Die Geschichte der BruderhausDiakonie - 200 Jahre Gustav Werner ...
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<strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong><br />
<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
180918371855 1881 1887 1909<br />
1952<br />
<strong>200</strong>4<br />
<strong>200</strong>9<br />
Gott im Maschinensaal<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie im Spiegel <strong>der</strong> Zeit<br />
Von <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung und Haus am Berg zur Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
Von den Anfängen bis heute<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>
2<br />
Inhalt<br />
Seite 3 Vorwort<br />
Seite 4 1. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – sein Leben und Werk<br />
Seite 5 2. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – Chronik eines Lebens<br />
Seite 8 3. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> – Das Vermächtnis<br />
Seite 8 4. <strong>Die</strong> Hausgenossenschaft<br />
Seite 10 5. Frauen im Bru<strong>der</strong>haus<br />
Seite 12 6. Das Netzwerk <strong>der</strong> Hilfe<br />
Seite 13 7. Das Erziehungswerk <strong>der</strong> Liebe<br />
Seite 14 8. <strong>Die</strong> Fabrik als Tempel Gottes<br />
Werkstätten und Fabriken<br />
<strong>Die</strong> Erfi n<strong>der</strong> Daimler und Maybach<br />
Seite 20 9. <strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />
Seite 21 10. Chronik bis 1952<br />
Seite 25 11. <strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH<br />
Seite 26 12. Chronik von 1952 bis <strong>200</strong>1<br />
Seite 36 13. Chronik ab <strong>200</strong>2
Vorwort<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, ein Gründungsvater des mo<strong>der</strong>nen<br />
Württembergs!<br />
Aus Anlass <strong>der</strong> <strong>200</strong>. Wie<strong>der</strong>kehr des Geburtstages<br />
unseres Stiftungsgrün<strong>der</strong>s <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> legen wir<br />
diese Broschüre neu auf. „Teil haben. Teil sein.“ Unter<br />
diesem Motto steht das Jubiläumsjahr. Zu seiner Zeit<br />
hat die aufkommende Industrialisierung viele Verlierer<br />
produziert. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> wollte, dass keiner von Gottes<br />
geliebten Kin<strong>der</strong>n verloren geht. Aus tiefem christlichem<br />
Herzen und in <strong>der</strong> Nachfolge Jesu hat er Waisenkin<strong>der</strong><br />
aufgenommen, später auch Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen,<br />
Leistungsschwache und Alte. Er wollte keinen<br />
abweisen. Je<strong>der</strong> sollte Teil haben an dem, was für ein<br />
gelingendes Leben wichtig ist – an Heimat, an Bildung<br />
und an Arbeit.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> steht an <strong>der</strong> Wiege des mo<strong>der</strong>nen Industrielandes<br />
Baden-Württemberg. Der große Pädagoge hat<br />
Entscheidendes dafür getan, dass in unserem Land ein<br />
mo<strong>der</strong>nes Qualifi kationsverständnis für die Industriearbeit<br />
und damit <strong>der</strong> Facharbeiterstand sich herausgebildet<br />
haben. Er hat Maschine und Industrie „getauft“.<br />
Mit seinen Industriegründungen und seinem Vorbild<br />
hat er diese Welt für die wichtige Gruppe <strong>der</strong> christlich<br />
geprägten Unternehmer im Land erschlossen. <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> steht für Begabungsgerechtigkeit und Chancengerechtigkeit.<br />
Sein Zögling Wilhelm Maybach, <strong>der</strong><br />
Mercedes-Konstrukteur, hat über dem Schwabenland<br />
den Stern aufgehen lassen, <strong>der</strong> bis heute Symbol ist für<br />
seine Innovationskraft, für das Qualitätsniveau seiner<br />
Produkte und für seinen breit gestreuten Wohlstand.<br />
Mit dem Beispiel seines immensen sozialen Wirkens und<br />
mit seinem Modell <strong>der</strong> christlichen Fabrik hat <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> eine unübersehbare Marke in die schwäbische<br />
Landschaft gesetzt, an <strong>der</strong> man sich künftig zu messen<br />
hatte. Er ist bis heute eine Gewissensinstanz in unserem<br />
Land. Sollen Industrie- und Wirtschaftsentwicklung<br />
erfolgreich sein, so müssen sie mit einer ausgewogenen<br />
Sozialentwicklung Hand in Hand gehen. <strong>Die</strong> Befriedung<br />
<strong>der</strong> Klassengegensätze war ihm ein wichtiges Anliegen.<br />
Pfarrer Lothar Bauer<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes<br />
<strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
Sein Herz wendete er beson<strong>der</strong>s den Allerschwächsten<br />
zu, den Waisenkin<strong>der</strong>n, die nichts und niemand mehr<br />
hatten, und den Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und<br />
geringen Begabungen. Letzteren hat er in seinen Einrichtungen<br />
die Möglichkeit geschaffen, dass sie sich mit<br />
ihren Möglichkeiten einbringen konnten. Teilhabe an<br />
Bildung und Arbeit war für ihn unteilbar. Und eigentlich<br />
ist es nicht überraschend, dass ein solches Bildungsverständnis,<br />
das sich mit individueller Aufmerksamkeit<br />
jedem Einzelnen zuwendet, grade auch herausragende<br />
Talente geför<strong>der</strong>t und Persönlichkeiten hervorgebracht<br />
hat.<br />
<strong>Die</strong> Wirksamkeit von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ist Ausdruck für<br />
die Selbsthilfekräfte des Landes, die aus <strong>der</strong> Motivation<br />
des Glaubens heraus zur Entfaltung kamen. Das damals<br />
bitter arme Württemberg ist nicht im Elend versunken<br />
und ist auch nicht an den Tropf externer Entwicklungshelfer<br />
geraten. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte die Begabung, die<br />
besten Kräfte des Landes zu wecken und zu sammeln.<br />
Unter dem Gedanken christlicher Nächstenliebe hat er<br />
die Menschen in gegenseitiger Verantwortung zusammengeführt.<br />
Zeitlebens wurde er von einem großen<br />
Kreis an Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Freunden<br />
unterstützt, ohne die sein Werk nicht möglich gewesen<br />
wäre.<br />
Das Vermächtnis <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s wurde nach seinem<br />
Tod von <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />
und in <strong>der</strong> Nachkriegszeit daneben von <strong>der</strong> von Paul<br />
Stäbler gegründeten Haus am Berg weitergeführt.<br />
<strong>200</strong>4 wurde die Haus am Berg Stiftung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus zugelegt, und diese<br />
benannte sich um in Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />
Mit <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie, <strong>der</strong> von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gegründeten<br />
Stiftung, lebt vieles fort, was er angefangen<br />
hat. Seinem Erbe und Geist sind wir verpfl ichtet. Weit<br />
darüber hinaus aber war er Impulsgeber und prägende<br />
Kraft – eben einer <strong>der</strong> Gründungsväter unseres Landes.<br />
Pfarrer Lothar Bauer<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Vorstandes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
3
1.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> –<br />
sein Leben und Werk<br />
Wie alles anfi ng<br />
„Was nicht zur Tat wird hat keinen Wert!“ <strong>Die</strong>ser Leitspruch<br />
von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ist auch heute noch vielen<br />
vertraut. Angefangen aber hat seine Wirksamkeit mit<br />
dem Wort. Im Jahr 1834 kam er als junger Vikar nach<br />
Walddorf im Oberamt Tübingen. Nach seiner ersten Predigt<br />
sagte <strong>der</strong> Bürgermeister: „So hent mr no koin ghet.“<br />
Bald predigte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> auch in vielen an<strong>der</strong>en Gemeinden<br />
und bei Versammlungen oft unter dem freien<br />
Himmel, nicht immer nur zur Freude seiner Amtskollegen.<br />
Seinen zahlreichen Zuhörern erschien durch seine<br />
Verkündigung eine bessere Welt und die Überwindung<br />
von Armut und Ungerechtigkeit möglich.<br />
Umzug nach Reutlingen<br />
Es ist eine seltsame Kolonne, die sich am 14. Februar<br />
1840 von Walddorf bei Tübingen nach Reutlingen<br />
bewegt. An <strong>der</strong> Spitze geht <strong>der</strong> Vikar des kleinen Dorfes,<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, neben ihm zwei Frauen mittleren Alters.<br />
Mit ihnen unterwegs sind zehn Kin<strong>der</strong>, auf einem Leiterwagen<br />
ist das gesamte Hab und Gut <strong>der</strong> kleinen Schar<br />
verstaut. Man könnte sie für eine obdachlose Familie<br />
halten, aber eine Familie im herkömmlichen Sinne sind<br />
sie nicht.<br />
<strong>Die</strong> Kin<strong>der</strong> sind allesamt Waisenkin<strong>der</strong>, bei den Frauen<br />
handelt es sich um Maria Agnes Jakob und Barbara<br />
Welsch, Mitarbeiterinnen des ehemaligen Vikars.<br />
Ja, ehemalig. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gab seine Pfarrstelle in<br />
Walddorf auf und widmete sich nun ganz und gar <strong>der</strong><br />
Erziehung und Ausbildung von Waisenkin<strong>der</strong>n. Daher<br />
auch <strong>der</strong> Umzug nach Reutlingen.<br />
In Reutlingen haben sie eine Fünf-Zimmer-Wohnung<br />
gemietet. Dort wird die „Familie“ in Zukunft leben.<br />
4<br />
Vater <strong>Werner</strong><br />
(Gemälde von Robert Heck)<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als<br />
junger Vikar<br />
Viele Nöte im Zeitalter <strong>der</strong> Industrialisierung<br />
Waisenkin<strong>der</strong>, Obdachlose und geistig behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen hat es damals viele gegeben im Königreich<br />
Württemberg. Es war eine Zeit von Hungersnöten, großer<br />
Armut und Ausbeutung <strong>der</strong> Elenden. Menschen, die<br />
diesem Übel entschlossen entgegentreten wollten, gab<br />
es dagegen nur wenige. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte in Walddorf<br />
begonnen, sich um Waisen und an<strong>der</strong>e arme Kin<strong>der</strong><br />
zu kümmern, ihnen Essen und Kleidung zu geben, aber<br />
noch viel mehr: Er wollte ihnen durch Erziehung und<br />
Ausbildung ein selbstständiges und würdevolles Leben<br />
ermöglichen.<br />
Der Zug <strong>der</strong> kleinen Schar verwandelte sich recht<br />
schnell in eine ansehnliche Bewegung, auch die Zahl <strong>der</strong><br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wuchs rasch an. Es<br />
entstanden die <strong>Werner</strong>schen Anstalten, daraus wurde<br />
das Bru<strong>der</strong>haus und die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum<br />
Bru<strong>der</strong>haus. <strong>200</strong>4 wurde die Haus am Berg Stiftung<br />
<strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus zugelegt,<br />
und diese benannte sich um in Bru<strong>der</strong>hausDiakonie. Sie<br />
wurde bis heute vielen Menschen zum Ort, wo sie Hilfe<br />
o<strong>der</strong> Heimat fanden.
1809 1823 1827 1834 1837 1840<br />
Chronik eines Lebens<br />
<strong>Gustav</strong> Albert <strong>Werner</strong> wird am 12. März in Zwiefalten geboren. Seine Mutter ist Frie<strong>der</strong>ike Christiane<br />
von <strong>Werner</strong>. Vater Johannes von <strong>Werner</strong>, zunächst Forstkassier, wirkt später in Reutlingen als<br />
Finanzkammerpräsident und als Abgeordneter im württembergischen Landtag.<br />
Besuch des Seminars Maulbronn (Internats-Gymnasium) bis 1827.<br />
Studium <strong>der</strong> Theologie in Tübingen bis 1832. Beschäftigung mit <strong>der</strong> Gedankenwelt des Theologen<br />
Swedenborg.<br />
Privatlehrer in Straßburg. Begegnung mit dem Lebenswerk des elsässischen Pfarrers Johann Friedrich<br />
Oberlin (1740-1826). <strong>Die</strong>ser hat durch gemeindediakonische Aktivitäten die bittere<br />
Armut <strong>der</strong> Menschen seiner Gemeinde in bescheidenen Wohlstand verwandelt.<br />
„In Oberlin hatte ich mein Ideal gefunden. Und praktisches Christentum zu treiben, wie er in<br />
seinem Steintal, stand mir nun als meine Lebensaufgabe vor Augen.“<br />
Vikar in Walddorf bei Tübingen. Der junge Vikar übt seinen Beruf in den Gemeinden Walddorf,<br />
Gniebel, Häslach und Rübgarten mit wahrem Feuereifer aus. Er versucht, den Gemeindeglie<strong>der</strong>n in<br />
seinen Predigten deutlich zu machen, dass <strong>der</strong> Glaube an Christus kein Gnadenpolster zum Ausruhen<br />
ist, son<strong>der</strong>n dass wahrer Glaube in Liebe tätig wird.<br />
Der Bürgermeister urteilt nach <strong>der</strong> ersten Predigt 1834: „So hent mer no koin ghet!“<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> beginnt seine diakonische Tätigkeit mit <strong>der</strong> Gründung einer Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />
(Kin<strong>der</strong>garten) und einer Industrieschule, in <strong>der</strong> Unterricht in Stricken und Häkeln sowie im<br />
Spitzenklöppeln erteilt wird. Als wenig später eine Mutter von sechs Kin<strong>der</strong>n stirbt, nimmt <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> ein Kind selber auf. Dann sorgt er dafür, dass die an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong> von Menschen aus <strong>der</strong><br />
Gemeinde aufgenommen werden. Es kommt zur Gründung einer Kin<strong>der</strong>rettungsanstalt, in die<br />
weitere Waisenkin<strong>der</strong> aufgenommen werden.<br />
Umzug nach Reutlingen. Erste Mitarbeiterinnen beteiligen sich an dem Werk. <strong>Werner</strong>s auswärtige<br />
Vortrags- und Predigttätigkeit zum Zweck <strong>der</strong> Spendensammlung führt zum Konfl ikt mit Ortspfarrern<br />
und <strong>der</strong> Kirchenleitung. Er verzichtet auf das Pfarramt und zieht am 14. Februar mit zwei<br />
Mitarbeiterinnen und zehn Kin<strong>der</strong>n zu Fuß nach Reutlingen. Sie beziehen eine gemietete 5-Zimmer-Wohnung.<br />
Bald wird <strong>der</strong> erste Acker gepachtet und eine Kuh gekauft. <strong>Die</strong> Gemeinschaft fi nanziert sich durch<br />
die Opfer <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>- und Reisepredigertätigkeiten und die Erträge aus eigener Arbeit; Kostgeld<br />
für die Kin<strong>der</strong> erhält sie kaum.<br />
1809<br />
5<br />
2.<br />
1823<br />
1827<br />
1832<br />
1834<br />
1837<br />
1840
1841 1842 1848 1850 1851 1854 1861<br />
1841<br />
1842<br />
1848<br />
1850<br />
1851<br />
1854<br />
1861<br />
1861-66<br />
1881<br />
6<br />
Am 8. November heiratet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine seiner treuesten Mitstreiterinnen, die Reutlinger<br />
Kaufmannstochter Albertine Zwißler. Es ist keine Ehe im herkömmlichen Sinne und bleibt kin<strong>der</strong>los.<br />
<strong>Die</strong> eheliche Verbindung sollte lediglich dazu dienen, den angenommenen Kin<strong>der</strong>n eine rechtmäßige<br />
Mutter zu geben. <strong>Die</strong> Gemeinschaft wächst und lebt nach genossenschaftlichen Prinzipien<br />
(Hausgenossenschaften).<br />
<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> aufgenommenen Kin<strong>der</strong> ist auf 29 angewachsen. Reutlinger Bürgerstöchter treten als<br />
Mitarbeiterinnen ein. Es bildet sich ein „Strickverein Reutlinger Jungfrauen mittlerer und nie<strong>der</strong>er<br />
Stände“ mit 80 Mitglie<strong>der</strong>n, dessen Handarbeiten zu einer wichtigen Einnahmequelle werden.<br />
<strong>Werner</strong> erwirbt mit Hilfe von Spenden und Darlehen von Freunden ein größeres Wohnhaus auf<br />
dem Stadtgraben am Zimmerplatz, genannt „Gottes-Hülfe“. Im August zieht er dort mit 30 Kin<strong>der</strong>n<br />
und fünf Mitarbeiterinnen ein.<br />
82 Kin<strong>der</strong> und Hilfebedürftige leben in <strong>der</strong> Anstalt zusammen.<br />
Kauf <strong>der</strong> Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz.<br />
<strong>Die</strong> ersten männlichen Mitarbeiter aus Reutlinger Handwerker- und Winzerfamilien treten ein und<br />
gründen die anstaltseigenen Handwerksbetriebe.<br />
Kauf <strong>der</strong> Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz in Reutlingen, weitere Fabrikgründungen folgen, die ab 1858 zur<br />
Maschinenfabrik des Bru<strong>der</strong>hauses wird.<br />
Zum ersten Mal taucht <strong>der</strong> Begriff „Bru<strong>der</strong>haus“ in dem Lied „Rolle, rüstige Turbine“ auf, später<br />
gründet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> mit <strong>der</strong> Satzung von 1858 den „Verein zum Bru<strong>der</strong>haus“.<br />
<strong>Die</strong> Reutlinger Anstalt, die „Mutteranstalt“, erhält 1858 den Namen „Bru<strong>der</strong>haus“. Bru<strong>der</strong>haus deshalb,<br />
weil für <strong>Werner</strong> im Zeichen <strong>der</strong> Nächstenliebe je<strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> Hilfe braucht, Bru<strong>der</strong> ist.<br />
Nach drei <strong>Jahre</strong>n Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit <strong>der</strong> Württembergischen Landeskirche scheidet <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> aus dem Pfarrdienst aus.<br />
Gründung <strong>der</strong> ersten Zweiganstalt in Fluorn im Schwarzwald. Nach etlichen Missernten war die<br />
Not in dieser Gemeinde sehr groß und viele Kin<strong>der</strong> blieben unversorgt. Weitere Bru<strong>der</strong>häuser in den<br />
Schwarzwald-Gemeinden wie Rodt, Schernbach und Göttelfi ngen kommen bald hinzu.<br />
Neben <strong>der</strong> Reutlinger Mutteranstalt gibt es über Württemberg verstreut rund 30 Zweiganstalten,<br />
in denen 437 Kin<strong>der</strong> und 216 erwachsene Menschen leben. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> unentgeltlich Mitarbeitenden<br />
(Hausgenossen) hat mit 280 ihren Höhepunkt erreicht. In den Werkstätten und Fabriken des<br />
Bru<strong>der</strong>hauses sind 866 Arbeiter beschäftigt. <strong>Die</strong> Gesamtpersonenzahl <strong>der</strong> im Bru<strong>der</strong>haus lebenden<br />
Menschen wird mit 1746, <strong>der</strong> Grundbesitz mit 1282 Morgen angegeben.<br />
Schwere Sorgen um die Krise und das Weiterbestehen des Werkes. Rettung durch den Aktienverein.<br />
Abfassung <strong>der</strong> Stiftungsurkunde für die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus am 30. März.<br />
Gründung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus.
1866 1881 1882 1884 1885 1887<br />
Verleihung des Ritterkreuzes I. Klasse des Friedrichsordens. Albertine <strong>Werner</strong> stirbt am 19. September.<br />
Für körperlich, geistig o<strong>der</strong> seelisch behin<strong>der</strong>te Menschen – <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> nennt sie<br />
„halbe Kräfte“ – werden im ehemaligen Gasthof „Alte Krone“ Arbeitsplätze eingerichtet. <strong>Die</strong> 1882<br />
ins Leben gerufene „Kartonagen- und Tütenfabrikation“ kann als Vorläuferin <strong>der</strong> heutigen Werkstatt<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen angesehen werden.<br />
Gründung des Kin<strong>der</strong>hauses.<br />
<strong>Die</strong> Stadt Reutlingen benennt den Papiermühlenweg in <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße um.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> erhält die Ehrenbürgerrechte <strong>der</strong> Stadt Reutlingen.<br />
Gründung des Krankenhauses.<br />
„Vater“ <strong>Werner</strong> stirbt am 2. August im „Krankenhäusle“ in Reutlingen. Das württembergische Königshaus<br />
und viele Menschen in Stadt und Land nehmen Anteil.<br />
Johannes Schnei<strong>der</strong> übernimmt als Geistlicher Leiter die Nachfolge von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>. In Reutlingen<br />
spricht man von <strong>der</strong> „Weiberwirtschaft“ im Bru<strong>der</strong>haus. <strong>Die</strong> Hausgenossinnen halten die Fäden<br />
in <strong>der</strong> Hand.<br />
Scheunenpredigt (Gemälde von Robert Heck)<br />
Das Haus <strong>der</strong> Charlotte Nagel in Walddorf, in dem<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> 1837 eine Kleinkin<strong>der</strong>schule einrichtete<br />
Erste Anstaltsgebäude<br />
auf dem Stadtgraben Rosine Barbara Jakob, eine <strong>der</strong><br />
ersten Mitarbeiterinnen<br />
1882<br />
1884<br />
1885<br />
1887<br />
7
3.<br />
4.<br />
Das Vermächtnis<br />
Mit seiner diakonischen und industriellen Tätigkeit, die ins ganze Land ausstrahlte, war<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine <strong>der</strong> Gründungsgestalten des mo<strong>der</strong>nen Württembergs am Übergang<br />
vom Agrar- zum Industrieland. In die konservativ-kirchlichen Kreise hinein vermittelte<br />
er Aufgeschlossenheit gegenüber den mo<strong>der</strong>nen Kräften von Maschine und Industrie.<br />
Für die neu entstehende Unternehmerschicht war er Mahner und ein Vorbild für soziale<br />
Verantwortung.<br />
Im Juni 1887 diktierte er sein Vermächtnis – lei<strong>der</strong> nur noch im Bruchstück vorhanden –,<br />
in dem er Grundgedanken zum Fortbestehen seines Werkes darlegte: „Das göttliche<br />
Gesetz als das Beste, weil es von <strong>der</strong> Liebe ausgeht, soll nach und nach alle Menschen<br />
und all ihr Tun durchdringen, weil dadurch in den Herzen die reinste Liebe zu den<br />
Mitmenschen und zugleich die treueste und weiseste Liebesbeweisung gegen den<br />
Nächsten bewirkt wird, wodurch dann ganz befriedigende Zustände in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
hergestellt und die vielerlei Schäden in <strong>der</strong>selben völlig geheilt werden.“<br />
Am 2. August 1887, abends um 19 Uhr, ist <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> im Kreise von Hausgenossen<br />
und Angehörigen verstorben. Am 5. August eröffneten 100 Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mutteranstalt den<br />
Trauerzug. Nahezu <strong>200</strong>0 Menschen folgten dem Sarg zum Friedhof Unter den Linden,<br />
geleitet vom Geläute aller Reutlinger Kirchenglocken. Stadtpfarrer Ströle sprach an<br />
<strong>der</strong> Ruhestätte zum Bibelwort 1. Joh 3,16: „Daran haben wir erkannt die Liebe, dass er<br />
sein Leben für uns gelassen hat, wir sollen auch das Leben für die Brü<strong>der</strong> lassen.“ Der<br />
Reutlinger Oberbürgermeister sagte: „Unsere Stadt betrauert heute am Grabe Vater<br />
<strong>Werner</strong>s ihren besten Bürger.“ Mit dem Bru<strong>der</strong>haus und <strong>der</strong> Stadt trauerte das gesamte<br />
schwäbische Land.<br />
<strong>Die</strong> Hausgenossenschaft<br />
„Der Grundsatz ‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst’<br />
hat meine Mitarbeiter angezogen und festgehalten und<br />
sie zur willigen Ausübung <strong>der</strong> weiteren evangelischen<br />
Hauptgrundsätze vermocht, das Ihre zu verkaufen und<br />
den Armen zu geben und als treue Haushalter die Güter<br />
zu verwalten, die <strong>der</strong> Herr ihnen gegeben hat. Sie arbeiten<br />
daher ohne Lohn, betrachten die ihnen anvertrauten<br />
Pfl eglinge als ihre eigenen und besorgen ebenso<br />
die ihnen übergebenen Haushaltungen, Geschäfte,<br />
Güter und Gewerbe als ihre eigenen, wodurch die wahre<br />
Liebe zu den Pfl eglingen und die echte Treue im Haushalt<br />
erzielt wird.“ (<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> 1862)<br />
8<br />
Grabmal von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />
mit <strong>der</strong> Inschrift „Vater <strong>Werner</strong><br />
– die Liebe ist des Gesetzes<br />
Erfüllung“<br />
Lebens- und Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hatte einer <strong>der</strong> ersten Mitarbeiterinnen<br />
seines Werkes, <strong>der</strong> Reutlinger Bürgerstochter<br />
Rike Schirm, Lohn für ihre Arbeit angeboten. <strong>Die</strong>se<br />
aber hatte abgelehnt. Ihrem Beispiel folgten später<br />
viele weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die<br />
sogenannten „Hausgenossen“. Sie erhielten für ihre<br />
Arbeit stattdessen die volle Versorgung bis zum<br />
Lebensende zugesichert. Ihr Vermögen stellten sie<br />
<strong>der</strong> diakonischen Arbeit zur Verfügung, wodurch <strong>der</strong><br />
große Umfang <strong>der</strong> Hilfeleistung erst möglich wurde.
Im Jahr 1859 wurde <strong>der</strong> Hausgenossenschaft mit dem<br />
„Verein zum Bru<strong>der</strong>haus“ ein rechtlicher Rahmen<br />
gegeben. <strong>Die</strong> Satzung enthielt eine Verpfl ichtung, in<br />
<strong>der</strong> die Hausgenossen erklärten: „Wir, die nachstehend<br />
unterzeichneten Hausgenossen des <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> hier,<br />
die wir uns sowohl in dem von demselben gegründeten<br />
Mutter- und Bru<strong>der</strong>hause hierselbst als auch dessen<br />
auswärtigen Zweiganstalten befi nden, bekennen hiermit,<br />
dass wir nach den Grundsätzen, die wir während<br />
unseres mehrjährigen Aufenthaltes in den genannten<br />
Anstalten kennen gelernt und ins Leben gestellt haben,<br />
dem von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gestifteten Verein beitreten<br />
und entschlossen sind, demselben unsere ganze Zeit<br />
und Kraft zu widmen, weil wir <strong>der</strong> Überzeugung sind,<br />
dass wir in denselben dem Herrn, welchem wir uns<br />
heute ganz zu eigen geben wollen, in wohlgefälliger<br />
Weise dienen können. Ebenso sind wir entschlossen, für<br />
alle durch <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als Vorsteher des Vereins in<br />
Zwecken desselben gemachten Unternehmungen materieller<br />
Art mit unserem ganzen Vermögen ohne allen<br />
und jeden Vorbehalt als Selbstschuldner zu haften...“<br />
Das Werk wächst dynamisch.<br />
Haushalterschaft ist gefragt.<br />
<strong>Die</strong> Hausgenossinnen arbeiteten in <strong>der</strong> Betreuung und<br />
Unterrichtung <strong>der</strong> Jugendlichen, die Hausgenossen als<br />
Handwerker und in <strong>der</strong> Landwirtschaft. In <strong>der</strong> Aufbauphase<br />
<strong>der</strong> 40er und 50er <strong>Jahre</strong> waren sie die Manager<br />
des Erfolges. Auf dem Höhepunkt des Bru<strong>der</strong>hauses um<br />
1862 betrug die Zahl <strong>der</strong> Hausgenossinnen und Hausgenossen<br />
280. Ein Freund des Bru<strong>der</strong>hauses, Diakon Hirzel<br />
aus Zürich, urteilt im Mai 1861 über dieses „ökonomische<br />
Unternehmen“:<br />
„<strong>Die</strong> Einfachheit, Sparsamkeit, praktische Zweckmäßigkeit<br />
aller Einrichtungen in Haus und Gewerbe, die enorme<br />
Summe, die an<strong>der</strong>n Etablissements gegenüber an<br />
Löhnen erspart wird, da niemand, we<strong>der</strong> <strong>Werner</strong> selbst<br />
noch irgendeiner seiner Hausgenossen, irgendwelchen<br />
Lohn o<strong>der</strong> Einzelgewinn bezieht; <strong>der</strong> Eifer, die Treue, <strong>der</strong><br />
Albertine <strong>Werner</strong> im Kreis<br />
von Hausgenossinnen<br />
Schwung, mit dem je<strong>der</strong> an seinem Ort und somit das<br />
Ganze in religiöser Begeisterung arbeitet; dies alles macht<br />
es begreifl ich, dass diese christliche Genossenschaft, ausnahmsweise<br />
unseres Wissens, als die einzige auf unserem<br />
Kontinent, innerlich wie äußerlich, moralisch wie ökonomisch<br />
sehr gut gedeiht.“ Faktisch war die wirtschaftliche<br />
Lage schwierig. Erst 1866 erhält das Gesamtwerk durch<br />
den Aktienverein eine ökonomisch solide Basis.<br />
<strong>Die</strong> Hausgenossenschaft war nicht frei von Problemen:<br />
So war es zum Beispiel nicht einfach, als Ehepaar in <strong>der</strong><br />
Hausgenossenschaft zu leben, weil es <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> als<br />
gefährlich empfand, „sich an Personen an<strong>der</strong>en Geschlechts<br />
in natürlicher Liebe zu hängen.“ Auch blieb <strong>der</strong><br />
Einfl uss <strong>der</strong> Hausgenossen auf die Fabriken gering, weil<br />
dort technische und wirtschaftliche Fachleute gefragt<br />
waren, und die arbeiteten in <strong>der</strong> großen Mehrheit als<br />
bezahlte Angestellte.<br />
Bewahrer des <strong>Werner</strong>‘schen Geistes<br />
Ab 1866 ging die Zahl <strong>der</strong> Hausgenossinnen und Hausgenossen<br />
kontinuierlich zurück. Nach Gründung <strong>der</strong> Stiftung<br />
1882 verän<strong>der</strong>te sich die Stellung <strong>der</strong> Hausgenossenschaft,<br />
Aufsichtsrat und Vorstand übernahmen die Leitung. Doch<br />
blieb auch in den späteren <strong>Jahre</strong>n die Hausgenossenschaft<br />
<strong>der</strong> Ort, wo <strong>der</strong> Geist <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s und die geistliche<br />
Haltung und Vision <strong>der</strong> Grün<strong>der</strong>zeit lebendig blieben.<br />
1908 fand die letzte Aufnahme statt. 1963 stirbt die letzte<br />
Hausgenossin, Marie Gestrich, in Reutlingen.<br />
9
5.<br />
Frauen im Bru<strong>der</strong>haus<br />
„Möchte auch die männliche Jugend zu diesem <strong>Die</strong>nst erweckt werden!“, das wünscht sich Lotte Merkh am Ende des<br />
Sammelbandes „Vater <strong>Werner</strong>, Bil<strong>der</strong> aus einem Leben“, den sie 1909 zu <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s 100. Geburtstag herausgibt.<br />
<strong>Die</strong>ser Wunsch macht auf eine Tatsache aufmerksam, die von Beginn <strong>der</strong> Einrichtung an bestand: Es waren vor allem<br />
junge Frauen, die sich von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> zur Mitarbeit gewinnen ließen. „In den ersten zehn <strong>Jahre</strong>n war eigentlich<br />
kein Mann im Haus außer dem Vater“, stellt Nane Merkh 1881 in ihren Erinnerungen aus dem Bru<strong>der</strong>haus fest. Um<br />
1850 sind in einer ersten Zählung 30 Frauen und sieben Männer in <strong>der</strong> Hausgenossenschaft genannt. Was heute für<br />
die Diakonie mit ihrem hohen Anteil an Frauen in <strong>der</strong> Arbeit (rund drei Viertel) gilt, galt bereits damals: Ohne die<br />
Frauen im Bru<strong>der</strong>haus wäre das Werk <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s nicht möglich geworden.<br />
<strong>Die</strong> erste Mitarbeiterin <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s war Maria Agnes Jakob, genannt das „Bäsle“, eine schwäbische Koseform<br />
für „Tante“. Geboren 1800 in Walddorf, lernt sie 1834 <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> kennen, <strong>der</strong> als Vikar in den Ort nahe Tübingen<br />
kommt. „Sie ging mit ganzem Herzen in meine Lehrweise ein“, so <strong>Werner</strong> über die einfache Näherin. Er bewog sie,<br />
in Reutlingen die dort übliche Strick- und Filetarbeit zu erlernen und auch in einer Kleinkin<strong>der</strong>schule zu hospitieren.<br />
1837 fi ng Maria Agnes Jakob in Walddorf an, in <strong>der</strong> von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> gegründeten Industrieschule Handarbeit zu<br />
unterrichten. Der Erfolg dieser Schule ermutigte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, mit Hilfe von Maria Agnes Jakob und ihrer Nichte<br />
Rosine Barbara auch eine Kleinkin<strong>der</strong>schule zu eröffnen.<br />
In Maria Agnes Jakob fi ndet <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> auch die entscheidende Hilfe, als er wenig später das erste Kind aufnimmt:<br />
Sie übernimmt dessen Versorgung. Wenige Wochen später folgen vier Jungen, so dass <strong>der</strong> Anfang zur Kin<strong>der</strong>rettungsanstalt<br />
gemacht ist. 1840 zieht Maria Agnes Jakob mit <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, einer weiteren Mitarbeiterin und<br />
zehn Waisenkin<strong>der</strong>n nach Reutlingen und ist die erste Haushälterin im Haus „Gotteshilfe“. Ihre Nichte folgt ihr 1843<br />
nach Reutlingen und wird 1887 von Königin Olga von Württemberg für ihre Verdienste im Bru<strong>der</strong>haus mit Diplom<br />
und Ehrenkranz ausgezeichnet.<br />
Bald wuchs in Reutlingen die Zahl <strong>der</strong> Waisenkin<strong>der</strong> wie auch die <strong>der</strong> Helferinnen im Haus „Gotteshilfe“. Im Jahr 1841<br />
fanden dort bereits 30 Kin<strong>der</strong> ein neues Zuhause.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und seine Frau Albertine,<br />
geb. Zwißler, mit Amelie Wagenmann,<br />
einer <strong>der</strong> ersten Hausgenossinnen<br />
10<br />
<strong>Die</strong> Frau an <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s Seite<br />
Der junge, unverheiratete <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> zog vor allem die jungen Frauen <strong>der</strong><br />
Stadt an, die schon frühmorgens zu seinen Bibelstunden kamen. Um bösem<br />
Gerede ein Ende zu bereiten, rieten ihm Freunde, sich doch mit einer <strong>der</strong><br />
Frauen zu verheiraten. Damit konnte er auch seiner Überzeugung Rechnung<br />
tragen, dass „das Weib dem Mann als Gehilfi n zur Seite treten muss, wenn die<br />
Grundsätze <strong>der</strong> Nächstenliebe in einem Hause richtig durchgeführt werden<br />
sollen“. In Albertine Zwißler glaubte er die „Richtige“ gefunden zu haben.<br />
„Dass diese Wahl eine in je<strong>der</strong> Hinsicht richtige und Gott wohlgefällige war,<br />
das hat die ganze Entwicklung unseres Hauses bewiesen. Wohl selten sind<br />
einer Frau so viele Mühen, Arbeiten und Selbstverleugnung auferlegt worden,<br />
als dieser scheinbar schlichten und einfachen Frau, und mit Gottes Kraft und<br />
Beistand hat sie in 37-jähriger Wirksamkeit bewiesen, dass sie… sich mit ungeteiltem<br />
Herzen ihrer Aufgabe gewidmet hat“, so beschreibt Nane Merkh, eine<br />
spätere Hausgenossin, Albertine <strong>Werner</strong>.
<strong>Die</strong> e ersten<br />
en GGru<br />
Grundschullehrerinnen rund ndsc schu hull lleh ehre r rinnen in Württember<br />
Württemberg erg<br />
Neben Nebe b n Al AAlbertine be bert rtin ine e We Wern <strong>Werner</strong>, r er er, di ddie e vor allem fü ffür r di ddie e Or OOrga ganisation<br />
<strong>der</strong> Haushaltung<br />
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<strong>Werner</strong> We W rner beim Au AAufbau fbb f au a des<br />
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<strong>Werner</strong>s, Wern rner ers, füh führte ü rte e di ddie e Ha Haus Hausbücher usbü büch c er und<br />
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nd Aus Ausbildung usbildun ung g<br />
<strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Ki Kind Kin<strong>der</strong> n<strong>der</strong> er mit mmit.<br />
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<strong>Werner</strong> er e ne ner le legt legte gte e<br />
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Schwestern chwe west ster ern n Me Merk Merkh rk rkh h zu zu.<br />
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<strong>der</strong> er VVat<br />
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Bortenma- orte tenm nmaacher<br />
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in n Re Reut Reutlingen utli ling ngen en und<br />
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dazu azu u no noch<br />
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r Fa Fami Familie. m li lie. So<br />
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mussten mu muss sste ten n di ddie e Tö Töch Töchter ch chte te ter r vo von<br />
n fr ffrühauf üh ühau au a f mi mit<br />
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einen ei einen n Be Beit Beitrag itra rag g zu zzum m Fa FFamilieneinkommen mi m li lien en enei eink nkom omme men n le leis leisten. is i te t n. n DDes<br />
Deshalb esha halb lb<br />
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e El Elte Eltern tern rn nnic<br />
nicht icht ht ddamit<br />
damit i eeinve<br />
einverstanden, vers rsta tanden, als al als s na nnach ch <strong>der</strong><br />
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e 18 1844<br />
44 ins<br />
ns Bru Bru<strong>der</strong>haus ru rude d rh rhau aus s ei eeintrat, ntra rat, t,<br />
auch au auch ch ddie<br />
die ie näc nnächste<br />
ächs hs hste te TToc<br />
Tochter oc ocht hter er e MMar<br />
Maria a ia i CChr<br />
Christiane, hr h isti ti t ane, gen genannt enan annt<br />
Nane, Na Nane ne, , sich zzum<br />
zum um EEin<br />
Eintritt intr tr t itt t ins Br Brud Bru<strong>der</strong>haus u<strong>der</strong> erha haus us ber berufen eruf u en fühlte.<br />
Gegen Ge Gege gen de den Wi Will Willen llen en <strong>der</strong> d<strong>der</strong><br />
EElt<br />
Eltern lter e n ta tat<br />
t si ssie e di ddiesen es esen e Schri Schritt. r tt tt. Na NNach ch<br />
dem de d m Tod <strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Eltern El E te tern rn 1853 185 85 8 3 zogen zo zoge gen n drei dr d ei e <strong>der</strong> er Schwestern Sch chwest ster er e n mit mi m t<br />
Nane Na Nane ne in<br />
n di die<br />
e „M „Mut „Mutteranstalt“. utte tera rans nsta talt“. “ <strong>Die</strong> jün jüngste, üngs g te t , Lotte,<br />
e war<br />
gerade ge gera rade d kon konfi onfi firmie rmiert. iert rt. . Na Nach<br />
ch kkur<br />
kurzer urze zer r Ze ZZeit it fol folgten o gt g en e auc auch uch de <strong>der</strong><br />
r<br />
Halbbru<strong>der</strong> Ha Halb lbbr br b ud u<strong>der</strong> er und<br />
nd die<br />
ie lletzten<br />
et etzt zten en bei beiden e de d n Sc Schw Schwestern, hweste t rn, ob oobwohl wo w hl<br />
eine ei e ne von<br />
o ihnen ihnen, en, Ma Marie, zun zunächst unäc ä hs h t erkl erklärt k är ärt t hatte, nicht<br />
ht mit mmit<br />
it<br />
100 10 1 0 Pf PPferden erden bringe<br />
ge man<br />
an sie ins<br />
ns BBru<br />
Bru<strong>der</strong>haus.<br />
rude <strong>der</strong>h rhau a s. s<br />
Alle Al Alle fan fanden ande d n le lebe lebenslang bens n la lang ihr ihre hre e Heimat<br />
at im<br />
m Brud Bru<strong>der</strong>haus. u<strong>der</strong> e ha h us us.<br />
<strong>Die</strong> Schwestern Schweste t rn r Jak JJakobine, obine, Lotte Lotte, tte, Nane, , SSalo<br />
Salome, alome, me, Ma Marie<br />
rie un und<br />
d<br />
Luise Merkh (v.l.n.r.) aus Reutlinge Reutlingen n n trat traten ra en n in die Ha Hausg Hausgeusgeenossenschaft ein. Insbeson<strong>der</strong>e Lotte und d NNane<br />
ane waren wa waren en vi viele<br />
ele<br />
Jahrzehnte Jah Jahrzehnte in leiten<strong>der</strong> leitend en<strong>der</strong> e Ste Stellu Stellung l ng tät tätig ä ig<br />
Si SSie e bliebe blieben b n un unve unverheiratet, verh r ei e rate tet, t, wie wwie<br />
ie ees<br />
es de <strong>der</strong> fa fast<br />
st kklö<br />
klösterlichen<br />
lö lösterli l chen<br />
Gemeinschaft <strong>der</strong><br />
e Hau Hausgenossinnen ausg sgenos ossi sinn nnen e ent entsprach. ntsp spra rach. Bis auf<br />
f<br />
ei eeine ne Ausnahme: Aus us u na n hm hme: e: Luise. Lui<br />
u se. <strong>Die</strong> e Merkh-Schwestern Me M rkhh-Schw<br />
hwes este tern rn gelangen gelange gen n<br />
in lei leitende e te tend nde e St SStellungen el ellu lung ng ngen e als<br />
ls Hei Heimleiterin, e ml mlei eite teri rin, n, Kinde Kin<strong>der</strong>gärtnerin,<br />
de <strong>der</strong>gär ärtn tnerin in, ,<br />
Lehr Lehrerin hrerin uund<br />
und nd Red Redakteurin edak akte te t urin <strong>der</strong> d<strong>der</strong><br />
er Hau Hauszeitschrift.<br />
ausz szei eits tschri rift ft.<br />
He Heraus Herausgeberinnen u ge gebe beri rinnen en <strong>der</strong> „Friede „Friedensblätter“.<br />
densbl blät ätte ter“ r“.<br />
Nach<br />
ch GGus<br />
<strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong>s rner ers s To Tod<br />
d wa waren<br />
n Na NNane ne und Lotte<br />
te MMer<br />
Merkh erkh kh<br />
fü führ führend hren end d un unte unter ter r de den Ha Haus Hausgenossinnen. usge ge g no noss ssin innen. n Sie SSie<br />
ie leistet leisteten eten en eein<br />
einen inen en<br />
gr groß großen oßen en BBei<br />
Beitrag eitr tr t ag zum<br />
um u Geden Gedenken e ken n an Gus <strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong> rn rner er e iin<br />
in n un und<br />
d<br />
au auße außerhalb ßerh rhal alb de <strong>der</strong><br />
r St Stif Stiftung, if iftu tung ng ng, in iindem de dem m si sie<br />
e di ddie e „F „Fri „Friedensblätter“<br />
ried eden en e sb sblätt tter er“<br />
he hera herausgaben, raus usga gabe ben, ein eine in i e Zeit Zeitschrift itsc schr hr h if ift t mi mmit t Pr Pred Predigten edig igte ten n vo von Gu Gust <strong>Gustav</strong> stav av<br />
Wern <strong>Werner</strong> r er e und<br />
nd n BBer<br />
Berichten eric icht hten en übe über ber r da das<br />
s Mu Mutt Mutterhaus tter erha haus us uund<br />
und nd n ddie<br />
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Zwei Zweiganstalten. e ga gans n talten en. . Au Auße Außerdem ßerdem em ssch<br />
schrieb ch c ri rieb eb NNan<br />
Nane ane e Me Merkh 18 1881<br />
81<br />
das er eerste st ste Buch übe über b r di ddie e Ar AArbeit be beit it von vvon<br />
on GGus<br />
<strong>Gustav</strong> usta tav v We Wern <strong>Werner</strong>: rner er: :<br />
„Ein „Einige i ige Zü Züge<br />
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<strong>der</strong> er G G<strong>Geschichte</strong><br />
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s Br Brud Bru<strong>der</strong>hauses,<br />
u<strong>der</strong> erha haus uses es, ,<br />
geschi geschil<strong>der</strong>t hil<strong>der</strong> ert t au aus<br />
s <strong>der</strong> de <strong>der</strong> r Erinnerung“. Er Erin i ne neru rung ng“. “. Ihre Ihr h e Schwester Sc Schw hwes este ter Lotte Lo Lott tte e<br />
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nn 190 1905 905 5 He Hera Herausgeberin raus usge gebe berin ei eines Ba Band Bandes, ndes, , in ddem<br />
dem em<br />
viele de d<strong>der</strong> r Ar Arti Artikel tike kel l au aus<br />
s de den<br />
n Fr Frie Friedensblättern, iede dens nsbl blät ätte tern rn, , ab aaber er auch<br />
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Na Nach Nachrufe chru rufe fe f aauf<br />
auf uf HHau<br />
Hausgenossinnen ausg sgen enos ossi sinn nnen en uund<br />
und nd Fre Freunde reun u de d<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> er AArb<br />
Arbeit rbei eit<br />
zu fi nde nden den n si sind sind. nd.<br />
Maria Christiane „Nane“<br />
Merkh, Reutlinger Bürgertochter<br />
und führende Kraft in <strong>der</strong><br />
Hausgenossenschaft<br />
11
6.<br />
Das Netzwerk <strong>der</strong> Hilfe<br />
In den <strong>Jahre</strong>n 1853 bis 1862 kam es zu 31 Anstaltsgründungen.<br />
Wie ein Netz spannte sich schließlich das<br />
<strong>Werner</strong>-Werk übers Land: vom Hohenlohischen bis zum<br />
Schwarzwald, vom Oberschwäbischen bis ins Unterland,<br />
vom Albdorf bis zur Landeshauptstadt. Viele Einrichtungen<br />
bestanden nur wenige <strong>Jahre</strong>, weil die Notstände<br />
nach Starthilfen durch eigene Kräfte <strong>der</strong> Betroffenen<br />
behoben werden konnten.<br />
Grüne Revolution im Schwarzwald<br />
Typisch ist die <strong>Geschichte</strong> des Bru<strong>der</strong>hauses Fluorn im<br />
Schwarzwald. Mehrere nasse <strong>Jahre</strong>, Kartoffelkrankheit<br />
und wie<strong>der</strong>holter Hagelschlag hatten die Gemeinde<br />
ruiniert. Sehr viele wan<strong>der</strong>ten nach Amerika aus, viele<br />
Bauernhöfe waren in Konkurs gegangen, etwa 70 Kin<strong>der</strong><br />
waren unversorgt und auf öffentliche Hilfe angewiesen,<br />
die Fel<strong>der</strong> wurden nicht mehr bebaut, weil die<br />
Einwohner zu entkräftet waren. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> wurde<br />
von Freunden zu Hilfe gerufen. Zwei Hausgenossen,<br />
Erhard Krum und Christian Härlen, übernahmen 1854<br />
die „Pochenmühle“ und verwandelten den heruntergekommenen<br />
Betrieb innerhalb weniger <strong>Jahre</strong> in einen<br />
blühenden Gutshof. Im Jahr 1864 wohnten im Bru<strong>der</strong>haus<br />
Fluorn 16 Hausgenossen und -genossinnen, acht<br />
Lohnarbeiter, sowie 57 jugendliche und erwachsene<br />
Betreute.<br />
<strong>Die</strong> Mutteranstalt <strong>der</strong> Stiftung im Jahr 1886<br />
12<br />
Helfende Freunde – Netzwerk <strong>der</strong> Unterstützung<br />
Weit verzweigt war auch die Anhängerschaft <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong>s. Er besuchte etwa 100 Gemeinden pro Jahr,<br />
ein unglaubliches Pensum, das er überwiegend zu Fuß<br />
bewältigte. Im Jahr 1852 gründete <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> den<br />
„Verein zur gegenseitigen Hilfeleistung“, um Freunde<br />
und Hausgenossen miteinan<strong>der</strong> zu verbinden. <strong>Die</strong> Mitglie<strong>der</strong><br />
sollten einan<strong>der</strong> Arbeit und Verdienst verschaffen<br />
und sich gegenseitig ihre Erzeugnisse abnehmen,<br />
überdies wurden Kredite gewährt. Ein Jahr später waren<br />
bereits 533 Personen aus ganz Württemberg Mitglied.<br />
Im Laufe <strong>der</strong> Zeit verlagerte sich die Arbeit des Vereins<br />
mehr und mehr auf die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Werner</strong>‘schen<br />
Anstalten. Daher wurde er 1859 in den „Verein zum<br />
Bru<strong>der</strong>haus“ umgewandelt. Es gab zwei Klassen von<br />
Mitglie<strong>der</strong>n: die Hausgenossen, (genannt „Leviten“), die<br />
mit Hab und Gut eingetreten waren, und die Unterstützer<br />
(genannt „Israeliten“), die in normalen Lebensverhältnissen<br />
verblieben.<br />
Ein Beispiel für viele ist etwa <strong>der</strong> Jurist Dr. Friedrich<br />
Schlemmer (1803-1890) aus Frankfurt. Er erlebte, wie<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ohne Fragen und Vorbedingungen not-<br />
leidende Kin<strong>der</strong> aus Frankfurt aufnahm, und wurde zu<br />
einem lebenslangen Verehrer und Unterstützer von<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>. Insbeson<strong>der</strong>e erwarb er 1867 die Zweiganstalt<br />
Schernbach und<br />
überließ die Nutzung den<br />
<strong>Werner</strong>‘schen Anstalten.<br />
Auch fi nanzierte er den<br />
Wie<strong>der</strong>aufbau, nachdem<br />
die Anstalt 1883 abgebrannt<br />
war. Nach dem<br />
Tod <strong>der</strong> Ehefrau Nanette<br />
Schlemmer fi el Schernbach<br />
1900 an die <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> Stiftung.
Das Erziehungswerk <strong>der</strong> Liebe<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> widmete <strong>der</strong> Erziehung <strong>der</strong> aufgenommenen Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendlichen größte Sorgfalt. Für ihn war je<strong>der</strong> Mensch, ob Kind<br />
o<strong>der</strong> Erwachsener, welcher Religion o<strong>der</strong> Nationalität auch immer, das<br />
Ebenbild Gottes und daher mit einer unvergleichlichen Würde ausgestattet.<br />
Sein Erziehungsprinzip war die Liebe. In seinem Haus durfte<br />
kein Zwang o<strong>der</strong> die damals übliche körperliche Züchtigung ausgeübt<br />
werden. Nur so konnte die Einglie<strong>der</strong>ung in eine familienähnliche Gemeinschaft<br />
verantwortet werden, die den Aufgenommenen Heimat<br />
und Geborgenheit geben und auf dem Lebensweg weiterhelfen sollte.<br />
So sagte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>: „Meinem Haus den Charakter einer Familie<br />
zu erwerben und zu bewahren, lag mir immer als Hauptsache an. <strong>Die</strong><br />
Familie ist <strong>der</strong> Boden, in welchem Kin<strong>der</strong> allein gedeihen können.“<br />
Auch für die schulische Bildung seiner Kin<strong>der</strong> setzte er sich mit ganzer<br />
Kraft und eigenen Ideen ein. Er gründete schon in den 40er <strong>Jahre</strong>n<br />
eine eigene Schule, in <strong>der</strong> Anstaltskin<strong>der</strong> und Kin<strong>der</strong> aus Reutlingen<br />
gemeinsam unterrichtet wurden. Drei seiner Hausgenossinnen ließ<br />
er 1850 zu Lehrerinnen ausbilden zu einer Zeit, als dieser Berufszweig<br />
für Frauen in Württemberg noch nicht zugänglich war (siehe unter<br />
„Frauen im Bru<strong>der</strong>haus“).<br />
Anfänge <strong>der</strong> Jugendberufshilfe<br />
Zugleich sorgte <strong>Werner</strong> über die Schule hinaus für eine weiterführende<br />
Berufsausbildung. „Das Erziehungswerk ist unvollkommen“,<br />
erläuterte er, „wenn es nicht zugleich mit <strong>der</strong> Einführung <strong>der</strong> heranwachsenden<br />
Jugend in einen ihre Zukunft sichernden Erwerbs- und<br />
Berufskreis verbunden ist“.<br />
<strong>Die</strong>sem Zweck <strong>der</strong> „Jugendberufshilfe“ (so <strong>der</strong> heutige Fachbegriff)<br />
dienten die zahlreichen Handwerksbetriebe und die Fabriken. Lehrlinge<br />
erhielten im Bru<strong>der</strong>haus von Anfang an Entlohnung, dazu auch<br />
Gelegenheit und Anleitung zum Selbststudium in fachlicher Hinsicht.<br />
Wöchentliche Sing- und Turnstunden und gemeinsame Wan<strong>der</strong>ungen<br />
standen auf dem Plan. Theaterspielen für den Hausgebrauch war<br />
möglich. Pfl icht hingegen war die Teilnahme an den Übungen <strong>der</strong><br />
Bru<strong>der</strong>haus-Feuerwehr. Schon damals ermöglichte er Auslän<strong>der</strong>n<br />
(vor allem Griechen) in seinen Einrichtungen eine Ausbildung, um<br />
so dem betreffenden Land einen <strong>Die</strong>nst zu erweisen.<br />
Feuerwehr des Bru<strong>der</strong>hauses<br />
Eine Schulklasse im Kin<strong>der</strong>haus um 1900<br />
Lehrlingswerkstatt in <strong>der</strong> Möbelfabrik<br />
Gruppenbild aus <strong>der</strong> Mutteranstalt um 1928<br />
7.<br />
13 13
8.<br />
<strong>Die</strong> Fabrik als Tempel Gottes<br />
Ackergeräte-Fabrik um 1863<br />
Heinrich Schlatter, Leiter <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte,<br />
mit Familie<br />
<strong>Die</strong> erste Papierfabrik in Reutlingen<br />
14<br />
Der Beginn <strong>der</strong> Industrialisierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t brachte<br />
große soziale Nöte für die Arbeiterschaft, die von einem<br />
rücksichtslosen Unternehmertum ausgebeutet wurde. <strong>Die</strong><br />
Antwort <strong>der</strong> Arbeiter war endlich die Bildung von Gewerkschaften,<br />
die ihre Interessen vertraten und auch durchsetzten.<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> versuchte, einen an<strong>der</strong>en Weg zu<br />
beschreiten, um die Not <strong>der</strong> Arbeiter zu beheben. Er gründete<br />
„christliche Fabriken“, in denen aus christlichem Geist die<br />
Interessen des Unternehmers und <strong>der</strong> Arbeiterschaft einen<br />
harmonischen Ausgleich fi nden sollten.<br />
Er schrieb dazu: „Entwe<strong>der</strong> geht die aufblühende Industrie<br />
mit ihren die Volksgemeinschaft schädigenden Grundsätzen<br />
<strong>der</strong> freien Konkurrenz, <strong>der</strong> Lohnsklaverei, <strong>der</strong> rücksichtslosen<br />
Durchsetzung kapitalistischer Erwerbsgesetze einem<br />
totalen Materialismus entgegen, was die Verarmung breiter<br />
Volksmassen zur Folge haben könnte, o<strong>der</strong> es ist möglich,<br />
die Industrie mit christlichen Grundsätzen zu durchdringen,<br />
die Fabriken zu einem Tempel Gottes auszubauen, die Arbeit<br />
dem <strong>Die</strong>nste Gottes unterzuordnen.“<br />
Das Zeitalter <strong>der</strong> Liebe und Gerechtigkeit<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> sah den Aufbau einer christlichen Industrie<br />
als Teil seiner Vision des Reichs Gottes. <strong>Die</strong> Liebe wird zum<br />
einigenden Band <strong>der</strong> Menschen. „Mit ihrer Herrschaft beginnt<br />
eine neue Welt, die an die Stelle <strong>der</strong> alten treten wird.“<br />
Der rasche Ausbau <strong>der</strong> Anstalten und die fl ächendeckende<br />
Eröffnung christlicher Fabriken sollte die „Liebe in unserer<br />
Gesellschaft zur Anerkennung und Herrschaft“ bringen.<br />
Ursprünglich war geplant gewesen, dass in den Fabriken<br />
nur Hausgenossen und Betreute arbeiten sollten. Aber <strong>der</strong><br />
Bedarf an Fachkräften konnte damit nicht gedeckt werden,<br />
so dass von Anfang an auch Lohnarbeiter angestellt wurden.<br />
<strong>Werner</strong> achtete sehr auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen:<br />
Qualifi zierte Ausbildungen, Begrenzung <strong>der</strong> Arbeitszeit,<br />
ausreichen<strong>der</strong> Lohn, Krankenversorgung. Weiter gab es<br />
eine Leih- und Vorschusskasse, und für Mitarbeiter, die über<br />
zehn <strong>Jahre</strong> im Betrieb tätig waren, wurde eine Altersversicherung<br />
in Höhe von 1000 bis <strong>200</strong>0 Mark abgeschlossen.
Schwärmer o<strong>der</strong> Rechner<br />
Man Ma Man n ve vers versteht rste teht die<br />
ie HHin<br />
Hingabe inga gabe be GGus<br />
<strong>Gustav</strong> usta tav v We W<strong>Werner</strong>s rner ers un und<br />
d se sein seiner i er<br />
Hausgenossen Ha Haus usge geno noss ssen en besser, bes esse ser, r, wenn n man ma man n bedenkt, be bede denk n t, welch ch univer- uunive<br />
verrsalensa<br />
sale len Ho Hori Horizont rizo zont nt ddie<br />
diese iese se BBew<br />
Bewegung eweg egun ung g ha hatt hatte. tt tte. e. e Sie<br />
ie verstanden sich<br />
als Vorboten eines Zeita Zeitalters talt lter ers de d<strong>der</strong> r Lieb Liebe. ebe. e.<br />
„Liebe, , Geere Gerechtigkeit rech chtigk gkei eit und Hausha Haushalterschaft“ halt lter ersc scha haft ft“ so soll sollten llte t n zu zur<br />
r<br />
Grundlage Gr Grun undl dlag age e al aller Le LLebensbereiche bensbereic iche wer werden. erde den. n. Auc Auch uch h de <strong>der</strong> Bereic Bereich ich h<br />
Arbeit Ar Arbe b it war<br />
ar TTeil<br />
Teil l di dies dieser e er e Vor Vorstellung.<br />
orstel tellu<br />
lung ng.<br />
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Produkte aus<br />
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Fabrik<br />
15
8.<br />
<strong>Die</strong> erste christliche Fabrik<br />
Mit dem Kauf einer Papierfabrik an <strong>der</strong> Echaz begann<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> erste Versuche einer „christlichen<br />
Fabrik“, zu <strong>der</strong> 1861 eine größere und mo<strong>der</strong>ne Fabrik<br />
in Dettingen kam. Mit <strong>der</strong> Papierfabrik wird außerdem<br />
eine Reparatur-Werkstätte und verschiedene Handwerksbetriebe<br />
eingerichtet, aus denen die Mechanische<br />
Werkstätte hervorging.<br />
Von 1859 bis 1862 war die Mechanische Werkstätte,<br />
auch Maschinenfabrik genannt, fast ausschließlich mit<br />
<strong>der</strong> Herstellung <strong>der</strong> Einrichtung für die Papierfabrik in<br />
Dettingen beschäftigt.<br />
Nach 1862 war das Fertigungsprogramm wie<strong>der</strong><br />
außerordentlich vielseitig: Mühlwerke, Wasserrä<strong>der</strong>,<br />
Turbinen, Tangentialrä<strong>der</strong>, Fabrikanlagen, Papierfertigungsmaschinen,<br />
Transmissionen, Pumpen, Pressen,<br />
landwirtschaftliche Maschinen, ab 1864 außerdem<br />
Schrotmühlen, Göppel- und Wasserwerke, Obstmühlen,<br />
Brückenwaagen.<br />
16<br />
Ausgezeichnete Produkte<br />
<strong>Die</strong> Fabriken des Bru<strong>der</strong>hauses genossen bestes Ansehen<br />
im In- und Ausland und wurden für ihre Erzeugnisse<br />
mehrmals ausgezeichnet, zum Beispiel 1881 die<br />
Maschinenfabrik mit einer Goldenen Medaille bei <strong>der</strong><br />
Württembergischen Landesausstellung und 1900 mit<br />
einem Ersten Preis auf <strong>der</strong> Weltausstellung in Paris.<br />
<strong>Die</strong> Papiermaschine PM1 wurde in <strong>der</strong> Maschinenfabrik zum<br />
Bru<strong>der</strong>haus hergestellt und war über 100 <strong>Jahre</strong> in <strong>der</strong> Dettinger<br />
Papierfabrik in Betrieb
Arbeitsplätze schaffen<br />
1884 war die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten auf 250 gestiegen.<br />
In Ausbildung standen 32 Lehrlinge als Mechaniker,<br />
Schlosser, Eisendreher, Schmied, Modellschreiner und<br />
Eisengießer. Fortbildung in Rechnen, Rechtschreiben und<br />
Zeichnen wurde kostenlos erteilt. Unternehmensziel<br />
war aber nie die Profi tmaximierung, son<strong>der</strong>n Teilhabe<br />
an Arbeit für benachteiligte Menschen. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />
sagte: „Ich überzeugte mich zur Genüge, dass eines <strong>der</strong><br />
wirksamsten Mittel, <strong>der</strong> Armut und <strong>der</strong> ihr folgenden<br />
Entsittlichung und Verkümmerung zu steuern, in <strong>der</strong><br />
Arbeitgebung ist. Abgabe von Almosen, auch von Nahrungsmitteln,<br />
wirkt in den meisten Fällen ver<strong>der</strong>blich ...<br />
Alle, welche helfen wollen, sollten nur ein Ziel ins Auge<br />
fassen, Verdienst zu schaffen und dann den Armen zu<br />
überlassen, für sich selbst zu sorgen, damit sie selbstständig<br />
und tätig werden.“<br />
Neben <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte und <strong>der</strong> Papierfabrik<br />
existierten auch in den Zweiganstalten Industrie-<br />
o<strong>der</strong> Handwerksbetriebe. In Reutlingen entstand im Jahr<br />
1875 außerdem eine Möbelfabrik.<br />
Verkaufsräume <strong>der</strong> Möbelfabrik am<br />
Nikolaiplatz in Reutlingen<br />
Polsterei <strong>der</strong> Möbelfabrik<br />
17
8.<br />
Gottlieb Daimler<br />
Wilhelm Maybach<br />
18<br />
<strong>Die</strong> Erfi n<strong>der</strong> Daimler und Maybach<br />
Am 20. März 1856 erschien im „Stuttgarter Anzeiger“ ein<br />
Aufruf mit <strong>der</strong> herzlichen Bitte an wohltätige Menschen,<br />
sich fünf verwaister Jungen im Alter von vier bis zwölf <strong>Jahre</strong>n<br />
durch Liebesgaben annehmen zu wollen. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />
antwortete auf die Anzeige und so fand <strong>der</strong> zehnjährige<br />
Waise Wilhelm Maybach im Frühjahr 1856 eine neue Heimat<br />
im Bru<strong>der</strong>haus.<br />
Gottlieb Daimler – Leiter <strong>der</strong> Mechanischen Werkstätte<br />
1865 übernimmt <strong>der</strong> Ingenieur Gottlieb Daimler die Leitung<br />
<strong>der</strong> in fi nanziellen Schwierigkeiten steckenden Mechanischen<br />
Werkstätte, organisiert die Produktion neu und gestaltet<br />
den Betrieb rentabel. Zu Daimlers Ausscheiden 1869 soll<br />
beigetragen haben, dass für seine Pläne zur Entwicklung von<br />
Kleinmotoren – für diese „ausgefallenen Ideen“ – nicht das<br />
gewünschte Verständnis vorhanden war.<br />
Ab den 70er <strong>Jahre</strong>n konzentrierte sich die Mechanische<br />
Werkstätte auf die Produktion von Maschinen zur Papierherstellung.<br />
Wilhelm Maybach – ein echter Sohn des Bru<strong>der</strong>hauses<br />
Der zehnjährige Wilhelm Maybach wurde auf Veranlassung<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s ins Bru<strong>der</strong>haus aufgenommen. Nach dem<br />
Schulbesuch ermöglichte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> dem begabten<br />
Jungen gegen den Willen seiner Lehrer, die ihn in eine<br />
Bäckerlehre geben wollten, die Ausbildung zum technischen<br />
Zeichner (im Jahr 1861). Am 1. Mai 1869 erhielt er einen<br />
Arbeitsvertrag mit einem Gehalt von monatlich 48 Gulden,<br />
rückwirkend vom 1. Mai 1868 an.<br />
Über seine Zeit im Bru<strong>der</strong>haus schreibt Wilhelm Maybach<br />
viel später, am 12. Januar 1921: „Geboren am 9. Februar 1846<br />
als zweiter von fünf Söhnen eines geschickten Schreinermeisters<br />
in Heilbronn am Neckar, kam ich nach allzu frühem<br />
Ableben von Vater und Mutter, zehn <strong>Jahre</strong> alt, zu dem<br />
bekannten Kin<strong>der</strong>freund <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> ins Bru<strong>der</strong>haus in<br />
Reutlingen. Zu Hause, wie auch im Bru<strong>der</strong>haus, wurde ich<br />
schon neben Unterrichtszeit und Spielen auch zur Arbeit<br />
angehalten, wie auch früh zu Bett gehen und wie<strong>der</strong> früh<br />
heraus. Fünfzehn <strong>Jahre</strong> alt kam ich in die Lehre und, weil<br />
im Zeichnen gut, ins technische Büro <strong>der</strong> zum Bru<strong>der</strong>haus<br />
gehörigen Maschinenfabrik.
Während <strong>der</strong> fünfjährigen Lehrzeit besuchte ich<br />
abends die städtische Fortbildungsschule in Physik<br />
und Freihandzeichnen, in welch letzterem ich mit Hilfe<br />
meines technischen Zeichnens es zur Anfertigung<br />
perspektivisch-konstruierter Anlagen brachte (...) Am<br />
Ende meiner Lehrzeit durfte ich die mathematischen<br />
Fächer <strong>der</strong> städtischen Oberrealschule besuchen (...)<br />
Sprachunterricht erteilte mir und meinen Freunden ein<br />
kaufmännischer Angestellter unserer Fabrik; in aller<br />
Frühe durften wir ihn dazu wecken (...)<br />
13 <strong>Jahre</strong> im Bru<strong>der</strong>haus<br />
Während meiner Lehrzeit durfte ich alle meine Konstruktionen<br />
in <strong>der</strong> Werkstätte in <strong>der</strong> Ausführung<br />
verfolgen und auch ein halbes Jahr lang praktisch<br />
arbeiten. Ums Jahr 1865 kam Herr Daimler als Vorstand<br />
in die Maschinenfabrik zum Bru<strong>der</strong>haus; etwa vier <strong>Jahre</strong><br />
später nahm er eine Stellung in <strong>der</strong> Maschinenbau-<br />
Gesellschaft Karlsruhe als Werkstätten-Vorstand an.<br />
Dort brachte er mich gelegentlich in Vorschlag zur<br />
Anstellung im Konstruktionsbüro, dessen Chef Herr<br />
Schumm war; so kam ich im <strong>Jahre</strong> 1869 nach dreizehnjährigem<br />
Aufenthalt im Bru<strong>der</strong>haus nach Karlsruhe; mit<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und dem Bru<strong>der</strong>haus blieb ich aber stets<br />
in dankbarer Fühlung.“<br />
Das Bru<strong>der</strong>haus mit den Vereinigten Werkstätten nach<br />
einer Zeichnung von Wilhelm Maybach<br />
Das erste gemeinsame Patent<br />
Gottlieb Daimler war von 1865 bis 1869 Leiter <strong>der</strong> Mechanischen<br />
Werkstätte des Bru<strong>der</strong>hauses. Seine Hauptstütze<br />
im Konstruktionsbüro war Wilhelm Maybach.<br />
Daimler ging von Reutlingen nach Karlsruhe, Maybach<br />
folgte ihm. Beide Männer gingen von da aus einen<br />
gemeinsamen Lebens- und Arbeitsweg, <strong>der</strong> bis nach<br />
Stuttgart-Cannstatt und zur Erfi ndung des Automobils<br />
führte.<br />
Beide Männer erhielten während ihrer Reutlinger Zeit<br />
ihr erstes Patent, Maybach für eine „Heizvorrichtung an<br />
Vergoldungs- und Hochdruckpressen“, Daimler für eine<br />
„neue Schaltvorrichtung an Sägewerken“.<br />
„Kaiser o<strong>der</strong> Krüppel“<br />
Im Jahr 1882 wollte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> eine Veranstaltung<br />
mit Kaiser Wilhelm I. auf dem Cannstatter Volksfest<br />
besuchen. Unterwegs stieß er auf bettelnde Menschen<br />
mit Behin<strong>der</strong>ungen, die sich am Straßenrand nie<strong>der</strong>gelassen<br />
hatten. Eine innere Stimme mahnte: „Du<br />
willst den Kaiser sehen, was we<strong>der</strong> dir noch ihm einen<br />
wirklichen Nutzen bringt. Gehe heim und sorge für die<br />
Krüppel, damit sie nicht mehr nötig haben, bettelnd an<br />
<strong>der</strong> Straße zu stehen.“<br />
So entstand als letzter Arbeitsbereich <strong>der</strong> Werkstätten<br />
zu Lebzeiten <strong>Werner</strong>s die Kartonagenfertigung. Sie war<br />
speziell für körperlich und geistig behin<strong>der</strong>te Menschen<br />
vorgesehen, denen damit eine Beschäftigung ermöglicht<br />
wurde, die ihren Fähigkeiten entsprach.<br />
19
9.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s letztes Lebensjahrzehnt war bestimmt<br />
von Überlegungen um den Fortbestand des Bru<strong>der</strong>hauses<br />
nach seinem Tod.<br />
Drei Ziele galt es zu vereinen:<br />
• den wirtschaftlichen und rechtlichen Fortbestand<br />
des Werkes<br />
• die Existenzsicherung <strong>der</strong> Hausgenossen<br />
• die bisherige Zweckbestimmung des Werkes, Heimat<br />
für Hilfebedürftige in christlicher Bru<strong>der</strong>liebe zu sein<br />
Er dachte zuerst an eine eingetragene Genossenschaft<br />
o<strong>der</strong> Stiftung. Im Hinblick auf die Hausgenossen neigte<br />
<strong>Werner</strong> <strong>der</strong> ersten Lösung zu. <strong>Die</strong> Erhaltung des Vermögens<br />
schien jedoch in einer Stiftung besser gewährleistet.<br />
Schon 1877 las <strong>Werner</strong> beim Erntefest in Fluorn die<br />
Grundzüge <strong>der</strong> neuen Verfassung vor.<br />
1878 gaben die Hausgenossen trotz Bedenken ihre<br />
Zustimmung. Es vergingen jedoch noch <strong>Jahre</strong> bis zur<br />
endgültigen Einrichtung <strong>der</strong> Stiftung am 30. März 1881.<br />
20<br />
<strong>Die</strong> Stiftungs-Urkunde<br />
Lange gehegte Gedanken fanden in <strong>der</strong> Stiftungs-<br />
Urkunde ihren Nie<strong>der</strong>schlag:<br />
„Der Zweck, welchem die Stiftung dienen soll, ist <strong>der</strong>selbe,<br />
<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Anstalten von mir ins<br />
Auge gefasst und seither festgehalten worden ist: Das<br />
geistige und leibliche Wohl des Nebenmenschen auf<br />
jegliche Weise zu för<strong>der</strong>n und den Armen und Verlassenen,<br />
welchen die Kraft zum eigenen Fortkommen<br />
fehlt, eine Heimat zu schaffen und solche im Geist<br />
christlicher Bru<strong>der</strong>liebe zu verwalten. (...)<br />
Ich habe, um diesen Zweck erreichen und immer weiter<br />
ausdehnen zu können, solchen Personen männlichen<br />
und weiblichen Geschlechts den Eintritt und die Hausgenossenschaft<br />
in den Anstalten eröffnet, die Jesum<br />
Christum als Herrn und seine Gebote, wie sie in seinem<br />
Wort offenbart sind, als die obersten Gesetze anerkennen<br />
und im Leben ausführen wollen und sodann bereit<br />
waren, ihre geistigen und körperlichen Kräfte <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
des unternommenen Werkes zu widmen. (...)<br />
Nach dem Vorbilde einer Familie sollten sich dabei die<br />
einzelnen Anstalten gestalten, <strong>der</strong>en Angehörige sich<br />
wie Familienglie<strong>der</strong> ansehen, und alle das Wohl des<br />
Ganzen je nach ihrer Begabung und Befähigung mit<br />
voller o<strong>der</strong> schwächerer Arbeitskraft zu för<strong>der</strong>n bestrebt<br />
sein. In gleichem Geist und nach denselben Grundsätzen<br />
soll auch die Stiftung verwaltet werden.“<br />
1887 war die Stiftung wirtschaftlich völlig gesichert. Das<br />
Reinvermögen betrug 1.040.470,03 Mark. In dem weit<br />
verzweigten Werk lebten und arbeiteten 1006 Personen:<br />
142 Hausgenossinnen und -genossen, 864 Kin<strong>der</strong>,<br />
Jugendliche und Behin<strong>der</strong>te, darunter 98 Personen aus<br />
<strong>der</strong> Schweiz. Für 364 Versorgte bekam die Stiftung kein<br />
Kostgeld. Ihr Lebensunterhalt musste aus den Erträgen<br />
<strong>der</strong> Fabriken o<strong>der</strong> <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Betriebe<br />
bestritten werden.
1840 1844 1850 1852 1853 1855<br />
Chronik bis 1952<br />
Umzug nach Reutlingen. Fortsetzung <strong>der</strong> Arbeit <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s in einer gemieteten 5-Zimmer-<br />
Wohnung. Später zahlreiche Haus-, Werkstatt- und Fabrikgründungen, Schule für Anstalts- und<br />
Stadtkin<strong>der</strong>, Strickvereine, Ladengeschäfte, Kartonagenfabrik für „halbe Kräfte“.<br />
Ab 1842 im eigenen Haus, genannt „Gottes-Hülfe“, mit 30 Kin<strong>der</strong>n und fünf Mitarbeiterinnen.<br />
Anhänger <strong>Werner</strong>s in Oberensingen bei Nürtingen nehmen zusätzlich zu fünf eigenen zehn fremde<br />
Kin<strong>der</strong> bei sich auf. Sie gründen eine Kleinkin<strong>der</strong>schule und einen Nähverein zur Herstellung von<br />
Klei<strong>der</strong>n für arme Kin<strong>der</strong>. 1861 wird ein kleines Schlösschen dazu erworben und damit die Einrichtung<br />
vergrößert. Sie besteht bis 1885.<br />
Erwerb <strong>der</strong> Papierfabrik in Reutlingen an <strong>der</strong> Echaz. Nach <strong>der</strong> Einweihung 1851 sind dort 130 Personen<br />
beschäftigt, je zur Hälfte Hausgenossen und Lohnarbeiter. Da die Wasserkraft zu gering ist,<br />
wird die Papierfertigung ab 1861 in Dettingen fortgeführt. In <strong>der</strong> Papierfabrik wird eine Reparatur-<br />
Werkstätte für das Inventar eingerichtet. Daraus entwickelt sich schon bald die selbstständige<br />
„Mechanische Werkstätte“ mit zunächst etwa 40 Mitarbeitern und breiter Produktionspalette. Ab<br />
1872 erfolgt die Spezialisierung auf Papiermaschinen. <strong>Die</strong> Maschinenfabrik zum Bru<strong>der</strong>haus gerät<br />
1981 in Konkurs.<br />
Ein Freund <strong>Werner</strong>s, <strong>der</strong> Buchhändler Rommelsbacher in Stuttgart, stellt ein Haus zur Verfügung<br />
als Geschäftsstelle des „Vereins zur Beschäftigung brotloser Arbeiter <strong>der</strong> Stadt Stuttgart“. Ladenverkauf<br />
sämtlicher Bru<strong>der</strong>haus-Erzeugnisse, Kin<strong>der</strong>garten, Frauenarbeitsschule für ehemalige<br />
Bru<strong>der</strong>haus-Mädchen. Vortrags- und Versammlungsraum <strong>der</strong> Freunde <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s.<br />
Einrichtung eines Kin<strong>der</strong>heims mit Landwirtschaft und Strickschule in Baiersbronn, weil teilweise<br />
über 100 Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Gemeinde zu versorgen sind (bis 1859).<br />
Ein Freund <strong>Werner</strong>s kauft verschiedene Hofgüter in Oberlengenhardt bei Calw mitsamt drei Wohnhäusern.<br />
Mit Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung wird versucht, eine<br />
Musterlandwirtschaft aufzubauen (bis 1864).<br />
Erwerb <strong>der</strong> Pochenmühle in Fluorn/Schwarzwald mit Gebäuden und Boden durch Hausgenossen<br />
im Auftrag <strong>Werner</strong>s. Pfl ege und Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Beschäftigung „halber Kräfte“ in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />
(heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Rottweil).<br />
Erwerb eines Hauses in Heilbronn durch Freunde. Kleinkin<strong>der</strong>schule, Versorgung armer Stadtkin<strong>der</strong>,<br />
Beschäftigung Armer mit Handarbeiten (bis 1863).<br />
<strong>Werner</strong>s Anhänger erwerben einige Häuser und Grundstücke in Frutenhof bei Grüntal im Schwarzwald.<br />
Versorgung und Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen, Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung<br />
und Gebrechlichen (bis 1865).<br />
1840<br />
1844<br />
1850<br />
1852<br />
1853<br />
1854<br />
1855<br />
10.<br />
21
10.<br />
1855<br />
1856<br />
1857<br />
1858<br />
22<br />
1855 1856 1857 1858<br />
Zwei Freunde <strong>Werner</strong>s kaufen die Wirtschaft zum Ochsen in Loßburg bei Freudenstadt mit Ackerland<br />
und Wald. Erziehung und Bildung von Kin<strong>der</strong>n (heute Jugendhilfeverbund Kin<strong>der</strong>heim Rodt<br />
mit Ludwig-Haap-Schule, eine Schule für Erziehungshilfe).<br />
Erwerb mehrerer Häuser am Marktplatz von Freudenstadt durch Freunde <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s, die im<br />
Folgenden eine enge Lebens- und Arbeitsgemeinschaft bilden. Handwerksbetriebe, Ladengeschäft<br />
und Landwirtschaft. Erziehung und Ausbildung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen (bis 1867).<br />
Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n durch den Landwirt Gröner auf seinem Hof in Ballendorf bei Ulm.<br />
Gründung eines Ladengeschäfts und Beschickung <strong>der</strong> Märkte in <strong>der</strong> Region.<br />
In Bönnigheim bei Besigheim werden eine Strickerei, eine Strickschule und ein Laden eingerichtet,<br />
später Weberei, Erziehung und Ausbildung von Kin<strong>der</strong>n und verwahrlosten Jugendlichen (bis 1867).<br />
<strong>Werner</strong> erwirbt ein Wohnhaus in Murrhardt mit Gebäude und 33 Webstühlen. Lehrlingsausbildung,<br />
Beschäftigung älterer Arbeitsloser und körperbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>, Strickschule (bis 1858).<br />
<strong>Werner</strong> erwirbt in Alpirsbach ein Haus am Markt mit Tuchmacherei, Färbhaus und Ladengeschäft.<br />
Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Lehrlingsausbildung, Schule (heute Seniorenzentrum Alpirsbach).<br />
Freunde <strong>Werner</strong>s kaufen zwei Wohnhäuser in Göttelfi ngen bei Altensteig mit landwirtschaftlichen<br />
Gebäuden und Äckern. Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Schule, Landwirtschaft, Laden (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen im Landkreis Freudenstadt).<br />
Erwerb eines leer stehenden größeren Hauses in Geisingen bei Ludwigsburg. Schuhmacherei,<br />
Erziehung von Kin<strong>der</strong>n (bis 1900).<br />
In Dettingen wird ein Wohnhaus errichtet, zuerst als Wohnheim für Arbeiter, später als Heim für<br />
Pfl egebedürftige (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />
Erwerb <strong>der</strong> „Alten Krone“ in Reutlingen, die als Wohnhaus genutzt wird.<br />
Erwerb eines Bauernhofes in Schernbach bei Altensteig mit Äckern. Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Schule<br />
und Landwirtschaft (heute Sozialpsychiatrische Hilfen und Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Freudenstadt).<br />
Erwerb eines Bauernhofes mit Äckern in Büchenberg bei Rodt. Wohnung und Arbeit für Kin<strong>der</strong> und<br />
Arbeitslose (bis 1863).<br />
Hausschenkung in Michelbach bei Schwäbisch Hall, Landwirtschaft mit Lehrlingsausbildung<br />
(bis etwa 1860).<br />
Erwerb eines Wirtshauses samt Ziegelei und Liegenschaften in Wilhelmsglück bei Schwäbisch Hall.<br />
Zunächst Wirtshausbetrieb und Aufnahme<br />
„halber Kräfte“, später Kin<strong>der</strong>heim mit<br />
Schule, ab 1913 Altenheim (bis 1931).<br />
<strong>Werner</strong> übernimmt das verschuldete<br />
Anwesen eines Anhängers in Spielberg bei<br />
Brackenheim. Heimarbeit für Arme aus dem<br />
Ort, Laden, Erziehung von Kin<strong>der</strong>n (bis 1873).<br />
<strong>Die</strong> Pochenmühle in Fluorn
1859 1861 1862 1863 1875 1882<br />
Beginn des Baus einer Papierfabrik in Dettingen bei Urach mit ca. 240 Arbeitsplätzen, Inbetriebnahme<br />
1861, 1864 wird sie erweitert (die Papierfabrik wird 1981 an Arjo Wiggins verkauft).<br />
Ursprünglich sollte in Honau bei Pfullingen die Papierfabrik entstehen. Wegen <strong>der</strong> zu erwartenden<br />
Wasserverschmutzung muss stattdessen eine Baumwollzwirnerei eingerichtet werden. Einige<br />
Hausgenossen betreiben sie zusammen mit einigen Jugendlichen bis 1861, dann wird sie nach<br />
Reutlingen verlegt.<br />
<strong>Die</strong> Gemeinde Sulzbach bei Backnang ersucht <strong>Werner</strong> um Errichtung einer Spinnerei. Er erwirbt ein<br />
Wohnhaus, Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n, Nähunterricht für Mädchen, Laden und Kleinkin<strong>der</strong>schule<br />
(bis 1863).<br />
Erwerb einer chemischen Fabrik samt Wald und Landwirtschaft in Ödendorf bei Schwäbisch Hall.<br />
Fabrikation mit „halben Kräften“, Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n, Schule (bis 1867).<br />
Erwerb einer Wollspinnerei in Altensteig mit Ladengeschäft.<br />
Fabrikation von Wolle und Tuchen, Erziehung von Kin<strong>der</strong>n, Arbeit für halbe Kräfte (bis 1910). Jenes<br />
Haus in Walddorf bei Tübingen, in dem 1837 alles begonnen hat, steht 1861 zum Verkauf. Nach dem<br />
Erwerb wird dort wie<strong>der</strong> eine Kleinkin<strong>der</strong>schule eingerichtet, aber auch Kin<strong>der</strong> werden aufgenommen<br />
(die Einrichtung besteht etliche Jahrzehnte).<br />
<strong>Werner</strong> kauft zwei Häuser in Althütte bei Welzheim. Aufnahme von Kin<strong>der</strong>n und Arbeitslosen,<br />
Betrieb einer Holzdreherei (bis 1868).<br />
Am 23. November muss <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> sich <strong>der</strong> gerichtlichen Vermögensuntersuchung stellen. Das<br />
stürmische Wachstum <strong>der</strong> Anstalten und Fabriken ist in wirtschaftlicher Hinsicht nicht genügend<br />
gesichert. Etliche seiner Anstalten und Fabriken müssen geschlossen und verkauft werden.<br />
Aus <strong>der</strong> Maschinenfabrik heraus entsteht die Möbelfabrik als eigenständiger Betrieb<br />
(wurde in <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise 1932 stillgelegt).<br />
Beginn <strong>der</strong> Kartonagenfertigung in Reutlingen mit körperlich und geistig behin<strong>der</strong>ten<br />
Menschen. Sie wird bis heute als Abteilung <strong>der</strong> Werkstätten <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie geführt.<br />
<strong>Die</strong> „Alte Krone“ in Reutlingen,<br />
1857 als Wohnhaus erworben<br />
<strong>Die</strong> <strong>Werner</strong>´schen Anstalten um 1860<br />
1859<br />
1861<br />
1862<br />
1863<br />
1875<br />
1882<br />
10.<br />
23
10.<br />
1902<br />
1905<br />
1911<br />
1914<br />
1919<br />
1933<br />
1935<br />
1939<br />
1941<br />
1945<br />
1947<br />
1949<br />
1951<br />
24<br />
1902 1905 1914 1933 1935 1939 1945 1947 1949 1951<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung erwirbt das Hofgut Bleiche bei Bad Urach (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
Ermstal, Biolandhof Bleiche).<br />
Das Hofgut Gaisbühl (damals noch weit vor den Toren Reutlingens) wird erworben.<br />
Auf dem Areal befi nden sich heute die Verwaltung <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie sowie Einrichtungen<br />
<strong>der</strong> Altenhilfe, Behin<strong>der</strong>tenhilfe, Jugendhilfe und Sozialpsychiatrie.<br />
Pfarrer Alfred Krockenberger folgt auf Johannes Schnei<strong>der</strong>, den Nachfolger <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s im<br />
Vorstand.<br />
Einrichtung einer Betriebskrankenkasse <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus.<br />
Paul Stäbler tritt im Alter von 23 <strong>Jahre</strong>n in die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung ein. Er übernimmt ab 1921 die<br />
Leitung des Bru<strong>der</strong>hauses Schernbach und wird dabei seit 1921 von seiner Ehefrau Martha unterstützt.<br />
1940 wird er Stiftungsvorstand.<br />
Gründung des Vereins <strong>der</strong> „Freunde <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>schen Anstalten“ in Stuttgart.<br />
In Organen <strong>der</strong> Stiftung fi nden sich auch Anhänger des NS-Regimes. <strong>Die</strong> kirchlich gesonnenen<br />
Freunde <strong>der</strong> Stiftung wollen die Verwendung <strong>der</strong> Mittel kontrollieren, die sie für die <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />
Arbeit aufbringen und gründen den Freundeverein.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie wird heute von vielen För<strong>der</strong>ern, Freunden und Unterstützern begleitet.<br />
Das Weidenbach‘sche Rittergut in Buttenhausen wird Einrichtung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />
1959 übernimmt die Haus am Berg gGmbH die Trägerschaft (heute Landheim Buttenhausen).<br />
Beginn <strong>der</strong> Ermordung von Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen („Euthanasie“) durch die Nationalsozialisten.<br />
Im März und April 1941 werden 24 Personen aus vier Einrichtungen <strong>der</strong> Stiftung abgeholt und<br />
in Hadamar getötet.<br />
<strong>Die</strong> Fabriken gelten als kriegswichtig und werden unter „Kriegsbewirtschaftung“ gestellt.<br />
Durch einen Fliegerangriff werden am 15. Januar zerstört: Mutterhaus mit Werkstätten, Haus<br />
Gottes-Hülfe, Speisesaal, Maschinenfabrik, Hauptverwaltung. Nahezu sämtliches Aktenmaterial<br />
wird vernichtet.<br />
Säuglingsheim Hülben wird eröffnet (bis 1967). <strong>Die</strong> Gesamtzahl <strong>der</strong> Betreuten in <strong>der</strong> Stiftung<br />
beträgt etwa 1300.<br />
Hun<strong>der</strong>tjahrfeier „Christentum <strong>der</strong> Tat“ in Reutlingen, Festredner Bundespräsident Theodor Heuss.<br />
Das Haus am See in Friedrichshafen wird für Kriegsheimkehrer in Betrieb genommen. Karl Maybach<br />
wohnt in den Nachkriegsjahren bei seinen Aufenthalten in Friedrichshafen im Haus am See.<br />
<strong>Die</strong> Einrichtung in Dettingen wird zum Wohnheim für Kriegsfl üchtlinge.<br />
Bau des Gemeinschaftshauses auf dem Gaisbühl in Reutlingen.<br />
Pfarrer Ludwig Schlaich wird Vorstand, Paul Stäbler sein Stellvertreter. Gleichzeitig leitet Schlaich<br />
die Anstalt Stetten. Nach 1956 konzentriert er sich auf Stetten.
<strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH<br />
Paul Stäbler, Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Haus am Berg gGmbH,<br />
hier rechts im Bild<br />
Getrennte Wege –<br />
Das soziale Unternehmen „Haus am Berg“<br />
Paul Stäbler, Direktor <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, gründete<br />
1952 die Haus am Berg gGmbH. <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s<br />
Grundsätze und Lebenswerk dienten auch für Paul Stäbler<br />
als maßgebendes Vorbild. Stäbler war seit 1919 in <strong>der</strong><br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung tätig und wurde als Vorstand<br />
Ende 1951 auf das zum Verkauf stehende Anwesen „Hotel<br />
am Berg“ in Bad Urach aufmerksam. Bei <strong>der</strong> Besichtigung<br />
verfestigte sich <strong>der</strong> Plan, hier ein Lehrlings- und Altenheim<br />
zu betreiben.<br />
Da <strong>der</strong> damalige Stiftungsrat diesem Vorhaben jedoch<br />
nicht zustimmte, gründete <strong>der</strong> diakonieerfahrene Paul<br />
Stäbler gemeinsam mit engagierten und vom Pietismus<br />
geprägten Christen eine gemeinnützige Gesellschaft mit<br />
beschränkter Haftung (gGmbH), bei <strong>der</strong> auch die <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> Stiftung von Anfang an Gesellschafter war. Was<br />
damals als eine ungewöhnliche Rechtsform für einen<br />
diakonischen Träger erschien, erwies sich als zukunftsweisend.<br />
Im März 1952 entstand die gemeinnützige Haus am<br />
Berg GmbH Heime für Jugendliche und Ältere.<br />
Zwar scheiterten die Kaufverhandlungen um das „Hotel<br />
am Berg“, im Juli 1952 konnte jedoch das Anwesen <strong>der</strong><br />
Holzwarenfabrik Ritter erworben und auch <strong>der</strong>en Belegschaft<br />
übernommen werden.<br />
Es folgten engagierte Aufbaujahre. Haus am Berg stellte<br />
sich <strong>der</strong> Not behin<strong>der</strong>ter und alter Menschen in den 50er<br />
und 60er <strong>Jahre</strong>n ohne Berührungsängste, Paul Stäbler<br />
etablierte beispielsweise Verbesserungen in <strong>der</strong> Lebensqualität<br />
psychisch kranker Menschen durch den Aufbau<br />
dezentraler und überschaubarer Strukturen außerhalb<br />
psychiatrischer Großanstalten.<br />
Paul Stäbler redet vor Festgästen<br />
Bis zu seinem Tod im Jahr 1970 wurden acht Einrichtungen<br />
gegründet, mit insgesamt fast 1000 Plätzen für<br />
hilfebedürftige Menschen. Danach wurde die Haus am<br />
Berg gGmbH über 30 <strong>Jahre</strong> lang von Stäblers Söhnen<br />
Gerhard und <strong>Werner</strong> weitergeführt. <strong>Werner</strong> Stäbler übte<br />
die Rolle des Geschäftsführers aus und Gerhard Stäbler<br />
hatte den Vorsitz in <strong>der</strong> Gesellschafterversammlung<br />
und im Aufsichtsrat.<br />
In die letzten <strong>Jahre</strong> ihrer Tätigkeit fi el die Diskussion um<br />
die Entprivatisierung <strong>der</strong> Haus am Berg gGmbH. Fast<br />
90% <strong>der</strong> Stimmrechte in <strong>der</strong> Gesellschaft lagen bei den<br />
acht Grün<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Enkeln. <strong>Die</strong> Erkenntnis<br />
setzte sich durch, dass die <strong>der</strong>zeitige Konstruktion<br />
für eine Einrichtung mit diakonischem Auftrag langfristig<br />
nicht tragfähig sein konnte. Am 22. März 1996<br />
wurde daher die Kirchliche Stiftung Haus am Berg<br />
gegründet und alle privat gehaltenen Anteile an <strong>der</strong><br />
gGmbH <strong>der</strong> Stiftung zugestiftet.<br />
„Wir helfen leben“ war das Motto <strong>der</strong> Haus am Berg. Ein<br />
Motto, das die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in <strong>der</strong><br />
Haus am Berg gGmbH in über 50 <strong>Jahre</strong>n glaubwürdig<br />
verkörperten.<br />
11.<br />
25
12.<br />
1952<br />
1953<br />
1955<br />
1956<br />
1958<br />
26<br />
Chronik ab 1952<br />
1952 1953 1955 1958<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Einweihung des Lehrlings- und Jugendwohnheims<br />
„Friedrich-Naumann-Haus“ in Reutlingen.<br />
Das Altenpfl egeheim in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße<br />
(heute Seniorenzentrum Stadtmitte) in Reutlingen<br />
wird eröffnet. Neben den Heimbewohnern ist dort<br />
bis 1973 die Verwaltung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />
untergebracht.<br />
Pfarrer Magnus Schiebe, Urgroßneffe von <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong>, wird Vorstand und Geistlicher Leiter<br />
Umwandlung des Hauses in Alpirsbach in ein Altenheim<br />
(heute Seniorenzentrum Alpirsbach).<br />
Erwerb des Riesenhofes bei Ravensburg (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen Ravensburg-Bodenseekreis).<br />
Riesenhof in den 60er <strong>Jahre</strong>n<br />
Das Altenpfl egeheim<br />
in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<br />
<strong>Werner</strong>-Straße im<br />
Bau<br />
Gründung <strong>der</strong> Haus am Berg gGmbH durch Paul<br />
Stäbler, vorher Direktor <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />
Kauf des Ritterschen Anwesens und Übergabe <strong>der</strong><br />
Holzwarenfabrik G. A. Ritter an Haus am Berg.<br />
Umbau des Gebäudes an <strong>der</strong> Münsinger Straße in<br />
Bad Urach zu einem Alten- und Lehrlingsheim, in<br />
dem 40 alte Menschen, 45 Lehrlinge, 10 Haustöchter<br />
sowie 3 Mitarbeiter wohnen.<br />
Johannes Brenz<br />
Haus (l.), Käthe<br />
Luther Haus (r.),<br />
in Bad Urach<br />
Zunächst Anmietung und dann Bau eines Mädchenwohnheimes<br />
mit 50 Plätzen sowie Errichtung eines<br />
Altenwohnheims mit zwölf Plätzen in Stuttgart-<br />
Schönberg (heute Seniorenzentrum Schönberg).<br />
Mädchenwohnhaus in Stuttgart-Schönberg<br />
Das Mädchenwohnheim „Maria-Martha-Stift“ in<br />
<strong>der</strong> Eugenstraße 4 in Stuttgart-Mitte wird mit 80<br />
Plätzen fertiggestellt. Grundstückseigentümerin ist<br />
die Süddeutsche Vereinigung für Evangelisation.<br />
In den beiden Mädchenwohnheimen werden<br />
vorwiegend Mädchen aus <strong>der</strong> Deutschen Demokratischen<br />
Republik (DDR) aufgenommen, die so lange<br />
im Heim wohnen, bis sie eine neue Heimat fi nden.<br />
Mitte <strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> werden diese beiden Einrichtungen<br />
zu Wohnhäusern für psychisch kranke<br />
und seelisch behin<strong>der</strong>te Frauen umgewandelt (heute<br />
Sozialpsychiatrische Hilfen Stuttgart).
1959 1960 1962 1964<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Einweihung <strong>der</strong> Oberlinschule<br />
(Schule für<br />
Erziehungshilfe) und des<br />
Mutter-<strong>Werner</strong>-Altenheims<br />
(heute Seniorenzentrum am<br />
Markwasen) in Reutlingen<br />
in Anwesenheit von Bundespräsident<br />
Theodor Heuss.<br />
Übernahme des Jugendheimes Deggingen (heute<br />
Jugendhilfen Deggingen und Oberbergschule).<br />
Einweihung des Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhauses,<br />
Fachklinik für Sozialpsychiatrie in Reutlingen, benannt<br />
nach dem Schwager von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>, <strong>der</strong><br />
die Psychiatrie-Klinik Christophsbad in Göppingen<br />
gegründet hatte. Sein Enkel <strong>Werner</strong> Lan<strong>der</strong>er ist<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> des Stiftungsrates von 1951 – 1972.<br />
Einweihung des Vater-<strong>Werner</strong>-Hauses in Reutlingen,<br />
eines Wohnangebots für Menschen mit geistigen<br />
Behin<strong>der</strong>ungen (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen).<br />
Einweihung des Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhauses<br />
(heute PP.rt)<br />
Pachtweise Übernahme des <strong>der</strong> Stadt Stuttgart gehörenden<br />
Landheims Buttenhausen bei Münsingen.<br />
Aufbau eines Heimes für psychisch kranke und seelisch<br />
behin<strong>der</strong>te Menschen und eines Jugendheims<br />
für Mädchen und Frauen (heute Landheim Buttenhausen).<br />
Direktor Paul Stäbler erhält am 18. August 1960 das<br />
Bundesverdienstkreuz am Bande.<br />
Paul Stäbler mit<br />
Mitarbeitern und<br />
Bewohnern auf<br />
<strong>der</strong> Königshöhe<br />
Neubau und Fertigstellung <strong>der</strong> beschützenden<br />
Werkstätte in Urach, nachdem das alte Werkstattgebäude<br />
abgebrannt war. Von nun an werden die<br />
beiden Gebäude getrennt voneinan<strong>der</strong> genutzt, das<br />
eine als Altenheim und das an<strong>der</strong>e als Jugendheim<br />
für 14 lernbehin<strong>der</strong>te Jugendliche aus Stetten im<br />
Remstal (heute Bru<strong>der</strong>hausDiakonie Werkstätten,<br />
Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />
<strong>Die</strong> Haus am Berg gGmbH betreut an vier Standorten<br />
550 Menschen und hat 80 Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter.<br />
Erwerb <strong>der</strong> Königshöhe in Dettingen/Erms und<br />
Umbau zu einem Heim für 40 psychisch kranke<br />
Frauen aus dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus<br />
Winnenden (heute Gerontopsychiatrisches Pfl egeheim<br />
Königshöhe).<br />
Im Herbst 1964 Kauf des Gasthofs „Fischerhof“ in<br />
Hammereisenbach und pachtweise Übernahme <strong>der</strong><br />
dortigen Landwirtschaft. Umbau des Gasthofes zu<br />
einem Heim für behin<strong>der</strong>te Jugendliche und 1965<br />
Belegung mit jungen behin<strong>der</strong>ten Menschen aus<br />
Stetten (heute Wohnverbund Fischerhof Schwarzwald-Baar).<br />
12.<br />
1959<br />
1960<br />
1962<br />
1964<br />
27
12.<br />
1966<br />
1967<br />
1969<br />
1970<br />
1971<br />
1972<br />
28<br />
1966 1967 1969 1970 1971 1972<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Einweihung <strong>der</strong> Ludwig-Haap-Schule (Schule für<br />
Erziehungshilfe) beim Kin<strong>der</strong>heim Rodt (heute<br />
Jugendhilfeverbund Kin<strong>der</strong>heim Rodt).<br />
Einrichtung einer Schule für Pfl egehelfer in Reutlingen.<br />
Pfarrer Immanuel Steudle wird Geistlicher Leiter<br />
und Vorstand.<br />
Einweihung des Hochhaus-Neubaus des Mutter-<br />
<strong>Werner</strong>-Heims (heute Seniorenzentrum am Markwasen)<br />
am Gaisbühl in Reutlingen.<br />
Am Johann-Hinrich-Wichern-Heim in Reutlingen<br />
wird eine Son<strong>der</strong>berufsschule genehmigt, die seit<br />
1988 den Namen Wilhelm-Maybach-Schule trägt.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>haus-Werkstätten am Gaisbühl entstehen<br />
als eine <strong>der</strong> ersten Werkstätten für Menschen mit<br />
Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong> Bundesrepublik.<br />
<strong>Die</strong> Verwaltung <strong>der</strong><br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />
kurz vor <strong>der</strong> Einweihung<br />
„Heim Kirnhalden“,<br />
in Herbolzheim-<br />
Kenzingen<br />
Pachtweise Übernahme des „Heims Kirnhalden“ in<br />
Bleichheim, Kreis Emmendingen, einer Pockenstation<br />
mit 100 Plätzen (heute Sozialpsychiatrisches<br />
Pfl egeheim Kirnhalden).<br />
Im Oktober 1969 wird das „Heim Waldeck“ in Nagold<br />
im Kreis Calw vom Land Baden-Württemberg pachtweise<br />
übernommen. 75 psychisch kranke Frauen aus<br />
dem Psychiatrischen Landeskrankenhaus Zwiefalten<br />
fi nden hier Aufnahme (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen und Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis Calw).<br />
Am 26. April 1970 stirbt <strong>der</strong> erste Geschäftsführer<br />
von Haus am Berg, Paul Stäbler. Sein Sohn <strong>Werner</strong><br />
Stäbler wird als hauptamtlicher Geschäftsführer von<br />
Haus am Berg in sein Amt berufen.<br />
Der Neubau des „Martha-Stäbler-Heims“ in Buttenhausen<br />
wird bezogen, ein Heim für 70 psychisch<br />
kranke Frauen (heute Landheim Buttenhausen).<br />
Im August 1972 Erwerb des „St. Georgenhofs“<br />
in Pfronstetten, Kreis Reutlingen, eines landwirtschaftlichen<br />
Gutsbetriebs und Freizeitheims<br />
(heute Freizeitheim St. Georgenhof).
1973 1974 1975 1976 1978<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
<strong>Die</strong> zentrale Verwaltung <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />
zieht ins neue Gebäude am Gaisbühl in Reutlingen.<br />
Für die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mitarbeitenden <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> Stiftung in Reutlingen wird eine Kin<strong>der</strong>krippe<br />
eröffnet (heute Kin<strong>der</strong>garten <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus-<br />
Diakonie).<br />
<strong>Die</strong> erste Außenwohngruppe für geistig behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen in Reutlingen wird eingerichtet.<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Grafi schen Werkstätte in Reutlingen<br />
mit Arbeitsplätzen für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen.<br />
Einweihung des Ferienheimes Eisenbach.<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Schule für Heilerziehungspfl ege in<br />
Reutlingen (ab 1981 auf dem Traifelberg bei Lichtenstein<br />
– heute Diakonisches Institut für soziale<br />
Berufe).<br />
Einweihung des Treffpunkts für Ältere in Reutlingen.<br />
Einweihung <strong>der</strong> Wohnhäuser des Oberlin-Jugendhilfeverbundes<br />
in Reutlingen, wo Jugendliche und<br />
Mitarbeiter unter einem Dach wohnen.<br />
Einweihung <strong>der</strong> neuen Werkstatt auf dem Riesenhof<br />
(heute Sozialpsychiatrische Hilfen Ravensburg-<br />
Bodenseekreis).<br />
Aufbau des „Wohngruppenverbundes Reutlingen“<br />
vorwiegend für Menschen mit geistiger Behin<strong>der</strong>ung:<br />
<strong>Die</strong> Heimplätze werden reduziert und immer<br />
mehr Bewohner ziehen in Wohnungen im Stadtgebiet.<br />
In Schernbach im Schwarzwald beginnen umfangreiche<br />
Baumaßnahmen. 1982 wird ein neuer Bau für<br />
Wohngruppen fertiggestellt. <strong>Die</strong> letzte Maßnahme,<br />
die Renovierung des Stammhauses, wird 1997 abgeschlossen.<br />
Gründung und Eröffnung <strong>der</strong> Altenpfl egeschule<br />
Haus am Berg in Stuttgart als Ausbildungsstätte für<br />
Mitarbeitende im Pfl egedienst (heute Diakonisches<br />
Institut für soziale Berufe).<br />
Der Bau eines zentralen Wirtschaftsgebäudes in<br />
Buttenhausen mit Küche, Metzgerei, Bäckerei und<br />
Mitarbeiterspeisesaal kommt im Juni 1973 zum<br />
Abschluss. Von hier aus werden die einzelnen Zweigeinrichtungen<br />
versorgt.<br />
Fertigstellung eines Erweiterungsbaues <strong>der</strong> Werkstatt<br />
für behin<strong>der</strong>te Menschen und <strong>der</strong> Hauptverwaltung<br />
in Urach, Münsinger Straße 96 (heute<br />
Werkstätten, Ausbildungsverbund).<br />
Beschäftigte im Heim Fischerhof<br />
19. Oktober 1976 Umzug <strong>der</strong> Altenpfl egeschule von<br />
Stuttgart nach Bad Urach (heute Diakonisches Institut<br />
für soziale Berufe).<br />
Lädle Heim Waldeck, Nagold<br />
12.<br />
1973<br />
1974<br />
1975<br />
1976<br />
1978<br />
29
12.<br />
1979<br />
1980<br />
1981<br />
1982<br />
1984<br />
30<br />
1979 1980 1981 1982 1984<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
<strong>Die</strong> Diakoniestation Oberes Kinzigtal, ein Angebot<br />
<strong>der</strong> ambulanten Pfl ege, wird zusammen mit <strong>der</strong><br />
Kirchengemeinde Alpirsbach gegründet. Seit 1999<br />
hat die <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, später die Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
die Trägerschaft.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus und die<br />
Lebenshilfe e.V. gründen gemeinsam in Reutlingen<br />
ein offenes Angebot für Menschen mit und ohne<br />
Behin<strong>der</strong>ungen, genannt BAFF (Bildung - Aktion -<br />
Freizeit - Feste).<br />
Eröffnung des Seniorentreffpunkts in Betzingen.<br />
Kauf des „Hotels Traifelberg“. <strong>Die</strong> Heilerziehungspfl<br />
egeschule fi ndet dort ihre Heimat.<br />
Das Friedrich-Naumann-Haus in Reutlingen wird<br />
zum Übergangswohnheim für psychisch kranke<br />
Menschen.<br />
<strong>Die</strong> Stiftung hat für die Bru<strong>der</strong>haus-Fabriken in<br />
großem Umfang gebürgt und muss nun bei <strong>der</strong>en<br />
Konkurs große Teile des Stiftungsvermögens veräußern.<br />
<strong>Die</strong> Funktion des Verwaltungsleiters wird in eine<br />
Vorstandsposition umgewandelt. Der Kaufmann<br />
<strong>Die</strong>ter Adel tritt in den Vorstand ein. Pfarrer Steudle<br />
wird Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>, <strong>Die</strong>ter Adel ist Stellvertreter.<br />
Seine Aufgabe ist die Sanierung <strong>der</strong> Stiftung.<br />
Friedrich-Naumann-Haus<br />
Maria-Martha-Stift,<br />
Eugensstraße 4 in<br />
Stuttgart<br />
Das psychiatrische Altenpfl egeheim mit Therapiezentrum<br />
in Stuttgart-Schönberg wird fertiggestellt<br />
und Bewohner aus dem Haus Röhrlingweg 9<br />
und aus dem Maria-Martha-Stift in Stuttgart ziehen<br />
ein (heute Seniorenzentrum Schönberg).<br />
In den Folgejahren ist es verstärkt das Bemühen von<br />
Haus am Berg, die Arbeit weiter zu qualifi zieren.<br />
Räumliche Verbesserungen für die Unterbringung<br />
<strong>der</strong> Heimbewohner stehen an, eine Aufl ockerung<br />
<strong>der</strong> Belegung an den unterschiedlichsten Standorten<br />
sind die Folge.<br />
<strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Mitarbeitenden erhöht sich in wenigen<br />
<strong>Jahre</strong>n auf etwa 550, und die hierfür notwendigen<br />
Arbeitsplätze werden geschaffen. Insgesamt werden<br />
etwa 1000 Menschen an acht Standorten versorgt,<br />
geför<strong>der</strong>t und gepfl egt.<br />
Im Februar 1982 wird in Bad Urach mit dem Neubau<br />
eines Altenpfl egeheimes begonnen (heute Seniorenzentrum<br />
Herzog Christoph).<br />
Im Januar 1984 sind 100 alte und pfl egebedürftige<br />
Menschen in das Altenpfl egeheim „Herzog Christoph“<br />
(heute Seniorenzentrum Herzog Christoph)<br />
in Bad Urach eingezogen. <strong>Die</strong>ses neue Altenpfl egeheim<br />
wurde Nachfolger <strong>der</strong> Altenheime von Haus<br />
am Berg und <strong>der</strong> Stadt Bad Urach.
1984 1985 1987 1988 1990<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
In Kooperation mit <strong>der</strong> Lebenshilfe Reutlingen wird<br />
das bestehende Angebot BAFF um den Familienunterstützenden<br />
<strong>Die</strong>nst Reutlingen (FeDeR) erweitert.<br />
Beide sind im Kaffeehäusle in Reutlingen untergebracht.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>haus-Werkstätten eröffnen in <strong>der</strong><br />
Alteburgstraße in Reutlingen eine Werkstatt<br />
für psychisch kranke Menschen<br />
(heute Bru<strong>der</strong>hausDiakonie, Werkstätten).<br />
Der Sozialpsychiatrische <strong>Die</strong>nst im Landkreis<br />
Reutlingen, ein ambulantes Hilfeangebot, nimmt<br />
seine Arbeit auf (heute Sozialpsychiatrische Hilfen<br />
Reutlingen-Zollernalb).<br />
Einweihung <strong>der</strong> neuen Lehrlingswerkstatt für<br />
Metall-Fachwerker in Pfullingen<br />
(heute Ausbildungsverbund).<br />
Entfl echtung <strong>der</strong> Angebote für geistig behin<strong>der</strong>te<br />
Menschen und psychisch Erkrankte.<br />
Das Bru<strong>der</strong>haus Gaisbühl (bisher Wohnangebote<br />
für geistig und seelisch behin<strong>der</strong>te Menschen)<br />
und das Friedrich-Naumann-Haus (bislang Übergangswohnheim<br />
für psychisch kranke Menschen)<br />
werden zum Sozialpsychiatrischen Wohnverbund<br />
Reutlingen zusammengeführt, wobei die Bewohner<br />
des Friedrich-Naumann-Hauses in Wohnungen im<br />
Stadtbereich ziehen (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen Reutlingen-Zollernalb).<br />
Gedenk-Gottesdienst für die<br />
Opfer <strong>der</strong> Euthanasie im Dritten<br />
Reich im Bru<strong>der</strong>haus mit<br />
Vorstellung einer Dokumentation<br />
und Enthüllung von<br />
Gedenktafeln in Reutlingen<br />
und im Schwarzwald.<br />
<strong>Die</strong> Landwirtschaft auf <strong>der</strong><br />
Bleiche wird Biolandhof.<br />
Weitere bauliche Verbesserungen und Neubauten<br />
von Wohnheimen, Wohngruppen und Außenwohngruppen<br />
folgen auch je ein Neubau zweier<br />
Behin<strong>der</strong>ten-Zweigwerkstätten in Buttenhausen<br />
und Hammereisenbach.<br />
Das Landheim Buttenhausen geht in den Besitz von<br />
Haus am Berg über.<br />
Landheim Buttenhausen<br />
Am <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Platz wird das Denkmal für<br />
die Opfer <strong>der</strong> Euthanasie enthüllt.<br />
12.<br />
1984<br />
1985<br />
1987<br />
1988<br />
1990<br />
31
12.<br />
1991<br />
32<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
1992 <strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus über- 33 Bewohnerinnen vom Maria-Martha-Stift in <strong>der</strong><br />
1993<br />
1991 1992 1993<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Sanierung nach dem Konkurs <strong>der</strong><br />
Fabriken wird das Bru<strong>der</strong>hausgelände an die Stadt<br />
Reutlingen veräußert. Außer dem Krankenhäusle<br />
werden alle noch vorhandenen Gebäude abgerissen<br />
und müssen Platz machen für die neue Straßenführung<br />
zwischen Wandel- und AOK-Knoten. Für die<br />
Bewohnerinnen und Bewohner insbeson<strong>der</strong>e des<br />
Kin<strong>der</strong>hauses werden die Heime am <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />
Platz an <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Straße geschaffen.<br />
Auf dem Gaisbühlgelände entsteht die Gemeinschaftsküche<br />
zur Versorgung <strong>der</strong> Einrichtungen in<br />
Reutlingen. Für Mitarbeiter und Beschäftigte <strong>der</strong><br />
Werkstatt entsteht eine Kantine.<br />
In Friedrichshafen zieht man vom Haus am See um<br />
in das neu gebaute <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift im Stadtteil<br />
Oberhof (heute Seniorenzentrum <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-<br />
Stift). Zusammen mit dem Pfl egeheim entstehen<br />
Betreute Seniorenwohnungen.<br />
nimmt die Trägerschaft <strong>der</strong> Jugendgemeinschaftswerke<br />
in Reutlingen und Nürtingen (heute Jugendmigrationsdienst).<br />
In Reutlingen wird das „Tagwerk“ eingerichtet. Es<br />
bietet Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen<br />
mit psychischer Behin<strong>der</strong>ung (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen Reutlingen-Zollernalb).<br />
Einstieg in die Schulsozialarbeit.<br />
Der Vorstand wird erweitert. Neben Pfarrer Immanuel<br />
Steudle und <strong>Die</strong>ter Adel sind nun auch die seitherigen<br />
Bereichsleiter <strong>Werner</strong> Opitz und Dr. Albert<br />
Haas Mitglie<strong>der</strong> im Vorstand.<br />
Das renovierte und erweiterte Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-<br />
Krankenhaus wird in Anwesenheit von Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker eröffnet.<br />
<strong>Die</strong> Grafi sche Werkstätte in Reutlingen übernimmt<br />
den Diakonie-Verlag.<br />
Im Oktober wird das Wohnhaus für Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen in Waldachtal-Lützenhardt<br />
eröffnet.<br />
Blick vom Calverbühl<br />
in Dettingen/Erms<br />
Eugenstraße 4 ziehen ins Haus am Eugensplatz,<br />
Alexan<strong>der</strong>straße 1 in Stuttgart um. Das Maria-<br />
Martha-Stift wird wegen <strong>der</strong> Stuttgarter Kulturmeile<br />
(Staatsgalerie) abgerissen (heute Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen Stuttgart).<br />
Haus am Eugensplatz, Stuttgart
1994 1995 1996 1997<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Pfarrer Lothar Bauer wird Geistlicher Leiter und<br />
Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong>.<br />
Auf dem Gaisbühlgelände wird die Psychiatrische<br />
Tagesklinik mit 20 Plätzen eröffnet. Zusammen<br />
mit dem kurz zuvor renovierten und erweiterten<br />
Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhaus (34 Betten) vervollständigt<br />
sie das Angebot für gemeindenahe<br />
Psychiatrie in Reutlingen. In Verbindung mit dem<br />
Heinrich-Lan<strong>der</strong>er-Krankenhaus kann nun auch eine<br />
Psychiatrische Tagesklinik eröffnet werden.<br />
Eröffnung des Hauses am Schulberg in Pliezhausen<br />
(heute Altenpfl egeheim Haus am Schulberg).<br />
<strong>Die</strong> Sanierung <strong>der</strong> Stiftung ist abgeschlossen. <strong>Die</strong><br />
letzte Rate <strong>der</strong> Schuldentilgung aus den Fabrikkonkursen<br />
wird überwiesen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung zum Bru<strong>der</strong>haus übernimmt<br />
die Trägerschaft <strong>der</strong> Sozialstation Südwest in<br />
Reutlingen und erweitert somit ihre Angebote <strong>der</strong><br />
Altenhilfe um die ambulante Pfl ege.<br />
Beim Mutter-<strong>Werner</strong>-Heim entsteht neben dem<br />
„Hochhaus“ ein Pfl egeheimneubau mit 63 Plätzen,<br />
<strong>der</strong> sogenannte „Rundbau“.<br />
Diakon Friedemann Staiger geht als jahrzehntelanger<br />
Leiter <strong>der</strong> Mutter-Anstalt in den Ruhestand. Mit<br />
ihm endet die Ära <strong>der</strong> Hausväter und Hauseltern in<br />
<strong>der</strong> Stiftung.<br />
<strong>Die</strong> Stiftung stellt das historische „Krankenhäusle“<br />
für das erste Gemeindepsychiatrische Zentrum in<br />
Baden-Württemberg zur Verfügung. Im Sinne <strong>der</strong><br />
„Personenzentrierung“ entsteht zusammen mit<br />
an<strong>der</strong>en Trägern eine nie<strong>der</strong>schwellige Anlaufstelle<br />
für alle sozialpsychiatrischen <strong>Die</strong>nste.<br />
Werkstatt in Dettingen/Erms<br />
Für Haus am Berg wird mit einem neuen Gesellschaftsvertrag<br />
und mit <strong>der</strong> Bildung einer Stiftung<br />
eine dauerhafte gemeinnützige Organisation<br />
gegründet (Ausson<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gesellschafteranteile<br />
aus Familien und Privatvermögen). Vorstand <strong>der</strong><br />
Stiftung werden Prof. Martin Beck und Immanuel<br />
Rösch, sechs Mitglie<strong>der</strong> bilden den Stiftungsrat,<br />
neun Mitglie<strong>der</strong> eine Stiftungsversammlung.<br />
Haus am Berg erhält im Alb-Donau-Kreis zehn Plätze<br />
für das ambulant betreute Wohnen.<br />
Zunächst wird ein Büro im Landratsamt Ulm eingerichtet<br />
und mit einer Mitarbeiterin besetzt (heute<br />
Sozialpsychiatrische Hilfen Alb-Donau).<br />
Haus am Berg verlegt aus Platzgründen die Altenpfl<br />
egeschule von Bad Urach nach Metzingen. Der<br />
Ausbildungsbedarf steigt, und es wird ein jährlicher<br />
Ausbildungsbeginn nötig.<br />
12.<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
33
12.<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
<strong>200</strong>0<br />
34<br />
1997 1998 1999 <strong>200</strong>0<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Eine Sammlerin für den „Verein <strong>der</strong> Freunde des<br />
Bru<strong>der</strong>hauses“ vermacht <strong>der</strong> Stiftung ihr Haus in<br />
Ebingen. Dort beginnt die Arbeit für psychisch kranke<br />
Menschen im Zollernalbkreis.<br />
<strong>Die</strong> Stiftung unterstützt die seither jährlich durchgeführte<br />
Reutlinger Vesperkirche und liefert das Essen<br />
aus ihrer Zentralküche.<br />
Gründung <strong>der</strong> Evangelischen Diakonie gGmbH zusammen<br />
mit <strong>der</strong> Kirchengemeinde Friedrichshafen,<br />
eines Angebots <strong>der</strong> ambulanten Pfl ege innerhalb<br />
<strong>der</strong> Altenhilfe.<br />
Einweihung von drei neuen Wohnhäusern im Bru<strong>der</strong>haus<br />
Fluorn (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe im Landkreis<br />
Rottweil).<br />
In Reutlingen und Friedrichshafen entsteht das Angebot<br />
Essen auf Rä<strong>der</strong>n, genannt „Menü-Service“.<br />
Beginn <strong>der</strong> Schul-Kooperation „Rommelsbacher<br />
Modell“.<br />
Inbetriebnahme des Altenpfl egeheims im Gebrü<strong>der</strong>-<br />
Hehl-Stift in Loßburg (heute Seniorenzentrum<br />
Gebrü<strong>der</strong>-Hehl-Stift).<br />
Beginn <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausinitiative für Arbeit in Reutlingen.<br />
„Mechanikus“ beschäftigt Menschen mit<br />
psychischen Erkrankungen und Langzeitarbeitslose.<br />
Beginn des Projektes „Radstall“ für arbeitslose Jugendliche<br />
in Tübingen.<br />
<strong>Die</strong> Aus- und Fortbildungsstätte Traifelberg fi ndet<br />
im Diakonischen Institut für soziale Berufe eine<br />
neue Trägerschaft in <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung<br />
zusammen mit Haus am Berg.<br />
Einweihung des neu errichteten Hauses Bleichfeld<br />
<strong>der</strong> Heime im Ermstal in Bad Urach (heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe<br />
Ermstal).<br />
In Tübingen wird ein niedrigschwelliges Arbeits-,<br />
Beschäftigungs- und Qualifi zierungsangebot für<br />
Jugendliche und junge Erwachsene eingerichtet.<br />
Zunächst „Nabe“ genannt, lautet <strong>der</strong> Name ein Jahr<br />
später „Spielwerk“.<br />
Verpachtung <strong>der</strong> Landwirtschaft in Buttenhausen.<br />
In Kooperation mit <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung wird<br />
das Diakonische Institut für soziale Berufe mit dem<br />
Ziel <strong>der</strong> Aus-, Fort- und Weiterbildung gegründet.<br />
In Dettingen/Erms wird im September eine Zweigwerkstatt<br />
<strong>der</strong> Bad Uracher Werkstätten erbaut.<br />
Entsprechend den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen einer anerkannten<br />
Werkstatt für behin<strong>der</strong>te Menschen wird<br />
diese mit 100 Plätzen gebaut und bezogen.<br />
Direktor <strong>Werner</strong> Stäbler erhält das Bundesverdienstkreuz<br />
am Bande.<br />
Am 30. Juni 1998 wird – nach mehr als 30-jähriger<br />
Tätigkeit – <strong>der</strong> zweite Geschäftsführer von Haus<br />
am Berg, Direktor <strong>Werner</strong> Stäbler, in den Ruhestand<br />
verabschiedet. Als Nachfolger werden die beiden<br />
Prokuristen berufen, <strong>der</strong> Diplom-Pädagoge Günter<br />
Braun und <strong>der</strong> Diplom-Volkswirt Rainer Single.<br />
Das Dach des gerontopsychatrischen Pfl egeheims<br />
Königshöhe in Dettingen/Erms wird in zwei Etappen<br />
angehoben. Darunter wird ein neues Stockwerk<br />
aufgesetzt und es werden vorwiegend Ein- und<br />
Zweibettzimmer für die dort lebenden Bewohnerinnen<br />
und Bewohner geschaffen.<br />
Gernotopysychiatrisches Pfl egeheim Königshöhe in<br />
Dettingen/Erms
<strong>200</strong>0 <strong>200</strong>1<br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung Haus am Berg<br />
Mit <strong>der</strong> Stadt Reutlingen wird ein Plan zur Dezentralisierung<br />
<strong>der</strong> Altenpfl egeeinrichtungen in <strong>der</strong><br />
Stadt vereinbart. <strong>Die</strong> Stiftung wird künftig ohne<br />
wesentliche Erhöhung ihrer Platzzahlen an sechs<br />
anstatt wie zuvor zwei Standorten stationäre<br />
Pfl ege anbieten.<br />
Eröffnung des Betreuten Seniorenwohnens am<br />
Mutter-<strong>Werner</strong>-Heim in Reutlingen (heute Seniorenzentrum<br />
am Markwasen). Hier wird auch die<br />
erste Solaranlage in Betrieb genommen.<br />
Gründung <strong>der</strong> Saale-Neckar-Diakonie gGmbH<br />
zusammen mit <strong>der</strong> Evangelischen Stiftung Christopherushof.<br />
<strong>Die</strong> Saale-Neckar-Diakonie betreibt<br />
in Thüringen das Therapeutische Zentrum Saalfeld,<br />
eine Einrichtung für Suchtkranke. Daneben<br />
betreibt die SANE Pfl egeheime und Diakoniestationen.<br />
<strong>Die</strong> Stiftung unterstützt mit ihrem Engagement<br />
den Aufbau diakonischer Einrichtungen in<br />
Thüringen.<br />
Gründung <strong>der</strong> Psychiatrie gGmbH zusammen mit<br />
<strong>der</strong> Münsterklinik Zwiefalten zur Sicherstellung<br />
<strong>der</strong> wohnortnahen psychiatrischen Versorgung in<br />
Reutlingen.<br />
Eröffnung eines Appartement-Hauses in zentraler<br />
Lage (Wohnhaus für Menschen mit geistiger<br />
Behin<strong>der</strong>ung) des Wohngruppenverbunds Reutlingen<br />
(heute Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen).<br />
<strong>Die</strong> Ludwig-Haap-Schule erweitert ihr schulisches<br />
Angebot um eine Außenstelle in Calw.<br />
Am Gaisbühl in Reutlingen eröffnet die Stiftung<br />
das erste Fachpfl egeheim in Baden-Württemberg.<br />
Den psychisch kranken Menschen, die pfl egebedürftig<br />
geworden sind, sollen die Leistungen <strong>der</strong><br />
Pfl egeversicherung in vollem Umfang erschlossen<br />
werden.<br />
Wohnhaus am Spital<br />
in Ehingen (Donau)<br />
Im Januar <strong>200</strong>1 wird das „Wohnhaus am Spital“ in<br />
Ehingen (Donau) eingeweiht. 17 Bewohnerinnen<br />
und Bewohner bereiten sich hier auf eine offenere<br />
Wohnform vor. Dem Wohnhaus angeglie<strong>der</strong>t ist ab<br />
diesem Zeitpunkt das ambulant betreute Wohnen<br />
(heute Sozialpsychiatrische Hilfen Alb-Donau).<br />
21 betreute Seniorenwohnungen „An den Mauergärten“<br />
in Bad Urach werden fertiggestellt und im Dezember<br />
<strong>200</strong>1 bezogen. <strong>Die</strong>se Wohnanlage entspricht<br />
allen Anfor<strong>der</strong>ungen für Betreutes Seniorenwohnen<br />
und erhält dafür das Qualitätssiegel.<br />
Betreute Seniorenwohnanlage An den Mauergärten<br />
12.<br />
<strong>200</strong>0<br />
<strong>200</strong>1<br />
35
13.<br />
<strong>200</strong>3<br />
<strong>200</strong>4<br />
<strong>200</strong>5<br />
36<br />
Chronik ab <strong>200</strong>2<br />
<strong>200</strong>2 <strong>200</strong>3 <strong>200</strong>4 <strong>200</strong>5<br />
<strong>200</strong>2 Auf Initiative des Vorstandes <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, Martin Beck, und des Vorsitzenden des<br />
Stiftungsrates <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung, Siegfried Hörrmann, beschlossen die Gremien <strong>der</strong><br />
<strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung und <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, in einem Unternehmensverbund als zwei<br />
selbstständige Unternehmen zusammenzuarbeiten.<br />
Mit einer Satzungsän<strong>der</strong>ung wurden sechs Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg in den Stiftungsrat<br />
aufgenommen (gemeinsames Aufsichtsgremium), in die Stiftungsversammlung wurden zwölf<br />
weitere Mitglie<strong>der</strong> aufgenommen, die von <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg bestimmt wurden.<br />
<strong>Die</strong>s schuf die Voraussetzung für die gemeinsame fünfköpfi ge Geschäftsführung bei<strong>der</strong> Unternehmen.<br />
<strong>Die</strong> Vorstände <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung werden gleichzeitig zu Geschäftsführern <strong>der</strong> Haus<br />
am Berg gGmbH, umgekehrt die Geschäftsführer von Haus am Berg zu Vorständen <strong>der</strong> <strong>Gustav</strong><br />
<strong>Werner</strong> Stiftung.<br />
In <strong>der</strong> Röntgenstraße 17 wird eine Zweigstelle <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hauswerkstätte für psychisch kranke<br />
Menschen in Reutlingen eingerichtet.<br />
Renovierung des Altbaus auf <strong>der</strong> Bleiche, Bad Urach (Behin<strong>der</strong>tenhilfe Ermstal).<br />
Eröffnung des Frischemarktes in Orschel-Hagen: Im Supermarkt <strong>der</strong> Tochterfi rma Intego GmbH<br />
werden Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen mit psychischen Behin<strong>der</strong>ungen geschaffen.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie stabilisiert mit dem Markt das Zentrum des Stadtteils Orschel-Hagen.<br />
Einweihung des Hauses am See in Friedrichshafen mit 17 betreuten Seniorenwohnungen.<br />
Für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung wird die „Beratungsstelle für selbstbestimmtes Leben“ eröffnet.<br />
In Horb wird eine Wohngruppe für Menschen mit psychischen Erkrankungen gestartet.<br />
Martin Bauch übernimmt den Stiftungsratsvorsitz von Kirchenrat Siegfried Hörrmann.<br />
Zum 1. Januar fusionieren beide Unternehmen nach Satzungsän<strong>der</strong>ung durch die Stiftungsversammlung<br />
zur Bru<strong>der</strong>hausDiakonie. <strong>Die</strong>s erfolgt nach Beschluss des Stiftungsrates und <strong>der</strong> Zustimmung<br />
<strong>der</strong> Stifter <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg, <strong>der</strong> Landeskirche und <strong>der</strong> Stiftungsaufsicht durch<br />
Zulegung <strong>der</strong> Stiftung Haus am Berg zur <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> Stiftung.<br />
Das Seniorenzentrum <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift in Ravensburg wird eröffnet.<br />
In Balingen wird die neue betreute Wohneinrichtung Talstraße eingeweiht (heute: Sozialpsychiatrische<br />
Hilfen Reutlingen-Zollernalb)<br />
<strong>Die</strong> Karl-Olga-Altenpfl ege Stuttgart wird Tochtergesellschaft <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />
Im Oberlin-Jugendhilfeverbund entsteht ein Angebot für Kin<strong>der</strong> von psychisch kranken Eltern.<br />
Am 1. Januar geht die Trägerschaft von FABI (Fachdienst Assistenz, Beratung, Inklusion) an den<br />
Oberlin-Jugendhilfeverbund.<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Gemeindepsychiatrischen Zentren in Horb a.N. und Ehingen (Donau).<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie und die Bürgerinitiative WIM e.V. (Wohnen in Metzingen) richten gemeinsam<br />
ein Wohnhaus für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in Metzingen-Neuhausen ein.<br />
Das Seniorenzentrum in Betzingen wird eingeweiht.
<strong>200</strong>6 <strong>200</strong>7<br />
Wilhelm-Maybach-Jahr. <strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie erinnert daran, dass <strong>der</strong> Industriepionier Wilhelm<br />
Maybach vor 150 <strong>Jahre</strong>n ins Bru<strong>der</strong>haus gekommen ist, und sie zeigt den Zusammenhang von<br />
Wirtschaft und Sozialem.<br />
<strong>Die</strong> Werkstatt übernimmt die Versorgung von drei Schulkantinen.<br />
Der Ausbildungsverbund Tübingen eröffnet die Gebrauchtwarenbörse Retour – Service rund ums<br />
Haus, um Menschen mit wenig Aussicht auf einen regulären Arbeitsplatz eine Chance zu bieten.<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung arbeiten im Biolandbetrieb auf dem Gaisbühl. Im neu eröffneten<br />
Bioland-Hofl aden werden eigene Erzeugnisse verkauft.<br />
<strong>Die</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe Reutlingen erweitert ihr Angebot um ein neues Wohnhaus.<br />
Das Seniorenzentrum Gönningen wird in Betrieb genommen.<br />
Seniorenzentrum Gönningen<br />
Einweihung <strong>der</strong> Seniorenzentren Teningen und Mittelstadt.<br />
Das Seniorenzentrum Alpirsbach wird nach Umbau neu eröffnet.<br />
<strong>Die</strong> Werkstätten für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen in Dettingen/Erms weihen in Zusammenarbeit<br />
mit dem Automobilzulieferer ElringKlinger KG neue Lagerräume ein.<br />
Der Ausbildungsverbund Tübinger Werkstätten richtet neue Werkstatträume ein.<br />
In <strong>der</strong> Reutlinger City-Kirche entsteht das Café Nikolai, in dem Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung im<br />
Service arbeiten.<br />
Der Wohnverbund Fischerhof weiht Haus Forbental ein, in Donaueschingen werden neue Werkstatträume<br />
für Behin<strong>der</strong>te eröffnet und eine Kontaktstelle <strong>der</strong> Offenen Hilfen wird eingerichtet –<br />
Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung und Angehörige erhalten Beratung und Unterstützung.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie kauft das Grundstück und übernimmt die gemeinnützige Betriebs-GmbH<br />
des Pfl egeheims Villa Seckendorff in Bad Cannstatt.<br />
Im Vorstand verbleiben Pfarrer Lothar Bauer als Vorsitzen<strong>der</strong>, Günter Braun und Rainer Single als<br />
Stellvertreter. <strong>Die</strong> Stiftung organisiert sich nach <strong>der</strong> baden-württembergischen Kommunalreform<br />
stärker nach regionalen Gesichtspunkten und mo<strong>der</strong>nisiert ihre zentralen <strong>Die</strong>nste.<br />
<strong>200</strong>6<br />
<strong>200</strong>7<br />
13.<br />
37
13.<br />
<strong>200</strong>8 Das Seniorenzentrum Schönberg in Stuttgart wird nach Umbau neu eröffnet.<br />
Richtfest des Sozialzentrums <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift Friedrichshafen.<br />
Spatenstich für die Seniorenzentren <strong>Gustav</strong>-<strong>Werner</strong>-Stift Weingarten und Walddorfhäslach,<br />
am Ausgangspunkt des Wirkens von <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Behin<strong>der</strong>tenhilfe Rottweil richtet die Beratungs- und Begegnungsstätte Solifer ein, die<br />
auch Freizeit- und Bildungsangebote für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen anbietet.<br />
Das Altenpfl egeheim Haus am Schulberg in Pliezhausen wird erweitert.<br />
Gründung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>stiftung für Bildung und Beruf <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />
<strong>200</strong>9<br />
38<br />
<strong>200</strong>8 <strong>200</strong>9<br />
Eröffnung des Sozialzentrums Wilhelm-Maybach-Stift als erstes Passivhaus <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
in Friedrichshafen. Das Sozialzentrum besteht aus einem klassischen Pfl egeheim,<br />
Betreutem Seniorenwohnen und einem Sozialpsychiatrischen Fachpfl egeheim. <strong>Die</strong><br />
Kombination dieser Angebote ist in Baden-Württemberg einmalig.<br />
Neubezug <strong>der</strong> Werkstätten in Reutlingen.<br />
<strong>Die</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie feiert das Jubiläum <strong>200</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> unter dem Motto<br />
„Teil haben. Teil sein.“<br />
Über zwei Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg hat sich in <strong>der</strong> sozialen Arbeit viel verän<strong>der</strong>t, doch die Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
führt <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong>s Werk fort. Ausgehend vom christlichen Prinzip <strong>der</strong><br />
Nächstenliebe versuchte <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> mit all seiner Arbeit, benachteiligten Menschen<br />
die Teilhabe an einem würdigen Leben in <strong>der</strong> Gesellschaft zu ermöglichen. Dazu nahm er<br />
Hilfebedürftige auf und gab ihnen eine Heimat, sorgte sich um <strong>der</strong>en Bildung und Ausbildung<br />
und schuf ihnen Arbeitsplätze. Darauf beruht auch die heutige Arbeit <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie.<br />
Junge und alte Menschen, Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen und Menschen<br />
mit psychischen Erkrankungen sollen an Arbeit, Bildung und Heimat teilhaben und ein<br />
möglichst selbstbestimmtes Leben führen können – auch in Zukunft.
Vorstand bzw. Vorstandsvorsitzende nach <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong><br />
Johannes Schnei<strong>der</strong> 1887-1910<br />
Pfarrer Alfred Krockenberger 1911-1936<br />
Direktor Paul Stäbler 1940-1951<br />
Pfarrer Ludwig Schlaich 1951-1956<br />
Pfarrer Magnus Schiebe 1956-1969<br />
Pfarrer Immanuel Steudle 1969-1994<br />
Pfarrer Lothar Bauer seit 1994<br />
Vorsitzende des „Aufsichtsrates“ bzw. Stiftungsrates<br />
Regierungsrat Heinrich Schnei<strong>der</strong> 1882-1888<br />
Regierungspräsident Karl von Luz 1889-1893<br />
Regierungsrat bzw. -direktor Gotthold Kuhn 1894-1925<br />
Oberbürgermeister Karl Emil Hepp 1926-1933<br />
Oberbürgermeister Dr. Richard De<strong>der</strong>er 1933-1945<br />
Stadtrat Erwin Seiz 1945-1951<br />
Dr. <strong>Werner</strong> Lan<strong>der</strong>er 1951-1972<br />
Dr. Hans Ulrich Schaudt 1972-1981<br />
Siegfried Hörrmann 1982-<strong>200</strong>2<br />
Martin Bauch seit <strong>200</strong>3<br />
Geschäftsführung von Haus am Berg<br />
Paul Stäbler 1952-1970<br />
<strong>Werner</strong> Stäbler 1970-1998<br />
Günter Braun 1992-<strong>200</strong>3<br />
Rainer Single 1994-<strong>200</strong>3<br />
Vorsitzende des Aufsichtsrates von Haus am Berg<br />
Gerhard Stäbler 1972-1996<br />
Prof. Martin Beck 1996-<strong>200</strong>1<br />
Impressum<br />
Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
Stiftung <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und Haus am Berg<br />
Ringelbachstraße 211, 72762 Reutlingen<br />
Telefon 07121 278-0<br />
Telefax 07121 278-300<br />
info@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />
www.bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />
Texte: Dr. Wolfgang Oswald, unter Verwendung von Texten von Herbert Winzer,<br />
Frauengeschichtsverein Reutlingen<br />
Fotos: Archiv <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie und Archiv <strong>der</strong> Daimler-Benz AG (Daimler, Maybach)<br />
Redaktion: Klara Kohlstadt, Sonja Steinmaier-Berner, Anna Pytlik<br />
Druck: Grafi sche Werkstätte <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>hausDiakonie März <strong>200</strong>9<br />
39
Bru<strong>der</strong>hausDiakonie<br />
Stiftung <strong>Gustav</strong> <strong>Werner</strong> und Haus am Berg<br />
Ringelbachstraße 211<br />
72762 Reutlingen<br />
Telefon 07121 278-0<br />
Telefax 07121 278-300<br />
info@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de<br />
www.bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de