto<br />

„Teil haben. Teil sein.“<br />

Über zwei Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg hat sich in <strong>der</strong> sozialen Arbeit viel verän<strong>der</strong>t, doch die Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

führt <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s Werk fort. Ausgehend vom christlichen Prinzip <strong>der</strong><br />

Nächstenliebe versuchte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> mit all seiner Arbeit, benachteiligten Menschen<br />

die Teilhabe an einem würdigen Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft zu ermöglichen. Dazu nahm er<br />

Hilfebedürftige auf und gab ihnen eine Heimat, sorgte sich um <strong>der</strong>en Bildung und Ausbildung<br />

und schuf ihnen Arbeitsplätze. Darauf beruht auch die heutige Arbeit <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />

Junge und alte Menschen, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und Menschen<br />

mit psychischen Erkrankungen sollen an Arbeit, Bildung und Heimat teilhaben und ein<br />

möglichst selbstbestimmtes Leben führen können – auch in Zukunft.


Vorstand bzw. Vorstandsvorsitzende nach <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />

Johannes Schnei<strong>der</strong> 1887-1910<br />

Pfarrer Alfred Krockenberger 1911-1936<br />

Direktor Paul Stäbler 1940-1951<br />

Pfarrer Ludwig Schlaich 1951-1956<br />

Pfarrer Magnus Schiebe 1956-1969<br />

Pfarrer Immanuel Steudle 1969-1994<br />

Pfarrer Lothar Bauer seit 1994<br />

Vorsitzende des „Aufsichtsrates“ bzw. Stiftungsrates<br />

Regierungsrat Heinrich Schnei<strong>der</strong> 1882-1888<br />

Regierungspräsident Karl von Luz 1889-1893<br />

Regierungsrat bzw. -direktor Gotthold Kuhn 1894-1925<br />

Oberbürgermeister Karl Emil Hepp 1926-1933<br />

Oberbürgermeister Dr. Richard De<strong>der</strong>er 1933-1945<br />

Stadtrat Erwin Seiz 1945-1951<br />

Dr. <strong>Werner</strong> Lan<strong>der</strong>er 1951-1972<br />

Dr. Hans Ulrich Schaudt 1972-1981<br />

Siegfried Hörrmann 1982-<strong>200</strong>2<br />

Martin Bauch seit <strong>200</strong>3<br />

Geschäftsführung von Haus am Berg<br />

Paul Stäbler 1952-1970<br />

<strong>Werner</strong> Stäbler 1970-1998<br />

Günter Braun 1992-<strong>200</strong>3<br />

Rainer Single 1994-<strong>200</strong>3<br />

Vorsitzende des Aufsichtsrates von Haus am Berg<br />

Gerhard Stäbler 1972-1996<br />

Prof. Martin Beck 1996-<strong>200</strong>1<br />

Impressum<br />

Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

Stiftung <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und Haus am Berg<br />

Ringelbachstraße 211, 72762 Reutlingen<br />

Telefon 07121 278-0<br />

Telefax 07121 278-300<br />

info@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />

www.bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />

Texte: Dr. Wolfgang Oswald, unter Verwendung von Texten von Herbert Winzer,<br />

Frauengeschichtsverein Reutlingen<br />

Fotos: Archiv <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie und Archiv <strong>der</strong> Daimler-Benz AG (Daimler, Maybach)<br />

Redaktion: Klara Kohlstadt, Sonja Steinmaier-Berner, Anna Pytlik<br />

Druck: Grafi sche Werkstätte <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie März <strong>200</strong>9<br />

39


Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />

Stiftung <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und Haus am Berg<br />

Ringelbachstraße 211<br />

72762 Reutlingen<br />

Telefon 07121 278-0<br />

Telefax 07121 278-300<br />

info@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />

www.bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de

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